7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW

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7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
7        Mittelbündelung und Förderlandschaf

Dokumentation der Veranstaltung
im Rahmen der Werkstattreihe des Städtenetzes Soziale Stadt NRW

Sozialraumorientierung und ressortübergreifende
Handlungsansätze in der Stadtentwicklung und im Quartier
am 30. Mai 2018 in Duisburg
7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
Impressum
Herausgeber
Stadt Essen, der Oberbürgermeister
Städtenetz Soziale Stadt NRW
Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement
Rathenaustraße 2
45121 Essen

Bearbeitung
STADTRAUMKONZEPT GmbH
Marion Kamp-Murböck, Mara Ahlers, Stefan Lorek

Layout und Satz
STADTRAUMKONZEPT GmbH
Susanne Fasselt, Sebastian Siebert

Fotos (sofern nicht anders angegeben)
Daniel Sadrowski

Essen, Februar 2019
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.
7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
Werkstattreihe
Sozialraumorientierung und
ressortübergreifende Handlungsansätze
in der Stadtentwicklung und im Quartier

„Mittelbündelung und Förderlandschaf“
am 30. Mai 2018 in Duisburg
Internationales Zentrum | Flachsmarkt 15 | 47051 Duisburg

Inhalt
Begrüßung ...................................................................................................................................................... 3

Impulsvorträge
   Ressortübergreifende Strategie Soziale Stadt des Bundes - Nachbarschaf stärken, Miteinander
   im Quartier ................................................................................................................................................ 4
   Soziale Wohnraumförderung und begleitende Programme zur Städtebauförderung in
   Nordrhein-Westfalen ................................................................................................................................ 8

Berichte und Erkenntnisse aus den Werkstattgruppen
   Konzentration öfentlicher Fördermittel für benachteiligte Quartiere.
   Das Beispiel "Heimathafen" der Stifung Soziale Stadt Dortmund ..................................................... 15
   ESF-geförderte Quartiersprojekte. Das Beispiel "PrioA" in Wuppertal ................................................ 18
   (Soziale) Wohnraumförderung im Quartier. Kommunaler Umgang mit einer
   Schrottimmobilie: Das Beispiel "Neues Parkquartier Unna-Königsborn"........................................... 22

Arbeitsaufrag an das Städtenetz Soziale Stadt NRW und Conclusio ........................................................ 29

Anhang .......................................................................................................................................................... 30

Hinweis: Diese Dokumentation erfasst den Grundtenor der Diskussionen im Rahmen der Veranstaltung
         und gibt damit nicht zwingend alle Einzelmeinungen wieder.
7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
Begrüßung
Carsten Tum, Sprecher des Städtenetzes Soziale Stadt NRW

In seiner Funktion als Sprecher des         sei ein wesentliches Charakteristikum
Städtenetzes Soziale Stadt NRW begrüßte     des Programms Soziale Stadt, die Ergän-
der Beigeordnete für Stadtentwicklung       zung von Mitteln der Städtebauförderung
und Umwelt der Stadt Duisburg Carsten       durch Gelder aus anderen Programmen
Tum die Anwesenden zur siebten Werk-        ein wesentlicher Bestandteil der Pro-
statt des Städtenetzes Soziale Stadt NRW.   grammumsetzung in Nordrhein-Westfa-
Vor dem Hintergrund seiner eigenen          len. Als ressortübergreifendes Programm
langjährigen Erfahrung in der integrier-    setze die „Soziale Stadt“ die Mittelbün-
ten Stadt(teil)entwicklung wies Herr Tum    delung im Grunde voraus – allein schon
darauf hin, wie wichtig der regelmäßige     über die erforderliche Ko-Finanzierung
fachliche Austausch über die Stadtgren-     von Fördergeldern der Europäischen Uni-
zen hinweg sei, um voneinander lernen       on. Die korrekte Beantragung unter Ver-
zu können und auf bestehende Erkennt-       meidung von Doppelfnanzierung gehöre
nisse aufbauen zu können. Keiner müsse      zum Alltag der integrierten Stadt(teil)ent-
hier bei null beginnen, sondern der Aus-    wicklung.
tausch ermögliche die stetige Weiterent-
wicklung.                                   Herr Tum wünschte allen Anwesenden
                                            einen regen Austausch.
In dieses Verständnis reihe sich auch die
aktuelle Veranstaltung der 2017 gestarte-   Die folgenden Impulsvorträge stellten
ten Reihe „Sozialraumorientierung und       die aktuellen Vorhaben zur ressortüber-
ressortübergreifende Handlungsansätze       greifenden Förderung auf Bundesebene
in der Stadtentwicklung und im Quartier“    sowie die Möglichkeiten der Mittelbün-
ein, in der die Förderung im Mittelpunkt    delung in den Quartieren durch die Pro-
steht. Man habe immer wieder vor der        gramme der NRW.Bank dar.
Frage gestanden, wie es denn wohl mit
der Förderung weitergehe. Tatsache sei      Im Fokus standen dabei Informationen
allerdings auch, dass diese Frage bislang   zu den bestehenden Möglichkeiten sowie
immer positiv beantwortet wurde und         zu den Umsetzungsbedingungen für eine
sich die Arbeit in den Stadtteilen fort-    Mittelbündelung zur Umsetzung der Auf-
laufend als wichtig und richtig erwiesen    gaben der Stadtentwicklung.
habe. Die Bündelung von Fördermitteln
7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
Impulsvortrag I
Ressortübergreifende Strategie Soziale Stadt des
             Bundes - Nachbarschafen stärken,
                       Miteinander im Quartier
                                                                          Timo Heyn, Institut empirica

                            Timo Heyn beleuchtete in seinem Im-         fasste Koalitionspapier mit dem Schwer-
                            pulsvortrag die Hintergründe des Pro-       punkt „Ressortübergreifende Strategie“
                            gramms „Soziale Stadt“ und seiner Part-     führte dann wiederum zu einer starken
                            nerprogramme und gab einen Überblick        Mittelaufstockung (siehe Abbildung 1).
                            über die aktuelle Förderkulisse im Rah-
                            men der „Ressortübergreifenden Strate-      Zum Stand 2017 haben sich rd. 510 Städte
                            gie Soziale Stadt“.                         und Gemeinden am Programm „Soziale
                                                                        Stadt“ beteiligt (siehe Abbildung 2).
                            1. Hintergrund der „Ressortübergrei-        Das Programm wird zwar nach wie vor
                               fenden Strategie“                        nicht gemeinsam von verschiedenen
                                                                        Ministerien auf einer Ebene getragen;
                            Seit 1999 unterstützen Bund und Län-        hinzugekommen sind allerdings Partner-
                            der mit dem Programm „Soziale Stadt“        programme, u.a. auch in Verantwortung
                            gemeinsam die Stabilisierung und Auf-       anderer Ministerien, welche an das Pro-
                            wertung städtebaulich, wirtschaflich        gramm „Soziale Stadt“ andocken.
                            und sozial benachteiligter und struktur-
                            schwacher Stadt- und Ortsteile. Das vom     Unter dem Titel „Nachbarschafen stär-
                            Bundesbauministerium konzeptionierte        ken, Miteinander im Quartier“ entwi-
                            Programm war von Beginn an als ressort-     ckelte die Bunderegierung nun „eine
                            übergreifendes Programm gedacht.            ressortübergreifende Strategie ‚Soziale
                                                                        Stadt‘ […], mit der zukünfig additiv För-
                            Über die Laufzeit des Programms hinweg      dermittel anderer Ressorts in Gebieten
                            gab es abhängig von der politischen Agen-   mit erhöhten Integrationsanforderungen
                            da starke Schwankungen im verfügbaren       gebündelt werden sollen“ (Koalitionsver-
                            Finanzrahmen. Im Jahr 2006 wurden           trag „Deutschlands Zukunf gestalten“, S.
                            Modellvorhaben für sozial-integrative       117). Hiermit wird erstmals auch auf Bun-
                            Maßnahmen eingeführt, welche zu einer       desebene eine übergreifende und sozial-
                            Mittelaufstockung in den Jahren 2006 bis    raumbezogene Strategie verfolgt.
                            2010 führten. Dies hat auf lokaler Ebene
                            viel bewirkt und in der Folge auch fach-    2. Aktuelle Partnerprogramme          der
Abb. 1: Verpfichtungsrah-   übergreifend eine breite Resonanz für die      „Sozialen Stadt“
men der Bundesfnanzhil-     „Soziale Stadt“ geschafen. In den Jahren
fen der Sozialen Stadt.     2011 bis 2013 hingegen wurden die Mittel    Derzeit existieren drei Partnerprogram-
Quelle: Institut empirica   deutlich zurückgefahren. Das 2013 ver-      me, welche die „Soziale Stadt“ fankieren.

                                                                        a) JUGEND STÄRKEN im Quartier JUSTiQ
                                                                        Mit "JUGEND STÄRKEN im Quartier" bün-
                                                                        deln das Bundesministerium für Familie,
                                                                        Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
                                                                        und das Bundesministerium des Innern,
                                                                        für Bau und Heimat (BMI) erstmalig in
                                                                        einem gemeinsamen Programm Mittel
                                                                        des Europäischen Sozialfonds (ESF). Ziel
                                                                        ist es, Angebote für junge Menschen zur
                                                                        Überwindung von sozialen Benachteili-
                                                                        gungen und individuellen Beeinträchti-
                                                                        gungen am Übergang von der Schule in
                                                                        den Beruf zu schafen – schwerpunkt-
                                                                        mäßig in den Programmgebieten der
                                                                        „Soziale Stadt“, aber auch in anderen ver-
                                                                        gleichbaren Gebieten.

4
7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
In der ersten Förderrunde von 2015 bis
2018 förderte das Programm 178 Mo-
dellkommunen, in welchen Angebote
für junge Menschen zwischen 12 und 26
Jahren geschafen wurden, wie z.B. Case
Management, aufsuchende Jugendsozial-
arbeit, niedrigschwellige Beratung / Clea-
ring, Mikroprojekte mit Quartiersbezug
oder Arbeitsmarktmaßnahmen.

Weitere Informationen:
www.jugend-staerken.de

b) Bildung, Wirtschaf, Arbeit im
Quartier – BIWAQ
Das ESF-Bundesprogramm „Bildung,
Wirtschaf, Arbeit im Quartier – BIWAQ“
ist bereits seit 2008 Partnerprogramm
der „Sozialen Stadt“. Mit Mitteln des ESF
und des Bundesbauministeriums werden
quartiersbezogene Projekte zur Integra-
tion in Arbeit und zur Stärkung der loka-
len Ökonomie in benachteiligten Stadt-
und Ortsteilen gefördert. Bislang konnten
mit dem Programm mehr als 220 arbeits-
marktpolitische, mehrjährige Projekte in
etwa 200 Gebieten der „Sozialen Stadt“
unterstützt werden.

Weitere Informationen:                       Weitere Informationen:                         Abb. 2: Städte und Ge-
https://www.biwaq.de1                        https://www.investitionspakt-integration.      meinden im Programm
                                             de                                             Soziale Stadt, Programm-
c) Investitionspakt Soziale Integration                                                     jahr 2017.
im Quartier                                  3. Modellvorhaben der „Ressortüber-            Quelle: BBSR
Mit dem Investitionspakt „Soziale Integ-        greifenden Strategie“
ration im Quartier“ fördert das Bundes-                                                     1 Einen Überblick über
bauministerium seit 2017 die Erhaltung       Zur Stärkung ressortübergreifender             die BIWAQ-Projekte in
und den Ausbau sozialer Infrastruktur im     Handlungsansätze hat das BMI einen Etat        Nordrhein-Westfalen
Wohnumfeld (Gemeinbedarfs- und Folge-        von 10 Mio. Euro p.a. (für 4 Jahre) für res-   (Förderphase 2015-2018)
einrichtungen). Ziel des Investitionspakts   sortübergreifende Modellvorhaben der           gibt die Seite https://www.
ist es, Angebote der quartiersbezogenen      sozialen Stadtentwicklung in Trägerschaf       soziale-stadt.nrw.de/stadt-
Integration und des sozialen Zusammen-       außerhalb des BMI vorgesehen. Ziel ist         teile_projekte/biwaq.php
halts zu schafen und Einrichtungen der       es, mit anderen Ministerien auf Grundla-
sozialen Infrastruktur als Orte der Integ-   ge gemeinsamer Förderrichtlinien auch
ration zu qualifzieren. Analog zum Quar-     gezielt sozial-integrative Angebote für
tiersmanagement im Programm Soziale          die Fördergebiete der „Sozialen Stadt“ in
Stadt sind investitionsbegleitende Maß-      Ergänzung zu den baulichen Maßnah-
nahmen, insbesondere Planungs- und           men der Städtebauförderung zu schafen.
Beteiligungsverfahren, förderfähig.          Darüber hinaus sollen auch begleitende
Hierfür stellt der Bund den Ländern in       Maßnahmen, Forschung, Evaluierung so-
den Jahren 2017 bis 2020 jährlich 200        wie Wissenstransfer über die notwendige
Mio. Euro als Finanzhilfe zur Verfügung,     Verstetigung, die Weiterentwicklung der
welche in Programmgebieten der Städte-       ressortübergreifenden Zusammenarbeit
bauförderung und im Einzelfall auch          sowie die administrative Abwicklung ge-
außerhalb der Gebietskulisse eingesetzt      fördert werden. Die Modellvorhaben sind
werden können. Der Bundesanteil ent-         auf vier bis fünf Jahre angelegt.
spricht dabei 75 % der förderfähigen Kos-
ten. Im Programmjahr 2017 wurden 235         Derzeit sind verschiedene Modellprojek-
Maßnahmen in 202 Kommunen durchge-           te in mehreren Handlungsfeldern geplant
führt.                                       bzw. bereits begonnen worden:

                                                                                                                     5
7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
b) Jugendmigrationsdienst (JMD) im
                                                 Quartier

                                                 Kooperation:
                                                 Bundesministerium des Innern, für Bau
                                                 und Heimat (BMI) und Bundesministe-
                                                 rium für Familie, Senioren, Frauen und
                                                 Jugend (BMFSJ)
                                                 Umsetzung:
                                                 Jugendmigrationsdienste
                                                 Zielgruppe:
                                                 Bewohnerinnen und Bewohner in Quar-
                                                 tieren der Sozialen Stadt, insbesondere
                                                 junge Menschen mit/ohne Migrationshin-
                                                 tergrund und Erwachsene sowie relevan-
                                                 te Akteure vor Ort

                                                 Das Modellvorhaben „Jugendmigrations-
                                                 dienst im Quartier“ hat zum Ziel, junge
                                                 Menschen beim Zugang zu Bildung und
                                                 Arbeit zu unterstützen und sie in der
                                                 aktiven Teilnahme am Quartiersleben
                                                 zu stärken. Die 16 Modellprojekte befn-
                                                 den sich in aktuellen bzw. ehemaligen
    a) Verbraucher stärken im Quartier           Gebieten der Sozialen Stadt und sind
                                                 in bestehenden JMD eingerichtet. Da-
    Kooperation:                                 bei fungiert der JMD als Partner in der
    Bundesministerium des Innern, für Bau        Stadtteil- und Quartiersentwicklung mit
    und Heimat (BMI) und Bundesministe-          besonderen Kompetenzen bezogen auf
    rium für Justiz und Verbraucherschutz        migrations- und integrationsbezogene
    (BMJV)                                       Themen und versucht Barrieren zu sozia-
    Umsetzung:                                   len Diensten und Angeboten im Quartier
    Verbraucherzentrale     Bundesverband        abzubauen. Konkrete Projekte können
    (vzbv) und 16 Verbraucherzentralen           beispielsweise eine Jugendkonferenz,
    Zielgruppe:                                  Quartierserkundungen per Handy, eine
    Besonders schutzwürdige Verbraucher-         Lesebühne, Elternarbeit oder intensive
    gruppen in den Quartieren der Sozialen       Vernetzungsarbeit sein. 16 ausgewählte
    Stadt                                        Modellprojekte befnden sich inzwischen
                                                 in der aktiven Umsetzung.
    Mit dem Modellvorhaben „Verbraucher
    stärken im Quartier“ sollen gezieltere       Weitere Informationen:
    Hilfsangebote für Menschen geschafen         https://www.jugendmigrationsdienste.
    werden, die aufgrund ihrer Lebensum-         de/jmd-im-quartier/
    stände und ihres geringen Einkommens
    auf Hilfestellung im Alltag angewiesen       c) UTOPOLIS - Soziokultur im Quartier
    sind, sowie die Unterstützungsstrukturen
    und Netzwerke vor Ort gestärkt werden.       Kooperation:
    Über das Vorhaben kann beispielsweise        Bundesbeaufragte für Kultur und Medien
    unter Einsatz geschulter Quartiersmit-       Umsetzung:
    arbeiterinnen und -mitarbeiter eine Be-      Soziokulturelle Zentren im Quartier
    ratung bei Themen zum Konsumalltag           Zielgruppe:
    (Handyverträge, Energieverträge, Kredite     Bewohnerinnen und Bewohner der Quar-
    etc.) eingerichtet werden.                   tiere in allen Altersgruppen

    Aktuell ist das Modellvorhaben an den        Im Oktober 2018 ging das Modellvorha-
    drei Standorten Saarbrücken, Bonn und        ben „UTOPOLIS – Soziokultur im Quar-
    Halle gestartet. Weitere 13 Standorte sol-   tier“ mit einem Gesamtvolumen von 3,4
    len dazukommen.                              Mio. Euro (2018-2022) an den Start. Es
                                                 fördert eine nachhaltige Vernetzung im
    Weitere Informationen:                       Quartier mit soziokulturellen Zentren
    https://www.vzbv.de/pressemitteilu n g/      als Anker und stärkt das soziale Mitein-
    verbraucher-staerken-im-quartier             ander sowie Partizipation und Teilhabe

6
7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
im Quartierskontext. Darüber hinaus          Kitas sollen Beratungsangebote ange-
zielt das Modellvorhaben darauf ab, lang-    siedelt werden. Zusätzlich wird das Ver-
fristige Zugänge zu einer kulturellen An-    anstaltungsformat „Ess-Kult-Tour“ seit
gebotsstruktur zu schafen und Wissen         Sommer 2018 an rund 80 Schulen durch-
zu dokumentieren und zu verbreiten.          geführt, die in Gebieten der „Sozialen
Zentrale Themenfelder der Maßnahmen          Stadt“ liegen.
sind darstellende Kunst, Medienarbeit,
bildende Kunst sowie Literatur.              Weitere Informationen:
Zwölf Modellvorhaben wurden im Okto-         https://www.in-form.de/
ber 2018 gestartet. Den Aufakt bildete die   https://www.verbraucherzentrale.de/gut-
Fachkonferenz „Soziokultur fndet Stadt“      essen-macht-stark-29540
am 12. und 13. September in Berlin.
                                             5. Wie kommt die Unterstützung in die
Weitere Informationen:                          Gebiete der „Sozialen Stadt“?
https://www.bmi.bund.de/SharedDo cs/
pressemitteilungen/DE/2018/10/utopo-         Zu den operativen Herausforderungen
lis-projektauswahl.html                      der ressortübergreifenden Zusammen-
                                             arbeit gehört der Zugang der Programm-
4. Erste Schritte neuer ressortüber-         akteure in die Quartiere bzw. zu den
   greifender Förderung außerhalb            Ansprechpartnerinnen und Ansprech-
   von Modellvorhaben im Rahmen              partnern im Quartier. Am Beispiel des
   von „IN FORM“: „Gut Essen macht           Projekts „Gut Essen macht stark“ sind es
   stark – Mehr gesundheitliche Chan-        die dezentralen Beraterinnen und Berater
   cengleichheit für Kinder und Ju-          der Verbraucherzentralen, die entspre-
   gendliche in Kitas und Schulen“           chende Einrichtungen in den Gebieten
                                             der „Sozialen Stadt“ bzw. im Einzugsbe-
Der Nationale Aktionsplan „IN FORM -         reich der Gebiete identifzieren müssen,
Deutschlands Initiative für gesunde Er-      um diese ansprechen zu können. Die bis-
nährung und mehr Bewegung“ verfolgt          herige Umsetzung zeigt, dass dies häufg
das Ziel, das Ernährungs- und Bewe-          mit größerem Aufwand verbunden ist,
gungsverhalten in Deutschland bis zum        da es nicht immer einen zentralen An-
Jahr 2020 nachhaltig zu verbessern. Zur      sprechpartner gibt (oder Webinformatio-
Umsetzung des Nationalen Aktionsplans        nen veraltet sind), der einen entsprechen-
sind laut den Ausführungen von Herrn         den Überblick über die Einrichtungen
Heyn in den Haushalten des früheren          im Quartier hat und einschätzen kann,
Bundesministeriums für Ernährung,            wo die Unterstützung besonders wichtig
Landwirtschaf und Verbraucherschutz          wäre. In der Praxis sind es insbesondere
(BMELV) und des Bundesministeriums           die Quartiersmanagements, die hierbei
für Gesundheit (BMG) zunächst für drei       unterstützen. Zugleich erfolgt die Anspra-
Jahre jeweils 15 Millionen Euro vorgese-     che idealerweise auch in Abstimmung
hen.                                         mit den fachlich zuständigen Ansprech-
                                             partnern, bei dem vorliegenden Beispiel
Im Rahmen dieses Aktionsplans soll auch      mit den Jugendämtern.
das Projekt „Gut Essen macht stark –
Mehr gesundheitliche Chancengleichheit       Zur künfigen Unterstützung der Pro-
für Kinder und Jugendliche in Kitas und      grammabwicklung – auch mit Blick auf
Schulen“ des BMELV umgesetzt werden.         andere thematische Hilfestellungen -
Besonders ist dabei, dass es sich nicht      wäre zunächst ein leichterer Zugang zu
um ein Modellprojekt, sondern um „prak-      relevanten Ansprechpartnerinnen und
tizierte normale“ Zusammenarbeit un-         Ansprechpartnern und Einrichtungen
terschiedlicher Ministerien handelt. 16      aus den Quartieren hilfreich. Im Sinne
Verbraucherzentralen werden in diesem        einer kommunalen „Ansprechpartner-
Zusammenhang in den Kitas und Schu-          Infrastruktur“ könnte das „Andocken“
len Interventionen zur Verbesserung des      anderer Förderstränge in den Gebieten
Ernährungs- und Bewegungsverhaltens          (auch den ehemaligen) der „Sozialen
durchführen. An bundesweit rund 130          Stadt“ vereinfacht werden.

                                                                                          7
7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
Impulsvortrag II
         Soziale Wohnraumförderung und begleitende
                Programme zur Städtebauförderung in
                                Nordrhein-Westfalen
                                        Miriam Bieganski und Martina Lüdeke (i.R.), NRW.Bank

                            Den ersten Part des Vortrags übernahm       Was sind die Besonderheiten und zentra-
                            Martina Lüdeke. Sie stellte das aktuelle    len Eckpunkte der sozialen Wohnraum-
                            Programm zur Wohnraumförderung in           förderung?
                            Nordrhein-Westfalen vor. Ziel ihres Vor-
                            trags war es, die bestehenden Wege und      Zielgruppen und Einkommensgrenzen
                            Modalitäten aufzuzeigen, mit denen man      Die Wohnraumförderung richtet sich zum
                            Fördergelder der NRW.Bank beantragen        einen an selbstnutzende Eigentümerin-
                            kann.                                       nen und Eigentümer, die die gesetzlichen
                                                                        Einkommensgrenzen einhalten (Einkom-
                            Als 100%ige Tochter des Landes agiert die   mensgruppe A) und eine Immobilie bau-
                            NRW.Bank als Förderbank für das Land        en, kaufen oder eine vorhandene Immo-
                            wettbewerbsneutral als Partnerin der        bilie modernisieren möchten. Ferner gibt
Abb. 3: Maximales Brutto-   Banken und Sparkassen. Mit 142 Mrd.         es Fördermöglichkeiten für Investoren
Jahreseinkommen             Euro Bilanzsumme ist sie dabei die größte   oder Bestandshalter von Immobilien, die
Quelle: NRW.Bank            Landesförderbank Deutschlands.              im Rahmen des Neubaus, des Um- und
                                                                        Ausbaus oder der Modernisierung Miet-
                                                                        wohnraum für Mieterinnen und Mieter
                                                                        schafen, die Anspruch auf einen Wohn-
                                                                        berechtigungsschein haben (Einkom-
                                                                        mensgruppe A). Beim Neubau und der
                                                                        Neuschafung von Wohnungen im Be-
                                                                        stand kann ein Teil der Wohnungen auch
                                                                        für Mieterinnen und Mieter errichtet
                                                                        werden, die die Einkommensgrenze für
                                                                        den Wohnberechtigungsschein um bis zu
                                                                        40 % überschreiten (Einkommensgruppe
                                                                        B). Damit sollen innerhalb von Quartieren
                                                                        eine Durchmischung der Bevölkerung ge-
                                                                        schafen und die Inanspruchnahme der
                            Soziale Wohnraumförderung                   Förderung für den Investor attraktiver
                            Seit Februar 2018 gelten die neuen För-     werden (siehe Abbildung 3).
                            derbestimmungen für den öfentlich
                            geförderten Wohnungsbau in Nord-            In den Programmgebieten der „Sozia-
                            rhein-Westfalen. Insgesamt stehen für       len Stadt“ und des „Stadtumbau West“
                            den geförderten Wohnungsbau von 2018        sind für die Inanspruchnahme der Mo-
                            bis 2022 vorläufg vier Mrd. Euro zur Ver-   dernisierungsförderung die Einhaltung
                            fügung. Das Programm umfasst neben der      der Einkommensgrenzen sowie die aus-
                            Neubauförderung und der Neuschafung         schließliche Vermietung an Inhabende
                            von Wohnraum im Bestand erstmals auch       eines Wohnberechtigungsscheins nicht
                            ein umfangreiches Modernisierungs-          erforderlich. Dies macht die Fördermög-
                            angebot. Insbesondere für die Gebiete       lichkeiten für Investoren hier besonders
                            der „Sozialen Stadt“ und des Programms      interessant.
                            „Stadtumbau West“ sieht die NRW.Bank
                            durch diese Fördermöglichkeiten große       Mit diesen Einkommensgrenzen sind –
                            Chancen. Da nach den Erfahrungen der        gerade in den Städten – rund 50% aller
                            NRW.Bank viele Möglichkeiten schlicht       Haushalte förderberechtigt (bei einer
                            an einem Informationsdefzit der Eigen-      Betrachtung der Rentnerhaushalte liegen
                            tümerinnen und Eigentümer scheitern,        sogar 80% innerhalb der Einkommens-
                            wird den Städten in der Kommunikation       grenzen). Der Eindruck, die (soziale)
                            eine wichtige Mittlerrolle zugeschrieben.   Wohnraumförderung käme ausschließ-

8
lich einkommensschwachen Gruppen
zugute und würde eine einseitige Bele-
gungsstruktur in Wohnungsbeständen
begünstigen, ist somit nicht richtig.

Insgesamt stehen 2018 für die öfentliche
Wohnraumförderung 800 Mio. Euro zur
Verfügung. Die folgenden Übersichten
geben einen Einblick in die Förderange-
bote für Mietobjekte. Einzelheiten zur
Eigentumsförderung sind den Internet-
seiten der NRW.BANK oder dem dazu auf-
gelegten Flyer zu entnehmen.                 Ein einheitlicher Tilgungsnachlass von      Abb. 4: Darlehensgrund-
                                             50% wird dagegen auf die Zusatzdarlehen     pauschalen
Mietenstufen und Tilgungsnachlässe           in Abbildung 6 gewährt – unabhängig von     Quelle: NRW.Bank
Alle Gemeinden in Nordrhein-Westfalen        der Lage der Immobilie.
sind in sogenannte Mietenstufen oder
Mietniveaus eingeteilt. Diese reichen von    Das Darlehen für die Kosten der Standort-
der Mietenstufe M1 (niedriges Mietniveau     aufbereitung trägt insbesondere der in
- entspannter Wohnungsmarkt, v.a. länd-      den Ballungsgebieten herrschenden Bau-
liche Gebiete mit geringer Nachfrage) bis    landknappheit Rechnung und erleichtert
M4 (hohes Mietniveau – angespannter          die Nutzung brachliegender Flächen.
Wohnungsmarkt). Für die Städte Bonn,
Düsseldorf, Köln und Münster wurde die       Diese Förderkonditionen gelten auch für
Stufe M4+ eingerichtet. Nach diesen Stu-     Kommunen, die eigene Grundstücke bzw.
fen richten sich sowohl die Förderhöhe       Immobilien entwickeln. Im Gegensatz zu
( je m² Wohnfäche) als auch – als weiterer   privaten Investoren verzichtet die NRW.
Anreiz – die zu gewährenden Tilgungs-        BANK bei Kommunen auf die Sicherung         Abb. 5: Zusatzdarlehen
nachlässe.                                   im Grundbuch.                               Quelle: NRW.Bank

Die Kategorie „Neuschafung“ in der Gra-
fk bezieht sich auf die Neuschafung von
Wohnraum im Bestand – z.B. Umnutzung
von ehemaligen Bürofächen. Die Darle-
hen werden im Nachrang im Grundbuch
gesichert – was gegenüber einem Bank-
darlehen ein weiterer Vorteil ist.

Kommunen, die bei den Mietenstufen im
Jahr 2018 heruntergestuf wurden (also
z.B. von M3 auf M2), können bis Ende des
Jahres 2019 noch die Miete der bis Ende
2017 geltenden Mietenstufe ansetzen.

Baukastensystem: Ein „Hauptprogramm“
und mehrere Zusatzdarlehen
Als Grundförderung erhält der Inves-
tor also einen bestimmten Förderbetrag
je m² Wohnfäche (siehe Abbildung 4).
Mithilfe von Zusatzdarlehen lassen sich
weitere Qualitäten fnanzieren, z.B. der      Die Tilgungsnachlässe werden auf dem        Abb. 6: Zusatzdarlehen
Einbau eines Aufzugs, der Bau von Miet-      Konto des Darlehensempfängers unmit-        mit einheitlichem
einfamilienhäusern, Mehraufwand für          telbar nach Fertigstellung des Bauvorha-    Tilgungsnachlass
Brandschutz oder auch die Einrichtung        bens bei Leistungsbeginn gutgeschrie-       Quelle: NRW.Bank
von alternativen Nahmobilitätsangeboten      ben – im Grunde wie eine Sondertilgung.
(siehe Abbildung 5).                         Zinsen, Tilgung und Verwaltungskosten
                                             werden dabei nur auf die „Restschuld“
Die Tilgungsnachlässe entsprechend der       fällig (in untenstehendem Beispiel also
Mietenstufen gelten für diese Zusatzdar-     auf rund 3 Mio. Euro), nicht auf den Ge-
lehen gleichermaßen.                         samtbetrag.

                                                                                                                   9
Dieser Liquiditätsvorteil verbleibt beim
                                                                Investor und hat keine Auswirkungen auf
                                                                die Miete. Der Tilgungsnachlass ist aller-
                                                                dings steuerlich zu berücksichtigen.
                                                                Die derzeit geltenden Konditionen für
                                                                die Inanspruchnahme der Darlehen in
                                                                der öfentlichen Wohnraumförderung
                                                                werden als sehr attraktiv bewertet, zum
Abb. 7: Beispiel   Interessant ist außerdem, dass die Hälfe     einen durch die niedrigen Zinssätze, all-
Tilgungsnachlass   des Tilgungsnachlasses (in diesem Bei-       gemein verbunden mit einer langen Zins-
Quelle: NRW.Bank   spiel 265.125 Euro) als Eigenleistungser-    bindung, zum anderen durch die wählba-
                   satz durch weitere Fremdmittel ersetzt       re Belegungsbindung zwischen 20 oder 25
                   werden darf. Insgesamt müssen 20 % der       Jahren, verbunden mit einer Zinsfreiheit
                   Gesamtkosten als Eigenleistung erbracht      in den Mietniveaus M3, M4 und M4+ in
                   werden.                                      den ersten zehn Jahren:

                   Im Vergleich zu einem Kapitalmarktdar-       ■   Zinsen:
                   lehen entsteht durch die Inanspruch-             für Mietniveau 1 und 2:
                   nahme der Fördermittel ein deutlicher            0,5% p.a. bis zu 25 Jahre fest
                   Liquiditätsvorteil. Dieser ist beispielhaf       für Mietniveau 3 und 4:
                   berechnet für die Mietenstufe 3 bei einer        0,0% p.a. 10 Jahre fest, danach:
                   Bewilligungsmiete von 5,55 € / m²:               0,5% p.a. maximal weitere 15 Jahre
                                                                    fest.
                   ■   Liquiditätsvorteil „Tilgungsnachlass“
                       1% Tilgung; 0,5% Verwaltungskosten       Für alle Mietniveaus:
                       = 0,33€ pro m² Wohnfäche monatlich       ■ Verwaltungskosten: 0,5% p.a.
                                                                ■ Tilgung:
                   ■   Subventionsvorteil Förderdarlehen            1,0% p.a. / auf Antrag auch 2% p.a.
                       Bei 1,5% Zinsdiferenz gegenüber          ■ Auszahlung: 99,6%
                       einem Kapitalmarktdarlehen               ■ Belegungsbindung: 20 oder 25 Jahre
                       = 2,21€ pro m² Wohnfäche monatlich
                                                                Durch die günstigen Zinsen, die lange
                   ■   Subventionswert insgesamt:               Zinsbindung sowie die Ausrichtung auf
                       2,54€ pro m² monatlich                   Inhabende eines Wohnberechtigungs-
scheins haben Investoren derzeit eine
hohe Investitions- und Vermietungs-
sicherheit.

Modernisierungsförderung (Richtlinie
Mod NRW)
Die neue Modernisierungsrichtlinie NRW
löst das bisherige Programm BestInvest
ab. Die Besonderheiten in Kürze:

■   Erstmalig 100%-Förderung - max.
    100.000 € je Wohnung
■   Instandhaltungskosten sind mit för-
    derfähig.
■   Es muss kein Eigenkapital aufge-         Bei der Eigentumsförderung liegt die          Abb. 8: Zuständigkeiten
    bracht werden.                           Entscheidung über die Mittelvergabe aus-      in der sozialen
■   In Gebieten der „Sozialen Stadt“ / des   schließlich bei der zuständigen Bewilli-      Wohnraumförderung
    „Stadtumbau West“ gelten zwar die        gungsbehörde. Weitere Informationen zu        Quelle: NRW.Bank
    Mietpreisbindungen, aber nicht die       den verschiedenen Förderprogrammen
    Belegungsbindungen – hier darf auch      inklusive Beispiele fnden sich unter dem
    an Mieterinnen und Mieter ohne           Link www.nrw.bank.de/wohnen
    Wohnberechtigungsschein vermietet
    werden.                                  Den zweiten Teil des Vortrags übernahm
■   Im Falle selbst genutzten Wohneigen-     Frau Bieganski und stellte zunächst eine
    tums können auch Eigentümerinnen         Reihe von die Städtebauförderung fan-
    und Eigentümer die Förderung in An-      kierenden Programmen vor, bei denen
    spruch nehmen, deren Einkommen           die NRW.BANK Kommunen mit projekt-
    oberhalb der Einkommensgrenzen           bezogenen Förderrecherchen unterstützt.
    liegt.                                   Zum Abschluss des Vortrags erläuterte sie
                                             die Eckpunkte des „Zentralen Förderma-
Die Konditionen sind vergleichbar mit        nagements“ als Modell für Kommunen.
denen der Neubauförderung. Für alle
Mietniveaus gilt:                            Begleitende Programme zur Städte-
                                             bauförderung
■   Zinsen:                                  Den Kommunen stehen eine Reihe von
    0,0% p.a. 10 Jahre fest, danach:         Programmen zur Verfügung von denen
    0,5% p.a. max. weitere 15 Jahre fest     einige in Form von nicht rückzahlbaren
■   Verwaltungskosten: 0,5% p.a.             Zuwendungen, einige als Darlehen ge-
■   Tilgung: 2,0% p.a.                       währt werden. Für viele Programme –
■   Auszahlung: 99,6%                        insbesondere für die Zuwendungen – gilt:
■   Zinsbindung: 20 oder 25 Jahre            Die Maßnahmen dürfen noch nicht be-
■   Mietpreis- und Belegungsbindung =        gonnen sein, es gelten unterschiedliche
    Dauer der Zinsfestschreibung             Antragszeiträume/-fenster, und es emp-
                                             fehlt sich generell, vor Antragstellung ein
Frau Lüdeke sieht mit diesen Kondi-          beratendes Gespräch mit der zuständigen
tionen gerade die Programmgebiete der        Bewilligungsbehörde zu führen, um zu
„Sozialen Stadt“ und des „Stadtumbau         prüfen, ob das Vorhaben tatsächlich den
West“ im Vorteil und wirbt für eine rege     Vorgaben des jeweiligen Programms ent-
Inanspruchnahme.                             spricht.

Innerhalb der geltenden Belegungsbin-        Als nicht zurückzuzahlende Zuwendung
dung können die Mieten jährlich um ma-       können Kommunen Mittel aus folgenden
ximal 1,5% bezogen auf die Bewilligungs-     Programmen beantragen:
miete angehoben werden. Dies soll mehr
Attraktivität für die Vermietenden bei       Klimaschutzinitiative (Programm des
gleichzeitiger Sicherheit für die Mieten-    Bundes) – Klimaschutzprojekte in sozi-
den schafen.                                 alen / kulturellen / öfentlichen Einrich-
Für die soziale Wohnraumförderung gilt       tungen
das sonst übliche Hausbankprinzip nicht.     Ein aktuelles Thema ist z.B. die Umrüs-
Die Zuständigkeiten im Prozessablauf von     tung von Außenbeleuchtung mit LED;
der Antragsstellung bis zur Umsetzung        aber auch die Erstellung von Klima-
sind Abbildung 8 zu entnehmen.               schutz(teil)konzepten ist förderfähig.

                                                                                                                     11
Energetische Stadtsanierung (Programm       NRW.BANK.Kommunal Invest
                         des Bundes) – Zuschüsse für integrierte     Dieses Programm steht den kommunalen
                         Quartierskonzepte und Sanierungsmana-       Gebietskörperschafen, ihren rechtlich
                         ger                                         unselbständigen Eigenbetrieben und un-
                         Hier werden Sach- und Personalkosten für    ter Umständen auch Gemeindeverbän-
                         die Erstellung integrierter Quartierskon-   den zur Verfügung. Der Verwendungs-
                         zepte im Energiebereich (maximal für ein    zweck ist weit gefasst – alle Investitionen
                         Jahr) sowie für ein Sanierungsmanage-       in kommunale Infrastruktur sind förder-
                         ment (bis zu fünf Jahre) bezuschusst.       fähig.

                         Erhaltung und Pfege von Denkmälern          NRW.BANK.Infrastruktur
                         (Förderrichtlinien Denkmalpfege) (Pro-      Kommunale und gewerbliche Unterneh-
                         gramm des Landes NRW)                       men und private Investoren können Mit-
                         Grundsätzlich können hier Maßnahmen         tel über dieses Programm beantragen
                         gefördert werden, die dazu beitragen,       – mit dem Unterschied, dass die Darle-
                         denkmalgeschützte Substanz zu erhalten.     hensanträge über die Hausbank gestellt
                         Die Untere Denkmalbehörde ist einzubin-     werden. Die Hausbank bewertet das kom-
                         den.                                        munale Unternehmen und legt einen in-
                                                                     dividuellen, risikoabhängigen Zinssatz
                         Richtlinien Grüne Infrastruktur (Pro-       fest. Ein konkreter Förderzweck ist auch
                         gramm des Landes NRW mit der LANUV)         hier nicht vorgegeben, es gibt nur diese
                         Dieses Programm bietet Fördermöglich-       Bedingung: Die Investitionen müssen in
                         keiten für verschiedenste Maßnahmen         öfentliche oder soziale Infrastruktur in
                         im Bereich der Schafung und Aufwer-         Nordrhein-Westfalen fießen, die von öf-
                         tung von Freifächen sowie von wohnort-      fentlichen oder gemeinnützigen Trägern
                         nahem Naturerleben einschließlich der       genutzt werden. Rein wohnwirtschafli-
                         dazugehörigen Wegeverbindungen. Zur         che Vorhaben sind ausgeschlossen.
                         Beantragung ist ein eigenständiges inte-
                         griertes kommunales Handlungskonzept        Kurzdarstellungen zu allen in diesem
                         notwendig.                                  Text benannten Fördermöglichkeiten fn-
                                                                     den sich im Anhang. Die ausführlichen
                         Förderprogramme Verkehr für die Berei-      Richtlinien sind unter folgendem Link
                         che Straßen, Nahmobilität und Elektro-      einzusehen: www. nrw.bank.de
                         mobilität (Bund/Land)
                         Diese Programme umfassen die „Förder-       Zentrales Fördermanagement
2 Bis 2019 über Bun-     richtlinien kommunaler Straßenbau“2         Bei der Fülle an unterschiedlichen För-
desmittel, ab 2020 aus   (u.a. Bau/Ausbau/Erneuerung von ver-        der- und Finanzierungsprogrammen
Mitteln des Landes NRW   kehrswichtigen Straßen, Erneuerung          ist ein guter Überblick notwendig, um
fnanziert.               maßgeblicher Bestandteile des Straßen-      den Mittelfuss optimal koordinieren zu
                         körpers, …), die „Klimaschutzinitiative     können. Ein Instrument ist das „Zentra-
                         Rad“ und „Förderrichtlinien Nahmobi-        le Fördermanagement“ (ZFM), das bei
                         lität“ (Förderung von Fuß- und Radver-      den Kommunen installiert werden kann.
                         kehr z.B. durch die Einrichtung von Rad-    Dieses Instrument etabliert sich derzeit,
                         stationen) sowie die „Förderrichtlinien     und teilweise gibt es bereits Empfehlun-
                         Elektromobilität“, „Elektromobilität in     gen und Auforderungen von Seiten der
                         Kommunen“ und „Ladeinfrastruktur            Kommunalaufsicht an Kommunen, ein
                         in Kommunen“ (z.B. öfentliche und           solches ZFM zu installieren.
                         nicht-öfentliche Ladeinfrastruktur, Fahr-
                         zeuge, …).                                  Es gibt zwei verschiedene Varianten des
                                                                     ZFM: Die „kleinere“ Variante beschränkt
                         Die NRW.BANK hält zudem verschiede-         sich auf die Recherchen von Fördermit-
                         ne Darlehen bereit, die für Investitionen   teln und das Vorhalten von zuwendungs-
                         in den Kommunen genutzt werden kön-         rechtlichem Know-how; bei der „großen“
                         nen. Im Gegensatz zu den Zuschusspro-       Variante obliegen der Fördermanagerin /
                         grammen fele hier zwar ein (vergleichs-     dem Fördermanager die Recherche nach
                         weise niedriger) Zins an, dafür seien die   geeigneten Programmen, die Antrags-
                         Programme in der Beantragung weniger        bearbeitung, der Mittelabruf und die Er-
                         komplex, so Frau Bieganski. Als Darlehen    stellung des Verwendungsnachweises.
                         stehen Mittel u.a. aus den beiden folgen-   Ebenso ist sie / er Ansprechpartnerin /
                         den Programmen der NRW.BANK zur Ver-        Ansprechpartner für alle internen und
                         fügung:                                     externen Kontakte. Die Fachbereiche ar-
                                                                     beiten ihr / ihm inhaltlich zu.

12
Für die Entscheidung bezüglich einer
Die Vorteile                                eventuellen Einrichtung eines ZFM wer-
                                            den hier die Vorteile für die Kommunen
■ Kürzere Bearbeitungszeiten                und die zu erfüllenden Anforderungen
■ Entlastung der Sachbearbeitenden und      gegenübergestellt:
  dadurch mehr freie Kapazität              Die NRW.BANK unterstützt bei der Ein-
■ Ein höherer Förderbetrag für die Kom-     richtung des ZFM durch verschiedene
  mune - durch mehr Beantragung und         Dienstleistungen, die den Kommunen in
  ggf. durch weniger Rückforderungen        Nordrhein-Westfalen kostenlos zur Ver-
  aufgrund der korrekten Beantragung        fügung stehen. Diese Unterstützung kann
  und Abwicklung                            für unterschiedliche Projektphasen und
■ Unter Umständen mehr (geförderte)         in unterschiedlicher Form genutzt wer-
  Projekte                                  den – sowohl die Fördermanagerin / der
■ Der Aufbau und die Bündelung von för-     Fördermanager selbst, als auch die Ver-
  dertechnischem Wissen in der Verwal-      waltung bzw. Führungsebene der Verwal-
  tung                                      tung kann Adressat sein.
■ Eine zentrale Ansprechperson - sowohl
  intern als auch nach außen - und damit    ■   Unterstützung der Kommunen bei
  Aufbau einer Vertrauensbasis                  der Zieldefnition und der Stellen-
                                                und Aufgabenbeschreibung
Die Anforderungen                           ■   Projektstrukturierung (notwendige
                                                Schritte, Meilensteine etc.)
■ Eine ofene, hausinterne Kommuni-          ■   Projektbegleitung als Sparringspart-
  kation                                        ner (Ideenentwicklung, Teilnahme
■ Die Finanzierung der Stelle der Förder-       an Sitzungsterminen, Plausibilisie-
  managerin / des Fördermanagers                rungen)
■ Unterstützung durch die Führungsspitze    ■   Begleitung von internen Gesprächen
■ Der Wille zur Veränderung - Zuständig-    ■   Informationstransfer     organisieren
  keiten können sich verschieben, neue          (z.B. mit thematisch erfahrenen
  Zusammenarbeiten entstehen                    Kommunen)
■ Klare Zielvorgaben: Was wollen wir er-    ■   Prozesse des Fördermanagements
  reichen und wer ist wofür und bis wann        zielorientiert optimieren
  zuständig?                                ■   Moderation von fachgebietsübergrei-
■ Regelmäßige Arbeitstrefen zum Aus-            fenden Gesprächen (z.B. Konfiktge-
  tausch zwischen allen Beteiligten             spräche)
                                            ■   Zusammenstellung von empfehlens-
                                                werten, zuwendungsrechtlichen Se-
                                                minaren
                                            ■   Fördermittelrecherchen
Im Anschluss an die Präsentation wur-      setzungen der Wohnraumförderung, die
den folgende Fragen an die Referentin-     Anforderungen an Anspruchsberechtigte
nen gestellt:                              und auch die Konditionen der Förderung
                                           so verändert, dass eine erneute Argu-
Kann eine Hausverwaltung oder auch         mentation – ggf. unterstützt durch eine
eine Eigentümergemeinschaf für nicht       Beispielrechnung – die Bereitschaf der
kreditwürdige Eigentümerinnen und          Traditionsgenossenschafen      erhöhen
Eigentümer einspringen?                    könnte.
Im Rahmen der energetischen Sanierung
von und barrierereduzierenden Maßnah-      Inwieweit ist das Thema des (sozialen)
men an Wohngebäuden bestehen auch          Wohnungsbaus in den Quartiersmanage-
für Eigentümergemeinschafen Förder-        ments vor Ort angekommen?
möglichkeiten, beispielsweise der NRW.     In vielen Handlungskonzepten fehlt die-
BANK.WEG-Kredit oder das Programm          ses Thema – wenn es enthalten ist, dann
„Energieefzient Sanieren“ der Kf W-        bietet es erfahrungsgemäß eine gute
Bank. Die Anträge sind jeweils über eine   Handlungsgrundlage. In Wuppertal bei-
Hausbank zu stellen, die die Kreditwür-    spielsweise lädt die Stadt zusammen mit
digkeit der Eigentümergemeinschaf be-      dem Quartiersbüro Eigentümerinnen
urteilt und dann ggf. einen Antrag auf     und Eigentümer aktiv zu Eigentümerfo-
Förderung stellt.                          ren ein, um über Probleme wie fehlendes
                                           Eigenkapital oder mangelnde Rendite zu
Wie lassen sich Traditionsgenossen-        sprechen. In den zuständigen Fachabtei-
schafen dazu bewegen, Fördermittel         lungen ist das Thema sehr wohl präsent,
der Wohnraumförderung in Anspruch zu       jedoch muss es insgesamt noch stärker in
nehmen?                                    den Kontext der integrierten Stadtteilent-
Es wird häufg die Erfahrung gemacht,       wicklung gerückt werden. Dabei kann es
dass noch einige Ressentiments gegen-      hilfreich sein, eine Kollegin / einen Kolle-
über dem sozialen Wohnungsbau be-          gen aus dem Bereich der sozialen Wohn-
stehen. Allerdings haben sich in den       raumförderung mit in den Planungspro-
vergangenen Jahren sowohl die Ziel-        zess zu integrieren.
Werkstattgruppe I
Konzentration öfentlicher Fördermittel für be-
nachteiligte Quartiere: Das Beispiel
"Heimathafen Nordstadt"
Uta Wittig-Flick, Amt für Wohnen und Stadt Erneuerung, Stadt Dortmund und
Andreas Koch, Vorstand der Stifung Soziale Stadt

Heimathafen Nordstadt – von der Ruine
zum Leuchtturm                                 Mittel- und Ressourcenbündelung
Der Dortmunder Hafen ist der größte Ka-        Das Projekt „Heimathafen Nordstadt“ zeigt, wie öfentliche und pri-
nalhafen Europas. Ein Teil des Hafenge-        vate Ressourcen in einem Projekt gebündelt werden können. So be-
biets wird von einer gut funktionierenden      antragte das Amt für Wohnen und Stadterneuerung für den Erwerb
Industrie genutzt, ein anderer Teil liegt      des Gebäudes Mittel aus der Städtebauförderung sowie dem Euro-
brach. Der Hafen grenzt unmittelbar an         päischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Das Jobcenter
die Nordstadt an, das am stärksten be-         sicherte zu, Mittel in den Umbau und Betrieb des Gebäudes einzu-
nachteiligte Quartier Dortmunds.               bringen, um damit die Beschäfigung, Qualifizierung und Beratung
                                               Langzeitarbeitsloser zu fördern. Zusätzlich gab das ehrenamtliche
Hier – zwischen Wasser, Industrie und der      Engagement des Bund Deutscher Architekten (BDA) einen wichti-
Nordstadt – liegt ein 1.559 m² großes ehe-     gen Anstoß für das Projekt, während die Stifung Soziale Stadt eine
maliges Speichergebäude mit Pferdestall        Konzeption entwickelte und die inhaltliche Umsetzung übernahm.
(Abbildung 9: Rahmenplan). Aufgrund            Durch die gute Vernetzung vor Ort konnten weitere Akteure für das
baulicher Mängel und seiner Lage war           Projekt gewonnen werden. All diese unterschiedlichen Ressourcen
das Objekt schon längere Zeit nicht mehr       haben ein integriertes und konsensfähiges Projekt ermöglicht, und
vermietbar. Hier soll nun ein Leuchtturm       schafen so einen Mehrwert für den Stadtteil.
entstehen, der seinen Impuls für das Ha-
                                               Das Projekt zeigt, dass Mittel- und Ressourcenbündelung als
fengebiet und für die Nordstadt setzt.
                                               Chance für die Stadtteilentwicklung verstanden werden können.
                                               Gleichzeitig wurde in der Diskussion deutlich, dass viele Heraus-
Im Jahr 2015 wandte sich der Bund Deut-
                                               forderungen bestehen. Die Erfahrungen der Moderatoren und
scher Architekten (BDA) erstmals mit
                                               Teilnehmenden zeigten: Mittelbündelung erfordert Know-how,
dem Anliegen an die Stadt, das Gebäu-
                                               Kooperationsbereitschaf, ein integriertes und ressortübergreifen-
de zu bewahren. Daraufhin empfahl die
                                               des Handeln und nicht zuletzt einen starken Willen bei allen Betei-
Stadt Dortmund dem BDA, lokale Part-
                                               ligten.
ner zu suchen und ein Nutzungskonzept
zu entwickeln. An dieser Stelle kam die
Stifung Soziale Stadt ins Spiel (Informa-
tionen zur Stifung Soziale Stadt siehe In-
fokasten „Stifung Soziale Stadt“ auf Seite
17). Gemeinsam entwickelten der BDA,
die Stifung Soziale Stadt und die Stadt
Dortmund im Rahmen einer Public Priva-
te Partnership das Projekt „Heimathafen
Nordstadt“. Dieses Projekt ist in ein Inte-
griertes Handlungskonzept eingebunden,
welches für das Hafengebiet Investitionen
in Höhe von 7 Mio. Euro vorsieht – davon
fast 3,7 Mio. Euro für den Heimathafen.

Im Jahr 2017 wurde die Umsetzung des
Projekts bewilligt. Architekten und Sta-
tiker sind bereits aktiv, um einen Bau-
beginn im Jahr 2019 zu ermöglichen. Im
2. Halbjahr 2020 soll der „Heimathafen
Nordstadt“ schließlich eröfnet werden.                                                       Abb. 9: Rahmenplan
                                              Bandbreite an Zielen. Der Heimathafen          Hafenquartier
Ein Ort der Begegnung                         soll zu einem Begegnungsort mit inte-          Speicherstraße
Mit der Entwicklung des „Heimathafen          griertem Beratungs- und Bildungsange-          Quelle: postwelters +
Nordstadt“ verfolgen die Partner eine         bot werden, welcher die soziale Teilhabe       Partner mbB

                                                                                                                     15
und Integration im Quartier fördert und      hafens eingebunden werden. In diesem
                       einen Impuls für die Entwicklung des Ha-     Zusammenhang entsteht im Erdgeschoss
                       fengebiets setzt.                            eine Ausbildungsgastronomie für Zuge-
                       Der Heimathafen soll ein Ort für alle        wanderte und Langzeitarbeitslose. Auch
                       Menschen werden, die die Nordstadt ihre      im Facility Management sollen Langzeit-
                       Heimat nennen. Aus diesem Grund soll         arbeitslose eingesetzt werden. Das zwei-
                       die Gestaltung des Gebäudes und des öf-      te Obergeschoss sieht eine Sammelstelle
                       fentlichen Raums unter Beteiligung der       für Beratungs- und Qualifzierungsange-
                       Bewohnerinnen und Bewohner erfolgen.         bote, Jobcoaching, Schwangerschafsbe-
                       Der Brückenschlag zu den Menschen in         ratung und viele weitere Angebote vor,
                       die Nordstadt ist damit ein zentraler Be-    die den Bewohnerinnen und Bewohnern
Fotos: GrünBau gGmbH   standteil des Projekts.                      des Quartiers zu Gute kommen sollen. In
                                                                    den Kellerräumen des Gebäudes wird die
                                                                    Pop School der Musikschule Dortmund
                                                                    einziehen, welche einen besonderen Fo-
                                                                    kus auf die Integration von Gefüchteten
                                                                    legt. Des Weiteren wird eine Jugendhilfe-
                                                                    station als Anlaufstelle für Jugendliche
                                                                    entstehen, die nicht mehr zu Hause woh-
                                                                    nen können. Hier bekommen sie einen
                                                                    neuen Trefpunkt angeboten. Die Räum-
                                                                    lichkeiten des Heimathafens sollen auch
                                                                    ein Ankerpunkt für kulturelle Veranstal-
                                                                    tungen werden.

                                                                    Gelingensfaktoren für den Heimathafen
                                                                    Als Grundvoraussetzung für das Gelin-
                                                                    gen eines solchen Projektes nennen Uta
                                                                    Wittig-Flick und Andreas Koch fünf Fak-
                                                                    toren:

                                                                    Kooperation von Stadtteilakteuren und
                                                                    Stadtverwaltung
                                                                    Um im Quartier eine positive Einstellung
                                                                    voranzubringen, brauche es sowohl pri-
                                                                    vate Akteure, die im engen Kontakt zu
                                                                    den Menschen vor Ort stehen, als auch
                                                                    Akteure aus der Stadtverwaltung, so
                                                                    Andreas Koch. Hierfür gebe es in Dort-
                                                                    mund bereits gute Voraussetzungen: Auf-
                                                                    grund der langjährigen Zusammenarbeit
                                                                    im Programm „Soziale Stadt“ bestünden
                                                                    vielfältige Partnerschafen zwischen
                                                                    den Trägern und Akteuren im Stadtteil
                                                                    und der Stadtverwaltung und eine Pro-
                                                                    fessionalität in der Kooperation. Neben
                                                                    den Hauptpartnern (Stadt Dortmund,
                                                                    BDA und Stifung Soziale Stadt) sollen im
                                                                    Betrieb des Heimathafens weitere Part-
                                                                    ner hinzukommen – unter anderem das
                                                                    Jobcenter, die Wirtschafsförderung, der
                                                                    Sozialdienst katholischer Frauen und die
                                                                    Musikschule.

                       So wurde in den Stadtteilwerkstätten zur     Kooperation auf Augenhöhe
                       Entwicklung des Integrierten Handlungs-      Für eine erfolgreiche Kooperation sei es
                       konzeptes deutlich, dass Langzeitarbeits-    wichtig, dass sich alle Partner auf Au-
                       losigkeit und die infrastrukturelle Anpas-   genhöhe begegnen, so die Erfahrung der
                       sung für Zugewanderte zentrale Themen        Stadt. Dies bedeute zum einen, dass die
                       der Nordstadt sind. Aus diesem Grund         Träger und Akteure inhaltlich als Exper-
                       sollen die entsprechenden Zielgruppen        ten und Multiplikatoren für ihren Stadt-
                       bereits in Umbau und Betrieb des Heimat-     teil verstanden werden. So wurde die

16
inhaltliche Ausgestaltung des Heimatha-
fens durch ihre Ideen und ihr Gespür für      Stifung Soziale Stadt
den Stadtteil geleistet.                      Die Stifung Soziale Stadt wurde in einer Zeit geringer Fördersum-
                                              men im Programm „Soziale Stadt“ (2011-2013) ins Leben gerufen,
Zum anderen sollten frühzeitige Diskus-       um die soziale Stadtteilentwicklung in Dortmund weiter voranzu-
sionen zu möglichen Konfiktpunkten            treiben. Heute ist die Stifung zu einem lokalen „Think Tank“ der
mit allen Betrofenen geführt und eine         „Sozialen Stadt“ geworden.
enge Abstimmung zwischen den Projekt-
                                              Ein charakterisierendes Merkmal ist das 22-köpfige ehrenamtliche
partnern gepfegt werden. Im Rahmen
                                              Kuratorium der Stifung, welches sich aus den verschiedensten
des Projekts musste beispielsweise für
                                              Institutionen und Gruppierungen zusammensetzt: Vom Oberbür-
den Gebäudeumbau ein Kompromiss zwi-
                                              germeister über Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie und
schen der Beaufragung von Fachfrmen
                                              Gewerkschafen bis hin zu Fachleuten aus Sozialverbänden und
und dem Engagieren von Langzeitarbeits-
                                              Stadtentwicklung – die Gruppe bildet einen breiten gesellschaf-
losen über die GrünBau gGmbH gefun-
                                              lichen Konsens ab und verfügt über ein hohes fachliches Know-
den werden.
                                              how.
                                              Durch eigene Projekte wie die Erneuerung und Erweiterung eines
Selbstverständlichkeit von integriertem
                                              Abenteuerspielplatzes oder den Bau von Bürgergärten und Gene-
und ressortübergreifendem Handeln
                                              rationenparks kann die Stifung dabei einen Beitrag an den Stellen
Innerhalb der Stadtverwaltung sind mit
                                              leisten, an denen öfentliche Fördergelder nicht zur Verfügung ste-
dem Amt für Wohnen und Stadterneue-
                                              hen.
rung, der Wirtschafsförderung und dem
Jobcenter viele verschiedene Ressorts in      Darüber hinaus ist die Stifung Gesellschaferin des Beschäfi-
das Projekt des Heimathafens integriert.      gungs- und Qualifizierungsunternehmens GrünBau gGmbH und
Die langjährigen Erfahrungen der Stadt-       des Integrationsbetriebes für Menschen mit Behinderungen Grün-
verwaltung mit integriertem und ressort-      Bau Inklusiv gGmbH, welche ihren Sitz in der Dortmunder Nord-
übergreifendem Handeln und in diesem          stadt haben. So leistet sie einen Beitrag für die Schafung von
Zusammenhang eingespielte Kontakte            Dauerarbeitsplätzen für Geringqualifizierte und Menschen mit Be-
und Kooperationen kommen dem Projekt          hinderung.
zu Gute.                                      Website: https://stifung.gb-do.de

Mittel- und Ressourcenbündelung
Wichtig für den Erfolg des Projekts war
es, dass mithilfe des integrierten Projekt-
ansatzes unterschiedliche Mittel und
Ressourcen genutzt werden konnten. Für
den Umbau des Gebäudes wird beispiels-
weise eine EFRE-Förderung in Anspruch
genommen, während der Betrieb zu Tei-
len durch das Jobcenter fnanziert wird.
Daneben bilden private Ressourcen wie
das ehrenamtliche Engagement und das
Einbringen von Know-how des BDA und
der Stifung Soziale Stadt einen zentralen
Bestandteil des Projekts.

Volle Unterstützung von Politik und Ver-
waltung
Das Projekt „Heimathafen Nordstadt“ ist
„Chefsache“. Für eine schnelle und rei-
bungslose Umsetzung wird das Projekt
zum Teil anderen Angelegenheiten vorge-
zogen.

                                                                                                              17
Werkstattgruppe II
                                  ESF-geförderte Quartiersprojekte:
                                   Das Beispiel "PrioA" in Wuppertal
         Patricia Knabenschuh, Stadt Wuppertal; Sabine Thrien, GESA Beteiligungs
                              gGmbH und Erik Schöneberg, Jobcenter Wuppertal

                        Anhand des Projekts „PrioA“ sowie zwei        Menschen nicht erreichen. Außerdem
                        weiterer Projektbeispiele aus Wupper-         besteht eine Herausforderung darin, die
                        tal ging es in dieser Werkstattgruppe um      Menschen mit ihren verschiedenen kul-
                        „ESF-geförderte Quartiersprojekte“. Pat-      turellen Kontexten zusammenzuführen.
                        ricia Knabenschuh ist bei der Stadt Wup-
                        pertal zuständig für die Programmgebiete      Die Stadt Wuppertal versucht gemein-
                        Heckinghausen und Oberbarmen-Wich-            sam mit dem Jobcenter Wuppertal und
                        linghausen. Sabine Thrien ist zuständig       der GESA Beteiligungs-gGmbH mehrere
                        für     Arbeitsmarktintegrationsprojekte,     niedrigschwellige Projekte umzusetzen.
                        und Erik Schönenberg ist in seiner Funk-      Dabei werden die Menschen in den Quar-
                        tion als Projektkoordinator beim Jobcen-      tieren aufgesucht, also auf Schulhöfen, in
                        ter Wuppertal involviert.                     Kindergärten, auf Straßen- oder Stadtteil-
                                                                      festen. Durch die Präsenz vor Ort sowie
Mittel- und Ressourcenbündelung                                       eine langfristige personelle Kontinuität
Zur Umsetzung sozialintegrativer Projekte in der „Sozialen Stadt“     konnte bei den Menschen eine hohe Ak-
in Nordrhein-Westfalen stehen in der laufenden EU-Förderperiode       zeptanz geschafen werden.
Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) über den Aufruf „Starke
Quartiere – Starke Menschen“ zur Verfügung. Durch die Bündelung       Projekt „PrioA“
der „sozialen“ und der „planerischen“ Fördertöpfe wird auch die       Menschen in Arbeit und Ausbildung zu
Kooperation zwischen den zuständigen Verwaltungsbereichen             bringen, sollte innerhalb eines Quartiers
befördert, wie das Beispiel in Wuppertal zeigt.                       höchste Priorität haben – daher auch der
                                                                      Name „PrioA“. Das Projekt ist vor dem
In dem Wuppertaler Beispiel werden Mittel der Städtebau-
                                                                      Hintergrund entstanden, dass es Men-
förderung/Soziale Stadt (für das Quartiersmanagement), des ESF
                                                                      schen gibt, die sich auf klassischem Wege
(sozialintegrative Projekte) sowie finanzielle Mittel und Personal-
                                                                      kaum erreichen lassen. Beratungsange-
ressourcen der Stadtverwaltung und des Jobcenters (jeweilige Ei-
                                                                      bote des Jobcenters oder anderer Institu-
genanteile) zusammen eingesetzt.
                                                                      tionen nutzen sie in der Regel nicht von
Ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei den Problemlagen, die mit   sich aus. Gleichzeitig haben sie aber den
den Projekten bearbeitet werden, um strukturelle und langfristige     höchsten Förderbedarf. Daher wurde
sozioökonomische Themen handelt, sind die ESF-geförderten             eine ständige Anlaufstelle im Quartier
Programme wechselnden politischen Schwerpunktsetzungen                geschafen, das „Pförtnerhäuschen“. Des
unterworfen. Die Kommunen sind daher immer wieder gezwungen,          Weiteren gibt es einen Beratungsbus, der
die Projekte an den Fördermöglichkeiten und -regularien               häufg auf Plätzen wie dem Berliner Platz,
auszurichten. Eine nachhaltige Überführung der Erkenntnisse und       dem Wichlinghauser Markt, auf Schulhö-
Strukturen in die Regelsysteme wird dadurch erschwert.                fen, vor Kindergärten oder auf Straßen-
                                                                      festen steht und so eine große Nähe zu
                        Ausgangssituation und Ansatz                  den Menschen ermöglicht.
                        Das Programmgebiet der „Sozialen Stadt“
                        Oberbarmen-Wichlinghausen ist ge-             Das Projekt „PrioA“ läuf zunächst bis
                        kennzeichnet durch eine hohe Anzahl           Ende des Jahres 2018, eine Verlängerung
                        von Menschen mit Fluchthintergrund,           wird angestrebt. Problematisch für die
                        einen erheblichen Migrationsanteil und        Verlängerungen allgemein ist die Ände-
                        immense Arbeitslosigkeit. In den beiden       rung der Förderrichtlinien des ESF mit
                        Quartieren Oberbarmen und Wichling-           der Fokussierung auf den Themenbereich
                        hausen leben Menschen aus nahezu 100          Kinderarmut: Da sich das Projekt nicht
                        verschiedenen Nationen. Vielen Bewoh-         explizit auf Kinder beschränkt, kann eine
                        nerinnen und Bewohnern der Quartiere          Verlängerung des Projekts ohne entspre-
                        fehlt es an Kenntnissen über das deut-        chende Anpassungen schwierig werden.
                        sche Sozial-, Arbeits- und Schulsystem.       Damit könnte jedoch der eigentliche Sinn
                        Mit den traditionellen Beratungsangebo-       des Projektes verloren gehen (vgl. hierzu
                        ten und Hilfesystemen lassen sich viele       auch unten „Hindernisse“).

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