Erfolgreich mit älteren Mitarbeitern - Handlungsfelder, Praxistipps und bayerische Unternehmensbeispiele einer demografiefesten Personalpolitik ...

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Erfolgreich mit älteren Mitarbeitern - Handlungsfelder, Praxistipps und bayerische Unternehmensbeispiele einer demografiefesten Personalpolitik ...
Erfolgreich mit älteren
Mitarbeitern

Handlungsfelder, Praxistipps und bayerische Unternehmensbeispiele
einer demografiefesten Personalpolitik

             Industrie- und Handelskammern
             in Bayern
Erfolgreich mit älteren Mitarbeitern - Handlungsfelder, Praxistipps und bayerische Unternehmensbeispiele einer demografiefesten Personalpolitik ...
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V o r wo r t

Vorwort

D         er demografische Wandel geht auch an Bayern nicht
          spurlos vorüber. Allerdings sind hier die prognosti-
          zierten alterstrukturellen Veränderungen nicht ganz
so gravierend wie andernorts in Deutschland. Dennoch müssen
sich Wirtschaft und Gesellschaft auch hierzulande den
                                                                  Antworten auf diese Frage gibt diese Broschüre. Sie zeigt
                                                                  Ihnen, was Sie in Ihrem Betrieb als Eigentümerin bzw. Eigentü-
                                                                  mer, als Managerin bzw. Manager mit Personalverantwortung
                                                                  oder als Sicherheitsfachkraft für alter(n)sgerechte Arbeitsbe-
                                                                  dingungen tun können und worauf Sie achten sollten. Dazu
Aufgaben stellen, die mit einer älter werdenden Gesellschaft      gibt die Broschüre einen Überblick über die wesentlichen
verbunden sind.                                                   Handlungs- und Themenfelder des betrieblichen Generationen-
                                                                  Managements und liefert praxisorientierte Tipps, mit denen Sie
Insbesondere die Unternehmen sind gefordert, personalpoli-        Ihr Unternehmen demografiefest machen können.
tische Strategien zur Bewältigung der demografischen Heraus-
forderung zu entwickeln und umzusetzen. Schließlich müssen
sie die wirtschaftlichen Herausforderungen schon bald mit
deutlich älteren Belegschaften bewältigen und sich dabei auf
deren Leistungsfähigkeit, Motivation und Kreativität verlassen.
Damit verbunden ist die Frage, wie eine Arbeitswelt gestaltet
sein muss, in der sich auch ältere Beschäftigte wohlfühlen, in
der sie gesund, leistungsfähig und motiviert bleiben.

                         Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Erich Greipl       Peter Driessen
                      Präsident, Bayerischer Industrie- und          Hauptgeschäftsführer, Bayerischer
                            Handelskammertag (BIHK) e. V.            Industrie- und Handelskammertag (BIHK) e. V.

                                                                                                                                   3
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I n ha lt

 3       Vorwort

 6       Kapitel 1
         Blick nach vorn
         Die demografische Entwicklung in Deutschland und Bayern

13       Kapitel 2
         Ergrauende Belegschaften – (k)ein Problem?
         Alter und Arbeitsfähigkeit

17       Kapitel 3
         Arbeitsfähigkeit erhalten, Wettbewerbsfähigkeit sichern!
         Die Handlungsfelder einer demografiefesten Unternehmensführung

21 Kapitel 4
	Wissen, was los ist
         Werkzeuge einer demografiefesten Unternehmensführung

25       Kapitel 5
         Interventionsfeld: Weiterbildung und Qualifikation

29       Kapitel 6
         Interventionsfeld: Gesundheit

33       Kapitel 7
         Interventionsfeld: Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung

37       Kapitel 8
         Interventionsfeld: Unternehmens- und Führungskultur

39       Fazit

         Anmerkung zum Gender-Aspekt
         Diese Broschüre bemüht sich um eine geschlechtergerechte Sprache. Dort, wo das nicht möglich
         ist oder die Lesbarkeit stark eingeschränkt würde, gelten die gewählten personenbezogenen
         Bezeichnungen für beide Geschlechter.

                                                                                                        5
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Blick nach vorn
 Die demografische Entwicklung in Deutschland und Bayern
 In Zukunft weniger
 Die künftige demografische Entwicklung Deutschlands ist         So kann Oberbayern in den kommenden 20 Jahren als einziger
 schnell zusammengefasst: Schon bald werden hier weniger         Regierungsbezirk in Bayern noch mit einer deutlichen Bevölke-
 Menschen leben, die im Durchschnitt älter sein werden. So hat   rungszunahme (+6,5 %) rechnen. Die Regierungsbezirke
 Deutschland aktuell rund 82 Millionen Einwohner, im Jahre       Niederbayern (-1,3 %), Schwaben (-0,9 %) und Mittelfranken
 2031 werden es je nach Zuwanderung im ungünstigsten Fall        (-1,4 %) werden eine relativ stabile Einwohnerentwicklung
 nur noch 77 Millionen sein. Verantwortlich für diese Schrump-   haben und im Jahr 2031 – wenn die demografischen Trends der
 fung ist der stetige Rückgang der Geburtenzahlen und die        Vergangenheit auch in den kommenden 20 Jahren fortbestehen
 Zunahme der Sterbefälle. Ebenfalls eindeutig sind die Modell-   – einen Bevölkerungsbestand nur wenig unter dem heutigen
 rechnungen des Statistischen Bundesamtes hinsichtlich der       Niveau vorweisen können. Weite Teile der Oberpfalz (-3,5 %)
 Zusammensetzung dieser schrumpfenden Bevölkerung nach           – ausgenommen Stadt und Landkreis Regensburg – und
 Altersgruppen: Es wird weniger Kinder und mehr Ältere geben,    besonders die Regierungsbezirke Unterfranken (-6,0 %) und
 die zudem länger leben werden.                                  Oberfranken (-9,3 %) hingegen müssen sich auf merkliche
                                                                 Bevölkerungsverluste einstellen. (Quelle: Statistisches Landes-
 Anders stellt sich die Situation in Bayern dar. Hier wird die   amt Bayern, 2012)
 Bevölkerung nach der aktuellen regionalisierten Bevölkerungs-
 vorausberechnung im Zeitraum von 2011 bis 2031 mit dann         Demnach stehen insbesondere die Regierungsbezirke Oberfran-
 12,61 Mio. Einwohnern nur leicht abnehmen. Das „Bergfest“       ken und Unterfranken vor einem starken Rückgang der
 der demografischen Entwicklung wird dabei bereits 2021          Bevölkerung, während Oberbayern weniger Probleme bekom-
 gefeiert: Bis zu diesem Jahr wird die bayerische Bevölkerung    men wird. Dabei ist es nicht so, dass die Hauptursachen des vor
 sogar noch zunehmen, in den darauf folgenden Jahren geht’s      rund 40 Jahren einsetzenden demografischen Wandels in
 dann langfristig leicht bergab. Wer näher hinschaut, stellt     Oberbayern nicht vorhanden wären. Hier wie anderswo in
 allerdings fest, dass in Sachen Bevölkerungsentwicklung von     Bayern und Deutschland sinken seit 1965 die Geburtenzahlen
 Bayern eigentlich nicht gesprochen werden kann – dazu sind      kontinuierlich, seit 1972 übersteigt zudem die Sterbeziffer in
 die regionalen Unterschiede viel zu groß.                       Deutschland die Geburtenziffer. Dieser sogenannte demogra-

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K apitel 1 | Blick nach vorn

fische Übergang hätte schon seit Anfang der 1970er Jahre zu   allein das Ergebnis der Zuwanderung. Diese wird allerdings
einer Abnahme der Bevölkerung führen müssen. Dass dies in     deutschlandweit die Abnahme der Bevölkerung nicht aufhal-
Deutschland erstmals erst 1997 der Fall war, ist einzig und   ten, sondern nur verzögern.

                                                                  Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, München [2012]

                                                                                                                                                      7
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Im Durchschnitt älter
 Es wird in vielen Regierungsbezirken Bayerns nicht nur weniger                                                                      Mit dem steigenden Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung
 Einwohner geben, diese werden im Durchschnitt auch älter sein.                                                                      steigt selbstverständlich auch das durchschnittliche Alter der
 Während aktuell die mittleren Jahrgänge am stärksten besetzt                                                                        Menschen, die 2030 im erwerbsfähigen Alter sein werden. Auch
 sind, wird im Jahre 2030 folglich die Altersgruppe 60plus den                                                                       hier fällt die Prognose nicht schwer, dass schon bald die über
 größten Anteil mit einem Zuwachs von über 30 % stellen. Die                                                                         45-Jährigen den Hauptanteil bei den Belegschaften stellen
 mittleren und jüngeren Altersgruppen hingegen stehen deutlich                                                                       werden, während die Jüngeren immer weniger werden.
 geschwächt dar. Das bedeutet auch, dass immer weniger                                                                               Die folgenden Grafiken zeigen die wesentlichen demografischen
 Personen im erwerbsfähigen Alter von 20 bis 64 bzw. 66 Jahren                                                                       Entwicklungen für die einzelnen bayerischen Regierungsbezirke.
 zur Verfügung stehen. Die Prognose ist naheliegend, dass einige
 Unternehmen künftig durchaus Probleme bekommen könnten,
 gut qualifiziertes Personal in ausreichender Zahl zu rekrutieren.
 Der Fachkräftemangel wird sich dadurch weiter verschärfen.

                                                                                                              Durchschnittsalter                                                                              2010
                                                                                                                                                                                                              2030
                                   50                                                             48,7
    Durchschnittsalter in Jahren

                                                                          47,9                                                                                            47,7
                                   48                                                                                                             47,4
                                                   46,8                                                                   46,9                                                                                        46,6
                                   46                                                                                                                                                             45,3
                                                                                         44,2
                                   44      43,3                   43,4                                                                                            43,0
                                                                                                                  42,9                    42,9                                                                42,9
                                                                                                                                                                                         42,4
                                   42

                                   40
                                                          k                       k                       k                      irk                     irk                      k                       k            rn
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                                                                                                                    Durchschnittsalter in Jahren; (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, 2012)

                                                                                                               Jugendquotient                                                                                   2010
                                                                                                                                                                                                                2030
                                   35                                                                             34,1

                                   33                                                                                                                             32,5
    Jugendquotient*

                                                                                                                                          31,9                                                                31,7
                                                                  31,4                                                    31,3
                                           30,8                                          30,9                                                                                            31,0
                                   31                                                                                                                                                             30,2
                                                                                                                                                                          29,6                                        29,9
                                                   29,5                                                                                           29,3
                                                                           29
                                   29                                                             28,5

                                   27
                                                         irk                    irk                     irk                        k                       k                    irk                       k            rn
                                                      ez                     ez                      ez                      e zir                   e zir                   ez                     ez
                                                                                                                                                                                                       ir            ye
                                                    b                      b                       b                      sb                      sb                       b                     sb              Ba
                                                  gs en                  gs n                   gs                       g                       g                       gs n                  g
                                                un ank                 un nke                 un ken                   un n                  r un lz                 r un ayer               un rn
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                                                                   e r
                                                                 gi fra
                                                                                          e r
                                                                                        gi ra
                                                                                                 n                 e r
                                                                                                                 gi ab
                                                                                                                           e               e
                                                                                                                                         gi fa
                                                                                                                                                                   e
                                                                                                                                                                 gi rb                  g ier aye
                                        Re itte                Re nter                Re berf                  Re hw                   Re berp                 Re iede                Re berb
                                          M                      U                      O                        Sc                      O                       N                      O

                                               * Jugendquotient: Anzahl 0-19-Jährige je 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren; (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, 2012)

8
Erfolgreich mit älteren Mitarbeitern - Handlungsfelder, Praxistipps und bayerische Unternehmensbeispiele einer demografiefesten Personalpolitik ...
K apitel 1 | Blick nach vorn

                                                                                            Altenquotient
                                                                                                                                                                                       2010
                                                                                55,4                                                                                                   2030
                 56                                     52,4                                                                                       51,1
                                                                                                      49                   49,7
                 49              47,3                                                                                                                                                        46,6
Altenquotient*

                                                                                                                                                                          40,6
                 42
                                                                       34,5                   33,2
                 35      32,7                   32,6                                                                                                                                  31,9
                                                                                                                    30,9                   31,4                   30,7

                 28
                                       irk                    irk                     irk                     k                     k                    irk                      k            rn
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                                                                        e r
                                                                      gi ra
                                                                               n
                                                                                              g ier aben            g ier falz              e r
                                                                                                                                          gi rb                  g ier aye
                      Re itte                Re nter                Re berf                 Re hw                 Re berp               Re iede                Re berb
                        M                      U                      O                       Sc                    O                     N                      O

                           * Altenquotient: Anzahl 65-Jährige oder Ältere je 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahre ; (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, 2012)

      Pra xisbericht – Über den Tag hinaus gedacht

      Über den Tag hinaus gedacht

      Branche: 	Nahrungsmittel
      Unternehmen: Andechser Molkerei Scheitz GmbH,
                   Andechs
      Beschäftigte:                 ca. 180

      Nachhaltige Produkte erfordern auch eine nachhaltige                                                         hervorragende Abschlussprüfungen von sich Reden.
      Personalstrategie: Die Andechser Molkerei Scheitz                                                            Qualifikation hat ohnehin einen hohen Stellenwert in
      bietet Jugendlichen vielfältige Ausbildungschancen                                                           dem oberbayerischen Unternehmen. Regelmäßig wird
      und fördert zugleich die Beschäftigung älterer                                                               der Schulungsbedarf ermittelt, Fortbildungen werden
      Arbeitnehmer. So ist das oberbayerische Traditionsun-                                                        unabhängig vom Alter und der Betriebszugehörigkeit
      ternehmen gut gerüstet für den demografischen                                                                angeboten. Auch bei langfristigen Karriereschritten wie
      Wandel.                                                                                                      Meisterkursen unterstützt die Andechser Molkerei
                                                                                                                   Scheitz ihre Beschäftigten, etwa durch Freistellungen.
      Wenn die Zahl der Schulabgänger kleiner und der
      Mangel an Fachkräften größer wird, kommt es darauf                                                           Auch für ältere Arbeitnehmer ist in der Andechser
      an, den Nachwuchs frühzeitig an ein Unternehmen zu                                                           Molkerei Scheitz ein Platz. Gute Arbeitsbedingungen
      binden. Die Andechser Molkerei Scheitz hat deshalb seit                                                      und eine ganze Reihe von Angeboten zur betrieblichen
      Jahren mehr als zehn Auszubildende im Unternehmen                                                            Gesundheitsförderung sichern die Beschäftigungsfähig-
      – bei 178 Beschäftigten eine beachtliche Quote. „Auf                                                         keit langfristig. Bei Neueinstellungen sind Leistungswil-
      die Förderung von Nachwuchskräften legen wir großen                                                          le und Kompetenz ausschlaggebend, nicht das Alter,
      Wert und sehen diese als wichtigen Baustein zur                                                              sodass auch über 50-Jährige eine reelle Chance auf
      erfolgreichen Unternehmensentwicklung. Für uns als                                                           einen Job haben. Für seine vorbildliche Personalpolitik
      mittelständisches Unternehmen der Milchwirtschaft ist                                                        wurde das Unternehmen im Rahmen des Wettbewerbs
      es elementar ein fundiertes Aus- und Fortbildungspro-                                                        „Unternehmen mit Weitblick“ ausgezeichnet.
      gramm für Mitarbeiter bieten zu können. Damit bleiben
      wir als Arbeitsgeber heute und in Zukunft attraktiv“, ist
      sich Geschäftsführerin Barbara Scheitz sicher.                                                               Ansprechpartnerin:
                                                                                                                   Irmgard Strobl (Marketingleitung)
      Das Kalkül geht auf: Die Auszubildenden in den fünf                                                          Telefon: 08152 - 37 93 42
      Ausbildungsberufen des Unternehmens machen durch                                                             E-Mail: irmgard.strobl@andechser-molkerei.de

                                                                                                                                                                                                    9
Erfolgreich mit älteren Mitarbeitern - Handlungsfelder, Praxistipps und bayerische Unternehmensbeispiele einer demografiefesten Personalpolitik ...
Wie schnell ist
     nichts getan!
     Bayerische Unternehmen, die sich angesichts der vergleichs-
     weise stabilen Bevölkerungsperspektive bis zum Jahre 2030
     entspannt zurücklehnen, könnten das schon bald bereuen.
     Denn der demografische Wandel ist auch in Bayern in vollem
     Gange, wenngleich er regional sehr unterschiedlich ausgeprägt
     ist. So erscheint die „Boomregion“ Oberbayern zweifellos ein
     wenig abgekoppelt vom allgemeinen demografischen Trend,
     sowohl was Zuwachs als auch was die Entwicklung der
     Altersstruktur angeht. Allerdings „schönen“ die oberbaye-
     rischen Zahlen die Zahlen für Gesamtbayern, was Unternehmen
     außerhalb Oberbayerns in falscher Sicherheit wiegen könnte. In
     zahlreichen Regionen sieht es demografisch alles andere als
     gut aus!

     Aber auch Unternehmen in jenen Landkreisen, die dank Zuwan-
     derung hinsichtlich ihrer Bevölkerung wachsen oder zumindest
     nur gering schrumpfen, müssen in Sachen Demografiefestigkeit
     aktiv werden. Denn ob die „Zuagroasten“ z. B. die richtige
     Qualifikation bzw. Ausbildung im Reisegepäck haben, weiß           Links & Literatur
     heute noch kein Mensch. Nicht vergessen werden sollte zudem,
     dass in allen Regierungsbezirken und nur mit Ausnahme einiger      • Für Deutschland finden Sie Infos rund um die
     weniger Landkreise der Altersdurchschnitt der Bevölkerung und        Bevölkerungsentwicklung auf den Seiten des
     damit auch der Belegschaften weiter steigen wird. So werden          Statistischen Bundesamt Deutschland –
     für Produktion und Innovation in den Unternehmen immer               www.destatis.de.
     mehr die über 50-Jährigen verantwortlich sein, während die           Um diese einzusehen, müssen Sie nur auf der
     jüngeren Jahrgänge immer schwächer vertreten sein werden.            Startseite links den Menüpunkt „Bevölkerung“
                                                                          anklicken. Hier können Sie auch das Heft 1 der
     Insofern sind auch die bayerischen Unternehmen gut beraten,          Reihe „Demographischer Wandel in Deutschland“
     sich mit den Herausforderungen des demografischen Wandels            herunterladen, dass den Titel „Bevölkerungs- und
     zu befassen. Es gilt einerseits so attraktive Arbeitsbedingungen     Haushaltentwicklung im Bund und in den
     zu schaffen, dass ein Unternehmen im Wettbewerb um jüngere           Ländern“ (2011) trägt. Interessant ist auch die
     Bewerber mithalten kann und auch künftig noch ausreichend            Broschüre „Bevölkerung Deutschland bis 2060“,
     Personal rekrutieren kann. Und es geht andererseits darum, die       die das Statistische Bundesamt anlässlich einer
     Arbeitsbedingungen so gut und ergonomisch zu gestalten, dass         Pressekonferenz 2009 herausgegeben hat und
     die Mitarbeiter ihre Aufgaben bis zum Erreichen des gesetz-          welche die Ergebnisse der 12. Koordinierten
     lichen Rentenalters auch tatsächlich erfüllen können. Wie das        Bevölkerungsvorausberechnung verständlich
     gehen kann, davon handeln die nächsten Kapitel.                      zusammenfasst.
                                                                        • Für Bayern hat das Bayerische Landesamt für
                                                                          Statistik und Datenverarbeitung alle relevanten
                                                                          Informationen zusammengestellt:
                                                                          www.statistik.bayern.de/statistik/
                                                                          Wenn Sie auf der Startseite links oben den
                                                                          Menüpunkt „Statistik“ anklicken, gelangen Sie
                                                                          zum Portal „Demographischer Wandel“. Hier
                                                                          finden Sie alle Zahlen und Prognosen für Bayern,
                                                                          die Regierungsbezirke und Regionen, für die
                                                                          Landkreise und kreisfreien Städte sowie für die
                                                                          Gemeinden.

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K apitel 1 | Blick nach vorn

Pra xisbericht – Den K arrierestau umgehen

Den Karrierestau umgehen

Branche:        Unterhaltungselektronik
Unternehmen: 	Loewe Opta GmbH, Kronach
Beschäftigte:   ca. 1000

Veränderungen in der Alterstruktur von Unternehmen       coachings, die in enger Zusammenarbeit mit der
erschweren den Aufstieg – und blockieren Innovati-       Universität Bamberg durchgeführt werden.
onspotenziale. Die Loewe AG hat im Rahmen des
EU-geförderten Projekts „Wertflex“ wirksame              Daneben tut Loewe viel, um die Gesundheit der
Alternativen gefunden.                                   Mitarbeiter zu erhalten und zu fördern. So werden
                                                         gemeinsam mit der AOK regelmäßig Check-ups
Eine längere Lebensarbeitszeit und eine größere Zahl     angeboten. Gemeinsam mit lokalen Sportvereinen und
von Beschäftigten über 40 wirken sich unmittelbar auf    Einrichtungen organisiert das Unternehmen unter-
die Karrierechancen der Jüngeren im Unternehmen aus:     schiedliche sportliche Aktivitäten. Damit das Sitzen
Der Weg nach oben ist über Jahre hinaus blockiert. Bei   nicht zur Last wird, gibt es Ausgleichsgymnastik am
der Loewe AG verstärken die an sich gewünschten          Arbeitsplatz. Nicht zuletzt kümmert sich Loewe auch
flachen Hierarchien diesen Effekt. Für Loewe war es      um die geistige Fitness der Beschäftigten und lässt
deshalb wichtig, eine Umgehung für den Karrierestau zu   derzeit wissenschaftlich untersuchen, inwieweit
schaffen und der nachrückenden Generation neue Karri-    bestimmte Trainingsformen auch zur Steigerung der
erepfade zu ebnen. Ohne diesen „Bypass“ würde die        kognitiven Leistungsfähigkeit beitragen können.
Innovationsfähigkeit des Technologieunternehmens auf
die Dauer leiden.
                                                         Ansprechpartner:
Neben der üblichen Führungslaufbahn mit ihren drei       Werner Kotschenreuther
Ebenen werden in dem oberfränkischen Unternehmen         (Leiter Personal- und Sozialwesen)
nun alternative Projekt- und Fachlaufbahnen angebo-      Telefon: 09261 - 99-316
ten. Fach- und Führungskräfte haben dadurch die          E-Mail: werner.kotschenreuther@loewe.de
Möglichkeit, sich ihrer persönlichen Kompetenz und
Neigung entsprechend kontinuierlich weiterzuentwi-
ckeln. Unterstützt werden sie dabei durch Individual-

                                                                                                                11
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K apitel 2 | Ergrauende Belegschaften – (k)ein Problem?

Ergrauende Belegschaften – (k)ein Problem?
Alter und Arbeitsfähigkeit
Wettbewerbsfähig mit Älteren?
In den nächsten Jahren stehen immer mehr Beschäftigte im        längst wissenschaftlich widerlegt, wonach Altern generell und
mittleren und höheren Alter immer weniger Jüngeren gegenü-      schicksalhaft mit der Einbuße von Fähigkeiten auf allen Ebenen
berstehen. Kann das funktionieren? Wie steht es um die          verbunden ist. Zwar verliert der Mensch im Regelfall im Alter
Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit in Bayern, wenn in den    an Muskelkraft sowie an Schnelligkeit, ebenso lassen die
kommenden Jahren immer mehr ältere Beschäftigte am              Sinnesorgane Augen und Ohr in ihrer Leistungsfähigkeit nach.
Computermonitor sitzen und an der Werkbank stehen? Werden       Die Frage ist allerdings, ob diese Einschränkungen durch die
diese dann tatsächlich – wie vom Gesetzgeber bereits be-        gesammelten Erfahrungen nicht wettgemacht werden können,
schlossen – bis zur Rente mit 67 arbeiten, wo doch heute        zumal eine Brille, bessere Beleuchtung, ein Hörgerät oder
schon viele ihren 60. Geburtstag nicht mehr am Arbeitsplatz     Ähnliches in vielen Fällen die nachlassende körperliche
erleben, sondern gesundheitsbedingt oder aufgrund ihrer         Leistungsfähigkeit kompensieren können.
eigenen Lebensplanung früher in Renten gehen? Bleibt der
Wirtschaftsstandort Bayern auch weiterhin wettbewerbsfähig,
wo doch ältere Beschäftigte nach gängiger Meinung häufiger
                                                                Ältere sind anders leistungsfähig
krank, weniger belastbar und leistungsfähig sowie kaum          Was in vielen Personalabteilungen oft noch unbekannt ist:
lernfähig sind?                                                 Viele Fähigkeiten und Eigenschaften des Menschen bleiben
                                                                vom Altersgang unberührt, andere reifen sogar erst im fortge-
Eindeutig ja, vorausgesetzt die Unternehmen nehmen die          schrittenen Alter. So haben nach Erkenntnissen der Bundesan-
Herausforderungen der demografischen Entwicklung an und         stalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ältere
richten den Blick verstärkt auf das Altersmanagement in ihren   Beschäftigte vor allem die folgenden Stärken:
Betrieben. Denn entgegen allen Vorurteilen ist die Annahme

                                                      Urteilsfähigkeit

                                                                                        Weisheit und Erfahrung
                   Sorgfalt
                                                           Kommunikationsfähigkeit

          Toleranz
                                                                                                 Arbeitsethik
                                                   Motivation

  Loyalität, Verantwortung                                                 Stabilität

                                                                                   komplexes Problemlösen
                          Arbeitserfahrung

                                                         gute Risikoeinschätzung

                                                                                                                                 13
Personalverantwortliche mit Erfahrung im Umgang mit älteren
 Beschäftigten bestätigen diese wissenschaftlichen Erkenntnisse
 (Fußnote: Eigenschaften von Arbeitnehmern aus Sicht von
 Personalverantwortlichen – Jüngere und Ältere im Vergleich,
 Brussig 2005). Sie attestieren den „Silberrücken“ in ihren Be-
 legschaften mehr Erfahrungswissen und Arbeitsdisziplin, eine
 solide Einstellung zur Qualität, mehr Zuverlässigkeit und Loya-
 lität im Vergleich zu den jüngeren Kolleginnen und Kollegen.
 Diese wiederum können bei Kreativität, der Lernbereitschaft,
 der Lernfähigkeit, der Flexibilität und auch bei der körperlichen
 Belastbarkeit punkten. Insofern spricht vieles für altersge-
 mischte Belegschaften, in der sich die jeweiligen Stärken und
 Schwächen ergänzen und ausgleichen. Und tatsächlich belegen
 zahlreiche Studien, dass solche heterogenen Belegschaften
 häufig auch wirtschaftlich die erfolgreicheren sind.

 Warum Ältere oft alt aussehen
 Trotz dieser positiven Beurteilung erreichen nach wie vor viele
 Beschäftigte das gesetzliche Rentenalter nicht in Arbeit – sie
 sind vorzeitig verschlissen und scheiden häufig im besten Alter
 gesundheitsbedingt aus dem Erwerbsleben aus. Ursächlich
 verantwortlich dafür ist häufig weniger das Alter selbst, als
 vielmehr die Bedingungen, unter denen die Betroffenen jahr-
 zehntelang ihre Arbeit verrichtet haben. Immer noch werden
 viele Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz einseitig und damit
                                                                     Links & Literatur
 fehlbelastet. Das trifft auf das Dauersitzen bei der Bildschirm-
 arbeit ebenso zu wie auf wenig abwechselungsreiche Überwa-
                                                                     • Wenn Sie sich näher über den Zusammenhang
 chungstätigkeiten in der Werkshalle. Grundsätzlich gilt: Wer
                                                                       von Altern, Arbeit und Arbeitsfähigkeit informie-
 immer das gleiche machen muss, wessen Arbeit monoton ist,
                                                                       ren möchten, haben Sie dazu hier Gelegenheit:
 wer ständig physisch und/oder psychisch unter- oder über-
                                                                       Unter www.pfiffprojekt.de/pfiff1 finden Sie
 fordert ist, läuft Gefahr krank zu werden und das Rentenalter
                                                                       zahlreiche Informationen zum Einfluss der
 nicht im Beruf zu erreichen.
                                                                       Arbeitsgestaltung auf die geistige Gesundheit und
                                                                       Leistungsfähigkeit von älter werdenden Beschäf-
 Insofern ist die vermeintliche (und auch häufig tatsächlich)
                                                                       tigten. Das Projekt Pfiff ist ein von INQA geför-
 schlechtere Arbeitsfähigkeit Älterer keineswegs biologisch
                                                                       dertes Gemeinschaftsprojekt mit vielen Partnern
 zwingend – und damit auch nicht unvermeidlich. Wesentliche
                                                                       aus Wissenschaft und Industrie, welches das Ziel
 Leistungsvoraussetzungen wie Gedächtnis, Problemlösekompe-
                                                                       verfolgt, Mittel und Wege zum Erhalt und Ausbau
 tenz, Kreativität, Kommunikations-, Innovations- und Lernfä-
                                                                       der intellektuellen Fähigkeiten von älteren
 higkeit sind allerdings stark von den Reizen beeinflusst, denen
                                                                       Arbeitnehmern zu erforschen und für die betrieb-
 der Mensch im Laufe seine Berufslebens ausgesetzt war und
                                                                       liche Praxis aufzubereiten.
 ist. Wer als Arbeitgeber auch in Zukunft noch gesunde, moti-
 vierte und leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter         • Ebenfalls interessant ist der Aufsatz von Gunda
 beschäftigen möchte, die zudem lernfähig und somit flexibel           Maintz, „Arbeit bis 67? – Überlegungen aus
 einsetzbar sind, der sollte heute folglich Arbeitsbedingungen         arbeitsmedizinischer Sicht“. Eine Downloadmög-
 und Aufgabenzuschnitte anbieten, die angemessen fordern und           lichkeit finden Sie unter www.baua.de, Suchwort:
 fördern. Wie das genau gehen kann, welchen Einfluss Sie als           „Arbeiten bis 67?“
 Arbeitgeber für den Erhalt und den Ausbau der Arbeitsfähigkeit
 Ihrer Beschäftigten haben, ist Thema der nächsten Kapitel.

14
K apitel 2 | Ergrauende Belegschaften – (k)ein Problem?

Pra xisbericht – Heute schon arbeiten wie morgen!

Heute schon arbeiten wie morgen!
Branche:      Automobilbau
Unternehmen: BMW AG, Werk Dingolfing
Beschäftigte: ca. 18 000 (am Standort)

Das „Produktionssystem 2017“ im Dingolfinger                 Arbeitsumfeld gesorgt haben – von gelenkschonenden Holzfuß-
BMW Werk 2.1                                                 böden, über schwenkbare Monitore mit größerer Schrift, über
                                                             Lupen, ergonomische Sitzmöglichkeiten bis hin zu Themen wie
Im Jahr 2007 wurde unter dem Dach des BMW Group              belastungsoptimierte Arbeitsplatz-Rotation oder Anpassung der
Demographie-Projekts „Heute für morgen“ das Pilotprojekt     Schicht- und Arbeitszeitmodelle.
„Produktionssystem 2017“ im Dingolfinger BMW Werk 2.1
gestartet.                                                   Zudem wurde – vorgelebt durch die Führungskräfte – eine
Ziel war es, erstmals in einem hochproduktiven Fertigungs-   spürbare Kulturveränderung und Sensibilisierung der
bereich (der im Zeit-, Kosten- und Qualitätswettbewerb mit   Mitarbeiter für das Thema Gesundheit und Prävention
externen Anbietern steht) konkret zu untersuchen, was es     erreicht. Die enge Einbindung der Mitarbeiter war dabei ein
heißt, mit einer älteren Belegschaft zu arbeiten und         ganz entscheidender Erfolgsfaktor. Denn zum einen wussten
herauszufinden, was getan werden kann, um die Leistungs-     die Mitarbeiter vor Ort am besten, was sie in ihrem Ar-
fähigkeit der Mitarbeiter zu fördern und zu erhalten.        beitsalltag stört und verändert gehörte. Zum zweiten wurde
Dazu wurde an einem Band der Hinterachsgetriebemontage       damit ihr Bewusstsein geschärft und die Eigenverantwor-
10 Jahre in die Zukunft geblickt und die zu erwartende       tung gestärkt. Zentrale Erkenntnis des Projekts war, dass all
Altersstruktur der Belegschaft des Jahres 2017 vorwegge-     diese Verbesserungen des Arbeitsumfelds erzielt werden
nommen und simuliert (d.h. Erhöhung des Altersdurch-         konnten, ohne dass dies Einbußen bei Produktivität und
schnitts von 39 auf 47 Jahre). In enger Abstimmung mit       Qualität nach sich zog. Das Band mit den im Durchschnitt
dem Betriebsrat haben Führungskräfte, Meister und            älteren Mitarbeitern konnte – bei verbesserter Ergonomie –
Mitarbeiter dann gemeinsam an einer Optimierung der          in punkto Betriebswirtschaft und Qualität mit Vergleichs-
Arbeitsplätze und der Arbeitsorganisation an diesem Band     bändern voll mithalten. Wertschöpfung und Wertschätzung
gearbeitet. Flankiert wurde dies durch eine umfassende       gehören zusammen.
Sensibilisierung der Mitarbeiter für die Themen Gesundheit
und Alter (beispielsweise Workshops zum Biologischen
Alter) sowie durch gezielte Angebote im Bereich Physiothe-   Ansprechpartner:
rapie / Bewegung und Ernährung. Herausgekommen ist so        Bernhard Schneider (Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
eine Vielzahl von kleinen Einzelmaßnahmen, die bei           BMW Werke Dingolfing und Landshut)
geringem finanziellen Aufwand spürbare Verbesserungen        Telefon: 08731 – 76-22020
für die Mitarbeiter gebracht und für ein alternsgerechtes    E-Mail: Bernhard.SB.Schneider@bmwgroup.com

                                                                                                                             15
16
K apitel 3 | Arbeitsfähigkeit erhalten, Wet tbewerbsfähigkeit sichern!

Arbeitsfähigkeit erhalten,
Wettbewerbsfähigkeit sichern!
Die Handlungsfelder einer demografiefesten
Unternehmensführung
Was tun?
Vor fast 30 Jahren stellte man sich am „Finnischen Institut für       Rente gehen. Ein wichtiges Forschungsergebnis des FIOH ist:
Arbeitsmedizin“ (FIOH) u. a. die Frage, wie die Potenziale von        Die Arbeitsfähigkeit bleibt nicht allein durch Arbeiten erhalten,
Beschäftigten einerseits so gefördert werden können, dass die         ihr Erhalt und Ausbau erfordert vielmehr Aktivitäten auf den
Unternehmen möglichst lange von ihnen profitieren können,             folgenden Interventionsfeldern:
andererseits die Beschäftigten möglichst gesund und vital in

     Gesundheit                     Weiterbildung                     Arbeitsgestaltung                     Führungskultur

Geschieht hier nichts, nimmt die Arbeitsfähigkeit in der Regel        Belegschaft beschränken, sondern bereits die Jungen und
zwar nicht wegen des Alters, aber dennoch im Altersgang ab.           insbesondere die Beschäftigten im besten Alter einbeziehen.
Um das zu verhindern, sollte die betriebliche Demografiearbeit
frühzeitig im Unternehmen ein Thema werden. Denn obgleich             Schließlich sind das die Älteren von morgen, deren künftige
sich die Arbeitsfähigkeit auch im reiferen Alter durch geeignete      Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit bereits jetzt durch
Maßnahmen noch verbessern lässt: Vorbeugen ist auch hier              entsprechende Interventionen gefördert werden kann (und
besser als Heilen. Ebenfalls wichtig: Betriebliche Demografiear-      muss).
beit sollte sich nicht ausschließlich auf die „Silberrücken“ in der

                                                  Zweigleisig zum Erfolg!
                   Maßnahmen, welche die Arbeitsfähigkeit unterstützen, sollten in zwei Richtungen zielen

                   alter(n)sgerechte                                                     alter(n)sgerechte
                   Arbeitsgestaltung                                                     Erwerbsbiografien
             Darunter fallen spezifische Maßnahmen                            Da die Entwicklung der Arbeitsfähigkeit von den
               für die Gruppe älterer Arbeitnehmer,                          Anforderungen und Belastungen abhängig ist, mit
          deren Leistungsspektrum sich verändert hat.                          denen der Mensch im gesamten Verlauf seines
      Ziel ist dabei, älteren Mitarbeitern Beschäftigungs-                     Erwerbslebens konfrontiert wird, müssen früh
       möglichkeiten zu sichern, bzw. neue Perspektiven                       Strategien entwickelt werden, die präventiv der
                   im Unternehmen zu eröffnen.                             Entstehung alterstypischer Einbußen entgegenwirken.

                                                                                                                                          17
Pra xisbericht – Die Gesundheit der Mitarbeiter ist für die Krones AG ein hohes Gut

     Das professionelle Gesundheitsmanagement des
     Maschinenbauers schafft die Voraussetzung für
     ein langes und erfolgreiches Berufsleben.

     Branche:         Maschinenbau
     Unternehmen: KRONES AG, Neutraubling                             Dabei spielen die Führungskräfte eine wichtige Rolle.
     Beschäftigte:    ca. 8800 in Deutschland                         Sie haben die Aufgabe, zum einen ihr Augenmerk auf
                                                                      gesunde Arbeitsbedingungen zu richten. Zum anderen
                                                                      aber auch, ihre Wertschätzung den Mitarbeitern
     Im Jahresdurchschnitt kehrt nicht einmal einer von               gegenüber zum Ausdruck zu bringen und in offenen
     hundert Krones-Mitarbeitern dem Unternehmen den                  Gesprächen Konflikte bzw. Belastungen der Mitarbeiter
     Rücken. So viel Treue hilft, auch im demografischen              zu erkennen und soweit möglich zu lösen.
     Wandel erfolgreich zu sein und kommt nicht von                   Zur Steuerung aller gesundheitsbezogenen Aktivitäten
     ungefähr. Das betriebliche Gesundheitsmanagement                 im Unternehmen hat Krones ein sogenanntes BGM-
     stellt einen immer wichtiger werdenden Baustein der              Team etabliert. Im Gremium vertreten sind neben der
     Unternehmenskultur dar und soll bereits frühzeitig den           Personalabteilung, der Sozialberatung, dem betrieb-
     Grundstein für die körperliche und geistige Fitness der          särztlichen Dienst, der Krones BKK und dem Fachbereich
     älter werdenden Arbeitnehmer legen.                              Arbeitssicherheit auch die Arbeitnehmervertretung. Aus
     Seit 2010 veranstaltet Krones in den deutschen Werken            dem Team heraus wird die BGM-Strategie von Krones
     Gesundheitstage zu verschiedenen Themen. Dabei                   festgelegt und konkrete Maßnahmen zum Erhalt der
     werden auch Themen wie die zunehmende psychische                 Mitarbeitergesundheit eingesteuert.
     Belastung im beruflichen Alltag aufgegriffen. Laut dem
     Gesundheitsbericht der Krones-BKK liegen die auf
     psychischen Belastungen resultierenden Fehlzeiten bei            Ansprechpartnerin:
     Krones glücklicherweise weit unter dem Branchen-                 Danuta Kessler-Zieroth (CC Public Relations Presse)
     durchschnitt.                                                    Telefon: 09401 70-2222
     Krones geht aber noch einen Schritt weiter bei der               E-Mail: presse@krones.com
     Gesundheitsvorsorge für die Mitarbeiter.

 Der Arbeitsfähigkeitsindex
 (Work Ability Index – WAI)                                              Links & Literatur
 Der Begriff Arbeitsfähigkeit ist jetzt schon einige Male gefallen.
                                                                         • Das Demografieportal des Bundesministeriums für
 Was verbirgt sich eigentlich dahinter?
                                                                           Bildung und Forschung gliedert sich in die Portale
                                                                           „Öffentlichkeits- und Marketingstrategie demo-
 Wenn man die üblichen Maßstäbe zur Bewertung eines Arbeits-
                                                                           graphischer Wandel“ und „Werkzeuge für eine
 platzes wie z. B. die Arbeitsstättenverordnung, Berufsgenossen-
                                                                           demografieorientierte Personalpolitik“. Beide
 schaftlichen Vorschriften für Arbeitssicherheit und Gesundheits-
                                                                           bieten eine Fülle von Informationen, wobei das
 schutz (BGV), DIN-Normen etc. anlegt, weiß man hinterher, ob
                                                                           eine mehr Hintergrundinformationen und
 ein Arbeitsplatz den gesetzlichen Vorschriften entspricht.
                                                                           Basiswissen zum demografischen Wandel bietet,
 Wie gut derjenige, der dort arbeiten soll, mit diesem Arbeits-
                                                                           während Sie beim zweiten mit konkretem
 platz zurechtkommt, weiß man aber dann noch nicht. Diese
                                                                           Handlungswissen versorgt sowie mit diversen
 Lücke schließt der WAI. Es handelt sich dabei um ein Fragebo-
                                                                           Demografiewerkzeugen vertraut gemacht werden.
 geninstrument, das die Beschäftigten nach der persönlichen
                                                                           Zugang finden Sie unter www.demotrans.de.
 Beurteilung ihres Arbeitsplatzes fragt.
                                                                         • Mehr Infos rund um den WAI finden Sie auf der
 Dabei kommen die physischen und psychischen Anforderungen                 Website des WAI-Netzwerks, das sich unter
 ebenso zur Sprache wie der eigene Gesundheitszustand und die              www.arbeitsfaehigkeit.uni-wuppertal.de/
 eigenen Leistungsreserven. Für die Antworten werden Punkte                präsentiert.
 vergeben, woraus sich ein Ergebnis zwischen 7 (schlechte

18
K apitel 3 | Arbeitsfähigkeit erhalten, Wet tbewerbsfähigkeit sichern!

Arbeitsfähigkeit) und 49 (sehr gute Arbeitsfähigkeit) Punkte        Der WAI ermöglicht individuelle Lösungen für jeden Mitarbei-
ergibt. Die erreichte Punktzahl gibt einerseits Auskunft darüber,   ter, eben weil er neben allen gesetzlichen Regelungen zusätz-
wie hoch die eigene Arbeitsfähigkeit jetzt und künftig einge-       lich das Individuum mit seinen Stärken und Schwächen in den
schätzt wird, zum anderen lassen sich Ziele ableiten, wie z. B.     Fokus der Arbeitsgestaltung rückt. Wer sich näher für den WAI
Arbeitsfähigkeit wiederherstellen, verbessern oder auch             und seine Einsatzgebiete interessiert – siehe Links & Literatur.
unterstützen.

   Pra xisbericht – Die richtige Mischung macht´s

   Die richtige Mischung macht´s

   Branche:      Automobilbau
   Unternehmen: BMW Werk Regensburg
   Beschäftigte: ca. 9000 (am Standort)

   BMW in Regensburg bereitet sich durch ein systema-
                                                                       In der Organisation des Arbeitsplatzes bieten sich
   tisches Bündel von Maßnahmen auf das zunehmende
                                                                       ebenfalls Möglichkeiten, den Körper dauerhaft zu
   Durchschnittsalter seiner Belegschaft vor.
                                                                       schonen, etwa durch eine systematische Schichtrotati-
                                                                       on. Sie verhindert, dass über einen zu langen Zeitraum
   Angesichts der demografischen Entwicklung steigt in
                                                                       im Knien, Sitzen oder gebeugt gearbeitet werden muss.
   den nächsten Jahren auch das Durchschnittsalter bei
                                                                       Technische Hilfsmittel und optimal gestaltete Arbeits-
   BMW in Regensburg. Doch gibt man sich hier optimi-
                                                                       plätze runden das BMW Maßnahmenpaket für den
   stisch: „Die Leistung älterer Mitarbeiter nimmt nicht
                                                                       demografischen Wandel ab. So konnten unnötige Wege
   zwangsläufig ab. Wir können eine Menge tun, um
                                                                       und Wegezeiten der Mitarbeiter bei der Montage
   leistungsfähig zu bleiben.“, betont Werkleiter Dr.
                                                                       reduziert werden, was im übrigen auch die notwendige
   Andreas Wendt.
                                                                       Montagefläche verringerte. Hier gehen Entlastungen für
   Mensch, Organisation, Technik – diese drei Handlungs-
                                                                       die Beschäftigten und die Optimierung der Produktion
   felder hat man sich in Regensburg genauer angesehen.
                                                                       Hand in Hand.
   So können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr
   biologisches Alter erfahren und werden dadurch für den
   eigenverantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit
                                                                       Ansprechpartnerin:
   sensibilisiert. Auch erfahren sie, was gesundheitsge-
                                                                       Martina Grießhammer (Leiterin Presse-,
   rechtes Arbeiten an ihrem Arbeitsplatz konkret bedeutet
                                                                       Öffentlichkeitsarbeit und Mitarbeiterkommunikation)
   und mit welchen Übungen sie Muskulatur und Skelett
                                                                       Telefon: 0941 - 770-2014
   entlasten können.
                                                                       E-Mail: martina.griesshammer@bmw.de

                                                                                                                                       19
20
K apitel 4 | Wissen, was los ist

Wissen, was los ist
Werkzeuge einer demografiefesten Unternehmensführung
In die Menschen investieren
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Unternehmen die Arbeitsfähig-      Auf Basis solcher Fragen kann nicht nur die gegenwärtige
keit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten, verbessern    Altersstruktur analysiert werden, möglich wird auch der Blick in
und erweitern können. Erfolgversprechend sind vor allem solche      die personalpolitische Zukunft eines Unternehmens. So lässt sich
Konzepte, welche die Aktivitäten auf den relevanten Handlungs-      z. B. abschätzen, wie viele Beschäftigte aus welchen Abteilungen
feldern zu einem ganzheitlichen betrieblichen Generationenma-       mit welchen Qualifikationen wann in Rente gehen und ersetzt
nagement bündeln. Wichtig ist dabei, dass dieses Generationen-      werden müssen.
management frühzeitig im Unternehmen thematisiert und
angegangen wird, da viele Maßnahmen bereits bei den Jüngeren        Insofern liefert die Altersstrukturanalyse ein belastbares Zukunfts-
ansetzen müssen und entsprechend erst mittel- und langfristig       szenario hinsichtlich der Zusammensetzung der Belegschaft nach
wirken. Wenn die betriebliche Demografiearbeit also rechtzeitig     Alter, Qualifikation, Geschlecht und Beschäftigtenstatus. Auf
Erfolge bringen soll, ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen,    dieser Basis lassen sich dann aktuelle und künftige Personal- und
damit zu beginnen.                                                  Qualifikationsengpässe früh erkennen, sodass die Personalabtei-
                                                                    lung ebenso früh gegensteuern kann.
Am Anfang jeder guten betrieblichen Demografiearbeit steht die
Analyse der Ist-Situation des Unternehmens. Auf dieser Basis        Alles, was Sie als Unternehmer für eine solche Altersstrukturanaly-
lassen sich dann Handlungsbedarfe identifizieren und damit          se brauchen, sind die aktuellen Personaldaten aller Mitarbeite-
verbundene Investitionsentscheidungen zielsicher treffen. Für die   rinnen und Mitarbeiter, also Alter, Geschlecht, Qualifikation,
Analyse des demografischen Status quo eines Unternehmens            Funktion, Arbeitsbereich, erwartbares Ausscheiden aus dem
gibt es zahlreiche Instrumente und Methoden, die sich in drei       Unternehmen z. B. durch Ende der Befristung, Altersteilzeit, Rente.
unterschiedlich ausgerichtete Gruppen gliedern lassen:
                                                                       Info-Box
•   die Altersstrukturanalyse
•   die Qualifikationsbedarfsanalyse                                   Wie steht es um die Altersstruktur
•   die alter(n)skritische Gefährdungs- und                            im Unternehmen?
    Belastungsbeurteilung
                                                                       Der IHK-Demografierechner Bayern gibt Auskunft
                                                                       Nur wer die jetzige und künftige Altersstruktur seines Un-
                                                                       ternehmens kennt, kann Personalengpässe erkennen und
Die Altersstrukturanalyse                                              rechtzeitig gegensteuern. Der IHK-Demografierechner Ba-
Die Altersstruktur eines Unternehmens entscheidet mit über             yern unterstützt Sie kostenfrei bei dieser wichtigen Auf-
dessen künftige Wettbewerbsfähigkeit. Angestrebt werden sollte         gabe. Mit seiner Hilfe lassen sich Altersstruktur und das
eine altersgemischte Belegschaft, da Betriebe dann von den             Durchschnittsalter der Mitarbeiter Ihres Unternehmens bis
unterschiedlichen Stärken und Potenzialen der verschiedenen            in das Jahr 2025 visualisieren. Zugleich sehen Sie, wo Sie
Altersgruppen profitieren können.                                      personalpolitisch stehen, da sich mit dem Instrument die
Auf diese „gesunde Mischung“ hat jedes Unternehmen durch               Altersstruktur Ihres Unternehmens mit denen Ihrer Region
seine personalpolitischen Entscheidungen großen Einfluss – in-         und Ihrer Branche vergleichen lassen. Darüber hinaus zeigt
sofern ist die künftige Altersstruktur eines Unternehmens oder         es Ihnen Handlungsansätze für eine demografiefeste Perso-
einer Abteilung weitgehend steuerbar. Dafür muss zunächst die          nalpolitik auf. Interessiert? Das Instrument finden Sie unter
Ist-Situation erfasst werden, danach können dann Ziele formu-          www.ihk-demografierechner-bayern.de.
liert und Maßnahmen eingeleitet werden.
Möglich wird das mit der Altersstrukturanalyse, die z. B. die                           IHK
folgenden Fragen stellt: Gibt es mehr Mitarbeiter über als unter                        DemografIe
40 im Unternehmen? Werden bei Neueinstellungen sowohl
                                                                                        r e c H n e r
Ältere als auch Jüngere eingestellt? Wie ist es um die Frauen-
quote bestellt? Wie hoch ist die Zahl der An- und Ungelernten
im Unternehmen?                                                            Der Altersstruktur-Test für die Wirtschaft

                                                                                                                                           21
Pra xisbericht – Wissen erhalten und weitergeben

     Wissen erhalten und weitergeben

     Branche:      Aufzugbau
     Unternehmen: Butz & Neumair GmbH, Bergkirchen
     Beschäftigte: ca. 100

     Die Butz & Neumair GmbH aus Bergkirchen im                        Ältere Montagemeister, die noch die Ausbildung als
     Landkreis Dachau baut Aufzüge und bietet Service                  Aufzugsbauer absolviert haben, arbeiten beispielsweise
     und Wartung. Dabei steht das Wissen der Beschäf-                  mit jüngeren Quereinsteigern für einige Zeit im Team
     tigten im Mittelpunkt.                                            zusammen. Dort profitieren beide Seiten voneinander:
                                                                       Der junge Mechatroniker oder Feinmechaniker bekommt
     Die Geschichte von Butz & Neumair ist eine Erfolgsge-             von seinem älteren „Mentor“ Spezialwissen über
     schichte. Schnell wuchs das Unternehmen vom Zwei-                 Aufzugtechnik vermittelt. Umgekehrt erhält der ältere
     Mann-Service-Betrieb zum mittelständischen Aufzug-                Mitarbeiter durch die Jungen ein „Update“. Eine zentrale
     bauer mit über 100 Mitarbeitern – darunter 34 aus der             Rolle bei der Bewältigung des demografischen Wandels
     Zielgruppe 50 plus. Für Geschäftsführer Jürgen Neumair            nimmt bei Butz & Neumair das Personalmanagement
     ist diese Altersstruktur allerdings kein Grund zur Sorge.         ein. Anhand der Mitarbeitergespräche wird dort über
     Im Gegenteil: „Hoffentlich bleiben die älteren Mitarbei-          die betriebsinterne Rotation und die Zusammenstellung
     ter möglichst lang. Da es den Ausbildungsberuf des                der Teams beraten und entschieden – eine Vertrauens-
     Aufzugbauers in Deutschland nicht mehr gibt, ist es für           stellung.
     uns besonders wichtig, dass sie ihr Know-how an die
     Auszubildenden und die jüngeren Mitarbeiter in                    Für Jürgen Neumair steht fest: Auch mit dem Eintritt
     unserem Unternehmen weitergeben.“                                 ins Rentenalter muss das Arbeitsleben nicht zwingend
                                                                       enden. 65-Jährige können noch als Berater, für Schu-
     Butz & Neumair engagiert sich als Ausbildungsbetrieb und          lungen oder für Kontrollen auf Baustellen eingesetzt
     kann so den Wissenstransfer im eigenen Unternehmen                werden – und ihr Wissen an Jüngere weitergeben.
     fördern und mitbestimmen. Dabei spielt das Personalma-
     nagement des Unternehmens eine wichtige Rolle. Sehr               Für diese vorausschauende Unternehmenskultur wurde
     regelmäßig, mindestens einmal pro Jahr, findet mit jedem          Butz & Neumair im Bundeswettbewerb „Unternehmen
     Beschäftigten ein Personalgespräch statt, in dem detailliert      mit Weitblick 2010“ ausgezeichnet.
     über Entwicklungschancen, mögliche Belastungen und
     eine Aufgabenrotation gesprochen wird. Letztere bewirkt,
     dass Belastungen gerade bei Älteren nicht überhandneh-            Ansprechpartner:
     men – und das Wissen weitergegeben wird. So können                Jürgen Neumair (Geschäftsführer)
     Montage-Mitarbeiter Erfahrungen in der Produktion                 Telefon: 08138 - 69 78-0
     sammeln und umgekehrt.                                            E-Mail: info@butz-neumair.de

 Die Qualifikationsbedarfsanalyse
 Entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit jedes Unternehmens       Soll sich Qualifizierung hingegen gleichermaßen für Betrieb und
 sind qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da die in     Beschäftigte auszahlen, ist eine systematische und maßge-
 Zukunft demografiebedingt knapper werden, müssen Betriebe ihr      schneiderte Qualifizierungsplanung unverzichtbar. Dabei hilft die
 Augenmerk darauf richten, die vorhandenen Ressourcen und           Qualifikationsbedarfsanalyse. Sie ermittelt einerseits jene
 Potenziale – also ihre Beschäftigten – zu entwickeln und zu        Qualifikationsanforderungen des Unternehmens, die für den
 qualifizieren.                                                     optimalen Rundlauf aller Betriebsbereiche jetzt und künftig
                                                                    benötigt werden. Andererseits lassen sich mit dem Instrument
 Viele Unternehmen wissen das zwar – wissen aber nicht so           zusätzlich alle Fähigkeiten, Kenntnisse und Potenziale der
 richtig, wie sie das betriebliche Qualifizierungsmanagement        Mitarbeiter erfassen, über die diese bereits verfügen. Die sich
 anpacken sollen. Werden dann Qualifizierungsmaßnahmen              daraus ergebenden Anforderungs- und Fähigkeitsprofile werden
 durchgeführt, sind diese oft unsystematisch und führen nicht       gegenübergestellt und ausgewertet.
 wirklich zum Ziel.

22
K apitel 4 | Wissen, was los ist

Der Qualifikationsbedarf des Unternehmens ergibt sich dann aus         Info-Box
der Differenz zwischen dem Soll des benötigten Qualifikations-
standes und dem Ist-Zustand der vorhandenen Qualifikationen.           Wissen, was morgen ist!
Gerade mit Blick auf die demografische Entwicklung ist die             Der IHK-Fachkräftemonitor Bayern macht
Bedeutung der Qualifikationsanalyse kaum zu überschätzen, da
                                                                       Personalplanung demografiesicher
mit ihrer Hilfe sogenannte Engpassqualifikationen identifiziert
werden können. Das sind solche, über die unternehmensweit nur          Wie entwickeln sich Angebot und Nachfrage nach Fach-
sehr wenige Mitarbeiter verfügen, ohne die aber das große              kräften in den einzelnen Berufsgruppen in den nächsten
Ganze nicht funktioniert. Werden solche Arbeitsplätze identifi-        Jahren? Gibt es regionale und branchenspezifische Unter-
ziert, lohnt der Blick in die Altersstrukturanalyse. Hier lässt sich   schiede? In welchen Berufsgruppen ist mit Fachkräfteeng-
ablesen, wann dieses spezifische Wissen mitsamt seinem Träger          pässen zu rechnen? Mit dem IHK-Fachkräftemonitor Bayern
verrentet wird – und schlimmstenfalls dem Unternehmen von              stellen die bayerischen IHKs ihren Mitgliedsunternehmen
heute auf morgen nicht mehr zur Verfügung steht. Damit solche          ein Analyse- und Prognoseinstrument zur Verfügung, das
personalpolitischen Lücken rechtzeitig erkannt und geschlossen         Angebot und Nachfrage von Fachkräften nach Regionen
werden, ist die Qualifikationsbedarfsanalyse ebenso unverzicht-        oder Wirtschaftszweigen bis zum Jahr 2030 aufzeigt. Mit
bar wie die Altersstrukturanalyse. Wie so etwas genau geht, was        Hilfe dieser Informationen haben Sie die Möglichkeit, Ihre
Sie als Unternehmer dafür brauchen, welche Hilfen zur Verfü-           Personalstrategie langfristig auf die Entwicklungen am
gung stehen – siehe Links & Literatur.                                 Fachkräftemarkt abzustimmen und gegebenenfalls ge-
                                                                       genzusteuern. Denn wer frühzeitig die Fakten kennt, kann
Ebenso kann Ihnen der IHK-Demografierechner Bayern – siehe             rechtzeitig Alternativen prüfen und z. B. durch Aus- und
Info-Box Seite 21 – wertvolle Hinweise für Ihre Personalplanung        Weiterbildung gezielt Fachkräfte im Unternehmen auf-
geben. Sie können sich mit diesem Instrument Ihre Ersatzbedarfe        bauen oder auch solche Zielgruppen ansprechen, die bis-
bis in das Jahr 2025 darstellen lassen und bekommen die                her vielleicht weniger im Fokus der Personalrekrutierung
jeweilige Fachkräftesituation in den jeweiligen Berufen darge-         standen, z. B. Frauen, Ältere oder Menschen mit Migrati-
stellt. Weitere Informationen über die Entwicklung des Fachkräf-       onshintergund. Das Instrument steht allen Interessierten
teangebots und -nachfrage in einzelnen Berufen, Qualifikati-           kostenlos zur Nutzung zur Verfügung. Sie finden es unter
onen, Regionen oder Branchen in Bayern finden Sie unter:               www.ihk-fachkraeftemonitor-bayern.de.
www.ihk-fachkraeftemonitor-bayern.de.
                                                                                     IHK
Die alter(n)skritische Gefährdungs- und                                              Fa c H K r ä F t e
                                                                                     M o n I t o r
Belastungsbeurteilung
Als Unternehmer sind Sie nach dem Arbeitschutzgesetz ver-
pflichtet, eine sogenannte Gefährdungsbeurteilung durchzufüh-                Das Prognose-Tool für die Wirtschaft
ren. Damit sollen Mängel bei der Arbeitsumgebung, -gestaltung
und -organisation auf Grundlage von Richtlinien, Normen,
Grenzwerten etc. identifiziert werden, um sie danach im Sinne
von Sicherheit und Gesundheit zu beseitigen.
                                                                          Links & Literatur

Einen Schritt weiter geht die nicht vorgeschriebene, aber mit
                                                                          • Eine gute Übersicht über das ganze Spektrum von
Blick auf älter werdende Belegschaften sinnvolle, alter(n)s-
                                                                            Altersstrukturanalyse-Werkzeugen finden Sie auf
kritische Gefährdungs- und Belastungsbeurteilung. Sie basiert
                                                                            der Seite der Initiative Neue Qualität der Arbeit
auf der „normalen“ Gefährdungsbeurteilung, berücksichtigt bei
                                                                            (INQA) unter www.inqa.de (Suchwort: Alters-
der Bewertung von Arbeitsplätzen aber auch alterskritische
                                                                            strukturanalyse).
Gefährdungen und Belastungen. Im Ergebnis kann dann schon
einmal herauskommen, dass ein Arbeitsplatz beleuchtungstech-
nisch zwar regelkonform ist, für einen älteren Mitarbeiter aber           • Viele Informationen für die Praxis bündelt auch
dennoch unterbelichtet ist. Einen solchen Mangel zu beseitigen,             die Broschüre „Aller guten Dinge sind drei!“,
ist mit wenig finanziellem Aufwand verbunden, birgt aber                    welche die hier kurz vorgestellten Verfahren und
Vorteile für alle Beteiligten: Der Mitarbeiter kann seine Aufgaben          Methoden detailliert vorstellt und auf Weiterfüh-
besser erfüllen, das Unternehmen profitiert von der besseren                rendes verweist. Zu beziehen ist die Broschüre
Produktivität. Bei einer üblichen Gefährdungsbeurteilung wäre               kostenlos über www.inqa.de – hier finden Sie
ein solcher Mangel nicht weiter aufgefallen.                                auch eine Möglichkeit zum Herunterladen.

                                                                                                                                    23
24
K apitel 5 | Interventionsfeld: Weiterbildung und Qualifik ation

Interventionsfeld:
Weiterbildung und Qualifikation
                                                                    • Entwicklungsperspektiven. Die Aussicht auf persönliche
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans...
                                                                      Entwicklung weckt den Wunsch nach Weiterbildung: Wenn
aber anders!                                                          die Karriereleiter nach oben nichts mehr „her gibt“ – schaf-
                                                                      fen Sie horizontale Entwicklungsmöglichkeiten für Ihre
Die Zeiten sind endgültig vorbei, in denen eine Ausbildung für
                                                                      Mitarbeiter, z.B. durch die Übernahme von Projekten oder
das ganze Berufsleben reichte. Heute dreht sich das Rad immer
                                                                      die Mitarbeit in Projekten anderer Teams.
schneller – der technische Fortschritt, neue Verfahren und
Methoden sorgen in der Arbeitswelt für mehr Veränderungen,          • Klares Bekenntnis zu Weiterbildung. Fordern Sie die
als uns oft lieb ist. Insbesondere ältere Beschäftigte stehen bei     Bereitschaft aller Mitarbeiter zu Weiterbildung ein – egal
vielen Personalern unter dem Generalverdacht, kaum lernfähig          welchen Alters! Durch strukturierte Mitarbeitergespräche
und nur mäßig lernbereit zu sein. Entsprechend stehen ältere          können Sie jährlich an dieses Thema erinnern oder eine
Beschäftigte bei Personalern häufig nicht sehr hoch im Kurs –         Weiterbildung pro Jahr sogar zu einer festen Regel im
sie gelten als „altes Eisen“, das den Anforderungen nicht länger      Unternehmen machen.
gerecht wird.
                                                                    • Respekt. Schätzen Sie wert, was Ihre „älteren“ Mitarbeiter
                                                                      im Laufe Ihres Arbeitslebens bereits an Erfahrungswissen
Ein Irrtum – denn es spricht nichts dagegen, dass Ältere ihr
                                                                      gesammelt haben, zum Beispiel durch Kaminabende zum
Wissen erhalten, aktualisieren und erweitern können. So bleibt
                                                                      Austausch mit Geschäftsführung oder Vorstand. Nur wer
die geistige Fitness bei entsprechendem Training auch im Alter
                                                                      sich respektiert fühlt, hält sich auch freiwillig für das
weitgehend erhalten, selbst die Lernfähigkeit muss nicht
                                                                      Unternehmen auf Trab.
nachlassen. Warum Ältere in den Statistiken zu Weiterbildung
und Qualifizierung dennoch oft schlechter wegkommen als ihre        • Gleichbehandlung. Machen Sie das Alter nicht zum Stigma.
jüngeren Kollegen, hat folglich andere Ursachen als das Alter.        Je selbstverständlicher junge und ältere Mitarbeiter
Die meisten davon sind „hausgemacht“ und können durch                 miteinander arbeiten, leben und lernen können, desto
einige wenige Maßnahmen im Unternehmen vermieden                      weniger wird die eigene Lernfähigkeit hinterfragt. Sonder-
werden.                                                               programme für Ältere machen nur in Ausnahmefällen Sinn,
                                                                      das könnten zum Beispiel Umschulungsangebote bei
                                                                      schweren körperlichen Tätigkeiten oder Anwenderschu-
Investition in ständiges Lernen!                                      lungen für neue Kommunikationstechnologien
Viele Unternehmen investieren in ihre älteren Beschäftigten           (Smartphones,Tablets, etc.) sein.
immer noch wenig oder gar nichts, da sie deren Ausscheiden
aus dem Betrieb bereits – bewusst oder unbewusst - einplanen.
                                                                    Die Investition in ständiges Lernen kann durch Ausgaben für
Hier ist Umdenken angesagt. Denn alle Beteiligten – Sie als
                                                                    klassische Schulungen und Trainings getätigt werden. Was man
Arbeitgeber ebenso wie Ihre Mitarbeiter – müssen sich vor dem
                                                                    hierzu bei der Auswahl von Maßnahmen berücksichtigen kann,
Hintergrund des demografischen Wandels darauf einstellen,
                                                                    haben wir in der Infobox auf S. 26 beschrieben. Viel wichtiger
dass ein längeres Verbleiben im Unternehmen zur Regel wird.
                                                                    ist allerdings das Gestalten von Lernprozessen im Arbeitsalltag.
Sie als Unternehmer können es sich dabei schlichtweg finanzi-
ell nicht leisten, dass ein knapp Fünfzigjähriger sich für die      Abwechslung im Arbeitsalltag!
verbleibenden 20 Jahre in Ihrem Unternehmen nicht weiterbil-
                                                                    Es gibt kein größeres Lernhindernis, als eine Tätigkeit, bei der
det, da bestehendes Wissen immer schneller veraltet. Die
                                                                    es subjektiv oder objektiv nichts zu lernen gibt! Eine solche
mühsam entwickelte Fachkraft verliert den Anschluss an
                                                                    Tätigkeit mit viel Routine und wenig Abwechslung führt
aktuelle Entwicklungen, verliert an Produktivität und letztend-
                                                                    langfristig dazu, dass man sich das Lernen regelrecht abge-
lich mit der Zeit auch die Fähigkeit, zielgerichtet zu Lernen.
                                                                    wöhnt und damit auch Qualifikationen verliert. Nachdem aber
                                                                    nun mal nicht alle Arbeitsplätze besonders abwechslungsreich
Soll das gelingen, ist eine Unternehmenskultur Voraussetzung,
                                                                    sind, muss man gezielt dafür sorgen, diese so gut es geht
die lebenslanges Lernen als generationenübergreifende
                                                                    herzustellen.
Aufgabe versteht und entsprechend organisiert. Eine solche
Kultur zeigt zum Beispiel die folgenden Symptome:
                                                                    Als „Gegenmittel“ empfiehlt die Arbeitswissenschaft eine
                                                                    Arbeitsorganisation, die unterschiedliche Arbeitsinhalte zu

                                                                                                                                       25
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