Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan
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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Herausgeber: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden https://www.wirtschaft.hessen.de
WIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN ZWISCHEN HESSEN UND JAPAN Dr. Claus Bauer Prof. Dr. Johannes Harsche Gergana Petkova Dr. Alexander Werner HA-Report 996 Wiesbaden 2019
IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65189 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 info@hessen-agentur.de VERFASSER Dr. Claus Bauer Prof. Dr. Johannes Harsche Gergana Petkova Dr. Alexander Werner STAND Oktober 2019 BILDNACHWEIS Flagge Japan: https://www.countryflags.com/de/ HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der HA Hessen Agentur GmbH / Hessischen Landesregierung herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveran- staltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipo- litischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Grup- pen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf wel- chem Weg und in welcher Anzahl die Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer/Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten. DRUCK Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden AUFLAGE 150 BESTELLUNG Download unter www.hessen-agentur.de/mediathek
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan INHALT SEITE 1 HINTERGRUND UND AUFBAU DER STUDIE ......................................................... 1 2 GRUNDDIMENSIONEN DER JAPANISCHEN VOLKSWIRTSCHAFT .................... 3 2.1 Bevölkerung, räumliche Gliederung und Topographie ....................................... 3 2.2 Wirtschaftsentwicklung und Branchenschwerpunkte ......................................... 5 2.3 Standorteigenschaften und Rahmenbedingungen ............................................. 9 2.4 Internationale Wirtschaftsbeziehungen ............................................................ 12 3 AUßENWIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN ZWISCHEN HESSEN UND JAPAN ...... 19 3.1 Außenhandel .................................................................................................... 20 3.2 Direktinvestitionen ............................................................................................ 25 4 CHANCEN UND PERSPEKTIVEN DER WIRTSCHAFTSBEZIEHUNGEN ZWISCHEN HESSEN UND JAPAN ........................................................................ 31 4.1 Markterschließung und Messen ....................................................................... 31 4.2 Branchenüberblick Japan ................................................................................. 33 4.3 Investitionsbeziehungen zwischen Hessen und Japan – Unternehmensbeispiele................................................................................ 38 5 ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT ....................................................................... 44 KONTAKTADRESSEN ................................................................................................. 47 TABELLENVERZEICHNIS ........................................................................................... 49 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...................................................................................... 50 LITERATURVERZEICHNIS .......................................................................................... 51 I
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan 1 Hintergrund und Aufbau der Studie Intensive internationale Beziehungen sind wesentlich für die Entwicklung der hessischen Wirtschaft. Die Hessen Agentur erarbeitet außenwirtschaftliche Analysen zu ausgewähl- ten Ländern und Wirtschaftsräumen, in denen mittelfristige Entwicklungen im Zusam- menhang mit der hessischen Wirtschaft beleuchtet werden, sowie zu bedeutsamen The- menkomplexen (z. B. Brexit, CETA und TTIP). Was den regionalen Fokus betrifft, so wur- den in den letzten Jahren u.a. entsprechende Untersuchungen über die wirtschaftlichen Beziehungen Hessens zu Argentinien, Hongkong SAR und Singapur sowie Österreich, den USA und die Schweiz durchgeführt. Die jüngsten Veröffentlichungen widmen sich Äthiopien, Kenia und der Republik Korea. Der Fokus der vorliegenden Untersuchung liegt auf den Wirtschaftskontakten zwischen Hessen und Japan, der gemessen am Bruttoinlandsprodukt in US-Dollar drittgrößten Volkswirtschaft der Welt. Mit einem Exportvolumen von 1,0 Mrd. Euro gehört Japan ge- meinsam mit Südkorea nach China zu den bedeutendsten Absatzmärkten der hessi- schen Wirtschaft im asiatischen Raum. Das Anfang 2019 in Kraft getretene Freihandels- abkommen der EU mit Japan könnte den Wirtschaftsbeziehungen zu Japan neuen Schwung verleihen. Wesentliches Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Bandbreite der wirtschaftlichen Be- ziehungen zwischen Japan und Hessen zu veranschaulichen. Die Studie, die auf einer Auswertung von statistischen Materialien und Fachinformationen gründet, gliedert sich 1
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung in drei Abschnitte. Zunächst werden in einem Länderprofil demografische und wirtschaft- liche Eckdaten sowie Rahmenbedingungen dargestellt. Anschließend werden die Han- dels- und Investitionsverflechtungen zwischen Japan und Hessen skizziert. Der dritte Teil zeigt branchenbezogene Chancen und Perspektiven im Austausch zwischen Japan und Hessen auf. Hierbei wird auch exemplarisch auf japanische Unternehmen in Hessen und hessische Unternehmen, die in Japan aktiv sind, eingegangen. Dem Fazit folgt eine Zu- sammenstellung der Kontaktadressen von Institutionen, die als Ansprechpartner für den hessisch-japanischen Austausch dienen. 2
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan 2 Grunddimensionen der japanischen Volkswirtschaft 2.1 Bevölkerung, räumliche Gliederung und Topographie Japans Landesfläche beträgt knapp 380 Tsd. km2, womit das Land 1,1-mal so groß wie Deutschland und 18-mal so groß wie Hessen ist (vgl. Tabelle 1). Mit derzeit 127,2 Mio. Einwohnern zählt Japan zu den zwanzig bevölkerungsreichsten Ländern der Erde. Hinsichtlich der Bevölkerungszahl betragen die entsprechenden Relationen 1,53 (zu Deutschland) und 20,1 (zu Hessen). Die Entwicklung der Einwohnerzahl verläuft in Ja- pan anders als in Deutschland: Bis zum Jahr 2030 wird von einer Abnahme um 4,3 % auf 121,6 Mio. ausgegangen – verglichen mit einer Abnahme um lediglich 1,0 % auf 82,2 Mio. in Deutschland und einer Zunahme um 1,6 % auf 6,4 Mio.in Hessen. Die aktu- ellen jährlichen Veränderungsraten liegen in Japan bei -2 %, in Hessen bei 0,5 % und in Deutschland bei 0,4 %. Japan ist eines der höchstentwickelten Länder der Welt. Der hohe Lebensstandard spie- gelt sich in einer aktuellen Lebenserwartung von 83,9 Jahren wider, die somit höher ist als der betreffende Vergleichswert Deutschlands mit 81,2 Jahren. In Japan kommt zu einer relativ hohen Bevölkerungsdichte die besonders ausgeprägte Verstädterung. Die Wohnbevölkerung konzentriert sich vornehmlich in den großen Ballungsräumen, die je nach räumlicher Nähe sukzessive zu „Megametropolräumen“ zusammenwachsen. Dies gilt insbesondere für die Agglomeration Tokyo, die mit 37 Mio. Einwohnern die größte 3
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Metropolregion weltweit ist – verglichen etwa mit dem Regierungsbezirk Darmstadt, in dem rund vier Mio. Einwohner leben. Aufgrund des relativ hohen Durchschnittsalters der japanischen Bevölkerung von 47,7 Jahren steht das Land vor demografischen Heraus- forderungen. Die betreffenden Vergleichswerte für Hessen und Deutschland liegen bei 43,8 bzw. 44,4 Jahren. Der Anteil der Alterskohorte von unter 15 Jahren an der Bevölke- rung beträgt in Japan 12,7 %; in Deutschland und Hessen sind es 13,1 % bzw. 13,8 %. Der Anteil der Alterskohorte von 65 Jahren und älter liegt in Japan bei 28,4 Prozent, ver- glichen mit 20,5 % in Hessen und 21,5 % in Deutschland. Tabelle 1 Gebiet und Bevölkerung in Japan, Hessen und Deutschland Indikator Japan Hessen Deutschland Landesfläche in km2 377.915 21.115 357.380 Bevölkerung in Mio. Einwohner (2018) 127,2 * 6,3 83,0 Bevölkerungsdichte in Einwohner 336 296 237 je km2 (2018) Verstädterungsgrad der Bevölkerung in % 91,6 k. A. 77,3 (2017) Bevölkerungsveränderung 2017 - 0,2 0,5 0,4 gegenüber 2016 in % Bevölkerungsprognose für 2030 121,6 6,4 82,2 (Mio. Einwohner) Durchschnittsalter (2017) 47,7 (2018)* 43,8 44,4 Anteil der Alterskohorte von unter 12,7 (2018)* 13,8 13,1 15 Jahren an der Bevölkerung 2017 in % Anteil der Alterskohorte von 15 bis unter 58,9 (2018)* 65,7 65,5 65 Jahren an der Bevölkerung 2017 in % Anteil der Alterskohorte von 65 Jahren und 28,4 (2018)* 20,5 21,5 älter an der Bevölkerung 2017 in % * Angaben geschätzt. Die Angaben für Hessen sind aufgrund methodischer Spezifika und abweichender Quellen nur einge- schränkt mit den übrigen Angaben vergleichbar. Quelle: UNCTAD, Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Hessen Agentur Japan liegt im Pazifischen Ozean und besteht aus vier Hauptinseln und mehreren tau- send kleineren Inseln (vgl. Abbildung 1). Die Landesteile befinden sich in mehreren Kli- mazonen und sind von großräumigen Gebirgszügen und langen Küstenlinien geprägt, weswegen die räumliche Struktur der Nutzung der natürlichen Ressourcensehr hetero- gen ist; so sind etwa teilräumlich der Reisanbau, die Milchvieh- und Masttierhaltung wie auch der Fischfang von Bedeutung. Dies gilt auch für die jeweiligen Verarbeitungsindust- rien. Die wirtschaftliche Erschließung des Landes wird durch eine im internationalen Ver- gleich qualitativ herausragende Infrastruktur begünstigt. 4
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Abbildung 1 Räumliche Gliederung Japans Quelle: www.gadem.org für die Verwaltungsgrenzen, Darstellung der Hessen Agentur Auf dem Kontinent grenzen Russland und die koreanische Halbinsel an das japanische Meer, das Japan vom Festland trennt. Die Hauptstädte Tokyo und Seoul sind rund zwei- einhalb Flugstunden voneinander entfernt. Bedeutende Städte wie Peking und Shanghai im Nachbarland China sind in dreieinhalb bzw. drei Flugstunden zu erreichen. Mit den Nachbarländern verbindet Japan eine wechselvolle Geschichte, was auch für die außen- politischen Beziehungen in der Gegenwart von Relevanz ist. 2.2 Wirtschaftsentwicklung und Branchenschwerpunkte Japan erzielte im Jahr 2018 ein Bruttoinlandsprodukt im Wert von rund 5 Mrd. US-Dollar, was dem 17-fachen des hessischen und 134 % des deutschen Vergleichswerts ent- spricht (vgl. Tabelle 2). Am aktuellen Rand beträgt die jährliche Wachstumsrate in Japan 0,8 %, in Hessen 2,2 % und im Bundesgebiet 1,5 % (vgl. Tabelle 2 und Abbildung 3). In den vergangenen fünf Jahren waren die jährlichen Wachstumsraten in Japan jeweils niedriger als in Hessen bzw. Deutschland (vgl. Abbildung 3). 5
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Tabelle 2 Wirtschaftsleistung in Japan, Hessen und Deutschland 2018* Indikator Japan Hessen Deutschland BIP zu laufenden Preisen 2018 (in Mrd. US-Dollar) 4.972 330 3.701 Veränderung des BIP (auf US-Dollar-Basis zu konstanten 0,8 2,2 1,5 Preisen) 2018 ggü. 2017 in % BIP je Einwohner zu laufenden Preisen 2018 (in US-Dollar) 39.306* 52.779 44.771 Werte für Hessen ursprünglich auf Euro-Basis und in US-Dollar umgerechnet. * vorläufige Angaben. Quelle: IWF, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur Je Einwohner beträgt im Jahr 2018 das BIP in Japan rund 39.300 US-Dollar, was auf einen im internationalen Vergleich hohen Wohlstand hinweist. Die Vergleichswerte für Deutschland und Hessen liegen bei 44.700 US-Dollar bzw. 52.800 US-Dollar (vgl. Ta- belle 2 und Abbildung 4). In den vergangenen drei Jahrzehnten war die wirtschaftliche Entwicklung Japans durch eine lang anhaltende Wachstumsschwäche geprägt, die von einer spekulativen Immobi- lienblase ausgelöst wurde und deren Spätfolgen nach wie vor spürbar sind. Von 2009 bis 2018 verringerte sich in Japan das nominale BIP unter Schwankungen von 5,2 auf rund 5,0 Bill. US-Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland erhöhte sich das BIP im selben Zeitraum von rund 3,4 auf 4,0 Bill. US-Dollar (vgl. Abbildung 2). Zu beachten ist in dieser zeitlichen Betrachtung auch die Entwicklung des jeweiligen Wechselkurses zum US-Dol- lar. Abbildung 2 Bruttoinlandsprodukt in Japan und Deutschland 2009-2018* in Mrd. US-Dollar Japan Deutschland 7.000 6.157 6.203 5.700 6.000 5.231 5.156 4.850 4.927 4.860 4.972 5.000 4.389 3.761 3.754 3.905 4.000 3.427 3.423 3.546 3.383 3.497 3.701 4.000 3.000 2.000 1.000 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 * Angaben für 2018 vorläufig. Quelle: IWF 6
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Die verhaltene Wirtschaftsentwicklung in Japan spiegelt sich auch in den jährlichen Wachstumsraten wider, die, wie vorstehend bereits erwähnt, seit 2014 unter den Ver- gleichswerten für Deutschland lagen (vgl. Abbildung 3). Abbildung 3 Jährliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Japan und Deutschland 2009-2018* (in %) in % Japan Deutschland 5 4,2 3,9 3,7 2,2 2,2 2,5 3 1,5 2,0 1,9 0,7 1,2 1,5 0,8 1,5 0,1 0,6 0,4 0,6 1 -1 -3 -5 -7 -5,4 -5,6 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 * Angaben für 2018 vorläufig. Quelle: IWF, Weltbank Was die Wirtschaftsleistung je Einwohner betrifft, so lag diese in der jüngsten Vergan- genheit in Japan ebenfalls unter den entsprechenden Werten für Deutschland (vgl. Ab- bildung 4). Abbildung 4 Bruttoinlandsprodukt je Einwohner in Japan und Deutschland 2009-2018* in 1.000 US-Dollar Japan Deutschland 50 40 30 20 10 0 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 * Angaben für 2018 vorläufig. Quelle: IWF 7
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Wird die Wirtschaftsstruktur Japans und Deutschlands in den Blick genommen, so ist eine hohe Übereinstimmung zwischen beiden Ländern ersichtlich, wie die Abbildung 5 zeigt. Abbildung 5 Sektorale Struktur der Bruttowertschöpfung in Japan und Deutschland 2007 und 2017 (Anteile in %) Japan 1,1 2017 22,7 5,4 16,8 10,2 43,7 1,1 2007 24,7 5,2 16,2 10,3 42,6 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Land- und Forstwirtschaft; Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe Baugewerbe Handel und Gastgewerbe Transport, Kommunikation und Lagerei Weitere Dienstleistungen Deutschland 2017 0,9 26,1 4,9 11,8 9,2 47,3 0,8 2007 26,7 3,9 11,7 9,4 47,5 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Quelle: UNCTAD Während in Japan im Vergleich zu Deutschland ähnlich hohe Anteile auf das Produzie- rende Gewerbe (ohne Baugewerbe) – 23 % versus 26 % – entfallen, ist in Japan der Anteil des Wirtschaftszweiges Handel und Gastgewerbe an der gesamten Bruttowert- schöpfung um 5 Prozentpunkte höher. Auf die Land- und Forstwirtschaft (zuzüglich Fi- scherei) entfällt in beiden Ländern ein Anteil von 1 %. Diese geringe Größenordnung ist für Industrieländer typisch. Die weiteren Dienstleistungen umfassen in Japan 44 % und in Deutschland 47 % der Wirtschaftsleistung. 8
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan 2.3 Standorteigenschaften und Rahmenbedingungen Zur Beleuchtung von Standortqualitäten werden in der vorliegenden Studie ausgewählte Länder- und Städterankings herangezogen. Eine häufig zitierte Untersuchung zu den Standorteigenschaften ist das von der Weltbank publizierte „Ease of Doing Business“- Ranking, das sich stark an Aspekten einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik orien- tiert. Japan liegt in der Rangliste für den entsprechenden Gesamtindex aktuell unter 190 Ländern auf Rang 39 (vgl. Tabelle 3). Daran gemessen ergibt sich in den Teilkate- gorien „Resolving Insolvency“ und „Getting Electricity“ jeweils ein überproportional güns- tiger Rang (vgl. Tabelle 3). Tabelle 3 Platzierung Japans im „Ease of Doing Business“-Ranking der Weltbank 2018 und 2019 Indikator Rang in 2019 (von 190) Rang in 2018 (von 190) Gesamtindex 39 (von 190) 34 (von 190) Teilindizes Starting a Business 93 106 Dealing with Construction Permits 44 50 Getting Electricity 22 17 Registering Property 48 52 Getting Credit 85 77 Protecting Minority Investors 64 62 Paying Taxes 97 68 Trading Across Borders 56 51 Enforcing Contracts 52 51 Resolving Insolvency 1 1 Quelle: Weltbank 9
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Der regelmäßig von der Heritage Foundation publizierte „Index for Economic Free- dom“ thematisiert insgesamt zwölf Teilaspekte, die vier grundlegenden Themenfeldern zugeordnet sind. Zum Themenfeld „Rule of Law“ gehören die Teilaspekte „Property Rights“, „Judicial Effectiveness“ und „Government Integrity“. In den beiden letztgenann- ten Kriterien und für das Kriterium „Property Rights“ schneidet Japan im Vergleich zum Durchschnitt sämtlicher Länder sehr günstig ab (vgl. Tabelle 4). Tabelle 4 Japan in der Rangliste für den „Index of Economic Freedom“ Indikator Bewertung für 2019 Bewertung für 2018 Gesamtindex Messwert Rang Messwert Rang 72,1 („mostly free“; 30 72,3(„mostly free“; 30 Länderdurch- (von 180) Länderdurch- (von 180) schnitt: 60,8) schnitt: 61,1) Teilindizes Messwert Länder- Messwert Länder- durchschnitt durchschnitt Rule of Law Property Rights 84,1 52,3 86,0 51,5 Government Integrity 78,0 41,5 79,2 42,1 Judicial Effectiveness 68,5 44,9 73,5 46,9 Government Size Government Spending 55,0 66,0 54,1 64,9 Tax Burden 68,2 77,1 67,4 77,6 Fiscal Health 55,7 68,6 49,3 68,6 Regulatory Efficiency Business Freedom 80,5 63,5 81,7 64,8 Labor Freedom 79,0 59,4 79,2 58,9 Monetary Freedom 85,9 75,9 85,4 76,8 Open Markets Trade Freedom 80,0 74,7 82,3 76,4 Investment Freedom 70,0 58,5 70,0 59,5 Financial Freedom 60,0 49,1 60,0 49,0 Messwerte („Economic Freedom Scores“): 80 – 100: „Free“; 70 – 79,9: „Mostly Free“; 60 – 69,9: „Moderately Free“; 50 – 59,9: „Mostly Unfree“; 0 – 49,9: „Repressed“. Quelle: The Heritage Foundation 10
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Das Themenfeld „Government Size“ umfasst die Teilaspekte „Tax Burden“, „Government Spending“ sowie „Fiscal Health“. Die entsprechenden Messwerte für Japan fallen ver- gleichsweise ungünstig aus, was mit der seit geraumer Zeit in Japan verfolgten Politik des (teilweise über Schulden finanzierten) diskretionären Fiscal Spending zusammen- hängt. Das Themenfeld „Regulatory Efficiency“ bezieht sich auf die Teilaspekte „Business Free- dom“, „Labor Freedom“ und „Monetary Freedom“. Zum Themenfeld „Open Markets“ zäh- len die Teilaspekte „Trade Freedom“, „Investment Freedom“ und „Financial Freedom“. Für alle Indizes weist Japan außerordentlich günstige Messwerte auf. Wie sich die landesweit herausragende Position Tokyos in wirtschaftlicher Hinsicht nie- derschlägt, beleuchtet der „A.T. Kearney Global Cities Index“, der aus 27 Dimensionen in den Themenfeldern Wirtschaftskraft, Bildungsstand, Informationsaustausch, kulturelle Aktivitäten sowie politische Rahmenbedingungen gebildet wird. Aktuell belegt Tokyo un- ter 135 Städten in der Liste für den Indikator „City Rank“ Platz 4 (vgl. Tabelle 5). In der Messkategorie „Outlook“ liegt die japanische Hauptstadt auf einem ebenfalls günstigen Platz (14), was sicherlich im Zusammenhang mit der großen Innovationskraft und besag- ter vorteilhafter Infrastruktur steht. Tabelle 5 Tokyo, Osaka und Nagoya im Metropolenvergleich Bewertung für 2018 Bewertung für 2017 (von 135) (von 135) Tokyo Messkategorie City Rank 4 4 Messkategorie Outlook 14 23 Osaka Messkategorie City Rank 50 50 Messkategorie Outlook 39 37 Nagoya Messkategorie City Rank 70 70 Messkategorie Outlook 34 42 Quelle: A. T. Kearney In dem Ranking werden auch Osaka und Nagoya aufgeführt. Diese beiden Metropolen liegen hinsichtlich ihrer Standortqualitäten beim Metropolenvergleich eher im Mittelfeld, wobei Osaka im Hinblick auf die Messkategorie „City Rank“ mit Rang 50 besser als Nagoya (Rang 70) bewertet wird, während die Platzierungen bei der Messkategorie „Out- look“ vergleichbar ausfallen – Osaka: Rang 39, Nagoya: Rang 34. 11
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 2.4 Internationale Wirtschaftsbeziehungen Außenhandel Die Integration einer Volkswirtschaft in die weltweiten Handelsverflechtungen führt durch Exporte zur Gewinnung von Devisen und durch Importe zur Beschaffung von Gütern bzw. einem breiteren Angebot an Waren. Japans Exportquote – definiert als das Exportvolu- men bezogen auf das BIP – lag in 2018 bei 14,9 %. Das Exportvolumen betrug im Jahr 2018 insgesamt 738 Mrd. US-Dollar. Zwischen 2000 und 2018 hat sich das Exportvolu- men des Landes von 479 Mrd. US-Dollar um rund 54 % erhöht (vgl. Abbildung 6). Die Entwicklung verlief dabei jedoch alles andere als geradlinig – nach einem deutlichen An- stieg bis 2008 ist ein Einbruch im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 zu beobachten, der allerdings binnen zweier Jahre mehr als kompensiert werden konnte. Ab 2011, als das Exportvolumen mit 823 Mrd. US-Dollar den bisherigen Maximalwert erreichte, ging der Export bis 2015 wieder deutlich zurück, um in den Folgejahren erneut anzusteigen. Für diese Entwicklungen sind auch die starken Schwankungen des Wech- selkurses zwischen dem japanischen Yen und dem US-Dollar verantwortlich. Der Anteil des japanischen Exports nach Deutschland ist von 4,2 % im Jahr 2000 auf 2,8 % im Jahr 2018 zurückgegangen. Abbildung 6 Export Japans weltweit sowie der Anteil Deutschlands 2000-2018 in Mrd. US-Dollar 1.000 10,0% 900 823 799 9,0% 781 770 800 714 715 690 738 8,0% 698 700 647 625 645 7,0% 566 595 581 600 6,0% 479 472 500 403 417 5,0% 400 4,0% 300 3,0% 200 2,0% 100 1,0% 0 0,0% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: UN Comtrade, Berechnungen der Hessen Agentur 12
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Die beiden wichtigsten Abnehmerländer japanischer Exporte sind nahezu gleichauf China und die USA mit einem Anteil von jeweils über 19 % bzw. einem Exportvolumen von mehr als 140 Mrd. US-Dollar (vgl. Abbildung 7). Damit besteht eine relativ hohe Ab- hängigkeit Japans von den Entwicklungen in Abbildung 7 TOP15 Exportziele Japans 2018 diesen beiden Zielmärkten. Mit deutlichem (Anteil in %) Abstand belegt Südkorea den dritten Rang. – 7,1 % der japanischen Exporte des Jahres China, Volksrepublik 19,5% 2018 wurden dort abgesetzt. Nach weiteren USA 19,1% asiatischen Staaten folgt auf dem achten Korea, Republik 7,1% Rang Deutschland mit einem Anteil von sonstige asiatische Staaten 5,7% 2,8 %. Damit ist Deutschland der wichtigste Hongkong 4,7% europäische Zielmarkt Japans. Thailand 4,4% Japan hat eine bedeutende Automobilin- Singapur 3,2% dustrie, was sich darin widerspiegelt, dass Deutschland 2,8% knapp 21 % aller Exporte der Warengruppe Australien 2,3% Straßenfahrzeuge zuzuordnen sind (vgl. Ab- Vietnam 2,2% bildung 8). Bei rund zwei Dritteln der Er- Indonesien 2,1% zeugnisse handelt es sich um vollständige Malaysia 1,9% Straßenfahrzeuge, während die übrigen Ex- porte insbesondere Kfz-Teile umfassen. Zu- Vereinigtes Königreich 1,9% dem fallen Spezialfahrzeuge sowie Anhä- Niederlande 1,7% nger in diese Warengruppe. Auf Rang 2 der Mexiko 1,6% weltweiten Exportgüter ist die Warengruppe Quelle: UN Comtrade, Berechnungen der Hessen Agentur Elektrische Maschinen, Apparate und Ge- räte (13 %) zu finden. Hierbei liegen Schwerpunkte auf Transistoren und integrierten Schaltkreisen. Aber auch auf Schaltungen, Kontrolleinheiten und Batterien entfallen hohe Exportvolumina. In der drittwichtigsten Warengruppe (8 %) werden Arbeitsmaschinen er- fasst – dem Volumen nach insbesondere Maschinen, die zur Herstellung von Halbleitern und integrierten Schaltkreisen benötigt werden, sowie Lagereitechnik. Auf Rang 4 liegt die nicht weiter zu spezifizierende Warengruppe der Besonderen Warenverkehrsvor- gänge und Waren (6 %). Beim Export nach Deutschland – selbst ein weltweit bedeutender Hersteller von Kraft- fahrzeugen – ist die Bedeutung dieser Warengruppe mit 14 % geringer als beim weltwei- ten Absatz Japans. Wichtigstes Exportgut nach Deutschland sind mit 18 % elektrische Maschinen, Apparate und Geräte. Nahezu gleichauf folgen mit jeweils 10 % die soge- nannten besonderen Warenverkehrsvorgänge und Waren sowie Mess-, Prüf- und Kon- trollinstrumente. Hierunter fallen insbesondere Geräte für physische und chemische Un- tersuchungen. 13
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 8 TOP5 Exportgüter Japans weltweit und nach Deutschland 2018 Welt Deutschland Elektrische Maschinen, Straßenfahrzeuge 20,6% 18,4% Apparate, Geräte Elektrische Maschinen, 12,6% Straßenfahrzeuge 14,2% Apparate, Geräte Besondere Arbeitsmaschinen für 7,9% Warenverkehrsvorgänge 10,0% besondere Zwecke und Waren Besondere Mess-, Prüf- und Warenverkehrsvorgänge 6,2% 9,9% Kontrollinstrumente und Waren Sonstige Maschinen, Sonstige Maschinen, 5,6% 7,4% Apparate und Geräte Apparate und Geräte Quelle: UN Comtrade, Berechnungen der Hessen Agentur Die zeitliche Entwicklung der japanischen Importe ist der der Exporte sehr ähnlich. Unter Schwankungen – insbesondere 2009 und nach 2012 – stieg das Importvolumen von 380 Mrd. US-Dollar im Jahr 2000 auf 748 Mrd. US-Dollar in 2018. Insgesamt hat sich damit der Import knapp verdoppelt (vgl. Abbildung 9). Deutschlands Bedeutung als Lie- ferland lag über den gesamten Zeitraum zwischen knapp 3 % und knapp 4 %. Im Jahr 2018 kamen 3,5 % aller Einfuhren Japans aus Deutschland. Vor dem Hintergrund der starken Wachstumsraten des Exports aufholender Volkswirtschaften wie China und die südostasiatischen Staaten ist diese Stabilität bemerkenswert. Abbildung 9 Import Japans sowie der Anteil Deutschlands 2000-2018 in Mrd. US-Dollar 1.000 10% 900 855 886 833 9% 812 800 763 748 8% 694 671 700 622 626 607 7% 579 552 600 516 6% 500 455 5% 380 349 383 400 338 4% 300 3% 200 2% 100 1% 0 0% 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Quelle: UN Comtrade, Berechnungen der Hessen Agentur 14
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Der wichtigste ausländische Lieferant für Ja- Abbildung 10 TOP15 Importländer Japans 2018 pan ist die VR China, die mit einem Volumen (Anteil in %) von 174 Mrd. US-Dollar für 23 % aller Im- China, Volksrepublik 23,2% porte Japans verantwortlich zeichnet (vgl. USA 11,2% Abbildung 10). Mit deutlichem Abstand fol- gen die USA (11 %) auf Rang 2 der Her- Australien 6,1% kunftsländer. Aus Australien stammen 6 % Saudi-Arabien 4,5% der japanischen Einfuhren. Mit Saudi-Ara- Korea, Republik 4,3% bien (5 %) und den Vereinigten Arabischen Vereinigte Arabische Emirate 3,7% Emiraten (4 %) befinden sich auch zwei sonstige asiatische Staaten 3,6% OPEC-Staaten unter den TOP15 der Import- Deutschland 3,5% länder Japans. Auf Rang 8 folgt Deutsch- land mit einem Anteil von 3,5 % bzw. einen Thailand 3,3% Importwert in Höhe von 26 Mrd. US-Dollar Indonesien 2,9% als wichtigster Handelspartner Japans in Vietnam 2,8% Europa. Malaysia 2,5% Russische Föderation 2,1% Entsprechend der hohen Bedeutung von Katar 2,0% erdölexportierenden Staaten unter den Be- Kanada 1,6% zugsmärkten Japans ist die wichtigste Wa- rengruppe beim weltweiten Import Erdöl, Quelle: UN Comtrade, Berechnungen der Hessen Agentur Erdölerzeugnisse und verwandte Waren mit einem Anteil von 13 % (vgl. Abbildung 11). Auf Rang 3 folgt mit knapp 7 % eine weitere Warengruppe – und zwar Gas – aus dem Bereich der Rohstoffe. Davor liegt mit einem Anteil von 8 % die Warengruppe Elektrische Maschinen, Apparate und Geräte. Dabei sind die wichtigsten Untergruppen ähnlich wie beim Export insbesondere Transistoren und integrierte Schaltkreise, was die internationale Arbeitsteilung in diesem Bereich un- terstreicht. Das vierthöchste Importvolumen entfällt auf die Warengruppe der Nachrich- tentechnik; Bild- und Tongeräte. Hierzu zählen insbesondere Mobiltelefone. Abbildung 11 TOP5 Importgüter Japans weltweit und aus Deutschland 2018 Welt Deutschland Erdöl, Erdölerzeugnisse 13,3% Straßenfahrzeuge 27,5% und verwandte Waren Medizinische und Elektrische Maschinen, 8,1% pharmazeutische 16,5% Apparate, Geräte Erzeugnisse Mess-, Prüf- und Gas 6,6% 7,4% Kontrollinstrumente Nachrichtentechnik; Bild- Elektrische Maschinen, 5,4% 6,2% und Tongeräte Apparate, Geräte Bekleidung und Sonstige Maschinen, 4,0% 5,8% Bekleidungszubehör Apparate und Geräte Quelle: UN Comtrade, Berechnungen der Hessen Agentur 15
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Die bedeutendsten Warengruppen des japanischen Imports aus Deutschland unter- scheiden sich deutlich von den weltweiten Importen Japans und spiegeln die Stärken der deutschen Wirtschaft wider. Aus Deutschland bezieht Japan vor allem Straßenfahrzeuge (28 %). Weltweit folgen auf Straßenfahrzeuge meist Warengruppen mit Maschinenbau- erzeugnissen. Im Falle Japans liegt mit einem Anteil von 17 % aller japanischen Importe aus Deutschland hingegen die Warengruppe medizinische und pharmazeutische Er- zeugnisse auf Rang 2. Es folgt die Warengruppe Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente (7 %) – hier insbesondere automatisierte Kontrollinstrumente und optische Erzeugnisse. Bei den weiteren Warengruppen elektrische Maschinen, Apparate und Geräte (6 %) so- wie diverse Maschinenbauerzeugnisse (6 %) lassen sich in den Untergruppen keine ex- pliziten Schwerpunkte identifizieren. Ausländische Direktinvestitionen Die Aktivitäten von international tätigen Unternehmen beschränken sich nicht nur auf den Export und den Import von Waren, sondern umfassen auch Direktinvestitionen im Aus- land (FDI). Hierunter fallen vielfältige investive Maßnahmen wie die Errichtung von Pro- duktionsstätten, der Betrieb einer Vertriebsniederlassung oder die Übernahme von bzw. die Beteiligung an einem Unternehmen. Die japanische Wirtschaft hält – wie auch andere hochentwickelte Volkswirtschaften – einen umfangreichen Bestand von Investitionen im Ausland. Im Jahr 2017 betrug der FDI-Bestand 1,5 Billionen US-Dollar – gemäß den An- gaben der UNCTAD belegte Japan damit weltweit Rang 6. Der FDI-Bestand Japans im Ausland hat sich zwischen 2000 und 2017 mehr als verfünffacht (vgl. Abbildung 12). Abbildung 12 FDI-Bestand japanischer Unternehmen weltweit 2000-2017 in Mrd. US-Dollar 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: UNCTAD, Berechnungen der Hessen Agentur Zu den Zielländern der japanischen Investitionen im Ausland liegen keine aktuellen An- gaben vor. Für das Jahr 2012 werden in der UNCTAD-Datenbank als wichtigstes Zielland die USA genannt – mit einem Anteil von 28 % an allen FDI. Es folgen die Niederlande sowie China mit jeweils rund 9 %. Auf Deutschland entfiel 2012 ein Anteil von 1,6 %, womit es auf Rang 14 der Zielländer japanischer FDI lag. Zusätzlich zur Auswertung der aggregierten FDI-Volumina der UNCTAD-Datenbank bietet die FDI-Markets Datenbank 16
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan der Financial Times1 Angaben zu FDI-Projekten von Unternehmen weltweit. Mit nahezu 15.000 erfassten Projekten im Zeitraum 2003 und 2019 ist Japan auch in der FDI-Mar- kets Datenbank eines der aktivsten Investorenländer weltweit. Japanische Unternehmen haben zwischen 2003 und 2019 jährlich 750 bis 1.100 Investitionsprojekte im Ausland in Angriff genommen. Gemessen an der Zahl der FDI-Projekte sind China (2.400) und die USA (2.100) mit großem Abstand die wichtigsten Zielmärkte. Es folgen Thailand und In- dien mit je rund 1.000 Projekten sowie Vietnam mit knapp 800 Projekten. Für Deutsch- land und das Vereinigte Königreich sind jeweils knapp 600 Projekte erfasst. Die mit Ab- stand meisten Projekte sind den Bereichen Herstellung (6.900) sowie Marketing und Ver- trieb (3.500) zuzuordnen. Bezogen auf Branchen dominiert der japanische Automobil- sektor: Unternehmen aus der Kfz-Teile-Industrie (1.900) sowie Fahrzeughersteller (900) sind für die meisten FDI-Projekte im Ausland verantwortlich. Es folgen Industrieausrüs- tung (1.600) sowie chemische Industrie (1.000). Der FDI-Bestand ausländischer Unternehmen in Japan stieg zwischen 2000 und 2017 von 50 Mrd. US-Dollar auf 207 Mrd. US-Dollar. Während der FDI-Bestand japanischer Unternehmen sich weltweit zwischen 2000 und 2017 nahezu jedes Jahr steigerte, ist bei der Entwicklung des FDI-Bestands ausländischer Unternehmen in Japan das aus der Export- und Importentwicklung bekannte Muster zu erkennen. Auch aufgrund des Wech- selkurseffektes kommt es nach einem Hochpunkt von 226 Mrd. US-Dollar im Jahr 2011 zu einem Rückgang in 2012 und 2013. Der FDI-Bestand ausländischer Unternehmen in Japan verharrte dann bis 2015 auf dem Niveau von rund 170 Mrd. US-Dollar. In den Jahren 2016 und 2017 ist wieder ein deutlicher Zuwachs zu beobachten. Abbildung 13 FDI-Bestand ausländischer Investoren in Japan 2000-2017 in Mrd. US-Dollar 250 200 150 100 50 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: UNCTAD, Berechnungen der Hessen Agentur 1 Die FDI-Markets-Datenbank der Financial Times erfasst grenzüberschreitende „greenfield invest- ments“, d.h. neue Investitionen und Erweiterungsinvestitionen, aber weder Übernahmen noch Fusio- nen. Zu beachten ist, dass die Daten auf Ankündigungen der Unternehmen basieren. 17
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Wie bei den Zielländern, so liegen auch für die Herkunftsländer von FDI in der UNCTAD- Datenbank lediglich für das Jahr 2012 Einzeldaten vor. Demnach waren die USA mit einem Anteil von 30 % am gesamten FDI-Bestand der wichtigste Investor in Japan. Da- rauf folgten die Niederlande (15 %) und Frankreich (9 %). Deutschland lag mit einem Anteil von 4 % auf Rang 8 der wichtigsten Investoren. In Japan sind nahezu 2.700 FDI- Projekte ausländischer Unternehmen über den Zeitraum 2003 bis 2019 in der FDI-Mar- kets-Datenbank erfasst. Gemessen an der Zahl der Projekte ausländischer Unterneh- men in Japan ist das mit großem Abstand wichtigste Herkunftsland wiederum die USA mit 1.100 Projekten. Dicht nach dem Vereinigten Königreich folgt Deutschland bereits auf Rang 3 mit rund 200 erfassten Projekten. Die Investitionsprojekte umfassen überwie- gend Einrichtungen für Marketing und Vertrieb (1.300). Es folgen mit rund 500 Projekten Einrichtungen zur Erbringung von Dienstleistungen für Unternehmen. Der Blick auf die Branchen mit den meisten Projekten sieht den Software- und IT-Service-Bereich mit 600 Projekten auf Rang 1 – gefolgt von Unternehmensdienstleistern (250), Finanzdienstleis- tungen und Kommunikationstechnologien (je 200). 18
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan 3 Außenwirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Die folgende Analyse der außenwirtschaftlichen Beziehungen zwischen Hessen und Ja- pan thematisiert zum einen den Außenhandel und zum anderen die Direktinvestitionen. Es werden zudem jeweils die entsprechenden Vergleichswerte für Deutschland insge- samt herangezogen, um eine bessere Einordnung der spezifisch hessischen Wirt- schaftsbeziehungen zu Japan in einen breiteren Kontext zu gewährleisten.2 2 Kapitel 2.4 enthält bereits Informationen zum Außenhandel zwischen Deutschland und Japan sowie über die deutsch-japanischen Direktinvestitionsverflechtungen – auf der Basis internationaler bzw. ja- panischer Datenquellen. Diese erlauben eine Einordnung der Beziehungen Japans zu Deutschland in den Kontext der Weltwirtschaft, liefern jedoch keine Informationen zu Hessen. Hessenspezifische Da- ten stellt die Statistik in Deutschland zur Verfügung, die darüber hinaus naturgemäß ebenfalls Daten zu den Beziehungen zwischen Deutschland und Japan anbietet – aus deutschem Blickwinkel. Aus methodischen Gründen weichen die Angaben zu den japanisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen auf der Grundlage japanischer bzw. internationaler Daten in Kapitel 2.4 von den Ausführungen in die- sem Kapitel 3 ab. Dies gilt sowohl in gewissem Maße für die Höhe von Ex- und Import sowie Direktin- vestitionen als auch für die Warenklassifikation. 19
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung 3.1 Außenhandel Methodische Erläuterungen zu den Außenhandelsdaten - Die Angaben beziehen sich auf den Außenhandel mit Gütern, da keine nach Bundesländern differenzierte Daten für den grenzüberschreitenden Dienstleis- tungsaußenhandel vorliegen. - Die Daten für das Berichtsjahr 2018 sind noch vorläufige Angaben. - Es wird nachfolgend auf die jeweilige Ausfuhr und die jeweilige Einfuhr fokus- siert. Anders als auf Bundesebene werden für die Bundesländer Ausfuhr und Einfuhr nach unterschiedlichen Konzepten veröffentlicht: Erstere nach dem Konzept des Spezialhandels, Letztere gemäß dem Erhebungskonzept des Generalhandels. Auf Grund dieser unterschiedlichen Abgrenzungskonzepte wird von einer Saldierung von Ausfuhr und Einfuhr, d.h. gewissermaßen der Berechnung eines hessischen „Außenhandelssaldos“ mit Japan, abgesehen, da die Ergebnisse nicht aussagekräftig sind. Abbildung 14 Export Hessens / Deutschlands nach Japan 2008-2018 Export Hessens nach Japan in Mrd. Euro Export Deutschlands nach Japan in Mrd. Euro Jährliche Veränderung in % Jährliche Veränderung in % in Mrd. in Mrd. Euro Euro 2,0 25 19,5 20,4 1,5 20 17,1 17,1 16,9 17,0 18,3 1,1 1,0 1,2 1,1 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 15,1 1,1 15 12,7 10,9 13,1 1,0 0,8 10 0,5 5 0,0 0 2018* 2018* in % in % 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 50 50 40 40 30 28,8 30 15,4 20,9 15,0 20 20 13,4 7,9 6,8 4,6 10 1,7 10 0,3 0 0 -10 -0,2 -2,6 -2,2 -10 -0,4 -1,0 -20 -5,5 -7,4 -4,3 -20 -14,6 -30 -22,1 -30 * Angaben für 2018 vorläufig. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur 20
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Die hessische Wirtschaft konnte im Jahr 2018 Güter im Wert von insgesamt 1,0 Mrd. Euro in Japan absetzen (vgl. Abbildung 14). Damit nimmt Japan mit einem Anteil von 1,6 % an allen hessischen Exporten den Rang 16 unter den wichtigsten Exportdestinati- onen Hessens ein – nach der Russischen Föderation und vor der Republik Korea. Die hessische Ausfuhr gen Japan hat sich in den letzten Jahren wenig dynamisch entwickelt, (leicht) negative Veränderungsraten prägen das Bild. Dementsprechend fällt das aktuelle Exportvolumen etwas niedriger aus als noch vor zehn Jahren. Der Export Deutschlands insgesamt nach Japan summierte sich 2018 auf 20,4 Mrd. Euro, was mit einem Anteil von 1,6 % ebenfalls dem Rang 16 entspricht. Abweichend von der hessischen Ausfuhr in den ostasiatischen Inselstaat weisen diejenigen Deutschlands ei- nen positiven Trend auf, womit die Exporte des Jahres 2018 klar höher sind als sie es noch zehn Jahre zuvor mit 12,7 Mrd. Euro waren. Der Anteil Japans an den hessischen Exporten ist im Untersuchungszeitraum rückläufig, wie Abbildung 15 visualisiert. Zur Jahrtausendwende betrug der Anteil noch 3,1 %, im Jahr 2018 nur noch 1,6 %. Zwar hat auch aus deutscher Perspektive das Gewicht Ja- pans als Exportmarkt tendenziell abgenommen – doch bei weitem nicht so stark (2000: 2,2 %, 2018: 1,6 %). Abbildung 15 Bedeutung des Exports nach Japan für Hessen / Deutschland 2000-2018 – Anteil Japans am jeweils gesamten Export in % Hessen Deutschland 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,6 1,6 1,5 1,0 0,5 0,0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018* * Angaben für 2018 vorläufig. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur Auf 4,9 Mrd. Euro wird die Einfuhr Hessens aus Japan im Jahr 2018 beziffert, was eine Steigerung um 16,4 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet (vgl. Abbildung 16). Damit ha- ben die hessischen Importe aus Japan bereits das fünfte Jahr in Folge zugelegt. Japan ist für Hessen das achtwichtigste Herkunftsland von Waren ausländischen Ursprungs – knapp hinter dem Vereinigten Königreich und vor Italien. Der Anteil Japans am gesamten hessischen Import liegt 2018 bei 4,9 %, für Deutschland lediglich bei 2,2 % (Rang 15). Der Verlauf der Einfuhr Deutschlands aus Japan im Untersuchungszeitraum entspricht im Wesentlichen dem Hessens, wobei für Deutschland die Zuwächse in den letzten Jah- ren jedoch weniger positiv ausfallen. 21
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 16 Import Hessens / Deutschlands aus Japan 2008-2018 Import Hessens aus Japan in Mrd. Euro Import Deutschlands aus Japan in Mrd. Euro Jährliche Veränderung in % Jährliche Veränderung in % in Mrd. in Mrd. Euro Euro 6 25 23,1 22,5 23,6 21,9 21,9 23,0 23,7 4,9 5 4,2 18,9 19,5 19,0 20,2 20 4 3,2 3,0 3,5 2,8 2,6 3,0 2,7 2,9 3,1 15 3 10 2 1 5 0 0 2018* 2018* in % in % 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 30 30 15,5 20,3 16,4 18,6 20 14,9 20 8,1 8,6 10 4,2 7,1 10 5,0 6,2 4,7 3,4 0 0 -10 -10 -2,5 -7,6 -6,4 -9,0 -7,1 -20 -20 -11,0 -18,1 -30 -30 * Angaben für 2018 vorläufig. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur Abbildung 17 zeigt zum einen, dass der Anteil Japans am gesamten Import Hessens – ungeachtet des Anstiegs in den letzten vier Jahren – 2018 klar niedriger ausfällt als noch zu Beginn des Jahrtausends. Geht man noch weiter zurück, so fällt der Bedeutungsver- lust noch ausgeprägter aus. Die Zeiten, in denen Japan der asiatische Lieferant für Un- terhaltungselektronik aller Art war und asiatische Autos auf hessischen Straßen aus- schließlich aus Japan stammten, sind Vergangenheit. Doch vielleicht stellt der Importan- stieg der letzten Jahre den Beginn einer Belebung der hessisch-japanischen Wirtschafts- beziehungen dar – ggf. unterstützt durch das zum 01.02.2019 in Kraft getretene Freihan- delsabkommen zwischen der EU und Japan. Zum anderen geht aus dem Langzeitver- gleich hervor, dass die Bedeutung Japans für die hessischen Importe über den gesamten Zeitraum – zum Teil deutlich – höher als auf Bundesebene ist. Hierbei dürfte sich auch die starke Position des Flughafens Frankfurt im internationalen Frachtverkehr auswirken, da beim Überseehandel dem Transport auf dem Luftweg eine vergleichsweise große Bedeutung zukommt. 22
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Abbildung 17 Bedeutung des Imports aus Japan für Hessen / Deutschland 2008-2018 – Anteil Japans am jeweils gesamten Import in % Hessen Deutschland 10,0 8,0 6,0 4,9 4,0 2,2 2,0 0,0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018* * Angaben für 2018 vorläufig. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur Insgesamt gesehen lassen sich sowohl der Rang Japans unter den Handelspartnern als auch die Entwicklung des Außenhandels mit Japan nur schwerlich mit der Tatsache in Einklang bringen, dass Japan die – gemessen am BIP – drittgrößte Volkswirtschaft der Welt ist. Sicherlich ist die Entfernung beträchtlich (Frankfurt am Main nach Tokyo: gut 9.000 km Luftlinie). Von größerer Bedeutung dürfte jedoch der relativ geringe Offenheits- grad der japanischen Volkswirtschaft sein, also die – etwa im Vergleich zu Deutschland – geringe Integration in den internationalen Kapitalverkehr und Güterhandel. Zur Güterstruktur der Exporte (vgl. Abbildung 18): Was für die hessischen Exporte ins- gesamt gilt, trifft erst recht für die Ausfuhr Hessens nach Japan zu: Spitzenreiter sind Chemie – von Grundstoffen, Düngemitteln und Kunststoffen über Farben bis hin zu Kör- perpflegemitteln – und Pharma mit einem Anteil von zusammen 45 %, was einem Ex- portwert von 450 Mio. Euro entspricht. Mit deutlichem Abstand belegen Maschinen „Made in Hessen“ (14 %) sowie feinmecha- nische und optische Erzeugnisse (13 %) die Ränge zwei und drei der hessischen Exporte gen Japan im Jahr 2018. Zur letztgenannten Warengruppe zählen nicht nur die Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, optische und fotografische Geräte sowie Uhren, sondern auch medizinische Geräte. Auf diese drei Warengruppen, d.h. Chemie / Pharma, Maschinen sowie Feinmecha- nik / Optik, entfielen somit fast drei Viertel der hessischen Exporte 2018 in Richtung Ja- pan – eine hohe Konzentration. Die auf Bundesebene mit Abstand wichtigste Exportgü- tergruppe im Handel mit Japan, nämlich Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör mit ei- nem Exportanteil von 34 %, folgt in Hessen erst auf dem sechsten Rang mit einem Anteil von nur 4 % der hessischen Ausfuhr nach Japan. Es handelt sich hierbei ganz überwie- gend um Erzeugnisse der Zuliefererindustrie, denn General Motors / Opel hat sich im Jahr 2006 aus dem japanischen Markt zurückgezogen. 23
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Abbildung 18 TOP6 der hessischen Exportgüter 2018* nach Japan sowie Vergleichswerte für Hessen weltweit und für Deutschland nach Japan 45 Chemische und pharmazeutische Erzeugnisse 29 22 14 Maschinen 12 13 13 Feinmechanische und optische Erzeugnisse 7 11 8 Elektrotechnische Erzeugnisse 11 7 5 Eisen- und Metallwaren 6 3 4 Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör 11 34 0 10 20 30 40 50 Hessen-Japan Hessen insgesamt Deutschland-Japan Anteil in % * Angaben für 2018 vorläufig. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur Welche Güter nehmen im Gegenzug den Weg von Japan nach Hessen? Im Jahr 2018 importierte Hessen für 1,1 Mrd. Euro elektrotechnische Erzeugnisse aus Japan, was 23 % aller hessischen Importe aus Japan sind – und damit der erste Rang (vgl. Abbildung 19). Gut die Hälfte dieser Erzeugnisse sind elektronische Bauelemente, vor allem Microchips. Als Lieferant elektrotechnischer Erzeugnisse für Hessen ist Japan die Num- mer 3 hinter der VR China und Vietnam. Auf Bundesebene sind es hingegen Maschinen, die mit einem Anteil von 22 % die wichtigste Importwarengruppe aus Japan stellen. 21 % der hessischen Importe aus Japan des Jahres 2018 sind Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör. Komplette Fahrzeuge der japanischen Automobilindustrie stellen dabei rund drei Viertel der Importe, Fahrzeugteile fast den ganzen Rest. Ebenfalls zu den TOP3 der hessischen Importgüter aus Japan zählt die Warengruppe „Sportgeräte, Musikinstrumente, Spielwaren“ mit einem Importanteil von 12 %, wobei es sich fast ausschließlich um Spielwaren handelt. Leider werden auf Bundesländerebene keine tiefer gegliederten Daten zu importierten Spielwaren veröffentlicht. Das Know-how Japans im Bereich der Elektronik sowie der Vergleich mit den von Deutschland insge- samt importierten Spielwaren legen jedoch nahe, dass es sich zum Großteil um Video- spielkonsolen handelt, die natürlich nicht nur für hessische Kinder (und Erwachsene?) bestimmt sind. Diese drei Warengruppen zeichnen wesentlich für den kräftigen Anstieg der hessischen Importe aus Japan in den letzten drei Jahren verantwortlich. 24
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hessen und Japan Abbildung 19 TOP5 der hessischen Importgüter 2018* aus Japan sowie Vergleichs- werte für Hessen weltweit und für Deutschland aus Japan 23 Elektrotechnische Erzeugnisse 16 21 21 Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör 11 16 12 Sportgeräte, Musikinstrumente, Spielwaren 1 3 11 Feinmechanische und optische Erzeugnisse 7 12 11 Maschinen 11 22 0 5 10 15 20 25 Hessen-Japan Hessen insgesamt Deutschland-Japan Anteil in % * Angaben für 2018 vorläufig. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur 3.2 Direktinvestitionen Neben den Handelsbeziehungen zwischen zwei Ländern äußern sich wirtschaftliche Ver- flechtungen auch in gegenseitigen Investitionsaktivitäten – d. h. von hessischen Unter- nehmen in Japan (aktive Direktinvestitionen) bzw. von Unternehmen aus Japan in Hes- sen (passive Direktinvestitionen). Die Motive für derartige ausländische Direktinvestitio- nen bzw. Foreign Direct Investments (FDI) können mannigfaltig sein. Beispiele sind die Erschließung eines neuen Absatzmarktes durch den Aufbau eines Vertriebsnetzes vor Ort im Ausland oder die Errichtung einer ausländischen Tochtergesellschaft, um markt- nah produzieren oder Dienstleistungen erbringen zu können. Aber auch die Übernahme eines ausländischen Konkurrenten, Investitionen in Finanzanlagen im Ausland oder die Gründung einer ausländischen Tochtergesellschaft zwecks einfachem Zugang zum dor- tigen Kapitalmarkt zählen dazu. Die Beteiligungsstrukturen sind oftmals komplex. So existieren neben 100 %-Beteiligungen z. B. Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen, Joint-Ventures von Unternehmen unterschiedlicher Staaten, mittelbare und unmittelbare Beteiligungen sowie Beteiligungen, die gewissermaßen „auf dem Umweg“ über andere Länder hinweg gehalten werden. Der Direktinvestitionsbegriff der nachfolgend vorgestellten Daten der Bundesbank geht dementsprechend weit über die idealtypische neue Produktionsstätte des ausländischen Investors auf der grünen Wiese („greenfield investment“) hinaus. Bei der Interpretation der Angaben ist insbesondere zu beachten: 25
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Methodische Erläuterungen zu den Direktinvestitionsdaten - Als Direktinvestition gelten grenzüberschreitende Anteile am Kapital oder an den Stimmrechten eines Unternehmens von mindestens 10 %. Mittelbare Be- teiligungen werden dann einbezogen, wenn sie mehrheitlich gehalten werden. - Die Direktinvestitionsbestände werden – stark vereinfacht – aus dem Beteili- gungskapital unter Berücksichtigung der wechselseitigen Kreditbeziehungen berechnet. Somit können die Direktinvestitionen durch so genannte „reverse investments“ auch negative Werte annehmen. - Die Daten für das Berichtsjahr 2017 sind noch vorläufig. - Direktinvestitionsobjekte werden erst ab einer Bilanzsumme von über drei Mio. Euro erfasst. Die Direktinvestitionsbeziehungen zwischen Hessen bzw. Deutschland und Japan in den letzten fünf Jahren sind in Tabelle 6 wiedergegeben. Zum Ende des Jahres 2017 belief sich der hessische Direktinvestitionsbestand in Japan (aktive Direktinvestitionen, vgl. den oberen Tabellenteil) auf 2,2 Mrd. Euro bzw. auf 1,2 % der gesamten hessischen Di- rektinvestitionen im Ausland. Für Deutschland insgesamt steht ein Volumen von 13,2 Mrd. Euro und damit ein nahezu gleich hoher Anteil von 1,1 % an allen Direktinves- titionen Deutschlands weltweit zu Buche. Was die Entwicklung anbelangt, so sind die Direktinvestitionen Hessens in Japan nach einem Anstieg zwischen 2013 und 2016 im Jahr 2017 gesunken. Letzteres gilt auch für den Bund. Welches Bild zeichnen die passiven Direktinvestitionen? Diese liegen in zwei Darstel- lungsformen vor: Zum einen die gebräuchliche Darstellung nach dem Kapitalgeberland (vgl. den Mittelteil der Tabelle) und zum anderen die erst ab dem Berichtsjahr 2014 ver- fügbare ergänzende Darstellung nach dem Sitzland der Konzernspitze (vgl. den unteren Teil der Tabelle). Die Direktinvestitionsbestand Japans in Hessen zum Jahresende 2017 wird mit 3,1 Mrd. Euro angegeben, was einem Anteil von 2,9 % an allen FDI in Hessen entspricht. Die Direktinvestitionen aus Japan in Hessen sind im betrachteten Zeitraum kontinuierlich an- gestiegen und liegen damit aktuell klar höher als noch im Jahr 2013 mit 1,9 Mrd. Euro. Letzteres gilt auch auf Bundesebene, wo 19,8 Mrd. Euro im Jahr 2017 ein Betrag von 16,8 Mrd. Euro im Jahr 2013 gegenübersteht. Die ergänzende Darstellungsform der passiven Direktinvestitionen nach dem Sitzland der Konzernspitze weist einen höheren Direktinvestitionsbestand Japans in Hessen von 5,1 Mrd. Euro aus (Deutschland: 29,7 Mrd. Euro). Wie ist dieser Unterschied zu erklä- ren? 26
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