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Ausgabe 10 / 2021
Gratis für Sie!
Das Bad Homburg
Magazin
Lichtinstallation
von Philipp Geist
Kulturnacht 2021
mit 12 Einrichtungen
www.louise-magazin.de
Tempo!
Alle Zeit
Syling und Model: Mina Pavicevic © Foto: anjajahn.com
der Welt
26.9.2021 – 6.2.2022
Museum Sinclair-Haus museum-sinclair-haus.de
Bad Homburg v. d. H. kunst-und-natur.de
Löwengasse 15
Eingang Dorotheenstraße
EDITORIAL LIEBE LESERINNEN UND LESER, vollendet! Sie halten die Oktober-LOUISe in den Händen, die sich im Stadtge- spräch spannenden Projekten widmet, die in den letzten Jahren abgeschlossen wurden: ob Königsflügel im Schloss Bad Homburg, die Orangerie im Kurpark, der Kulturbahnhof und andere mehr! Unsere Stadt ist aktiv und wird immer schöner! Bereits im September nahm das Kulturleben wieder Fahrt auf – um jetzt im Oktober richtig Gas zu geben! Die Theater- und Konzertsaison startet tradi- tionell im Herbst, und wir alle hoffen und freuen uns auf eine unterhaltsame und vor allem vollständige Kultursaison. Auf dem Programm stehen unter anderem Jazz, Weltmusik und Indie Folk im Speicher, Kleinkunst in der Eng- lischen Kirche und spannende Theaterkrimis im Kurtheater. Die Highlights im Oktober: das 11./12. Bad Homburger Poesie- und Litera- turfestival, das endlich wieder große Literatur und bekannte Gesichter auf die Bad Homburger Bühnen bringt. Und die Bad Homburger Kulturnacht, die dazu einlädt, unsere Kulturstätten – coronakonform – kennenzulernen. Und wen es in die Natur zieht: der Oktober ist aufgrund der Laubfärbung und bei gutem Wetter sicher einer der schönsten Monate im Kurpark Bad Homburg! Genießen Sie schöne Spaziergänge – vielleicht zu zweien unserer vollendeten Projekte: Orangerie und Musikpavillon. Herzlichst Holger Reuter Kurdirektor
INHALT
© Gerhard Zöth
Schloss Bad Homburg: Lichtinstallation Englische Kirche: Duo Cellissimo
EDITORIAL KONZERTE
40 Bad Homburger Schlosskonzerte
42 Chorkonzert: GV Ober-Eschbach
STADTGESPRÄCH 42 Schlosskirche: Orgelmatinee
6 Vollendet! 42 Jubiläumstour: The World Famous
Glenn Miller Orchestra
43 Chorfestival: Sängerkreis Hochtaunuskreis
SPECIAL 43 Kurkonzerte
14 Lichtinstallation „Wo bist du, LICHT!“
18 Poesie- & LiteraturFestival
24 Kulturnacht 2021 ENGLISCHE KIRCHE
29 Eliza und ihre Volontäre 44 Preisträgerkonzert: Mendelssohn-Wettbewerb
31 3. Oktober: Denk ich an Deutschland 44 Irish-Folk: The Stokes
44 Jazz: Swingers & Stringers
44 Konzertpodium: Duo Cellissimo
BÜHNE
32 Komödie: Der tollste Tag oder Figaros Hochzeit
33 Krimi-Klassiker: Bei Anruf Mord AUSSTELLUNGEN
33 Agatha Christie: Die Mausefalle 45 Museum Sinclair-Haus: Tempo! Alle Zeit der Welt
33 Musikspiel: London Love 46 Jakobshallen: Arik Levy – MineralForest
34 Vorschau auf den November 46 Schloss Bad Homburg: Princess Eliza
47 Englische Kirche: Markus Lüpertz
47 Englische Kirche: Memory – Huiza Müller-Lim
SPEICHER 48 Galerie Artlantis: 9. Bad Homburger Herbstsalon
34 Sandro Roy – Jazz & Klassik 49 Hölderlin-Zentrum: Andenken – ein poetisches
34 Cécile Verny Quartet – Jazz Meisterwerk
39 Hotel Bossa Nova – World Jazz 49 StadtBibliothek: Reza Mashhadi, Gemälde
39 Las Migas – Flamenco Pop 49 StadtBibliothek: Literatur im Land
39 Vorschau auf den November 50 Kurhaus: Spectrum stellt aus
50 Schaudepot im Horex Museum: Museales aus der
Homburger Geschichte
VERANSTALTUNGEN 50 Führung: Objekte aus dem Landgrafenhaus
35 Überblick Oktober 2021 51 Central-Garage: ALVIS
51 Römerkastell Saalburg: Hammer! – Handwerken
wie Kelten und Römer
51 Museum im Kitzenhof: Gonzenheimer Schulen
INHALT
Galerie Artlantis: 9. Bad Homburger Herbstsalon Kurhaus: Die Mausefalle von Agatha Christie
YOUNG LOUISE BAD HOMBURG ENTDECKEN
52 Jugendkulturtreff e-werk: Nur ein Tag 62 Raschelwanderungen und andere
52 Ev. Christuskirche: Wo ist Seppel?
52 Jugendkulturtreff e-werk: Papierwelten
53 Herbstferien in der Kinderkunstschule HEREINSPA ZIERT
65 Feinkost Lautenschläger
AUFGESCHLAGEN
53 Der Taunusbote, die führende Heimatzeitung FIT UND GESUND
67 Kur-Royal Day Spa wieder geöffnet
DIES UND DAS
54 Beratungsmesse: für Frauen mit Migrationsvorteil FÜR SIE GELESEN
54 StadtBibliothek: Jörg Magenau – Die kanadische 68 Miriam Toews: „Kleinstadtknatsch“
Nacht
54 Tierschutzverein: Tiersegnung
54 BdV-Kreisverband: Tag der Heimat 2021 50 Impressum
55 Bildvortrag: Bad Homburg von A bis Z
55 Geschichtsverein: Zeugnisse der Freundschaft
55 StadtBibliothek: Eva Menasse – Dunkelblum
56 Bad Homburg Open 2022: Kartenverkauf läuft
Gerne
57 Veranstaltungen der VHS
57 Ä P P E L W O I T H E A T E R kündigen wir auch Ihre Veranstaltungen in LOUISe an,
liebe Leserinnen und Leser.
Beachten Sie aber bitte, dass wir jeden
SCHLOSS BAD HOMBURG
58
58
59
Michaele Scherenberg: Zeit für Fantasie
Vortrag: Ein wilhelminisches Wirtschaftswunder?
Vortrag: Lange Schatten
5. eines Monats
Redaktionsschluss für die Ausgabe des folgenden
Monats haben.
LOUISe erscheint jeweils am letzten Donnerstag im Monat
SPIELBANK als gedruckte Ausgabe sowie als Online-Ausgabe unter
60 Ein Monat voller Highlights www.louise-magazin.de.
Ihre LOUISe-Redaktion
STADTGESPRÄCH
Vollend
Foto: © Ulrich Häfner
Für den Titel eines Weltkulturerbes reichte es leider nicht,
Kurgäste und Touristen kommen trotzdem nach Bad Hom-
burg. Sie wissen die Historie als einer der schillernden Kur-
städte des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhun-
derts zu schätzen. Wir Bad Homburger freuen uns ohnehin
an den Relikten vergangener Zeiten, fühlen uns wohl mit
und in ihnen, ja, sind manches Mal richtig stolz. Das liegt
auch daran, dass sie mit großem Aufwand erhalten und in
einen präsentablen Zustand gebracht werden. Gerade in
den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrtausends sind
einige Großprojekte vollendet worden.
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STADTGESPRÄCH
et!
Das Herzstück des Kurparks
Man denke an das Herzstück des Kurparks, den Bereich ehemalige stilvolle Musikpavillon einer Konzertmuschel
rund um den Elisabethenbrunnen und die Orangerie. weichen – die natürlich auch das damals ach so moderne
Kaum jemand mag sich noch an den in den 1970er-Jahren Aussehen bekam. Gefallen hat dieser Mix aus Alt und
geschaffenen Zustand erinnern. Dem alten Gebäude, das Neu den Homburgern und sicher auch den Kurgästen
1844 als Orangerie, als Winterdomizil für Orangenbäume, schon bald nicht mehr. Mit Hilfe der „Stiftung Histori-
errichtet und 1908/09 zur Wandelhalle für die Heilwasser scher Kurpark Bad Homburg“ wurde das historische Bild
trinkenden Kurgäste umgebaut worden war, hat man ei- wiederhergestellt: Abriss des hässlichen Gebäudes und
nen Neubau angefügt. Ein kleines Gesundheitszentrum, der Konzertmuschel, Restaurierung der Wandelhalle und
genannt „VitalCenter“, das durchaus funktional war. Aber Neubau des Musikpavillons in Anlehnung an alte Pläne.
potthässlich und die Schönheit der historischen Archi- 2012 war das Projekt vollendet.
tektur verdeckend. Zu allem Überfluss musste auch der
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STADTGESPRÄCH
Foto © Nina Gerlach
Das Eingangstor der Stadt sche Bahn zierte sich, und erst nach mehreren Angeboten
verkaufte sie den Bahnhof 2007 an die Bad Homburger
In diesen Jahren entstieg auch der heruntergekommene Bahnhof-GmbH. Die hatte überzeugende Pläne nicht nur
Bahnhof wie Phönix aus der Asche. Nein, das Gebäude für die Sanierung, sondern auch für die Nutzung entwi-
war, obwohl unter Denkmalschutz stehend, kein schönes ckelt. Und so entstanden in der nun freundlichen Emp-
Willkommen für Kur-, Urlaubs- und Tagungsgäste, auch fangshalle Dienstleistungs- und Gastronomieangebote
nicht für die Arbeitnehmer, die Tag für Tag mit der Bahn sowie – wir kennen es genau – unter dem Dachgebälk
zu ihren Arbeitsplätzen pendelten. Ungepflegt und dre- der Speicher, der Bad Homburger Hotspot für Jazz und
ckig zeigte sich das Empfangsgebäude, das Anfang des 20. Weltmusik. Diese Mammutaufgabe war 2013 beendet. Al-
Jahrhunderts unter reger Teilnahme von Kaiser Wilhelm lerdings folgte ihr noch die Neugestaltung des Bahnhof-
II. gebaut und 1907 eingeweiht worden war. Die Deut- Vorplatzes, und inzwischen ist das „Eingangstor“ Bad
Homburgs in Gänze vollendet.
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STADTGESPRÄCH
Foto © Volker Mohn
Die Landgräflichen Gärten eine Wiederherstellung für wirklich machbar zu halten.
Mit Unglauben besah man sich die grünen Wildnisse,
Ob mit „grünem Daumen“ oder ohne, jeder weiß, dass die kaum noch als solche erkennbaren, ausgetrockneten
Parks und Gärten nie „fertig“ sind. Pflanzen wachsen und Teiche, die verfallenen Bauwerke. Und doch geschah es.
wuchern, wie es Himmel und Boden nur hergeben, und Dank rühriger Mitarbeiter in mehreren Abteilungen der
ergeben so immer neue Ansichten. Aber man kann sie Stadtverwaltung und, besonders hervorzuheben, dank des
im Zaum halten. Und man kann die Grundstrukturen bürgerschaftlichen Engagements wurde die auf 15 bis 20
einstiger Planungen mit Wegen, Gewächsen und kleinen Jahre projektierte Wiederherstellung in Angriff genom-
Bauten wiederherstellen. So geschehen in unserer Land- men. Beginn im Jahr 1999 mit der Bestandsaufnahme, der
gräflichen Gartenlandschaft. Als sich Politiker und Bevöl- ein Strategiekonzept, umfangreiche Untersuchungen der
kerung langsam bewusst wurden, dass Bad Homburg mit früheren Gegebenheiten, die Parkpflegewerke und die
ihr ein grünes Juwel besitzt, dass die einzelnen „Prinzen- entsprechenden Arbeiten folgten. Heute schreiben wir das
gärten“ nicht weiter bebaut werden durften und für ein Jahr 2021, und in welchem Jahr der Zustand nahe seiner
Remmi-Demmi-Hotel im Kleinen Tannenwald schon gar Vollendung geschaffen wurde, kann jeder bei einem Gang
kein Platz sein durfte, war man noch weit davon entfernt, durch die Landgräflichen Gärten genießen.
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STADTGESPRÄCH
Speisesaal
Besteck des Kaisers Waschtisch im Wohnzimmer der Kaiserin
Kaiserlicher Schreibtisch SattelhockerSTADTGESPRÄCH
Die Kaiserlichen
Appartements
Und nun ist auch der Königsflügel des Schlosses vollendet
und präsentiert sich seinen Besuchern, als ob der Kaiser
gerade abgereist wäre. Als ob sofort die Handwerker ange-
rückt wären, um beschädigte Tapeten und ausgeblichene
Vorhänge auszutauschen, und das Personal Staubwedel
und Putzeimer geschwungen hätte. Die Räume wirken
nicht mehr angestaubt, aber es erstrahlt auch nichts in
unglaubwürdigem neuem Glanz. Eben diesen Eindruck
wollte das vielköpfige Team um Schloss-Chefrestaurator
Ulrich Haroska erwecken, als es sich vor zehn Jahren
daran machte, machen musste, die Zimmerfluchten im
Königsflügel zu restaurieren, in denen Kaiser Wilhelm II.
mit seiner Familie wohnte und arbeitete, wenn sie sich –
oft genug mehrere Wochen lang – in Homburg vor der
Höhe aufhielten.
Ja, sie „mussten“. Weil es im Gebälk gefährlich knirschte
und die Kronleuchter klirrten, wenn jemand einen Raum
über dem Museum durchquerte. Die meisten Homburger
wissen es: Der Königsflügel war extrem einsturzgefährdet.
Das Museum wurde 2011 von einem Tag auf den anderen
geschlossen, die darüberliegenden Büros der Schlösser-
verwaltung geräumt. Aber dieses Kleinod deutscher Ge-
schichte musste erhalten bleiben. Es spiegelt 244 Jahre der
Landgrafschaft wider und 52 Jahre, in denen die preußi-
schen Herrscher im Schloss ein und aus gingen. Keiner
will Wilhelm II. und sein Kaiserreich verherrlichen, aber
er war ein Mensch mit Wünschen und Bedürfnissen. Die
wollte er sich auch in seinen Sommerresidenzen, eben
auch im Homburger Schloss, erfüllen. Es sind die einzigen
seiner Wohnräume in Deutschland, die in ihrer Einrich-
tung authentisch erhalten geblieben sind.
Was nicht heißt, dass die Ausstattung noch komplett
vorhanden war, als die Sanierungsarbeiten begannen. Im
Lauf der Jahre waren viele Objekte nach Berlin gebracht
worden oder in andere Schlösser und Anwesen, die sie
gebrauchen konnten. Den viel beschriebenen Badezim-
merschrank von Kaiserin Auguste Victoria fand man zum
Beispiel in den Büroräumen von Kloster Lorsch wieder,
wo er als Aktenschrank diente. Jetzt ist seine Innenein-
richtung wiederhergestellt – aber nur zur Hälfte. Die
andere Hälfte soll Besuchern die Arbeitsweise bei den
Restaurierungen zeigen.
Fotos © Dorothea Lindenberg
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Arbeitszimmer des KaisersSTADTGESPRÄCH
Badewannenschrank der Kaiserin
Beistelltisch im Speisesaal Vorhangbordüre
Fotos © Dorothea Lindenberg
Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Schlösserverwal- Fenster in der Mitte saß, ist edel eingedeckt, einschließlich
tung trieben ausgiebig Grundlagenforschung und freuten eines dreizinkigen Gabelmessers, mit dem der seit der
sich: „Die Quellenlage ist sehr gut“, sagt Direktorin Kirs- Geburt behinderte Wilhelm sowohl aufspießen als auch
ten Worms. Mit anderen Worten: Man dokumentierte schneiden konnte. Es ist eine von mehreren Dauerleih-
zu Kaisers Zeiten peinlich genau, was wann wo gebaut, gaben aus dem niederländischen Haus Doorn, wohin der
gefertigt, eingekauft und auf- oder hingestellt wurde. Regent nach seiner Abdankung ins Exil ging.
Am Ende beschlossen die Wissenschaftler, den Zustand
30.000 Stunden Arbeit steckten die Restauratoren laut
von 1917/18 als Grundlage zu nehmen. Der besagte zum
Ulrich Haroska in die Aufbereitung der „1000 Objekte auf
Beispiel, dass Parkettböden nicht mehr so gefragt waren,
1000 Quadratmetern“. Sie wurden alle mit viel Geschick in
weshalb der Kaiser in seinem Appartement die moder-
den kaiserlichen Appartements arrangiert, vom über die
nen Spannteppiche verlegen ließ. Die Befestigungslöcher
Ottomane Wilhelms geworfenen Plaid über den Hand-
waren noch vorhanden, aber nicht die Teppiche. „Wir
tuchständer und das Waschservice seiner Gattin bis hin zu
hatten viel Glück“, berichtet Ulrich Haroska, „es fanden
den Gemälden und Grafiken an den Wänden sowie Grün-
sich versteckte Reste. Mit ihnen hatte man Lücken im Toi-
pflanzen in den Fensterecken (natürlich künstliche). Die
lettezimmer der Kaiserin und im Telefonschrank gestopft.“
Besucher erwartet hier ein erlebnisreicher und zugleich
So konnte man die Muster bei den „neuen“ Bodenbeläge
lehrreicher Blick in die Vergangenheit. In den Moment,
nachempfinden. Die roten Gardinen sind original, keine
als das Kaiserpaar am 29. August 1918 Homburg vor der
opulenten Stoffgebilde, sondern schlichte Vorhänge zum
Höhe für immer verließ.
Zuziehen. Im Schlafzimmer Wilhelms steht ein schma-
les Eisenbett, im Gemach von Auguste Victoria dagegen Manche mögen jetzt meinen, das kann doch nicht alles
ein gemütliches Doppelbett. Einblicke in das kaiserliche gewesen sein. Der Königsflügel ist noch nicht ganz voll-
Eheleben sind bei der Besichtigung inklusive. endet. Kaisers hatten schließlich Kinder. Wo waren die
untergebracht? Wo die Dienstboten und die Übernach-
Während im Versammlungszimmer, bislang Gelber Saal
tungsgäste? Dazu Kirsten Worms: „Oben drüber. Im 2.
genannt, alles beim Alten geblieben zu sein scheint, stau-
und 3. Stock. Die Räume werden auch wiederhergestellt,
nen die Besucher beim Betreten des Speisesaals nicht
aber sie werden unsere Büros.“ Präsentation und Vermitt-
schlecht. Statt der ellenlangen Prachttafel steht nun ein
lung von Geschichte braucht eben auch Verwaltung, will
kleiner Tisch für acht Personen. Chefrestaurator Haroska
sie vollendet daherkommen.
weist darauf hin, dass 1917/18 Krieg herrschte und große
Essenseinladungen nicht sehr häufig stattfanden. Auch Eva Schweiblmeier
dieser Tisch, an dem der Kaiser mit dem Rücken zum
12 | LOUISe 10 / 2021© Schlösser und Gärten
STADTGESPRÄCH
Der Königsflügel
in Wort und Bild
Die Arbeiten zur Wiedereinrichtung der Kaiserlichen
Appartements sind in Wort und Bild in zwei Publika-
tionen dokumentiert:
„Der Königsflügel von Schloss Bad Homburg – mit
Fotografien von Frank Röth“ heißt der im Nünnerich-
Asmus Verlag, Oppenheim, erschienene Bildband.
Frank Röth, Redaktionsfotograf der FAZ, begleitete
die Sanierung und Neueinrichtung der Kaiserlichen
Appartements mit der Kamera und hielt die alltägli-
chen Arbeiten, aber auch die besonderen Momente
fest. Etwa die Freilegung historischen Mauerwerks,
das Auspacken restaurierter Möbel, die Verlegung des
Spannteppichs oder das Aufhängen der Kronleuchter.
Da hängt ein Zettel „Tür nicht öffnen“ am Knauf einer
weißen Tür, der grazile Fuß einer marmornen Figur
streckt sich dem Betrachter entgegen, man meint, das
Kreischen der Schleifmaschinen auf dem Parkett zu
hören, die elektrischen Schalter in der Ecke möchte
man lieber nicht anfassen. Behutsame Pinselstriche
und Nadelstiche sprechen von Akribie, und immer
wieder erscheinen Leitern im Bild, die symbolhaft
dafür stehen könnten, wie sehr sich die Agierenden
nach der Decke streckten, um der Jetzt- und der Nach-
Das Schloss
welt ein authentisches Bild einer vergangenen Epoche wieder bewacht
zu vermitteln. Ein Buch, das ohne Worte auskommt.
Historisch anmutende preußische Schildwachhäuser säu-
ISBN 978-3-96176-175-3.
men seit kurzem den Eingang Herrngasse zum Schloss
Die zweite Veröffentlichung ist das von der Schlösser- Bad Homburg. Anlässlich der Wiedereröffnung der
verwaltung herausgegebene Magazin „Zeitversetzt“. Kaiserlichen Appartements im Königsflügel wurden die
Auf über 60 Seiten geben Beteiligte der verschiedenen beiden Wachhäuschen in der Restaurierungswerkstatt
Fachgebiete Einblicke in die Forschung, Konzeption der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (SG) ge-
und konkreten Restaurierungsarbeiten. Auch dieser fertigt – nach Konstruktionsplänen mit den historisch
Broschurband ist reich bebildert. ISBN 978-3-7954- überlieferten Maßen und Farbvorgaben. Denn bereits zur
3643-8. Zeit der Preußischen Regierung zwischen 1866 bis 1918
hatten solche Wachhäuschen die zentralen Eingänge des
Hinzu kommt ein neuer, 112 Seiten starker Führer
Bad Homburger Schlosses geziert und durch Wachposten
durch Schloss und Schlosspark Bad Homburg aus
gesichert. Von der einst militärischen Nutzung künden
der Reihe „Kulturschätze kompakt“ der Schlösser-
die Bemalung in Preußenfarben sowie die daneben an-
verwaltung. ISBN 978-3-7954-3690-2. Diese beiden
gebrachten Gewehrständer. Restaurator Gerd Hermann
Publikationen sind im Verlag Schnell + Steiner, Re-
vom Fachgebiet Restaurierung der SG beschäftigte sich
gensburg, erschienen.
seit Anfang dieses Jahres mit der Planung und Fertigung
der Wachhäuschen. Sie sollen auf die preußische Vergan-
genheit des Schlosses verweisen.
© SG / Susanne Király
LOUISe 10 / 2021 | 13SPECIAL
„Wo bist du, LI
23.00 Uhr
7. bis 10. Oktober, 19.30 bis
Schloss Bad Homburg
Licht- und Soundinstallation
„Wo bist du, LICHT!“
von Philipp Geist
Anlässlich des Gedenkjahres „Hölderlin20/21“ zum 250.
Geburtstag des Dichters erwartet Bad Homburg ein wei-
teres Veranstaltungshighlight. Bereits zweimal wurde die
Lichtkunstinstallation mit dem international bekannten
Künstler Philipp Geist aufgrund der Corona-Pandemie
verschoben. Nun ist es endlich soweit:
Philipp Geist lässt mit seiner Video-/Lichtinstallation
H Ö L D E RL I N „Wo bist du, Licht!“ einen poetischen Lichtraum entste-
hen, der begehbar ist, in den die Besucher eintauchen
I N H O M B U RG
und Hölderlin auf diese Weise neu entdecken können.
Der Künstler arbeitet mit Begriffen und Texten aus dem
14 | LOUISe 10 / 2021SPECIAL
ICHT!“ zwei Mal je zwei literarisch wichtige Jahre von 1798 bis
1800 und von 1802 bis 1804 in Homburg vor der Höhe.
In dieser Zeit entstanden wichtige Werke wie „Hyperion“
und „Patmos“ sowie viele Gedichte.
Philipp Geist, 1976 geboren, ist ein international bekann-
ter Berliner Multimediakünstler. Seine Projekte sind ge-
kennzeichnet durch ihre Komplexität in der Integration
von Raum, Ton und Bewegbild. Seine Arbeiten haben
einen malerischen, bildkompositorischen Ansatz von
Überlagerungen, Strukturen und grafischen Elementen.
In den Video-Mapping-Installationen verzichtet er auf
Leinwände und verwandelt verschiedenste Architekturen
im urbanen Raum in bewegte, malerische Lichtskulpturen,
die die Wahrnehmung der Betrachter von Zwei- und Drei-
dimensionalität herausfordern. Unter anderem bespielte
er die Christus-Statue in Rio de Janeiro mit Gesichtern
von Favela-Bewohnern, den Königspalast in Bangkok zu
Bhumibols 82. Geburtstag (2,5 Millionen Besucher sahen
die Show), den Kölner Dom und Gebäude in Venedig,
Teheran, Bangladesh, Dakar und vielen weiteren Orten auf
der Welt. Bei der Frankfurter „Luminale“ ist er ständiger
Gast und Juror. Philipp Geist erhielt mehrfach hochran-
gige Auszeichnungen.
Eintritt frei. 3 G-Regelung
"Wo bist du, LICHT!"
Lichtkunst- und Videoinstallation von Philipp Geist;
Musik: Lukas Taido
zum Hölderlin-Jahr 2020/21 im Schloss Bad Homburg
Donnerstag, 7. Oktober, bis Sonntag,10. Oktober 2021
19.30 bis 23.00 Uhr
Eine Veranstaltung der
Werk Hölderlins. Großflächig verwandelt er Teile der
Stadt Bad Homburg vor der Höhe, Stadtmarketing.
Schlossfassade, den Weißen Turm, die Orangerie in ein
großes Licht- und Soundkunst-Erlebnis. Der illuminierte Gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.
Wort-Park-Lichtraum lässt den Besuchern freie Möglich-
Unterstützt durch die Verwaltung der Schlösser und
keiten, die teils abstrakten, malerischen und poetischen
Gärten Hessen.
Bilderwelten zu interpretieren. Geist selbst deutet die
Geschichte von Hölderlin künstlerisch frei. Es entsteht www.bad-homburg.de/hoelderlin
ein Zusammenspiel zwischen der konkreten, greifba-
Der Einlass ist laut aktuell geltender Corona-Schutz-
ren Projektion auf die Architektur, den schemenhaften
verordnung für Besucherinnen und Besucher nur mit
Projektionen sowie der transparenten, sich verflüchti-
einem gültigen Nachweis (Geimpft, Genesen, Getestet)
genden Projektionsfläche im Nebel. Für die Installation
zulässig. Kinder unter 12 Jahre sind von dieser Regelung
wird eigens Musik mit eingeflochtenen gesprochenen
nicht betroffen.
Textpassagen und Begriffen von Musiker Lukas Taido
komponiert.. Geist kreiert seine ganz eigene Interpreta- Die Kontaktdaten der Besucherinnen und Besucher
tion von „Hölderlin in Homburg“. Der Dichter Johann werden bei Einlass vorzugsweise digital mit der LUCA
Friedrich Hölderlin (*1770, gest. 1843) verbrachte App erfasst.
LOUISe 10 / 2021 | 15SPECIAL
LOUISe: Wann und wie ging Ihnen für das Beleuchtungskonzept ein Licht auf?
Philipp Geist: Die künstlerische Installation war schon für letztes Jahr im April
2020 geplant, damals noch im Schlosspark. Aus bekannten Gründen wurde dies
dann natürlich verschoben. Dieses Jahr haben wir, nach der Renovierung des
Schlosses, andere Möglichkeiten, und ich konnte nochmals alles neu planen.
Die Installation wird jetzt im oberen Teil des Schlosses auf der Fassade, der
Orangerie und dem Weißen Turm zu sehen sein.
LOUISe: Hölderlin lebte, was die Beleuchtung angeht, in eher düsteren Zeiten.
Interview mit dem
Was waren die Herausforderungen für Ihre Installation?
Multimediakünstler
Philipp Geist Philipp Geist: Es war erst mal eine Herausforderung, einen Termin zu finden und
alle Details für die Umsetzung des Projektes zu besprechen. Einige Themen
wurden erst bei den Besprechungen klar und konnten dann angepasst werden.
Ich bedanke mich beim Stadtmarketing-Team für die tolle Unterstützung.
LOUISe: Dichtung und Beleuchtung – wo liegen die Gemeinsamkeiten?
Philipp Geist: Mit einer künstlerischen Video-Mapping-Installation habe ich
viele Möglichkeiten, inhaltlich auf das Thema Hölderlin frei und malerisch
einzugehen. Ich werde aber keinen didaktisch-narrativen Hölderlin-Literatur-
geschichte-Film projizieren, sondern vielmehr das Leben und Werk malerisch
künstlerisch interpretieren. Mit Bild-Überblendungen, abstrakten Bildkom-
positionen arbeiten, dabei Inhalte spielerisch und poetisch gegenüberstellen,
verfließen lassen und verbinden. Alle die eine Dokumentation über das Leben
von Hölderlin erwarten, muss ich leider enttäuschen, mir geht es um eine freie
16 | LOUISe 10 / 2021SPECIAL
Interpretation, die assoziativ Inhalte mit Abstraktion und moderner Lichtkunst,
dem Video-Mapping, verbindet. Ich freue mich, wenn Besucher sich darauf
einlassen und in die Lichtinstallationen eintauchen und verweilen.
LOUISe: Das Bad Homburger Schloss mit seinen historischen Ecken und Kanten
ist nicht gerade das, was man als ideale Leinwand bezeichnen würde. War es
schwierig, hier das passende Konzept zu finden?
Philipp Geist: Es ist ein wunderschöner Ort. Ich freue mich auf dieses Projekt.
Es gibt viele tolle Blinkwinkel und Situationen im Schlosspark. Es wären noch
viele weitere Möglichkeiten in Frage gekommen. Es geht ja gerade um das Zu-
sammenspiel zwischen Architektur, Historie, Inhalten zum Thema Hölderlin
und meinen Bilderwelten. Musikalisch wird der Musiker Lukas Taido eine
Sound-Collage entwickeln mit eingesprochenen Textfragmenten.
LOUISe: Illumination hat auch mit Farben zu tun. Mit welcher Farbe würden
Sie Friedrich Hölderlin in Zusammenhang bringen?
Philipp Geist: Ich würde einige Farben mit ihm in direkter Verbindung bringen:
Blau für die Melancholie, Grün für die Natur, zartes Altrot für die heimlich
Liebe und Rot für den Drang, das innere Feuer.
Interview mit Philipp Geist von Marc Kolbe
Ideen-Collage für die Installation von
Phlipp Geist für die Fassade des Schlosses
Bad Homburg
LOUISe 10 / 2021 | 17SPECIAL
11. und 12. Bad Homburger Poesie-
Dem Künstlerischen Leiter Bernd
Hofmann ist es gelungen, fast alle
für 2020/21 vorgesehenen Stars für
die neuen Termine im Oktober zu
gewinnen. Zwei Veranstaltungen
mussten allerdings komplett ab-
gesagt werden, weil internationale
Drehverpflichtungen Vorrang haben:
die mit Nina Hoss und mit Volker
Bruch. Bernd Hoffmann konnte
stattdessen Hannes Jaenicke, Benno
© Markus hausschild
Fürmann und Sabin Tambrea ver-
pflichten. Auch Nellie Thalbach und
Benjamin Sadler haben neu für das
© privat
Poesiefestival zugesagt.
Bereits gekaufte Tickets behalten Montag, 4. Oktober, 20.00 Uhr Dienstag, 5. Oktober, 19.30 Uhr
ihre Gültigkeit, sie können aber Speicher im Kulturbahnhof Festsaal Hotel Steigenberger
auch an den Vorverkaufsstellen, an
denen sie erworben wurden, zu- Hannes Jaenicke liest aus Katty Salié liest aus
rückgegeben werden. Karten sind
erhältlich: bei Tourist Info + Service
„Das Gold von „Wer wir waren“
im Kurhaus, Tel. 06172-178 3710, E- Caxamalca“ von Roger Willemsen
Mail tourist-info@kuk.bad-homburg. von Jakob Wassermann Die temperamentvolle deutsche
de, oder bei Frankfurt Ticket, Tel. Fernsehjournalistin Katty Salié ist
069-13 40 400 oder www.frankfurt- Der deutsch-amerikanische und in
seit vielen Jahren die beliebte Mo-
ticket.de. Frankfurt/M. geborene Schauspieler
deratorin des ZDF-Kulturflagschiffs
Hannes Jaenicke ist nicht nur einer
Eine Selbstverständlichkeit: „Aspekte“.
der beliebtesten Charakterdarsteller
Einlass erhalten nur Geimpfte, der Republik, er hat sich inzwischen Für ihr Bad Homburger Lese-Debüt
Genesene und Getestete. auch als Autor und couragierter Um- hat sie die aufsehenerregende Zu-
Maske und Abstand halten weltaktivist mit besonderem Enga- kunftsrede ihres Kollegen Roger Wil-
gehören auch dazu. gement in Sachen Tierschutz, Natur lemsen gewählt, in der er, kurz vor
www.bad-homburger-poesie- und Umwelt einen Namen gemacht. seinem allzu frühen Tod 2016, ein
und-literaturfestival.com In Jakob Wassermanns spannender ebenso aufrüttelndes wie poetisches
historischer Novelle schildert Jaeni- Bild unserer aktuellen sowie der
cke als Ich-Erzähler Domingo de kommenden Gesellschaft entwirft,
Soria Luce die Gefangenschaft und ein Buch, das die Gegenwart aus der
den Tod des letzten Inka-Herrschers Zukunft betrachten will.
Atahualpa während des Eroberungs-
Eintritt: 39,00 €.
feldzugs des spanischen Conquista-
dors Francesco Pizarro im Peru des
Jahres 1532. Der Clash der europäi-
schen und indigenen Kulturen, die
maßlose Goldgier der Spanier und
die „Unreinheit“, die mit ihnen ins
Land gekommen ist, versus die Vor-
stellung vom „edlen Wilden“: diese
frühe Kulturkritik geht unter die Haut.
Eintritt: 49,00 €.
18 | LOUISe 10 / 2021SPECIAL
& LiteraturFestival
© Markus hausschild
© H. Schulze-Scorpio
© Schott + Kreutzer
Dienstag, 12. Oktober, 20.00 Uhr
Güterbahnhof
Matthias Matschke liest aus
Donnerstag, 7. Oktober,
19.30 Uhr, St. Marien Kirche,
Sonntag, 10. Oktober, 12.00 Uhr
François-Blanc-Spielbank im „Frankenstein“
Dorotheenstraße Kurpark von Mary Shelley
Max Moor liest aus Peter Kurth liest aus Matthias Matschke, vom großen Pu-
„Don Camillo „Das Lächeln am blikum für sein wandlungsfähiges
Rollenspiel in der ZDF-Sketch-His-
und Peppone“ Fuße der Leiter“ tory-Serie oder für seine mysteriös-
schillernde Figur des „Professor T.“
von Giovanni Guareschi von Henry Miller
im gleichnamigen ZDF-Blockbuster
Der Schauspieler, Autor und Mo- Seit vielen Jahren füllt der Berliner verehrt und bewundert, kommt wie-
derator Max Moor gilt nicht zu- Schauspieler Peter Kurth Filmlein- der nach Bad Homburg.
letzt dank seiner profunden und oft wand und Bühne mit kolossaler
Nach seiner fulminanten Poe-Lesung
kämpferischen Tätigkeit in der ARD- Präsenz. Ob in erfolgreichen Krimi-
2019 widmet sich Matschke neuer-
Kultursendung „TTT“ als einer der Genres wie „Babylon Berlin“, „Tatort“
dings einem Grusel-Klassiker. Mary
engagiertesten Kulturbotschafter oder „Die Protokollantin“, immer
Shelleys schon mehrmals verfilmter
des Landes. Und er ist auch, wie wir beeindruckt die rauchige Stimme,
Roman „Frankenstein“ erzählt aber
in Bad Homburg schon wissen, ein die karge Mimik, der aufs Äußers-
mehr: Wie das künstlich erschaffe-
charismatischer Vorleser. In Giovan- te reduzierte Spielstil des gelernten
ne Wesen, das ob seiner Hässlich-
ni Guareschis „Don Camillo und Theatermannes. In Henry Millers
keit von Liebe und menschlicher
Peppone“ lässt Moor die streitbaren erzählerischem Kabinettstück „Das
Gemeinschaft ausgeschlossen bleibt,
Protagonisten, den liebenswerten ita- Lächeln am Fuße der Leiter“ schlüpft
sich von kindlicher Unschuld in ein
lienischen Dorfpfarrer Don Camillo Kurth in die Rolle des Clowns Au-
Monster, ja einen Racheengel wan-
und seinen Widersacher, den nicht gust, der, innerhalb und außerhalb
delt, das ist tiefenpsychologische
weniger liebenswerten kommunis- der Zirkuswelt, auf der Suche nach
Erzählkunst auf höchstem Niveau –
tischen Bürgermeister Peppone, in sich selbst, nach Reinheit und dem
und stellt in Zeiten aufkommender
spannenden Episoden und Dialogen großen Glück sowie der Utopie der
künstlicher Intelligenz unerwartet
auferstehen. Italien wie es leibt und Selbstverwirklichung ist. Der Frank-
zeitgemäße Fragen.
lebt. Besonders, wenn sich Don Ca- furter Akkordeon-Virtuose rahmt
millo in seiner Kirche mit dem Al- die Matinee musikalisch-delikat mit Die junge hochvirtuose Musikerin
tarbild von Christus berät. Legendär! Musette- und Tangoklängen. Vivi Vassileva wird die Lesung auf
Marimba und mit Percussion in
Eintritt: 12,00 bis 44,00 €. Eintritt: 44,00 €.
Szene setzen.
Eintritt: 35,00 bis 50,00 €.
LOUISe 10 / 2021 | 19SPECIAL
© Picture Alliance, Geisler-Fotopress
© Anja Limbrunner
© Vero Bielinski
© Vero Bielinski
Samstag, 16. Oktober, 20.00 Uhr
Kurtheater
Benno Fürmann und Sabin Sonntag, 17. Oktober, 17.00 Uhr Samstag, 23. Oktober, 20.00 Uhr
Tambrea lesen aus Kurtheater Kurtheater
„Der große Andrea Sawatzki & Nellie Thalbach und
Christian Berkel lesen aus Benjamin Sadler lesen aus
Gatsby“
von F. Scott! Fitzgerald „Die Schöne und „Madame Bovary“
un g
A c h t
Benno
e
Fürmannr m in seit vielen das Tier“
gehört
von Gustave Flaubert
T
uerzur Creme20 22! Stars. und andere Märchen
NeJahren r
heimischer Nellie Thalbach ist der jüngste ta-
ühjah neuen Talente zu Deutschlands zurzeit wohl popu-
Nun kommt er mit einem der viel- lentierte Spross aus der berühmten
Frversprechendsten lärstes Schauspieler-Ehepaar And-
deutschen Schauspieler-Dynastie
einer Duett-Lesung nach Bad Hom- um Katharina Thalbach und eines
rea Sawatzki und Christian Berkel
burg: Sabin Tambrea gilt wegen sei- der interessantesten Gesichter des
hat sich in unzähligen Rollen einen
ner charismatischen Auftritte (u.a. neueren deutschen Films. Das gilt
ganz eigenen Status erarbeitet. In den
„Babylon Berlin“) als Theater- und auch für Benjamin Sadler: Der in
letzten Jahren treten die beiden Stars
Filmschauspieler der Stunde. Die Kanada geborene deutsche Schau-
vermehrt auch als höchst erfolgrei-
beiden bekennenden Literaturfans spieler reüssiert seit Jahren mit gro-
che Buch-Autoren an die Öffentlich-
lesen zusammen ein Meisterwerk ßer darstellerischer Kunst – sei es im
keit. Nun kommen die bekennenden
– und einen Schlüsselroman der „Tatort“, sei es in „Luther“. Flauberts
Literatur-Fans zu einer für sie eher
amerikanischen Moderne. In sei- epochaler Klassiker aus dem Jahre
ungewöhnlichen Festival-Lesung
ner mondänen Villa in Long Island 1857 fasziniert bis heute: Wir neh-
nach Bad Homburg: Sie werden das
der 1920er-Jahre gibt der undurch- men teil am Leben, Lieben, Leiden
geneigte Publikum – nun im Kur-
sichtige Jay Gatsby (alias Fürmann) und letztlichen Scheitern von Emma
theater – mit einer spektakulären
rauschende Feste für die New Yorker Bovary, einer jungen Frau der Belle
musik- und bildilluminierten Mär-
Gesellschaft. Er hofft, mit dem zur Epoque, die, auf der Suche nach sich
chenlesung verzaubern, mit „Die
Schau gestelltem Reichtum seine selbst und dem Sinn des Lebens, zu
Schöne und das Tier“ und anderen
auf der anderen Seite der glitzern- einer der großen Frauengestalten
Märchen aus Frankreich und Italien.
den Bucht residierende Jugendliebe der Weltliteratur wurde. Für elegante
Florin Iliescu, Konzertmeister und 1.
Daisy Buchanan wiederzugewinnen. musikalische Umrahmung sorgt der
Geige des hr-Sinfonieorchesters, gibt
Der junge Ich-Erzähler Nick Car- russische Akkordeon-Virtuose Aydar
dazu mit Kollegen des hr-Orchesters
raway (alias Tambrea) schildert die Gaynullin, der einen wunderbar
im Quintett klangschöne, filmreife
Ereignisse und Personen – und ihr impressionistischen „Soundtrack“
Intermezzi.
Scheitern. Mit Swing und Jazz des beisteuert.
britischen Up and Coming-Sängers Eintritt: 50,00 bis 57,00 €.
Eintritt: 25,00 € bis 50,00 €.
Alexander Stewart.
© Julia Kulinchik
Eintritt: 25,00 bis 57,00 €.
20 | LOUISe 10 / 2021SPECIAL
© Picture Alliance; Sven Simon, Volker Essler
© Meistersinger/Faceland
Sonntag, 24. Oktober, 19.30 Uhr Donnerstag, 4. November,
Villa Wertheimber, 19.30 Uhr
Tannenwaldallee Erlöserkirche, Dorotheenstraße
© Frank P. Wartenberg, glampool
Marie Bäumer liest aus Ben Becker liest
„Die Dame mit „Ich, Judas“
dem Hündchen“ Ben Becker ist ein darstellerisches
von Anton Tschechow Kraftwerk: Ob in TV-Krimis, in
ambitionierten Bühnenproduktio-
Die bereits mit namhaftesten Prei- nen wie „Die Bibel“, ob mit Camus‘ Samstag, 4. Dezember, 18.00 Uhr
sen ausgezeichnete deutsche Thea- Theaterstück „Caligula“ bei den St. Marien-Kirche,
ter- und Filmschauspielerin Marie Salzburger Festspielen 2019 oder als Dorotheenstraße
Bäumer wurde für ihre sensible Ver- genialer Hörbuchsprecher von u.a.
körperung von Romy Schneider im Döblins Jahrhundertroman „Alex-
Michael Mendl liest aus
Kinofilm „3 Tage in Quiberon“ mit
dem deutschen Filmpreis für die
anderplatz“ – immer zieht er das Pu-
blikum mit subtiler Sprachkunst und
„Weihnachten
beste weibliche Hauptrolle geehrt. unkonventioneller Stoff-Deutung in bei den
Nun tritt sie erstmals in Bad Hom-
burg auf. Auf ihre Lesung von Anton
seinen Bann. Nun setzt der Berliner
einen weiteren Meilenstein in sei-
Buddenbrooks“
Tschechows bekanntestem Prosatext, ner Karriere. In der von ihm selbst von Thomas Mann
der romantisch-realistischen Novel- konzipierten Solo-Performance „Ich, Das Bad Homburger Publikum hat
le „Die Dame mit dem Hündchen“, Judas“, die auf Texten von Walter Jens Michael Mendl schon mehrfach mit
sowie anderer russischer Liebesge- basiert, hinterfragt Becker wortge- spektakulären Lesungen in Bann
schichten darf man gespannt sein. waltig die gängige Beurteilung des gezogen, nun kehrt der sprachge-
Im eleganten Ambiente der histo- als Verräter gesehenen Apostels und waltige und für seine feinnervigen
rischen Villa Wertheimber wird die führt zu überraschenden neuen Ein- filmischen Porträts mit vielen nam-
stimmungsvolle Lesung mit zau- sichten – ein Bühnenereignis erster haften Preisen ausgezeichnete TV- &
berhafter Musikbegleitung ergänzt: Güte, das inzwischen im Berliner Theatermann zurück – diesmal mit
Anne-Sophie Bertrand, 1. Harfe des Dom über ein Dutzend Mal ausver- einer weihnachtlichen Lesung. Tho-
hr-Sinfonieorchesters, setzt poesie- kauft war. mas Manns zauberhafte „Weihnach-
volle Akzente.
Eintritt: 20,00 bis 58,00 €. ten bei den Buddenbrooks“ steht als
Eintritt: 35,00 bis 43,00 €. zu Literatur gewordene Weihnacht
im Mittelpunkt, Gedichte und Prosa
von Eichendorff, Rilke u.a. sowie die
Weihnachtsgeschichte nach Lukas
werden die Weihnachtszeit sinnlich
fühlbar machen. Festliche Chormu-
sik, in glockenreinem A Cappella-
Gesang dargeboten vom 20-köpfigen
Frauenchor der „Pfälzischen Kurren-
de“, rundet die Sonderveranstaltung
ab.
Eintritt: 39,00 €.
LOUISe 10 / 2021 | 21© Kur- und Kongreß-GmbH Bad Homburg v. d. Höhe
© marketing@haslauer-gmbh.de
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Ein Angebot der Kur- und Kongreß-GmbH Bad Homburg v. d. Höhe, Kaiser-Wilhelms-Bad im Kurpark, 61348 Bad Homburg v. d. HöheSPECIAL
Der österreichische Star, in Deutschland seit 2008 in über
100 Folgen als „Bergdoktor“ im ZDF zum absoluten Pub-
likumsliebling avanciert, hat in Bad Homburg mit seinen
Schnitzler- und Zweig-Lesungen schon stark beeindruckt.
Nun also Thomas Manns „Felix Krull“, die Geschichte
eines Außenseiters, der als junger Mann nach gesell-
© Susanne Sigl
schaftlichen Aufstiegsmöglichkeiten sucht – und diese
findet. Ein Hochstapler, der mit spöttischem Blick hinter
die Fassade der wilhelminischen Bürgerlichkeit blickt,
vom Künstler-Sein träumt und die Umstände seiner Zeit
Freitag, 1. April 2022, 20.00 Uhr Kurtheater
realistisch zu bewerten weiß. Die österreichische Pianis-
Hans Sigl liest aus tin Katharina Königsfeld schafft dazu mit ihren Kollegen
„Die Bekenntnisse das an Cello und Violine eine schillernde und vielschichtige
Kino-Atmosphäre.
Hochstaplers Felix Krull“ Eintritt: 25,00 bis 57,00 €.
von Thomas Mann
UND SCHON EIN VORGESCHMACK AUF
DAS 13. POESIEFESTIVAL
LOUISe 10 / 2021 | 23
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© Elena Zaucke
Donnerstag, 16. Juni 2022,
20.00 Uhr, Kurtheater
Ihr Vermögen.
Ulrich Tukur & die RhythmusBoys
„Rhythmus in Dosen“
Ulrich Tukur und seine formidablen RhythmusBoys
haben das Bad Homburger Festival-Publikum schon Nach Maß
gefertigt.
etliche Male zu Begeisterungsstürmen verführt. Nun
kehrt die unvergleichliche Combo mit neuem poeti-
schem Programm in die Kurstadt zurück. In eleganten
Anzügen, mit spritzigem Rhythmus und wohldosierter
Lautstärke sowie Evergreens wie „Sie will nicht Blu-
men und nicht Schokolade“, „In the Mood“ und „Am Vertrauen Sie Experten!
Steinhuder Meer“ im Gepäck ist klar: a splendid time Gerade in Zeiten niedriger Zinsen und
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Die lange Shakespeare-Nacht © Uwe Dettmar
Samstag, 30. Oktober, 19.00 bis 24.00 Uhr
11. Bad Homburger
Kulturnacht Kurtheater (Louisenstraße)
Sie wird etwas anders ausfallen als in den vergangenen
Jahren, aber es wird sie geben, die Bad Homburger Kul-
Die lange
turnacht! Spontane Besuche sind leider nicht möglich, der Shakespeare-Nacht
Kulturbereich der Stadt Bad Homburg hat die Organisa-
Drei Klassiker in Kurzversionen, der ganze Theaterkos-
tion der Pandemie angepasst. Das heißt, die Teilnahme
mos Shakespeares wird durchmessen, voller Narren, Lie-
an den Veranstaltungen in den einzelnen Einrichtungen
bender und blutrünstiger Mörder, voller Tändelei und
– ausgenommen die Kirchen – muss vor dem 30. Oktober
Pössespiel. Einlass ist jeweils eine halbe Stunde vor der
bei dem jeweiligen Veranstalter per E-Mail angemeldet
Aufführung.
werden, um die Besucherzahlen zu steuern und die Kon-
taktdaten zu erfassen. Die Institutionen bieten für den 19.30 Uhr: Romeo und Julia – Die unsterblich´ Geschich-
Besuch Zeitfenster an. So kann dazwischen gelüftet und te von Liebe und Tod, voll Witz und Melancholie, mit
desinfiziert werden. Auch in den Kirchengebäuden sind Gesang, Degenkampf und wahrlich ohn´ Moral. Die Zu-
die Besucherzahlen begrenzt. Der Kulturnacht-Bus wird schauer selbst bestimmen den Verlauf des Dramas.
in diesem Jahr nicht eingesetzt.
21.00 Uhr: Ein Sommernachtstraum – In jenen fernen
Es gilt die 3-G-Regel (geimpft, genesen, negativ Zeiten, als Elfen und Geisterwesen noch in den Wäldern
getestet) und Maskenpflicht. hausten, irren Liebende durch den finstren Zauberwald
auf der Flucht vor ihrer verbotenen Liebe.
Weitere aktuelle Informationen zur Kulturnacht werden
in der Woche vor dem 30. Oktober in der Tagespres- 22.30 Uhr: Macbeth – Die Geschichte vom Königsmörder
se, auf der Homepage der Stadt sowie über die Bad Macbeth und seinem Weg in Wahnsinn und Untergang.
Homburg-App veröffentlicht. Informationen werden
Anmeldung unter:
auch auf den Websites der Veranstalter bereitgehalten.
Tourist Info + Service im Kurhaus,
Beginn der Kulturnacht 2021 um 18.45 Uhr mit Tel. 06172-178 3710 – 3714,
Glockengeläut von St-Marien und der Erlöserkirche info@bad-homburg-tourismus.de
24 | LOUISe 10 / 2021SPECIAL
Kulturzentrum Englische Kirche
(Ferdinandstraße 16)
Zed Mitchell & Band
Zed Mitchell, einer der besten Gitarristen Europas, nimmt
sein Publikum mit auf eine seiner persönlichsten Reisen.
Das Ende 2020 als CD und im Januar 2021 als Schallplatte
erschienene Album des Tausendsassas trägt den Namen
„Route 69“. Angelehnt an die legendäre Route 66, fährt Zed
Mitchell mit diesem Album die musikalischen Stationen
seines Lebens ab. Denn „Route 69“ erzählt Zed Mitchells
Lebensgeschichte mit einem Bluesrock-
Album, das Maßstäbe setzt. Und diesmal
entfaltet Mitchell die gesamte Bandbreite
seines musikalischen Könnens.
Zeitfenster:
Auftritte um 19.00 und 21.00 Uhr,
Konzertdauer jeweils eine Stunde
„Memory“ Huiza Müller-Lim
Diese Ausstellung kann parallel besichtigt werden
Anmeldung unter kultur@bad-homburg.de,
Tel. 06172-100 4114.
LOUISe 10 / 2021 | 25
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Schaudepot im Horex Museum
(Horexstraße 6)
„Von Hand gemacht“
So ließe sich zusammenfassen, was an Originalen im
Schaudepot im Horex Museum entdeckt werden kann.
Ob es das Kunstwerk ist, das Badeglas, Spielzeug, Mo-
torrad oder Tafelklavier – sie alle eint, dass sie aus Liebe
zum Objekt entstanden und den höchsten Ansprüchen
ihrer Schöpfer entsprechen mussten. Bevor sie begon-
nen wurden, musste gezeichnet, konstruiert, probiert
und verworfen werden. Erst als alle Aspekte passten,
© Kuckuck
konnte das jeweilige Kunst-Werk entstehen. Während
eventueller Wartezeit ist ab 20.00 Uhr Marc Jolliffe mit
Speicher im Kulturbahnhof Jazz, Blues, Rock und Pop am Klavier zu hören. Der kos-
tenlose Download der App
The Rehats „Gotisches Haus“ (App store
oder Google Play) bietet au-
Indie Folk mit Ohrwurmcharakter und Hit-Potential. ßerdem einen ersten visuellen
Dass es in den letzten Jahren Bands wie Mumford & Suns, und akustischen Einblick in die
Mighty Oaks, Common Linnets oder The Kooks bis in die Sammlung des Städtischen his-
Spitze der Charts geschafft haben, zeigt das große Bedürf- torischen Museums.
nis nach authentischer, handgemachter Musik. Das Quar-
Zeitfenster: Zwischen 19.00
tett um Singer-Song-Writer Jojo Stang tritt den Beweis
und 21.00 Uhr können jeweils
an, dass es das Potential hat, diesen Vorbildern zu folgen.
max. 20 Besucher auf eigene Faust das Schaudepot
Zeitfenster: Auftritte um 19.15 Uhr erkunden. Sollten Fragen auftauchen oder Interesse an
(Einlass ab 18.45 Uhr), 20.45 Uhr (Einlass ab 20.15 Uhr), einer Vertiefung bestehen, stehen die Leiterin des Mu-
22.15 Uhr (Einlass ab 21.45 Uhr). seums, Dr. U. Grzechca-Mohr, und der wissenschaftliche
Mitarbeiter, Dr. P. Lingens, gerne zur Verfügung.
Anmeldung: Tourist Info + Service im Kurhaus,
Tel. 06172-178 3710 – 3714, Anmeldung unter: museum@bad-homburg.de
info@bad-homburg-tourismus.de oder Tel. 06172-100 4133.
Stadtarchiv in der Villa Wertheimber
(Tannenwaldallee 50)
Gruss aus Bad Homburg
v. d. Höhe
© Stadtarchiv Bad Homburg
Postkarten betrachten, lesen, in die Welt
des Schreibers eintauchen
Das Stadtarchiv Bad Homburg lädt zu einem informativen
und vergnüglichen Abend rund um die Ansichtspostkarte
ein. Gezeigt wird eine exquisite Auswahl aus der aktuell Lüftungs- und Desinfizierungspausen), hier kann nach
gut 15.000 Stücke umfassenden Sammlung, die jüngst Herzenslust gestöbert werden.
durch Ankäufe aus einer umfangreichen Privatsammlung
Die Zeitfenster: Ab 19.00 Uhr gibt es im Zweistunden-
wertvollen Zuwachs bekommen hat. Führungen hinter
rhythmus 30-minütige Führungen „Hinter die Kulissen“:
die Kulissen des Stadtarchivs erlauben Einblicke in die
19 Uhr, 21 Uhr, bitte beachten: letzte Führung 22.30 Uhr!
Arbeit des Archivs. Ein Büchertisch mit Dubletten-Floh-
20 Uhr und 21 Uhr Magazinführung.
markt rundet das Programm ab. Lesesaal, Büchertisch
und Doubletten-Flohmarkt sind während der Veran- Anmeldung unter: stadtarchiv@bad-homburg.de oder
staltungsdauer durchgehend geöffnet (zwischendurch Tel. 06172-100 4140.
26 | LOUISe 10 / 2021SPECIAL
© B. Gentzcke
Hölderlin-Zentrum Dorischer Tempel
in der Villa Wertheimber (Tannenwaldallee 50) im Gustavsgarten
(Tannenwaldallee 50)
Andenken – Erstmals
© Vetro Bielinski
ein poetisches Meisterwerk
Im neu geschaffenen Hölderlin-Kabinett kann zu musika-
dabei
lischen Klängen die Ausstellung zu Hölderlins Bordeaux- Zu sehen sind das Wandrelief, eine Putzintarsie vom
Aufenthalt 1802 und dem daraus resultierenden Gedicht Heiligen Michael des Malers Reinhold Schön, und eine
„Andenken“ besichtigt werden. Die Handschrift der letz- Fotoausstellung der Fotokünstlerin Vero Bielinski mit
ten Gedicht-Strophe mit dem berühmten Schlusssatz dem Titel „Muse“.
„Was bleibet aber, stiften die Dichter“ wird als Faksimile Öffnungszeiten: 19.00 bis 22.00 Uhr.
gezeigt. Eine Begleitbroschüre zur Ausstellung, die das
gesamte Gedicht Hölderlins erläutert, ist vor Ort erhält- Einlass maximal 5 Personen gleichzeitig, im Freien vor
lich. Außerdem wird es einen Büchertisch mit Hölder- dem Tempel gibt es eine Wartezone, wo die Kontaktda-
lin-Werken geben. Im Oberstock des Stadtarchivs ist die ten erfasst werden.
Sattler-Bibliothek des Hölderlin-Forschers D.E. Sattler
zu besichtigen.
Keine Anmeldung erforderlich, maximal fünf Personen
gleichzeitig in der Ausstellung. Öffnungszeit: 19.00 bis
22.00 Uhr, Kontaktdatenerfassung vor Ort. LOUISe 10 / 2021 | 27
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Schloss Bad Homburg StadtBibliothek (Dorotheenstraße 24)
Im Schloss gibt es jede Stunde Führungen durch die
frisch restaurierten Museumsräume im Königsflügel.
„Der kurzweilige
Hier wohnten Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Kurzfilmabend“
Viktoria, wenn sie nach Homburg vor der Höhe kamen.
Die StadtBibliothek zeigt ausgewählte Kurz-
Die Einrichtungen in den kaiserlichen Appartements sind
filme für Familien sowie für Erwachsene.
die einzigen authentischen in Deutschland.
Kurzfilme kommen in der öffentlichen Wahrnehmung
Zeitfenster: 19.00 bis 24.00 Uhr (letzte Führung 23.00 Uhr).
meist zu kurz – bei der „Kulturnacht 2021“ haben sie
Anmeldung: Tel. 06172-9262 148, jedoch ihren langen Auftritt. Lachen, weinen, staunen,
E-Mail: service@schloesser.hessen.de gruseln, wohlfühlen. Hier ist für jeden etwas dabei!
Die Zeitfenster: Start 19.00 Uhr mit Kurzfilmen für
Familien (Gesamtspieldauer ca. 45 Min.), dann eine
Museum Sinclair-Haus Stunde Lüftungs- und Desinfizierungspause um 21.00
(Dorotheenstraße / Ecke Löwengasse) Uhr Kurzfilme für Erwachsene (Gesamtspieldauer ca. 70.
Min). Ende gegen 22.30 Uhr.
Das Museum ist von 19.00 bis 22.00 Uhr geöffnet. Es gibt
die aktuelle Ausstellung „Tempo! Alle Zeit der Welt“ Anmeldungen unter: stadtbibliothek@bad-homburg.
zu sehen. de oder Tel. 06172-921360.
Es werden zwei Timeslots angeboten:
19.00 – 20.30 Uhr und 20.30 – 22.00 Uhr.
Erlöserkirche (Dorotheenstraße 1)
Anmeldung: über das Online-Ticketing-System, das die
Besucher auf der Homepage des Museums finden: htt- Ab 19.00 Uhr werden Kirchenführungen für jeweils 15
pst://kunst-und-natur.de/museum-sinclair-haus/besuch. Personen angeboten. Um 20.00 und um 21 Uhr liest die
Für zehn Besucher, die spontan an dem Abend vorbei- Schauspielerin Anna Staab anlässlich des 200. Geburtsta-
schauen wollen, stehen pro Slot das Klammersystem, ges von Fjodor Dostojewski aus seinem „Tagebuch eines
das sich schon früher bewährt hat, zur Verfügung. Die Schriftstellers“. Zum Abschluss stehen eine Orgelvorfüh-
Gäste können sich über die Luca-App registrieren. Bei rung und das Nachtgebet auf dem Programm.
Rückfragen kann man sich an das Besucher-Telefon Kontaktdaten werden am Eingang registriert.
wenden: Tel. 06172-5950 500.
St. Marien-Kirche (Dorotheenstraße 13)
Nach dem Läuten der Glocken von St. Marien und der
Erlöserkirche sowie der Begrüßung durch Pfarrer Wer-
ner Meuer gibt die Perkussion-Band „ImPuls“ ab 19.15
und 21.30 Uhr einstündige Konzerte. Das zweite steht
unter dem Motto „Neues geistliches Lied zum Mitsin-
gen und Meditation“. Zwischen 20.30 und 21.30 Uhr
können die neuen Kunstobjekte in der Marien-Kirche
besichtigt werden. Mit einem ökumenischen Nachtgebet
endet um 23 Uhr die Kulturnacht in der katholischen
Stadtkirche.
Kontaktdaten werden am Eingang erfasst.
28 | LOUISe 10 / 2021SPECIAL
Eliza und ihre Volontäre
Oder: Wie entsteht eine Ausstellung?
Um es vorweg zu sagen: Christina Sicher, der Englische Flügel zeigt Kreis, der überzeugt werden konnte,
Baingo, Ann-Kathrin Hartenbach authentisch die Wohnräume Elizas, als Leihgeber zu der Eliza-Ausstel-
und Florian Tischler sind nicht ein- aber die Präsentation ist seit 1994 lung beizutragen.
fach Praktikanten, sie sind „Wissen- unverändert geblieben und sollte
Das wiederum erforderte umfangrei-
schaftliche Volontäre“, die ein kunst- aufgefrischt werden.
che Korrespondenz. Mit den Leihge-
oder kulturhistorisches Studium
Um auch die vielseitigen Tätigkei- bern – einige hundert – mussten die
abgeschlossen haben. Nun sammeln
ten dieser umtriebigen Frau darzu- Bedingungen ausgehandelt und Ver-
sie im Schloss Bad Homburg zwei
stellen, reichte der Bestand im Bad träge aufgesetzt werden, berichteten
Jahre lang praktische Erfahrungen
Homburger Schloss nicht aus. Es die Volontäre. Dann wurde es span-
in der Museumsarbeit – was bedeu-
bedurfte einer großen Anzahl von nend: Ann-Kathrin, Christina und
tet, dass sie sich nicht nur in histori-
Objekten, von deren Existenz man Florian durften, ja mussten – immer
sche Folianten und Dokumente zur
anhand der alten Inventarlisten zwar zu zweit – die Exponate abholen und
Landgrafschaft Hessen-Homburg
weiß, die aber in alle Winde zerstreut nach Bad Homburg transportieren.
vertiefen, sondern sich zudem wirk-
sind. Eliza hatte einen Großteil ihres In fremde Hände wollte die Aus-
lich praktisch betätigen müssen: als
Besitzes ihrer Lieblingsnichte Caro- stellungkuratorin und Leiterin des
Detektive, Spediteure, Sicherheits-
line vermacht. „Wir wissen nicht, Fachgebiets Museen bei „Schlösser
kräfte, Handwerker, Elektromon-
warum, vielleicht steckte Caroline und Gärten Hessen“, Dr. Katharina
teure, Lastenträger.
in Geldschwierigkeiten, aber sie Bechler, die wertvollen Stücke nicht
Die drei jungen Leute – sie werden hat vieles aus diesem Erbe verkauft“, geben. Die Volontäre prüften jedes
uns verzeihen, wenn wir sie der berichtete Ann-Kathrin. Dennoch von ihnen vor Verpackung und Ab-
Einfachheit halber mit Vornamen war Greiz, wo die Tochter Landgraf reise auf eventuelle Schäden, erstell-
nennen – wirkten maßgeblich am Gustavs nach ihrer Hochzeit mit dem ten Zustandsprotokolle und Fotos.
Zustandekommen der Eliza-Ausstel- Fürsten von Reuß ältere Linie lebte, Dann ging es wieder auf die Auto-
lung zu deren 250. Geburtstag mit. einer der Hauptanlaufpunkte für die bahn zurück in die Heimat. Legten
Die Frage, wie eine Ausstellung ei- Detektivarbeit der drei Volontäre. die „Spediteure“, die übrigens auch
gentlich entsteht, können sie deshalb schwere Möbelstücke hievten, eine
Fündig wurden sie außerdem bei
aus erster Hand beantworten. Und Rast ein, hatte immer einer am Auto
der Hessischen Hausstiftung sowie
das taten Christina, Ann-Kathrin zu bleiben, berichtete Christina.
in Museen in Hannover, wo Elizas
und Florian mit viel Engagement,
Bruder Adolphus Frederick, Herzog Das Konzept der Ausstellung, wo was
Wissen und Humor vor Ort, in der
von Cambridge, als Generalgouver- und wie präsentiert werden sollte,
Historischen Bibliothek und im Ah-
neur und dann als Vizekönig resi- war natürlich schon fertig und die
nensaal.
dierte und wo sie sich des öfteren Vorbereitungen im Schloss getroffen,
Es galt für sie, das facettenreiche aufgehalten hatte. Private Sammler, als die „Lieferungen“ in Bad Hom-
Leben der „englischen Landgräfin“ die Stücke auf Auktionen ersteigert burg eintrafen. „Wir haben die Ob-
visuell einzufangen. Doch womit? hatten, gehörten ebenfalls zu dem jekte vom Transportauto direkt in die
LOUISe 10 / 2021 | 29Sie können auch lesen
