www.aaku.ch Juli/August 2021 Nr. 47 - Aargauer Kulturmagazin
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www.aaku.ch Juli /August 2021 Nr. 47 LYRICAL LINK Gedichte gehen um: Das «Amt für Poesie» bringt Lyrik unter die Menschen FESTSPIELE AM SEE Das neue Festival Wilhelmina bringt Tanz, Musik und Oper an den Hallwilersee SKULPTURENSCHAU Interview mit Anouchka Panchard, Kuratorin am Aargauer Kunsthaus
Raum- Not Museum Langmatt Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown Römerstrasse 30, CH-5401 Baden www.langmatt.ch fahrt V Vital 25.4.— 30.5.— 31.10. 22.8. 2021 2021 Vivian Greven 30.5.— 22.8.2021
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin Editorial Normalitäten im Spiegel Erleben wir gerade den Start in die Normalität 2.0? Unlängst hätte diesen Satz Michael Hunziker noch niemand verstanden. Ein Indiz, dass wir uns wirklich in einer anderen befinden, Redaktionsleiter und vor allem uns auf eine neue Normalität zubewegen. Bei der allmählichen Ver michael.hunziker@aaku.ch fertigung des Hefts jedenfalls erfreuten wir uns an den vielen kleinen optimistischen Wagnissen, die engagierte kulturhungrige Menschen ins Ungewisse hinaus geplant haben. Kleine Open Airs, Klassikfestspiele, Kino unter freiem Himmel und lyrische Interventionen in den Städten. Der Sommer in der Region bietet einiges an kulturellen Veranstaltungen. Zum Thema Normalität gibt auch dieses AAKU ein paar bedenkenswerte Bezüge her. Einerseits ist da die grosse Skulpturenschau des Aargauer Kunsthauses zu erwähnen, die als Querschnitt durch die Zeit von 1945 bis in die Gegenwart angelegt ist. Wenn wir Kunst als die Domäne verstehen, in der Künstler*innen mit ihren Werken die Nor malität der jeweiligen Gegenwart herausfordern, eröffnen sich interessante Perspek tiven. Wir begaben uns deshalb mit der Co-Kuratorin Anouchka Panchard auf Spuren suche durch die grosse Schau nach emanzipatorischen Momenten im skulpturalen Schaffen (Seite 24). Ein weiterer Anknüpfungspunkt sind die vielen kleinen und mittleren Aargauer Mu seen und Sammlungen, die neben den grossen Häusern im Verband VAMUS zusam mengeschlossen sind. Sie tragen auf der Mikroebene einen erheblichen Teil an das kulturelle Gedächtnis eines Dorfes, einer Region oder einer sozialen Bewegung bei. Sie sind Spiegel in vergangene Normalitäten, die, aus dem Heute hineingeschaut, kritische Auseinandersetzungen mit Identität und gegenwärtigen Selbstverständnis sen erlauben. Pitsch Schmid, der seit der Gründung des Verbands vor zwanzig Jahren dabei ist, tritt nun als Präsident zurück. Wir haben ihn zum Interview über angeneh mere und weniger angenehme Teile der Geschichte getroffen (Seite 33). Es fühlt sich wie eine Erlösung oder eine Läuterung an, sich auf eine neue Normalität zu zubewegen. Etwas (Corona) hinter sich zu hoffen und mit neuer Erfahrung (auch wenn sie schmerzhaft war) auf das Jetzt zu blicken. Dieses speist sich im Idealfall auch aus utopischen Elementen. – Übrigens, der Circus Monti startet in eine neue Saison (Seite 17). Angesichts der Bedrohung waren wir bereit, Aspekte wie Solidarität und Gerechtigkeit hoch zu gewichten – wie sie gelebt wurden, steht auf einem anderen Blatt. Stichwort Geschäftsmieten. Es ist zu hoffen, dass die Diskussion um diese Werte nicht gleich wieder in den Hintergrund tritt. Es könnte ja sein, dass es so kommt wie in den Filmen, wenn sich im Rücken der Held*innen das totgeglaubte Böse wieder erhebt. Sei es Covid oder die entfesselte Marktlogik. 3
www.reaktor.ch 20. AUGUST BIS 5. SEPTEMBER 2021 129 129 Philosophie 129 Philosophie 267 267 Philosophie Währungen 267 Währungen 269 269 Währungen Kultur Kultur 269 Kultur Petrarca Petrarca Petrarca Bitcoin Bitcoin und undCo. Co. Bitcoin Das Das und Co. Museum Museum Langmatt Langmatt–– Das Museum Langmatt – Erbe Erbeder derBrowns Browns Erbe der Browns Petrarcas Einführung CANZONIERE, der aufderdieCrypto- abend- Praktische Einführung DU LIEBE ZEIT! in die Welt der Crypto- Die Exkursion in die Jugendstilvilla Lang- Petrarcas PetrarcasCANZONIERE, ländische CANZONIERE,der ländischeLyrik Lyrikgrossen derauf grossenEinfluss aufdie dieabend- abend- Praktische Einflusshatte, hatte,ent- Praktische Einführunginindie dieWelt Welt ländische Lyrik grossen Einfluss hatte, ent- ent- währungen. währungen. der Crypto- Die Die Exkursion Exkursion währungen. matt matt bietet inin die bietetEinblick die Jugendstilvilla Einblickins Jugendstilvilla inshistorische historischeErbe Lang- Lang- Erbederder matt bietet Einblick ins historische Erbe der www.mbl-lenzburg.ch hält hält 365 365 Gedichte, Gedichte, die die an an Laura gerichtet hält 365 Gedichte, die an Laura gerichtet Laura gerichtet Browns Brownsund undführt führtinineine eineder derbedeutendsten bedeutendsten Browns und führt in eine der bedeutendsten sind. sind. FrFr 11. 11.6.6./ /18. 18.6.6.2021 2021| |17.00–19.00 17.00–19.00| |(2x) (2x)| |Ort Ort11 Fr 11. 6. / 18. 6. 2021 | des Privatsammlungen 17.00–19.00 | (2x) | Ort französischen Im-1 Privatsammlungen des französischen Im- sind. Privatsammlungen GUTE desALTE ZEIT französischen Im- MAHLZEIT HOCHZEIT Walter WalterZiems, Ziems,Swisscryptoschool Swisscryptoschool Walter Ziems, Swisscryptoschool pressionismus. pressionismus. pressionismus. Do Do 3. 6. / 10. 6. 2021 | 15.00–16.30 | (2x) | Ort 5 Freitag, 20. 8., 20.15 Uhr Donnerstag, 26. 8., 12.00 Uhr – Freitag, 3. 9., 20.15 Uhr – Do3.3.6.6./ /10. 10.6.6.2021 2021| |15.00–16.30 15.00–16.30| |(2x) (2x)| |Ort Ort55 Ernst ErnstStrebel, Strebel,Dr. Dr.phil. phil.I I, ,Italianist Ernst Strebel, Dr. phil. I , Italianist Do 17. 6.6.2021 (Apéro für 2021| |14.30–16.30 alle | |(1x) ab6619.15 Uhr)Do– 17. 6.Restaurant | |Ort mülikafi 2021 | 14.30–16.30 | (1x) | Ort 6 Stadtkirche Italianist l Do 17.Meier, 14.30–16.30 (1x) Ort u rarea Ursula Schloss Lenzburg Ursula Meier,Kunsthistorikerin Lunch Ursula Meier, & Salonmusik Kunsthistorikerin Chorkonzert M e rk st Kunsthistorikerin len | Eröffnungskonzert Woh – 8 . Aug u ENDZEIT ZEITSPRÜNGE 6. i w i e se ZEITZONE Sonntag, 29. 8., 17.30 Uhr – Sonntag, 5. 9., 16.00 Uhr – 244 m p h 244 244 Musik Musik 268 268 | A Musik chPersönlichkeit Persönlichkeitst 313 268 313 Persönlichkeit 313 Sommerakademie Sommerakademie i n d i s 15. Au g u Samstag,Sommerakademie 21. 8., 13.15 bis Schloss Lenzburg Aula Lenzhard W Geschichte der Rockmusik Märchen erleben, Geschichte Geschichteder derRockmusik Rockmusik Märchen Märchen erleben, 11. –erspüren, erleben, erspüren, c h en Im Im Zaubergarten Zaubergarten 17.00 Uhr – erspüren, Altstadt Im Meisterkonzert Zaubergarten Kinderkonzert a Währungen (Fortsetzung) (Fortsetzung) 269 Kultur (Fortsetzung) deuten psychologisch psychologisch deuten r au | Sch b e r psychologisch deuten Klingende Zone Aa t em MAHLZEIT VORVERKAUF AB 2. 8. . Sep Co. Das Museum Langmatt – 1. – 5 n t i .c h LEBENSZEITEN Donnerstag, 2. 9., 12.00 Uhr – www.mbl-lenzburg.ch /tickets Erbe der Browns s-m o c ircu Dienstag, 24. 8., 20.15 Uhr – Restaurant mülikafi oder an Post-Filialen mit Stapferhaus Lunch & Salonmusik Ticketvorverkauf und an Jazzkonzert TICKETINO-Vorverkaufsstellen Musikalische, Musikalische, literarische, literarische, historische historische und und Musikalische, Die Dieuralte literarische, uralteverborgene verborgene historische psychologische psychologische und Weis- Weis- Diebesuchen Wir Wir uralte besuchen verborgene die psychologische dieKünstlerin Künstlerin Susi SusiKramer KramerWeis- inin Wir besuchen die Künstlerin Susi Kramer in gesellschaftliche gesellschaftliche Aspekte Aspekte der der Rockmusik Rockmusik gesellschaftliche heit heit im im Märchen Märchen aufAspekte eine der auf eine neueRockmusik neue Art Art und und heit imAG Oberhof Oberhof Märchen AG und undlassenauf uns lassen eine unsdurchneueihre durch ArtWelt ihre und Welt Oberhof AG und lassen uns durch ihre Welt als alsglobale globalePopulärkultur Populärkulturund undein einausführ- ausführ- als globale Weise Weise im Populärkultur imspielerisch spielerisch und einAusdruck körperlichen körperlichen ausführ- Ausdruck Weise im spielerisch körperlichen Ausdruck führen. führen. führen. ng in die Welt der Crypto- Die licherExkursion licher Blick Blickhinter hinter in die die Jugendstilvilla dieKulissen Kulisseneines Lang- einesMilliar- Milliar- licher Blick erleben erleben undhinter und mitdie mit Kulissen eines Milliar- tiefenpsychologischem tiefenpsychologischem erleben und mit tiefenpsychologischem matt bietet Einblick ins historische Erbe der dengeschäfts. dengeschäfts. Wissen erkunden. Wissen FrFr erkunden. 9.9.7.7.2021 2021| |17.00–19.00 17.00–19.00| |(1x) (1x)| |Ort Ort77 Fr 9. 7. 2021 | 17.00–19.00 | (1x) | Ort 7 dengeschäfts. Wissen erkunden. Browns und führt in eine der bedeutendsten Susi SusiKramer, Kramer,Künstlerin Künstlerin Susi Kramer, Künstlerin 17.00–19.00 | (2x) | Ort 1 Do Do17. 17.6.6./ /24. Privatsammlungen24.6.6./ /DiDi29. 6.6.2021 des 29. | |19.00–20.30 französischen 2021 19.00–20.30 || Im- Do FrFr 25.17. 6. 6.6. 25. / 24.| 6. 2021 2021 / Di 29. 6. 2021 |18.00–21.00 18.00–21.00 | 19.00–20.30 | |(1x) (1x)| |Ort Ort22 | Fr 25. 6. 2021 | 18.00–21.00 | (1x) | Ort 2 (3x) (3x)| |Ort Ort11undundOrt Ort12 12 (3x) | Ort 1 und Ort 12 MBL_2021_Inserat_102.4x142.5mm_RZ.indd Josefine Krumm, eidg. dipl. Kunsttherapeutin 1 09.06.21 10:48 ptoschool pressionismus. Josefine JosefineKrumm, Krumm,eidg.eidg.dipl. dipl.Kunsttherapeutin Kunsttherapeutin Markus MarkusGanz, Ganz,Musikjournalist Musikjournalist MarkusSteinmann Monika Monika Ganz, Musikjournalist Steinmann Dubs, Dubs,eidg. eidg.anerk. anerk. Monika Steinmann Dubs, eidg. anerk. Urs Hügin, Musikjournalist Urs Hügin, Musikjournalist Psychotherapeutin Psychotherapeutin Do Urs17. 6. 2021 Hügin, | 14.30–16.30 | (1x) | Ort 6 Musikjournalist Psychotherapeutin Ursula Meier, Kunsthistorikerin Kursorte Kursorteder der Kursorte der Volkshochschule VolkshochschuleAarau Aarau Volkshochschule Aarau Persönlichkeit 313 314 314 Sommerakademie Sommerakademie 314 Sommerakademie 270 270 Sommerakademie Geschichte 270 Geschichte Ort Ort11 Theologisch-Diakonisches Geschichte Theologisch-DiakonischesSeminar Seminar Ort 1 Theologisch-Diakonisches Seminar Frey-Herosé-Str. 9, 5000 Aarau Frey-Herosé-Str. 9, 5000 Aarau Frey-Herosé-Str. 9, 5000 Aarau eben, erspüren, Im Zaubergarten Umgehungsgewässer Umgehungsgewässer Umgehungsgewässer «Die «DieSchweiz Schweizlesen» lesen» «Die Schweiz lesen» Ort 22 Pflegeheim Herosé Ort 2 Pflegeheim Herosé ch deuten Beinwil Beinwilam amSee See(AG) (AG) OrtBeinwil am Pflegeheim See (AG) Herosé Effingerweg 9, 5000 Aarau Effingerweg 9, 5000 Aarau Effingerweg 9, 5000 Aarau Ort33 Kloster Ort KlosterSt. St.Urban Urban Ort 3 Kloster St. Urban Schafmattstrasse Schafmattstrasse1,1,4915 4915St. St.Urban Urban Schafmattstrasse 1, 4915 St. Urban Ort44 Kantonsbibliothek Ort Kantonsbibliothek Ort 4 Kantonsbibliothek Aargauerplatz Aargauerplatz1,1,5000 5000Aarau Aarau Aargauerplatz 1, 5000 Aarau Ort55 Rathaus Ort Rathaus Ort 5 Rathaus Stay With Me Rathausgasse Rathausgasse1,1,5000 5000Aarau Aarau Rathausgasse 1, 5000 Aarau alterKURSPROGRAMM ne psychologische Weis- Wir besuchen dieUmgehungsgewässers Künstlerin Susi Kramerzur Aufgaben in Kein des ––Umgehungsgewässers Ort 6 Museum Langmatt Aufgaben Aufgaben des des Umgehungsgewässers zur Keinalter Tobak Tobak «Böju» «Böju»im Wandel. zur Ort imWandel. Kein Ort alter 66 MuseumTobak Museum – «Böju» im Wandel. Langmatt Langmatt Römerstrasse 30, 5400 Baden auf eine neue Art und Oberhof AG und lassenKraftwerks. uns durch ihre Welt Staustufe des Aarauer Kraftwerks. Römerstrasse Römerstrasse30, 30,5400 5400Baden Baden h körperlichen Ausdruck Staustufe Staustufe führen. des desAarauer Aarauer Kraftwerks. 2021/1 Mi und Sommerakademie Vier Generationen Mi 21. 7. 2021 | 17.00–18.30 | (1x) | Ort 9 einerOrtMalerfamilie: Mi21. 21.7.7.2021 2021| |17.00–18.30 17.00–18.30| |(1x) (1x)| |Ort Ort99 Ort 7 Atelier Susi Kramer Ort 7 Atelier Susi Kramer 7 Atelier Susi Kramer Fr 16. 7. 2021 | 15.00–16.30 | Aare-Stauwehr (1x) | Ort 8 tiefenpsychologischem FrFr16. 16.7.7.2021 2021| |15.00–16.30 15.00–16.30| |(1x) (1x)| |Ort Ort88 Hannes EichenbergerApril bis August 2021 HannesEichenberger Hannes Dorfstrasse Dorfstrasse 47,Otto Eichenberger 47, 5062 Wyler, 5062OberhofLotti Fellner, Tom Oberhof Fellner, Dorfstrasse 47, Anne Fellner 5062 Oberhof Fr 9. 7. 2021 | 17.00–19.00 Hansjürg | Oberhof (1x) | Ort 7 Hansjürg Tschannen, Eniwa HansjürgTschannen, Tschannen,Eniwa Aare-Stauwehr21. August bis 24. Oktober Ort2021 Eniwa 8 Aare-Stauwehr Susi Kramer, Künstlerin Ort88 Aare-Stauwehr Ort 5012 5012Schönenwerd Schönenwerd 5012 Schönenwerd –21.00 | (1x) | Ort 2 ipl. Kunsttherapeutin 315 Sommerakademie Ort 31799 Beinwil Beinwilam amSee See Sommerakademie Ort 9 Beinwil am See 315 315 Sommerakademie Sommerakademie 317 317 Sommerakademie Sommerakademie Ort Bahnhof, 5712 Beinwil am See s, eidg. anerk. Bahnhof, Bahnhof,5712 5712Beinwil Beinwilam amSee See 135 Heinrich HeinrichZschokke Geschichte und Zschokke und 201 Heinrich Nanny Nanny Zschokke Zschokke Zschokke Literatur 134 aufund auf Nanny Zschokke auf Literatur Ort 10 Zentrum für Demokratie Ort 10Zentrum Ort10 ZentrumfürfürDemokratie Metron Kultur Demokratie der der Nanny Wald Waldder Zschokke – ein Lyrik im Klosterder Wald Kriegsromane Augenhöhe Augenhöhe St. Urban Augenhöhe Küttigerstrasse Küttigerstrasse21, 21,5000 5000Aarau Küttigerstrasse 21, 5000 Aarau Kursorte Frauenleben vor 200 Jahren Aarau Ort 11 Zschokke Denkmal Volkshochschule Aarau Ort1111Zschokke Ort ZschokkeDenkmal Denkmal Geschichte Ort 1 Theologisch-Diakonisches Seminar Kasinostrasse Kasinostrasse2,2,5000 5000Aarau Aarau Förderpreis 2021 Kasinostrasse 2, 5000 Aarau Ort 12 SOMA-Studios Ort1212SOMA-Studios Ort SOMA-Studios Frey-Herosé-Str. 9, 5000 Aarau Areal Areal Bleiche 10, 4800 Zofingen ArealBleiche Bleiche10, 10,4800 4800Zofingen Zofingen z lesen» Der mit 10’000 CHF dotierte Förderpreis Ort 2 Pflegeheim Herosé See (AG) Effingerweg 9, 5000 Aarau 2021 feiert die Heinrich-Zschokke-Gesell- In der einzigartigen Atmosphäre des ehe- Krieg ist eine Grunderfahrung fast jeder der Metron richtet sich an alle Personen 250.Führung: Kloster St. Ortan3 zahlreichen schaft Führung: Geburtsjahr Roger Roger Leben Urban zu seinem maligen Zisterzienserklosters St. Urban Gesellschaft, deshalb gibt es auch in der Anlässen undWirz, Wirz, SchafmattstrasseWerk Aarauer Aarauer 1, Heinrich 4915 Stadtförster jeden MonatEin Stadtförster finden St. Urban Führung: Ein Roger gemeinsamermit Wirz, gemeinsamer Lyrik-Lesungen Anlass AnlassAarauer Literatur mit derStadtförster «literari- mitBeispiele, viele der «literari- Ein gemeinsamer Anlass mit der «literari- die dieses Thema und Institutionen, die in kulturellen und Zschokkes. Werfen wir Einleitung: Einleitung: FrauOrt Nanny 4 Nüsperli. einen Blick Werner WernerOrt, Kantonsbibliothek Ort,Zschokkebiograf Zschokkebiograf Einleitung: auf seine zeitgenössischen Schweizer schen schen Treffpunkt vor dem Kloster Autoren aarau» aarau»Werner statt. und Ort, und der Zschokkebiograf Heinrich-Zschokke- schen aarau» und der Heinrich-Zschokke- aufgreifen. der Heinrich-Zschokke- künstlerischen Bereichen tätig sind. Gesellschaft Gesellschaftim imKasinopark. Gesellschaft im Kasinopark. FrFr Aargauerplatz 1, 5000 Aarau 23.4. /7. 7.20212021 ||15.00–16.30 |18.00–20.00 Blumenhalde | |(1x) 5(1x)|Am |Ort 10 Fr 23. 7. Kasinopark. Mi 14. 4. / 21. 4. / Di 27. 4. / 4. 5. / Mi 2021 | 18.00–20.00 | (1x) 12. 5. / 19. 5. 2021 | Ort 10 | (6x) | Ort 4 | 15.00–16.30 Der Förderpreis wird für ein konkretes, Die Covid-19 Regeln Mi 7. 4. 23. / 28. 5. 5.2021 18.00–20.00 | (3x) | Ort 7. jeden Ort 10 Monats | 17.00–18.00 | Ort 3 Die Die Covid-19 Covid-19 Regeln Regeln Marianne Blattner-Geissberger, Museologin MAS Roger Ort Rathaus Wirz, Wirz,Stadtförster 5 Historiker Roger Stadtförster Ueli Suter, Betreuung Roger FrFr Wirz, Brigitte Künzli, Germanistin und Philosophin Fr 2021Stadtförster 6.6.8.8.2021 | |18.00–20.00 18.00–20.00| |(1x) (1x)| |Ort Ort11 Zschokke-Denkmal 11 6. 8. 2021 (Massnahmen) | 18.00–20.00 | (1x) | Ort 11 ausserordentliches (Massnahmen) werden Projekt oder Vorhaben Matheja, Tänzerin werden (Massnahmen) werden Werner Ort, Rathausgasse 1, 5000 Aarau Jennifer Jennifer JenniferMatheja, Matheja,Tänzerin Tänzerin eingehalten. verliehen. Bewerbungen sind bis Montag, eingehalten. 263 Ort 6 Museum Langmatt Samia SamiaVon VonArx, Arx,Schauspielerin Schauspielerin eingehalten. Samia Von Arx, Schauspielerin Böju» im Wandel. Geschichte Römerstrasse 30, 5400 Baden 264 Kultur 254 Literatur 11. Oktober 2021, einzureichen. Mittelalterlicher Städtebau Kindermassage Shakespeares Werk anhand 18.30 | (1x) | Ort 9 ausgewählter Texte entgegen. Anmeldungen Ort 7 Ateliernehmen Susi Kramerwir gerne über unsere Website www.vhsag.ch/aarau Geben SieDorfstrasseunter «Suchen!» 47, 5062 Oberhof die dreistellige Kursnummer Anmeldungen ein. nehmen wir gerne Alle Informationen unter: Anmeldungen Anmeldungenist nehmen nehmen wir gerne Anmeldeschluss Ort 8 Aare-Stauwehr über unsere jeweilswir Website gerne eine Woche vor Kursbeginn. über unsere Website https://www.metron.ch/foerderpreis über5012 unsere Website Die Kurse enden mit Schönenwerd www.vhsag.ch/aarau einem Apéro. Die Kurskosten von www.vhsag.ch/aarau 20 Franken entgegen. werden bei Kurs- www.vhsag.ch/aarauentgegen. entgegen. beginn Sommerakademie Ort eingezogen. 9 Beinwil am See Bahnhof, 5712 Beinwil am See Geben Sie unter «Suchen!» die Geben GebenSie Sieunter unter«Suchen!» «Suchen!»die die okke auf Mittelalterlicher dreistellige Städtebau im Lichte philo- Eine liebevolle Auszeit für Kursnummer ein. Eltern und Kinder. Die zu lesenden Texte (dt. Üb.) und deren dreistellige Kursnummer ein.unsSoeinen lebhaften Ein- Ort 10 Zentrum dreistellige sophisch-religiös geprägter für Demokratie Kursnummer Ästhetik. ein.So So Diskussion sollen finden finden Küttigerstrasse Sie Sieweitere weitere 21,Kurs-Informatio- 5000 AarauFr 30. 4. 2021 | 19.00–20.30 Kurs-Informatio- finden Sie | (1x) | Ort 1 weitere druckKurs-Informatio- von Shakespeares Sprache, seinem Theater sowie dem damaligen Zeitgeist ver- Do 29. 4. 2021 | 19.00–21.00 | (1x) | Ort 1 nen nen 11und undim imFeldFeld «JETZT «JETZTBUCHEN» BUCHEN» nen und im Feldmitteln. Erika Metting van Rijn, Zertifizierte Kursleiterin «JETZT BUCHEN» Ort Zschokke Denkmal Volkshochschule Aarau Tel Tel079 079377 37715 73Volkshochschule Aarau 1573 Tel 079 377 15 73 Kindermassage DGBM Benno Bruggisser, Historiker haben haben Sie SiediedieMöglichkeit Kasinostrasse 2, 5000 Aarausich Möglichkeit sich haben Sie die MöglichkeitVolkshochschule sich Aarau anzumelden. Sekretariat Sekretariat Di 4. 5. / 11. 5. / 18. 5. 21 | 19.00–20.30 | (3x) | Ort 2 aarau@vhsag.chSekretariat aarau@vhsag.ch aarau@vhsag.ch anzumelden.
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin Inhalt VORSCHAU «Wilhelmina» 6 MAGAZIN Ein neues Festival präsentiert kulturelle Highlights am Hallwilersee. 24 Grosse Skulpturenschau Das Aargauer Kunsthaus zeigt Schweizer Skulpturen von 1945 bis in die Gegenwart. Wir suchten mit Anouchka Panchard Spuren der Emanzipation im Kunstschaffen der letzten 75 Jahre. Distanzierte Nähe 10 Werke von Not Vital und Vivian Greven im Museum Langmatt Baden Freiluftkino 11 In Baden und Brugg bieten sich für Cineast*innen besondere Nächte 32 Das Bild Stille und Musik 12 Aus dem Ringier Bildarchiv Am Festival der Stille in Kaiserstuhl gibt es Rhapsodien und Salsa zu hören 33 Interview mit Pitsch Schmid Der Präsident von VAMUS, dem Verband Aargauer Museen und Open-Air-Konzerte 13 Sammlungen, Pitsch Schmid, tritt zurück. Im Interview gibt er Der Festivalsommer fällt nur teilweise ins Wasser: Einblick in Landschaft und Funktion der «kleinen» Häuser Diese Open Airs finden statt 34 Das Objekt Familienseite 14 Sammlerstücke von Rudolf Velhagen Erdbeertage, enttabuisiert 15 34 Husseins Welt Das Kunsthaus Zofingen zeigt Werke der jungen Künstlerin Delia R. Ferraro Kolumne Jazz mit Gästen 16 35 Jens Nielsen In der Pianolounge in Aarau laden Debrunner/Käppeli Kolumne zum Improvisieren ein 35 Ausschnitte Kopfstand, Salto und Co. 17 Von Anna Sommer Der Circus Monti startet in seine Saison 36 Unterwegs mit János Moser Lyrik in den Städten 18 Von Florian Binder Das «Amt für Poesie» verbindet Menschen und Sprachen Kultursplitter 20 Filmtipps 21 Hörtipps 22 Lesetipps 23 AGENDA 38 Kultur im Aargau auf einen Blick Veranstaltungen im Juli und August Cover: Vivianne Mösli und Ouelgo Téné vom «Amt für Poesie». Foto: Jiří Vurma 5
VORSCHAU Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin Höre ich richtig? Ja, Argovia Philharmonic bespielen das Schloss Hallwyl. zvg 6
Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin VORSCHAU Sommerfestspiele am See FESTIVAL Was es im August rund um den Hallwilersee braucht, ist Prachtswetter. Denn dann will «Wilhelmina – Fest der Künste» für jede und jeden, egal welchen Alters, seinen Zauber entfalten. Hauptschauplatz dieser interdisziplinären Sommerfestspiele ist das Schloss Hallwyl. TEXT ELISABETH FELLER | FOTOS ZVG Wilhelmina? Diesen Vornamen trug nicht nur die einstige Königin der Niederlande, sondern auch eine gebürtige Kempe aus Stockholm. Diese heiratete 1865 Walter von Hallwyl, der dem Schweizer Adelsgeschlecht der Hallwyl entstammte. Das Ehepaar kaufte Walters überschuldetem Bruder Hans das Schloss Hallwyl ab. «Unsere» Wilhelmina muss eine energische Person gewesen sein, denn «Die Schwedin», wie man sie im Seetal nannte, brachte die drin gend notwendige Sanierung des Schlosses Hallwyl in Gang. Erst ordnete sie das Familienarchiv, dann liess sie das Wasserschloss von einem schwedischen Fachmann archäologisch untersuchen, und ab 1913 wurden die Ge bäude restauriert. Das Inventar stellte sie dem Landes museum in Zürich zur Verfügung. Das Familienarchiv wieder- um ist im Staatsarchiv in Bern untergebracht, wo die von Hallwyls Bürger*innen sind. 1925 richtete Wilhelmina von Hallwyl schliesslich eine Stiftung ein, mit dem Zweck, die Schlossanlage der Öffent lichkeit zugänglich zu machen. «Ist das nicht eine tolle Fa miliengeschichte mit einer tollen Frau?», fragt Walter Küng, Schauspieler, Regisseur und künstlerischer Leiter von «Wilhelmina – Fest der Künste». «Bei diesem Namen kommt man ins Sinnieren, wenn man ihn erstmals hört», fährt der Badener fort und kommt auf das im August erstmals ausgerichtete Fest zu sprechen, das er bis 2023 program miert. Im ersten Jahr steht es unter dem Motto «Adel», denn die Familie von Hallwyl hat das Leben während Jahrhun derten rund um den See geprägt. Im zweiten Jahr soll das Thema «Natur» aufzeigen, was es mit dem Hallw ilersee als einem Ort der Ruhe, der Erholung und des schöpferischen Ges taltens auf sich hat; im dritten Jahr steht «Wirtschaft/ 7
VORSCHAU Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin Ökonomie» im Vordergrund: Dann eine kontinuierliche Zusammen soll das Seetal als «Ort vergan arbeit geben wird. gener Industrie (Textil, Tabak) » Eine schöne Rolle spielt auch vorgestellt werden. eine junge Aargauerin mit Wurzeln Keine Frage: Das «Wilhelmina»- in Windisch, die in die weite Thea- Projekt ist mit seinem aus der terwelt hinausgezogen ist und «Oper Schloss Hallwyl» hervorge dort Erfolge feiert: Lena Schmid. gangenen spartenübergreifenden Sie entwirft die Ausstattung für Format ambitiös und muss sich Jacques Offenbachs Opéra bouffe erst einmal im Aargau etablieren. «Eine Ehemann vor der Tür», Wichtig in diesem Zusammen die Walter Küng inszeniert. Die hang: Die bis anhin gepflegte Geschichte um eine Hochzeitsfeier Zusammenarbeit für die «Oper mit vielen nicht nur komischen Schloss Hallwyl» mit dem Argovia Szenen erinnert an Mozarts Philharmonic und dem Museum Oper «Die Hochzeit des Figaro». Aargau lebt weiter. Selbst wenn Orchestral opulent angerichtet dem Schloss Hallwyl heuer eine wird dieses Offenbach-Stück im zentrale Rolle zufällt, locken nicht Walter Küng, künstlerischer Innenhof des Schlosses freilich Leiter von Wilhelmina. zvg minder weitere schöne Schauplät nicht. Walter Küng freut sich, dass ze wie das Schloss Brestenberg, eine Fassung für vier Stimmen und der Hallwilersee, das Frauen- und das Männerbad Seengen, Harmonium (musikalische Leitung: Andres Joho) gespielt das Arbeiterstrandbad Tennwil; Schiffsanlegestellen sowie wird. Bei einem Instrument soll es übrigens nicht bleiben. die Schiffe der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee. Mehr sei hier nicht verraten. Weil das Motto «Adel» ver Wer sich ins Programm vertieft, merkt: Der Kanton pflichtet, lädt die Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee zu Aargau ist allgegenwärtig. Dies ist Walter Küng ein Herzens Fahrten ein, denn: «Der Adel besucht seine Untertanen». anliegen: «Der Einbezug und die Verbindung zu lokalen Wer Lust hat auf eine räumliche Expedition durch die Räume kulturell und künstlerisch tätigen Menschen ist wichtig, des Schlosses wird das Format «Höre ich richtig?» nicht denn kulturelle Teilhabe schafft Identität und Motivation.» verpassen wollen. Oder darf es das Familienwochenende Eine starke Beziehung zum Aargau haben beispielsweise mit einem Kinderprojekt und dem Pop-up-Konzert des Musikerinnen und Musiker aus den Reihen des Argovia Jugendsinfonieorchesters Aargau sein? Wie auch immer: Die Philharmonic und das Jugendsinfonieorchester Aargau, Neugier auf das breit angelegte Projekt «Wilhelmina – Fest aber auch junge Tanzschaffende wie etwa Sina Friedli der Künste» ist geweckt. und Steven Forster, die in «Höfische Musik» auftreten. Stich wort jung: Walter Küng verweist auf Silvan Setz, dem die Produktionsleitung obliegt, sowie auf die Studierenden der HALLWIL Schloss und andere Orte Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), mit der es 6. bis 29. August, Programm: www.wilhelmina-hallwil.ch Sina Friedli und Steven Forster tanzen zu höfischer Musik. zvg
Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin VORSCHAU Jubiläum des Volksaufklärers LITERATUR Der 250. Geburstag von Heinrich Zschokke wird heuer gefeiert. Zu lesen gab es einiges, gefeiert wurde aus bekannten Gründen weniger. Das ändert sich nun glücklicherweise: Im Juli und August finden zwei kleine Veranstaltungen statt, um den Schriftsteller, Pädagogen und «Volksaufklärer», als der er landläufig bekannt ist, zu würdigen. So führen im Juli etwa sein Biograf Werner Ort und der Stadtförster von Aarau, Roger Wirz, in einer Exkursion in den Wald – Zschokke war für den jungen Aargau für den Bergbau und das Forstwesen zuständig. Im August inszenieren die Schauspielerin Samia von Arx und die Tänzerin Jennifer Matheja Zitate von und über Nanny Zschokke-Nüsperli aus biografischen Notizen, Tagebüchern, Briefen und Erzählungen im Kasinopark Aarau. Die Veran staltungen werden von der Volkshochschule organisiert – ganz im Sinne Zschokkes. mh AARAU Exkursion: Blumenhalde, Fr, 23. Juli, 18–20 Uhr, Nanny Zschokke: Fr, 6. August, 18–20 Uhr, Weitere Infos: Arbeit am Denkmal: Samia von Arx und Jennifer Matheja. zvg www.heinrichzschokke.ch Umarmung im Brutkasten FA GE L LE AUF AUFGEFALLEN Eisengitter, Drähte, ineinandergreifende Kunst im öffentlichen Raum: Beim Metron- Strukturen: Eine Ahnung vom Vernetztsein der Dinge. Die N gebäude in Brugg. Foto: Michael Hunziker Skulptur des Künstlerpaars Jeannette und Gerhard Catrina trägt den Titel «Umarmung» und abstrahiert den Verzicht nach körperlicher Nähe, den wir in den letzten Monaten zu leisten hatten. Etwas abseits vom Bahnhof Brugg steht der «Brutkasten» der Metron AG. Hier werden in unterschiedlichen Inter vallen kleinere Arbeiten von Künstler*innen ausgestellt. mh BRUGG vor dem Metrongebäude, bis November AUSGEFALLENES AUFGEFALLENES Ist Ihnen etwas aufgefallen? Kunst in Nischen, Kultur an geheimen Orten: Flüchtige Momente, temporäre Installationen – wenn Sie in Ihrem Alltag etwas Unverhofftes, Unerwartetes in dieser Art entde cken, zücken Sie Ihr Handy und teilen Sie Ihre Entdeckungen mit uns. Hier eine unabgeschlossene Liste potenzieller Sujets: Flashmobs, Land-Art, Performances, Street-Art, temporäre architektonische In terventionen, paranormale Phänomene, Ufo-Landungen (nur wenn das Bild nicht verwackelt ist) etc. Schicken Sie Ihre Entdeckungen an redaktion@aaku.ch. Wir ver öffentlichen das Bild (je nach Möglichkeit). 9
VORSCHAU Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin Distanzierte Nähe, archaische Moderne AUSSTELLUNG Im Museum Langmatt trifft die junge deutsche Malerin Vivian Greven auf den Schweizer Künstler Not Vital. «Vivian Grevens Bilder passen perfekt ins Museum Lang matt», schwärmt Assistenzkuratorin Daniela Minneboo. «Schon seit einigen Jahren legen wir den Fokus auf zeitge nössische Malerei und stellen so einen Dialog her zwischen der impressionistischen Sammlung der Gründerfamilie des Im Innern sind die Bilder von Vivian Greven zu sehen. zvg Museums und aktuellen figurativen Bildern – also zwischen damals und heute. Ähnliches macht Vivian Greven: Sie lässt sich für ihre Bilder vom klassizistischen Bildhauer Antonio Skulpturen von Not Vital Canova inspirieren. Ihre Werke stehen in einem historischen Eine grosse Ausstrahlung der anderen Art haben die Kontext.» Zum ersten Mal nun stellt die 36-jährige Künst Skulpturen von Not Vital. Der 73-jährige Schweizer gilt lerin in der Schweiz aus. Im Zentrum ihrer Arbeit steht das als Künstlernomade, weil er in Peking und Rio de Janeiro Thema zwischenmenschliche Beziehungen. Immer wieder Ateliers besitzt und erst seit einem Jahr wieder in seiner bildet sie zwei oder mehrere Figuren ab, die miteinander zu Bündner Heimat lebt. Aufgrund seiner Reisetätigkeiten hat interagieren scheinen. Das Besondere daran: Vivian Greven er tiefe Kenntnisse über Skulpturen anderer Kulturen, die er schafft es, die Betrachter*innen eine tiefe Nähe, gleichzeitig gerne in seine Arbeit einfliessen lässt. Kunstliebhaber*innen aber auch eine grosse Distanz zwischen den Figuren spüren kannten ihn schon auf der ganzen Welt, als er durch eine zu lassen. «Die Gesichter erstarren im Moment der Zu Werkübersicht im Bünder Kunstmuseum Chur vor drei Jah wendung», erklärt Minneboo. Die Bilder haben eine grosse ren auch hierzulande bekannt wurde. «Eigentlich hatten wir Wirkung im Raum. «Wir lassen den Bildern viel Platz, deshalb geplant, die Werke von Not Vital vor allem im Aussenbereich entfalten sie eine enorme Ausstrahlung.» des Museums auszustellen, aber es kam anders», lacht Daniela Minneboo. Die Assistenzkuratorin erzählt die Geschichte von ihrem Treffen mit dem Künstler: «Not Vital erblickte unsere Sammlung von Grabkeramiken aus der chinesischen Han-Dynastie und er hatte sofort eine Vision.» Das Museum Langmatt liess sich von dieser Vision begeis tern: In der freigeräumten Bibliothek stehen nun archaisch anmutende Keramikskulpturen von Not Vital historischen Grabkeramiken aus der Han-Dynastie gegenüber. «Hier das Neue, Moderne, das aufgrund der Verarbeitung auch Sprünge hat und gewollt grobe Züge trägt, und dort das Alte, das durch hohe Kunstfertigkeit und Sorgfalt auffällt», erklärt Minneboo. Auch draussen im Park stehen Skulpturen des Schweizer Künstlers: Es sind Gebilde aus Edelstahl, die aussehen wie Heuballen. Hier betont Minneboo die Kon textverschiebung: «Die Heuballen stehen nicht etwa in einer ruralen Umgebung, sondern auf feinstem englischem Rasen», lacht sie. Das zeige den Humor von Not Vital. Von Tania Lienhard BADEN Museum Langmatt Die Skulpturen von Not Vital sind unter anderm im Garten zu entdecken. zvg bis 22. August 10
Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin VORSCHAU Filme unter freiem Himmel FILM Ob im gemütlichen Hinterhof oder auf dem das Zusammenspiel zwischen Natur und Film gibt dem urbanen Parkhausdach – die Open-Air-Kinos Kinoerlebnis eine zusätzliche Dimension.» Gezeigt werden in Brugg und Baden bieten cineastische und am OdeonAir sowohl aktuelle Produktionen als auch zwei kulinarische Kost bei einzigartiger Atmosphäre. Klassiker; so steht beispielsweise «In the Mood for Love» (HK 2000) des chinesischen Regisseurs Wong Kar-Wai Viel zu lange haben wir unsere Abende auf dem heimischen auf dem Programm: «Der Film wurde frisch restauriert und Sofa mit Netflix und Co. verbracht – nun endlich heisst es digitalisiert und gilt als absolutes Meisterwerk», so Filati. wieder: Filme unter freiem Himmel geniessen. Denn bereits Mit «Minari» (US 2020) wird zudem ein Film zu sehen sein, zum 15. Mal verwandelt sich das Dach des Parkhauses Gar der in diesem Jahr mit einem Oskar und einem Golden Glo tenstrasse dank Dutzenden freiwilligen Helfer*innen für elf be ausgezeichnet wurde. Erzählt wird die Geschichte einer Tage zum gemütlichen «Freiluft kino» mit wundervoller Aussicht über die Bäderstadt und einem abwechslungsreichen Programm mit internationalem Flair. «Wir ver stehen uns als Independent- und Arthouse-Kino – auch wenn wir den einen oder anderen grösseren Film zeigen», so Daniel Leuthold vom Organisationskommitee des Open-Air-Kinos. Ein Highlight bil det dabei der Dokumentarfilm Woman (FR 2019): Der französi sche Fotograf und Filmemacher Yann Arthus-Bertrand und die ukrainische Journalistin Anastasia Mikoya haben über 2000 Frauen aus aller Welt interviewt – ent standen ist eine Collage über die weibliche Befindlichkeit des 21. Jahrhunderts. «Es ist ein wirklich eindrücklicher und total kurzweiliger Dokumentarfilm», So sieht Sommer aus: Open-Air-Kino im Brugger Hinterhof. zvg sagt Leuthold, «es kommen sowohl Themen wie Emanzipation und Liebe, aber auch Gewalt und Unterdrückung zur Spra koreanisch-amerikanischen Familie, die sich in den ländli che.» Wer hingegen den lauen Sommerabend lieber chen USA eine Existenz aufzubauen versucht: «Minari ist mit Feel-Good-Kino samt beeindruckender Kulisse des enorm bildstark und hat mich richtiggehend weggehauen», Himalaja-Gebirges ausklingen lassen will, dem sei «Lunana» schwärmt Filati. Doch nicht nur für das Auge, auch für (BU 2020) ans Herz gelegt: Der Film erzählt die Geschichte das leibliche Wohl wird gesorgt – so kommt man an dieser eines jungen Lehrers aus der Hauptstadt Bhutans, der in die Vorstellung in den Genuss von asiatischen Köstlichkeiten. wohl abgelegenste Schule der Welt geschickt wird. Und damit nicht genug: «In diesem Jahr bieten wir an fünf Abenden passendes Essen zum jeweiligen Film an.» Wäh Kino und Kulinarik rend der Vorpremiere von «La Boda de Rosa» (ES 2020) wird Mittlerweile Kultstatus geniesst auch das Open-Air- Paella serviert, bei Thomas Vinterbergs «Druk» (DK 2020) Kino OdeonAir im Hinterhof des Brugger Kulturhauses mit können dänische Schlemmereien probiert werden, und bei seinem Zirkuswagen und bequemen Liegestühlen. Zwischen «Un Divan a Tunis» stehen tunesische Speisen auf dem Plan. dem 2. und 17. Juli können an diesem lauschigen Plätzchen Alles vegan, regional, bio und weizenfrei zubereitet – wahr 14 Filme in familiärer Atmosphäre genossen werden – ku lich ein Erlebnis für alle Sinne. Von Philippe Neidhart ratiert von Stephan Filati, Co-Betriebsleiter des Odeons: «Es gibt Filme, die besser zur Geltung kommen, wenn sie draussen gezeigt werden.» Insbesondere Roadmovies BADEN Parkaus Gartenstrasse, 7.–17. Juli würden sich dabei besonders für das Open-Air-Kino eignen, www.freiluftkino-baden.ch erklärt Filati: «Stellen wir uns vor, eine Szene spielt in der BRUGG Odeon (Garten) 2.–17. Juli Wüste, und vor der Leinwand fliegt eine Fledermaus vorbei – www.odeon-brugg.ch 11
VORSCHAU Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin Mit Barock und Jazz gegen den Lärm KLASSIK Wer am Festival der Stille in Kaiser stuhl und Umgebung besinnliche Musik erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. Salsa und Rhapsodien stehen auf dem Programm. Die Konzerte des Festivals in Kaiserstuhl, Hohentengen und Wislikofen sind abwechslungsreich bunt. Den Anfang macht das Trio Mystère mit Werken von Händel-Halvorsen bis zu Grieg. Kommt dieses Programm noch konventionell daher, so geht in den jazzigen «The Roaring Twenties» mit Musik von Gershwin oder Irving Berlin so richtig die Post ab. Wie sind denn Daria Zappa und Massimiliano Matesic, die künstlerische Leitung, zum Namen des Festivals gekom men? «Jegliche Art von Musik entsteht aus der Stille und ist als Gegenpol, Erquickung oder gar Erlösung vom Lärm anzusehen. Leider ignoriert unsere Zeit, dass Lärm ein «Musik entsteht aus der Stille»: Daria Zappa und Massimiliano Matesic. zvg Verhängnis für die Menschen ist.» Sich bewusst der Musik zu widmen, ist befreiend und beglückend, was auch das Angebot des Festival der Stille zeigt. für die Schauspielerei hat mich stets begleitet.» Mit dem In einem Weingut in die Welt des Salsa einzutauchen, klingenden Märchen von Janko, dem Böhnchen, stellt sie ihr macht Spass, vor allem, wenn Ruben Olivares für Stimmung Können unter Beweis. sorgt. In der Probstei Wislikofen wird Musik des Orients Zum Schluss gibts dann noch eine Uraufführung von geboten: Oud, Tabla oder Kanun heissen die Instrumente, Massimiliano Matesic, die vom Zürcher Kammerorchester auf denen Stücke von Mohammed el Qasabji (1892–1966) neben Bach und Vivaldi gespielt wird: «Die Sinfonietta gespielt werden. Musik aus «allen Winkeln der Welt» gehört ist für ein reines Streichorchester geschrieben, sie ist eine selbstverständlich zum Credo, denn «Spezialisierung hat Hommage an das Orchester, mit dem wir besonders ver mit Kunst und mit Leben nichts zu tun», wie Matesic dazu bunden sind. Die drei Sätze möchten gerne heitere Töne an erläutert. «Je entfernter eine Kultur ist, desto mehr können schlagen, doch gibt es auch abgründige Stimmungen darin.» wir davon lernen und profitieren.» Von Verena Naegele Auch Kinder kommen auf ihre Kosten. Geboten wird ein spritzig-freches Märchen aus Ungarn. Erzählerin ist überraschenderweise die als versierte Geigerin geschätzte KAISERSTUHL diverse Spielorte Fränzi Frick, die «von Kindsbeinen an mit dem Bühnen 20. August bis 11. September, www.festivalderstille.ch virus infiziert» sei, wie sie lachend zugibt, «die Leidenschaft Vertonte Zeichen der Zeit SOUNDS Die diesjährigen Musikalischen Begegnungen in Lenzburg setzen eine genreübergreifende thematische Klammer über die verschiedenen Konzerte: Das Programm steht im Zeichen der Zeit. So singen sich etwa die Sopranistin Andrea Hofstetter, der Tenor Raimund Widerkehr zum Klavier von Andres Joho mit Operettenmelodien in die goldenen 20er-Jahre zurück, 22 Formationen und Ensembles aus der Region machen die Lenzburger Altstadt zur klingenden, pulsierenden Zeitzone, und Sonja Huber am Vibrafon und Sängerin Eva Buchmann alias Duo Lottchen vertonen in «Tales for my Mother» das Thema Lebenszeit. mh LENZBURG div. Orte, 20. August bis 5. September, www.mbl-lenzburg.ch Das Duo Lottchen vertont Lebenszeit. zvg
Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin VORSCHAU Alles ist ein wenig anders SOUNDS Eigentlich glaubte niemand mehr so richtig an eine Open-Air-Saison 2021 – doch es gibt sie noch, die Festivals im Aargau. AAKU schaute sich um, wo in diesem Sommer Musik unter freiem Himmel genossen werden kann. FLÄCKE OPEN AIR METSCHGPLATSCH Während zweier Tage verwandelt sich das Gelände Eine aussergewöhnliche Idee hatte das OK des Metschg des Laubberghofs oberhalb von Rietheim in ein kleines, aber platsch-Open-Airs, das traditionellerweise am Lenzburger feines Festival mit ausgewählten musikalischen Lecker Jugendfest über die Bühne geht. Dieses kann pandemiebe bissen. Denn wie lässt sich die Sonne besser geniessen dingt auch in diesem Jahr nicht stattfinden – doch ganz auf als mit karibischen Vibes der Berner Sängerin Jo Elle? Musik und Festivalstimmung zu verzichten, wäre doch wirk Die ehemalige Juniorweltmeisterin im Snowboard glänzt lich schade! Deshalb bringt das Metschtplatsch die Bands auch neben dem Sportzirkus und zieht die Zuschauer*innen direkt zu dir nach Hause. Am 10. Juli werden drei handver mit feinstem Reggae in ihren Bann. Und wie lange muss lesene Acts an sechs privaten Gartenfesten aufspielen und ten wir warten, um endlich wieder befreit auf der Wiese für eine (coronakonforme) ausgelassene Stimmung sorgen. zu tanzen – wenn Les Fanflures Brass Band ihre groovige Wer die glücklichen Gastgeber*innen sind, war bis zum Re Mischung aus Hip-Hop und jazzig-funkigem Brass anstim dakionsschluss des Magazins nicht bekannt. Wir gratulieren men, ist Partystimmung garantiert. Oder lieber einfach trotzdem bereits im Voraus! phn LENZBURG diverse Orte, Sa, 10. Juli, Programm: www.metschgplatsch.ch BÖRÖM SOMMERBÜHNE Zwar kein richtiges Festival, dafür eine Sommerbühne unter freiem Himmel bietet das Böröm pöm pöm in der Alten Bürsti in Ober- entfelden. Wir dürfen uns dabei auf eine gute Portion Gitarren musik in ihren verschiedensten Faccetten gefasst machen. So beispielsweise präsentieren Mojo Daniel und M.Ä.T – beides Musiker der Aarauer Rocker von The Vibes – am 3. Juli jeweils ein Solo programm. Während sich Ersterer nur mit Stimme und Gitarre kri tisch mit sich selbst und der Welt auseinandersetzt, hat sich M.Ä.T Jonas Zahnd und Irina Mossis aka Irina & Jones fahren Richtung Rietheim ans Open Air. zvg den experimentelleren Klängen verschrieben: eine One-Man-Show mal ausspannen und sich von Irina & Jones künstlerischem mit Synths, Orgel und übernatürlichem Schlagzeug. Wer es Talent überzeugen lassen? Auf engstem Raum präsentieren hingegen lieber klassisch mag und gerne zu Hardrock die sich die beiden mit einer abenteuerlichen Apparatur aus Mähne schüttelt, sollte sich den 31. Juli dick in der Agenda Schläuchen und Pedalen, die es Jonas Zahnd ermöglicht, anstreichen. Dann nämlich sind Izananya zu Gast. Many gleichzeitig als Schlagzeuger und Gitarrist zu fungieren. Im Maurer (Krokus) und Iza Loosli (Bluesaholics) begeistern da Zusammenspiel mit Irina Mossis souliger Stimme ergibt sich bei mit markanten Riffs und sprechen in ihren Texten gerne daraus ein organischer Soundmix der Extraklasse. phn mal Tabus an. phn RIETHEIM Laubberghof OBERENTFELDEN Böröm pöm pöm 6.–7. August, www.flaeckeopenair.ch (Alte Bürsti), Programm: www.boeroem.ch 13
VORSCHAU Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin Souvenir aus vergangener Zeit DIES & DAS Wie wurden in der Antike und im Mittelalter Gebrauchs gegenstände hergestellt? Ohne Elektrizität, ohne Fliessband – durch reines Handwerk. Die vielen alten Techniken können Interessierte nun kennen lernen und in zehn Stationen auf einem Parcours durch den Legionärspfad und auf dem Gelände des Klosters Königsfelden selbst Artefakte herstellen. Quasi im Originalschauplatz werden Messer geschmiedet, Seifen gesie det, Lederbänder gestaltet oder Farben gemischt. Selbstredend, dass die Gegenstände als Souvenirs an eine längst vergangene Zeit mit nach Hause genommen werden können. Ab 6 Jahren. mh Selbst Hand anlegen am Handwerkparkours. zvg WINDISCH Legionärspfad, 3.–7. August, 14–20 Uhr (Wieder-)gelebte Geschichte Zeitreise ins Mittelalter. zvg DIES & DAS Festhalten, Augen zu und wieder auf: So schnell wie ein Gedankenblitz geht eine Teleportation durch die Zeit. Jedenfalls auf Schloss Lenzburg. Während zweier Tage im Juli landen die Besuchenden im Mittelalter und erleben auf einer Zeitstrasse die gesellschaftlichen Entwicklungen vom Früh- bis ins Spätmittelalter. Sie wandeln zwischen Dar steller*innen des grossen Reenactment-Events herum und tauchen ein in fünf verschiedene Zeiträume. Wie haben sich Waffen, Kleidung, Musik und Schrift in Europa vom 7. bis ins 15. Jahrhundert verändert? Ein Living-History- Anlass für Jung und Alt. mh LENZBURG Schloss, 23.–25. Juli, 10–17 Uhr Einladung an alle Künstler*innen DIES & DAS Wenn der leistungsorientierte Schulalltag in den Sommerferien bereits seit ein paar Wochen vergessen ist, können die Kinder wieder zu Künst ler*innen werden. Denn wer vom Kunsthaus eingeladen wird, darf doch zu Recht annehmen, dass seine kreativen Schöpfungen Kunststatus haben. Im Summer- camp erhalten die teilnehmenden Kinder in verschiedenen Workshops die Gelegenheit, sich spielerisch mit verschiedenen Medien und Techniken intrinsisch und frei von allen Zwecken auseinanderzusetzen. Am Samstag und Sonntag treten dann noch die lokalen Barden von Hilfssheriff Tom auf und auch Laurent & Max animieren zum Mitsingen und Mitklatschen. Denn das kreative Schaffen macht heiter und glücklich und will gefeiert werden – weil am Montag die Schule wieder losgeht, erst recht. Für Kinder ab sieben bis zwölf Jahre. mh AARAU Aargauer Kunsthaus Frei von allen Zwecken gestalten: am Summercamp 5.–8. August, 10–17 Uhr des Aargauer Kunsthauses. Foto: Ullmann 14
Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin VORSCHAU Kunst gegen das Tabu der Erdbeertage KUNST Das Kunsthaus Zofingen zeigt in seinen Fenstern während des Sommers die Arbeiten der jungen Künstlerin Delia R. Ferraro. Ein Beitrag gegen die Tabuisierung der Menstrua tion. AAKU sprach mit der Künstlerin über Menstruationsaberglauben und die Rolle des Patriarchats. Warum machen Sie die Menstruation zum Thema Ihrer Kunst? Delia R. Ferraro: Mehr als die Hälfte der Weltbevölke rung menstruiert. Dennoch ist dieses Thema mit Scham behaftet, und viele Menschen erleben aufgrund ihrer monatlichen Blutung Stigmatisierungen. Ich möchte mit meiner Arbeit auf dieses Schamgefühl und die Tabuisie rung der Menstruation aufmerksam machen. Wie zeigt sich das Tabu? Das zeigt sich an kleinen Details im Alltag. So werden etwa immer wieder neue Ausdrücke erfunden, um dieses Thema nicht direkt anzusprechen: Erdbeer- tage, meine Tante ist auf Besuch, ich habe meine Tage usw. Die Tabuisierung zeigt sich auch in den Werbespots von Menstruationsartikeln. Darin wird nie von Blut ge- sprochen, sondern nur von Flüssigkeit. Die Flüssigkeit wird in ster ilem blau dargestellt und erinnert eher an Mundwasser oder Pfefferminz als an braun/rotes Blut. Die Hygieneartikel haben meist ein zugeführtes Parfum, das den Geruch der Mens überdecken soll. So wird das Blut systematisch versteckt und von Menschen erwartet, den Zyklus zu verheimlichen. Erdbeertage, 2021, Stickerei, von Delia R. Ferraro. Warum ist das so? Bereits in der Antike behaupteten einige Gelehrte, dass das Menstruationsblut ein giftiger Stoff sei. Die negative mir wichtig ist, hier den Konstruktionscharakter von «Ge Konnotation und die damit verbundene Scham sind fest in schlecht» zu betonen. «Frauen» werden in vielen Bereichen der Kulturgeschichte verankert. In der Bibel wird eine mens in von «Männern» bestimmten Normen betrachtet und truierende Frau als unrein bezeichnet. Alles, was sie in «ihrer dadurch diskriminiert. Ich will mit meinen Stickereien die Krankheit» anfasst, auf dem sie sitzt oder liegt, gilt auch Aufmerksamkeit auf die Mechanismen der Fremdbestim als unrein. Die Figur der Maria etwa hatte eine unbefleckte mung richten. Von Michael Hunziker Empfängnis, eine Jungfrauengeburt und wird als die Reinheit Delia R. Ferraro lebt und arbeitet in Bern. Sie hat Fine Arts mit in Person dargestellt. Vom natürlichen Zyklus ist keine Rede. Vertiefung Malerei und Zeichnung an der Zürcher Hochschule der Künste studiert. Seit ihrem Abschluss ist sie als freischaffende Wie kann Kunst diesen Komplex umwerten? Künstlerin tätig. deliaferraro.ch In einer früheren Arbeit etwa habe ich einen Tampon rot eingefärbt und bin in eine Kirche gegangen. Dort habe ich diesen Maria an den Finger gehängt und habe die Installa ZOFINGEN Kunsthaus tion fotografiert. Das regt hoffentlich zum Denken an. Auch bis 6. August meine aktuelle Arbeit knüpft daran an. Die Scham für die Menstruation spiegelt patriarchale Vorstellungen wider und ist Ausdruck der Unterdrückung von «Frauen», wobei es 15
VORSCHAU Juli/Aug 21 Aargauer Kulturmagazin Unterschied- liche Welten – gemeinsame Musik SOUNDS Ruedi Debrunner und Marco Käppeli laden in ihrer Reihe «Hör + Jetzt» jeweils Musi ker*innen in die Pianolounge Aarau ein, um mit ihnen zu improvisieren. Im August lassen sie sich von der Tänzerin Irène Wernli und von Ruedi Häusermann und seinen Klarinetten und Flöten Die Tänzerin Irène Wernli improvisiert bei «Hör + Jetzt». Foto: Anni Katrin Elmer herausfordern. Eigentlich kommen sie musikalisch ja von verschiedenen sind dem ausgewichen, indem sie begannen, einen Stören Planeten, Ruedi Debrunner und Marco Käppeli. Debrunner fried in ihr bequemes Nest einzuladen, der sie von ihren ist klassisch ausgebildeter Klarinettist und Pianist, Kompo gewohnten Pfaden vertreiben sollte. Und das ist im Kern das nist von Chor- und Orchesterwerken und Kammermusik, Konzept der Konzertreihe, die sie vor sechs Jahren aus der Autor von zwei Büchern zudem, ein Mann des klassischen Taufe hoben: Man trifft sich mit einer Gastmusikerin, einem Kulturbetriebs. Käppeli kommt von der anderen Seite, Gastmusiker kurz vor dem Konzert, spricht zwar über Gott die – früher zumindest – etwas weniger geachtet war: Er ist und die Welt, aber nicht über die Musik, die gleich entstehen Jazzschlagzeuger, improvisierender Musiker seit jeher, auch soll, und legt dann los. Schauspieler; seit langem ist er Teil der Schweizer Jazzszene. Gast im August-Konzert sind die Tänzerin Irène Wernli und Nun ist es aber halt so, dass die Kräuter ennet dem Zaun der Holzbläser Ruedi Häusermann. Der Name «Hör + Jetzt» besonders saftig wachsen, und so haben die zwei Musiker, ist dabei Programm, die Musik findet im Hier und Jetzt statt, die beide an der Kantonsschule in Aarau unterrichteten, vor und das wichtigste Organ dabei ist das Ohr; bei frei impro langer Zeit schon angefangen, auf der Wiese des jeweils an visierter Musik geht es zuallererst ums Hören und erst dann deren zu grasen. Debrunner war fasziniert vom Jazz ebenso ums Agieren oder Reagieren. wie Käppeli die Klangwelt der sogenannten E-Musik entdeck Und ganz wichtig: Das Publikum ist Akteur neben den te. Die Schnittmenge war die freie Improvisation, wo jeder Musiker*innen, sein teilnehmendes Engagement ist wichti seine Kompetenzen und Hörerfahrungen einbringen konnte. ger Teil der Performance. Von Beat Blaser Der Haken dieser Art des Musizierens ist, dass man ein ander mit der Zeit (zu) gut kennt, dass sich Gewohnheiten einschleichen, dass im schlimmsten Fall Spontaneität durch AARAU Pianolounge, Freitag, 13. August, 20 Uhr Routine ersetzt wird. Ruedi Debrunner und Marco Käppeli Weitere Infos: www.hoerundjetzt.ch Ansprechen gegen das Schweigen PERFORMANCE Das Kollektiv «Wir sprechen an» aus der Region Baden macht auf das Thema sexuelle Belästigung im Ausgang in einem interdisziplinären Rundgang im öffentlichen Raum aufmerksam. In zehn Berührungspunkten gibt es Liveaktionen und Informationen. Mit Lyrik, Musik, Tanz, Fotografie, Visuals, Sexuelle Belästigung im Ausgang: Ein Badener Film und Theater wird das Thema ausgeleuchtet und Diskussionen werden Kollektiv spricht das Problem an. zvg angeregt. Durch die Situierung im öffentlichen Raum ermöglicht das Kollektiv spontane Begegnungen. Neben dem Rundgang stehen ein Podiumsgespräch mit Andrea Abderhalden von der Kripo und Christina Hegi von der Darge- botenen Hand (1. Juli) sowie Performance-Aktionen auf dem Programm. mh BADEN Rundgang, ganze Stadt, 26. Juni bis 2. Juli. Diskussion: 1. Juli, 19 Uhr, Brenntweg. Performance: 26. Juni und 2. Juli, 22 Uhr, Schlossbergplatz Weitere Infos: www.wirsprechenan.com
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