WIRTSCHAFT JUNGE - FRAUEN IN DER WIRTSCHAFT - Wirtschaftsjunioren Deutschland
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JUNGE WIRTSCHAFT Das Magazin der Wirtschaftsjunioren Deutschland #6_2018 3,10 € B59654 FRAUEN IN DER WIRTSCHAFT
Junge Wirtschaft #06-2018 EDITORIAL | SCHWERPUNKT 3 MEHR HANS ALS FRAU LIEBE JUNIORINNEN, LIEBE JUNIOREN, Tiefschwarz, marineblau, steingrau – das auch aus einem ganz banalen Grund: Sie ist Auch in der Politik sieht es nicht bes- Farbspektrum auf Business Events ist oft oft die einzige Frau. Die Wirtschafts- und ser aus. Seit 1949 gab es 692 beamtete sehr einseitig. Hier und da blitzt eine bunte Finanzelite ist immer noch ein Herrenclub. Staatssekretäre, fast alles Männer, hat „Die Socke unter dem Hosensaum hervor. Vor Nur knapp 12 Prozent der Vorstands- Zeit“ recherchiert. Nur drei Prozent waren einigen Jahren glich das noch einer Revo- mitglieder der 30 Dax-Konzerne sind weib- Frauen. 24 Mal hat es ein Hans bis an die lution – mittlerweile hat man sich daran lich. Wenn man MDax, SDax und TecDax Spitze geschafft, 19 Mal eine Frau. gewöhnt. Dennoch gilt: Die Wirtschaftswelt hinzurechnet, sinkt der Anteil sogar auf Chancengleichheit und Gleichberechti- könnte bunter sein. rund 7 Prozent. Simone Menne, die wir für gung sollten im 21. Jahrhundert eine Selbst- Christine Lagarde, Chefin des Internati- die aktuelle Ausgabe interviewt haben, war verständlichkeit sein. Zahlreiche Studien onalen Währungsfonds, fällt auf. Auf Fotos 2012 – vor gerade einmal sechs Jahren – belegen, dass gemischte Teams innovati- sticht sie nicht nur aufgrund ihrer Vor- die erste Finanzvorständin im deutschen ver sind und ausgewogenere Entscheidun- liebe für farbige Kleidung hervor, sondern Aktienindex. gen treffen. Im Mittelstand scheint diese Botschaft schon angekommen zu sein. Jedes fünfte Mitglied der Geschäftsleitung ist weiblich. Oft geht man das Thema hier ein Stück pragmatischer an. Auch wenn das Ende der „Die Wirtschaftswelt könnte bunter sein.“ KRISTINE LÜTKE Fahnenstange noch längst nicht erreicht ist, stimmen die Zahlen optimistisch. Gesell- schaftliche Veränderungen erreicht man eben nicht mit der Brechstange. Es braucht einen langen Atem. Zu oft nehmen Frauen stereotype Spiel- regeln einfach hin. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen: Kämpfen lohnt sich. Mit herzlichen Grüßen Eure Kristine Lütke Bundesvorsitzende der Wirtschaftsjunioren Deutschland © WJD/Inga Kjer
4 SCHWERPUNKT | INHALT Junge Wirtschaft #06-2018 _ Schwerpunkt _ Wirtschaftsleben _ Unser Verband 6 Der Leitartikel: 14 Gesichter der 22 Aktuelles aus Mehr Flexibilität, Jungen Wirtschaft: dem Bundesvorstand: mehr Chefinnen Vanessa Weber im Porträt Bundeskonferenz und Delegiertenversammlung 10 Namensbeitrag von 18 In der Kantine mit: in Augsburg Claudia Große-Leege: Simone Menne, Unterschätzt, übersehen und DAX-Aufsichtsrätin 26 Gewinner der unterrepräsentiert – zur Rolle Bundespreise 2018 von Frauen in der Wirtschaft 28 Rückblick zum G20 12 Best Practice: Jungunternehmergipfel Wirtschaftsjuniorinnen aus in Argentinien Nordrhein-Westfalen schwimmen gegen den Strom 30 „Start-Up Your Future“ beim Bürgerfest des Bundespräsidenten 31 1000 Chancen-Tour durch Augsburger Unternehmen © WJD/Sebastian Weimar 32 Premiere der JCI-Trainings im Iran © Getty Images © Ulf Pieconka
Junge Wirtschaft #06-2018 INHALT | SCHWERPUNKT 5 JUNGE _ Junioren vor Ort _ Service WIRTSCHAFT Impressum Magazin der Wirtschaftsjunioren Deutschland 34 Der World 42 Neues aus der Herausgeber Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. Cleanup Day 2018 Geschäftsstelle Breite Straße 29 10178 Berlin 35 Wirtschaftsjunioren Redaktion in Brüssel zu Gast Sandra Koch (Pressesprecherin) Aileen Lehmann 36 Know-how-Transfer Melanie Vogelbach im Bayerischen Landtag Ben Bügers Stephanie Seltz Magdalena Riedel 37 Ausbildungsnacht der Michelle Schröder Wirtschaftsjunioren Heilbronn- Franken Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. Breite Straße 29 10178 Berlin 38 Kurzmeldungen: Tel. 030 20308-1520 WJ-Projekte aus ganz © WJD jw@wjd.de www.wjd.de Deutschland Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Abbildungen Titel, S.6: Getty Images Bezugspreis 3,10 € pro Ausgabe, inkl. MwSt. Jahresabonnement 18,60 € (6 Ausgaben plus Versandkosten) Die Zeitschrift wird den Mitgliedern (WJD) im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung einer besonderen Bezugsgebühr zugestellt. Sie erscheint sechsmal im Jahr. Nachdruck oder Vervielfältigung © Wirtschaftsjunioren Heilbronn- einzelner oder aller Beiträge in jedweder, auch Franken digitaler, Form und deren Verbreitung sind nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung des Herausgebers zulässig. Verlag, Layout und Druck Bosch-Druck GmbH Festplatzstraße 6 84030 Ergolding Tel. 0871 76050 www.bosch-druck.de Derzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 2 gültig. Beilage Weitere Informationen zur Beilage im Heft unter: www.lexware.de Auflage 11.000 Exemplare
MEHR FLEXIBILITÄT, MEHR CHEFINNEN Vielfalt steigert die Innovationskraft und damit den unternehmerischen Erfolg, belegen Studien. Während Dax-Konzerne noch mit dem Wandel kämpfen, zeigen Mittelständler und Start-up-Gründer, wie es besser geht.
8 SCHWERPUNKT | FRAUEN IN DER WIRTSCHAFT Junge Wirtschaft #06-2018 Von Förderprogrammen für Frauen auch kein vorgefertigter Maßnahmenka- Die Befragung von Mitarbeitern aus und Diversity-Strategien aus dem Kata- talog, der die Vielfalt der individuellen 1.700 Unternehmen in acht Ländern hat log hält Personalchefin Heidrun Hausen Bedürfnisse aller Mitarbeiter ohnehin gezeigt, dass Firmen mit hoher Vielfalt wenig. Um gemischte Teams beim bay- nur schwer abbilden kann“, sagt Perso- auf Führungsebene fast die Hälfte ihrer erischen Klebstoffhersteller Delo zu för- nalchefin Hausen. „Persönliche Leistung Umsätze mit Produkten oder Dienstleis- dern, will sie vielmehr alte Denkmuster zählt, damit wir insgesamt als Unterneh- tungen generieren, die in den vergan- durchbrechen. „Personalverantwortung men erfolgreich sind. Deshalb müssen genen drei Jahren neu auf den Markt zu übernehmen darf nicht mehr als allei- wir alle Mitarbeiter individuell fördern – gekommen sind. Warum schaffen es niger Königsweg gesehen werden, um im unabhängig von Geschlecht, Nationalität trotzdem nur wenige Unternehmen, die Job erfolgreich zu sein“, sagt die Perso- oder familiärer Herkunft.“ Aufstiegschancen für Frauen zu verbes- nalchefin, die für 750 Mitarbeiter zustän- sern? Und warum bleibt die Firmengrün- dig ist. Denn: Wer Fachkarrieren und Ideen entstehen in dung eine Männerdomäne? individuelle Weiterbildung fördere, biete Zwei US-Forscherinnen argumen- allen Mitarbeitern mehr Chancen, ihre gemischten Teams tieren, dass viele Verbesserungsansätze Stärken zu zeigen und mit Leistung zu auf einem Denkfehler beruhen. „Gut überzeugen – egal, ob Mann oder Frau. Wie stark Vielfalt den unternehmeri- gemeinte, aber meist wenig wirksame Damit berufliche Ambitionen und schen Erfolg steigert, zeigen viele Stu- Interventionen konzentrieren sich dar- Privatleben nicht kollidieren, versucht dien: Unternehmen mit gemischten auf, Frauen ‚zu reparieren‘ oder ihnen Delo, Freiheiten zu gewähren. Wer nicht Teams und Frauen in Führungspositio- entgegenzukommen – anstatt zunächst „Mehr Frauen sollten zu leitenden Positionen einfach ‚Ja’ sagen, ohne zu zögern. Deshalb brauchen wir Vorbilder, die stärker sichtbar sind.“ KRISTINE LÜTKE © WJD/Inga Kjer gerade im Schichtbetrieb in der Produk- nen sind deutlich innovativer als homo- die Umstände zu verändern“, schrei- tion arbeitet, darf Gleitzeit nutzen und gene und männerdominierte Organisa- ben Catherine Tinsley, Professorin für von zuhause arbeiten. Wer seine Stunden tionen, belegt zum Beispiel eine Aus- Management an der Georgetown Uni- reduzieren will, kann aus 40 verschiede- wertung des Beratungsunternehmens versity in Washington, und Robin Ely, nen Teilzeitmodellen wählen. In Eltern- Boston Consulting Group: „Die wich- Professorin für Business Administra- zeit sind derzeit 17 Väter. tigste Erkenntnis unserer Umfrage ist tion an der Harvard Business School in Mit Sabine Herold steht seit zwei ein starker und statistisch signifikanter Boston, im „Harvard Business Mana- Jahrzehnten eine Frau an der Spitze des Zusammenhang zwischen der Vielfalt in ger“. „Die Lösung für das Problem des Unternehmens – als Teil eines dreiköp- Management-Teams und Innovation“, mangelnden beruflichen Vorwärtskom- figen Teams in der Geschäftsführung. schreiben die Autoren in der zu Jahres- mens von Frauen liegt nicht darin, Insgesamt sind auf oberster Führungs- beginn auf Englisch veröffentlichten Stu- Frauen oder ihre Vorgesetzten besser zu ebene zu 30 Prozent Frauen vertreten. die „How diverse leadership teams boost machen.“ Sondern der Schlüssel sei, jene „Eine Quote kam für uns nie in Frage, innovation“. Bedingungen zu beseitigen, die Frauen
Junge Wirtschaft #06-2018 FRAUEN IN DER WIRTSCHAFT | SCHWERPUNKT 9 benachteiligen und Geschlechterstereo- beitern, das die beiden heute leiten. Ein kraft in Vollzeit arbeiten will, muss die- type befördern. Schülerwettbewerb für Businesspläne sen Wunsch bewusst äußern. Kommt Gefragt ist also ein grundlegender gab den Anstoß. für eine solche Stelle keine Frau in die Kulturwandel in den Unternehmen. Das Die Firma wächst – und das zwingt engere Auswahl, muss sich der jewei- bestätigt Kristine Lütke, Bundesvorsit- die beiden Unternehmerinnen, über ihre lige Personalverantwortliche schriftlich zende der Wirtschaftsjunioren Deutsch- eigene Rolle nachzudenken. „In so einem erklären – die Mail geht an den zuständi- land: „Wer die Aufstiegschancen von kleinen Team sind wir als Gründerin- gen Direktreport des Vorstands. Frauen verbessern will, darf nicht mit der nen momentan nicht zu ersetzen“, sagt Mit einer modernen Führungskultur Brechstange vorgehen. Wichtig ist, genau Nickel. Sollte eine von ihnen Kinder pla- will der Dax-Konzern mit Sitz im baden- auf systematische Vorurteile in der Orga- nen, wollen sie neue Regeln schaffen und württembergischen Walldorf bis 2022 nisation zu achten und gegebenenfalls sich gegenseitig vertreten. „Ich bin davon auf 30 Prozent Frauenanteil in leitenden gegenzusteuern.“ Einige Beispiele für überzeugt, dass wir eine Lösung finden. Positionen kommen, aktuell sind es 26 gute Praxis zeigen: Erfolgreich sind Fir- Es geht einfach darum, als Unternehmen Prozent. „Diskussionen haben wir über men vor allem, wenn sie ihre Flexibilität flexibel zu sein“, so die Gründerin. Wich- das Thema zur Genüge geführt. Jetzt geht steigern – etwa durch neue Arbeitszeit- tig sei, dass davon alle Mitarbeiter profi- es darum, faktisch eine Unternehmens- modelle, flache Hierarchien und einen tieren – egal ob Mütter oder Väter. kultur zu schaffen, die Frauen nachhaltig modernen Führungsansatz. Zur gezielten Frauenförderung set- zen Firmen am häufigsten auf Coachings Mittelstand bietet beste für angehende Führungskräfte, hat eine aktuelle Umfrage des Magazins „Brigitte“ „Diskussionen haben Aufstiegschancen unter knapp 160 Unternehmen ergeben. wir über das Thema zur Als wirksam erachteten viele Betriebe Großunternehmen tun sich bislang auch einen standardisierten Bewer- Genüge geführt. Jetzt schwer damit, die Chancengleichheit zu bungsprozess, um vorurteilsbelastete geht es darum, faktisch erhöhen, hat das „Mixed Leadership- Entscheidungen zu vermeiden. In mehr Barometer“ des Beratungsunternehmens als der Hälfte der befragten Unterneh- eine Unternehmenskultur EY im Juli gezeigt. So liegt die Frauen- men finden mindestens alle zwei Jahre zu schaffen, die Frauen quote bei nur knapp acht Prozent in den Gehaltsgespräche statt, ohne dass Mitar- Vorständen börsennotierter Unterneh- beiter danach fragen müssen. nachhaltig fördert.“ men in Deutschland. Betrachtet wurden CAWA YOUNOSI 160 im Dax, MDax, SDax und TecDax Vorbilder auf beiden Seiten gelistete Firmen. Bei nur 2,5 Prozent der Unternehmen steht eine Frau als CEO an sind gefragt der Spitze. fördert“, sagt Personalchef Younosi. Die Vorreiter finden sich im Mittel- Außerdem beliebt bei Personalchefs: Reibungslos läuft die Umstellung im stand. Nicht-börsennotierte Firmen mit Mentoren-Programme. Erfahrene Kol- Großkonzern allerdings nicht: „Vielen 30 bis 2.000 Mitarbeitern bringen es laut leginnen in leitenden Positionen soll- Führungskräften fiel es anfangs schwer, EY im Schnitt bereits auf einen Frauen- ten nicht nur mit Rat weiterhelfen, son- sich vorzustellen, dass man eine Füh- anteil von 16 Prozent in den obersten dern sich auch als Vorbilder verstehen, rungsaufgabe in Teilzeit erledigen kann. Führungsetagen. Beteiligt haben sich an sagt die Bundesvorsitzende Kristine Sie befürchteten, dass sie die Aufgabe bei der im März veröffentlichten Umfrage Lütke. „Mehr Frauen sollten zu leiten- reduzierter Stundenzahl nicht bewälti- 2.000 mittelständische Unternehmen in den Positionen einfach ‚Ja’ sagen, ohne gen können“, so der SAP-Personalchef. Deutschland mit einem Umsatz zwischen zu zögern. Deshalb brauchen wir Vorbil- Um die Unsicherheit abzubauen, gab es 20 Millionen und einer Milliarde Euro. der, die stärker sichtbar sind.“ Eine wich- eine Probephase: „Letztendlich haben Ihre eigenen Regeln schaffen sich tige Rolle komme dabei auch den Män- wir entschieden, das Modell in der Lan- Frauen, die selbst eine Firma gründen. nern zu, so Lütke: „Wir brauchen Chefs, desgesellschaft Deutschland testweise Inzwischen steht hinter mehr als 37 Pro- die sich für Frauen einsetzen und gezielt einzuführen.“ zent der neugegründeten Start-ups min- Kandidatinnen für Führungspositionen Die Regel: Wer in leitender Funktion destens eine Frau, so die Zahlen aus vorschlagen.“ in Teilzeit gehen will, kündigt den Schritt dem Gründungsmonitor der Förderbank Beim Softwarehersteller SAP hat sich drei Monate im Voraus an. Vorgesetzte KFW. dieses Leitbild durchgesetzt. „Brigitte“ haben ein Auge darauf, dass unter dem So schnell wie möglich auf den Chef- hat den Dax-Konzern deshalb jüngst als Strich nicht doch zu 100 Prozent gearbei- sessel: Dieses Ziel setzte sich Tanja einen der besten Arbeitgeber für Frauen tet wird und suchen sonst das Gespräch. Nickel bereits mit 17 Jahren. 2010 mel- ausgezeichnet. Der Personalchef für Die Freiräume kommen bei beiden Sei- dete sie mit ihrer Freundin Katharina Deutschland, Cawa Younosi, lässt lei- ten an: Unter allen Managern bei SAP, Obladen das Patent für ein Modul mit tende Positionen seit vergangenem Jahr die das Teilzeitmodell nutzen, sind 43 UVC-Lampen an, das die Handläufe von nur noch als Teilzeit-Stellen ausschrei- Prozent Männer. Rolltreppen entkeimt – der Start des ben. Möglich ist auch, sich die Stelle mit eigenen Unternehmens mit fünf Mitar- Kollegen zu teilen. Wer als Führungs- MIRIAM BINNER
10 SCHWERPUNKT | FRAUEN IN DER WIRTSCHAFT Junge Wirtschaft #06-2018 UNTERSCHÄTZT, ÜBERSEHEN UND UNTERREPRÄSENTIERT Die Rolle von Frauen in der Wirtschaft wurde lange Zeit übersehen, argumentiert Claudia Große-Leege. Für die Geschäftsführerin des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VDU) ist die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft längst überfällig. Wir feiern in diesem Jahr 100 Jahre Frau- und stolz zu sein auf die mutigen Vor- schaftlichen als auch der wirtschaftlichen enwahlrecht. Das ist ein großartiges Jubi- kämpferinnen, die es erstritten haben. Teilhabe von Frauen zu entwickeln. läum. Es ruft uns in Erinnerung, wie viel Noch mehr Grund haben wir, mit Blick Denn das Datum 100 Jahre Frau- Kraft und Ausdauer nötig waren, um die- auf die Zukunft gemeinsame Perspek- enwahlrecht unterstreicht, dass wir ses Recht durchzusetzen. Wir haben allen tiven für die tatsächliche Umsetzung noch ein gutes Stück von der Verwirkli- Grund, diese Errungenschaft zu feiern sowohl der politischen und der gesell- chung entfernt sind. Aktuell müssen wir »Frauen in unternehmerischer Verantwortung wurden bestenfalls als Übergangserscheinung betrachtet.« CLAUDIA GROSSE-LEEGE Claudia Große-Leege, die Geschäftsführerin des Verbandes deutscher Unternehmerinnen (VDU) © Simone M. Neumann
Junge Wirtschaft #06-2018 FRAUEN IN DER WIRTSCHAFT | SCHWERPUNKT 11 sogar relevante Rückschritte hinnehmen: zig Jahre an der Spitze des Unterneh- berechtigung schlechtere Startchancen Weniger weibliche Abgeordnete im Parla- mens wirkte – während ihrem Sohn, dem hatte: Während Frauen in Deutschland ment, leicht sinkende Zahl an unterneh- damals vierzehnjährigen Alfred Krupp schon seit Generationen wählen durften, merisch tätigen Frauen. Beides ist min- solche Kompetenzen attestiert wurden. benötigten sie für die Aufnahme einer destens beunruhigend. Je nach Tempera- Bekannte Unternehmerinnen wie Mar- Erwerbstätigkeit oder die Eröffnung ment nimmt es die eine oder andere enga- garete Steiff oder Käthe Kruse wurden in eines eigenen Bankkontos noch bis in gierte Frau auch als Alarmzeichen wahr. der wirtschaftshistorischen Literatur als die siebziger Jahre die Einwilligung ihres Für die deutschen Unternehmerinnen ist Ausnahmen in einer männlichen Wirt- Ehemannes. es in erster Linie ein Ansporn. schaftswelt beschrieben, obwohl Frauen schon immer einen beachtlichen Anteil Fortschritte sichtbar, aber Stimme der an der Wirtschaftsleistung unseres Lan- des hatten. Schon eine Generation vor noch nicht am Ziel Unternehmerinnen der Einführung des Frauenwahlrechts stellten Frauen einen Anteil von knapp Das ist zum Glück längst Geschichte. Die Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an einem Viertel aller unternehmerisch Täti- Fortschritte in Sachen Gleichberechti- Wirtschaft und Gesellschaft ist Satzungs- gen, so weist es die amtliche Gewerbesta- gung sind unübersehbar, aber wir sind ziel des Verbandes deutscher Unterneh- tistik des Deutschen Kaiserreiches von noch nicht am Ziel. In Wirtschaft wie in merinnen. Das scheint eine Selbstver- 1895 aus. der Politik stehen nach wie vor meist die ständlichkeit zu sein. Aber ein Blick in Unterschätzt, übersehen und unter- Männer im Fokus der Verantwortung. unsere Wirklichkeit zeigt, dass die Durch- repräsentiert: Das galt viel zu lange für Frauen sind in den Führungsetagen noch setzung von eigentlich Selbstverständli- Frauen in der deutschen Wirtschaft. immer zu selten vertreten. chem einen sehr langen Atem erfordert. Öffentlichkeit, Politik und nicht zuletzt Was also brauchen wir? Für den öko- Der VdU macht sich seit über sech- auch die wirtschaftshistorische For- nomischen Bereich gibt es eine klare zig Jahren für die Sache der Frauen in der schung haben den tatsächlichen Bei- Agenda: Erstens ist eine Förderung weib- deutschen Wirtschaft stark. Dabei stan- trag der Frauen nicht gespiegelt, den sie lichen Unternehmertums wichtig. Frauen den und stehen wir auch auf dem poli- als Managerin, als Unternehmerin, als in Führungsverantwortung müssen sicht- tisch-rechtlichen Fundament, das durch Beschäftigte erarbeiten – und natürlich barer werden. Selbstverständliche und die Durchsetzung des Frauenwahlrechts auch in ihrer unbezahlten Arbeit, Stich- gleichberechtigte Teilhabe ist das Ziel. gelegt wurde. Denn die Unternehmerin- wort Verantwortung für Familien. Bis In den Spitzengremien ebenso wie in den nen sehen ihre Aufgabe auch politisch heute leisten Frauen hier den Löwenan- nachgeordneten Leitungsebenen, aus und gesellschaftlich. Sie haben um Res- teil an der Kindererziehung und an der denen sich die Führungskräfte von mor- pekt und Anerkennung gekämpft, als Pflege für ältere Angehörige. gen rekrutieren. Frauen in den von Männern dominier- Zweitens brauchen wir eine weitere ten Wirtschaftsverbänden noch Exoten- Förderung der Frauenerwerbstätigkeit. status hatten. Politische Repräsentation Dabei geht es nicht nur um die Erhöhung Frauen in unternehmerischer Ver- der Erwerbsquote, sondern vor allem um antwortung wurden bestenfalls als Über- Ähnlich verliefen die Anfänge der poli- eine Harmonisierung der Erwerbsbiogra- gangserscheinung betrachtet und muss- tischen Repräsentation von Frauen. Im fien. Frauen wählen noch immer über- ten sich als „Nelke im Knopfloch der Winter 1918 fanden die ersten Landtags- wiegend traditionelle Frauenberufe, sind deutschen Wirtschaft“ bezeichnen las- wahlen mit aktivem und passivem Frau- häufig in Niedriglohnsektoren oder in sen. Noch bis in die sechziger Jahre des enwahlrecht statt. Am 19. Januar 1919 geringen Stundenumfängen erwerbstätig. letzten Jahrhunderts galten despektier- folgte die erste Reichstagswahl, in der Das wirkt sich vielfach aus: In liche Bemerkungen wie „Frauen soll man die Frauen ihr neues Mitwirkungsrecht schlechteren Aufstiegschancen, in gerin- lieben, aber keine Geschäfte mit ihnen endlich auch auf Reichsebene wahrneh- gen Verdiensten, in niedrigeren Renten- machen“ als Bonmots und wurden sogar men konnten. Gewählt wurden immer- anwartschaften – ein Teufelskreis, über- in Wirtschaftszeitschriften gedruckt. hin knapp zehn Prozent weibliche Abge- tragen auf die politische Beteiligung ist ordnete – eine Marge, die über mehrere das so, als würden Frauen ihr Wahl- Unternehmerinnen als Jahrzehnte nicht wesentlich überschrit- recht massenhaft nicht wahrnehmen. In ten wurde, und die sich bis heute kaum Berufswahl und Erwerbsbiografie liegen Randerscheinung über ein Drittel hinaus entwickelt hat. auch die wichtigsten Stellschrauben zur Und doch, verglichen mit den Frauenan- Verringerung der Entgeltlücke, Karri- Offenbar war man vom Katheder aus zu teilen in den Top-Etagen der deutschen erechancen und Aufstiegsmöglichkeiten sehr gewohnt, die männliche Unterneh- Großunternehmen, eine durchaus res- inklusive. merfigur in den Fokus zu rücken und hat pektable Zahl. Es ist an der Zeit für nachhaltige darüber die Leistung der weiblichen Fir- Immerhin liegt die Politik gegenüber Verbesserungen. Es bleiben dicke Bret- menangehörigen vernachlässigt. Präg- der Wirtschaft in Sachen Spitzenfunk- ter zu bohren. Denn am Ende des Tages nantes Beispiel ist die Geschichte des tion vorn, auch wenn es von der Durch- ist gleichberechtigte Teilhabe immer Kruppkonzerns: In der Forschung wur- setzung des Frauenwahlrechts bis zur auch eine Frage der Macht in Wirtschaft, den der Gründerwitwe Therese Krupp ersten Regierungschefin fast neun Jahr- Gesellschaft und Politik. eigene unternehmerische Fähigkeiten zehnte gedauert hat. Nicht zu vergessen geradezu abgesprochen, obwohl sie zwan- allerdings, dass die ökonomische Gleich- CLAUDIA GROSSE-LEEGE
12 SCHWERPUNKT | FRAUEN IN DER WIRTSCHAFT Junge Wirtschaft #06-2018 GEGEN DEN STROM Wirtschaftsjuniorinnen aus Nordrhein-Westfalen veranstalten am 10. November in Siegen einen Workshop-Tag für beruflich ambitionierte Frauen. Unter dem Motto „Strö- mungswechsel“ wollen sie gesellschaftliche Erwartungen hinterfragen und dazu ermuntern, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen. Manchmal lohnt es sich, mit dem Strom zu schwimmen, manchmal dagegen. © Unsplash Viele Frauen haben den Willen, beruf- setzen können. untereinander und mit Mitgliedern aus lich erfolgreich zu sein, ohne dabei auf Die Themen, die Frauen im Beruf anderen Regionen Deutschlands wurde eine Beziehung und Familie verzichten bewegen, sind vielfältig. Sie reichen von deutlich, dass es an Veranstaltungen fehlt, zu wollen. Die Herausforderung dabei ist der strategischen Vernetzung über die die gerade die Themen beruflich ambiti- oft, die Energie aufzubringen, gegen den Frage, wie Frauen sich sichtbar machen onierter Frauen aufgreifen. Das soll sich Strom zu schwimmen und sich von den – bis hin zur täglichen Herausforderung, nun ändern. Dazu haben sich die Orga- Erwartungen anderer zu lösen. Zu zeigen, Familie und Karriere zu vereinbaren. nisatorinnen spannende Referentinnen dass Familie und Karriere vereinbar sind. All diesen und vielen weiteren The- geladen und ein abwechslungsreiches Pro- Ein Verständnis dafür zu schaffen, dass men widmen Wirtschaftsjuniorinnen aus gramm aus Impulsvorträgen, einem Bar- Frauen nach Gleichberechtigung stre- Südwestfalen und Köln am 10. November camp und Möglichkeiten zum informellen ben, unabhängig sein möchten und in der einen ganzen Workshop-Tag mit dem Titel Austausch zusammengestellt. Berufswelt sehr erfolgreich eigene Akzente „Strömungswechsel“. Beim Austausch
Junge Wirtschaft #05-2018 13 © Unsplash Sie Sie Sie Sie lieben Vögel? Sie Vielfältiges Programm für lieben Sie Vögel? geht im Business?“ Abgerundet wird der lieben Sie Vögel? beruflich ambitionierte Frauen Tag durch den Workshop von Claudia Pol- lieben Sie Vögel? zin, Business-Coach aus Siegen, die das Wir Wir auch. auch. lieben Sie Wir Vögel? auch. Zu einer erfolgreichen Laufbahn gehört Potential von Emotionen im Business Wir auch. lieben Vögel? Sie Wir auch. es, eine gewisse Sichtbarkeit für die eigene beleuchten wird. Ergänzend haben alle aakkeeettt lieben Sie Wir Vögel? auch. o p Person zu schaffen. In ihrem Vortrag Frauen die Möglichkeit ihre eigenen The- f Wir auch. lieben Vögel? Sie I n p Wir auch. oosseeesss IIItnnnefffrooopppaaakkkkeeettt „Wie positionieren sich Frauen geschickt men mitzubringen und im parallel statt- lieben Sie Vögel? e n l Wir auch. s t kkoosstteerdnnnelloorssnneeuussnnnIIttnnee/ffrrroooinppfaao l lieben Sie Wir Vögel? auch. kkeettt im Business?“ beleuchtet Melanie Vogel, findenden Barcamp zu diskutieren, sich Wir auch. rrssnveeuu.ssdnIe f ao lieben Vögel? kkaoonnssffootteerrddnneelloob e f Sie Innovation-Coach und Buchautorin aus auszutauschen und zu vernetzen. t n ttnnee///fffrrroooiin i p n ppfffaaao o kkeett Wir auch. s n d IIe Sie n lieben Vögel? e l r . s Wir auch. kkaawoonnssw f o t d . el o v e u n e n o kkeett Bonn, wie der Status Quo zur gefährlichen Eingeladen sind Frauen aus ganz ffootteew w r n l b or s n . d uu.ssdnIIe e Wir auch. d n . el b s nv e t n r o i np f o Sie r / a lieben Vögel? kkaawoonnssw r . rrddnn..eelllloob el l orrssnnv v e eeuu..ssd nnIe et ne f ttnnee///fffrrroooiin i np o kkeett Wir auch. ootteew ppfffaaao Komfortzone werden kann. Neben den Deutschland, um gemeinsam Ideen zu wf d lieben Wir Sie Wir Vögel? auch. kkaaw auch. kkaaw o oonsw n s wf ffootteew w wr d n ddnn...eeelllllooob b b rrsnv s nveeuu.ssd . d n I e ttnnee//frrooiin n o kkeett äußeren Faktoren ist jedoch auch die Geis- sammeln, die Rahmenbedingungen zu nnIIe ppffao teshaltung entscheidend für den eigenen verbessern und sich gegenseitig zu stär- lieben Wir lieben Wir Vögel? auch. Vögel? auch. kkaaw Wir auch. kkaaw w w o o oonnsw n n s s s w w w f f ffootteew o o t t e e w w r r r r d d n n . el l l nn..eellllllooob b b o b r r rrssnv s s s n n n v v v e e u u eeuu..sssd . . s sd d d n n nnIIe I I e e e t t n ne e / / f f f r r ttnnee//ffrrooiin o o i i n n n p p ppffao f a a a o o o kkeeett kkett lieben Vögel? Erfolg, denn „Erfolg beginnt im Kopf“ kon- ken. Das Ziel ist, ein überregionales star- w s w wr d d nv e n o kkeett kkaaWir ..eelauch. w o n e oottew wr b r e u . d IIee ne p f a lieben lieben Vögel? w f d n s nv d t r o i n ao kkaaWir auch. statiert Dr. Monika Henn, Management- kes Netzwerk zu schaffen, aus welchem w o n s s w f r n l o b r s v e u . s n n t ne / f r o i n p f kkeett Vögel? o eew d b n d uu..ssdnIIe / f ao Trainerin und Business-Coach aus Bonn. regelmäßige Events gestartet werden. kkaaWir Wir w w w o oonnsw nnssw w f ffoootteewo t t wr r d n . . rrddnn.eellauch. e el lauch. l l lloob o b o r r rrssnnv s nv v e e eeuu..ssd d nnIe e t t n ne e / f r o i i ttnnee///fffrrroooiin n n p p f f ppfffaaao ao o kkeeett kkaaWir ddnn...eeelllauch. In ihrem Vortrag gibt sie den Teilneh- w s w f w d n . b b s nv d n I e n o kkett merinnen spannende Impulse zur eige- Weitere Informationen unter kkaaWir Wir w w w oonsw o n n s s w w ffootteew f o t ew w w r r r d n auch. lloob auch. l b o rrsnv r s s n nv v eeuu.sssd e u . . d d nnIIe n I e e ttnnee//ffrrooiin t ne / r o i n n ppfao ppfaaof ao kkeeett kkaaWir nn..eelllauch. w o oonnswn s w f o t e r r d n . el l b o b r s nv e u . eeuu..sssd sd n I e t ne / f f r o i n o kkett w ffootteew lloob rrssnv nnIIe ttnnee//ffrrooiin ppffao nen Standortbestimmung. Daniela Gie- https://www.facebook.com/stroemungswech- w w o n s w o ew w r r d d e l o b r nv e u . d I e e ne n p f ao kkeeett seler, Geschäftsführerin von AzubiScout sel/ w kkaaLandesbundo o n n s s w w ffotteew r r d d nn..elloob b r s s n nv v e u u . sd d n n I e t t ne e / / f f r r o o i i n n p f a ao o kket Siegen, verrät ihre Tipps dazu, wie man w oonnssw kkaaLandesbund w w ffootteew w r r ddnn...eeelllllloob rrrssnnvv eeu..sssdnnfür IIe e ttnne//fVogelschutz rrooiinn ppfffaoo die eigenen Ziele erreicht. Eine Voraus- w kkaaLandesbund w ssw oonnBayern f o t ffootteew w rrddnn..eelllloob b rrssnne.V. v v e u . euuu...sd d für nnfür e Ie t ne f n Vogelschutz rriinffo ttee//Vogelschutz w d ffo CHRISTINA BARBARA SCHMIDT in w kkaaLandesbund in o n sw Bayern ew w r d n . e l b b r nv e.V. v d nfür e e / riin Vogelschutz n o setzung für die Zielerreichung kann auch w Landesbund w in o Landesbund n n sw Bayern w f f o o t w w r r d d . e l b r n ne.V. v u . d d nfür für e e t / / Vogelschutz i n Vogelschutz o o eine Mentoring-Beziehung sein. Wie Men- in w aain Landesbund w Landesbund nBayern w Bayern f o ow w d r ..llbe.V. . e l b b r e.V. v v e.V. . . d für für e e / n Vogelschutz i Vogelschutz f ain w Landesbund n w Bayern w f w v . d für Vogelschutz w w.lbe.V. toring Frauen an die Spitze bringen kann, in Landesbund Bayern w e.V. für Vogelschutz erläutert Petra Kersting, Leiterin des Zen- w in Landesbund in w Landesbund Bayern w Bayern e.V. für Vogelschutz trums Frau in Beruf und Technik Castrop- in Bayern Landesbunde.V. für Landesbund für Vogelschutz in Vogelschutz Bayern e.V. für Vogelschutz in in Bayern Landesbund Bayern e.V. für e.V. Vogelschutz Rauxel, in ihrer Keynote. Landesbund in Bayern Landesbund für e.V. für Vogelschutz Vogelschutz Oft scheitern weibliche Karrieren an in in Bayern Landesbund Bayern Landesbunde.V. für e.V. für Vogelschutz Vogelschutz der mangelnden Vereinbarkeit von Fami- in in Bayern Landesbund Bayern Landesbunde.V. für e.V. für Vogelschutz Vogelschutz in in Bayern Landesbund Bayern e.V. für e.V. Vogelschutz lie und Beruf. Die Herausforderungen Landesbund in Bayern Landesbund für e.V. für Vogelschutz Vogelschutz von Unternehmertum und Mutterschaft in in Bayern Landesbund Bayern e.V. für e.V. Vogelschutz Landesbund in Bayern Landesbund für e.V. für Vogelschutz Vogelschutz beleuchten Katja Hof-Zöllner, Geschäfts- in in Bayern Landesbund Bayern e.V. für e.V. Vogelschutz führerin der Franz Hof GmbH in Hai- Landesbund in Bayern Landesbund für e.V. für Vogelschutz Vogelschutz in in Bayern Landesbund Bayern Landesbunde.V. für e.V. für Vogelschutz Vogelschutz ger, im direkten Austausch mit den Teil- in in Bayern Landesbund Bayern e.V. für e.V. Vogelschutz Landesbund in Bayern Landesbund für e.V. für Vogelschutz für Vogelschutz nehmerinnen. Ganz praktisch behandelt Marion Ising, Knigge- und Stilberaterin in in Bayern Landesbund Bayern e.V. e.V. Vogelschutz aus Siegen, in ihrem Workshop das Thema in in Bayern Bayern e.V. e.V. Kleidungsstil mit der Frage „Wie viel Frau
14 WIRTSCHAFTSLEBEN | GESICHTER DER JUNGEN WIRTSCHAFT Junge Wirtschaft #06-2018 PLÖTZLICH UNTERNEHMERIN Vanessa Weber übernahm mit 22 den Werkzeugbetrieb ihres Vaters. Allen Unkenrufen zum Trotz glückte die Nachfolge. Die Aschaffenburger Unternehmerin ging ihren eigenen Weg und verfünffachte den Umsatz des Familienbetriebs. Heute ist sie Vorbild für andere Unternehmerinnen. Vanessa Weber behält auch bei Ringschlüssel & Co. den Durchblick. © Manuel Hauptmannl Es ist ein ganz kleiner Satz, der Vanessa um seinen Betrieb, einen Werkzeughan- ten, das Geschäft in die Hände der Tochter Webers Leben verändert. „Willst du die del mit neun Mitarbeitern, weiterzufüh- zu legen. Was ist, wenn sie heiratet oder Firma übernehmen?“ Ihr Vater stellt ihr ren. Er will, dass die Tochter übernimmt. schlichtweg mit der Aufgabe überfordert diese Frage aus heiterem Himmel, an Und die willigt ohne zu zögern ein. „Ich ist? Doch die folgenden Jahre sollen zei- einem Abend im Biergarten. Es ist der hätte es nicht übers Herz gebracht, Nein gen, dass der Vater das Richtige getan hat: Sommer 1998 und die junge Frau hat zu sagen“, erinnert sich Weber. Sie weiß Unter der Leitung der Tochter steigt der gerade erst ihren 18. Geburtstag gefeiert. nicht, dass der Vater in diesem Moment Umsatz von 1,9 auf 10 Millionen Euro, die Doch Vater Jürgen kann nicht mehr war- viele Warnungen in den Wind schlägt. Der Belegschaft wächst von 9 auf 26 Mitarbei- ten. Seine Gesundheit ist zu angeschlagen, Steuerberater etwa hat ihm davon abgera- ter, der kleine Werkzeughandel avanciert
Junge Wirtschaft #06-2018 GESICHTER DER JUNGEN WIRTSCHAFT | WIRTSCHAFTSLEBEN 15 zum Innovationschampion der Branche. Trotz der beeindruckenden Bilanz bleibt Weber bescheiden. „Der Steuerberater lag wohl falsch“, sagt sie leise. Vorbild-Unternehmerin Quasi über Nacht zur Chefin – diese Geschichte hat Vanessa Weber bekannt gemacht. Sie tritt in Talkshows auf, hält Vorträge und wurde unlängst vom Bun- desministerium für Wirtschaft und Ener- gie sogar als Vorbild-Unternehmerin aus- gezeichnet. Geld verdient der Familien- betrieb heute vor allem mit Rundum- Dienstleistungen: Werkzeug Weber ist auf komplette Betriebseinrichtungen spe- zialisiert, bis hin zu Hochregalanlagen und Bürostühlen. In der Kundenliste des Aschaffenburger Unternehmens finden sich bekannte Namen wie Bosch Rex- roth, Linde, Audi, Hyundai oder sogar Rolls Royce. Gerade erst hat man für den Senfhersteller Develey ein neues Werk in Erfurt ausgestattet, ein Auftrag im sechs- stelligen Eurobereich. „Wir sind bei vielen Herstellern der Lead Supplier für Werk- zeug und Betriebseinrichtung“, sagt die Unternehmerin stolz. Nachfolge geglückt, Marktposition ausgebaut – aus der Rückschau klingt die Geschichte von Vanessa Weber nach einem fast mühelosen Aufstieg. Doch das täuscht. Gerade in der Anfangszeit wird der Unternehmerin nichts geschenkt. Sie muss jeden Tag um Akzeptanz kämpfen, drinnen wie draußen. „Bei vielen Mitar- beitern hatte ich schon als Baby auf dem Schoß gesessen“, erklärt die heute 38-Jäh- rige. Die Mannschaft habe jedoch schnell gesehen, dass sie nicht die Tochter ist, die ein bisschen Business spielt. In der Anfangsphase ist sie morgens die Erste und abends die Letzte im Büro. Ihr Stan- ding bei den Kunden muss sie sich eben- © Werkzeug Weber | Katrin Limes falls erkämpfen. Manch einer sieht die attraktive Blondine – und verlangt „Kann mich hier nicht ein Mann bedienen?“. träge mehr zu geben. Also stürzt sich denen sie mit nur 24 Jahren beitritt. Weber geht darüber hinweg, und über- Weber in die Aufgabe und bewältigt sie, Doch so sehr ihr die Ratschläge des zeugt die Zweifel mit Energie und Kom- wie sie noch viele bewältigen wird: mit- Vaters auch weiterhelfen: Die Nachfol- petenz. hilfe von Networking. „Das Wort gab es gerin merkt schnell, dass sie ihren eige- damals noch gar nicht“, lacht die Unter- nen Weg gehen muss. Sie fühlt sich zum Keine Scheu vor sperrigen nehmerin. Doch sie erinnert sich an einen Beispiel unwohl damit, den Führungsstil Rat ihres Vaters: Du musst Leute kennen, ihres Mentors einfach zu imitieren. „Ich Themen die dir helfen können. Und so jemanden musste verstehen, dass ich auch anders Ihre ersten Sporen verdient sich die Toch- findet Weber auch für das ISO-Mammut- drauf sein darf.“ Und so entwickelt sie ihre ter des Firmenchefs übrigens mit einem projekt. Ein befreundeter Berater unter- eigene Art, mit den Mitarbeitern umzu- Thema, das viele Leute meiden wie der stützt sie bei der Ausarbeitung des nöti- gehen. Heute präsentiert sich der Betrieb Teufel das Weihwasser: Sie kümmert sich gen Handbuchs. Bis heute stehen für extrem modern, manche würden das, was um die ISO-Zertifizierung des Betriebs. Weber die persönlichen Netzwerke ganz in Aschaffenburg passiert, vielleicht sogar Ohne die droht ein Großkunde keine Auf- oben, allen voran die Wirtschaftsjunioren, „New Work“ nennen. Weber hat flexi-
16 WIRTSCHAFTSLEBEN | GESICHTER DER JUNGEN WIRTSCHAFT Junge Wirtschaft #06-2018 © Werkzeug Weber | Katrin Limes ble Arbeitszeiten eingeführt, einen festen oder im Ausland studiert haben. „Letzt- Zügel etwas straffer hält. Das ist nicht Dress-Code abgeschafft und lässt die Mit- lich hätten es auch Schuhe oder Schnit- meine Stärke.“ Genau deshalb hat sie vor arbeiter möglichst viel selbst entscheiden. zel sein können“, sagt Weber, „meine Pas- Kurzem einen Vertriebsleiter eingestellt. Natürlich gelingt der jungen Che- sion ist das Verkaufen – und mit den Kun- Weber will sich in Zukunft stärker aus fin nicht sofort alles. Sie muss lernen, mit den etwas voranzubringen“. Sich zusam- dem Tagesgeschäft zurückziehen und dar- schwierigen Situationen klarzukommen. menzusetzen, um die maximal produk- auf konzentrieren, das Unternehmen auf Einmal klaut ein Mitarbeiter 5.000 Euro tive Einrichtung für eine Werkshalle aus- Zukunftskurs zu bringen. Weg vom reinen aus der Kasse, ein anderes Mal macht die zuarbeiten, das sei ihr Ding, sagt sie und Handel mit seiner gnadenlosen Preiskon- Spielsucht eines Außendienstlers Prob- fügt lächelnd hinzu: „Die Auswahl der Far- kurrenz. „Wir wollen uns weiter in Rich- leme. Und dann entscheidet sich Weber ben macht mir auch Spaß, da bin ich ganz tung Dienstleistung und beratungsinten- auch noch für das falsche Warenwirt- Frau.“ sive Produkte entwickeln“, so Weber. Auf schaftssystem. Es kostet 15.000 Euro, leis- Mittlerweile ist Weber längst mehr als diesem Weg bringt sie das Unternehmen tet aber nicht, was es soll, sodass die Sache die Geschäftsführerin eines mittelständi- Stück für Stück weiter. Kürzlich zum Bei- sogar vor Gericht endet. Vater Jürgen hat schen Betriebs. Das wird mit einem Blick spiel hat sie einen Händler von Zerspa- es wohl schon geahnt und rät der Toch- auf ihre persönliche Website (vanessa- nungswerkzeugen zugekauft, um diese ter von dem Anbieter ab. Trotzdem über- weber.de) deutlich: Sie hält Vorträge an hochindividuellen Produkte ebenfalls lässt er ihr die Entscheidung. „Er hat mich Schulen, um das Image des Unternehmers anbieten zu können, geplant ist außerdem Fehler machen lassen, das rechne ich ihm zu verbessern, ist als Mentor für andere eine Kooperation mit einem Schweißfach- hoch an, denn davon profitiere ich noch Gründer tätig, engagiert sich für die Ini- händler. Angesichts der vielen neuen Leis- heute extrem“, reflektiert die Unterneh- tiative Plant-for-the-Planet, die weltweit tungen überlegt man sich in Aschaffen- merin. Bäume pflanzt. Ist der Unternehmerall- burg sogar, das „Werkzeug“ aus dem Fir- In Karriereratgebern steht häufig, tag nicht schon stressig genug? Weber mennamen zu entfernen. Zu eng, zu klein, dass man einfach seinen Interessen folgen winkt ab. „Was einem Spaß macht, emp- nicht mehr passend zur neuen Strategie. muss, um Erfolg zu haben. Weber beweist findet man nicht als Last.“ Und daran TV- Doch Weber tut sich sichtlich schwer mit das Gegenteil. „Schraubendreher waren Crews zu empfangen und auf der Bühne der Entscheidung. „Wir werden lieber nie meine Leidenschaft“, gibt sie offen zu. zu stehen, habe sie sich ebenfalls gewöhnt. unter- als überschätzt.“ Und da wäre sie Und trotzdem hat sie sich mit Geduld ins „Irgendwann ist das wie Zähneputzen.“ wieder, die Bescheidenheit. Werkzeuggeschäft reingefuchst, während Doch sie kennt auch ihre Grenzen. ihre Altersgenossinnen Party gemacht „Manchmal braucht es jemanden, der die CONSTANTIN GILLIES
Freude drucken • Großauflagen im Offsetdruck • Kleinauflagen im Digitaldruck • Variabler Datendruck Grafik: B_D_Gold | vecteezy • Broschüren-, Katalog und Buchdruck • Konfektionierung • Mailing- und Versandservice • Just-in-time Produktion Weitere Infos finden Sie auf unserer Website: Fotografieren Sie den QR-Code mit Ihrem Smartphone und gelangen Sie direkt zu uns. Bosch-Druck ist Ihr innovativer Printpartner – regional wie international. Für unsere Kunden entwickeln wir maßgeschneiderte, kostengünstige Lösungen für wirksame Printkommunikation. Durch die Abdeckung der kompletten Dienstleistungen im Bereich Printkommunikation sorgen wir dafür, dass in Zukunft auch Sie Freude drucken. Bosch-Druck GmbH Postfach 11 53 I 84004 Landshut I Telefon +49 - 871 - 76 05 - 0 I www.boschdruck.de
18 WIRTSCHAFTSLEBEN | IN DER KANTINE Junge Wirtschaft #06-2018 „ICH GLAUBE, MAN BRAUCHT KANTE“ Simone Menne kennt die Welt des Top-Managements aus dem Effeff. Kristine Lütke traf die ehemalige Finanzvorständin von Lufthansa und Boehringer Ingelheim, die heute in den Aufsichtsräten verschiedener DAX-Unternehmen sitzt, in ihrer Heimatstadt Kiel. Dort sprachen sie über Mennes Weg an die Spitze, ihre Kunstgalerie und darüber, wie viel Kante es zum Vorstandsjob braucht. IN DER KANTINE MIT SIMONE MENNE Simone Menne und Kristine Lütke trafen sich zum Gespräch in Kiel. © WJD/Sebastian Weimar Kristine Lütke: Frau Menne, wann wird der wir zwei Männer zum DAX-Vorstand das nicht“. Ich mache mir wirklich Gedan- ein DAX-Konzern zum ersten Mal von ernannt haben – allerdings nicht zum Vor- ken, ob wir eine Quote brauchen. Ich bin einer Frau geführt werden? standsvorsitzenden. Ich sehe immer noch pessimistischer als ich es vor zwei Jahren Simone Menne: Also ich habe gerade zwei viel Zurückhaltung und die Idee bei Män- war und hoffe immer auf nächstes Jahr. Aufsichtsratssitzungen hinter mir, bei nern „Das wird nichts, die Frauen können Ich glaube, wenn eine Frau einmal Vor-
Junge Wirtschaft #06-2018 IN DER KANTINE | WIRTSCHAFTSLEBEN 19 standsvorsitzende ist, dann wird sich die Debatte hoffentlich ein bisschen auflösen. Es muss Normalität sein. Normalität ist, wenn jeder sagt: „Die ist gut oder schlecht, aber es ist völlig egal, ob Mann oder Frau“. Lütke: Im Interview haben Sie einmal gesagt „wer sich nur anpasst, kommt nicht nach oben“. Wie viel Kante braucht es, wie viel Kante ist erlaubt? Menne: Ich habe gerade einen schönen Artikel gelesen, ich glaube in der FAS oder in der Welt, dass die Vorstandsvor- „Wenn eine Frau einmal sitzenden alle so blass sind. Mit Bildern von Herrn Sewing, Herrn Sturm etc. Und Vorstandsvorsitzende ist, in dem Artikel steht: „Kante geht nicht dann wird sich die Debatte mehr“. Ich halte das für fatal. Ich glaube, man braucht Kante. Und ich glaube, man hoffentlich ein bisschen braucht auch eine gewisse Ausstrahlung, auflösen.“ ein gewisses Charisma. Die Problematik SIMONE MENNE im DAX ist aber natürlich, dass die Vor- stände Angst haben, zitiert zu werden, dass sie Angst haben, von ihren Investo- Simone Menne, BMW-Aufsichtsrätin und ren sofort vorgeführt zu werden. Da muss ehemalige Finanzvorständin von Lufthansa man sich ein bisschen emanzipieren. Ich und Boehringer Ingelheim glaube, ein bisschen Kante, ein bisschen © WJD/Sebastian Weimar „gegen den Strom“ und klare Worte wür- den sehr guttun. häufig. Ich treffe viele Kollegen, die dann Sie zu etwas befragen können. In dem Lütke: Warum wollten Sie ganz nach gerne nochmal eine Analyse machen und Sinne hatte ich ein Netzwerk innerhalb oben? gerne wirklich hundertprozentige Sicher- einer Firma, nicht so sehr ein Netzwerk im Menne: Ich glaube, das ist einfach so heit haben. Bloß, es ist bei jeder Vor- Sinne von Frauennetzwerk. Das habe ich passiert. Ich habe nicht von Anfang an standsposition so: die Entscheidungen, eigentlich erst mit Antritt der Vorstands- geplant, Vorstand zu werden. Bei jeder die bei Ihnen ankommen, sind keine Ent- position begonnen. Stufe habe ich dann gedacht: „Ach, pro- scheidungen mehr, die ohne Risiko gehen. biere mal ein bisschen mehr aus“. Es ist Da haben Sie immer ein Risiko. Sie haben Lütke: Was mussten Sie auf dem Weg ins so, dass – auch wenn das ein Frauen- wahrscheinlich auch immer Menschen, Top-Management opfern? spruch ist – natürlich auch Glück dazu die Sie verletzen, denn auch da gibt es Menne: Teilweise das Privatleben. Das ist gehört. Bloß wenn man dann einmal DAX- immer – egal, wie die Entscheidung aus- überhaupt gar keine Frage. Als DAX-Vor- Finanzvorstand ist, dann sagt man auch geht – irgendwelche Verlierer, weil die stand sind Sie sehr fremdbestimmt. Vor- gerne: „Ich will jetzt gerne CEO werden“. meisten Entscheidungen auf der Ebene her habe ich schon alle drei bis vier Jahre Einfach weil man als CEO das Unterneh- sehr komplex sind. Und da muss man sich den Job und den Ort gewechselt. Da war men nochmal anders prägen kann. Da trauen, das ist wichtig. Und wenn man es sehr schwierig, etablierte Freundschaf- kann man die Strategie machen. Ich bin dann transparent erklärt, warum man ten oder auch eine Partnerschaft zu ent- ein eher strategisch Denkender als ein rei- diese Entscheidung trifft, und es auch wickeln. Nicht, dass ich es bereue, aber ner Zahlenmensch, von daher hätte mich denen erklärt, die im Zweifelsfall tatsäch- ich glaube schon, es wäre anders gelau- das schon gereizt. Aber ich kann auch gut lich die Verlierer sind, das halte ich für fen, wenn ich die ganze Zeit in Kiel gewe- damit leben, im Hintergrund zu agieren ganz wichtig, dann kriegt man auch sehr sen wäre. und zum Beispiel jungen Frauen zu hel- viel Akzeptanz. fen, weiter nach oben zu kommen. Haupt- Lütke: Gibt es etwas, dass Sie Ihrem jün- sache, ich kann etwas gestalten. Das war Lütke: Wie wichtig waren Netzwerke für geren Ich mitgeben würden? mir immer wichtig. Sie? Menne: Ja, klarer zu sein. Ich glaube, am Menne: Ich habe immer gesagt: „nein“. Anfang war ich konfliktscheu und habe Lütke: Welche Eigenschaften haben Ihnen Ich war nicht in Netzwerken unterwegs, auch teilweise versucht, die Dinge harmo- zurückblickend am meisten geholfen, um solange ich bei Lufthansa war. Aber das nisch zu regeln, auch wenn es gar nicht sich im Job durchzusetzen? ist natürlich ein Trugschluss, mein Netz- geht. Heute würde ich lieber frühzeitig Menne: Entscheidungsfreude und Risiko- werk war innerhalb der Lufthansa. Und sagen: „Wir haben ein Problem.“ Auch bereitschaft. Das ist auch so ähnlich wie das ist wirklich eins, was sich über 27 wenn es um Mitarbeiterbeziehungen geht, die Kante, klar zu sagen: „Dieses Risiko Jahre in einer Firma gebildet hat. Natür- würde ich einem Mitarbeiter heute klar gehen wir jetzt ein, wir treffen jetzt diese lich haben Sie dann ein Netzwerk, Sie wis- sagen: „Damit bin ich nicht zufrieden.“ Entscheidung.“ Das ist auch nicht mehr so sen mit wem Sie über was reden und wen Deutlicher zu sagen, was man von jeman-
20 WIRTSCHAFTSLEBEN | IN DER KANTINE Junge Wirtschaft #05-2018 dem möchte, das halte ich für sehr wich- gereltern auf junge Frauen. Wenn ich mir tig. Da war ich am Anfang zu vorsichtig ein politisches Modell aussuchen könnte, und das hilft beiden Beteiligten nicht. Das wäre es das schwedische. Das heißt, führt meistens dazu, dass die Probleme jeder muss für seine eigene Rente arbei- größer werden und am Ende dann der ten. Dann haben Sie eben keine Partner- Lösungsprozess auch schwieriger wird. schaftsmodelle, wo der Partner arbeitet und man bekommt dann die Rente des Lütke: Was bewundern Sie an der heuti- Partners, sondern es wird ganz klar gesagt: gen Generation junger Frauen? „Jeder arbeitet für seine eigene Rente.“ Menne: Ich glaube, sie sind zielstrebiger. Und gleichzeitig hat man aber geregelt, Und ich glaube, dass sich dadurch auch dass die Betreuung bis 4 Uhr nachmittags ein Schub ergeben wird mit mehr Frauen funktioniert und es gehen dann sowohl in wirklich verantwortungsvollen Rollen. Frauen als auch Männer um 4 Uhr nach Die jungen Frauen heute sagen sehr deut- Hause, auch im Top-Management, weil lich, dass sie etwas machen wollen und das die Familienzeit ist. Das ist so nor- auch, was sie nicht machen wollen. Das ist mal, da redet gar keiner darüber. Als ich immer noch schwierig an einigen Stellen. das einmal erlebt habe, habe ich mich Ich beobachte und höre auch von meinen noch gewundert, dass unser Top-Mana- Mentees, dass es da durchaus immer noch ger in Schweden tatsächlich, selbst wenn alte Rollenklischees gibt. Aber, ich glaube, der Vorstand da war, um 16 Uhr gegan- ich hätte mich früher im Zweifelsfall nicht gen ist. Wirklich auch zu sagen: „Wieso getraut zu sagen „nein, das mache ich soll ich länger bleiben, als das, was Not nicht“, nur weil ich Frau bin. Die Frauen tut?“ Der deutsche Botschafter saß ein- wissen heute sehr genau, was sie wollen, mal neben mir beim Abendessen und hat auch in den Studiengängen. Selbst, wenn gesagt: „In Deutschland wird halt mehr wir über ein Auslandssemester reden oder gequatscht.“ Oder auch, wenn Sie in einem darüber, welche Firma die richtige ist. deutschen Großkonzern sind, wie viele Viele haben schon eine sehr klare Meinung Leute sich dort mit der Grammatik einer und das ist deutlicher als früher. Ich stelle Vorstandsvorlage beschäftigen, ist völlig allerdings fest, dass immer noch bei vie- unnötig. Diesbezüglich ist Verlässlichkeit len der Knick beim Thema Familie da ist, ganz wichtig und auch eine Kultur, die im Zukunft für Kinder ! weil es natürlich schwieriger ist, das Ganze Zweifelsfall wirklich Abstand von der stän- auch noch mit Familie zu managen. Wir digen Verfügbarkeit nimmt. Derzeit bewe- Zukunft für Kinder ! sehen immer noch die Verantwortung bei gen wir uns manchmal sogar in eine Falle DAS den Frauen. Teilweise sind es die Frauen mit dem Home Office. Es ist zwar Home selber, die es nicht so sehr von ihren Part- Office, aber trotzdem ist die Erwartungs- SCHÖNSTE DAS nern einfordern. Selbst, wenn sie ihren haltung, dass man dich jederzeit errei- Chefs gegenüber sehr klar sind, ihren Part- chen kann. Und das darf es nicht sein. Wir GESCHENK SCHÖNSTE nern gegenüber im Zweifelsfall nicht. haben vielleicht bestimmte Kernzeiten, in denen jemand erreichbar ist, wo Bespre- FÜR GESCHENK „Ich habe nicht von Anfang chungen stattfinden. Und dann gibt es Zei- ten, in denen sich jeder selbst organisieren KINDER: FÜR an geplant, Vorstand zu kann. Solange jemand seine Arbeit schafft – das ist eine Herausforderung an die Füh- EINE KINDER: werden.“ rungskräfte, wie man dann die Messung der Arbeit steuert – ist alles in Ordnung. ZUKUNFT. EINE SIMONE MENNE Lütke: Gilt das auch für den Vorstands- ZUKUNFT. Das ist die KRAFT Lütke: Nur knapp 12 Prozent der Vor- job? Menne: Ob die Arbeit in einem bestimm- standsmitglieder der 30 Dax-Konzerne ten Zeitrahmen zu erledigen ist, wüsste der Das Patenschaft. ist die KRAFT sind weiblich. Wenn man MDax, SDax ich bei Vorstandsvorsitzenden im DAX und TecDax hinzurechnet, sinkt der Anteil nicht, denn da haben Sie Mitarbeiterver- der Patenschaft. sogar auf rund 7 Prozent. Was soll die anstaltungen, da müssen Sie politische Politik regeln, um für mehr Gleichberech- Veranstaltungen und Dinner mit Kunden Jetzt Pat e tigung von Männern und Frauen in der machen. Als Vorstandsvorsitzender oder we Jet zt ene: rdPat Wirtschaft zu sorgen, was der Markt? Menne: Es ist natürlich ein Kulturthema. auch als Vorstand muss man sich klar dar- über sein, dass man mit einem Acht-Stun- werden: worldvision.de In Deutschland sind wir schon außerge- den-Tag nicht klarkommt. Aber, dass man wöhnlich mit dem Thema „Rabenmutter“ trotzdem mal sagen kann, dass man um worldvision.de und dem Druck von Eltern und Schwie- 16 Uhr geht und danach vielleicht abends
Junge Wirtschaft #05-2018 IN DER KANTINE | WIRTSCHAFTSLEBEN 21 „Wenn sich die wirtschaftlichen Eliten nicht positionieren, führt das in meinen Augen noch zusätzlich zu einer Spaltung in der Gesellschaft.“ SIMONE MENNE Simone Menne und Kristine Lütke im Gespräch © WJD/Sebastian Weimar zum Dinner, das halte ich für absolut Lütke: Fast jeder dritte Deutsche wünscht Andererseits bin ich selbst tatsächlich der machbar. sich von Unternehmen eine politische Flaschenhals und das größte Hindernis Haltung. Nike greift in seiner aktuellen bei der Umsetzung, weil ich so viel ande- Lütke: Viele machen sogenannte „Old Kampagne die Diskriminierung von Afro- res tue und nicht richtig fokussiert war. boys’ networks“ für die geringe Zahl von amerikanern im Sport auf. Siemens-Chef Bisher habe ich wenige bürokratische Hin- Frauen in Top-Positionen verantwortlich. Joe Kaeser hat sich deutlich gegen Nati- dernisse erlebt. Ich konnte in Kiel online Reproduzieren sich diese Muster auch bei onalismus positioniert. Wie politisch soll das Gewerbe anmelden, das ging wirk- jungen Männern oder erledigt sich das ein CEO sein? lich reibungslos und es kamen dann auch Problem mit dem Generationenwechsel in Menne: Das muss jeder natürlich selber die übrigen Meldungen. Das einzige, was den Führungsetagen? entscheiden. Ich persönlich würde sagen, ich noch vermisse, ist die Meldung vom Menne: Ich hoffe stark, dass junge Männer es ist schon wichtig, dass man sich klar Finanzamt, was mich und meinen Steu- sich da nicht alles abgucken. Die Gefahr ist äußert. Natürlich besteht die Gefahr, dass erberater sehr wundert – die sind sonst natürlich da, wenn sie in einer Organisa- wenn man als Vorstandsvorsitzender sagt ja mit die schnellsten. Das Versicherungs- tion sozialisiert werden, die genauso tickt. „das und das finde ich nicht gut“, man thema war ein schwieriges. Aber eigent- Dann ist es egal, ob sie 45 sind oder 65. Sie Sorge hat, dass Leute nicht mehr das Flug- lich macht es Spaß, weil man selber merkt, haben immer noch dieselben Stereotypen ticket kaufen oder das Auto oder den Kühl- was man beeinflussen kann. Ich bin mit im Kopf. Und das halte ich für eine große schrank. Aber ich glaube, es muss trotz- mir nicht zufrieden, ich bin lange nicht so Gefahr. Allerdings haben ja junge Män- dem sein. Man muss dann differenzieren schnell, wie ich dachte. Aber das liegt voll- ner eben festgestellt, wenn sie im Studium zwischen seiner Meinung als Person und ständig an mir, ich kann keinem anderen oder auch am Anfang ihrer Arbeit sind, der des Unternehmens. Manchmal muss dass junge Frauen genauso gut sind. Von auch eine Firma Mut haben. Wenn Sie an daher glaube ich, dass dieses Schema da Nike denken, das war ja sehr mutig und „Die Frauen wissen heute eigentlich aufbrechen müsste. Aus meiner auch sehr umstritten, aber ich glaube, es Sicht müsste man da schon viel früher, im ist gefährlich, wenn man sich nur raus- sehr genau, was sie wollen.“ Kindesalter, bei den weiblichen Rollenkli- hält. Und ich glaube, es ist gefährlich für SIMONE MENNE schees ansetzen. Es ist nachweislich so, die Gesellschaft. Wenn sich die wirtschaft- dass in Zeichentrickfilmen beispielsweise lichen Eliten nicht positionieren, führt das auf eine weibliche Figur fünf männliche in meinen Augen noch zusätzlich zu einer die Schuld geben und das ist ganz erfri- Figuren kommen. Wenn Sie sich die typi- Spaltung in der Gesellschaft. schend. schen Blockbuster ansehen, ist es leider Lütke: Vor ihrer Galerie steht eine große immer noch so, dass sich die Frau, auch Lütke: Sie sind jetzt auch Gründerin – Kunstinstallation eines Fisches. Daher wenn sie Wissenschaftlerin oder ähnli- einer Kunstgalerie. Von der Gewerbean- unsere Abschlussfrage: Fischbrötchen ches ist, am Ende an die breite Schulter meldung bis zur Datenschutzerklärung auf oder Bouillabaisse? des Mannes schmiegt und gerettet wer- der Website müssen Sie sich jetzt um alles Menne: Bouillabaisse. So gerne ich Fisch- den muss. selbst kümmern. Wie fühlt sich das an? brötchen mag, aber Bouillabaisse ist etwas Menne: Einerseits ist es sehr spannend. ganz Tolles.
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