Kurt-Schumacher-Straße - Potential oder Problem? - isso.
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# 5 1 / N ov e m b e r 2 0 1 9 Zum mitnehmen! Stadtmagazin für Gelsenkirchen Kurt-Schumacher-Straße – Potential oder Problem? c/o raum . Kneipensterben . Smart City . Ev. Jugend Rotthausen . Frankenstein . Spirit Detective . Bürgerbeteiligung . Pest
1950 1992 317612 Quelle: 1951 2056 329901 1952 2050 341257 1953 2016 355082 1954 2107 364203 1955 2088 371733 1956 2511 376644 1957 3128 385126 1958 3652 Schalke wird Deutscher Meister 389218 opendata.gelsenkirchen.de 1959 3190 Eröffnung des Musiktheaters 389268 1960 3529 Wilhelmine Victoria 388118 1961 5032 387827 1962 5658 385411 1963 6962 381254 1964 8661 375640 1965 9739 371143 1966 8376 Zeche Dahlbusch Graf Bismarck 363015 1967 8380 358185 1968 9802 355095 1969 12050 352152 Gesamtbevölkerung 1970 15364 347307 1971 18337 345616 1972 20502 Eröffnung des Bildungszentrums 339662 1973 21928 333831 1974 23813 328969 1975 24372 330090 1976 24477 324329 1977 25104 320164 1978 25988 316188 1979 27840 313226 1980 29901 311018 1981 31476 309284 1982 30947 Zeche Nordstern 304395 1983 30378 302974 1984 28324 Eröffnung von Kunstmuseum, Sportparadies und Stadtbahn (1. Abschnitt) 297248 1985 28447 293965 1986 29123 291832 1987 29874 289826 1988 31738 289859 1989 33612 Fall der Berliner Mauer 292298 1990 35632 Deutsche Wiedervereinigung 296011 1991 36768 295967 1992 39601 Gründung der FH Gelsenkirchen 297353 1993 41001 Zeche Consolidation 296901 1994 41569 294913 1995 41267 292373 1996 40980 290207 1997 40027 Buga im Nordsternpark Zeche Hugo 287613 1998 39542 285258 1999 38532 Wiedereröffnung von Schloss Horst 283135 2000 36441 279798 2001 35540 Eröffnung der Veltins-Arena 277827 2002 35163 Einführung des Euro 275780 2003 34763 273782 2004 34593 271767 2005 35093 Einführung von Hartz4 270057 2006 35431 Letzte Ausgabe der Buerschen Zeitung 269064 2007 35568 EU-Ost-Erweiterung 267167 2008 35252 Zeche Westerholt 263417 2009 34809 260704 2010 35015 Kulturhauptstadt 2010 259012 2011 35460 257765 Bevölkerungsentwicklung in Gelsenkirchen seit 1950 2012 36385 257081 2013 38914 Wiedereröffnung des Hans-Sachs-Hauses 258094 Die schrumpfende Stadt 2014 41424 259006 2015 47332 Flüchtlingskrise 262834 2016 51677 265435 2017 53354 264971 2018 55539 265304 davon ohne deutschen Pass 2019 56061 264576 am Anfang
20 viel drin 14 10 Foto: Metalblümchen Foto: © Uwe Jesiorkowski 16 Foto: © Monika und Karl Forster 22 12
6 Potential oder Problem? In eigener Sache BDA nimmt sich die Kurt-Schumacher-Straße vor 10 Erfolgreich durch Co-Working c/o raum und Wirtschaftsförderung vergeben erneut Stipendien 12 Kneipensterben nimmt Fahrt auf Krokodilstränen bei der SPD 13 Mehr als Worte Schloss Horst: Best Of Poetry Slam in dritter Runde 14 Sichtbar ist sicher! Rotary Club spendet Warnwesten für Grundschüler A uch ein Schwein kommt in die Jahre – das gilt natürlich auch für ein großherziges Charakterschwein wie Felix, der in 13 Dienstjahren und über 1000 Einsätzen als Thera- piebegleitschwein ungezählten Menschen schöne Stunden bereitet und neuen Lebensmut geschenkt hat. (Siehe dazu 15 Das smarte Gelsenkirchen ist so fern auch den isso.-Bericht in Ausgabe #12, April 2016.) Doch „Smart City Index” misst digitale Zukunftsfähigkeit zuletzt hatte Daan Vermeulen, Physiotherapeut und Dozent der Städte für Tiergestützte Intervention, zunehmend merken müssen, dass es für Felix nicht mehr ganz „rund” lief. Dazu kamen mit fortschreitendem Alter mehr und mehr Wehwehchen, 16 MACHT was draus! immerhin ist Felix deutlich älter als sein menschlicher Im Gespräch mit Ralf Müller, Ev. Jugend Rotthausen Begleiter (umgerechnet versteht sich). Also geht Felix nun in Rente und wird im Kreise der Familie einen hoffentlich noch mit einigen Jahren gesegneten Ruhestand verleben. Er hat 20 Psychedelic Rock Marke Ruhrpott sich's redlich verdient, wie wir finden. Kennengelernt hatten Spirit Detective lassen den Geist der Siebziger aufleben wir Felix übrigens, als er ganz kurzfristig den damals schwer kranken Theaterregisseur Elmar Rasch an dessen Bett besuchte und ihm damit kurz vor seinem Tod einen großen Wunsch erfüllte. Dafür möchten wir Felix noch einmal von 22 Grusel, Trauer, Schmerz und Wut Herzen danken und wünschen ihm alles Gute. Oink oink! Musiktheater im Revier zeigt „Frankenstein“ Auch im Oktober wieder am Start: 24 Bürgerbeteiligung und Verfahren isso. der Podcast! Diesmal verraten wir von Joachim Sombetzki warum OB Baranowski im nächsten Jahr nicht mehr zur Wahl antritt und schauen in die Glaskugel, wer an seine Stelle treten wird. Jetzt online anhören unter: 27 Vom Leser gebrieft Radfahren in GE / OB Baranowski www.isso-online.de/podcast 28 Die Pest – Ausstellung im LWL-Museum Herne isso. Verlag Redaktionsleitung: Mit Beiträgen von: Denise Klein, v.i.S.d.P. Joachim Sombetzki Haldenstraße 80 45881 Gelsenkirchen Redaktion: Glücksfee: 31 isso italiano. Tel: 0209 / 49 79 68 Astrid Becker, Michael Voregger, Willi Sternenkleid Weißwein-Risotto mit Scampi Alexander Welp, Tobias Hauswurz, info@isso-online.de Auflage: 10.000 Stck. Jesse Krauß, Ralf Nattermann www.isso-online.de fb.com/issomagazin Titelbild: Michael Voregger / Jesse Krauß 32 isso viel los. © isso. Stadtmagazin für Gelsenkirchen, November 2019 Der Kultur . Kalender für November Redaktionsschluss der Folge-Ausgabe: 18. November 2019. Veröffentlichungen, die nicht ausdrücklich als Stellungnahme der isso.-Redaktion gekennzeichnet sind, stellen die persönliche Meinung des Verfassers dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Haftung übernommen werden. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Geneh- 38 Der Zeche stillste Kammer migung der Redaktion. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2, Januar 2017. Gerichtsstand Ein Gedicht von Heinrich Claus (1908-1945) ist Gelsenkirchen. Wir folgen der neuen alten Rechtschreibung. Freiheit statt Freizeit.
lokal Potential oder Problem? Starkes Verkehrsaufkommen, hohe Feinstaubbelastung, bauliche Enge – Die „Schalker Meile” zwischen Berliner Brücke und Autobahn ist Kulminationspunkt multipler Probleme. Fotos: Ralf Nattermann, Jesse Krauß, Michael Voregger (Luftaufnahme) BDA nimmt sich die Kurt-Schumacher-Straße vor von Denise Klein die längste Straße unserer Stadt“ nahmen Doch diese punktuelle Betrachtung Organisator*innen, Gäste, Referent*innen war nicht der Kernpunkt, den die beiden ie Kurt-Schumacher-Straße ist und die Workshopteilnehmer*innen im Projektgruppen bearbeiteten. Sie bezogen die Pulsschlagader, die hier in stadt.bau.raum diese immanente Frage sich auf die gesamte Länge der Kurt- Gelsenkirchen eigentlich zwei nach dem Perspektivwechsel auf. Schumacher-Straße mit ihrem sich von Städte miteinander verbindet.“ In seiner landesweiten Reihe „Stadt in Be- Kilometer zu Kilometer ändernden Gesicht. Diese urbane Spezialität ist für Monika wegung – ökologisch, mobil, lebenswert“ hat- In zwei Wochen hatten sowohl die studenti- Güldenberg, Architektin und Vorsitzende te sich die Gelsenkirchener Abteilung des BDA sche Gruppe um Prof. Tim Rieniets von der des Bund Deutscher Architekten (BDA) die Kurt-Schumacher-Straße als Forschungs- Leibniz-Universität Hannover als auch das Gelsenkirchen, mehr Chance als Hindernis. feld ausgesucht, jene Straße in der Stadt, der des Planungsbüros SymbioticA um Ulrike „Wir leisten uns zwei Zentren!“ wohl fast die schlechteste Lebensqualität Bega, Stadtplanerin und Architektin aus Ihre einordnenden Eingangsworte zugeschrieben wird. Gerade der Abschnitt der Tirana und Düsseldorf, Zeit, sich der Frage schilderten dennoch sehr klar die große „Schalker Meile”, die in Schalke-Nord gelegen zu widmen, was man denn nun mit dieser städtebauliche Herausforderung, die diese ist und derzeit ob ihrer zunehmenden Ver- wichtigen, aber ungeliebten Verkehrsachse markante Verkehrsschneise sowohl als ver- wahrlosung in den Blick der Stadtverwaltung quer durch die Stadt machen könne. bindendes als auch als trennendes Moment und der Politik gerückt ist, ächzt unter dem Eingebettet in den historischen Rahmen provoziert. Unter dem Titel „7,5 Kilometer Verkehr, der Vermüllung und den ausein- gab Dr. Daniel Schmidt vom Gelsenkirche- Kurt-Schumacher-Straße – Entschleuni- anderfallenden Nachbarschaften mit ihrer ner Institut für Stadtgeschichte der Kurt- gen und ankommen! Ein neuer Blick auf schwindenden sozialen Kontrolle. Schumacher-Straße eine mehr als 100-jäh- 6
Zerschneidet das Quartier in zwei Hälften – die Kurt-Schumacher-Straße ist ein für das Automobil gestalteter Raum, der wenig Platz für andere(s) lässt. rige Biografie. So fand der südliche Teil der altem Baumbewuchs beschatteten Gehstei- die Abneigung parat. Im Laufe der sterben- Kurt-Schumacher-Straße als Prachtstraße gen. Krieg, Bombardierung, Industrialisierung den Montanindustrie ging es auch mit dem in ihrem damaligen Namen „Kaiserstraße“ und zunehmender Verkehr veränderten im einstigen Vorzeigekind im Ruhrgebiet, der durchaus ein passendes Label, wohnten Laufe der Jahrzehnte das Gesicht und die Stadt der tausend Feuer, bergab. Buer zog doch in erster Linie Industriedirektoren und Nutzung der Kurt-Schumacher-Straße. Opti- langsam, aber auf sicherer Bahn wirtschaftlich hohe Beamte in schicken Villen und reprä- scher Schlusspunkt dieses Transformations- an Gelsenkirchen vorbei. Diese Zwei-Städte- sentativen Stadthäusern an den breiten, mit prozesses bildete sicherlich die Erbauung der Genese, die heute und wohl unumkehrbar die Berliner Brücke 1965, die im Stadtteil Schalke Gelsenkirchener Realität darstellt, wird durch nicht nur auf der horizontalen Ebene die die ungeliebte und doch unverzichtbare Kurt- Lebensräume und das Quartier zerschnitt, Schumacher-Straße bestätigt. sondern alles Angrenzende im Schatten ihrer Wucht und Höhe verdunkelte. Doch auch in ihrer emotionalen Verbin- dungskraft birgt die Kurt-Schumacher-Straße I n diesen Kontext eingebunden, beschrie- ben Janine Feldmann und ihr Kollege Peter Föcking vom Stadtplanungsamt die eine Menge Potential. Einst ein bisschen un- Ist-Situation der Kurt-Schumacher-Straße. gewollt in das prosperierende Gelsenkirchen Der Stadtteil Schalke-Nord mit seiner engen eingemeindet, hatte die ländliche, verschul- Bebauung, hohem Ladenleerstand, nicht dete und doch stolze Bueraner Bevölkerung gut funktionierenden Nachbarschaften und schon bald eine handfeste Begründung für immer wiederkehrenden Dreckecken, gegen Die alte Kaiserstraße mit dem Schalker Postamt Foto: Sammlung Karlheinz Weichelt 7
lokal die die Stadt zu kämpfen hat, ist sicher das Sorgenkind bzw. der Sorgenabschnitt. Doch nicht nur sozioökonomische Schwierigkei- ten belasten die Menschen vor Ort. Auch die hohe Verkehrs-, Lärm- und Feinstaubbe- lastung tun ihr Übriges. „Fußgänger haben wenig Platz, Radwegeverbindungen gibt es keine“, beschrieb Janine Feldmann die Situ- ation erstaunlich realistisch und ungefärbt. Ähnlich wie in anderen Stadttei- len haben auch hier die Stadt und die Bewohner*innen mit Hauseigentümern zu kämpfen, die auf Kooperation und zufriede- ne Mieter*innen oftmals keinen Wert legen. Auch hier scheint der Stadtteil schon die kritische Masse an Problemen erreicht zu haben, die ein Quartier kippen lassen. M itten in dieser hochbelasteten Zone sieht Olivier Kruschinski aber nicht nur Not und Elend. Der 1. Vorsitzende der „Stiftung Schalker Markt” und seit Jahren bekennender Wahrer und Verfechter der Schalker Fußball- und Fantradition spricht sich klar für die „Schalker Meile“ aus, jenen Teil der Kurt-Schumacher-Straße in Schalke Monika Güldenberg, BDA Dr. Daniel Schmidt, ISG Olivier Kruschinski, Stiftung Schalker Meile Nord, der eng, verkehrsüberlastet, lebensun- wirtlich und negativ stigmatisiert ist. „Der Titel dieser Veranstaltung ist ein ganz wunderbarer, und gerne würde ich ihn ergänzen mit dem Zusatz, dass ein Stück H inter dem Kanal in Richtung Buer entschärft sich die Situation deutlich. Hier dominiert der Anschein der grünen Der großen Aufgabe, Zukunft zu erfin- den, neue Mobilitätsgewohnheiten und Klimaveränderungen in einem Entwurf, dieser Straße durch den bekanntesten Wiese, immer noch urban, aber nicht mehr in einer Idee zu verdichten, stellte sich Stadtteil unseres Landes führt.“ eng bebaut, vorbei an der Arena auf Schalke, Workshopteilnehmerin Ulrike Bega. Die Das Potential von Fußballtradition und noch dem Berger See, immer aber gekreuzt von gebürtige Gelsenkirchenerin und heute mit heutiger Anziehungskraft für Besucher*innen großen mehrspurigen Stadtstraßen mit ihrem Büro für Architektur, Städtebau und aus aller Welt würde Kruschinski in den Ana- Zugängen zur Autobahn. Strecken, die zum nachhaltige Entwicklungsstrategien in Tira- lysen und Ergebnissen der Workshopfachleu- Radfahren einladen, Strecken, die das Rad- na und Düsseldorf ansässig, fokussierte sich te gerne widergespiegelt sehen. fahren lebensgefährlich machen. Diese Un- auf den Verkehrs- und Mobilitätsaspekt. „Schalke ist für diese Stadt identitätsstif- Einheit, diese Ambivalenz in dem, was diese Bewegung von Menschen schlicht einzu- tend. Und diese große Kraft dürfen wir nicht besondere Straße ist und was sie sein könn- schränken, sei nicht das Mittel der Wahl. achtlos brach liegen lassen. Denn wir sind te, nahmen sich nun zwei Projektgruppen Vielmehr müsse man Bewegungsmodalitä- eine Fußballstadt, und die kennt so gut wie vor, um mit unterschiedlichen Ansätzen und ten verändern, sodass „wir wieder bessere jeder in aller Welt. Nicht umsonst kommen Ideen die Situation neu zu bewerten und Qualitäten im Stadtraum schaffen und jährlich mehr als vier Millionen Besucher zu zukünftige Umgänge mit dieser prägenden gleichzeitig weniger Energie verbrauchen.“ uns nach Gelsenkirchen.“ Verkehrs- und Lebensstraße zu kreieren. In ihrer Analyse bestätigte sie die Einschät- 24 Stunden-Notdienst 0173 / 27 29 462 Klingel defekt? Stromausfall? Kein Warmwasser oder TV? Unser Reparaturservice hilft sofort! Schnell und zuverlässig! www.emd-elektrik.de 0209 / 51 70 55 Fischerstr. 4, 45899 Gelsenkirchen-Horst 8
ist schließlich das Credo der Arbeit. 7,5 Kilo- meter Schneise, Berg, Graben, Furche durch eine Stadt. 7,5 Kilometer Chance auf Verbindung und Annäherung. 7,5 Kilometer Versuchslabor, das von außen mal betrachtet werden musste. Und das mit hiesigem Insiderwissen und Innovative Blicke auf die Kurt-Schumacher-Straße bot die Präsentation der Workshop-Ergebnisse im stadt.bau.raum. Gelsenkirchener Geschichte beseelt werden muss. Und zung der Stadt zu der kaum vorhandenen fahren, sondern sich einen Mobilitätsmix dann gehört eben auch der Fußball mit zum Infrastruktur für Fußgänger*innen und zusammenstellen, der ihren Bedürfnissen Konzept. Nicht ausschließlich, aber eben Radfahrer*innen im südlichen Bereich der entspricht. Das könnte ein Carsharing-Punkt auch mit dabei. Kurt-Schumacher-Straße. Gerade das hohe sein, der unmittelbar an der Straßenbahn- Mitinitiatorin Monika Güldenberg zog zu LKW-Aufkommen erzeuge Lärm, schlechte haltestelle gelegen ist. Leihräder- oder dem Entwicklungsprozess der Veranstal- Luft und nehme Raum für unterlegene Roller könnten das Angebot ergänzen. tung und ihren Ergebnissen ein durchweg Verkehrsteilnehmer*innen. positives Fazit: „Im Ergebnis zeigten die „Wir würden den LKW- und PKW-Verkehr reduzieren, sprich: LKW komplett von der Kurt-Schumacher-Straße nehmen und um- W eniger konkret, mehr abstrakt und doch in unser aller Erfahrungswelt verankert, nähert sich die studentische Arbeiten und Diskussionen des Ideen- workshops, dass die zukünftige Rolle der Kurt-Schumacher-Straße im Stadtgebiet zuleiten und das Auto deutlich minimieren. Gruppe um Professor Tim Rieniets von der zunächst einer Neuinterpretation bedarf, Der gewonnene Stadtraum würde Fußgän- Leibniz Universität Hannover der Aufgaben- die sowohl die Visionskraft aller Prozessbe- gern, Fahrradfahrern, grünen Verkehrsmitteln stellung. Mittels Imagination und Verlassens teiligten – der Bürgerschaft, der Politik als und elektrischem öffentlichen Nahverkehr der eigenen gedanklichen Komfortzone auch Verkehrs- und Stadtplanern – erfor- zur Verfügung stehen“, so Ulrike Bega. bewegen sich die Vorschläge auf einzelne, dert. Gleichermaßen kann eine Stadtge- Neben der Flächenrückeroberung für die markante Punkte zu. Sie wollen umgedeu- meinschaft durch mutige Entscheidungen „langsameren“ Fortbewegungsmethoden tet und neubetrachtet werden. Anders als und Bekenntnis zu zukünftigen, urbanen würden sich im gleichen Zuge Lärm- und Ulrike Bega gehen die Student*innen nicht Mobilitätskonzepten, gemeinsam Verkehrs- Luftverschmutzung reduzieren. Dass die in die konkrete Eben, verbleiben vielmehr räume und -bewegungen verändern und Straßenbahn die gesamten 7,5 Kilometer im rein Imaginären. Und sobald ein anderes Qualitäten schaffen. Wir freuen uns über begleitet, bewertet die Stadtplanerin als „Etikett“ am Produkt hängt, verändert sich den Ausblick, die erarbeiteten Ergebnisse an großes Pfund, das noch durch weitere der Blick der Betrachter*innen und somit oft weiteren Orten auszustellen und die aktuel- sogenannte Share-Services ergänzt werden auch die Wertigkeit des Dargestellten. Man len stadtplanerischen Ziele um die längste muss. Gemeint sind damit Angebote für kann also viel schneller Veränderung erzeu- Straße der Stadt anzuregen.“ Menschen, die nicht mit dem eigenen Auto gen, indem man die eigene Haltung ändert; WEITERE TERMINE 17., 23., 30. November 2019 13., 25. Dezember 2019 9. Januar 2020 15. Februar 2020 4., 19. April 2020 PREMIERE 10. November 2019, Großes Haus mir.ruhr/noces
synergetisch Hinten: Rainer Schiffkowski, Bernd Gebert und Susanne Becker (Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen), vorne: Melanie Kemner und Simon Schlenke (c/o raum) sowie Jonas Kaltenkirchen und Sarah Rissel Fotos: Uwe Jesiorkowski Erfolgreich durch Co-Working c/o raum und Wirtschaftsförderung vergeben erneut Stipendien Von Jesse Krauß Dass Co-Working kreative Ideen voran- habe das ausgeschriebene Stipendium des c/o bringt, das können zwei junge Starter nur raums mit seinen Unterstützungsangeboten V ernetzung ist das Zauberwort für bestätigen: Die freiberufliche Grafikerin gepasst wie „Faust auf Auge”. alle Kreativen, die ihre persönlichen Sarah Rissel und der angehende Repor- Anders gelagert sind die Projekte des Projekte weiterentwickeln und tagefotograf Jonas Kaltenkirchen haben Fotografen Jonas Kaltenkirchen. Er will bereits ausbauen möchten. Ein Arbeitsplatz, an dem bereits seit September die Möglichkeit, die gesammelte Erfahrungen im Bereich Retou- man täglich mit anderen zusammenkommt Arbeitsplätze im c/o raum im Rahmen eines ching (Digitale Bildbearbeitung) auf ein neues und spartenübergreifend im Austausch ist, sechs-monatigen Stipendiums des Referats Fundament stellen und als Dokumentar- und schafft ganz von selbst Verbindungen, öffnet Wirtschaftsförderung kostenlos zu nutzen – Reportagefotograf den Globus erkunden. Türen und setzt Synergien frei. Soweit die eine Chance, von der beide profitieren. Auf einer Indienreise hat er 2018 abseits von einfache aber wirkmächtige Idee eines Co- Die gelernte Mediengestalterin Sarah Rissel Touristenpfaden spannende Motive gefunden. Working-Space. Einen solchen findet man will sich als Grafikerin mit einem Schwerpunkt Konkret durfte er mit der Kamera über mehre- mit dem „c/o raum für kooperation” im Gel- auf nachhaltige Print-Produkte selbstän- re Tage die Arbeit in einer Schiffswerft beglei- senkirchener Süden – mitten im pulsieren- dig machen. Dafür wird sie sich gezielt mit ten – hier werden große Schiffe ganz aus Holz den Kreativ.Quartier Ückendorf. Gegründet Druckereien vernetzen, denen die Themen gezimmert, in klassischer Handarbeit und mit 2016 von Melanie Kemner, Matthias Krentzek Umwelt und Klimawandel genauso am Herzen 400-jähriger Tradition. Beginnt Kaltenkirchen und Simon Schlenke bietet der c/o raum liegen wie ihr, um dann potentiellen Kunden die eindrucksvollen und detailreichen Fotos moderne Arbeitsplätze in einer offenen, entsprechende Angebote machen zu können. von der Schiffsbaustelle auf seinem Pad zu kreativen Atmosphäre, und das seit seinem Am heimischen Schreibtisch hatte sie jedoch zeigen, gerät er schnell ins Schwärmen, und Umzug von der Bergmann- an die Bochumer schnell festgestellt, dass es nicht leicht ist, ganz dem Betrachter ist klar, dass Fotografieren für Straße neuerdings sogar auf größerer Fläche. allein ein tragfähiges Konzept zu entwickeln den jungen Mann weit mehr ist als nur ein Job. und sich damit am Markt zu positionieren. Da 10
E s sind ebensolche Kreative wie die beiden Stipendiaten, denen der c/o raum mit ideal ausgestatteten Arbeitsplätzen, regelmäßigem Coaching und gezielter Strategieberatung unter die Arme greifen will: Schuhmacher-Meisterbetrieb „Oft hat man Ideen im Kopf, die man mit sich trägt, bei denen es aber die richtige Gelegenheit braucht, sie auch umzusetzen”, sagt Simon Schlenke. „Genau diese Gelegenheit wollen wir mit dem Stipendium schaffen.” Paul Lücking Den richtigen Partner für die Vergabe von Stipendien hat der c/o Bergmannstraße 50 / raum dabei im Referat Wirtschaftsförderung der Stadt Gelsenkirchen Von-Schenkendorf-Str. 13 gefunden. Dessen Leiter Rainer Schiffkowski ist von der Idee über- 45886 Gelsenkirchen zeugt: „Die Stipendiaten profitieren von einer umfassenden Unter- Tel 0209 / 24 232 stützung im Stipendienzeitraum. Zu Arbeitsplatz und Coaching durch das c/o-Team kommt unsere Kompetenz im Bereich der Gründungs- beratung und der Netzwerkarbeit. Wir hoffen so aus Ideen echte Öffnungszeiten: Projekte entstehen zu lassen.” Der c/o raum sei für die Wirtschafts- Montags-Mittwochs: förderung ein wichtiger Partner in Ückendorf, seine Angebote ein 9:00-13:00 Uhr „Rund-um-Paket” aus Gründungsförderung und Vernetzung und das Co-Working-Konzept somit auch ein wichtiger Motor für die Stadtteil- 15:00-17:00 Uhr entwicklung fügt Susanne Becker hinzu. Donnerstags: 9:00-18:00 Uhr V or diesem Hintergrund geht das Projekt nun in eine zweite Run- de: Erneut werden zwei Stipendien vergeben, erneut wird eine Jury die geeigneten Kandidaten*innen auswählen. Wer den Zuschlag eb seit 1986 bekommt, darf sich auf diese Leistungen freuen: Meisterbetri • Sechs Monate kostenlose Nutzung des c/o raums und seiner technischen Ausstattung • Regelmäßige Beratung, Tutorenprogramm inkl. Kreativitätstechni- ken und Persönlichkeitscoaching durch das Team des c/o raums • Gründungs- und Förderungsberatung sowie ggf. Unterstützung bei der Stadtortsuche durch die Wirtschaftsförderung Gelsenkirchen • Vernetzung und Vermittlung von relevanten Kontakten Bewerben können Interessierte sich noch bis zum 26. November per Online-Fragebogen unter www.co-raum.de/stipendium. Es gilt, Fliesenfachgeschäft Meisterbetrieb seit 1962 die eigenen unternehmerischen Fähigkeiten herauszustellen, Ziele zu benennen sowie eine konkrete Idee und ihren Entwicklungsstand zu beschreiben. Und der dürfe durchaus noch ein früher sein, betont Simon Schlenke. Es brauche definitiv kein tip-top-fertiges Konzept, um Wir lieben Fliesen. bei der Bewerbung um den Stipendienplatz Chancen zu haben, wichti- ger seien Kreativität, Engagement und die Bereitschaft, seine Idee und sich selbst weiterzuentwickeln. Grothusstraße 5, 45881 GE-Schalke (A42 Abfahrt Zentrum) Telefon: 0209 / 4 50 81 Telefax: 0209 / 49 29 25 E-Mail: Fliesen-W.Tuecks@t-online.de Nutzen den c/o raum als Startposition für ihre Gründertätigkeit: Sarah Rissel und Jonas Kaltenkirchen. Öffnungszeiten: Mo bis Fr: 9-17 Uhr, Sa: 9-13 Uhr www.co-raum.de www.gelsenkirchen.de/wirtschaft 11
politisch Foto: Jesse Krauß War am Ringeck ein Szene-Treffpunkt und auch am neuen Standort im Sparkassenhaus ambitioniert gestartet. Dennoch gingen im Oktober bei „Burgers & Beers” die Lichter aus. Kneipensterben nimmt Fahrt auf Krokodilstränen bei der SPD Von Michael Voregger I n Gelsenkirchen haben die lokale Verwaltung und die Sozial- demokratie einiges getan, um das städtische Leben aus den Innenstädten zu vertreiben. Die Ansiedlung von Fastfood-Ketten, Systemgastronomie und Restaurants auf der grünen Wiese waren G elsenkirchen war mal die „Stadt der Tausend Feuer”, und keine gute Idee. Der Arena Park mit verschiedenen gastronomi- es war eine reiche Stadt. Davon ist nicht viel geblieben. Zu schen Angeboten rund um das Multiplex-Kino funktioniert eher wie dieser Zeit gab es an jeder Ecke eine Kneipe, und auch da- ein riesiger „Drive-in“. Ohne ein Auto geht hier nichts. Es war auch von ist nichts mehr übrig. Kneipen sind nicht nur Orte zum Feiern, keine gute Idee, Seniorenwohnungen direkt in der Innenstadt in sondern wichtige Treffpunkte für die Menschen einer Stadt. Hier der Nähe zu den vorhandenen Kneipen zu bauen. Das ist am Dom erfährt man die neuesten Nachrichten aus dem Stadtteil, und man in Buer und in Gelsenkirchen am Wochenmarkt passiert. Der Streit tauscht sich aus. Diese wichtige Funktion bricht weg. Das muss den ist vorprogrammiert und an der Tagesordnung. Jetzt wird von der Menschen in dieser Stadt Sorgen machen. verantwortlichen Politik ein Gespräch zwischen Stadt, Gastronomen In den letzten Wochen kam es zu einer Art Kneipensterben mit und der „Zielgruppe“ gefordert. Die Zielgruppe ist zum Teil schon täglich schlechten Nachrichten. Die Gründe liegen in der wirtschaft- auf die grüne Wiese abgewandert, und Gespräche dürften nicht lich desolaten Situation vieler Menschen in Gelsenkirchen. Die Stadt ausreichen, sie in die Stadtzentren zurückzuholen. Und die junge hat in Deutschland das niedrigste Haushaltseinkommen und weiter Generation ist schon längst auf der Flucht in die Nachbarstädte. eine zweistellige Arbeitslosenrate. Kneipen sind ein Teil des Nacht- lebens, und auch das existiert in Gelsenkirchen nicht mehr. Da muss man sich nicht mal über die Öffnungszeiten wundern, wenn schon kurz nach 22 Uhr die Gäste vor die Tür gesetzt werden. K ann die Stadt etwas tun? Ich glaube schon. Bei der Genehmi- gung von Außengastronomie, Schanklizenzen und Öffnungs- zeiten muss die Verwaltung alle Möglichkeiten zur Unterstützung Inzwischen gibt es die wohl nur in Gelsenkirchen vielfach genutzte nutzen. In der Regel werden hier nur die Probleme gesehen und Teilzeitgastronomie. Im Stadtgarten, in der Kaue und auf der Kurt- nicht die Lösungen. Es gab mal die Idee, die Hauptstraße zwischen Schumacher-Straße öffnen einige Lokale nur zu besonderen Anlässen. dem Wochenmarkt und der Fußgängerzone gastronomisch zu Dazwischen regieren der Leerstand und heruntergelassene Rollläden. entwickeln. Da ist nichts draus geworden, und jetzt dominiert hier Ein Nachtleben ist ein Wirtschaftsfaktor und ein Grund, in der Deutschlands größter TEDI-Mark das Geschehen. Am Abend ist die Stadt zu bleiben. Viele Menschen haben Gelsenkirchen in den letz- Straße ein verlassener und dunkler Ort. ten Jahren verlassen, und dazu zählen viele gut ausgebildete Bürger. In vielen Nachbarstädten gibt es soziale Zentren mit angeschlos- Für Jugendliche und junge Menschen gibt es kaum interessante sener Gastronomie und Kneipenbetrieb. Das ist eine gute Idee in ei- Lokale. Die nachwachsende Generation weicht gerne in die Nach- ner Stadt wie Gelsenkirchen, wo das Geld nicht locker sitzt. Es muss barstädte wie Dortmund, Bochum oder Essen aus. Da ist es dann oft die Frage erlaubt sein, warum es bisher hier so etwas nicht gibt. nur ein kleiner Schritt, hier wegzuziehen. Immerhin gibt es ein gute Nachricht, denn für das ebenfalls aufge- gebene Lokal von Burgers & Beer am Heinrich-König-Platz wird es schon bald eine neue gastronomische Nutzung geben. 12
wortgewandt mehr als Worte Schloss Horst: Best Of Poetry Slam in dritter Runde U nd wieder erging ein Ruf an die besten Poetry Slammer*innen des Landes, sich im alt-ehrwürdigen Schloss Horst im Gelsenkirchener Stadtteil des gleichen Na- mens zu versammeln und ihre wortgewaltigsten Texte, ihre treffsichersten Pointen, ihre scharfsinnigigste Lyrik und natürlich ganz viel Unfug dem geneigten Publikum krass in die Ohren zu träufeln. Es stellen sich bei diesem ausgewählten Reigen der deutschen Bühnenliteratur: to amo en Yam Foto: K Leonie Warnke – Florian Stein – aufgewachsen in Gelsenkirchen, ist Veronika Rieger Der Slam Poet aus Bochum Slammerin, Musikerin und an diesem Foto: Anna – ausgebildete Seel- verzaubert seit 2015 Büh- Abend Ihre Moderatorin. Sie trat unter Foto: Ken sorgerin, angehende nen im deutschsprachigen anderem für die ARD und den MDR im -Lis on Raum mit Geschichten, die aK Theologin und Slam rad Fernsehen auf und moderierte eine Yam mo leichtfüßig zwischen Politik und eigene Sendung beim Funk. Seit 2018 a to Poetin. Sie kommt aus dem tiefsten Bayern, zog über München nach Alltag, zwischen Realität, Philosophie und lebt und arbeitet sie in Berlin. Berlin und ist dort eine der aktivsten Unsinn schwanken. 2017 und 2018 war er Slam Poetinnen. Seit 2016 bereist sie die NRW-Meisterschaftsfinalist. Bühnen im deutschsprachigen Raum. Pierre Adam – der Gelsenkirche- Lara Ermer – ner Vizemeister Foto: Helm Yannick Steinkellner – studierte Psycho- aus dem Team ut W seit mehreren Jahren der um- login aus Frankfurt des C@fe-42 ver- Foto: Luka rnk e a triebigste österreichische Slam Main. Seit 2013 tourt tritt den amtierenden Foto: Rola s Kl Poet auf den deutschsprachigen e sie als Spoken-Word- Stadtmeister Malte Küppers. os Bühnen und seit 2016 in Bochum Poetin und Comedienne. nd R nn er e wohnhaft. Man weiß nie ganz genau, U.a. erreichte sie die Titel Fränki- was man sich von ihm auf der Bühne erwarten sche U20 Poetry-Slam-Meisterin Samstag, 9. November 2019, 20 Uhr kann, aber mit ziemlicher Sicherheit wirken 2015 und Bayerische U20 Vizemeis- Schloss Horst, Turfstr. 21, 45889 GE-Horst seine Worte nach. Auf einfühlsame Lyrik folgt terin 2016. Im März 2019 wurde 10 €, erm. 8 €, Reservierung: Tel 169 61 59 lautstarke Sportsatire, auf lebensnahe Gesell- sie zur Künstlerin des Monats der schaftskritik folgt nostalgischer Lokalkolorit. Metropolregion Nürnberg gekürt. www.fb.com/poetryslamgelsenkirchen 145 Jahre für Sie vor Ort 145 Unser Jubiläumsangebot Jahre Sessel Ergo mit Hocker oder Sessel Lotus mit Hocker Schalker Straße 80 – 84 . 45881 Gelsenkirchen Tel. 0209-41811 . www.einrichtungshaus-mette.de in Stoff 980 € | in Leder 1.290 € ERGO LOTUS 13
wichtig Foto: Ralf Nattermann Übergabe der neuen Westen an die Patenschüler*innen – Die Grundschüler der Martin-Luther-Schule mit Rüdiger Oldenburg und Anke Sieloff, Incoming-Präsidentin der Rotarier. Sichtbar ist sicher! Rotary Club spendet Warnwesten für Grundschüler „U von Alexander Welp nd auch immer schön tragen!“ – mit dung überstreifen. Besonders nützlich ist das diesem wichtigen Appell überreichten dann natürlich auch bei Ausflügen, um den G rauer Tagesbeginn, nasskaltes die Viertklässler der Martin-Luther-Schule Überblick über die Gruppe zu behalten. Wetter und dunkle Straßen – die Warnwesten an ihre neuen Schütz- kurzum: Der Herbst ist da! Für die Grundschüler*innen der Martin-Luther-Schu- le in Gelsenkirchen-Feldmark bringt die triste linge. Als Paten nehmen die Älteren die neuen Grundschüler*innen an die Hand, zeigen, wo die Klassenräume sind und D och nicht alle können den Sinn und Zweck der Warnwesten nachvollzie- hen, wie Krüger-Flacke erklärt: „Ein kleiner Jahreszeit so manche Gefahren mit sich. Um helfen auch beim Anziehen der Westen. Teil der Elternschaft, die wir vorab natürlich pünktlich zur ersten Stunde die Schulbank Auch im Unterricht legt die Schule großen auch informieren und für das Thema sensi- drücken zu können, müssen die ABC-Schützen Wert auf Verkehrserziehung. Im Rahmen bilisieren wollen, versteht die Notwendig- erst einmal den Schulweg hinter sich bringen. des Sachunterrichts findet innerhalb der keit nicht, da einige Kinder direkt mit dem Hektischer Berufsverkehr, unaufmerksame ersten Schulwochen, neben der Erkundung Auto vor der Schule abgesetzt werden.“ Autofahrer und teils schlecht beleuchtete der Schulumgebung, ein zweistündiges Oldenburg ergänzt: „Den Weg zur Schule Straßen – die Unfallgefahr ist hoch! Schulwegtraining statt. Unterstützt wird die selbst zu laufen, ist wichtig für die Kinder, Um dem Ganzen vorzubeugen, stellte der Schule dabei von Polizist Rüdiger Olden- nur so können sie Verkehrslagen selbststän- ADAC in den letzten Jahren Warnwesten für burg, welcher seit 15 Jahren als Ansprech- dig erkennen und einschätzen. Die Eltern die Grundschüler zur Verfügung. Doch damit partner fungiert: „Für viele Kinder ist diese sollten sich Zeit nehmen und mit ihren ist jetzt Schluss: „Warum der ADAC das Spon- Verkehrserziehung eine Art Wiederholung, Kindern vorab üben, wie man richtig über soring der Westen für alle Erstklässler*innen denn bereits im Kindergarten gibt es den die Straße geht. Und wenn sie trotzdem mit in diesem Jahr bundesweit eingestellt hat, sogenannten Fußgängerpass. Um diesen dem Auto abgesetzt werden, dann am bes- wissen wir selbst nicht“, erzählt Schulleiterin Pass zu bekommen, müssen die Kinder ten ein Stück weit entfernt von der Schule.“ Kristina Krüger-Flacke. einen vorgegeben Weg selbstständig Richtig so! Welche Kinder die Warnwesten Doch Rettung war schnell zur Stelle: Kurzfris- bestreiten. Die Warnwesten spielen dabei dann tatsächlich auch tragen, wird jeden tig bot der Rotary Club Gelsenkirchen – Schloss für einen sicheren Schulweg eine große morgen kontrolliert und notiert. Bestrafungen Horst seine Unterstützung an und sprang mit Rolle. Für die Autofahrer sind die Kinder gibt es allerdings keine. Vielmehr setzt die der Spende von 60 neuen Warnwesten in die dann leuchtende Bojen, die viel leichter und Schule auf positive Bestärkung: Die beste Trä- Bresche. „Ganz spontan fragten wir beim Ro- früher zu erkennen sind.“ gerklasse bekommt zum Abschluss eine klei- tary Club an, und innerhalb von nur wenigen Das Tragen der Westen, welches von ne Belohnung. Ein prima Ansporn für die Kids, Tagen war klar, dass unsere Schule die neuen Oktober bis Ostern angedacht ist, gilt übri- das Wichtigste ist aber, die Schüler*innen sind Westen bekommt. Sogar auf ein Logo verzich- gens nicht nur für Schüler*innen. Auch die auch weiterhin sichtbar und sicher unterwegs. tete der Club freiwillig“, so Krüger-Flacke. Lehrer*innen müssen in diesem Zeitraum als Vorbilder vorangehen und die Leuchtklei- gelsenkirchen-schloss-horst.rotary.de 14
politisch G elsenkirchen gehört seit Januar 2018 zu den fünf digitalen Mo- dellkommunen im Rahmen des NRW-Landesprojektes „Digitale Das smarte Modellregionen NRW”. In der Begründung heißt es dazu: „Die Stadt Gelsenkirchen wurde nicht zuletzt deshalb ausgewählt, weil sie be- Gelsenkirchen... reits erhebliche Vorarbeiten im Bereich Digitalisierung geleistet und Kooperationsvereinbarungen mit wichtigen Akteuren getroffen hat.“ Für die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung sind die Er- gebnisse des „Smart City Index” niederschmetternd. „Smart City Index” misst Unter den 81 Großstädten in Deutschland erreicht die „digitale digitale Zukunftsfähigkeit der Städte Modellkommune“ Gelsenkirchen Platz 45 und liegt im unteren Mittelfeld. Von einem Spitzenplatz ist man weit entfernt. Vorne liegt unangefochten und mit großem Abstand Hamburg. Selbst von Michael Voregger unter den Ruhrgebietsstädten reicht es nicht zu einem Spitzenplatz. Dortmund kommt auf den neunten Platz und dann folgen Bochum, Duisburg und Hamm. Bei den einzelnen gemessenen Faktoren D er Branchenverband Bitkom schneidet die Digitalisierung der Verwaltung besonders schlicht ab, hat den aktuellen „Smart die im Vergleich nur auf Platz 64 kommt. Bei den Punkten Mobi- City Index” veröffentlicht. Be- lität, Energie und Umwelt sieht es ebenfalls düster aus. trachtet wurden alle deutschen Städte Die Experten der Bitkom stellen der Stadt im Zukunftsbe- mit mehr als 100.000 Einwohnern. reich „Energie und Umwelt“ nur bei den emissionsarmen Dabei wurden 35 Indikatoren wie die Breit- Bussen ein halbwegs passables Zeugnis aus. Vermisst bandanbindung der Haushalte, der Online- werden hier Maßnahmen in den Bereichen „intelligente Bürgerservice oder die Ladeinfrastruktur für Straßenlaternen“, „Elektro-Fahrzeuge“, „Photovoltaik“, E-Autos bewertet. Experten haben dafür „Smart Waste“ und „City Logistik“. in fünf Themenbereichen insgesamt rund „Smart City will heute jede Stadt sein. Wir wollen etwas 7.800 Datenpunkte erfasst und eingeord- mehr. Wir wollen eine in jeder Hinsicht vernetzte Stadt net: „Verwaltung, IT und Kommunikation, sein, in der die Digitale Vernetzung in Diensten der ganz Energie und Umwelt, Mobilität, Gesellschaft realen sozialen Vernetzung steht“, erklärte Oberbür- – wie schlagen sich die Städte in den einzelnen germeister Frank Baranowski im letzten Jahr. „Der Bereichen? Welche sind Vorreiter, welche haben superschnelle Mobilfunkstandard 5G wird dabei ein Nachholbedarf?” Es wurde mit dem Index die digitale großer Schritt nach vorne sein und vollkommen Zukunftsfähigkeit der Städte gemessen. neue Möglichkeiten für die Menschen in unserer Stadt bieten.“ V iele Kommunen im Ruhrgebiet sind von der wirtschaftlichen Entwicklung abgehängt. Gelsenkirchen hat in den letzten Jah- ren immer verkündet, mit der Digitalisierung und der Entwicklung ...ist so fern zu einer „Smart City” auf einem guten Weg zu sein. Wer schon mal versucht hat, in der Stadt einen Glasfaseranschluss über Gelsennet zu erhalten, weiß um die Schwierigkeiten dieser Strategie. Aktuell sind in der Stadt nur rund 6.000 Wohnungen an das leistungsfähige S mart Cities wollen alle Kommunen sein, und in Deutschland liegen derzeit 44 Großstädte auf diesem Weg weit vor Gelsen- kirchen. Die Optimisten in der Stadt und in der SPD werden das Netz angeschlossen. Alle anderen Interessenten bekommen die positiv sehen, dass wir bei einem bundesweiten Ranking mal nicht folgende Antwort vom kommunalen Netzbetreiber: auf dem letzten Platz liegen. „Bei unserer Netzprüfung hat sich herausgestellt, dass Ihr Standort Eine Besonderheit für die Entwicklung ist die „digitale Stadt“ nicht unmittelbar an unserer Glasfasertrasse liegt. Um Ihre Immobilie nicht, denn das wollen alle Städte und in Zukunft werden sie es an unser Netz anzuschließen, sind aufwendige Tiefbauarbeiten not- sein – mehr oder weniger. „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes wendig. Daher gibt es kurzfristig leider keine Möglichkeit, Ihr Objekt Pferd reitest, steig ab” ist eine uralte Weisheit der Dakota-Indianer. an unser Glasfasernetz anzubinden. Es ist jedoch nicht ausgeschlos- In Gelsenkirchen ist man nach dem Ende von Kohle und Stahl schon sen, dass wir Ihre Immobilie zu einem späteren Zeitpunkt mit Glasfa- vielen Ideen hinterhergelaufen, ohne eine Chance zu haben, den ser versorgen können. Da wir unser Netz stetig ausbauen, berücksich- Vorsprung der Mitkonkurrenten aufzuholen. Das gilt für das Projekt tigen wir Sie hierfür in unserer entsprechenden Interessentenliste“. Solarstadt, die Dienstleistungsgesellschaft, die Ansiedlung von Im Anschluss erfolgt ein Hinweis das man zumindest die veraltete Logistik und aktuell für „Smart City“. So bleibt Gelsenkirchen eine Vectoring-Technologie anbieten kann. Stadt ohne besondere Eigenschaften und ohne besondere Projekte, die anders und innovativ sind. www.bitkom.org/Smart-City-Index 15
gelingend MACHT was draus! Im Gespräch mit Ralf Müller, Ev. Jugend Rotthausen Vierter Beitrag zum „Gelingenden Leben” Text: Astrid Becker Interviewführung: Alexander Welp I n unserer Reise zu den Standorten Gelingenden Lebens in Gelsenkirchen stand der Fokus letztendlich stark auf der Darstellung herausragender Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, unterschieden nur durch Trägerschaften und Ausrichtung; dies war zunächst nicht explizit beabsichtigt, kristallisierte sich im Lau- fe der Themenfindung jedoch heraus. In Hinblick auf die Entwicklung dieser Stadt sicherlich ein in Gegenwart und Zukunft intensiv zu beachtender Komplex. Die in unserer Reihe vorgestellten Projekte und Einrichtungen tragen auf vielfälti- ge Art und Weise zum Gelingen von Stadtgesellschaft bei– nicht nur fördern sie die persönliche Entwicklung und Horizonterweiterung, die Stärkung von Fähigkeiten und Kompetenzen bei Kindern, Jugendlichen und damit nolens volens auch bei den betreuenden Erwachsenen, sondern pflegen unmittelbar ein gewinnbringendes Miteinander mit positiver Zukunftsausrichtung: interkulturell und sozial, mensch- Aktiv und bewegt – Bei der Ev. Jugend Rotthausen gibt es für junge Menschen lich. Dementsprechend auch nicht konfliktfrei, aber in einem Rahmen, der den Umgang mit Konflikten und dem Anderssein einübt. Zum Abschluss unserer Reihe zum „Gelingenden Leben“ sind wir noch einmal dort vor Ort, wo der Gelsenkirchener Nachwuchs gefördert wird, dieses Mal bei einmal frei das wahrzunehmen, was es hier der Evangelischen Jugend Rotthausen, die sich unter der Leitung von Ralf Müller gibt. Es gibt draußen einen ziemlich großen und Nicole Olbrich in besonderem Maße um die Freizeitgestaltung der jüngeren Spielplatz, wir haben eine Küche, in der Generation kümmert. Das dort vorhandene Angebot, das beispielsweise eine Muse- gekocht und gebacken werden kann, einen umstournee durch NRW umfasst, unzählige Workshops zum Thema HipHop, Zirkus, Computerraum mit elf Rechnern und eine Zauber und Tanz, Fotokurse, Graffiti anfertigen oder Rhönradfahren, lässt schon auf Sporthalle sowie einen Spielebereich. In den ersten Blick praktisch keine Wünsche offen. letzter Zeit ist verstärkt Backen nachgefragt, die Kinder kommen dann auch direkt zu mir und fragen danach, das sind richtige Back- fans. Jetzt ist Apfelzeit, also gibt es dann Ap- Ihre Arbeit orientiert sich an den „Lebenswel- Woche die Kinderbibelwoche, die als Kinder- felkuchen oder Apfel-Crumble, es wird der ten der hier wohnenden Kinder und Jugendli- stadt gestaltet wird. Wir beteiligen uns am Tisch gedeckt und gemeinsam gegessen. chen”. Was kann man sich darunter vorstellen? Jugendfestival „Kray or die“, überhaupt gibt es viele Feste hier im Haus und alles, was hier im In welchem Alter sind die Kinder und Ju- Ralf Müller: Die Kinder und Jugendlichen, die Zirkus- oder Tanzworkshop einstudiert wurde, gendlichen, die hierhin kommen? hier wohnen, haben ja ganz unterschiedliche wird bei Festivitäten wieder vorgeführt. Es ist Lebenswelten, je nachdem, aus welchen ja auch Sinn der Sache, das, was man gelernt Es gibt Kinder, die schon mit sechs Jahren zu sozialen Verhältnissen sie kommen. Manche hat, anderen zu präsentieren, sich selbstbe- uns kommen, die Kerngruppe momentan ist stammen aus gutbürgerlichen Häusern, wer- wusst auf die Bühne zu stellen, so dass das zwischen acht und fünfzehn Jahren alt, dazu den also von zuhause aus schon gefördert, Publikum, also auch die Eltern, dies anschauen kommen noch einige Ältere. andere haben diese Förderung nicht. Wir können und man selbst ein Erfolgserlebnis hat. versuchen, alle Kinder und Jugendlichen, die Vorhin haben Sie die Kinderbibelwoche zu uns kommen, gleich zu behandeln und Und das kommt wohl auch gut an… erwähnt – welche Rolle spielen christliche ihnen die gleichen Chancen zu geben, indem Werte, denn wir sind ja hier bei der evange- wir bestimmte Programme anbieten sowie Das klappt ziemlich gut. Man hat es gerade lischen Jugend. Was soll vermittelt werden? Künstler von außen anwerben, die ebenso beim Training für das Tanzprogramm ge- bestimmte Inhalte liefern, so dass auch das sehen, bei der Aufführung werden dann 30 Christliche Werte sind die Grundlage unserer zur Chancengleichheit beitragen kann. Elternpaare die Handys zücken. (Lacht) Arbeit. Das christliche Bild des Menschen, das einer dem anderen hilft und dass alle gleiche Das Angebot hier kann sich sehen lassen… Es gibt ein sogenanntes „Offenes Café”, was Chancen bekommen, ist für uns sehr wichtig. genau bedeutet das? Das zeigt sich jetzt natürlich bei der Kinder- Es gibt insbesondere viele kulturelle Angebote, bibelwoche, weil da ein explizit religiöser in den Sommerferien haben wir das große Im Laufe des Tages kommen immer un- Inhalt dabei ist, aber das zeigt sich auch im Kinderferienprogramm, jetzt in den Herbst- terschiedliche Kinder oder Jugendliche zu Miteinander und indem wir versuchen, den ferien das Tanzprogramm und in der zweiten uns, die haben dann die Möglichkeit, erst Kindern diese Werte vorzuleben. 16
Stadt von Ückendorf bis Buer vertreten sind. Für das Festival „Kray oder die“, das es seit 2010 gibt, und das übrigens im Rahmen der Ruhr2010 entstanden ist, hatten uns die Kolleginnen und Kollegen aus Essen angesprochen. Sie wollten mit jemandem aus dem näheren Bereich gemeinsam etwas auf die Beine stellen. So haben wir dann auch einen Einblick gewonnen, was die Menschen jenseits der Stadtgrenze veran- stalten, und so sind auch gute Kooperationen und wiederum neue Kontakte entstanden, zum Beispiel zu jenem Künstler, der bei uns Graffiti anbietet oder einer Frau, die eine spezielle Jonglage mit den Kindern eingeübt hat. Umgekehrt konnten wir dann natürlich auch Künstler vermitteln. Das war eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Stichwort Zusammenarbeit: Mit welchen Schulen kooperieren Sie? Es gibt ja drei Schulen hier, die Grundschu- len Turmschule und Mechtenbergschule sowie die Hauptschule am Dahlbusch. Vor ungefähr fünfzehn Jahren wurde der Offene Ganztag an den Grundschulen begründet. Die n unterschiedliche Kursangebote im Bereich Tanz und Bewegung. Fotos: Ralf Nattermann Mechtenbergschule war dabei die zweite im Bunde, und so haben wir uns zusammen mit der Schulleitung um die Konzeption der OGS bemüht, es also gemeinsam auf die Beine ge- Welche Werte sind das explizit? trotz unterschiedlichen Glaubens, kultureller stellt. Die Kirchengemeinde hat damals offizi- Herkunft und Elternhaus kein Problem. ell bei beiden Schulen angefragt, ob Interesse Gemeinschaft – es darf niemand unterge- an einer Kooperation bestünde, es wurde buttert werden, und es muss natürlich auch Also haben auch die Eltern dieser Kinder dann letztendlich die Mechtenbergschule, an dagegen vorgegangen werden, dass Leute, keine Schwierigkeiten damit… der Kirche und Kirchenkreis nun Träger der die mit rechten Tendenzen in Rotthausen OGS sind. Wir sprechen daher auch gemein- auftauchen, Vorurteile verbreiten können. Nein, das Jugendheim ist ja hier gut einge- sam alle Ferienaktionen ab. In der Woche führt, gerade auch aufgrund des regelmä- kommen die Grundschüler zweimal hier Gab es da einen konkreten Vorfall? ßiges Kontaktes zu den Schulen haben die ins Haus, sie sollen dann die Anbindung an Eltern keine Berührungsängste. das Jugendheim finden und nicht nur in der Nicht in der Form, wie es beispielsweise in Schule sein. Das verringert ja auch mögliche Dortmund der Fall ist, aber in Essen-Kray Gibt es vergleichbare Einrichtungen im Berührungsängste. Die Zusammenarbeit mit sind die Rechten stark vertreten. Das Gedan- Einzugsgebiet von Rotthausen? der Hauptschule ist schon vierzig Jahre alt, da kengut ist hier natürlich auch vorhanden, gab es schon Jugendsozialseminare und Fahr- indem immer wieder auf „die Ausländer, die Ich glaube schon, dass wir mit dem vielfäl- ten mit den Schülern. Später kamen dann Rumänen oder die Flüchtlinge“ geschimpft tigen kulturellen Angebot und den Festen Förderprogramme über das Land hinzu, so wird. Es gab vor einigen Jahren den Versuch etwas Besonderes sind, aber andere machen dass die Schüler von montags bis mittwochs der Partei „Die Rechte“, von Essen-Kray natürlich auch ein gutes aus nach Rotthausen zu wandern. Dagegen Programm. Unsere Kirchen- haben sich ziemlich viele Bürger auf dem gemeinde ist ja auch etwas Rotthauser Markt, dem Ernst-Käsemann- größer, sie umfasst noch die Platz, zusammengeschlossen, und daran Altstadt und Schalke, da gibt waren auch wir beteiligt. Es gibt auch einen es auch zwei Jugendheime, interkulturellen Arbeitskreis hier in Rotthau- die allerdings keine zwei sen, den Pfarrerin Kirsten Sowa leitet, außer- hauptamtlichen Stellen dem gibt es jährlich ein interkulturelles Fest, so wie wir haben, so dass das heißt, es werden dafür natürlich auch die wir natürlich auch mehr entsprechenden Kontakte gepflegt. anbieten können. Wir arbei- ten hier im Evangelischen Gibt es hier dann auch Kinder mit anderen Kirchenkreis Gelsenkirchen religiösen Hintergründen? und Wattenscheid auch mit den anderen evangeli- Ja, natürlich. Allein über unsere Kontakte zu den schen Häusern zusammen, Schulen kommen viele muslimische Kinder zu die in den umliegenden uns, bei den Grundschülern ist die Integration Stadtteilen und der ganzen Ralf Müller im Gespräch mit isso.-Redakteur Alexander Welp. 17
gelingend hier betreut werden, donnerstags in der Schule. Da geht es um Hausaufgabenhilfe und gemeinsames Mittagsessen und dann natürlich die Angebote, die jugendgerecht sein sollten wie eben Tanz, Graffiti oder Hiphop. Über diese Zusammenarbeit hinaus ist auch die Nachhilfe aus dem Bildungs- und Teilhabepaket in ganz Gelsenkirchen entstanden. Oberbürger- meister Baranowski wollte seinerzeit nicht, dass dies über kommerzielle Anbieter läuft, sondern über gemeinnützige. So sind wir also auch Partner der Hauptschule. Im vergangenen Jahr hatten wir rund sechzig Schülerinnen und Schüler hier, die Nach- hilfe benötigten und bei uns letztendlich bekamen, also habe ich Studenten, Lehrer und Sozialarbeiter gesucht und gefunden. Ich arbeite mit der Schulsozialarbeiterin zusammen, und wir versuchen, dass auch alle Schüler kommen, und insgesamt ist Beim freiberuflichen Tanzlehrer Niklas Samulnik (r.) lernen das auch sehr erfolgreich. die Kinder und Jugendlichen aktuell Hip-Hop-Tanz. Zusammen mit Nicole Olbrich sind Sie die hauptamtlichen Pädagogen, aber es gibt noch ganz viele weitere Mitarbeiter*innen, wie vorhin schon in der Küche zu sehen war. Was gibt es denn für die Zukunft, was man Wie viele Menschen arbeiten hier eigentlich? noch verbessern könnte, oder was kann man sich wünschen, damit es noch besser Außer den Honorarkräften gibt es natürlich gelingt, als es jetzt schon der Fall ist? Auf die Dauer ist nichts gesichert. Da auch Ehrenamtliche, insgesamt arbei- muss überlegt werden, was man mit dem ten hier rund 60 Leute, davon die Hälfte Grundsätzlich sind wir mit Ehrenamtlichen verbliebenen Geld macht. Die Kinder- und ehrenamtlich, aber es sind natürlich außer und auch Honorarkräften ganz gut bestückt. Jugendarbeit ist sehr wichtig, das ist ganz bei den Festen nicht immer alle gleichzeitig Ein großes Problem sind ja die kirchlichen klar, aber irgendwo müssen am Horizont da anwesend. Und: wir können auch nicht alles, Finanzen, die durch die sinkenden Kirchen- auch mal weitere Gelder aufscheinen, sonst und deswegen brauchen wir immer auch steuereinnahmen zurückgehen, die Anzahl funktioniert das nicht. Leute, die spezielle Fähigkeiten und Fertig- der evangelischen Christen verringert sich keiten haben, um das Angebot zu verbrei- außerdem, und es haben schon verschiede- Abgesehen vom Finanziellen, gibt es da et- tern, da hat sich über die Jahre ein Pool mit ne Einrichtungen ihre Häuser geschlossen. was, was zu verbessern oder für die Zukunft Leuten gebildet, die wirklich was können. Letzten Endes müsste einfach mehr Geld noch wichtig wäre? her. Wir bekommen zwar immer Gelder für beantragte Projekte, das ist gar nicht Grundsätzlich bin ich so zufrieden, wie es das Problem, aber natürlich müssen auch ist. Was noch verbesserungswürdig wäre, unsere Gehälter finanziert werden, und ein wäre der Bereich, in dem man sich um die Haus wie dieses kostet auf die Dauer. Das Zuwanderer kümmert, und zwar, dass das abzusichern, wird die größte Aufgabe sein. koordinierter erfolgt. Da gibt es verschiedene Institutionen, die, glaube ich, nicht immer Also ist es momentan nicht gesichert, dass Hand in Hand arbeiten. Das könnte verbessert es so weiter gehen wird, wie bisher? werden, indem sie einen Fixpunkt hier im Haus fänden, denn hier kann man ja einiges Ob Kinderzirkus„Rottini”, Karnevalsfeiern, Teenie-Gruppen oder Workshops zu Physik- und Umweltthemen mit dem Eine-Welt-Mobil – das Angebot der Ev. Jugend Rotthausen ist breit gefächert. Fotos: Ev. Jugend Rotthausen 18
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