WirKommunalen - BEZAHLBARES WOHNEN IN DER STADT 2/18
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Einzelpreis 5,- € WirKommunalen Praxismagazin für Politik in Stadt und Land 2/18 BEZAHLBARES WOHNEN IN DER STADT
EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser, in den vergangenen Jahren sind die Wohnkosten vielerorts stark gestiegen. Gerade in den Ballungsräumen fehlt es nicht nur an bezahlbaren Wohnungen, es fehlt auch an Bauland. Wohnen ist die neue soziale Frage des 21. Jahrhunderts. Ein Patentrezept, um das Wohnungsproblem schnell zu lindern oder gar zu lösen gibt es nicht. Der Wohngipfel im Kanzleramt am 21. September war ein Auftakt, um Lösungsansätze zu diskutieren. Geschraubt werden muss an verschiedenen Stel- len: mehr Neubau – vor allem preiswerter Wohnraum –, außerdem serielles Bauen, Deregulierung und eine Reform des Bodenrechts. Im Koalitionsvertrag haben SPD und Union eine große Wohnoffensive vereinbart. Dafür ist eine verzahnte Bau- und Wohnungsmarktpolitik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene notwendig. 1,5 Millionen neue Wohnungen und Eigenheime sollen entstehen. Die Kommunen wissen, dass die Wohnungsfrage zu komplex und zu wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt ist, als dass man sie dem freien Markt überlassen könnte. Mit kommunalen Wohnungsunternehmen haben wir starke Akteure, die bezahlbaren Wohnraum dauerhaft bereitstellen. Das gilt es zu sichern und auszubauen. Nur so sind die Kommunen wieder in der Lage, lokale Wohnraumversorgung und Stadtentwicklung zu steuern. Im Wohnungssektor der Zukunft muss wieder mehr Gemeinnutz herrschen. Ein solcher Wandel auf dem Wohnungsmarkt könnte durch kommunale und zivilgesellschaftliche Träger wie Genossenschaften oder Stiftungen vorangebracht werden. Es geht jetzt darum, die soziale Wohnungspolitik zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. Scheitert sie, hat das fatale Folgen. Auf dem Spiel steht nicht nur die soziale Ausgewogenheit der Städte, sondern auch der soziale Zusammenhalt in der Gesellschaft. In der aktuellen Ausgabe geht Prof. Carsten Kühl, Leiter des Deutschen Instituts für Urbanistik, der Frage nach, ob der Markt wirklich bezahlbaren Wohnraum schaffen kann (Seiten 4 und 5). Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit seriel- lem Bauen (Seite 6), mit Baulandmobilisierung und Bodenpolitik (Seite 13) und Foto: Ines Meier wir gehen der Frage nach, ob „Tiny Houses“ ein Zukunftstrend sind (Seite 8). Abgerundet wird das Heft durch gelungene Beispiele aus der kommunalen Praxis (Seiten 9, 10 und 12). Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! Henning Witzel IMPRESSUM PROJEKTLEITUNG UND VISDP: HENNING WITZEL ASK BERLIN, BÜLOWSTRASSE 66, 10783 BERLIN REDAKTION: GERO FISCHER, BIRGIT GÜLL ANZEIGEN: KERSTIN BÖHM, SIMONE ROCH LAYOUT: JANA SCHULZE TITELBILD: HURCA/STOCK.ADOBE.COM DRUCK: DRUCKEREI VETTERS GUTENBERGSTRASSE 2, 01471 RADEBURG ERSCHEINUNGSTERMIN: NOVEMBER 2018 WirKommunalen 2/18 3
PLANEN | BAUEN | WOHNEN Wer bezahlbaren Wohnraum schaffen will, muss die Baukosten im Auge behalten. SCHAFFT DER MARKT BEZAHLBAREN WOHNRAUM? CARSTEN KÜHL E igentlich scheint es ganz einfach. Wenn des Wirtschaftsministeriums machen eine nen an einem bestimmten Ort nicht mehr die Präferenzen zukünftiger Gene- solche Analyse zum Ausgangspunkt ihres leisten kann, der könnte sich theoretisch rationen eingepreist sind, wenn der Gutachtens und kommen mit Blick auf die räumlich verändern, praktisch aber in Marktprozess frei von Regulierung ist, gängigen Instrumente sozialer Wohnungs- den meisten Fällen nicht. Das hängt mit wenn öffentliche nicht in Konkurrenz zu politik zu klaren Empfehlungen: Abschaf- Arbeitsplätzen, familiärer Einbindung in privaten Unternehmen treten und wenn der fung von Regulierungen im Mietrecht, bestehende Sozialstrukturen oder auch Mensch und nicht das Objekt gefördert wer- insbesondere der sogenannten Mietpreis- nur mit Transaktionskosten (Umzugskos- den, dann entsteht nachhaltiger und sozial bremse. Keine öffentlichen Wohnungs- ten) zusammen. Im weitesten Sinne emo- gerechter Wohnraum. baugesellschaften und keine Fortführung tionale und nur schwer prognostizierbare So in etwa lautet die Conclusio des im der sozialen Wohnraumförderung. Ein Gründe für die Wohnortwahl, wie z.B. Juni veröffentlichten Gutachtens „Soziale Instrument will der Beirat beibehalten und der verstärkte Wunsch geburtenschwacher Wohnungspolitik“ des Wissenschaftli- gleichzeitig reformieren sowie ausbauen, Jahrgänge, mit ihresgleichen in den soge- chen Beirats beim Bundesministerium für nämlich die Zahlung von Wohngeld an ein- nannten Schwarmstädten zu leben, mögen Wirtschaft und Energie. Es ist eine gän- kommensschwache Haushalte. mikroökonomisch störend sein. Aufgabe gige wissenschaftliche Methode neoklas- von Gesellschaftspolitik ist es aber nicht, sisch geprägter Ökonomen, die Realität Wohnungsmärkte sind keine die Bürgerinnen und Bürger für die ökono- zunächst auf wenige Determinanten zu Gütermärkte mischen Modelle kompatibel zu machen. reduzieren, um sich Wirkungszusammen- In der vereinfachten Welt der Ceteris-Pari- Aufgabe von Politik ist es, für gesellschaft- hänge zu verdeutlichen. Sogenannte Cete- bus-Analysen mögen solche Empfehlungen liche Entwicklungen Lösungen anzubieten. ris-Paribus-Analysen blenden „störende“ Bestand haben, in der realen Welt greifen Städte sind nicht nur Wohnorte. Städte Einflüsse aus und tun vereinfachend so, sie zu kurz. Wohnungsmärkte sind keine sind Lebensorte. Integrative Stadtentwick- als gäbe es sie in der Realität nicht. Das Gütermärkte. Wohnen hat den Charak- lung und nachhaltiges Bauen sind eine Foto: Calado/stock.adobe.com ist zunächst methodisch in Ordnung, wird ter eines Grundrechts – oder ökonomisch notwendige Voraussetzung, um solche aber immer dann zum Problem, wenn man formuliert – eines meritorischen Gutes, Lebensräume zu schaffen. Dabei entsteht daraus Handlungsempfehlungen ableitet, das staatliche Intervention grundsätzlich aber bezahlbarer Wohnraum nicht von ohne die „störende“ Realität zuvor wieder rechtfertigt. Jeder muss wohnen, und zwar alleine über den Markt. Lediglich Transfer- angemessen einzublenden. Die Professoren möglichst angemessen. Wer sich das Woh- zahlungen in Form von Wohngeld gewähr- 4 WirKommunalen 2/18
leisten nicht, dass teurer Wohnraum auch dass die neuen Mieter sich auf die Aus- Wer bezahlbaren Wohnraum schaffen bezahlbar wird. Wenn die Nachfrage sehr kunft ihrer Vermieter verlassen müssen, will, muss – wie der Wissenschaftliche hoch und das Angebot gering ist, wird es ohne diese überprüfen zu können. Beirat zu Recht anmahnt – die Baukosten den Anbietern von Wohnraum problemlos im Auge behalten. Der Beirat zielt dabei gelingen, die durch Wohngeldzahlungen Aus Fehlern lernen vor allem auf Deregulierung, Senkung von gestiegene Kaufkraft der Nachfrager über Ähnliches gilt für den sozialen Wohnungs- Umweltstandards und Steuersenkung ab. höhere Mietforderungen abzuschöpfen. bau. Natürlich gab es Fehler in der Vergan- Die Bodenfrage als einer der derzeit wich- Anders gewendet: Mit dem Sozialtransfer genheit: falsche Bevölkerungs- und Wan- tigsten Kostentreiber und Engpassfaktoren Wohngeld würde dann der Vermieter sub- derungsprognosen, zu wenig Geld für die kommt zu kurz. Das Difu hat gemeinsam ventioniert und nicht der Mieter entlastet. soziale Wohnraumförderung, wechselnde mit dem vhw und weiteren Expertinnen Das Beispiel zeigt, dass eine reine Sub- Finanzierungs- und Gestaltungsverant- und Experten eine bodenpolitische Agenda jektförderung, auch wenn das Wohngeld wortung zwischen Bund und Ländern, zu (www.difu.de/11556) entwickelt, die – wie von den Wirtschaftsprofessoren zu geringe Sozialbindungsquoten bei der Aus- zahlreiche Wege für eine wirksame Bau- Recht gefordert – großzügiger und konsis- weisung von Baugebieten, zu wenig Augen- landmobilisierung aufzeigt. Eine Ausein- tenter ausgestaltet würde, alleine bezahlba- merk für sozial ausgewogene Quartiere andersetzung mit den dort formulierten ren Wohnraum nicht gewährleisten kann. oder nicht sanktionierte Fehlbelegungen. Vorschlägen hätte dem Gutachten des Bei- So ist die Mietpreisbremse kein untaug- Auch wurde mit Blick auf andere Länder rats gut getan. liches Instrument. Sie ist in ihrer gegenwär- kritisiert, dass es ein Fehler gewesen sei, tigen Ausgestaltung aber ein unwirksames Sozialbindungen zu befristen. Instrument. Das liegt vor allem daran, Wie dem im Einzelnen auch sei. Es geht dass Vermieter nicht verpflichtet sind, den beim sozialen Wohnungsbau – ebenso wie Carsten Kühl, wissenschaftlicher neuen Mietern offenzulegen, wie hoch die beim Mietrecht – darum, die Instrumente Leiter und Geschäftsführer des Miete der Vormieter war. Da die bisherige neu zu justieren und aus Fehlern der Ver- Deutschen Instituts für Urbanistik Miete aber der zentrale Parameter für die gangenheit zu lernen. Sie einfach abzu- (Difu) Feststellung der Zulässigkeit der neuen schaffen und auf den Markt zu vertrauen, Foto: Difu Miete ist, entsteht die absurde Situation, ist Ideologie. ANZEIGE IN 3 KLICKS ZU MEHR STADTGRÜN! Förderung einfach gemacht: www.gruen-in-die-stadt.de EINE SEITE – ALLE FÖRDERPROGRAMME!* * Die Webseite enthält die wesentlichen Programme der Städtebauförderung in Deutschland. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. „GRÜN IN DIE STADT“ IST EINE INITIATIVE DES BUNDESVERBANDES GARTEN-, LANDSCHAFTS- UND SPORTPLATZBAU E. V. UNTERSTÜTZT VON WirKommunalen 2/18 5
PLANEN | BAUEN | WOHNEN Mit modularem Bauen lassen sich optisch ansprechende Gebäude in kurzer Bauzeit realisieren. SCHNELLER, EINFACHER, KOSTENGÜNSTIGER Wohnungsbau mit serieller und modularer Fertigung voranbringen DIETER BABIEL D ie Wohnungssituation in Deutschland unternehmen mit vielen Gestaltungsmög- kungskommission sind viele Ansatzpunkte bleibt angespannt. Insbesondere in lichkeiten können wir gleichzeitig eine hohe aufgezeigt worden, die zum großen Teil den Ballungszentren kann sogar von architektonische Qualität sicherstellen. So noch auf ihre Umsetzung warten. Dazu akuter Wohnungsnot gesprochen werden. ist der serielle Wohnungsbau auch aus städ- zählen die Maßnahmen zur Mobilisierung Ausdruck findet diese Situation in Woh- tebaulicher Sicht kein „Hemmschuh“. von günstigem Bauland und erweiterte pla- nungsbesichtigungen vor Ort mit teilweise Damit die Potenziale des seriellen nerische Gestaltungsspielräume der Kom- über 200 Interessenten und nicht zuletzt in und modularen Wohnungsbaus nutzbar munen im Bauplanungsrecht genauso wie immer weiter steigenden Mieten. Die Poli- gemacht werden können, hat die Woh- die Lockerung der Stellplatzpflicht und tik hat sich deshalb zur Aufgabe gemacht, nungswirtschaft kürzlich nach einem ein vorsichtigerer Umgang mit den Anfor- 1,5 Mio. Wohnungen in der laufenden Wettbewerb eine Rahmenvereinbarung derungen an Energieeffizienz, Lärmschutz Legislaturperiode bauen zu wollen, das über den Neubau von mehrgeschossigen und Barrierefreiheit. Gleichzeitig sind die wären immerhin 375.000 Wohnungen pro Wohngebäuden in serieller und modularer Länder aufgerufen, sich auf bundesweit Jahr. Mit der Fertigstellung von 285.000 Bauweise vergeben. Die Wohnungsunter- gültige Typengenehmigungen zu verständi- Wohneinheiten im vergangenen Jahr sind nehmen in ganz Deutschland haben nun gen, damit ein einmal geplantes Typenge- wir aber noch weit von dieser politischen die Möglichkeit, ausschreibungsfrei auf die bäude ohne weitere Änderungen bundes- Zielmarke entfernt. insgesamt neun Siegerkonzepte zurückzu- weit gebaut und die Genehmigungszeiten greifen. Da Teile der Projektausschreibung spürbar verkürzt werden können. Potenziale nutzbar und -vergabe sowie der Planung durch diese Wir sind der Überzeugung, dass wir mit machen Rahmenvereinbarung vorweggenommen dem seriellen und modularen Wohnungs- Der Handlungsdruck ist also enorm hoch. wurden, können Wohnungsneubauprojekte bau am Ende zu einer Entspannung am Genau deshalb gilt es jetzt, alle Möglich- schneller, einfacher und auch kostengünsti- Wohnungsmarkt beitragen können. Mehr Fotos: Firmengruppe Max Bögl; Henning Kreft keiten auszuloten, Wohnungen in großer ger realisiert werden. noch: Durch diesen neuen Ansatz kom- Stückzahl und in angemessener architekto- men sogar zusätzliche Kapazitäten auf der nischer Qualität in kurzer Zeit zu errichten. Entspannung am Wohnungsmarkt Bauseite „on top“, d.h. zusätzlich, an den Gelingen kann dies insbesondere durch den ist möglich Markt. Dies belegen die erheblichen Inves- sogenannten seriellen und modularen Woh- Für den langfristigen Erfolg müssen aber titionen der Bauunternehmen in diesem nungsbau, bei dem an Stelle teurer Unikate auch die politischen Rahmenbedingun- Bereich. Somit sind wir zuversichtlich, dass Prototypen geplant und deutschlandweit in gen richtig gesetzt werden. Insbesondere wir auf diesem Weg noch mehr Menschen Serie umgesetzt werden. Hierdurch lassen die Regelungen des Bauordnungs- und des zu kostengünstigem Wohnraum verhelfen sich die Beschleunigungs- und Kostensen- Baunebenrechts, die Bauordnungen der können. kungseffekte erzielen, die wir brauchen, Länder wie auch die kommunalen Satzun- um überhaupt Wohnraum in einem für gen sollten auf kostentreibende Standards Bürgerinnen und Bürger noch bezahlbaren durchforstet werden. Und auch in der von Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands Segment anbieten zu können. Durch die der damaligen Bundesbauministerin Bar- der Deutschen Bauindustrie unterschiedlichen Produktansätze der Bau- bara Hendricks eingesetzten Baukostensen- 6 WirKommunalen 2/18
GUTES BAUKLIMA keine Wohnungsnot. Davon zu sprechen, ist unverantwortlich und spielt mit den Sorgen und Ängsten der Menschen. Außerdem ver- ANSTATT PAROLEN höhnt es all diejenigen, die im Nachkriegs- deutschland eine echte Wohnungsnot erlebt haben. Ein Mietenstopp würde vor allem Wohnungsunternehmen treffen, Ich warne daher die Landes- und Bun- despolitiker davor, beim Thema Wohnen die schon heute bezahlbare Mieten anbieten mit den Sorgen und Ängsten der Menschen zu spielen. Ich erwarte stattdessen von den ANDREAS BREITNER Verantwortlichen im Norden, dass sie mit kühlem Kopf und ohne dass Populismus weiter den Verstand frisst, sich der echten D er aus Deutschland stammende Physi- Spitze Realität werden. Das ist einfache Probleme des Wohnungsmarktes annehmen. ker Albert Einstein hat einmal gesagt: Mathematik. Wenn künftig das Maß von Wir brauchen Grundstücke, niedrigere Bau- „Probleme kann man niemals mit der- Mieterhöhungen an die Inflationsrate kosten und schnellere Baugenehmigungsver- selben Denkweise lösen, durch die sie ent- gekoppelt wird, haben Vermieter mit einer fahren. Da hat die Politik ausreichend Sach- standen sind.“ Der jüngste Vorschlag, durch durchschnittlichen Kaltmiete pro Quadrat- arbeit zu leisten. Also los! einen „Mietenstopp“ in angespannten Woh- meter von 6,44 Euro am Ende noch deutlich nungsmärkten für fünf Jahre alle Mietstei- weniger in der Kasse als jene, die 13 oder gerungen auf die Höhe der Inflationsrate zu mehr Euro nehmen. Es trifft vor allem jene, Andreas Breitner, Direktor begrenzen, ist das Denken, das in den ver- die bereits jetzt den gesetzlichen Spielraum des Verbands norddeutscher gangenen Jahren zu den Mietsteigerungen für Mieterhöhungen nicht ausschöpfen. Wohnungsunternehmen (VNW) geführt hat: Anstatt die wirklichen Pro- Für diese Unternehmen würde es bei „ bleme auf dem Wohnungsmarkt anzugehen, einer „Kappungsgrenze Null“ schwieriger, präsentiert man eine, leider unverzichtbare Instandhal- nur auf den ersten Blick, ein- tung und sinnvolle Moder- fache Lösung. nisierungen umzusetzen. Die Der Verband norddeut- Schaffung von Barrierefrei- ANZEIGE scher Wohnungsunterneh- Wir brauchen heit, energetische Verbesse- men vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern Grundstücke, rungen oder die Installation von Smart-home-Technik, Rahmenvertragspartner der GDW und Schleswig-Holstein 341 n iedrigere die dafür sorgt, dass ältere Wohnungsgenossenschaf- Menschen möglichst bis zu ten und -gesellschaften. In B aukosten ihrem Lebensende in ihrer Hamburg gehörten von den und schnellere Wohnung bleiben können insgesamt rund 930.000 – für all das würde künftig Wohnungen etwa 260.000 Baugenehmigungs das Geld fehlen. den VNW-Unternehmen. verfahren. Einem Investor, der kurz- Mit anderen Worten: Gut fristig auf eine hohe Rendite jede dritte Hamburgerin und Andreas Breitner aus ist, mag das egal sein. gut jeder dritte Hambur- Einer Wohnungsgenossen- ger leben in einer dieser Wohnungen, deren schaft oder einem kommunalen Wohnungs- durchschnittliche Nettokaltmiete pro Qua- unternehmen hingegen ist es nicht egal, dratmeter bei 6,44 Euro liegt – also zwei wenn Mieterinnen und Mieter am Ende die Euro unter dem Durchschnitt des Hambur- Entscheidungen populistischer Politiker aus- ger Mietspiegel. Wir sind der Anwalt des baden müssen. Warum ausgerechnet jene ■ Gebäude aus Smartbeton – bezahlbaren Wohnens. Wir vertreten die Unternehmen geschwächt werden sollen, die klimafreundlich und bezahlbar einkommensschwachen Mieterinnen und bezahlbaren Wohnraum anbieten, dürfte das ■ Ideal für den langfristigen Einsatz, Mieter. Geheimnis dieser Volksvertreter bleiben. als Lückenbebauung oder zur inner- Wer in einer Wohnung eines VNW- Was wir auf dem Wohnungsmarkt im städtischen Nachverdichtung Unternehmens lebt, muss sich nicht sor- Norden brauchen, sind keine Parolen, son- ■ Kurze Bauzeit auf der Baustelle gen, vertrieben zu werden. Eine Kündigung dern mehr bezahlbare Wohnungen – rund wegen Eigenbedarf gibt es bei Wohnungs- 30.000 im Jahr. Diese werden in erster Linie ■ Planungssicherheit genossenschaften und kommunalen Woh- von genossenschaftlichen und kommunalen ■ Wartungsarme Technik nungsgesellschaften nicht, weil sie Woh- Investoren errichtet. Dafür bedarf es eines nungen bauen, um diese über Jahrzehnte guten Bauklimas mit verlässlichen Rahmen- zu behalten und zu vermieten. Unsere bedingungen. Welches Unternehmen inves- Meine Erfahrungen Mitgliedsunternehmen sind sogenannte tiert auch nur einen Euro, wenn es fürchten der letzten 35 Jahre im Bestandshalter, die in langen Zeiträumen muss, dass in den kommenden Jahren poli- Bereich Betonfertigbau, denken und Wohnungen nicht gewinnbrin- tische Entscheidungen eine Refinanzierung sorgen für ein rundum nachhaltiges Ergebnis. gend an den Meistbietenden verhökern. verhindern? Niemand! Namen wie Schiffszimmerer- oder Buchdru- Auch wenn, wie z.B. in Schleswig- Hermann Stegink ckergenossenschaft belegen das. Holstein, Politiker sich über eine steigende Entwickler Diese Unternehmen aber, die mit bezahl- „Wohnungsnot“ beklagen, ist niemandem baren Mieten den sozialen Frieden in den geholfen. Ja, im nördlichsten Bundesland Bült 54 48619 Heek T. 0 25 68 / 388 124 Foto: VNW Quartieren sichern, wären am stärksten und in Hamburg gibt es regionale Engpässe. info@solid-box.de www.solid-box.de betroffen, sollte der Vorschlag der SPD- Aber beide Bundesländer haben vieles, nur WirKommunalen 11.09.18 Anzeige_WirKommunalen_57x136mm.indd 1 2/18 7 08:48
PLANEN | BAUEN | WOHNEN MINIMALISMUS LEBEN „Tiny Houses“ sind mitunter wahre Raumwunder und gelten als ökologische Wohnform der Zukunft HENNING WITZEL Auch der Kaffeeröster Tchibo hatte im Frühsommer voll ausgestattete Kleinst- häuser mit Bad, Küche und Schlafstelle im Sortiment. Die Tiny Houses hatten eine Wohnfläche zwischen 10 und 16 Quadrat- metern und kosteten ab 40.000 Euro auf- wärts. Knappe Güter besser nutzen „Manchmal können kleine Ideen helfen, die ganz großen Fragen zu beantworten“, sagt Architekt Van Bo Le-Mentzel, Kura- tor des Bauhaus Campus Berlin, „zum Beispiel die Wohnungsfrage“. Herkömmli- che Häuser nehmen oft viel Platz weg und belasten durch den Bau mit konventionel- len Materialien die Umwelt. Lebensraum in Städten ist zudem knapper geworden, was auch daran liegt, dass immer mehr Men- schen allein wohnen und die Metropolen immer weiter wachsen. Auch ständig stei- gende Wohnungsmieten, Grundstücks- und Immobilienpreise forcieren den Trend zum minimalistischen Wohnen. Und das ist nur logisch, scheinen die winzigen Häuschen eine Lösung für viele dieser Probleme zu bieten: Sie benötigen wenig Platz, der Res- sourcenverbrauch ist gering, die Investiti- onskosten sind überschaubar und sie sind flexibel und mobil. Auch rechtliche Anforderungen spielen Bezahlbarer Wohnraum: Die kleinen Häuser bieten Lösungen für viele damit zusammenhängende Probleme eine große Rolle. Wo kann ich mein Tiny House abstellen? Was muss ich beachten, damit mein Kleinstdomizil den baurecht- P eter Lustig, der „Löwenzahn“-Mode- Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung. lichen Bestimmungen entspricht? Einfach rator mit der Latzhose, hat schon vor Er bestand aus selbstgebauten Tiny Houses das Haus ans Auto hängen und am Wald- 40 Jahren vorgemacht, wie es sich und war sowohl künstlerisches Experiment rand oder am Fluss wohnen – so geht es ganz entspannt in einem winzigen Bau- als auch Plattform für neue Wege in der Bil- leider nicht. Für das mobile Tiny House wagen wohnen lässt. Doch so wohnten dungs- und Baukultur. Es wurde studiert, gelten dieselben Zulassungs- und Versiche- damals allenfalls Aussteiger, Freaks – oder gebaut und über neue Formen des Miteinan- rungspflichten wie bei einem Campingwa- eben Moderatoren von Kindersendungen. ders geforscht. Die Themen: gerechte Stadt, gen. Als Standort kommt aber neben dem Seit mehr als zehn Jahren sagen Trend Grundlagen für den Städtebau von morgen Campingplatz auch das eigene Grund- scouts eine Minihausmode am Wohnungs- und die Wohnungen der Zukunft. Es wur- stück in Frage. Dafür muss das Minihaus markt vorher und haben den Begriff „Tiny den Workshops, Vorlesungen und öffentliche aber genauso genehmigt werden, wie jedes House“ aus den USA importiert. Dort Diskurse initiiert. Vorbild war das histori- normale Wohnhaus auch. Eine Lösungs- gelten seit den 1990ern die kleinen, mobi- sche Bauhaus. Auf der Tiny House Summer möglichkeit für die Zukunft wären Tiny- Foto: lowphoto/stock.adobe.com len Häuser als sparsame und umweltscho- School lernten Laien, mit nur 4.000 Euro House-Siedlungen, von denen erste gerade nende Form des Wohnens, ein Gegenent- Materialeinsatz und zwei Wochenendkursen entstehen. Für Architekt L e-Mentzel erst wurf zu den häufig überdimensionierten ihr Eigenheim auf Rädern zu bauen. der Anfang: „Mein Traum ist es, tem- Häusern. Auch hierzulande versuchen In Karlsruhe fand im Juni diesen Jah- poräre Tiny House Nachbarschaften Architekten und Designer Tiny Houses an res mit „New Housing“ erstmals ein Tiny in brachliegende Innenstadtflächen zu europäische Verhältnisse anzupassen. House Festival statt. Der Zuspruch war so bauen, weil alle Menschen Recht auf Stadt groß, dass ein zweites folgen wird, vom 24. haben.“ Der Markt wächst bis zum 26. Mai 2019. Inzwischen gibt es Jetzt mehren sich die Anzeichen, dass die deutschlandweit zahlreiche gewerbliche Minihäuser mehr als ein kurzlebiger Trend Anbieter, die einen wachsenden Markt Tinyhouse University e.V. (i. Gr.), Yorckstr. 3, 10965 Berlin sind. Vom Sommer 2017 bis Frühjahr 2018 bedienen. Die Palette reicht vom winzigen etwa stand der „Bauhaus Campus Berlin“ Haus von der Stange über den Bausatz bis www.bauhauscampus.org/#tinyu als temporäres Dorf mitten in der Haupt- zum exklusiven Miniaturheim aus der www.tinyhousefestival.de stadt, auf dem Parkplatz und im Hof des Manufaktur. 8 WirKommunalen 2/18
Im Innenstadtbereich buddeln derweil die Bagger für ein anderes hochwertiges Wohngebiet: das „Wohnquartier Mitte“. Rund 60.000 Quadratmeter Fläche direkt neben der DSW21-Hauptverwaltung wer- den von der eigenen Immobilienentwick- lungsabteilung dafür baureif gemacht. Voraussichtlich 2021 werden die ersten Bewohner einziehen können. Bezahlbare Mieten Dass die DSW21-Gruppe auch Mieter stets im Blick hat, wird etwa am PHOENIX See Das neue Wohngebiet Hohenbuschei, eingebunden in den Stadtteil Brackel, liegt direkt am Naturschutzgebiet Buschei. deutlich. Das 24 Hektar große Gewässer, Die Nachbarn sind ein Golfclub und der BVB. das auf einer ehemaligen Stahlwerksfläche entstand, ist zweifelsohne das schillerndste KEINE ANGST VOR Stadtentwicklungsprojekt der vergange- nen Jahrzehnte. DSW21 entwickelte neben Hafenbecken und Grünflächen auch eine G ROSSPROJEKTEN hochwertige Wohn- und Gewerbefläche. Tochterunternehmen DOGEWO21 kom- plettiert derzeit das dortige Immobilien- Wie die Dortmunder DSW21-Gruppe hochwertigen angebot mit 46 barrierefreien, öffentlich geförderten Wohnungen. „Der Bau von und bezahlbaren Wohnraum schafft öffentlich geförderten Wohnungen ist eine echte Herausforderung“, sagt DOGEWO21- MARC WIEGAND Geschäftsführer Klaus Graniki. Mit mehr als 16.400 Wohnungen, in denen rund 40.000 Menschen leben, zählt sein Unter- M it über 600.000 Einwohnern ist ßung eines Neubaugebiets. Am Ende ste- nehmen zu den größten Akteuren in Dort- Dortmund eine der größten Metro- hen Häuslebauern 700 neue Einfamilien mund. In Zeiten explodierender Mietpreise polen in Deutschland und als hausgrundstücke und 320 Wohnungen zur versteht sich DOGEWO21 als zuverlässiger typische Ruhrgebietsstadt nachhaltig vom Verfügung. „Die Anwohner profitieren Stabilisator, bei dem wirtschaftlicher Erfolg, Strukturwandel geprägt. Die einstige Hoch- von gewachsenen Grünstrukturen, guter ökologisches Bewusstsein und soziale Ver- burg der Schwerindustrie hat sich zu einem Luft und einem hohen Freizeitwert“, so antwortung Hand in Hand gehen. Allein modernen Wirtschaftsstandort gewandelt, Silke Seidel, Geschäftsführerin der Hohen- im südlichen Stadtteil Löttringhausen inves- der tausende Arbeitsplätze in zukunftswei- buschei GmbH. tierte DOGEWO21 zuletzt rund 22 Millio- senden Branchen wie dem Dienstleistungs- nen Euro in die umfassende Modernisierung sektor beheimatet. Und natürlich benötigt Hochwertiges Wohnen ihrer 720 Wohnungen. Dennoch liegen die eine aufstrebende Metropole ausreichend Ähnlich verlief es im Bereich der Stadt- Mietpreise nach wie vor im Durchschnitt bei Wohnraum für ihre Arbeitskräfte. krone Ost: Die gleichnamige Entwick- günstigen 4,97 Euro pro Quadratmeter. Als Infrastrukturunternehmen ist die lungsgesellschaft – ebenfalls ein DSW21- DSW21-Gruppe ein wichtiger Bestandteil Tochterunternehmen – erwarb 1995 die Dortmunds. Mit Dienstleistungen in den etwa 70 Hektar große ehemalige Kaser- Weitere Infos Geschäftsfeldern Mobilität, Logistik und nenanlage und formte daraus einen moder- www.hohenbuschei.de Telekommunikation sowie Strom, Gas und nen IT- und Dienstleistungsstandort. Der www.stadtkrone-ost.de Wasser trägt sie maßgeblich zur kommu- angrenzende Wohnpark „Am Rosenplätz- www.dogewo21.de nalen Daseinsvorsorge bei. Auch wenn es chen“ bietet zudem attraktive Einfamilien- www.einundzwanzig.de um nachhaltige Stadtentwicklung und die häuser und Eigentumswohnungen. Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum geht, ist die DSW21-Gruppe ein unver- zichtbarer Faktor und ein verlässlicher Sta- bilisator auf dem lokalen Wohnungsmarkt. „Für unsere Stadt und ihre Bürger stem- men wir Projekte, an die sich andere nicht herantrauen“, sagt Guntram Pehlke, Vor- standsvorsitzender von DSW21, dazu. Den Fokus auf größere Brachflächen zu legen, hat sich als eine vielversprechende Strategie zur Wohnraum-Neugewinnung herausgestellt. Dies zeigt etwa der Fall Hohenbuschei: Nach dem Abzug der briti- schen Rheinarmee 1996 gründete DSW21 2005 gemeinsam mit einer Privatfirma die Fotos: Jörg Schimmel Hohenbuschei GmbH und erwarb vom Bund das 84 Hektar große Areal. Mehr als 100 Millionen Euro flossen in ein neues Im Bereich des Konversionsprojektes Stadtkrone Ost sind in den letzten Jahren sehr attraktive Einfamilienhäuser sowie BVB-Trainingsgelände und die Erschlie- Eigentumswohnungen entstanden. WirKommunalen 2/18 9
PLANEN | BAUEN | WOHNEN GEFÖRDERTER WOHNRAUM FÜR ALLE Preisgünstigen Wohnraum zu schaffen und zu erhalten, stellt zahlreiche Kommunen vor große Herausforderungen DIETRICH SUHLRIE I nsbesondere Wachstumsregionen Beitrag, um gute Wohnungsqualitäten und geschichte des inklusiven Wohnens ist die benötigen Wohnraum für Menschen ein attraktives Wohnumfeld zu erreichen. Kombination mit zehn öffentlich geförder- mit geringen Einkommen, die ten, barrierefreien Familienwohnungen. Nachfrage nach barrierefreien Woh- Inklusives Wohnen Somit ist ein gemeinsames Wohnen von nungen steigt und leerstehende in Bielefeld Familien mit und ohne Behinderung mög- oder vernachlässigte Wohnungsbestände Viele Kommunen sind in den vergangenen lich. müssen aufgewertet werden. Jahren aktiv geworden und haben unter- 4,37 Millionen Euro kostete der vier- Nordrhein-Westfalen wächst seit Jah- schiedliche Projekte für zukunftsweisenden geschossige Neubau, von denen die NRW. ren. 2017 lebten hierzulande rund 17,9 und bezahlbaren Wohnraum angestoßen. BANK mit 2,5 Millionen Euro Fördervo- Millionen Menschen. Die Wohnungs- Zum Beispiel die Stadt Bielefeld. Sie reali- lumen den größten Anteil finanzierte. Seit märkte entwickeln sich dabei ganz unter- sierte gemeinsam mit der BGW Bielefelder Januar 2017 sind alle Wohnungen vermie- schiedlich. Viele Städte wachsen weiterhin Gesellschaft für Wohnen und Immobili- tet und alle 24 Wohnheimplätze belegt. In stark durch Zuwanderung aus NRW und endienstleistungen und dem diakonischen fünf Wohnungen zogen Familien aus der dem Ausland. Die Folge: Der Markt wird Träger Bethel regional ein herausragen- direkten Nachbarschaft ein. Sie alle nut- enger, die Mieten steigen. Gleichzeitig des Inklusionsprojekt. Gebaut wurden zen die gemeinsamen Spielplätze und Spiel benötigen mehr Haushalte preisgünstigen 24 geförderte Wohnheimplätze mit einem angebote, es entstehen neue Kontakte und Wohnraum. In anderen Regionen, etwa im stationären Clearingangebot für Eltern ein selbstverständliches Miteinander von Sauerland oder Ostwestfalen, ist die Ein- mit geistiger oder psychischer Behinde- Menschen mit und ohne Behinderung im wohnerzahl rückläufig. Hier stehen andere rung und ihre nicht behinderten Kinder Quartier. Aspekte im Fokus: Das Angebot an gene- im Bielefelder Süden. Clearing ist ein Ver- rationengerechtem Wohnraum reicht meist fahren, in welchem Hilfsbedarfe erkannt nicht aus und viele Bestände entsprechen und bedarfsgerechte Betreuungsleistungen Dietrich Suhlrie, Vorstandsmitglied der NRW.BANK etwa vom energetischen Zustand oder vom vermittelt werden. Innovativ in der Bau- Raumzuschnitt her nicht mehr heutigen Anforderungen. Die Städte müssen für die Vielzahl an Herausforderungen Lösungen entwi- ckeln. Hierzu gehören vor allem der Neu- bau geförderter Mietwohnungen und der Die Bielefelder Erhalt günstiger Bestandswohnungen, Fotos: sewcream/stock.adobe.com; Christian Lord Otto Gemeinnützige um die Versorgung mit preisgünstigem Wohnungsgesellschaft Wohnraum sicherzustellen. Im Rahmen mbH sammelt seit des Wohnraumförderungsprogramms des rund 20 Jahren Landes bietet die NRW.BANK eine große Erfahrungen Bandbreite an Förderangeboten, mit denen mit inklusivem Wohnungsunternehmen und private Inves- Wohnen und den toren bei Neubau und Modernisierung dafür notwendigen unterstützt werden. Daneben leistet die Mindeststandards von Wohnraumförderung einen wesentlichen Mietwohnungen. 10 WirKommunalen 2/18
Als die Zukunft gebaut wurde. Die Nachkriegsarchitektur im Europäischen Kulturerbejahr 2018 bigbeautifulbuildings.de facebook.com/bigbeautifulbuildings instagram @big.beautiful.buildings
PLANEN | BAUEN | WOHNEN NEUE LEBENSQUALITÄT gewesen“, berichtete Hans-Peter Blank. Die neuen Fenster tragen neben den hochwär- medämmenden Fassaden dazu bei, dass IM „WABENQUARTIER“ die Energieeinsparung (KfW 85 Standard) nach Abschluss der Baumaßnahmen beson- ders hoch sein wird. „Dies hat zur Folge, Die Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Mitte achtete bei der dass der Anstieg der Mieten in etwa analog zu den jeweils eingesparten Energiekosten Sanierung einer Wohnanlage auch auf die Umwelt der Bewohner verläuft“, betont Architekt Stell. ANDREAS ARNOLD Weiterer Pluspunkt für die Umweltbilanz W ie die Waben eines Bienenstocks Die Architekten setzten dabei besonders an Ein weiterer Pluspunkt für die Umweltbi- mutet der Grundriss der Wohn- den Gebäudefassaden auffällige optische lanz des Wabenquartiers ergibt sich aus anlage im Duisburger Stadtteil Akzente: Die insgesamt 164 Balkone mit der Entsorgung der großen Menge an PVC- Neudorf an. Die auffällige Architektur Schiebeläden, die in unterschiedlichen Farb- Altfenstern. Diese werden im bundesweiten verlieh dem in den 1970er Jahren errich- tönen gestaltet sind, sorgen im Quartier für Rewindo-Recyclingsystem werkstofflich teten Gebäudekomplex seinen Namen ein abwechslungsreiches Gesamtbild. Über recycelt und wiederverwertet. Die Biotrans „Wabenquartier“. Inzwischen waren die 10.000 Quadratmeter an Vorhangfassaden GmbH aus Schwerte sammelt die ausge- neun Häuser mit insgesamt 173 Woh- wurden verbaut, ferner 3.000 Quadratmeter dienten Bauelemente an der Baustelle ein nungen allerdings in die Jahre gekommen. Wärmedämmverbundsysteme, 3.000 Qua- und sorgt für eine erste Aufbereitung des Der Bauherr, die Wohnungsgenossenschaft dratmeter Flachdachflächen sowie 1.300 Materials. Dabei werden nach der Entgla- Duisburg-Mitte e.G., entschloss sich zur laufende Meter an Balkonbrüstungen. „Wir sung zunächst Metalle und weitere Stoffe umfassenden Sanierung der Wohnhäuser. können hier ohne Übertreibung von einem vom Kunststoff getrennt. Das vorkonfek- Sie wird in drei Bauabschnitten bis Herbst ‚Leuchtturmprojekt‘ für den zentrumsnahen tionierte PVC-Material geht anschließend 2018 abgeschlossen sein. Etwa 12 Millio- Duisburger Stadtteil Neudorf sprechen“, so an den Recyclingpartnerbetrieb VEKA nen Euro werden dafür investiert. Architekt Hans-Ludwig Stell. Der Bauherr Umwelttechnik GmbH in Thüringen, der Die Maßnahmen beinhalten die Wär- habe bei der Sanierungsplanung langfristig auf den Bereich PVC-Altfensterrecycling medämmung der Fassaden und Flachdä- und zukunftsorientiert gedacht und neben spezialisiert ist. Die sortenrein getrennten cher, begrünte Dachterrassen sowie den ökologischen und ökonomischen Aspek- PVC-Bestandteile werden weiter zerklei- Einbau von Kunststofffenstern mit Drei- ten auch die soziale Komponente im Auge nert und schließlich am Ende des Recyc- fachverglasung. Zusätzlich werden die gehabt. lingprozesses erhitzt und durch einen Filter vorhandenen Loggien zurückgebaut und gepresst, um letzte Fremdpartikel auszu- so zusätzliche Wohnfläche geschaffen. Besonders hohe sondern. Das dabei zurückgewonnene reine Über barrierefreie bodentiefe Schiebe- Energieeinsparung PVC-Granulat ist dann der Ausgangsstoff türelemente sind die neuen vorgestellten Vom Duisburger Fensterbauunterneh- für neue Kunststofffenster mit Recyclat- großzügigen Balkone erreichbar. Zudem men Tischlerei Blank wurden über 1.100 kern. schaffen mechanisch bedienbare Schiebe- Altfenster aus PVC ausgebaut und gegen „Auf diese Weise entsteht ein funkti- läden Wind- und Sonnenschutz. Im Innen- moderne, energiesparende Kunststoff- onierender Materialkreislauf für Kunst- bereich erhalten die Gebäude verglaste fenster ausgetauscht, die auch schon soge- stofffenster“, erklärte Rewindo-Geschäfts- Aufzüge und neue Wohnungstüren. Darü- nannte Recyclat-Anteile, also PVC aus führer Michael Vetter. Das bedeutet: „Die ber hinaus wurden die Immobilien barrie- recycelten Altfenstern, enthalten. „Die Altfenster aus Duisburg haben ihr Leben rearm ausgestattet und mit neuem Sicher- alten Fenster der Marke Schnicks wurden nicht etwa bereits hinter sich, sondern an heitskonzept versehen. Nach Abschluss bei der Errichtung der Wohngebäude von einem anderen Ort noch ein langes Leben der Gebäudearbeiten werden die Außen- meinem Vater eingebaut. Auf diese Weise vor sich“. Besonders interessant aus öko- anlagen umfangreich überarbeitet und neu sind nun gleich zwei Generationen unseres logischer Sicht: Durch die Recyclingfähig- gestaltet. Familienbetriebs beim Wabenquartier tätig keit von PVC könnten die Fenster sogar noch Jahrhunderte weiter ihren Dienst tun. Denn Versuche ergaben, dass Kunst- stofffenster, deren Lebensdauer wenigstens 30-40 Jahre beträgt, ohne bauphysikali- schen Qualitätsverlust mindestens sieben- mal recycelt und wiederverwertet werden können. Weitere Infos www.wgd-mitte.de www.rewindo.de Foto: Jochen Helle Im Wabenquartier wurden über 1.100 Altfenster durch moderne Kunststofffenster ersetzt. 12 WirKommunalen 2/18
mehr qualifiziertes Personal in Bau- und Stadtplanungsämtern sowie durch die Nutzung professioneller Dienstleister, um eine beschleunigte Baulandmobilisierung sicherzustellen. Auch die Gründung öffentlich-priva- ter Entwicklungsgesellschaften kann die jeweiligen Stärken privater und öffentlicher Akteure zur Baulandentwicklung zusam- menbringen. Das Potenzial regionaler Strategien sollte ausgeschöpft werden, um alle Mög- lichkeiten interkommunaler Kooperation zur Lösung der Baulandengpässe zu nut- zen. Kooperative Baulandmodelle nutzen! Hier werden durch einen Dienstleister im Auftrag der Kommunen, Baugebiete ent- wickelt und die Grundstücke unter Beach- tung einer Sozialquote von z.B. 30 Prozent für den öffentlich geförderten Wohnungs- bau an den Markt gebracht. Steuerliche Anreize durch Einführung einer degressiven Abschreibung und Opti- mierung von Grund- und Grunderwerbs- steuer stehen auf der Agenda. Eine optimierte Grundsteuer sollte die BAULAND Spekulation mit unbebauten Grundstücken unattraktiv machen. Die Grunderwerbs- MOBILISIERUNG: steuer sollte grundsätzlich gesenkt werden oder geeignete Ausnahmetatbestände defi- nieren: z.B. Steuerbefreiung für Kommu- ALLE SIND nen für den kommunalen Zwischenerwerb oder befristete Grunderwerbssteuersenkun- gen für Familien mit Kindern respektive G EFORDERT bestimmte Einkommensgrenzen. Auch das beschleunigte Verfahren im Außenbereich nach § 13b BauGB sollte ver- längert werden, um in integrierten Lagen am Siedlungsrand arrondierten Wohnungs- bau umsetzen zu können. Die Umsetzung Steigende Baulandpreise sind einer der stärksten einer Innenentwicklungsmaßnahme kann einen Weg aufzeigen, Bauland konsequen- Kostentreiber beim Wohnungsbau ter zu mobilisieren. MARTIN RIEDISSER Qualität durch integrierte Stadtentwicklung sichern! Trotz der aktuell auf den Wohnraumman- D ie Bundesregierung will bis 2021 1,5 Das besondere Städtebaurecht sollte gezielt gel fokussierten Politik sollte eine vorraus- Millionen Wohnungen schaffen und genutzt werden: Städtebauliche Entwick- schauende antizyklische Bodenvorratspoli- hat dafür u.a. eine Expertenkommis- lungsmaßnahmen, Umlegungen, Nutzung tik auf Wohn-, Gewerbe und Grünflächen sion „Nachhaltige Baulandmobilisierung des kommunalen Vorkaufsrechts, aber ausgerichtet sein. Strategisch wichtige und Bodenpolitik“ eingesetzt, die bereits auch das Instrument Erbbaupacht, Bebau- Grün- und Freiflächen sind für eine inte- im nächsten Jahr Ergebnisse vorlegen soll. ungspläne nach §13a oder §13b BauGB. grierte nachhaltige Stadtentwicklung zu Denn Bauland ist der zentrale Engpass- Die Vergabe von Bauland sollte möglichst sichern. Auch dafür sind alle Akteure faktor bei der Bereitstellung von ausrei- durch Konzeptvergaben mit Blick auf die gefordert. Fotos: Christian Schwier/stock.adobe.com; Kerstin Sänger chendem bezahlbarem Wohnraum. Wirksamkeit für den Wohnungsmarkt Grundsätzlich liegt der Schlüssel zur erfolgen. Baulandmobilisierung in der Hand der Kommunen und ist nur durch einen Mix Stärkung kommunaler Martin Riedißer, GF LBBW Immobilien an Maßnahmen zu erreichen. Die Kom- Handlungsfähigkeit notwendig! Kommunalentwicklung GmbH und munen sollten eine vorausschauende nach- Wir stellen aber vielfach fest, dass die Vertreter der STADTENTWICKLER. haltige Bodenvorratspolitik betreiben, und Kommunen für diese Aufgaben nicht gut BUNDESVERBAND e.V. in der Experten- dafür zunächst ein Brach- und Potenzial- aufgestellt sind. Hier sollte die Hand- kommission „Nachhaltige Baulandmobili- flächenkataster führen und alle planungs- lungsfähigkeit der Kommunen dringend sierung und Bodenpolitik“ des Bundes rechtlich bebaubaren Flächen erfassen. gestärkt werden, sei es personell durch WirKommunalen 2/18 13
PLANEN | BAUEN | WOHNEN Beeinflusst Neid die Architektur von Flüchtlingsunterkünften? VISUELLE NEIDABWEHR Rezension „Architektur als Ausdruck politischer Kommunikation“ CARL-FRIEDRICH HÖCK W ie beeinflussen Architektur und anderes eine Rolle: die öffentliche Mei- städtebauliche Maßnahmen die Inte- nung. „Vor allem Neid konnte als entschei- gration von Geflüchteten? Das hat dende Kraft bei der Gestaltung der Unter- Franziska Küster untersucht und zahlreiche künfte identifiziert werden“, schreibt die Experten befragt. Ihr Fazit: Die öffentliche Autorin. „Zudem wurde der gesellschaft- Meinung hat einen Einfluss darauf, wie die liche Widerstand als eine Ursache für das Unterkünfte gestaltet werden. oftmals temporär erscheinende Äußere der So viele Geflüchtete wie im Jahr 2015 Unterkünfte ausgemacht.“ Anders gesagt: sind in der Geschichte der Bundesrepublik Die Optik der Einrichtungen sei „ein zuvor nie ins Land gekommen. Die Folge: Instrument zur visuellen Neidabwehr“. Der Staat musste improvisieren. Überall Somit erklärt sich auch ihr Buchtitel, der im Land wurden eiligst Notunterkünfte Architektur als einen Ausdruck politischer errichtet. Einige sind mittlerweile wieder Kommunikation bewertet. verschwunden. Doch auch heute noch ste- hen Leichtbauhallen oder Containerdörfer Erschwerte Nachnutzung in vielen Kommunen. Anderswo sind güns- Franziska Küster Die Autorin verweist darauf, dass sie auf tige Modulbauten entstanden, mit denen der ARCHITEKTUR ALS AUSDRUCK POLITISCHER Basis ihrer Interview-Methode keine wis- Staat dauerhaft Wohnraum für Geflüchtete KOMMUNIKATION senschaftlich belegten Thesen liefern könne. und Alt-Einheimische schaffen will. Zur Unterbringungssituation von Geflüchteten Vielmehr gehe es ihr darum, auf bisher in Deutschland übersehene Aspekte aufmerksam zu werden Die Unterkunft beeinflusst Büchner-Verlag, 2018, 2010 Seiten, 19,00 Euro und neue Hypothesen (also Annahmen) zu die Integration ISBN 978-3-96317-108-6 entwickeln. Sollte sich Küsters Neid-Ver- Die Soziologin und Kommunikationswis- dacht allerdings als zutreffend herausstellen, senschaftlerin Franziska Küster schreibt: wirft das Fragen auf. Etwa diese: Welche „Je mehr Themen wie die Wohnsituation Folgen haben bewusst „ärmlich” gestal- und Integration von Geflüchteten in den schen in Kontakt kommen. Die Architektur tete Unterkünfte für den Ruf und damit Fokus der Öffentlichkeit rücken, desto wirkt sich darauf aus, ob die Migranten die Entwicklung eines Quartiers? Verfestigt dringlicher ist die Frage, wie dieser Auf- sich im Zufluchtsland wohl- und damit gut die Architektur eine Zwei-Klassen-Gesell- Foto: WS-Design/stock.adobe.com gabe nicht nur gesellschaftlich und poli- aufgenommen fühlen. Zugleich schränkt schaft? Und was bedeutet all das für die tisch, sondern auch architektonisch und Küster ein: Noch bedeutender für die Inte- Nachnutzung der Flüchtlingsunterkünfte, städtebaulich begegnet werden kann.“ Was gration seien die Menschen, mit denen die beispielsweise als Wohnraum für Studie- fördert Integration und was hemmt sie? Geflüchteten in Kontakt kommen – etwa rende oder andere finanzschwache Bevöl- Das wollte Küster herausfinden. Deshalb das Personal in den Unterkünften und kerungsgruppen? Es könnte sich lohnen, hat sie für eine Studie zahlreiche Exper- andere Mittler zwischen Alteingesessenen diesen Fragen in weiteren Studien nachzu- ten interviewt, die mit dem Thema befasst und neuen Ortsbewohnern. gehen. sind: Architekten, Politologen, Stadtplaner. Aufgrund der Interviews kommt Küs- Küster stellt fest: Die Unterkünfte haben ter ein beklemmender Verdacht. Bei der einen entscheidenden Einfluss auf die Inte- Gestaltung der Unterkünfte spiele neben Dieser Artikel ist zuerst am 21. August 2018 gration. Der Standort entscheidet mit darü- rechtlichen, ökonomischen und pragma- auf demo-online.de erschienen. ber, ob die neu Zugezogenen mit den Deut- tischen Rahmenbedingungen noch etwas 14 WirKommunalen 2/18
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