Diakontakte - Diakonweihe 2018 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils Jes 12,3 - Diakon.at

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Diakontakte - Diakonweihe 2018 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils Jes 12,3 - Diakon.at
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www. diakon.at/wien
                               Diakontakte
                                Zeitschrift der Ständigen Diakone der Erzdiözese Wien Ausgabe 22018, Nr. 45

     4 Heilig werden?
    15 Datenschutz neu

                      Diakonweihe 2018
                                                                                                               © eva-gruber.com

                      Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude
                      aus den Quellen des Heils Jes 12,3
Diakontakte - Diakonweihe 2018 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils Jes 12,3 - Diakon.at
Inhalt                                              Liebe Diakone,
                                                    liebe Ehefrauen!
03 Die Heiligkeit ... ist das schönste              Eine gute Wahl zu treffen, ist nicht
     Gesicht der Kirche                             immer leicht. Da wir durch Glaube
     von Spiritual Matthias Roch                    und Taufe von Jesus Christus gehei­
04 Brief an Freunde. „Gaudete et                    ligt worden sind, handelte es sich                           Andreas Frank
     exsultate“ von Gerhard Schmitt                 auch bei der Diakonenratswahl
05 Gedanken zum Heiligsein.                         um eine Wahl unter Heiligen. 140
     Beiträge von Simone Eglau-Sundl,               Mitbrüder haben ihr Wahlrecht ak­
     Ralph Schimpl, Heinrich Treer                  tiv ausgeübt und es erhielten Max
                                                    Angermann, Wolfgang Aumann und          von der Wahl ferngehalten? Die
     und Josef Fellner
                                                    Uwe Eglau die meisten Stimmen, so­      Gründe für das Nichtwählen sind
07   Ausgelesen. Über Bücher von                                                            auch sehr interessant. Wollt ihr es
     Max Angermann                                  dass diese gemeinsam mit Johannes
                                                    Fichtenbauer, Andreas Frank und         sagen? Ich bitte sehr um Antworten,
08 Unser Weg zum Ständigen                          noch zwei weiteren Diakonen, die        es kann gerne auch anonym sein.
     Diakonat. Kurzberichte von Betrof­             der Herr Kardinal ernennen wird, die
     fenen der Weihe und Vorstellung                                                        JEDER UND JEDE
                                                    sieben Mitglieder des Diakonenrates
     der Kandidaten.                                bis 2023 stellen werden.
                                                                                            IST „GEWÄHLT“
10   Gebet. Weglitanei von Franz Ferstl             Fehlt noch eine Frauenvertreterin:
                                                                                            Ums heilig Sein und heilig Werden
                                                                                            geht es auch in der neuesten
11 Grippe, Hunger, Abschied                         im Laufe der nächsten Tage wer­
                                                                                            Enzyklika von Papst Franziskus und
     von Frauenreferentin Linda Stingl              den alle vorgeschlagenen Frauen
                                                                                            in dieser Ausgabe. Ich denke, der
     Perspektive oder nur Papier                    befragt, ob sie kandidieren wol­
                                                                                            Weg zur Heiligkeit ist der Weg der
     eine Replik auf Beiträge von R. Tatz­          len. Noch vor dem 1. Juli wird ein
                                                                                            Jüngerschaft. Mit unserem Ja bei
     reiter und T. Ertl von Michael Bödi            Brief kommen, mit welchem durch
                                                                                            der Weihe haben wir uns in spezi­
12 Ein neuer Johannes                               die Ehefrauen und Witwen die
                                                                                            eller und neuer Form in die Schule
     Einkehrtage im April                           Wahl zu einem Dreiervorschlag
                                                                                            des Meisters begeben. In diesem
     von Peter Morawetz                             zwecks Ernennung durch den Herrn
                                                                                            Lehrlingsverhältnis    gilt es, wie­
                                                    Kardinal durchgeführt wird. Wir sind
     46 Jahre im Dienst des Herrn                                                           der Neues und Frisches aus Jesu
                                                    schon Heilige und trotzdem auf dem
     Ein besonderes Jubiläum als Diakon                                                     Weisung zu erlernen. Wir dürfen
                                                    Weg zur Heiligkeit. Letztlich ist es
     von Johannes Müller                                                                    darauf vertrauen, dass seine gute
                                                    auch Aufgabe des Diakonenrates,
13 In Pakistan sind wir Menschen                    uns allen auf dem Weg zur Heiligkeit
                                                                                            Wahl auf jeden von uns fiel. Würde
     zweiter Klasse Bischof Samson                                                          ich mich heute wieder weihen las­
                                                    zu helfen.
     Shukardin zu Besuch bei Wiener                                                         sen? Brauche ich Hilfen, um mein
     Diakonen von Werner-Karl Friedrich             WAHLEN SEIT ÜBER                        Jünger-Sein zu erneuern und mei­
                                                                                            ne persönliche Beziehung zu Jesus
14 Aus dem Diakonenrat                              ZWEITAUSEND JAHREN
                                                                                            auszubauen? Sage ich gerne zu Ihm
     Von Rudolf Mijoc                               Auch wenn unsere Kirche zu den
                                                                                            „mein Herr?“, mein Freund?“, „mein
     Weiterbildungsangebote                         Methoden der Demokratie ein et­
                                                                                            Bruder?“
     am Institut und Auswärts                       was sperriges Verhältnis hat, ge­
                                                    hören Wahlen und Abstimmungen           Der Diakonendoppeltag zum Thema
15   Daten und Taten. Die neue Daten­                                                       „Meine persönliche Spiritualität“,
     schutzverordnung in der Praxis                 dennoch seit den Tagen der
                                                    Apostel zum Selbstverständnis der       welcher am 5. und 6. Oktober am
     von Peter Morawetz                                                                     Institut mit Prof. Jacobs stattfinden
                                                    Entscheidungsfindung. Wenn sie
16   Kurzundgut Türöffner gesucht!                  durch Gebet zum Heiligen Geist be­      wird, möchte uns Impulse vermitteln,
     Termine und Jubilare von 2018                                                          unsere Spiritualität noch stärker in
                                                    gründet sind, drückt sich im Ergebnis
     Peter Feigl und Franz Schramml.                                                        den Alltag hineinzubuchstabieren.
                                                    wahrscheinlich etwas vom Willen
     Termine                                        Gottes aus. Wenn jemand behaupt­        Eine frohe Ferien- und Urlaubszeit
     Jubilare                                       et, über Glaubenswahrheiten kann        wünscht Euch
                                                    man nicht abstimmen, so möge er
                                                    bedenken, dass über fast alle feier­    Euer Mitbruder
                                                    lich definierten Glaubenswahrheiten     Andreas Frank
                                                    auf ökumenischen Konzilen abge­
                                                    stimmt worden ist.
                                                    Nochmals ein frohes DANKESCHÖN
     IMPRESSUM: Medieninhaber, Herausgeber
     und Verleger: Institut für den Ständigen       allen Wählern! Ihr gebt dem neuen
     Diakonat der ED Wien. Für den Inhalt           Rat eine gute Portion Ermutigung
     verantwortlich und Redaktion: Andreas Frank,
     Gestaltung: Peter Ernst.                       mit! Trotzdem sei mir die bis jetzt
     Alle: Boltzmanngasse 9, 1090 Wien.             fast unbeantwortete Frage an die 65
     Tel. 01 515 52 3870. DVR: 0029874(112)
     E-Mail: Diakonat@edw.or.at.                    Nichtwähler gestattet: Was hat euch
     Herstellung: offset3000, 7035 Steinbrunn

     2 || Diakontakte
          Diakontakte 2-2018,
                      2-2018, Nr.
                              Nr. 45
                                  45
Diakontakte - Diakonweihe 2018 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils Jes 12,3 - Diakon.at
Die Heiligkeit …
… ist das schönste Gesicht der Kirche
                                          denken und darin neu nach der
Von Spiritual Matthias Roch               Heiligkeit zu suchen. Es geht da-

I
   n seinem Schreiben von Papst           bei nicht um überzogene Formen
   Franziskus: „Gaudete et exsulta­       der Heiligkeit, wie der Papst be-                                          Dr. Matthias Roch
   te“ – „Freut euch und jubelt“ – le­    tont. Die christliche Heiligkeit ori-
sen wir in Nr. 10: „Was ich jedoch mit    entiert sich an Jesus Christus, sei-     „Geist von oben“ gebetet, der
diesem Schreiben in Erinnerung ru­        nem Leben und Handeln, wie es            in den Herzen der Jünger die
fen möchte, ist vor allem der Ruf zur     uns die Bibel überliefert, um sie        Begeisterung für die Frohbotschaft
Heiligkeit, den der Herr an jeden und     allen als erstrebenswertes Ziel          Christi entfachte. Ich wünsche uns
jede von uns richtet, den Ruf, den er     des eigenen menschlichen Weges           allen in der Nachfolge Christi die-
auch an dich richtet: »Seid heilig,       vorstellen zu können. Diesen Ruf         ses „Feuer des Heiligen Geistes“
weil ich heilig bin« (Lev 11,44; 1 Petr   richtet Gott an alle.                    für uns persönlich wie auch für
1,16)                                     So lesen wir in Nr. 138: „Das Vorbild    die Menschen, denen wir im
Zum „großen Maßstab“ der Heiligkeit       vieler    Priester,    Ordensfrauen,     Sinn Christi dienen dürfen. Das
verweist das Schreiben des Papstes        Ordensmänner und Laien, die              ist der Wunsch auch von Papst
auf das Matthäusevangelium (Kap           sich mit großer Treue hingeben,          Franziskus am Beginn seines
25) und damit den Umgang mit den          um zu ver­   kündigen und zu die-        Schreibens: „Mein bescheidenes
Menschen, die in Not sind und uns         nen – oftmals unter Einsatz ihres        Ziel ist es, den Ruf zur Heiligkeit ein-
brauchen. Aber es geht nicht nur um       Lebens und gewiss auf Kosten ih-         mal mehr zum Klingen zu bringen
die Aufforderung zur Nächstenliebe,       rer Bequemlichkeit –, versetzt uns       und zu versuchen, ihn im gegenwär-
sondern Heiligkeit ist ein „Stück         in Bewegung. Ihr Zeugnis erinnert        tigen Kontext mit seinen Risiken,
Christologie“. „In diesem Aufruf, ihn –   uns daran, dass die Kirche nicht         Herausforderungen und Chancen
Jesus – in den Armen und Leidenden        viele Bürokraten und Funktionäre         Gestalt annehmen zu lassen. Denn
zu erkennen, offenbart sich das Herz      braucht, sondern leiden­   schaftliche   der Herr hat jeden von uns erwählt,
Christi selbst, seine Gesinnung und       Missionare, die ver­zehrt werden von     damit wir in der Liebe „heilig und un-
seine innersten Entscheidungen, die       der Begeisterung, das wahre Leben        tadelig leben vor ihm (Eph 1,4)“.
jeder Heilige nachzuahmen sucht.“         mitzuteilen.“                            Schließen möchte ich mit dem
(Nr. 96)                                                                           Gebet des Papstes in der Nr. 139:
Gerade im Diakonat sind diese             SCHRITT IM HEILIGEN GEIST                „Bitten wir den Herrn um die Gnade,
beiden Aspekte – Dienst an den            Im Pfingstfest haben wir um den          nicht zu zögern, wenn der Heilige
Bedürftigen und Armen und                                                                   Geist uns auffordert, einen
durch die Weihe auch in be­                                                                 Schritt vorwärts zu tun; bit-
sonderer Weise, Christus – un­                                                              ten wir um den apostolischen
ter den Menschen in der kon­                                                                Mut, anderen das Evangelium
kreten Nachfolge und unse­                                                                  weiterzugeben und es zu un-
rem Dienst erfahrbar zu ma­                                                                 terlassen, aus unserem christ-
chen.                                                                                       lichen Leben ein Museum
                                                                                            voller Andenken zu machen.
KEIN TRAURIGER                                                                              Lassen wir es unbedingt zu,
HEILIGER                                                                                    dass der Heilige Geist be-
So    gesehen      ist  die-                                                                wirkt, dass wir die Geschichte
ses Lehrschreiben eine                                                                      unter dem Vorzeichen des auf-
Aufforderung von Papst                                                                      erstandenen Jesus betrach-
Franziskus, voll Freude und                                                                 ten. Auf diese Weise wird die
Optimismus und Offenheit                                                                    Kirche, statt zu ermüden, wei-
für Gottes Wort alles                                                                       ter vorwärtsgehen und da-
Mittelmaß hinter sich zu                                                                    bei die Überraschungen des
lassen und im Miteinander                                                                   Herrn begrüßen.“
und im Zugehen auf die                                                                      In diesem Sinne wünsche
Mitmenschen alltäglich da-                                                                  ich allen die Freude in
mit den Menschen Christus                                                                   der Nachfolge Christi und
und seine Gesinnung nahe                                                                    Ausdauer auf dem persönli-
zu bringen. Auf dem Weg der                                                                 chen Weg zur Heiligkeit.
Heiligkeit sind daher die,                                                                  Euer Spiritual
die sich anstecken lassen,                                                                  Dr. Matthias Roch 
das eigene Leben zu über-

                                                                                            Diakontakte 2-2018, Nr. 45   | 3
Diakontakte - Diakonweihe 2018 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils Jes 12,3 - Diakon.at
Ein Brief an Freunde
Das päpstliche Schreiben „Gaudete et exsultate“
VVon Gerhard Schmitt                     stellt wird und das Geheimnis Gottes      in der Hingabe an die Brüder und
                                         und das Geheimnis der Anderen ig­

A
                                                                                   Schwestern sichtbar wird“.
      m 19. März hat Papst Franziskus    noriert. Die Vollkommenheit des
      sein    jüngstes      Schreiben    Menschen wird nicht an seiner             4. EINIGE MERKMALE DER
      „Gaudete et exultate / Freut       Nächstenliebe, sondern an erworbe­        HEILIGKEIT IN DER WELT
euch und jubelt” (Mt 5,12), über den     nen Daten und Kenntnissen gemes­          VON HEUTE
Ruf zur Heiligkeit in der Welt von       sen. Ähnliche Gefahren sieht der          Der Papst erwähnt die bekann­
heute veröffentlicht. Schon bald ist     Papst auch bei den Pelagianern und        ten Mittel der Heiligung wie
mir aufgefallen, dass der Papst kei­     Semipelagianern. Im Unterschied zu        „Gebet, die ... Sakramente der
ne theologische Abhandlung verfas­       den Gnostikern ersetzt hier aber ein      Eucharistie und der Versöhnung,
sen wollte, sondern einen Brief an       Wille ohne Demut das Wirken der           das Opferbringen, die verschiede­
Freunde. Es geht ihm darum, dass         Gnade Gottes.                             nen Frömmigkeitsformen, die geistli­
wir den Ruf zur Heiligkeit in uns spü­                                             che Begleitung“ nur kurz am Anfang
ren und diesem Ruf folgen.               3. IM LICHT DES MEISTERS                  dieses Abschnittes. Ausführlicher
                                         Zur Frage „Was ist Heiligkeit“ ver­       widmet er sich dann den Themen
1. DER RUF ZUR HEILIGKEIT
                                         weist Papst Franziskus auf Jesus und      „Durchhaltevermögen,        Geduld
Im ersten Abschnitt stellt er uns
                                         seine Seligpreisungen (vgl. Mt 5,3-12;    und Sanftmut“, „Freude und Sinn
die vielen Heiligen – Frauen und
                                         Lk 6,20-23). Für den Papst sind „glück­   für Humor“, „Wagemut und Eifer“,
Männer – vor, die für uns Vorbilder
                                         lich“ oder „selig“ ... Synonyme für       Leben „In Gemeinschaft“ (sowohl in
und Fürsprecher sind. Es sind das
                                         „heilig“, denn sie drücken aus, dass      Orden als auch in der Ehe) und „In
Heilige, die in der Bibel genannt
                                         „der Mensch, der Gott treu ist und        beständigem Gebet“.
sind, Heilige, die von der Kirche be­
                                         nach seinem Wort lebt ... das wahre
reits selig- oder heiliggesprochen
                                         Glück erlangt“. Heilig sein ist so auch
                                                                                   5. KAMPF, WACHSAMKEIT
wurden, aber auch „die Heiligen
                                         ein „Gegen den Strom“ schwimmen.          UND UNTERSCHEIDUNG
von Nebenan“. Dabei sieht er die                                                   Im letzten Abschnitt geht der Papst
                                         Detailliert geht der Papst auf die ein­
Heiligkeit „in den Eltern, die ihre                                                darauf ein, dass wir immer der
                                         zelnen Seligpreisungen ein.
Kinder mit so viel Liebe erziehen,                                                 Versuchung ausgesetzt sind. Zu er­
                                         Besonders ausführlich befasst sich
in den Männern und Frauen, die ar­                                                 kennen, was gut und richtig ist,
                                         der Papst dann nochmals mit der
beiten, um das tägliche Brot nach                                                  was vom Hl. Geist oder vom Teufel
                                         Seligpreisung der Barmherzigkeit
Hause zu bringen, in den Kranken,                                                  kommt, ist eine schwierige Aufgabe.
                                         (Mt 25, 31-46). Er weist auch auf
in den älteren Ordensfrauen, die                                                   „Dieses Ringen ist schön, weil es uns
                                         die Gefahren hin, wenn wir die
weiter lächeln“... Besonders erwähnt                                               jedes Mal feiern lässt, dass der Herr
                                         Barmherzigkeit von der Gnade
er, dass „das Zeugnis für Christus bis                                             in unserem Leben siegt.“
                                         Gottes trennen oder nur als ei­
hin zum Blutvergießen zum gemeinsa-                                                Der deutsche Originaltext steht hier:
                                         ne weltliche Aufgabe sehen. Papst
men Erbe von Katholiken, Orthodoxen,                                               https://w w w.vaticannews.va/de/
                                         Franziskus zeigt auch auf, dass
Anglikanern und Protestanten gewor-                                                papst/news/2018-04/gaudete-et-ex­
                                         Gebet und Gottesdienst wertvoll
den“ ist.                                                                          sultate-exhortation-wortlaut-amtli­
                                         sind, wenn „die Gabe Gottes, die wir
Papst Franziskus ist es auch wichtig,                                              che-uebersetzung.html 
                                         im Gottesdienst empfangen haben,
dass dieser Ruf zur Heiligkeit durch
Christus an jeden ergeht und nicht       Die Bergpredigt. Fresko von Cosimo Rosselli, Sixtinischen Kapelle, 1481/82
Geistlichen vorbehalten ist. Die
Taufgnade wirkt in uns allen. Es sind
die kleinen Schritte, in denen wir die
Herausforderungen des Lebens be­
wältigen, die uns zur Heiligkeit füh­
ren.

2. ZWEI SUBTILE FEINDE
DER HEILIGKEIT
Im     zweiten    Abschnitt    wen­
                                                                                                                           wikipedia.org „gemeinfrei”

det sich Papst Franziskus den
Verfälschungen     der    Heiligkeit
durch den Gnostizismus und die
Pelagianer/Semipelagianer zu.
An den Gnostikern kritisiert der
Papst, dass die eigene Sicht der
Wirklichkeit in den Mittelpunkt ge­

4 | Diakontakte 2-2018, Nr. 45
Diakontakte - Diakonweihe 2018 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils Jes 12,3 - Diakon.at
Von Simone Eglau-Sundl,                 Heil-sein. Körper, Psyche und Geist       sere Welt keine Konsequenzen hat,
Psychologin                             sind eine Einheit und der Mensch          wenn wir uns bewusst wer­
                                        in diesem Sinne ein ganzheitliches        den, dass z.B. Meditation

D
       ie Frage nach dem Heiligen       Wesen. Wir wissen bereits, dass wir       und die Anbindung an
       ist ein sehr spannendes          zwar Individuen, aber dennoch mit         das Spirituelle nicht be­
       Thema, mit dem man sich          Allem in dieser Welt verbunden sind       deuten, fraglos irgend­
im Alltag nicht oft auseinandersetzt.   – alles hängt miteinander zusammen.       welche Glaubenssysteme
Ich selbst habe mich längere Zeit       Wissenschaftliche Bereiche wie die        zu übernehmen, son­
mit diesem Wort beschäftigen müs­       Epigenetik, die Quantenphysik, die        dern tatsächlich dazu bei­
sen, denn es erzeugt sehr schnell ein   Quantenphilosophie oder auch die          trägt, psychisch und phy­
Bild von Unerreichbarkeit. Etwas,                                                                                Simone Eglau-Sundl
                                        Kybernetik sind bereits dabei, dieses     sisch gesund zu bleiben,
was man – wenn überhaupt – nur          Phänomen des „Verbunden seins“ zu         dann können wir einen Beitrag leis­
durch große Anstrengungen und in        erforschen. Eine Gewissheit, die sich     ten zu einer heileren Welt, zu einem
Ausnahmefällen erlebt.                  ausbreiten wird. Wir leben nach wie       geheilteren Selbst. Es wird zu ei­
Aber denken wir weiter. Hinterfragen    vor sehr reduktionistisch, sympto­        ner Ganzheitlichkeit führen die uns
wir den Sinn des Wortes genauer,        morientiert und haben tw. noch ein        glücklich und zufrieden machen
ist Heiligkeit im Sinne von Ganz-       sehr mechanistisches Bild von unse­       kann, weil daraus automatisch ein
sein, Heil-sein sicher etwas, wo­       rem Körper. Nun gibt es aber auch         respektvollerer Umgang miteinan­
nach viele Menschen streben.            die „neue“ Richtung – in Wahrheit ein     der folgen wird. So denke ich, dass
Nun erlebe ich sowohl in meinem         sehr altes Wissen –, nach der sich vie­   Heiligkeit und heil-Sein für uns alle
Leben als auch in dem vieler ande­      le Menschen orientieren. Sie bemü­        ein erstrebenswertes Ziel ist. Es erfor­
rer Menschen meines Umfeldes ein        hen sich, ausbeuterische Firmen nicht     dert Information, Bewusstwerdung
aktives Tun in eben jene Richtung.      mehr zu unterstützen, Naturschutz zu      und auch Disziplin. Die Art, in der wir
NICHT ALLEIN AUF DER WELT               betreiben und nicht auf Kosten ande­      allerdings davon profitieren werden,
Es beginnt mit einem Bewusst­    wer­   rer Lebewesen zu leben.                   ist es allemal wert
dungsprozess. Daraus folgt eine kla­    Wenn wir also aufhören zu denken,
re Entscheidung für das Streben nach    dass unser Tun für uns selbst und un­

Weg von barocken Vorstellungen                                                    anderen das Ziel klarer se­
                                                                                  hen lassen, wenn wir es
Von Ralph Schimpl                       verstörend, weil die dargestellten        auch noch nicht erreichen

W
         äre ich vor zehn Jahren ge­    Menschen oft eine Miniaturversion         können. Papst Franziskus
         fragt worden, ob ich mit den   ihrer Folterinstrumente dabeihatten.      ermuntert uns, diese oft
         Heiligen (oder dem allge­      Kurz: wir hatten es sicherlich nicht      unscheinbaren      kleinen
meinen Begriff der Heiligkeit) etwas    leicht miteinander, die Heiligen und      Schritte zu gehen. Und sie
anfangen kann, hätte ich die ehrli­     ich. (Heute würde man wohl von ei­        beginnen, wie so vieles,
                                        nem belasteten Beziehungsbeginn           bei der Barmherzigkeit            Ralph Schimpl
che Antwort gegeben: „Nicht wirk­
lich viel“.                             sprechen.)                                unseren Mitmenschen gegenüber.
Mein Bild von den Heiligen war lan­     Meine Sicht auf die Heiligen und die      Im Studium der Biographien vieler
ge Zeit von den Eindrücken meiner       Heiligkeit hat sich seither drama­        Heiliger, Frauen und Männer habe
Kindheit geprägt: von Gemälden          tisch geändert. Nicht zuletzt durch       ich eines für mich entdeckt: Sie wa­
und Statuen. Da gab es jene, die im­    die erleuchtende Schrift von Papst        ren immer authentisch, haben sich
mer streng auf mich herab schau­        Franziskus – Heiligkeit im eigenen        selbst für das Wohlergehen anderer
ten – und offensichtlich etwas sa­      Leben zu erkennen und zuzulassen.         kleiner gemacht als sie waren – und
hen, was ich definitiv nicht wollte,    Nicht krampfhaft einem Ideal nach­        sie kannten ihren Platz in der Welt.
dass sie es sehen. Und die ande­        eifern, sondern (gerade im Sinne des      Und manche durften sogar einen
ren blickten verklärt zum Himmel        Pfingstfests) den Geist wehen lassen.     kleinen Ausblick in die künftige Welt
und sahen dort Dinge, die ich beim      Das ist eine befreiende Botschaft –       machen. Von der Taufe an sind wir
besten Willen nicht sehen konn­         sie ist nicht an Amt, Stand oder          alle zu Höherem berufen. Und wir
te. Und dann die Märtyrer... Einige     Beruf gebunden. In jeder Situation        dürfen auch Anderen im Sakrament
brutzelten in barocker Pracht in ei­    dürfen wir hineinhören, was uns           der Taufe diese Berufung zuspre­
nem goldenen Kessel; und selbst         näher zu Gott bringt. Es sind, im         chen. Das ist ein wichtiger Schritt zu
andere, nicht so aufdringliche          Englischen, oft „Baby Steps“ – winzi­     Heiligkeit und auch zur Heilung un­
Darstellungen fand ich zumindest        ge Schritte, die uns einer nach dem       serer Welt.

                                                                                           Diakontakte 2-2018, Nr. 45   | 5
Diakontakte - Diakonweihe 2018 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils Jes 12,3 - Diakon.at
Traditionen oder Menschen
     Von Heinrich Treer                       erschreckend normal. Und es rich­        ten – liebevoll, aber bestimmt. Für
                                              tet sich an alle. So schreibt schon      Gott steht der Mensch im Mittelpunkt,

     A
            ngesichts der Wort­   folge im    Augustinus: „Viele, die drinnen sind,    für unsere heutige Kirche in vielen
            täglichen Gebet „…bitte für       sind draußen und viele, die draußen      Belangen die Tradition – und da ent­
            uns Sünder …“, klingt der „Ruf    sind, sind drinnen.“ Obwohl viele        fernen wir uns immer mehr vom
                zur Heiligkeit“ aufs erste    Zitate von „aufmüpfigen“ Frauen ent­     Menschen. Der Auftrag Jesu beim
                etwas hochgestochen. Es       halten sind, wäre es mir lieber, das     letzten Abendmahl lautet: „Tut dies
                ist eben alles sehr kompli­   Beispiel unter Punkt 16 würde sich       zu meinem Gedächtnis“. Würden wir
                ziert und gleichzeitig sehr   auf einen Mann beziehen und nicht        ja gerne – Frauen wie Männer – geht
                einfach. Und beides ist       auf eine Frau, weil es sonst einem       aber nicht, weil ... usw. So sollten wir
                wahr und Heiligkeit ist ja    Klischee entspricht oder ein solches     uns alle, von unten nach oben (die
                kein Zustand, sondern ein     erzeugen kann.                           Oberen in der Hierarchie sind ja bei
                Weg. Das Schreiben von        Ich sehe das Schreiben auch als          uns die Diener aller) um eine ech­
                Papst Franziskus ist für      eine Aufforderung, mutig für ein         te zeitgemäße Gemeinschaft bemü­
Heinrich Treer mich berührend, beleh­
                                              Aufbrechen der vielen erstarrten         hen, die – so glaube ich – vieles ehr­
      rend, ermutigend und bei alledem        Formen in unserer Kirche einzutre­       licher und leichter machen würde.

     Was bedeutet für mich Heilig sein?
                                              kann ich da einreihen; z.B. Ami,         ein Totengebet, dann sind sie da
     Von Josef Fellner                        eine Freundin von meiner Frau und        und machen dankbar mit!

  „G         emeinschaft der Heiligen“,       mir. Seit 20 Jahren liegt sie im Bett,   Eltern, Großeltern und sonstige
             so beten wir im Gottesdienst,    da ihr nach vielen Operationen           Menschen, die ihre Liebe an Kinder
             aber so richtig darüber          ein Bein mit Hüftknochen abge­           verschenken, „die anders sind“ – od­
                 nachgedacht habe ich         nommen wurde. Sie kommt nicht            er wie ein Opa mir sagte, „die be­
                 noch kaum. Beim Beten        mehr aus ihrem Zimmer heraus.            sonders sind“, gehören in die Gruppe
                 der Laudes schaue ich        Leidet unter ständigen starken           der Heiligkeit „von nebenan“, der­
                 auch immer auf die           Schmerzen, die die Ärzte nicht in        er, die in unserer Nähe wohnen und
                 Tagesheiligen. Darunter      den Griff bekommen. Trotz­dem ist        die ein Widerschein der Gegenwart
                 gibt es ganz großarti­       sie bei unseren Besuchen immer           Gottes sind, oder, um es anders
                 ge und bekannte, die         heiter und fröhlich. Und sie betet       auszudrücken, „die Mittelschicht
                 ich auch verehre. Aber       viel – für viele Menschen, auch          der Heiligkeit“ (Kap. I,7)
                 oftmals sagen mir die        für uns. Auf die Frage „Haderst du       Gerade jetzt, beim Schreiben
  Josef Fellner Namen der Heiligen we­        nicht manchmal mit Gott, wenn            dieses Artikels, erreicht mich die
     nig – auch die Begründung für ihre       er dir nicht die Schmerzen nimmt         Nachricht, dass unser Nachbar
     Heiligkeit verstehe ich nicht immer.     oder wenn das nicht in Erfüllung         gestorben ist. Gestern habe ich ihm
     Der Papst schreibt sehr schön:           geht, wofür du so viel betest?“ sagt     noch die Krankenkommunion ge­
     „Vor allem werden wir eingelad­          sie heiter: ER war halt anderer          bracht – da war noch Hoffnung in
     en, zu erkennen, dass wir eine sol­      Meinung!                                 ihm! Jetzt ist er unterwegs zu den
     che Wolke von Zeugen um uns ha­          UNZÄHLIGE STILLE HEILIGE                 Heiligen – vielleicht ist er schon
     ben“ I,3. Weiters heißt es: „denn        Ich bin auch Seelsorger in einem         ein Heiliger. Was wir an ihm so ge­
     Heiligkeit ist nichts anderes als die    Hospiz. Da habe ich viel Kontakt         schätzt haben, war sein liebevolles
     in Fülle gelebte Liebe“ I,21. Teresa     mit den Betreuerinnen. Was diese         Reden, kein Schlechtreden über
     von Avila schreibt: „Der Weg zur         Frauen dort leisten, mit welcher         Jemanden, er hat uns oft gelobt und
     Heiligkeit ist keine von mystischem      Ehrfurcht und Liebe sie die              er war im Gebet ein Vorbild: Für uns
     Himmelslicht überstrahlte Straße,        Sterbenden begleiten, auch das ist       und auch für seine Familie.
     sondern der alltägliche Trampelpfad      für mich „Heiligkeit“. Unsere Kirche     Teresa von Avila empfiehlt, „freudig
     unserer Ängste und Frustrationen“        kommt aber bei ihnen nicht immer         voranzugehen“ im Dienen (Weg der
     (Christian Feldmann: Teresa von          gut weg – viele tragen Verletzungen      Vollkommenheit 18,5). Die wahre
     Avila, Anaconda Verlag, 2012)            mit sich und sind auch nicht mehr        Heiligkeit ist Freude, denn: „Ein
     Damit kann ich viel anfangen:            in unserer Kirchengemeinschaft.          Heiliger, der traurig ist, ist ein trau­
     Viele Menschen, die ich kenne,           Nur wenn ich eine Andacht halte,         riger Heiliger.“                     

     6 | Diakontakte 2-2018, Nr. 45
Diakontakte - Diakonweihe 2018 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils Jes 12,3 - Diakon.at
Ausgelesen Ausgewählt von Max Angermann
Zur Reformation                         Lebensbezüge finden                         Judentum verstehen

                                                                                    Das Buch entstand im Auftrag des
Die evangelische Theologin, Landes­                                                 Gesprächskreises         „Juden     und
bischöfin der Evangelisch-Lutheri­                                                  Christen beim Zentralkomitee der
                                        Wenn die Bibel das Buch der                 deutschen          Katholiken“.      Die
schen Landeskirche Hannover von         Glaubens- und Lebenserfahrung
1999 bis 2010, und der Lutherkenner                                                 Herausgeber – Petzel ist Theologe
                                        darstellt, dann liefert Mettnitzer den      und Kunsterzieher, Reck freier
Ralph Ludwig geben, wie der Titel       Beweis dafür. Anhand verschieden­
sagt, ein Stichwortverzeichnis von                                                  Publizist und Übersetzer – konnten
                                        ster Bibelstellen, lyrischen Texten         33 Fachleute als Autoren gewinnen.
„Abendmahl“, „Ablass“ über „Con­        und außerchristlicher Literatur stellt
fessio Augustana“, besser als „Augs­                                                Neben Norbert Reck sind dem
                                        der Autor Lebensbezüge zum                  Rezensenten mehrere Mitwirkende
burger Bekenntnis“ bekannt bis zu       Menschen heute her, der so wie
„Wyclif und Hus“, „Wittenberg“ und                                                  mit ihren Beiträgen persönlich
                                        damals als Suchender nach Sinn              bekannt: Markus Himmelbauer, Mar­
„Zukunft“ heraus.                       und geglücktem Leben fragt, sich
Die Stichwörter sind sehr ausführlich                                               tin Jäggle, Regina Polak, Willy Weisz
                                        Geborgenheit wünscht und hofft, in          und vom Literaturstudium her Hu­
behandelt, mit vielen Literaturhin­     ein Land zu kommen, in dem es kein
weisen versehen, wobei überwieg­                                                    bert Frankemoelle.
                                        Leid, keine Krankheit, keinen Tod,          Vielen Menschen heute ist die bib­
end WA (= Weimarer Ausgabe) zitiert     keine Trauer mehr gibt. Etwas davon
wird. Für weniger gut Informierte                                                   lische Sprache mit ihren Bildern und
                                        sollte heute schon spürbar werden.          Begriffen fremd geworden, würden
über Luthers Schriften wäre gut gew­
                                        Wer dieses Buch aufmerksam liest –          sie aber gerne erklärt bekommen,
esen, WA einmal ganz auszuschrei­
                                        nicht auf einmal, sondern sich Zeit         woher etwa „Aug um Aug, Zahn
ben.
                                        nimmt –, tut viel für seine Persön­         um Zahn“ wirklich kommen, was
Als Beispiele seien weiters ange­
                                        lichkeitsbildung. Das benötigt die          „Gottesmörder“, „Wehe- Rufe“ und
führt „Ehe und Schöpfung“, Beichte“,
                                        Erfahrung der Stille, weil sie als Kraft­   „Zorn Gottes“ zu bedeuten haben.
„Erbsünde“, Gerech­tigkeit“, „Gewis­
                                        feld Gottes wirkt, wie das Buch zeigt.      Jeder dieser Artikel gibt zuerst eine
sen“, „Glaube“, „Gnade“, „Hexen“,
                                        Mettnitzer weist in seinem Buch auch        kurze prägnante Begriffserklärung,
„Hoffnung“, „Juden“ „Reichstage“,
                                        darauf hin, dass die Bibel Hoffnungs­       dann folgt ein Diskussionsteil, da­
„Reliquien“, „Sakramente“, „Taufe“,
                                        geschichten anzubieten hat, die sich        ran schließen sich „Perspektiven“
„Teufel“.
                                        in Hilfe, Rettung, Zusage nach hei­         und weitere Literaturangaben zum
Das Buch ist sehr hilfreich für jene,
                                        lender Kraft zeigen mit der Ermunter­       persönlichen Studium.
die sich mit der Begrifflichkeit
                                        ung: „Steh auf und geh!“ (Joh 5,8).         Sehr brauchbar für Bibelrunden,
evangelischer Theologie auseinan­
                                        Für Bibelrunden, Denkanstöße für            Predigtvorbereitungen, informativ
dersetzen wollen, es ist aber keine
                                        Wallfahrten (S 115- 119), ebenso für        für alle, die sich mit dem christlich-jü­
Reformationsgeschichte und wie
                                        Predigtgedanken eignet sich dieses          dischen Dialog ernsthaft auseinand­
im Vorwort ausdrücklich festgestellt
                                        Buch mit seinen schönen Farbbil­            ersetzen. 
wird, „kann und will dies auch nicht
                                        dern hervorragend.
sein.“
                                                                                     Petzel Paul, Reck Norbert
 Käßmann Margot,                                                                     (Hrsg.):
 Ludwig Ralph:                           Mettnitzer Arnold:
                                                                                     Von Abba bis Zorn Gottes:
 95 x Reformation                        Steh auf und geh
                                                                                     Irrtümer aufklären – das
 ein kleines ABC.                        Die therapeutische Kraft                    Judentum verstehen.
 Kreuzverlag Hamburg 2017,               biblischer Texte.                           Patmosverlag, 2. Aufl. 2017
 176 Seiten, € 17,40                     Styria premium 2013                         208 S. €10,–
 ISBN 978-3-7859-1196-9                  160 Seiten € 17,–                           ISBN 978-3-8436-0887-9

                                                                                             Diakontakte 2-2018, Nr. 45   | 7
Diakontakte - Diakonweihe 2018 Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils Jes 12,3 - Diakon.at
Kurzbericht von Betroffenen der Weihe im September 2018

David Faiman:                            Josef Juster:                                            gie, Gesang und das Leiten von
                                                                                                  Wort­ gottesfeiern. Höhepunkte wa­
Ich kann mich noch gut daran er­         Nach dieser Studienwoche be­                             ren sicher das Homiletikseminar
innern, als ich im Jänner 2015 zum       gann der Ausbildungsschwerpunkt                          mit Pfarrer Gump, sowie unsere
ersten Mal mit 18 völlig unbekann­       C a r i t a s - D i a ko n i e - K a t h o l i s c h e   „Selbsterfahrungswoche“ in Großruß­
ten Männern zusammentraf. Durch          Soziallehre. In diesem Abschnitt war                     bach, geleitet vom Ehepaar Eglau: Sie,
die große, innere Bereitschaft je­       auch das Sozialpraktikum zu absol­                       war zu bunt, um sie hier in deutliche­
des Einzelnen wurde schon damals         vieren, um, in dem für einen Diakon                      re Worte zu fassen. Unsere Admissio-
grundgelegt, worauf wir heute mit        ureigenen Tätigkeitsbereich, prak­                       Feier am 19. März 2018 war eine Zäsur:
Dankbarkeit zurückblicken dürfen:        tische Erfahrungen zu sammeln.                           Wir sind nun „Kandidaten“, und (fast!)
Eine vertraute Gemeinschaft von          Ein Einkehrtag zu „Deus caritas                          alles dreht sich nur noch um die Weihe.
Brüdern, die gemeinsam ihren Weg         est“ bildete den Übergang zur sozi­                      Ich möchte an dieser Stelle auch
geht. Der Vertrauensvorschuss, ist       alen Seelsorge und der katholischen                      nicht verhehlen, dass unsere
nie enttäuscht worden, sondern hat       Soziallehre. Der spannende Abend                         Ausbildung anstrengend und he­
reiche Frucht getragen. Einen star­      mit Bischof Dr. Michael Bünker                           rausfordernd ist; ein Weg der
ken und bleibenden Eindruck hat          zum „Ökumenischen Sozialwort der                         Auswahl, bis zuletzt. Auch das gilt
bei mir der Abschlussgottesdienst        Kirchen“ war einer der Höhepunkte.                       es auszuhalten! Er hat uns zu einer
am letzten Gemeinschaftsabend hin­       Weitere Einblicke für konkrete                           lebendigen, kritischen und humor­
terlassen, bei dem jeder in einer ver­   Aufgaben waren die Seelsorge im                          vollen Gemeinschaft zusammenge­
siegelten Urkunde die Bereitschaft       Gefängnis, die für Haftentlassene so­                    schweißt, die tragfähig sein wird.
zum Verzicht auf bisher wichtig ge­      wie die für Zwangsprostituierte.                         Entscheidend auf diesem Weg sind
nommene Tätigkeiten und Aufgaben         Ein besonderes Interesse galt der                        natürlich auch unsere Familien, be­
zu Gunsten der künftigen Berufung        Auseinandersetzung mit den theo­                         sonders unsere lieben Ehefrauen.
niedergelegt und sich mit einem per­     logischen Aspekten des Diakonats.                        Ohne ihr ausdrückliches Ja, ist für
sönlichen Gebet der Gnade Gottes         Dabei wurde zunächst auf das allge­                      uns nämlich Schluss! Ich persön­
empfohlen hat.                           meine und besondere Priestertum                          lich sehe der Weihe mit ähnlich ent­
Dann folgten die Grundlagen der          eingegangen, um danach das theo­                         spannten und positiven Gefühlen
Diakonie, Pfarrcaritas, die berüh­       logische Wesen des Diakonats zu                          entgegen, wie unserer Hochzeit,
ren­de Teilnahme an der Caritas­         behandeln. Das dichte Programm                           vor mehr als 30 Jahren: Menschlich
gemeindemesse gemeinsam mit              in diesem Ausbildungsjahr wur­                           und geistlich gut begleitet und im
Obdachlosen und Suchtkranken.            de durch die Standortbestimmung                          Vertrauen auf Gottes Beistand.
Durch einen Begegnungsabend mit          in Bezug auf die gesangli­
den Mitgliedern des Diakonenrates        chen Fähigkeiten, die pfarrliche                         Was wir Frauen
wurde klar, dass es diese konkre­        Medienarbeit, das Christsein in der
                                         Welt heute, die persönliche geistliche
                                                                                                  dazu sagen
ten Aufgaben sind, zu denen wir als                                                               Ich heiße Anna Rogner und bin die
künftige Diakone gerufen sind.           Begleitung, das Bibellesen und die
                                                                                                  Ehefrau von Philipp. Mit sehr vie­
Sehr schön und unterstützend war         Treffen in den Ausbildungskreisen
                                                                                                  len Gesprächen haben wir uns ge­
dabei, dass unsere Ehefrauen ab April    abgerundet. Den Abschluss bil­
                                                                                                  meinsam auf diesen Weg vorbereitet
zu den Ausbildungsabenden einge­         dete die 2. Sommerstudienwoche
                                                                                                  und diese Vorbereitung ist überge­
laden waren und sich auch tatsäch­       im Stift Vorau mit den Themen
                                                                                                  gangen in eine Zeit der Ausbildung,
lich häufig und intensiv eingebracht     Pastoralpsychologie,                Grundlagen
                                                                                                  die uns schon viele sehr schöne
haben. Das gemeinsame Beten der          des pastoralen Gesprächs und der
                                                                                                  Momente sowohl für jeden einzel­
Vesper am Beginn jeder Einheit hat       praktischen Übung desselben.
                                                                                                  nen von uns, aber auch für unsere
nach Überwindung der anfängli­                                                                    gemeinsame Ehe, beschert hat. Die
chen technischen Unsicherheiten          Thomas Röder:                                            letzten vier Jahre der Ausbildung
ebenfalls die Gemeinschaft gestärkt.     Nun begann die Zeit meines                               zum Diakon waren für uns sehr be­
Das immer bessere Kennenlernen           Pfarrpraktikums in Maria Namen,                          reichernde und segensreiche Jahre.
auch der ganzen Familien und die         Wien 16. Der Bogen war weit ge­                          Was mich als Ehefrau sehr gefreut
deutlich spürbare positive und akti­     spannt: Mütter in finanzieller Not,                      hat, war, dass die Ehefrau so inten­
ve Grundstimmung hat aber alle da­       Opfer psychischer oder körperlicher                      siv in die Ausbildung miteingebun­
rin bestärkt, den Weg gemeinsam          Gewalt, Begleitung von Flüchtlingen,                     den wurde, was für unsere Ehe sehr
weiter zu gehen. Den Höhepunkt           Vorbereitung zur Erstkommunion,                          viel Gutes bewirkt hat. In den letz­
und      Abschluss      des    ersten    das Leiten von WGD … Es galt: In                         ten vier Jahren haben sich unser
Ausbildungsjahrs bildete die erste       der Pfarre einfach mitleben!                             Zusammenleben und auch unsere
Sommerstudienwoche in Stift Vorau:       Schwerpunkte in der Ausbildung                           beiden Familien sehr zum Positiven
„Ich, als seelsorglicher Mensch“.        waren: Sakramentenpastoral, Litur­                       weiterentwickelt. Beigetragen ha­

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ben dazu auch vor allem die beiden                  hat und der auch unsere Ehe sehr se­       Pfarre, austauschen kann. Uns hat
Wochen im Stift Vorau, das Ehe- und                 gensreich begleitet.                       das schon einige Male sehr gehol­
Weihewochenende in Kirchberg am                     Sehr froh sind wir auch über unseren       fen. Rückblickend kann ich sagen,
Wechsel und die wirklich sehr schö­                 Diakonenkreis. Philipp und ich füh­        dass wir während dieser Ausbildung
nen gemeinsamen Tage in Rom.                        len uns in diesem Kreis sehr wohl.         uns als Paar wieder ein Stück näher­
Zusätzlich haben wir im Zuge der                    Ich finde den „kleinen“ Kreis sehr         gekommen und in unserer Ehe neue
Ausbildung auch einen gemeinsa­                     wichtig und essentiell, da man sich        Facetten aufgetaucht sind. Dies ist
men geistlichen Begleiter kennen­                   über alles, was in der Ausbildung          durch die hervorragende Begleitung
lernen dürfen, der wirklich immer                   passiert oder auch über Probleme           durch das Institut für den ständigen
für uns da ist, immer ein offenes Ohr               im Privaten als auch in der eigenen        Diakonat möglich gewesen.

Die Weihekandidaten
                              Dr. Christoph                             Norbert Mang                                    Mag. Klaus
                              David Faiman                              geboren am                                      Rieger
                              geb. am 1. April                          5. Juni 1969                                    geb. am 24. Okt.
                              1962, verh. mit                           verh. mit Christi-                              1975. verh. mit
                              Caroline, drei                            na, fünf Kinder                                 Andrea, zwei Kin-
                              Kinder, ein                               Beruf: Zuckerbä-                                der. Beruf: Vor-
                              Enkel­sohn. Beruf:                        cker und Kultur­                                stand f. Werte­
                              Verwaltungsjurist                         referent. Künftiger                             mana­gement
                              beim Amt der NÖ                           Ein­satz­ort: SR                                und Kranken­
                              Landesreg.                                Raxgebiet.                                      hausseelsorger
Künf­tiger Ein­satz­ort: Teilgemeinde Erlöserkir-                                              im Orthopäd Spital Speising. Künftiger
che der Propstei Pfarre Wr. Neustadt                                                           Einsatzort: eben dort, Wien 13

                          Assoz.Prof. Priv.-                             Mag. Alois                                   Philipp Rogner,
                          Doz. Mag. Dr.                                  Moick                                        MEd. BEd
                          Elmar Wilhelm                                  geb. am 2. Sept.                             geb. am
                          M. Fürst                                       1959, verh. mit                              11. Sept. 1984
                          geb. am 16. Juni                               Melanie, drei                                verh. mit Anna
                          1974, verh. mit                                Kinder und sieben                            Maria, zwei
                          Barbara, keine                                 Enkelkinder. Beruf:                          Kater. Beruf:
                          Kinder. Beruf:                                 Bundes­beamter.                              Religions­­lehrer /
                          Assoz. Prof. am                                Künftiger Ein­satz­                          Mitarbeiter und
                          Inst. für Trans-                               ort: Pfarre Am                               Vortr. an der KPH
portwirtsch. und Logistik der WU Wien                                    Schüttel, Wien 2      Wien/Krems. Künftiger Einsatzort: Pfarre
Künftiger Einsatzort: Pfarre St. Johann                                                        St. Josef, Wien 14
Nepomuk, Wien 2
                            Gerhard Hladky                               Friedrich                                      Thomas Röder
                            geboren am 26.                               Nöbauer                                        geboren am 16.
                            März 1962                                    geb. am 5. Juli                                Mai 1961, verh.
                            verh. mit Alex-                              1959, verh. mit                                mit Andrea Beruf:
                            andra, ein Kind.                             Susanne, ein                                   Selbstständiger
                            Beruf: Nach-                                 Kind, Beruf:                                   Re­stau­­rator und
                            richtenelektro-                              Bäcker- und                                    Antiquitätenhan-
                            niker. Künftiger                             Konditormei­                                   del. Künftiger
                            Einsatzort: Pfarre                           ster. Künftiger                                Einsatzort: Pfarre
                            Kagraner Anger.                              Einsatz­ort: Pfarre                            Maria Namen
                                                                         Reichenau/Rax,

                       Ing. Mag. Josef                                   Mag. Thomas                                     Dipl.-Ing.
                       Juster                                            Radlmair                                        Reinhard Erich
                       geb. am 4. Jan.                                   geb. am 22. Mai                                 Schachhuber
                       1962, verh.                                       1963, verh. mit                                 geb. am
                       mit Erika, zwei                                   Ernestine, zwei                                 21 Juli 1964
                       Kinder, Beruf:                                    Kinder. Beruf:                                  verh. mit Andrea.
                       Offizier im BM                                    Pastoralassi­                                   Zwei Kinder.
                       für Landesvert. .                                 stent. Künftiger                                Beruf: Leiter
                       Künftiger Einsatz-                                Einsatzort: Pfarre                              Kundenbeziehung
                       ort: Militär­diö­                                 Mannswörth                                      med. Informatik.
zese und Pfarre Muthmannsdorf-Stollhof                                                         Künftiger Einsatzort: PV Pulkautal West

                                                                                                          DiaKontakte 2-2018, Nr. 45|   9
Josef Stadl-                              Mag. Anton                                Mag. Dr. PHD Doz.
                      bauer                                     Andreas Tippl                             Pavol Tomanek
                      geboren am                                geb. am 29. Sept.                         geb. am 18. Mai
                      30. Juni 1962                             1960, verh. mit                           1982, verh. mit
                      verheiratet mit                           Sabine, zwei Kinder.                      Monika, drei
                      Aneta, Vier                               Beruf: Jurist im                          Kinder. Beruf:
                      Kinder. Beruf:                            öffentl. Dienst.                          Univ.-Dozent und
                      DGKP. Künftiger                           Künftiger Einsatzort:                     Religionslehrer.
                      Einsatzort: Pfarre                        Pfr. Ma. Himmel-                          Künftiger Einsatzort:
                      Kaltenleutgeben.                          fahrt, Wien 21                            Pfarre Wolfsthal.

Von links nach rechts: Alois Moik, Anton Tippl, Thomas Röder, Dirk Dillmann, Fritz Nöbauer, Reinhard Schach-
huber, Elmar Fürst, Gerhard Hladky, Josef Juster, Norbert Mang, Klaus Rieger, Philipp Rogner, Pavol Tomanek,
David Faiman, Josef Stadlbauer, Thomas Radlmair

Weglitanei
Du Gott des Aufbruchs –
        danke für den Mut
                                           Du Gott der Wallfahrer –
Du Gott der holprigen Wege –                       Heiliger Jakob, bitte für uns Du Gott derer, die sich selbst aufgeben
        führe unsere Schritte                                                               wollen –
                                         Du Gott der Suchenden –
Du Gott der verschlungenen Steige –               schenke uns sinnstiftende                 sei  du ihnen ein lebens­wertes Ziel
        zeig uns unser Ziel                       Gesprächspartner               Du Gott derer, die sich auf einen
Du Gott der endlosen Pfade –             Du Gott der vor sich selbst Flüchtenden            schweren Weg einlassen –
        gib uns Kraft zum Durchhalten             – schenke uns Einsicht und                stärke ihre Sehnsucht
Du Gott der schnurgeraden Straßen –               Umkehr                         Du Gott der vielen Umwege –
        schick uns eine Wolke als        Du Gott der Pilger am Jakobsweg –                  sei du uns Orientierung
        Schatten                                  zeig uns den Weg nach innen    Du Gott der Sackgassen –
                                                                                            gib uns Kraft zur Neuausrichtung
Du Gott der Wasserpfützen –              Du Gott, der uns den zielführenden Weg
        gib uns dichte Schuhe                     zeigt – lass uns dir vertrauen Du Gott der unerfüllten Wege –
                                                                                            lass uns unser Ziel in dir finden.
Du Gott der aufziehenden Gewitter –      Du Gott der Ruhelosen –                 Franz Ferstl aus dem Pilgergebetsbuch
        lass uns einen Unterstand finden          sei du uns Weg und Wahrheit    „Mein Weg in Deinen Händen“

10 | DiaKontakte 2-2018, Nr. 45
Grippe, Hunger, Abschied
Von Linda Stingl, Frauenvertreterin       Hilfsprojekt “Mary‘s meals” vorzus­      Frauentreffen vorgestellt, und gerne

L
                                          tellen, das die Ernährung von hun­       gebe ich Kontaktadressen weit­
     iebe Witwen und Frauen der
                                          gernden Kindern in den ärmsten           er. Für Interessierte: Am 4. Oktober
     Diakone, wie rasch doch die
                                          Ländern der Welt zum Ziel hat. Den       geben begabte Jugendliche im
     Zeit vergeht! Fünf Jahre sind es
                                          Gründer, den Schotten Magnus Mac         Festsaal des Schlosses Schönbrunn
bereits, in denen ich mit Euch jähr­
                                          Farlane Barrow, der 2002 nach ein­       ein Benefizkonzert für dieses Hilfs­
lich zwei Frauentreffen veranstalten
                                          er Hungersnot in Malawi damit            projekt.
durfte. Viele Frauen konnte ich nä­
                                          begonnen hat, durfte ich schon           Noch zu einem anderen Punkt.
her kennlernen, Kontakte knüpfen
                                          vor Jahren persönlich kennen­            Wie Ihr vielleicht schon gehört
und kleine Netzwerke aufbauen.
                                          lernen. Jährlich, im Herbst, spricht     habt, möchte ich ab Herbst meine
Dabei habe ich bemerkt, dass vie­
                                          er beim Friedensgebet im Wiener          Funktion als Frauenvertreterin
le von uns überaus herzlich Anteil
                                          Stephansdom über die Entwicklung         in jüngere Hände übergeben. So
genommen haben an den Sorgen,
                                          seiner Initiative, diesmal am 20.        danke ich für Euer Vertrauen, die
Problemen oder Krankheiten, aber
                                          September. Auch unser Herr               Zusammenarbeit, die entstandenen
auch an den Schwierigkeiten, die
                                          Kardinal schätzt dieses Hilfsprojekt.    Freundschaften und Verbindungen
einige von uns in den jeweiligen
                                          Heuer werden über 1,200.000 Kinder       der letzten fünf Jahre. Beteiligt Euch
Pfarren hatten. So teilen wir eben
                                          in über 15 Ländern der Welt mit ein­     bitte recht zahlreich an der Wahl zur
Sorgen und Freuden miteinander.
                                          er warmen Mahlzeit pro Tag, die oft      neuen Frauenvertreterin.
Heuer aber spielte uns die                ihre einzige ist, versorgt. Durch ein­
Grippewelle einen Streich. Daher          en sehr geringen Selbstkostenanteil      Gerne aber möchte ich mit Euch
mussten sich viele wegen ihres            gelingt es, mit einer Spende von ca.     weiter verbunden bleiben:
Fernbleibens von den Treffen im           12 bis 15 Euro einem Kind Nahrung        Linda Stingl, 2340 Mödling,
März entschuldigen. So hatte ich          und Schulbildung für ein ganzes          Pfarrgasse 4,
nach Gebet, Gespräch und der              Jahr zu ermöglichen. Bücher, Filme,      Mobil 0664 220 38 32                  
gemütlichen Jause mehr Zeit, das          Prospekte, habe ich bei diesem

Perspektiven oder nur Papier?
Replik auf die Beiträge von R. Tatzreiter und T. Ertl in Diakontakte 1/18
                                          die Kirche bestellt, wenn dem nicht      anzutreffen ist…“ Ich habe in mei­
Von Michael Bödi                          so wäre.                                 nen zwei Jahren Diakonat schon

B
       eiträge zur Situation des          Durch die Weihe bindet sich der          viele Menschen getroffen, die mir
       Diakonats sind manchmal ein        Diakon ganz an Christus und sei­         mehr oder weniger subtil ausrichten
       Anstoß zur Diskussion, und         ne Kirche und das sollte als             wollten, wie ich meine Berufung zu
ich würde diese in zwei Thesen ger­       Beschreibung des Tuns vollauf ge­        gestalten hätte, aber noch wenige
ne weiterbringen.                         nügen. Dadurch wird das, was er          Menschen, deren Herz ganz einfach
Im Beitrag von R. Tatzreiter wird der     tut, nicht wertvoller oder besser, als   für Christus brennt. (Ich bin nicht
Begriff des Diakons als „Außenminister“   wenn es andere tun würden und            frustriert, ich habe ja gewusst, was
der Kirche von ihm ganz zu Recht in       nicht einmal die Perspektive ist eine    auf mich zukommt!)
Frage gestellt.                           andere, denn der Auftrag zur Gottes-     Meine Reaktion ist immer, diese
Es stimmt, wir leben in der Zeit der      und Nächstenliebe trifft alle Christen   Einwürfe zu ignorieren, weil ich mir
Etiketten, die man erfindet um etwas      gleichermaßen. Doch ist er einer,        und allen anderen auch zugestehe,
für einen Rezipienten möglichst ein­      dem die Menschen von seinem Amt          dass ein Amt mit einer so kurzen
fach darzustellen. Einmal geklebt,        her vertrauen können, so, wie sie        Existenz (für kirchliche Verhältnisse
wird der solcherart kategorisierte        auch einem Priester vertrauen. Ein       immerhin) einfach Zeit braucht,
das Etikett nicht mehr so schnell los     Etikett wird dem nicht gerecht.          um Profil zu gewinnen und ich die
und das Problem fast aller Etiketten      Wenn sich Nicht-Diakone über uns         Trennung von Liturgie und Diakonie
ist, dass es ohne Inhalt ist.             äußern, kommt meistens nach kur­         für einen Fehler halte.
Nichts von dem, was der Diakon au­        zer Zeit eine Aussage darüber,           Beides gehört zusammen, und
ßerhalb der liturgischen Rolle macht,     was wir tun oder nicht tun sollten,      hier ist auch der Ansatz für eine
kann nicht auch von jedem ande­           und das passiert auch im Beitrag         Rollendefinition des Diakonats. 
ren Christen, Priester inkludiert, ge­    von T. Ertl ziemlich bald. „…nach
macht werden. Es wäre schlecht um         Möglichkeit kaum in Sakralräumen

                                                                                           DiaKontakte 2-2018, Nr. 45|   11
Ein neuer Johannes                                                               wirkt sieben davon, genauso oft er­
                                                                                 klingt sein „Ich bin“. Er legt Wert dar­
Einkehrtage im April in Großrußbach                                              auf den Juden mit ihrer Schriftreligion,
                                                                                 Jesus als das Wort zu verkünden.
Von Peter Morawetz                       er­­
                                           zäh­len viel vom Leben Jesu,          Und er schreibt von etlichen Tabu­

W
         eihnachtsevangelium nach        Johannes richtet alles auf Tod          brüchen Jesu: etwa am Jakobsbrunnen
         Lukas oder Prolog nach          und Auferstehung aus. So folgt auf      (Samarien, Frau …) oder mit der Fuß­
         Johannes („Im Anfang war        die Hochzeit zu Kana gleich die         waschung.
das Wort…“)? Für viele Menschen ist      heftige Tempelreinigung.                Zum Erlebnis dieser Einkehrtage tru­
die Wahl klar: Lukas erzählt, sogar      Kardinal Martini nennt das Jesu         gen die tägliche heilige Messe und die
spannend, Johannes philosophiert         „lebens­lange Passion“ und sieht das    Stundengebete ebenso bei wie ausrei­
vor sich hin. Aber ist das repräsen­     „Kreuz als größtmögliche Verdich­       chend Zeit, um bei herrlichem Wetter
tativ?                                   tung seines Liebeswirkens”.             mit dem Herrn allein zu sein.        
Das vierte Evangelium wird haupt­
sächlich in den „ge­                                  LEBENSLANGE                Neue Struktur
prägten Zeiten“ ge­          „Wenn die Krüge          PASSION                    In der neuen Einheitsübersetzung
                                                                                 wird das Evangelium nach Johannes
lesen. Und somit ste­      in eurem Leben leer Unser              Spiritual
                                                                                 wie nachfolgend strukturiert:
hen der Prolog und                                    Matthias Roch falte­
die Abschiedsreden            sind, dann tut,         te das Evangelium          Kap. 1–4 Der Eintritt des göttli­
im       Vordergrund        was er euch sagt“.        nach Johannes (Joh)                   chen Wortes in die Welt
(Struk­tur der neu­                                   in den Einkehrtagen        Kap. 5–10 Die Selbstoffenbarung
                                                                                            Jesu vor seinem Volk
en Übersetzung siehe Kasten). Aber von 12. bis 15. April in Großrußbach
                                                                                 Kap. 11–12 Jesus auf dem Weg in
Johannes ist nicht nur mystisch, er wunderbar aus. 14 Teilnehmer (fünf
                                                                                            die Passion
kreist nicht nur wie sein Symbol, der Frauen und neun Diakone) lernten
                                                                                 Kap. 13–17 Der Abschied Jesu
Adler, über der Wirklichkeit, son­ einen neuen Johannes kennen.
                                                                                 Kap. 18–20 Die Stunde Jesu: Leiden,
dern er ist – in den seltener gelese­ Einige weitere Besonderheiten sind:
                                                                                            Tod und Auferstehung
nen Abschnitten – sogar sehr kon­ Wunder bezeichnet Joh. immer als
                                                                                 Kap. 21    Der Epilog: Jesus, Petrus
kret.                                 Zei­chen, denn Wunder können auch
                                                                                            und der Lieblingsjünger
Die anderen drei Evangelisten Zauberei sein, Zeichen nicht. Jesus

46 Jahre im Dienst des Herrn
Ein besonderes Jubiläum als Diakon
                                         Schwestern und Brüder, die mir über     nicht nur abwertend und verletzend
Von Johannes Müller                      diesen schweren Verlust hinweghal­      gemeint war, sondern auch so ankam.

A
      m 19. März feierte ich den 46.     fen und ich langsam wieder Fuß fas­     Andererseits waren wir dann aber
      Jahrestag meiner Weihe. Das        sen konnte.                             gut genug einzuspringen, wenn kein
      halbrunde Jubiläum im Vorjahr      4. In der Zeit meiner Trauerarbeit      Priester mehr da war.
hat mich viel nachdenken lassen. In      wechselte ich ins Burgenland. Auch      Ich habe – aus persönlicher Erfahrung
all diesen Jahren habe ich vieles er­    hier halfen mir viele Menschen, lang­   – drei Kategorien von Priestern ken­
lebt und auch durchgemacht. Was          sam Fuß zu fassen. Den Höhepunkt        nengelernt. Einmal die, die grund­
waren die markantesten Ereignisse        bildete das Vertrauen von Altbischof    sätzlich gegen den Diakonat waren
dieser Zeit? Nicht leicht in wenige      Iby, der mir nach Überwindung           nach dem Motto, nur der Priester
Worte zu fassen.                         mei­ner Krebserkrankung sein Ver­       kann … Die zweite Gruppe waren
1. In den ersten Jahren meines           trau­
                                             en schenkte und mich zum            die, die den Dienst des Diakons an­
Dienstes hatte ich das Glück, von        Pfarrassistenten in Kitz­                            nahmen, und sich dabei
vorbildlichen Priestern lernen zu        laden bestellte.                                     Arbeit ersparten. Daher
können: Prälat Johann Koller, Msgr.      5. Und dass mir Gott                                 uns gegenüber auch gut
Gottfried Pichler und meinem dama­       die Gnade einer zweiten                              gesinnt waren. Und die
ligen Beichtvater Dr. Rudolf Zielasko.   Ehe mit Martha schenkte,                             dritte Gruppe stand uns
2. Durch Johann Koller kam ich mit       die mir eine unentbehrli­                            nicht nur positiv gegen­
der „Charismatischen Erneuerung“ in      che Hilfe wurde.                                     über, sondern auch auf
Kontakt, der sich in der Folge zu ei­                                                         Augenhöhe.
ner segensreichen Mitarbeit auswei­      MUT ZUM DIENEN                                       Aber die Paulusworte
tete. Dies half mir, meinen Glauben      Natürlich gab es auch ne­                            „Denn die Liebe Christi
zu vertiefen und das Wesentliche im­     gative Erlebnisse. Sehr oft                          drängt uns…“ (2 Kor
mer besser zu erkennen.                  musste ich mir sagen las­                            5,14) halfen mir, auch
3. Nach dem Tod meiner ers­              sen: „Sie sind ja nur ein                            diese „Probleme“ zu er­
ten Frau Christine waren es viele        Diakon …“ Ein Satz, der                              tragen.               

12 | DiaKontakte 2-2018, Nr. 45
„In Pakistan sind wir Menschen zweiter Klasse“
Bischof Samson Shukardin zu Besuch bei Wiener Diakonen
                                           wegs und verstand es von Anfang
Von Werner-Karl Friedrich
                                           an meisterlich, den Dialog zwischen

E
      s war nicht der erste Besuch sei­    den Volksgruppen und Religionen
      ner Exzellenz in Wien.               zu fördern und war in verschiedenen
       Schon mehrfach kam er nach          Pfarren und Leitungsämtern seines
Österreich, um den Bischofsrat,            Ordens zuständig. Seine Leistungen
Partnergemeinden oder Kardinal             wurden von den Bischöfen gewürdigt
Schönborn über Zustände in den             und so wurde er 2010 Generalvikar
christlichen Gemeinden Pakistans           seines Bistums. Schließlich wurde
und die Situation der pakistanischen       Samson Shukardin am 16. Dezember
Christen allgemein zu informieren.         2017 von Papst Franziskus zum
Diesmal stand unter anderem auch           Bischof der Diözese Hyderabad in
ein Informations- und Austausch­           Pakistan ernannt und im folgenden
abend im Institut für den Ständigen        Jänner geweiht.
Diakonat in Wien auf dem Programm.
Mit großem Interesse und sehr zahl­
                                           AUSGRENZUNG UND                           Bischof Shukardin beim Vortrag
reich nahmen Diakone und de­               GEMEINSAMER UNTERRICHT                    Hause nehmen zu dürfen, um damit
ren Ehefrauen die Einladung des            Bischof Shukardin schilderte sehr         zum Unterhalt der Familie beitragen
Institutes zu diesem Vortrag wahr.         eindrücklich die extrem ärmlichen         zu können.
                                           und schwierigen Verhältnisse, in de­      Schließlich kam dann auch noch
UNVORSTELLBARE ARMUT                       nen die pakistanischen Christen le­       das Schulprojekt seines mittler­
Begleitet wurde seine Exzellenz von        ben. Die immer wiederkehrenden            weile guten Freundes Gerhard
Dr. Gerhard Schröckenfuchs, dem            El-Nino-Katastrophen, gefolgt von         Schröckenfuchs dazu. Das anfängli­
Initiator des Hilfswerkes „Scolarship      Dürreperioden, forderten und for­         che Misstrauen muslimischer Eltern,
for children in Pakistan – SCP“, der       dern gerade unter den Schwächsten         ihre Kinder zusammen mit Hindus
viele Jahre Erfahrungen in Pakistan        der Gesellschaft immer wieder gro­        und Christen unterrichten zu lassen,
sammeln konnte. Schröckenfuchs             ße Opfer – den Kindern. Schon in sei­     konnte der bemühte und umgängli­
lernte das Land, die Mentalität und        ner Zeit als einfacher Ordenspriester     che Bischof rasch zerstreuen und so
die Menschen Pakistans durch seine         hat Shukardin sich sehr um diese          entstand ein für ganz Pakistan ein­
Tätigkeit für ein großes Unternehmen       Kinder und ihre Eltern angenommen.        maliges Phänomen gemeinsamen
kennen und lieben. Nach Beendigung         Mithilfe deutscher Franziskaner wur­      Unterrichts.
seiner Arbeit wollten seine Frau und er    de ein mobiles Medizin-Camp ge­           Die zahlreichen, an seinen Vortrag
aber gerne etwas für die arme christ­      gründet, sodass Menschen, die nie         anschließenden Fragen beantwortete
liche Bevölkerung tun. So entstand         zuvor einen Arzt gesehen hatten, me­      Exzellenz Shukardin geduldig, aus­
das Projekt SCP. Gegründet wurde           dizinische Versorgung und Betreuung       führlich und offenherzig, gepaart mit
die Initiative 1997. Als Ursache für die   erhielten. Gleichzeitig beschäftigten     viel Humor. Die Teilnehmer dankten
unvorstellbare Armut stellte sich sehr     den Pater die Sorgen und Nöte der ar­     es dem Bischof mit kräftigem, langan­
bald Arbeitslosigkeit als Folge man­       beitslosen Jugendlichen christlicher      haltendem Applaus, vor allem, nach­
gelnder Schulbildung heraus. Den           Familien. Er startete ein Projekt – un­   dem Bischof Shukardin ankündigte,
Kindern der christlichen Minderheit        terstützt von Freunden aus seiner ei­     das in Österreich kennengelernte Sys­
– sie stellt die ärmste Volksgruppe        genen Schul- und Jugendzeit – das es      tem der Ständigen – verheirateten –
Pakistans dar – Schulbildung und be­       beispielsweise Mädchen ermöglichte,       Diakone vor die nächste Bischofssyn­
rufliche Ausbildungsplätze verfügbar       an Handnähmaschinen nähen zu ler­         ode in Pakistan zu bringen, in der
zu machen, heißt, ihnen eine gesi­         nen und diese als Leihgabe mit nach       Hoffnung, dass es übernommen wird.
cherte Zukunft und den christlichen
Familien bessere Chancen zu sichern.
Samson Shukardin wurde am 29.
Jänner 1961 in Hyderabad / Pakistan
geboren. In den 1980er Jahren trat
er in den Orden der Franziskaner
(OFM) ein und und legte 1987 die
zeitliche und 1991 die Ewige Profess
ab. Im Jahr 1993 wurde er schließ­
lich zum Priester geweiht. Schon da­
mals galt sein Einsatz vor allem den
Ärmsten der Armen. Shukardin war
viel zwischen den Dörfern unter­

                                                                                             DiaKontakte 2-2018, Nr. 45|   13
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