Sympathischer Niederbayer - Zum Weißwurstfrühstück bei Fredl Fesl Urlaub dahoam
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KOST’ NIX!
Ausgabe 7 – Juni 2021
MIT
PROGRAMM-
ÜBERSICHT
Sympathischer
Niederbayer
Zum Weißwurstfrühstück
bei Fredl Fesl
Urlaub dahoam
Kleine Abenteuer
vor der eigenen Haustür
Wandern im
Bayerwald
Wildbachklamm
Buchberger Leite
Wir haben
Sie sehr
vermisst!
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EDITORIAL INHALT
Liebe Leserinnen und Leser, O’gschaut
04 | Die NIEDERBAYERN TV Bücherecke
es geht voran! Ich denke, mit diesen Worten kann man das
bisherige Jahr 2021 am besten beschreiben. Die vermissten und Mia san Heimat – unterwegs!
von einigen totgesagten Freiheiten und Grundrechte kommen
12 | Wildbachklamm Buchberger Leite
Schritt für Schritt zurück. Die Impfkampagne hat Fahrt aufgenom-
men und das Licht am Ende des Tunnels wird heller und größer.
Mitgmacht
22 | K
leine Abenteuer vor der eigenen
NIEDERBAYERN TV hat in den vergangenen Monaten bewiesen,
Haustür
dass mit Liebe zur Heimat und Verbundenheit zu den Menschen
viel möglich ist. Dank unserer niederbayerischen Mentalität haben 26 | Die Burg zu Julbach
wir der Pandemie mit viel Fleiß, Einfallsreichtum aber auch der
nötigen Gelassenheit die Stirn geboten. Mit Erfolg. Die Zahlen der B’sonders
geimpften Personen steigen von Tag zu Tag und lassen uns alle ein 32 | Weißwurstfrühstück bei Fredl Fesl
Stück mehr von Normalität träumen.
Fokus Redaktion
Seit einigen Tagen ist NIEDERBAYERN TV auf einem neuen 42 | D
eggendorf: Künstlerin
Sendeplatz zu finden. Für unsere Zuschauer ist die neue Plat- Dorothea Stuffer im Porträt
zierung ihres Lokalsenders im Satellitenprogramm mit ein paar 46 | L
andshut: Michael Fischer –
Knopfdrücken auf ihrer Fernbedienung eingerichtet (Wie es Der Messermacher
funktioniert, sehen Sie auf Seite 69). Im Sommer 2021 werden
50 | Passau: Radeln entlang der Rott
Sie in unserem Programm zahlreiche Veränderungen feststellen.
Wir bemühen uns, das Beste, das Niederbayern zu bieten hat,
Weitere Themen
in Ihr Wohnzimmer zu transportieren und Sie auf eine informative
und spannende Reise quer durch ihre Heimat mitzunehmen. 08 | F
rauenpower bei NIEDERBAYERN TV:
Tina Bauer
MIA SAN HEIMAT und wir freuen uns gemeinsam auf Wald, Wiesen, 18 | Die Familienkolumne
Biergärten und Freizeit mit Familie, Freunden und Bekannten. 30 | Sommergedicht
54 | Beerenstark: Aronie-Früchte im Porträt
Bleiben Sie gesund!
56 | Urlaubstrend Camping
60 | Hubert Aiwanger im Interview
64 | Veranstaltungshinweise
66 | Malwettbewerb für Kinder
Ihr Zum Schluss
68 | Programmübersicht Kabel & Livestream
70 | Programmübersicht Satellit
Marco-Michael Wühr 72 | NIEDERBAYERN TV über Satellit
Programmchef NIEDERBAYERN TV 74 | Schlusswort und Impressum
3
4
© Paul Westermann
O’GSCHAUT
Ogschaut:
DIE NIEDERBAYERN TV
BÜCHERECKE
Die Bücherecke ist eines der beliebtesten Formate bei
NIEDERBAYERN TV. Im heiteren Dialog werden sowohl internationale
als auch regionale Bücher vorgestellt und besprochen.
Ein echtes Highlight für Zuschauer, die selbst gern lesen.
U
nser Literatur-Duo ist für die Grunde ist es also nur eine Fortfüh-
Sendung geradezu prädesti- rung privater Gespräche. Dass diese
niert. Während Moderatorin so leicht und flockig wirken, kommt
Tina Bauer Romane, Gartenbücher also nicht von ungefähr.
und Kochbücher bevorzugt, steht
Journalisten-Urgestein Helmut Degen- Frühe Leidenschaft
hart der Sinn eher nach Geschichtli- Beide Moderatoren haben schon früh
chem, Religiösem oder Sachbüchern. mit dem Lesen begonnen. Während
So können in der Sendung meist alle sich Helmut Degenhart vor allem für
Geschmäcker bedient werden. Karl May Bücher interessierte, fand
Dabei ist die Vorbereitung sehr um- Tina Bauer besondere Freude an der
fangreich. „Ich lese im Normalfall alle Harry Potter Reihe. Nach wie vor sind
Bücher, bevor ich sie bespreche, um das ihre Lieblingsbücher.
wirklich meine ehrliche und authenti- Lesen regt die Fantasie an. So ent-
sche Meinung zu dem Buch abzuge- wickelte sich bei ihr eine regelrechte
ben“, so Tina Bauer. Und auch wenn Faszination für die fiktionalen Welten:
dies einmal nicht gelingt, beschäftigt „Den Sog, den ein gutes Buch ausübt –
sie sich dennoch eingehend mit je- da kommt ein Film niemals ran.“
dem Werk, das den Weg in die Sen- Daher kann sie sich auch nur wenig
dung findet. für Literaturverfilmungen begeistern:
© Werner Fellner – stock.adobe.com
„Das Buch ist immer besser.“
Ein eingespieltes Team
Ist die Liste der Bücher zusammen- Begeisterung für das
gestellt und aufgeteilt, beschäftigen geschriebene Wort
sich beide gründlich damit. Vor- Mittlerweile begeistert sich Helmut De-
gefertigte Texte gibt es dann genhart besonders für die Werke des
nicht. „Mittlerweile sind wir bereits 1975 verstorbenen Autors, Arz-
so eingespielt, dass wir bei- tes und Weltreisenden Peter Bamm:
de uns gut ergänzen und sich „Der Schriftsteller faszinierte mich mit
jeder auf den anderen verlassen seinen Büchern schon vor Jahrzehn-
kann“, erklärt Helmut Degenhart. Der ten. Er kann die antike Geschichte mit
Dialog ergibt sich beinahe von selbst. Geschichten lebendig werden lassen.
Die beiden „Leseratten“ haben sich Meine Empfehlung ist das Werk „Ale-
schon vor Entstehen des Sendefor- xander oder die Verwandlung der
mats oft über Bücher unterhalten. Im Welt““, erklärt Helmut Degenhart.
6
© Paul Westermann
Der Moderator schreibt darüber hin-
aus selbst. Neben dem Gedichtband
„Melancholie durch die Jahreszeiten“
hat er jüngst mit seinem Kollegen Mar-
tin Göth zusammen ein Liederbuch
veröffentlicht. Göth lieferte die Musik,
Helmut Degenhart die Texte. „Lieder,
die das Leben schreibt“, heißt das
ringgebundene Werk und erscheint in
der Edition Lichtland.
Tina Bauer hingegen hat sich zuletzt
eher den Klassikern gewidmet. Gerade
die damaligen Moral- und Wertevor-
stellungen begeistern sie, insbesonde-
re wenn diese romantisch dargestellt
oder auch einmal kritisch hinterfragt
werden. „Dieser Kontrast gefällt mir“, IMMOBILIEN IMMER FÜR SIE NAH!
gibt sie zu. Doch zwischendrin darf
es auch leichtere Lektüre sein – be-
sonders im Frühling, wo sie viel Zeit im
Garten verbringt.
DAS
Bei dieser Vielfalt an Interessen der
beiden Moderatoren ist für jeden Le- IMMOBILIENPORTAL
segeschmack etwas dabei. Lassen Sie
sich also von der Liebe der beiden zum IN DER REGION!
geschriebenen Wort mitreißen. Und
seien Sie dabei, wenn in der NIEDER-
BAYERN TV Bücherecke wieder aktu-
elle Werke von Autoren verschiedens-
ter Ausrichtung präsentiert werden.
Immer freitags bei NIEDERBAYERN TV.
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FRAUENPOWER
BEI NIEDERBAYERN TV
Tina
Bauer
Fühlst Du Dich selbst als Powerfrau?
„Powerfrau“ ist ein großes Wort – Ich
würde mich eher als eine selbstbe-
wusste und meinungsstarke Frau be-
schreiben, die ihre Stärken und Schwä-
chen ganz gut einschätzen kann. Was
zu einem hohen Anspruchsdenken
führt, wobei ich hier selber mein größ-
ter Kritiker bin. Eine „Powerfrau“ ist
für mich außerdem jemand, der seine
„Power“ nicht nur für sich selber ein-
setzt, sondern auch für andere. Das
beginnt für mich dabei, andere zu un-
terstützen und zu fördern, aber auch
sich bei dem Unternehmen, mit dem
man sich identifiziert, zu engagieren.
Wie kamst Du zum Fernsehen?
„Beim Fernsehen“ zu arbeiten, bedeu-
tet ja nicht automatisch auch vor der
Kamera zu arbeiten.
Das war zunächst auch gar nicht ge-
plant. Begonnen habe ich als Assis-
Bilder: © Paul Westermann
tenz der Programmleitung und Ver-
waltung im Unternehmen. Erst später
kamen dann erste Sprachübungen,
Schulungen und schließlich Modera-
tionen hinzu.
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Wie kam es dazu, dass Du auch Was möchtest Du gerne erreichen?
moderierst? Wie am Anfang erwähnt, bin ich sel-
Meine Familie würde jetzt wahr- ber mein größter Kritiker und außer-
scheinlich wie aus der Pistole ge- dem eine Perfektionistin. Daher ist es
schossen sagen: „Weil sie als kleines mein Ziel, mich stetig zu verbessern
Mädchen schon große Gesellschaften und Neues dazu zu lernen.
im Alleingang unterhalten hat!“
Da ist auch was Wahres dran. Ich Gibt es ein Sendeformat, das Du gerne
bin schon immer ein gesprächiger einmal moderieren würdest?
Mensch, der wenig Scheu hat, vor Seit einigen Jahren zieht es mich im-
anderen Menschen zu sprechen. mer mehr in den Garten. Gartenarbeit
Das wurde erkannt, geschult und mir macht mir Spaß und ich freue mich an
wurde immer mehr Verantwortung jeder Pflanze die gedeiht und an jeder
in diesem Bereich übertragen, was Biene, die in meinem Garten Nahrung
mich natürlich auch persönlich sehr findet. Daher würde ich gerne mehr
freut. zu diesem Thema machen und inte-
ressante Leute kennen lernen, die mir
Was schätzt Du an Deinem Job hier noch einiges lernen können.
besonders?
Ich bin sehr heimatverbunden. Mir Hast Du ein Vorbild?
kam nie der Gedanke fortzugehen, Ich mag die Moderatorinnen Nazan
für mich war immer klar, dass ich Eckes und Annemarie Carpendale
in unserem schönen Niederbayern sehr gerne. Sie wirken beide immer Als Moderatorin
bleibe. Nun bin ich beim niederbaye- sehr fröhlich und natürlich vor der Ka- präsent:
rischen Fernsehen zu Hause und ich mera, was mir sehr gefällt. Tina Bauer
kann hier meine Interessen ganz und
gar ausleben – ob es meine Leselust Die Fragen stellte
in unserer „Bücherecke“ ist, oder mei- Andreas Reichelt
ne Bastel- und Gartenliebe bei dem
Format „Aufbrezlt“– hier kann ich
mich austoben, denn egal, in welchem
Format man mich bei NIEDERBAYERN
TV sieht – da steckt immer zu 100%
Tina drin.
Was ist für Dich die größte
Herausforderung?
In gewisser Weise ist jeder Tag eine
Herausforderung, da bei uns selten ein
Tag dem anderen gleicht. Aber das
sind positive Herausforderungen. Ich
kann sagen, dass ich mich in meinem
Job rundum wohl fühle, authentisch
bin und auch sein darf und jeden Tag
gerne in die Arbeit komme.
Was rätst Du jemandem, der auch beim
Fernsehen arbeiten möchte?
Wenn man beim Fernsehen arbei-
tet, finde ich, ist es wichtig, dass man
natürlich bleibt. Man muss sich nicht
verstellen, kein anderer Mensch sein,
© Paul Westermann
wenn die Kamera angeht. Außerdem
muss man sich einbringen, seine Ideen
vorbringen und Spaß an seinem Job
haben.
1012 © Christian – stock.adobe.com
MIA SAN HEIMAT
– unterwegsDie Wildbachklamm
Buchberger
Leite
© nemo1963 – stock.adobe.com
A
Es ist ein ls Niederbayer sollte
man dieses kleine Para-
beeindruckendes dies gesehen haben. Es
Naturschauspiel: ist keine Flugreise nötig.
der kleine Wildbach Man muss sich auch
nicht tagelang in einen Zug oder ein
„Wolfsteiner Ohe“ Auto setzen. Die Anfahrt in den bay-
gräbt eine tiefe Schlucht erischen Wald reicht, um die Felsfor-
mationen des Bayerischen Pfahls zu
in den Bayerwald besuchen und dabei der Wolfsteiner
und schafft ein Ohe durch Schluchten und Furten zu
folgen. Nicht umsonst gehört die Buch-
wunderschönes berger Leite als Naturerbe zum Natu-
Ökosystem. ra 2000 Netz der EU und ist bereits
mit dem Gütesiegel „Bayerns schönste
Geotope“ausgezeichnet worden.
Ein acht Kilometer langer Wanderweg
verbindet Freyung und Ringelai direkt
Bilder: © Andreas Reichelt; Bild Steine: mikeosphoto
entlang des bis zu 100 Meter tief ins
Gelände schneidenden Bachs. Dabei
lädt er dazu ein, die müden Füße we-
nigstens ab und an in das kühle Nass
zu strecken und so für etwas Erfri-
schung zu sorgen.
Als Familienziel beliebt
Gerade mit Kindern ist die Buchber-
ger Leite ein grandioses Wanderer-
14Die Verbindung aus Wald,
Gestein und Wasser
Bilder: © Andreas Reichelt
bildet ein einzigartiges
Ökosystem.
lebnis. Betritt man die Klamm durch
den Felstunnel vom Carbidwerk her,
dann fühlt es sich wie der Wechsel in
eine andere Klimazone an. Innerhalb
weniger Schritte überwindet man die
dunkle, feuchte Kälte des Felsinne-
ren und steht ganz plötzlich vor einer
wild-romantischen Szenerie von Wald,
Bach und Felsgestein. Nur wenige Me-
ter weiter kann man dann bereits erst-
malig nahe an das Wasser treten und
die Luft, das Licht und die Atmosphäre
auf sich wirken lassen. Faszination pur
für Groß und Klein.
„Die Kinder können oft zu dem Bach-
bett hingehen, bauen da mit den
Steinen rum, kraxeln auf den Felsen
rum, spielen da ein bisserl“, schwärmt
Christian Kilger, Leiter der Tourist In-
formation in Freyung. „Für die Kinder
wird es in der dreistündigen Wande-
rung garantiert nicht langweilig.“
Sehen Sie dazu im Programm
Doch das Wasser an sich ist nicht das
Mediathek
von NIEDERBAYERN TV Passau
einzige Highlight. „Spannend vor allem am 15. Juli den Beitrag
ist im unteren Bereich unsere Hänge- „Ausflugstipp: Wildbachklamm
brücke“, erklärt Kilger weiter. „Es er- Buchberger Leite“. Oder an-
fordert ein bisserl Mut, dass man drü- schließend in unserer Mediathek.
bergeht.“
15Ein leichter Wanderweg mit
Mehrwert
„Es geht halt immer über Stock und
Stein“, sagt Christian Kilger weiter.
„Man braucht gutes Schuhwerk, aber
kann den Weg eigentlich in jedem Al-
ter – wenn man gut zu Fuß ist – durch-
gehen.“ Kinderwagengerecht sei die
Route allerdings nicht. Daher rät er in
diesem Fall zu einer Trage.
In Freyung gibt es auch weitere Aus-
flugsziele, mit denen sich eine Wande-
rung verknüpfen lässt. „Man kann sich
das Schloss Wolfstein mit dem Muse-
um „Jagd Land Fluss“ ansehen. Zehn
Kilometer weiter könnte man auch di-
rekt in den Nationalpark Bayerischer
Wald eintauchen, samt Freigelände
und Baumwipfelpfad. Auch Dreisessel
und Saußbachklamm locken Naturbe-
geisterte.
Besonders Familien können an der
Wildbachklamm angenehme Stunden
voller Abenteuer und Naturbegeiste-
rung erleben. Eine deftige Brotzeit auf
einem Stein sitzend spendet zwischen-
durch Kraft und macht Mut, die Hänge-
brücke zu „bezwingen“. Und wer weiß,
vielleicht zeigt sich auch eine schöne
Bachforelle, ein selten gewordener
Fischotter oder eine wunderschöne
Wasseramsel. Es empfiehlt sich jeden-
falls, die Augen offen zu halten, um das
Naturschauspiel Buchberger Leite ge-
nießen zu können. Tief durchzuatmen
und in die Flora und Fauna des nahen
Bayerwalds einzutauchen, ist jeden-
falls etwas sehr Schönes.
Von Andreas Reichelt
Eine traumhafte
Atmosphäre:
die Wildbachklamm
Buchberger Leite.
16Bilder: © Andreas Reichelt
„Frag nur,Kind,
damit du auch
was lernst!“
W
ie lange ist das Abi her? das Tastempfinden und die Mi-
10 Jahre, 20 Jahre? Wie mik überprüft. Alles funktio-
so oft in dieser Zeit sitzen niert. Also scheint der Verwir-
die Eltern mit ihren Kindern vor den rung schlichte Unkenntnis der
Hausaufgaben und befunden die ma- mathematischen Stochastik
thematischen Zeichen als kyrillische zugrunde zu liegen.
Schrift, Hieroglyphen geradezu, deren Nachdem die Interneter-
Relevanz für das restliche Leben nicht klärungen gelesen sind, fällt
klärbar sei. „Home Schooling“ lehrt lei- doch noch der Clou ein, mit
der nur Kinder, nicht die anwesenden dem auch die Eltern durch das
Vorfahren. Wenngleich es ein Längen- Abitur getaumelt sind: der Mut
maß zu sein behauptet, scheint die el- zur Lücke.
terliche Schulzeit doch eher Lichtjahre Als dann abends das Kind der Mutter
zurückzuliegen. beichtet, dass es den Papa nichts mehr
„Das haben wir damals anders ge- fragen wolle, weil er erstens immer
macht“, ist da eine willkommene Aus- genervt reagiere und zweitens
rede, die vom eigenen Versagen ab- die Antwort selten wüsste,
lenken soll. „Latein hab ich nie gehabt“, fühlt sich der männliche El-
greift da schon eher. Dass aber auch ternteil bewogen, diesen
die englischen, französischen und – Umstand richtigzustel-
manchmal auch die hochdeutschen – len: „Nein, frag nur Kind,
Vokabeln ebenso verschwunden sind, sonst lernst nix!“
kann nur von kosmischer Strahlung Das quittierende Au-
oder einem synaptischen Totalausfall genrollen des Kindes
rühren. kann übrigens sogar
In der Mathematik ist es noch schlim- der Vater entschlüs-
mer. Ob der Autor des Schulbuchs ein- seln. Ohne im Inter-
geschlafen und mit dem Gesicht auf net nachschauen
die Tastatur gefallen ist? Dies würde zu müssen.
die nicht vorhandene Lesbarkeit des
geschriebenen Zeichenwirrwarrs er-
© Prostock-studio – stock.adobe.com
klären. „Entweder ich habe einen
Schlaganfall oder die Aufgabenstel- Eine Familien-
lung ist auf Androiden ausgelegt!“, kolumne von
drängt sich als Gedanke auf. Schnell Andreas Reichelt
1820 © Fotoschlick – stock.adobe.com
MITGMACHT
VOR DER
HAUSTÜR DAS
ABENTEUER
Auf einer echten Burg ins
Ritterleben eintauchen,
in freier Natur einen
Schatz suchen oder über
Felsen und in Höhlen
klettern. Was wie
ein Prospekt für einen
Abenteuerurlaub klingt,
ist im eigenen Umfeld
möglich. Der Trend geht
zum Mikroabenteuer.
22V
iele Familien haben in die-
sem Jahr nicht die Mög-
lichkeit, in den Urlaub zu
fahren. Auf Entspannung
verzichten möchten sie dennoch nicht.
Und so erfährt der Begriff „Naherho-
lung“ Aufschwung. Denn auch vor
Ort lassen sich viele kleine Abenteuer
erleben. „Mikroabenteuer“, wie der
Trend manchmal genannt wird. Aus
einem englischen Begriff entlehnt gibt
es verschieden eng gefasste Defini-
tionen des Trends in Deutschland. Wir
haben uns vorgenommen, ihn etwas
weiter zu fassen und daheim kleine
Abenteuer anzustreben.
Von Rittern und Gauklern
Eine Möglichkeit dafür bieten die zahl-
reichen Burgen und Schlösser in Nie-
derbayern. Fast jeder kann die eine
oder andere Ruine im näheren Umfeld
nennen.
Ein Highlight ist hier die Burgstelle in
Julbach. Dort gibt es ein ganz beson-
deres Angebot für Familien: eine QR-
Schnitzeljagd in Reimform.
Ich packe Wanderschuhe, Kameras
und Getränke ein und mache mich mit
meiner Familie auf den Weg in den
südlichen Landkreis Rottal-Inn. Wir
parken am Rathausplatz. Von dort aus
sehen wir zwischen den Bäumen be-
reits eine Flagge wehen. Dort vermu-
ten wir die Stelle, wo einst eine Burg
stand.
Wenige Schritte weiter stoßen wir
auf die Kreuzung „Burgstraße“ und
„Schloßbergstraße“; hier scheinen wir
also richtig zu sein.
Wir erreichen einen kleinen Kiesweg,
der steil den Berg hinauf führt. Dort
befindet sich ein erster QR-Code. Mit
dem Smartphone gescannt führt uns
dieser zum ersten Gedicht über den
Ritter Heinrich.
Die Burgfreunde zu Julbach
„Die QR-Tour ist 2020 durch Coro-
na entstanden“, erklärt mir wenige
Fast schon ein Wochen später Andreas Kramlinger,
Bilder: © Andreas Reichelt
Abenteuerspielplatz: Vorsitzender des „Burgfreunde zu Jul-
die Burgruine in bach e. V.“ im Interview. „Wir haben
Julbach. eine historische Geschichte zusam-
mengestellt und historische Punkte am
Schloßberg rausgesucht, die man mit
23Hilfe eines QR-Codes auslesen kann.“ Schatzsuche per Smartphone Das Ziel dabei sei gewesen, die Men- Wir möchten als Familie einen weite- schen ins Freie zu locken. „Damit sie ren Trend versuchen: Geocaching. ein bisserl rauskommen“, wie Kramlin- Dabei kann man aus dem Internet Hin- ger es formuliert. „Kinder erfahren so weise zu kleinen versteckten Schät- etwas über die Geschichte Julbachs, zen finden. Meist handelt es sich um die bis ins 12. Jahrhundert zurückgeht.“ ein Büchlein in das man den eigenen Als wir den Schloßberg weiter hinauf- Namen eintragen kann. klettern, hangeln wir uns von QR-Co- Wenn man den Geocache denn findet. de zu QR-Code und müssen herz- Die verfügbaren Orte und Hinweise lich lachen über die netten Gedichte sind in unterschiedlichen Schwierig- und kindgerechte Aufbereitung der keitsstufen verfügbar. Es hat etwas von Schnitzeljagd. einer Schatzsuche im Freien. Ein Aben- Oben angekommen stoßen wir auf teuer, das nicht nur Kindern gefällt. ausgegrabene Burgmauern und ei- nen Brotzeitplatz für Wanderer. Auch Schätze daheim unterirdische Gänge, sogenannte Schnell wird uns klar, dass wir im Ge- Erdställe, können wir ausmachen, die meindegebiet einige solcher Geheim- jedoch zur Sicherheit der Besucher verstecke finden können. Wir laden verschlossen sind. Dennoch kann al- uns eine entsprechende Applikation lerorts die Liebe des Vereins zur Hei- auf das Telefon und gehen los. matpflege wahrgenommen werden. Der erste Cache stellt uns bereits vor Besonders der restaurierte, einst fast eine Aufgabe. Zwar ist das Versteck 60 Meter tiefe Brunnen hat es meinen unter einer Brücke der B388 mithilfe Kindern angetan. der App schnell gefunden, doch das Als wir zwei Stunden später wieder Büchlein befindet sich in einer Box, die am Auto sind, beschließen wir, auf je- mit einem Zahlenschloss gesichert ist. den Fall wiederzukommen. Dazu wird ein mathematischer Hin- 24
weis gegeben. Man muss die Kombi-
nation des Schlosses aus dem Baujahr
der Brücke berechnen. Die Aufgabe
ist jedoch auch ohne Taschenrechner
möglich.
Und so können wir das Schloss öff-
nen und uns eintragen. Dazu legen
wir einen Wanderstein – ein weiterer
Trend – für den nächsten Finder in die
Box. Wir wählen einen nahegelegenen
Cache aus und machen uns wieder
auf die Suche. Einen halben Tag ver-
bringen wir mit der Schatzsuche und
finden allesamt Gefallen daran.
Naturdenkmäler besuchen
Wer es weniger rätselhaft bevorzugt,
kann einfach ein Denkmal oder ein
Naturschauspiel in der eigenen Um-
gebung besuchen. Die „Kaser Steinstu-
ben“ nahe Triftern zum Beispiel laden
mitten im Wald zum Klettern ein. Bei
Vogelzwitschern und guter Waldluft
treibt man so gleich noch etwas Sport.
Auf über 100 Metern Länge ziehen rie-
sige Gesteinsblöcke durch den Wald.
Dieser Blockstrom entstand, als im
Quartär Gesteinsschichten zerbrachen
und durch Bodenfließen hangabwärts
wanderten.
In kleinen Höhlen und Spalten kann
man klettern, springen und staunen.
Ein spektakulärer Anblick unter dem
dichten Dach des Waldes.
Urlaub daheim
Egal ob Ferien, Wochenende oder
nur ein paar freie Stunden: in Nieder-
bayern gibt es viele schöne Orte und
Ausflugsziele. Sie zu besuchen und auf
sich wirken zu lassen, kann ein klein
wenig Urlaub in den Alltag bringen.
Sehen Sie dazu im Programm
von NIEDERBAYERN TV Passau
Mediathek
am 14. Juli den Beitrag „Von QR-
Bilder: © Andreas Reichelt
Schnitzeljagden und Wander-
touren: kleine Abenteuer in der
Umgebung“. Oder anschließend
in unserer Mediathek.
25WAN
DER
STEI
NE
W as für ein schöner Gedanke:
Jemand nimmt sich Zeit, einen
Stein zu bemalen und schickt ihn dann
in die weite Welt hinaus, damit er so
viele Menschen wie möglich erfreu-
en kann. Der Trend hat viele Facetten.
Manchmal findet sich am Stein ein
Link zu einer Social Media Gruppe.
So kann der Künstler und unbekannte
Freude-Spender sehen, wer sein Werk
fand und wo es dann abgelegt wur-
de. Denn der Stein soll nicht in der Ho-
sentasche des Finders verschwinden,
sondern an einem neuen Ort abgelegt
werden, damit jemand anders sich
daran erfreuen kann.
Von Andreas Reichelt
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Genussradeln durchs AbteilandGeschichte
erleben
Im Mittelalter stand in
Julbach eine stattliche Burg.
Zu Beginn des
12. Jahrhunderts wird ein
„Werinhart de Julbahe“
erstmals erwähnt.
Wir befinden uns also im
Hochmittelalter, in der Zeit
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der Ritter und Knappen.
Ü
ber die Jahrhunderte hin- von Julbach und Grafen zu Schaun- Auf dem Berg und im Dorf sollen auch
weg ist die Burg dann mehr- berg herausfinden. Infotafeln aufgestellt werden. Im ehe-
fach verkauft und verstei- Kleinere Mauerreste wurden bereits maligen Feuerwehrgebäude soll ein
gert worden. Heute kann ausgegraben und für die Nachwelt Ausstellungsraum entstehen. Außer-
man am Standort der Burg von Wei- konserviert. dem stehen weitere Grabungen an.
tem bereits einen Fahnenmast erken- Auch den Burgbrunnen, der einst zwi- „Für die Aufarbeitung der Geschichte
nen. Um Mauerreste und unterirdische schen 55 und 57 Meter tief war, hat ist das eine sehr schöne Sache“, findet
Gänge zu finden, muss man jedoch man neu aufgemauert und vermes- auch Bürgermeister Markus Schuster-
den Berg hinaufgehen. Dort stößt man sen. Einen spektakulären Anblick bie- bauer. So werde das „Historische für
auf liebevoll gepflegte Ausgrabungen ten auch die Erdställe – unterirdische die Nachwelt dokumentiert.“
und Anlagen für Wanderer. Auch eine Gänge, deren Zweck bis heute im
QR-Schnitzeljagd für Kinder bietet sich Dunkeln liegt. Von Andreas Reichelt
an. Verantwortlich dafür ist der Verein Die Genehmigung eines LEADER Pro-
„Burgfreunde zu Julbach e. V.“ jekts hat 2019 Gelder in die Kassen ge-
„Unser Ziel ist es, den Burgstall zu er- spült. Wanderwege wurden angelegt,
halten und für die Bevölkerung interes- die Erdställe konnten freigelegt wer-
Sehen Sie dazu im Programm
sant zu machen“, erklärt Dr. Wolf-Die- den. Im April wurde dann ein 3D-Scan
Mediathek
von NIEDERBAYERN TV Pas-
ter Hergeth im Interview. Die Anlage der Erdställe und des Brunnens ange- sau am 20. Juli den Beitrag
soll touristisch und archäologisch er- fertigt. „Das Ziel ist, dass man von zu „Ausflugstipp: Burgerlebnis in
schlossen werden. Außerdem wolle Hause aus mit der Maus „durch den Julbach“. Oder anschließend in
man noch mehr über die Geschichte Erdstall fliegen“ kann“, wie Dr. Wolf- unserer Mediathek.
der Burg und die früheren Burgherren Dieter Hergeth weiter erklärt.
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Die Einsamkeit mir leise
flüstert wie schön der Tag
die Nacht bestückt
ein zarter Vogel hautnah
zwitschert ein Lied
mir meine Seele schmückt.
Ein erster Sonnenstrahl
erwacht im taumeligen
Morgengrauen
mich inspiriert ein Glanz
der Freude im Eifer
froh dem Hier zu trauen.
Die Einsamkeit mich still
begrüßt im Angesicht
ein Lächeln pur
berührt durch Worte
schönster Blumen
verweile ich in der Natur.
©Heike Hoffmann
(Aus „Die Seelenlyra“)
© VICUSCHKA – stock.adobe.com
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Grafenau, Landshut, Rottal-Inn
Herausgeber: idowapro Agentur GmbH & Co. KG, Ludwigsplatz 32, 94315 Straubing,
und Cham. ein Unternehmen der Mediengruppe Landshuter Zeitung/Straubinger Tagblatt
ein Projekt der32 © Andreas Reichelt
B’SONDERS
„Ich bin der Fredl.
WARUM,
WEISS ICH NICHT.“
Er ist ein begnadeter
Gitarrist und Jodler.
Sein Gesang gefällt den
Massen. Doch Fredl Fesl
ist vor allem ein
sympathischer Mensch
voller Ideenreichtum.
© Bilder: Andreas Reichelt
34Überall am Anwesen
der Fesls kann man Fredls
Kreativität sehen.
„Meine niederbayerische Heimat Nie- Es gibt einen Wachhund, klar. Aber Ausprobiert hat Fredl in seinem Le-
derbayern.“ Eine Formulierung, die Landseer-Mischlingshündin „Mogli“ ben so Einiges. Er versuchte sich als
meine Kindheit prägte. Die ich oft zu versteht ihre Aufgabe etwas anders. Kürschner, Bühnenschreiner beim
hören bekam. Ich gehöre zu einer „Unser Wachhund! Wenn sie wach Film, Statist, Schlosser, Modeschmuck-
Generation, die mit ganz besonderen ist, wedelt sie mit dem Schwanz“, er- verkäufer, Sperrmüllsammler, Antiqui-
Eindrücken aufwuchs. Wir durften auf klärt mir Fredl Fesl. Er pflegt seinen be- tätenhändler und – mein persönlicher
Bäume klettern. Wenn wir mit dem rühmten Humor immer noch. Schee! Favorit – als Bierfahrer. Doch hängen
Radl stürzten, gab es keinen Arztbe- Ob ich Vegetarier sei, fragt mich seine geblieben ist er beim Gitarrenspiel.
such sondern ein Pflaster. Amerika Frau. Als ich verneine, scheint sie er- Während seiner Zeit bei der Bundes-
war weit weg, nur Niederbayern war leichtert: „Gut, ich habe gerade frische wehr hat er die ersten Griffe erlernt.
schon damals unser „Dahoam“. Vieles Weißwürste geholt. Essen wir erst mal.“ Zunächst diente ihm das Instrument
hat sich nach der Jahrtausendwende nur dazu, in einem Münchner Szenelo-
verändert. Aufgewachsen im Bayerwald kal kostenlosen Eintritt zu erhalten. Als
Doch als ich meinen Kindern jüngst ein Als die Fesls im Jahr 1947 einen Jun- er jedoch auf die Bühne durfte, oder
Lied von Fredl Fesl vorspielte, mussten gen bekommen, geben sie ihm den besser gesagt „musste“, wurde seine
sie genauso lachen, wie ich in ihrem Namen Alfred. Schon früh wird jedoch Wirkung auf das Publikum offenbar.
Alter. Manche Dinge bleiben gleich. klar, dass er eher ein „Fredl“ ist. In sei- Er hat mit seinen Auftritten eine ganze
Fredls Wirkung auf Menschen gehört ner selbst verfassten Kurzbiographie Generation geprägt. „Die Leute haben
scheinbar dazu. schreibt er, dass er für den Kinder- halt einen komischen Geschmack“,
Umso mehr freue ich mich über die garten „gänzlich ungeeignet“ war. Er schmunzelt er dazu.
Einladung zum Interview. Als ich den hatte schon immer seinen eigenen
Feldweg zum „Sacherl“ der Fesls ent- Kopf. „Meine Freiheit, das heißt mein Seine Lieder
langfahre, bekomme ich bereits ein selbstbestimmtes Handeln, war mir Auf die Frage, wie er zu seinen Lie-
Gefühl für die Menschen, die hier le- immer sehr wichtig“, erklärt er im In- dern gekommen sei, gibt er pragma-
ben. Unter blühenden Obstbäumen terview. „Ich hab halt einfach immer tisch zu, sich nie konkret zum Kom-
hindurch führt der Weg in ein Idyll, das gemacht, wozu ich Lust hatte, be- ponieren „hingesetzt“ zu haben. Seine
das man heutzutage nur noch selten ziehungsweise was ich ausprobieren Lieder „sind eigentlich eher so pas-
vorfindet. wollte.“ siert.“ Doch wenn man es wirklich da-
35rauf anlegt, hat er natürlich einen Rat ritiert und habe mich dann umgedreht als würde aus der Flasche ständig Bier
für künftige Liedermacher: „Übrigens und gesehen, wie der Hausmeister ausgegossen, nur dass die Flasche nie
gibt es eine ganz einfache Methode, hinter mir, zwar auf Zehenspitzen, leer wird. Humor für Bayern.
Lieder zu schreiben: Man nehme ein aber voll im Scheinwerferlicht, vor- Oder gar sein „Dart-Schutzhelm“. Es
ganz bekanntes Kinderlied, wie zum beigeschlichen ist. Das Lichtmischpult gebe auch eine „Dart-Schutzmütze“,
Beispiel „Hänschen Klein“. Da schreibt war auf einer Seite der Bühne, wo es sagt er, doch die finden wir gerade
man einfach einen neuen Text dazu. keine Möglichkeit gab, die Bühne zu nicht. Ich frage mich, was dahinter wohl
Dann wird man aber feststellen, dass verlassen. Es sah wirklich lustig aus, steckt. Fredl liefert sofort die Antwort:
der neue Text und die alte Melodie gar gerade, dass er sich nicht auch noch „Die Österreicher haben zweifelsfrei
nicht zusammenpassen. Man macht die Augen zugehalten hat, nach dem bewiesen, dass eine Mütze sicherer ist,
dann einfach eine neue Melodie dazu Motto: dann sieht mich keiner.“ als ein Helm. Von einer hohen Brücke
und schon hat man ein ganz neues Während seine Frau Monika frische haben sie mal einen Helm und eine
Lied, das kein Mensch kennt.“ Weißwürste auftischt, erzählt mir das Mütze hinunterfallen lassen. Die Mütze
Ehepaar eine weitere Anekdote. In ei- war ganz, der Helm kaputt.“ Ich muss
Besondere Auftritte nem Bierzelt sei er noch auf der Bühne hellauf lachen. Fredl schmunzelt. Er ist
Wenn man so viele Jahre als Musi- stehend gefragt worden, ob er denn kein lauter Geselle, sein Humor ist intel-
ker durch die Republik tourt, hat man irgendwann eine politische Laufbahn ligent, kreativ und feinsinnig.
zwangsläufig einige Anekdoten an- anstrebe. Seine Antwort: „Dazu habe
gesammelt. Doch eine Begebenheit ist ich nicht genügend kriminelle Energie.“ Liebe zu Niederbayern
ihm besonders in Erinnerung geblie- Fredl wohnt mittlerweile in Oberbay-
ben. Es war ein Allgäuer Hausmeister, Ein Anwesen wie aus einer ern. Sein Haus steht jedoch nur einen
der ihn noch heute zum Lachen bringt. anderen Welt Steinwurf vom niederbayerischen
„Bevor es losging, habe ich am Rand Zwischen Weißwurst-Frühstück und Rottal entfernt in idyllischer Lage. Nie-
der Bühne gewartet. Das vereinbarte Kaffeetrinken machen wir einen Rund- derbayern gefällt ihm besonders, da
Zeichen zum Hinausgehen war, dass gang im Hof der Fesls. An jedem Eck es, wie er sagt, nicht so „touristisch
sich das Licht ändert. Also Licht aus, treffen wir auf Eigentümlichkeiten, die aufgepeppt“ ist. Erst kürzlich habe er
Scheinwerfer an und ich gehe hinaus. der Fredl selbst gebaut hat. Da wäre sich anlässlich eines Ausflugs zwi-
Der Applaus war wie gewohnt. Ich set- zum Beispiel sein „Immerwährender schen dem Chiemsee und dem Bay-
ze mich auf meinen Stuhl und begrüße Bierbrunnenofen“. Aus einer Bierfla- erwald entscheiden müssen. Letzterer
das Publikum. Eigentlich kennt man ja sche und einigen Schweißarbeiten erschien ihm beschaulicher, daher
die Reaktionen auf bestimmte Sätze, hat er eine Vorrichtung samt kopfste- führte ihn der Weg dorthin. Und damit
aber das Publikum hat bei der Begrü- hender Bierflasche an den Holzofen auch ein Stück durch seine Jugend. Er
ßung völlig ungewohnt reagiert, bezie- geschraubt. Durch eine Pumpe im In- macht eben immer noch das, wozu er
hungsweise gelacht. Ich war etwas ir- nern der Vorrichtung sieht es so aus, gerade Lust verspürt.
Wir setzen uns wieder auf die Terras-
se und essen Kirschkuchen. Während
Monika Fesl mir Geschichten aus der
Bühnenlaufbahn erzählt, stößt Fredl
auf einen Kirschkern nach dem ande-
ren. „So ist er der Fredl. Wenn es ir-
gendwo einen Kern gibt, wird ihn der
Fredl finden“, lacht seine Frau.
Fredl ist an Morbus Parkinson er-
krankt und hat zunehmend unter den
Symptomen zu leiden. Seine Selbst-
bestimmtheit wurde davon in Mit-
leidenschaft gezogen. „Leider ist das
Fredl Fesl hat die sogenannte
Schunkelhilfe erfunden.
Eine Sitzschale, die so konstruiert
ist, dass man automatisch
ohne Kraftanstrengung bei jeder
geeigneten Musikform mitschunkelt.
36krankheitsbedingt inzwischen
sehr eingeschränkt und das ist
eine der härtesten Prüfungen, die
mir Parkinson auferlegt“, schreibt
er mir per E-Mail. Dass dieser le-
benslustige Held meiner Kindheit
nun gerade in seiner Unabhängig-
keit beschränkt wird, macht mich
traurig. Doch er muss diese Last
nicht allein tragen. In der Liebe zu
seiner Ehefrau Monika und seinen
beiden Töchtern findet er Trost.
Und so verbringt er den wohlver-
dienten Ruhestand in seinem schön
gelegenen Haus mitten in der Na-
tur und geht weiterhin seinem Mot-
to nach: „Ohne Gaudi is ois nix!“
Als ich meinen Heimweg antrete,
stelle ich mir die Frage, ob ich je-
mals wieder so angenehme Men-
schen interviewen werde.
© Bilder: Andreas Reichelt
Von Andreas Reichelt
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GRANATZWEG
lädt ein,
Landschaft & Geschichte
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zu entdecken.
Waldspielplatz in Gerhartsbrunn,
Wandererlebnis auf den Spuren der Geschichte. Gemeinde Pram
OBERÖSTERREICH. INNVIERTEL. Ausblicke. Für Pedalritter gibt es einen in den einzelnen Granatzweggemein-
eigens beschilderten Radweg. den besuchen und bei einem der zahl-
Der „Granatzweg“ entlang der alten reichen Granatzwirte in der Region
bayerisch – österreichischen Grenze eine gemütliche Rast einlegen.
hat einiges zu bieten. Der gut beschil-
derte Höhenkammweg führt entlang
der einstigen Grenze auf dem Ge-
meindegebiet von Geiersberg über
Rastplatz „Kapuzinerbankerl“,
Pram, Taiskirchen, Dorf an der Pram,
Gemeinde Taiskirchen
Riedau, Zell an der Pram, Altschwendt
Kürbisskulptur.
bis nach Sankt Willibald. Nach Westen
Gemeinde Sankt Willibald
schweift der Blick ins Innviertel, nach Der Granatzweg kann von allen Gra-
Osten ins „Landl“. natzgemeinden als Ausgangspunkt in
Angriff genommen werden und man Der Granatzweg ist mit dem Auto von
wandert über sanfte, teils bewaldete Passau aus kommend bis zum Aus-
Höhenrücken, der Beschilderung fol- gangspunkt in Sankt Willibald in ca.
gend entlang der ausgewählten Route. 45 min. zu erreichen. Aus dem baye-
rischen Bäderdreieck ist die Granat-
Entlang der historischen Grenze war- zweggemeinde Pram ebenfalls in ca.
Entlang der Pram mit Blick auf ten herrliche Plätze, die bei klarer Sicht 45 min. über die A8 zu erreichen.
Kirche und Schloss Zell an der Pram
weit ins Land blicken lassen. Schöne Weitere Informationen unter:
teils neu angelegte Rastplätze und At- www.granatz.com
Wir freuen uns
Der heutige Verlauf der Bezirksgrenze traktionen laden zum Verweilen ein.
auf Euren Besuch.
zwischen Ried im Innkreis und Grieskir-
chen ist fast identisch mit der ehema- Wer sich noch genauer mit dem ge-
ligen Grenze. Und nach wie vor ist der schichtsträchtigen Gebiet befassen will,
alte Grenzverlauf zwischen Bayern und kann auf mehreren kleinen Rundwe-
Österreich den Menschen in dieser Re- gen, die an die Hauptroute angebun-
gion ein Begriff . Die Bewohner auf der den sind, weitere Sehenswürdigkeiten Entlang der renaturierten Pram
bei Zell an der Pram
ursprünglichen bayerischen Seite wer-
den immer noch als „Granatzer“ be-
zeichnet, was sich von „Granica“, dem
altslawischen Wort für Grenze ableitet.
Der für Wanderer und Nordic Walker
mühelos bewältigbare Granatzweg MITTEN IM
Fischskulptur; Stausee INNVIERTEL
bietet auf rund 40°km viel Abwechs-
Altmannsdorf, Gemeinde Taiskirchen LEADER
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38100 % grenzenlos Schärding ist ein Energiebündel, herzlich und herrlich ambitioniert. Eine beliebte Stadt zum Leben, Urlauben und Zukunfts- pläne zu schmieden. Die kleine Kultstadt am Inn, wo unse- re Besucher noch eine Vielfalt genießen können. Gassen mit individuellen Läden, die bekannte Silberzeile, Kultur und Natur laden zum Verweilen ein. Im Sommer wird ein besonderer Fokus auf das Stadtbild gelegt und so erstrahlt wieder eine bunte Blumenvielfalt. Optimal für einen Besuch in Schärding. Zum entspannten Shopping, essen gehen oder Konzerte besuchen; einfach gesagt: „Perfekt zum da bleiben“! Die Stadt Schärding am Inn sendet herzliche Grüße! Schärdinger Taler zum Verschenken Die Schärdinger 10er sind über die Grenzen hinaus ein beliebtes Geschenk. Mit rund 100 Akzeptanzstellen sind die Taler eine eigene Währung – versehen mit dem besonderen Charme der Barockstadt. Cornelia Lechner, Stadtmarketing Innbruckstraße 29 //4780 Schärding Cornelia.lechner@schaerding.ooe.gv.at
40 © oatawa – stock.adobe.com
Deggendorf
Landshut
Passau FOKUSN DEGG
IO E Dorothea Stuffer
T lebt die Verknüpfung von
N
REDAK
Kunst und Natur.
DO
FOKUS
RF
Aus Liebe
zur Natur
Dorothea Stuffer lebt im
Bayerischen Wald. Dort
genießt sie die Ruhe, die
die ländliche Region bietet.
Doch vor allem erfreut sie
sich an der Natur, die sie
immer wieder zu Kunst-
© Bilder: Claudia Lorenz
projekten inspiriert.
42D
orothea Stuffer ist keine der Luchs für die Unberührtheit des
Hobby-Malerin. Sie hat Bayerischen Waldes.“
Bildhauerei und Kunster- Zu ihrer Aktion habe sie viel Feedback
ziehung an der Akademie erhalten. „Die Leute haben mir von
der bildenden Künste studiert und ar- Luchsen erzählt. Ich habe viel gelernt
beitete später als Lehrerin an einem dadurch“, so die Künstlerin. Gerade
Gymnasium. Die dreifache Mutter hat dieser Dialog mit den Menschen, die
eine enge Bindung zur Natur. Schon sich für ihre Kunst interessieren, be-
in den 80er Jahren organisierte sie geistert Dorothea Stuffer. „Der Künst-
Aktionen und Erlebnisse mit Natur- ler lebt schon vom Betrachter“, bringt
materialien, teilweise unter Einbe- sie es auf den Punkt.
ziehung von Kindern. Doch sie hat die Luchse aus Blech
Heute lebt die Künstlerin in Viech- wieder nach Hause geholt. „Ich hatte
tach. Vor Kurzem stellte sie zwei Angst, dass sie geklaut werden.“ Dabei
Blechfiguren an einem Wald- soll es aber nicht bleiben. Die Schöp-
rand ab. Es handelte sich ferin der Blechtiere möchte sie künf-
um Luchse, die die Künst- tig immer mal wieder kurzfristig aus-
lerin in ihrer ureigensten setzen. „Auswildern“, wie sie es selbst
Art mit viel Liebe ge- nennt.
schaffen hat.
„Der Luchs gefällt Liebe zur Tierwelt
mir einfach, weil er In ihren Gemälden zeigt die Künstlerin
schön aussieht“, immer wieder Wildtiere, auch Wöl-
sagt Dorothea Stuf- fe. So erklärt sie uns ein Bild, das von
fer. „Für mich steht einem anderen Bayerwaldler inspiriert
Tiere gehören zu den liebsten
Motiven der Künstlerin.
43wurde: dem Woid Woife. Die beiden auch immer wieder Inspiration für ihre
verbindet die tiefe Wertschätzung für Kunst. Gnadenhof und Kunst greifen
die Schöpfung. An einem anderen Bild ineinander. „Das Zusammenleben mit
malt Dorothea Stuffer bereits seit 2012. den Tieren fließt als Lebenshaltung in
„Feierabend“, so ist das Gemälde titu- die Bilder mit hinein“, fasst Dorothea
liert. Doch auch dieses Projekt zeigt Stuffer zusammen. Durch die Schafe
überwiegend Tiere. habe sie innere Ruhe bekommen.
Als Dorothea Stuffer dann vor laufen- Wenn sie sich mitten unter die Tiere
der Kamera mit der Arbeit an einem auf den Boden setzt, kann nicht nur
Selbstporträt beginnt, verleiht sie ihrer der stille Beobachter ihre Hinwendung
Verbindung zur Natur Ausdruck. In der zur Schöpfung spüren. Auch die Tiere
„Blechgarage“, wie sie den Arbeits- scheinen um ihre Offenheit zu wis-
platz gerne nennt, riecht es nach Me- sen und kommen zu ihr. Die Situation
tall und nach Farben. An den Wänden strahlt Frieden aus.
der Werkstatt stehen allerlei fertige Umfeld und innere Haltung seien da-
Werke, auf einem Tisch liegen Mal- bei wesentlich voneinander abhängig.
utensilien. „Ich glaube, man wird nur dann glück-
„Ich bin ja eigentlich Bildhauerin“, er- lich, wenn man sieht, dass es um uns
klärt die Künstlerin. Daher liegt es herum auch glücklich ist“, versucht sie,
nahe, dass sie sich als Blechfigur ge- ihre Lebenshaltung zu umschreiben.
staltet. Doch auch hier geht es nicht „Momentan ganz aktuell: Wie gehen
ohne die geliebte Tierwelt. wir mit der ganzen Natur und Umwelt
Die Idee dazu kam von einer Freundin. um?“ Sie macht eine nachdenkliche
„Sie meinte, ich soll Luchs und Wolf Pause. „Liebe ist gefragt.“
umarmen und in der Mitte sitzen.“ Do- Neben ihrem engen Bezug zu Kunst
rothea Stuffer hält eine Skizze in die und Natur, zeichnet und malt sie auch
Kamera und zeigt so ihre Vorstellung, viele religiöse Bilder. Dabei fügt sie wie
wie sie diese Anregung umzusetzen in einer Art Tagebuch ihre eigenen
gedenkt. Schnell ein Blech auf den Bo- Gedanken und Empfindungen in Text-
den gelegt reißt sie die Konturen des form ein.
Bildes mit einem Pinsel an. In Windes- Gerade im Bayerischen Wald fühlt sie
eile stehen die Umrisse fest. Mit einer sich besonders wohl. Ihre Eltern stam-
Blechschere schneidet sie dann das men aus Sachsen. „Ich bin zwar kei-
Werkstück zu. Schließlich nimmt sie ne Waldlerin, aber ich fühle mich hier
ihre Farben und beginnt zu malen. wirklich richtig zu Hause“, so Dorothea
Nach und nach entsteht eine Dar- Stuffer. Die Einheimischen beschreibt
stellung, die Ruhe und Geborgenheit sie als „wortarme Leute mit tiefen
ausstrahlt, gleichzeitig aber auch eine Herzen“. Es schlummert wohl auch
gewisse Fürsorge für die Natur trans- eine kleine Dichterin in ihr. Als sie über
portiert. Eigenschaften, die sie auch Ihre Haltung nachdenkt, muss sie la-
auf einer anderen Ebene auslebt. chen: „Man muss ein bisschen aufpas-
sen bei mir, weil ich mache eigentlich
Ein Gnadenhof aus allem Kunst.“
Eines Tages erfuhr die Künstlerin, dass
sechs Schafe neu untergebracht wer- Von Andreas Reichelt
den müssen. Ihr Besitzer war erkrankt
und konnte sich nicht mehr um sie
kümmern. Auf eine Annonce hin mel-
dete sich ein Bayerwaldler namens
Xaver, der über ausreichend Platz ver-
Sehen Sie dazu im Programm
fügte. Ihre „Waisenkinderschafe“, wie
Mediathek
von NIEDERBAYERN TV Deggen-
© Bilder: Claudia Lorenz
sie sie schmunzelnd nennt, brachte sie dorf – Straubing am 14. Juli den
bei ihm unter. Beitrag „Künstlerin Dorothea
Seither verbringt sie auf dem Hof viel Stuffer im Porträt“. Oder an-
Zeit. Sie beobachtet die Tiere, erfreut schließend in unserer Mediathek.
sich an ihrer Gesellschaft und findet so
44Dorothea Stuffer malt vor laufender Kamera ein Selbstporträt.
N LA
IO N Michael Fischer liebt
T
das Bodenständige, das
D
K
SH
REDA
Bayerische. Mit seiner Frau
FOKUS
UT
und den 5 Kindern lebt er
auf einem „Sacherl“ nahe
Simbach bei Landau.
Eines der Nebengebäude be-
herbergt kein Nutzvieh. Das
Erdgeschoss ist für sein
Hobby reserviert, das er
vor ein paar Jahren zum
Beruf werden ließ:
die handwerkliche Fertigung
hochwertiger Messer.
© Bilder: Andreas Reichelt
A
ls ich in den Hof der Fami-
lie einbiege, sehe ich schon
drei kleine Kinder an einer
Terrassentür stehen und
Leidenschaft
mich beobachten. Halb hinter dem
Vorhang versteckt winken sie mir zu
und hüpfen dann freudig zu ihrer Mut-
ter, die mit Hausarbeit beschäftigt ist.
aus Feuer
Der Hof ist gepflegt aber man kann
sehen, dass hier auch gelebt und ge-
spielt wird. Es ist keine Ansammlung
von Gebäuden, sondern ein Zuhause.
und Stahl
„Komm rein! Möchtest Du was trin-
ken?“ Das sind die ersten Sätze, die
ich von dem jungen Familienvater in
seiner Werkstatt zu hören bekomme.
Er strahlt Ruhe und Gelassenheit aus.
Mit seiner Lederschürze steht er an
einer Werkbank, der Holzofen verbrei-
tet bereits angenehme Wärme.
Das Mobiliar ist selbstgebaut. Rustikale
Holzplatten auf eigens dafür zurecht-
gebogenen und geschweißten Stahl-
füßen. Hier wird nicht gekleckert, hier
wird geklotzt.
„I mach Messer und i gib Kurse“,
spricht er mit sanfter Stimme ins Mi-
krofon. „Messer sind schon immer
eine große Leidenschaft von mir.“ Er
erzählt von den Materialien, den De-
signs, die zu immer neuen Kreatio-
nen und Fertigungstechniken geführt
haben. „Mir hat es immer wahnsinnig
46gefallen, dass Messer so verschieden sonst wie geartetes Schneidgerät 2021“, bringt er den Stand der Tech-
sein können.“ Leidenschaft, die sich herstellen.Viele Menschen haben eine nik auf den Punkt. Durch Schmieden
über Jahre entwickelt hat. klare Vorstellung von ihrem Werk- könne man die Qualität von pulver-
stück. „Meine erste Frage ist immer: metallurgischen Stählen nicht errei-
Aus dem Hobby geboren Welchen Zweck hat das Messer?“, chen. Daher nutzt er verstärkt diese
„Irgendwann wollte ich mein eigenes erzählt er. Danach richte sich dann Materialien.
Messer machen.“ Er atmet tief durch das Design und die Materialwahl. Ob Dennoch wird jedes Messer individuell
und schmunzelt. „Bei EINEM Messer ist Silber, Gold oder auch Damaststahl designt. „ Bei mir gibt es keine Rohlin-
es nicht geblieben.“ mit 128 Lagen auf 2,5 Millimeter Klin- ge“, sagt er. „Ich habe über 50 Mate-
Michael Fischer designt und fertigt genstärke, Michael Fischer benutzt rialien auf Lager.“ Zunächst muss die
seine „Kunstwerke“ mittlerweile für ausschließlich hochwertige Werkstof- Wahl der Werkstoffe getroffen wer-
Kunden von überall her. Er sieht darin fe. Daher bewegen sich seine Designs den. Nicht jedes Material eignet sich
etwas Ruhiges, Besinnliches, oder wie auch im oberen Preissegment. „Dafür für jeden Zweck.
er es nennt: Meditatives. gibt es lebenslange Garantie auf das „Dann wird gebohrt, geschliffen, ge-
Doch diese Arbeiten, bei denen er al- Messer“, erklärt er. schnitten“, ergänzt er. „Es steckt viel
lein in der Werkstatt ist, sind nicht die Herzblut und Arbeit in einem Messer.“
einzige Leidenschaft des Messerma- Schmieden spielt keine Rolle mehr Das Ziel des ersten Kurstages bestehe
chers. Der Handwerker kennt die Vorstel- darin, das Messer in den Härteofen zu
Er liebt auch Sozialkontakte. „Ich mag lung seiner Kunden: „Viele Menschen bringen. „Bei über 1.000 Grad Celsius
die Leute gern“, sagt er. Menschen haben beim Thema „Messermachen“ wird die Klinge gehärtet. Dann ist es
liegen ihm am Herzen. Daher leitet er immer noch das Schmieden im Kopf. vorbei. Dann ist der Stahl so hart, dass
Interessierte im Fertigen ihres eige- Mit dem Hammer auf Eisen umanan- er nicht mehr zu bearbeiten ist.“ Zwar
nen Messers an. In Wochenendkur- der hauen. Das passiert nicht mehr.“ könne er noch geschliffen werden.
sen kann man sich sein eigenes Kü- Früher habe dieses Verfahren dazu Bohren, Zerspanen, solche Schritte
chenmesser, Outdoormesser oder gedient, Stahl zu härten. „Wir haben seien dann aber nicht mehr möglich.
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