Immobilien aktuell Schwerpunkt Investoren bauen an der Nachfrage vorbei Bessere Verdichtung dank Mehrwertabgabe - ZKB

Die Seite wird erstellt Stella Rausch
 
WEITER LESEN
Immobilien aktuell Schwerpunkt Investoren bauen an der Nachfrage vorbei Bessere Verdichtung dank Mehrwertabgabe - ZKB
Immobilien
aktuell
Ausgabe März 2019

Schwerpunkt
Investoren bauen an
der Nachfrage vorbei
Bessere Verdichtung
dank Mehrwertabgabe
Immobilien aktuell Schwerpunkt Investoren bauen an der Nachfrage vorbei Bessere Verdichtung dank Mehrwertabgabe - ZKB
Editorial

                                                       Liebe Leserin, lieber Leser
                                           Die Diskussion um eine haushälterische Nutzung des knappen
                                           Bodens wurde im Zuge der Zersiedelungsinitiative jüngst intensiv
                                           geführt. Im Grundsatz waren sich Befürworter und Gegner der
                                           Initiative einig, wie wichtig die Entwicklung der Siedlungen nach
                                           innen ist. Die derzeitige Bautätigkeit zeigt jedoch in die andere
                                           Richtung. Im Zeitalter des Anlagenotstands wird die Schmerz-
                                           grenze der Investoren hinsichtlich Leerständen hoch bleiben,
                                           sodass an vielen peripheren Lagen weiterhin rege gebaut wird.
                                           Umso wichtiger ist es, Anreize zur inneren Verdichtung zu setzen.
                                           Wir sehen in der Mehrwertabgabe ein geeignetes raumplanerisches
                                           Instrument dafür und zeigen, wie die Zürcher Kantonalbank in
                                           einem realen Beispiel den Mehrwert bestimmt hat. Und:
                              Hochhäuser stehen geradezu beispielhaft für die innere Verdichtung, dennoch
                              lohnt sich ein kritischer Blick auf den Boom.

                              Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.

                              Ursina Kubli
                              Zürcher Kantonalbank, Immobilienresearch

       Schwerpunkt Renditeliegenschaften
       06      Mietwohnungsbau                                  14      «Für komplizierte Fälle                                      03       Meinung und Prognose
               Investoren bremsen nicht,                                werden nach wie vor                                                   Problematik der leeren
               wo sie sollten                                           Bewertungen nötig sein»                                               Mietwohnungen bleibt

       08      Hochhausfieber Schweiz                           16      Mehrheitsfähig durch                                         04       Konjunktur und Zinsen
               Wie viele Etagen verträgt                                Mehr wertabgabe                                                       Binnenkräfte dämpfen
               der Markt?                                                                                                                     Konjunkturabschwächung
                                                                17      Büromarkt Zürich
       12      Mehrwertabgabe als                                       Büroneubau – Fluch oder                                      10       Welche Gemeinde
               Verdichtungsinstrument                                   Segen?                                                                passt zu mir?
                                                                                                                                              ZKB Gemeindebericht

       Impressum
       Herausgeberin Analytics Immobilien, Zürcher Kantonalbank Redaktion Othmar Köchle Gestaltung JoosWolfangel, Winterthur
       Druck Druckerei Mattenbach, Winterthur Titelbild Gian-Reto Hassler, Immobilienbewerter der Zürcher Kantonalbank, auf dem aufgezonten Areal in
       Effretikon Bilder Titelbild, S. 14 – 15 © Zeljko Gataric, Zürich; Editorial, © Meinrad Schade, Zürich Auflage 37’225 Expl. Erscheint ½-jährlich
       Kontakt medien@zkb.ch Abonnement www.zkb.ch / immobilienpublikationen oder 0844 843 823
       Dieses Dokument dient ausschliesslich Informationszwecken. Alle Informationen und Daten in diesem Dokument stammen aus Quellen, welche die Zürcher Kantonalbank zum Zeit-
       punkt der Erstellung dieses Dokuments für zuverlässig hielt. Alle Berechnungen wurden mit grösster Sorgfalt erstellt. Trotzdem kann keine Gewähr für deren Richtigkeit, Genauigkeit,
       Vollständigkeit und Angemessenheit übernommen werden – weder ausdrücklich noch stillschweigend. Die Zürcher Kantonalbank lehnt diesbezüglich jegliche Haftungsansprüche ab.

       2         Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank
Immobilien aktuell Schwerpunkt Investoren bauen an der Nachfrage vorbei Bessere Verdichtung dank Mehrwertabgabe - ZKB
Meinung und Prognose

      Problematik der leeren Mietwohnungen bleibt

      Zwar wird sich die Bautätigkeit in der Schweiz ab 2020 etwas beruhigen. Das Niveau
      bleibt jedoch hoch, und der Wohnraum entsteht nicht immer dort, wo die Nachfrage
      am grössten ist. Die Leerstandsproblematik wird sich in gewissen Regionen noch
      verschärfen. Während die Mieten insgesamt stabiler sind als häufig gedacht, dürfte das
      Preiswachstum bei Eigenheimen weiter anhalten. Von Ursina Kubli, Leiterin Analytics Immobilien

      Neben Wahlplakaten prägen Mietwohnungsplakate            2018 gesunken sind, dürfte das Vermögen im enttäu-
      am Strassenrand immer mehr das Bild in ländlichen        schenden Anlegerjahr ebenfalls gelitten haben. Die
      Regionen. Damit wird schon von blossem Auge              Tragbarkeit ist folglich erneut gesunken und erschwert
      erkennbar, wie harzig die Mietersuche auf dem Land       die Finanzierung eines Eigenheims. Wird die Luft für
      oftmals ist. Obwohl die Problematik der Leerstände       die Eigenheimpreise nicht langsam dünn?
      längst erkannt ist, bremsen die Investoren nicht immer
      da, wo sie sollten. Ausgerechnet in den Städten, die     Die Gründe für die noch immer robuste Preisdynamik
      von der Leerstandsproblematik verschont sind, wurden     bei Eigenheimen sind angebotsseitig zu finden. Die
      2018 weniger Baubewilligungen erteilt als im Vorjahr.    Bautätigkeit fristete im Eigenheimsegment in den ver-
      Da Wohnraum auch in Zukunft nicht unbedingt da           gangenen Jahren immer mehr ein Schattendasein, weil
      entstehen wird, wo die grösste Nachfrage ist, dürften    sie sich aus Renditeüberlegungen vornehmlich auf den
      die Leerstände weiter steigen. Dies gilt selbst dann,    Mietwohnungsbereich konzentrierte. Im Kanton Zürich
      wenn sich die Bautätigkeit in der Schweiz ab 2020        schlägt sich die geringere Neuproduktion von Eigen-
      etwas beruhigt und die Zuwanderung wieder leicht         heimen inzwischen auch in den Freihandtransaktionen
      anzieht.                                                 nieder. Während es in den vergangenen Jahren bei
                                                               Stockwerkeigentumswohnungen im Mittel 1100
      Bis anhin haben die Mieten nur marginal auf die Leer-    Kaufabschlüsse pro Quartal gab, sind es aktuell mit
      stände reagiert. Schweizweit erwarten wir auch in        durchschnittlich 900 Freihandtransaktionen pro Quar-
      Zukunft trotz steigender Leerstände nur einen gerin-     tal deutlich weniger. Die Angebotsverknappung kom-
      gen Rückgang der Angebotsmieten. Im Kanton Zürich        biniert mit den tiefen Zinsen dürfte bei Eigenheimen
      ist das Minus ganz aus unseren Prognosen verschwun-      weiterhin für ein solides Preiswachstum sorgen. Im
      den. Hier erwarten wir stagnierende Angebotsmieten       Kanton Zürich sogar noch etwas stärker als in der rest-
      in diesem Jahr und ein leichtes Plus im nächsten Jahr.   lichen Schweiz. 
      Rund die Hälfte aller Mietwohnungen des Kantons
      befinden sich in den drei grössten Städten Zürich,
      Winterhur und Uster, wo die Mietwohnungsnachfrage
      sehr gross ist.                                          Prognosen
                                                               Wohnungsmarkt                             2017   2018 2019* 2020*
      Während die Renditeliegenschaften die Diskussionen       Bautätigkeit Wohnungen CH          1
                                                                                                      50’300 53’900* 52’600 50’400
                                                               Bautätigkeit Wohnungen ZH1              8’100 9’000* 10’100 9’700
      zum Schweizer Immobilienmarkt in letzter Zeit domi-
                                                               Leere Mietwohnungen CH                 52’700     59’700 65’900 71’800
      nierten, erhielten die Entwicklungen im Eigenheim-
                                                               Leere Mietwohnungen ZH                  5’500      6’300 7’000 7’600
      markt weniger Beachtung. Die Eigenheimpreise blei-
                                                               Angebotsmieten CH                      – 0,1 % – 0,4 % – 0,5 % – 0,5 %
      ben währenddessen ihrem Aufwärtstrend treu und           Angebotsmieten ZH                       0,3 % 0,6 % 0,0 % 0,5 %
      stiegen im Kanton Zürich im vergangenen Jahr um          Preise Wohneigentum CH 2                0,9 %      2,8 %      2,0 %     1,5 %
      3,7 %. An kontinuierliche Preissteigerungen hat man      Preise Wohneigentum ZH                  4,9 %      3,7 %      3,0 %     2,5 %
      sich gewöhnt. Die letzte Erfahrung mit sinkenden         Referenzzinssatz                       1,50 % 1,50 % 1,50 % 1,50 %
      Preisen geht bis ins Jahr 2004 zurück. Bemerkenswert     * Prognose Zürcher Kantonalbank
                                                               1
                                                                 Starke Veränderung aufgrund einer Änderung der Datengrundlage
      sind die steigenden Eigenheimpreise jedoch, wenn         2
                                                                 Änderung von Wüest Partner Angebotsindex auf Transaktionspreisindex
      man sie im Kontext der Entwicklungen von Einkom-           (Mischindex STW und EFH)

      men und Vermögen sieht. Während die Reallöhne                                    Quelle: Thomson Reuters Datastream, Zürcher Kantonalbank

                                                                         Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank                 3
Immobilien aktuell Schwerpunkt Investoren bauen an der Nachfrage vorbei Bessere Verdichtung dank Mehrwertabgabe - ZKB
Konjunktur und Zinsen

      Binnenkräfte dämpfen
      Konjunkturabschwächung
      Der stabile Arbeitsmarkt wird zur Stütze der Schweizer Wirtschaft. Indes sprechen
      rückläufige Konjunktur- und Inflationserwartungen weiterhin für niedrige Zinsen. Die
      Effekte des aktuell zur Disposition stehenden Rahmenabkommens auf Zinsen und
      Immobilien bleiben vorerst bescheiden. Von David Marmet, Chefökonom Schweiz

      Im Herbst 2018 war das Konjunkturbild strahlend hell.          Konjunkturelle Vorlaufindikatoren im Sturzflug
      Nun deuten die konjunkturellen Vorlaufindikatoren es
                                                                     70                                                                       115
      an: Die Schweizer Wirtschaft kann das Wachstum aus
      dem vergangenen Jahr nicht halten. 2019 wird sich die          65

      Wachstumsrate gegenüber 2018 beinahe halbieren. Wir
                                                                     60                                                                       105
      rechnen nur gerade mit einem BIP-Wachstum von
      1,3 %. Was ist schiefgelaufen? Zwar war die konjunktu-         55

      relle Abflachung für 2019 bei den Konjunkturauguren            50                                                                       95
      auf dem Radarschirm, die Geschwindigkeit des Stim-
                            mungsumschwungs vermag aber              45

1,3%
                            dennoch zu überraschen. Ausgelöst        40                                                                       85
                            wurde der Umschwung mit den ent-          2012            2014                2016                2018
                            täuschenden Wachstumszahlen in                Einkaufsmanagerindex PMI                KOF-Barometer (rechte Skala)
                            der Eurozone, die zuerst auf Sonder-                                     Quelle: Thomson Reuters, Zürcher Kantonalbank
  BIP-Wachstum 19           faktoren zurückgeführt wurden
                            (z.B. Emissionstests in der Automobil-   Zinswende Schweiz lässt auf sich warten
      industrie, Haushaltsstreit in Italien). In der Zwischenzeit    Zweifelsohne war der Erdölpreis der Haupttreiber für
      hat sich ein breitflächiger Wachstumspessimismus ausge-        den Rückgang der Inflation. Dieser rohstoffbedingte
      breitet. 2018 gingen 52 % aller Schweizer Warenexporte         Druck auf die Inflation läuft in den nächsten Monaten
      in die EU, und gar über 70 % aller Schweizer Importe           aus. Indes liefern andere Gütergruppen zurzeit kaum
      stammten aus der Europäischen Union – es erstaunt              Hinweise für eine in naher Zukunft merklich anziehende
      also nicht, dass die Schweizer Wirtschaft vom Negativsog       Inflationsrate. Die Preisstabilität ist also gewährleistet,
      in der EU mitgerissen wird. Schlittert die Schweiz nun         und die Schweizerische National-

                                                                                                                            –0,75 %
      geradewegs in eine Rezession? Wohl kaum.                       bank (SNB) hat keinen unmittelbaren
                                                                     Handlungsbedarf, an ihrer aktuellen
      Zum einen dämpft der Gütermix der Schweizer Waren-             geldpolitischen Ausrichtung etwas zu
      exporte. So sind weit über 50 % der Exporte entweder           ändern. Zumal sich die Europäische
      dem Pharmasektor oder medizinischen Instrumenten               Zentralbank (EZB) mit der Frage kon-                Geldmarktsatz 19
      und Apparaten zuzuordnen, also Gütern, die nicht kon-          frontiert sieht, ob der Eurozone ein
      junktursensitiv sind. Zum anderen stützt die Binnenwirt-       sogenanntes japanisches Szenario bevorsteht: niedriges
                          schaft. Die Arbeitslosenrate notiert       Wachstum, niedrige Inflation und folglich niedrige Zin-

0,5%
                          aktuell auf einem 15-Jahre-Tief, und       sen. Die EZB wird also in den kommenden Quartalen
                          die Mehrheit der Unternehmen               nicht in der Lage sein, ihren Leitzins anzuheben, ohne
                          beabsichtigt immer noch, ihren Per-        Diskussionen über eine erneute Euroschuldenkrise zu
                          sonalbestand zu erhöhen. Zudem             entfachen. Dadurch sind auch der SNB die Hände länger
Reallohnwachstum 19       können die Lohnbezüger mit einem           gebunden, als ihr lieb ist. Die Schweizer Zinswende lässt
                          positiven Reallohn rechnen, obwohl         somit noch lange auf sich warten. Auch bei den Lang-
      die Nominallöhne gemäss den Herbst-Umfragen in die-            fristzinsen zeichnet sich keine Wende ab. Gedämpfte
      sem Jahr nur gerade um 1 % steigen werden. Mit dem             Konjunktur- und Inflationserwartungen sowie Über-
      Inflationsrückgang der letzten Monate resultiert jedoch        schüsse im schweizerischen Bundeshaushalt sorgen für
      eine positive Kaufkraft – notabene die erste seit 2016.        niedrige «Eidgenossen»-Renditen.

      4      Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank
Inflation folgt den rückläufigen Energiepreisen
              (Inflation in %, Beiträge in Prozentpunkten)

                1,5

                1,0

               0,5

                0,0

              – 0,5

              – 1,0

              – 1,5
                  2012                        2014                   2016                            2018

                          Inländische Güter          Erdölprodukte              Ausländische Güter exkl. Erdölprodukte

                          Konsumentenpreisindex
                                                                               Quelle: Thomson Reuters, Zürcher Kantonalbank

InstA-Effekt auf Zinsen und Immobilien                           Schweiz, also das strukturell niedrige Zinsniveau in der
Die SNB kann die Zinsen zeitlich vor der EZB anhe-               Schweiz, würde beim «Swiss Finish» kleiner werden.
ben, falls die Inflationserwartungen in der Schweiz              Der Nichtabschluss neuer bilateraler Abkommen würde
markant steigen sollten. Die wichtigste Quelle der               hingegen das Wachstum im Aussenhandel bremsen
Inflation wäre eine robuste, kompetitive Wirtschafts-            und so den Inflationseffekt wieder neutralisieren.
lage, die merkliche Lohnpreissteigerungen zulassen               Sowohl die Inflation als auch das Zinsniveau werden
würde. Eine andere Quelle wäre eine De-Internationali-           durch das Rahmenabkommen somit kaum spür- und
sierung der Schweizer Wirtschaft. So stellt sich die             messbar tangiert – sofern der Schweizer Franken wei-
Frage, ob bei einem Nichtzustandekommen des zurzeit              terhin seine Funktion als sicherer Hafen innehat.
in der Schweiz mittels Konsultationen intensiv diskutier-
ten institutionellen Abkommens mit der EU (InstA,                Wie stark der Immobilienmarkt vom Entscheid des
Rahmenabkommen) das Schmiermittel «ungehinderter                 Rahmenabkommens betroffen ist, hängt in erster Linie
Zugang zum EU-Binnenmarkt» zur Disposition stünde                von der Frage nach der Weiterführung des Personen-
und sich dadurch höhere Zinsen rechtfertigen.                    freizügigkeitsabkommens (FZA) ab. Sollte sich eine
                                                                 Aufkündigung des FZA abzeichnen, ist mit «Vorzieh-
Bei einem Nein zum Rahmenabkommen würde Mitte                    effekten» zu rechnen. Die Netto-Zuwanderung aus
2019 die Äquivalenz der Schweizer Börsenregulierung              den EU/EFTA-Staaten, die in den beiden letzten Jahren
wegfallen. Gleichzeitig träte die Schweizer Verordnung           bei knapp 31’000 Personen pro Jahr lag, dürfte kurz-
über die Anerkennung ausländischer Handelsplätze in              fristig anziehen. Bei einer dannzumal eigenständig
Kraft, was den negativen Effekt auf die Schweizer                gesteuerten Einwanderungspolitik ist indes mit einer
Wirtschaft zumindest dämpfen würde. Anschliessend                niedrigen Zuwanderung zu rechnen. Insbesondere der
wäre die Weiterentwicklung des Abkommens über                    Familiennachzug, der 2018 mit rund 30 % der zweit-
technische Handelshemmnisse (MRA) in der Schwebe.                wichtigste Zuwanderungsgrund war, dürfte beim FZA-
Solange die Schweiz den autonomen Nachvollzug                    Wegfall deutlich niedriger ausfallen. In den 1990er-
solch neuer Regelungen gewährleistet, dürften die                Jahren, also vor Inkrafttreten des FZA, lag die Zuwan-
unmittelbaren Kosten überschaubar bleiben, werden                derung im Durchschnitt um 20’000 Personen tiefer als
doch 92 % aller Schweizer Warenexporte von Unter-                heute. Wird diese Periode als Massstab herangezogen,
nehmen abgewickelt, die Teil einer Gruppe sind und               würde sich die Nachfrage nach Wohnraum reduzieren
bei denen somit die Vertrautheit mit EU-Regelungen               und – je nach Region – einen negativen Einfluss auf die
als gegeben angesehen werden kann. Erst ein «Swiss               Immobilienpreise zeitigen. Sollte trotz eines Nichtzu-
Finish» würde die Produktionskosten rasch ansteigen              standekommens des Rahmenabkommens das FZA wei-
lassen. Handelshemmnisse führen typischerweise zu                terhin Bestand haben, bleiben die Effekte auf Zinsen
einer höheren inländischen Inflation. Der Zinsbonus              und Immobilien insgesamt recht bescheiden. 

                                                                            Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank   5
Mietwohnungsbau

     Investoren bremsen nicht, wo sie sollten
     Den Rückgang der Baubewilligungen sollte man nicht als gesunde Vorsicht der
     Investoren interpretieren. In vielen ländlichen Regionen, die mit Leerständen kämpfen,
     sind die Baubewilligungen anhaltend hoch. Ausgerechnet in den Städten, die von der
     Leerstandsproblematik verschont sind, wurden weniger Mietwohnungen bewilligt.
     Nachdem die tief hängenden Früchte in den städtischen Regionen geerntet wurden,
     sind die Projektmöglichkeiten beschränkt.
     Von Ursina Kubli, Leiterin Analytics Immobilien

     Die Zahl der Baubewilligungen ist in der Schweiz in der      tiert ist. Bestimmt wissen das auch die Investoren, hat
     zweiten Jahreshälfte 2018 kräftig gefallen. Daraus           sich die alte Immobilienweisheit «Lage, Lage, Lage»
     könnte man schliessen, dass die vielen leer stehenden        doch tief in deren DNA verankert.
     Mietwohnungen ihre Spuren bei den Investoren hinter-
     lassen. Doch treten die Investoren an den richtigen          Die Zurückhaltung der Investoren dürfte damit zusam-
     Orten auf die Bremse? Unsere Analysen der neu bewil-         menhängen, dass die Möglichkeiten, neue Grosspro-
     ligten Mietwohnungsprojekte sprechen dagegen.                jekte umzusetzen, in städtischen Gebieten begrenzt
                                                                  sind. Der Anlagenotstand besteht nun bereits seit
     Schweizer Mietwohnungsbau schwächt sich ab                   mehreren Jahren. Damit drängt schon seit längerer Zeit
     Die Mietwohnungsleerstände sind im vergangenen               sehr viel Kapital in den Immobilienmarkt. Bauland-
     Jahr in den Fokus der Diskussionen zum Schweizer             reserven wurden in den Städten vielfach genutzt, und
     Immobilienmarkt gerückt. Die Hauptsorge ist, dass die        einfach zu realisierende Umnutzungen wurden voll-
     Investoren die steigenden Leerstände ignorieren und          zogen. Neue Mietwohnungsprojekte sind nur mit immer
     aufgrund mangelnder Anlagealternativen unbeirrt wei-         grösserem Aufwand zu realisieren. Die tief hängenden
     terbauen. Diesbezüglich war der Rückgang der Baube-          Früchte sind in den Städten bereits geerntet.
     willigungen für Mietwohnungen, der sich im dritten
     und vierten Quartal 2018 in der Schweiz abzeichnete,         Investoren weichen noch immer
     sehr zu begrüssen. Ab dem Jahr 2020 dürfte die               in die Peripherie aus
     Anzahl neu ersteller Mietwohnungen nicht mehr ganz           Finden die Investoren keine geeigneten Projekte in den
     so hoch sein wie noch in den Vorjahren.                      zentralen Lagen, weichen sie noch immer in die Peri-
                                                                  pherie aus. Häufig wurden in Regionen, in denen
     Grösster Rückgang in den Städten                             schon viele Mietwohnungen vergeblich auf ihre Mieter
     Der Blick auf die nationale Entwicklung täuscht jedoch       warten, 2018 sogar noch mehr Wohnungen zum Bau
     über die regionalen Unterschiede hinweg. Wir gingen          genehmigt als im Vorjahr. Nun kann es teilweise gute
     deshalb der Frage nach, ob die Investoren auch wirk-         Gründe geben, warum Investoren trotz hoher Leer-
     lich in jenen Regionen auf die Bremse treten, die mit        stände nicht auf die Bremse treten. Namentlich dann,
     einem Leerstandsrisiko zu kämpfen haben. Dazu haben          wenn grössere Infrastrukturprojekte einen erheblichen
     wir die Entwicklung der baubewilligten Mietwohnun-           Einfluss auf die räumliche Entwicklung einer Region
     gen im Jahr 2018 der aktuellen Mietwohnungsleer-             haben. So zum Beispiel in den Regionen Bellinzona
     standsquote gegenübergestellt. Unsere Analysen zei-          und Locarno im Kanton Tessin. Mit der Ende 2020
     gen, dass der Rückgang der Baubewilligungen vorwie-          geplanten Eröffnung des Ceneri-Basistunnels halbiert
     gend von den Städten ausging. In Zürich, Basel, Genf         sich die Fahrzeit in das wirtschaftliche Zentrum
     und Lausanne war es jeweils ein Minus im zweistelli-         Lugano. Damit dürfte es für in Lugano Beschäftigte
     gen Prozentbereich. Paradoxerweise wird ausgerech-           attraktiver werden, in Bellinzona oder Locarno zu woh-
     net da gebremst, wo die Leerstände gar kein Problem          nen, wo die Mieten derzeit noch um über zwanzig
     darstellen. In den meisten Städten ist das Verhältnis        Prozent günstiger sind. Weichen immer mehr Mieter in
     von Arbeitsplätzen zum Wohnraum derart gross, dass           die günstigeren Regionen aus, dürfte die Mietersuche
     die Mietwohnungsnachfrage auch in Zukunft garan-             in Lugano hingegen noch schwieriger werden, als sie

     6      Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank
In vielen Städten bekamen 2018 weniger Mietwohnungen grünes Licht zum Bau

Entwicklung Baubewilligungen                                                                                                                             Lesebeispiel: In der Stadt
                                                                                                                              33%
                                                                                                                                                          Zürich wurden 2018 trotz
                                                                                                                         – 44%         55%                     niedriger Leer stände
                                                                                                                                 –20%                           36 % weniger Miet-
    – 36%                                                    Basel !–19%                               30%                                 37%
            !                                                                                                     -10% Winterthur                             wohnungen zum Bau
Zürich                                                             59%
                                                                              108%
                                                                                         –1%
                                                                                                          675%
                                                                                                                             !

                                                                                                                      – 57% 13%     –10% –16% St.
                                                                                                                                               St.Gallen
                                                                                                                                                  Gallen    bewilligt als im Vorjahr.
                                                              – 57%                       Aarau               – 63%
                                                                                                                  – 36%
                                                                                                                                               !
                                                                                               !
                                                                                                           – 12%     !
                                                                                                                                                      – 36%    68%
Anzahl baubewilligter                        158%                                    !                             Zürich        8%                       800%
                                                                               Olten        – 35%         – 17%     0% 52%                    68%
Mietwohnungen gegen-                                                          6%
                                                                                                                  30%                 – 63%
über Vorjahr                                      – 5%            30%                                                                                      – 29%
                                                                                                    18%                             89%
                                                 Biel        172%         – 25%
                                                                                                                     2%
                                 478%              !
                                                       5%
                                                                                         – 43%                              – 91%          --83%
                                                                                                                                             83%
                                                                                                                                               %
                                                                                                           73%                                            – 63%
                                 – 88%            – 85%               – 82%                                  !
                                                                                                                      43%                                          – 31%
                                                             43%                                     Luzern
                                                                                          – 50%                                            –100%                     333%
                                                              !               200%
                     0%
                                            – 57%           Bern                                           463%                                              Chur
                                                                    84%                                                                                        !
                                                                                                                                                                     0%
                                                                                                                       744%                                 – 31%                         0%
                      12%        –15%            – 30%
                                         – 76%                          97%                                                                      87%                       – 32%
                                                                                                   – 29%
                                                                                                                                                           – 82%
                                                                                                                                                                – 100%
                    – 50%
                                195%    879%
      –100%                                                         – 100%
                                                                      100%
                       – 23%
            – 78%           !

                     Lausanne – 14%        100%
                                         – 100%         0%                                                                                                                 250%
     219%
                                                                                                                                    254%
                                                                                                    0%
                                                                                                                                                                                   250%
                                                                        64%
                                                                      – 64%              35%
                                    – 74%                                      – 61%                                                             0%
                                                        37% –80%
                                  1%                     !
                                                                                                                          610%
– 67% !Genf                                            Sion                                    35%                                         47%

                                         230%
                                                                                                                                      9%
                                                                                                                              Lugano !

                                                                                                                                          107%

Leerwohnungsziffer

   tiefe   mittelhohe    hohe
Leerstände Leerstände Leerstände                                                                   Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweizerisches Baublatt, Swisstopo.ch, Zürcher Kantonalbank

ohnehin schon ist. In Lugano lässt sich somit nicht                                                        in dynamisch wachsenden Regionen wie zum Beispiel
erklären, weshalb 2018 so viele Baubewilligungen                                                           dem Aargau dürfte sich die Leerstandsproblematik
durchgewunken wurden. Auch in vielen anderen Regi-                                                         folglich in den nächsten Jahren etwas entspannen. Die
onen gibt es keine offensichtlichen Gründe, weshalb                                                        erhoffte Entspannung am Schweizer Mietwohnungs-
immer noch mehr Bauprojekte geplant sind. In diesen                                                        markt könnte somit regional ganz unterschiedlich aus-
Regionen dominiert wohl noch immer der Grund                                                               fallen.
«Anlagenotstand». So sind zum Beispiel im Unterwallis
und im Jura die baubewilligten Mietwohnungen                                                               Gesunde Vorsicht?
erneut in die Höhe geschnellt, obwohl bereits sehr                                                         Vielleicht ist es etwas verfrüht, den Rückgang der Bau-
viele Mietwohnungen verfügbar sind und die Bevölke-                                                        bewilligungen als gesunde Vorsicht der Investoren zu
rung in der Vergangenheit kaum gewachsen ist oder                                                          interpretieren. Solange die Zinsen auf dem tiefen
sogar rückläufig war. Dasselbe gilt in Olten, Solothurn                                                    Niveau verharren, wird die Schmerzgrenze der Investo-
und Grenchen, wo sich die Spannungen am Mietwoh-                                                           ren bezüglich Leerständen hoch bleiben. Wie auch bei
nungsmarkt nicht so rasch legen werden.                                                                    allen anderen Finanzanlagen müssen Investoren im
                                                                                                           heutigen Zinsumfeld viel mehr Risiken eingehen, um
In gewissen Regionen mit hohen Leerziffern wurden                                                          eine positive Rendite zu erwirtschaften. Wir erwarten
2018 weniger Mietwohnungen baubewilligt als im Jahr                                                        deshalb, dass auch in der Zukunft nicht da am meisten
zuvor. Dazu gehören die im Zusammenhang mit der                                                            Wohnraum ensteht, wo die meisten Personen wohnen
Leerstandsproblematik viel zitierten Regionen Aargau                                                       möchten. Insgesamt ist in Lugano und im Unterwallis,
und Oberaargau. Auch in den Regionen St. Gallen,                                                           im Jura sowie in Olten und Solothurn eine gewisse
Linthgebiet und Glarnerland sowie in den meisten                                                           Vorsicht angebracht. In den Städten und damit auch
Regionen im Oberwallis bekamen deutlich weniger                                                            den grössten Mietermärkten werden hohe Leerstände
Mietwohnungsprojekte grünes Licht zum Bau. Gerade                                                          weiterhin ein Fremdwort bleiben. 

                                                                                                                       Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank                     7
Hochhausfieber Schweiz

      Wie viele Etagen verträgt der Markt?

      Die Schweiz erlebt gerade einen Hochhausboom sondergleichen. Im ganzen Land
      wird fleissig in die Höhe gebaut. Die mit einem Hochhausbau anfallenden Mehrkosten
      werden dabei auf die Mieter abgewälzt – ein riskantes Unterfangen in einem
      angespannten Mietwohnungsmarkt. Von Emanuel Roos, Analytics Immobilien

      Die Schweiz ist im Hochhausfieber. In der ganzen                                          die die Planung verzögern. Ist der Bau dann genehmigt,
      Schweiz ragen die imposanten Bauten immer höher in                                        warten bereits die nächsten Stolpersteine. Lokale Bau-
      die Lüfte. Neben Bürohochhäusern wie beispielsweise                                       unternehmer verfügen oft nicht über die notwendige
      dem Roche-Turm 2 in Basel (50 Etagen) entstehen ver-                                      Erfahrung im Hochhausbau. Hinzu kommen spezielle
      mehrt auch Hochhäuser mit reiner oder vorwiegender                                        Baugeräte und -verfahren, eine aufwendige Baukonst-
      Wohnnutzung wie der Bäre-Tower in Bern (32 Etagen),                                       ruktion sowie teure Aufzugsanlagen und strengere
      das Gartenhochhaus Aglaya in Rotkreuz (21 Etagen)                                         Anforderungen an den Brandschutz, die die Kosten in
      oder der Jabee-Tower im Norden Zürichs (27 Etagen).                                       die Höhe schiessen lassen. Schliesslich ist auch im
      Mit dem neuen Vorschlag zur Flexibilisierung der Schat-                                   Betrieb und im Unterhalt mit Mehrkosten zu rechnen.
      tenwurfregelung hat jüngst auch die Politik auf diesen                                    Aussenfassaden sind deutlich teurer zu reinigen, Auf-
      Trend reagiert. Im Kanton Zürich soll es in Zukunft noch                                  züge müssen aufgrund der regen Nutzung vermehrt
      einfacher werden, in die Höhe zu bauen. In Zeiten, in                                     gewartet werden, um nur zwei Beispiele zu nennen.
      denen Bauland knapper wird, sind Hochhäuser 1 als                                         Laut Expertenschätzungen summieren sich diese
      Instrument zur inneren Verdichtung geradezu prädesti-                                     zusätzlichen Kosten auf 15 bis 25 % im Vergleich zu
      niert. Für Investoren scheinen Wolkenkratzer auf den                                      einem konventionellen Bau.
      ersten Blick ebenfalls lukrativ. Denn durch den Bau in
      die Höhe können auf derselben Parzelle mehr Wohnun-                                       Spannungsfeld für Investoren
      gen erstellt werden, was den Ertrag pro Parzelle steigert.                                Damit eine ansprechende Rendite erzielt wird, müssen
      Doch ist das wirklich so einfach? Mit welchen Risiken ist                                 diese zusätzlichen Kosten auf der Ertragsseite wieder
      beim Bau von Wohnhochhäusern zu rechnen?                                                  kompensiert werden. Entsprechend sollten Mietwoh-
                                                                                                nungen in Hochhäusern deutlich teurer angeboten
      Kostspielige Angelegenheit                                                                werden als herkömmliche Wohnungen. Dies geschieht
      Eigentlich liegt es auf der Hand. Wird der Boden knapp,                                   üblicherweise über einen Mietaufschlag, der mit
      baut man in die Höhe. Wie begrenzt der Boden bereits                                      zunehmender Etage ansteigt (Stockwerkprämie). Wie
      geworden ist, lässt sich mithilfe der kantonalen Boden-                                   hoch diese Prämie ausfällt, lässt sich mithilfe von
      preisstatistik erahnen. Seit den 70er-Jahren sind die                                     Onlineinseraten berechnen. Bei neueren Hochhäusern
      Bodenpreise im Kanton Zürich um über 400 % gestie-                                        ist in den ersten 6 Etagen kaum eine Stockwerkprämie
      gen, in der Stadt Zürich sogar um über 700 %. Wird pro                                    festzustellen. Erst ab der 7. Etage nehmen die Auf-
      Quadratmeter Land mehr Wohnraum erstellt, fällt der                                       schläge graduell zu. Zwischen der 10. und der 18.
      Landanteil bei den Gesamtkosten weniger stark ins                                         Etage bewegen sich die Stockwerkaufschläge zwi-
      Gewicht, wodurch die Wirtschaftlichkeit optimiert wird.                                   schen 10 und 15 %. Eine Ausnahme bildet die
      Doch so einfach ist diese Milchbüchleinrechnung nicht.                                    13. Etage, in der der Aufschlag unerwartet tief ausfällt.
      Denn die Erstellung eines Hochhauses ist kostspielig.                                     Ob dies Zufall ist oder der Aberglaube bei der Ver-
      Das fängt bereits bei der Vorbereitung an. Je nach                                        marktung mitspielt, lassen wir an dieser Stelle offen.
      Zonenregelung und planungsrechtlichen Vorgaben kann                                       Erst ab der 19. Etage entwickeln sich die Prämien stei-
      sich die Planungsphase als aufwendig und langwierig                                       ler nach oben. Gegenüber dem Erdgeschoss betragen
      erweisen. Im Vergleich zu einem konventionellen Bau ist                                   die Aufpreise in diesen luftigen Höhen 20 % und
      auch eher mit Einsprachen durch Anrainer zu rechnen,                                      mehr. Aus der Analyse wird deutlich, dass Hochhäuser
                                                                                                erst ab etwa 14 bis 16 Etagen rentieren. Hochhäuser
      1
          Das Zürcher Planungs- und Baugesetz definiert Hochhäuser als Gebäude mit einer Höhe
      von mehr als 25 Metern. Diese Definition kann je nach Kanton unterschiedlich ausfallen.
                                                                                                unter dieser Grenze unterliegen bereits allen strenge-
      Für unsere Analyse definieren wir Hochhäuser als Gebäude mit 10 und mehr Etagen.          ren technischen und regulatorischen Anforderungen,

      8            Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank
Stockwerkprämie schmilzt schnell dahin
Stockwerkaufschlag gegenüber Erdgeschoss

                                               Lesebeispiel: Im Vergleich zu einer
Etage
                                               Wohnung im Erdgeschoss beträgt der
                                               Mietaufschlag in einem neuen
25      + 38 %                                 Hochhaus im 18. Stockwerk 12 %.                                                         25
24          24                                       24                                              24                                24
23          23                                       23                                              23                                23
22          22                                       22                                              22                                22
21          21                                       21                                              21                                21
20          20                                       20                                              20                                20
19          19                                       19                                              19                                19
18      +12 %                                      +9%                                               18                                18
17                                                   17                                                                                17
16                                                   16                                                                                16
15         15                                        15                                                                                15
14         14                                        14                                              15                                14
13       +6%                                       +2%                                               14                                13
12                                                   12                                              13                                12
11           11                                                                                                                 Hochhaus-
                                                                                                                                       11
10          10                                         10                                           +                              grenze
                                                                                                                                       10
 9      + 10 %                                        0%                                          +6%                                   9
 8            8                                         8                                           9                                   8
 7            7                                         7                                           8                                   7
 6            6                                         6                                           7                                   6
 5            5                                         5                                                                               5
 4         0%                                       – 2%                                          50 %                                  4
 3            3                                         3                                                                               3
 2            2                                         2                                             3                                 2
 1            1                                         1                                             2                                 1
              0                                         0                                             1                                 0

                     Neues Hochhaus                            Altes Hochhaus                             Konventionelles
                       (bis 10 Jahre alt)                      (10 Jahre und älter)                          Gebäude
                                                                          Quelle: homegate.ch, Bundesamt für Statistik, Zürcher Kantonalbank

können auf der anderen Seite aber nur bedingt höhere         bei älteren Objekten sehr schnell dahin. In den ersten
Mieterträge generieren. Vor allem in den unteren Eta-        10 Etagen lassen sich kaum höhere Mieten durch-
gen lassen sich kaum höhere Mieten durchsetzen. Der          setzen. Auch in den oberen Etagen bewegen sich die
Investor befindet sich somit in einem Spannungsfeld.         Aufschläge lediglich zwischen 3 und 9 %. Dieser
Wird das Hochhaus zu klein dimensioniert, reichen die        Einbruch der Stockwerkprämie bereits nach wenigen
Mehrerträge nicht aus, um die zusätzlichen Baukosten         Jahren ist beeindruckend. Das Zeitfenster für die
zu decken. Andererseits steigert ein zu hoch geplantes       Generierung des Mehrertrags, der die hohen Bau-
Hochhaus mit zunehmender Investitionssumme das               kosten decken muss, ist also sehr klein. Ein träger Ver-
Risiko, bei einer allfälligen Veräusserung keinen geeig-     marktungsprozess oder eine hohe Mieterfluktuation
neten Käufer zu finden. Ausserdem wächst mit der             beeinträchtigen dementsprechend die langfristige
Höhe natürlich auch die Anzahl Wohnungen, die frisch         Rentabilität eines Hochhausprojekts.
auf den Markt kommen. Als Bau der Extreme kann ein
Hochhaus das Wohnungsangebot kleinräumig schlag-             Wie unsere Analyse zeigt, ist der Wohnhochhausbau
artig anschwellen lassen. Ob alle Wohnungen rasch            ein riskantes Unterfangen. Nur wenn das aktuelle lokale
einen Abnehmer finden, hängt stark von der lokalen           Marktumfeld richtig eingeschätzt und das Projekt ent-
Marktsituation ab. Fehlt die Nachfrage, lassen sich die      sprechend dimensioniert wird, lässt sich eine anspre-
teilweise hohen Stockwerkprämien nicht abschöpfen,           chende Rendite erwirtschaften. Zudem lohnt es sich
es drohen höhere Leerstände.                                 durchaus, frühzeitig in eine intensive Vermarktung zu
                                                             investieren, um die Leerstände in den ersten Jahren tief
Prämie schmilzt schnell dahin                                zu halten. Insbesondere im aktuellen Marktumfeld, das
Gerade bei Hochhäusern ist es entscheidend, dass die         durch rekordhohe Leerstände geprägt ist, sind stichhal-
Vermarktung zügig voranschreitet und die Leerstände –        tige Argumente bzw. ein ausgezeichnetes Alleinstellungs-
vor allem in den ersten Jahren – tief bleiben. Typischer-    merkmal gefragt, um eine Stockwerkprämie von 20 %
weise lassen sich die Stockwerkprämien nur innerhalb         und mehr zu realisieren. Ob die freie Sicht auf die
der ersten 10 Jahre nach Erstellung abschöpfen. Wie          Schweizer Alpen da ausreicht, bleibt fraglich, vor allem
unsere Analyse zeigt, schmilzt die Stockwerkprämie           dann, wenn der Hochhausboom so weitergeht. 

                                                                       Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank                9
ZKB Gemeindebericht

      Welche Gemeinde passt zu mir?
      Die wichtigsten Fakten zu den Themen «Immobilienmarkt», «Finanzielles» und «Standort-
      informationen» aller Gemeinden der Schweiz sind jetzt für Sie kostenlos online erhältlich.
      Wählen Sie über unsere interaktive Kartenapplikation eine Gemeinde aus. Sie erhalten die
      Informationen übersichtlich als PDF-Bericht zusammengefasst.

      Ihre Wunschgemeinde unter der Lupe
      Die Gemeinde Dielsdorf im schweizweiten Vergleich

               Immobilienmarkt
                      Preisniveau                  Bautätigkeit                  Leerstand

                                                      sehr
                        mittel                                                      tief
                                                     gering

                  Finanzielles
      CHF        Steuerbelastung               Mittleres Einkommen          Krankenkassenprämien

                         sehr                                                      mittel
                                                      hoch
                        gering

            Standortinformationen
               Verkehrsanbindung                 Einkaufsangebot                Schulangebot

                       sehr gut                      schlecht                      mittel

                      Besonnung                  Lärmbelastung              Bevölkerungswachstum

                       sehr tief                      mittel                       gering
Und so funktioniert’s
Starten Sie die interaktive Kartenapplikation
unter www.zkb.ch/gemeindeberichte.

Erkunden Sie in drei verschiedenen Karten
die wichtigsten Informationen zu den
Themen «Immobilienmarkt», «Finanzielles»
und «Standortinformationen».

Haben Sie eine interessante Gemeinde
gefunden? Mit einem Klick laden Sie sich
den dazugehörigen Gemeindebericht als
PDF herunter.

                                                Der PDF-Bericht vermittelt auf 12 Seiten mit
                                                Karten und intuitiven Grafiken alle relevan-
                                                ten Eckdaten Ihrer Wunschgemeinde. 

                                                Mobile Version:
Mehrwertausgleich

      Mehrwertabgabe als Verdichtungsinstrument

      Für die im Kanton Zürich nötige Regelung des Mehrtwertausgleichs fand sich in
      der vorgesehenen Frist kein Konsens. Gemeinden dürfen deshalb ab dem 1. Mai
      2019 Bauzonen nicht mehr ausweiten. Das ist wieder einmal eine Aufforderung,
      Siedlungsräume nach innen zu verdichten. Ein passendes Werkzeug dafür ist die
      indirekte Mehrwertabgabe. Von Robert Kuert, Analytics Immobilien

      Der Kanton Zürich verhängt ein Einzonungsmorato-            (Auszonungen), oder für andere Massnahmen zur bes-
      rium. Die vom Raumplanungsgesetz vorgegebene Frist          seren Nutzung bestehender Bauzonen verwendet.
      von fünf Jahren verstrich wegen fehlendem Konsens
      ohne den Erlass der nötigen Regelung zur Mehrwert-          Im Kanton Zürich führte das revidierte Raumplanungs-
      abgabe. Grund waren insbesondere Differenzen zwi-           recht zu zwei Entwicklungen. Einerseits etablierten
      schen Kanton und Gemeinden betreffend Höhe und              Gemeinden eine eigene Kompensationspraxis. Verbrei-
      Verteilung der Abgabe. Ein entsprechendes Mehrwert-         tet sind Regelungen durch Verträge zwischen Eigen-
      abgabegesetz (MAG) liegt im Entwurf vor, weiterhin          tümern und dem Gemeinwesen. Die Abgabesätze vari-
      hängig sind Lesungen im Kantonsrat, Abwarten der            ieren innerhalb der Schranken des Bundesrechts. Sie
      Referendumsfrist und Inkraftsetzung. Bis dahin darf         betragen teilweise bis zu 50 % (Stadt Zürich). Anderer-
      kein neues Bauland eingezont werden. Die diskutierte        seits resultierte im Kanton der Entwurf zum MAG. Die-
      Mehrwertabgabe ist in der Praxis jedoch bereits Reali-      ser sieht vor, dass nebst Einzonungen auch die im Kon-
      tät. Gemeinden erlauben regelmässig Mehrausnützung          text der Verdichtung wichtiger werdenden Um- und
      im Gegenzug für indirekte Abgaben zum Beispiel in           Aufzonungen mit 20 % abgeschöpft werden. Auch bei
      Form von Infrastrukturbeiträgen.                            diesen verlangten Gemeinden regelmässig Abgaben,
                                                                  wobei häufiger Unklarheiten bei der Bemessungs-
      Mehrwertabgabe wird Pflicht –                               grundlage auftauchten. Das Bundesrecht gibt nämlich
      neu ist sie nicht                                           nicht vor, ob der tatsächlich realisierte Mehrwert, der
      Vor 50 Jahren wurde die Raumplanung in der Verfassung       potenziell mögliche Entwicklungswert oder der reine
      verankert. Bei den ersten Entwürfen des Raumplanungs-       Landwert massgebend ist.
      gesetzes (RPG) herrschte Uneinigkeit betreffend Rege-
      lungstiefe des Mehrwertausgleiches. Zuletzt waren sich      Mehrwertermittlung: viel Theorie,
      die eidgenössischen Räte im Grundsatz einig, dass Eigen-    wenig Praxis
      tümer staatlich geschaffene Mehrwerte kompensieren          Planungsmehrwerte sind die Differenz zwischen dem
      sollten. Denn Enteignungen von Grundeigentümern wer-        Verkehrswert eines Grundstücks mit und ohne Planungs-
      den entschädigt. Viele Kantone machten vom damals im        massnahme. Der Wortlaut ist einleuchtend, die Wert-
      Gesetz aufgenommenen Werkzeug im Vollzug aber kei-          ermittlung anspruchsvoll. Denn beim Verkehrswert
      nen Gebrauch. Wer als Eigentümer von Planungsmass-          handelt es sich um einen Schätz- bzw. Vergleichswert
      nahmen profitierte, tat dies in vollem Umfang.              und nicht um eine exakt bestimmbare Grösse.

      Am 1. Mai 2019 wird das verschärfte RPG fünf Jahre in       Die Ermittlung des Verkehrswertes basiert auf einem
      Kraft sein. Die zunehmende Zerstückelung von Kultur-        Bewertungsmodell mit einer ökonomischen Logik, in
      land soll eingedämmt, die Verdichtung vorangebracht         dem gewissen Annahmen getroffen werden müssen.
      werden. Im revidierten RPG erlebte die Mehrwertab-          Bei den Annahmen geht es um die Höhe von Indikato-
      gabe eine Wiederbelebung, diesmal als Instrument zur        ren wie den realisierbaren Flächen sowie den erziel-
      Schaffung von Verdichtungsanreizen. Pflicht zur Abgabe      baren Preisen und Leerstandsrisiken.
      besteht mindestens bei einer Aufnahme von Grund-
      stücken in die Bauzone (Einzonungen). Sie beträgt für       Obwohl Grundstücksbewertungen für Bewerter Routine
      diese Fälle im Minimum 20 % des Mehrwertes. Die             darstellen, können sich bei der Mehrwertermittlung zwei
      Leistung wird entweder für die Entschädigung von            Schwierigkeiten ergeben. Zum einen sind sich die Par-
      Eigentümern, deren Land der Bauzone entzogen wird           teien nicht einig bei den Annahmen. Zum anderen fehlen

      12    Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank
Mechanismus der Mehrwertabgabe bei Aufzonungen

                                          1                               2                              3                                4

                                                                                                   Öffentliche Infrastrukturen          Ausgleichs-
                                                                                              (z.B. Anlagen des ÖV, Grünanlagen etc.)   fonds
                                                                                                                 Indirekt (Vertrag)     Direkt

                Maximal
                zulässige
             Überbauung
             = Baukosten
Marktwert

               Landwert

                                                                                                   Mehrwert                     Mehrwertabgabe
                                Vor Aufzonung                   Nach Aufzonung
                                                                                                    (100 %)                         (20 %)

                            Bei Aufzonungen resultieren Mehrwerte durch Mehrnutzung. Unter der Annahme höchstmöglicher Aus-
                            nutzung werden zwei Marktwerte gerechnet, einer vor Aufzonung [1], einer nach Aufzonung [2]. Von
                            diesen Marktwerten werden die Baukosten abgezogen, um auf die Landwerte zu kommen. Die Differenz
                            dieser Landwerte ist der (Planungs-)Mehrwert [3]. Bei Aufzonungen hat der Eigentümer 20 % abzugeben [4].
                            Gemeinden stehen 15 %, dem Kanton 5 %* zu. Die Abgabe erfolgt entweder direkt (monetär) oder
                            indirekt. Fälligkeitszeitpunkt ist die Veräusserung oder Überbauung.

                            * Abgabesätze basieren auf der Vorlage des MAG vom Februar 2018

                                                                                                                               Quelle: Zürcher Kantonalbank

tatsächlich realisierte Mehrwerte für Vergleichszwecke.                       Liegenschaften des Grundeigentümers. Solche positiven
Ermittlungen beschränken sich in der Praxis somit auf                         Externalitäten fallen nicht in den Mehrwert und damit
eine theoretische Betrachtung. Viele Gemeinden übten                          die Mehrwertabgabe, steigern die Qualität der Liegen-
auch deshalb Zurückhaltung beim Einfordern von Abga-                          schaft oder des Areals jedoch nachhaltig.
ben über den Einzonungstatbestand hinaus. Die Bemes-
sung des Mehrwertes beschränkt sich in der Praxis auf                         Frühzeitig verhandeln und profitieren
den Landwert. Offen bleibt, in welcher Form die Gemein-                       Planungen im Baubereich werden anspruchsvoller.
den ihren Anteil am Mehrwert sichern. An Bedeutung                            Energetisch höhere Auflagen sind inzwischen Standard,
gewinnen dürfte die indirekte Mehrwertabschöpfung.                            und die angestrebte Verdichtung erzwingt mehr Bauen
                                                                              im Bestand. Genau deshalb lohnt es sich, frühzeitig in
Chancen der indirekten Abgabe                                                 Vertragsverhandlungen einzusteigen.
Bauherren tendieren dazu, die Mehrwertabgabe als
Kostenfaktor abzutun. Allerdings zeigt die Vielfalt an                        Bauherren gelangen zu einer besseren Verhandlungs-
städtebaulichen Verträgen im Kanton Zürich die Vor-                           position, indem sie bereits in einer frühen Projektphase
teile, die durch Zusammenarbeit entstehen. Im Sinne                           den baulichen Kontext und die Mehranforderungen an
einer gesamtheitlichen Betrachtung scheint eine unmit-                        die öffentliche Infrastruktur miteinbeziehen. Ferner
telbare Beteiligung an öffentlichen Infrastrukturen weit-                     können Kosten für qualitätsfördernde Verfahren dieser
aus sinnvoller als ein rein monetärer Ausgleich. Beispiele                    Phase, namentlich für Studienaufträge oder Wettbe-
reichen hier von der Beteiligung an Trottoirsegmenten,                        werbe, von der Mehrwertabgabe abgezogen werden.
über Grünflächen bis hin zu Busbahnhöfen oder Schu-                           Daraus resultieren dürften somit nicht nur ausgereif-
len. Investitionen in öffentliche Infrastrukturen in unmit-                   tere Planungen, sondern mehrheitsfähigere Projekte
telbarer Nähe haben vorteilhafte Auswirkungen auf die                         (siehe Fallbeispiel Seite 16). 

                                                                                       Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank            13
Mehrwertausgleich

                    «Für komplizierte Fälle werden nach
                     wie vor Bewertungen nötig sein.»

      Eine Schwierigkeit und Konfliktzone bei der Inkraftsetzung des kantonalen Mehrwert-
      abgabegesetzes (MAG) ist die Berechnung von Planungsmehrwerten. Gion-Reto
      Hassler kennt als erfahrener Immobilienbewerter der Zürcher Kantonalbank die Tücken
      und Unsicherheiten, aber auch die Chancen aus der Praxis.
      Interview: Robert Kuert, Othmar Köchle; Bilder: Zeljko Gataric

      Gion-Reto Hassler, Mehrwertabgaben werden                        nicht angemessen. Wie entsprechende Fälle letztendlich
      heute schon von den Gemeinden erhoben. Wie                       abgehandelt werden, ist noch nicht absehbar.
      ist die aktuelle Praxis?
      Aktuell sind Zahlungen, aber auch indirekte Abgaben in           Eine weitere Unsicherheit ist die Frage, ob das Grund-
      Form von Infrastrukturbeiträgen möglich, die wertmäs-            stück mit Renditeobjekten oder Stockwerkeigentum
      sig einer Mehrwertabgabe entsprechen. Die Gemeinden              überbaut wird. Auch dies hat einen Einfluss auf den
      setzen die Mehrwertabgaben in erster Linie für die               Landwert und damit den Mehrwert.
      Finanzierung raumplanerischer Massnahmen ein.
                                                                       Der Masterplan Illnau-Effretikon Bahnhof West
      Wo liegen die Herausforderungen bei der Mehr-                    (siehe S. 16) bietet viel Anschauungsmaterial zur
      wertermittlung?                                                  Praxis bei Aufzonungen. Was haben Sie daraus
      Ein Mehrwert kann nicht direkt berechnet werden. Wir             gelernt?
      bewerten die Grundstücke je einmal ohne und mit Pla-             Es ist wichtig, die Rolle des Bewerters zu definieren. Die
      nungsmassnahme. Bei der Differenz dieser Bewertun-               Zürcher Kantonalbank nimmt keine Parteirolle ein. Wir
      gen handelt es sich um den rechnerischen Mehrwert.               arbeiten stets im Auftrag beider Parteien, d.h. der
      Die grösste Herausforderung besteht im Fehlen von Ver-           Gemeinde und des Eigentümers. Idealerweise einigen
      gleichsdaten für beide Szenarien. Ein Grundstück wird            sich die Parteien auf die Bewertungsgrundlagen, zum
      entweder vor oder nach der Planungsmassnahme                     Beispiel auf eine schematische Berechnung oder die
      gehandelt. Nur selten jedoch dasselbe Grundstück in              Berechnung auf Basis eines konkreten Bauprojekts.
      beiden Situationen, wodurch der Mehrwert mit Trans-              Wichtig ist dabei, dass man immer Äpfel mit Äpfeln ver-
      aktionsdaten überprüft werden könnte.                            gleicht. Das heisst, einem bestimmten Projekt eines
                                                                       Eigentümers muss man für die Vergleichsrechnung ein
      Zudem können Bewerter keine Marktprognosen machen,               dazu passendes Projekt gegenüberstellen, um den
      wir sind keine Hellseher. Wir setzen einen objektabhängi-        Mehrwert realistisch abbilden zu können. Das Beispiel
      gen Risikozuschlag ein, um die Unschärfen betreffend             Illnau-Effretikon hat gezeigt, dass die Abgabe in Form
      Baukosten und Verfahrensdauer abzubilden.                        einer vertraglichen Vereinbarung über Infrastrukturbei-
                                                                       träge vielfach auf beiden Seiten Vorteile bringt.
      Können Sie Fälle von Unsicherheiten im Umgang
      mit der Mehrwertabgabe schildern?                                Wie genau funktioniert dieser Ansatz?
      Die Mehrwertberechnungen basieren auf der Annahme,               Der Mehrwert sowie die entsprechende Abgabe wer-
      dass Bauland neu überbaut wird. Auf- und Umzonungen              den im städtebaulichen Vertrag festgehalten. Sie erfolgt
      können jedoch auch erfolgen, wenn ein Grundstück                 in Form von Zahlung oder indirekter Abgabe. Klassische
      bereits bebaut ist. In Fällen, in denen der Marktwert            Beispiele hierzu sind die Beteiligung an den Kosten der
      eines aktuell überbauten Grundstücks höher liegt als der         Infrastruktur wie eines öffentlichen Platzes oder der
      Landwert vor Aufzonung, kann ein zu hoher Mehrwert               Erstellung von kostengünstigem Wohnraum. Ein Investor
      ausgewiesen werden. Aus Bewerteroptik scheint mir dies           ist eher bereit, die Mehrwertabgabe zu leisten, wenn

      14     Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank
Gion-Reto Hassler (40) trat
                                                                                               im Juli 2013 als Bewertungs-
                                                                                               experte Senior in die Zürcher
                                                                                               Kantonalbank ein und ist seit
                                                                                               April 2014 Teamleiter Immobili-
                                                                                               enbewertung. Vorher arbeitete
                                                                                               er während acht Jahren als Lei-
                                                                                               ter Lärmentschädigungen bei
                                                                                               der Flughafen Zürich AG, wo er
                                                                                               sich nicht mit Mehrwerten,
                                                                                               sondern mit lärmbedingten
                                                                                               Minderwerten befasste. Er lebt
                                                                                               mit seiner Familie in Kloten.
                                                                                               Seine Freizeit verbringt er am
                                                                                               liebsten mit der Familie in den
                                                                                               Bündner Bergen.

eine Bushaltestelle nebenan erstellt wird, als wenn die      Viele fürchten, dass Landpreise steigen könnten.
Abgabe in einen allgemeinen Topf für raumplanerische         Was denken Sie?
Massnahmen fliesst.                                          Flächendeckend sind Angebot und Nachfrage durch
                                                             die Mehrwertabgabe kaum tangiert, und somit sind
Wie beurteilen Sie die Rolle der Gemeinden?                  keine Preissteigerungen zu erwarten. Aufgrund der
Die Gemeinden haben in den Verfahren eine vielfältige        Verdichtungsanreize ist in Zentren häufiger mit Auf-
und herausfordernde Rolle. Einerseits legen sie Auf-         zonungen zu rechnen, wodurch die Bodenpreise lokal
und Umzonungen und damit zusammenhängende                    steigen können. Infolge solcher Aufzonungen wird sich
Auflagen fest, andererseits nehmen sie bei konkreten         das Angebot an Wohnraum ausweiten. Dadurch könn-
Bauprojekten die Rolle als Bewilligungsbehörde ein.          ten Wohnungsmieten und -preise an zentralen Lagen
Schliesslich sind sie Partei bei Mehrwertabschöpfungen.      sogar sinken.
Durch städtebauliche Verträge existiert ein Instrument,
das hilft, früh in den Dialog zu treten und gute Lösun-      Welche Auswirkungen auf die konkreten Mehr-
gen zu erarbeiten.                                           wertermittlungen sind zu erwarten?
                                                             Ich gehe davon aus, dass die Höhe der Mehrwertab-
Welche ökonomischen Konsequenzen sind nach                   gabe je länger, je mehr berechenbar wird, sobald die
der Inkraftsetzung des MAG zu erwarten?                      entsprechende Verordnung veröffentlicht wird und
Ein Vorteil ist sicherlich, dass die Differenzen bezüglich   erste Fälle abgewickelt sein werden. Eine schemati-
der konkreten Ausgestaltung des MAG wegfallen wer-           sche Berechnung kann zur Gleichbehandlung von ein-
den. Die aktuelle Praxis kann von der vorgesehenen           fachen Fällen sinnvoll sein. Ich gehe jedoch davon
Regelung im MAG abweichen.                                   aus, dass für komplizierte Fälle nach wie vor Bewer-
                                                             tungen nötig sind. 
Einen weiteren Vorteil sehe ich darin, dass der soziale
Widerstand gegenüber der inneren Verdichtung wahr-
scheinlich abnimmt. Einerseits kann insbesondere bei         Immobiliendienstleistungen Zürcher Kantonalbank
städtebaulichen Verträgen qualitativ hochwertige Ver-        Die Zürcher Kantonalbank bewertet Immobilien sowohl im Auf-
dichtung entstehen. Andererseits wird die gesetzlich         trag der Gemeinden als auch für Private. Durch die breite Exper-
verbindliche Mehrwertabgabe als fairer wahrgenom-            tise auch in den Bereichen Bautreuhand, Verkauf und Ökologie
men. Die innere Verdichtung dürfte aufgrund dieser           können dabei alle Dimensionen eines Projekts seriös geprüft und
Anreize insgesamt schneller voranschreiten. Wenn die         in die Berechnungen miteinbezogen werden.
Gemeinden die Mehrwertabgabe nicht mehr als Inst-
                                                             Kontaktieren Sie uns
rument zum Standortwettbewerb verwenden können,
                                                             Support Bewertung                044 292 59 59
wird das den haushälterischen Umgang mit dem
                                                             Support Verkauf / Bautreuhand    044 292 59 50
begrenzten Bodenangebot zusätzlich fördern. In
                                                             immobilienbewertung@zkb.ch
Zukunft dürfte vermehrt dort verdichtet werden, wo
die Nachfrage am grössten ist.

                                                                     Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank   15
Mehrwertausgleich

      Mehrheitsfähig durch Mehrwertabgabe
      Die Stadt Illnau-Effretikon plant umfassende Aufzonungen in ihren Masterplänen.
      Durch die ortsgebundenen Investitionsbeiträge ist mit höherer Akzeptanz zu rechnen.
      Bei der Mehrwertermittlung bot die Zürcher Kantonalbank Hand.
      Von Robert Kuert, Analytics Immobilien, und Gion-Reto Hassler, Immobilienbewertung

      Wer in Effretikon am Bahnhof steht, ahnt noch nichts                             ren realistisch. Beim Masterplan wird zudem das höhere
      von den ambitionierten Verdichtungsvorhaben der                                  Risiko einer fehlenden Vollvermietung (Leerstandsrisiko)
      Stadt. In zwei Masterplänen werden die Voraussetzun-                             berücksichtigt.
      gen für die Zentrumsentwicklung geschaffen. Westlich
      des Bahnhofs kommen sechs, östlich zehn Baufelder                                Mehrwertermittlung im Fall Illnau-Effretikon
      mit höheren Ausnützungen zu liegen.                                                                 Vor Aufzonung       Nach Aufzonung Einheit
                                                                                                                                 (Masterplan)
      Vorgestelltes Baufeld des Masterplans Bahnhof West                               Zulässige Hauptnutzfläche
                                                                                       Gewerbe                       390                      1’050            m2
                                                                                       Wohnen                      1’570                      1’950            m2

                                                                                       Marktwert             13’350’000               20’150’000             CHF
                                                                                       nach Erstellung
                                                                                       Baukosten             – 8’860’000             – 13’950’000            CHF
                                                                                       Marktwert              4’490’000                6’200’000             CHF
                                                                                       abzügl. Baukosten
                               Quelle: Stadt Illnau-Effretikon, Zürcher Kantonalbank   Diskontierung           – 390’000                 – 900’000           CHF
                                                                                       (Perioden)                (3 Jahre)                 (5 Jahre)
      Im Gegenzug für die höheren Ausnützungsmöglichkeiten                             Leerstandsrisiko                                  – 200’000           CHF
      im Vergleich zu heute wird eine Mehrwertabgabe an das                            Resultierender         4’100’000                                      CHF
      Gemeinwesen fällig. Die Stadt Illnau-Effretikon wendet                           Landwert
      gemäss Übergangsregelung zum Mehrwertausgleich                                   Mehrwert                                         1’000’000            CHF
      einen Abgabesatz von 20 % an. Im vorgestellten Baufeld                           Mehrwertabgabe 20 %                                200’000            CHF
      am Nordrand des Areals erfolgt eine Aufzonung mit er-                                                    Quelle: Zürcher Kantonalbank, Stadt Illnau-Effretikon
      laubter Mehrausnützung von 50 %. Die Zürcher Kantonal-
      bank wurde mit der Mehrwertermittlung beauftragt. Im                             Das Berechnungsbeispiel verdeutlicht, dass sich die
      Folgenden wird diese in vereinfachter Form vorgestellt.                          Mehrausnützung von rund 50 % nicht eins zu eins auf
                                                                                       den Landwert übertragen lässt. Der höhere Anteil
      Für das Baufeld sind ausschliesslich Renditeobjekte vor-                         Gewerbeflächen, die höheren ökologischen Anforde-
      gesehen. Der Marktwert nach Erstellung basiert deshalb                           rungen an die Bauweise sowie höheres Risiko reduzie-
      auf einer Ertragswertberechnung mit der Annahme                                  ren den Mehrwert der möglichen Mehrausnützung. Die
      maximaler Ausnützung. Die geschätzten Marktwerte lie-                            Entwicklung ist für den Eigentümer jedoch weiterhin
      gen bei 13,35 Mio. Franken vor der Aufzonung bzw. bei                            rentabel und genügt nach der Aufzonung höheren
      20,15 Mio. Franken nach der Aufzonung. Im nächsten                               Qualitätsansprüchen als vor der Aufzonung. Im konkre-
      Schritt der Rechnung werden die Baukosten abgezogen.                             ten Fall beträgt der Mehrwert rund 1 Mio. Franken und
      Diese reduzieren sich im Masterplan aufgrund des Ska-                            die Mehrwertabgabe folglich 200’000 Franken. Davon
      leneffekts und verteuern sich aufgrund der höheren                               stehen gemäss Entwurf des MAG 150’000 Franken der
      Anforderungen an eine ökologische Bauweise. Es resul-                            Gemeinde zu. Fällig wird die Abgabe hier als ortsgebun-
      tieren insgesamt leicht höhere Baukosten pro m2 Nutz-                            dener Investitionsbeitrag in die öffentliche Infrastruktur.
      fläche gleicher Art. Hier einberechnet sind auch Risiken                         Die Masterplanung sieht eine überdachte Bike’n’Ride-
      im Zusammenhang mit längeren Verfahren. Abzüglich                                Anlage vor. Mit der resultierenden Beteiligung lassen
      der Baukosten ergeben sich Marktwerte von 4,49 und                               sich rund 150 gedeckte Veloabstellplätze realisieren. Es
      6,20 Mio. Franken. Diese Werte werden noch auf den                               ist zu erwarten, dass davon sowohl die Grundeigentümer
      Zeitpunkt der Bewertung diskontiert. Vor der Aufzonung                           wie auch Pendler in Illnau-Effretikon profitieren. Dies
      ist eine Realisierung in drei, beim Masterplan in fünf Jah-                      steigert die Akzeptanz für das Projekt signifikant. 

      16     Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank
Büromarkt Zürich

          Büroneubau – Fluch oder Segen?
          In den letzten Jahren rückte mangels Alternativen das Betongold in den Vordergrund.
          Auch am Büromarkt, denn Neubauten sind angesichts sich rasch wandelnder
          Ansprüche an Immobilien gefragt. Das Büroangebot übertrifft die Nachfrage jedoch
          inzwischen bei weitem. Für gewisse Anbieter wird sich die Situation noch verschärfen.
          Von Jörn Schellenberg und Ingrid Rappl, Analytics Immobilien

          Der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft brachte                                                                                                               Für Investoren erwiesen sich Büroimmobilien zuneh-
          neue Chancen für den Immobilienmarkt. In den 50er-                                                                                                               mend als solides Anlageinstrument mit attraktiver
          Jahren setzte im Kanton Zürich ein regelrechter Bau-                                                                                                             Rendite. Dies gilt mangels Alternativen unter den
          boom bei Büroimmobilien ein, der in den 90er-Jahren                                                                                                              aktuell historisch tiefen Zinsen umso mehr. Da sich die
          seinen Höhepunkt fand. 41 % des Bürobestandes ist                                                                                                                Ansprüche an das Büro mit den wandelnden Kommuni-
          heute weniger als 30 Jahre alt (s. Grafik unten links).                                                                                                          kations- und Gebäudetechnologien sehr schnell
          Keimzelle des Bürobaus war das traditionelle Verwal-                                                                                                             verändern, ist zukunftsorientierter Büroneubau sehr
          tungs- und Geschäftszentrum der Stadt Zürich (CBD,                                                                                                               gefragt. Doch die rege Bautätigkeit hat die Risiken am
          blau). Die repräsentativen Lagen sind verkehrlich her-                                                                                                           Büromarkt deutlich akzentuiert. Das Flächenangebot
          vorragend erschlossen und weisen hohe Passantenfre-                                                                                                              übertrifft die Nachfrage inzwischen deutlich.
          quenzen auf. Mit diesen idealen Voraussetzungen
          dominierte das Zürcher Stadtzentrum noch bis Ende                                                                                                                Angebotsüberhang am Büromarkt
          der 50er-Jahre die Bürolandschaft des Kantons. Nut-                                                                                                              Auf dem Immobilienportal homegate.ch schoss die zur
          zungskonkurrenzen (Detailhandel, Gastgewerbe etc.)                                                                                                               Vermietung ausgeschriebene Bürofläche im Kanton
          machten die beschränkte Fläche rasch zu einem knap-                                                                                                              Zürich in den letzten Jahren förmlich in die Höhe
          pen Gut. Bereits ab den 60er-Jahren gewannen daher                                                                                                               (s. Grafik unten rechts). Zwar hat sich das Angebot
          preisgünstigere Standorte ausserhalb der Innenstadt                                                                                                              dank der guten Wirtschaftslage 2018 unerwartet
          an Bedeutung (gelb). Ausgangs der 80er-Jahre schos-                                                                                                              stark – um 20 % – abgebaut, gleichwohl ist der Leer-
          sen dann überwiegend jenseits der Stadtgrenzen Büro-                                                                                                             stand weiterhin auf hohem Niveau. Noch immer war-
          neubauten wie Pilze aus der grünen Wiese (pink).                                                                                                                 ten etwa 750’000 m² Bürofläche auf neue Mieter.

          Bürobauboom                                                                                                                                                      Starkes Wachstum der zur Vermietung ausgeschriebenen
          Aktuell bestehende Bürofläche nach Baujahr und Lage                                                                                                              Bürofläche Eine Auswertung des Immobilienportals homegate.ch

                                     100 %                                                                                                                                                                       900
                                                                                                                                                                     Büroflächenangebot (in 1000 Quadratmeter)

                                     90 %                                                                                                                                                                        800
                                     80 %                                                                                                                                                                        700
      Anteil am Büroflächenbestand

                                      70 %
                                                                                                                                                                                                                 600
                                             41 % 30 Jahre oder jünger
                                     60 %
                                                                                                                                                                                                                 500
                                             59 % Altbau
                                     50 %
                                                                                                                                                                                                                 400
                                     40 %
                                                                                                                                                                                                                 300
                                     30 %
                                                                                                                                                                                                                 200
                                      20 %
                                      10 %                                                                                                                                                                       100

                                       0%                                                                                                                                                                        0
                                                                                                                                                       2008

                                                                                                                                                                                                                       2008

                                                                                                                                                                                                                               2009
                                                                                                             1948
                                                                   1888

                                                                                 1908
                                                     1868

                                                                                                                           1968

                                                                                                                                         1988
                                                                          1898

                                                                                                                                                1998
                                              1858

                                                                                                                    1958
                                                            1878

                                                                                                      1938

                                                                                                                                  1978
                                                                                               1928

                                                                                                                                                                                                                                      2010
                                                                                                                                                              2018

                                                                                                                                                                                                                                                                                 2016

                                                                                                                                                                                                                                                                                                2018
                                                                                                                                                                                                                                                                   2014

                                                                                                                                                                                                                                                                                                        2019
                                                                                                                                                                                                                                                                          2015
                                                                                                                                                                                                                                                    2012

                                                                                                                                                                                                                                                            2013

                                                                                                                                                                                                                                                                                         2017
                                                                                        1918

                                                                                                                                                                                                                                             2011

                                                 CBD Zürich                                                                                                                                                                   CBD Altbau                   Stadt Altbau                 Kt Altbau
                                                 Stadt Zürich                                                                                                                                                                 CBD 10 – 30 Jahre            Stadt 10 – 30 Jahre          Kt 10 – 30 Jahre
                                                 Kanton Zürich                                                                                                                                                                CBD Neubau                   Stadt Neubau                 Kt Neubau

                                                             Quelle: Statistisches Amt Kanton Zürich, Zürcher Kantonalbank                                                                                                                                 Quelle: homegate.ch, Zürcher Kantonalbank

                                                                                                                                                                                                                          Immobilien aktuell März 2019 | Zürcher Kantonalbank                          17
Sie können auch lesen