Erneuerbare energien - SSES.ch

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Erneuerbare energien - SSES.ch
erneuerbare                         14 sonne
                                                            Schnee auf Dächern mit

                        energien
                                                            Solaranlagen

                                                            20 politik
                                                            Einmalvergütung für kleinere
                                                            Solaranlagen

                                                            24 Forschung
                                                            Bushaltestellen werden zu
                                                            Stromtankstellen

Nr. 1   Februar 2014

Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar

SolarE GiGaFabrik iN EuroPa                                                    SEitE 08
Erneuerbare energien - SSES.ch
Warum wird’s hier
                                                 nicht warm?

                                                 Funktioniert die Kombination
                                                 Wärmepumpe und Solar hier
                                                 doch nicht?

                                                 Behagliche Wärme und
                                                 ausreichend Warmwasser
                                                                         Eine Mischheizung
                                                                         aus Fußbodenhei-
                                                                         zung und Heizkör-
Die weltweit größte                                                      pern kann selbstver-
Fachmesse der Solarwirtschaft                                            ständlich durch die
                                                                         Kombination einer
Messe München                                                            Solaranlage mit einer
                                                                         Wärmepumpe reali-
                                                                         siert werden.
Die Intersolar Europe bietet topaktuelles                                Für den effizienten
                                                 Mag. Werner Neuhauser
Insiderwissen über den dynamischen Solarmarkt    Prokurist Forstner      Betrieb der Wärme-
  Treffen Sie 1.000 internationale Aussteller    Speichertechnik GmbH
                                                                         pumpe und einen
  Lernen Sie die neuesten Innovationen kennen                            entsprechenden hy-
  Sichern Sie sich Ihren Informationsvorsprung   draulischen Abgleich ist ein FORSTNER
                                                 Hygiene-Systemspeicher unbedingt not-
  Lassen Sie sich inspirieren!
                                                 wendig. Mit ihm kombiniert der Heizungs-
                                                 fachmann sämtliche Heizsysteme einfach,
                                                 verlässlich und effizient. BehaglicheWärme,
                                                 ausreichend Warmwasser und dauerhaft
                                                 zufriedene Kunden.

                                                                                  ®
                                                                R
                                                          R STNE ihn!
                                                       FO uchst
                                                         bra
                                                      Du

                                                                                 Detaillierte Infos
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                                                 LOGISCH - EINFACH - BESSER!
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                                                 www.speichertechnik.com
Erneuerbare energien - SSES.ch
EDitorial                                                                                 iNhalt

40 JahrE SSES                                                                             Aktuell                                      04

                                                                                          Pelletpreise - Solarmarkt-Trends

                                                                                          schwerpunkt                                  08

                                                                                          Europäische Solarindustrie: Die Branche
                                Die Schweizerische Vereinigung für Sonnenenergie
                                                                                          erwägt den Bau einer Gigafabrik
                                feiert in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag. Sie wurde
                                am 22. Juni 1974 als weltweit erste Vereinigung zur       sonne                                        12
                                Förderung der Solarenergie in bern gegründet. Die
                                                                                          Watt d’or: Ein Haus, gebaut für die
                                SSES wird diesen anlass mit einer reihe von Projekten
                                                                                          Zukunft
                                und einer Jubiläumsausgabe der «Erneuerbaren Ener-
                                                                                          Service: Dachlawinen bei Solaranlagen
                                gien» begehen. Möge das Jahr auch sonst Grund zum
                                                                                          vermeiden
                                Feiern bieten!
                                                                                          Integrierte Photovoltaik: PV-Module
                                Die Zeichen stehen jedenfalls nicht schlecht. Nach
                                                                                          dienen als Gestaltungselement
                                dem krisengeschüttelten 2012 war 2013 wieder ein
                                                                                          Brennstoffzelle: Erste Geräte kommen auf
                 ingrid hess    besseres Jahr für die weltweite Solarindustrie. Wäh-
              chefredaktorin                                                              den Markt
                                rend im 2012 immer mehr unternehmen konkurs an-
                                gemeldet hatten, hat sich die Situation in der Solar-     politik und Wirtschaft                       20
                                branche im 2013 wieder etwas stabilisiert. Für das
                                                                                          Kleinere Solaranlagen: Die wichtigsten
                                laufende 2014 sind die aussichten intakt, denn die
                                                                                          Fragen rund um die Einmalvergütung
                                Photovoltaik-Märkte auf der ganzen Welt dürften
                                                                                          Solarstrom: Kanton Bern bietet Investoren
                                wachsen (Seite 5). Die kosten dürften entsprechend
                                                                                          Flächen an
                                weiter sinken und die Preise sich festigen, daher ste-
                                hen die Chancen gut, dass die industrie 2014 zur          eneuerbare energien                          22
                                rentabilität zurückkehrt. in Europa will ein konsor-
                                                                                          Tiefengeothermie: Die Schweiz ist
                                tium mit einer Gigafabrik zu asiatischen Preisen pro-
                                                                                          geothermisch ein Entwicklungsland
                                duzieren können (Seite 8).
                                in der Schweiz wurden laut den Schätzungen des So-        Forschung                                    24
                                larenergie-Fachverbandes Swissolar im letzten Jahr
                                                                                          E-Mobilität: In Genf ist erstmals ein
                                2.1 Quadratkilometer PV installiert. im Schweizer
                                                                                          batteriebetriebener Bus im Einsatz
                                Stromnetz fliesst heute also rund 1 Prozent Solar-
                                strom. Das ist fast doppelt so viel wie vor einem Jahr.   Flash                                        26
                                auch die Solarthermie könnte sich im kontext der no-
                                vellierten europäischen richtlinie zur Gesamtenergie-     Agenda                                       28
                                effizienz von Gebäuden, die ab dem Jahr 2019 bzw.
                                2021 beim Neubau die realisierung von nahezu Nul-         Branchenverzeichnis                          29
                                lenergiegebäuden fordert, positiv entwickeln.
                                Es wird sich in der Schweiz jedoch im 2014/15 zeigen,     impressum                                    31
                                ob die Politik den von bundesrätin Doris leuthard
                                eingeschlagenen kurs weiterverfolgt oder ob sie der
                                Mut verlässt. Erste Zeichen aus der Wandelhalle des
                                Parlaments deuten auf ein eher zauderliches Vor-
                                wärtsgehen hin. bleibt also zu hoffen, dass die wan-
                                kelmütigen Politiker sich vom Motto der diesjährigen
                                basler Fasnacht inspirieren lassen: «Gäll, blyb su-
                                uber»! Dies nicht nur im konkreten – weder atom-
                                noch fossiler Strom sind sauber – sondern auch im
                                übertragenen Sinne des verantwortungsvollen Voran-
                                schreitens in richtung Energiewende.

liebe Mitglieder

Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website
der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die ak-
tuelle ausgabe. benutzername: ee/er_abo Passwort: k2fa_dE8

                                                                                          titelbild: aleo solar

                                                                                          Erneuerbare Energien    Nr. 1 Februar 2014    3
Erneuerbare energien - SSES.ch
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                         PEllEtPrEiSE                                                                                          PoSitiVE
                         Februar 2013 bis Februar 2014                                                                         koNJuNktur
                         Pelletpreise in ChF/t (inkl. MwSt. und lieferung)
                                                                                                                               auch im vierten Quartal 2013 zeichnet sich
                                                                                                                               eine konstante Entwicklung in der branche
                                                                                                                               der erneuerbaren Energie und Energieeffizi-
                                                                                                                               enz ab. Dies zeigt der renewable Energy
                                                                                                                               index Schweiz im 4. Quartal 2013. im Ver-
                                                                                                                               gleich zum Vorquartal ist der rEiS um 3.9
                                                                                                                               Punkte gesunken, liegt mit 53.3 Zählern je-
                                                                                                                               doch nach wie vor über der Wachstums-
                                                                                                                               schwelle.
                                                                                                                               obschon fast alle Subindizes im Vorquartals-
                                                                                                                               vergleich gesunken sind, signalisiert der leicht
                                                                                                                               abgeschwächte index dennoch eine positive
Grafik: pelletpreis.ch

                                                                                                                               konjunkturelle Entwicklung. Mit einem Sub-
                                                                                                                               indexanstieg von 1.3 Punkten auf 55.6 Zäh-
                                                                                                                               ler hat sich die Exportdynamik im 4. Quartal
                                                                                                                               2013 sogar erhöht. am stärksten nachge-
                         Der index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den preisangaben verschiedener pelletlieferanten   geben haben die Subindizes «lagerbe-
                         zusammensetzt.                                                                                        stand» und «auftragsbestand». Mit einem
                         © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise                                          Minus von 8.6 Punkten auf 44.9 signalisiert
                                                                                                                               der «lagerbestand», dass die unternehmen
                                                                                                                               ihre Einkäufe infolge des schwächeren auf-
                                                                                                                               tragswachstums reduziert und lagerbe-
                         WiNDkraFtWErk Für hauSDäChEr                                                                          stände abgebaut haben. Der «auftragsbe-
                                                                                                                               stand» ist um 6.8 Punkte gesunken und
                         Die Zürcher Firma anerdgy hat ein neuartiges Windkraftwerk für hausdächer entwickelt.                 liegt damit genau auf der Wachstums-
                         Ein Prototyp der Erfindung Windrail (Windschiene) ist auf dem Dach des Getreidesilos der              schwelle von 50.0 Zählern. Dies lässt eine
                         landi in Marthalen installiert. Er wandelt Wind, Druckunterschiede und Sonnenenergie in               gleich bleibende auftragslage erwarten.
                         Strom um. Das Windrail-Modul der Zürcher Firma anerdgy sieht eher aus wie ein lüf-                                                              (MM)
                         tungsaufsatz und hat mit einem Windrad nur gemeinsam, dass beide dieselbe Energiequelle
                         nutzen. Das Zürcher kMu testet dieses kleine kraftwerk in Marthalen, um es später auf alt-
                         und Neubauten in der ganzen Schweiz und in Europa zu installieren. Strom erzeugt das
                         Windrail auf drei verschiedene arten: Erstens wird der Wind genutzt, der an der hausfas-
                         sade hochzieht. Zweitens verwertet die anlage Druckunterschiede an der Dachkante. und                 rEGENEratiVES
                         drittens wird die Sonnenenergie genutzt, die auf die installation trifft. Ziel ist, dass in eini-
                         gen Jahren insbesondere Eigentümer von Gebäuden mit Flachdächern eine wirtschaftliche
                                                                                                                               hEiZEN aN DEr
                         und ästhetische Möglichkeit haben, einen guten teil des Energiebedarfs ihrer häuser selbst            iNtErSolar
                         zu decken.                                                                     (MM/max comm)
                                                                                                                               Die Erreichung der beschlossenen klima-
                                                                                                                               ziele weltweit erfordert ein verstärktes En-
                                                                                                                               gagement bei der regenerativen Wärmeer-
                                                                                                                               zeugung. Der Wärmemarkt bietet ein enor-
                                                                                                                               mes Potenzial, um Co2-Emissionen zu re-
                                                                                                                               duzieren.    Moderne       heizungsanlagen
                                                                                                                               reduzieren aber nicht nur den Co2-aus-
                                                                                                                               stoss durch fossile brennstoffe, auch die
                                                                                                                               heizkosten können deutlich gesenkt wer-
                                                                                                                               den. Die Forderungen an die Politik nach
                                                                                                                               einem grösseren Einsatz für die Energie-
                                                                                                                               wende am Wärmemarkt werden lauter.
                                                                                                                               auch die intersolar Europe treibt das thema
                                                                                                                               verstärkt voran: 2014 präsentiert die Fach-
                                                                                                                               messe im rahmen des neuen themenbe-
                                                                                                                               reichs «regenerative Wärme» trends und
                                                                                                                               komplettlösungen für das regenerative
                                                                                                                               heizen. Zudem wird eine dreitägige Fo-
                                                                                                                               rumsveranstaltung zum thema der Messe
                                                                                                                               stattfinden.                           (MM)

                         4       Erneuerbare Energien Nr. 1 Februar 2014
Erneuerbare energien - SSES.ch
aktuell

SolarStroM FaSt                                                        DEutSChEr WiND
VErDoPPElt                                                             Für SChWEiZEr StäDtE
Gemäss Schätzungen des Solarenergie-Fachverbandes Swissolar wur-
den 2013 Solarstrom-anlagen mit einer Fläche von rund 2.1 Quadrat-
kilometern gebaut. Somit fliesst heute rund 1 Prozent Schweizer
Solarstrom im Netz, fast doppelt so viel wie vor einem Jahr. Für das
laufende Jahr wird mit einem stagnierenden Markt gerechnet. ob
das Wachstum danach weitergeht und wie rasch Photovoltaik zu ei-
ner zentralen Stromquelle für unser land wird, hängt wesentlich
von den politischen Entscheiden der nächsten Wochen ab. Eine be-
fragung grosser installationsfirmen durch Swissolar kurz vor Jahres-
ende zeigt ein positives bild: 2013 wurden Photovoltaik-anlagen mit
einer leistung von rund 300 Megawatt (MW) neu installiert, was
der Fläche von rund 2.1 Quadratkilometern entspricht. Die gesamt-
haft installierte leistung der Schweiz liegt Ende Jahr bei rund 730
MW, und der Solarstromanteil liegt über ein Jahr gerechnet bei rund
1% des landesverbrauchs oder dem Verbrauch von 200 000 typi-
schen haushalten (knapp 600 Millionen kilowattstunden).        (MM)
                                                                                                                      (Foto: andré künzelmann)

bilDuNGSoFFENSiVE                                                      Swisspower renewables aG hat die transaktion über das gesamte
in basel hat im Januar die von bundesrätin Doris leuthard einberu-     Windpark-Portfolio der spanischen acciona Energia international
fene erste «konferenz Energiebildung» Massnahmen verabschie-           S.a. in Deutschland erfolgreich abgeschlossen. Die Swisspower re-
det, um Schweizer unternehmen auf diesem Feld noch besser zu           newables aG hat einen kaufvertrag für den Erwerb von insgesamt
positionieren. Fachkräfte sollen gezielter für die anforderungen der   85 Windturbinen mit einer installierten Gesamtleistung von 150.3
bereiche Energieeffizienz und erneuerbare Energien geschult wer-       MW unterzeichnet. Mit dieser transaktion erhöht die Schweizer
den. Die bildungsinitiative von EnergieSchweiz will den Wissens-       Stadtwerke-beteiligungsgesellschaft ihre Stromproduktion aus
transfer im Energiebereich beschleunigen und qualitativ aufwerten.     onshore-Windanlagen in Deutschland um ca. 280 Millionen kilo-
Der Fokus liegt in der aus- und Weiterbildung bereits aktiver Fach-    wattstunden pro Jahr. Zusammen mit dem Windpark hof hat Swiss-
kräfte sowie in der rekrutierung zusätzlicher berufsleute für          power renewables aG somit gut 40% des gesetzten Zieles der
die stark wachsenden bereiche Energieeffizienz und erneuerbare         Eigenproduktion erreicht. Swisspower renewables aG ist eine be-
Energien.                                                      (MM)    teiligungsgesellschaft von derzeit 11 Schweizer Stadtwerken.

solarmarkt-trends
Mehrere Marktforscher sagen für 2014            keit des Solarstroms in weltweit rund 20
einen starken ausbau der PV-installationen      Märkten.
voraus. Nach rund 40 GW neu installierter       Während der letzten fünf Jahre lag das
PV-leistung 2013 glauben wir, dass dieses       hauptaugenmerk zur kostenreduktion bei
Jahr sogar 50 GW installiert werden kön-        den Solarmodulen. in den kommenden
nen. auf globaler Ebene spricht vieles          Jahren geht es hauptsächlich um die Sen-
für ein Ende der überkapazitäten in der         kung der kosten für die Systemkonfigura-
Zell- und Modulproduktion sowie für eine        tion (balance of System – boS). Von die-
zweite aufbruchstimmung der PV-indust-          sem geänderten Fokus wollen auch die
                                                                                              Dr. Matthias Fawer         Balazs Magyar
rie. Die drei grössten Solarmärkte China,       grossen akteure der Zell- und Modulpro-
Japan und die uSa boomen, und alle              duzenten profitieren und 2014 wieder in
drei werden positiv überraschen. China          die Gewinnzone zurückkehren. Dies sollte      Mittlerweile besitzen alle mehr als ein Giga-
könnte 2014 einen Zubau von 12 GW               einigen unternehmen – vor allem asiati-       watt effektiven Produktionsoutput.
erreichen, ein unglaubliches Wachstum.          schen – dank deutlich tieferen Fixkosten      Dank den guten Witterungsverhältnissen
Noch vor drei Jahren lag das land weit          bei höherer auslastung und steigendem         in den Monaten November und Dezember
unter einem GW. Nach dem starken Preis-         absatz gelingen. ist der Cashflow erst        konnten in der Schweiz viele Grossprojekte
verfall der letzten Jahre ist die Nachfrage     einmal positiv, wird wieder Geld für neue,    rechtzeitig beendet werden und somit der
vor allem in den Schwellenländern enorm         effizientere anlagen ausgegeben. Das wird     Gesamtzubau von 250 MW im Jahr 2013
gestiegen. Speziell lateinamerika wird          auch Zulieferern wie Meyer burger zu          übertroffen werden.
aus seinem Nischendasein herauskommen.          zusätzlichen aufträgen verhelfen. unter
rückenwind erfährt die PV-branche unter         den top 10 der Modulproduzenten waren                   Dr. Matthias Fawer und balazs Magyar,
anderem durch erleichterte Finanzierungs-       2013 sieben chinesische, zwei japanische                              Nachhaltigkeits-research,
bedingungen und die Wettbewerbsfähig-           und ein uS-amerikanisches unternehmen.                                Notenstein Privatbank aG

                                                                                              Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2014      5
Erneuerbare energien - SSES.ch
aktuell                                                                     Geschäftsbereich Sonnenenergie-Systeme

                                                                            VerkaufsberaterIn
       Für den Studiengang Erneuerbare Energien und
                                                                            Sonnenenergie-Systeme
                                                                            (Kanton Aargau)
       Umwelttechnik suchen wir per 1. September 2014 eine/n

       PROFESSORIN/PROFESSOR FÜR
       SOLARTECHNIK                                                         Wir sind ein führendes Unternehmen der Baubranche in der
       MIT SCHWERPUNKT PV-SYSTEMTECHNIK                                     Schweiz und ein wichtiger Lieferant von energieeffizienten
       UND ELEKTRISCHE REGENERATIVE                                         Fassaden, Holz/Metall-Systemen, Fenstern, Türen und
       SYSTEME                                                              Briefkästen sowie Sonnenenergie-Systemen. Seit über
                                                                            dreissig Jahren engagieren wir uns für ökologisches
                                                                            Bauen und nachhaltige Unternehmensführung.
    Ihre Aufgaben
    ■ Sie lehren auf Bachelor- und Masterstufe im Studiengang               Für das Gebiet des Kantons Aargau suchen wir Verstär-
       Erneuerbare Energie und Umwelttechnik in Lehrveranstaltungen
       zu Elektrischer Energietechnik (PV-Systemtechnik, Brennstoff-        kung. Sie verkaufen unsere innovativen Produkte aktiv an
       zelle und Wasserstofftechnologie, Windenergie) und in aus-           unsere Kundengruppen bestehend aus Sanitär-, Heizungs-,
      gewählten Grundlagenmodulen des Studiengangs
    ■ Sie betreuen Projekt-, Bachelor- und Masterarbeiten                   und Elektroinstallateuren, Planern und Dachdeckern. Ne-
    ■ Sie engagieren sich für anwendungsorientierte Forschung und           ben der Betreuung der bestehenden Kunden akquirieren
       Entwicklung am SPF Institut für Solartechnik, mit rund 40            Sie neue Kunden und bauen unser Partnernetz in dieser
       Mitarbeitenden eines der führenden Schweizer Institute für
       solartechnische Systeme                                              Region weiter aus.
    ■ Sie akquirieren und bearbeiten fremdfinanzierte Forschungs-
      und Entwicklungsprojekte
                                                                            Sie haben eine abgeschlossene technische Grundausbil-
    Ihr Profil                                                               dung (z.B. Sanitär-, Heizungs-, ElektroinstallateurIn bzw.
    ■ Sie haben einen Hochschulabschluss in Elektrotechnik,
                                                                            Sanitär-, Elektro- oder GebäudetechnikplanerIn) sowie zu-
       Regenerativer Energietechnik, Physik oder in einem
       vergleichbaren Studiengang                                           sätzlich eine kaufmännische Weiterbildung oder eine Wei-
    ■ Sie verfügen über einen mehrjährigen, praxisbezogenen                 terbildung im Verkauf. Sie bringen mindestens zwei Jahre
       Leistungsausweis in der angewandten Forschung und
       Entwicklung, sind national und international gut vernetzt und        Verkaufserfahrung im Aussendienst mit, von Vorteil in der
       haben auch internationale Forschungsprojekte durchgeführt            Sonnenenergie, Gebäudetechnik oder Bauindustrie. Wenn
    ■ Sie bringen Führungserfahrung/Führungskompetenz mit
    ■ Sie haben Freude am Unterrichten                                      Sie sehr selbständig, initiativ, zuverlässig und lösungsorien-
    ■ Sie sind bereit, sich in der Studiengang- und Hochschul-              tiert sind und die deutsche Sprache in Wort und Schrift be-
       entwicklung zu engagieren
                                                                            herrschen, freuen wir uns auf Ihre vollständigen Bewer-
    Unser Angebot                                                           bungsunterlagen.
    ■ Wir bieten eine abwechslungsreiche und verantwortungsvolle
      Funktion am Puls der Wissenschaft
    ■ Wir lassen Ihnen Freiraum für persönliche Initiative                  Nutzen Sie die Gelegenheit, in einem anspruchsvollen Ar-
    ■ Wir sind an zentraler Lage direkt am Zürichsee beim Bahnhof           beits-, Unternehmens- und Marktumfeld eine herausfor-
      Rapperswil
                                                                            dernde Aufgabe zu übernehmen. Wir bieten Ihnen eine in-
    Ihre Bewerbung senden Sie bitte zusammengefasst in einer                teressante Stelle in einem verantwortungsvoll geführten
    PDF-Datei bis 12. März 2014 an professuren@hsr.ch. Weitere              Familienunternehmen.
    Auskünfte erteilen Ihnen der Leiter des Instituts für Solartechnik,
    Herr Prof. Matthias Rommel, T +41 (0)55 222 48 22 und der
    Studiengangleiter Prof. Dr. Thomas Kopp, T +41 (0)55 222 49 23.         Interessiert?
                                                                            Wir bevorzugen Online-Bewerbungen über
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    anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung pflegt die HSR          werbungsunterlagen.
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    öffentlichen Hand.
                                                                            Ernst Schweizer AG, Metallbau, Beat Sager,
    Oberseestrasse 10 ■ Postfach 1475 ■ CH-8640 Rapperswil                  Bahnhofplatz 11, 8908 Hedingen
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                                                                            Tel +41 44 763 62 27

6        Erneuerbare Energien Nr. 1 Februar 2014
Erneuerbare energien - SSES.ch
aktuell

D: MEhr SolarhEiZuNGEN                                               MiNi-rEParatur DES
iN NEubautEN                                                         EMiSSioNShaNDElS
Gemäss den Daten des deutschen Statistischen bundesamts werden
Sonnenheizungen in Deutschland immer mehr zum Standard im
Neubau: Mehr als jede Fünfte (36‘671) der 176‘617 im Jahr 2012
neu errichteten Wohnungen wird mit Wärmeenergie aus Solaranla-
gen zur heizungsunterstützung oder zur Warmwasserbereitung
versorgt. Der Zuwachs beträgt 33.6% gegenüber 2011, als Solar-
wärme bei jeder sechsten Wohnung dazu gehörte (27‘448 von .
161‘186). «Weil heizkosten die haushaltskasse übermässig belas-
ten, ist hier der Spareffekt besonders gross. Deswegen setzen im-
mer mehr bauherren auf Solarwärmeanlagen», erläutert Carsten
körnig, hauptgeschäftsführer des bundesverbandes Solarwirt-
schaft. in Deutschland geht rund ein Drittel der Energiekosten der
Einwohner auf das konto der Wärmeerzeugung.
Der Nachfrage-Zuwachs bei Solarwärmeanlagen im Neubau ist
nach Einschätzung des deutschen bundesverbands Solarwirtschaft       anfang Jahr haben die Eu-Staaten das sogenannte backloading,
(bSW-Solar) auch das resultat gesetzlicher Vorgaben. Seit 2009 ist   eine Mini-reperatur des Emissionshandels, beschlossen. 900 Mio.
hier nach dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz der Einsatz er-       Co2-Zertifikate sollen vorübergehend vom Markt genommen wer-
neuerbarer Energien vorgeschrieben. Deckt Solarenergie bislang       den und dadurch die Co2-Preise im europäischen Emissionshandel
meist nur einen teil des Energieverbrauchs von Wohngebäuden, so      anheben. Experten erwarten nur geringe Effekte auf den Emissions-
erwartet der branchenverband in den nächsten Jahren eine zuneh-      handel. Nötig sei eine dauerhafte löschung von Zertifikaten und
mende Nachfrage nach energieautarken häusern, die den überwie-       eine Erhöhung des jährlichen reduktionsfaktors, um die Zertifika-
genden teil ihres Wärme- und Strombedarfs inzwischen ganzjährig      tenschwemme im Emissionshandel einzudämmen. Seit Monaten
aus Solarenergie selbst decken können. (bSW-Solar)                   dümpelt der Co2-Preis unter fünf Euro pro tonne, mit negativen
                                                                     auswirkungen auch auf die deutsche Energiewende: So erreichte in
                                                                     Deutschland die braunkohleverstromung ihre höchsten Werte seit
                                                                     1990. (MM/bild: heliosteam)

                                                                     roSEtta WiEDEr Solar

                                                                     Zehn Jahre ist die ESa-raumsonde rosetta bereits unterwegs. Nun
                                                                     erreicht sie ihr Ziel, den kometen 67 P/ Churyumov-Gerasimenko.
                                                                     Nach 31 Monaten in einer art Winterschlaf versorgen die Solarzel-
                                                                     len der Sonde jetzt wieder alle Systeme mit Energie. Den Strom pro-
                                                                     duzieren hochentwickelte Siliziumzellen der heilbronner aZur
                                                                     SPaCE Solar Power Gmbh. Das unternehmen ist ein Solar-Pionier
                                                                     der ersten Stunde und kann auf 50 Jahre Firmengeschichte zurück-
                                                                     blicken. Der Weg, dreimal an der Erde und einmal am Mars vorbei,
                                                                     verlieh rosetta Schwung für die lange reise bis jenseits der Jupiter-
                                                                     bahn. in einer Entfernung von 800 Millionen kilometern zur Sonne
                                                                     würden die Solarzellen jedoch nicht ausreichend Strom für alle Sys-
                               So geht das...                        teme erzeugen. Deshalb wurde die Sonde für die reise in einen ru-
                                                                     hemodus versetzt. (bild: ESa–a. Van der Geest)

                                                                                             Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2014   7
Erneuerbare energien - SSES.ch
Schwerpunkt

EuroPäiSChE SolariNDuStriE:

GiGaFabrik
GEGEN DEN ruiN

                    tExt: SaSCha rENtZiNG, DortMuND                         können auf dem künftigen Preisniveau nicht mehr
                                                                            profitabel fertigen. Nur mit modernsten Multi-Gigawatt-
               Ganz beiläufig verkündete Eicke Weber, Leiter des Fraun-     Fabriken können die Hersteller international wettbe-
               hofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) jüngst ein   werbsfähig bleiben», erklärt Weber. Das Mass aller Dinge
               nicht unbescheidenes Vorhaben. Das ISE, das französi-        sind die Chinesen. Das US-Marktforschungsunternehmen
               sche Forschungsinstitut INES und das Schweizer Zent-         GTM Research schätzt, dass die führenden chinesischen
               rum für Elektronik und Mikrotechnik (CSEM) in Neuen-         Hersteller ihre Modulproduktionskosten bis 2017 von
               burg wollen ein Förderkonzept für eine europäische           heute 0,56 Dollar pro Watt auf 0,36 Dollar senken wer-
               Photovoltaikproduktion mit einer Jahreskapazität von         den. Zum Vergleich: Die europäischen Hersteller liegen
               mindestens einem Gigawatt erarbeiten. Das Werk, das als      derzeit noch bei 0,78 Dollar. Um mit den Chinesen mit-
               Gemeinschaftsprojekt der europäischen Solarbranche           zuhalten, müssen sie ihre Kosten in den kommenden vier
               gedacht ist, soll neueste Zellentechniken günstiger zu       Jahren also mehr als halbieren. Das können sie nur
               Modulen verarbeiten als chinesische Grossproduktionen        schaffen, wenn sie neben Wirkungsgradgewinnen bei
               – und somit den krisengeschüttelten Solarfirmen eine         den Zellen und Modulen auf wesentlich grössere Pro-
               neue Perspektive bieten.                                     duktionen und Skaleneffekte setzen.
               Dass künftig nur noch Grösse im Fall der Solarproduk-        Neueste Produktionstechnik, mehr Automatisierung und
               tion zählt, davon ist ISE-Leiter und Projektkoordinator      die so genannte vertikale Integration der Wertschöp-
               Weber überzeugt. «Bestehende Produktionsstätten mit          fungsstufen sollen in der geplanten Multi-Gigawatt-
               einer Jahresproduktion zwischen 100 und 500 Megawatt         Fabrik weitere Kostenvorteile bringen. Das Werkskonzept

8   Erneuerbare Energien Nr. 1 Februar 2014
Erneuerbare energien - SSES.ch
SChWErPuNkt

                                                                            DiE EuroPäiSChE SolarbraNChE ErWäGt,
                                                                            ChiNaS übErMaCht EiNE GEMEiNSaME
                                                                            Multi-GiGaWatt-ProDuktioN ENtGEGEN-
                                                                            ZuSEtZEN. DaS ProJEkt Soll iN GröSSE
                                                                            uND EFFiZiENZ allE biShEriGEN PhotoVoltaik-
                                                                            WErkE übErtrEFFEN. DiE FraGE iSt Nur, ob
                                                        bild: xaleo solar
                                                                            ES SiCh FiNaNZiErEN läSSt.

sieht vor, dass die Herstellung der Siliziumbarren (In-                     ihrem aktuellen Bericht World Energy Outlook 2013
gots), der Siliziumscheiben (Wafer), der Zellen und Mo-                     davon aus, dass 2020 weltweit 200 Gigawatt Photo-
dule sowie der Handel der Solarsysteme künftig nicht                        voltaikleistung installiert sein werden – doppelt so viel
mehr getrennt voneinander, sondern konzentriert unter                       wie heute. Für 2050 erwartet die IEA sogar 3000 Giga-
einem Dach stattfinden. So sollen sich die Transportwege                    watt, also die dreissigfache Leistung. Zwar wird sich die
verringern und die einzelnen Prozessstufen besser zu-                       Modulnachfrage nach Einschätzung von Marktbeob-
sammenwirken. Die Chinesen setzen auf eine andere                           achtern immer mehr nach Asien und Südamerika ver-
Fertigungsweise: Sie produzieren die Komponenten in                         lagern, dennoch bleibt Europa aus ihrer Sicht ein be-
der Regel an verschiedenen Standorten, teils sogar in                       deutender Wachstumsmarkt. Der Verband der europäi-
Taiwan, um von Arbeitsteilung und Spezialisierung zu                        schen Solarindustrie Epia beispielsweise geht für 2017
profitieren.                                                                von einem jährlichen Zubau in Europa von 13 bis 28
Die Multi-Gigawatt-Fabrik käme für die angeschlagene                        Gigawatt aus, nach schätzungsweise zehn Gigawatt Neu-
europäische Solarindustrie noch rechtzeitig. «Die Krise                     installationen 2013 – ein guter Grund für eine eigene
hat das Feld zwar gelichtet, aber es gibt in Europa immer                   europäische Massenfertigung.
noch zahlreiche sehr innovative Produzenten und
Fabrikausrüster», sagt Arnulf Jäger-Waldau vom For-                         günstig Wie chinA
schungsinstitut der Kommission der Europäischen Union                       Weber hofft, dass die Politik das genauso sieht und die
(EU-Kommission). Und die Marktaussichten bessern sich                       Multi-Gigawatt-Fabrik unterstützt. «Kein Airbus wäre
wieder. Die Internationale Energieagentur (IEA) geht in                     ohne Kreditgarantien der Europäischen Investitionsbank

                                                                                                            Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2014   9
Erneuerbare energien - SSES.ch
Schwerpunkt

                gebaut worden. Warum sollte man nicht auch der Hoch-
                technologie Photovoltaik Garantien zur Verfügung
                stellen?» so der ISE-Chef Eicke Weber. Das heisst nach
                den geltenden Förderkategorien der Europäischen Union:
                Anschluss der Photovoltaik an die strategisch wichtigen
                Schlüsseltechnologien, die so genannten Key Enabling
                Technologies. Bisher hat die EU-Kommission sechs be-
                sonders bedeutsame Technologiebereiche definiert, dar-
                unter die Biotechnologie, die Nanotechnologie und die
                Mikro- und Nanoelektronik. Die Halbleiterindustrie zum
                Beispiel erhält im Rahmen der dieses Jahr gestarteten Ini-
                tiative «10/100/20» zehn Milliarden Euro EU-Förderung.
                Das Geld soll helfen, die Chipproduktion bis 2020 zu ver-
                doppeln.
                Dass auch die Photovoltaik Wachstum und neue Arbeits-
                plätze verspricht, kann die Branche Brüssel bald schwarz
                auf weiss geben. Das Fraunhofer-Institut für Produk-
                tionstechnik und Automatisierung (IPA) und das ISE
                stecken in den letzten Zügen einer vom baden-würt-
                tembergischen Umweltministerium beauftragten Studie
                mit dem Titel «Studie zur Planung und Aufbau einer
                X-GW-Fabrik zur Produktion zukunftsweisender Photo-
                voltaik Produkte in Deutschland». So weit ist die Ana-
                lyse bereits gediehen: Eine Fertigung in Europa böte so-
                gar Aussicht auf geringere Gesamtkosten als der Stand-
                ort China. «Die heutigen Kostenvorteile der Chinesen er-
                geben sich vor allem aus den Skaleneffekten durch
                grössere Produktionsmengen und Mengenrabatte auf
                Material- und Equipmenteinkäufe. Würden die Europäer
                in gleich grossen Werken, mit neuester Technologie, pro-
                duzieren, wären sie mit den Asiaten mindestens auf Au-
                genhöhe», erklärt Projektleiter Roland Wertz. Zu diesem
                Ergebnis gelangten die Wissenschaftler, indem sie die
                                                                             bild: bSW-Solar/langrock

                Produktionskosten von Fabriken im Gigawattmassstab in
                Europa und China für 2015 miteinander verglichen.

                schert solArWorlD Aus?
                Dennoch steht hinter der Multi-Gigawatt-Fabrik ein
                grosses Fragezeichen. «Jetzt ist der falsche Zeitpunkt für                              Die solarbranche hofft auf politische unterstützung für eine gemeinsame giga
                das Projekt», sagt der Analyst Martin Ammon vom
                Bonner Marktforschungsunternehmen EuPD Research. In
                Berlin und Brüssel werde derzeit eher darüber                                           Theoretisch könnte auch ein Konzern der Energie- oder
                nachgedacht, die Solarförderung zu senken. Die Photo-                                   Halbleiterbranche in das Projekt einsteigen. In der Branche
                voltaik sei zuletzt in vielen EU-Ländern mit einer Ein-                                 wird spekuliert, Unternehmen wie Areva, Eon oder der tai-
                speisevergütung für Solarstrom schneller gewachsen als                                  wanesische Chipriese Foxconn könnten investieren, um
                geplant, daher bestehe derzeit wenig Hoffnung auf zu-                                   sich ein Standbein im Wachstumsmarkt Photovoltaik zu
                sätzliche Unterstützung, glaubt Ammon. Doch auch                                        schaffen. Analyst Stefan de Haan von der US-Beratungs-
                wenn Brüssel das Gemeinschaftswerk unterstützen                                         firma glaubt jedoch nicht daran. «Die Modulproduktion
                würde, wäre es noch längst nicht in trockenen Tüchern.                                  verspricht nur sehr geringe Gewinnmargen und ist ein
                Die Voraussetzung für eine EU-Förderung ist, dass die                                   Geschäft, das man besser in Niedriglohnländern betreibt.
                Branche einen Grossteil der Investition aus eigener Kraft                               Daher werden Unternehmen extrem vorsichtig sein, in
                stemmt. So kurz nach der Krise fehlt den Firmen aber die                                Europa in Commodities wie Module zu investieren.»
                Finanzkraft, um die rund eine Milliarde Euro für das Pro-                               Bedenken gegen das Projekt äussert schliesslich auch die
                jekt aufzubringen. Und auf frische Kredite können die                                   Photovoltaikindustrie selbst. Zwar glaubt nach einer Be-
                Hersteller derzeit nicht hoffen, da viele von ihnen rote                                fragung im Rahmen der X-GW-Fabrik-Studie die grosse
                Zahlen schreiben und die Zukunft der Photovoltaik we-                                   Mehrheit der Unternehmen, Institute und Verbände in
                gen der unsicheren Förderung ungewiss ist. Solarworld                                   Europa, dass eine Grossproduktion die Wettbewerbsfä-
                zum Beispiel, der grösste deutsche Modulhersteller, hat                                 higkeit der Branche verbessern könnte. Doch mit der
                erst im Sommer eine drohende Kündigung seiner Kredite                                   letzten Konsequenz stehen die Unternehmen offensicht-
                abgewendet. «Die Banken sind extrem vorsichtig gewor-                                   lich nicht hinter dem Gemeinschaftsvorhaben. Solar-
                den», erklärt Ammon.                                                                    world beispielsweise bekundet starkes Interesse an der

10   Erneuerbare Energien Nr. 1 Februar 2014
SChWErPuNkt

awattproduktion.

           zum Verkauf stehenden Solarfabrik von Bosch in Arn-        tian Buchner, Leiter des Schmid-Geschäftsbereichs PV.
           stadt. Bosch steigt aus der Photovoltaik aus und veräu-    Eine integrierte Produktionsstätte in Europa hingegen sei
           ssert 700 Megawatt Zellen- und 300 Megawatt Modulka-       zwar als Referenzprojekt begrüssenswert, doch sehe man
           pazitäten. Solarworld selbst verfügt am Standort Frei-     die Ausstattung dieser Vorzeigefabrik nicht als wesentli-
           berg über 300 Megawatt Zellen- und 500 Megawatt Mo-        chen Marktvorteil an. «Wir sind nicht gezwungen, pri-
           dulkapazitäten. «Wenn die Übernahme klappt, haben wir      mär solche Projekte anzugehen», so Buchner.
           unser Gigawattwerk in Deutschland. Warum sollten wir       Die europäische Gemeinschaftsfertigung steht auf der
           uns dann an einem weiteren beteiligen?» so Solarworld-     Kippe: Die Nachfrage nach Modulen zieht weltweit an
           Sprecher Milan Nitzschke.                                  und rechtfertigt grundsätzlich den Bau einer Multi-Giga-
                                                                      watt-Fabrik. Denkbar wäre sogar, ein europäisches Refe-
           Auch für die grossen Solarzulieferer wäre eine europäi-    renzwerk als Blaupause für Werke weltweit zu nutzen. Im
           sche Grossfabrik nicht überlebensnotwendig. Die Schmid     Nahen Osten und Südamerika werden nach Experten-
           Group aus dem badischen Freudenstadt etwa exportiert       meinung in den kommenden Jahren neue Märkte entste-
           fast 90 Prozent ihrer Produktionslinien ins Ausland, ist   hen, in die die Europäer ihre Technologien exportieren
           also ohnehin nicht auf den europäischen Markt fixiert.     könnten. Die beiden wesentlichen Voraussetzungen für
           Erst im Oktober beauftragte der argentinische Energie-     das Grossprojekt sind aber derzeit noch nicht gegeben:
           versorger EPSE das Unternehmen mit dem Bau einer           die Unterstützung der Politik und das nötige Kapital. Das
           vollintegrierten Photovoltaikproduktion vom Ingot bis      neue Konsortium steht vor einer gewaltigen Aufgabe.
           zum Modul. «Weltweit besteht ein Bedarf an integrierten
           Produktionsstätten, den wir gerne bedienen», sagt Chris-

                                                                                                      Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2014   11
sonne

                               Watt D'or
                               EiN MEhrFaMiliENhauS iN kriENS ProDuZiErt Mit hilFE VoN SMartEr tEChNoloGiE
                               MEhr ENErGiE alS ES VErbrauCht.

                                    hauS 2050 –
bilder: Gabriel ammon / aura

                                    GEbaut Für DiE ZukuNFt
                               Die holzfassade des Mehrfamilienhauses verknüpft moderne Architektur mit Bauten aus vergangenen Zeiten.

                                    rEDaktioN: iNGriD hESS                        Nordhang befindet und allseitig umbaut             aardeplan ag für das «Haus 2050 – gebaut
                                                                                  ist, war eine architektonische Herausforde-        für die Zukunft» – den Watt d’Or 2014 in
                               Das Mehrfamilienhaus am Kirchrainweg               rung. Die Bauherrschaft Marie-Theres und           der Kategorie Gebäude und Raum erhalten.
                               mitten im Zentrum von Kriens ist das               Markus Portmann und Manfred Huber, In-
                               erste Minergie-A-ECO-Mehrfamilienhaus              haber des Architekturbüros aardeplan ag            «Alles ist reduziert auf das Nötigste, sonst
                               in der Zentralschweiz. Es wurde im Januar          in Baar, haben es dennoch geschafft. Sie           wäre es nicht bezahlbar. Ökologisch und
                               mit dem Watt d’or des Bundesamts für               haben einen fünfstöckigen Neubau reali-            ökonomisch ist es Unsinn, alles zu verput-
                               Energie ausgezeichnet. Mit dem Neubau              sert, der hohe Standards an Nachhaltigkeit,        zen und zu verkleiden», betont Markus
                               ist ein Wohn- und Arbeitsraum für die              Ästhetik, Wirtschaftlichkeit und Komfort           Portmann, Inhaber des Beratungsbüros
                               2000-Watt-Gesellschaft entstanden. Als             erfüllt und die Anforderungen des SIA Ef-          e4plus AG, Vizepräsident der aee suisse
                               Pilot- und Demonstrationsprojekt des               fizienzpfades Energie noch deutlich                und von Swissolar. Ziel war nicht nur,
                               Bundesamtes für Energie (BFE) wird es in           unterschreitet. In Kombination mit dem             einen tiefen Energiebedarf im Betrieb zu
                               Zukunft neue Erkenntnisse rund um die              Einsatz smarter Technologien produziert            erzielen, sondern auch Wohngifte oder an-
                               intelligente Steuerung und die Nutzung             das Mehrfamilienhaus übers Jahr mehr               derweitig problematische Baustoffe zu
                               von Solarstrom liefern.                            Energie als es selbst verbraucht. Nicht            vermeiden und beim Bau möglichst graue
                               Den MINERGIE-A-Standard zu erreichen,              ganz überraschend haben Marie-Theres               Energie zu sparen sowie den Bewohnern
                               obwohl sich das Grundstück an einem                und Markus Portmann zusammen mit der               und Bewohnerinnen ein autofreies Leben

                               12      Erneuerbare Energien Nr. 1 Februar 2014
sonne

                                             dere die Luzerner Weisstanne. Die verti-           Bei einem so geringen Heizwärmebedarf
                                             kale Holzschalung der Fassade verknüpft            wird die Qualität der Elektrogeräte und
                                             die historischen Bauten der Umgebung               der Beleuchtung plötzlich sehr bedeutend.
                                             mit den modernen Bauten, welche in den             So sind sämtliche eingebauten Geräte so
                                             letzten Jahrzenten entstanden sind und             genannte Bestgeräte, die sehr wenig Ener-
                                             sich in unmittelbarer Umgebung des Neu-            gie verbrauchen. Zudem sind sie über eine
                                             baus befinden.                                     intelligente Gebäudeautomations-Steue-
                                                                                                rung ins Lastmanagement eingebunden.
                                             intelligente steuerung                             Die Geräte – zum Beispiel die Spülma-
                                             Auf dem Dach befindet sich eine integ-             schine – sollen möglichst dann laufen,
                                             rierte 30-kW-Photovoltaikanlage, die               wenn die Solaranlage auf dem Dach Strom
                                             jährlich rund 23 000 kWh Strom liefert.            produziert. Das Smart Grid Konzept erle-
                                             Die bewusst platzierten Gebäudeöffnun-             digt das ganz automatisch – wenn der
                                             gen und die rund um die fünfeckige Form            Nutzer es zulässt. Das System errechnet
                                             angeordneten Wohnungen ergeben nicht               anhand von Wetterdaten eine Prognose
                                             nur eine hohe Tageslichtnutzung, sondern           für die Solarstromproduktion in den
                                             auch eine aussergewöhnliche Rundum-                nächsten Stunden und schaltet die Geräte
                                             sicht. Das Haus 2050 verfügt über eine             dementsprechend an oder aus. Die Be-
                                             effiziente Wärmedämmung, so dass der               wohner können alles über einen Tablet-
                                             Heizenergiebedarf gering ist und mit einer         Computer verfolgen, dort auch ihren Heiz-
                                             Luft-Wasser-Wärmepumpe gedeckt wer-                energie- und Wasserverbrauch analysie-
                                             den kann. Diese läuft während des Tages            ren und optimieren.
                                             und kann so mit dem hauseigenen Solar-             «Derzeit liegt die Optimierungsgrenze des
                                             strom betrieben werden. Wie Untersu-               Systems noch im Gebäude. Sobald es eine
                                             chungen an der Hochschule Luzern, Tech-            standardisierte Kommunikationsschnitt-
                                             nik und Architektur ergaben, ist die Luft-         stelle zum Energieversorgungsunterneh-
                                             Wasser-Wärmepumpe in diesem Gebäude                men gibt, kann die Optimierung dann in-
                                             effizienter als eine Wärmepumpe mit Erd-           tegriert in dessen Netzmanagement erfol-
                                             sonde. Dies, weil mehr Wärme für das               gen», so Portmanns Blick in die Zukunft.
                                             Warmwasser als für die Heizung bereit
                                             gestellt werden muss.                              www.aardeplan.ch, www.e4plus.ch

zu ermöglichen. Nicht zuletzt sollte die
durch den Neubau generierte Wertschöp-
fung durch die Verwendung lokaler Mate-
rialien möglichst in der Region bleiben.
Entstanden ist so ein Gebäude, das im
schön illustrierten, im Faktor Verlag er-
schienenen Projekt-Buch als «Haus 2050»
bezeichnet wird. Das Treppenhaus ist wie
das Eingangs- und Loftgeschoss in Recyc-
ling-Beton erstellt. Die drei darüber lie-
genden Wohngeschosse wurden in Holz-
bauweise realisiert. In Fassade und Wohn-
geschossen wurden über 230 Kubikmeter
Holz verbaut, das fast vollständig in ei-
nem Umkreis von 30 Kilometern rund um
Kriens geschlagen, geschnitten und verar-
beitet wurde. Zum Einsatz kam insbeson-      Auch die Wohngeschosse wurden in holzbauweise realisiert.

                                                                                                Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2014   13
sonne

SErViCE
iN DEr SChWEiZ Gibt ES ErFrEuliChErWEiSE iMMEr
MEhr SolaraNlaGEN. iM WiNtEr bEStEht bEi JEDEM
StEilDaCh DiE GEFahr VoN DaChlaWiNEN. DiE
auSWahl DEr oPtiMalEN MaSSNahMEN bEZüGliCh
SChNEE- uND EiSlaStEN bEi DEr MoNtaGE VoN
SolaraNlaGEN iSt EiNE aNSPruChSVollE auFGabE,
DiE iN DiE häNDE VoN FaChlEutEN GEhört.

SChNEE
auF DäChErN Mit
SolaraNlaGEN
     tExt: thoMaS tSChaN*                        Tragwerke sowie die Anforderungen an die
                                                 Sicherheitseinrichtungen. Die Sonderfälle
Durch die Installation einer Solaranlage         dachintegrierte Teil- oder Ganzdach-Solar-
auf geneigten Dächern verändert sich er-         anlagen werden darin noch nicht behandelt.
fahrungsgemäss auch das Akkumulati-              «Schneefanganlagen, Sicherheitssysteme,
ons- und Abrutschverhalten des Schnees           Sicherheitstreppen und Geländer sind so
teilweise signifikant im Vergleich zur üb-       zu befestigen, dass sie ihren Zweck dau-
lichen Dacheindeckung. Viele lokale und          ernd erfüllen und den anfallenden Lasten
meteorologische Effekte müssen in Be-            widerstehen können.» Weiter definiert Ka-
tracht gezogen werden. Das ist eine kom-         pitel 5.6 der SIA 232 die Anforderungen
plexe Herausforderung. Die Gefährdung            an die Sicherheitseinrichtungen, gibt ein-
von Personen und Sachschäden sind auf            zuhaltende Zuglasten vor und verlangt,
jeden Fall zu verhindern.                        dass die Systeme gemäss den Hersteller-
                                                 angaben befestigt werden müssen.

sicherheitsMAssnAhMen
sinD DeFiniert                                   geFährDungsBilDer Bei
Der Schweizerische Ingenieur- und Archi-         schnee AuF Dächern                           sind solche Vorkehrungen bei Dachneigun-
tektenverein (SIA) ist hierzulande bezüg-        Die Vereinigung Kantonaler Feuerversiche-    gen ab 25° zu empfehlen.
lich der Baunormen der führende Verband.         rungen (VKF) unterscheidet verschiedene      Ungünstiger Frost-Tau-Wechsel verursacht
Er hat Normen für geneigte Dächer (SIA           Gefährdungsbilder: Schnee ohne/mit Wind,     bei Steildächern hohe Eislasten im Trauf-
232/1:2011) sowie «Einwirkungen auf              Schneerutsch und Eislast. Das Gefähr-        bereich. Diese Eislasten stellen einerseits
Tragwerke» (SIA 261) aufgestellt, welche         dungsbild Schneerutsch tritt bei Steildä-    eine Beanspruchung der Traufe dar, an-
sowohl die Kräfte des Schnees auf geneig-        chern auf, wenn das Abgleiten des Schnees    dererseits kann abbrechendes Eis zu Perso-
ten Dächern sowie die zu ergreifenden Si-        ohne Behinderung möglich ist. Die erhöh-     nen- und Sachschäden führen. Deshalb sind
cherheitsmassnahmen definieren. Da sich          ten Belastungen infolge abgeglittenen        in Gebieten mit häufigen Frost-Tau-Wech-
der Schnee auf Solaranlagen auf geneigten        Schnees auf untenliegenden Dachflächen       seln und entsprechend hohen Eislasten im
Dächern teilweise anders verhält und die         sind speziell zu berücksichtigen. Fehlende   Bereich der Dachtraufe allenfalls Verstär-
Technologie bzw. der Einsatz von Solaran-        oder ungenügende Vorrichtungen gegen         kungen vorzusehen. Zur Vermeidung von
lagen neu ist, sind die Normen in Überar-        Schneerutsch von Dächern führen zur Ge-      Personen- und Sachschäden durch abbre-
beitung.    Schneerückhaltevorrichtungen         fährdung von Personen im Freien, Sach-       chendes Eis empfiehlt es sich jedoch, Abla-
sind auf Dächern, die infolge Lage und           schäden und zu Schäden an Dachaufbau-        gerungen frühzeitig zu entfernen.
Neigung Schneerutsche auf benutzte Fuss-         ten und an tiefer liegenden Gebäudeteilen.
gängerwege, Spielplätze, Vorplätze bei           Als Schutzvorrichtung gegen Schneerutsch
Hauseingängen oder Ähnliches erwarten            kommen Schneefänger, Schneebalken und        ABrutschverhAlten AuF
lassen, vorzusehen (SIA 232, Kap. 2.1.3).        Schneestopper in Frage. Die Hersteller in-   solArDächern
Die heutigen Normen für geneigte Dächer          formieren über die angemessene Bemes-        Für die Fachleute der Ernst Schweizer AG,
beziehen sich auf die Einwirkungen auf           sung dieser Schutzmassnahmen. Generell       Metallbau, ist es selbstverständlich, dass

14     Erneuerbare Energien Nr. 1 Februar 2014
sonne

                                                                                                                            Bei Aufdachmontagen funktionieren die
                                                                                                                            Sonnenkollektoren auch als Schnee-
                                                                                                                            fangvorrichtung, die Unterkonstruktion
                                                                                                                            wird üblicherweise aber nicht dafür
                                                                                                                            ausgelegt. Deshalb sind bei Aufdach-
                                                                                                                            Installationen oberhalb der Anlage
                                                                                                                            Schneefänger anzubringen (falls die An-
                                                                                                                            lage nicht zuoberst am First ist).
                                                                                                                            Bei einer Indach-Anlage empfehlen die
                                                                                                                            Fachleute sowohl oberhalb als auch un-
                                                                                                                            terhalb des Solarfeldes Schneefänger an-
                                                                                                                            zubringen, um die auf die Kollektoren
                                                                                                                            und ihr Montagesystem wirkenden maxi-
                                                                                                                            malen Kräfte zu begrenzen. Aufgrund des
                                                                                                                            anderen Isolations- und Auskühlverhal-
                                                                                                                            tens des Solarfeldes im Vergleich zum
                                                                                                                            Restdach besteht die Möglichkeit, dass
                                                                                                                            sich die Schneedecke auf dem Solarfeld
                                                                                                                            anders verhält als auf dem Ziegeldach
                                                                                                                            (Anfrieren, Abrutschen, Schmelzen, etc.).
                                                                                            bild: oliver haja, pixelio.de

                                                                                                                            Bei dachintegrierten PV-Anlagen emp-
                                                                                                                            fehlen die Fachleute Schneefangvorrich-
                                                                                                                            tungen anzubringen. Die Schneefänger
                                                                                                                            werden unterhalb des PV-Feldes sowie in
                                                                                                                            Abhängigkeit von Standort und Dach-
                                                                                                                            neigung auch innerhalb und oberhalb des
                                                                                                                            PV-Feldes angebracht.
die Solaranlage sowie ihr Montagesystem       eMpFehlungen Zu schnee-                                                       Ein spezielles Augenmerk muss auch auf
für die auftretenden Schneelastkräfte         FAngvorrichtungen                                                             den Traufbereich wegen möglicher Eis-
(Wind, Dachform, lokale Verhältnisse etc.     Falls das Abrutschen von Schnee verhindert                                    lasten gelegt werden. Um Schäden an So-
beachten) ausgelegt ist sowie die Gebäude-    werden muss, müssen korrekt dimensionierte                                    laranlagen (Sonnenkollektoren und PV)
hülle und das Tragwerk in der Lage sein       Schneefangvorrichtungen angebracht wer-                                       verhindern zu können, empfehlen wir
müssen, alle Lasten bis in das Fundament      den. Bei einer nachträglichen Installation                                    grundsätzlich diese bis max. 30 cm an den
abzuleiten. Da sich das Verhalten bezüglich   einer Solaranlage ist unbedingt darauf                                        Traufbereich hin zu bauen und zusätzlich
Schnee und Eis bei Solardächern im Ver-       zu achten, dass die bereits bestehenden                                       mit Schneefangvorrichtungen in diesem
gleich zum reinen Ziegeldach verändern        Schneefangvorrichtungen verstärkt wer-                                        Bereich zu schützen.
kann, müssen vor einer Installation einer     den, da der dachintegrierte Solarbereich
Solaranlage sowohl die Statik überprüft als   kaum Rückhalt für Schnee bietet und somit
auch die Schneerückhaltemassnahmen der        die Gesamtschneemasse auf dem Dach auf                                        vorschriFten kennen – kor-
neuen Situation angepasst werden. So          eine kleinere Anzahl Schneefangvorrich-                                       rekte MAssnAhMe uMsetZen
rutscht typischerweise der Schnee bei teil-   tungen wirkt. Auch müssen die unterhalb                                       Es ist zu beachten, dass in jedem Fall die
weise schneefreien Solaranlagen im Ver-       der Anlage installierten Schneefangvorrich-                                   örtlichen Vorschriften und Gegebenheiten
gleich zum Ziegeldach innert kurzer Zeit      tungen in der Lage sein, zur allgemeinen                                      berücksichtigt werden müssen, damit die
vollständig ab, da die dunklen, viel Wärme    Grundschneelast zusätzlich die auf der So-                                    optimale und korrekte Massnahme um-
absorbierenden Flächen sich erwärmen,         laranlage liegende Schneemasse zurückzu-                                      gesetzt werden kann.
den Schnee abschmelzen und ihn dann           halten und beim Abrutschen der Schnee-
möglicherweise als Dachlawine abrutschen      masse      vom      Solarfeld    auf    die                                      *leiter innovation und Entwicklung, Sonnen-
lassen.                                       darunterliegende Dachfläche zu halten.                                        energie Systeme, Ernst Schweizer aG, Metallbau

                                                                                                                            Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2014   15
sonne

iNtEGriErtE PhotoVoltaik
SiE FüGEN SiCh NahtloS iN DäChEr EiN, bilDEN GaNZE FaSSaDEN oDEr DiENEN alS
DEkoratiVE bESChattuNGSElEMENtE: PhotoVoltaikaNlaGEN habEN SiCh iN DEN
lEtZtEN JahrZEhNtEN VoM rEiNEN StroMProDuZENtEN Zu GEbäuDEElEMENtEN Mit
ZuSatZFuNktioN uND arChitEktoNiSChEr äSthEtik GEWaNDElt. iN ZukuNFt WErDEN
DiE MöGliChkEitEN NoCh ViElFältiGEr – NiCht ZulEtZt DaNk DEM SPiEl Mit FarbEN.

                                                                                                                                                   bild: schweizer solarpreis
neue Fassaden: statt Mörtel schützen bei diesem Mehrfamilienhaus pv-Module vor Witterungseinflüssen.

PhotoVoltaikaNlaGEN alS
GEStaltuNGSElEMENt
     tExt: irENE bättiG                            rung eines Mehrfamilienhauses in Ro-                Witterungseinflüssen übernimmt die PV-
                                                   manshorn. Die gesamte Süd- und West-                Anlage.
Die gelungene Integration von Solarstrom-          fassade des Gebäudes ist mit Photo-
anlagen in Gebäude ist eine zentrale Vor-          voltaikmodulen ausgestattet, auch die               Weniger schWAnkenDe
aussetzung, um den anvisierten Zuwachs             Balkonbrüstungen. Dank der Konstruk-                stroMproDuktion
an Solarenergie zu realisieren. Denn der           tion als hinterlüftete Fassade kann ein-            Auf einer Fläche von 295 m2 erzeugen die
notwendige Zubau von Solaranlagen –                tretende Feuchtigkeit entweichen, und               monokristallinen Siliziumzellen mit einer
Swissolar fordert für die Energiewende bis         die Module können bei starker Sonnen-               Leistung von 53 kWp gut 25 650 kWh
2025 einen Anteil von 20% Solarstrom –             einstrahlung etwas auskühlen. Die 28 bis            Strom pro Jahr. Noch einmal soviel Strom
muss in der Schweiz mehrheitlich auf Ge-           30 cm dicke, nicht brennbare Stein-                 liefert die Photovoltaikanlage auf dem
bäuden erfolgen.                                   wolldämmung ist einzig mit einer Aus-               Dach, dies bei einer deutlich geringeren
Wie ganze Fassaden mit Solarmodulen                senfolie vor Feuchtigkeit geschützt, ein            Fläche von 146 m2 und einer installierten
gestaltet werden können, zeigt die Sanie-          Verputz ist nicht nötig. Den Schutz vor             Leistung von 26,3 kWp. «Die Anlage an

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der Süd- und Westfassade hat den Vor-         von schWeiZer unterneh-                        solarthermischen Anlagen einsetzen. Erste
teil, dass sie von März bis Oktober eine      Men koMMerZiAlisiert                           Projekte sind bereits realisiert oder in Um-
ziemlich konstante Stromproduktion auf-       Die Fassadenelemente wurden von der            setzung.
weist», erklärt Architekt Karl Viridén von    Westschweizer Firma Solaronix nach Vor-
Viridén+Partner. Die Dachanlage hat ihre      gaben des Architekten massgeschneidert         BAlD keine BAuBeWilligung
Spitzenproduktion im Sommer.                  hergestellt. Die fünf Farbtöne von Rot         Mehr erForDerlich
                                              über Orange bis Grün sind in vertikalen        Für eine gelungene Gebäudeintegration
Das Mehrfamilienhaus in Romanshorn            Streifen angeordnet und geben der Fassade      wird es künftig notwendig sein, Solarmo-
gilt heute als Vorzeigeprojekt für eine ge-   ein einmaliges Aussehen. Die Solarmodule       dule in grosser Vielfalt oder sogar mass-
lungene Gebäudeintegration – die Aus-         lassen 50% des Lichts passieren und erset-     geschneidert herzustellen. Doch damit
zeichnungen mit dem schweizerischen           zen einen ursprünglich geplanten Son-          steigen die Produktionskosten. Auch dieser
und dem europäischen Solarpreis zeu-          nenschutz aus Glaslamellen. Die Anlage         Herausforderung nimmt sich das PV-Cen-
gen davon. Das Projekt verursachte den        wird schätzungsweise jährlich 2000 kWh         ter an. «Wir versuchen das Paradoxon zu
Planern auch einiges Kopfzerbrechen.          Strom liefern.                                 lösen, bei moderaten Produktionsvolumina
Weil es sich um ein bestehendes Gebäude       Auch die glass2energie AG aus dem fri-         tiefe Produktionskosten zu erreichen», so
handelt und die Geschosshöhen unter-          bourgischen Villaz-St-Pierre stellt Farb-      Ballif.
schiedlich sind, gab es keine durchge-        stoffsolarzellen nach dem Grätzel-Prinzip      Die gestalterischen Möglichkeiten bei der
hende Rasterung, in die einheitliche Mo-      her. Die attraktiven Panels produzieren        Integration von PV-Anlagen werden mit
dule passten. Und eine Massanfertigung        selbst in Innenräumen Energie und könnten      der fortschreitenden technologischen Ent-
war bei der bescheidenen Bestellmenge         schon bald die Oberflächen von Möbeln,         wicklung also noch vielfältiger. «Irgend-
beim Hersteller in Japan nicht möglich.       Wänden, Fenstern und Fassaden zieren.          wann werden Gebäude wie der Prime Tower
6% der gesamten Fläche konnte schliess-       Das Unternehmen wurde Anfang 2014 mit          in Zürich selbstverständlich auch Strom
lich nicht mit stromproduzierenden Mo-        dem Watt d’Or des Bundesamts für Ener-         produzieren – bei gleichem Erscheinungs-
dulen bestückt werden. Um ein einheitli-      gie ausgezeichnet.                             bild», ist Karl Viridén überzeugt. Hier sind
ches Fassadenbild zu wahren, sind diese                                                      weitere technische Entwicklungen gefor-
Partien mit Dummies ausgestattet.             ZiegelDächer ersetZen                          dert. Bei den gesetzlichen Rahmenbedin-
                                              Terrakottafarben sind die Photovoltaik-        gungen werden die Hürden für die Solar-
Mit FArBen AkZente setZen                     module, die im Rahmen des Projekts             energie in nächster Zeit massiv abgebaut.
Mit der kostendeckenden Einspeisever-         Archinsolar vom PV-Lab der ETH Lau-            Gemäss revidiertem Raumplanungsgesetz
gütung für den Strom erzielt die Fassa-       sanne und vom PV-Center des CSEM in            sind für Photovoltaikanlagen ab 2015
denanlage eine Rendite von 1,2%. Ein ho-      Neuchâtel zur Serienreife entwickelt wur-      keine Baubewilligungen mehr notwendig
her Kapitalertrag war jedoch nicht das        den. Die Dünnschichtzellen aus amorphem        – sofern sie «genügend angepasst» sind.
Ziel: «Wir wollten ein Plusenergiehaus,       Silizium sind mit einem speziellen Poly-       Was dies heisst, wird im Rahmen der aktu-
das hohe ästhetische Kriterien erfüllt», so   mer beschichtet und farblich kaum von          ellen Vernehmlassung zur Raumplanungs-
Viridén. «Das Haus produziert 7 Prozent       herkömmlichen Ziegeln zu unterschieden.        verordnung rege diskutiert.
mehr Energie als es verbraucht.» So fiel      «Ziel ist, komplette Dächer mit den Modu-
der Entscheid für die monokristallinen        len zu realisieren und die Ziegel zu erset-
Module einerseits aufgrund ihres hohen        zen», erklärt Christophe Ballif, Professor
Wirkungsgrads von 18%. Andererseits           an der ETH Lausanne und Leiter des CSEM         12. nAtionAle photovol-
war ihr Aussehen ein wichtiges Argument.      PV-Centers. Auf einer Schweizer Produk-         tAiktAgung 2014
«Die blaue Farbe und die Strukturierung       tionsanlage in China sind in einer Pilot-       Die Integration von PV-Anlagen in Ge-
der Module bringt gewollt Leben in die        produktion 150 Module hergestellt worden,       bäude wird auch an der Nationalen
Fassade.»                                     demnächst werden sie auf einem Dach in-         Photovoltaiktaung 2014 vom 10./11.
                                              stalliert. Mit der Technologie ist ein brei-    April 2014 ein wichtiges Thema sein.
Mit Farben spielt auch die Solarstroman-      tes Farbspektrum von schwarz über braun         Organisiert vom Bundesamt für Ener-
lage am Swiss Tech Convention Center auf      und orange bis rot möglich. «Das Interesse      gie, Swissolar und dem Verband
dem Campus der ETH Lausanne, wo am 10.        im Markt ist enorm. Zusammen mit Part-          Schweizerischer Elektrizitätsunterneh-
und 11. April die 14. Nationale Photovol-     nern werden wir die Technologie nun             men VSE, beleuchtet das Gipfeltreffen
taik-Tagung stattfinden wird (vgl. Kasten).   kommerzialisieren», so Ballif.                  der Photovoltaikbranche die politi-
An der Westfassade des neuen Kon-             An der ETH Lausanne wurde ein weiterer          schen Rahmenbedingungen für einen
gresszentrums ist eine 300 m2 grosse So-      Ansatz zur Farbgebung von Solarmodulen          raschen Ausbau der Photovoltaik, Aus-
larstromanlage mit Grätzel-Farbstoffsolar-    entwickelt: Dabei wird die Glasabdeckung        wirkungen auf Markt und Netze sowie
zellen installiert. Die an der ETH Lausanne   der Solarpanels von innen in einem Plas-        die Technik mit Fokus auf dezentrale
entwickelte Zelltechnologie kommt hier        maprozess mit mehreren Farbschichten            Lösungen.
erstmals an einem öffentlichen Gebäude        von wenigen Nanometern versehen und             Das neue Swiss Tech Convention Cen-
zum Einsatz. Mit dieser Pilotanlage, wel-     die Oberfläche der Glasaussenseite modi-        ter der EPF Lausanne mit einer Fassade
che die ETH Lausanne in Zusammenarbeit        fiziert. Diese Gläser, die das Lausanner        aus Farbstoff-Solarzellen bietet die
mit dem Westschweizer Energieversorger        Unternehmen SwissInso zur Marktreife            passende Umgebung.
Romande Energie realisiert hat, soll die      gebracht hat, beeinträchtigen die Effizienz     informationen und anmeldung: www.swisso-
Technologie getestet und das architektoni-    der Module nur sehr geringfügig und las-        lar.ch/pv-tagung-2014
sche Potenzial aufgezeigt werden.             sen sich sowohl in PV-Modulen als auch

                                                                                             Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2014   17
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