Mittendrin - Arbeitszentrum Berlin

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Mittendrin - Arbeitszentrum Berlin
Anthroposophische Gesellschaft in Januar – März
 Deutschland e.V. / Arbeitszentrum Berlin
 2020

 mittendrin
 Anthroposophische Impulse in Berlin

 Meldungen
 Termine
 Orte

 Ins Gespräch
 miteinander kommen
 Angelika Oldenburg

 Orte und Menschen
KOSTENLOS

 Das „Institut für
 Dreigliederung“
Mittendrin - Arbeitszentrum Berlin
BodyLotion_150x214.qxp 21.11.19 15:38 Seite 1

 EDITORIAL 3

 N E S on
 vo
 n
 U ett
 Liebe Leserinnen und Leser,
 dass wir in einer Zeit der Krise leben, ist ein Allgemein-
 platz. Flüchtlingskrise, Klimakrise, Krise der Demokratie,
 Medienkrise, Krise des Kapitalismus… Fast kein Bereich der
 Gesellschaft funktioniert noch nach allgemein anerkannten

 Jetzt NEU! Regeln. Überall geht es auch um den Verlust der Glaubwürdig-
 keit von Traditionen. Darauf gibt es verschiedene Reaktions-
 Kosmetikserie möglichkeiten: Ratlosigkeit, Sehnsucht nach der guten
 alten Zeit, den Wunsch verlorene Werte wiederzubeleben...
 Mistelform sensible Prozesse
 Body Lotions Der Soziologe und Zukunftsforscher Harald Welzer
 (siehe „Neu gelesen“) geht davon aus, dass Krise nicht nur
 Verlust bedeutet, sondern die Chance auf etwas Besseres.
 Vielleicht war das Alte, vor dessen Verlust man sich jetzt so sehr
 fürchtet, gar nicht das Bestmögliche? Vielleicht kann der Mensch,
 der sich der Situation stellt, etwas Besseres finden? Das aber
 kann nur entstehen, wenn man sich dieses Bessere erträumt.

 Damit weist Welzer auf den gleichen seelischen Bereich hin wie
 Rudolf Steiner in seiner „Philosophie der Freiheit“: den Bereich
 der „moralischen Phantasie“. Hier hüllen sich unsere Ideen in
 konkrete Bilder, die so schön und so motivierend sind, dass sie
 uns auf den Weg nach etwas Besserem schicken. Wie in den
 „Bremer Stadtmusikanten“: „Zieh lieber mit uns fort“, sagt der Esel
 zum Hahn, „etwas Besseres als den Tod findest du überall.“

 Dies ist das letzte Heft von „mittendrin“ unter meiner Redaktion.
 Aber „mittendrin“ wird es weiterhin geben. Alles wandelt sich…
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Mittendrin - Arbeitszentrum Berlin
INHALT 5

 Inhalt

 Editorial ............................................................................ 3

 Seite
 Thema

 78
 „Menschen zum Sprechen zu bringen

 Seite finde ich faszinierend“

 6
 Ein Gespräch mit Angelika Oldenburg ..................... 6
 Orte & Menschen
 Sylvain Coiplet und das
 „Institut für Dreigliederung“ .......................................... 13

 Seite
 Initiativen
 Das Adressenverzeichnis wird 2020 neu aufgelegt ... 17
 25 Waldorf 100 in Berlin – ein Rückblick ....................... 18
 Wieder gelesen
 Robin Schmidt –Rudolf Steiner ................................... 22
 Neu gelesen
 Harald Welzer – Alles könnte anders sein ................. 23

Seite
 Meldungen ...................................................................... 24

 18 Veranstaltungen
 vom 1. Januar bis 31. März 2020 ................................ 28
 Arbeitszentrum Berlin
 Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland e.V.
 Workshop über die 4 Ätherarten
 Rudolf Steiner Haus, Bibliothek,
 Zweige und Studiengruppen ...................................... 58
 Kurskalender
 Kurse, Seminare und Lesekreise ................................ 63
 Naturwissenschaftliche Kurse .................................... 66
 Künstlerische Kurse ...................................................... 67
 Freie Terminvereinbarungen ...................................... 70
 Kurse für Kinder ............................................................ 71

 Seite Veranstaltungsorte ......................................................... 72

 13 Impressum ......................................................................... 77
 Nachklang ......................................................................... 78
Mittendrin - Arbeitszentrum Berlin
6 mittendrin 1/2020 | THEMA THEMA 7

 zelnen Veranstaltungen sollten mehr Platz
„Menschen zum Sprechen zu bringen bekommen, die VeranstalterInnen mehr Ge-
 legenheit haben, sie zu beschreiben. Für die
finde ich faszinierend“ potenziell Interessierten sollten mehr Infor-
 mationen gegeben werden.

Ein Gespräch mit der (ehemaligen) Redakteurin ▊ Das allererste Interview im Januar 2013
von „mittendrin“ Angelika Oldenburg war mit Roland van Vliet über Lebenskunst,
 das letzte Interview mit Christoph Hueck
Geführt von Katja Meyer zu Heringdorf 2019 hatte die Angst vor dem Fühlen als
 Thema –

 AO – da lässt sich doch ein gewisser Zusam-
▊ „Mittendrin – Anthroposophische Im- menhang feststellen, ja. (Beide lachen)
pulse in Berlin“ gibt es jetzt seit 2013, mit
dir als Redakteurin. Mit welchem Impuls ▊ Gab es Interviews, die dir besonders am
bist du damals angetreten? Herzen lagen?

AO Als wir 2011, zu Rudolf Steiners 150. AO Ein Interview, das mich besonders be-
Geburtstag, einen Aktionstag auf dem Platz wegt hat, war anlässlich eines Kongresses
vor der Philharmonie organisierten, eine über Tod und Sterben. Sabine Mehne und
große und neue Angelegenheit für die An- Pim van Lommel waren als Gäste da – sie
throposophen in Berlin, habe ich versucht, traten in dieser Zeit immer gemeinsam auf.
die Berliner Medien für dieses Projekt zu in- Sabine Mehne hatte zwei sehr deutliche
teressieren. Da bin ich immer wieder gegen Nahtoderfahrungen und Pim van Lommel
eine gläserne Wand gelaufen. Man konnte hat, als Arzt, ein Standardwerk über dieses
in bestimmten Redaktionen zwanzigmal Thema und seine wissenschaftliche Aufar-
anrufen, man wurde höflich behandelt und beitung geschrieben. Beide verstanden sich
herumgereicht und konnte sicher sein: Pas- sehr gut, waren ganz aufeinander einge-
sieren wird gar nichts. Diese Erfahrung hatte spielt, und dieses Gespräch hatte etwas sehr
ich ein halbes Jahr lang ausführlich gemacht, Intimes. Sie war die Expertin, er hat sich ihr
und da ich für die Öffentlichkeitsarbeit im als „Erklärer“ untergeordnet – dieses Spre-
Initiativen-Kreis im Rudolf Steiner Haus zu- chen zu dritt hat mich sehr berührt. Es fand
ständig war, war ich ratlos und suchte nach in einem noch geschlossenen Restaurant im
anderen Möglichkeiten, Anthroposophie an Tagungszentrum statt, in einer Ecke, mit wei-
die Öffentlichkeit zu bringen. Genau zu die- ▊ Hattest du denn gleich eine Idee, wie du ßen Tischdecken und gedämpftem Licht, ein
sem Zeitpunkt sprach mich Armin Grassert „mittendrin“ gestalten wolltest? bisschen schummerig.
mit der Frage an, ob ich den Veranstaltungs- Viele Interviews habe ich am Telefon geführt,
kalender des Arbeitszentrums Berlin nicht AO Ich hatte fünf Jahre Erfahrung als Re- da war in den ersten Minuten immer eine
zu einem attraktiveren Medium machen dakteurin von „Info3“, mit Meldungen, mit Riesenspannung da, ob ein Kontakt zustande
könne. Es war also ein Impuls von beiden Interviews und Reportagen. Es war 25 Jahre kommt. Spannend, nur die Stimme zu hören
Seiten, zur gleichen Zeit. Das hat sich ge- her, aber es war alles wieder da. Das war und zu spüren: Was kann ich fragen, was
troffen, und dann habe ich diese Aufgabe das eine, von innen. Die andere Anforde- nicht…Es hat aber fast immer geklappt.
übernommen. rung stand von vornherein fest: Die ein- Insgesamt ist mein roter Faden immer ge-
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8 mittendrin 1/2020 | THEMA THEMA 9

wesen: Übersinnliche Erfahrungen, oft me- ich waren ja in der gleichen Zeit im Initiati- immer superinteressant finde, egal, wer es So etwas finde ich spannend. Mein anderes
ditative Erfahrungen, auch Intuitionen und ven-Kreis tätig. Ihr Impuls war es, die Gruppe ist. Es muss nicht immer ein Bodo von Pla- Anliegen war es zu schauen, was machen
plötzliche Einsichten in der Alltagssprache der hellsichtigen Anthroposophen ins Stei- to sein, Mitglied im Vorstand der Allgemei- Menschen an ihren Arbeitsorten: Cristina
wiederzugeben und so nachvollziehbar zu ner-Haus zu bringen, mein Impuls war es, für nen Anthroposophischen Gesellschaft in der Meinecke mit den traumatisierten Klein-
machen. Das war wohl mein Impuls. Das solche Erfahrungen eine Sprache zu finden. Schweiz, der ein ausnehmend angenehmer kindern im Emmy-Pikler-Haus, oder Conny
war mir während der Arbeit natürlich nicht Insofern hat sich da etwas getroffen. und charmanter Gesprächspartner war. Ich Bergengrün in der ersten Willkommensklas-
immer so klar. Dann habe ich auch ein Interesse für Drei- hätte schon auch gern ein Interview mit ei- se in der Dahlemer Rudolf-Steiner-Schule…
In dem ersten Interview mit Roland van Vliet gliederung und für Soziales – das Ergebnis ner Supermarkt-Kassiererin gemacht, aber
war es mir ein Anliegen darzustellen, wie er waren die Interviews mit Manfred Kannen- die kommt wohl eher nicht ins Steiner-Haus, ▊ Ich erinnere mich da an einen Imbiss in
Buddhismus, Rosenkreuzertum, Manichäis- berg (ehemals Buchladen am Mexiko-Platz), leider. Menschen zum Sprechen zu bringen Schöneberg ...
mus, Anthroposophie und noch fünf andere Thomas Brunner und Clara Steinkellner (Freie finde ich jedenfalls immer faszinierend.
Anschauungen in einen gemeinsamen Kon- Bildungsstiftung) und mit dem Geschäftsfüh- AO Ja, da war eine kleine Eisdiele in der
text stellt und versucht zu integrieren. Da rer des Dorfes Seewalde, Thomas Gädeke. ▊ Was verbindest du mit den anderen Ru- Motzstraße, und die Verkäuferin dort war
liegt vielleicht auch noch ein Impuls von briken? Waldorfschülerin gewesen und freute sich
mir: zu fragen, was gibt es denn sonst noch ▊ Wenn man jemanden interviewt, kann zu erfahren, dass das Cafe direkt gegenüber
und wie lässt sich das verknüpfen. man ja nicht einfach so drauflosfragen. Wie AO „Orte und Menschen“ war ein Lieblings- von Rudolf Steiners Wohnhaus lag. Das hat-
 hast du dich jeweils vorbereitet? kind von mir. Zunächst haben mich die Spu- te sie bis zu meinem Auftauchen, mit Block
▊ Du musstest ja doch aber immer einen ren Rudolf Steiners interessiert, der ja immer- und Bleistift, nicht gewusst.
Zusammenhang mit Veranstaltungen im AO Ich lese ja ziemlich viel und ziemlich hin 25 Jahre immer wieder in Berlin gelebt hat.
Arbeitszentrum Berlin herstellen. War das schnell. Und ich versuchte das zu tun, was An vielen Orten gibt es nur noch Ruinen und ▊ So etwas zu lesen war immer wieder
manchmal auch schwierig? ich auch tue, wenn ich unterrichte: ein Feld Bruchstücke. Aber auch das ist faszinierend. überraschend. Deshalb mochte ich diese
 vorzubereiten und aus diesem Feld heraus Das Berliner Architektenhaus beispielswei- Rubrik auch sehr gerne.
AO Es gab tatsächlich wenige Interviews, die zu fragen. Aus diesem Feld heraus ist im bes- se, in dem Steiner fast zwei Jahrzehnte lang
nicht mit dem Arbeitszentrum zusammen- ten Falle eine Verbindung entstanden und jeden Herbst und Winter Vorträge gehalten AO Die Buchbesprechungen, eine andere
hingen. Die 2018 verstorbene Jasmin Mer- es sind mir Fragen eingefallen. Ich glaube, hat, lag an der Wilhelmstraße direkt neben Rubrik, da steckt ein didaktisches Interesse
tens als „Veranstaltungsverantwortliche“ und was mir hilft, ist auch, dass ich Menschen dem späteren Zentralquartier der Gestapo. dahinter. Man hört so oft: Ach, die Anthro-

 aus Rubrik „Orte & Menschen“
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 Stimmen zu „mittendrin“
posophie ist so schwer, man kann das alles erfreut sein müssten, „mittendrin“ als Platt- Aber das war so die Phase der Krabbelstu- aus den letzten sieben Jahren
gar nicht verstehen – und ich finde, es gibt form zu nutzen; dass die Schulen ihre tollen be. Irgendwann bemerkte man, dass man
unglaublich gute Sekundärliteratur, und ich pädagogischen Projekte, ihre tollen pädago- mit diesem Blatt auch Werbung machen
finde es schade, wenn die nicht bekannt ist. gischen Konzepte an mich als Redakteurin kann, zum Beispiel für seine eigenen Euryth- ... ein anregender Start in den Tag
Es gibt einfach Bücher, die kann man gut le- herantragen würden und dass ich das nur mie-Veranstaltungen. Es hat einfach eine
sen und verstehen. Es war mir ein Anliegen, abzudrucken brauchte. Das gab es ganz sel- Zeit gebraucht, bis „mittendrin“ angenom- ... lebendige Gespräche über
einigen Menschen auf diese Weise einen Zu- ten. Michael Benner von der Waldorfschule men war. Aber aus dieser Phase bin ich her- Anthroposophie
gang zur Anthroposophie zu eröffnen. Und Märkisches Viertel, beispielsweise, mit sei- ausgewachsen, da habe ich keine schlechten
natürlich wollte ich auch andere Bücher vor- ner „Steinbrücke“, einer Schülerfirma, hat Erinnerungen daran. ... Freiheit, Offenheit und Vielfalt
stellen, die den Zeitgeist wiederspiegeln. einiges in „mittendrin“ vorgestellt. Aber das des Blicks
 war eine große Ausnahme, und da bestan- ▊ Schwierigkeiten gab es auch bei der Su-
▊ Mit den „Meldungen“, einer anderen den auch persönliche Kontakte. che nach der idealen Layouterin.. ... Anthroposophie, öffentlich präsentabel
Rubrik, hast du ja die Hoffnung verbunden,
dass die anthroposophischen Institutionen ▊ Da war eine Hoffnung, die sich nicht er- AO Ja, das war eine längere Suche. Aber ir- ... eine gut lesbare, kommunikative und
sich an „mittendrin“ wenden würden und füllt hat. gendwann kam Ulja Novatschkova ins Büro lebendige Veranstaltungszeitschrift,
es als eine Plattform nutzen würden, ihre des Steiner Hauses – ich hatte einmal „Orte die man nicht missen möchte
Initiativen sichtbar zu machen… AO Eine zweite Hoffnung war noch größer und Menschen“ über sie geschrieben. Sie
 und wohl auch noch naiver: dass „mitten- hat einen eigenen Verlag, die „edition im- ... eine richtige kleine, aber ernst
AO Ja, da kommen wir zu den Orten des drin“ eine kleine anthroposophische Revo- manente“ und meine Reportage hatte den zu nehmende und niveauvolle
Scheiterns, oder, anders gesprochen, zu lution auslösen würde, dass ganz viele neue Titel „Der Verlag im Wohnzimmer“. Jeden- Zeitschrift
den Fällen, wo ich einfach unrealistisch Menschen ins Steiner Haus kommen würden falls wusste ich plötzlich: Das wird jetzt eine
war. Meine anfängliche Erwartung war es, und dass viele Gespräche entstehen würden, gute Zusammenarbeit, und so ist es dann ... die Hoffnung darauf, dass Anthroposo-
dass die anthroposophischen Institutionen ein neues Netzwerk. Das war unrealistisch. auch gekommen. Es ist unglaublich, wieviel phie und Zeitfragen sich begegnen
 Ich habe die Datei von „mittendrin“ manch- davon abhängt, gerade in den heißen Pha-
 mal an den Initiativen-Kreis herumgeschickt sen des End-Layouts, wo alles ganz schnell ... gibt Tips für die nächste Lektüre
 mit der lakonischen Bemerkung: „zur ni- gehen muss, wo Leute noch etwas unbedingt
 veauvollen Freizeitgestaltung“. Dabei ist es geändert haben wollen, wo es merkwürdige ...jedesmal denke ich: das muss doch eine
 dann wohl wirklich geblieben. Das ist ja Quereinschläge gibt. Das ist einfach unbe- Heidenarbeit sein!
 auch nicht schlecht: dass ein Kulturimpuls zahlbar, wenn man sich dann auf jemanden
 sichtbarer geworden ist. Aber dass wirklich verlassen kann. Zusammenarbeit und Ver-
 ein Netzwerk entsteht, dass Menschen mehr ständnis füreinander und für die Macken
 miteinander sprechen, das ist eine Illusion des anderen, das ist wirklich das Wichtigste.
 geblieben. Das war auf diesem Wege nicht Wenigstens in der heißen Arbeitsphase war M ein Dank geht, neben den im Interview
 zu leisten. es schön, mit jemandem eng zusammenar- erwähnten Menschen, außerdem an
 beiten zu können. Denn sonst ist Redaktions- Markus Lau Hinzenstern, Astrid Heiland,
 ▊ Es gab ja auch eine Entwicklung in der arbeit ein sehr einsamer Job. Frauke Winkelmann, die Korrekturleser-
 Akzeptanz von „mittendrin“. Möchtest du Innen, den Beirat und den Initiativen-Kreis
 dazu etwas sagen? ▊ Es gab aber doch Gabriela Cramer, die des AZB, die AnzeigenkundInnen, den
 die Termine eingesammelt hat und es gab Initiativenfonds I der AGiD, meine Freun-
 AO Da war sicherlich eine Irritation vonsei- die Beiräte und es gab Menschen, die Kor- dinnen und Freunde im Hintergrund –
 ten älterer Mitglieder, dass da etwas Neues. rektur gelesen haben. Und den Initiati-
 Ungewohntes auftrat. Jemand fragte mich ven-Kreis. und natürlich an Sie,
 zum Beispiel, ob man da jetzt wirklich so liebe Leserinnen und Leser.
 aus Rubrik: „Wieder & Neu gelesen“ ein Feuilleton bräuchte, was das denn solle. AO Als ich in den Initiativen-Kreis kam, hatte
 Angelika Oldenburg
Mittendrin - Arbeitszentrum Berlin
12 mittendrin 1/2020 | THEMA THEMA 13

ich die völlig naive Erwartung: Hier lieben AO Hm. „Mittendrin“ hat funktioniert, und
sich alle und unterstützen sich gegenseitig. da bedankt man sich nicht. Man bedankt
Und dann stellte sich im Laufe des ersten Jah- sich ja auch nicht bei seiner Zahnbürste,
res heraus, dass es auch Missverständnisse dass sie funktioniert. Es gab immer mal wie-
und Feindseligkeiten gab. Erst dann kristalli- der Menschen, die mich angesprochen und
sierten sich die Menschen heraus, die wirk- gelobt haben wegen einer gewissen Frische
lich hinter dem Projekt standen und die ich in der anthroposophischen Landschaft. Jetzt,
auch mal um Rat fragen konnte. Sebastian wo ich gesagt habe, dass ich aufhöre, wa-
Boegner aus seinem unerschöpflichen Wis- ren es mehrere. Aber insgesamt nimmt man
sen um die Historie der Anthroposophischen eben vieles als selbstverständlich hin. Das
Gesellschaft hat manchmal Fehler korrigiert machen wir alle so. Und es ist keine lobens-
oder etwas ergänzt, und Armin Grassert werte Eigenschaft. Wir sollten uns alle häufi-
kannte manchmal schwierige Punkte, wo ger sagen, was wir aneinander schätzen.
durch Erwähnung oder falsche Erwähnung Eine tolle Einrichtung ist KoPrA, ein Netz-
oder Vergessen einer Erwähnung etwas hätte werk aus Anthroposophen, die für die Öf- Sylvain Coiplet und
schiefgehen können. Und du hast manche fentlichkeit arbeiten, PR-ManagerInnen, Re- das „Institut für Dreigliederung“
Interviews sehr sorgfältig redigiert. Also war dakteurInnen, Pressesprecher. Die treffen
ich natürlich nicht ganz alleine. sich zweimal im Jahr. Da versuchen sich die
 Menschen einander zu stützen. Ein schwarzer Schwarm Zugvögel kreist Er lebt auf, wenn es um gedankliche Inhalte
▊ Dann gab es die Menschen, die dir den Was ich mir gewünscht hätte: Ich mache mit über dem Görlitzer Bahnhof, als ich aus geht, um Strukturen, um ein Verständnis des-
Stoff für die Meldungen zugeschickt haben. Dirk Kruse ein Interview darüber, wie wir der U-Bahn komme. Noch drei Stationen sen, was Steiner „die Urgedanken, die allem
Was für Erfahrungen hast du da gemacht? kommunizieren, was für eine Rolle Elemen- mit dem ruckelnden Bus durch Kreuzberger Sozialen zugrunde liegen“, nennt.
 tarwesen dabei spielen. Und dann kommen Straßen, im Busfenster das Bild von Schawar- Er zeigt auf eine Tafel, die an der Wand lehnt.
AO Vor allem in den letzten Jahren, wo ich LeserInnen und sagen: Das fanden wir span- ma-Imbissen und verschleierten Frauen – Kli- Drei Kreise sind darauf gemalt, mit jeweils
sensibler dafür geworden bin, ist mir aufge- nend, lasst uns das doch mal ausprobieren schee, aber sichtbar!-, dann bin ich im Ein- drei Segmenten, die energisch durchgestri-
fallen, wie wenig wir als Anthroposophen im und einen Abend dazu gestalten. So ein gangsbereich des „Sinnewerk“, einer großen chen wurden. Freiheit, Gleichheit, Brüder-
Zeitstrom stehen und wie wenig Weltinteres- Switchen vom Printmedium zur Begegnung. Fabriketage, wo Menschen Bücher sortieren lichkeit, und die anderen beiden Bereiche
se es gibt. Natürlich gibt es Ausnahmen wie Das ist nicht gelungen, das ist auch schwer. und verpacken und wo auch das Büro des wirken in den anderen Bereich irgendwie mit
Ralph Boes zu Hartz4, oder es gibt die Freie Wem das aber, zum Beispiel, gelingt, das „Institut für Dreigliederung“ eine Unterkunft hinein. „Das ist das normale Verständnis von
Bildungsstiftung mit den Themen wie Neoli- ist das spirituelle Magazin „evolve“, die gefunden hat. Dreigliederung“, sagt er. „Irgendwie hängt al-
beralismus und freies Geistesleben. Aber die machen da sogenannte Salons, Treffen mit Sylvain Coiplet saugt den Fußboden, als ich les mit allem zusammen. Aber das ist der Weg
meisten Menschen, die zu den Meldungen Lesern. Das ist das, was mich wirklich reizt: in das Büro komme. Er sei gerade von einem zu Wischi-Waschi.“
beigetragen haben, waren eben doch Men- dass Menschen ins Gespräch miteinander Seminar aus Graz zurück und müsse erstmal Als Anthroposoph kennt man die Dreigliede-
schen, die ihre eigenen Veranstaltungen be- kommen. wieder hier ankommen, erklärt er. Aber er hat rung meist „irgendwie“. Freiheit im Geistesle-
worben haben. Was natürlich auch legitim schon Tee gekocht und wir setzen uns an den ben, Gleichheit im Rechtsleben, Brüderlich-
ist. Vielleicht ist das meine dritte Illusion ge- ▊ Möchtest du „mittendrin“ etwas mit auf runden Tisch, bereit zum Gespräch. keit im Wirtschaftsleben, man hat das gehört
wesen, dass man hätte Menschen ermutigen den Weg geben? Dass das kein lockerer small talk werden und es wirft auch so manche Fragen auf: Kann
können, am politischen Leben teilzunehmen wird, das weiß ich. Ich kenne Sylvain aus man die Waldorfschulen mit ihrer Staatsfinan-
und dazu auch etwas zu schreiben. Michael AO Ich möchte es nicht belasten mit Erwar- verschiedenen Zusammenhängen – unter an- zierung noch frei nennen, das ist eine davon.
Wilhemi hat das getan, beispielsweise. Aber tungen und Hoffnungen. Ich möchte es wirk- derem aus der sozialwissenschaftlichen Sek- Wie ist das mit der Macht der Lobbyisten im
es reduziert sich auf ganz wenige. lich freilassen. Ich wünsche ihm und einer tionsgruppe, die sich monatlich trifft – und Bundestag? Direkte Demokratie, bedingungs-
 neuen Redaktion viel Glück. er scheint kaum imstande, anders als hoch- loses Grundeinkommen -– hat das alles mit
 ▊ Was für eine Außenwahrnehmung von konzentriert, logisch, leise und intensiv zu Dreigliederung zu tun? Da gibt es viele Mei-
„mittendrin“ ist denn bei dir angekommen? sprechen, mit leichtem französischen Akzent. nungen und viele Kämpfe.
Mittendrin - Arbeitszentrum Berlin
14 mittendrin 1/2020 | ORTE & MENSCHEN ORTE & MENSCHEN 15

 Sylvain ist die Präzision in den Begriffen das wischt er leichthin vom Tisch. Da wir alle in die ganzen Jahre betrieben, neben dem Lesen.
 wichtigste Anliegen. Er glaubt daran, dass einer Gesellschaft ohne ein Freies Geistesle- Dann kamen die Bücher dazu, Sammlungen
 sich viele Kämpfe von selbst erledigen wür- ben aufgewachsen seien, müssten uns solche von Aussagen Steiners zu Grundfragen oder
 den, wenn man nur Steiner ordentlich gelesen Ideen utopisch erscheinen. zu spezielleren Themen und dann Monogra-
 hätte. Erst einmal die Bereiche gedanklich or- Gibt es Beispiele in unserer Gesellschaft, phien lebender Autoren. Zehn davon gibt es
 dentlich trennen, um dann wieder verbinden wo etwas von dem begrifflich Reinen schon bis jetzt, weitere zwanzig sind geplant.“
 zu können. verwirklicht ist? Einzelne fähige Menschen Aber in den letzten zwei Jahren ist etwas Neu-
„Freies Geistesleben“, so erklärt er, „ist der können sehr gut von ihren Fähigkeiten le- es passiert. Sylvain wird zu Einführungssemi-
 Bereich der Fähigkeiten. Ein Lehrer muss die ben, fällt mir dazu ein. Die Motivationstrainer naren in die Grundlagen der Dreigliederung
 Fähigkeit haben, den Schülern bei ihrer Ent- und Coache der Gegenwart, zum Beispiel. geholt, meist in den Süden, ein neuer Schwer-
 Wenn die ZuhörerInnen an deren Fähigkeiten punkt ist Österreich. „Ich brauche mindestens
 glauben, zu ihrer Entwicklung beizutragen, drei Tage“, sagt er schmunzelnd, „ am ersten
 können die ganz ordentlich verdienen. Und Tag habe ich die Zuhörer verstört, weil ihnen
 Brüderlichkeit gibt es ansatzweise in den Zeit hat er sein Geld als IT-Berater verdient, alles so ungewohnt, so abstrakt vorkommt.
 Bauernhöfen, wo sich Konsumenten zu ihrer dann wurde er finanziell unterstützt und Dann höre ich mir alle Einwände an, nehme
 Unterstützung verbinden und Gemüsekisten konnte sich noch einmal aufs Neue hinein- sie ernst und bewege sie in mir. Wenn die Zu-
 dafür bekommen. Den ganzen Sektor des Fair werfen. „Da erst ist es mir gelungen, die vie- hörer das merken, fassen sie Vertrauen und
 Trade könnte man nennen, wo es nicht nur len Widersprüche auch wirklich zusammen- können weiter mitdenken.“
 um die Konsumenten geht, sondern auch um zudenken,“ sagt er. „Das war noch einmal Durch das Eingehen auf die Zuhörer habe er
 die Lebensbedingungen der Produzenten. eine ganz neue Arbeit.“ Das sichtbare Ergeb- gelernt, die Gedanken, die ihm so klar, prä-
 Ganz zufrieden ist Sylvain bei diesen Bei- nis sind mehrere Bände, in denen er Ausfüh- zis, luzide erscheinen, vom Kopf in das Herz
 spielen einer Umsetzung der Brüderlichkeit rungen Rudolf Steiners zur Dreigliederung zu bekommen, sagt er. Er strahlt. „Neulich ist
 nicht. Dort komme der Handel bisher ent- systematisch aufbereitet hat. mir das zum ersten Mal auch in einem Vortrag
 weder zu kurz oder zu gut weg. Man spürt Ich sehe mich im Büro um. Ein großer Altbau- gelungen. Ich konnte die Zuhörer so in mich
 beim Zuhören die Intensität, mit der Sylvain raum mit hoher Decke, weiß und schmuck- hereinnehmen, als wenn ich im Seminar mit
 glaubt, dass erst ein wirkliches Ernstnehmen los, bis auf drei Bilder von Karl Ballmer an ihnen sprechen würde.“ Das ist ihm ein deut-
 der Ausführungen Steiners in allen nur mög- der Wand. Mehrere Bücherregale, eins davon liches Anliegen: dass die Gedanken vom Kopf
 lichen Facetten ein Weg zur Veränderung der gefüllt mit den eigenen Veröffentlichungen in das Herz kommen.
 Gesellschaft ist. Ungenauigkeiten im Denken, des Verlages. Mehrere Schreibtische. In der Er erzählt, wie er bei der Planung der Interkul-
wicklung zu helfen. Wie wäre es, wenn in Kompromisse im Handeln reizen ihn. Dann Ecke ein Toaster und ein paar Brotaufstriche. turellen Waldorfschule in Treptow lange Jahre
unseren Schulen nur dieses Thema im Vor- kann seine leise Stimme plötzlich scharf wer- Das ist die Küche, neben dem runden Tisch, mitbeteiligt war. Sie war ihm ein wirkliches
dergrund stünde, nur Lehrer unterrichten den. Aber was, wenn nicht ein unbedingter an dem wir sitzen, das einzige Zeichen von Anliegen. Aber als es dann in die heiße Phase
würden, denen das ein Anliegen ist? Wenn es Glaube an die Notwenigkeit dessen, was man Häuslichkeit. Aber man sieht schon: Dieses kam, sei er zurückgetreten. Er hätte zu viele
keinerlei Lehrberechtigungen vom Staat mehr tut, könnte einen zu solcher Arbeitsleistung Büro wird nicht nur als Arbeitsraum benutzt, Kompromisse machen müssen.
gäbe? Keine formalen Voraussetzungen mehr? anspornen? es wird auch bewohnt. Sylvain kommt vor- Nein, kein Wischi-Waschi. Zunächst einmal
Wenn SchülerInnen und Eltern sich ihre Leh- Sylvain hat dreißig Jahre lang die Dreiglie- mittags hierher und bleibt bis nachts, erfreut, sollen die Begriffe klar gedacht werden. Das
rerInnen sich nach diesen Kriterien aussuchen derung studiert und aufgenommen, seit ´89, wenn Menschen für Gespräche vorbeikom- „Institut für Dreigliederung“ wird wohl 2020
dürften? Natürlich müssen LehrerInnen auch als er nach Deutschland kam und verstehen men und ihn von den Büchern wegholen. aus den Räumen des „Sinnewerk“ auszie-
essen, natürlich braucht es Gesetze wie: Prü- wollte, was es mit dem Umbruch 1989 auf Solche Menschen gibt es immer mehr. Er hen müssen und ist dankbar für Hinweise auf
gelstrafe verboten. Aber das würde eben das sich hatte. „Ich hatte ein starkes Verhältnis zu fängt an, als Spezialist zu gelten, als gefragter neue, bezahlbare Räume.
Freie Geistesleben nur von außen berühren Steiners Darstellungen der Kulturgeschichte Gesprächspartner. „Meine Verdienste“, sagt er,
und nicht überall mit hineinragen, mit der und zu seiner Pädagogik, die Dreigliederung leicht ironisch, „liegen in der Gestaltung der
Tendenz, sich immer mehr aufzuplustern.“ war mir ganz fremd, da sprach nichts zu mir, Website zur Dreigliederung, in der Relevan-
Den Einwand, das sei doch alles utopisch, ich musste mir alles erst erarbeiten.“ Lange tes zum Thema gesammelt ist. Die habe ich ▊ www.dreigliederung.de
Mittendrin - Arbeitszentrum Berlin
16 mittendrin 1/2020 | MELDUNGEN INITIATIVE 17

 Die Zeit läuft
 Das Adressenverzeichnis wird
 2020 neu aufgelegt

W ERDEN S I E Schon knapp anderthalb Jahre nach Erscheinen sind
 sämtliche 2500 Exemplare des „Berliner Adressenver-
 zeichnis anthroposophisch orientierter Einrichtungen
 und Dienstleister 2018“ vergriffen. Damit zeigt sich ge-

NATURHEIL-
 genüber der vorangegangenen Auflage ein deutlicher
 Anstieg des Bedarfs an diesem Druckerzeugnis. Dem zu-
 nehmenden Interesse wollen wir mit einer neuen, aktua-
 lisierten Auflage (zum 1. März 2020) entgegenkommen.
 Astrid Hellmundt und Markus Lau Hintzenstern werden
 auch die Ausgabe 2020 verantwortlich betreuen und

 KUNDE
 umsetzen.
 Wir bitten um kurze Mitteilung, ob Einträge aus Aus-
 gabe 2018 (www.anthro.berlin/downloads/AV_2018.pdf)
 erneut erscheinen sollen oder dies nicht mehr gewünscht
 ist und insbesondere um Meldung von Änderungen der
 Kontaktdaten!! Beides ist in Ihrem eigenen Interesse
 für die ganze
 Wenn eine Krankenkasse sehr wichtig! Denn nur Mitgeteiltes kann von uns für den
 e en ie Druck berücksichtigt werden.
 Familie alternative Heilm Sind Sie neu auf diesem Felde tätig, laden wir Sie ein,
 e und An o 
 Osteopa e o opa in der neuen Ausgabe 2020 dabei zu sein. Ihren Ein-
 bietet, dann ist es: trags-Wunsch bitte in folgender, in Zeilen gegliederter ▊ Endtermin für Rückmeldun-

 posoph s e Med z n an Form mitteilen: Rubrik / Name / Anschrift / Telefon, Fax, gen: Montag, 13. Januar 2020
 E-Mail, Website-Adresse / Geschäftsfeld / Behandlungs-
 Schwerpunkte (bei Ärzten und Therapeuten). ▊ Kontakt und Mitteilungen:

 Der Eintrag in das Adressenverzeichnis ist kostenlos. Mail: Astrid Hellmundt,
 Gerne können Sie sich jedoch mit einer Spende an den AV@anthro.berlin
 Druck- und Vertriebskosten beteiligen. Es besteht auch Telefon: 030 / 91742493
 die Möglichkeit, eine Anzeige zu schalten. Alle Informa- Post: Anthroposophische Gesell-
 tionen dazu: www.anthro.berlin/av.html oder Sie setzen schaft in Deutschland e.V., Adres-
 sich mit uns in Verbindung. senverzeichnis 2018, Bernadotte-
 Bitte informieren Sie wenn möglich befreundete Perso- straße 90/92, 14195 Berlin
 nen und Einrichtungen, damit wir ein möglichst vollstän-
 diges Adressenverzeichnis erstellen können! ▊ Spenden: Anthroposophische

 Gesellschaft Arbeitszentrum
 Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen! Berlin bei der GLS-Bank IBAN
 Armin Grassert, Anthroposophische Gesellschaft, DE22 4306 0967 0025 1723 10,
 Arbeitszentrum Berlin / Astrid Hellmundt, Markus Lau BIC GENODEM1GLS, Stichwort
Wir sind für Sie da. Hintzenstern, Redaktion Adressenverzeichnis „AV 2020“

 7 x in Berlin (0 30) 7 26 12 20 87 facebook.com/
 und Brandenburg andreas.zink@bkk-vbu.de bkk.vbu
Mittendrin - Arbeitszentrum Berlin
18 mittendrin 1/2020 | INITIATIVE INITIATIVE 19

 wir sieben große Projekte auf die Beine ge-
 stellt!
 Das Wichtigste war uns, dass für jedes Pro- DIE
 PURPUR-
 Die Teilung
 der Erde
 ROTE
 jekt mehrere KollegInnen von unterschiedli-
 BLUME
 Klassenspiel

 chen Waldorfschulen sich zusammentaten. der 12. Klasse
 Parzival-Schule
 Berlin

 So gab es die Möglichkeit, ein wenig über
 den Tellerrand hinaus zu schauen. Das ist in 6.6.2019
 19:00 Uhr
 der Regel viel zu selten möglich, aber berei- Regie: Jobst Langhans
 Schauspiel: Julia Borg-
 me ie r , To nia Fec hter
 chert doch immer wieder sehr, wenn es denn Elisabeth Taraba
 Nach
 Friedrich Schiller

 gelingt. THEATER
 für jung und alt
 Es gab Konzerte der Musiklehrer und -leh- Aufführung am
 Cabuwazi Zirkus
 Columbiadamm 84
 5 Juni 2019 um 17:00 Uhr 10965 Berlin

 rerinnen der Schulen vom Prenzlauer Berg
 und Mitte sowie denen aus Kleinmachnow
 Plakate der Theater- und Klassenspiele
 und Cottbus. Letztere begaben sich sogar
 gemeinsam auf eine Orchesterwoche zur ge-
Waldorf 100 meinsamen Arbeit. Dabei haben sich nicht
 nur die Kollegen besser kennengelernt, son- Jahren und von heute aufgeführt; damit ent- Klassen einstudiert, ein Projekt der Unter-
in Berlin – ein Rückblick dern besonders bei den Schülerinnen und stand der Begriff „Brückenschlag“. Musik- stufe. Die anderen Musik- und Eurythmie-
 Schülern sind neue Freundschaften entstan- stücke wurden extra komponiert und von projekte wurden von Oberstufenklassen
 den und eine Wahrnehmung, wie es an der verschiedenen Gruppen uraufgeführt, aber aufgeführt.
Die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien anderen Schule zugeht. auch Stücke aus Strawinskys „Feuervogel“ Im sportlichen Bereich war der Staffellauf
Waldorfschulen in Berlin und Brandenburg erarbeiteten sich einige Klassen und konnten angesiedelt, der von allen Altersstufen wahr-
hatte im Herbst 2017 beschlossen, die Feier sie mit Orchester aufführen. Letzteres auch genommen wurde und schon durch ganz
des Jubiläums „100 Jahre Waldorfpädagogik“ bei der großen Festveranstaltung in der Phil- Deutschland gegangen war. Im Sommer
in Berlin vorzubereiten. Ich hatte Lust mich harmonie. Es wird immer wieder von diesen 2018 gab es den Startschuss in der Waldorf-
damit zu beschäftigen, da ich durch einige Aufführungen berichtet, dass es ein großes schule Flensburg und dann wurde gelaufen,
Veranstaltungsorganisationen schon geübt Erlebnis war, zu sehen, dass es andere Lehrer mit Rädern, Booten und Surfbrettern ge-
war und mir das Organisieren Spaß macht. und Schüler anders machen und man trotz- fahren, bis die Staffelstäbe aus drei unter-
Ein wenig Bedenken hatte ich, weil ich 2018 dem zusammen eine Aufführung gestaltet schiedlichen Richtungen über Brandenburg
nicht mehr als Lehrerin tätig sein würde, aber kann. nach Berlin zum Tempelhofer Feld kamen.
im Nachhinein bin ich froh, dass ich keinen Ein weiteres Projekt entstand aus der Zusam- Dort trafen wir uns am 9.9. und begrüßten
Unterricht nebenbei mehr machen musste. menführung der Klassenspiele der 8. und 12. mit großem Jubel zwei der Stäbe. Der drit-
Es gab genug zu tun. Klassen von sehr vielen Schulen. Im Zirkus- te kam erst zum 19.9. über das Wasser aus
Es entstand ein Arbeitskreis aus Delegier- zelt vom Zirkus „Cabuwazi“ in Tempelhof Greifswald, um dann mit den anderen auch
ten der 18 Waldorfschulen und der vier wurde zwei Wochen lang an jedem Abend zum weltweiten Festival im Tempodrom ein-
Waldorf-Ausbildungseinrichtungen. Etwa 15 ein anderes Stück aufgeführt. Dazu gesell- zuziehen. Unsere Idee war eigentlich, einen
Personen traffen sich regelmäßig im Lehrer- ten sich noch der Schulzirkus der Emil Molt „Stern“ entstehen zu lassen, wenn aus allen
 Eurythmie, Tempodrom Berlin Schule und Studenten der Eurythmieschule Waldorfschulen Berlins und Brandenburgs
seminar Mitte, im ersten Jahr alle zwei Mo-
nate und im zweiten Jahr jeden Monat. Es und der Tschechow Schauspielschule, sowie sich Schüler, Lehrer, Eltern und alle die Lust
gab viele Ideen und es kamen anfangs noch Die Eurythmielehrerinnen und -lehrer haben die 11. Klasse der Kleinmachnower Schule haben, in der Mitte Berlins treffen. Dies Bild
immer wieder neue dazu, aber nicht für alle schon seit vielen Jahren Übung in gemeinsa- mit Englischem und Französischem Theater. blieb bis zum Schluß bestehen, geriet durch
konnte so viel Begeisterung aufgebracht wer- men Aufführungen. In diesem Jahr haben sie Zwei sehr gelungene Wochen! Die Kinder- die große Staffel aber etwas in den Hinter-
den, dass sie von jemandem wirklich feder- ein ganz besonderes Programm ausgesucht. oper „Peronnik“ wurde von Lehrinnen und grund. Es haben sich sehr viele Menschen
führend aufgegriffen wurde. Dennoch haben Es wurden Werke aus der Zeit von vor 100 Lehrern aus vier Waldorfschulen mit ihren bei wenig verlockendem Regenwetter, aber
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 Welche Fähigkeiten wollen wir in unseren
 Schülern veranlagen, damit sie die moderne
 Welt auf menschliche Weise gestalten kön-
 nen?
 Dieses Thema konnte in der Philharmonie
 nur angestoßen werden und sollte im Un-
 terricht und in Gesprächen in den einzel-
 nen Schulen weitergeführt werden. Zum
 Abschluss des Festes hatten wir die Euryth-
 mistInnen Gioia Falk und Eduardo Torres aus
 Dornach eingeladen, die zu einem moder-
 Staffellauf nen Trompetensolo, das von Paul Hübner
 gespielt wurde, einen wunderschönen Aus-
trotzdem mit bester Laune auf dem Tempel- klang bildeten.
hofer Feld getroffen, wo die Stäbe in Emp- In der zweiten großen Festveranstaltung am
fang genommen wurden, die vorher schon in 19.9. im Tempodrom waren viele Unterstu-
den einzelnen Schulen weitergegeben wur- fenklassen beteiligt. Hier war es meine Auf-
den. Danach spielten die Oberstufenschüler gabe gewesen die verschiedenen Klassen mit
trotz des Regens ein Frisbeetournier. dem Regisseur Rob Barendsma zusammen- Abendstimmung am Tempodrom, 19.9.2019
Im großen Saal der Philharmonie wurde zubringen, der die Veranstaltung leitete. Die
am 13.9. die eigentliche Festveranstal- Klassen mit ihren Lehrern und Lehrerinnen
tung zum Jubiläum gefeiert. Auch hier war mussten einzeln ihre Darbietungen einstu- Den Abschluss des Festjahres in Berlin bil- ckenschlag in Zukunft auch die kommen-
der Wunsch, die Arbeit aus vielen Schulen dieren und das Gesamtkunstwerk konnte dete am 21.11. die „Liederbörse“ im Kam- den 100 Jahre gelingen möge!
zusammenfließen zu lassen, was vor allem man dann erst bei der Aufführung bestaunen. mermusiksaal der Philharmonie. Die Musik-
durch die Eurythmie gelungen ist. Wir woll- Die Veranstaltung dauerte den ganzen Tag lehrinnen und -lehrer trafen sich hier mit ih- Für die Landesarbeitsgemeinschaft Berlin-
ten nicht nur durch Festreden in die Vergan- und zeigte, wie verschieden Waldorfschulen ren Chören, um sich gegenseitig ihre Arbeit Brandenburg,
genheit schauen, sondern hatten die Frage: in der ganzen Welt sind. vorzustellen, aber auch um zusammen zu
 singen. Etwa 450 Schüler und Schülerinnen Dorothee Kionke
 trafen singend zusammen. Beteiligt waren (Organisation Waldorf 100)
 die Chöre der acht beteiligten Waldorf-
 schulen Kleinmachnow, Märkisches Viertel,
 Kreuzberg, Prenzlauerberg, Johannes, Emil
 Molt, Annie Heuser und Cottbus. Annegret
 Schreiter (Musiklehrerin der WS Märkisches
 Viertel) und Jeroen Moes (Musiklehrer der
 FWS Kleinmachnow) hatten die Veranstal-
 tung organisiert; jede Schule hatte ein eige-
 nes Stück vorbereitet und mehrere Stücke
 wurden zusammen gesungen.

 Vielen Dank an alle, die mitgewirkt haben!
 Wir konnten im Jubiläumsjahr der Waldorf-
 pädagogik viel neue Gemeinschaftsbildung
 Festveranstaltung in der Philharmonie erleben und wünschen allen, dass der Brü- Waldorfschüler aus Japan
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 Robin Schmidt Harald Welzer
 Rudolf Steiner Alles könnte anders sein
 Es gibt nicht so viele Bücher, die man Menschen ein- Das ist ein Buch, das gute Laune macht. Oder Mut,
 fach so in die Hand drücken kann, die fragen: Wer könnte man auch sagen. Der Soziologe und „Professor
 war denn nun eigentlich dieser Rudolf Steiner? Was für Zukunftsdesign“ (den Beruf gibt es tatsächlich) lädt
 ist denn diese Anthroposophie? dazu ein, anders zu denken, Utopien zu entwickeln,
 Dieses Buch würde ich als Gesprächseröffnung unbe- sich vorzustellen, dass doch alles einfach auch anders
 dingt empfehlen. Es ist schmal und kommt gänzlich sein könnte und dann individuelle kleine Schritte zu
 unprätentiös daher, es ist leicht und dennoch keines- tun. Er ist der Überzeugung, dass unser neoliberales,
 wegs leichtgewichtig. Schön gestaltet – viel Blau!- ist an Profit und Wachstum orientiertes Wirtschafts- und
 es außerdem. Gesellschaftsmodel gegen die Wand gefahren ist, dass
 Die Einteilung der Kapitel macht neugierig: Heimat. es nicht fünf vor zwölf, sondern bereits nach zwölf ist,
 Glück. Spiel. Initiation. Anthroposophie. Goethe- aber dass es nichts nützt zu jammern und zu lamen-
 anum. Mysterien. Man ahnt: Hier wird der Mensch tieren. Denn Jammern lähmt. Phantasie ist gefragt.
 Rudolf Steiner dargestellt und der Anthroposoph, So gibt Harald Welzer dem Leser und der Leserin 17
 und keines geht auf Kosten des anderen. Der Lebens- Legosteine auf den Weg, mit denen sich eine neue
 weg und der Erkenntnisweg kommen beide zu ihrem Gesellschaft bauen ließe. Autonomie, Gemeinwohl,
 Recht. Rudolf Steiner wird nicht zu einer Ikone, er Freundlichkeit, Zeit… Sich so eine Welt erst zu erträu-
 Robin Schmidt,
 wird aber auch nicht klein gemacht. Der Respekt ist men und dann zu erbauen, in der der Mensch wirk-
 Rudolf Steiner. Harald Welzer,
 gerade so groß, dass das Geheimnis gewahrt bleibt lich glücklich sein kann, anstatt den Versprechungen
 Skizze seines Lebens. Alles könnte anders sein
 Dornach 2011, und trotzdem Sympathie und Neugier entstehen kön- der Werbung zu folgen und den Konsum anzuheizen,
 Eine Gesellschaftsutopie
 Verlag am Goetheanum nen. Das Wunder einer Biographie wird noch einmal hält er für die unbedingt nötige Voraussetzung dafür,
 für freie Menschen.
 125 Seiten, deutlich, die sich in jedem Moment selbst erfinden das Steuer herumwerfen zu können. Er zeigt auch an
 Frankfurt 2019 2019,
 € 14,00 musste. einer Menge konkreter Beispiele, wo es bereits klappt. ISBN 978-3103974-01-0
 Und da seine Ideen geistreich sind, ist auch sein Stil Verlag S. Fischer,
 „Der Initiat tritt als Neugeborener in sein Leben zu- geistreich. Eben, wie gesagt, ein Buch, das gute Laune 320 Seiten,
 rück. Er kehrt den Aschehaufen zusammen und pflanzt macht. € 22,00
 einen neuen Baum darauf. Er sucht seine Freunde und
 baut mit an der neuen Stadt. Das ist der Anfang nach „Jede Gesellschaftsutopie muss davon ausgehen, dass
 dem Ende, das Initiatentum. Sein Leben zeigt sich ihm das Überleben aller Menschen sichergestellt ist. Das
 als Geschenk des ganzen Weltalls und so schenkt er ist nicht trivial. Erstens: Weil das in der Gegenwart
 es jetzt weiter… Es gibt fortan kein Scheitern mehr, keineswegs für alle Menschen schon so ist. Zweitens:
 sondern nur ein neues Anfangen.“ Weil in hochgradig fremdversorgten Gesellschaften
 vergessen wird, dass Leben Voraussetzungen hat, die
 nicht künstlich sind. Drittens: Weil der gesellschaft-
 liche Stoffwechsel heute durch eine Wirtschaft or-
 ganisiert wird, die an den grundlegenden Vorausset-
 zungen des Lebens nicht interessiert ist. Was viertens
 anders werden muss.“
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 tel, um inneren Bildern Ausdruck zu verlei- aller Teile der Geige nach physikalischen und
 hen, die aus der Quelle der Anthroposophie akustischen Überlegungen vornahm, um die Ralph Boes hat
 geschöpft sind. Von dieser inspiriert und Geigeninstrumente einem mehr gesanglichen gesiegt !
 durch die Beschäftigung mit Joseph Beuys Ideal zuzuführen und größere Klangvielfalt
 hat die ehemalige Biologin vor 30 Jahren und Klangstärke zu erreichen. Er entwickel- (ao) Am 5. November
 überraschend den Weg der Malerei einge- te ein eigenes Geigenmodell, insbesondere entschied das Bun-
 schlagen. Sie gibt in Italien diese Impulse mit einem durchgehenden Steg, trat mit zwei desverfassungsgericht,
 auch im Rahmen der „Sozialen Kunst“ wei- Patenten an die Öffentlichkeit und erzielte so dass Sanktionen gegen
 ter, durch Vorträge und Mal-Workshops.Die große Erfolge. Vor 99 Jahren, am 20. Dezem- Hartz4-Empfänger teil-
 Vernissage wird bereichert durch eine Ly- ber 1920 hielt er am Goetheanum einen viel- weise verfassungswid-
 rik-Lesung von Ralph Melas Große und eine beachteten Vortrag mit Konzert, wo auch Dr. rig seien. Kürzungen von 30% bei mangeln-
 Eurythmie-und Tanzaufführung von Miranda Rudolf Steiner zugegen war und im Anschluss der Mitwirkung der Leistungsbezieher, etwa
 Markgraf. daran ein Schlusswort sprach. die Ablehnung eines Jobs oder einer Förder-
 In einem anderen Zu- maßnahme, könnten nach wie vor aufrechter-
 samvmenhang in Steiners halten werden, Kürzungen von 60 oder 100%
 Die „Kunst der Fuge“ Beisein war die Frage laut aber beträfen das Existenzminimum und ver-
 auf besonderen Instrumenten geworden, dass die alten stießen so gegen die vom Grundgesetz garan-
 Geigen doch viel schöner, tierte Menschenwürde.
 „Jeanne d´Arc hört auf das Herz des (az) Am 27. Februar findet im Rudolf Steiner seelenvoller klängen. Da Genau mit diesem Argument hatte sich der
 Erzengels Michael“, 2017
 Haus eine außergewöhnliche Veranstaltung antwortete Rudolf Steiner Hartz4-Bezieher Ralph Boes immer wieder
 statt: Neben einer Aufführung der „Kunst der salomonisch: „Auch ich vor Gericht gegen die Hartz4-Bestimmungen
Kunst im Winter Fuge“, Johann Sebastian Bachs letztem Werk, habe in meiner Umgebung ausgesprochen und war mehrmals dagegen
 gibt es auch eine eurythmische Darstellung öfters Gelegenheit, für Ihre in den Hungerstreik getreten. Er wurde zwölf-
(jm) Am 26. Januar 2020 öffnen sich um 18 des Grundsteinspruchs von Rudolf Steiner. Instrumente einzutreten. mal zu 100 % sanktioniert. Sein letzter Hun-
Uhr die Türen des Rudolf Steiner Hauses mit Besonders ist die Aufführungspraxis des Pla- Da pflege ich immer fol- gerstreik gegen diese Maßnahmen dauerte
Klaviermusik von Erik Satie für eine Vernissa- neten Quartetts Dornach, das die „Kunst der genden Vergleich zu ma- 132 Tage und wurde beendet, nachdem eine
ge, welche der Winterzeit gewidmet ist. Mit Fuge“ spielen wird. Alle vier MusikerInnen chen: Die alten Geigen ha- Kirchengemeinde in Berlin-Marzahn ihm Kir-
dem Thema „Zwischen Himmel und Erde“ spielen auf neu entwickelten Instrumenten ben eine Wärme, wie wenn chenasyl gewährt hatte. In einem Online-In-
stellt die italienische Malerin Letizia Omo- aus verschiedenen Hölzern, gebaut von Karl man sich ins Bett legt und terview mit der Zeitung „Die Welt“ vom 19.
deo Salé ihre Gemälde aus. Sie wollen zur Weidler, Arthur Bay, sowie von Franz Tho- Ihre Geigen haben eine November äußerte sich Ralph Boes noch ein-
Ruhe und Konzentration einladen. mastik und sind der Ansicht, dass diese bei Wärme, wie wenn die Sonne aufgeht.“ Sagte mal zu seinem Verständnis von Arbeit: „Aber
Zu der vorherrschenden Winterstimmung einem polyphonen Werk wie der „Kunst der aber auch zu Thomastik: „Die Menschen hän- Arbeit ist etwas sehr Individuelles: Durch mei-
der „Bilder in Blau“ passt der Rückzug nach Fuge“ besonders zur Geltung kommen. gen am gewohnten, liebgewonnenen Alten!“ ne Arbeit verbinde ich mich mit der Welt –
innen. Wenn die Sinne schweigen, erwacht Der Streicherklang der großen Geigenbauer Da Franz Thomastik die Instrumente laufend und betreibe die Ausbildung meiner Fähigkei-
die Seele. Das Eintauchen in schimmernde von Cremona wie Amati, Guarneri und Stradi- versuchte zu verbessern, kamen diese nach ten und meines Wesens. So besehen gehört
Farbfluten, – aus deren Tiefe manchmal skiz- vari ist in gewisser Weise unübertroffen. Jeder den Konzerten meist wieder zurück in die Arbeit zum innersten Bereich des Menschen-
zenhaft – visionär – mythische und menschli- Student träumt davon, einmal im Leben eine Werkstatt. Diese wurde dann 1944 von einem wesens und da darf nicht von außen eingegrif-
che Gestalten auftauchen, auch Engel, kann echte Stradivari spielen zu dürfen. 280 Jahre Volltreffer der Alliierten vollständig zerstört, fen werden.“ Außerdem wies er noch einmal
für jeden zu einem das Bewusstsein erhel- nach seinem Tod versucht sich jeder angehen- zusammen mit allen Berechnungen, Skizzen auf seine Forderung nach einem bedingungs-
lenden Erlebnis werden – ohne die Gefahr, de Geigenbauer daran, möglichst nahe an die und Holzvorräten. Bekannt sind heute noch losen Grundeinkommen hin.
darin zu verschwinden... Im Gegenteil: Eine Arbeiten der alten Meister zu gelangen. etwa neun Instrumente, die sich meist in Mu- Der Interviewer kam zu dem Schluss, dass
erkenntnisreiche Begegnung mit sich selbst Indessen war es Dr. Franz Thomastik in Wien seen oder Stiftungen befinden. Die abgebilde- die Argumentation des Bundesverfassungsge-
wird dadurch möglich. im Jahre 1911, der, mit der italienischen Gei- te Nr. 62 aus dem Jahre 1924 ist die einzige in richts letztlich in Übereinstimmung mit Ralph
Ihre Kunst sieht Letizia Omodeo Salé als Mit- ge unbefriedigt, eine gründliche Überholung Konzerten regelmäßig gespielte. Boes’ Argumentation gewesen sei.
26 mittendrin 1/2020 | MELDUNGEN

„Die den Anspruch auf Hilfe fundierende Die Studienausgabe von Rudolf Steiners
Menschenwürde steht allen zu, ist dem Grun- „Kernpunkten der sozialen Frage“, das grund-
de nach unverfügbar und geht selbst durch
vermeintlich unwürdiges Verhalten nicht
 legende Werk zur sozialen Dreigliederung,
 ist für Studiengruppen entwickelt worden,. »Wer will
 schon halbe
verloren. Sie kann selbst denjenigen nicht ab- Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie nach
 Naturmedizin und Schulmedizin
gesprochen werden, denen schwerste Verfeh- Absätzen nummeriert worden ist. Die Sei- gemeinsam. Alle Informationen auf:
 www.weils-hilft.de
lungen vorzuwerfen sind.“ (Aus der Urteilsbe-
gründung)
 tenzahlen der aktuellen Gesamtausgabe und
 Taschenbuchausgabe des Rudolf Steiner Ver- Sachen?«
 ▊ www.ralph-boes.de lags wurden zusätzlich in den Text eingefügt.
 Durch die Nummerierung nach Absätzen
 lässt sich eine Basis für die gemeinsame Lek-
 Neue türe finden. Durch die Angabe der entspre-
 Publikationen chenden Seitenzahlen ist diese Studienausga-
 zur sozialen be zitierfähig als GA 23, 6. Auflage, Dornach
 Dreigliederung 1976. Aber auch jedem Interessierten kann
 sie mit ihrem stilistisch-schönen Cover eine
 (as) Das Berliner Alternative sein.
 „Institut für soziale Weitere überarbeitete Schriften sind „Natürli-
 Dreigliederung“ hat cher und sozialer Organismus“, die den Zu-
 in den letzten Mo- sammenhang des dreigliedrigen Menschen
 naten gleich einige mit dem dreigliedrigen sozialen Organismus
 neue Publikationen beleuchtet, sowie die kleinere Schrift „Was
 zur Dreigliederung ist Geld?“ mit Zitaten Rudolf Steiners im
des sozialen Organismus herausgebracht. Zu- Wortlaut über Geld und Währungen sowie
erst aufgeführt sei das Werk „Grundfragen der die Idee einer assoziativen Weltwirtschaft.
sozialen Dreigliederung“ mit seinen 380 Sei- Alle Bücher sind im Buchhandel oder beim
ten, eine themenbezogene Zitatensammlung, Institut für soziale Dreigliederung erhältlich.
die besonders die Frage nach den Kriterien,
um die drei Glieder – Geistesleben, Rechtsle- ▊ www.dreigliederung.de/publish
ben und Wirtschaftsleben – voneinander ab-
zugrenzen, zu beantworten ermöglicht. Dies
gilt aber auch für die Frage, was die soziale
Dreigliederung von einer Dreiteilung unter-
scheidet. Und erst recht für die Frage, was bei
den Ausführungen Rudolf Steiners nur Illustra-
tion gewesen ist und worin – im Unterschied
dazu – das eigentliche Prinzip der sozialen weil’s hilft! ist eine Kampagne von Bürger*innen für Bürger*innen, die von den Gesundheits- und Patientenorgani-
Dreigliederung besteht. sationen GESUNDHEIT AKTIV, KNEIPP-BUND und NATUR UND MEDIZIN getragen wird. Als Bündnis vertreten
Das von Albrecht Kiedaisch zusammenge- wir die Interessen von rund 200.000 Menschen – der Anfang einer Bewegung, die sich in Gesellschaft und Politik
stellte Lexikon „Kleines Dreigliederungs- für die Integrative Medizin stark macht und die größer werden soll. Machen Sie mit! www.weils-hilft.de
lexikon“ kommt mit seinen 343 Seiten gar ▊ Die Meldungen wurden verfasst von Julia-
nicht so klein daher und ermöglicht ein ne Meyerhoff (jm), Angelika Oldenburg (ao),
schnelles Nachschauen von Begriffen und Andreas Schurack (as), Adolf Zinsstag (az)
Zusammenhängen in alphabetischer Folge.
28 mittendrin 1/2020 | KALENDER | JANUAR JANUAR | KALENDER 29

 Uhrzeit bitte erfragen
Veranstaltungen Ort: Freie Waldorfschule Kleinmachnow

vom 1. Januar bis 31. März 2020 10.1. FREITAG, 16 Uhr
 Drei-Königs-Spiel
 In der Aufführung der Berliner Spielkumpa-
 nei der Oberuferer Weihnachtspiele
 Ort: Haus Christophorus
Januar Das Erhabene und Königliche in mir
 Zum Dreikönig: Malen und Plastizieren mit 10.1. FREITAG, 19 Uhr
2.1. DONNERSTAG, 18 – 21 Uhr besonderer Achtsamkeit auf das Erhabene/ Was ist gesunde Ernährung?
Freies Malen mit Aquarell- und Wachs- Königliche, die Würde und die Demut. Vortrag Dr. Burkhard Matthes, Oberarzt
farben Kosten: € 35. Djorna Biswas ▍Tel. Mit gemeinsamer Werkbesprechung. Interdisziplinäre Onkologie, GKH
030 – 88 76 92 35, info@asha-atelier.com Kosten: € 40. Leitung: Djorna Biswas ▍Tel. Ort: Gesundheitsforum Havelhöhe
Ort: ASHA Atelier 030 – 88 76 92 35, info@asha-atelier.com
 Ort: ASHA Atelier 11.1. SAMSTAG, 9 – 13 Uhr
3.1. FREITAG, 18 – 21 Uhr Mathe-Physik-Treff
Modellieren mit Ton 6.1. MONTAG, 20 Uhr Die viermal jährlich stattfindenden Treffen
Freies Plastizieren in der Aufbautechnik Dreikönigsspiel sind von Lehrern der Waldorfschulen unserer
Kosten: € 35 Djorna Biswas, Dipl. Kunstthe- Ort: Die Christengemeinschaft, Region initiiert. Neben der Beschäftigung mit
rapeutin (FH) ▍Tel. 030 – 88 76 92 35, Berlin-Wilmersdorf anthroposophischen Texten, physikalischen
info@asha-atelier.com Experimenten und spannenden Themen aus
Ort: ASHA Atelier 7.1. DIENSTAG, 20 Uhr Mathematik und Physik bieten sie Gelegen-
 „Das Miteinanderwirken der vier Erzengel- heit für pädagogischen Erfahrungsaustausch. Kindern, die diesen äußeren Anforderungen
4.1. SAMSTAG, 15 – 18.30 Uhr wesen während des Jahreslaufs“ Interessierte und Quereinsteiger sind will- noch nicht so stark ausgesetzt sind, werden
Jahres-Collage GA 229, Vortrag vom 13. Oktober 1923 kommen! Aktuell wird das Buch „Mensch vermehrt Stresssymptome beobachtet. Wie
Hier können Gesammeltes, Ausgeschnitte- Veranstalter: Rudolf Steiner Zweig und Materie“ von Ernst Lehrs besprochen. innerhalb der Familie mit Stress umgegangen
nes, Ge- und Erfundenes aus dem alten Ort: Rudolf Steiner Haus Die Teilnahme ist kostenlos. Kontakt für wird, was Eltern als Stress erleben und wie
Jahr zu einer Collage neu gestaltet und be- weitere Informationen: sie diesen bewältigen, wird von Kindern
malt werden. Bitte Zeitschriften und 8.1. MITTWOCH, 10 – 11 Uhr mathe-physik-treff@gmx.de schon früh verinnerlicht und übernommen. In
Gesammeltes mitbringen. Kosten: € 45 Singen pentatonischer Lieder Ort: Emil Molt Schule diesem Workshop geht es zum einen darum
Djorna Biswas, Dipl. Kunsttherapeutin (FH) Mit Cornelius Wruck Eltern zu befähigen, ihre eigenen Stressoren
▍Tel. 030 – 88 76 92 35 Jeden ersten Mittwoch im Monat treffen 11.1. SAMSTAG, 10 – 18 Uhr zu minimieren, zum anderen ein Bewusstsein
info@asha-atelier.com wir uns, um die wohltuenden Quintenstim- 12.1. SONNTAG, 10 – 18 Uhr dafür zu schaffen, inwiefern und wie „leicht“
Ort: ASHA Atelier mungs- und pentatonischen Lieder anzustim- Das prägt fürs Leben – Eltern als Gestalter bereits Kinder Stress durch Überforderung
 men. Bringen Sie Ihre Kinder mit! einer gesunden Kindheit erleben. Eltern können ihre Gestaltungsres-
5.1. SONNTAG, 19 Uhr Beitrag: jeweils € 5 pro Erwachsener. Kompaktkurs Multimodales familienzent- sourcen entdecken – für sich und ihre Kinder.
Oberuferer Dreikönig-Spiel Anmeldeschluss: 7.1. ▍Tel 030 – 23 36 56 65 riertes Stressmanagement, Modul II Beitrag: € 140, Kostenerstattung durch die
(für Zuschauer ab 9 Jahren) Aufgeführt durch buero@familienforum-havelhoehe.de, Mit Kirsten Schreiber, Dr. Christoph gesetzliche Krankenkasse 50 % – 100 %
die Berliner Spielkumpanei www.familienforum-havelhoehe.de Meinecke möglich. Anmeldeschluss: 5.1. / begrenzte
Ort: Rudolf Steiner Haus Berlin Ort: Familienforum Havelhöhe Kinder und Jugendliche fühlen sich gestresst! Platzzahl / Kinderbetreuung kann organisiert
 Schulstress, Freizeitstress, in der Peergroup werden ▍Tel 030 – 23 36 56 65
6.1. MONTAG, 17.30 – 20 Uhr 10. und 11.1. FREITAG und SAMSTAG mithalten, Stress mit den Eltern, Stress mit buero@familienforum-havelhoehe.de
Malen / Plastizieren Einführungsveranstaltungen den Lehrern, Pubertät … Auch bei kleinen Ort: Familienforum Havelhöhe
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