Wirtschaftslage und Erwartungen - Ergebnisse der DIHK-Umfrage bei den Industrie- und Handelskammern Jahresbeginn 2011
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Wirtschaftslage und Erwartungen Ergebnisse der DIHK-Umfrage bei den Industrie- und Handelskammern Jahresbeginn 2011 Deutscher Industrie- und Handelskammertag
Mit der Auswertung WIRTSCHAFTSLAGE UND ERWARTUNGEN zu Jahresbeginn 2011 präsentiert der DIHK die Ergebnisse seiner aktuellen Konjunkturumfrage bei den 80 Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Deutsch- land. Die Umfrage wurde erstmals im Herbst 1977 durchgeführt und findet seitdem zweimal jährlich statt. Zusätzlich legt der DIHK seit dem Jahr 2000 mit der KONJUNKTUR IM FRÜHSOMMER auch zu einem Zwi- schentermin eine bundesweite Auswertung von IHK-Konjunkturumfragen vor. Grundlage für die DIHK-Ergebnisse sind Befragungen der Unternehmen durch die IHKs. Die IHKs befragen jeweils eine repräsentative Auswahl von Mitgliedsunternehmen. Zu Jahresbeginn 2011 haben sie wiederum mehr als 28.000 Antworten ausgewertet. Die regionalen Auswertungen der IHKs können Sie auch im Internet unter www.dihk.de/konjunktur abrufen. Die Antworten verteilen sich auf die Industrie (31 Prozent), die Bau- wirtschaft (6 Prozent), den Handel (23 Prozent) und die Dienstleistungen (40 Prozent). Ein besonderes Merkmal der DIHK-Umfrage ist die Unterscheidung der Unternehmenseinschätzungen nach Regionen. Dabei werden dem Norden die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig- Holstein, dem Westen die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, dem Osten Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie dem Süden die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern zugerechnet. Die Umfrage hat von Ende Dezember 2010 bis Januar 2011 stattgefunden. Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation – Berlin 2011 Copyright Alle Rechte liegen beim Herausgeber. Ein Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. Herausgeber © Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.| Berlin | Brüssel ISSN: 1613-4605 DIHK Berlin: Postanschrift: 11052 Berlin | Hausanschrift: Breite Straße 29 | Berlin-Mitte Telefon (030) 20 308-0 | Telefax (030) 20 308 1000 DIHK Brüssel: Hausanschrift: 19 A-D, Avenue des Arts | B-1000 Bruxelles Telefon ++32-2-286 1611 | Telefax ++32-2-286 1605 Internet: www.ihk.de Redaktion DIHK – Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation Dr. Volker Treier, Dr. Dirk Schlotböller, Dr. Sara Borella, Dr. Marc Evers, Dr. Michael Liecke Stand Februar 2011
Die Geschäftslage Die Geschäftserwartungen im Urteil der Unternehmen (in %) der Unternehmen (in %) besser gut 20 24 28 38 44 24 26 33 33 34 50 befriedigend 52 52 54 53 53 56 56 gleich 50 46 30 schlechter 24 24 schlecht 21 18 12 14 10 10 11 Herbst Jahresbeginn Frühsommer Herbst Jahresbeginn Herbst Jahresbeginn Frühsommer Herbst Jahresbeginn 2009 2010 2010 2010 2011 2009 2010 2010 2010 2011 Die Exporterwartungen der Unternehmen (in %) DIHK-Konjunkturumfrage höher Jahresbeginn 2011 29 37 43 44 46 Deutschland 49 auf einen Blick 50 48 gleich 49 49 22 geringer 13 9 7 5 Herbst Jahresbeginn Frühsommer Herbst Jahresbeginn 2009 2010 2010 2010 2011 Die Investitionspläne Die Beschäftigungspläne der Unternehmen (in %) der Unternehmen (in %) höher höher 16 21 25 29 31 10 12 16 19 22 65 67 51 69 52 69 68 54 56 gleich 55 gleich 33 27 25 geringer geringer 21 21 15 14 15 12 10 Herbst Jahresbeginn Frühsommer Herbst Jahresbeginn Herbst Jahresbeginn Frühsommer Herbst Jahresbeginn 2009 2010 2010 2010 2011 2009 2010 2010 2010 2011
Die wesentlichen Ergebnisse der DIHK-Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2011 Wirtschaftslage Die Lagebewertung erreicht zu Beginn des Jahres 2011 Spitzenwerte. Damit knüp- fen die Unternehmen an das Boomjahr 2007 an. Angekurbelt vom Export ist die konjunkturelle Erholung auch in der Binnenwirtschaft voll angekommen. Die Un- ternehmen investieren und stellen ein. Die gute Arbeitsmarktlage schafft zusätzli- che Kaufkraft und stärkt das Vertrauen der Verbraucher. Die Konsumbranchen profitieren davon spürbar. Eine Belastung für den Jahreseinstieg stellt der unge- wöhnlich frühe und scharfe Wintereinbruch dar – und das gilt insbesondere in der Bauwirtschaft und in Teilen des Verkehrsgewerbes. Erwartungen Der Aufschwung erweist sich als erstaunlich robust. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen verbessern sich in der ganzen Breite der Wirtschaft weiter – in exportstarken ebenso wie in Binnenbranchen. Im Maschinenbau, in der Metallver- arbeitung und in der Elektrotechnik werden mittlerweile sogar bisherige Höchst- werte übertroffen bzw. eingestellt. Auch die Händler sowie die konsumnahen Dienstleister sind so zuversichtlich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Viel spricht deshalb dafür, dass die Wirtschaft auch nach der zwischenzeitlichen Aufholjagd zum Vorkrisenniveau weiter deutlich wächst. Allerdings stoßen die Betriebe auf ernstzunehmende Engpässe: Im Inland spüren immer mehr Branchen den Fach- kräftemangel; auf den Weltmärkten erreichen die Energie- und Rohstoffpreise für viele Unternehmen schmerzliche Höhen. Export Die Exportdynamik ist ungebrochen. Die Erwartungen der Industrieunternehmen an das Auslandsgeschäft erreichen nun sogar den Spitzenwert vom Jahresbeginn 2007. Die weiterhin starke Nachfrage aus den Schwellenländern, die sich immer mehr auf hochwertige Technologie- und Investitionsgüter ausrichtet, begünstigt diese Entwicklung. Selbst auf den krisengeschüttelten traditionellen Zielmärkten deutscher Exporte, wie Westeuropa und Nordamerika, erwarten die Unternehmen wieder bessere Geschäfte. Investitionen Die Investitionsabsichten der Unternehmen erreichen einen Rekordwert. Dabei gewinnt das Kapazitätserweiterungsmotiv an Bedeutung. Diese Entwicklung un- terstreicht das Vertrauen der Unternehmen in die wirtschaftliche Stärke des Standorts Deutschland. In den exportstarken Industriezweigen Maschinen- und Kfz-Bau sowie Chemieindustrie ziehen die Investitionspläne besonders stark an. Selbst im Baugewerbe regt sich die Investitionstätigkeit wieder leicht. Der Investi- tionsstau in Deutschland könnte sich so weiter lösen. Beschäftigung Die Beschäftigungspläne zeigen auch zu Jahresbeginn 2011 nach oben. Die Un- ternehmen wollen in Deutschland kräftig einstellen. Die Bereitschaft zur Einstel- lung ist in der Industrie am höchsten – und das erstmals seit der Hochkonjunktur 2007. Doch auch binnenwirtschaftlich orientierte Branchen wie etwa der Einzel- handel sorgen für kräftigen Schwung am Arbeitsmarkt. Zunehmender Fachkräfte- mangel macht die Besetzung offener Stellen in vielen Wirtschaftsbereichen schwierig. Als besonderes Risiko wird das aktuell von den Maschinenbauern, den IT-Dienstleistern, den Pflege- und Gesundheitsdiensten und auch in der Gastro- nomie gesehen. Die expansiven Pläne der Zeitarbeit zeigen den ungebrochenen Bedarf der Unternehmen nach Flexibilität.
Inhalt Seite I Wirtschaftslage 9 Gesamtbeurteilung 9 Wirtschaftslage nach Wirtschaftszweigen 13 II Erwartungen 17 Gesamtbeurteilung 17 Erwartungen nach Wirtschaftszweigen 25 IHK-Konjunkturklimaindikator 27 III Export 29 Gesamtbeurteilung 29 Exporterwartungen nach Wirtschaftszweigen 36 IV Investitionen 39 Gesamtbeurteilung 39 Investitionsabsichten nach Wirtschaftszweigen 43 V Beschäftigung 45 Gesamtbeurteilung 45 Beschäftigungsabsichten nach Wirtschaftszweigen 50 VI Konjunktur in den Regionen 53 Wirtschaftslage in den Regionen 53 Geschäftserwartungen in den Regionen 55 Exporterwartungen in den Regionen 58 Investitionsabsichten in den Regionen 60 Beschäftigungsabsichten in den Regionen 62 IHK-Stellungnahmen 65 Anhang 89 Fragebogen 90 Ergebnisse der DIHK-Umfragen 2000 bis 2011 91
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Wirtschaftslage I WIRTSCHAFTSLAGE niveau in der Hochkonjunktur von 2007 ist die La- gebewertung jetzt nur noch zwei Punkte entfernt. Oder anders ausgedrückt: Von den Einbußen der Gesamtbeurteilung Lageurteile zwischen Frühsommer 2007 und dem Tiefpunkt der Krise im Frühsommer 2009 hat die Geschäftslage hebt sich abermals Wirtschaft bereits 96 Prozent wettgemacht. Drei Jahre nach ihrem Ausbruch ist die Krise zwar Die Lagebewertung erreicht zu Beginn des Jahres längst nicht vergessen, aber konjunkturell doch 2011 Spitzenwerte. Damit knüpfen die Unterneh- verdaut. men an das Boomjahr 2007 an. Angekurbelt vom Export ist die konjunkturelle Erholung auch in der Der jüngste Saldoanstieg um acht Punkte markiert Binnenwirtschaft voll angekommen. Die Unter- zwar einen Tempoverlust der Geschäftslageerho- nehmen investieren und stellen ein. Die gute Ar- lung, er erfolgt allerdings auf hohem Niveau. Im beitsmarktlage schafft zusätzliche Kaufkraft und Jahresvergleich steht mit plus 34 Punkten eine be- stärkt das Vertrauen der Verbraucher. Die Konsum- eindruckende Saldoverbesserung zu Buche. branchen profitieren davon spürbar. Eine Belas- tung für den Jahreseinstieg stellt der ungewöhn- lich frühe und scharfe Wintereinbruch dar – und Binnenbranchen Wachstumstreiber das gilt insbesondere in der Bauwirtschaft und in Ein Gutteil der besseren Geschäftslage geht auf Teilen des Verkehrsgewerbes. Unternehmen aus Binnenbranchen zurück. Der La- gesaldo im Handel schnellt binnen eines Jahres um Vorkrisenniveau zum Greifen nah 30 Punkte nach oben. Das ist sogar mehr als wäh- rend des Konsumbooms zur Wiedervereinigung – Nur noch jedes zehnte Unternehmen bewertet sei- dabei ist dieser Wirtschaftszweig üblicherweise ne Geschäftslage als „schlecht“. 44 Prozent sehen relativ geringen konjunkturellen Ausschlägen aus- sich in einer „guten“ geschäftlichen Verfassung. gesetzt. Die aktuellen Lageurteile des Handels Als „befriedigend“ stufen 46 Prozent der Unter- (Saldo: 31 Punkte) insgesamt und seiner Konsum- nehmen der gewerblichen Wirtschaft ihre Ge- sparten – Einzel- sowie Kfz-Handel (Saldo: 29 schäftslage ein. Der resultierende Saldo aus „gut“- bzw. 27 Punkte) – sind die besten seit der Wieder- und „schlecht“-Antworten knüpft mit 34 Punkten vereinigung. Die starke Verbesserung der geschäft- an das hervorragende Vorkrisenniveau an. Es ist lichen Situation der Kfz-Händler (Saldoverände- sogar die drittbeste Lagebewertung in der DIHK- rung um 17 Punkte seit Herbst 2010; um 40 Punk- Umfrage seit der Wiedervereinigung. Vom Rekord- te gegenüber Vorjahr) zeigt, dass sich der Pkw- Die Geschäftslage im Urteil der Unternehmen in Prozent Die Unternehmen beurteilen im Früh- Herbst Jahres- Früh- Herbst Jahres- sommer beginn sommer beginn die Geschäftslage mit: 2009 2009 2010 2010 2010 2011 gut 18 20 24 28 38 44 befriedigend 47 50 52 54 50 46 schlecht 35 30 24 18 12 10 Saldo* -17 -10 0 10 26 34 * Anteil der „gut“-Meldungen minus Anteil der „schlecht“-Meldungen in Prozentpunkten 9
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Wirtschaftslage Absatz gut ein Jahr nach Auslaufen der Abwrack- „Arbeitsmarktwunder“ kommt im Konsum an prämie nun wieder normalisiert hat. Auftrieb bekommt der Privatkonsum vor allem von Auch andere konsumnahe Sparten sind so zufrie- der weiterhin erfreulichen Arbeitsmarktentwick- den wie nie zuvor, beispielsweise lung. Nach der weitgehenden Rückführung der Kurzarbeit hat sich der Stellenaufbau in der Pri- x die Hersteller von Lebensmitteln (aktueller vatwirtschaft fortgesetzt. Das schafft nicht nur Saldo: 30 Punkte; Herbst: 19 Punkte), Vertrauen bei den Konsumenten, sondern auch zu- x die Bekleidungshersteller (aktueller Saldo: 31 sätzliche Kaufkraft. Auf diese Weise kann die zwi- Punkte; Herbst: 26 Punkte), schenzeitlich moderate Lohnpolitik sogar die hei- x die Unternehmen der Branche „Kunst/Unter- mische Nachfrage stärken. Wie gefestigt der Pri- haltung/Erholung“ (aktueller Saldo: 27 Punk- vatkonsum inzwischen ist, zeigt sich an der Ro- te; Herbst: zehn Punkte – eine der kräftigsten bustheit der Kauflaune gegenüber einigen dämp- Verbesserungen im Branchenvergleich) und fenden Faktoren: x die Reisevermittler (aktueller Saldo: 22 Punk- te; Herbst: 17 Punkte). x den steigenden Importpreisen für Energie- und Rohstoffgüter, Selbst das in seiner Lagebewertung traditionell x Belastung durch höhere Beiträge zur Kran- sehr skeptische Taxigewerbe ist guter Dinge. Die ken- und Arbeitslosenversicherung sowie Ge- Verbesserung des Lagesaldos um 39 Punkte ist die bührenerhöhungen für etliche kommunale deutlichste im Branchenvergleich. Der aktuelle Dienstleistungen, Wert liegt mit 21 Punkten zehn Punkte über sei- x die Verunsicherung durch die Entwicklung in nem vorherigen Bestwert und 40 Punkte über sei- einigen Euro-Staaten. nem Durchschnitt seit 2003 – obwohl auf der Kos- tenseite derzeit hohe Belastungen durch die ge- Investitionen in Fahrt stiegenen Benzinpreise zu Buche schlagen. Auch Anbieter von Investitionsgütern profitieren zunehmend von der zuletzt erfreulichen Ge- 10
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Wirtschaftslage schäftsentwicklung der Wirtschaft und auch von einbruch in den Knochen. Ihre Lageeinschätzungen den wieder verbesserten Standortbedingungen.1 Zu fallen durchweg schlechter aus als im Herbst Jahresbeginn 2011 zeigt sich der Maschinenbau 2010. Gegenüber dem damaligen 18-Jahreshoch weiter spürbar erholt (Saldoverbesserung um 17 verschlechtert sich der Antwortensaldo der gesam- auf 38 Punkte). Erstmals seit Herbst 2008 bewer- ten Bauwirtschaft um acht auf nun 18 Punkte. ten die Maschinenbauer ihre aktuelle Geschäftsla- Während das Ausbaugewerbe weniger stark be- ge wieder besser als die Gesamtwirtschaft und troffen ist (neuer Saldo: plus 27 Punkte), sieht sich besser als im Schnitt der letzten Jahre. Die Ge- der Tiefbau in einer merklich schlechteren Lage schäftsentwicklung des Maschinenbaus folgt dem (aktueller Saldo: plus vier Punkte). Freilich liegt Konjunkturzyklus der Gesamtwirtschaft mit eini- dessen Lagesaldo noch immer 15 Punkte über dem gem Nachlauf, weil ihre Kunden Anlageinvestitio- Vorjahreswert und sogar 20 Punkte über der nen üblicherweise nicht gleich zu Beginn der Erho- durchschnittlichen Lagebewertung der letzten Jah- lungsphase tätigen. re. Das macht Hoffnung, dass der Winter den kon- junkturellen Aufwärtstrend im Bausektor nicht ab- Auch der Nachzügler im aktuellen Zyklus, der gebrochen hat. Nutzfahrzeugbau, ist nach heftigen Einbrüchen nun aus der schwierigsten Phase heraus. Die Ge- Auch der Verkehr war zwischenzeitlich in weiten schäftslagebewertung dieser Investitionsgüter- Teilen des Landes arg beeinträchtigt. In der Bin- sparte ist erfahrungsgemäß den größten Ausschlä- nenschifffahrt und im Luftverkehr verschlechtert gen ausgesetzt. Nun halten sich „gute“ und sich die Lagebewertung gegenüber Herbst gegen „schlechte“ Lageurteile wieder ungefähr die Waa- den Trend der Gesamtwirtschaft etwas (Saldover- ge. Trotz einer kräftigen Verbesserung bleibt der änderung um minus acht auf nun minus 13 bzw. Lagesaldo aber schlechter als im Schnitt der letz- um minus fünf auf nun plus 25 Punkte). ten Jahre und deutlich hinter dem Lageurteil der Gesamtwirtschaft zurück. Die Entwicklung der Ge- Auslandsgeschäft läuft rund schäftslage im Nutzfahrzeugsegment folgt derzeit mit Verzögerung der Lagebeurteilung anderer In- Die Industrie hat die Spitzenposition im Branchen- vestitionsgüterhersteller. Die Nutzfahrzeugherstel- vergleich zurückerobert. Das gute Exportgeschäft ler haben von ihren Einbußen bei der Lagebeurtei- leistet dazu einen wichtigen Beitrag – der Lagesal- lung noch nicht ganz die Hälfte aufgeholt (Ge- do der exportierenden Industriebetriebe liegt mit samtindustrie: 87 Prozent). Das ist ansonsten allen 41 Punkten noch etwas höher als in der Gesamtin- Industriesparten gelungen außer den Produzenten dustrie (Lagesaldo: 37 Punkte). Spitzenwerte bei von Schienenfahrzeugen sowie dem Schiffs- und der Lageeinschätzung weisen exportstarke Sparten Bootsbau. Auch in diesen beiden Sparten verbes- wie die Chemie (Saldoanstieg von zuvor 43 auf sert sich die Geschäftslagebewertung aber zuse- nun 54 Punkte), die Elektrotechnik (von zuvor 39 hends (Lagesaldoveränderung im Sonstigen Fahr- auf nun 54 Punkte), der Kfz-Bau (von zuvor 35 auf zeugbau insgesamt von zuvor 14 auf 29 Punkte). nun 47 Punkte) sowie die Gummi- und Kunststoff- produktion (von zuvor 40 auf nun 51 Punkte) auf. Wintereinbruch überrascht Ursache für das sehr gute Lagebild ist die wieder- Der Bauwirtschaft steckt zu Jahresbeginn 2011 belebte Weltkonjunktur: Sie lässt sich von dem noch der ungewöhnlich frühe und heftige Winter- nahezu weltweit angestoßenen Ausstieg aus den Konjunkturpaketen und der steigenden Belastung 1 durch die hohen Energie- und Rohstoffkosten, die Vgl. DIHK-Umfrage zu den Auslandsinvestitionen (2010). Die Aus- wertung für das laufende Jahr erfolgt im Frühjahr 2011. 11
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Wirtschaftslage gerade die Bilanzen der Exportindustrie belasten, … wie auch andere Unternehmensdienste nicht aus den Angeln heben. Weiter verbessert schätzen auch andere unter- Dienstleister für den Schiffsverkehr wie insbeson- nehmensnahe Dienstleister ihre geschäftliche Si- dere die Hafenwirtschaft behalten ihre gute Lage- tuation ein (Saldoverbesserung um sieben auf nun einschätzung bei (neuer Saldo: 47 Punkte nach 50 39 Punkte). Vor allem in den Branchen IT (neuer Punkten im Herbst). Diese Branche spürt die Wie- Saldo: 44 nach zuvor 29 Punkten), Forschung und derbelebung des internationalen Güterverkehrs Entwicklung (43 nach zuvor 36 Punkten) sowie deutlich – im Vorjahr hatte der Antwortensaldo Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstalter lediglich bei plus drei Punkten gelegen, im Herbst (41 nach zuvor 30 Punkten) fallen die Lageurteile 2010 sogar bloß bei minus 25 Punkten. gut aus. Unternehmen dieser Sparten hatten sich bereits während der Krise als stabilisierender Teil Zeitarbeit Teil des Aufschwungs … des „Netzwerks Industrie“ erwiesen. Zeitarbeit ermöglicht einen flexiblen Personalein- Größenklassen fast im Gleichschritt satz. Die zuletzt volatilere, kurzfristigere Auftrags- vergabe verlangt von den Unternehmen eine hohe Die geschäftliche Erholung erstreckt sich nicht nur Anpassungsfähigkeit. Die Abfederung von Auf- auf alle Sektoren, sondern ist auch weitgehend tragsschwankungen durch Produktion auf Lager unabhängig von der Betriebsgröße. In allen Grö- bindet Kapital und wird bei zunehmend kundenin- ßenklassen hellen sich die Lageurteile gegenüber dividueller Fertigung schwerer. Diese Entwicklun- Herbst spürbar auf und bleiben jeweils nur knapp gen begünstigen die Geschäfte der Zeitarbeitsun- hinter den Vorkrisenwerten zurück. Unter den tra- ternehmen. Ihre Lageeinschätzungen hellen sich ditionell etwas zurückhaltenderen Kleinstbetrieben erneut auf. Im Branchenvergleich fällt die Verbes- (weniger als zehn Mitarbeiter) fällt die Verbesse- serung jedoch vergleichsweise schwach aus (um rung des Lagesaldos nicht ganz so markant aus fünf auf 56 Punkte). Das Vertrauen in die aktuelle (von 17 auf nunmehr 22 Punkte). Die Lageaufhel- Konjunkturerholung ist mittlerweile so groß, dass lung der Unternehmen mit zehn bis 20 Beschäftig- besonders viele Unternehmen ihre Stammbeleg- ten liegt exakt im Trend der Gesamtwirtschaft (um schaft aufstocken – und weniger auf zusätzliche acht Punkte; neuer Saldo: 31 Punkte). Zeitarbeitskräfte zurückgreifen. Verglichen mit der Hochkonjunktur 2006/2007 fällt die Lagebewer- Leicht überdurchschnittlich verbessern sich die La- tung der Zeitarbeitsunternehmen nun demzufolge gebewertungen der mittelständischen Betriebe etwas schwächer aus (Spitzenwert damals: 68 (200 bis 500 Mitarbeiter) – der Saldo steigt um Punkte von Herbst 2006 bis Frühsommer 2007). immerhin zehn auf 44 Punkte. Er klettert damit um Auch die Spanne zwischen den Lageeinschätzun- einen Punkt mehr als die Lagesalden der Unter- gen der Zeitarbeitsagenturen und denen der Ge- nehmen mit 20 bis 200 Mitarbeitern und der samtwirtschaft ist in der aktuellen Aufschwung- Großunternehmen (über 1.000 Beschäftigte). Frei- phase merklich kleiner als 2006/2007. lich bleiben die Großunternehmen wie bereits im Herbst die Größenklasse mit der besten Lageein- schätzung (aktueller Saldo: 48 Punkte; 20 bis 200 Mitarbeiter: 38 Punkte). 12
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Wirtschaftslage Geschäftslage nach Wirtschaftszweigen hat sich erneut sprunghaft um 14 auf 40 Punkte verbessert. Wie schon in der Vorumfrage verzeich- Industrie erobert Spitzenposition … nen die Kokereien und Mineralölverarbeiter, sowie der Maschinenbau die stärkste Lageverbesserung Die Geschäftslage der Unternehmen im Verarbei- (Saldoveränderung um jeweils 17 Punkte). Die Dy- tenden Gewerbe hellt sich am stärksten auf. Die namik der Lageverbesserung hat zwar etwas nach- Lageeinschätzungen fallen zufriedener aus als in gelassen, das Gesamtniveau liegt aber weit über den anderen Sektoren. Der Antwortensaldo verbes- dem langjährigen Durchschnitt. Zudem haben nur sert sich um zehn auf 37 Punkte. Damit liegt die wenige Industriebranchen Rückgänge im Lagesal- Lagebewertung der Industrie über dem Durch- do zu verzeichnen. Die stärkste Verschlechterung schnitt der Gesamtwirtschaft (34 Punkte) und so- wird aus dem Bergbaugewerbe berichtet (Saldo gar deutlich über ihrem langjährigen Durchschnitt von zuvor 23 auf nun acht Punkte). Die Unterneh- (plus zehn Punkte). men des Textil- und des Holzgewerbes korrigieren den Lagesaldo um zwei Punkte nach unten, aller- Die Lagebewertung der Technologieunternehmen dings geschieht dies von einem hohen Ausgangs- klettert ausgehend von hohem Niveau weiter kräf- niveau aus. Der Lagesaldo der Textilproduzenten tig. In der Spitzentechnologie steigt der Saldo der liegt bei 17 Punkten und im Holzgewerbe bei 14 Geschäftseinschätzungen gegenüber der Vorum- Punkten. frage um zwölf auf 49 Punkte. Treiber sind hier in erster Linie die Hersteller von Elektrogeräten (Sal- … von Dienstleistern zurück doverbesserung um 14 auf 52 Punkte). Noch stär- ker hellt sich die Geschäftslage der Anbieter von Die Dienstleister können ihre Spitzenposition bei Hochtechnologie auf. Ihr Lagesaldo verbessert sich der Lagebewertung trotz weiterer Verbesserung deutlich – um 17 auf 47 Punkte. Vor allem in der nicht halten. Im Dienstleistungssektor steigt der Werkzeugmaschinensparte des Maschinenbaus Lagesaldo um leicht unterdurchschnittliche sieben macht der Saldo der Lagebewertungen einen kräf- auf nun 35 Punkte. So platziert sich der Antwor- tigen Satz (Saldoveränderung: um plus 35 auf 42 tensaldo der Dienstleister zwei Punkte hinter dem Punkte). der Industrie, aber zumindest einen Punkt über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Nicht Knapp die Hälfte (49 Prozent) der Investitionsgü- einmal mehr jeder zehnte Dienstleister (neun Pro- terproduzenten berichtet von einer „guten“ Ge- zent) bewertet seine Situation als „schlecht“. schäftslage zum Jahresbeginn 2011. Der Lagesaldo Die Geschäftslage im Urteil der Unternehmen nach Wirtschaftszweigen Prozentzahlen saldiert* Jahres- Früh- Herbst Jahres- Früh- Herbst Jahres- beginn sommer beginn sommer beginn Wirtschaftszweig 2009 2009 2009 2010 2010 2010 2011 Industrie -9 -40 -30 -16 6 27 37 Bauwirtschaft 1 -7 5 -2 4 26 18 Handel -4 -13 -8 -2 5 22 31 Dienstleistungen 9 -9 -1 8 13 28 35 Insgesamt 2 -17 -10 0 10 26 34 * Anteil der Gut-Meldungen minus Anteil der Schlecht-Meldungen 13
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Wirtschaftslage Geschäftslage nach Wirtschaftszweigen Industrie Baugewerbe Handel Dienstleistungen Alle Branchen 60 50 40 Saldo in Prozentpunkten 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 -50 Herbst 2003 Jahresbeginn 2004 Frühsommer 2004 Herbst 2004 Jahresbeginn 2005 Frühsommer 2005 Herbst 2005 Jahresbeginn 2006 Frühsommer 2006 Herbst 2006 Jahresbeginn 2007 Frühsommer 2007 Herbst 2007 Jahresbeginn 2008 Frühsommer 2008 Herbst 2008 Jahresbeginn 2009 Frühsommer 2009 Herbst 2009 Jahresbeginn 2010 Frühsommer 2010 Herbst 2010 Jahresbeginn 2011 Die überwiegend unternehmensbezogenen Dienst- Saldo klettert um neun auf 31 Punkte. Damit liegt leister können ihren Vorsprung gegenüber den per- er nur knapp unter dem gesamtwirtschaftlichen sonenbezogenen sogar leicht ausbauen. Der Lage- Durchschnitt (Saldo: 34 Punkte), aber deutlich saldo unter den Unternehmensdiensten wächst um über seinem langjährigen Schnitt von minus zwei sieben Punkten (neuer Saldo: 39 Punkte), bei den Punkten. 42 Prozent der Händler bewerten ihre konsumnahen Diensten um sechs Punkte (neuer Geschäftslage als „gut“, in der Vorumfrage waren Saldo: 25 Punkte). es nur 34 Prozent. Die stärkste Aufhellung ver- zeichnen die Kfz-Händler mit einem Sprung ihres Die Finanz- und Versicherungsdienstleister bewer- Lagesaldos um 17 auf nun 27 Punkte. Der Einzel- ten ihre Lage so gut wie seit den 90er Jahren nicht handel kann seine gute Geschäftslagebewertung mehr. Das Kreditgewerbe und mit Abstrichen die weiter verbessern (Lageverbesserung um sieben Versicherungswirtschaft profitieren weiterhin vom auf 29 Punkte). Die beste Geschäftslage berichten niedrigen Zinsniveau. Ihre Lagebewertungen weiterhin die Großhändler und Handelsvermittler verbessern sich ausgehend von hohem Niveau er- (Saldo: 34 nach zuvor 25 Punkten). neut (Saldoanstieg um sieben auf nun 60 bzw. um zehn auf 49 Punkte). Auch die Unternehmen der Baugewerbe abgekühlt Immobilienwirtschaft vermelden eine weitere Ver- besserung ihrer Geschäftslage. In dieser von der Das Baugewerbe schert als einziger Sektor aus Krise vergleichsweise wenig beeinträchtigten dem erstaunlich gleichlaufenden Aufwärtstrend Sparte erreicht der Lagesaldo mit 42 Punkten be- der Gesamtwirtschaft aus. Nach einem ungewöhn- reits wieder höhere Werte als vor der Krise. lich frühen Wintereinbruch sinkt der Lagesaldo um acht Punkte und liegt zu Jahresbeginn bei 18 Handel bereits über Vorkrisenniveau Punkten. Damit reduziert sich der Saldo dort zwar spürbar, bleibt aber im Vergleich zu seinem lang- Der Handelssektor verzeichnet eine neuerliche jährigen Durchschnitt (minus fünf Punkte) noch merkliche Verbesserung seiner Geschäftslage. Der auf hohem Niveau. Wie schon in der Vorumfrage 14
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Wirtschaftslage ist der Tiefbau das Schlusslicht bei der Lagebewer- tung im Baugewerbe. Der Saldo fällt wieder zurück auf plus vier Punkte (Saldo der Vorumfrage: 15 Punkte). Aus dieser Bausparte stammen traditio- nell schwächere Lageurteile – der Durchschnitt der letzten Jahre ist mit minus 16 Punkten der zweit- schwächste aller Wirtschaftszweige. Auch der Hochbau zeigt sich nicht mehr ganz so zufrieden. Der Antwortensaldo liegt nun bei 17 gegenüber 22 Punkten in der Vorumfrage. Das Ausbaugewerbe bleibt trotz einer Verschlechterung seines Lagesal- dos um elf auf 27 Punkte weiterhin die zufriedens- te Sparte im Bausektor. 15
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Erwartungen II ERWARTUNGEN te der Unternehmen rechnet mit gleichbleibenden Geschäften (56 Prozent). Der resultierende Saldo aus „Besser“- und „Schlechter“-Antworten verbes- Gesamtbeurteilung sert sich von 22 auf 24 Prozentpunkte. Das ist der zweitbeste Erwartungssaldo seit der Wiederverei- Schlagzahl bemerkenswert nigung (Rekordwert: 25 Punkte im Frühsommer 2007). Auf diesem hohen Ausgangsniveau ist auch Der Aufschwung erweist sich als erstaunlich ro- ein vergleichsweise schwacher Zuwachs von zwei bust. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen Punkten bemerkenswert. Der Aufschwung dürfte verbessern sich in der ganzen Breite der Wirtschaft 2011 damit kaum an Schwung verlieren. weiter – in exportstarken ebenso wie in Binnen- branchen. Im Maschinenbau, in der Metallverar- beitung und in der Elektrotechnik werden mittler- Fast überall eine Schippe drauf ... weile sogar bisherige Höchstwerte übertroffen Die Geschäftserwartungen verbessern sich in der bzw. eingestellt. Auch die Händler sowie die kon- ganzen Breite der gewerblichen Wirtschaft. Die sumnahen Dienstleister sind so zuversichtlich wie Erwartungen der Wirtschaftszweige verbessern seit Jahrzehnten nicht mehr. Viel spricht deshalb sich fast im Gleichschritt. In der Industrie, dem dafür, dass die Wirtschaft auch nach der zwi- Handel und im Dienstleistungssektor klettert der schenzeitlichen Aufholjagd zum Vorkrisenniveau Erwartungssaldo um jeweils zwei Prozentpunkte weiter deutlich wächst. Allerdings stoßen die Be- (auf 32, 19 bzw. 23 Punkte). Einzig die Bauwirt- triebe auf ernstzunehmende Engpässe: Im Inland schaft schert aus: Die Erwartungen der Bauunter- spüren immer mehr Branchen den Fachkräfteman- nehmen sind sogar um per Saldo sechs Prozent- gel; auf den Weltmärkten erreichen die Energie- punkte zuversichtlicher, freilich ausgehend von und Rohstoffpreise für viele Unternehmen niedrigerem Niveau (neuer Saldo: plus ein Punkt). schmerzliche Höhen. ... auch bei Vor-Zyklikern Optimismus wie einst 2007 Selbst die Geschäftserwartungen konjunkturell Zu Jahresbeginn 2011 erwartet etwas mehr als ein traditionell vorlaufender Branchen wie der Vorleis- Drittel der Unternehmen, dass sich die geschäftli- tungsgüterproduzenten steigen. Ihr Antwortensal- che Lage in den nächsten Monaten verbessert (34 do verbessert sich zu Jahresbeginn um fünf Punkte Prozent). Nur noch jedes zehnte Unternehmen be- auf aktuell plus 33 Punkte und damit sogar fürchtet eine Verschlechterung. Mehr als die Hälf- schneller als in den anderen Industriehauptgrup- Die Geschäftserwartungen im Urteil der Unternehmen in Prozent Die Unternehmen beurteilen im Früh- Herbst Jahres- Früh- Herbst Jahres- sommer beginn sommer beginn die Geschäftserwartungen 2009 2009 2010 2010 2010 2011 für die jeweils nächsten 12 Monate: besser 14 24 26 33 33 34 gleich 45 52 53 53 56 56 schlechter 41 24 21 14 11 10 Saldo* -27 0 5 19 22 24 * Anteil der „besser“-Meldungen minus Anteil der „schlechter“-Meldungen in Prozentpunkten 17
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Erwartungen pen. Die Erwartungen verbessern sich in allen Vor- zent – innerhalb eines Jahres fast eine Halbierung leistungssparten – von der Gummi- und Kunst- (Vorjahr: 42 Prozent; Herbst 2010: 28 Prozent). stoffindustrie (von 30 auf 32 Punkte) über die Das Konjunkturrisiko „Auslandsnachfrage“ nennen Chemie (von 27 auf 30 Punkte) bis hin zu „Glas, Unternehmen aller Industriebranchen seltener als Keramik und Steineverarbeitung“ (von 13 auf 21 das Risiko „Inlandsnachfrage“. Lediglich die beson- Punkte). Die Metallerzeuger, die Holz- und die Pa- ders exportorientierten Hersteller von Luft- und pierindustrie sind nun sogar optimistischer als in Raumfahrzeugen bilden hier eine Ausnahme. der konjunkturellen Hochphase 2006/2007 (neue Salden: 38, 39 bzw. 34 Punkte). Eine konjunkturel- Die deutschen Unternehmen gehen folglich auch le Verlangsamung bekommen die Hersteller von nicht davon aus, dass die wirtschaftlichen Proble- Vorleistungsgütern üblicherweise etwas früher zu me etlicher traditioneller Handelspartner wie der spüren als andere Industriezweige. Das nährt die USA, Japan und Teile Europas ihrem Handel extre- Hoffnung, dass die Konjunktur noch nicht überreif me Schrammen, wie zwischenzeitlich befürchtet, ist – und die Wirtschaft auch über den Aufholpro- zusetzen könnten. Diese Hoffnung stützt sich auf zess hinaus spürbar wächst. einige Faktoren: Exportermüdung? Fehlanzeige! x Dem deutschen Ausfuhrgeschäft kommt die weltweit breite Aufstellung der Unternehmen Der Optimismus exportstarker Industriebranchen zugute. Das macht sie gegen Rückschläge aus legt weiter zu. Beispielsweise klettert der Erwar- einzelnen Handelspartnerstaaten vergleichs- tungssaldo im Fahrzeugbau weiter um fünf auf 36 weise robust. Punkte. Auch Unternehmen der Elektrotechnik sind x Die eingeleitete Haushaltskonsolidierung vieler ausgehend von besonders hohem Niveau noch et- EU-Staaten trägt bereits erste Früchte, ohne was zuversichtlicher (von 44 auf 45 Punkte). Zu- dass der Nachfrageausfall die Konjunkturerho- dem sind in sämtlichen Industriesparten die Be- lung der Eurozone insgesamt auskühlt. Viel- fürchtungen von Rückschlägen bei der Auslands- mehr scheinen die Austeritätsprogramme nach nachfrage kleiner geworden. Im Durchschnitt der und nach dazu beizutragen, dass Vertrauen Industrie nennen dieses Risiko nur noch 23 Pro- wiederaufgebaut und Spielraum für private In- 18
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Erwartungen vestitionen geschaffen wird. Mittelfristig dürf- einen Beitrag zum Abbau von Handelsüberschüs- te das die Investitionskraft der Unternehmen sen leisten. sogar stärken. In den meisten Ländern erfolgt die Haushaltskonsolidierung in erster Linie ü- Wechselkursrisiko überschaubar ber die Ausgabenseite. Dort wo die Regierun- gen Steuern erhöhen, greifen sie zumindest Die Höhe des Wechselkurses ist für deutsche Ex- eher auf Verbrauchsteuern zurück, statt auf porteure eher für die Margen von Bedeutung, leistungsfeindliche Zusatzbelastungen bei den während der Absatz weniger preissensibel ist. Viele direkten Steuern. Unternehmen bieten auf spezielle Kundenbedürf- x Die positive Entwicklung der Binnennachfrage nisse zugeschnittene Produkte und Dienstleistun- hierzulande befördert sukzessive auch die gen an und haben sich bei ihren Abnehmern auf Konjunktur deutscher Handelspartner in Euro- den internationalen Märkten eine hervorragende pa – in mehr als der Hälfte der Euro-Staaten Reputation erarbeitet. Bei der in der jüngeren Ver- ist Deutschland wichtigster Auslandskunde. gangenheit hohen Volatilität des Wechselkurses sehen sich jedoch mehr Unternehmen zu Absiche- Allerdings haben viele der etablierten Industrielän- rungsgeschäften gezwungen – mit entsprechenden der noch einen gehörigen Teil des Konsolidie- Kosten für die Betriebe. rungsweges vor sich. Dort, wo die wirtschaftliche Erholung bislang schwächer voran kommt, stehen Den Wechselkurs nennen 18 Prozent der Indust- vielfach zudem strukturelle Herausforderungen an. rieunternehmen als Risiko für die kommenden In Ländern wie Griechenland, Irland, Portugal oder Monate. Das ist zumindest ein Prozentpunkt mehr auch Spanien verschieben sich die Erfordernisse als im Herbst 2010 und zwei Punkte mehr als zu von der Schaffung konjunktureller Nachfrageim- Jahresbeginn 2010. Ohnehin wird noch immer der pulse hin zu Maßnahmen zur Steigerung der Großteil des deutschen Auslandsgeschäfts in Euro Wettbewerbsfähigkeit. Vielerorts sind Human- und abgerechnet – auch bei Geschäften über die Gren- Sachkapital entwertet, deren Anpassung Zeit er- zen des Währungsraums hinaus. fordert. Dementsprechend dürften der Abbau der teilweise rasant gestiegenen Arbeitslosigkeit und Für eine in der deutschen Wirtschaftsstruktur infolgedessen auch die Konsumentwicklung wei- enorm wichtige Branche ist die Wechselkursent- terhin eher schleppend vorankommen. Selbst wenn wicklung jedoch von sehr hoher Relevanz: Bei den aktuell die Gefahr von Rückschlägen sinkt, würden Automobilherstellern sind die Wechselkurse für große Nachfragesprünge jedenfalls überraschen. fast die Hälfte der Unternehmen das Hauptrisiko Dass die Unternehmen das Risiko Auslandsnach- ihrer Konjunktur. Ursache ist, dass in diesem Be- frage nicht aus dem Blick verlieren, ist insofern reich die fernen Märkte in Asien sowie in Nord- nachvollziehbar. und Südamerika immer bedeutender werden und dort selten in Euro fakturiert wird. Die größte Dynamik im Auslandsgeschäft geht weiterhin von Schwellenländern aus. Ihr Investiti- Pharma unter Druck onshunger bleibt groß, die Kaufkraft der privaten In der Pharmaindustrie fallen die Geschäftserwar- Haushalte wächst – und das bei einer durch- tungen etwas zurückhaltender aus (Saldover- schnittlich eher geringen Staatsverschuldung. Das schlechterung um drei auf 24 Punkte) und bleiben macht die Wachstumsmärkte als Ziel internationa- erstmals seit 2004 hinter denen der Gesamtwirt- ler Kapitalströme attraktiv. Wenn infolgedessen schaft zurück. Die Belastung durch zusätzliche Re- ihre Währungen aufwerten, kann das z. B. in China gulierungen trübt die Stimmung – 54 Prozent der 19
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Erwartungen Unternehmen sehen die wirtschaftspolitischen schaft insgesamt die Steuerbelastung reduziert. In Rahmenbedingungen als Konjunkturrisiko (25 den DIHK-Umfragen zu den Auslandsinvestitionen Punkte mehr als in der Industrie insgesamt). Die der Unternehmen hat demzufolge das Kostenmotiv eingeschränkten preislichen Gestaltungsmöglich- als Grund für Auslandsengagements immer mehr keiten der forschenden Arzneimittelhersteller drü- an Bedeutung verloren.2 Zum anderen haben sich cken unmittelbar auf die Margen im Inland – und Kapitalanlagen im Ausland vielfach als riskanter müssen vielfach auch für Preisvereinbarungen auf entpuppt als zwischenzeitlich gedacht – das gilt ausländischen Märkten übernommen werden. nicht zuletzt auch für Finanzanlagen in Staatsan- leihen. Folglich verbleibt mehr Finanzkapital im Brummende Investitionskonjunktur … Inland und kann für Realinvestitionen genutzt werden. Die Hersteller von Investitionsgütern behaupten ihre Spitzenplätze bei der Bewertung der Ge- Niedrige Zinsen gut für den Bau schäftserwartungen. Am optimistischsten sind die Nutzfahrzeugproduzenten und die Werkzeugma- Auch das günstige Zinsniveau begünstigt das In- schinenbauer – diese beiden Sparten unterliegen vestitionsklima. Gerade viele private Haushalte si- üblicherweise den größten Konjunkturschwankun- chern sich das weiterhin niedrige Zinsniveau, um gen. Der Maschinenbau insgesamt ist mittlerweile jetzt den Wunsch von den eigenen vier Wänden zu sogar optimistischer als während der Hochkon- realisieren. Darauf deuten die Geschäftserwartun- junktur 2006/2007 (neuer Saldo: plus 47 Punkte; gen im Baubereich hin: Erstmals seit Frühsommer Herbst 2010: 44 Punkte). Auch die Hersteller von 2007 rechnen mehr Bauunternehmen mit einer Medizintechnik gewinnen ausgehend von hohem Verbesserung als einer Verschlechterung ihrer Ge- Niveau weitere Zuversicht hinzu (neuer: Saldo plus schäfte (neuer Saldo: plus ein Punkt). Das macht 41 Punkte nach zuvor 38 Punkten). Der ausgepräg- Hoffnung, dass die Lageverschlechterung zu Jah- te Optimismus der Produzenten von Kapitalgütern resbeginn 2011 lediglich witterungsbedingt ist. dürfte sich kaum auf günstige Perspektiven allein Alle Bausparten werden zuversichtlicher – wenn- im Auslandsgeschäft stützen. Für ein günstiges In- gleich auf unterschiedlichem Niveau. Besonders vestitionsklima auch hierzulande spricht, dass optimistisch ist das Ausbaugewerbe (Saldoverän- auch weniger exportorientierte Investitionsbran- derung um plus sechs auf sieben Punkte). Die Bau- chen bessere Geschäfte erwarten: die Produktion investitionen erfolgen längst nicht nur im Neubau, von Metallerzeugnissen (Saldoverbesserung von 28 sondern zu einem Gutteil im Bestand – neben der auf 33 Punkte), IT-Dienstleistungen (Saldoverbes- energetischen Sanierung wächst die Bedeutung serung von 41 auf 43 Punkte) und das Leasing von des altersgerechten Umbaus. Investitionsgütern (Saldoverbesserung von 17 auf 46 Punkte – der größte Sprung im Branchenver- Etliche Investitionsprojekte im Rahmen der Kon- gleich). junkturpakete laufen erst im Jahr 2011 aus. Gera- de im Tiefbau ist es zu Verzögerungen gegenüber den ursprünglichen Planungen gekommen, so dass … auch wegen besserer Standortfaktoren im laufenden Jahr noch mit Impulsen zu rechnen ist. Gleichwohl schwelt die Sorge, dass die Kom- Inlandsinvestitionen erscheinen wieder attraktiver munen ihre Ausgaben auf Kosten der Zukunftsin- als noch vor einigen Jahren. Zum einen haben sich vestitionen zu reduzieren versuchen. Unter den am Standort Deutschland einige Faktoren verbes- sert – so haben sich für das Verarbeitende Gewer- be der Arbeitskostennachteil und für die Wirt- 2 Vgl. DIHK-Umfrage zu den Auslandsinvestitionen (2010). Die Aus- wertung für das laufende Jahr erfolgt im Frühjahr 2011. 20
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Erwartungen Gebietskörperschaften sind die Kommunen der Dienstleistern wie Wäschereien, Frisörsalons, Sau- größte Investor – gerade im Tiefbau. Die traditio- nen und Solarien liegt der neue Saldo bei plus nell besonders zurückhaltenden Tiefbauunterneh- zehn Punkten gegenüber plus vier Punkten im men bleiben als eine der wenigen Branchen per Schnitt seit 2003 (Vorumfrage: 23 Punkte), in der Saldo pessimistisch. Die Erwartungen verbessern Möbelindustrie bei 34 Punkten gegenüber 14 sich weniger stark als in anderen Segmenten der Punkten im Schnitt seit 2003 (Vorumfrage: 37 Bauwirtschaft. Immerhin liegt der Erwartungssaldo Punkte). auch in dieser Sparte nun wieder etwas besser als im Schnitt der letzten Jahre (Saldoveränderung ... die Nachfragesorgen schwinden von minus 24 auf minus 19 Punkte). Alles in allem nennen die Unternehmen die Nach- Der Konsum lässt hoffen... frage immer seltener als Konjunkturrisiko. Nur et- wa jedes zweite Unternehmen fürchtet in den Die Geschäftserwartungen der Unternehmen über- kommenden zwölf Monaten Rückschläge bei der treffen in etlichen Konsumbranchen die Werte der Inlands- oder der Auslandsnachfrage (52 Prozent). konjunkturellen Hochphase 2006/2007. Dass ihr In der Vorumfrage waren es noch 62 Prozent, vor Optimismus aber nicht mit dem des Investitions- einem Jahr sogar noch 87 Prozent, obwohl die güterbereichs Schritt hält, ist nicht ungewöhnlich. konjunkturelle Talsohle damals bereits durch- Denn der Konsum entwickelt sich erfahrungsge- schritten war. Die wirtschaftliche Erholung trägt mäß im Konjunkturverlauf gleichmäßiger als die sich zunehmend selbst. Sie kann die einsetzende Investitionen. Im Handel klettert der Erwartungs- Haushaltskonsolidierung verkraften, zumal diese saldo um zwei auf 19 Punkte, in der Gastronomie das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der Staats- von zehn auf 13 Punkte und unter Herstellern von finanzen stärken kann. Schmuck, Musikinstrumenten, Sportgeräten und Spielwaren von 27 auf 34 Punkte. Bemerkenswert Auf eine steigende Auslandsnachfrage bleibt die ist, dass Unternehmen dieser Branchen die In- deutsche Wirtschaft allerdings in den kommenden landsnachfrage für die kommenden Monate weni- Jahren weiterhin angewiesen. Nicht nur der Bevöl- ger Sorge bereitet als der Anstieg der Energie- und kerungsrückgang macht allzu große Sprünge beim Rohstoffpreise. Zum einen spüren sie die gestiege- heimischen Konsum unwahrscheinlich. Auch die nen Energiepreise direkt in ihrem Unternehmen. Alterstruktur der Bevölkerung spricht vorerst ge- Zum anderen bleibt den Verbrauchern bei höheren gen eine steigende Konsumneigung: Der größte Preisen für Importwaren wie z. B. Benzin weniger Teil der Bevölkerung ist derzeit im Alter zwischen Geld für andere Güter. Auch steigende kommunale 40 und 55 Jahren. Diese Kohorte weist die höchste Gebühren und die zusätzlichen Krankenkassenbei- Sparquote auf – für sie haben eigene Anstrengun- träge belasten die privaten Budgets. gen zur privaten Altersvorsorge eine besonders große Bedeutung. Erst mit dem Übergang der ge- Auch im Kfz-Handel kehrt der Optimismus zurück burtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand sind (Saldoveränderung: um plus drei Punkte gegenüber größere Verschiebungen von Ersparnissen zu Kon- Herbst und um plus 59 Punkte gegenüber dem sum zu erwarten. Im internationalen Vergleich hat Vorjahr auf nunmehr 14 Punkte). Der Rückprallef- sich vielfach gerade das zwischenzeitlich kräftige fekt nach Auslaufen der Abwrackprämie scheint Wachstum der Binnennachfrage einiger Staaten offenkundig überwunden. Der Optimismus in an- vor der Krise als teuer erkauft entpuppt – in Form deren Konsumbranchen lässt zwar nach, bleibt geringer Ersparnis und Investitionen. aber auch dort merklich ausgeprägter als im Schnitt der letzten Jahre: Bei personenbezogenen 21
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Erwartungen Angebotsseitige Risiken fürchten inzwischen gut nehmen schöpfen die ganze Bandbreite von Maß- drei Mal so viele Unternehmen wie Nachfrage- nahmen aus: Verbesserungen des Ressourcenma- rückschläge. Während der Anteil der Nennungen nagements, die Suche neuer Lieferanten und Roh- der Nachfragerisiken im Vorumfragevergleich um stoffquellen, langfristige Bezugsverträge, verstärk- zehn Punkte abgenommen hat (Vorjahresvergleich: te FuE-Anstrengungen. Auch beim Recycling ist 35 Punkte weniger), ist er allein bei den Risiken Deutschland weltweit führend.3 Diese Maßnahmen „Energie- und Rohstoffpreise“ sowie „Fachkräfte- entlasten jedoch eher langfristig. Neue Substitute mangel“ um zusammengenommen acht Punkte für Rohstoffe müssen sich beispielsweise erst be- gestiegen (Vorjahresvergleich: 26 Punkte mehr). währen, zudem steigen vielfach auch die Preise für alternative Werkstoffe. Termingeschäfte können Rohstoffpreisrisiko erfasst alle Branchen, … eher bei der Absicherung gegen Preisausschläge helfen, einen langfristigen Aufwärtstrend allenfalls Die Unternehmen sehen den Anstieg der Energie- abfedern. An die Verbraucher können die Unter- und Rohstoffpreise branchenübergreifend als nehmen nur einen Teil weitergeben. größtes Konjunkturrisiko (49 Prozent). Die Preis- sprünge betreffen die komplette Palette der Roh- Neben der florierenden Nachfrage weltweit haben stoffe und damit Unternehmen verschiedenster zuletzt Naturkatastrophen die Preise getrieben. Branchen, beispielsweise: Selbst wenn Deutschland seine Rohstoffe bei- spielsweise kaum direkt aus Australien bezieht, x Luftfahrtunternehmen (81 Prozent; Vorumfra- weichen die Kunden der Australier doch auf ande- ge: 65 Prozent), Speditionen (76 bzw. 74 Pro- ren Lieferanten aus und konkurrieren mit deut- zent) sowie Taxi- und Busunternehmen bei schen Abnehmern. Außerdem setzen manche roh- Mineralöl (84 bzw. 70 Prozent), stoffreiche Länder Handels- und Wettbewerbs- x die Bekleidungs- und Textilindustrie bei hemmnisse strategisch ein, auch um eigenen roh- Baumwolle (80 bzw. 70 Prozent), stoffintensiven Branchen eine vorteilhafte Markt- x die Lebensmittelbranche (92 bzw. 87 Prozent) position zu sichern. Von Importbeschränkungen für Getreide, Reis, Soja oder Kaffee, sind mittlerweile auch Agrargüter und sogar der x energieintensive Branchen wie die Papier- (91 Schrotthandel betroffen. bzw. 87 Prozent), die Glas- (80 bzw. 74 Pro- zent) und die Chemieindustrie (83 bzw. 82 … aber würgt Konjunktur nicht ab Prozent) sowie Metallerzeuger (86 bzw. 81 Einige Gründe machen Hoffnung, dass das Risiko Prozent), sich nicht zu einer echten Konjunkturbremse ent- x Metallverarbeiter (75 bzw. 69 Prozent) und wickelt: Elektroindustrie (59 bzw. 50 Prozent) bei In- dustriemetallen, x Die hohen Preise sind auch Ausdruck einer gu- x die Bauindustrie (53 bzw. 44 Prozent) bei ih- ten Weltkonjunktur insgesamt. ren Grundstoffen, x Das steigende Interesse an energie- und mate- x den Handel (51 bzw. 40 Prozent) durch Ener- rialeffizienter Technik können deutsche Unter- giekosten und Kaufkraftverluste seiner Kun- nehmen bedienen. den. x Ein hohes Preisniveau bietet Investitionsanrei- Der schwierigere Rohstoffbezug erzeugt bereits ze für Rohstoffabbau. Das bietet Absatzper- seit geraumer Zeit einen hohen Handlungsdruck in der Wirtschaft. Insbesondere die Industrieunter- 3 Vgl. IHK-Unternehmensbarometer „Rohstoffklemme zeichnet sich ab“, November 2010. 22
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Erwartungen spektiven für Fördertechnik aus deutschen pelt so viele wie zu Jahresbeginn 2010 (16 Pro- Werkhallen. zent). Gerade die Unternehmen mit positiven Ge- x Zudem steigt mit zusätzlicher Förderung auch schäftserwartungen sehen die Gefahr, durch Fach- das Rohstoffangebot. Importbeschränkungen kräfteengpässe ausgebremst zu werden (33 Pro- einzelner Förderländer schränken diese Sig- zent). Unternehmen aller Wirtschaftszweige sind nalwirkung hoher Preise vor Ort jedoch ein. betroffen. Besonders schwierig ist die Suche nach x Nettoexporteure von Rohstoffen profitieren qualifiziertem Personal für die Bauwirtschaft (34 von den steigenden Preisen – nicht nur die Prozent). Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung traditionellen Ölförderstaaten sondern bei- bestehen über alle Qualifikationsniveaus hinweg.4 spielsweise auch Länder wie Brasilien bei Entlastende Sonderfaktoren wie die Grenzöffnung landwirtschaftlichen Gütern. In manchen För- am 1. Mai 2011 für EU-Bürger aus Mittel- und derländern sind höhere Förderkosten auch Er- Osteuropa, doppelte Abitur-Jahrgänge in einigen gebnis besserer Umwelt- und Sozialstandards. Bundesländern und das Aussetzen der Wehrpflicht In rohstoffreichen Ländern steigt damit die können diese Entwicklung kaum dämpfen. Kaufkraft – auch für die Nachfrage nach deut- schen Produkten. Zeitarbeit wächst mit x Viele Länder, für deren Wirtschaft die Förde- rung und der Export von Rohstoffen eine be- Die Zeitarbeit hat ihren Dämpfer der Vorumfrage sondere Bedeutung haben, wollen zunehmend zumindest teilweise verdaut (Erwartungsverbesse- in die Weiterverarbeitung vor Ort investieren. rung um fünf auf 47 Punkte nach einer Ver- x Die deutsche Industrie produziert im internati- schlechterung um zehn Punkte im Herbst). Die onalen Vergleich besonders ressourceneffizient Spitzenwerte aus vorherigen Boomphasen erreicht – daher sind einige andere ausländische Wett- der Optimismus jedoch nicht. Mit einer immer bes- bewerber härter getroffen. seren Konjunktur über alle Wirtschaftszweige hin- weg erhöhen sich auch die Beschäftigungsabsich- x Zudem könnte ein wieder stärkerer Euro zur ten gerade industrieller Kunden weiter und ver- Entlastung auf der Energie- und Rohstoffseite schärfen Fachkräfteengpässe gerade für die Zeit- beitragen. arbeitsunternehmen. 82 Prozent von ihnen sehen Wichtige heimische Rohstoffe wie Kies, Naturstei- mittlerweile dieses Risiko als ihr Konjunktur- ne und Braunkohle bauen Unternehmen der Bran- hemmnis (Herbst 2010: 79 Prozent) – mehr als in che „Gewinnung von Steinen und Erden, Bergbau“ jeder anderen Branche. Um weiterhin qualifiziertes ab. Die Erwartungen dieser Branche verbessern Personal zu finden, müssen viele Zeitarbeitsfirmen sich spürbar. Der Saldoanstieg um 14 auf immer- höhere Löhne zahlen. Die Entwicklung der Arbeits- hin plus neun Punkte ist insofern bemerkenswert, kosten betrachten inzwischen 43 Prozent von ih- als nur in dieser Industriesparte der Erwartungs- nen als kurzfristiges Risiko für die Geschäftsent- saldo im Schnitt der letzten Jahre negativ war. wicklung. Nicht zuletzt die wirtschaftspolitische Ungewissheit durch drohende Regulierung verun- sichert viele Zeitarbeitsunternehmen (47 Prozent). Fachkräfte: gesucht und kaum gefunden Abgesehen von den Energie- und Rohstoffpreisen gewinnt aus Unternehmenssicht nur das Risiko „Fachkräftemangel“ an Bedeutung. 30 Prozent al- ler Unternehmen sehen dieses Hemmnis bereits kurzfristig als Konjunkturrisiko – das sind drei Pro- 4 Vgl. IHK-Unternehmensbarometer „Mitarbeiter dringend gesucht! zentpunkte mehr als im Herbst 2010 und fast dop- Fachkräftesicherung – Herausforderung der Zukunft“, August 2010. 23
DIHK-Umfrage Jahresbeginn 2011 - Erwartungen Steigen Arbeitskosten über Gebühr? Kleinere Unternehmen rücken nach Gerade in Branchen, bei denen Tarifverhandlungen Unter den Unternehmen mit bis zu 20 Beschäftig- anstehen, nehmen die Sorgen um die Entwicklung ten wächst der Optimismus relativ stark. Die Sal- der Arbeitskosten weiter zu: in der Bauwirtschaft doverbesserung dieser eher binnenorientierten von 41 auf 44 Prozent, in der Gastronomie sogar Größenklasse um immerhin drei auf 18 Punkte von 52 auf 56 Prozent. Alles in allem ist die Be- deutet darauf hin, dass sich die Konjunkturimpulse deutung des Konjunkturrisikos „Arbeitskostenent- weiter auf die Inlandsnachfrage verlagern. Dabei wicklung“ für die Unternehmen im Vergleich zu zeigen sich die Betriebe mit zehn bis 20 Mitarbei- den Vorumfragen unverändert hoch geblieben. 34 tern (neuer Saldo: 19 nach zuvor 16 Punkten) et- Prozent der Unternehmen nennen aktuell dieses was zuversichtlicher als die Kleinstbetriebe (nun- Risiko, ebenso viele wie im Herbst (Vorjahr: 35 mehr 17 Punkte nach zuvor 15 Punkten im Prozent). Zumindest ist damit die Bedeutung stei- Herbst). Hingegen steigt die Zuversicht der stark gender Arbeitskosten als Konjunkturrisiko nicht international ausgerichteten Großunternehmen weiter angestiegen. Begründung hierfür ist, dass kaum noch. Dort verbessert sich der Erwartungs- einige wichtige Tarifverträge erst 2012 auslaufen. saldo ebenso um einen Punkt (aktuell: 27 Punkte) Zudem setzen viele Unternehmen nach den Erfah- wie in der Größenklasse 20 bis 200 Mitarbeiter rungen mit den verantwortungsbewussten Ab- (aktuell: 26 Punkte). Am weitesten ist die Zuver- schlüssen der letzten Jahre auch auf das Augen- sicht weiterhin unter den Mittelständlern mit 200 maß der Beteiligten. Der Realismus äußert sich bis 500 Beschäftigten verbreitet (Antwortensaldo: auch darin, dass in den Bereichen, in denen es 31 Punkte; Herbst: 28 Punkte) - und zwar im In- wieder gut läuft, viele Unternehmen bereits frei- dustrie-, Bau- und Dienstleistungssektor. Damit willig höhere Löhne zahlen, beispielsweise in der blickt diese Größenklasse sogar optimistischer auf Metallindustrie. die kommenden Monate als während der letzten Hochkonjunktur. 24
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