Wo sich Wissenschaft & Alltag mischen - Wo sich Wissenschaft und Alltag mischen - Hafencity
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Oktober 2022 Ausgabe 68 Wo sich Wissenschaft & Alltag mischen Wo sich Wissenschaft und Alltag mischen ↑ Blick von oben in den Eingangsbereich, das „Herz“ der Start-up Labs (Foto: Miguel Ferraz) Bis in die 2040er Jahre entsteht mit der Science City Hamburg Bahrenfeld ein Ort für Wissenschaft, Innovation und Technologietransfer – aber auch für Wohnen und Freizeit. An einigen Orten ist die Vision bereits erlebbar Der Pyroelektrische Detektor MPY-01 ist kaum von Materialien mithilfe von Spektroskopie und kennengelernt haben. 2018 wurden sie Firmengrün- größer als ein Handy und gerade mal 80 Gramm algorithmusbasiertem Datenabgleich in wenigen der, 2021 zogen sie in die neuen Start-up Labs am schwer. Am ehesten sticht er durch sein blau Sekunden zu klären. „Damit lässt sich zum Beispiel Rande des Campus. „Eine Riesenhilfe ist das und schimmerndes Metallgehäuse hervor. Doch die un- die Zusammensetzung von Medikamenten fest- spiegelt sich in der Entwicklung des Unternehmens scheinbare kleine Box hat es in sich: Dank eines stellen, ohne ein Labor einzuschalten“, erklärt der wider“, so Dr. Budden. Die Start-up Labs sind ein ge- extrem sensitiven Sensors kann sie feinste Strah- 33-Jährige. Einen Markt dafür sieht er bei Apo- meinsames Projekt des Deutschen Elektronen-Syn- lungen bis in den Tetraherzbereich messen, die für theken, die gesetzlich verpflichtet sind, die Inhalts- chrotron DESY der Helmholtz-Gemeinschaft, eines Kommunikations- und Sicherheitstechnik, aber stoffe ihrer Eigenprodukte nachzuweisen. Doch der weltweit führenden Zentren für Grundlagen- auch Biologie und Medizin relevant sind. „Unse- frei nach dem Motto „Wir haben eine Lösung – forschung, sowie der Universität Hamburg (UHH) re Geräte können die Wärme eines Teelichts aus wer hat das Problem dazu?“ waren die Absatz- und der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH). Von 100 Metern Entfernung algorithmusbasiert mes- märkte für die Produkte von WiredSense an- Räumlichkeiten wie Laboren, Büros bis hin zu Event- sen“, übersetzt Dr. Matthias Budden den Nutzen fangs gar nicht so klar. Immerhin sind Budden und flächen wird den hier ansässigen Firmen alles ge- von MPY-01 und diversen Weiterentwicklungen, die sein Co-Gründer Thomas Gebert von Haus aus boten, was man für einen glücklichen Firmenstart er mit seinem Start-up WiredSense auf den Markt Wissenschaftler, die sich am Max-Planck- benötigt. gebracht hat. Das neueste Gerät „Sweeb“ ver- Institut für Struktur und Dynamik der Materie spricht sogar, die chemische Zusammensetzung auf dem DESY-Campus in Hamburg Bahrenfeld Fortsetzung auf Seite 2 → Ökologisch nachhaltig Sozial innovativ Ideen und Lösungen für die Vielfältige Projekte in urbane Logistik der Zukunft der HafenCity fördern ©Till Wolfer / XYZ Cargo die Inklusion © Felix Amsel Seite 5 – 7 Seite 8 – 9 Mai 2019 | News 55 | HafenCity
Wissen und Stadt Wissen und Stadt Editorial „Da teilt man sich mal ein Gerät“ © Bina Engel „Barrierefreiheit bedeutet mehr als abgesenkte Der Geschäftsführer der Start-up Labs Denny Droßmann über die Entwicklung Bordsteine", wird in diesem Heft eine Bewohnerin von Start-ups und was das städtische Umfeld dazu beitragen kann der HafenCity zitiert, die im innovativen Wohn- projekt Festland ein neues Zuhause bezogen hat. Immer wieder beeindruckt mich die Innovations- kraft der Menschen, die ein klares Ziel verfolgen und, sei es in der HafenCity oder der Science City Hamburg Bahrenfeld, die Möglichkeit erhalten, diese zu entfalten. Und so steht diese Ausgabe im Zeichen von Innovation sowie Wissens- und Schaffenskraft: ob im Bereich der Grundlagenforschung, der Pro- ↑ WiredSense-Gründer Dr. Matthias Budden arbeitet an seiner neuesten Entwicklung (Foto: Miguel Ferraz) dukt- oder Verfahrensentwicklung, der ange- wandten Logistik oder eben im Schaffen neuer, „Auf der Metaebene stehen alle Start-ups burg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Dass hier künftig auch Wohnungen entstehen, guter Formen des Zusammenlebens. praktisch vor den gleichen Herausforderun- (HIE), der Landesbetrieb Immobilienmanagement sodass viele Leute ganz in der Nähe zum Campus In den vergangenen zwei Jahren haben wir ge- gen“, sagt die Leiterin des DESY-Start-up Office und Grundvermögen (LIG) sowie das Bezirks- leben können, ist auf jeden Fall ein Plus für die Ent- sehen, welche zentrale Rolle die Wissenschaft für Dr. Christina Frehse. Weil Community Building amt Altona. Für die Zusammenführung der einzel- wicklung des Standorts“, so Droßmann. unser aller Leben spielt. Forschung findet nicht ebenso eine zentrale Zutat für das Erfolgsrezept nen Entwicklungsstränge und die Koordination der länger im „Elfenbeinturm“ statt, sondern geht den ist, verweist sie auf der Tour durch das Gebäu- beteiligten Akteur:innen ist die städtische Science Neuer Treffpunkt Weg in die Mitte der Gesellschaft. Mit der Ent- de auch stolz auf die große einladende Lobby, in City Hamburg Bahrenfeld GmbH (SCHB) zustän- Kein Wunder also, dass das Interesse von Besu- wicklung der Science City unterstützen wir diese der sich die Mieter:innen treffen und austauschen dig. Gleichzeitig verantwortet die hundertprozenti- cher:innen und Bewohner:innen vor Ort hoch ist fortschrittliche Vision: Im Westen Hamburgs, am können. Das Angebot kommt nicht nur bei „Wi- ge Tochter der HafenCity Hamburg GmbH auch die und sich das neue Infocenter zur Science City re- Volkspark Altona, schaffen wir integrierte Orte redSense“ an: „Das Gebäude ist zu 98 Prozent Entwicklung einzelner Teilbereiche der Science City. ger Nachfrage erfreut. Untergebracht in einem Be- des Wissens, Lebens und Arbeitens. Von der Ver- vermietet“, so Frehse. Eine Erweiterung um 360 m2 Denn die Science City ist weit mehr als eine reine standsgebäude gegenüber der Trabrennbahn am bindung aus Quartiersentwicklungsvorhaben, mit Raum für mindestens 25 Labor- und 20 Büro- Wissensstadt. Vielmehr wird auf dem insgesamt Albert-Einstein-Ring 8 – 10, hat die SCHB hier einen Freizeitangeboten und Spitzenforschung wird arbeitsplätze ist in Planung. 125 Hektar großen Gebiet eine Vielzahl von Funk- offenen Treffpunkt und Informationsort geschaf- künftig ganz Hamburg profitieren. Besonders an- tionen vereint: Direkt am benachbarten Volkspark fen. Zu Eröffnung im Rahmen des Stadtteilfestes ziehend wirkt das Konzept „Wissen findet Stadt“ Der Anfang ist geschafft Altona, wo derzeit noch eine in die Jahre gekomme- „Bahrenfeld auf Trab“ drängten sich die Interes- auf junge Unternehmen aus der Forschung, die Zunächst aber gilt es, die bestehende junge ne Trabrennbahn und die A7 Lärm und städtebau- sierten an den Ausstellungstafeln und steckten auf Flächen zum Wachsen und Vernetzen suchen. In Gemeinschaft mit Leben zu erfüllen. Dazu steht liche Tristesse verbreiten, entstehen die „Quartiere dem großen Bodenbild mit beweglichen Info-Ele- den Start-up Labs in Bahrenfeld sind sie bereits ↑ Denny Droßmann, der Geschäftsführer der Start- am Volkspark“. Die Autobahn erhält einen Deckel, menten ihre Perspektiven ab. Wer mit Kindern ge- Als Geschäftsführer steht Denny Droßmann den Start-ups mit Rat und Tat zur Seite (Foto: Miguel Ferraz) fündig geworden. up Labs, an einem heißen Junitag auf einem wa- dessen Bau bereits weit fortgeschritten ist, und die kommen war, konnte diese in Kreativprogramme wie Pioniergeist kann viel Positives bewegen: Mit ckeligen Hocker in der prallen Sonne. Vor ihm sind Traber werden nach Horn verlagert. Somit entsteht das Bemalen von Bauhelmen oder wissenschaftli- Was bieten Sie den Start-ups, das sie woanders mal in ein Start-up. Hier haben sie eine spannende Freude sehen wir, wie mit der HafenCity ein im Hof der Start-up Labs Stehtische und ein langes nicht nur Raum für wissenschaftliche Einrichtun- che Angebote für die Kleinsten geben. Die Univer- nicht finden? Arbeitsatmosphäre und arbeiten gleichzeitig wis- Stadtteil entstanden ist, der sozialen Trägern und Büfett aufgebaut. Vom Grill weht der Bratwurst- gen, sondern auch für rund 3.000 neue Wohnungen, sität Hamburg etwa war mit ihrem Physik-Schulla- Reine Gewerbeflächen haben meistens nicht die senschaftlich und inhaltlich anspruchsvoll. Zudem gesellschaftlichen Initiativen ein Testfeld für in- duft herüber, am Kühlschrank finden kaltes Bier und Handel und Dienstleistung, Bildungs- und Sport- bor „Light and Schools“ gekommen. „Normalerweise Spezifikationen, die Start-ups aus der Forschung besteht die Möglichkeit, Anlagen des DESY oder novative Konzepte bietet. Projekte wie Festland Schorlen regen Absatz. „Herzlich willkommen zum infrastruktur. Ein städtebaulicher und freiraum- kommen Schulklassen zu uns. Das hier ist etwas brauchen. Bei Laser-Laboren sprechen wir zum des Max-Planck-Instituts zu nutzen oder mit ande- oder die Kinderstadt verdeutlichen, welchen Bei- ersten Geburtstag, lasst uns feiern“, ruft Droßmann planerischer Wettbewerb ist in Vorbereitung. „Das ganz anderes. Die Kinder sind viel gemischter, aber Beispiel über besondere Anforderungen an Lüf- ren Forschenden zu kooperieren. Wenn wir Anfra- trag Teilhabe und Inklusion zu einem wertschät- den rund 60 Gästen zu, die wie die Mitarbeiter:innen alles entwickelt sich ja um den Forschungscampus das macht auch sehr viel Spaß. Wir erreichen hier tungstechnik oder Klimatisierung, Starkstroman- gen außerhalb von Hamburg bekommen, wird immer zenden Miteinander leisten. von WiredSense und Dr. Frehse aus dem Gebäude herum und ist für die Unternehmen ein Ausgangs- ganz andere Gruppen“, so die studentische Mitar- schlüsse, Kühlwasseranschlüsse und so weiter. Der auch nach Wohnmöglichkeiten gefragt. Dass hier Neben der sozialen Seite der Nachhaltigkeit geströmt sind. „Ein Teil der Start-ups kommt aus und Anziehungspunkt“, meint Denny Droßmann. beiterin Sarah, ehe sie gleich wieder in den Bau von zweite Punkt ist das Netzwerk. Bei uns sind viele künftig auch Wohnungen entstehen, sodass viele widmen wir uns auf den kommenden Seiten zu- dem DESY oder von anderen Institutionen auf dem „Zudem besteht die Möglichkeit, Anlagen des DESY Prismen und in deren Einsatz für optische Experi- verschiedene Unternehmen ansässig, da entstehen Leute ganz in der Nähe zum Campus leben können, gleich dem ökologischen Aspekt. Denn auch in Campus, zum Beispiel vom Max-Planck-Institut. Wir oder einem der anderen Forschungsinstitute zu nut- mente einsteigt. Wie bei der Geburtstagsfeier für Beziehungen. Da teilt man sich mal ein Gerät oder ist auf jeden Fall ein Plus für die Entwicklung des umweltbezogenen Fragen entwickeln Akteur:in- haben aber auch Ausgründungen, die von anderen zen oder mit anderen Forschenden zu kooperieren.“ die Start-up Labs wurde an diesem Tag die Vision tauscht Erfahrungen aus. Und natürlich das Thema Standorts. Wenn ich als Unternehmen auf Perso- nen vor Ort zukunftsfähige Ideen für unsere Hamburger Wissenschaftseinrichtungen wie dem Bei Anfragen außerhalb von Hamburg werde zudem der Science City Hamburg Bahrenfeld erlebbar: Eine Beratung. Wir arbeiten eng mit dem DESY Start-up nalsuche bin, ist gute Anbindung auch immer ein Städte. Zum Beispiel feilen kluge Köpfe in und um Leibniz-Institut für Virologie oder der Universität immer auch nach Unterbringungsmöglichkeiten ge- Mischung von Wissens- und Alltagswelt, die sich Office zusammen, das gerade in der Gründungs- Thema. Und ganz wichtig: die Nahversorgung. Auch die HafenCity an Transportlösungen von morgen. Hamburg zu uns finden. Auch aus anderen deut- fragt. wechselseitig bereichert. phase Unterstützung bietet: Anträge auf Förder- Gastronomie ist ein Thema, das Teil der Science Wissen und Erfahrungen zwischen Generationen schen Städten wie Marburg oder Berlin erhalten wir mittel, die Vermittlung von Rechtsberatung im Zuge City Entwicklung sein sollte. zu transportieren, ist ein Ziel der aktuellen Aus- Anfragen und sogar international aus den USA oder Text: Henrike Thomsen der Firmengründung oder auch Steuerberatung. stellung im Lohsepark. Gezeigt werden Post- Südamerika. Oft sind es Deutsche, die hier einen Neu ist eine Erstberatung zum Thema Arbeits- Welchen Beitrag können die Start-up Labs für das karten, geschrieben von Deportierten des Na- Standort für ihr Unternehmen suchen“, erzählt der sicherheit. Dazu gibt es Infoveranstaltungen zu städtische Umfeld leisten? tionalsozialismus, die den Schrecken des Dritten Geschäftsführer der Start-up Labs. Die Miete staf- vielen verschiedenen Aspekten. Die Start-up Labs sind das erste Gebäude auf dem Reichs dokumentieren. felt sich nach dem Firmenalter: Je älter das Unter- Campus, das sich nach außen orientiert und so Wie Engagement außerhalb des direkten Um- nehmen wird, desto mehr muss es zahlen. Wenn die Nachfrage so hoch ist, wie suchen Sie die Zugang zur Außenwelt schafft. Und man merkt felds aussehen kann, zeigt HafenCity-Bewoh- Die Start-up Labs gehören zu den Projekten, die Start-ups aus? auch, dass manch Interessierte hier vorbeischauen. ner Boris Herrmann in Sachen Klimaschutz. Mit die Vision der Science City Hamburg Bahrenfeld Dafür haben wir einen kleinen Kriterienkatalog. Viele bleiben an der Scheibe stehen, aber es gibt seiner frisch getauften Segeljacht sammelt er jetzt schon erlebbar machen. Bis in die 2040er Jahre Infocenter Science City Im ersten Schritt gucken wir: Passen sie inhaltlich? auch Mutige, die mal klingeln und reinschauen. Das wertvolle Ozeandaten, die helfen, unsere Welt- entsteht im Westen der Freien und Hansestadt ein Albert-Einstein-Ring 8 – 10, Die Unternehmen, die hier Räumlichkeiten gemietet liegt auch daran, dass sich das Gebäude natür- meere für die nachfolgende Generation zu erhal- neuer Teil Hamburgs, der Grundlagenforschung und 22761 Hamburg haben, stammen überwiegend aus dem DESY oder lich von seiner Umgebung außerhalb des Campus ten. Dass Mitglieder ebendieser Generation das angewandte Wissenschaft, Innovation und Tech- vom Campus, zum Beispiel vom Max-Planck-Insti- unterscheidet. In den kommenden Jahren werden Schiff taufen durften, war ein schönes Zeichen. nologietransfer zusammenbringt – und darüber Öffnungszeiten: tut. Es muss jedenfalls eine inhaltliche Nähe geben. hier unterschiedliche Welten zusammenwach- Die Kinder kamen mit glänzenden Augen zu- hinaus vielfältige neue Wohn- und Freizeitange- Dienstags 10 – 14 Uhr Dann muss es sich um eine frühe Phase der Unter- sen müssen. Und ich glaube, über das, was wir hier rück. Das galt auch für den Geschäftsführer der bote schafft. Zentrale wissenschaftliche Akteu- Donnerstag 14 – 18 Uhr nehmensgründung handeln und darf nicht über eine machen, kann auch ein ein Verständnis entstehen. HafenCity Hamburg GmbH. re sind das DESY und die Universität Hamburg mit bestimmte Zahl an Mitarbeitenden hinausgehen. Darüber, dass die Entwicklung in diesem Gebiet ihrem Exzellenzcluster Chemie und Physik sowie www.sciencecity.hamburg gut ist. Die Start-ups, die hier sitzen, arbeiten ja an Herzliche Grüße, Ihr mehreren Biologie-Instituten. Beteiligt sind aber Welche Rolle spielen die Stadtentwicklungspläne Themen, die viele Menschen mittelfristig betreffen. auch die Senatskanzlei der Freien und Hansestadt in der Science City? Was muss das Umfeld künftig Gerade, wenn es um den Gesundheitsbereich geht, Andreas Kleinau Hamburg, die Behörden für Stadtentwicklung und bieten? zum Beispiel. Aber auch Unternehmen, die an Sys- Vorsitzender der Geschäftsführung der Wohnen (BSW), für Verkehr und Mobilitätswende Die Science City entwickelt sich ja um den For- temen für Internet und Mobilkommunikation arbei- HafenCity Hamburg GmbH (BVM), für Wissenschaft, Forschung, Gleichstel- schungscampus herum und ist für die Unternehmen ten. Das sind Bereiche, die einen Einfluss haben auf lung und Bezirke (BWFGB), für Umwelt, Klima, Ener- ein Ausgangs- und Anziehungspunkt. Die wissen- das Leben der Menschen, auch hier vor Ort. ↑ gie und Agrarwirtschaft (BUKEA) sowie die Ham- Beim Stadtteilfest Bahrenfeld Anfang Juli wurde auch die Eröffnung schaftlichen Fachkräfte können nicht alle in der des Infocenters Science City gefeiert (Foto: Miguel Ferraz) Forschung bleiben. Viele gehen dann auch gerne Interview: Melanie Kausch
Meldungen Urbane Logistik New Green Home Zahlreiche Firmen mit Innovationsanspruch entdecken das Quartier Elbbrücken als citynahen Geschäftsstandort. Auch das Schienenlogistikunternehmen VTG findet hier ein neues, grünes Zuhause Nach dem Entwurf von steidle Architekten entsteht Deshalb war es uns besonders wichtig, auch bei am Lieselotte-von-Rantzau-Platz ab Anfang 2023 der Wahl unserer neuen Büroflächen ein Zeichen ein nachhaltiges Gebäude mit flexiblen Strukturen, hinsichtlich Nachhaltigkeit und Funktionalität zu Dachgarten und einem begrünten Innenhof als Herz- setzen“, betonte Oksana Janssen, Chief Operating stück. Das Vorhaben wird vom Projektentwickler Officer Eurasia & Far East der VTG AG, im Zuge DC Developments nach den Vorgaben des der Pressekonferenz zur Architekturvorstellung am HafenCity Umweltzeichens in Platin umgesetzt. 7. Juli. Mit ihrem Entwurf für moderne Arbeitswelten Im Fokus stehen sowohl der reduzierte Energiebe- konnte sich das Architekturbüro steidle im hoch- darf im Betrieb als auch die Auswahl der Baustoffe. baulichen Wettbewerb gegen acht nationale und Letztere sind besonders CO2-arm hergestellt, re- internationale Büros durchsetzen. cycelt oder wiederverwendbar, wie zum Beispiel der Die flexiblen Büroflächen auf 15 Etagen verteilen ziegelrote Klinker der künftigen Fassade. Das Rück- sich auf einen Riegel- sowie Turmbau mit rund baukonzept dokumentiert die Kreislauffähigkeit 60 Metern Höhe und bieten neben der VTG Platz des Gebäudes. für weitere Mieter:innen. Für das Erdgeschoss sind Ein Aspekt, der auch für Ankermieterin VTG von zudem publikumswirksame Flächen vorgesehen. großer Bedeutung ist: „Wir als VTG übernehmen Ergänzt wird das Konzept durch etwa 70 Tiefga- ökologische, ökonomische und soziale Verantwor- ragen-Stellplätze mit E-Ladevorrichtungen, fünf tung und wollen bis 2040 klimaneutral sein. Carsharing-Plätze und rund 200 Fahrradstellplätze. ↑ Die Fertigstellung ist für 2026 geplant. So wird das neue, grüne Zuhause von außen aussehen (Visual: DC Developments / VTG / steidle) ↑ Die Zustellung per Lastenrad ist eine mögliche Alternative zur Auslieferung mit herkömmlichen Liefertransportern Der Entwurf für den westlichsten der drei Wohntürme ist (Foto: Till Wolfer, XYZ Cargo / N55 & Till Wolfer: www.xyzcargo.com) einem Seestern nachempfunden (Visual: LIP Ludger Inholte Das mittlere Wasserhaus besitzt eine aufgefächerte Grundriss- Wie meistern Projektentwicklung GmbH/ KCAP) struktur (Visual: Otto Wulff/ Barkow Leibinger/ Atelier Tata) ↓ ↓ Die Baukörper stehen im Wasser, haben je- weils einen sehr eigenständigen architektoni- schen Ausdruck und bilden dennoch ein Ensemble wir die letzte Meile? – mit sehr guten Grundrissen und sehr schönen Proportionen.“ Seestern als Grundform Das westlichste der drei Wasserhäuser ist der Wa- tertower. Der Entwurf von KCAP B. V. orientiert sich an der organischen Grundform eines Seesterns. Das hohe Aufkommen an Lieferverkehren ist für Städte eine Herausforderung. Doch Lösungen für eine Über einen überdachten Steg erreicht man vom nachhaltige und effiziente urbane Logistik gibt es bereits – diese kommen auch aus der HafenCity Ufer aus zunächst eine geschwungene Plattform, von der es in die überhöhte Lobby geht. Das Ge- Nicht nur äußerlich unterscheidet es sich von einem Ein Boom mit Folgen Das stört den Verkehrsfluss und erhöht zudem die bäude soll nach dem Platinstandard des Hafen- gewöhnlichen Lieferfahrzeug: Im Gegensatz zu Doch mit der zunehmenden Zahl an Onlinebe- Unfallgefahr. Auch die Aufenthaltsqualität sinkt City-Umweltzeichens zertifiziert werden. Es erfüllt vielen seiner Pendants gleitet das Cargo Bike, stellungen steigt zugleich die Menge der inner- angesichts der Belastung durch Lärm und dauer- zusätzliche Anforderungen an die Einsparung von angetrieben nur durch Muskelkraft und elektrische städtischen Warenströme. So haben allein Kurier-, hafte Nutzungskonflikte. CO2-Emissionen und an den Einsatz natürlicher Unterstützung, wendig und nahezu geräuschlos Express- und Paketdienste (KEP) im Jahr 2021 rund Zwar ist die Wachstumsdynamik im Onlinehandel, oder recycelter Baustoffe. durch die HafenCity. Lokal im Oberhafen produziert, 4,51 Milliarden Sendungen verschickt. Dabei macht angesichts von Russlands Krieg gegen die Ukraine Die Grundrissfigur des mittleren Wasserhauses überwindet das Lastenrad der Firma XYZ Cargo der KEP-Bereich, verglichen mit anderen logisti- und anhaltender Lieferengpässe, aktuell gebremst. (Barkow Leibinger Gesellschaft von Architekten) ist zügig und nachhaltig die letzte Meile. So wird in der schen Marktsegmenten wie der Lebensmitteldis- Dass sich das Lieferaufkommen in den kommenden aufgefächert, sodass auch hier optimierte Ausblicke Logistik das letzte Wegestück eines Warentrans- tribution oder der Entsorgung, nur einen verhält- Jahren auf Dauer erheblich reduziert, ist allerdings zur Innenstadt, über die HafenCity und die Elbe ports bis an die Haustür bezeichnet. nismäßig kleinen Anteil des urbanen Güterverkehrs nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Bis zu 5,7 Milliarden Wasserfest möglich sind. Die Wohnungen öffnen sich vom kom- Immer mehr Menschen bestellen heute Kleidung, aus. Dennoch sehen nach einer Studie des Bundes- Sendungen stellt der Bundesverband Paket und Ex- pakten Kern ausgehend nach außen und sind leicht Schuhe oder Elektronik im Internet. Verglichen mit umweltamts gerade hier viele Städte und Kommu- presslogistik e. V. für das Jahr 2026 in Aussicht. zueinander versetzt. dem stationären Handel haben die Konsumaus- nen die größten Probleme. Auf dem östlichen Baufeld wiederum wird nach gaben im Onlinehandel, vor allem in den vergan- Auf der Umweltebene sind es vor allem CO2- E-Mobilität, Mikro-Depots & Co dem Entwurf von Buchner Bründler Architekten genen beiden Pandemie-Jahren, deutlich zugelegt: Emissionen und andere Luftschadstoffe wie Fein- Zeit also, nach Lösungen zu suchen. Und davon gibt ein Wohnturm realisiert, der durch seine scheinbar Und auch für 2022 rechnet der Handelsverband staub oder Stickstoffoxide, deren Konzentration es eine ganze Menge, meint Prof. Alan McKinnon. Mitten im Baakenhafen entstehen drei schwingende Quaderform und seine leichte Silhou- Deutschland noch mit einem Plus von 12,4 Prozent stetig zunimmt und teils zu Smog-Bildung führt. Der Logistikexperte lehrt an der Kühne Logis- Wohngebäude. Städtebaulich sollen sie ette besticht. Die Bauausführung soll nach dem im Vergleich zum Vorjahr. Online einkaufen ist und Hinzu kommt die Verkehrsproblematik: In vielen tics University (KLU) in der HafenCity und berät Cradle-to-Cradle-Prinzip ressourcenschonend und bleibt bequem. Nur ein Klick und das bestellte Pro- Vierteln und Quartieren sind Ladezonen rar, sodass internationale Organisationen wie die Europäische Ankerpunkte im Quartier bilden emissionsreduziert erfolgen. dukt ist auf dem Weg ins eigene Zuhause. Lieferfahrzeuge oft in zweiter Reihe halten müssen. Kommission in Sachen Dekarbonisierung und nachhaltige Lieferketten. Er forscht seit nahezu Sie stehen im 12 Meter tiefen Wasser, sind über Längere Planungsgeschichte 40 Jahren im Bereich Logistik. In dieser Zeit hat Steganlagen zu erreichen und eröffnen ihren Be- Die Planung der Wasserhäuser hat bereits eine er viele Entwicklungen kommen und gehen sehen. wohner:innen weite Ausblicke zur Innenstadt, zur längere Geschichte: Die ursprünglich aus dem hoch- „Gerade in Bezug auf die letzte Meile wird viel ge- HafenCity und über die Elbe: Die Rede ist von drei baulichen Wettbewerbsverfahren von 2012 hervor- forscht und getestet, allerdings sind relativ wenige 62 Meter hohen Türmen, die im Baakenhafen vor- gegangenen Entwürfe sahen drei im Wasser stehen- echte ‚Game Changer‘ dabei“, kann McKinnon aus raussichtlich ab 2023/2024 gebaut und als archi- de Gebäudepaare vor, die über Steganlagen mit dem Erfahrung berichten. Innovative Konzepte seien da- tektonisch herausragendes Ensemble insgesamt ↑ südlichen Ufer des Baakenhafens verbunden waren. her oft auf spezifische Anwendungsfälle begrenzt. rund 240 Wohnungen bieten werden. Trotz an- Auf dem östlichen Baufeld entsteht ein Wohnturm mit Im Laufe der weiteren Bearbeitung zeigte sich Dennoch sieht er verschiedene Entwicklungen im quaderförmiger Gebäudefigur (Visual: Ditting / Buchner spruchsvoller baulicher und technischer Herausfor- Bründler Architekten) jedoch, dass die Gebäudepaare die Blickachsen und Bereich der nachhaltigen Stadtlogistik, die jetzt in derungen verpflichten sich die Häuser zudem hohen die attraktive städtebauliche Situation am Baa- größerem Umfang angewendet werden. Nachhaltigkeitsstandards. de. Durchgesetzt haben sich die Büros KCAP B. V. kenhafen zu sehr beeinträchtigt hätten. So wurde Die drei Bauherr:innen – die LIP Ludger Inholte (Rotterdam), Barkow Leibinger Gesellschaft von gemeinsam mit den drei Bauherr:innen im vergan- Fortsetzung auf Seite 6 → Projektentwicklung GmbH, die OTTO WULFF Pro- Architekten mbH (Berlin) und Buchner Bründler genen Jahr das neue hochbauliche Workshopver- jektentwicklung GmbH und die Richard Ditting Architekten AG (Basel). fahren durchgeführt. Bei der Auswahl der Entwürfe GmbH & Co. KG – hatten im Einvernehmen mit der Bei der Vorstellung der prämierten Entwürfe wurden neben der funktionalen Gestaltung insbe- Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen sowie erklärte Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor sondere das direkte Umfeld sowie die Fernwirkung der HafenCity Hamburg GmbH zu einem hochbau- der Freien und Hansestadt Hamburg: „Mit den der Gebäude, das Zusammenspiel untereinander ← Immer mehr Lieferdienste (hier: Hermes) weichen auf alternative lichen Workshopverfahren eingeladen, bei dem pro drei Wasserhäusern entsteht in der Hafen- sowie der Einklang mit der landseitigen Bebauung Zustellfahrzeuge wie dieses dreirädrige Cargo Bike aus Wohnturm ein Architekturbüro ausgewählt wur- City noch einmal eine ganz neue Wohnlage. betrachtet. (Foto: Miguel Ferraz) ↑ „Pick-up Points“ als Alternative zur Haustürzustellung: Ein Bewohner holt eine Sendung aus der Packstation an der Baakenallee (Foto: Miguel Ferraz)
Urbane Logistik Urbane Logistik Mit dem Einsatz elektrisch betriebener Liefertrans- nommen und dazu eine Roadmap erstellt. Der Maß- selbst in der HafenCity und freut sich, mit seinem Automatisierte Transportfahrzeuge porter zum Beispiel lässt sich der Ausstoß umwelt- nahmenkatalog umfasst übergreifende Vorausset- Unternehmen ganz in der Nähe ein Zuhause im Kleinformat: Ducktrain schädlicher Emissionen deutlich reduzieren. Der zungen auf stadtplanerischer und infrastruktureller gefunden zu haben, im Digital Hub Logistics. Mangel an innerstädtischen Ladeflächen und das Ebene ebenso wie konkrete Anwendungen, zum Mit diesem ist in der Speicherstadt ein Testfeld für Der Name klingt ungewöhnlich, beschreibt aber sehr Ausgestattet mit Laserscannern, Radaren und Zugleich sind die ein Meter breiten Ducks ähnlich oftmals folgende Verkehrschaos sind so allerdings Beispiel die Mitnutzung des öffentlichen Personen- innovative Ideen im Bereich Logistik entstanden. anschaulich die Idee, die hinter dem Unternehmen Kameras sollen die Ducktrains ab 2024 kleinere Teil- wendig wie ein Lastenrad und kommen daher im All- nicht zu beheben. Hier können Liefermodelle mit nahverkehrs oder den Einsatz von Lieferdrohnen. Teil Unterstützt wird es unter anderem vom Bundes- steckt. Ein elektrisches automatisiertes System, strecken auch vollkommen autonom fahren können. tagsverkehr flüssig voran. Bis zu 25 km/h sind drin Lastenrädern Abhilfe schaffen, wie sie unter an- der Strategie ist es, innovative Ansätze zu fördern, ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Start- das aus bis zu fünf aneinander gekoppelten Leicht- „Rund 50 % der Kosten des Gesamttransport- bei einer Reichweite von etwa 50 Kilometern. derem das Logistikunternehmen UPS seit vielen indem Reallabore und Testfelder geschaffen werden. ups arbeiten hier an der Logistik von morgen – fahrzeugen besteht. Wer die kleinen „Ducks“ hin- weges – vom Fulfillment Center bis an die Haustür – Bevor die Ducktrains allerdings im Straßenraum Jahren testet. Vom Hamburger Standort in Billbrook In der HafenCity werden diese Strategien und in Kooperation mit Akteur:innen aus Bildung und tereinander herfahren sieht, fühlt sich in der Tat an entstehen im Zuge der letzten Meile. zum Einsatz kommen, bedarf es noch der Zulassung, werden die Pakete morgens in ein sogenanntes unternehmerische Ideen erprobt. Forschung sowie international agierenden Unter- eine Entenkolonne erinnert. Gerade im E-Commerce besteht hier ein großes In- An dieser arbeitet das inzwischen 22-köpfige Team Mikro-Depot in der Innenstadt transportiert. Von Nicht nur wegen der zentralen Lage des neuen nehmen. 82 Start-ups hat das Digital Hub Logistics Aktuell funktioniert die Kopplung noch über eine teresse effizienter und kostensparender zu werden“, derzeit. Erste Pilotprojekte im Raum Aachen laufen dort aus bringen Fahrer:innen die Sendungen an ihr Stadtteils, sondern auch wegen seines innovati- bereits gefördert, entsprechend breit ist das Spek- Deichsel, künftig werden die Ducks auch über „Fol- so CEO Dr. Kai Kreisköther, der das Unternehmen bereits, weitere in Hamburg und Köln sollen folgen. jeweiliges Ziel, auch in die HafenCity. Neben Mikro- onsfreundlichen Klimas: An zukunftsfähiger Mobili- trum der Ansätze. In dieser Vielfalt liegt eine große low me“-Sensorik miteinander verbunden. Das be- 2018 mit zwei damaligen Kollegen gegründet hat. Depots sind zudem Pick-up Points, an denen Pakete tät ist hier von Teststrecken für einen autonomen Chance, den Wandel zu einer nachhaltigen urbanen liebige Führungsobjekt, bspw. ein Cargo Bike oder Doch nicht nur Kosten können gespart werden, auch www.ducktrain.io eigenständig abgeholt werden – wie Paketshops Bus bis zum systematischen Carsharing in den pri- Logistik zu beschleunigen. Und auch wenn am Ende auch ein:e Zusteller:in, gibt Tempo und Richtung vor, Flächen im innerstädtischen Raum, denn es braucht oder Packstationen –, ein Hebel, um die letzte Meile vaten Tiefgaragen bereits eine große Bandbreite nicht jede Idee zum „Game Changer“ wird, einen alle Ducks folgen automatisiert, lenken und brem- keine Mikro-Depots: Im Fünfer-Kollektiv können die nachhaltiger zu gestalten. zu finden. Viele junge Unternehmen mit neuen Versuch ist es allemal wert. sen selbsttätig im Takt des Führungsobjekts. Ducks 1,5 Tonnen transportieren, was der Nutzlast Geschäftsmodellen finden gerade hier ihren Stand- gängiger Kastenwägen entspricht. Innovative Ideen für die Zukunft ort, da sie das inspirierende Umfeld schätzen – Text: Melanie Kausch Als traditionsreiche Logistikmetropole hat sich wie auch das Verpackungs-Start-up Boomerang Hamburg solchen Konzepten bereits früh ange- (siehe unten). Gründer Marc Engelmann wohnt Das Team um CEO Kreisköther (4. v. r.) entwickelt sein Produkt stetig weiter (Foto: DroidDrive GmbH/ Jonathan Werle) ↓ Drei innovative Ideen und Start-ups Mit ihrer Mitgliedschaft im Digital Hub Logistics nahe der HafenCity wollen diese drei Start-ups die Branche nachhaltig verändern. Dabei verfolgen sie ganz unterschiedliche Ansätze Passgenaue Verpackungen zum Wiederverwenden: Boomerang Systems Luftreinhaltung mithilfe von künstlicher Intelligenz: Breeze Technologies Im vergangenen Jahr wurden mehr Pakete ver- schickt als je zuvor. Unmengen an Papiermüll waren Ozon, Feinstaub, Stickstoffdioxide: Luftverschmut- Weitere Potenziale zur Einsparung von Luftschad- wie Neckarsulm oder Hennef sind bereits die Folge. Auch im Keller des Wohnhauses von Marc zung betrifft vor allem die großen Metropolregionen stoffen lägen zudem im Hafen, dessen Emissionen Kunden und auf internationaler Ebene kommen Engelmann liefen die Container über. Grund genug der Welt. Doch auch in deutschen Städten wird man Heinecke zufolge ebenfalls mitberück- ebenfalls Projekte hinzu. Für ihren innova- für ihn, sich mit Alternativen zu beschäftigen – und Smog – bedingt durch industrielle Prozesse, sichtigen müsse. tiven Ansatz wurde das 2015 gegründete Start- kurzerhand sein eigenes Unternehmen zu gründen. Energieerzeugung und Verkehr – vermehrt zum In der eigenen Heimat ist das Team auf Eigenini- up bereits mehrfach ausgezeichnet, erst im Boomerang setzt auf ein Material, das aktuell nicht Thema. Viele Luftschadstoffe sind auch Klima- tiative mit kleineren Erhebungen an ausgewählten vergangenen Jahr mit dem Future Hamburg Award. das beste Image hat: Kunststoff. Engelmann hat schadstoffe, tragen also zum Klimawandel bei. Standorten aktiv, zum Beispiel auf der Veddel dafür eine schlüssige Begründung: Ein Problem, dem das Hamburger Start-up Bree- und in Rothenburgsort. Andere deutsche Städte www.breeze-technologies.de „Die Materialfrage ist oft emotional aufgeheizt, ze Technologies mittels ausgefeilter Herangehens- entscheidend ist aber die Langlebigkeit. Papier- weise begegnet. Dabei nutzt das 20-köpfige inter- verpackungen können drei- bis viermal wieder- disziplinäre Team die Potenziale der Digitalisierung. verwendet werden. Unsere Versandtaschen aus Kleine Sensoren von rund neun Zentimeter Durch- recyceltem Kunststoff kommen bis zu 50-mal messer ermitteln vor Ort die urbane Luftqualität in zum Einsatz.“ Neben der Langlebigkeit haben die Echtzeit. Messelemente in der Hardware erfassen Taschen einen weiteren Vorteil: Sie lassen sich die verschiedenen Gas- und Aerosolkonzentra- auf die Größe ihres Inhalts anpassen und ent- tionen in der Luft, Kalibrierung und Analyse laufen halten so weniger Leeranteil als viele Kartons. über die Software. Hierfür werden die Messdaten Die Idee, Versandtaschen im E-Commerce zu nutzen in eine eigens konzipierte Cloud übertragen und und diese wiederzuverwenden, gab es bereits vor mithilfe eines neuronalen Netzes ausgewertet. Die Boomerang. Die Rückführungslogistik des jungen künstliche Intelligenz ist in der Lage, auf Basis der Unternehmens allerdings ist besonders: Wird die Daten Zusammenhänge und Muster zu erkennen, Lieferung behalten, kann die Versandtasche auf ↑ die dann in geeignete Luftreinhaltemaßnahmen vor DIN-A4-Format gefaltet und in den Briefkasten Marc Engelmann, Katharina Kreutzer und Christian Putz (v. l. n. r.) haben das Start-up 2021 gegründet (Foto: Boomerang Systems UG) Ort übersetzt werden. Städte und Kommunen be- geworfen werden. Zurück im Headquarter wird sie kommen so passgenaue Ansatzpunkte dafür, wie für den nächsten Einsatz aufbereitet. Bei Retou- „Da sie aus Mono-Material bestehen, können wir Das Start-up rechnet hier mit großen Einsparpo- sie ihre Schadstoffemissionen reduzieren können. ren übernehmen dies die Onlineshops. Pro Bestel- sie sortenrein aufbewahren und wieder ins Recycling tenzialen – sowohl beim Verpackungsmüll als Möglichkeiten zur Verbesserung der Luftquali- lung fallen für Endkund:innen drei Euro Pfand an, zurückgeben“, erklärt Engelmann. Seiner Schät- auch bei der CO2-Bilanz. Zurzeit arbeitet das Team tät sieht Breeze-Gründer Robert Heinecke unter die ihnen nach der Rücksendung erstattet werden. zung zufolge könnten etwa die Hälfte der jährlich noch an Pilotprojekten mit kleineren Online- anderem im urbanen Güterverkehr: „Wir glauben, Doch auch die stabilsten Kunststofftaschen in Deutschland versendeten Pakete durch Boome- shops. In den nächsten fünf Jahren wollen die drei dass die Logistik viel dazu beitragen kann, die Luft gehen irgendwann kaputt. rang-Versandtaschen ersetzt werden, vor allem Gründer:innen den DACH-Raum erobern. in unseren Städten sauberer zu machen, zum Bei- Textilien und Schuhe. spiel durch den verstärkten Einsatz von E-Fahr- www.boomerangpack.eu zeugen oder Lastenrädern – auch hier in Hamburg.“ ↑ Breeze-Gründer Robert Heinecke (vorne rechts) freut sich, dass sein Team weiterwächst (Foto: Breeze Technologies)
Soziale Nachhaltigkeit Soziale Nachhaltigkeit Ausstellungen zum Thema „In Wahrheit brauchen Dialoghaus in der Speicherstadt wir doch alle mal Hilfe“ Jährlich sind es über 100.000 Be- Die Ausstellung des Fotografen Chris sucher:innen, die in den Ausstellungen Lambertsen für Hamburg Leuchtfeuer, „Dialog im Dunkeln“ und „Dialog im Stillen“ die während des „elbsommer“ im Kessel- des Dialoghauses in der Speicherstadt in haus zu sehen war, lässt sich dauerhaft die Lebenswelten von sehbehinderten und online besuchen. gehörlosen Menschen eintauchen. Laut dem Dialoghaus ist die Frage „Wen betrifft www.hamburg-leuchtfeuer.de/ Inklusion?“ heute brennender denn je und fotoausstellung-nachhaltigkeit für wesentlich mehr Menschen wichtig, Wir brauchen als es den Anschein hat. Hamburg Leuchtfeuer – „Mitten im Leben … innehalten“ www.dialog-in-hamburg.de Ein neues Projekt von Hamburg Leuchtfeu- er beschäftigt sich mit einem besonderen Sich selbst verwalten und Berufe ausprobieren alle mal Hilfe Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit: den in der Kinderstadt (Foto: Miguel Ferraz) Themen Leben und Tod, Lebensumbrüche ↓ und Neubeginn. Bis zum 22. Oktober werden über ganz Hamburg verteilt zwölf Stationen aufgestellt, die jeweils über einen QR-Code einen Zugang zu einem Song, einem Film, ei- ner Lesung oder einem Kunstprojekt bieten. Während ökologische Nachhaltigkeit viel Eine Station wird im Kesselhaus stehen. Ihr diskutiert und zunehmend im Stadtbild QR-Code führt zu einem Video der Autorin Johanna Klug, die sich aus der Sicht junger sichtbar wird, klingt der Begriff der sozialen Menschen mit der Endlichkeit befasst. Nachhaltigkeit in vielen Ohren noch neu. In der HafenCity und den angrenzenden www.inne-halten.info Stadtteilen wird er in innovativen Projekten bereits mit Leben gefüllt ↑ Nadin Schindel und Quint Aly mit den Exponaten der Ausstellung im Kesselhaus (Foto: Felix Amsel) Unsere Gesellschaft sieht sich am liebsten Auch individualisierbare Wohnangebote, wie Fest- nen Ressourcen der Mietenden aufbauen – zum Ebenfalls im Zeichen sozialer Nachhaltigkeit: schiedlichsten Gruppen von Anwohnenden schwarz-weiß“, sagt Quint Aly: „Die ‚Normalos‘ auf land sie bietet, findet die 27-Jährige besonders Beispiel Freundschaften, Familie und Vereinsan- Kinderstadt und Pop-up-Straßenplatz Umgestaltungsperspektiven kurzfristig und tem- der einen Seite und die ‚Hilfsbedürftigen‘ auf der wichtig: „Wir wurden gefragt, welche baulichen und gebote. Dann erst folgen Überlegungen zu profes- Dem Thema gesellschaftlicher und politischer Teil- porär sichtbar „im Reallabor getestet“ werden. anderen. In Wahrheit aber kommt jeder Mensch – technischen Voraussetzungen und welche Unter- sionellen Dienstleistungen. „Mit diesem modernen habe unterschiedlicher Gesellschaftsgruppen – Im Zentrum steht die nachbarschaftliche Begeg- ob erkrankt oder nicht – in seinem Leben an Punkte, stützung wir benötigen, um möglichst selbstbe- Konzept erlangen die Mieter und Mieterinnen eine einem auch grundsätzlich wichtigen Aspekt der nung. Zander: „Während der Coronapandemie hat an denen er Hilfe benötigt.“ Quint Aly ist Bewohner stimmt leben zu können. Das ist eine riesige Inno- hohe Autonomie und können selbstbestimmt ihr sozialen Nachhaltigkeit – wird in der HafenCity sich deutlich gezeigt, dass es in Rothenburgsort an von Festland, einem innovativen Wohnprojekt für vation“, erklärt sie. Zuvor war sie ausschließlich mit Leben gestalten“, erklärt Tobias Fink, Leiter des As- auch an anderen Stellen Raum gegeben. Das fängt geeigneten Treffpunkten fehlt.“ chronisch kranke junge Menschen, das von der ge- standardisierten Betreuungsangeboten wie etwa sistenzdienstes. Wichtig ist ihm, dass sie auch den bereits bei den Jüngsten an. So fand die Kinderstadt Zu ihrem eigenen Engagement in den verschie- meinnützigen Organisation Hamburg Leuchtfeuer in Pflegeeinrichtungen konfrontiert, was es ihr vor Sozialraum in der HafenCity mitgestalten können. Hamburg 2022 hier nach langer Suche einen Ort für denen Kooperationskonstellationen erklärt Zander: vor knapp zwei Jahren im Quartier Baakenhafen er- dem Einzug bei Festland unmöglich gemacht hatte, In diesem Sinne fördert das Team der alsterdorf as- sich – auf einem zwischengenutzten Baufeld an der „Als Architektin ist es mir ein Anliegen, gemeinsam öffnet wurde. Der 23-Jährige, der unter einem chro- ein passendes Zuhause zu finden. sistenz west die soziale Vernetzung im Quartier. Die Stockmeyerstraße gegenüber dem Lohsepark. In mit möglichst vielen Stadt zu gestalten.“ In Rot- nischen Blasenschmerzsyndrom leidet, lebt dort Dass ein Projekt wie Festland in der HafenCi- Bewohner:innen wollen sich unter anderem bei der der Kinderstadt, einem offenen Ferienprogramm, henburgsort zum Beispiel geht es ihr auch darum, selbstbestimmt in einer von insgesamt 27 Wohnun- ty entstanden ist, ist kein Zufall: In dem wachsen- Gestaltung der Gemeinschaftshäuser einbringen, lernen Kinder aus dem gesamten Stadtgebiet, wie das bestehende soziale Gefüge zu erhalten und zu gen. Zugleich bekommt er die Unterstützung, die den Stadtteil tragen Baugenossenschaften und die derzeit in den Parks der HafenCity gebaut wer- demokratische Prozesse funktionieren. stärken. Zander: „Wir brauchen einen Dreiklang der er benötigt: Wo es möglich ist, unterstützt sich die Baugemeinschaften ebenso wie soziale Träger zu den, und beteiligen sich aktiv im Netzwerk Hafen- Nicht zuletzt treffen – unter anderem aufgrund Nachhaltigkeit: ökonomisch, ökologisch und sozial.“ Hausgemeinschaft untereinander. Professionelle einem sozial gemischten Wohnungsangebot bei. City. der Zusammenarbeit mit den Falkenflitzern, die Fe- Wie die anderen Akteur:innen in dem breiten und externe Pflegedienste sorgen bei Bedarf für die Insbesondere im Quartier Baakenhafen ist eine Ganz im Zeichen der selbstverständlichen Teilha- rienprogramme in Flüchtlingsunterkünften orga- spannenden Themenfeld wünscht sie sich, dass individuelle Betreuung. Konzeptvielfalt entstanden, die dieses zum Wohn- be von Menschen mit Behinderung am gesellschaft- nisieren – Kinder unterschiedlichster Herkunft zu- die in der HafenCity und den angrenzenden Vier- „In Wahrheit brauchen wir doch alle mal Hilfe“, und Begegnungsort unterschiedlichster Alters- und lichen Leben ist in der zentralen HafenCity bereits sammen. Und auch hier spielen Lösungsorientierung teln entstehenden innovativen Leuchtturmprojekte lautet – angelehnt an das Zitat von Quint Aly – der Sozialgruppen macht. Die Bauvorhaben und bereits vor sechs Jahren an der Shanghaiallee die inklu- ebenso wie gegenseitige Unterstützung eine wich- über Quartiers- und Stadtgrenzen hinweg sichtbar Titel der Ausstellung des Fotografen Chris Lam- realisierte Projekte umfassen unter anderem Mehr- sive Wohngemeinschaft von Leben mit Behinde- tige Rolle. „Aufgrund der unterschiedlichen Sprach- werden und als Vorbilder dienen. ↑ bertsen, die im Rahmen des „elbsommer“ für meh- Generationen-Wohnen für Familien, Studieren- rung entstanden – und auch sie ist eine Innovation: kenntnisse traten Kommunikationsschwierigkeiten In der Kinderstadt lernen die Jüngsten, wie demokratische rere Wochen in der Speicherstadt im Kesselhaus de, Personen höheren Alters sowie Menschen mit „Die inklusive Hausgemeinschaft ist unser erstes auf. Kurzerhand haben die Kinder ein Dolmetscher- Text: Andrea Bittelmeyer Prozesse und soziale Teilhabe funktionieren (Foto: Miguel Ferraz) zu sehen war. Für diese hat Lambertsen insgesamt Behinderung. Ermöglicht wird das diversifizier- Projekt, in dem Menschen mit und ohne Behinde- büro eingerichtet“, berichtet Lisa-Marie Zander, die 14 Protagonist:innen porträtiert, darunter Quint Aly te Wohnangebot nicht zuletzt durch eine bei den rung gemeinsam leben“, sagt Stefanie Könnecke als Architektin die Kinderstadt als Projekt der Pat- und Nadin Schindel, ebenfalls eine Bewohnerin von öffentlichen Grundstücken angewandte Vergabe- von Leben mit Behinderung. In den fünf inklusiven riotischen Gesellschaft geleitet hat. Festland. Beide sind bei hochsommerlicher Hitze praxis, der sogenannten Konzeptausschreibung, bei Vierer-WGs leben insgesamt zehn Menschen mit zu einem Treffen vor Ort gekommen, um über so- der die Konzeptinhalte ein höheres Gewicht erhal- Behinderung und zehn Studierende. Die Studie- Ebenfalls ein innovatives Projekt für mehr Teilhabe, ziale Nachhaltigkeit, das Thema der Ausstellung, zu ten als der reine Preis. renden übernehmen Aufgaben der Alltagsbeglei- an dem Zander als Mitglied der Architektenge- sprechen. Wie auch die Initiator:innen der Ausstel- tung und erhalten für diese Nebentätigkeit eine meinschaft projektbuero mitwirkt, ist das Projekt lung verstehen sie darunter das Bestreben, Barrie- Autonomie und Inklusion durch moderne Vergütung in Höhe der Nettokaltmiete. Könnecke: „Pop-up-Straßenplatz in Hamburg-Rothenburgsort ren ab- und Brücken aufzubauen – für mehr sozia- Assistenzangebote „Für uns ist das ein Meilenstein in der Inklusion – Testfeld für die Post-Corona-Welt“. Es ist eines les Miteinander und eine stärkere und vielfältigere Diese Vorgehensweise ebnete auch den Weg für und ein wichtiger Schritt zur Normalisierung der von insgesamt 17 vom Bundesministerium für Woh- Gemeinschaft. ein Angebot der alsterdorf assistenz west, das es gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit nen, Stadtentwicklung und Bauwesen ausgewählten Menschen mit hohem Assistenzbedarf ermöglicht, Behinderung.“ Pilotprojekten, die „angesichts der Covid-19- Mehr als abgesenkte Bordsteine in einer eigenen Wohnung zu leben – in insgesamt Pandemie innovative und beispielgebende Lösungen „Barrierefreiheit bedeutet mehr als abgesenkte 41 Wohnungen in der Baakenallee und in der Vers- für krisenfeste Stadt- und Quartiersstrukturen er- Bordsteine. Besonders barrierefreie Köpfe finde ich mannstraße. In zehn der im vergangenen Jahr be- proben sollen“. Auf Initiative der Behörde für Stadt- super“, erklärt Nadin Schindel, die an einer spas- zogenen Wohnungen wurden dank der frühen entwicklung und Wohnen steht der derzeit stark tischen Lähmung aufgrund einer frühkindlichen Einbeziehung der alsterdorf assistenz west die Vo- von Verkehrsströmen geprägte Kreuzungsbereich Hirnschädigung leidet und auf den Rollstuhl ange- raussetzungen für eine technisch gestützte Assis- Billhorner Röhrendamm/Billhorner Mühlenweg im wiesen ist. So müssen ihrer Ansicht vor allem auch tenz und Kommunikation wie elektrische Tür- und Fokus. Die Kreuzung rückt nicht zuletzt im Rahmen Berührungsängste und Vorurteile abgebaut werden, Fensteröffner, Lichtsteuerung und Notruftechnik des auch für die HafenCity relevanten Stadtein- damit Menschen, die aufgrund von Krankheiten geschaffen, die je nach Bedarf ausgestaltet wer- gangs Elbbrücken stärker ins Blickfeld der Stadtpla- eingeschränkt sind, mitten in der Gesellschaft den kann. Ebenfalls passgenau werden Unterstüt- ner:innen. Laut Projektbeschreibung sollen hier ↑ ankommen können. zungsarrangements entwickelt, die auf den eige- in einem gemeinsamen Prozess mit den unter- Die Kinderstadt 2022 fand auf einem zwischengenutzten Baufeld in der HafenCity statt (Foto: Miguel Ferraz)
Porträt Porträt Die beiden Stadtteilpolizisten André Counradi und Marcelino Marcos Garces kennen Job: Brückenbauerin ihr Einsatzgebiet ganz genau (Foto: Stefan Groenveld) ↓ Carolin Sieger arbeitet als Projektmanagerin für Infrastruktur und Hochbau bei der HafenCity Hamburg GmbH – zum Beispiel an Brücken im Osten der HafenCity Im Sinne der Nachhaltigkeit „Ursprünglich wollte ich Bauleiterin werden, aber Denn sie betreut die Planung und den Bau einer das Angebot klang so gut, dass ich mich beworben Fuß- und Radwegbrücke, die genau an dieser Stelle habe.“ Zunächst hat sie ihre Kolleg:innen bei der bis Frühjahr 2025 entstehen soll: 135 Meter lang und Funktionsplanung für den Grasbrook unterstützt leicht geschwungen, nach einem eleganten minima- und das Feld der Stadtplanung lieben gelernt. Auch listischen Entwurf von schlaich bergermann partner zu ihrem jetzigen Job erklärt sie: „Ich habe großes Nah an den mit gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner. Glück, dass ich diese spannenden Projekte betreuen „Wir haben allerdings ein paar Anpassungen vor- kann.“ Zu ihren Aufgaben zählen die Koordination genommen – zum Beispiel haben wir die Konstruk- von Ausschreibungen und Machbarkeitsstudien tion im Sinne der Nachhaltigkeit verschlankt“, be- ebenso wie die Durchführung von Brückenwett- richtet Carolin Sieger. „Wir wollten so viel Material bewerben. Auch für die sich an die Wettbewerbe und CO2 wie möglich einsparen.“ Da Recyclingstahl anschließenden Planungsphasen bis zur Fertigstel- Menschen aktuell schwer zu bekommen ist, geht die Tendenz lung und das Vertragscontrolling bei Hochbaupro- dahin, Stahl aus CO2-reduzierter Herstellung zu jekten ist sie zuständig. verwenden. Im Sommer 2023 soll der Bau beginnen, Bei der Arbeit schätzt Carolin Sieger den produk- aber schon jetzt kümmert sich Carolin Sieger um tiven Austausch im Team, welcher bei allen Projek- die nötigen Flächen für die Baustellenlogistik. Der ten essenziell ist. Auch bei zwei weiteren Brücken- Platz ist hier in der östlichen HafenCity besonders vorhaben: der Moldauhafenbrücke und der Veddeler knapp“, sagt sie. Brücke, die beide im Zusammenhang mit dem André Counradi und Marcelino Marcos Garces sind Auch für das benachbarte Megaprojekt Elbtower künftigen Stadtteil Grasbrook auf der Südsei- Stadtteilpolizisten in der HafenCity. Ihre Arbeit hilft ist die studierte Bauingenieurin gemeinsam mit te der Elbe entstehen. Die Moldauhafenbrücke soll Konflikten vorzubeugen, bevor sie entstehen. einem Kollegen aufseiten der Stadtentwicklungs- den Grasbrook mit der HafenCity verbinden, die ↑ Projektmanagerin Carolin Sieger hat 2019 bei der HafenCity gesellschaft zuständig. Bis zum Jahr 2026 wird sich Veddeler Brücke in den anderen Nachbarstadtteil Hamburg GmbH angefangen (Foto: Stefan Groenveld) die eindrucksvolle, von David Chipperfield Archi- Veddel führen. Dabei gilt es jeweils große Barrieren Ein heißer Nachmittag im August. André Counradi Die Nähe zu den Menschen – sie ist für ihre Arbeit als tects entworfene Landmarke am neuen Stadtein- zu überwinden – die Elbe sowie eine vierspurige und Marcelino Marcos Garces sind zu Fuß unter- Stadtteilpolizisten essenziell. Statt mit dem Peter- Carolin Sieger steht am östlichen Ende der gang Elbbrücken 245 Meter in die Höhe schrauben. Transitachse mit Straßen und Gleisen. „Der Aufwand wegs, wie so oft, wenn sie Dienst haben. Die Stadt- wagen von Einsatz zu Einsatz zu fahren, sind Marcos HafenCity auf einer von wilden Sträuchern überwu- „Noch braucht es allerdings etwas Fantasie, um ist es dennoch wert“, meint Sieger. Immerhin sollen teilpolizisten gehen von der HafenCity Univer- Garces und Counradi meist zu Fuß unterwegs, um cherten Betonbastion. Über die breite Mündung des sich das vorzustellen“, so Carolin Sieger. Von der auf dem Grasbrook künftig circa 3.000 Wohnungen sität hinüber zum Lohsepark. Es sind nur ein paar mit Anwohnenden und Gewerbetreibenden in der Oberhafenkanals in die Elbe hinweg zeigt sie auf S-Bahn-Haltestelle Elbbrücken aus blickt man auf sowie circa 16.000 Arbeitsplätze entstehen, zudem Hundert Meter, doch unterwegs sind die Reaktionen HafenCity ins Gespräch zu kommen. Unterwegs er- die grüne Spitze eines gegenüberliegenden Parks. die Baustelle, auf der zwar bereits reges Treiben eine U-Bahn-Station sowie Kultur-, Sport- und immer ähnlich: Viele Menschen grüßen, manche fahren sie, was die Menschen im Stadtteil bewegt „An dieser Stelle ist die HafenCity ihrem Nachbar herrscht, aber noch nichts in die Höhe wächst. Bis- Gewerbeeinrichtungen. „Die Brücken sind verkehrs- sagen ein paar freundliche Sätze oder lächeln kurz. und wo der Schuh drückt. „Wir machen präventive Rothenburgsort so nah, dennoch ist die Verbindung lang wurden die Gründungspfähle in den Boden ge- technisch wichtig, folgen aber auch einer weiteren Und schnell wird deutlich: Mögen Ordnungshüter in Arbeit“, erklärt Counradi. „Indem wir in das Gebiet kompliziert“, erklärt sie. „Wer zu Fuß oder mit dem setzt. Im Januar 2023 soll die vier Meter dicke Bo- zentralen Leitidee: Sie sollen die soziale Durch- anderen Stadtteilen mit Misstrauen und Ablehnung reinhorchen, versuchen wir zu verhindern, dass Fahrrad unterwegs ist, muss sich seinen Weg durch denplatte betoniert werden. mischung der Stadtteile fördern. Dafür engagiere zu kämpfen haben – diese beiden genießen hohes größere Konflikte und Probleme entstehen.“ ein unübersichtliches Gewirr an Brücken und teil- ich mich gerne“, so Carolin Sieger. Ansehen. Zu viel Verkehr, zu wenig Parkplätze, Vandalismus weise stark befahrenen Straßen bahnen.“ Von München über Zürich nach Hamburg Marcos Garces und Counradi arbeiten für das Po- zum Beispiel in Form von Graffiti, manchmal auch ↑ Dass sich diese Situation ändert und die Be- Seit drei Jahren arbeitet Carolin Sieger bei der Text: Andrea Bittelmeyer lizeikommissariat 14, dessen Reviergebiet vom Mil- Jugendliche, die zu laut feiern oder ihren Müll liegen André Counradi betreut den westlichen Teil der HafenCity wohner:innen beider Stadtteile künftig von HafenCity Hamburg GmbH, eine Stellenausschrei- (Foto: Stefan Groenveld) lerntorplatz bis zu den Elbbrücken reicht und seinen lassen – es sind immer wieder dieselben Themen, der Nachbarschaft besser profitieren können, bung als Junior-Projektmanagerin hat die Münch- Sitz in der Caffamacherreihe 4 hat. Marcos Garces die die Menschen hier beschäftigen. „Die HafenCity Ein großes Dorf bildet einen Schwerpunkt der aktuellen Projekte der nerin unmittelbar nach ihrem Studium an der ETH ist für den Osten der HafenCity zuständig, Counradi ist ein neuer Stadtteil. Ghettoisierung, Obdach- Manchmal werden auch ganz normale Wünsche 30-Jährigen. Zürich in den Norden gelockt. für den Westen, die Shanghaiallee trennt ihre Ein- losigkeit, Drogenhandel oder Jugendgangs führen an Marcos Garces und Counradi herangetragen, satzgebiete, zumindest formal. Die gebürtigen hier bislang noch nicht zu Problemen“, sagt Marcos zum Beispiel nach mehr Grünflächen und Bäumen Geehrt Getauft Hamburger haben sich bewusst für die Arbeit als Garces. Statt um Straftaten gehe es oft um das im Stadtteil. Dann versuchen Marcos Garces und Stadtteilpolizist entschieden. „Im Wachbetrieb tägliche Miteinander. „Meistens hilft es, in Gesprä- Counradi die Anliegen an die zuständigen Stellen kommt man ständig in Konfliktsituation“, erzählt chen um mehr Verständnis und Toleranz zu werben weiterzuleiten. „Die HafenCity ist wie ein großes Marcos Garces. „Das hat mich mit der Zeit ermüdet. oder die Menschen an einen Tisch zu bringen, bevor Dorf“, sagt Counradi. „Die Anwohner haben enorm Als Stadtteilpolizist hingegen werden wir nicht zu sich die Fronten verhärten.“ So war Marcos Garces viele Möglichkeiten, Anregungen zu geben und den Einsätzen gerufen. Wir treffen in der Regel auf Men- in einen Dialog eingebunden, der Verantwortliche Stadtteil mitzugestalten.“ Viele Bewohner:innen en- schen, die uns wohlgesonnen sind und die polizeilich des Club- und Kulturschiffs „MS Stubnitz“ und gagierten sich in Initiativen und Vereinen wie Spiel- nie in Erscheinung getreten sind. Das ist meistens Anwohnende, welche sich über die Lautstärke der haus HafenCity e. V. oder Netzwerk HafenCity e. V., ein ganz anderer Umgang, eine viel größere Wert- Veranstaltungen auf dem Schiff beschwerten, mit- das präge die Stimmung im gesamten Stadtteil. schätzung.“ Manchmal kommen sogar Menschen zu einander ins Gespräch brachte. Da die HafenCity stetig wächst, gibt es aber auch ihnen, um sich zu bedanken. Herausforderungen, die in anderen Stadtteilen kei- ne große Rolle spielen: Großbaustellen wie die im Raus auf die Straße südlichen Überseequartier oder in der östlichen Marcelino Marcos Garces, 52, hat bei der Polizei HafenCity verursachen mehr Verkehr und bringen schon viele Stationen durchlaufen. Nach der Aus- Konfliktpotenzial. Um gegenzusteuern, besuchen bildung in Berlin kehrte er Anfang der 2000er nach Marcos Garces und Counradi die Baustellen und Hamburg zurück. Er arbeitete in der Davidwache, sprechen mit den Handwerkern. Auch an den neuen im Polizeipräsidium, beim Objektschutz und als Schulen sind die Stadtteilpolizisten regelmäßig zu Gruppenführer im Einsatzzug. Seit sieben Jahren Gast, um darüber zu informieren, wie die Kinder sicher ↑ ↑ Der Erste Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher überreicht Prof. Jürgen Bruns-Berentelg im Das Malizia-Team feiert die Schiffstaufe am Sandtorhafen ist Marcos Garces für das Polizeikommissariat 14 zur Schule kommen. Rathaus die Bürgermeister-Stolten-Medaille (Foto: Senatskanzlei Hamburg) (Foto: picture alliance / dpa / Daniel Bockwoldt) tätig, seit 2017 als Stadtteilpolizist. Kollege André André Counradi und Marcelino Marcos Garces Counradi, 55, hingegen hat zunächst als Diplom- mögen an ihrer Arbeit, dass sie mit sehr unter- Für „bleibende Verdienste“ in seiner Rolle als Vorsitzender der Geschäfts- Mit dieser Menge an Menschen hatte das Team Malizia rund um Profisegler betriebswirt im Bank- und Finanzwesen gearbeitet, schiedlichen Menschen zu tun haben. Der Stadt- führung der HafenCity Hamburg GmbH ist Prof. Jürgen Bruns-Berentelg mit Boris Herrmann wohl selbst nicht gerechnet, als es am 6. September den Tra- „eine ziemlich trockene Materie“, wie er sagt. „Ich teil ist ihnen ans Herz gewachsen. „Ich wünsche der Bürgermeister-Stolten-Medaille ausgezeichnet worden. 1925 vom Senat ditionsschiffhafen in der HafenCity erreichte. Zahlreiche Segelfans waren ge- wollte raus auf die Straße und mit Menschen zu tun der HafenCity ein friedliches Miteinander, dass die gestiftet, gehört diese zu den höchsten Ehrungen der Freien und Hansestadt kommen, um die Taufe der neuen Rennjacht „Malizia – Seaexplorer“ vor Ort haben, anstatt irgendwelche Zahlenkolonnen zu Leute aufeinander Rücksicht nehmen, tolerant sind Hamburg. Der Erste Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher überreichte die mitzuerleben. Die Zeremonie selbst hatten 100 Schulkinder vorgenommen: addieren.“ Und so begann er vor 19 Jahren als und dass nicht jeder auf sein Recht pocht“, sagt Medaille im Rathaus. Dabei würdigte Tschentscher den Einsatz Bruns-Be- Das Team engagiert sich stark im Bildungsbereich, unter anderem mit dem Seiteneinsteiger ein Studium bei der Polizei Ham- Counradi. Und Marcos ergänzt: „Die Chancen dafür rentelgs für die Entwicklung der HafenCity zu einem der „attraktivsten ur- Programm „My Ocean Challenge“ (siehe HafenCity News 62). Begleitet wurde burg. Seit 2020 ist er Stadtteilpolizist, zunächst in stehen gut.“ banen Räume in Europa“, welche Letzterer mit „seiner fachlichen Expertise, die Taufe von dem zweitägigen „Malizia Ocean Festival“, welches den Schutz den Colonnaden nahe der Alster, seit dem vergan- mit großer Erfahrung und Leidenschaft“ vorangebracht habe. Sein Wirken der Meere und die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in den Blick ↑ genen Jahr in der HafenCity-West. Marcelino Marcos Garces ist für den östlichen Teil der Text: Gunnar Herbst habe viel „zum Ruf der Hansestadt als maritime, moderne und nachhaltige nahm. Den Sandtorhafen hatte das Team Malizia bewusst gewählt – vom HafenCity zuständig (Foto: Stefan Groenveld) Metropole“ beitragen. An dieser Stelle: Herzlichen Glückwunsch! „Heimathafen“ aus ist das Schiff bereits in seine ersten Abenteuer gestartet. In der Hoffnung, beim großen „Ocean Race“ mit Beginn im Januar 2023 den Sieg einzufahren. Wir drücken die Daumen!
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