7 Mittelbündelung und Förderlandschaf - Soziale Stadt NRW
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7 Mittelbündelung und Förderlandschaf Dokumentation der Veranstaltung im Rahmen der Werkstattreihe des Städtenetzes Soziale Stadt NRW Sozialraumorientierung und ressortübergreifende Handlungsansätze in der Stadtentwicklung und im Quartier am 30. Mai 2018 in Duisburg
Impressum Herausgeber Stadt Essen, der Oberbürgermeister Städtenetz Soziale Stadt NRW Amt für Stadterneuerung und Bodenmanagement Rathenaustraße 2 45121 Essen Bearbeitung STADTRAUMKONZEPT GmbH Marion Kamp-Murböck, Mara Ahlers, Stefan Lorek Layout und Satz STADTRAUMKONZEPT GmbH Susanne Fasselt, Sebastian Siebert Fotos (sofern nicht anders angegeben) Daniel Sadrowski Essen, Februar 2019 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.
Werkstattreihe Sozialraumorientierung und ressortübergreifende Handlungsansätze in der Stadtentwicklung und im Quartier „Mittelbündelung und Förderlandschaf“ am 30. Mai 2018 in Duisburg Internationales Zentrum | Flachsmarkt 15 | 47051 Duisburg Inhalt Begrüßung ...................................................................................................................................................... 3 Impulsvorträge Ressortübergreifende Strategie Soziale Stadt des Bundes - Nachbarschaf stärken, Miteinander im Quartier ................................................................................................................................................ 4 Soziale Wohnraumförderung und begleitende Programme zur Städtebauförderung in Nordrhein-Westfalen ................................................................................................................................ 8 Berichte und Erkenntnisse aus den Werkstattgruppen Konzentration öfentlicher Fördermittel für benachteiligte Quartiere. Das Beispiel "Heimathafen" der Stifung Soziale Stadt Dortmund ..................................................... 15 ESF-geförderte Quartiersprojekte. Das Beispiel "PrioA" in Wuppertal ................................................ 18 (Soziale) Wohnraumförderung im Quartier. Kommunaler Umgang mit einer Schrottimmobilie: Das Beispiel "Neues Parkquartier Unna-Königsborn"........................................... 22 Arbeitsaufrag an das Städtenetz Soziale Stadt NRW und Conclusio ........................................................ 29 Anhang .......................................................................................................................................................... 30 Hinweis: Diese Dokumentation erfasst den Grundtenor der Diskussionen im Rahmen der Veranstaltung und gibt damit nicht zwingend alle Einzelmeinungen wieder.
Begrüßung Carsten Tum, Sprecher des Städtenetzes Soziale Stadt NRW In seiner Funktion als Sprecher des sei ein wesentliches Charakteristikum Städtenetzes Soziale Stadt NRW begrüßte des Programms Soziale Stadt, die Ergän- der Beigeordnete für Stadtentwicklung zung von Mitteln der Städtebauförderung und Umwelt der Stadt Duisburg Carsten durch Gelder aus anderen Programmen Tum die Anwesenden zur siebten Werk- ein wesentlicher Bestandteil der Pro- statt des Städtenetzes Soziale Stadt NRW. grammumsetzung in Nordrhein-Westfa- Vor dem Hintergrund seiner eigenen len. Als ressortübergreifendes Programm langjährigen Erfahrung in der integrier- setze die „Soziale Stadt“ die Mittelbün- ten Stadt(teil)entwicklung wies Herr Tum delung im Grunde voraus – allein schon darauf hin, wie wichtig der regelmäßige über die erforderliche Ko-Finanzierung fachliche Austausch über die Stadtgren- von Fördergeldern der Europäischen Uni- zen hinweg sei, um voneinander lernen on. Die korrekte Beantragung unter Ver- zu können und auf bestehende Erkennt- meidung von Doppelfnanzierung gehöre nisse aufbauen zu können. Keiner müsse zum Alltag der integrierten Stadt(teil)ent- hier bei null beginnen, sondern der Aus- wicklung. tausch ermögliche die stetige Weiterent- wicklung. Herr Tum wünschte allen Anwesenden einen regen Austausch. In dieses Verständnis reihe sich auch die aktuelle Veranstaltung der 2017 gestarte- Die folgenden Impulsvorträge stellten ten Reihe „Sozialraumorientierung und die aktuellen Vorhaben zur ressortüber- ressortübergreifende Handlungsansätze greifenden Förderung auf Bundesebene in der Stadtentwicklung und im Quartier“ sowie die Möglichkeiten der Mittelbün- ein, in der die Förderung im Mittelpunkt delung in den Quartieren durch die Pro- steht. Man habe immer wieder vor der gramme der NRW.Bank dar. Frage gestanden, wie es denn wohl mit der Förderung weitergehe. Tatsache sei Im Fokus standen dabei Informationen allerdings auch, dass diese Frage bislang zu den bestehenden Möglichkeiten sowie immer positiv beantwortet wurde und zu den Umsetzungsbedingungen für eine sich die Arbeit in den Stadtteilen fort- Mittelbündelung zur Umsetzung der Auf- laufend als wichtig und richtig erwiesen gaben der Stadtentwicklung. habe. Die Bündelung von Fördermitteln
Impulsvortrag I Ressortübergreifende Strategie Soziale Stadt des Bundes - Nachbarschafen stärken, Miteinander im Quartier Timo Heyn, Institut empirica Timo Heyn beleuchtete in seinem Im- fasste Koalitionspapier mit dem Schwer- pulsvortrag die Hintergründe des Pro- punkt „Ressortübergreifende Strategie“ gramms „Soziale Stadt“ und seiner Part- führte dann wiederum zu einer starken nerprogramme und gab einen Überblick Mittelaufstockung (siehe Abbildung 1). über die aktuelle Förderkulisse im Rah- men der „Ressortübergreifenden Strate- Zum Stand 2017 haben sich rd. 510 Städte gie Soziale Stadt“. und Gemeinden am Programm „Soziale Stadt“ beteiligt (siehe Abbildung 2). 1. Hintergrund der „Ressortübergrei- Das Programm wird zwar nach wie vor fenden Strategie“ nicht gemeinsam von verschiedenen Ministerien auf einer Ebene getragen; Seit 1999 unterstützen Bund und Län- hinzugekommen sind allerdings Partner- der mit dem Programm „Soziale Stadt“ programme, u.a. auch in Verantwortung gemeinsam die Stabilisierung und Auf- anderer Ministerien, welche an das Pro- wertung städtebaulich, wirtschaflich gramm „Soziale Stadt“ andocken. und sozial benachteiligter und struktur- schwacher Stadt- und Ortsteile. Das vom Unter dem Titel „Nachbarschafen stär- Bundesbauministerium konzeptionierte ken, Miteinander im Quartier“ entwi- Programm war von Beginn an als ressort- ckelte die Bunderegierung nun „eine übergreifendes Programm gedacht. ressortübergreifende Strategie ‚Soziale Stadt‘ […], mit der zukünfig additiv För- Über die Laufzeit des Programms hinweg dermittel anderer Ressorts in Gebieten gab es abhängig von der politischen Agen- mit erhöhten Integrationsanforderungen da starke Schwankungen im verfügbaren gebündelt werden sollen“ (Koalitionsver- Finanzrahmen. Im Jahr 2006 wurden trag „Deutschlands Zukunf gestalten“, S. Modellvorhaben für sozial-integrative 117). Hiermit wird erstmals auch auf Bun- Maßnahmen eingeführt, welche zu einer desebene eine übergreifende und sozial- Mittelaufstockung in den Jahren 2006 bis raumbezogene Strategie verfolgt. 2010 führten. Dies hat auf lokaler Ebene viel bewirkt und in der Folge auch fach- 2. Aktuelle Partnerprogramme der Abb. 1: Verpfichtungsrah- übergreifend eine breite Resonanz für die „Sozialen Stadt“ men der Bundesfnanzhil- „Soziale Stadt“ geschafen. In den Jahren fen der Sozialen Stadt. 2011 bis 2013 hingegen wurden die Mittel Derzeit existieren drei Partnerprogram- Quelle: Institut empirica deutlich zurückgefahren. Das 2013 ver- me, welche die „Soziale Stadt“ fankieren. a) JUGEND STÄRKEN im Quartier JUSTiQ Mit "JUGEND STÄRKEN im Quartier" bün- deln das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) erstmalig in einem gemeinsamen Programm Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF). Ziel ist es, Angebote für junge Menschen zur Überwindung von sozialen Benachteili- gungen und individuellen Beeinträchti- gungen am Übergang von der Schule in den Beruf zu schafen – schwerpunkt- mäßig in den Programmgebieten der „Soziale Stadt“, aber auch in anderen ver- gleichbaren Gebieten. 4
In der ersten Förderrunde von 2015 bis 2018 förderte das Programm 178 Mo- dellkommunen, in welchen Angebote für junge Menschen zwischen 12 und 26 Jahren geschafen wurden, wie z.B. Case Management, aufsuchende Jugendsozial- arbeit, niedrigschwellige Beratung / Clea- ring, Mikroprojekte mit Quartiersbezug oder Arbeitsmarktmaßnahmen. Weitere Informationen: www.jugend-staerken.de b) Bildung, Wirtschaf, Arbeit im Quartier – BIWAQ Das ESF-Bundesprogramm „Bildung, Wirtschaf, Arbeit im Quartier – BIWAQ“ ist bereits seit 2008 Partnerprogramm der „Sozialen Stadt“. Mit Mitteln des ESF und des Bundesbauministeriums werden quartiersbezogene Projekte zur Integra- tion in Arbeit und zur Stärkung der loka- len Ökonomie in benachteiligten Stadt- und Ortsteilen gefördert. Bislang konnten mit dem Programm mehr als 220 arbeits- marktpolitische, mehrjährige Projekte in etwa 200 Gebieten der „Sozialen Stadt“ unterstützt werden. Weitere Informationen: Weitere Informationen: Abb. 2: Städte und Ge- https://www.biwaq.de1 https://www.investitionspakt-integration. meinden im Programm de Soziale Stadt, Programm- c) Investitionspakt Soziale Integration jahr 2017. im Quartier 3. Modellvorhaben der „Ressortüber- Quelle: BBSR Mit dem Investitionspakt „Soziale Integ- greifenden Strategie“ ration im Quartier“ fördert das Bundes- 1 Einen Überblick über bauministerium seit 2017 die Erhaltung Zur Stärkung ressortübergreifender die BIWAQ-Projekte in und den Ausbau sozialer Infrastruktur im Handlungsansätze hat das BMI einen Etat Nordrhein-Westfalen Wohnumfeld (Gemeinbedarfs- und Folge- von 10 Mio. Euro p.a. (für 4 Jahre) für res- (Förderphase 2015-2018) einrichtungen). Ziel des Investitionspakts sortübergreifende Modellvorhaben der gibt die Seite https://www. ist es, Angebote der quartiersbezogenen sozialen Stadtentwicklung in Trägerschaf soziale-stadt.nrw.de/stadt- Integration und des sozialen Zusammen- außerhalb des BMI vorgesehen. Ziel ist teile_projekte/biwaq.php halts zu schafen und Einrichtungen der es, mit anderen Ministerien auf Grundla- sozialen Infrastruktur als Orte der Integ- ge gemeinsamer Förderrichtlinien auch ration zu qualifzieren. Analog zum Quar- gezielt sozial-integrative Angebote für tiersmanagement im Programm Soziale die Fördergebiete der „Sozialen Stadt“ in Stadt sind investitionsbegleitende Maß- Ergänzung zu den baulichen Maßnah- nahmen, insbesondere Planungs- und men der Städtebauförderung zu schafen. Beteiligungsverfahren, förderfähig. Darüber hinaus sollen auch begleitende Hierfür stellt der Bund den Ländern in Maßnahmen, Forschung, Evaluierung so- den Jahren 2017 bis 2020 jährlich 200 wie Wissenstransfer über die notwendige Mio. Euro als Finanzhilfe zur Verfügung, Verstetigung, die Weiterentwicklung der welche in Programmgebieten der Städte- ressortübergreifenden Zusammenarbeit bauförderung und im Einzelfall auch sowie die administrative Abwicklung ge- außerhalb der Gebietskulisse eingesetzt fördert werden. Die Modellvorhaben sind werden können. Der Bundesanteil ent- auf vier bis fünf Jahre angelegt. spricht dabei 75 % der förderfähigen Kos- ten. Im Programmjahr 2017 wurden 235 Derzeit sind verschiedene Modellprojek- Maßnahmen in 202 Kommunen durchge- te in mehreren Handlungsfeldern geplant führt. bzw. bereits begonnen worden: 5
b) Jugendmigrationsdienst (JMD) im Quartier Kooperation: Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) und Bundesministe- rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ) Umsetzung: Jugendmigrationsdienste Zielgruppe: Bewohnerinnen und Bewohner in Quar- tieren der Sozialen Stadt, insbesondere junge Menschen mit/ohne Migrationshin- tergrund und Erwachsene sowie relevan- te Akteure vor Ort Das Modellvorhaben „Jugendmigrations- dienst im Quartier“ hat zum Ziel, junge Menschen beim Zugang zu Bildung und Arbeit zu unterstützen und sie in der aktiven Teilnahme am Quartiersleben zu stärken. Die 16 Modellprojekte befn- den sich in aktuellen bzw. ehemaligen a) Verbraucher stärken im Quartier Gebieten der Sozialen Stadt und sind in bestehenden JMD eingerichtet. Da- Kooperation: bei fungiert der JMD als Partner in der Bundesministerium des Innern, für Bau Stadtteil- und Quartiersentwicklung mit und Heimat (BMI) und Bundesministe- besonderen Kompetenzen bezogen auf rium für Justiz und Verbraucherschutz migrations- und integrationsbezogene (BMJV) Themen und versucht Barrieren zu sozia- Umsetzung: len Diensten und Angeboten im Quartier Verbraucherzentrale Bundesverband abzubauen. Konkrete Projekte können (vzbv) und 16 Verbraucherzentralen beispielsweise eine Jugendkonferenz, Zielgruppe: Quartierserkundungen per Handy, eine Besonders schutzwürdige Verbraucher- Lesebühne, Elternarbeit oder intensive gruppen in den Quartieren der Sozialen Vernetzungsarbeit sein. 16 ausgewählte Stadt Modellprojekte befnden sich inzwischen in der aktiven Umsetzung. Mit dem Modellvorhaben „Verbraucher stärken im Quartier“ sollen gezieltere Weitere Informationen: Hilfsangebote für Menschen geschafen https://www.jugendmigrationsdienste. werden, die aufgrund ihrer Lebensum- de/jmd-im-quartier/ stände und ihres geringen Einkommens auf Hilfestellung im Alltag angewiesen c) UTOPOLIS - Soziokultur im Quartier sind, sowie die Unterstützungsstrukturen und Netzwerke vor Ort gestärkt werden. Kooperation: Über das Vorhaben kann beispielsweise Bundesbeaufragte für Kultur und Medien unter Einsatz geschulter Quartiersmit- Umsetzung: arbeiterinnen und -mitarbeiter eine Be- Soziokulturelle Zentren im Quartier ratung bei Themen zum Konsumalltag Zielgruppe: (Handyverträge, Energieverträge, Kredite Bewohnerinnen und Bewohner der Quar- etc.) eingerichtet werden. tiere in allen Altersgruppen Aktuell ist das Modellvorhaben an den Im Oktober 2018 ging das Modellvorha- drei Standorten Saarbrücken, Bonn und ben „UTOPOLIS – Soziokultur im Quar- Halle gestartet. Weitere 13 Standorte sol- tier“ mit einem Gesamtvolumen von 3,4 len dazukommen. Mio. Euro (2018-2022) an den Start. Es fördert eine nachhaltige Vernetzung im Weitere Informationen: Quartier mit soziokulturellen Zentren https://www.vzbv.de/pressemitteilu n g/ als Anker und stärkt das soziale Mitein- verbraucher-staerken-im-quartier ander sowie Partizipation und Teilhabe 6
im Quartierskontext. Darüber hinaus Kitas sollen Beratungsangebote ange- zielt das Modellvorhaben darauf ab, lang- siedelt werden. Zusätzlich wird das Ver- fristige Zugänge zu einer kulturellen An- anstaltungsformat „Ess-Kult-Tour“ seit gebotsstruktur zu schafen und Wissen Sommer 2018 an rund 80 Schulen durch- zu dokumentieren und zu verbreiten. geführt, die in Gebieten der „Sozialen Zentrale Themenfelder der Maßnahmen Stadt“ liegen. sind darstellende Kunst, Medienarbeit, bildende Kunst sowie Literatur. Weitere Informationen: Zwölf Modellvorhaben wurden im Okto- https://www.in-form.de/ ber 2018 gestartet. Den Aufakt bildete die https://www.verbraucherzentrale.de/gut- Fachkonferenz „Soziokultur fndet Stadt“ essen-macht-stark-29540 am 12. und 13. September in Berlin. 5. Wie kommt die Unterstützung in die Weitere Informationen: Gebiete der „Sozialen Stadt“? https://www.bmi.bund.de/SharedDo cs/ pressemitteilungen/DE/2018/10/utopo- Zu den operativen Herausforderungen lis-projektauswahl.html der ressortübergreifenden Zusammen- arbeit gehört der Zugang der Programm- 4. Erste Schritte neuer ressortüber- akteure in die Quartiere bzw. zu den greifender Förderung außerhalb Ansprechpartnerinnen und Ansprech- von Modellvorhaben im Rahmen partnern im Quartier. Am Beispiel des von „IN FORM“: „Gut Essen macht Projekts „Gut Essen macht stark“ sind es stark – Mehr gesundheitliche Chan- die dezentralen Beraterinnen und Berater cengleichheit für Kinder und Ju- der Verbraucherzentralen, die entspre- gendliche in Kitas und Schulen“ chende Einrichtungen in den Gebieten der „Sozialen Stadt“ bzw. im Einzugsbe- Der Nationale Aktionsplan „IN FORM - reich der Gebiete identifzieren müssen, Deutschlands Initiative für gesunde Er- um diese ansprechen zu können. Die bis- nährung und mehr Bewegung“ verfolgt herige Umsetzung zeigt, dass dies häufg das Ziel, das Ernährungs- und Bewe- mit größerem Aufwand verbunden ist, gungsverhalten in Deutschland bis zum da es nicht immer einen zentralen An- Jahr 2020 nachhaltig zu verbessern. Zur sprechpartner gibt (oder Webinformatio- Umsetzung des Nationalen Aktionsplans nen veraltet sind), der einen entsprechen- sind laut den Ausführungen von Herrn den Überblick über die Einrichtungen Heyn in den Haushalten des früheren im Quartier hat und einschätzen kann, Bundesministeriums für Ernährung, wo die Unterstützung besonders wichtig Landwirtschaf und Verbraucherschutz wäre. In der Praxis sind es insbesondere (BMELV) und des Bundesministeriums die Quartiersmanagements, die hierbei für Gesundheit (BMG) zunächst für drei unterstützen. Zugleich erfolgt die Anspra- Jahre jeweils 15 Millionen Euro vorgese- che idealerweise auch in Abstimmung hen. mit den fachlich zuständigen Ansprech- partnern, bei dem vorliegenden Beispiel Im Rahmen dieses Aktionsplans soll auch mit den Jugendämtern. das Projekt „Gut Essen macht stark – Mehr gesundheitliche Chancengleichheit Zur künfigen Unterstützung der Pro- für Kinder und Jugendliche in Kitas und grammabwicklung – auch mit Blick auf Schulen“ des BMELV umgesetzt werden. andere thematische Hilfestellungen - Besonders ist dabei, dass es sich nicht wäre zunächst ein leichterer Zugang zu um ein Modellprojekt, sondern um „prak- relevanten Ansprechpartnerinnen und tizierte normale“ Zusammenarbeit un- Ansprechpartnern und Einrichtungen terschiedlicher Ministerien handelt. 16 aus den Quartieren hilfreich. Im Sinne Verbraucherzentralen werden in diesem einer kommunalen „Ansprechpartner- Zusammenhang in den Kitas und Schu- Infrastruktur“ könnte das „Andocken“ len Interventionen zur Verbesserung des anderer Förderstränge in den Gebieten Ernährungs- und Bewegungsverhaltens (auch den ehemaligen) der „Sozialen durchführen. An bundesweit rund 130 Stadt“ vereinfacht werden. 7
Impulsvortrag II Soziale Wohnraumförderung und begleitende Programme zur Städtebauförderung in Nordrhein-Westfalen Miriam Bieganski und Martina Lüdeke (i.R.), NRW.Bank Den ersten Part des Vortrags übernahm Was sind die Besonderheiten und zentra- Martina Lüdeke. Sie stellte das aktuelle len Eckpunkte der sozialen Wohnraum- Programm zur Wohnraumförderung in förderung? Nordrhein-Westfalen vor. Ziel ihres Vor- trags war es, die bestehenden Wege und Zielgruppen und Einkommensgrenzen Modalitäten aufzuzeigen, mit denen man Die Wohnraumförderung richtet sich zum Fördergelder der NRW.Bank beantragen einen an selbstnutzende Eigentümerin- kann. nen und Eigentümer, die die gesetzlichen Einkommensgrenzen einhalten (Einkom- Als 100%ige Tochter des Landes agiert die mensgruppe A) und eine Immobilie bau- NRW.Bank als Förderbank für das Land en, kaufen oder eine vorhandene Immo- wettbewerbsneutral als Partnerin der bilie modernisieren möchten. Ferner gibt Abb. 3: Maximales Brutto- Banken und Sparkassen. Mit 142 Mrd. es Fördermöglichkeiten für Investoren Jahreseinkommen Euro Bilanzsumme ist sie dabei die größte oder Bestandshalter von Immobilien, die Quelle: NRW.Bank Landesförderbank Deutschlands. im Rahmen des Neubaus, des Um- und Ausbaus oder der Modernisierung Miet- wohnraum für Mieterinnen und Mieter schafen, die Anspruch auf einen Wohn- berechtigungsschein haben (Einkom- mensgruppe A). Beim Neubau und der Neuschafung von Wohnungen im Be- stand kann ein Teil der Wohnungen auch für Mieterinnen und Mieter errichtet werden, die die Einkommensgrenze für den Wohnberechtigungsschein um bis zu 40 % überschreiten (Einkommensgruppe B). Damit sollen innerhalb von Quartieren eine Durchmischung der Bevölkerung ge- schafen und die Inanspruchnahme der Soziale Wohnraumförderung Förderung für den Investor attraktiver Seit Februar 2018 gelten die neuen För- werden (siehe Abbildung 3). derbestimmungen für den öfentlich geförderten Wohnungsbau in Nord- In den Programmgebieten der „Sozia- rhein-Westfalen. Insgesamt stehen für len Stadt“ und des „Stadtumbau West“ den geförderten Wohnungsbau von 2018 sind für die Inanspruchnahme der Mo- bis 2022 vorläufg vier Mrd. Euro zur Ver- dernisierungsförderung die Einhaltung fügung. Das Programm umfasst neben der der Einkommensgrenzen sowie die aus- Neubauförderung und der Neuschafung schließliche Vermietung an Inhabende von Wohnraum im Bestand erstmals auch eines Wohnberechtigungsscheins nicht ein umfangreiches Modernisierungs- erforderlich. Dies macht die Fördermög- angebot. Insbesondere für die Gebiete lichkeiten für Investoren hier besonders der „Sozialen Stadt“ und des Programms interessant. „Stadtumbau West“ sieht die NRW.Bank durch diese Fördermöglichkeiten große Mit diesen Einkommensgrenzen sind – Chancen. Da nach den Erfahrungen der gerade in den Städten – rund 50% aller NRW.Bank viele Möglichkeiten schlicht Haushalte förderberechtigt (bei einer an einem Informationsdefzit der Eigen- Betrachtung der Rentnerhaushalte liegen tümerinnen und Eigentümer scheitern, sogar 80% innerhalb der Einkommens- wird den Städten in der Kommunikation grenzen). Der Eindruck, die (soziale) eine wichtige Mittlerrolle zugeschrieben. Wohnraumförderung käme ausschließ- 8
lich einkommensschwachen Gruppen zugute und würde eine einseitige Bele- gungsstruktur in Wohnungsbeständen begünstigen, ist somit nicht richtig. Insgesamt stehen 2018 für die öfentliche Wohnraumförderung 800 Mio. Euro zur Verfügung. Die folgenden Übersichten geben einen Einblick in die Förderange- bote für Mietobjekte. Einzelheiten zur Eigentumsförderung sind den Internet- seiten der NRW.BANK oder dem dazu auf- gelegten Flyer zu entnehmen. Ein einheitlicher Tilgungsnachlass von Abb. 4: Darlehensgrund- 50% wird dagegen auf die Zusatzdarlehen pauschalen Mietenstufen und Tilgungsnachlässe in Abbildung 6 gewährt – unabhängig von Quelle: NRW.Bank Alle Gemeinden in Nordrhein-Westfalen der Lage der Immobilie. sind in sogenannte Mietenstufen oder Mietniveaus eingeteilt. Diese reichen von Das Darlehen für die Kosten der Standort- der Mietenstufe M1 (niedriges Mietniveau aufbereitung trägt insbesondere der in - entspannter Wohnungsmarkt, v.a. länd- den Ballungsgebieten herrschenden Bau- liche Gebiete mit geringer Nachfrage) bis landknappheit Rechnung und erleichtert M4 (hohes Mietniveau – angespannter die Nutzung brachliegender Flächen. Wohnungsmarkt). Für die Städte Bonn, Düsseldorf, Köln und Münster wurde die Diese Förderkonditionen gelten auch für Stufe M4+ eingerichtet. Nach diesen Stu- Kommunen, die eigene Grundstücke bzw. fen richten sich sowohl die Förderhöhe Immobilien entwickeln. Im Gegensatz zu ( je m² Wohnfäche) als auch – als weiterer privaten Investoren verzichtet die NRW. Anreiz – die zu gewährenden Tilgungs- BANK bei Kommunen auf die Sicherung Abb. 5: Zusatzdarlehen nachlässe. im Grundbuch. Quelle: NRW.Bank Die Kategorie „Neuschafung“ in der Gra- fk bezieht sich auf die Neuschafung von Wohnraum im Bestand – z.B. Umnutzung von ehemaligen Bürofächen. Die Darle- hen werden im Nachrang im Grundbuch gesichert – was gegenüber einem Bank- darlehen ein weiterer Vorteil ist. Kommunen, die bei den Mietenstufen im Jahr 2018 heruntergestuf wurden (also z.B. von M3 auf M2), können bis Ende des Jahres 2019 noch die Miete der bis Ende 2017 geltenden Mietenstufe ansetzen. Baukastensystem: Ein „Hauptprogramm“ und mehrere Zusatzdarlehen Als Grundförderung erhält der Inves- tor also einen bestimmten Förderbetrag je m² Wohnfäche (siehe Abbildung 4). Mithilfe von Zusatzdarlehen lassen sich weitere Qualitäten fnanzieren, z.B. der Die Tilgungsnachlässe werden auf dem Abb. 6: Zusatzdarlehen Einbau eines Aufzugs, der Bau von Miet- Konto des Darlehensempfängers unmit- mit einheitlichem einfamilienhäusern, Mehraufwand für telbar nach Fertigstellung des Bauvorha- Tilgungsnachlass Brandschutz oder auch die Einrichtung bens bei Leistungsbeginn gutgeschrie- Quelle: NRW.Bank von alternativen Nahmobilitätsangeboten ben – im Grunde wie eine Sondertilgung. (siehe Abbildung 5). Zinsen, Tilgung und Verwaltungskosten werden dabei nur auf die „Restschuld“ Die Tilgungsnachlässe entsprechend der fällig (in untenstehendem Beispiel also Mietenstufen gelten für diese Zusatzdar- auf rund 3 Mio. Euro), nicht auf den Ge- lehen gleichermaßen. samtbetrag. 9
Dieser Liquiditätsvorteil verbleibt beim Investor und hat keine Auswirkungen auf die Miete. Der Tilgungsnachlass ist aller- dings steuerlich zu berücksichtigen. Die derzeit geltenden Konditionen für die Inanspruchnahme der Darlehen in der öfentlichen Wohnraumförderung werden als sehr attraktiv bewertet, zum Abb. 7: Beispiel Interessant ist außerdem, dass die Hälfe einen durch die niedrigen Zinssätze, all- Tilgungsnachlass des Tilgungsnachlasses (in diesem Bei- gemein verbunden mit einer langen Zins- Quelle: NRW.Bank spiel 265.125 Euro) als Eigenleistungser- bindung, zum anderen durch die wählba- satz durch weitere Fremdmittel ersetzt re Belegungsbindung zwischen 20 oder 25 werden darf. Insgesamt müssen 20 % der Jahren, verbunden mit einer Zinsfreiheit Gesamtkosten als Eigenleistung erbracht in den Mietniveaus M3, M4 und M4+ in werden. den ersten zehn Jahren: Im Vergleich zu einem Kapitalmarktdar- ■ Zinsen: lehen entsteht durch die Inanspruch- für Mietniveau 1 und 2: nahme der Fördermittel ein deutlicher 0,5% p.a. bis zu 25 Jahre fest Liquiditätsvorteil. Dieser ist beispielhaf für Mietniveau 3 und 4: berechnet für die Mietenstufe 3 bei einer 0,0% p.a. 10 Jahre fest, danach: Bewilligungsmiete von 5,55 € / m²: 0,5% p.a. maximal weitere 15 Jahre fest. ■ Liquiditätsvorteil „Tilgungsnachlass“ 1% Tilgung; 0,5% Verwaltungskosten Für alle Mietniveaus: = 0,33€ pro m² Wohnfäche monatlich ■ Verwaltungskosten: 0,5% p.a. ■ Tilgung: ■ Subventionsvorteil Förderdarlehen 1,0% p.a. / auf Antrag auch 2% p.a. Bei 1,5% Zinsdiferenz gegenüber ■ Auszahlung: 99,6% einem Kapitalmarktdarlehen ■ Belegungsbindung: 20 oder 25 Jahre = 2,21€ pro m² Wohnfäche monatlich Durch die günstigen Zinsen, die lange ■ Subventionswert insgesamt: Zinsbindung sowie die Ausrichtung auf 2,54€ pro m² monatlich Inhabende eines Wohnberechtigungs-
scheins haben Investoren derzeit eine hohe Investitions- und Vermietungs- sicherheit. Modernisierungsförderung (Richtlinie Mod NRW) Die neue Modernisierungsrichtlinie NRW löst das bisherige Programm BestInvest ab. Die Besonderheiten in Kürze: ■ Erstmalig 100%-Förderung - max. 100.000 € je Wohnung ■ Instandhaltungskosten sind mit för- derfähig. ■ Es muss kein Eigenkapital aufge- Bei der Eigentumsförderung liegt die Abb. 8: Zuständigkeiten bracht werden. Entscheidung über die Mittelvergabe aus- in der sozialen ■ In Gebieten der „Sozialen Stadt“ / des schließlich bei der zuständigen Bewilli- Wohnraumförderung „Stadtumbau West“ gelten zwar die gungsbehörde. Weitere Informationen zu Quelle: NRW.Bank Mietpreisbindungen, aber nicht die den verschiedenen Förderprogrammen Belegungsbindungen – hier darf auch inklusive Beispiele fnden sich unter dem an Mieterinnen und Mieter ohne Link www.nrw.bank.de/wohnen Wohnberechtigungsschein vermietet werden. Den zweiten Teil des Vortrags übernahm ■ Im Falle selbst genutzten Wohneigen- Frau Bieganski und stellte zunächst eine tums können auch Eigentümerinnen Reihe von die Städtebauförderung fan- und Eigentümer die Förderung in An- kierenden Programmen vor, bei denen spruch nehmen, deren Einkommen die NRW.BANK Kommunen mit projekt- oberhalb der Einkommensgrenzen bezogenen Förderrecherchen unterstützt. liegt. Zum Abschluss des Vortrags erläuterte sie die Eckpunkte des „Zentralen Förderma- Die Konditionen sind vergleichbar mit nagements“ als Modell für Kommunen. denen der Neubauförderung. Für alle Mietniveaus gilt: Begleitende Programme zur Städte- bauförderung ■ Zinsen: Den Kommunen stehen eine Reihe von 0,0% p.a. 10 Jahre fest, danach: Programmen zur Verfügung von denen 0,5% p.a. max. weitere 15 Jahre fest einige in Form von nicht rückzahlbaren ■ Verwaltungskosten: 0,5% p.a. Zuwendungen, einige als Darlehen ge- ■ Tilgung: 2,0% p.a. währt werden. Für viele Programme – ■ Auszahlung: 99,6% insbesondere für die Zuwendungen – gilt: ■ Zinsbindung: 20 oder 25 Jahre Die Maßnahmen dürfen noch nicht be- ■ Mietpreis- und Belegungsbindung = gonnen sein, es gelten unterschiedliche Dauer der Zinsfestschreibung Antragszeiträume/-fenster, und es emp- fehlt sich generell, vor Antragstellung ein Frau Lüdeke sieht mit diesen Kondi- beratendes Gespräch mit der zuständigen tionen gerade die Programmgebiete der Bewilligungsbehörde zu führen, um zu „Sozialen Stadt“ und des „Stadtumbau prüfen, ob das Vorhaben tatsächlich den West“ im Vorteil und wirbt für eine rege Vorgaben des jeweiligen Programms ent- Inanspruchnahme. spricht. Innerhalb der geltenden Belegungsbin- Als nicht zurückzuzahlende Zuwendung dung können die Mieten jährlich um ma- können Kommunen Mittel aus folgenden ximal 1,5% bezogen auf die Bewilligungs- Programmen beantragen: miete angehoben werden. Dies soll mehr Attraktivität für die Vermietenden bei Klimaschutzinitiative (Programm des gleichzeitiger Sicherheit für die Mieten- Bundes) – Klimaschutzprojekte in sozi- den schafen. alen / kulturellen / öfentlichen Einrich- Für die soziale Wohnraumförderung gilt tungen das sonst übliche Hausbankprinzip nicht. Ein aktuelles Thema ist z.B. die Umrüs- Die Zuständigkeiten im Prozessablauf von tung von Außenbeleuchtung mit LED; der Antragsstellung bis zur Umsetzung aber auch die Erstellung von Klima- sind Abbildung 8 zu entnehmen. schutz(teil)konzepten ist förderfähig. 11
Energetische Stadtsanierung (Programm NRW.BANK.Kommunal Invest des Bundes) – Zuschüsse für integrierte Dieses Programm steht den kommunalen Quartierskonzepte und Sanierungsmana- Gebietskörperschafen, ihren rechtlich ger unselbständigen Eigenbetrieben und un- Hier werden Sach- und Personalkosten für ter Umständen auch Gemeindeverbän- die Erstellung integrierter Quartierskon- den zur Verfügung. Der Verwendungs- zepte im Energiebereich (maximal für ein zweck ist weit gefasst – alle Investitionen Jahr) sowie für ein Sanierungsmanage- in kommunale Infrastruktur sind förder- ment (bis zu fünf Jahre) bezuschusst. fähig. Erhaltung und Pfege von Denkmälern NRW.BANK.Infrastruktur (Förderrichtlinien Denkmalpfege) (Pro- Kommunale und gewerbliche Unterneh- gramm des Landes NRW) men und private Investoren können Mit- Grundsätzlich können hier Maßnahmen tel über dieses Programm beantragen gefördert werden, die dazu beitragen, – mit dem Unterschied, dass die Darle- denkmalgeschützte Substanz zu erhalten. hensanträge über die Hausbank gestellt Die Untere Denkmalbehörde ist einzubin- werden. Die Hausbank bewertet das kom- den. munale Unternehmen und legt einen in- dividuellen, risikoabhängigen Zinssatz Richtlinien Grüne Infrastruktur (Pro- fest. Ein konkreter Förderzweck ist auch gramm des Landes NRW mit der LANUV) hier nicht vorgegeben, es gibt nur diese Dieses Programm bietet Fördermöglich- Bedingung: Die Investitionen müssen in keiten für verschiedenste Maßnahmen öfentliche oder soziale Infrastruktur in im Bereich der Schafung und Aufwer- Nordrhein-Westfalen fießen, die von öf- tung von Freifächen sowie von wohnort- fentlichen oder gemeinnützigen Trägern nahem Naturerleben einschließlich der genutzt werden. Rein wohnwirtschafli- dazugehörigen Wegeverbindungen. Zur che Vorhaben sind ausgeschlossen. Beantragung ist ein eigenständiges inte- griertes kommunales Handlungskonzept Kurzdarstellungen zu allen in diesem notwendig. Text benannten Fördermöglichkeiten fn- den sich im Anhang. Die ausführlichen Förderprogramme Verkehr für die Berei- Richtlinien sind unter folgendem Link che Straßen, Nahmobilität und Elektro- einzusehen: www. nrw.bank.de mobilität (Bund/Land) Diese Programme umfassen die „Förder- Zentrales Fördermanagement 2 Bis 2019 über Bun- richtlinien kommunaler Straßenbau“2 Bei der Fülle an unterschiedlichen För- desmittel, ab 2020 aus (u.a. Bau/Ausbau/Erneuerung von ver- der- und Finanzierungsprogrammen Mitteln des Landes NRW kehrswichtigen Straßen, Erneuerung ist ein guter Überblick notwendig, um fnanziert. maßgeblicher Bestandteile des Straßen- den Mittelfuss optimal koordinieren zu körpers, …), die „Klimaschutzinitiative können. Ein Instrument ist das „Zentra- Rad“ und „Förderrichtlinien Nahmobi- le Fördermanagement“ (ZFM), das bei lität“ (Förderung von Fuß- und Radver- den Kommunen installiert werden kann. kehr z.B. durch die Einrichtung von Rad- Dieses Instrument etabliert sich derzeit, stationen) sowie die „Förderrichtlinien und teilweise gibt es bereits Empfehlun- Elektromobilität“, „Elektromobilität in gen und Auforderungen von Seiten der Kommunen“ und „Ladeinfrastruktur Kommunalaufsicht an Kommunen, ein in Kommunen“ (z.B. öfentliche und solches ZFM zu installieren. nicht-öfentliche Ladeinfrastruktur, Fahr- zeuge, …). Es gibt zwei verschiedene Varianten des ZFM: Die „kleinere“ Variante beschränkt Die NRW.BANK hält zudem verschiede- sich auf die Recherchen von Fördermit- ne Darlehen bereit, die für Investitionen teln und das Vorhalten von zuwendungs- in den Kommunen genutzt werden kön- rechtlichem Know-how; bei der „großen“ nen. Im Gegensatz zu den Zuschusspro- Variante obliegen der Fördermanagerin / grammen fele hier zwar ein (vergleichs- dem Fördermanager die Recherche nach weise niedriger) Zins an, dafür seien die geeigneten Programmen, die Antrags- Programme in der Beantragung weniger bearbeitung, der Mittelabruf und die Er- komplex, so Frau Bieganski. Als Darlehen stellung des Verwendungsnachweises. stehen Mittel u.a. aus den beiden folgen- Ebenso ist sie / er Ansprechpartnerin / den Programmen der NRW.BANK zur Ver- Ansprechpartner für alle internen und fügung: externen Kontakte. Die Fachbereiche ar- beiten ihr / ihm inhaltlich zu. 12
Für die Entscheidung bezüglich einer Die Vorteile eventuellen Einrichtung eines ZFM wer- den hier die Vorteile für die Kommunen ■ Kürzere Bearbeitungszeiten und die zu erfüllenden Anforderungen ■ Entlastung der Sachbearbeitenden und gegenübergestellt: dadurch mehr freie Kapazität Die NRW.BANK unterstützt bei der Ein- ■ Ein höherer Förderbetrag für die Kom- richtung des ZFM durch verschiedene mune - durch mehr Beantragung und Dienstleistungen, die den Kommunen in ggf. durch weniger Rückforderungen Nordrhein-Westfalen kostenlos zur Ver- aufgrund der korrekten Beantragung fügung stehen. Diese Unterstützung kann und Abwicklung für unterschiedliche Projektphasen und ■ Unter Umständen mehr (geförderte) in unterschiedlicher Form genutzt wer- Projekte den – sowohl die Fördermanagerin / der ■ Der Aufbau und die Bündelung von för- Fördermanager selbst, als auch die Ver- dertechnischem Wissen in der Verwal- waltung bzw. Führungsebene der Verwal- tung tung kann Adressat sein. ■ Eine zentrale Ansprechperson - sowohl intern als auch nach außen - und damit ■ Unterstützung der Kommunen bei Aufbau einer Vertrauensbasis der Zieldefnition und der Stellen- und Aufgabenbeschreibung Die Anforderungen ■ Projektstrukturierung (notwendige Schritte, Meilensteine etc.) ■ Eine ofene, hausinterne Kommuni- ■ Projektbegleitung als Sparringspart- kation ner (Ideenentwicklung, Teilnahme ■ Die Finanzierung der Stelle der Förder- an Sitzungsterminen, Plausibilisie- managerin / des Fördermanagers rungen) ■ Unterstützung durch die Führungsspitze ■ Begleitung von internen Gesprächen ■ Der Wille zur Veränderung - Zuständig- ■ Informationstransfer organisieren keiten können sich verschieben, neue (z.B. mit thematisch erfahrenen Zusammenarbeiten entstehen Kommunen) ■ Klare Zielvorgaben: Was wollen wir er- ■ Prozesse des Fördermanagements reichen und wer ist wofür und bis wann zielorientiert optimieren zuständig? ■ Moderation von fachgebietsübergrei- ■ Regelmäßige Arbeitstrefen zum Aus- fenden Gesprächen (z.B. Konfiktge- tausch zwischen allen Beteiligten spräche) ■ Zusammenstellung von empfehlens- werten, zuwendungsrechtlichen Se- minaren ■ Fördermittelrecherchen
Im Anschluss an die Präsentation wur- setzungen der Wohnraumförderung, die den folgende Fragen an die Referentin- Anforderungen an Anspruchsberechtigte nen gestellt: und auch die Konditionen der Förderung so verändert, dass eine erneute Argu- Kann eine Hausverwaltung oder auch mentation – ggf. unterstützt durch eine eine Eigentümergemeinschaf für nicht Beispielrechnung – die Bereitschaf der kreditwürdige Eigentümerinnen und Traditionsgenossenschafen erhöhen Eigentümer einspringen? könnte. Im Rahmen der energetischen Sanierung von und barrierereduzierenden Maßnah- Inwieweit ist das Thema des (sozialen) men an Wohngebäuden bestehen auch Wohnungsbaus in den Quartiersmanage- für Eigentümergemeinschafen Förder- ments vor Ort angekommen? möglichkeiten, beispielsweise der NRW. In vielen Handlungskonzepten fehlt die- BANK.WEG-Kredit oder das Programm ses Thema – wenn es enthalten ist, dann „Energieefzient Sanieren“ der Kf W- bietet es erfahrungsgemäß eine gute Bank. Die Anträge sind jeweils über eine Handlungsgrundlage. In Wuppertal bei- Hausbank zu stellen, die die Kreditwür- spielsweise lädt die Stadt zusammen mit digkeit der Eigentümergemeinschaf be- dem Quartiersbüro Eigentümerinnen urteilt und dann ggf. einen Antrag auf und Eigentümer aktiv zu Eigentümerfo- Förderung stellt. ren ein, um über Probleme wie fehlendes Eigenkapital oder mangelnde Rendite zu Wie lassen sich Traditionsgenossen- sprechen. In den zuständigen Fachabtei- schafen dazu bewegen, Fördermittel lungen ist das Thema sehr wohl präsent, der Wohnraumförderung in Anspruch zu jedoch muss es insgesamt noch stärker in nehmen? den Kontext der integrierten Stadtteilent- Es wird häufg die Erfahrung gemacht, wicklung gerückt werden. Dabei kann es dass noch einige Ressentiments gegen- hilfreich sein, eine Kollegin / einen Kolle- über dem sozialen Wohnungsbau be- gen aus dem Bereich der sozialen Wohn- stehen. Allerdings haben sich in den raumförderung mit in den Planungspro- vergangenen Jahren sowohl die Ziel- zess zu integrieren.
Werkstattgruppe I Konzentration öfentlicher Fördermittel für be- nachteiligte Quartiere: Das Beispiel "Heimathafen Nordstadt" Uta Wittig-Flick, Amt für Wohnen und Stadt Erneuerung, Stadt Dortmund und Andreas Koch, Vorstand der Stifung Soziale Stadt Heimathafen Nordstadt – von der Ruine zum Leuchtturm Mittel- und Ressourcenbündelung Der Dortmunder Hafen ist der größte Ka- Das Projekt „Heimathafen Nordstadt“ zeigt, wie öfentliche und pri- nalhafen Europas. Ein Teil des Hafenge- vate Ressourcen in einem Projekt gebündelt werden können. So be- biets wird von einer gut funktionierenden antragte das Amt für Wohnen und Stadterneuerung für den Erwerb Industrie genutzt, ein anderer Teil liegt des Gebäudes Mittel aus der Städtebauförderung sowie dem Euro- brach. Der Hafen grenzt unmittelbar an päischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Das Jobcenter die Nordstadt an, das am stärksten be- sicherte zu, Mittel in den Umbau und Betrieb des Gebäudes einzu- nachteiligte Quartier Dortmunds. bringen, um damit die Beschäfigung, Qualifizierung und Beratung Langzeitarbeitsloser zu fördern. Zusätzlich gab das ehrenamtliche Hier – zwischen Wasser, Industrie und der Engagement des Bund Deutscher Architekten (BDA) einen wichti- Nordstadt – liegt ein 1.559 m² großes ehe- gen Anstoß für das Projekt, während die Stifung Soziale Stadt eine maliges Speichergebäude mit Pferdestall Konzeption entwickelte und die inhaltliche Umsetzung übernahm. (Abbildung 9: Rahmenplan). Aufgrund Durch die gute Vernetzung vor Ort konnten weitere Akteure für das baulicher Mängel und seiner Lage war Projekt gewonnen werden. All diese unterschiedlichen Ressourcen das Objekt schon längere Zeit nicht mehr haben ein integriertes und konsensfähiges Projekt ermöglicht, und vermietbar. Hier soll nun ein Leuchtturm schafen so einen Mehrwert für den Stadtteil. entstehen, der seinen Impuls für das Ha- Das Projekt zeigt, dass Mittel- und Ressourcenbündelung als fengebiet und für die Nordstadt setzt. Chance für die Stadtteilentwicklung verstanden werden können. Gleichzeitig wurde in der Diskussion deutlich, dass viele Heraus- Im Jahr 2015 wandte sich der Bund Deut- forderungen bestehen. Die Erfahrungen der Moderatoren und scher Architekten (BDA) erstmals mit Teilnehmenden zeigten: Mittelbündelung erfordert Know-how, dem Anliegen an die Stadt, das Gebäu- Kooperationsbereitschaf, ein integriertes und ressortübergreifen- de zu bewahren. Daraufhin empfahl die des Handeln und nicht zuletzt einen starken Willen bei allen Betei- Stadt Dortmund dem BDA, lokale Part- ligten. ner zu suchen und ein Nutzungskonzept zu entwickeln. An dieser Stelle kam die Stifung Soziale Stadt ins Spiel (Informa- tionen zur Stifung Soziale Stadt siehe In- fokasten „Stifung Soziale Stadt“ auf Seite 17). Gemeinsam entwickelten der BDA, die Stifung Soziale Stadt und die Stadt Dortmund im Rahmen einer Public Priva- te Partnership das Projekt „Heimathafen Nordstadt“. Dieses Projekt ist in ein Inte- griertes Handlungskonzept eingebunden, welches für das Hafengebiet Investitionen in Höhe von 7 Mio. Euro vorsieht – davon fast 3,7 Mio. Euro für den Heimathafen. Im Jahr 2017 wurde die Umsetzung des Projekts bewilligt. Architekten und Sta- tiker sind bereits aktiv, um einen Bau- beginn im Jahr 2019 zu ermöglichen. Im 2. Halbjahr 2020 soll der „Heimathafen Nordstadt“ schließlich eröfnet werden. Abb. 9: Rahmenplan Bandbreite an Zielen. Der Heimathafen Hafenquartier Ein Ort der Begegnung soll zu einem Begegnungsort mit inte- Speicherstraße Mit der Entwicklung des „Heimathafen griertem Beratungs- und Bildungsange- Quelle: postwelters + Nordstadt“ verfolgen die Partner eine bot werden, welcher die soziale Teilhabe Partner mbB 15
und Integration im Quartier fördert und hafens eingebunden werden. In diesem einen Impuls für die Entwicklung des Ha- Zusammenhang entsteht im Erdgeschoss fengebiets setzt. eine Ausbildungsgastronomie für Zuge- Der Heimathafen soll ein Ort für alle wanderte und Langzeitarbeitslose. Auch Menschen werden, die die Nordstadt ihre im Facility Management sollen Langzeit- Heimat nennen. Aus diesem Grund soll arbeitslose eingesetzt werden. Das zwei- die Gestaltung des Gebäudes und des öf- te Obergeschoss sieht eine Sammelstelle fentlichen Raums unter Beteiligung der für Beratungs- und Qualifzierungsange- Bewohnerinnen und Bewohner erfolgen. bote, Jobcoaching, Schwangerschafsbe- Der Brückenschlag zu den Menschen in ratung und viele weitere Angebote vor, die Nordstadt ist damit ein zentraler Be- die den Bewohnerinnen und Bewohnern Fotos: GrünBau gGmbH standteil des Projekts. des Quartiers zu Gute kommen sollen. In den Kellerräumen des Gebäudes wird die Pop School der Musikschule Dortmund einziehen, welche einen besonderen Fo- kus auf die Integration von Gefüchteten legt. Des Weiteren wird eine Jugendhilfe- station als Anlaufstelle für Jugendliche entstehen, die nicht mehr zu Hause woh- nen können. Hier bekommen sie einen neuen Trefpunkt angeboten. Die Räum- lichkeiten des Heimathafens sollen auch ein Ankerpunkt für kulturelle Veranstal- tungen werden. Gelingensfaktoren für den Heimathafen Als Grundvoraussetzung für das Gelin- gen eines solchen Projektes nennen Uta Wittig-Flick und Andreas Koch fünf Fak- toren: Kooperation von Stadtteilakteuren und Stadtverwaltung Um im Quartier eine positive Einstellung voranzubringen, brauche es sowohl pri- vate Akteure, die im engen Kontakt zu den Menschen vor Ort stehen, als auch Akteure aus der Stadtverwaltung, so Andreas Koch. Hierfür gebe es in Dort- mund bereits gute Voraussetzungen: Auf- grund der langjährigen Zusammenarbeit im Programm „Soziale Stadt“ bestünden vielfältige Partnerschafen zwischen den Trägern und Akteuren im Stadtteil und der Stadtverwaltung und eine Pro- fessionalität in der Kooperation. Neben den Hauptpartnern (Stadt Dortmund, BDA und Stifung Soziale Stadt) sollen im Betrieb des Heimathafens weitere Part- ner hinzukommen – unter anderem das Jobcenter, die Wirtschafsförderung, der Sozialdienst katholischer Frauen und die Musikschule. So wurde in den Stadtteilwerkstätten zur Kooperation auf Augenhöhe Entwicklung des Integrierten Handlungs- Für eine erfolgreiche Kooperation sei es konzeptes deutlich, dass Langzeitarbeits- wichtig, dass sich alle Partner auf Au- losigkeit und die infrastrukturelle Anpas- genhöhe begegnen, so die Erfahrung der sung für Zugewanderte zentrale Themen Stadt. Dies bedeute zum einen, dass die der Nordstadt sind. Aus diesem Grund Träger und Akteure inhaltlich als Exper- sollen die entsprechenden Zielgruppen ten und Multiplikatoren für ihren Stadt- bereits in Umbau und Betrieb des Heimat- teil verstanden werden. So wurde die 16
inhaltliche Ausgestaltung des Heimatha- fens durch ihre Ideen und ihr Gespür für Stifung Soziale Stadt den Stadtteil geleistet. Die Stifung Soziale Stadt wurde in einer Zeit geringer Fördersum- men im Programm „Soziale Stadt“ (2011-2013) ins Leben gerufen, Zum anderen sollten frühzeitige Diskus- um die soziale Stadtteilentwicklung in Dortmund weiter voranzu- sionen zu möglichen Konfiktpunkten treiben. Heute ist die Stifung zu einem lokalen „Think Tank“ der mit allen Betrofenen geführt und eine „Sozialen Stadt“ geworden. enge Abstimmung zwischen den Projekt- Ein charakterisierendes Merkmal ist das 22-köpfige ehrenamtliche partnern gepfegt werden. Im Rahmen Kuratorium der Stifung, welches sich aus den verschiedensten des Projekts musste beispielsweise für Institutionen und Gruppierungen zusammensetzt: Vom Oberbür- den Gebäudeumbau ein Kompromiss zwi- germeister über Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie und schen der Beaufragung von Fachfrmen Gewerkschafen bis hin zu Fachleuten aus Sozialverbänden und und dem Engagieren von Langzeitarbeits- Stadtentwicklung – die Gruppe bildet einen breiten gesellschaf- losen über die GrünBau gGmbH gefun- lichen Konsens ab und verfügt über ein hohes fachliches Know- den werden. how. Durch eigene Projekte wie die Erneuerung und Erweiterung eines Selbstverständlichkeit von integriertem Abenteuerspielplatzes oder den Bau von Bürgergärten und Gene- und ressortübergreifendem Handeln rationenparks kann die Stifung dabei einen Beitrag an den Stellen Innerhalb der Stadtverwaltung sind mit leisten, an denen öfentliche Fördergelder nicht zur Verfügung ste- dem Amt für Wohnen und Stadterneue- hen. rung, der Wirtschafsförderung und dem Jobcenter viele verschiedene Ressorts in Darüber hinaus ist die Stifung Gesellschaferin des Beschäfi- das Projekt des Heimathafens integriert. gungs- und Qualifizierungsunternehmens GrünBau gGmbH und Die langjährigen Erfahrungen der Stadt- des Integrationsbetriebes für Menschen mit Behinderungen Grün- verwaltung mit integriertem und ressort- Bau Inklusiv gGmbH, welche ihren Sitz in der Dortmunder Nord- übergreifendem Handeln und in diesem stadt haben. So leistet sie einen Beitrag für die Schafung von Zusammenhang eingespielte Kontakte Dauerarbeitsplätzen für Geringqualifizierte und Menschen mit Be- und Kooperationen kommen dem Projekt hinderung. zu Gute. Website: https://stifung.gb-do.de Mittel- und Ressourcenbündelung Wichtig für den Erfolg des Projekts war es, dass mithilfe des integrierten Projekt- ansatzes unterschiedliche Mittel und Ressourcen genutzt werden konnten. Für den Umbau des Gebäudes wird beispiels- weise eine EFRE-Förderung in Anspruch genommen, während der Betrieb zu Tei- len durch das Jobcenter fnanziert wird. Daneben bilden private Ressourcen wie das ehrenamtliche Engagement und das Einbringen von Know-how des BDA und der Stifung Soziale Stadt einen zentralen Bestandteil des Projekts. Volle Unterstützung von Politik und Ver- waltung Das Projekt „Heimathafen Nordstadt“ ist „Chefsache“. Für eine schnelle und rei- bungslose Umsetzung wird das Projekt zum Teil anderen Angelegenheiten vorge- zogen. 17
Werkstattgruppe II ESF-geförderte Quartiersprojekte: Das Beispiel "PrioA" in Wuppertal Patricia Knabenschuh, Stadt Wuppertal; Sabine Thrien, GESA Beteiligungs gGmbH und Erik Schöneberg, Jobcenter Wuppertal Anhand des Projekts „PrioA“ sowie zwei Menschen nicht erreichen. Außerdem weiterer Projektbeispiele aus Wupper- besteht eine Herausforderung darin, die tal ging es in dieser Werkstattgruppe um Menschen mit ihren verschiedenen kul- „ESF-geförderte Quartiersprojekte“. Pat- turellen Kontexten zusammenzuführen. ricia Knabenschuh ist bei der Stadt Wup- pertal zuständig für die Programmgebiete Die Stadt Wuppertal versucht gemein- Heckinghausen und Oberbarmen-Wich- sam mit dem Jobcenter Wuppertal und linghausen. Sabine Thrien ist zuständig der GESA Beteiligungs-gGmbH mehrere für Arbeitsmarktintegrationsprojekte, niedrigschwellige Projekte umzusetzen. und Erik Schönenberg ist in seiner Funk- Dabei werden die Menschen in den Quar- tion als Projektkoordinator beim Jobcen- tieren aufgesucht, also auf Schulhöfen, in ter Wuppertal involviert. Kindergärten, auf Straßen- oder Stadtteil- festen. Durch die Präsenz vor Ort sowie Mittel- und Ressourcenbündelung eine langfristige personelle Kontinuität Zur Umsetzung sozialintegrativer Projekte in der „Sozialen Stadt“ konnte bei den Menschen eine hohe Ak- in Nordrhein-Westfalen stehen in der laufenden EU-Förderperiode zeptanz geschafen werden. Mittel des Europäischen Sozialfonds (ESF) über den Aufruf „Starke Quartiere – Starke Menschen“ zur Verfügung. Durch die Bündelung Projekt „PrioA“ der „sozialen“ und der „planerischen“ Fördertöpfe wird auch die Menschen in Arbeit und Ausbildung zu Kooperation zwischen den zuständigen Verwaltungsbereichen bringen, sollte innerhalb eines Quartiers befördert, wie das Beispiel in Wuppertal zeigt. höchste Priorität haben – daher auch der Name „PrioA“. Das Projekt ist vor dem In dem Wuppertaler Beispiel werden Mittel der Städtebau- Hintergrund entstanden, dass es Men- förderung/Soziale Stadt (für das Quartiersmanagement), des ESF schen gibt, die sich auf klassischem Wege (sozialintegrative Projekte) sowie finanzielle Mittel und Personal- kaum erreichen lassen. Beratungsange- ressourcen der Stadtverwaltung und des Jobcenters (jeweilige Ei- bote des Jobcenters oder anderer Institu- genanteile) zusammen eingesetzt. tionen nutzen sie in der Regel nicht von Ungeachtet der Tatsache, dass es sich bei den Problemlagen, die mit sich aus. Gleichzeitig haben sie aber den den Projekten bearbeitet werden, um strukturelle und langfristige höchsten Förderbedarf. Daher wurde sozioökonomische Themen handelt, sind die ESF-geförderten eine ständige Anlaufstelle im Quartier Programme wechselnden politischen Schwerpunktsetzungen geschafen, das „Pförtnerhäuschen“. Des unterworfen. Die Kommunen sind daher immer wieder gezwungen, Weiteren gibt es einen Beratungsbus, der die Projekte an den Fördermöglichkeiten und -regularien häufg auf Plätzen wie dem Berliner Platz, auszurichten. Eine nachhaltige Überführung der Erkenntnisse und dem Wichlinghauser Markt, auf Schulhö- Strukturen in die Regelsysteme wird dadurch erschwert. fen, vor Kindergärten oder auf Straßen- festen steht und so eine große Nähe zu Ausgangssituation und Ansatz den Menschen ermöglicht. Das Programmgebiet der „Sozialen Stadt“ Oberbarmen-Wichlinghausen ist ge- Das Projekt „PrioA“ läuf zunächst bis kennzeichnet durch eine hohe Anzahl Ende des Jahres 2018, eine Verlängerung von Menschen mit Fluchthintergrund, wird angestrebt. Problematisch für die einen erheblichen Migrationsanteil und Verlängerungen allgemein ist die Ände- immense Arbeitslosigkeit. In den beiden rung der Förderrichtlinien des ESF mit Quartieren Oberbarmen und Wichling- der Fokussierung auf den Themenbereich hausen leben Menschen aus nahezu 100 Kinderarmut: Da sich das Projekt nicht verschiedenen Nationen. Vielen Bewoh- explizit auf Kinder beschränkt, kann eine nerinnen und Bewohnern der Quartiere Verlängerung des Projekts ohne entspre- fehlt es an Kenntnissen über das deut- chende Anpassungen schwierig werden. sche Sozial-, Arbeits- und Schulsystem. Damit könnte jedoch der eigentliche Sinn Mit den traditionellen Beratungsangebo- des Projektes verloren gehen (vgl. hierzu ten und Hilfesystemen lassen sich viele auch unten „Hindernisse“). 18
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