Wild - Main Kinzig Blüht Netz
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INHALT 3 Vorwort 4 Einleitung: Was ist Wildobst 6 Wildobst in Streuobstwiesen 10 Erziehung und Pflege allgemein 12 Zur Nutzung der Broschüre 16 26 Artenportraits 68 Arten auf einen Blick 72 Quellen + Literatur 73 Bezugsquellen 74 Impressum + Danksagung
3 Vorwort LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, wir freuen uns, dass Sie unsere Wild- obstbroschüre in den Händen halten! Ob als gesunde Ergänzung der Ernährung und heimisches „Superfood“ für den Menschen, als Pflanze von hohem ökologischem Wert für die heimische Tierwelt oder als robuste und pflegeleichte Pflanzalternative: das Thema Wildobst ist in aller Munde. In dieser Broschüre präsentieren wir Ihnen Wildobst- oder züchterisch wenig bearbeitete Obstarten zur ergänzenden Pflanzung auf der Streuobstwiese. Neben dem kulinarischen und ökologischen Wert erhalten Wildobstarten eine zusätzliche Bedeutung als Gehölze, die deutlich pflegeleichter und robuster sind als die Kulturobstbäume. Da viele Menschen nicht mehr so viel Zeit für die Pflege ihrer Streuobstwiesen sowie die Ernte und Nutzung des Obstes aufbrin- gen können und da die Pflege aufgrund der Änderung der klimatischen Bedin- gungen (insbesondere Trockenheit, Hitze) erschwert wird, kann Wildobst hier eine gute Ergänzung des Sortenspektrums sein. Zudem tolerieren viele Wild- obstarten bzw. deren essbare Züchtungen die sich verändernden Klimabedin- gungen deutlich besser als deren gezüchtete Kulturformen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und natürlich auch mit Ihren neu gepflanzten Wildobstbäumen! Der Vorstand des Landschaftspflegeverbandes Main-Kinzig-Kreis e.V. Bürgermeister Mark Trageser Fritz Dänner Klaus Schejna Vorsitzender des Geschäftsführer Rodenbach Kreisbauernverbandes Naturpark Hessischer Main-Kinzig e.V. Spessart
4 EinlEitung WAS IST WILDOBST? Wildobst sind Wildgehölze, die züchterisch nicht oder kaum be- arbeitet wurden, deren Früchte aber gesammelt und genutzt werden (Bundessortenamt 1999). Diese Arten können sich selbst über ihre Samen vermehren oder auch durch Stecklinge vermehrt werden. Bereits unsere Vorfahren in Mitteleuropa sammelten Früchte von Wild- obst zum Verzehr – wie steinzeitliche Funde von Samen und Kernen bele- gen. Auch die gezielte Kultivierung von Obst reicht weit zurück. So wurde in Kleinasien schon vor etwa 6500 Jahren Obst angebaut. Ägypter, Griechen und Römer betrieben bereits einen intensiven Obstbau mit züchterischer Bearbeitung des Wildobstes. Spätestens mit der Eroberung und Be- siedlung mitteleuropäischer Gebiete durch die Römer zur römischen Kaiserzeit wurden viele neue Obstarten in unsere Brei- ten mitgebracht und dort angesiedelt. Neben ur- sprünglichen Wildobstarten brachten die Römer auch bereits das Wissen zur Veredelung von Obst- gehölzen mit. LECKERE VIELFALT PFLANZEN Das Wildobst behielt aber immer eine gewisse Be- deutung als zusätzliche Nahrungsmittelquelle und Vitaminlieferant. So wurden bis vor einigen Jahrzehnten in Bauerngärten und Hecken an Feldrainen auch immer schmackhafte Wildobst- arten kultiviert. In unseren Regionen existieren daher Wildobstar- ten nebeneinander mit Kultursorten und finden zunehmend wieder Beachtung wegen ihrer öko- logischen, kulinarischen und gesundheitlichen Qualitäten.
5 Was ist Wildobst? Nicht nur die Baumgesundheit ist bei Wild- obst besonders ausgeprägt. Auch enthalten die Früchte der ursprünglichen Bäume und Sträucher oft wesentlich mehr gesunde In- haltsstoffe als ihre gezüchteten Verwandten. ROBUSTES UROBST Es soll hier noch auf den Begriff des „Urobstes“ hingewiesen werden: „Als ur- sprüngliches Obst, das nicht gezielt gekreuzt und veredelt wurde, wächst es wurzelecht, was seine Robustheit stark verbessert. Die großen Vorteile von Urobst-Arten sind ihre hohe Krankheits- und Schädlingsresistenz, die geringen Ansprüche an Pflege und Schnitt und ihr besonderer Geschmack“. (Norbert Kleinz, 2016: Ur-Obst® – Wurzelecht und pflegeleicht). Fotonachweis: wikipedia/MSha (Baumhasel) AUTARK UND VON HOHEM WERT Die Urobstpflanzen sollen grundsätzlich in der Lage sein, auch ohne den Menschen zu überleben und zu fruchten. Es geht bei diesen Empfehlungen vornehmlich um die Bewirtschaftung in naturnahen Gärten, die mit standort- gerechten und heimischen Pflanzen erfolgen sollte. Naturgemäß sind viele der empfohlenen Arten für diesen Zweck eher strauchförmig, doch können nicht wenige davon auch als Baumform erzogen werden und sich damit in einen Streuobstlebensraum mit Hochstämmen einfügen.
6 wildobst WILDOBST AUF DER STREUOBSTWIESE Die Fülle der in der Landschaft vorhandenen Kultursor- ten von Apfel, Birne, Kirsche, Zwetsche und Co. ist be- trächtlich. Für Deutschland geht man z.B. allein von über 2000 Apfelsorten aus. Auch wenn die Vielfalt in den Ge- schäften und Baumschulen nicht zu finden ist, so besin- nen sich doch wieder viele Baumschulen auf althergebrachte Obstsorten und erweitern ihr Angebot entsprechend der Nachfrage. Warum brauchen wir daher zusätzlich Wildobst auf der Streuobstwiese? Wildobst im Sinne von züchterisch nicht oder wenig bearbeiteten Obstarten hat eine lange Tradition als ein Bestandteil der Streuobstwiesen und in der Land- schaft, sei es in Form von einzelnen Bäumen, Sträuchern oder Wildobsthecken. ÖKOLOGIE Wildobstbäume und -sträucher erfüllen wichtige ökologische Funktionen. Sie dienen als Blütennährgehölze für viele Insekten. Durch ihre teilweise frühe Blüte erweitern sie das Nahrungsspektrum im blütenarmen ausgehenden Winter bzw. zeitigen Frühjahr, insbesondere für Hummeln und andere Wildbienen. Das dichte Astwerk und die leichte Bedornung einzelner Arten bieten ein gutes Ver- steck für viele Tiere und Brutmöglichkeiten für Vögel. Eine besondere Bedeutung haben Wildobstgehölze durch ihren Fruchtbehang. Eine große Anzahl von Vogelarten frisst regelmäßig ihre Früchte. In kalten Win- tern, wenn es sonst wenig zu finden gibt, beträgt der Anteil von Früchten an der Nahrung bis zu 100 Prozent. Aber auch viele Kleinsäuger, wie Mäuse, Sieben- schläfer und Igel, ernähren sich von den Früchten ebenso wie unzählige Insekten- arten und andere Wirbellose. Werden die Bäume groß und alt, so bieten sich in der Rinde Lebensräume für diverse Insekten. Entstandene Höhlen in Astlöchern wiederum können von Vö- geln, Fledermäusen oder Kleinsäugern als Brutstätte oder Schlafplatz bezogen werden.
7 ... in Streuobstwiesen Dichte Heckenge- hölze und auch ältere Bäume sind wichtige Ha- bitate für viele Vogelarten sowie Kleinsäuger wie Siebenschläfer und Fledermäuse. Wildobstbäume und -sträucher bieten ein breites Spektrum an Nahrung so- wohl für Bienen und Insekten vieler Arten, als auch für Vögel und kleine Säugetiere. KULTURHISTORISCHE BEDEUTUNG Wildobst hat, wie erwähnt, schon früh eine wichtige Rolle in der Ernährung der Menschen gespielt. Bereits aus der Steinzeit ist die Wildobstverwertung belegt und es zeigen sich die Ursprünge der Obstkultur. Wildfrüchte wurden gesammelt und auf vielfältige Weise verarbeitet und haltbar gemacht. In früheren Zeiten hatte ein Wildobstbaum auch eine generationen- übergreifende Bedeutung. So liefern einzelne Arten wie z.B. die Elsbeere ein sehr wertvolles Holz. Die Pflanzung eines solchen Baumes brachte den Nachkom- men daher nicht nur einen Obstertrag, sondern den Enkeln oder Urenkeln ein Einkommen oder ein schönes Möbelstück. Viele der Wildobstarten, die in frühe- ren Zeiten häufig zu finden und verbreitet waren, sind inzwischen heute selten geworden, wie beispielsweise der Spilling und andere „halbwilde“ Pflaumen.
8 wildobst GESCHMACKSVIELFALT + INHALTSSTOFFE In den vergangenen Jahren werden immer häufiger Früchte aus fernen Ländern als „Superfood“ ange- priesen und teuer bei uns verkauft. Doch kann das Gute auch viel näher liegen! Wildobst weist eine große Zahl unterschiedlicher Früchte auf: von Nüssen über Beeren zu Stein- früchten. Viele dieser Früchte bedürfen einer Einge- wöhnung des Geschmackssinns: manche sind herber oder säuerlicher als bekannte Kultursorten oder haben gar eine bittere Note. Dafür warten sie aber mit interessanten Aromen und einer Vielzahl gesunder Inhaltsstoffe auf. Vielfach enthaltene Polyphenole entfalten zahlreiche positive Wirkungen auf die Gesundheit, u.a. sollen sie das Risiko für bestimmte Krebsarten senken, sie wirken positiv auf das Immunsystem und sind antioxidativ. Einige Arten wie Weißdorn besit- zen auch andere nachgewiesene Heilwirkungen. Ungesättigte Fettsäuren von Nüs- sen tragen zu einer gesunden ausgewogenen Ernährung bei. ANPASSUNG AN KLIMATISCHE VERÄNDERUNGEN Der Streuobstbau mit Kulturobstsorten ist in vielen Regionen durch die Erwärmung des Klimas schwieriger geworden. Wenige der herkömmlichen Kultursorten von Apfel, Birne und Co. können sich leicht an höhere Temperaturen, Was- sermangel und Hitzetage anpassen. Unter den Wildobstarten fin- den sich viele Arten, die eine größere Toleranz und Anpassungs- fähigkeit gegenüber den klimatischen Veränderungen aufweisen. Es gibt Arten die speziell für ein Weinbauklima empfohlen werden. Allerdings muss bedacht werden, dass Arten des Weinbauklimas wie z.B. die Mandel durch Winterfröste leichter gefährdet sein können. Andere Arten besitzen insgesamt eine grö- ßere Amplitude in ihren Anforderungen an den Standort als Kultursorten und sind daher vielfältiger einsetzbar.
9 ... in Streuobstwiesen Wildobst ist kaum anfällig für Schädlinge und Krankheiten sowie relativ anspruchslos bei Klima und Standortwahl. Darum eignet es sich auch für die Anlage ganzer Wildfruchthecken. PFLANZENGESUNDHEIT Wildobstarten weisen generell eine gute Gesundheit und größere Robustheit ge- genüber Krankheiten und an ihnen fressenden Organismen auf als Kultursorten. Auf den Einsatz von Pestiziden kann daher verzichtet werden. Allerdings fungie- ren manche Wildgehölze auch als Überträger von Krankheiten der Kulturarten, wie z.B. Feuerbrand. Bei etwaigem Befall mit Feuerbrand ist eine Rodung je nach Befallsintensität zu erwägen. PFLEGEAUFWAND Wildobst benötigt in der Regel keine Pflegeschnitte wie Kulturobst. Viele Arten können aber zum Hochstamm erzogen werden oder ertragen Korrekturschnitte. Das kommt vielen Besitzern von Streuobstwiesen heute entgegen, fehlt doch oft Fotonachweis: Monika Peukert (Spilling) Zeit für aufwändige Schnittmaßnahmen an den Bäumen. Durch eine gute Mischung von Kultur- und Wildobst mit reduzierten Pflegeauf- wand kann die typische Struktur und ökologische Funktion der Streuobstwiesen erhalten werden, auch bei zunehmend schwierigeren klimatischen Bedingungen. Es ergeben sich außerdem neue Möglichkeiten der Verwendung und der Ge- schmacksvielfalt. Es lohnt sich daher, einige Ergänzungen in der Fläche der Streu- obstwiesen mit Wildobstarten vorzunehmen.
10 ErziEhung + PflEgE WILDOBST ERZIEHUNGSSCHNITT + PFLEGEMASSNAHMEN Wildobstgehölze sind nah oder gleich mit den Wildformen. Daraus lässt sich ab- leiten, dass sie ohne direkte Pflege- oder Schnittmaßnahmen des Menschen gut wachsen können. Das gilt sicher für alle Gehölze, die nicht durch Pfropfung veredelt wurden. Sie ver- mehren sich selbst über ihre Samen und wachsen ohne weiteres Zutun des Men- schen auf. Ihr Wachstum und ihre Ausprägung sind genetisch bedingt oder werden – wenn dort eine gewisse Spannbreite vorhanden ist – durch Standortfaktoren wie Konkurrenz durch andere Gehölze oder Bodenbeschaffenheit bestimmt. PFLEGE JE NACH SORTE UND WUCHSFORM Auch wenn Pflege und Erziehung nicht unbedingt notwendig sind, lassen sich viele Wildobstgehölze doch gut schneiden, wenn bestimmte Wuchsformen erwünscht sind. Pflanzen, die als Heister erworben wurden, können durch „Aufasten“ (Entfernen der unteren Äste am Stamm) zu einem Hochstamm erzogen werden und sich dadurch leichter in das Bild einer Streuobst- wiese einfügen. Manchmal wird auch zur Anreicherung der Strukturen auf der Streuobstwiese die Anlage einer Gehölzinsel oder Hecke mit Sträuchern gewünscht. Einige der hier beschriebenen Gehölze eignen sich ohne weiteres dazu (z.B. Kornelkirsche), andere können durch „auf den Stock setzen“ passend erzogen werden. So kann z.B. die Esskastanie als stattlicher Baum wachsen oder in Strauch- form aus Stockausschlägen niedrig bleiben. Gepfropfte Bäume erfordern üblicherweise ein höheres Maß an Pflege. Sie ist vergleichbar mit den gewöhnlichen Schnittmaßnah- men an Obstbäumen der Kultursorten. Nachfolgend finden sich bei den Beschreibungen der einzelnen Gehölze jeweils Angaben zur Pflege, Schnitttoleranz und Schnitterfordernis, soweit darüber hilfreiche Aussagen gemacht werden können.
11 ... allgemein Fotonachweis: wikimedia/Salicyna (Sorbus aria), wikimedia/Stanzilla (Mespilus germanica) wikimedia/Daderot (Mespilus germanica) Wildobst ist autark. Wurden sie durch Samen vermehrt benötigen diese Arten keine direk- ten Pflege- und Schnittmaßnahmen. Nur in den ersten ein bis zwei Jahren der Anwachs- zeit sollte bei manchen Arten auf ausrei- chend Bodenfeuchtigkeit geachtet werden. WENIG PFLEGE BEIM RICHTIGEN STANDORT Generell sollten die jeweiligen Anforderungen an die Standortqualität der einzelnen Gehölzarten gut bedacht werden, um die Anpflanzung zum Erfolg werden zu lassen. Als Wildpflanzen benötigen sie in der Regel keine Düngung (vgl. jeweils Abschnitt „Baumgesundheit und Pflege“), manchmal wirkt sich diese sogar nachteilig aus, wenn die Gehölze durch zu schnelles Wachstum nicht ausreichend Standfestigkeit entwickeln. Allen Gehölzen hilft aber ein gutes Wässern unmittelbar nach der Pflanzung oder sogar in den ersten ein bis zwei Anwachsjahren. Ihre Anfälligkeit für Schädlinge gilt insgesamt als gering. Regelmäßige Kon- trolle ist dennoch angeraten, zumal einige Krankheiten sich auf den Wild- gehölzen als Zwischenwirte festsetzen und dann den Kulturobstsorten in der Umgebung Probleme machen könnten.
12 EinE kurzE Erklärung WILDE SORTEN EINFACH ERKLÄRT Diese Broschüre soll dem Leser dazu die- nen, sich leichter ein Bild über einige Wild- obstarten und deren Einsatzmöglichkeiten auf der Streuobstwiese zu machen. Es wurde dabei aus der Vielfalt eine Auswahl von verschiedenen Obstarten getroffen, die den Autorinnen als sinnvoll für den Lebensraum Streuobstwiese in der Region Rhein-Main und auch darüber hinaus erschien. Meist kann Wildobst auf der Streuobstwiese in Form von Einzelbäumen sowie Einzelsträu- chern oder Hecken, die am besten randlich anzusiedeln sind, an- gepflanzt werden. Die Autorinnen legten wegen der leichteren Bewirtschaftung des Unterwuchses sowie zum Erhalt des Streuobstcharakters einen Schwerpunkt auf Wildobstbäume oder Wildobstarten, die sich auch als Baum ziehen lassen. ÖKOLOGIE Alle ausgewählten Arten besitzen ein hohes ökologisches Potential für die Tierwelt zur Ernährung – sie sind Nahrung für Vögel, (Klein-)Säuger und Insekten – oder bilden wichtige Habitat-Strukturen. PFLEGE Die vorgestellten Wildobstarten stellen durchweg wenig bis gar keine Pflegeansprüche. ANPASSUNGSFÄHIGKEIT Ein weiteres Auswahlkriterium war die Anpassungs- fähigkeit an die erwarteten weiteren klimatischen Veränderungen; die Verträglich- keit gegenüber Hitze und Trockenheit wurde jeweils recherchiert. HEIMISCHE ARTEN Es sollten außerdem überwiegend Wildobstarten ausge- wählt werden, die in Mitteleuropa heimisch oder schon sehr lange eingebürgert sind und Lebensgemeinschaften mit Wildtieren ausbilden konnten. Es finden sich hier auch halbwilde Arten als Vorläufer unserer Kulturobstarten und Wildarten aus anderen Erdteilen, die eine besondere Bedeutung für die Entstehung unserer heutigen Kultursorten hatten, z.B. verschiedene Wildäpfel.
13 ... zu dieser Broschüre FRUCHTQUALITÄT Die Auswahl zeigt besonders solche Arten, deren Früchte gut verwertbar und attraktiv sind. ÄSTHETIK Auf ästhetische Aspekte wie auffällige Herbstfärbung oder landschaftsprä- gende Wuchseigenschaften wird bei den Beschreibungen hingewiesen. BEZUGSQUELLEN Nicht zuletzt wurde darauf geachtet, dass die aufgeführten Pflan- zenarten im Handel erhältlich sind. Eine Auswahl dieser Baumschulen sind als Bezugs- quellen für Wildobst auf S. 73 aufgeführt. ANORDNUNG Die Anordnung der Steckbriefe folgt der Unterteilung der Obstarten nach Fruchtfor- men und der alphabetischen Reihenfolge (deutsche Bezeichnung). SYMBOLE Es finden sich jeweils in der Kopfzeile der Einzelbeschreibungen erläuternde Symbole. Grob unterteilt und farblich differenziert dargestellt wurden die Obstarten nach Kernobst (grün), Steinobst (lila), Schalenobst (braun), andere Obstarten (orange). Hinweise zur Wuchsform (Baum/Strauch). Nutzbarkeit der Pflanze durch Insekten/Vögel/ (Klein-)Säuger. Zur schnellen Übersicht sind in der Tabelle „Arten auf einen Blick“ (ab S. 68) wesentliche Merkmale der einzel- nen Sorten zu Wuchs, Fruchtreife, Standort, Boden, Pflege, Verwendung der Früchte sowie ökologischer Taug- lichkeit für bestimmte Tiergruppen u.a. zusammengestellt.
diE bEstE zEit EinEn baum zu PflanzEn, war Vor zwanzig JahrEn. diE nächstbEstE zEit ist JEtzt. (aus uganda)
16 ElsbEErE Die Elsbeere ist das größte einheimische Rosengewächs und sehr wärmeliebend. Der Gattungsname „Sorbus“ lei- tet sich vom keltischen Ursprung „sorb“ für herb ab. Die Bezeichnung „torminalis“ deutet auf den früheren Ein- satz der Früchte gegen Bauchschmerzen hin. Das Holz der Elsbeere ist hart und schwer und als „Schweizer Birn- baum“ bekannt.
17 Sorbus torminalis BESCHREIBUNG Ökologie Sommergrüner Baum bis 15 (20) Meter Nahrungsquelle für Insekten, Kleinsäuger Wuchshöhe, kugelige Krone, kann bis 300 und Vögel. Raupenwirtspflanze verschiede- Jahre alt werden. Tiefwurzler mit starken ner Schmetterlingsarten. Seitenwurzeln. Die Blattform erinnert an Ahorn, ca. 10 cm lang. Weiße Blüten in Fotonachweis: wikimedia/Andrew Dunn (Baum), wikimedia/Krzysztof Ziarnek (Blüte), wikimedia/Rosenzweig (Blatt), wikimedia/Reitter-Abel_Holzarten (Zeichnung) 6 - 10 cm breiten Trugdolden, rötlichbraune birnenförmige Früchte, ca. 2 cm lang. HINWEIS Das dichte, extrem harte und schön Standort gemaserte Holz wurde früher für Li- Sonne bis Halbschatten, wärmeliebend neale, Mess- und Musikinstrumente und gut Hitze vertragend, mäßig frosthart, verwendet. Heute zählt die selten ge- bevorzugt trockene, kalkhaltige, nährstoff- wordene Baumart zu den wertvollen reiche, durchlüftete Böden, staunässe- Edelhölzern. empfindlich. Baumgesundheit und Pflege Robuster Baum, keine spezifischen Schäd- linge oder Krankheiten bekannt, kann aber von den Raupen des Blausiebs und Eber- eschen-Fruchtmotten befallen werden. Verwendung Nach Frosteinwirkung schmecken die gerb- stoff- und Vitamin C-haltigen Früchte ange- nehm süßsauer und können zu Marmelade, Obstbrand und Branntwein verarbeitet wer- den, Beeren klären wie Speierling den Most. Getrocknete Früchte als Zusatz für Müsli, Fruchtschnitten. Das harte Holz ist bei Drechslern, Schreinern und Instrumen- tenbauern begehrt und teuer. Sorten Zurzeit noch keine echten Sorten, nur Herkünfte.
18 hagEbuttEnbirnE Die Hagebutten- birne, auch Ham- buttenbirne oder Bollweiler Birne genannt, entstand im 16. Jahrhundert durch Kreuzung aus Holzbirne und Echter Mehlbeere in den Gärten des Schlosses Bollwil- ler im Elsaß und ist heute ein seltener Kulturbaum. HINWEISE Alle Hagebuttenbirnensorten wer- den zum sogenannten „Urobst“ gezählt. Urobst-Arten sind in der Regel älter als unsere bekannten Kultursorten, anspruchslos und schmackhaft! Die Vermehrung ist rein vegetativ möglich.
19 Sorbopyrus irregularis, S. auricularis BESCHREIBUNG Verwendung Sommergrüner, ca. 10 m hoher kleiner bis Fruchtreife Mitte August - Oktober. Weiter- mittelgroßer Baum (bis 18 m) oder Strauch. verarbeitung der Früchte zu Saft, Gelees Blätter elliptisch bis oval-elliptisch, zweifar- und Marmeladen. big, hellgrün auf der Oberseite, unten weißsamtig bis graufilzig. Braunschwarze Sorten Rinde mit runden graubraunen Lentizellen. • Tatarsbirne (Sorbopyrus tatarinovii): Reinweiße, zu dichten Trugdolden (bis 25 Kleine bis mittelgroße goldgelbe Birnen- Fotonachweis: wikimedia/Universität Kopenhagen (Zeichnung links), wikimedia/Krzysztof Ziarnek (Baum, Früchte), wikimedia/gemeinfrei (Zeichnung rechts) Blüten) zusammengefasste Blüten, blüht früchte, sehr süß. von April bis Mai, angenehmer Duft. Die • Shipova: Die Früchte werden 4 - 6 cm Blüten sind ähnlich der Birne, aber kleiner. groß. Die Frucht hat einen süß-säuerlichen Ge- schmack, rötliches bis gelbes Fruchtfleisch Ökologie und aromatischen Geruch. Reife Mitte Au- Nahrung für Kleinsäuger und Vögel, sehr gust bis Oktober. Die Gestalt der Früchte gute Bienenweide. ist bei einer Länge von 2,5 - 3 cm sowie einem Durchmesser von 2 - 3 cm, manch- mal bis zu 5 cm apfelförmig über birnenför- mig bis hagebuttenförmig. Im Geschmack ähneln sie erst der Birne und im vollreifen Zustand der Hagebutte. Sorbopyrus gilt als steril, doch wurden auch vereinzelt Säm- linge erzielt. Als Strauch oder Baum erhält- lich. Vegetativ vermehrt auf Birne, Weiß- dorn und Quitte. Auch geeignet zur Pflan- zung in Wildobsthecken. Langsam wach- send, Fruchtbildung erst im fortgeschritte- nen Alter durch Selbstbefruchtung. Standort Die Ansprüche an den Boden sind eher gering, optimal ist ein frischer bis mäßig tro- ckener, durchlässiger Boden. Gedeiht an sonnigen und halbschattigen Plätzen und ist frosthart. Baumgesundheit und Pflege Resistent gegen Birnengitterrost.
20 EchtE mEhlbEErE Die Echte Mehlbeere (Sorbus aria) ist ein heimischer (West-, Mittel- und Südeuropa) Baum oder großer Strauch. Der Name Mehlbeere bezieht sich wahr- scheinlich darauf, dass die reifen und getrockneten Früchte früher dem Brotmehl beigemischt wurden.
21 Sorbus aria BESCHREIBUNG Ökologie Kleiner bis mittelgroßer Baum oder Groß- Bienen- und Vogelnährgehölz. Die nektar- strauch, 6 - 15 (20) m, Kronenbreite bis reichen Blüten sind wichtige Nahrungs- 10 m. Blätter wechselständig, derb, oval-ei- quelle für viele Insektenarten. Die Beeren förmig, oberseits dunkelgrün glänzend, un- stellen im Winter eine wichtige Futterquelle terseits dicht weißfilzig, Blattrand ungleich- für Vögel und Säugetiere dar. mäßig doppelt gesägt. Blüte weiß bis gelb- lich, aufrechtstehende rispenartige Trugdol- den. Frucht kugelig, orange bis korallenrot, HINWEIS bleiben bis über den Winter am Baum. Die jungen Triebe sind zunächst filzig behaart, später hell- bis rötlichbraun Standort und kahl. Sorbus aria kann bis zu 200 Insgesamt anspruchslos und anpassungsfä- Jahre alt werden. Bastardisierung mit hig. Optimum auf lockeren basischen bis anderen Sorbusarten möglich. leicht sauren, mäßig frischen, gut nährstoff- versorgten Böden, auch auf steinigen Un- tergründen, kalkliebend. Sonne bis Halb- schatten. Bevorzugt sommerwarme Lagen und ist frosthart, hitzeverträglich, trocken- heitsresistent, windfest, Pioniergehölz. Baumgesundheit und Pflege Gering anfällig für Krankheiten. Schnitt nicht notwendig, erträgt aber Korrektur- schnitte. Verwendung in Hecken möglich. Fotonachweis: wikimedia/César Ruiz (Blüten), wikimedia/Salicyna (Knospe) Verwendung Frischverzehr der Früchte erst nach Frost- einwirkung, als Kompott oder als Beimi- schung zu sauren Früchten für Konfitüre, Gelee, Saft, Mus, Wein und Dörrobst. Frü- her auch für Branntwein- oder Essigherstel- lung, gemahlen als Brotzusatz, medizini- sche Wirkung. Hartes und zähes Holz, leicht bearbeitbar. Sorten • Majestica: Größere, ovale, blutrote Früchte. Blattunterseiten leuchtend silber- weiß.
22 schwEdischE mEhlbEErE Die Schwedische Mehlbeere, auch Oxel- beere genannt, ist ein in Nordeuropa hei- mischer Baum, der durch Kreuzung aus verschiedenen anderen Sorbus-Arten ent- standen ist. Genutzt wird er als dekorati- ver Zier- und Straßenbaum.
23 Sorbus intermedia BESCHREIBUNG Ökologie Mittelgroßer Baum, 3 - 10 (20) m hoch, Nektarreiche Blütenpollen für Bienen und dichte eiförmige Krone, Kronenbreite Schmetterlinge. Die Früchte sind bei Vö- 5 - 7 m. Blätter wechselständig, länglich-el- geln und Säugern sehr beliebt. liptisch bis 10 cm lang mit Kerben, die das Blatt in seiner unteren Hälfte fast in Fieder- blätter aufspalten. Derb ledrig, dunkelgrün, HINWEIS oberseits schwach glänzend, unterseits Verträgt im Gegensatz zur nahe ver- weißfilzig, Herbstfärbung gelb bis orange- wandten Vogelbeere auch Hitze, gelb. Blüten in weißen, 8 - 10 cm breiten, Trockenheit sowie Stadtklima und endständigen Schirmrispen. Frucht eiförmig Wind sehr gut. Ist rauchhart und bis kugelig ovale oder elliptische Form, daher ideal als Straßenbaum. Auf- 1 - 1,5 cm groß, orange bis ziegelrot mit fällige schöne Herbstfärbung. gelblichem Fruchtfleisch. Beeren bleiben Fotonachweis: wikimedia/Manpwp (Baum), wikimedia/Sten Porse (Blüte), wikimedia/gemeinfrei (Zeichnung) bis lange in den Winter hinein am Baum. Standort Sehr frosthart, wärmeliebend. Sommerliche Trockenzeiten werden schadlos vertragen. Boden: anpassungsfähig, bevorzugt gleich- mäßig feuchte (nicht nasse), durchlässige, gut nährstoffversorgte Böden, kalkliebend, auch auf trockenen, sauren Sandböden. Lichtbedarf: sonnig bis lichter Schatten. Baumgesundheit und Pflege Nicht krankheitsanfällig. Verwendung Früchte nicht bitter, Rohverzehr nach Frost- einwirkung, Beimischung zu säurearmen Früchten für die Zubereitung von Fruchtsäf- ten, Marmelade und Gelee. Sorten • Brouwers: Straff aufrechter Wuchs, Verwendung als Straßenbaum.
24 sPEiErling Der Speierling ist in Mittel- und Südeuropa heimisch und wächst dort in lichten Wäldern. Er wurde bereits in vorchristlicher Zeit u.a. in Griechenland kultiviert und von den Römern auch nördlich der Alpen ver- breitet. Sie pflanzten ihn in die Weinberge und ver- wendeten die Früchte zur Klärung des Weißweins. Bis heute wird er in Streuobstgebieten gepflanzt und entfaltet aufgrund seiner stattlichen Größe und attraktiven Herbstfärbung oft einen besonderen landschaftsprägenden Charakter.
25 Sorbus domestica BESCHREIBUNG heitsfördernden Erhöhung des Gerbstoffge- Sommergrüner Baum, 15 - 20 (-30) m halts auch als Zusatz zu Obstsäften, z.B. hoch, im Alter meist ebenso breit. Alter bis Apfelsaft, interessant. Vollreife Früchte sind 400 Jahre. Blätter 14 - 23 cm lang, wechsel- geeignet zum Frischverzehr, sie können zu ständig und gefiedert. Blüten von Mitte Marmelade, Mus, Gelee und Süßspeisen April bis Juni weiß (-rosa) und sind selbst- verarbeitet werden. Aus Speierling wird fruchtbar. Die September bis Mitte Novem- einer der besten Edelbrände gewonnen ber reifen Früchte sind 2 - 4 cm groß, und sehr feinwürziger Essig hergestellt. Der haben Apfel- oder Birnenform – insgesamt Speierling wächst langsam. Sein Holz gilt sehr formenreich – und sind grün, gelb als schwerstes europäisches Laubholz und oder bräunlich gefärbt, oft mit roter Deck- wird gerne zur Herstellung von Musikin- farbe. Verwechslungsmöglichkeit nur in der strumenten oder zu Drechsler- und Kunst- Jugend mit der Vogelbeere. Unterschei- tischlerarbeiten verwendet. dung anhand der Knospen, beim Speierling sind sie grünbraun, kahl und klebrig, bei der Vogelbeere schwarzbraun und behaart. HINWEISE Die Borke reißt beim Speierling im späte- Als Sämling – häufig nur als Heister – ren Alter auf, Vogelbeere bleibt glatt. erhältlich, in den ersten Jahren ist Aufasten notwendig. Ertragsbeginn Fotonachweis: Barbara Fiselius (Baum), Monika Peukert (Blüte + Frucht), wikimedia/gemeinfrei (Zeichnung) Standort nach ca. 8 - 15 Standjahren. Erziehung Warm, sonnig, trocken, gern kalk- und nähr- auf 4 - 6 m Stammhöhe möglich, so ist stoffreich, bevorzugt in tiefgründigem der Speierling interessant als schat- Boden. Windfest, frosthart, schattenunver- tenspendender Überhälter in Agro- träglich. Benötigt viel Platz. Pflanzabstand forstsystemen und Streuobstbau. mind. 15 m. Baumgesundheit und Pflege Sorten Insgesamt gering anfällig für Krankheiten. Kultivierung und Selektion auf große Als Tiefwurzler trockenheitstolerant. Eine Früchte schon bei den Griechen (vor 5000 Herbstpflanzung ist günstig sowie regelmä- Jahren), heute z.B. Sossenheimer Riese, ßiges Wässern in den ersten zwei Jahren. Bovender Nordlicht und Christophs Apfel. Keine Schnitte nötig, verträgt aber Schnitte Auch auf Speierlingssämlingen gepfropfte zur Kronenkorrektur. Bäume mit großfrüchtigen Varianten erhält- lich. Pfropfungen auf Weißdorn, Eberesche Verwendung und Quitte nicht zu empfehlen, da auf Baumreife harte Früchte als Zusatz bei der Dauer nicht standfest genug (Baum kippt). Herstellung von Apfelwein, wird zu 1 - 2% zugesetzt, um diesen länger haltbar und Ökologie klarer zu machen. Außerdem verleiht er so Hervorragende Bienenweide. Wichtiges dem gleichnamigen „Speierling-Äppelwoi“ Vogelschutzgehölz, Früchte als Winterfut- sein unverkennbares Aroma. Zur gesund- ter für Vögel, Kleinsäuger und Insekten.
26 VogElbEErE, EbErEschE Die Eberesche war bei den Germanen dem Gewittergott Thor geweiht. Sie ist eine Pionier- pflanze, die auch auf ungünstigeren Standor- ten wächst. Ihre Namen deuten zum Einen auf die frühere Verwendung zum Anlocken von Vögeln hin. Sie wurde aber auch für die Schweinemast verwendet.
27 Sorbus aucuparia BeSchreiBung Sorten Sommergrüner Kleinbaum bis maximal • Edulis (auch Mährische Eberesche): Para- 15 m Wuchshöhe, eiförmige lockere Krone, sorbinfrei, orangerote Früchte. Flachwurzler. In den ersten 20 Jahren • Fastigiata: Früchte leuchtend dunkelrot. schnellwüchsig, kurzlebig bis max. • Konzentra und Rosina: Beides Frucht- 80 Jahre. Blätter wechselständig unpaarig sorten. gefiedert. Weiß-gelbliche Blüten in flacher Doldenrispe, erbsengroße, ab August rot Ökologie gefärbte Früchte. Früchte sind beliebte Nahrung zahlreicher Singvögel, das ausgeklügelte Wurzelsystem Standort mit dem Pilzpartner Mykorrhiza macht die Sonnig bis licht schattig mit guter Durchlüf- Vogelbeere zum Bodenschutzgehölz. tung, mäßig trockener bis frischer, humo- ser, leicht saurer Boden wird bevorzugt, als Pionierpflanze aber auch auf anderen Standorten möglich, Schattenlagen weniger günstig, bis -30°C frosthart. HINWEIS Die Früchte der Wildform sind bitter und Baumgesundheit und Pflege nur gekocht essbar! Fotonachweis: wikimedia/Krzysztof Ziarnek, Kenraiz (Baum + Blüte), wikimedia/gemeinfrei (Zeichnung) Die Mährische Eberesche wird gerne von der Ebereschen-Fruchtmotte befallen. Diese kann in vogelbeerarmen Jahren auch auf Apfel übergehen. Vorzeitiger Blattab- wurf bei extremer Hitze. Rostpilze und Ebereschen-Mehltau können auftreten. Verwendung Rohe Früchte sind durch Parasorbinsäure schwach giftig, gekocht aber essbar. Gut für Marmelade geeignet. Inhaltsstoff von Kräuterlikör. Parasorbinfreie Sorte „Edulis“ aufgrund des Sorbitgehalts für Diabetiker geeignet. Reich an Vitamin C und Gerbstof- fen. Dichtes, fein strukturiertes Holz mit Farbverläufen von gelblichweiß bis rötlich, findet heute noch vereinzelt als Furnier-, Massivholz im Innenausbau Verwendung.
28 Wildäpfel: holzaPfEl HINWEIS Beim Anbau sind Be- fruchterbäume notwen- dig. Kreuzt sich mit Kultursorten. Der Holzapfel ist die einzige in Mitteleuropa heimische Wildapfelart. Er ist mutmaßlich einer der Stammformen es Kulturapfels (Malus domestica), wahrscheinlich spielt aber der Asiatische Wildapfel (Malus sieversii) die größere Rolle bei der Entstehung des Kulturapfels.
29 Malus sylvestris BESCHREIBUNG WEITERE WILDÄPFEL Sommergrüner Strauch bis Baum, 2 - 15 m Es gibt viele weitere Wildapfelarten aus hoch, Kronenbreite 3 - 5 m, Flachwurzler. dem asiatischen und nordamerikanischen Kurztriebe oft in Dornen endend. Blätter Raum. Dabei sind sehr viele Kreuzungen breit eiförmig bis fast kreisrund, mit kurzer zwischen den Arten, auch mit dem Kultur- schiefer Spitze, am Rande einfach oder apfel, zu beobachten. Viele wachsen eher doppelt gekerbt bis gesägt, Blattunterseite als Strauch oder niedriger Baum, sie sind keine oder nur geringe Behaarung (Unter- durch Aufastung zum Hochstamm erzieh- schied zu verwilderten Kulturäpfeln). Blüte bar. Im Folgenden sind einige Arten aus- April bis Mai, rosa-weiß. Kugelige Früchte gewählt, die sich gut in den Bestand Fotonachweis: wikimedia/Daderot (Baum), wikimedia/Hans Hillewaert (Blüte), wikimedia/Rosser1954 (Frucht), wikimedia/gemeinfrei (Zeichnung) gelbgrün mit ggfs. roter Backe, Durchmes- unserer Streuobstwiesen einfügen kön- ser 2 - 4 cm, herb-sauer und holzig mit sehr nen, und die auch in unseren Baumschu- kleinem Kerngehäuse und flachen Stiel- len erhältlich sind. Viele Merkmale der und Kelchgruben. anderen Wildapfelarten sind denen des Holzapfels ähnlich, es werden daher nur Standort Besonderheiten oder Abweichungen dar- Nährstoffreiche, mittelschwere, gut durch- gestellt. Die Vorkommen der Wildäpfel lüftete Böden mit mäßiger Bodenfeuchte, sind häufig in ihren ursprünglichen Ver- sonnig bis halbschattig (natürlicher Stand- breitungsgebieten gefährdet bis stark ge- ort in lichten Auenwäldern). fährdet. >> Baumgesundheit und Pflege Verträgt vor allem in der Jugend keine sehr langen Trockenperioden, keine Staunässe. Benötigt keinen Schnitt, verträgt ihn aber, kann wie Kulturäpfel geschnitten und gege- benenfalls auch aufgeastet werden. Verwendung Früchte zur Dekoration, wegen des hohen Pektingehaltes kann er anderen Früchten als Dickungsmittel bei der Marmeladenher- stellung beigefügt werden. Holz für Drech- selarbeiten. Ökologie Nahrung für Kleinsäuger und Vögel. Wertvoller Nektar- und Pollenspender für Bienen und andere Insekten.
30 wildäPfEl asiatischEr wildaPfEl niEdzwEtzki-aPfEl Malus sieversii Malus niedzwetzkyana Nach Ergebnissen von Forschern aus Eng- Synonym: Blut-Apfel (Malus pumila land stammt der Kulturapfel direkt vom oder Malus pumila var. niedzwetzkyana) Asiatischen Wildapfel ab, wobei Braunbä- Attraktive Art mit rot gefärbten Blüten, ren an ihrem natürlichen Standort die Se- stammt aus Asien. lektion in Richtung süßer, großer Früchte befördert haben sollen. BESCHREIBUNG Hinweis: Nicht leicht erhältlich. Baum 5 - 8 m hoch, kugelförmige Krone. Rinde jung rotviolett. Blätter dunkelgrün bis BESCHREIBUNG violettrot, ledrig, gekerbter/gezähnter Blatt- Baum bis 30 m hoch, im Habitus ähnlich rand. Dekorative, kleine saure Früchte ab dem Kulturapfel, kann 300 Jahre alt wer- August, Fruchtfleisch dunkelrot. den. Relativ große Früchte (bis zu 7 cm), wohlschmeckend. Standort Sonnig bis halbschattig. Standort Breite Palette von Standorten möglich, be- Baumgesundheit und Pflege vorzugt nährstoffreiche Lehmböden mit Gute Frosthärte. gleichmäßiger Wasserversorgung. Verwendung Baumgesundheit und Pflege Zieräpfel. Hohe Krankheitsresistenz, Schnitt nicht er- forderlich, verträgt aber Schnitt wie Kultur- apfel. drEilaPPigEr aPfEl Verwendung Malus trilobata Die Fruchtqualität ist variabel, Tafelobst bis Mostobst. Stammt aus Südosteuropa/Türkei. BESCHREIBUNG Großer Strauch bis Baum bis 15 m, Krone pyramidenförmig bis 7 m breit. Blätter drei- lappig, dunkelgrün, Herbstfärbung gelb bis tiefrot. Blüte weiß, Früchte klein und gelb bis rot.
31 Malus-Arten tEE-aPfEl JaPanischEr wildaPfEl Malus hupehensis Malus floribunda Aus China, dort weit verbreitet. BESCHREIBUNG Hinweise: Sehr robust, verfügbar in Schwachwüchsiger, strauchartiger, dicht etlichen Baumschulen. verzweigter Baum, Wuchshöhe 6 - 8 m, breit gewölbte Krone, einjährige Triebe BESCHREIBUNG mit dichter Behaarung. Blätter hellgrün, Baum bis 8 m hoch, breite Krone. Rinde 4 - 8 cm lang, eiförmig bis lanzettlich und matt orange-braun mit dicken Platten, Blät- häufig gelappt, Herbstfärbung orangerot. ter 5 - 10 cm lang, 2,5 - 4 cm breit, gesägt. Reichblütig mit zartrosa Blüten. Gelbe Blütenstand mit 4 - 6 rosa bis weißen Blü- kleine Früchte (1 cm Durchmesser) mit ten. Kleine, bis 1 cm große, gelbgrüne, roten Backen. saure Früchte. Standort Verwendung Anspruchslos. Zierapfel, Früchte essbar, Gelee-Herstel- lung, Laubblätter als Tee verwendbar. Baumgesundheit und Pflege Fotonachweis: wikimedia/Slicyna (Blüte), wikimedia/Krzysztof Ziarnek, Kenraiz (Frucht, Malus floribunda) Resistent gegen Apfelschorf. Verwendung chinEsischEr aPfEl Zieräpfel. Guter Bestäuber für alle Apfel- Malus toringoides sorten. BESCHREIBUNG Großstrauch oder kleiner Baum 6 - 8 m hoch mit zunächst breit aufrechten Astpartien, im Alter mit ausgebreiteter, schirmartiger Krone 6 - 8 m breit. Blätter 3 - 5 lappig, weiße Blü- ten. Zahlreiche kugelige bis birnenförmige Früchte, gelb, teilweise rot überlaufen. Standort Sonnig, nährstoffreich. Baumgesundheit und Pflege Sehr robust und frosthart. Verwendung Zieräpfel.
32 wildbirnE Die Wildbirne wird auch Holzbirne genannt. Die bei Birnen typischen Steinzellen sind bei Wildbirnen beson- ders ausgeprägt.
33 Pyrus pyraster BESCHREIBUNG Sommergrüner, 4 - 8 (- 20) m hoher Baum HINWEISE oder Strauch. Kann 200 Jahre und älter Die Wildbirne ist als Strauch oder werden. Die Blätter sind rundlich bis eiför- Hochstamm erhältlich, die Maximal- mig, fein gezähnt oder selten ganzrandig, höhe von 20 m wird selten erreicht. lang gestielt. Weiße Blüten im April oder Die Früchte sind sehr variabel, kreuzt Mai, Fruchtreife im Oktober, Früchte oran- sich mit Kulturbirnen. gerot. Die Kurztriebe laufen dornenartig In der Mythologie wird einem Wild- spitz aus. Sehr schöne hell- bis tiefrote birnenbaum häufig der Aufenthalts- Herbstfärbung. ort eines Dämonen, einer Hexe oder eines Drachens angedichtet. Auch Standort steht er für das Männliche (im Ge- Nährstoffreiche und kalkreiche, lockere gensatz zum Apfelbaum = weiblich). Lehm- oder Tonböden, verträgt keine Stau- nässe. Sonnig bis halbschattig, sonnige Hänge, sommerwarme Laubmischwälder, Anpflanzung als Hecken- und Feldgehölz Sorten möglich. • Wildbirne Walferdingen: Wildfund aus Luxemburg (Pyrus x amphigenea), etwa Baumgesundheit und Pflege 2,5 m hoch, reichlich Früchte (recht klein Anfällig für Feuerbrand und Birnengitter- und geschmacklich mit deutlichem Wild- rost. Ein Schnitt ist nicht notwendig, als So- birnenanteil). Hohe Widerstandskraft. litärbaum Pflege wie Streuobsthochstamm • Strauchige Wildbirne: Zwischenform von möglich. Wild- und Kulturbirne (Pyrus x amphige- nea), ca. 4 m hoher Strauch. Gelbgrüne, Verwendung wohlschmeckende Früchte, wurzelecht. Die Birne weist – besonders bei den Wild- • Wildbirne Meißner I: Zwischenform von arten – typisch verholzte Zellen, sog. Stein- Wild- und Kulturbirne. Größere und herb- zellennester auf, bei den Kulturbirnen sind süße Früchte (grün und reifen im Okto- diese weitgehend herausgezüchtet. Frisch- ber). Strauchbaum ca. 5 m hoch. verzehr nach Frost oder als Dörr- oder • Feenbirne: Vermutlich Pyrus x amphige- Backobst. Zur Herstellung von Saft oder nea, 6 - 7 m hoch. Kleine, süßliche Essig, als Beigabe zum Fruchtsaft zur Früchte. Klärung. Das Holz der Wildbirne ist schwer und wenig elastisch, es ist Ökologie begehrt im Möbelbau, da sel- Nahrung für Kleinsäuger und Vögel, Bie- ten. Schwarz gebeizt imitiert nenweide. Guter Höhlenbaum. das Wildbirnenholz Eben- holz.
34 kirschPflaumE Die Kirschpflaume, auch Myrobalane oder Wilde Mirabelle, wurde bereits durch die Römer nach Mitteleuropa gebracht und angebaut. In jüngerer Zeit diente sie meist nur als Ver- edelungsunterlage von Prunus-Arten. Manchmal findet man die Kirschpflaume auf Streuobstwiesen daher als durchge- triebene Unterlage und zunehmend als Sämling, gelegent- lich auch ganze Hecken bildend.
35 Prunus cerasifera BeSchreiBung pflaume von besonders guter Fruchtquali- Sommergrüner, 6 - 8 m hoher Großstrauch tät entdeckt, so kann man diese durch eine oder kleiner Baum, kräftige Hauptwurzel, Baumschule durch Veredelung vermehren Blätter elliptisch bis eiförmig, manchmal mit lassen. bedornten Kurztrieben. Langgestielte rein- weiße Blüten an Kurztrieben vorjähriger Ökologie Langtriebe, Ende März - April (vor der Besiedlung von Altbäumen durch Hirsch- Schlehe!). Früchte sehr variabel, rundlich käfer. Sehr frühe Blüte (vor der Schlehe) als bis oval, 1,8 - 4,2 cm groß, gelb bis kirsch- Nahrungsangebot für blütenbesuchende rot oder dunkelviolett, Reife Juli - Septem- Insekten. ber (bis Oktober). Standort HINWEISE Sonne bis lichter Schatten, anspruchslos, Benötigt weitere Kirschpflaumen in der bevorzugt mäßig trockene bis frische Umgebung als Befruchter. Geschmack, (feuchte) nährstoffreiche, lehmige Stand- Farbe und Größe der Früchte sind von orte, neutral bis stark alkalisch, gedeiht gut Baum zu Baum unterschiedlich. Die auf leichteren und trockeneren Böden, für Früchte vorhandener Kirschpflaumenge- Fotonachweis: wikimedia/AnRo (Baum), Monika Peukert (Früchte/Vielfalt), wikimedia/gemeinfrei (Zeichnung) sehr schwere Böden und Sandböden unge- hölze sollten daher vor einer Rodung eignet, Trockenheit und Nässe vertragend. immer gekostet und bei guter Frucht- qualität als Obstgehölz erhalten wer- Baumgesundheit und Pflege den. Zuverlässig regelmäßiger Gesunder, robuster und trockenheitsver- Fruchtertrag, neigt zu Massentracht und träglicher Baum. Benötigt keine besondere Astabbrüchen unter der Fruchtlast. Pflege. Erziehungsschnitt in Abhängigkeit von gewünschter Wuchsform: Kirschpflau- men sind meist nur als Strauch erhältlich. Da sie sich aus der Basis bestockt, kann man sie gut als mehrstämmigen Baum ziehen. Verwendung Rohverzehr, meist Verarbeitung als Kom- pott, Gelee, Saft, Marmelade. Verwendung einiger Sorten in der Konservenindustrie wie Mirabellen. Sorten Bekannt sind rotlaubige Sorten der Kirsch- pflaume als Straßenbäume und Schmuck- gehölze. Hat man selbst eine Kirsch-
36 schlEhE Die Schlehe ist in Europa weitverbreitet und hat entsprechend vielfältige Namen, im Deutschen z.B. Schlehdorn, Schwarzdorn, Hagdorn, Haag- pflaume. Sie kommt ursprünglich aus Vorder- bis Mittelasien, ihr heutiges Verbreitungsgebiet reicht über ganz Europa, Westasien und Nordafrika. In den Alpen findet man sie bis auf 1600 m Höhe. Sie war wohl schon in der Jungsteinzeit pflanzli- cher Begleiter in menschlichen Siedlungen.
37 Prunus spinosa BeSchreiBung Sorten Sommergrüner, bis 5 m hoher und 2 - 4 m Es gibt Auslesen von Pflanzen mit größeren breiter Strauch. Wird ca. 40 Jahre alt, er- Früchten: reicht erst nach 20 Jahren die volle Größe. • Merzig: wenig Ausläufer treibend, teil- Dornig, sparrig-verzweigt, starke Wurzel- weise selbstfruchtend. ausläufer und Dickichtbildung. Blüte sehr • Nittel: kompakterer Wuchs und weniger zeitig, Mitte März bis Mitte April, in der Dornen. Regel vor dem Laubaustrieb, Blüten ca. • Reto: mit weniger Gerbstoff. 1 - 1,5 cm groß, leicht duftend, weiß. Frucht kugelig bis eiförmig, 1 - 1,8 cm groß, Ökologie schwärzlich-blau bereift, Steinkern relativ Durch die frühe Blüte ist die Schlehe eine groß, lässt sich schlecht auslösen. Frucht- wichtige Bienennährpflanze. Ebenso wichti- reife Ende September bis November. ger Wildstrauch für seltene Schmetterlings- Früchte bleiben bis in den Winter hinein arten. Vogelnährgehölz und durch die am Strauch, wirken adstringierend und wer- Dornen gute Brutstätte für Vögel. den erst nach Frosteinwirkung essbar. Standort HINWEIS Anspruchslos, sehr breites Standortspek- Wegen der Neigung zur Bildung von trum, sehr frosthart. Wurzelausläufern kann die Schlehe zu einem Problemstrauch werden, der in Baumgesundheit und Pflege kurzer Zeit größere Fläche besiedelt Kann durch Schnitt zum Baum erzogen und andere Vegetation stark beeinträch- werden. Pflaumengespinstmotte, Infektion tigt – bis hin zur Verbuschung des mit Scharka-Virus möglich. ganzen Grundstücks. Verwendung Die Früchte sind nicht für den Rohverzehr geeignet. Ideal zur Beigabe zu anderen Fruchtmischungen und Anreicherung ihres Gerbsäureanteils. Verarbeitung zu Fotonachweis: wikimedia/gemeinfrei (Zeichnung) Likör, Schlehengeist. In Gradierwerken wer- den Schlehenzweige zur Verrieselung von Salzlösungen in die Holzgerüste eingebaut.
38 stEinwEichsEl Die Steinweichsel, auch Felsen- kirsche oder Weichselkirsche genannt, kommt in Europa, Kleinasien und Zentralasien na- türlicherweise vor. Bei uns sind die Vorkommen bevorzugt in wärmebegünstigten Regionen wie beispielsweise in Weinbau- gebieten.
39 Prunus mahaleb BESCHREIBUNG Ökologie Sommergrüner Großstrauch oder kleiner Hervorragendes Insekten- und Vogelnähr- Baum, oft mehrstämmig mit breit ausladen- gehölz. Verbreitung der Samen/Kerne auch der, häufig auch sparriger Krone, 3 - 6 (10) durch Eichhörnchen und Marder. m breit, auch als Hochstamm erhältlich, 4 - 8 (10) m hoch. Blätter wechselständig, rundlich bis herzförmig, 3 - 6 cm lang, fein HINWEISE abgerundet gezähnt, Oberseite glänzend. Wird auch als Pfropfunterlage für Blüten weiß, bis 1,5 cm breit, in 4 - 10-blüti- Kulturkirschen verwendet und verwil- gen Doldentrauben, duftend, erscheinen dert gelegentlich. Die Steinweichsel kurz vor dem Laubaustrieb im April/Mai. ist durch das flache herzförmige Früchte dunkelrot, bei Vollreife schwarz, Wurzelwerk gut zur Befestigung von rundlich, 0,8 - 1 cm groß. Hängen und Böschungen verwend- bar. Standort Vollsonnig, anspruchslos hinsichtlich der Böden. Wächst selbst noch auf sehr trocke- nen, auch flachgründigen steinigen Böden, neutral bis stark alkalisch, kalkliebend. Frosthart und verträgt extreme Trockenheit und Hitze. Baumgesundheit und Pflege Erziehung zu ein- oder mehrstämmigem Baum möglich. Verwendung Das angenehm nach Kumarin duftende Holz wird für Pfeifenrohre und Gehstöcke verwendet. Die bitteren Früchte sind nicht genießbar. Doch im Mittelmeerraum wer- den die gemahlenen Kerne als Gewürz ver- wendet. Sorten Keine Sorten vorhanden.
40 traubEnkirschE Die Gewöhnliche Traubenkirsche ist ein einhei- mischer Baum. Sie sollte nicht verwechselt wer- den mit der Späten Taubenkirsche (Prunus serotina), die aus Nordamerika stammt und ge- bietsweise als Neophyt problematisch ist. Die Gewöhnliche Traubenkirsche ist seit der Stein- zeit als Nahrungsmittel bekannt.
41 Prunus padus BeSchreiBung Sorten Sommergrüner, 6 - 10 m (bis 15 - 18 m) Keine Sorten vorhanden. hoher Großstrauch oder – meist mehrstäm- miger – Baum. Alter bis ca. 60 Jahre, kräf- Ökologie tige, weit ausgebreitete Wurzel. Blätter Wichtiges Insekten- und Vogelnährgehölz. elliptisch-länglich bis verkehrt-eiförmig, Die stark duftenden Blütenstände ziehen oberseits dunkelgrün, unterseits blaugrün. verschiedene Zweiflügler an. Das Laub ist (Zur Unterscheidung von Prunus serotina: eine wertvolle Weide für viele Schmetter- diese hat glänzende Blätter.) Herbstfärbung lingsraupen. gelb bis gelegentlich rötlich, Blüten weiß in 10 - 15 cm langen Trauben im April/Mai, stark duftend, selbstfruchtbar. Früchte HINWEISE kugelige, erbsengroße schwarze Kirschen, Meist nur als Strauch erhältlich, daher Juni - September. ist in den ersten Jahren gegebenenfalls Fotonachweis: wikimedia/Stefan.lefnaer (Baum), wikimedia/Krzysztof Golik (Frucht), wikimedia/gemeinfrei (Zeichnungen) Erziehungsschnitt notwendig. Verwech- Standort selung mit der Spätblühenden Trauben- Sehr breites Spektrum, sonnig bis halb- kirsche (giftig!) möglich. schattig, keine besonderen Ansprüche, Stockausschläge. toleriert beinahe alle Böden, bevorzugt gleichbleibend feuchte, humose, nährstoff- reiche Böden, sauer - alkalisch, gedeiht auch auf frischen sandigen Standorten, mei- det jedoch sehr trockene und kalkhaltige Böden. Baumgesundheit und Pflege Nicht sehr anfällig, benötigt keinen Schnitt, verträgt ihn aber. Befall durch Gespinnst- motten möglich. Verwendung Früchte: Roh bitterer Geschmack, Verarbei- tung zu Saft, Misch-Marmeladen, Wein, Essig, getrocknet für Teemischungen, die Kerne enthalten giftiges Blausäureglykosid, daher unbedingt entfernen. Das Holz ist gut zu verarbeiten, u.a. zum Drechseln, für Intarsien oder zur Herstellung von Spazierstöcken oder Gerätestielen.
42 VogElkirschE, wildkirschE Die Vogelkirsche als Wildform unserer Süßkirsche ist ein schnellwachsender stattlicher Blütenbaum. Seine Früchte dienen vielen Tierarten als Nahrung und können auch vom Menschen in vielfacher Weise verwendet werden. Im Herbst erfreut der Baum durch seine prächtige Herbstfärbung.
43 Prunus avium BeSchreiBung Sorten Sommergrüner Baum, 15 - 20 (30) m hoch, Keine Sorten vorhanden. 10 - 15 m breit, Alter 80 - 100 Jahre, flache Herzwurzel. Blätter eilänglich und grob ge- Ökologie sägt, Herbstfärbung gelborange bis schar- Besiedlung von Altbäumen durch Hirsch- lachrot. Blüten weiß, zu mehreren in käfer. Gut zersetzbares Falllaub zur Förde- Büscheln, erscheinen kurz vor dem Laub- rung des Bodenlebens. austrieb im April - Mai, ab Juli süße bis bit- tersüße, schwarzrote ca. 1 cm große langgestielte Kirschen. HINWEISE Die Blüten sind spätfrostgefährdet. Die Fotonachweis: wikimedia/Prazak (Baum), wikimedia/AnemoneProjectors (Blüte), wikimedia/MPF (Frucht), wikimedia/gemeinfrei (Zeichnungen) Standort Pflanze ist häufig nur als Heister erhält- Sonne bis lichter Schatten, insgesamt an- lich und muss in den ersten Jahren auf- spruchslos an den Standort, bevorzugt aber geastet werden. Schutz gegen Wild- tiefgründige, frische bis mäßig feuchte verbiss und Mäuse notwendig. Der Lehmböden, neutral bis stark alkalisch. Baum benötigt 12 - 15 m Pflanzabstand. Kalkliebend, verträgt keine Staunässe, un- günstig sind auch arme Sandstandorte, ver- trägt bei guter Basenversorgung Trocken- heit, gut frosthart, etwas wärmeliebend. Baumgesundheit und Pflege Robuster und sehr gesunder Baum. Auf nicht optimalen, oft sauren Böden, tritt Gummifluss auf, Kernfäule/Wurzelfäule durch Stammverletzungen möglich. Schnitt- maßnahmen sollten daher auf die ersten Standjahre begrenzt und ab Mitte Juli bis Mitte August durchgeführt werden. Verwendung Die kleinen Früchte können roh verzehrt, zu Marmelade und Gelee verarbeitet wer- den und sind zur Herstellung von Likören, Kirschwasser oder Kirschwein geeignet. Die Kerne können für Kirschkernkissen ver- wendet werden. Das Holz gehört zu den Edellaubhölzern und wird sehr geschätzt (Möbel, Instrumentenbau, u.a.).
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