NACH OBEN JUNGE ENGAGIERTE AUF DER KARRIERELEITER
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MAGAZIN DES LANDESSPORTBUNDES NRW | AUSGABE 01.2022 | LSB.NRW NACH OBEN JUNGE ENGAGIERTE AUF DER KARRIERELEITER
2 #Jugend Oft unterschätzt, oft unterrepräsentiert Sarah Fuchs und Ulrich Beckmann, LSB-Redaktionsmitglieder Fotos Andrea Bowinkelmann, Privat (Porträt Sarah Fuchs) Altersmäßig trennen sie fast drei Jahrzehnte. Vereint sind sie in dem Auftrag, die Themen der Jugend in der LSB-Redaktion zu vertreten. Ul- rich bringt Themen rund um Bewegung, Spiel und Sport ein. Sarah vertritt die Kinder- und Ju- gendverbandsarbeit. Gemeinsam möchten sie die Entwicklung der Sportvereine bestmöglich unterstützen und Beispiele geben, wie sport- liche Jugendarbeit gelebt werden kann. Sie schreiben: „Gerne möchten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf das Titelthema (Seite 8) „Nach oben – Junge Engagierte auf der Karriereleiter“ aufmerksam machen. Noch immer sind viel zu wenige junge Menschen in wichtigen Ämtern im Sport vertreten. Aber wer sollte ihre Belange besser vertreten als sie selbst? In der aktuellen Ausgabe porträtieren wir einige von ihnen, die sich auf den Weg gemacht haben, die bereits ei- nige Stufen der Karriereleiter erklommen haben. Und eins wollen: Mitmischen! SIE IST DAS TOP-TOPTALENT 2020/21: In dieser Ausgabe finden Sie auch einen aus- Hannah Odenthal, 800 Meter-Nachwuchs- führlichen Bericht über die neue Dekadenstra- läuferin aus Leverkusen. Gemeinsam mit tegie des Landessportbundes (Seite 18). Für die unserem Kooperationspartner WestLotto Handlungsfelder „Bewegung, Spiel und Sport präsentieren wir eine Mittelstrecklerin, in Sportverein, KiTa und Schule fördern!“ und der die Zukunft gehört. Über die Sozialen „Kinder- und Jugendverbandsarbeit fördern!“ Medien hatte der LSB zum Voting aufgerufen. ist die Sportjugend NRW in der Verantwortung. Insgesamt standen 13 Talente zur Wahl. Beteiligt sind wir aber in fast allen der insgesamt Die „Wir im Sport“ präsentiert in jeder Aus- 14 Handlungsfelder. Denn die Beratung und gabe das „WestLotto Toptalent NRW“. Videos Unterstützung der Vereine ist für uns genauso und Porträts: lsb.nrw/toptalente-nrw wichtig wie Entwicklungen in der Digitalisierung oder Nachhaltigkeit, bei der die junge Genera- Toptalent im Februar: SIEHE SEITE 17 tion zurecht (!) schon lange Alarm schlägt.
3 Inhalt 5 Leser*innenbefragung Wir im Sport // Modernes Magazin 8 Titel // Junge Engagierte: Nach oben auf der Karriereleiter 14 Die Stufen der Karriereleiter im Sport 16 Sportmedizin // Fit durch den Winter 17 WestLotto Toptalente NRW // Alina Meissner & Vanessa Zellmann 18 LSB-Dekadenstrategie // Jetzt durchstarten 22 LSB-Dekadenstrategie // Die Handlungsfelder 24 LSB-Dekadenstrategie // Stimmen zum Aufbruch 25 Im Netz gefischt // Social Media für Vereine nutzen Draußen ist es kalt: Kein Grund, die Sportein- heiten ausfallen zu lassen. Denn auch bei eisigen Temperaturen lässt es sich prima trainieren. LIVESTREAM PROFESSOR DR. VOLKER HÖLTKE, LSB-Mitgliederversammlung 2022 SPORTKLINIK HELLERSEN, 6 ÜBER VORBEHALTE, IM WINTER DRAUSSEN SPORTLICH ZU SEIN. 26 #sportehrenamt // Menschen in der 2. Lebenshälfte SIEHE SEITE 16 28 Porträt Inge Eisele // Die Unermüdliche 34 Jugend // Praxistraining „Sportjournalismus“ 36 Sportmanagement // Neu im Vorstand 39 Zur Sache // Matthias Kohl über die neue LSB-Strategie: „Il manifesto“ 39 Impressum Unsere Förderer und Wirtschaftspartner
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5 In eigener Sache LESER*INNENBEFRAGUNG WIR IM SPORT „SIE HALTEN EIN MODERNES MAGAZIN IN HÄNDEN...” Im letzten Jahr hat die „Wir im Sport“-Redak- „Hauspostille“. Hier ist die „Wir im Sport“ auf einem sehr guten Weg bei einer tion eine Leser*innenbefragung durchgeführt. Gesamtnote von 1,9. Im Schnitt wird jede Ausgabe sehr ausführlich gelesen, Unterstützt wurde die Redaktion von Sportjour- was auf eine enge Leser-Blatt-Bindung hindeutet. Auch die einzelnen Themen nalismus-Student*innen der Fachhochschule des werden sehr gut bewertet... Mittelstands (FHM) Köln im Rahmen meines Seminars. ERWÜNSCHT: PRINT & ONLINE Zwar sind die Ergebnisse nicht repräsentativ, sie geben jedoch deutliche Hinweise – auch aus Spannend ist das Verhältnis zwischen Print und Online. Hier zeigt sich, dass es wissenschaftlicher Sicht – da sie zeigen, wie sich kein entweder/oder gibt, sondern dass Print und Online beide in Kombination Sport-Verbandskommunikation in Zukunft im gewünscht werden. Einerseits hat Print immer noch diverse Vorzüge, insbeson- Segment Print/Online aufstellen kann. dere für die Hauptnutzergruppe der 30-70-Jährigen (80 % Leser*innenanteil). Hier ist die Haptik und die damit einhergehende Entschleunigung ein starkes KEINE HAUSPOSTILLE Argument. Andererseits spricht Online insbesondere jüngere Zielgruppen an und ist bei vielen Leser*innen einfacher in die täglichen Mediennutzungsgewohn- Die Leser*innen wünschen sich kein Verbands- heiten zu integrieren. So kann man Inhalte des Online-Mediums zum Beispiel blatt im hergebrachten Sinne. Ihr Wunsch geht hervorragend teilen. Hier gilt es in Zukunft, die Tools der Sozialen Medien noch vielmehr in Richtung eines frischen Magazins intensiver im Sinne der Leser*innen anzuwenden um so spezifische Beiträge mit vielfältigen aktuellen und durchaus auch einer möglichst breiten Leser*innenschaft zugänglich zu machen. kritischen Themen und einem hohen Service- Schlussendlich kommt die Befragung zu dem Ergebnis, dass sich die „Wir im anteil für Ihre Arbeit in den Vereinen. Deutlich Sport“ im Vergleich zu den Medien anderer Landessportbünde oder auch sportart- wird, dass die „Wir im Sport“ im Wettbewerb mit spezifischer Verbandsmagazine sehen lassen kann und keinen Vergleich zu scheu- allen anderen Medien um die knappe Zeit und en braucht. Mit anderen Worten: Sie halten ein modernes Magazin in Händen... Aufmerksamkeit der Leser*innen steht. Diese Aufmerksamkeit erreicht man nicht mit einer Prof. Dr. Sascha Lord, Fachhochschule des Mittelstands, Köln WELCHE SPORTPOLITISCHEN THEMEN INTERESSIEREN SIE AKTUELL AM MEISTEN? Corona-Pandemie und Sport 53,6% Rassismus 18,3% Integration 32,7% Nachhaltigkeit/Umwelt- und Klimaschutz 43,7% Gendergerechtigkeit 11% Sport der Generationen (alt und jung) 57% Spitzensportförderung 14,4% Ehrenamt/junges Engagement 58,2% Sportmanagement 54,4%
6 2021 LSB-Mitgliederversammlung ZAHLEN, DATEN, FAKTEN Auf der digitalen Mitgliederversammlung des Landes- sportbundes am 22. Januar präsentierte Präsident Stefan Klett Eckdaten des vergangenen Sportjahres und hob die große Unterstützung des Landes NRW in schweren Zeiten hervor. Hier eine Auswahl: OUTDOOR- 7,5 Text Theo Düttmann // Fotos Andrea Bowinkelmann SPORTANLAGEN Soforthilfe für Vereine, die Corona-bedingt in FÜR VEREINE MIO. EURO Zahlungsschwierigkeiten zu kommen drohten FÜR Im Zuge der Pandemie wuchs das 870 VEREINE Bedürfnis nach Outdoor-Sportstätten, die offen und luftig sind und gleichzeitig zum Beispiel Schutz vor Regen bieten. Im Rahmen des Förderprogramms „Moderne Sportstätte 2022“ OLYMPISCHE/ wurden insgesamt ausgeschüttet: PARALYMPISCHE SPIELE Mehr als 100 Mitglieder des deutschen 27 Teams kamen aus NRW, fast 40 wurden es bei den Paralympischen Spielen. NRW hatte damit einen überproportional hohen Anteil an der deutschen Mannschaft. MIO. EURO Foto picture alliance © SVEN SIMON 14 Einzelmedaillen oder Mannschafts- beteiligungen an deutschen Medaillen bei den Olympischen Spielen und 18 bei den Paralympischen Spielen bedeuten einen Anteil an den deutschen Erfolgen von knapp 30 bzw. knapp 40 Prozent.
7 2 MIO. EURO CORONAHILFE HILFE BEI DER BREITENSPORT HOCHWASSER- für Vereine, die bei der Neugewin- nung von Mitgliedern unterstützt KATASTROPHE wurden. Bislang wurden zwei Millio- nen Euro ausgezahlt. Bis März 2022 Über 300 Vereine in NRW kann sich diese Summe noch einmal wurden schwer getroffen. um eine weitere Million erhöhen. LSB-Soforthilfe: 500.000 Euro … weitere Gelder vom DOSB und anderen Spendern für zum Beispiel Ersatzbeschaffungen von Sportgeräten. „EXTRAZEIT FÜR BEWEGUNG“ Mehr als 3.000 zusätzliche Vereinsan- Digitaler Vereinswettbewerb 3.0 Unterstützung des Landes gebote für Kinder und Jugendliche mit mit 400 Mannschaften im Rahmen der Wiederaufbauhilfe rund 1,6 Millionen Euro Förderung. und 4.000 Teilnehmer*innen. ANZEIGE
8 Junge Karrieren Louisa Kaprolat will einmal eine Basketball-Bundesligamannschaft trainieren Text Michael Stephan // Fotos Andrea Bowinkelmann
9 NACH OBEN Wer lenkt den Vereinssport in die Zukunft? Nur rund vier Prozent der Führungskräfte sind zwischen 19 bis 26 Jahre alt, so der letzte Sportentwicklungsbericht. Mehr als die Hälfte sind zwischen 40 und 60. Dabei bietet doch gerade er exzellente Chancen für junge Menschen auf der Karriereleiter.
10 Junge Karrieren Nach oben kommen. Geld, Prestige, Einfluss und Macht gewinnen: Das ist der Traum so mancher jun- ger Menschen und Triebfeder ihrer Karrieren. Aber auch Leidenschaft, Idealismus oder Betroffenheit motivieren, sich ins Zeug zu legen. Greta Thunberg würde kaum jemand Profitgier unterstellen, als sie begann, sich für Klimaschutz zu engagieren. Zur glei- chen Generation zählt Luisa Neubauer, das deutsche „Gesicht“ der Fridays For Future-Bewegung, die sich mit ihrer Tatkraft ebenfalls einen Namen machen konnte. Fakt ist: Die beiden, die wie aktuell viele andere jungen Menschen dafür stehen, die Welt zu verändern, haben ein Anliegen. MACHTVERHÄLTNISSE ÄNDERN Das gilt auch für junge Menschen im Sport. Geld Machtverhältnisse spielen eine Rolle, wenn sich Um- und Ruhm sind außerhalb der Spitze kaum zu ernten. stände wandeln sollen. Hätten nur die unter 30-Jähri- So steht eine Beinahe-Namensvetterin Neubauers, gen bei der Bundestagswahl gewählt, so wäre „Grün- Louisa Kaprolat, Vorstandsmitglied der Citybaskets Gelb“ mit zusammen mehr als 40 Prozent der Stimmen Recklinghausen, als Trainerin sieben Mal die Woche in Sieger geworden (statt am Ende rund 25 Prozent zu er- der Halle, um jugendliche Talente zu fördern – aus purer reichen). Die beiden Parteien standen in den Augen der Leidenschaft. Dabei hat die 25-Jährige bei allem Idea- Jungwähler für Digitalisierung und Klimaschutz, für lismus sehr wohl persönliche Karriereziele. „Irgend- „Fortschritt“ und „Modernisierung“. Themen, die für wann möchte ich als Headcoach eine Bundesligamann- die Zukunft als entscheidend gelten. Bewegen diese As- schaft betreuen“, sagt sie mit dem Ehrgeiz der ehema- pekte auch Vereinsjugendliche? „Für die meisten ist die ligen Leistungssportlerin. So einfach ist es mit dem Hauptsache, Sport zu treiben. Die große Politik interes- Geld jedenfalls nicht: „Könnte ich als Trainerin meinen siert sie kaum,“ beobachtet Yannis Wiele. Der 30-jähri- Lebensunterhalt so gut bestreiten wie in meinem Beruf ge Vorsitzende der Sportjugend im KSB Paderborn hat als künftige Lehrerin, würde ich es mir überlegen.“ vor allem über die J-Teams einen guten Draht zum Den- Es ist die Jugend, die frische Ideen bringt, Struktu- ken Jugendlicher. „Ich möchte strukturell und organi- ren hinterfragt und auf Dauer die Zukunft des orga- satorisch etwas für Kinder und Jugendliche bewegen“, nisierten Sports sichert. Dass sie sich auf diesem Weg ist sein Antrieb. Er schätzt dabei das Bildungspotenzial nicht ins gemachte Bett legen kann, gehört dazu. Für des Sports. „Diejenigen, die sich engagieren, sind bes- Kaprolat heißt das, geduldig Bretter zu bohren. „Ich ser informiert“, sieht er, „es liegt am Sport, frühzeitig setze mich intensiv dafür ein, dass die Frauen in mei- Bewusstsein zu schaffen, zum Beispiel durch Partizi- nem Verein eine stärkere Lobby bekommen“, sagt sie. pation in J-Teams, auch für gesellschaftliche Themen.“ Gar nicht so einfach, denn die Herren spielen erfolg- reich und sind seit langem das Aushängeschild der „JA! ES GEHT!“ Citybaskets. „Die alten Strukturen, die sich so gebildet haben, habe ich schon ein bisschen satt.“ Sie gibt sich Laut Freiwilligensurvey von 2019 ist in den letzten kämpferisch: „Da muss man sich im Vorstand eben für zwei Jahrzehnten die Zahl freiwillig engagierter Men- die Damenmannschaften einsetzen. Es geht ja auch um schen, die sich mit hohem Zeitaufwand einsetzen und die Verteilung von Geldern“. Sie ist optimistisch. „Der Leitungsfunktionen übernehmen, gesunken. Wie sieht Verein ist im Wandel und seit der letzten Jahreshaupt- das im Sport aus? „Jugendliche drängen sich nicht un- versammlung besteht ein Großteil unseres Vorstandes bedingt danach“, beobachtet Wiele, „die allerwenigs- aus Frauen. Das hilft.“ ten kommen von alleine.“ Aber: „Sind sie dann dabei, entwickeln sie schnell eigenen Antrieb. Es entsteht das Bewusstsein: Ja, ich kann etwas verändern.“ Ein Pfund, mit dem der organisierte Sport wuchern kann. Nicht umsonst fordert die neue Dekadenstrategie des LSB, die Qualitäten des Ehrenamtes explizit auf breiter Front zu kommunizieren.
11 Vielen Jugendlichen ist nicht bewusst, welche Möglichkeiten im Ehrenamt liegen. Dass sie selber Takt- geber sein können, andere mitreißen können, etwas auf die Beine zu stellen YANNIS WIELE (30) VORSITZENDER DER SPORTJUGEND IM KSB PADERBORN
12 Junge Karrieren Ich glaube, dass man selbst aktiv werden muss. Man kann nicht erwarten, dass die Gesellschaft funktioniert, wenn man nicht selbst seinen Teil dazu gibt. Jeder soll dabei das tun, woran er Spaß hat JANA WINKELJANN (20) VORSITZENDE DER SPORTJUGEND MÜNSTER
13 DIE „GROSSE“ POLITIK INTERESSIERT WENIGER Dass sich Dinge verändern lassen, diese Erfahrung machte auch Jana Winkeljann. Die lebensfrohe junge Generationengerechtigkeit? Frau hat einen erstaunlichen Aufstieg hinter sich. Mit „Die Alten bestimmen, die Jungen tragen die Konse- kaum 18 Jahren wurde sie bereits Vorsitzende der quenzen“. So knapp lässt sich das Dilemma „Generatio- Sportjugend Münster. Das war so nicht abzusehen. „Ich nengerechtigkeit“ auf den Punkt bringen. Der ameri- war sehr schüchtern“, erinnert sie sich. Doch das hin- derte sie nicht, an einer Sporthelfer*innen-Ausbildung kanische Wissenschaftsphilosoph James Woodward teilzunehmen. Mit 14 wurde sie dann bei einer Fortbil- meint: „Jede Generation sollte für nachrückende Gene- dung zur Gruppenhelferin angesprochen, ob sie Tea- rationen eine Bandbreite an Ressourcen und Chancen merin bei der größten Ferienfreizeit der Sportjugend hinterlassen, die ‚mindestens gleich groß‘ ist wie die Münster sein möchte. Der Einstieg in die Karriere war geschafft. Wiele bestätigt: „Es funktioniert am besten Bandbreite der eigenen Ressourcen und Chancen.“ nach dem Prinzip: Den oder die können wir mal fragen.“ Bei Winkeljann kam eins zum anderen, bis sie drei Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Jahre später sogar ein Sporthelferforum in Münster moderierte. Zum Schlüsselerlebnis wurde dann die Vor- Vereinten Nationen versteht unter dem Begriff eine führung eines Films über einen „Schwimmbadcheck“, „… Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart be- an dem sie im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen friedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen Jahres bei der Sportjugend mitgewirkt hatte. Davon ist ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ sie heute noch beeindruckt: „Neben dem Vorstand des Stadtsportbundes waren Vertreter von CDU, SPD und Grünen dabei, eine Vertreterin des Schwimmverban- Fakt ist: Junge Menschen haben oft eine andere Sicht- des NRW und der Leiter der Bäderabteilung. Ich fühl- te mich an diesem Abend wirklich ernst genommen.“ weise auf die Zukunft als Ältere. So wäre zum Beispiel Und: „Ich habe verstanden, dass man mit Entscheidern der Brexit nicht zustande gekommen, hätten nur Junge und gewählten Vertreter*innen sprechen muss, wenn gewählt. Fakt ist auch: Junge Menschen wollen gehört man für den Jugendsport etwas erreichen will.“ werden und mitbestimmen, insbesondere bei Themen, die HÖHERE EBENE ihre persönliche Zukunft betreffen und fühlen sich nicht ausreichend berücksichtigt. Zum Beispiel bei Fragen zu Von Schüchternheit ist bei der heute 20-Jährigen Umwelt- und Naturschutz, Staatsverschuldung, Rentenbe- nichts mehr zu spüren. Sie ist als Vorsitzende der lastung oder sozialer Gerechtigkeit. Auch während der Sportjugend im politischen Raum Münsters bei jung und alt als Ansprechpartnerin anerkannt. „Es braucht Coronakrise beklagen viele, dass ihre Befindlichkeit von einen Mix in der Altersstruktur in Vorständen und der Politik übergangen wird, auch im sportlichen Bereich. Präsidien und vor allem Offenheit. Denn auch Jünge- re können Kompetenz haben“, beurteilt ihr Kollege Yannis Wiele die „Generationenfrage“ kritisch. „Ich habe aber den Eindruck, dass in den letzen Jahren das Bewusstsein gewachsen ist, dass es nicht genügt, Jugendliche nur dabei zu haben, sondern sie aktiv an Ent- scheidungen zu beteiligen.“ Er selbst hat noch einiges vor: „Ich strebe durchaus an, auf einer höheren Ebene Ich finde es sehr schade, im organisierten Sport tätig zu sein, gerne auch LSB, wenn junge Menschen im Verein keine DOSB oder Spitzensportverein.“ Gut, dass es noch ein freiwilligen Aufgaben übernehmen. Sie paar Sprossen auf der Karriereleiter gibt. wissen gar nicht, was sie verpassen. Es lohnt sich einfach, sich für etwas einzu- setzen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wieviel man dafür zurückbekommt. Auf Porträt Fabian Jöbkes, vielen Ebenen. Vorsitzender Sportjugend im Schwimmverband NRW Michael Stephan, Autor dieses Titelthemas MAGAZIN.LSB.NRW
14 JUNGE Junge Karrieren KARRIERE STUFENLEITER Der Einstieg in eine junge Karriere ist nicht schwer. Die Sportjugend NRW bietet eine Fülle von Möglichkeiten zu lernen, im sportpraktischen Bereich, im Management oder in der Führung. EINE AUSWAHL… Ihr habt Fragen zu den Angeboten? Weitere Informationen: jungesengagement@lsb.nrw
15 ÜBUNGSLEITER*IN UND TRAINER*IN 22 PROZENT Der Sport bietet ein erprobtes Stufensystem, um sich als Übungs- leiter*in und Trainer*in aus- und fortzubilden. Da ist für jedes sportliche Interesse etwas dabei, für Breiten- und Wettkampfsport. der freiwillig Engagierten (14 bis 29) VEREINSMANAGER*IN-C übernehmen eine leitende Tätigkeit. Hier geht es ums Ganze. Alle relevanten Bereiche der Vereins- Bei den über 50-Jährigen sind es führung und -organisation werden in Modulen vermittelt, vom rund 29 Prozent.* Marketing bis zu Finanzen, Recht und Versicherungen. ZERTIFIKAT KINDER- UND JUGEND FAHRTEN IM SPORTVEREIN Schon bei einem Mindestalter von 16 Jahren kann man sich als Betreuer*in engagieren. Die Ausbildung dazu qualifiziert, Kinder- -10,5 PROZENT Zwischen 1999 und 2019 sank der und Jugendfahrten zu organisieren, durchzuführen und auszuwer- Anteil der freiwillig Engagierten, ten. Das schafft die Basis für weitere Qualifizierungen, zum Beispiel für den Vereinsmanager*in-C. die eine leitende Tätigkeit ausüben, von 36,8 auf 26,3 Prozent.* JUNIORMANAGER*IN Richtet sich an 15- bis 26-Jährige. Hier geht es um die Grundlagen des Vereinsmanagements: im Team Projektideen entwickeln, um- setzen und öffentlichkeitswirksam vermarkten. Wissen, wie man JUNGE EUROPÄER*INNEN aktiv mitbestimmen und die Meinung Jugendlicher vertreten kann. sind grundsätzlich an politischen Themen interessiert. Sie haben eigene Vorstel- FREIWILLIGENDIENSTE lungen und Ideen, welche Prioritäten die Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder ein Bundesfreiwilligen- Politik setzen sollte. Was oft zu fehlen dienst (BFD) heißt Lernen fürs Leben. Ein perfektes Orientierungs- jahr nach der Ausbildung, das eng und eigenverantwortlich in scheint, ist das Selbstbewusstsein, sich in die Arbeit bei Sportvereinen, -bünden und –verbänden einbindet den politischen Dialog einzubringen.** und tiefe Einblicke in Berufsfelder rund um den Sport bietet. 30 PROZENT J-TEAM Mit Gleichaltrigen eigene Projekte, Aktionen, Freizeiten umsetzen. Ideales, unkompliziertes Feld, um Ideen zu entwickeln und umzu- setzen. Man lernt, sich zu organisieren und hat Erfolgserlebnisse. der jungen Befragten in Europa interessie- Jedem Verein zu empfehlen, der die Jugendarbeit voranbringen will. ren sich nicht oder wenig für Politik. Eine Mehrheit der jungen Menschen in Deutsch- SPORTHELFER*IN land plädiert für Wählen mit 16.** Niedrigschwelliger Einstieg für 13- bis 17-Jährige. Hier lernt man Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote für Kinder und Jugendliche QUELLEN: in Schule und Sportverein zu gestalten. Mit allem, was dazugehört. * Freiwilligensurvey der Bundesregierung 2019 Ein Klassiker. ** Jugendstudie der TUI-Stiftung 2021
16 FIT Sportmedizin DURCH DEN WINTER Text Prof. Dr. Volker Höltke, Ltd. Trainingswissenschaftler der Abteilung Sportmedizin, Sportklinik Hellersen // Foto iStock © martin-dm phase und Eingewöhnung in einem (nied- nicht speichert, sowie einer Schutzschicht, Draußen ist es kalt: rigem) Intensitätsbereich zu trainieren, die Schnee und Wind abhält. Da ein Groß- Kein Grund, die Sportein der noch Nasenatmung zulässt. Gegen ste- teil der Körperwärme über Kopf und Hän- chend kalte Luft hilft ein Tuch oder eine de verlorengeht, sollte man dünne Hand- heiten ausfallen zu lassen. Sturmhaube über dem Mund. schuhe, Mütze oder Stirnband tragen, Denn auch bei eisigen sobald das Thermometer unter fünf Grad fällt. Ebenso Pflicht, Schuhe mit griffiger Temperaturen lässt es sich Sohle und robustem Obermaterial. prima trainieren. Bitte darauf achten, dass während und nach dem Workout ausreichend getrunken wird. Mindestens genauso viel Wasser wie auch während der wärmeren Jahreszeiten, wenn nicht sogar mehr! In den kälteren Monaten ist die Luft trockener, weshalb dem Körper über den Tag mehr Feuchtig- keit entzogen wird. Zudem sollte im Win- ter die Aufwärmphase länger dauern als im Oft beklagen sich Sportler*innen schon bei Funktionelle Sommer, bei kälteren Temperaturen sind Temperaturen um den Gefrierpunkt, dass Sportbekleidung zehn bis 15 Minuten ideal. die Luft zu kalt zum Atmen sei. Die indi- nach dem Zwiebelprinzip Fazit: Bei Einhaltung dieser einfachen viduelle Befindlichkeit in diesem Punkt Regeln spricht auch im Winter bei Eis und ist naturgemäß sehr unterschiedlich, aber Schnee nichts gegen Outdoorsport. Im gesundheitlich bedenklich wird es erst Für die richtige Laufbekleidung gilt die Gegenteil, wer sich sportlich an der fri- ab minus fünfzehn Grad! Solange dieser Faustregel, wer vor die Tür tritt, sollte ein schen Luft bewegt, stärkt nicht nur seine ‚Grenzwert‘ nicht erreicht ist, kann der wenig frösteln. Es gibt kein falsches Wetter, Immunabwehr, dessen Psyche profitiert Körper die eingeatmete Luft auf dem Weg nur falsche Kleidung! Insbesondere bei Eis auch in der kalten und dunklen Jahreszeit in die Lungen problemlos vorwärmen. und Schnee ist daher funktionelle Sport- von der Ausschüttung des Glückshormons Da die eingeatmete Luft im Winter aber bekleidung angesagt. Nach dem Zwiebel- Serotonin, dem „Mittel“ gegen den vielzi- kalt und trocken ist, muss sie über die prinzip sind drei Schichten aus Funktions- tierten „Winterblues“. Schleimhäute in der Nase, im Rachen und textilien zu empfehlen, bestehend aus im Kehlkopf „angeheizt“ werden. Es macht Sportunterwäsche, einer Isolationsschicht, daher Sinn, mindestens in der Aufwärm- die den Schweiß nach außen abgibt und
Foto Andrea Bowinkelmann Rollstuhltanz: Alina Meissner (r.) & Vanessa Zellmann Für Alina Meissner (28) und Vanessa Zellmann (24) bietet der Rollstuhltanz Freiheit. Verein: TC Seidenstadt Krefeld, Trainer*in: Andrea Hornshaw Die beiden sind verheiratet und sitzen aufgrund der Glasknochenkrankheit oder „Spina Bifida“ (offener Rücken) im Rollstuhl. Sie zeigen, was man trotz oder gerade wegen Video go.lsb.nrw/2022toptalent1 eines Handicaps alles erreichen kann. Interview im magazin.lsb.nrw
18 Dekadenstrategie 2022/2027/2032 Der 10-Jahresplan Jetzt durchstarten Der neue Koalitionsvertrag der Ampel hat 178 Seiten und beschreibt auf 1.000 Kilobyte die Zukunft unseres Landes. Die „Dekadenstrategie“* steht dem in nichts nach: 130 Seiten! Doch was auf Bundesebene für vier Jahre im voraus formuliert wurde, das soll für den organisierten Sport in NRW eine Perspektive von zehn Jahren haben. Das kann man ambitioniert nennen … ! * Erarbeitet von LSB, Verbänden und Bünden samt ihren Jugenden Text Michael Stephan // Foto Adobe Stock © sutadimages
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20 Dekadenstrategie 2022/2027/2032 Die erste Frage, die sich stellt, ist die: Kann Prozess brachten sie ihre Impulse ein und man in unserer Zeit überhaupt noch Zie- gaben Feedback. Der jeweilige Stand der le für eine ganze Dekade formulieren, wo Arbeit war öffentlich auf der LSB-Home- doch heute das Geschehen eine Dynamik page einzusehen. Das Vorgehen fand gro- hat, die jede langfristige Planung schnell ßen Anklang: „Eine Beteiligung und einen Makulatur sein lässt. LSB-Projektleiter Austausch auf so breiter Ebene zu gewähr- Matthias Kohl ist da zuversichtlich. „Die leisten, hat mich beeindruckt“, so Philipp Dekadenstrategie bietet Orientierung und Topp, Geschäftsführer des KSB Ennepe Illustration Entwurfswerk genügend Spielraum für flexibles Handeln. Ruhr. Marion Weißhoff-Günther, Vor- Darüber hinaus ziehen wir 2027 Zwischen- standsvorsitzende des TV Ratingen, meint: bilanz und können nachjustieren.“ „Es ist eine große Errungenschaft, dass wir Es war ein anspruchsvolles Vorhaben, als Verein eingeladen wurden zu partizipie- das der LSB Anfang 2021 auf den Weg ren.“ Und Nadine Frey, Geschäftsführerin brachte. Inmitten der zweiten Pandemie- des SSB Aachen, lobt: „Ich finde mich mit welle war der Zeitpunkt gekommen, den unseren Vorstellungen wieder.“ Dabei war Sport auf neue Füße zu stellen. Die vier Skepsis durchaus angebracht angesichts großen Programme des letzten Jahrzehnts des Mammutvorhabens. „Die Zeitschiene liefen aus und die „Zielvereinbarung Nr. 1: war ambitioniert“, kommentiert Helmut durch informellen Sport, Recht auf Ganz- Sportland NRW“ mit der Landesregierung Joosten, Präsident des Tischtennisverban- tag, Digitalisierung, Integrität, Nachhal- endet 2022. Es galt neue Eckpunkte für die des NRW, „dass wir jetzt so ein Ergebnis in tigkeit und Klimaschutz sind nur einige Sportentwicklung festzulegen. Händen halten, hätte ich vor ein paar Mo- Beispiele, die dem organisierten Sport auf 14 Handlungsfelder sollen das gesamte naten nicht erwartet.“ den Nägeln brennen. Nun gilt es, an einem Spektrum des organisierten Sports abbil- Strang zu ziehen. „Die gelungene Partizi- den und Perspektiven aufzeigen. Rund 80 „Fundierte Orientierung pation soll das Kennzeichen für die künf- Mitarbeiter*innen aus allen Ressorts des für unser Handeln“ tige Arbeit sein“, unterstreicht Dr. Chris- LSB, Dutzende Fachverbände und Bün- toph Niessen, LSB-Vorstandsvorsitzender. de samt ihren Jugenden sowie eine Reihe Die Erwartungen sind hoch. Die Liste der Seine Marschrichtung: „Zusammen sind von Sportvereinen haben daran mitge- kommenden Herausforderungen kann wir 128 Organisationen. Als Gemeinschaft wirkt. In einem einzigartig transparenten sich schließlich sehen lassen: Konkurrenz können wir mehr PS auf die Straße bringen
21 So facettenreich sieht ein Zeichner „die Welt der Dekadenstrategie“ eigenen Handlungsfeldern abgebildet und stehen gleichwertig neben eher traditionel- len, die zum Beispiel den Breitensport oder die Jugendarbeit betreffen. Vereinswohl Letztendliches Ziel der Dekadenstrategie ist das Wohlergehen der Vereine. Die we- nigsten werden allerdings 130 Seiten Kon- zept lesen. „Verbände und Bünde werden jetzt den Vereinen gegenüber als Über- setzer tätig werden müssen. Das heißt, zu erklären worum es geht und wie es umzu- setzen ist. Da kommt einiges auf uns zu“, erwartet Joosten. Dabei können Bünde und Verbände eigene Schwerpunkte setzen. Für als wir das bisher getan haben!“ Mehr man sich die Themen anschaut, da stehen Nadine Frey steht fest: „Die Handlungsfel- Durchschlagskraft erwartet der Vorstands- viele konkrete Sachen drin.“ In der Tat ver- der müssen jetzt mit Leben gefüllt werden. vorsitzende insbesondere in der gemeinsa- liert sich das Konzept nicht im Ungefähren. Das schaffen wir nur mit den Menschen vor men Kommunikation gegenüber Politik Für jedes Handlungsfeld wird die aktuel- Ort, die wir für Sport begeistern.“ Dann und Gesellschaft. le Ausgangslage beschrieben, sowohl in kann aus viel Papier eine gute Zukunft für sportlicher wie in gesellschaftlicher und den Sport in NRW werden… Papier ist geduldig politischer Hinsicht. Dann beschäftigt sich der folgende Teil ausführlich mit der künf- Der Auftakt scheint also geglückt. Und tigen Sportentwicklung in diesem Feld jetzt? „Papier ist geduldig“, gibt Ten- – von der Bestandssicherung bis hin zu in- nispräsident Joosten zu bedenken, „im novativen Ansätzen. Themen wie Digitali- Grund geht es jetzt erst los. Aber wenn sierung, Nachhaltigkeit und Werte sind in
22 DIE HANDLUNGSFELDER Dekadenstrategie 2022/2027/2032 STRUKTUR- , PERSONAL- UND KERNTHEMEN DER ORGANISATIONSENTWICKLUNG SPORTENTWICKLUNG Handlungsfeld 1: Handlungsfeld 5: Handlungsfeld 7: VERBÄNDE UNTERSTÜTZEN, SPORTINFRASTRUKTUR LEISTUNGSSPORT BERATEN UND VERNETZEN! SICHERN UND AUSBAUEN! FÖRDERN! Beispiel Handlungsfeld 6: DIGITALISIERUNG IM SPORT FÖRDERN! Digitalisierung ist als Chance zu begreifen. Einheitliche digitale Handlungsfeld 2: Handlungsfeld 8: Tools und Lösungen werden angestrebt. LSB und Sportjugend NRW koordinieren die Digitalisierung unter Beteiligung der Mitgliedsorgani- BÜNDE UNTERSTÜTZEN, BEWEGUNG, SPIEL sationen. Digitale Lösungen, die zu einer Entlastung der (ehrenamtli- BERATEN UND VERNETZEN! UND SPORT IN chen) Mitarbeitenden führen, sollen fester Bestandteil sein. VIBSS, das SPORTVEREIN, Beratungssystem des LSB, ist zur Unterstützung im Verbundsystem KITA UND SCHULE auszubauen, auch mit Angeboten für Vereine, die E-Sport anbieten FÖRDERN! wollen. Handlungsfeld 3: Handlungsfeld 9: SPORTVEREINE BREITENSPORTENTWICKLUNG UNTERSTÜTZEN FÖRDERN! UND BERATEN: EHRENAMT STÄRKEN, Beispiel Handlungsfeld 4: FINANZIELLE FÖRDERUNG SICHERN, DEN SPORT IN NRW POLITISCH UND QUALIFIZIERUNG KOMMUNIKATIV STÄRKEN! WEITERENTWICKELN! Ziele (Auswahl): LSB, Verbände und Bünde teilen verstärkt Inhalte, um ihre Wirkung zu erhöhen. Der Wert des Sports für die Gesellschaft wird offensiver formuliert und einheitlich kommuniziert. Wissen- schaftliche Daten fließen konsequenter in die Kommunikation ein. Handlungsfeld 10: Flächendeckend sind Vereinbarungen der Bünde mit den Kommunen anzustreben. Die unbeachteten (volks-)wirtschaftlichen Effekte des POTENZIALE DES Vereinssports sollen durch eine Studie für NRW erhoben und kommu- INFORMELLEN SPORTS niziert werden. FÜR DEN VEREINSSPORT NUTZEN!
23 WIE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE VERANTWORTUNG WAHRNEHMEN PROFITIEREN Handlungsfeld 11: VEREINE? KINDER- UND Fünf Beispiele: JUGENDVERBANDSARBEIT FÖRDERN! Finanzen Der organisierte Sport wird überwiegend durch öffentliche Gelder finanziert. So fördert alleine der LSB die Sportvereine jährlich mit rund 10 Mio. Euro aus Landesmitteln. Die Dekadenstrategie ist eine fundierte Grundlage für Gespräche mit der öffentli- Handlungsfeld 12: chen Hand auf allen Ebenen. GLEICHBERECHTIGTE TEILHABE VERWIRKLICHEN! Image In einer vielfältigen Welt hängt der Erfolg des Vereinssports auch mit seinem Ansehen zusam- men. So soll eine besser abgestimmte und offensive Beispiel Handlungsfeld 13: Kommunikation im Verbundsystem die Stärken des ehrenamtlich geführten Sports wirkungsvoller vermitteln. NACHHALTIG DENKEN UND HANDELN! Digitalisierung Ziele (Auswahl): Es wird eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, Ein Zukunftsfeld, das durch Corona einen Schub die die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der UN für den Sport kon- bekommen hat. Angestrebt ist die Vereinheitlichung kretisiert und bestehende Ansätze des Sports integriert. Da dies für von Standards und Tools. Im Fokus steht auch den organisierten Sport in NRW relativ neu ist, ist der Aufbau einer die Entlastung des Ehrenamtes zum Beispiel bei Arbeitsstruktur wichtig. Bildung für nachhaltige Entwicklung wird Teil Verwaltungsaufgaben. der Qualifizierung. Innovative Projekte werden ideell und finanziell gefördert. Informeller Sport Unter welchen Bedingungen können Leistungen von Vereinen für Menschen interessant sein, die nichtorganisiert (informell) Sport treiben? Mit Un- terstützung aus Wissenschaft und Marktforschung soll eine Datenbasis entstehen, um dieses Potenzial Handlungsfeld 14: für die Vereinswelt zu gewinnen. WERTE UND INTEGRITÄT DES SPORTS LEBEN!! Qualifizierung Mehr als zwei Millionen Zugriffe pro Jahr auf VIBSS online belegen die Nachfrage nach fundier- ter und adressatengerechter Qualifizierung und Unterstützung für die Vereinsarbeit. Das System wird fortentwickelt und um zeitgemäße Inhalte (Digitalisierung, Nachhaltigkeit...) erweitert.
24 Dekadenstrategie 2022/2027/2032 STIMMEN: Hier ist inhaltlich etwas entstanden, das wirklich Foto Axel Breuer zielführend ist für unsere weitere Arbeit. Ich bin froh, daran ein wenig mitgewirkt zu haben. Helmut Joosten, Präsident Tischtennisverband NRW Ich habe im Handlungsfeld 12, Nachhaltigkeit, mitgearbeitet. Dort war man sich weitgehend einig, dass im Klimaschutz etwas getan werden muss. Dass wir Bewusstsein dafür schaffen müssen und einen Einstieg in konkrete Maßnah- Foto Privat men bekommen, zum Beispiel bei der Vereinsinfrastruktur oder der Mobilität. Sebastian Balaresque, Vorsitzender Deutscher Alpenverein Landesverband NRW Die Komplexität der Sportwelt ist in der Dekadenstrategie sehr gut abgebildet. Sie zeigt, wie viele Perspektiven jetzt zusammenge- führt werden müssen. Am Ende geht es um die Vereine in unserem Kreis. Um die nötigen Ressourcen und Kompetenzen, um in neun Kommunen die entsprechenden Ziele umzusetzen. Philipp Topp, Geschäftsführer KSB Ennepe Ruhr Foto Andrea Bowinkelmann Wem in dem Konzept etwas fehlt, der hat sich an der entsprechen- Foto Andreas Steindl den Stelle nicht zu Wort gemeldet. Es gab immer die Chance, Dinge zu kritisieren oder zu ergänzen. Man wurde gehört und es wurde adäquat geantwortet. Für mich sind alle Themen, die ich für die Sportentwicklung vor Ort brauche, vorhanden. Ich finde nichts, das nicht bedient wird. Nadine Frey, Geschäftsführerin SSB Aachen Foto Andrea Bowinkelmann Dass Vereine eingeladen waren mitzuwirken, ist eine große Errun- genschaft. Wir erwarten nun, dass dieser Prozess ernst genommen, so weiter geführt und gelebt wird. Wir sprudeln vor Ideen und wol- len uns mit Vorschlägen zur Umsetzung einbringen. Marion Weißhoff-Günther, Vorstandsvorsitzende des TV Ratingen Ich glaube, dass sich der Sport mittel- und langfristig intensiv darum bemü- Foto Jan Weckelmann hen muss, glaubwürdig zu bleiben. Die Zusammenarbeit in dem Handlungsfeld „Werte und Integrität“, war sehr gelungen. Ich hoffe, dass die Ergebnisse in eine neue Zielvereinbarung mit dem Land einfließen. Es ist wichtig, so eine große Perspektive zu haben. Natürlich muss man dann die Ziele kleinschrittiger umsetzen. Aber sie zu haben, das begeistert, moti- viert und führt zu Veränderungen und entsprechenden Verhaltensweisen. Dirk Engelhard, Präsidium Boule und Pétanque Verband Nordrhein-Westfalen
25 Aus dem Netz gefischt Text Sabrina Hemmersbach, Dirk Schröter Foto iStock © supersizer SOCIAL MEDIA FÜR DIE VEREINSARBEIT NUTZEN Obwohl vor allem jüngere Menschen sich mittlerweile vermehrt in anderen So- zialen Netzwerken wie etwa TikTok tummeln, ist Facebook noch immer das größte Soziale Netzwerk und erreicht aktuell über 2,5 Milliarden Nutzer*innen Unser Tipp: (ca. 30 Mio in Deutschland). Kein Wunder, für viele Menschen, ob jung oder Einfach mal mit kleinem Budget alt, gehört die Nutzung von sozialen Medien zum Alltag. Die Zahl der Social testen und starten: Budget, Media-Nutzer steigt seit Jahren und dabei wird es wahrscheinlich auch bleiben. Werbeziel, Laufzeit und Ziel- Immer mehr Sportvereine sind in den letzten Jahren auf den Social Media-Zug gruppe festlegen, Anzeige aufgesprungen, um mit ihren Vereinsmitgliedern ins Gespräch zu kommen und gestalten, wählen, ob diese nur sie und andere Interessierte über das Vereinsleben auf dem Laufenden zu halten. auf Facebook oder auch bei Instagram laufen soll und los. MIT KLEINEM BUDGET ÜBER WERBEANZEIGEN MITGLIEDER GEWINNEN! Was viele nicht wissen: Werbeanzeigen auf Facebook und dem Familienmitglied Instagram können – mit jedem noch so kleinen Budget – auch von Sportver- einen geschaltet werden und sehr rentabel sein. Mit einer Anzeige hat man die Weitere Möglichkeit, den Bekanntheitsgrad einer Vereinsveranstaltung oder eines Ver- Informationen: einsangebotes zu erhöhen und dadurch Mitglieder bzw. Teilnehmende zu gewin- nen. Der Vorteil: Die Empfänger*innen von Facebook-Werbeanzeigen können GO.LSB.NRW/SOCALMEDIA-ADS detailliert festgelegt werden. So kann die Zielgruppe etwa nach Alter oder dem Wohnort ausgewählt werden, um zum Beispiel gezielt Menschen aus dem Ein- zugsgebiet des Sportvereins anzusprechen. Die von Ihrem Sportverein geschalteten Anzeigen werden schließlich im News- feed der vom Verein ausgewählten Zielgruppen eingebunden.
26 #Sportehrenamt – Jetzt erst recht! MACHSTE NIX: 2021 hätte das Ehrenamtsjahr „Menschen in der zweiten Lebenshälfte“ stattfin- den sollen – nun wird es 2022 durchgeführt. Ge- nau so wie im letzten Jahr geplant? Jein. Lesen Sie, was 2021 trotzdem geschah und was das neue Jahr „#SPORTEHRENAMT – JETZT ERST RECHT!“ zu bieten hat! Text Nicole Jakobs // Foto iStock © SolStock AUFGESCHOBEN IST NICHT AUFGEHOBEN
27 Dann sind es eben zwei Jahre, in denen starke Ehrenamtler*innen in der zweiten Lebenshälfte im Fokus stehen. Zwar wurden coronabedingt die großen Maßnahmen im letzten Jahr abgesagt. Dennoch sorgte der Landessportbund NRW für Wertschätzung der Engagierten Ü50 – mit der „ZEIT*ZEUGEN“-Aktion. Über 60 Personen wurden interviewt und zu ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit befragt. Ihre Geschichten sind auf der Seite sportehrenamt.nrw ( go.lsb.nrw/29) mit Kurztexten sowie in vier Podcast-Folgen versammelt. Noch näher kann man diese Menschen im ZEIT*ZEUGEN-Magazin kennenlernen, das digital und gedruckt veröffentlicht ist (siehe Seite 30). 2022 GEHT ES WEITER. Dann werden Bürger*innen in NRW – auch solche, die mit Sport wenig am Hut haben – wahr- scheinlich mitbekommen, wie die Engagierten im Sport gefeiert werden. Denn die öffentlichkeitswirksamen Aktionen finden ein Jahr lang verteilt über ganz NRW statt und sorgen für „großen Bahnhof“. Was wird los sein? DIE #SPORTEHRENAMT – NRW-TOUR 2022 #SPORTEHRENAMT ÜBERRASCHT! Ein besonderer Tag nur fürs Ehrenamt! Mit dem Sportehrenamt- Der Überraschungserfolg des Corona-Jahres 2021 geht in die zwei- Tourbus besucht der Landessportbund NRW 30 Vereine, gerecht te Runde! Ab dem Frühjahr werden 750 Ehrenamtliche in ihren verteilt über die fünf NRW-Regierungsbezirke. 286 Vereine hatten Vereinen mit einem dicken Danke und einem Präsente-Paket über- sich als Gastgeber beworben, 30 wurden ausgewählt. „Ihr“ beson- rascht. Damit stellen die Vereine Menschen ins Rampenlicht, die derer Tag findet zwischen den Oster- und den Herbstferien statt, sich unermüdlich für den Verein einsetzen, egal in welcher ehren- angelehnt an ein Vereinsevent oder als eigene Veranstaltung. amtlichen Position oder mit welcher Aufgabe. Im Mittelpunkt steht in jedem Fall der Verein mit seinen guten Die Bewerbungsphase startet bald. Ideen und seinen Gesichtern. Das Sportehrenamt-Tourbus bringt mit: Sport-Mitmachaktionen, Gewinnspiele und viele Infos rund um das Ehrenamt. Die Vereine zeigen: ihr Profil, ihre Ehrenamts-Ideen, ihre Engagierten. Alle Termine und Informationen unter SPORTEHRENAMT.NRW HERBSTGOLD GROSSE ABSCHLUSSVERANSTALTUNG DIE ÜL-C-AUSBILDUNG FÜR MENSCHEN AB 50 Was ist gelaufen, was haben alle erlebt? Die Abschluss- In diesem Jahr werden speziell für Engagierte ab 50 Übungs feier am 5. Dezember lässt das Schwerpunktjahr in einer leiter*innen-C-Ausbildungen angeboten. Menschen mit einem gro- feierlichen Atmosphäre Revue passieren. Eingeladen sind ßen Erfahrungsschatz lernen auf sie zugeschnittene Inhalte, die in Vertreter*innen aller Vereine, die sich bei der Ehrenamts- ÜL-C-Lizenzen münden. Dieses spezielle Format, das die Schwer- tour beworben haben, Wegbegleiter des Schwerpunkt- punktjahr-Zielgruppe ansprechen und sichtbar machen soll, wird in jahres, Beteiligte der Aktionen sowie Vertreter*innen der vielen Regierungsbezirken angeboten. Förderer WestLotto und Staatskanzlei NRW. Nähere Informationen folgen über qualifizierung-im-sport.de
28 #Sportehrenamt – Jetzt erst recht! DIE UNERMÜDLICHE EINE VON TAUSENDEN – UND JEDE*R GANZ EINZIGARTIG. INGE EISELE IST EINE VON UNZÄHLIGEN ÜBUNGSLEITER*INNEN AN DER BASIS DES SPORTS IN NRW. OHNE SIE WÄRE SPORT IM VEREIN NICHT MÖGLICH. Text Nicole Jakobs // Fotos Mark Hermenau Sie sieht alles. Schummeln Wir wissen nicht, wie es ist nicht. weitergehen soll, wenn Inge nicht mehr kann. So jemanden wie sie kriegen wir nicht mehr. Ein Montagabend, 19 Uhr. In ganz NRW treffen sich Jungen und Mädchen, Frauen und Männer zum ge- meinsamen Sport in Hallen, Bädern, auf Plätzen. Unterstützt von tausenden ehrenamtlichen Übungs- leiter*innen und Trainer*innen, die immer auf der Mat- te stehen und sie anleiten. Bei Wind und Wetter, im DAS TRAINING IST GANZHEITLICH Sommer und Winter, ob sie Lust haben oder nicht, im Stress oder in Zeitnot sind, ob sie etwas bedrückt oder Heute bleiben die Türen der kleinen Halle geöffnet. sie lieber mit Freunden oder Familie zusammen wären. Der laue Spätsommerabend erlaubt das und der Eine dieser Tausenden ist Inge Eisele. Sie hat an Schock über die sport- und Inge-freie Coronazeit sitzt diesem Abend richtig Lust auf ihre Gymnastikgruppe, sowieso noch allen in den Knochen. „Sport war ja wie eigentlich jeden Montag. Inge hat Fitnessbänder nur zu zweit möglich. Also habe ich einen Bewegungs- mitgebracht, „extra für die Fotos“, sagt sie. Ihre Frau- Gedächtnis-Parcours ausgearbeitet, den die Frauen en trudeln ein, erblicken die Bänder, seufzen. Kraft zusammen machen konnten“, schildert sie diese training ist anstrengend und Inge sieht das kleinste Monate. Gedächtnistraining gehörte für Inge immer Schwächeln. Das kennen sie schon, und zwar ziemlich zum Sport. Sie denkt sehr modern, „ganzheitlich“ gut: Die 77-Jährige leitet die Gruppe seit 44 Jahren – würde man heute sagen: „Bewegung und Sport sind ihre treueste Teilnehmerin ist seit 1974 dabei. Die neu- nicht nur Ausdauer und Kraft. Es gehört Gehirn- eren Teilnehmerinnen können „nur“ auf acht, zehn training dazu, Gleichgewichtstraining und viel mehr.“ Jahre zurückblicken. Das ist nichts, wenn man in Inge- Sie lacht: „In meiner Zeit als Übungsleiterin habe Dekaden denkt. ich viele Moden kommen und gehen sehen. Es gab
29 Ich bin hier wegen des Sports, wegen der Gemeinschaft – und wegen Inge. INGE EISELE | SPORT- UND SPIELVEREIN 1927 LÜTZENKIRCHEN
30 #Sportehrenamt – Jetzt erst recht! Eine Liebeserklärung an das Sportehrenamt Sie hat noch nie eine Übung zweimal Inge ist auch Geschäftsführerin ihres Vereins! gemacht. 1 EN 18 | DEUTSCH-DEUTSCHE BEGEGNUNG IM GESPRÄCH MIT BEATRIX DIETZSCH UND BURKHARD CREMER | 23 DAS WIRKLICHE LEBEN ICH HABE MICH NOCH ZEIT*ZEUGEN FINDET AUF DEM PLATZ STATT NIE MIT JEMANDEM GESTRITTEN. WENN ANDERE FREUDE HABEN, HABE ICH AUCH FREUDE. ROSEMARIE HACZKIEWICZ Tischtennis in Goerlitz 1950 DDR-Damenmannschaft enshälfte in der zweiten Leb mt: Menschen Callanetics und Aerobic, dann Pilates, Yoga und „Schwerathletik“ Initiative Ehrena 1951 BRD (NRW) Jugendwarte ICH ARBEITE GERN DU HAST VERANTWOR- MIT JUNGEN TUNG FÜR DICH UND DEI- LEUTEN ZUSAMMEN. NE MITMENSCH EN. DIE GEBEN MIR IMPULSE. NAMT – Zumba, heute Drums Alive oder das Faszientrai- #SPORTEHREAM MEISTEN HAT DAS IST WUNDERBAR. GÜNTHER HEDDERICH DA BLEIBT MAN RECHT! anstrengend“, blickt der heute MICH ZUKUNFTSORIENTIERT. JETZT ERST spannend zugleich. Und sehr DIE TEILWEISE SCHNODDRIG- ning.“ Manches sei alter Wein in neuen Schläuchen, 70-Jährige zurück. HEIDI VAN THIEL wie das Lizenzsystem, muss- „Bestimmte Grundstrukturen, IN- ten natürlich einheitlich gestaltet werden, um den nationalen LOCKERE ART DER KOLLEG* Rainer Kusch. „Aber jenseits Charakter zu sichern“, erklärt ICH HABE zu NEN AUS BRANDENBURG gab es viele Punkte, die RUND findet sie, schöne neue Bezeichnungen für Gymnas- dieser vorgegebenen Anpassungen BEEINDRUCKT, NACH DEM 1.000 MENSCHEN wie die Ausbildung im Detail OHNE SCHIEDSRICHTER diskutieren waren, zum Beispiel, DAS SCHWIMME sen organisiert werden N WAT, DET aussehen konnte, wie das Lehrgangswe BEIGEBRAC MOTTO. ‚WEESTE GEHT ES NICHT! dies stattfinden sollte usw. EsHT. sollte, in welchen Sportschulen Sportsystem der DDR auch viele MACHEN WA JETZT.‘ tikübungen, die man schon lange mache. Inge ist re- DIETER KAUERTZ wurde schnell klar, dass es im DIETMAR SCHULZE gute Ansätze gab.“ BREITENSPORT WAR IN DER DDR alistisch: „Wie soll man die Leute sonst bewegen, in STAATLICH GEREGELT wurde in der DDR staat- Der größte Unterschied: Breitensport DAS EHRENAMT auf betrieblicher Ebene. Große und eine große lich organisiert und hier vor allem Das Gute war: Es VERÄNDERT herrschte eine Art Pioniergeist in Sport und Freizeit ihrer Mitarbei- DIE haben wir zu- den Sportverein zu kommen, wenn man nichts Neues Betriebe waren verpflichtet, Aufgeschloss PERSON UND enheit für neue Ideen. Im Rückblick ICH WILL MENSCHEN die Sportplätze und Hallen MACHT gebracht. Wir konnten tenden zu investieren. Sie bauten . sammen DIE viele gute Dinge auf den Weg PERSON. ANIMIEREN UND HELFEN. *innen und Trainer*innen ret- oder beschäftigten Übungsleiter Sportschule in Brandenburg zum Beispiel die bestehende DAS GEDÄCHTNIS einen sehr hohen rung eben kein ‚Wessi- „Der Sport hatte in der DDR-Bevölke ten, und zwar HERBERT mit einem Betriebsmodell, das HOLTMANN THEO HAARKÖTTER waren stolz darauf“, berichtet den Mut und anbietet? Die sollen ja nicht sagen, dass sie nur Oma- und die Menschen bewundert Rainer Kusch Stellenwert Modell‘ war.“ Vor allem es nach der Wende keine große er Kolleg*innen damals aufge- EINES VEREINS Kusch. „Verständlicherweise gab die Kraft, die seine Brandenburg einfach eins zu eins zu über- ohne das neue System als Bereitschaft, das westliche System schwer bracht haben, eigene Wege zu gehen, die Menschen in der DDR war natürlich nehmen. Ich bekam mit, dass zu stellen. „Dieser ganze Prozess ihnen oft Ganzes infrage Frustrationen, en zu knacken hatten. Es fehlte Gymnastik machen!“ Sie sei froh über neue Entwick- an den Veränderung , sagt er. „Es gab Blessuren und namt.nrw Leistun- sehr anstrengend“ sage ich: www.spor tehre ihrer bisherigen Interview Nicoleng die Anerkennung und Wertschätzu Jakobs // Fotos Achiv des Landessportbundes NRW Revue passieren lasse, dann ‘ aber wenn ich heute alles das Klischee des ‚Besserwessis gen. Und über allem geisterte Da war viel Gutes dabei.“ und ‚Meckerossis‘. 25.11.21 22:50 25.11.21 22:50 lungen, die sie gerne mitgeht – die meisten jedenfalls. 1 g_DRUCK.indd 18 211125_6092_ZZMa 211125_6092_ZZMag_DRUCK.indd 211125_6092_ZZM 211125_6092_ZZMag_DRUCK.indd 23 ag_DRUCK.indd 25.11.21 22:50 3 25.11.21 22:50 AUS LIEBE ZUM SPORT UND ZU IHREN FRAUEN Ihre Übungsleiterinnenkarriere begann Inge Eisele Das ist mit dem ZEIT*ZEUGEN- in Rumänien, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Ihr Sport war der Handball, über den Schul- und den Magazin des Landessportbundes NRW Unisport war sie dort schon so etwas wie eine Sport- gelungen. Das Magazin erzählt von helferin. Als sie 29 war, zog sie mit ihrer Familie nach zahlreichen Ehrenamtler*innen, ihren Deutschland. Inge trat in den SSV 1927 Lützenkirchen ein, um in ihrem neuen Stadtteil Kontakte zu knüpfen. Geschichten, ihrem Engagement, ge- Zwei Jahre später, 1976 war das, übernahm sie die ers- würzt mit biografischen Akzenten. ten Stunden – und blieb bis heute dabei. 44 Jahre in der Halle – warum macht sie das? Inge blickt zu ihrer Frauengruppe: „Weil ich merke, dass ich die Fähigkeit habe, die Frauen zu motivieren.“ Wenn ihre Teilnehmerinnen nach der Sportstunde groggy, aber zufrieden nach Hause gehen, empfinde sie gro- ße Freude und Genugtuung, sagt sie. Das hat sie auch heute wieder geschafft. Die Stunde ist vorbei, die Halle leert sich. Vor der Tür wartet der 20-Uhr-Kurs, ein gemischter Gymnastikkurs. Auch ihn wird Inge mit strenger Hand und viel Humor anleiten – wie in den GO.LSB.NRW/ZEITZEUGEN-MAGAZIN vergangenen 44 Jahren.
31 Sportmanagement MEHR GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT Am 24. November 2021 wurde der Koalitionsvertrag der Öffentlichkeit präsentiert. Einige Punkte werden Auswirkungen auf das Vereinsmanagement haben. Text Nicole Jakobs // Fotos Andrea Bowinkelmann, Adobe Stock © Mirko (S.32) Ein Koalitionsvertrag regelt die mittel- bis abzuwarten. Einige Punkte werden kon- langfristige Zusammenarbeit einer ge- kret das alltägliche Management der Ver- meinsamen Regierung während der anste- einsverantwortlichen betreffen, etwa die henden Legislaturperiode. Nach der Wahl neuen Regelungen zum Mindestlohn. Die zum neuen Bundestag im September 2021 Vereinsberater*innen des Landessportbun- wurde das 177 Seiten umfassende Werk der des haben sich das Werk angeschaut und Öffentlichkeit vorgestellt. geben erste Ausblicke. Grundsätzlich stärkt der Vertrag das Ehrenamt enorm und will den verschie- denen Personengruppen weitere Anreize Koalitionsverträge sind keine rechtsverbindlichen bieten, sich gesellschaftlich zu engagieren. Wie dies ausgestaltet werden wird, ist noch ACHTUNG: Verträge im engeren Sinne, sondern zunächst politische Absichtserklärungen.
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