Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen

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Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen
Informationen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Bremen und Bremerhaven   November /  Dezember 2020

                       Wie kommt Leben
                          in die City?
               Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt

Tarifbindung stärken               Neue Kraft schöpfen                 Bedeutend aber fragil
Bügermeister Bovenschulte          Eltern-Kind-Kuren stark             Kultur- und Kreativwirtschaft
im Interview                       nachgefragt                         in Bremen
Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen
BAM — November / Dezember 2020                                                            Inhalt

      Galerie der Arbeitswelt                       Aktiv und gesund durch den Winter        Interview: Tarifbindung stärken
      Seite 16                                      Seite 10                                 Seite 18

      Inhalt                                                               SERVICE & BERATUNG

                                                                           10
                                                                               Arbeit & Gesundheit
                                                                           			 Aktiv und gesund durch den Winter –
                                                                           			 Tipps für die kalte Jahreszeit

      THEMEN                                                               11			 Fragen & Antworten
                                                                           			 Kurzarbeit in ­Zeiten von Corona –
      			 Schwerpunkt                                                      			 was Beschäftigte wissen sollten
      6			Wie kommt Leben in die City?
      			 Diskussion um Arbeitsplätze in der                               22			   Alles, was Recht ist
      			 Bremer Innenstadt                                                        Rechtstipp / Rechtsirrtum: Nach sechs
                                                                                   Wochen Krankheit gibt es kein Geld mehr
      14
        „Die Welt ein Stück gerechter machen“
        Gespräch mit Bürgermeister Bovenschulte
      			                                                                  23
                                                                             Drei Fragen
        zum Thema Tarifpolitik
                                                                             zum Jobwechsel

      18		  Neue Kraft schöpfen
            Tipps für die Eltern-Kind-Kur                                  IN JEDEM HEFT

      20			 Bedeutend aber fragil                                          3			Editorial
      			 Was Corona mit einem prekären
      			   Arbeitsmarkt macht                                             4			Die Bremer Arbeitswelt in Zahlen
                                                                           			 Corona und der Arbeitsmarkt

                                                                           5			Kurz gemeldet

                                                                           12			 Tipps & Termine
                                      Aktuelle politische Inhalte
        BAM                          und Service-Informationen             13			 Veranstaltungskalender
       im Abo?                      von uns finden Sie auf T
                                                           ­ witter
                                        (@ANK_HB), facebook                16			 Galerie der Arbeitswelt
                                e    (Arbeitnehmerkammer Bremen),
                                                                             Die Chocolatiere
                 er.d
  bam@ ehmerkamm                          ­YouTube und Xing.
         n
  arbeit                                                                   22			   Impressum

                                                                           23			   Cartoon

                                                                           24			   Beratungsangebote & Öffnungszeiten

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Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen
Editorial                                                BAM — November / Dezember 2020

                                                                     EDITORIAL

                        #first7jobs

                         Unter dem Twitter-Hashtag
                                                                     City entwickeln
                                                                     — auch als
                          #first7jobs erfährt man endlich,
                        wie Karrieren gestartet ­wurden.
                         Kellner? Babysitter? Wir ­wollten
                        ­wissen, wie ­prominente
                         ­Bre­­merinnen und ­Bremer ihre
                          Berufslaufbahn ­begonnen haben.

                         Seit Mai 2020 ist Arne ­Frankenstein
                                                                     Arbeitsort
                         Landesbehindertenbeauftragter
                            in Bremen. Seine Aufgabe ist es,
                            die gleichberechtigte Teilhabe
                           ­be­­hinderter Menschen in der
                           Gesellschaft voranzubringen. Der
                             ge­­bürtige Lübecker ist Experte
                           auf dem Gebiet des Behinderten­
                             gleichstellungsrechts. Nach s­ einem
                         ­Studium und Referendariat ar­­bei­
                        tete er als freiberuf­licher wissen­
                           schaft­­licher Autor und ­Gut­achter.
                        ­Außerdem engagierte er sich
                            ­ehrenamtlich in der Behinderten­
                            bewegung. Seine Dissertation
                                                                                                Peter Kruse
                        zum Menschenrecht auf selbst­
                                                                                              Präsident der
                            be­stimmte Lebensführung von
                                                                                       Arbeitnehmerkammer
                          ­Menschen mit Be­­hinderungen
                                                                                                   Bremen
                           schließt ­Frankenstein derzeit ab.
                           Er ist Lehr­beauftragter der Hoch-
                           schule Fulda.
                                                                     Liebe Kolleginnen und Kollegen,
                           Nachhilfelehrer für alle Fächer
                           außerhalb der Naturwissen-                als in der Silvesternacht 2019/ 2020 die Menschen auf dem Goetheplatz vor dem
                           schaften                                  Theater Wiener Walzer tanzen, ahnt niemand, dass das neue Jahr zu einem der
                           Transkripteur von historischen            herausforderndsten seit Ende des Zweiten Weltkrieges werden wird. Die Corona-­
                           Feldpostbriefen                           Krise hat seit März auch Bremen und Niedersachsen fest im Griff.
                           Berichterstatter für Lokalsport                   Knapp 7.300 Bremer und Bremerhavener Betriebe haben von Anfang
                           am Wochenende                             März bis Ende September Kurzarbeit für ihre rund 155.000 Beschäftigten ange-
                           Online-Redakteur einer                    meldet – ein wichtiges Instrument, um Arbeitsplätze in dieser Krise zu erhalten.
                           Anwaltskanzlei                            Trotzdem ist die Arbeitslosigkeit deutlich gestiegen – vor allem in Bremerhaven,
                           Übersetzungshilfe im Rahmen               wie unsere Infografik noch einmal zeigt.
                           eines Buchprojekts über Clara                     Die Kulturbranche, die Gastronomie, der Einzelhandel und der Touris-
                           Schumann                                  mus sind von der Krise besonders hart getroffen. Aber auch in der Industrie
                           Korrekturassistent für                    wackeln viele Arbeitsplätze. Gleichzeitig riskieren Erzieher*innen, Lehrer*in-
                           Jura-Klausuren (Uni Hamburg)              nen, Pflege­kräfte und Verkäufer*innen ihre Gesundheit, um anderen möglichst
                           Referendar am Hanseatischen               schnell ­wieder einen halbwegs stabilen Alltag zu ermöglich. Systemrelevant sind
                           Oberlandesgericht in Bremen               sie – und müssen auch so entlohnt und behandelt werden.

                                                                     Wir werden uns auch 2021 für gute Arbeit, mehr Ausbildungsplätze, Möglich­
                                                                     keiten der Weiterbildung eine gute Infrastruktur in Bremen einsetzen. Und
                                                                     irgendwann tanzen wir wieder vorm Theater.
Foto: Tristan Vankann

                                                                     Ihr Peter Kruse

                                                                     ­Kontakt:     bam@arbeitnehmerkammer.de

                                 Arne Frankenstein

                                                                                                                                                        — 3
Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen
BAM — November / Dezember 2020

      DIE BREMER ARBEITSWELT IN ZAHLEN

      Corona und                                                                                    Im September waren
                                                                                                   7.321 mehr Arbeitslose
                                                                                                       im Land Bremen

      der Arbeitsmarkt                                                                              gemeldet als noch im
                                                                                                  März. Das ist ein Anstieg
                                                                                                        um 20 Prozent.
                                                                                                    Besonders betroffen
                                                                                                    sind junge Menschen
      Die Corona-Pandemie hat sich im Land Bremen                                                      unter 25 Jahren.
      gravierend auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt.
      Für fast die Hälfte (46 Prozent) aller sozial-
      versicherten Beschäftigten wurde von März
      bis September Kurzarbeit angemeldet – damit
      liegt Bremen im Bundesländervergleich weit vorn.

      Kurzarbeit im Land Bremen                                            Anstieg der Arbeitslosigkeit
      Anzahl der potenziellen Neuzugänge                                   im Land Bremen
      in Kurzarbeit (Beschäftigte)                                                                                            43.332
                                                                             44.000
                                                 118.286                     42.000
                    Im
            April 2020 hatten                                                40.000

               5.636                                                         38.000
              Betriebe                                                       36.000
               Kurzarbeit
              angemeldet.                                                    34.000
                                                                                         September 2019            September 2020

                                                                           Zuwächse der Arbeitslosigkeit im Vergleich der
                      548                                    730           beruflichen Abschlüsse in Prozent
                                                                                 40
                   April 2019                    April 2020 Sept. 2020
                                                                                 35
                                                                                 30

      Veränderung der Arbeitslosigkeit bei den                                   25
      unter 25-Jährigen (Zuwächse in Prozent)                                    20

                          14                                                        15

                          13                                                        10
                                                                    12,1
                          12                                                        5

                            11                                                      0
                                                                                         August 2019                  August 2020
                          10                                        9,5
                                                                             insgesamt        ohne abg. Berufsausbildung
                            9                                                betriebl./schul. Ausbildung      akademische Ausbildung
                            8
                                                                                                                                       Quelle: Bundesagentur für Arbeit

                            7
                                 Januar   März      Mai     Juli   Sept.   Arbeitslosigkeit in Bremen und Bremerhaven
                                                                           (September-Quoten im Vergleich)
                                                 2019     2020
                                                                                    Bremen                     Bremerhaven

                                                                             9,6              11,3         11,9            14,4
                                                                             2019             2020          2019              2020

— 4
Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen
BAM — November / Dezember 2020

                    Kurz                                                                                                                                                                                                                                                                             2021
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Wirtschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Management
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Gesundheit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Soziales
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          202 1
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Gesellschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Politik
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Gesundheit

                    gemeldet                                                                                                                                                                                                                         beruf‌liche‌
                                                                                                                                                                                                                                                     bildung‌
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     ‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌bremen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     ‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌bremerhaven
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     ‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌‌bremen-nord‌
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                programm                                                  bremen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              bad zwischenahn
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     bremerhaven
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     ‌‌‌‌‌‌bad‌zwischenahn

                                                                                                                                                                                                                                                     + Kompetenzen für die moderne Arbeitswelt + Aufstiegsfortbildungen + Kaufmännische Bildung
                                                                                                                                                                                                                                                     + Berufsbezogenes Englisch + Gesundheit und Soziales + Interdisziplinäre Bildung + Pflege und Betreuung
                                                                                                                                                                                                                                                     + Erziehung und Soziales + Gesund im Arbeitsleben                                                                          + Bildungszeiten + Wochenendseminare + Seminare und Kurse

                                                                                                                                                                                                                                               wisoak mit neuem
                                                                                                                                                                                                                                               ­Bildungsprogramm
                                                                                                                                                                                                                                               Das Bildungsprogramm der Wirtschafts- und Sozialaka-
                                                                                                                                                                                                                                               demie (wisoak) für 2021 steht – Seminare und Bildungs­
                                                                                                                                                                                                                                               zeiten können ab sofort gebucht werden. Besonderer
                                                                                                                                                                                                                                               Schwerpunkt im kommenden Jahr ist die Auseinander-
                                                                                                                                                                                                                                               setzung mit der Digitalisierung, dementsprechend gibt es
                                                                                                                                                                                                                                               auch neue Qualifizierungsangebote, die zum Teil auch
                                                                                                                                                                                                                                               online zur Verfügung stehen. Das Programm umfasst rund
                                                                                                                                                                                                                                               600 Bildungsangebote. Kammermitglieder erhalten bei
                                                                                                                                                                                                                                               Vorlage der KammerCard einen Rabatt von 10 Euro.
Foto: Max Saufler

                                                                                                                                                                                                                                               Das Programm und weitere Infos finden Sie unter
                                                                                                                                                                                                                                                  www.wisoak.de

                    Satirica ist zurück
                                                                                                                                                                                                                                                            www.arbeitnehmerkammer.de

                    Nach einjähriger Pause ist die 24. Satirica zurück in
                    ­Bremerhaven. Unter dem Motto „Lachen bis einem die                                       Wirtschaftsstruktur, Fachkräftebedarf
                                                                                                              und Studienangebot in Bremen

                                                                                                              Die vorliegende Studie befasst sich mit der aktuellen und
                                                                                                                                                                                Wirtschaftsstruktur, Fachkräftebedarf und Studienangebot in Bremen

                     Mund-Nase-Bedeckung im Halse stecken bleibt“ wird an
                                                                                                              angestrebten Wirtschaftsstruktur des Landes Bremen und der
                                                                                                              Frage, welche (akademischen) Fachkräftebedarfe hieraus
                                                                                                              zukünftig entstehen. Darauf aufbauend wird untersucht, inwie-
                                                                                                              weit das Studienangebot in Bremen und Bremerhaven geeignet
                                                                                                              ist, diese Bedarfe im Bereich der Hochqualifizierten zu decken.
                                                                                                              Hintergrund ist der starke Einfluss, den die Wissenschafts- und

                     sieben Abenden im Capitol wieder Bitterböses und herz-
                                                                                                              Hochschullandschaft auf die Entwicklung der Regionalwirt-
                                                                                                              schaft hat – vor allem über die akademische Ausbildung von
                                                                                                              Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Inwieweit Studie-
                                                                                                              rende aber vor Ort in den Arbeitsmarkt eintreten oder ander-
                                                                                                              weitig tätig werden, hängt von vielen Faktoren ab – unter

                     zerreißend Unterhaltsames geboten. Ein bunter Strauß
                                                                                                              anderem der Passfähigkeit von Studienangebot und Wirt-
                                                                                                              schaftsstruktur. In dieser Studie werden die Zusammenhänge
                                                                                                              untersucht und eine gleichzeitige Betrachtung von Hochschul-
                                                                                                              und Wirtschaftspolitik unternommen.

                     aus politischem Kabarett und Alltagskomik hinterfragt,
                                                                                                                                                                                                                                                            Wirtschaftsstruktur,
                     beantwortet und kommentiert den Wahnsinn aus Politik                                                                                                                                                                                   Fachkräftebedarf und
                                                                                                                                                                                                                                                            Studienangebot in Bremen
                     und Gesellschaft. Den Auftakt macht Altmeister Jan-Peter                                                                                                                                                                               Eine Studie des CWS – Center für Wirtschaftspolitische Studien

                     Petersen vom Lustspielhaus am 4. November. Mit dabei
                                                                      Bürgerstraße 1
                                                                      28195 Bremen
                                                                      Telefon 0421.3 63 01- 0
                                                                                                                                                                                                                                                            des Instituts für Wirtschaftspolitik
                                                                      Telefax 0421.3 63 01- 89                                                                                                                                                              im Auftrag der Arbeitnehmerkammer Bremen
                                                                      info@arbeitnehmerkammer.de
                                                                      www.arbeitnehmerkammer.de

                     ebenso am 14. November Mackefisch (siehe Foto), die
                     ganz persönlich, melancholisch und doch aberwitzig vom
                                                         AKB200_RZ_Titel_Studie_Wirtschaftsstuktur.indd 1-3                                                                                                                                                                                                                                                    24.06.20 13:06

                     Alltag erzählen und singen.                                                                                                                                                                                               Neue Studie erschienen
                    Programm und Karten gibt es unter                                                                                                                                                                                          Mit circa 30.000 Studierenden ist das Land Bremen ein
                       www.arbeitnehmerkammer.de/capitol                                                                                                                                                                                       mittelgroßer Hochschulstandort, der mit seinen Einrich-
                                                                                                                                                                                                                                               tungen entscheidend zur Deckung des Fachkräftebedarfs
                                                                                                                                                                                                                                               im Land Bremen beiträgt. Das ist das Ergebnis der von
                                                                                                                                                                                                                                               der Kammer beauftragten Studie des Centers für Wirt-
                                                                                                                                                                                                                                               schaftspolitische Studien (CWS) der Leibniz Universität
                                                                                                                                                                                                                                               ­Hannover. Im Rahmen des Projekts haben die Forsche-
                                                                                                                                                                                                                                                rinnen und Forscher die Wirtschaftsstruktur des Landes
                                                                                                                                                                                                                                                ­Bremen analysiert, zukünftige Fachkräftebedarfe hergelei-
                                                                                                                                                                                                                                                 tet und mehrere Referenzstädte vergleichend betrachtet.

                                                                                                                                                                                                                                               Die Studie ist online abrufbar unter
                                                                                                                                                                                                                                                   www.arbeitnehmerkammer.de/downloads

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   — 5
Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen
SCHWERPUNKT

Wie kommt Leben
   in die City?

Der Strukturwandel in den Innenstädten von Bremen und Bremerhaven
     ist kein neues Phänomen, erfährt durch die Corona-Krise aber
     noch einmal eine neue Dynamik. Leerstände und anstehende
Ladenschließungen zeigen: Der Einzelhandel allein wird die Stadtzentren
  in Zukunft nicht mit Leben füllen können. Vielmehr braucht es jetzt
          neue Konzepte für eine buntere Nutzungsmischung

                 Text: Anne-Katrin Wehrmann – Fotos: Jonas Ginter
Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen
Schwerpunkt                                                       BAM — November / Dezember 2020

                                             unterzukommen, um auf diesem Weg            Nutzungsmischung und sozialer Viel-
                                             möglichst schnell neue Arbeitsplätze zu     falt in den Citys, der vermehrte Einsatz
                                             finden, werden die meisten von ihnen        von digitalen Angeboten durch den sta-
                                             annehmen. „Allerdings ist ein halbes        tionären Handel sowie die Entwicklung
                                             Jahr eine sehr kurze Zeit für mög­liche     neuer Nutzungskonzepte benannt.
                                             Qualifizierungsmaßnahmen“, macht
                                             Coordes deutlich. Gerade unter den          In Bremen wurde im Sommer vor dem
                                             jüngeren Kolleginnen gebe es einige,        Hintergrund zunehmender Leerstände
                                             die sich einen Wechsel in den sozialen      ein „City-Gipfel“ einberufen, in ­dessen
                                             Bereich vorstellen könnten: „Um neue        Rahmen sich Akteure aus Politik, Wirt-
                                             Ideen zu entwickeln und vielleicht          schaft und Zivilgesellschaft mit der
                                             schon an passenden Qualifizierungen         Entwicklung der Innenstadt beschäf-
                                             teilzunehmen, wäre ein längeres Be­         tigen. Nach einer ersten Diskussions-
                                             stehen der Transfergesellschaft enorm       runde Mitte Juli beschloss der Senat
                                             wichtig.“ Insgesamt ist für die Betroffe-   ein gut 13 Millionen Euro schweres
                                             nen, von denen rund 80 Prozent Frauen       Aktions­programm, das kurzfristig die
                                             sind, die Karstadt-Schließung „eine         „Aufenthalts- und Erlebnisqualität“ in
                                             Tragödie“, wie Coordes sagt. „Viele         der Innenstadt steigern soll. Geplant
                                             von ihnen haben seit 30 Jahren keine        sind unter anderem die Einrichtung
                                             Bewerbung mehr geschrieben und              eines freien WLANs, ein attraktiverer
                                             ­würden gerne im Einzelhandel bleiben.      Domshof, ein Beleuchtungskonzept,
                                                                                         ­
                                              Es wird aber sehr schwer, da eine Alter-   die Erhöhung der Sauberkeit sowie
                                              native zu finden – bei der dann ja auch    eine verbesserte Nutzungsvielfalt. Doch
                                              der Lohn stimmen muss.“                    das allein wird nicht reichen: Davon
                                                                                         ist Elke ­Heyduck, Geschäftsführerin
                                                                                         der Arbeitnehmerkammer und Teil-

D
           er Anruf einer Kollegin kam                                                   nehmerin des City-Gipfels, überzeugt.
           im Juni, als Petra ­Coordes                                                   „Wir retten die Innenstadt mit diesen
           im Urlaub war: Karstadt in         „Aus der Konsumzone                        Maßnahmen natürlich nicht“, macht
           Bremerhaven macht dicht.                                                      sie deutlich. „Wir haben hier ja nicht
„Mein erster Gedanke war: Jetzt ist
                                                 Innenstadt ein                          nur im Moment ein Problem. Vielmehr
es passiert“, erinnert sich die Einzel-        Quartier Innenstadt                       geht es um einen umfassenden Struk-
handelskauffrau, die seit mehr als                                                       turwandel, mit dem aus der Konsum-
34 Jahren in der Filiale in der See-
                                                   entwickeln.“                          zone Innenstadt ein Quartier Innenstadt
stadt arbeitet und sich dort bis vor                     Elke Heyduck,                   entstehen kann – mit allem, was dazu-
vier Jahren auch als Betriebsratsvorsit-          Arbeitnehmerkammer Bremen              gehört.“ Dazu müsse die City auch als
zende engagierte. Schon seit 2009 hatte                                                  Standort für einen vielfältigen Mix an
immer wieder einmal das Damokles-                                                        Arbeitsplätzen etabliert werden. Denn,
schwert der Schließung über dem Haus                                                     so Heyduck: „Wo Arbeit ist, ist auch
geschwebt. Nach einem Insolvenz­                                                         Leben.“
antrag des damaligen Mutterkonzerns          Strukturwandel aktiv gestalten
war und blieb die Situation über die         In Bremerhaven Karstadt und Saturn,          Online-Shopping setzt Läden
Jahre angespannt, für die Beschäftigten      in Bremen Kaufhof und Zara: Der viel         unter Druck
galten seither Sanierungstarifverträge.      zitierte „Niedergang der Innenstädte“,      Aus Sicht der Kammer-Geschäfts­­­­­­­füh­
Nun also das endgültige Aus. „Im ers-        der in den vergangenen Jahren unter         rerin ist es wichtig, das große Ganze zu
ten Moment ist das gar nicht so richtig      anderem durch eine Zunahme des              sehen und nicht jede Laden­schließung
bei mir angekommen“, erzählt Coordes.        Online-Handels sowie wachsende Kon-         als Einzelereignis zu bearbeiten. „Die
„So eine Nachricht schockt natürlich         kurrenz durch Shopping Malls außer-         Innenstädte müssen sich komplett neu
schon, aber irgendwie ist das erst ein-      halb der Stadtzentren vielerorts zum        aufstellen, dazu muss der Mix aus Woh-
mal unwirklich. Ich habe erst ein paar       Problem geworden ist, erfährt in ­diesen    nen, Büros und Gewerbe auch planungs-
Tage später realisiert, dass es nun wohl     Monaten durch die Auswirkungen der          rechtlich festgeschrieben ­     werden“,
tatsächlich kein Zurück mehr gibt.“          Corona-Pandemie noch einmal eine            meint sie und verweist auf andere
        Mittlerweile hatte die 58-­Jährige   Beschleunigung. Dass das Thema nicht        Stadtteile wie das Viertel oder die Neu-
genügend Zeit, den ersten Schock             neu ist, verdeutlicht unter anderem ein     stadt, die auf unverwechselbare Läden
zu verdauen. Wie rund 100 weitere            Positionspapier mit dem Titel „Zukunft      setzen, in denen aber auch gewohnt
­Kolleginnen und Kollegen bei Karstadt       für die Innenstadt“, das der Deut-          und in Büros und Handwerksbetrieben
 Bremer­haven wird sie aller Voraus-         sche Städtetag und der Handelsver-          gearbeitet werde. Was ihr zur Gestal-
 sicht nach zum 31. Januar 2021 ihren        band Deutschland schon im Juni 2017         tung des Strukturwandels außerdem
 Job verlieren. Das Angebot ihres Noch-­     ver­öffentlicht haben. Als Handlungs­       fehle, sei ein politisches ­ Statement –
 Arbeitgebers, anschließend für sechs        optionen werden darin beispiels-            ein „großer Wurf“, wie sie sagt: So
 Monate in einer Transfergesellschaft        weise eine Weiterentwicklung von            ­hätten zum Beispiel in Birmingham die

                                                                                                                                     — 7
Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen
BAM — November / Dezember 2020                                                                  Schwerpunkt

                                                             unter Druck geraten werde,           Zwei Trends haben die Bedingungen
                                                             ergänzt Marion Salot, Refe-          für Beschäftigte im Einzelhandel in den
                                                             rentin für Wirtschafts­politik       vergangenen Jahren ohnehin schon
                                                             und Gleichstellung bei der           deutlich erschwert: Zum einen hat die
                                                             Ar­beitnehmerkammer. „Der            fortschreitende Tarifflucht in der Bran-
                                                             Struk­turwandel ist ja nicht         che dazu geführt, dass die traditionell
                                                             vom Himmel gefallen, son-            schon niedrigen Löhne noch weiter
                                                             dern der Konsumwandel hat            gesunken sind. Und zum anderen sind
                                                             dazu beigetragen. Die Ent-           gerade für Frauen immer mehr Vollzeit-
                                                             wicklung, dass die Menschen          stellen abgebaut und durch Teilzeitstel-
                                                             immer mehr im Internet ein-          len ersetzt worden, was für die Betrof-
                                                             kaufen, lässt sich nicht rück-       fenen zu einer weiteren Verschärfung
                                                             gängig machen.“ Umso                 ihrer finanziellen Situation geführt hat.
                                                             dringlicher sei nun die Frage        „Der Wettbewerb wird immer härter,
                                                             zu beantworten, wie sich             und aus Sicht der Unternehmen lässt
                                                             neue Arbeit in die Innenstadt        sich bei den Personalkosten am leich-
                                                             bringen lasse.                       testen sparen“, berichtet Verdi-Gewerk-
                                                                                                  schaftssekretärin Sandra Schmidt. Wer
                                                               Digitalisierung als                jetzt seinen Arbeitsplatz verliere, stehe
                                                               zusätzliche                        vor einem echten Problem: „Irgendein
                                                               Herausforderung                    Job im Einzelhandel lässt sich meistens
                                                              Besonders ­betroffen vom            finden. Aber wenn man in einem ver-
                                                              Wachs­­t um des Online-­            nünftigen Umfeld bei einem einiger-
                                                              Shoppings          sind      die    maßen vernünftigen Verdienst arbeiten
                                                              ­Elektro­­­nik- und die Mode-       möchte, wird es da schon sehr eng.“ Es
                                                               branche, wo mittlerweile           sei daher wichtig, sich Gedanken um
                                                               rund ein Drittel des Umsatzes      Alternativen zu machen, so Schmidt –
                                                               im Internet erwirtschaftet         zum Beispiel in sozialen oder kaufmän-
                                                               wird – Tendenz w   ­ eiter stei-   nischen Berufen.
                                                               gend. „Wir ­werden darum in
                                                               diesen Bereichen mit einer
      Verantwortlichen als Zeichen dafür,        weiteren Erhöhung des Kosten­drucks
      dass sie auf Wissen und die Wissens-       und mit weiteren Arbeitsplatzverlusten
      gesellschaft setzen, eine der ­schönsten   rechnen müssen“, befürchtet Marion                    „Die ­Beschäftigten
      Bibliotheken in die City gebaut, in        Salot. Und als gäbe es nicht schon ge­
      ­Leipzig befinde sich die Universität      nügend Herausforderungen für den Ein-
                                                                                                         ­müssen an den
       mitten in der Stadt. „Etwas Vergleich­    zelhandel und die dort Beschäftigten,                ­Entwicklungen der
       bares wäre hier auch denkbar, wenn        kommt mit der Digitalisierung noch
       wir einen Teil der Uni oder der Hoch-     eine w ­ eitere hinzu. „Die Suche nach
                                                                                                          ­Digitalisierung
       schule sichtbar ins Zentrum holen         Einspar­potenzialen wird als Treiber für               beteiligt werden.“
       ­würden.“                                 ­weitere Digitalisierungsprozesse wirken
                                                                                                               Marion Salot,
                                                  und so letztlich weitere Jobs gefähr-
                                                                                                       Arbeitnehmerkammer Bremen
      Aktuell a ­rbeiten knapp 30.000 Men­        den“, erläutert die Referentin. „Damit
      schen in der Bremer Innenstadt: Darun-      diese Prozesse mitbestimmt gestaltet
      ter neben den Beschäftigten im Einzel-      werden, m ­ üssen die Beschäftigten an
      handel auch jetzt schon Ärzte, Anwälte,     den Entwicklungen der Digitalisierung
      Bankkaufleute und andere Dienstleister.     beteiligt werden.“ Den Ergebnissen der
      „Zusätzlich muss man jetzt wachstums-       jüngsten Beschäftigtenbefragung der             Zukunft ohne Karstadt
      starken wissensintensiven Dienstleis-       Arbeitnehmerkammer zufolge sorgen               Unterdessen sind auch die Karstadt-­
      tungen wie dem IT-­Bereich oder Inge-       sich nur 7,6 Prozent der Befragten aus          Beschäftigten in Bremerhaven intensiv
      nieur- und Architektenbüros, aber auch      dem Einzelhandel, dass neue Technolo-           damit beschäftigt, Alternativen für sich
      der Kreativwirtschaft den roten ­Teppich    gien den ­eigenen Arbeitsplatz gefähr-          zu suchen. „Die Kollegin­nen, mit denen
      ausrollen“, meint Elke ­Heyduck. Dafür      den könnten. „Das ist deshalb prob-             ich spreche, sind da sehr tough und
      brauche es attraktive Büros und Woh-        lematisch, weil es schwierig ist, die           nehmen die Situation erstaunlich ge­­
      nungen ebenso wie ein vielfältiges          Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmer             lassen“, berichtet Petra Coordes. Da die
      gastro­nomisches Angebot – was dann         für einen Gestaltungsprozess zu mobili-         Betroffenen sehr unterschied­liche Bio-
      letztlich auch wieder zu einer Stärkung     sieren, wenn es an der Stelle kein Prob-        grafien hätten, müsse jede und jeder für
      des Einzel­handels führen werde. Un­ab-     lembewusstsein gibt.“                           sich sehen, welche Möglichkeiten sich
      hängig davon sei aber schon jetzt abzu-                                                     böten. Die 58-Jährige selbst hat noch
      sehen, dass der stationäre Einzelhan-                                                       nicht entschieden, ob sie im Einzel­
      del in den kommenden Jahren weiter                                                          handel bleiben will oder gegebenenfalls

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Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen
BAM — November / Dezember 2020

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      auch in eine andere Branche wechseln         würden. Allerdings: „Ich beschäf-
      würde. Als Karstadt 2009 erstmals in         tige mich mit meiner Zukunft und
      Schwierigkeiten geriet, hatte sie den        man hat uns gesagt, dass Karstadt
      lokalen Medien gesagt: „Die Hoffnung         nicht dazugehört. Das ist für mich
      stirbt zuletzt.“ Auch jetzt sei sie noch     jetzt Fakt.“

                                                                                                                                      Foto: Stefan Schmidbauer
      der Meinung, dass die Hoffnung erst
      dann endgültig tot sei, wenn die Kauf-                                               Marion Salot,
      haustüren das letzte Mal geschlossen                                               Referentin für
                                                                                           Wirtschafts­
                                                                                             politik und
                                                                                         Gleichstellung

                                                                                              Lebendiges
                                                                                               Quartier
                                                                                                              ­

                                                                                        Innenstädte sind nicht nur Marken­zeichen
                                                                                        und Aushängeschilder für Touristen und
                                                                                        Bürger, sondern auch Arbeitsorte für
                                                                                        viele Beschäftigte. Nicht erst seitdem die
                                                                                        Covid-19-Pandemie vielen Geschäften
                                                                                        das Leben schwer gemacht hat, hat sich
                                                                                        gezeigt, dass der Einzelhandel alleine nicht
                                                                                        ausreichen wird, um die City zu beleben.
                                                                                        Neue Ideen und Konzepte müssen her, um
                                                                                        ihr ein neues Gesicht zu verleihen. Dass
                                                                                        in Bremen nun die Politik aktiv wird und
                                                                                        ein Aktionsprogramm auflegt, mit dem
                                                                                        die Aufenthalts- und Erlebnisqualität ver­
                                                                                        bessert werden soll, ist zu begrüßen und
                                                                                        überfällig. Dies wird aber nicht ausreichen,
                                                                                        um eine Kehrtwende einzuleiten.
                                                                                                Ziel muss es sein, die Innenstadt als
                                                                                        lebendiges Quartier zu entwickeln – natür-
                                                                                        lich mit attraktivem Einzelhandel, aber
                                                                                        auch mit einem b   ­ unten Mix von Dienst­
                                                                                        leistungen und Angeboten – von der Kita
                                                                                        bis Kultur – die es in anderen Quartieren
                                                                                        auch gibt. Hierfür ist es wichtig, alle betei-
                                                                                        ligten Akteure an einen Tisch zu bringen,
                                                                                        damit die Zukunft der Innenstadt nicht
                                                                                        alleine den Gestaltungswünschen einzel-
                                                                                        ner Investoren überlassen wird. Aber es
                                                                                        darf nicht vergessen ­werden, dass auch die
                                                                                        Beschäftigten eine Perspektive brauchen.
                                                                                        Viele von ihnen haben jahrelang im Einzel-
                                                                                        handel gearbeitet und sich stark mit ihrem
                                                                                        Arbeitsplatz identifiziert. Für die ehe-
Nicht erst seit Corona verabschieden sich Einzelhändler aus der City.                   maligen Karstadt-­  Beschäftigten, die den
                                                                                        Beruf wechseln möchten, wird die sechs­
                                                                                        monatige Laufzeit der Transfergesellschaft
                                                                                        wohl nicht ausreichen, damit sie in einer
                                                                                        ganz anderen Branche Fuß fassen können.
                                                                                        Auch sie brauchen nicht nur die Solidari-
                                                                                        tät, sondern auch konkrete Unterstützung
                                                                                        von der Politik.

                                                                                                                                — 9
Wie kommt Leben in die City? - Diskussion um Arbeitsplätze in der Bremer Innenstadt - Arbeitnehmerkammer Bremen
BAM — November / Dezember 2020                                                          Arbeit & Gesundheit

       Aktiv und
       gesund durch
       den Winter
       — Tipps für die
       kalte Jahreszeit
       Text: Frauke Janßen

   U
                 nser Immunsystem ist während der kalten und          keine Vitaminpräparate oder Nahrungsergänzungsmittel“,
                 dunklen Monate weniger gut aufgestellt als im        sagt Reuhl. Sinnvoller ist es, auf sich acht zu geben und den
                 Sommer. Warum sind wir im Winter anfälli-            Körper konsequent zu unterstützen – durch ausgewogene
                 ger für Atemwegsinfekte? „Erkältungskrankhei-        Ernährung und ausreichend Flüssigkeit.
       ten ­werden durch Tröpfchen übertragen, die beim Husten
       oder Niesen ausgeschieden werden. Bei kalter Luft küh-         Bewegung und Frischluft
       len die oberen Atemwege schneller aus und die Blutgefäße       Grundsätzlich gilt: Viel frische Luft tanken! Wer berufsbe-
       ziehen sich zusammen. Sind die Schleimhäute schlechter         dingt nur wenig rausgehen kann, sollte möglichst mit dem
       durch­blutet, können sie Krankheitserreger nicht mehr so gut   Fahrrad zur Arbeit fahren. So lässt sich außerdem eine An­
       abwehren“, erläutert Barbara Reuhl, Referentin für Arbeits-    steckung in öffentlichen Verkehrsmitteln vermeiden. Wer mit
       schutz- und Gesundheitspolitik in der Arbeitnehmerkam-         Bus oder Bahn zur Arbeit fahren muss, kann ein oder zwei
       mer Bremen. „Hinzu kommt, dass wir uns im Winter viel          Stationen früher aussteigen und ein Stück zu Fuß gehen. Auch
       häufiger als im Sommer mit anderen Menschen zusammen           in der Mittagspause und nach Feierabend ist es hilfreich, sich
       in geschlossenen Räumen aufhalten, was die Ansteckungs-        an der frischen Luft zu bewegen. Am Arbeitsplatz sorgt Stoß-
       gefahr erhöht.“ ­Trockene Heizungsluft begünstigt letztere     lüften für Erfrischung. „Dabei unbedingt die Heizung herun-
       noch: Sie trocknet die Nasenschleimhaut aus und es bilden      terdrehen, damit sie nicht dagegen feuert“ so Reuhl. Bei dau-
       sich vermehrt Aerosole, die tief in die Atemwege eindringen    ernd gekipptem Fenster zu arbeiten, sorgt nicht wirklich für
       ­können. „Um sich zu schützen, braucht es im Allgemeinen       Luftaustausch und es macht die Raumluft trocken.

                                                                      Klimaschwankungen nicht unterschätzen
                                                                      In den vergangenen Jahren kommt es immer häufiger zu
                                                                      starken Temperaturschwankungen – auch im Winter: „Das
                                                                      Hin und Her der Witterung macht uns anfälliger, weil wir
                                                                      uns körperlich und psychisch ständig umstellen müssen“,
                                                                      so Reuhl. Um für Wetterumschwünge gerüstet zu sein,
                                                                      kann man beispielsweise eine Strickjacke am Arbeitsplatz
                                                                      ­de­ponieren sowie ein Halstuch in der Tasche für unterwegs.

                                                                      Für ausreichend Schlaf sorgen
                                                                      Schlafmangel untergräbt in hohem Maße die Immunabwehr.
                                                                      Nur wer ausreichend schläft, gibt dem Körper die Möglich-
                                                                      keit, zu regenerieren. Auf diese Weise ist er besser in der
                                                                      Lage, Krankheitserreger abzuwehren. Und: Trotz aller Vor-
                                                                      beugung kann man nicht jede Erkältung verhindern! Wer
                                                                      trotzdem krank wird, sollte unbedingt zu Hause bleiben und
                                                                      sich in Ruhe auskurieren – auch das stärkt die Immunab-
                                                                      wehr, und man gibt den Infekt nicht an andere weiter.

— 10
Fragen & Antworten                                                   BAM — November / Dezember 2020

Kurzarbeit in ­
Zeiten von Corona
— was Beschäftigte
wissen sollten

                                                                                                                                     Foto: iStock / mediaphotos
Im September hat das Bundeskabinett die Kurz­­
                                        ­­­
arbeit bis zum Ende nächsten Jahres verlängert –
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können
jetzt maximal 24 Monate lang Kurzarbeitergeld
beziehen.

                                                  Werden Überstunden ge­­leistet,   Auftrages, haben zunächst keinen Ein-
Text: Suse Lübker                         reduziert sich das Kurzarbeitergeld       fluss auf die gesetzlich gewährte Auf-
                                          bei Auszahlung der Überstunden, da        stockung des Kurzarbeitergeldes.
                                          die Überstunden bei der Berechnung               Für den erhöhten Leistungssatz
                                          des Kurzarbeitergeldes berücksich-        reicht es aus, wenn Beschäftigte insge­
 1.     Welche Voraussetzungen
        müssen für Kurzarbeit erfüllt     tigt ­werden. Sofern im selben Monat      samt in drei beziehungsweise sechs
        sein?                             sowohl Mehr- als auch Kurzarbeit          Monaten Kurzarbeitergeld be­­zogen
Arbeitgeber dürfen Kurzarbeit grund-      geleistet wird, werden die Überstunden    haben. Nach einer Unterbrechung wird
sätzlich nicht einseitig anordnen. Es     gegen die Kurzarbeit gegengerechnet.      nicht wieder automatisch von vorne
bedarf hierzu entweder einer (tarif-)                                               gezählt, es sei denn, zwischen der
vertraglichen Regelung, einer Betriebs-                                             letzten Auszahlung des Kurzarbeiter­
                                                                                    ­
vereinbarung oder einer einzelvertrag-    3.      Gilt Kurzarbeit immer für
                                                  den ganzen Betrieb oder 		        geldes und dem erneuten Bezug sind
lichen Vereinbarung. Die Einführung               können auch einzelne              drei Monate vergangen.
der Kurzarbeit ist mitbestimmungs-                Abteilungen betroffen sein?
pflichtig, das heißt, der Betriebsrat     Ja, Kurzarbeit kann auch für einzelne
muss zustimmen. Wird die Kurzarbeit       Bereiche beziehungsweise Ab­­teilungen
ohne rechtliche Grundlage eingeführt,     eingeführt werden. Dies kann etwa
besteht der Lohnanspruch in voller        dann notwendig sein, wenn in einem
Höhe weiter.                              Betriebs­teil der Arbeitsanfall unver­    Weitere Informationen zum Thema
                                          ändert fortbesteht (etwa in der Verwal-   Corona und Kurzarbeit finden Sie
                                          tung), in einem anderen aber komplett
2.     Dürfen trotz Kurzarbeit
       Überstunden gemacht                oder teilweise zum Erliegen kommt
                                                                                    auf unserer Website unter
                                                                                       www.arbeitnehmerkammer.de/
       werden?                            (etwa in der Produktion). Wenn Sie        arbeitnehmerinnen-arbeitnehmer/recht/
Grundsätzlich widerspricht es sich,       sich als Arbeitnehmerin oder Arbeit-      kurzarbeit.html
wenn Überstunden geleistet werden         nehmer ungleich behandelt fühlen, soll-
und Kurzarbeitergeld beantragt be­­       ten Sie zunächst das Gespräch mit dem     Kammermitglieder können sich
ziehungsweise bezogen wird. In Aus-       Betriebsrat oder Arbeitgeber suchen.      zu diesen und weiteren Fragen
nahmefällen kann der Arbeitgeber                                                    des Arbeitsrechts kostenlos bera-
jedoch Überstunden anordnen, wenn
ein nur kurzzeitig erhöhter Bedarf an     4.    Kann die Kurzarbeit
                                                kurzfristig unterbrochen
                                                                                    ten lassen. Weitere Infos auf der
                                                                                    Rückseite dieses Magazins.
Arbeitskraft besteht, zum Beispiel bei          werden? Wie wirkt sich
dringend zu erledigenden Reparatur-             das auf die gesetzliche
arbeiten. Ordnet der Arbeitgeber regel-         Erhöhung aus?
mäßig Überstunden an, verliert das        Kurzzeitige Unterbrechungen im Bezug
Unternehmen den Anspruch auf Kurz-        des Kurzarbeitergeldes, etwa auf-
arbeitergeld.                             grund eines einmalig eingegangenen

                                                                                                                              — 11
BAM — November / Dezember 2020                                   Tipps & Termine

       Tipps &
       Termine
                                                                                               Avi Avital, Foto: Uwe Arens

                                                                                               The Golden Record –
       KULTURTIPP                                                                              Konzert mit ­Projektionen:
                                                                                               Avi Avital, Ohad Ben-Ari
       RAW Spezial                                                                             und Assaf Etiel, 14. Nov.
                                                                                                Gustav-Heinemann-
       Das ursprünglich für das Frühjahr geplante                                               Bürgerhaus,
       Festival findet nun, in leicht abgewandelter                                            ­Bremen-Vegesack
       Form, im Winter 2020 statt.
                                                        Foto: Thomas Herbrich
               Die Arbeitnehmerkammer Bremen
       ­präsentiert bis Dezember an verschiedenen
        Orten in der Bremer Innenstadt und in Bremen-Nord ein breit gefächertes Programm
        aus ­Vorträgen, Lesungen und Konzerten mit Projektionen. Kooperationspartner ist die
        „RAW Phototriennale Worpswede“. Wie das Worpsweder Festival für zeitgenössische
        Fotografie steht auch „RAW Spezial“ unter dem Titel „Changing Realities“.

       Weitere Informationen unter:
         www.arbeitnehmerkammer.de/rawspezial

                                                                                               Foto: Jörg Landesberg

                                                                                               „Die Verwandlung“ von
                                     BUCH-TIPP                                                 Franz Kafka – Lesung
                                                                                               mit Mechthild Großmann
                                     Marie Kondo:
                                                                                               5. Dez.
                                     Joy at work                                               Stiftung Haus K
                                                                                                             ­ ränholm,
                                                                                               Bremen-Nord
                                     Aufgeräumt und erfolgreich
                                     im Arbeitsleben
                                     Wunderlich, 2020, 223 S.

                                       Kennen Sie das auch? Man kehrt aus dem Urlaub
                                       zurück zur Arbeit. Die Ablage stapelt sich, das
                                       E-Mailpostfach ist voll und man weiß gar nicht,
                                       wo man zuerst anfangen soll. Da heißt es einen
                                       klaren Kopf zu bewahren. In Marie Kondos neuesten
       Buch steht das Aufräumen am Arbeitsplatz im Vordergrund. Zusammen mit dem
       Unternehmensberater Scott Sonenshein gibt sie Tipps wie man seinen Arbeitsalltag
       effizienter und produktiver gestaltet, um wieder zu Motivation, Zufriedenheit und
                                                                                               Foto: Edeltraud Hennemann
       Kreativität im Job zurückzufinden. Die wichtigste Frage
       fehlt dabei natürlich nicht: „Bereitet es Freude?“                                      Edeltraud Hennemann –
                                                                                               Was bleibt uns; Aus­
                                                                                               stellung, 5. Nov. – 7. Jan.
                                                                                               Forum, Bremerhaven

       Dieses Buch können Sie in der Stadtbibliothek ­ausleihen. KammerCard-Inhaber
       erhalten auf die BIBCARD der Stadtbibliothek zehn Prozent ­Er­­mäßi­gung!
          www.arbeitnehmerkammer.de/kammercard

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Veranstaltungskalender                                                    BAM — November / Dezember 2020

                                                                                                                       finden unsere
                                                                                                      rona-Pandemie
                                                                                    Aufgrund der Co                     Teilnehmerzahl
                                                                                                       mit begrenzter
                                                                                    Veranstaltungen                                    .

Veranstaltungen                                                                     statt. Wir bitten
                                                                                                      daher um vorher
                                                                                        Bitte informiere
                                                                                                                         ige Anmeldung
                                                                                                          n Sie sich vor de
                                                                                                      ng auf unserer
                                                                                                                            m Be su
                                                                                                                      Website über
                                                                                                                                    ch

                                                                                     der Veranstaltu
                                                                                                        ngen.
                                                                                     mögliche Änderu
   BREMEN & BREMEN-NORD

                         Aus der Reihe „Ihr Recht – einfach erklärt“
3. November                  Das Mitarbeitergespräch – Chance oder Risiko?
10. November                 Was stimmt? Gerüchte rund ums Einkommensteuerrecht
24. November                 Krank – und was nun?
1. Dezember                  Jobwechsel – Kündigung, Abfindung, Sperrzeit
8. Dezember                  Richtig und falsch? Rechtsirrtümer im Arbeitsalltag
je 18 – 19.30 Uhr        Kultursaal, Bürgerstraße 1, Bremen
                         Anmeldung erforderlich unter       0421.36 30 1-28 oder -29 oder
                           recht@arbeitnehmerkammer.de

14. November             The Golden Record* – Konzert mit Projektionen: Avi Avital (Mandoline), Ohad Ben-Ari (Klavier)
20 Uhr                   und Assaf Etiel (Visuals)
                         Gustav-Heinemann-Bürgerhaus, Kirchheide 49, Bremen

16. November             Genug erinnert?* – Über die Herausforderungen einer zukunftsorientierten ­Erinnerungskultur
19 Uhr                   Schuppen 2, Hoerneckestrasse 23, Bremen

20. November             Robert Griess: „Apocalypso, Baby!“ – Musikalische Begleitung: jazzSmells
20 Uhr                   Metropol Theater Bremen, Grünenweg 5 – 7, Bremen
                         Anmeldung unter       0421.3 63 01-70 oder       anmeldung@arbeitnehmerkammer.de

26. November             Ansichtssachen – Streifzüge durch die Geschichte der Fotografie*
19 Uhr                   Foto-Vortrag und Musik von Barbara Rößler (Klarinette) und Jens Schöwing (Piano)
                         Burg Blomendal, Auestraße 9A, Bremen

29. November             Daumenkinographie* – Volker Gerling hält den Zauber des Flüchtigen fest
18 Uhr                   Stiftung Haus Kränholm, Auf dem Hohen Ufer 35/35a, Bremen

5. Dezember              „Die Verwandlung“ von Franz Kafka* – Lesung mit Mechthild Großmann
20 Uhr                   Stiftung Haus Kränholm, Auf dem Hohen Ufer 35/35a, Bremen

12. Dezember             Dreamlines & jazzSmells* – Musik mit Projektionen: Interaktive Netzkunst trifft auf Jazz
20 Uhr                   Stiftung Haus Kränholm, Auf dem Hohen Ufer 35/35a, Bremen

13. Dezember             Das Schaf im Wolfspelz* – Vortragsshow über Humor in der Fotografie – von Thomas Herbrich
19 Uhr                   Burg Blomendal, Auestraße 9A, Bremen

   BREMERHAVEN

19. November             Rolle rückwärts? Zurück zu alten Rollenbildern? Was Corona mit der Gleichberechtigung macht
18 Uhr                   Forum, Barkhausenstraße 16, Bremerhaven

5. November –            Edeltraud Hennemann – Was bleibt uns; Ausstellung, Anmeldung zur Ausstellungseröffnung
7. Januar                erforderlich unter    0471.9 22 35-15 oder kultur@arbeitnehmerkammer.de
                         Forum, Barkhausenstraße 16, Bremerhaven

                         Ihr Recht – einfach erklärt
10. November                 Geht doch – So bringt man Familie und Beruf unter einen Hut!
17. November                 Mutterschutz, Elternzeit und Elterngeld
24. November                 Minijob = Minirechte?
8. Dezember                  Krank – und was nun?
je 17 – 18.30 Uhr        Forum, Barkhausenstraße 16, Bremerhaven
                         Anmeldung erforderlich unter       0471.9 22 35-0 oder va-bhv@arbeitnehmerkammer.de

Capitol                  Satirica u. a. mit: Benni Stark (12.11.), Mackefisch (14.11.), Herrn Holm (17.11.), Mia Pittroff (20.11.).
                         Außerdem: Kabarett im Dreierpack (David Kebekus, Mika Blauensteiner und
                         Michael Feindler (5.12.) und Volker Kutscher (8.12.);        Infos unter: arbeitnehmerkammer.de/capitol

* Anmeldung unter     0421 .3 63 01-70 oder   anmeldung@arbeitnehmerkammer.de
Weitere Veranstaltun­gen und ­Informationen unter  www.arbeit­nehmer­kammer.de/veranstaltungen
                        = für alle      = für Politikinteressierte    = für Betriebs- und Personalräte
                                                                                                                                  — 13
BAM — November
             September//Dezember
                         Oktober 2016
                                  2020

                   „Die Welt ein Stück
                   gerechter machen“
                                    Eine Studie der Arbeitnehmerkammer hat gezeigt:
                              Immer weniger Unternehmen wenden einen Tarifvertrag an.
                                  Was kann Politik tun, um die Tarifbindung zu stärken?
                               Hauptgeschäftsführer Ingo Schierenbeck im Gespräch mit
                                       Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte

                                                                         Gewerkschafts- und Arbeitnehmerbewegung, die seit den
       Fotos: Kay Michalak                                               80er Jahren europaweit und weltweit in der Defensive ist.
                                                                         Die neoliberale Revolution von Thatcher und Reagan ist den
       Ingo Schierenbeck: Herr Bürgermeister, gute Arbeitsbe­            Arbeitnehmerbewegungen nicht gerade entgegengekommen.
       dingungen und faire Löhne hängen bei den meisten                  Hier müssen Gewerkschaften bis heute bergauf kämpfen.
       Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern davon ab, ob
       Tarifverträge gelten. Welche Bedeutung hat das Thema
       für den Senat?
                Andreas Bovenschulte: Das ist für den Senat ein ganz
       zentrales Thema. Wir wollen die Rahmenbedingungen
                                                                         „Aber es ist eben auch Aufgabe des
       ­schaffen, damit die Menschen ein gutes Leben führen ­können.     Staates, jedem seinen gerechten Anteil
        Dazu gehört, dass sie in der Lage sind, ihre wirtschaftliche
        und soziale Existenz zu sichern. Das Erwerbseinkommen
                                                                         am wirtschaft­lichen Erfolg zu sichern
        spielt hier für die meisten eine zentrale Rolle. Und dass Jobs   und ihn vor Ausbeutung zu schützen.“
        in tarifgebundenen Unternehmen in der Regel ­besser bezahlt
        werden als Jobs in nicht-tarifgebundenen, das ist ja nun mal     Andreas Bovenschulte
        erwiesen. Außerdem sind die Arbeitsbe­dingungen insgesamt
        besser. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber unterm Strich lässt
        sich das eindeutig belegen. Das heißt: Mit Tarifver­trägen
        kann man die Welt ein Stück gerechter machen.
                                                                         Nun ist es heute für Gewerkschaften aufgrund der
       Nach unserer aktuellen Studie sind nur noch 17 Prozent            Betriebsstrukturen viel schwieriger, Tarifverträge durch-
       der Betriebe im Land Bremen tarifgebunden, der Anteil             zusetzen: Große Betriebe lagern Bereiche in ­kleinere
       hat sich damit fast halbiert in den letzten Jahren. Was           und nicht mehr tarifgebundene Einheiten aus. Und viele
       sind aus Ihrer Sicht die Ursachen?                                Arbeitgeberverbände gehen dazu über, ihre Mitglieds-
              Zunächst einmal: Die Zahl der tarifgebunde-                betriebe nicht mehr zu verpflichten, Tarifverträge an­
       nen Betriebe ist stärker gesunken als die Zahl der tarifge­       zuwenden.
       bundenen Beschäftigten. Vor allem in kleinen und mittleren              Das stimmt, das ist der Mainstream seit vielen Jahr-
       Unternehmen und insbesondere im Dienstleistungsbereich            zehnten. Diese Entwicklung und der Strukturwandel ­führen
       ist die Tarifbindung gering. Ein wesentlicher Grund für           heute dazu, dass auch die Tarifbindung so stark zurück­
       diese Entwicklung ist der Strukturwandel: Es ist nicht ge­        gegangen ist.
       lungen, die gewerkschaftliche Tradition und Stärke aus der
       Industrie in andere Bereiche zu übertragen. Eine zweite           Ohne Tarifverträge geht die Schere bei den Einkommen
       Erklärung ist sicherlich eine historische Schwächung der          weiter auseinander und die soziale Spaltung nimmt

— 14
Interview                                                    BAM — November / Dezember 2020

zu. Dies gefährdet doch die Grundlagen der
­sozialen Marktwirtschaft.
        Darin liegt eine große Gefahr. Tarifbindung
 bedeutet, dass die Menschen an der wirtschaft­
 lichen Entwicklung teilhaben, mitbestimmen
 können. Auch im Sinne gesellschaftlicher Teil-
 habe. Unsere Wirtschaft ist ja von einem struktu-
 rellen Ungleichgewicht zwischen Arbeitnehmern
 und Arbeitgebern gekennzeichnet. Arbeit­nehmer
 haben – von wenigen Berufen abgesehen –
 nicht die Möglichkeit auf Augenhöhe über ihre
 Arbeitsbedingungen zu verhandeln. Sie können
 diese Augenhöhe nur erreichen, wenn sie sich zu­­
 sammentun. Sonst müssen sie eben akzeptieren,
 was ihnen vorgelegt wird. So sind die Machtbe­
 ziehungen auf dem Arbeitsmarkt. Ändern lässt
 sich das nur, wenn man auf Seiten der Arbeit­
 nehmer organisiert vorgeht. Tarifverträge sind
 deshalb auch ein Baustein der Demokratie.

Die Arbeitnehmerkammer hat mehrere Vorschläge auf                anwenden. Bislang ist das auf einige wenige Branchen
den Tisch gelegt, um die Tarifbindung ­wieder zu stärken.        begrenzt. Auch bei europaweiten Ausschreibungen gibt es
Was können wir da vom Senat erwarten?                            im Moment noch Hürden. Die wollen wir soweit wie möglich
       Es liegt natürlich in erster Linie in der Verantwortung   ausräumen.
der Tarifparteien, insbesondere der Gewerkschaften, Tarif-
verträge zu verhandeln und abzuschließen. Sonst würden           Eine weitere Möglichkeit, die Tarifbindung zu stärken,
wir die Tarifautonomie nicht ernst nehmen. Aber es ist eben      geht über Anreize in der Wirtschaftsförderung. Auch ein
                                                                          Ansatz aus Sicht des Senats?
                                                                                   Das ist ein interessanter Punkt. Grundsätz-
                                                                          lich ist es wohl zulässig tarifgebundene Unter­
                                                                          nehmen gezielt zu unterstützen – etwa durch
                                                                          Steuer-­ Erleichterungen. Das ist aber eher ein
                                                                          Thema für den Bundesgesetzgeber. In ­        Bremen
                                                                          könnte die Wirtschaftsförderung unter Um­­ständen
                                                                          Unternehmen mit Tarifbindung besonders berück-
                                                                          sichtigen. Wichtig wäre es dabei auf ­      positive
                                                                          Anreize und nicht auf negative ­     Sanktionen zu
                                                                          ­setzen.

                                                                            Tarifbindung kann auch gestärkt werden,
                                                                            indem Tarifverträge für allgemeinverbindlich
                                                                            erklärt werden und damit für alle Beschäf-
                                                                            tigten einer Branche gelten. Der Weg ist aber
                                                                            noch mit hohen rechtlichen Hürden versehen.
                                                                            Will der Senat dieses Thema auch im Bundes-
                                                                            rat noch einmal angehen?
                                                                                   Ja, auf jeden Fall. In bestimmten ­Branchen
                                                                            kann so wieder Wettbewerbsgleichheit hergestellt
                                                                            werden. Unternehmen konkurrieren dann über die
auch Aufgabe des Staates, jedem seinen gerechten Anteil          Qualität ihrer Leistungen und Produkte und nicht über die
am wirtschaftlichen Erfolg zu sichern und ihn vor Ausbeu-        Höhe der Löhne. Das ist auch ein Grund, warum das Thema
tung zu schützen. Das ist in unserer Landesverfassung aus-       durchaus von vielen Unternehmen geschätzt wird – weil es
drücklich so festgelegt. Daraus folgt ein Verfassungsauftrag     eben gleiche Rahmenbedingungen für alle schafft und die
zur Herstellung tarifvertragsfreundlicher Rahmenbedingun-        besten und nicht die billigsten sich durchsetzen. Wir haben
gen – übrigens völlig unabhängig davon, welcher Senat mit        erst kürzlich im Friseurhandwerk in Bremen den Tarifver-
welcher politischen Ausrichtung gerade regiert. Aber um auf      trag für allverbindlich erklärt. Das war ein ganz wichtiger
Ihre Frage zurück zu kommen: Wir wollen das Bremische            Schritt. Deshalb wollen wir eine Bundesratsinitiative mit
Tariftreue und Vergabegesetz ändern und sind da ja auch          einem Gesetzesvorschlag auf den Weg bringen, um es k   ­ ünftig
im Austausch mit der Arbeitnehmerkammer. Unser Ziel ist,         leichter zu machen, in einzelnen Branchen einen Tarif­vertrag
dass öffentliche Aufträge soweit wie rechtlich möglich an        für allgemeinverbindlich zu erklären.
Unternehmen vergeben werden, die auch einen Tarifvertrag

                                                                                                                                   — 15
BAM — November / Dezember 2020   Galerie der Arbeitswelt

                                                     Nicht nur für die Arbeit
                                                     mit der Pralinengabel
                                                     benötigt Chocolatiere
                                                     Anja Alex Geschick und
                                                             Übung

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BAM — November / Dezember 2020

                                               GALERIE DER ARBEITSWELT

                    Kunstwerke
                   aus Schokolade
                      Anja Alex arbeitet als Chocolatiere bei einer
              kleinen Bremer Schokoladenmanufaktur. Hier sind vor allem
                       Fingerspitzengefühl und Präzision gefragt

                                         Text: Insa Lohmann – Foto: Kay Michalak

A
            lleine in einer einzelnen Kakaobohne stecken         Manchmal genügt es schon, wenn die Temperatur der Masse
            mehr als 600 verschiedene Aromen. Um die per-        nur einen halben Grad über der empfohlenen Angabe liegt –
            fekte Praline herzustellen, zählt aber nicht nur     und die Schokolade ist nicht mehr genießbar. „Die Schoko­
            der Geschmack, auch das Auge isst schließlich        lade auf den Punkt zu bringen, ist für mich der schönste
mit. Von der Auswahl der Zutaten über die Zubereitung der        Moment.“ Auch Präzision spielt eine wichtige Rolle, denn am
Pralinen bis hin zur Formung und Verzierung der kleinen          Ende ­sollen alle Pralinen einer Sorte möglichst gleich aus­
Schoko­laden-Kunstwerke, liegt alles in der Hand von Anja        sehen. „Man benötigt Fingerspitzengefühl, Augenmaß und
Alex. Die 44-Jährige arbeitet als Chocolatiere bei der ­Bremer   die Liebe zum Detail“, sagt die 44-jährige Bremerin.
­Pralinen-Manufaktur Nick van Heyningen. Die Produktpa-
 lette reicht von ausgefallenen Pralinen über Tafelschoko­      In Deutschland ist der Beruf des Chocolatiers oder der Choco-
 laden, Marzipanbrote, Edelmarzipan bis hin zu Schokolöffeln    latiere kein Ausbildungsberuf. Üblicherweise wird zunächst
 am Stiel, die in heißer Milch aufgelöst werden. „Ich mag das   eine Ausbildung zum Konditor oder zur Konditorin ab­­solviert
 Kreativsein“, sagt Anja Alex. „Man sieht danach, was man       und sich dann spezialisiert, indem man in einer Schoko­
 geschaffen hat.“                                               ladenfabrik, einer Pralinenmanufaktur oder einer Kondito-
                                                                rei mit eigenen Schokoladenprodukten anfängt. Für Anja
Ob Himbeer-Ingwer, Espresso oder die klassische Nuss-­ Alex ist ihre Tätigkeit daher auch eher eine Berufung, deren
Nougat-Praline: Alles wird in der Bremer Manufaktur in Leidenschaft im Laufe der Zeit immer größer geworden ist:
liebe­voller Handarbeit hergestellt. „Der Umgang mit den „Ich hätte nicht gedacht, dass der Beruf so vielseitig ist.“
einzelnen Lebensmitteln macht mir am meisten Spaß“, sagt Bereits im Herbst beginnen bei ihrem Arbeitgeber die Vorbe-
die Schokoladen-Expertin. Dass sie eine Vorliebe fürs Backen reitungen für das Weihnachtsgeschäft. Und dann freut sich
hat, merkte sie schon in ihrer Jugend – und entschloss sich die Chocolatiere, die zu Hause eigentlich keine Schokolade
nach mehreren Praktika für eine Ausbildung zur Kondito- mehr isst, besonders auf eins: „Walnuss-Marzipan-Pralinen,
rin im Bremer Traditionscafé Knigge. Dort und auf ihren da kann ich einfach nicht ‚Nein‘ sagen.“
­weiteren beruflichen Stationen lernte sie das ganze Spektrum
 des Konditor-Handwerks kennen: die Herstellung von T  ­ orten,
 Kuchen, Petit Fours, Speiseeis, Pralinen, aber auch Brot und
 Brötchen. „Man muss gute Fingerfertigkeiten mitbringen“, Der Chocolatier / Die Chocolatiere
 sagt Anja Alex. „Und Verständnis für die Lebensmittel.“
        Zwar hatte die gelernte Konditorin bereits Erfah- In Deutschland ist Chocolatier/e kein anerkannter Aus­
 rung in der Herstellung von Pralinen, doch das Wissen einer bildungsberuf. Der Weg führt in der Regel über eine Aus­
 Chocolatiere hat sie sich im Laufe der vergangenen fünf bildung zum/zur Konditor/ in, die drei Jahre dauert. Vor-
 ­
 Jahre bei Nick van Heyningen angeeignet. „Anfangs war es aussetzung dafür ist ein Hauptschulabschluss. Chocolatiers
 eine große Herausforderung, mit der Pralinengabel zu arbei- arbeiten in einer Konditorei. Die Arbeit findet häufig im
 ten“, sagt Anja Alex. „Aber die Schokolade auf die richtige Schichtdienst statt.
 Temperatur zu bringen, ist die größte Herausforderung.“

                                                                                                                                — 17
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                                                                                           Julia Amelung (rechts) mit ihrer Tochter Lara

       Neue Kraft schöpfen
                          In einer dreiwöchigen Kur kann sich ein Elternteil mit oder ohne
                seine Kinder von den gesundheitlichen Folgen tagtäglicher Überlastung erholen.
                             Um wirklich genesen zu können, gilt es einiges zu beachten

                                                 Text: Frauke Janßen – Foto: Jonas Ginter

„E               s war schön, sich um nichts kümmern zu ­müssen“,
                 sagt Julia Amelung. Die zweifache Mutter hat
                 ­während der Sommerferien eine Mutter-Kind-Kur
                  auf der ostfriesischen Insel Langeoog gemacht. Nor-
       malerweise arbeitet sie in Teilzeit als Personalmanagerin in
       einem Bremer IT-Unternehmen. Sie erzieht ihre zehn- und
                                                                        währenddessen gut versorgt sind. Amelungs Tochter Lara
                                                                        erinnert sich gerne an die drei Wochen an der Nordsee
                                                                        zurück: „Nach dem Frühstück sind mein Bruder und ich mit
                                                                        unserer Gruppe nach draußen gegangen und haben gespielt.
                                                                        Nachmittags waren wir dann oft mit Mama am Strand und
                                                                        nach dem Abendessen haben wir uns mit Freunden, die wir
       zwölfjährigen Kinder gemeinsam mit ihrem Mann. Dennoch           dort kennengelernt haben, meist noch den Sonnenunter-
       ist Zeitmangel allgegenwärtig – so wie in vielen Familien.       gang angeschaut“, beschreibt die Zwölfjährige einen typi-
       Immer weniger von ihnen stecken das gut weg. Bei Julia           schen Kurtag. „Für die Kinder war ein Erlebnispädagoge zu­­
       ­Amelung hat sich der Stress in den letzten Jahren vor allem     ständig, der ihnen spielerisch Zusammenhalt und Teamwork
        durch Rückenschmerzen bemerkbar gemacht. „Die Sportan-          ver­mittelt hat“, fügt ihre Mutter hinzu.
        gebote, die ich in der Kur wahrgenommen habe, waren fast                Gerade kleinere Kinder tun sich dagegen manchmal
        alle auf Rückenfitness ausgerichtet“, erzählt sie von einigen   schwer mit dem für sie unbekannten Betreuungs­       personal
        Anwendungen, die ihr während der Kur verordnet wurden.          in Kureinrichtungen. Wenn das eigene Kind in der Kur-Kita
                                                                        ständig weint, ist es schwierig, sich auf die so ­wichtigen
       Damit sich Mütter oder Väter in der Kur um sich selbst           Therapiemaßnahmen zu konzentrieren. „Machen ­          Mütter
       kümmern können, ist es wichtig, dass auch die Kinder             jedoch alleine eine Kur, geht es wirklich nur um ihre eigenen

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Arbeit und Gesundheit                                                      BAM — November / Dezember 2020

                                  Belastungen, die von Müttern und Vätern genannt werden
                                  (Mehrfachnennungen, im Durchschnitt 4–5 Belastungen)

                      ständiger Zeitdruck
                     berufliche Belastung
Probleme, Kinder und Beruf zu vereinbaren
                                                                                                  kg
                Erziehungsschwierigkeiten
                 mangelnde Anerkennung
   Probleme mit dem Partner/der Partnerin
         keine Unterstützung vom Umfeld
                     finanzielle Probleme
          Trauer um Familienangehörige/n
                   chronisch krankes Kind
              pflegebedürftige Angehörige

                                            0%   10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

  Mütter in Mutter-Kind-Kuren        Mütter in Mütterkuren        Väter in Vater-Kind-Kuren

Quelle: muettergenesungswerk.de                                                                     © Arbeitnehmerkammer Bremen

Bedürfnisse“, sagt Anne Schilling, Geschäftsführerin der           gesellschaftlich anerkannt“, fügt sie hinzu. „Der Anteil der
Spendenorganisation Müttergenesungswerk in Berlin. Sie             Väter, die solch eine Kur machen, steigt zwar kontinuierlich,
empfehle deshalb, sich gut zu überlegen: „Was brauche ich,         dennoch sind es gerade mal vier Prozent.“ Den Grund dafür
um wieder gesund zu werden?“ Natürlich sei es individu-            sieht Anne Schilling auch darin, dass Frauen nach wie vor
ell sehr unterschiedlich, ob eine Kur mit oder ohne Kinder         den Hauptteil der Familienarbeit leisten.
die bessere Wahl sei, so Schilling. Fest stehe, dass die Kuren             „Die meisten Frauen kommen mit mindestens drei
sehr viel häufiger mit Kindern angetreten würden. „In man-         Gesundheitsstörungen in die Kur“, so Schilling. Oft han-
chen Fällen sind die Kinder ebenfalls krank, dann sollte man       delt es sich um starke Erschöpfungszustände, die sich durch
für sie beim Kinderarzt ein Extra-Attest ausstellen lassen – in    Schlafstörungen, Depressionen, Magen-Darmerkrankungen,
jeder Mutter-Kind-Kur gibt es auch gemeinsame Therapie-            Muskel-Skelett- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen bemerk-
maßnahmen.“                                                        bar machen. „Eine Mutter-Kind-Kur ist eine stationäre Maß-
                                                                   nahme. Es geht darum, die Betroffenen aus ihrem Alltag
Vor 70 Jahren hat das Müttergenesungswerk bereits spe-             herauszuholen und medizinisch, physiotherapeutisch und
zielle Kuren für Mütter ins Leben gerufen. Seit Anfang der         sozialpsychologisch zu behandeln“, erläutert Schilling die
80er-Jahre gibt es die sogenannten Mutter-Kind-Kuren. Die          sogenannte Kurbedürftigkeit, die ärztlich verordnet und bei
kassen­ärztliche Anerkennung und Bezahlung habe man                der Krankenkasse eingereicht werden muss. Insgesamt sind
erst vor 18 Jahren durchsetzen können, berichtet Schilling.        laut einer Studie des Instituts für empirische Sozial­forschung
„Mutter-­Kind-Kuren sind aufgrund ihrer langen Tradition           (Ifes) aus dem Jahr 2007 rund 2,1 Millionen ­Mütter und
                                                                   230.000 Väter in Deutschland kurbedürftig. Der jähr­liche
                                                                   Datenreport des Müttergenesungswerks zeigt, dass die
                                                                   ­Zahlen seitdem immer weiter ansteigen. „Das belegen auch
                                                                    die Berichte von Ärzten aus den Kurkliniken“, sagt Schilling.
Wenn gesundheitliche Probleme wieder­kehren oder
neu entstehen, lässt sich in der Regel vier Jahre nach             Damit eine Mutter- oder Vater-Kind-Kur indes auch nach-
der ­letzten Kur wieder eine Mutter- / Vater- / Kind-              haltig wirken kann und sich nicht währenddessen die Arbeit
Kur ­beantragen. Kinder können zwischen zwei und                   von drei Wochen auftürmt, sind Kurbedürftige auch auf
höchstens zwölf Jahren mit aufgenommen werden.                     die Akzeptanz von Arbeitgebern und Mitarbeitenden ange­
     Aufgrund der Corona-Pandemie haben die Kur­                   wiesen. Anne Schilling rät Betroffenen dazu, möglichst selbst-
kliniken unterschiedliche Hygienekonzepte erstellt.                bewusst mit ihrer Situation umzugehen: „Sie gehen nicht in
­Grundsätzlich hat jede Klinik zudem eigene therapeu-              den Urlaub oder in eine Erholungsmaßnahme, sondern sie
 tische Schwerpunkte. Es ist ratsam, sich vorab beraten            haben eine Diagnose erhalten und sind für die Zeit der Kur
 zu lassen: Ärzte können eine Wunschklinik bereits mit             krank geschrieben. „Meine Kollegen und meine ­Kolleginnen
 in den Antrag aufnehmen. Das Müttergenesungswerk                  haben meine Arbeit während der drei Wochen mit erledigt“,
 bietet ­telefonische Beratung an und informiert über              sagt Julia Amelung. So kann sie von der Kraft, die ihr die Kur
 Anlaufstellen vor Ort.                                            zurückgegeben hat, noch lange zehren.

Nähere Infos zur Antragstellung gibt es auch unter
   www.muettergenesungswerk.de

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