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    Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn-
    und Arbeitsumfeld der Generation 50plus in Aachen
    Pfaffenbach, Carmella; Siuda, Agata

    Veröffentlichungsversion / Published Version
    Zeitschriftenartikel / journal article

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation:
Pfaffenbach, C., & Siuda, A. (2012). Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld der
Generation 50plus in Aachen. Europa Regional, 18.2010(4), 192-206. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-
ssoar-314920

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Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld | Europa Regional 18 (2010) 4

Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeits-
umfeld der Generation 50plus in Aachen

Carmella Pfaffenbach und Agata Siuda

Zusammenfassung                                                   Abstract
Im Zusammenhang mit dem Klimawandel wird erwartet, dass           Heat Discomfort and the Perception of Heat in the
Hitzeereignisse in den kommenden Jahrzehnten deutlich             Residential and Working Environment of the Gener-
häufiger auftreten, höhere Temperaturen erreichen und länger      ation 50plus in Aachen
andauern werden. Der vorliegende Beitrag untersucht vor           In connection with climate change, it is likely that there will be
diesem Hintergrund am Beispiel der Stadt Aachen, inwieweit        much more frequent heat events in the coming decades reaching
eine ältere städtische Bevölkerung bereits heute Hitzephasen in   higher temperatures and continuing for longer periods of time.
ihrem Alltag als Belastung empfindet und welche Strategien im     Given this situation, this article uses the example of the City of
Umgang mit Hitzephasen bereits bestehen. Dabei liegt das          Aachen to investigate the extent to which an older urban
Augenmerk auf der Wohnsituation und dem Wohnumfeld der            population is already experiencing phases of heat as discomfort
Bewohner sowie auf der Hitzewahrnehmung bei der Arbeit            in their everyday life and what strategies they have to deal with
bzw. im Arbeitsumfeld.                                            phases of heat. This will focus on the housing situation and
   Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass nur wenige     residential environment of the inhabitants of the city and how
Befragte sommerliche Hitze als starke oder sehr starke            they perceive heat at work and in their working environment.
Belastung empfinden. Diese Beurteilung variiert jedoch nach          The study’s findings indicate that only a few of the persons
bestimmten Personengruppen. Das Empfinden von Hitzepha-           questioned experienced summer heat as major or very major
sen als Belastung wirkt sich allerdings nicht auf ein an Hitze    discomfort. However, this judgment varies according to specific
angepassten Verhalten aus. Dies kann auf ein großes Informa-      groups of persons and experiencing phases of heat as discomfort
tionsdefizit selbst bei den vulnerablen Bevölkerungsgruppen       did not have an impact on their behavior. That can be attributed
zurückgeführt werden. Eine Analyse der Hitzewahrnehmung           to a major information deficit even among the vulnerable groups
in ausgewählten Aachener Stadtteilen legt zwar gewisse            in the population. Of course, an analysis of the perception of heat
Unterschiede der Belastungsempfindung offen, jedoch               in selected boroughs of the City of Aachen does expose certain
spiegeln sich klimatische Unterschiede darin nicht wider,         differences in the way they experience discomfort. However, this
denn sommerliche Hitzephasen werden in den verschiedenen          does not reflect climatic differences since each of the boroughs
Stadtteilen in nahezu gleichem Ausmaß als Belastung emp-          experience phases of summer heat as discomfort to almost the
funden. Mehr als im häuslichen Umfeld wirkt sich sommerli-        same extent. Beyond this, summer heat is more discomforting at
che Hitze am Arbeitsplatz belastend aus. Dabei lassen sich        the workplace than in the domestic environment where we can
signifikante Unterschiede zwischen einzelnen Berufsgruppen        make out significant differences between each of the professional
feststellen. Selbstständige verfügen über die flexibelsten        groups. For example, self-employed persons have the most
Arbeitsbedingungen und haben die meisten Möglichkeiten            flexible conditions of work and therefore the widest range of
sich Hitzephasen anzupassen.                                      options for adapting themselves to phases of heat.
   Die Notwendigkeit von Anpassungsmaßnahmen an ein                  Therefore, we can say that it is less necessary to adapt to any
künftig häufigeres Auftreten von Hitzeperioden ist daher          future more frequent occurrence of periods of heat on the level
weniger auf der Ebene der Gesamtstadt und für die städtische      of the city as a whole and for urban society as a whole. Instead,
Gesellschaft als Ganze zu sehen. Vielmehr müssen besonders        it is necessary to identify residential and working situations
belastende Wohn- und Arbeitssituationen sowie vulnerable          especially exposed to discomfort as well as vulnerable groups in
Bevölkerungsgruppen identifiziert werden und verstärkt            the population in order to pay them greater attention.
Beachtung erhalten.
                                                                  Climate change, demographic metamorphosis, heat discomfort, per-
Klimawandel, Demographischer Wandel, Hitzebelastung, Hitzewahr-   ception of heat, residential environment, working environment, gen-
nehmung, Wohnumfeld, Arbeitsumfeld, Generation 50plus             eration 50plus

192
Europa Regional 18 (2010) 4 | Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld

Einleitung                                   tion 50+ sollten zudem ältere Erwerbstä-    In Mitteleuropa wird sich die prognosti-
Menschen werden durch Klima und Wet-         tige in die Betrachtung aufgenommen         zierte Erderwärmung insbesondere
ter erheblich in ihrem Wohlempfinden         und nicht nur auf Personen im Ruhestand     durch eine größere Eintrittswahrschein-
beeinflusst. So haben insbesondere Hit-      fokussiert werden. Das Augenmerk liegt      lichkeit von Hitzewellen1 bemerkbar ma-
zeereignisse direkte gesundheitliche         inhaltlich auf der Wohnsituation und dem    chen, die vermutlich auch länger dauern
Auswirkungen und können sogar zu er-         Wohnumfeld der Bewohner sowie auf der       werden als bisher. Laut Prognosen soll
höhten Krankheits- und Sterberaten           Hitzewahrnehmung bei der Arbeit und         die Auftrittswahrscheinlichkeit von Hit-
führen. Faktoren wie das Alter, die          im Arbeitsumfeld.                           zewellen beispielsweise in Paris als eine
Krankheitsvorgeschichte und das sozi-                                                    zuletzt von Hitzewellen besonders stark
ale Eingebundensein der einzelnen Per-       Entwicklung von Hitze unter                 betroffene europäische Metropole vom
sonen weisen erheblichen Einfluss auf        besonderer Berücksichtigung                 Vergleichszeitraum 1961-1990 bis zum
deren Vulnerabilität bei Hitze auf (vgl.     des Klimawandels                            Prognosezeitraum 2080-2099 um ca.
Klinenberg 2002; Koppe 2009). Im Zu-         Das Klima hat sich in den letzten hundert   31 % steigen und dann bei 2,15 Hitzewel-
sammenhang mit dem Klimawandel wird          Jahren weltweit verändert. Messungen        len pro Jahr liegen (zuvor: 1,64). Ebenso
erwartet, dass Hitzeereignisse in den        zeigen eine Erwärmung der globalen Jah-     soll die Dauer von Hitzewellen in diesem
kommenden Jahrzehnten deutlich häufi-        resmitteltemperatur um 0,74° Celsius        Zeitraum von durchschnittlich 11,39 Ta-
ger auftreten, höhere Temperaturen er-       zwischen 1906 und 2005. In den letzten      gen auf 17,04 Tage ansteigen (vgl. Meehl
reichen und länger andauern werden           50 Jahren hat sich der globale Tempera-     u. Tebaldi 2004, S. 995). Dabei wird an-
(vgl. IPCC 2007; Meehl u. Tebaldi 2004).     turanstieg mit 0,13 ° Celsius pro Jahr-     genommen, dass Menschen in weiten Tei-
Der demographische Wandel, d.h. die Zu-      zehnt deutlich erhöht. Darüber hinaus       len Frankreichs und in Deutschland von
nahme des Anteils älterer Bevölkerungs-      gehörten elf der zwölf Jahre von 1995 bis   der Zunahme von Hitzewellen stärker be-
gruppen in der Gesellschaft, wird bedeu-     2006 zu den wärmsten seit Beginn der        troffen sein werden als Menschen in Mit-
ten, dass in Zukunft auch die Anzahl der     Temperaturaufzeichnung im Jahre 1850.       telmeerregionen, die sich bereits besser
durch Hitzeereignisse vulnerablen Bevöl-     Als Ursachen des mit diesen Werten be-      an Hitzewellen angepasst haben (vgl.
kerung zunehmen wird.                        gründeten Klimawandels werden sowohl        Meehl u. Tebaldi 2004, S. 997).
   Zudem werden Menschen, die in Städ-       natürliche als auch vom Menschen verur-        Die Auswirkungen des Klimawandels
ten leben, die Auswirkungen der klima-       sachte Faktoren gesehen. Allerdings wird    in Form eines Anstiegs der Mitteltempe-
tischen Entwicklungen verstärkt zu           in anthropogenen Faktoren (v.a. Treib­      ratur sowie einer Intensivierung und Zu-
spüren bekommen, da in städtischen           hausgasemissionen) der weitaus größte       nahme von Hitzeereignissen werden im
Räumen die Temperaturen um durch-            Einfluss auf die Erwärmung der Erde seit    europäischen Raum vor allem die Bewoh-
schnittlich 1 bis 3 Grad Celsius höher       der Mitte des 20. Jahrhunderts angenom-     ner von Städten zu spüren bekommen, da
sind als im weniger dicht besiedelten        men (vgl. IPCC 2007, S. 30ff.).             Städte eine höhere Temperatur gegen-
Umland (vgl. Voogt 2002, S. 664). So           Um Aussagen über die zukünftige Kli-      über dem Umland aufweisen (vgl. Har-
werden in Städten hitzebedingte Gesund-      maentwicklung treffen zu können, hat der    lan et al. 2006, S. 2848; Fezer 1995,
heitsrisiken voraussichtlich in zunehmen-    zwischenstaatliche Ausschuss für Kli-       S. 33). Dieses Phänomen wird als städti-
dem Maße auftreten. Um die Hitzebelas-       maänderungen (Intergovernmental Panel       sche Wärmeinsel bezeichnet und durch
tung zu minimieren werden daher Anpas-       on Climate Change, IPCC) mehrere Szena-     die städtische Bebauungsstruktur, Flä-
sungsstrategien gefordert, die sich sowohl   rien entwickelt. Diesen Szenarien liegen    chenversieglung, durch fehlende Vegeta-
auf die stadtplanerische Ebene, als auch     unterschiedliche demographische, wirt-      tion und durch die Freisetzung von Ab-
auf individuelle Verhaltensweisen richten    schaftliche und technische Entwicklungen    wärme und Luftverunreinigungen be-
(vgl. Jendritzky 2007, S. 108).              und daraus resultierende Treibhausgas-      dingt (vgl. Kuttler 2008, S. 6). Die
   Der vorliegende Beitrag untersucht am     emissionen zugrunde. Allen Szenarien ist    Temperaturen sind gerade nachts in den
Beispiel der Stadt Aachen, inwieweit         gemein, dass sie eine weitere Erwärmung     am dichtesten bebauten Teilen der Stadt
städtische Bevölkerung in der Alters-        prognostizieren. Selbst wenn der Treibh-    am höchsten, da dort der Wärmeinselef-
gruppe über 50 Jahre bereits heute Hit-      ausgasausstoß auf dem Stand des Jahres      fekt am höchsten ist. „Die tagsüber auf-
zephasen in ihrem Alltag als Belastung       2000 bliebe, würde dies eine weitere glo-   geheizten Baumassen halten die Atmo-
empfindet und welche Strategien im Um-       bale Erwärmung um etwa 0,1° Celsius pro     sphäre am Abend warm, deshalb fordern
gang mit Hitzephasen bereits bestehen.       Jahrzehnt bedeuten (IPCC 2007, S. 45).
Personen über 50 Jahre wurden ausge-         Das am häufigsten betrachtete Szenario      1   Unter einer Hitzewelle kann im deutschen Kontext ein
wählt, da mit zunehmendem Alter auch         A1B geht allerdings von einem Anstieg der       Zeitraum von mindestens drei aufeinanderfolgenden
                                                                                             Tagen mit einer Tageshöchsttemperatur von
die Sensibilität für Hitzebelastung konti-   globalen Mitteltemperatur von 1,7° bis          mindestens 30° C verstanden werden (vgl. Buttstädt
nuierlich steigt (vgl. Havenith 2005,        4,4° Celsius bis zum Jahre 2100 aus (vgl.       et al. 2010, S. 6). In den USA wird beispielsweise ein
                                                                                             höherer Schwellenwert zugrunde gelegt (vgl. Wichert
S. 77). Mit der Altersgruppe der Genera-     Becker et al. 2008, S. 342).                    2004, S. 189).

                                                                                                                                             193
Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld | Europa Regional 18 (2010) 4

Hitzewellen regelmäßig in der Stadt                          können die Krankheits- und Sterberaten        (vgl. Díaz et al. 2002, S. 167; Koppe 2009,
mehr Opfer als auf dem Land“ (Fe-                            extrem steigen, wie die Hitzewelle 2003       S. 40). Zusätzlich spielen die Konstitution
zer 1995, S. 106).2                                          in Westeuropa verdeutlicht hat, der           und entsprechende Anpassungsstrategi-
   Angesichts der prognostizierten Klima-                    25.000 bis 35.000 zusätzliche Todesfäl-       en eine wichtige Rolle (vgl. Fezer 1995,
veränderungen stellt sich die Frage, wie                     le zugeschrieben werden (Koppe et             S. 108). So nennt das Umweltbundesamt
gerade die von den Auswirkungen beson-                       al. 2003, S. 159). Allein in Deutschland      (Mücke et al. 2009, S. 8) als „wesentliche
ders betroffenen Bewohner von Städten,                       soll die Zahl der Hitzeopfer bei etwa         Empfehlungen zum Schutz vor Hitze“ un-
also ältere und gesundheitlich einge-                        7.000 Menschen gelegen haben (Jend-           ter anderem die Beschränkung von Akti-
schränkte Personen, die steigende Hitze-                     ritzky 2007, S. 108). Bereits 1995 kam        vitäten im Freien auf die Morgen- und
belastung wahrnehmen und welche Aus-                         es bei einer Hitzewelle in Chicago zu         Abendstunden, die Vermeidung körper-
wirkungen dies bereits heute auf ihr all-                    etwa 700 hitzebedingten Todesfällen (vgl.     licher Anstrengungen, den Aufenthalt in
tägliches Leben hat. In den folgenden                        Semanza et al. 1996, S. 84). Diese beiden     kühlen Räumen oder im Schatten sowie
Abschnitten wird zunächst auf den bishe-                     Beispiele haben deutlich gezeigt, dass        eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Um
rigen Forschungsstand eingegangen, be-                       Hitze sowohl auf die Morbidität als auch      hitzebedingte Erkrankungen und Todes-
vor später eigene Untersuchungsergeb-                        auf die Mortalität einen Einfluss hat, dass   fälle zu vermeiden, muss die Bevölkerung
nisse vorgestellt werden. Dabei wird ins-                    jedoch nicht alle Menschen gleicherma-        über das Thema ,Hitzebelastung‘ besser
besondere auf Publikationen aus der                          ßen von Hitze betroffen sind.                 informiert und aufgeklärt werden, um ein
(Human-/Bio-)Meterologie, Klimawir-                             Während erwachsene Menschen mit            Problembewusstsein zu erzeugen (vgl.
kungs-, Vulnerabilitäts- und Public                          einer gesunden Lebensweise und ange-          Ingendahl u. Thieme 2009, S. 6; Mücke
Health-Forschung Bezug genommen. Hu-                         passtem Verhalten bei Hitzeextremen           et al. 2009, S. 4; Pfaff et al. 2004, S. 201).
mangeographische Forschung konzen­                           weniger gefährdet sind (vgl. Mücke et
triert sich derzeit auf die mikroklimati-                    al. 2009, S. 3), gibt es bestimmte Perso-     Hitzebelastung im Wohnumfeld
sche Charakterisierung urbaner Struktu-                      nengruppen, die bei solchen Ereignissen       Neben den dargestellten körperlichen Vo-
ren (Bechtel et al. 2011) und die                            besonders exponiert sind. Es handelt sich     raussetzungen sind auch die Wohnsitua-
Vulnerabilität urbaner Bevölkerungs-                         dabei um Personen mit Vorerkrankun-           tion und das Wohnumfeld entscheidend
gruppen (Ossenbrügge et al. 2011; Siu-                       gen des Herz-Kreislaufsystems, der            für die Wahrnehmung von Hitzebelastun-
da et al. 2010).                                             Atemwege oder Diabetes, aber auch um          gen. Dabei ergibt sich ein erster wesent-
                                                             Personen, die Medikamente, Alkohol            licher Unterschied zwischen städtischen
Auswirkungen des Klimas auf die                              oder Drogen zu sich nehmen (vgl. Haines       und suburbanen/ländlichen Wohnstand-
Gesundheit                                                   et al. 2006, S. 2103; Jendritzky 1998,        orten. Aber auch innerhalb einer Stadt
Wetter und Klima wirken sich sowohl auf                      S. 9; Mücke et al. 2009, S. 4; UBA u.         unterscheiden sich Bebauungsdichten
die menschliche Gesundheit als auch auf                      DWD 2008, S. 6). Zu den besonders ge-         und somit Temperaturen. Innerstädtische
das Wohlbefinden und die Leistungsfä-                        fährdeten Bevölkerungsgruppen gehören         Grünflächen sind nicht gleichmäßig ver-
higkeit aus (vgl. Jendritzky 2007,                           auch Säuglinge, Kleinkinder und ältere        teilt, so dass nicht alle Stadtbewohner
S. 110). Der Klimawandel weist aufgrund                      Menschen (vgl. Augustin et al. 2011,          von ihren günstigen klimatischen Eigen-
von sich nachteilig verändernden Um-                         S.179). Darüber hinaus können sich bei        schaften (niedrigere Temperaturen durch
weltbedingungen indirekte Auswirkun-                         potenziell gefährdeten Personen man-          Transpiration der Grünfläche) profitieren
gen auf, beispielsweise durch ein erhöh-                     gelnder Zugang zu Informationen sowie         können. Zudem weisen nur große Parks
tes Aufkommen von Allergenen oder tie-                       soziale Isolierung negativ auswirken (vgl.    eine kühlende Wirkung auf benachbarte
rischen Krankheitsüberträgern (z.B.                          Heckenhahn u. Müller 2011, S. 185).           Viertel auf (vgl. Fezer 1995, S. 41f.).
Zecken und Stechmücken). Starke Hitze-                       Technische und infrastrukturelle Rah-            Wie umfassend sich Hitzewellen auf
belastungen gelten als direkte Auswir-                       menbedingen wie z.B. Klimaanlagen und         die Gesundheit der Bewohner auswirken,
kungen des Klimawandels und sind für                         medizinische Versorgung können die Ver-       ist neben individuellen Dispositionen von
Menschen in Großstädten die am                               wundbarkeit besonders gefährdeter Per-        Art und Ausstattung der (Wohn-)Gebäu-
schwersten wiegenden Klimafolgen (vgl.                       sonen jedoch reduzieren (vgl. Harlan et       de abhängig (vgl. Heudorf u. Mey-
MUNLV NRW 2009, S. 122; Zebisch et                           al. 2006, S. 2851; Zebisch et al. 2005,       er 2005, S. 372f.). So haben die Untersu-
al. 2005, S. 122). Durch Hitzeextreme                        S. 122).                                      chungen zu den Hitzeereignissen in Chi-
                                                                Das Empfinden von Hitze als Belastung      cago 1995 und in Westeuropa 2003 ge-
2
                                                             ist generell von verschiedenen Faktoren       zeigt, dass Bewohner von Ober- und
    Auch die Lage der Stadt spielt für den Temperatur-
    gang eine wichtige Rolle. So sind vor allem              abhängig. So werden im Frühsommer             Dachgeschossen und von Häusern, die
    Kessellagen klimatisch ungünstig (vgl. Zebisch et al.
    2005, S. 122). Dies gilt auch für die Stadt Aachen, um
                                                             hohe Temperaturen belastender empfun-         vor 1975 errichtet wurden, überdurch-
    die es in der vorliegenden Untersuchung geht, die        den als im Hochsommer, wenn sich der          schnittlich häufig erkrankt oder verstor-
    zwischen 100 und 200 Meter tiefer gelegen ist als ihr
    Umland (vgl. Havlik u. Ketzler 2000, S. 2).              Organismus bereits darauf eingestellt hat     ben sind (vgl. BMVBS u. BBR 2008, S. 19;

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Europa Regional 18 (2010) 4 | Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld

Semanza et al. 1996, S. 88). Auch viele       te, Straßenbau) und Berufe mit Klei-                        Bauingenieure und Mediziner tätig sind.
und große Fenster wirken sich bei Hit-        dungsvorschriften (Schutzkleidung) bei                      Gemeinsam widmet sich das Team den
zeereignissen offensichtlich negativ auf      hohen Temperaturen zu einer vergleichs-                     Herausforderungen, denen sich mitteleu-
die Gesundheit aus, da durch die direkte      weise großen Belastung. Auch Art und                        ropäische Städte in Zukunft aufgrund des
Sonneneinstrahlung die Raumtempera-           Ausstattung des Arbeitsplatzes wirken                       klimatischen und demographischen Wan-
tur schnell ansteigen kann (vgl. Hales et     sich aus. Moderne Bürogebäude verfügen                      dels stellen müssen.
al. 2007, S. 299).                            häufig über Glasfassaden, die zu einer er-                    In diesem Rahmen wurde im Mai 2010
   Um den Auswirkungen des Klimawan-          höhten Temperatur in den Büroräumen                         eine schriftliche Befragung in der Stadt
dels zu begegnen und die Hitze in Städ-       führen können. Ebenso belastend sind                        Aachen zu den Themenkomplexen Hit-
ten und Gebäuden zu reduzieren, bieten        Berufe, die auch bei hohen Temperaturen                     zewahrnehmung und Hitzebelastung so-
sich sowohl Maßnahmen in der Stadtpla-        im Freien ausgeübt werden müssen (z.B.                      wie Umgang mit Hitzephasen durchge-
nung als auch in der Gebäudegestaltung        Bauarbeiter).                                               führt. Dabei wurden zehn Prozent aller
an. Innerstädtische Grün- und Freiflächen        Da die meisten Erwerbstätigen inner-                     über 50-jährigen Bewohner Aachens (ca.
sollten demnach erhalten bleiben, um de-      halb von Gebäuden arbeiten, enthält die                     8.500 Personen; zur Verteilung vgl.
ren positive klimatische Eigenschaften zu     Arbeitsstätten-Richtlinie zur Raumtem-                      Abb. 1) angeschrieben4, um u.a. deren
nutzen und eine ausreichende Frischluft-      peratur (ASR6) die wesentlichen Vorga-                      Wohn- und Arbeitssituation zu erfassen.
versorgung sicher zu stellen. Straßen-,       ben: „Die Lufttemperatur in Arbeitsräu-                     Die 2.181 zurückgesandten Fragebögen
Dach- und Fassadenbegrünungen können          men soll 26 °C nicht überschreiten. Bei                     (Rücklaufquote ca. 26 %) liefern ein de-
Hitzewirkungen vermindern (vgl. MUN-          darüberliegender Außentemperatur darf                       tailliertes Bild der in Aachen lebenden äl-
LV NRW 2009, S. 126ff.). Bei Gebäuden ist     in Ausnahmefällen die Lufttemperatur                        teren Bevölkerung. Die hohe Stichprobe
auf Wärmedämmung und Sonnenschutz             höher sein“ (ASR 6 2001, Pos. 3.3). Es                      macht es möglich, kleinräumig zu diffe-
durch Rollläden und Verschattungsele-         wird jedoch keine Angabe zu Höhe und                        renzieren und so auch Aussagen nach
mente zu achten (vgl. Grothmann et            Häufigkeit der Überschreitung gemacht.                      Wohnlage innerhalb des Stadtgebiets zu
al. 2009, S. 234f.). Auf Klimaanlagen soll-   Da kein Rechtsanspruch auf die Einhal-                      treffen.
te in Wohngebäuden aus Gründen des            tung dieser Grenze besteht, sind Maßnah-                      Die Personen, die sich an der Befra-
Klimaschutzes eher verzichtet und na-         men des Arbeitgebers, wie beispielswei-                     gung beteiligten, sind zu 55 % Frauen
türliche Lüftungs- und Ventilationssys-       se das Bereitstellen von Getränken oder                     und zu 45 % Männer. Etwa 48 % aller
teme vorgezogen werden (vgl. BMVBS u.         das Gewähren von ,Hitzefrei‘ nicht zwin-                    Befragten sind zwischen 50 und 64 Jah-
BBR 2008, S. 24). Durch ein entsprechen-      gend vorgeschrieben (vgl. Bux 2006,                         re, 43 % zwischen 65 und 79 Jahre und
des Lüftungsverhalten und Abdunkelung         S. 21). Als wünschenswert werden den-                       ca. 9 % über 80 Jahre alt. Hochaltrige
der Wohnräume vor direkter Sonnenein-         noch Absprachen zwischen Arbeitgeber                        sind damit verglichen mit der Alters-
strahlung können Bewohner selbst ihren        und Arbeitnehmer erachtet, die die Ar-                      struktur Aachens in den zur Verfügung
Beitrag zu einem angenehmen Raumkli-          beitszeit flexibler gestalten (früherer Ar-                 stehenden Daten unterrepräsentiert,
ma leisten.                                   beitsbeginn und flexible Pausengestal-                      während die 65- bis 79-Jährigen
                                              tung), und technisch-bauliche Maßnah-                       überrepräsentiert sind.
Hitzebelastung bei der Arbeit                 men zur Kühlung der Räume (Ausstattung
Hitze wirkt sich nicht nur auf das allge-     mit Ventilatoren oder Sonnenschutz).                        Hitzeempfinden und -wahrneh-
meine Wohlbefinden, sondern auch auf                                                                      mung der Bewohner Aachens
die Arbeitsproduktivität aus. In unseren      Forschungsdesign                                            Da sich das Thema Klimawandel seit ei-
Breiten ist „bei Temperaturen über 30 °C      Die in diesem Beitrag vorgestellten Über-                   nigen Jahren nicht nur in der Wissen-
[…] ein Nachlassen der mentalen und           legungen und Ergebnisse sind im Rah-                        schaftslandschaft großer Resonanz er-
körperlichen Arbeitsleistung nachweis-        men eines Projektes entstanden, das                         freut, sondern auch in den Medien zuneh-
bar“ (OcCC u. ProClim-2007, S. 69). In        sich mit Strategien einer älter werden-                     mend Aufmerksamkeit erhält, stellte sich
den ungünstigsten Fällen kann dies sogar      den städtischen Gesellschaft im Umgang                      zunächst die Frage, inwieweit sommerli-
zu einer Gefährdung der Sicherheit und        mit klimatischen Veränderungen be-                          che Hitzephasen auch bei der Bevölke-
Gesundheit führen.                            schäftigt. Dieses Projekt ist eingebettet                   rung als Problem wahrgenommen wer-
  Das Hitzeempfinden und die Hitzebel-        in das interdisziplinäre Forschungspro-                     den. Diese Frage schien naheliegend, da
astung bei der Arbeit werden neben indi-      jekt City2020+,3 in dem neben Geogra-                       der „Reiseweltmeister Deutschland“ ge-
viduellen Einflussgrößen, wie beispiels-      phen Stadtplaner, Soziologen, Historiker,                   rade im Sommerurlaub mit Mittelmeer-
weise Alter, Erkrankungen oder Konsti-                                                                    ländern wie Spanien und Italien deutlich
                                              3   Das Projekt wird mit Mitteln der Exzellenz-Initiative
tution, auch durch arbeitsbedingte                gefördert. Die Autorinnen danken dem ProjectHouse
Faktoren bestimmt. So führen körperlich           HumTec der RWTH Aachen für die finanzielle
                                                  Unterstützung und den Kollegen und Kolleginnen für      4   Die Stichprobenziehung erfolgte auf Basis der
anstrengende Arbeiten (z.B. Pflegediens-          die wertvolle Zusammenarbeit.                               Stimmbezirke nach Alter und Geschlecht repräsentativ.

                                                                                                                                                             195
Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld | Europa Regional 18 (2010) 4

                                                                                                                                         kanten Unterschied nach Altersgrup-
    Stadt Aachen                                                                                                                         pen.7 Der Anteil der über 80-Jährigen,
    Bevölkerungsanteil der über 49-Jährigen 2009                                                                                         die Hitze eher als (sehr) starke
    nach Stimmbezirken                                                                                                                   Belastung empfinden, liegt bei knapp
                                                                                                                                         30 %, während diese Angabe nur etwa
                                                                                                                                         20 % der Befragten unter 80 Jahre
                                                                                                                                         machten. Dennoch muss festgehalten
                                                                                                                                         werden, dass immerhin noch fast 40 %
                                                                                        0       1       2         3 km
                                                                                                                                         der über 80-Jährigen Hitze als über-
                                                                                            0D‰VWDE
                                                                                                                                         haupt keine oder nur als geringe Belas-
                                                                                                                                         tung empfinden.
                                                                                                                                           Begründet werden kann das höhere
                                                                                                                                         Hitzeempfinden von Hochaltrigen nicht
                                                                                                                                         nur mit dem höheren Alter, sondern auch
                                                                                                                                         mit geringer ausgeprägten Anpassungs-
                                                                                                                                         strategien. So gaben nahezu zwei Drittel
                                                                                                                                         aller über 80-Jährigen an, dass sich ihr
                                                                                                                                         Verhalten an heißen Sommertagen nicht
                                                                                                                                         von dem an anderen Tagen unterscheide,
                                                                                                                                         während die unter 80-Jährigen immerhin
                                                                                                                                         zu knapp 40 % angaben, Anpassungsstra-
                                                                                                                                         tegien bei sommerlicher Hitze entwickelt
                                                                                                                                         zu haben.
                                                                                                                                           Das Empfinden von Hitze als Belas-
                                                                                                                                         tung ist auch bei den Geschlechtern un-
                                                                                                                                         terschiedlich ausgeprägt.8 So fühlen sich
                                                                                                                                         Frauen durch Hitze mehr beeinträchtigt
                      Staatsgrenze
                      Kreisgrenze
                                                                                                                                         als Männer. Knapp 25 % der weiblichen
                      Stimmbezirke                                                                                                       Befragten gaben an, dass Hitze für sie
                                                                                                                                         eine starke bzw. sehr starke Belastung
                                                                                                                                         darstelle. Hingegen empfinden dies nur
                       [%]                              Häufigkeit
                                                              53
                                                                                                                                         16 % der männlichen Befragten, die zu
                      59,3                                         48
                                                        42                                                                               über 56 % Hitzephasen nicht oder nur
                      50,0
                      40,0
                                                                                                                                         geringfügig als Belastung wahrnehmen.
                      30,0                         11
                                                                                                                                         So verwundert es nicht, dass männliche
                                                                        7
                      20,0                                                                                                               Befragte häufiger auf Anpassungsstra-
                        9,8                                                                                                              tegien im Umgang mit Hitze verzichten
                                                                                                                                         (68 %) als Frauen dies tun (56 %).
          IfL 2012
          Karteninhalt: C. Pfaffenbach, A. Siuda
                                                                                                                                           Wie bereits erwähnt, spielt auch der
                                                                        Quelle: Statistische Daten der Stadt Aachen (Stand 31.12.2009)
          Kartografie: R. Schwarz
                                                                                                                                         gesundheitliche Zustand bei der Vulnera-
Abb. 1: Anteil der 49-Jährigen an der Bevölkerung der Stadt Aachen nach Stimmbezirken
                                                                                                                                         bilität von Menschen gegenüber Hitze-
                                                                                                                                         phasen eine wesentliche Rolle. Die Ergeb-
                                                                                                                                         nisse der vorliegenden Untersuchung las-
heißere Destinationen als das Heimat-                                       darstelle.6 Weitere knappe 30 % empfin-                      sen einen deutlichen Zusammenhang
land aufsucht (Statistisches Bundes-                                        den Hitze als mäßige Belastung und nur                       zwischen dem subjektiv bewerteten Ge-
amt 2010, S. 11).                                                           etwa 20 % als starke oder sehr starke                        sundheitszustand und dem Belastungs-
  In der Befragung gaben über 50 % an,                                      Belastung (vgl. Abb. 2). Allerdings gibt
dass Hitze für sie entweder überhaupt                                       es beim Hitzeempfinden einen signifi-
                                                                                                                                         7   Mit dem Kruskal-Wallis-Test wurde ein Zusammen-
keine oder nur eine geringe Belastung5                                                                                                       hang zwischen den Variablen Alter (gruppiert) und
                                                                            6   In den Auswertungen und den entsprechenden                   Belastungsempfinden mit einem Wert von 0,000
                                                                                Abbildungen werden jeweils nur diejenigen Befragten          errechnet.
5   Die Befragten wurden gebeten, ihr Belastungsempfin-                         berücksichtigt, die die konkrete Frage beantwortet       8   Der Mann-Whitney-Test ergab eine asymptotische
    den in einer 5-stufigen qualitativen Skala (sehr starke,                    haben, deshalb variiert die Gesamtzahl (n) in den            Signifikanz von 0,000 und damit einen statistischen
    starke, mäßige, geringe, überhaupt keine Belastung)                         Abbildungen. Die im Text genannten Prozentangaben            Zusammenhang zwischen den Variablen Geschlecht
    einzuordnen.                                                                beziehen sich auf die jeweiligen Gesamtzahlen.               und Belastungsempfinden.

196
Europa Regional 18 (2010) 4 | Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld

empfinden bei Hitze erkennen9: Je besser
die Befragten ihren Gesundheitszustand                   Stadt Aachen
einschätzen, desto besser vertragen sie                  Empfinden von Hitze als Belastung 2010
ihrer Meinung nach sommerliche Hitze-
                                                         nach Altersgruppen
phasen. So bezeichneten 80 % der Perso-                  Altersgruppe

nen, die ihren Gesundheitszustand als                    50 - 64 Jahre       4,4        15,7                   25,5                          28,8                            25,7
                                                             (n=1021)
sehr gut beurteilten, Hitze nur als gerin-
                                                         65 - 79 Jahre
ge Belastung (nur 4 % empfanden Hitze                          (n=910)
                                                                           3,4          16,3                    29,0                              27,5                        23,8

als starke oder sehr starke Belastung).                     80 Jahre
                                                            und älter        4,7                24,7                         32,6                               23,2                 14,7
Bei den Befragten mit „eher schlechtem“                      (n=190)
Gesundheitszustand liegt dagegen der
Wert für eine (sehr) starke Belastung bei                     gesamt       4,0          16,7                    27,6                              27,7                        23,9
                                                            (n=2121)
über 47 % (32 % empfanden Hitze nicht
oder nur geringfügig als Belastung).                                     0                         20                  40                        60                    80                     100
                                                                                                                                                                                      Prozent
  Allerdings wirkt sich der subjektive Ge-                                Empfundene Belastung
sundheitszustand nicht auf das Handeln                                             sehr stark              stark                  mäßig                  gering              keine
aus, denn nur 39 % der Befragten gaben
an, bereits Maßnahmen im Umgang mit                            IfL 2012
                                                               Inhalt, Entwurf: C. Pfaffenbach, A. Siuda
                                                                                                                                                                       Quelle: eigene Erhebung
Hitzephasen entwickelt zu haben, und                           Grafik: R. Schwarz

dies unabhängig von ihrer gesundheitli-                Abb. 2: Empfinden von Hitze als Belastung nach Altersgruppen 2010
chen Beurteilung.
  Die Auswertung der offen gestellten
                                                         Stadt Aachen
Frage nach Tätigkeiten, die an besonders
                                                         Die zehn am häufigsten genannten Verhaltensänderungen
heißen Sommertagen anders als sonst ge-                  und Anpassungsstrategien in Hitzephasen 2010
macht werden bzw. auf die besonders ge-                  Mehrfachantworten-Set
achtet wird, zeigt insbesondere Anpas-
                                                                                           mehr trinken                                                                                 226
sungen der Ernährungsgewohnheiten
und von körperlichen Aktivitäten (vgl.                                               draußen aufhalten                                                113

Abb. 3). Es wird z.B. darauf geachtet,                                             sich mehr ausruhen                                             110

mehr zu trinken und leichtere Kost zu                                          im Schatten aufhalten                                             105
sich zu nehmen. Körperliche Anstrengun-
                                                         Vermeidung körperlicher Anstrengung                                                     104
gen werden häufiger vermieden, bzw. be-
                                                                         andere Zeiteinteilung von                                    78
schwerliche Tätigkeiten werden zu ande-                                         Arbeit/Aktivitäten
ren Tageszeiten (in den frühen Morgen-                                                      leichte Kost                         53                         Personen insgesamt
                                                                                                                                                            (n=791)
stunden oder am Abend) ausgeübt, und                                         leichte Kleidung tragen                         48
                                                                                                                                                            Nennungen insgesamt
man ruht sich mehr aus. Auch wenn viele                                                                                                                     (n=1359)
                                                                                        drinnen bleiben                     45
Personen angegeben haben, an heißen
                                                                                                                            43
Tagen ihre Zeit draußen, beispielsweise                                                  Sonne meiden

im Garten, auf dem Balkon oder im Park                                                                     0            50                 100                150           200             250
zu verbringen, so wird dort häufiger der                       IfL 2012
                                                                                                                                                                                  Nennungen
                                                               Inhalt, Entwurf: C. Pfaffenbach, A. Siuda
Schatten aufgesucht. Andere Strategie,                         Grafik: R. Schwarz                                                                                      Quelle: eigene Erhebung

wie z.B. ein häufigeres oder anderes Lüf-
                                                       Abb. 3: Die zehn am häufigsten genannten Verhaltensänderungen und Anpassungsstrate-
ten und Abdunkeln der Wohnräume, wur-
                                                       gien in Hitzephasen
den selten genannt.
  Je nach Alter der Befragten unterschei-              65-79-Jährigen nannten Ausruhen als                                        an, was aus medizinischer Sicht ein
den sich die an heißen Sommertagen er-                 Strategie nur zu 17 %, die befragten                                       durchaus sinnvolles Vorgehen darstellt,
griffenen Maßnahmen. So gaben die                      50-64-Jährigen sogar nur zu 9 %. Auch                                      sofern die Wohnräume nicht aufgeheizt
Hochaltrigen am häufigsten an, sich mehr               halten sich die über 80-Jährigen in                                        sind. Erstaunlich ist allerdings, dass
auszuruhen (28 %). Die befragten                       Hitzephasen seltener draußen auf (8 %)                                     Hochaltrige anscheinend in Hitzephasen
                                                       als die jüngeren Personengruppen (13 %                                     seltener „mehr trinken“ als jüngere Älte-
9   Mit dem Kruskal-Wallis-Test wurde ein Zusammen-
                                                       der 65-79-Jährigen bzw. 17 % der                                           re (etwa 20 % gegenüber 35 %).
    hang zwischen den Variablen Gesundheitszustand     50-64-Jährigen) und geben zusätzlich                                         Um den Zusammenhang zwischen Hit-
    und Belastungsempfinden mit einem Wert von 0,000
    errechnet.                                         häufiger „drinnen bleiben“ als Strategie                                   zebelastung und gesundheitlicher Situa-

                                                                                                                                                                                              197
Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld | Europa Regional 18 (2010) 4

                                                                                                                                                                            Eine entsprechende (professionelle) Auf-
      Stadt Aachen                                                                                                                                                          klärung zu Risiken und angemessenem
      Hitze als Belastung – Personen mit Erkrankungen des                                                                                                                   Verhalten durch einen Arzt oder Pflege-
      Herz-Kreislaufsystems bzw. der Atmungsorgane 2010
      Vergleich mit Nichterkrankten                                                                                                                                         dienst ist erst bei ca. 4 % der Befragten
                                                                                                                                                                            erfolgt. Das Geschlecht der Befragten
     Bluthochdruck u. Herz-

                                                                                                                                                                            spielt dabei offensichtlich keine Rolle, je-
     Kreislauferkrankungen

                                          Erkrankte (n=935)               5,9           21,5                  31,3                     24,0                  17,3
                                                                                                                                                                            doch das Alter, denn die Altersgruppe
                                                                                                                                                                            zwischen 50 und 79 Jahren verfügt in ge-
                                                                                                                                                                            ringerem Maße über Informationen als
                                Nicht-Erkrankte (n=1223)                  2,5 13,0                25,1                      30,3                      29,1
                                                                                                                                                                            hochaltrige Personen (23 % zu 28 %).
                                                                                                                                                                            Am häufigsten sind Personen mit Erkran-
                                                                                                                                                                            kungen der Atemwegsorgane über Hitze-
     Atmungsorgane
     Krankheiten der

                                          Erkrankte (n=228)                9,2             23,2                      32,9                     22,4             12,3
                                                                                                                                                                            belastungen informiert (30 %).
                                                                                                                                                                              Es sind also insgesamt sehr viele Per-
                                                                                                                                                                            sonen noch nicht über dieses Thema auf-
                                Nicht-Erkrankte (n=1930)                  3,4    15,9                27,2                      28,1                    25,4
                                                                                                                                                                            geklärt. Festzuhalten ist insbesondere,
                                                                                                                                                                            dass gerade die gefährdeten Personen-
                                                                     0                     20                40                60                80                   100
                                                                                                                                                                            gruppen dabei keine Ausnahme machen.
      Quelle: eigene Erhebung                                                                                                                                 Prozent
                                                                                           Empfundene Belastung                                                             Da das Ergreifen wirkungsvoller Anpas-
                              IfL 2012                                                       sehr stark     mäßig                     keine
                              Inhalt, Entwurf: C. Pfaffenbach, A. Siuda
                                                                                             stark          gering                                                          sungsmaßnahmen in unmittelbarem Zu-
                              Grafik: C. Kunze
                                                                                                                                                                            sammenhang mit dem Informiertsein
Abb. 4: Hitze als Belastung – Personen mit Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems bzw.                                                                                      steht, lässt sich schlussfolgern, dass In-
der Atmungsorgane im Vergleich zu Nichterkrankten 2010                                                                                                                      formationen durchaus zu einem verän-
                                                                                                                                                                            derten Verhalten führen können. Viele
tion näher zu überprüfen, sollen nun Per-                                                                Hitze angepassten Verhalten führen                                 der genannten Maßnahmen sind rein in-
sonen mit Erkrankungen des Herz-Kreis-                                                                   muss. Dennoch lässt sich festhalten, dass                          tuitiv, und nicht in jedem Fall aus medizi-
laufsystems und Bluthochdruck sowie                                                                      Personengruppen, die als besonders ge-                             nischer Sicht richtig.
Erkrankungen der Atemwegsorgane nä-                                                                      fährdet gelten, also Hochaltrige und kran-                           Abschließend soll aufgezeigt werden,
her betrachtet werden, da gerade diese                                                                   ke Menschen, Hitze tatsächlich auch häu-                           wie viele der Befragten in Aachen auf-
Erkrankungen in Kombination mit Hitze                                                                    figer als Belastung wahrnehmen als an-                             grund von Hitze bereits einen Arzt oder
eine besondere Gefährdung für die Be-                                                                    dere Personen.                                                     ein Krankenhaus aufgesucht haben und
troffenen darstellen (vgl. Jendritz-                                                                        Um Hitzebelastungen zu mindern, soll-                           welche gesundheitlichen Probleme bei
ky 1998, S. 9; Sperk u. Mücke 2009, S. 7).                                                               ten vor allem Risikogruppen verstärkt                              ihnen aufgetreten sind. Insgesamt ha-
Hier lässt sich deutlich erkennen, dass                                                                  über die Möglichkeiten der individuellen                           ben 193 der 2.181 befragten Personen
Personen mit diesen chronischen Erkran-                                                                  Anpassung aufgeklärt werden (vgl. In-                              (9 %) bereits Erfahrungen mit gesund-
kungen Hitze eher als Belastung empfin-                                                                  gendahl u. Thieme 2009, S. 6f.), um auf                            heitlichen Auswirkungen von Hitze ge-
den als die jeweiligen Vergleichsgrup-                                                                   Hitzephasen entsprechend zu reagieren                              macht (vgl. Abb. 6). Am häufigsten litten
pen10 ohne diese Beschwerden11 (vgl.                                                                     und Beeinträchtigungen zu vermeiden.                               sie dabei an Kreislaufbeschwerden (in
Abb. 4). Obwohl Hitzephasen von Perso-                                                                   Daher soll im Folgenden näher betrach-                             ca. 60 % der Fälle), an Kopfschmerzen
nen mit chronischen Erkrankungen häu-                                                                    tet werden, inwieweit die Bewohner Aa-                             (36 %), an Schlafstörungen (34 %) oder
figer als Belastung empfunden werden,                                                                    chens bereits Informationen zum Thema                              an einem Erschöpfungs- oder Schwäche-
haben lediglich ca. 40 % Anpassungsstra-                                                                 „Hitzebelastung“ besitzen. Dies kann                               gefühl (34 %). Des Weiteren führten die
tegien entwickelt.                                                                                       auch als ein Hinweis darauf gelten, wel-                           Hitzebelastungen auch zu Atemwegser-
   Die bisher dargestellten Ergebnisse                                                                   che Bedeutung Hitzebelastungen seitens                             krankungen (19 %) und zu Übelkeit
zeigen, dass das Empfinden von Hitze-                                                                    der Befragten beigemessen wird.                                    (14 %). Zumeist traten die Beschwerden
phasen als Belastung nicht zu einem an                                                                      Abbildung 5 verdeutlicht, dass die                              in Kombination mit anderen Sympto-
                                                                                                         überwiegende Mehrheit aller Befragten                              men auf.
10   Die Vergleichsgruppen enthalten alle anderen
     Personen ohne die jeweiligen Erkrankungen,                                                          (76 %) noch keinerlei Informationen er-                              Personengruppen, die besonders von
     allerdings auch solche, die anderweitig chronisch
     erkrankt sind.
                                                                                                         halten hat. Die meisten befragten Perso-                           Hitzeereignissen betroffen sind wie
11   Mit dem Mann-Whitney-Test wurde ein Zusammen-                                                       nen beziehen ihre Informationen aus den                            Hochaltrige und Personen mit bestimm-
     hang sowohl zwischen den Variablen Atemwegser-
     krankungen und Belastungsempfinden (Wert von                                                        Medien (ca. 15 %), erst an zweiter und                             ten chronischen Erkrankungen, haben
     0,000) als auch zwischen den Variablen Herz-Kreis-                                                  dritter Stelle folgen Gespräche mit Freun-                         aufgrund von Hitzebelastungen ver-
     lauferkrankungen und Belastungsempfinden (Wert
     von 0,000) errechnet.                                                                               den oder der Familie (jeweils zu ca. 9 %).                         gleichsweise häufiger einen Arzt bzw. ein

198
Europa Regional 18 (2010) 4 | Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld

  Stadt Aachen
  Informationsquellen zum Thema „Hitzebelastung“ 2010
  Mehrfachantworten-Set
 Geschlecht

                                                                Frauen (n=1 153)                    14,5               10,5           8,8         5,0 1,0                                    75,6

                                                                 Männer (n=937)                     14,5              7,9        9,2        3,4 1,7                                        76,9

                                             80-Jährige und älter (n=186)                        11,3            9,1           10,2               9,7      0,5                              72,0
 Alter

                                                   50 - 79-Jährige (n=1 901)                        14,9               9,3           8,8      3,8 1,4                                       76,5
 Erkrankung

                                                 Atemwegsorgane (n=225)                             15,1               9,8            9,8               8,9      2,2                               70,2

                    Herz-Kreislaufsystem/Bluthochdruck (n=920)                                      13,9              9,5           10,0          6,0 0,7                                    74,5
 samt
  ge-

                                                    alle Befragten (n=2 122)                        14,6               9,2           8,9      4,3 1,3                                       76,2

                                                                                             0                         20                               40                       60               80                  100      120
  Quelle: eigene Erhebung                                                                                                                                                                                                   Prozent
                                                                                                 Medien                                                        Gespräche mit der Familie                  sonstiges
                     IfL 2012
                     Inhalt, Entwurf: C. Pfaffenbach, S. Siuda                                   Gespräche mit Freunden                                        Arzt/Pflegedienst                          keine
                     Grafik: C. Kunze

Abb. 5: Informationsquellen zum Thema „Hitzebelastung“ – Unterscheidung nach Geschlecht, Alter und chronischen Erkrankungen 2010

                                                                                                                                                                                      gen werden, welchen Einfluss diese auf die
  Stadt Aachen                                                                                                                                                                        Hitzebelastung der Bewohner haben und
  Gesundheitliche Probleme aufgrund von großer Hitze 2010                                                                                                                             welche Unterschiede sich dabei zwischen
  Mehrfachantworten-Set
                                                                                                                                                                                      verschiedenen Stadtteilen abzeichnen.
  Geschlecht

                               Frauen (n=128)                          69,5               39,1             32,8               36,7           20,3 15,6 0,8

                                                                                                                                                                                      Wohnsituation der Befragten und
                                 Männer (n=60)
                                                                                                                                                                                      Hitzeempfinden am Wohnstandort
                                                                45,0           30,0          35,0          30,0         18,3 10,0

                               80-Jährige
                               und älter (n=21)
                                                                  57,1             28,6          33,3          19,0     23,8        19,0 4,8                                          Zunächst liegt es nahe, Zusammenhänge
  Alter

                                                                                                                                                                                      zwischen dem Außen- bzw. Stadtklima
                     50 - 79-Jährige (n=167)                       61,7               37,7              33,5            35,9           19,2 13,2
                                                                                                                                                                                      und dem Belastungsempfinden in som-
   ge- Erkrankung

                    Atemwegsorgane (n=42)                       42,9           33,3          33,3              42,9                        59,5                21,4                   merlichen Hitzephasen zu betrachten. Im
                     Herz-Kreislauf/
                                                                                                                                                                                      Gesamtstädtischen Klimagutachten Aa-
                                                                   63,9                36,1              38,5                38,5           21,3        14,8
                     Bluthochdruck (n=122)                                                                                                                                            chen (Havlik u. Ketzler 2000) werden
                                                                                                                                                                                      für die bebaute Fläche der Stadt drei
  samt

                      alle Befragten (n=193)                      60,1                36,3             34,2            33,7          19,2 14,0 0,5

                                                                                                                                                                                      Klimatope unterschieden:
                                                       0                      50                 100                    150                        200                    250
                                                                                                                                                                       Prozent
                                                                                                                                                                                      • Siedlungsklima herrscht in überwie-
                                                                               Kreislaufbeschwerden                          Atemwegs-
                                                                                                                             erkrankungen                                                gend locker bebauten und gut durch-
                                                                               Kopfschmerzen
                                                                                                                             Übelkeit                                                    grünten Wohnsiedlungen vor, wo nur
  Quelle: eigene Erhebung
                                                                               Schlafstörungen
                                                                                                                             Verwirrtheit                                                schwach ausgeprägte Wärmeinseln
                    IfL 2012                                                   Erschöpfungs-
                    Inhalt, Entwurf: C. Pfaffenbach, A. Siuda
                    Grafik: C. Kunze                                           oder Schwächegefühl                                                                                       und ein ausreichender Luftaustausch
                                                                                                                                                                                         meist gute Bioklimate bedingen.
Abb. 6: Gesundheitliche Probleme aufgrund von großer Hitze 2010                                                                                                                          Quartiere mit Siedlungsklima sind
                                                                                                                                                                                         insbesondere am südlichen, westli-
Krankenhaus aufgesucht. So machten                                                        Nach der allgemeinen Darstellung der Hit-                                                      chen und nördlichen Stadtrand loka-
11 % der über 80-Jährigen, 13 % der Per-                                                  zewahrnehmung und den aus Hitze resul-                                                         lisierbar.
sonen mit Herz-Kreislauferkrankungen                                                      tierenden Belastungen bei den über 50-Jäh-                                                  • Stadtklima zeichnet sich durch ausge-
und/oder Bluthochdruck und 18 % der                                                       rigen in Aachen, sollen nun speziell die                                                       prägte Wärmeinseln mit einge-
an den Atemwegsorganen Erkrankten                                                         Wohnsituation und Wohnumgebung be-                                                             schränkten Luftaustauschbedingun-
diese Angabe.                                                                             trachtet werden und der Frage nachgegan-                                                       gen aus, die z.T. ungünstige Bioklimate

                                                                                                                                                                                                                                199
Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld | Europa Regional 18 (2010) 4

                                                                                                                                                   günstigeres Innenstadtklima (starke Wär-
  Stadt Aachen                                                                                                                                     meinseln und verringerter Luftaustausch)
  Empfinden von sommerlichen Hitzephasen als Belastung 2010                                                                                        vorherrscht, empfinden sommerliche Hit-
  nach ausgewählten Stadtteilen                                                                                                                    zephasen zu 25 % als (sehr) starke Belas-
                                                                                                                                                   tung, während Befragte, die in den rand-
                    Kaiserplatz
                                                                                                                                                   städtischen Quartieren Hörn oder Forst
  Innenstadt

                                       3,8          17,0                     32,1                         32,1                      15,1
                        (n=53)

                       Theater/
                                                                                                                                                   mit einem angenehmeren Siedlungsklima
                      St. Jakob
                         (n=37)
                                            8,1            18,9               21,6                    32,4                     18,9
                                                                                                                                                   (schwach ausgeprägte Wärmeinseln und
                Marschiertor/                                                                                                                      ausreichender Luftaustausch) wohnen,
                Hangeweiher         0,0 9,3                          41,9                             27,9                    20,9
                      (n=43)
                                                                                                                                                   immerhin auch zu 22 % (sehr) starke Be-
  Stadt

                                                                                                                                                   lastungen bei sommerlicher Hitze äußer-
                 Frankenberg          2,0         14,3                30,6                         28,6                      24,5
                      (n=49)                                                                                                                       ten. Am geringsten empfinden Bewohner
                            Forst
                                                                                                                                                   der Innenstadtrandquartiere Frankenber-
                                       4,3         12,8                       40,4                  8,5               34,0
                                                                                                                                                   gerviertel und Marschiertor/Hangewei-
  Siedlung

                          (n=47)

               Hörn/Westpark                                                                                                                       her sommerliche Hitzephasen als (sehr)
                                      2,9           17,1                    30,0                   24,3                   25,7
                      (n=70)                                                                                                                       starke Belastung (19 %).
                                     0                        20                   40           60                  80                      100      Da die beiden Innenstadtrandquartie-
                                                                                                                                     Prozent       re, die die geringsten Werte beim Belas-
                                     Empfundene Belastung
                                                                                                                                                   tungsempfinden durch Hitze aufwiesen,
                                             sehr stark                stark               mäßig                 gering                    keine
                                                                                                                                                   durch eine spezifische gründerzeitliche
                IfL 2012
                Inhalt, Entwurf: C. Pfaffenbach, A. Siuda
                Grafik: R. Schwarz                                                                                 Quelle: eigene Erhebung         Blockrandbebauung geprägt sind, stellte
                                                                                                                                                   sich in einem zweiten Schritt die Frage,
Abb. 7: Empfinden von sommerlichen Hitzephasen als Belastung 2010 nach ausgewählten                                                                inwieweit sich das Alter und damit die
Aachener Stadtteilen
                                                                                                                                                   Substanz der Wohngebäude auf das Be-
                                                                                                                                                   lastungsempfinden der Bewohner bei
   und erhöhte Luftbelastung zur Folge                                               u. Ketzler 2000). Die räumliche Tempe-                        sommerlichen Hitzephasen auswirkt.12
   haben können. Quartiere mit Stadtkli-                                             raturverteilung wird deutlich von der                         Die Auswertung (vgl. Abb. 8) zeigt zu-
   ma sind an die dichte städtische Be-                                              Stadtstruktur und der Landnutzung beein-                      nächst, dass in Häusern mit einem Bau-
   bauung am Innenstadtrand geknüpft,                                                flusst und zeigt sich in einer überhitzten                    jahr zwischen 1995 und 2001 sommerli-
   aber auch in den Subzentren von                                                   Innenstadt und kühleren Stadtrandberei-                       che Hitze nur von 17 % der Bewohner als
   Stadtrandquartieren zu finden.                                                    chen (Buttstädt et al. 2010, S. 66).                          (sehr) starke Belastung empfunden wird.
• Innenstadtklima ist durch sehr starke                                                 Es stellt sich jedoch die Frage, inwie-                    Häuser mit einem späteren Baujahr (die
   Wärmeinseln, verringerten Luft-                                                   weit diese Typologie des Außen- oder                          jüngsten Häuser) weisen mit 27 % den
   austausch und bioklimatische sowie                                                Stadtklimas sich auch in der Wahrneh-                         höchsten Wert auf. Altbauten (vor 1918
   lufthygienische Belastungen charakte-                                             mung der Bewohner widerspiegelt. Ein                          errichtet; hohe Bebauungsdichte, starke
   risiert und an den hochverdichteten                                               erster Blick zeigt bereits, dass sommerli-                    Beschattung der Außenräume, gute Hit-
   Innenstadtbereich gebunden (Quartie-                                              che Hitzephasen in den verschiedenen                          zeisolierung durch dickes Mauerwerk)
   re innerhalb des inneren Rings sowie                                              Klimatopen der Stadt in nahezu gleichem                       schnitten hingegen erwartungsgemäß
   überwiegende Teile innerhalb des                                                  Ausmaß als Belastung empfunden wer-                           mit einem Wert von nur 16 % der Be-
   mittleren Alleenrings).                                                           den. Dies kann bedeuten, dass sich die In-                    wohner, die eine (sehr) starke Belastung
Der wesentliche Unterschied dieser Kli-                                              tensität von Hitzephasen nicht wesent-                        bei sommerlicher Hitze empfinden, am
matope ist die Bebauung, die entschei-                                               lich auf die Klimatope auswirkt oder dass                     besten ab. Die oft als mangelhaft bezeich-
dend die Bildung von Wärmeinseln, den                                                die Unterschiede, die zwischen den Kli-                       nete Nachkriegsbebauung lässt 21 % der
Luftaustausch und die so genannten Tem-                                              matopen bei Hitzephasen bestehen, von                         Bewohner eine (sehr) starke Hitzebelas-
peraturänderungsraten (der Grad, in dem                                              den Bewohnern nicht wahrgenommen                              tung empfinden und weist damit überra-
nächtlich eine Abkühlung stattfindet) be-                                            werden.                                                       schenderweise einen deutlich geringeren
dingt. Die nächtliche Abkühlung ist im Kli-                                             Eine Analyse der Hitzewahrnehmung in                       Wert auf als Häuser jüngsten Baualters.
matop „Siedlungsklima“ größer als im Kli-                                            ausgewählten Aachener Stadtteilen legt                          Ein weiterer Zusammenhang, der als
matop „Stadtklima“, und dort größer als                                              zwar gewisse Unterschiede der Belas-                          Annahme den Untersuchungen zugrun-
im Klimatop „Innenstadtklima“. Eine Un-                                              tungsempfindung offen, doch spiegeln
tersuchung der innerstädtischen Tempe-                                               sich die Klimatope darin nicht wieder                         12   Der Kruskal-Wallis-Test ergab eine asymptotische
raturverteilung in Aachen 2010 bestätigte                                            (vgl. Abb. 7). Befragte, die am Theater                            Signifikanz von 0,007 und damit keinen klaren
                                                                                                                                                        statistischen Zusammenhang zwischen den Variablen
Ergebnisse des Klimagutachtens (Havlik                                               oder am Kaiserplatz wohnen, wo ein un-                             Baualtersklassen und Belastungsempfinden.

200
Europa Regional 18 (2010) 4 | Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld

de lag, ist jener zwischen dem Außen-
bzw. Stadtklima und dem Innen- bzw.                             Stadt Aachen
Raumklima. Erwartungsgemäß sind Be-
                                                                Empfinden von sommerlichen Hitzephasen als Belastung 2010
                                                                nach Baualtersklassen
wohner von Stadtrandquartieren Aa-
chens mit dem Raumklima ihrer Woh-                                                 Baujahr

nung oder ihres Hauses in höherem                                   bis 1918 (n=172)           3,5      12,2               19,8                           30,8                             33,7

Maße zufrieden (45 % sehr zufrieden)
                                                                 1919 - 1948 (n=215)           3,7             20,0                         30,7                           22,3                   23,3
als Bewohner der Innenstadt.13
Überraschenderweise ist die Zufrieden-                          1949 - 1978 (n=1088)            3,9        16,8                          29,5                           27,7                      22,2

heit der Bewohner am Stadtrand mit                               1979 - 1994 (n=420)            4,3        15,0                     27,6                            28,1                      25,0
dem sommerlichen Raumklima (45 %
                                                                   1995 - 2001 (n=98)          1,0      16,3                      25,5                           29,6                        27,6
sehr zufrieden) sogar höher als die mit
dem winterlichen Raumklima (41 %).                              2002 bis heute (n=44)          0               27,3                         22,7                           31,8                     18,2

Dies bedeutet, dass zumindest in diesen
                                                                                              0                       20                        40                 60                  80                     100
Lagen sommerliche Hitze weniger als
                                                                                                                                                                                                         Prozent
Beeinträchtigung des Wohlempfindens                                                            Empfundene Belastung
gesehen wird als winterliche Kälte.                                                                   sehr stark                    stark                  mäßig                  gering                   keine
   Die Zufriedenheit mit dem Raumklima                               IfL 2012
                                                                     Inhalt, Entwurf: C. Pfaffenbach, A. Siuda
im Sommer im Haus bzw. in der Woh-                                   Grafik: C. Kunze                                                                                                Quelle: eigene Erhebung

nung ist bei den Befragten jedoch allge-
                                                           Abb. 8: Empfinden von sommerlichen Hitzephasen als Belastung 2010 nach Baualtersklassen
mein sehr hoch. So gaben 38 % an, sehr
zufrieden zu sein. Eine große Mehrheit
von 52 % ist überwiegend zufrieden und                     Deutlich größer als die Unterschiede in                                              weitgehend den lufthygienischen Er-
nur 8 % sind wenig bzw. 2 % gar nicht                      der Zufriedenheit mit dem Raumklima je                                               kenntnissen (vgl. Merbitz et al. 2011).
zufrieden. Betrachtet man dabei das Al-                    nach Lage in der Stadt und Eigentums-
ter der Gebäude, in denen die Personen                     verhältnissen ist die Zufriedenheit mit                                              Arbeitssituation der Befragten und
wohnen, so schneiden Häuser aus den                        der Luftqualität im Quartier. Während in                                             Hitzeempfinden am Arbeitsplatz
1920er bis 1970er Jahren am schlechtes-                    den innerstädtischen Quartieren 32 %                                                 Hitze kann auch bei der Arbeit eine Be-
ten ab. Dies spiegelt die bauliche Situati-                der Befragten mit der Luftqualität im                                                lastung darstellen und negative Auswir-
on (insbesondere die Isolierung bzw. der                   Wohnviertel wenig oder gar nicht zufrie-                                             kungen auf die Leistungsfähigkeit, Pro-
Wärmeschutz) von Gebäuden dieser Al-                       den sind, beträgt der Wert am Innen-                                                 duktivität und Kreativität haben. An der
tersklassen wider (vgl. Fanslau-Görlitz                    stadtrand 15 % und am Stadtrand nur                                                  schriftlichen Befragung haben insgesamt
et al. 2008, S.17ff.).                                     6 %.15 Auch sind Mieter mit der Luftqua-                                             781 Personen teilgenommen, die er-
   Mit 48 % sind auch mehr Eigentümer                      lität im Quartier weniger zufrieden als Ei-                                          werbstätig waren (36 % aller Befragten).
mit dem Raumklima ihrer Wohnung oder                       gentümer und empfinden offenbar eine                                                 Die Mehrheit dieser Personengruppe ar-
ihres Hauses sehr zufrieden als Mieter                     stärkere Belastung durch Emissionen                                                  beitete Vollzeit (62 %), ein Viertel war
dies sind (26 %)14. Sie können offenbar –                  (Mieter: 25 % sehr zufrieden und 20 %                                                teilzeitbeschäftigt und die restlichen Per-
auch bedingt durch Ausstattung und Grö-                    wenig und gar nicht zufrieden; Eigentü-                                              sonen waren entweder geringfügig er-
ße der Wohnung oder des Hauses – mehr                      mer: 41 % sehr zufrieden und 10 % we-                                                werbstätig oder arbeiteten in Altersteil-
für das eigene Wohlbefinden in sommer-                     nig oder gar nicht zufrieden).16                                                     zeit. 466 Personen (60 %) gaben an als
lichen Hitzephasen tun: Eigentümer ha-                        Eine Benachteiligung durch die Wohn-                                              Angestellte zu arbeiten, 164 waren als
ben häufiger als Mieter die Möglichkeit,                   lage und die Eigentumsverhältnisse er-                                               Selbstständige tätig (21 %), 82 als Beam-
an besonders heißen Tagen ausreichend                      gibt sich in der Stadt somit eher durch                                              te (11 %) und 69 als Arbeiter (9 %).
zu kühlen (68 % der Eigentümer und                         Unterschiede der Luftqualität in den ver-                                              Tatsächlich ist es so, dass knapp 60 %
55 % der Mieter), in einen kühleren                        schiedenen Klimatopen als durch solche                                               der erwerbstätigen Personen an heißen
Raum auszuweichen (72 % zu 43 %)                           der Lufttemperaturen. Hier entsprechen                                               Tagen die Temperatur an ihrem Arbeits-
oder abzudunkeln (77 % zu 36 %).                           die subjektiven Wahrnehmungen auch                                                   platz17 als zu hoch empfinden (vgl.
                                                                                                                                                Abb. 9). Dabei lassen sich signifikante Un-
13   Mit dem Kruskal-Wallis-Test wurde ein Zusammen-       15   Mit dem Kruskal-Wallis-Test wurde ein Zusammen-
     hang zwischen den Variablen Quartierslage (in drei         hang zwischen den Variablen Quartierslage (in drei
     Klimatope gruppiert) und Raumklima mit einem Wert          Klimatope gruppiert) und Luftqualität mit einem Wert                            17   Obwohl es für die Hitzebelastung einen wesentlichen
     von 0,000 errechnet.                                       von 0,000 errechnet.                                                                 Unterschied ausmacht, ob man im Freien oder in
14   Der Mann-Whitney-Test ergab eine asymptotische        16   Der Mann-Whitney-Test ergab eine asymptotische                                       geschlossenen Räumen arbeitet, kann hier aufgrund
     Signifikanz von 0,000 und damit einen statistischen        Signifikanz von 0,000 und damit einen statistischen                                  der geringen Fallzahl nicht näher auf Erwerbstätige
     Zusammenhang zwischen den Variablen Wohnform               Zusammenhang zwischen den Variablen Wohnform                                         eingegangen werden, die überwiegend im Freien
     (Eigentum/Miete) und Raumklima.                            (Eigentum/Miete) und Luftqualität.                                                   arbeiten.

                                                                                                                                                                                                              201
Hitzebelastung und Hitzewahrnehmung im Wohn- und Arbeitsumfeld | Europa Regional 18 (2010) 4

                                                                                                                                                            etwa Personen, die ihre Arbeit als wenig
     Stadt Aachen                                                                                                                                           anstrengend beurteilten (z.B. Tätigkeiten
     Temperaturempfinden am Arbeitsplatz an heißen Tagen 2010                                                                                               im Sitzen, n = 435) zu 56 % an, dass es an
     Mehrfachantworten-Set                                                                                                                                  heißen Tagen zu warm an ihrem Arbeits-
                                                                                                                                                            platz wird, Personen, die größere körper-
                      Beamte, Beamter                                               72,8                                             27,2             0,0   liche Anstrengungen bei der Arbeit leis-
                               (n=81)
                                                                                                                                                            ten müssen (z.B. Tätigkeiten im Stehen
                    Arbeiterin, Arbeiter
                                 (n=64)
                                                                                65,6                                            32,8                 1,6    oder Gehen, n = 240) zu 60 % und Perso-
                                                                                                                                                            nen, deren Arbeit körperlich stark an-
             Angestellte, Angestellter                                      58,4                                           39,5                      2,2
                             (n=461)                                                                                                                        strengend ist (z.B. Tragen/Heben von
     Selbstständige, Selbstständiger                                                                                                                        schweren Gegenständen, n = 79) zu 66 %.
                                                                     47,2                                            52,2                             0,6
                            (n=159)
                                                                                                                                                               Als Voraussetzung für eine angenehme
                                                                                                                                                            Raumtemperatur am Arbeitsplatz muss
                                     gesamt
                                     (n=765)
                                                                            58,2                                            40,3                     1,6    die Möglichkeit bestehen, an heißen Ta-
                                                                                                                                                            gen ausreichend kühlen zu können. Über
                                                  0                 20                   40               60                    80                   100
                                                                                                                                                            diese Option verfügt allerdings weniger
                                                                                                                                              Prozent
                                                                                                                                                            als die Hälfte der Erwerbstätigen
                                                       zu warm                     angenehm                    zu kühl
                                                                                                                                                            (43,2 %). Diese Personen gaben zu ca.
          IfL 2012
          Inhalt, Entwurf: C. Pfaffenbach, A. Siuda                                                                                                         70 % an, dass die Temperaturen am Ar-
          Grafik: R. Schwarz                                                                                             Quelle: eigene Erhebung
                                                                                                                                                            beitsplatz angenehm seien. Im Gegensatz
Abb. 9: Temperaturempfinden am Arbeitsplatz an heißen Tagen 2010                                                                                            dazu bewerten nur 20 % der Personen,
                                                                                                                                                            die ihren Arbeitsraum nicht kühlen
     Stadt Aachen                                                                                                                                           können, die Raumtemperaturen in Hitze-
     Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit bei hohen                                                                                                 phasen als angenehm.
     Temperaturen 2010                                                                                                                                         In diesem Zusammenhang ist es nicht
                                                                                                                                                            nur von Bedeutung, ob die Temperatur
            Beamte,
            Beamter          4,9      11,0                                   54,9                                          20,7                7,3 1,2      am Arbeitsplatz an heißen Sommertagen
             (n=82)
          Arbeiterin,
                                                                                                                                                            als zu hoch empfunden wird, sondern vor
            Arbeiter      3,2             17,7                      30,6                         16,1                    22,6                  9,7          allem inwieweit bzw. wie häufig die Ar-
             (n=62)
        Angestellte,                                                                                                                                        beit dadurch tatsächlich beeinträchtigt
        Angestellter
           (n=459)
                             4,8           15,7                      32,9                                  30,7                         13,3         2,6
                                                                                                                                                            und Hitze mit Auswirkungen auf die Leis-
     Selbstständige,                                                                                                                                        tungsfähigkeit assoziiert wird. Die Unter-
     Selbstständiger      3,1       8,0                      38,3                                       31,5                           16,7          2,5
            (n=162)                                                                                                                                         suchung hat ergeben, dass bei Tätigkei-
                                                                                                                                                            ten, bei denen man sich konzentrieren
            gesamt
            (n=765)
                           4,3            13,7                      36,2                                   28,6                        14,1          3,0    muss, ca. 18 % der Erwerbstätigen in Hit-
                                                                                                                                                            zephasen ,oft‘ oder sogar ,immer‘ eine
                         0                        20                       40                     60                      80                         100
                                                                                                                                                            Beeinträchtigung verspüren. Anderer-
                                                                                                                                              Prozent
                                                                                                                                                            seits gaben auch 14 % der befragten Per-
                                   immer               oft           manchmal                    selten             nie                 trifft nicht zu
                                                                                                                                                            sonen an, diese Belastung ,nie‘ zu emp-
          IfL 2012
          Inhalt, Entwurf: C. Pfaffenbach, A. Siuda
          Grafik: C. Kunze                                                                                                Quelle: eigene Erhebung           finden. Weitere 29 % der Erwerbstätigen
                                                                                                                                                            spüren ,selten‘ und 36 % ,manchmal‘ eine
Abb. 10: Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit bei hohen Temperaturen 2010                                                                           Minderung der Leistungsfähigkeit. Abbil-
                                                                                                                                                            dung 10 zeigt, dass es auch hier Unter-
terschiede zwischen den einzelnen Be-                                              die jedoch auch als einzige Berufsgruppe                                 schiede zwischen den einzelnen Berufs-
rufsgruppen feststellen.18 So gaben vor                                            ihre Arbeitssituation selbst gestalten                                   gruppen gibt, diese aber nicht so ausge-
allem Beamte an, dass in Hitzephasen die                                           können.                                                                  prägt sind.20 Am wenigsten beeinträchtigt
Temperaturen in ihren Arbeitsräumen zu                                               Das Temperaturempfinden am Arbeits-                                    fühlen sich demnach die Selbstständigen.
hoch seien (73 %), am seltensten betrof-                                           platz hängt neben der Ausstattung der
fen sind offenbar Selbstständige (47 %),                                           Arbeitsräume von der körperlichen                                             Zusammenhang zwischen den Variablen körperliche
                                                                                   Belastung bei der Arbeit ab.19 So gaben                                       Anstrengung und Temperaturempfinden am
                                                                                                                                                                 Arbeitsplatz.
18   Der Kruskal-Wallis-Test ergab eine asymptotische                                                                                                       20   Der Kruskal-Wallis-Test ergab eine asymptotische
     Signifikanz von 0,001 und damit einen statistischen                           19   Diese Unterschiede sind jedoch nicht signifikant: Der                    Signifikanz von 0,064 und damit keinen deutlichen
     Zusammenhang zwischen den Variablen Berufsgrup-                                    Kruskal-Wallis-Test ergab eine asymptotische                             statistischen Zusammenhang zwischen den Variablen
     pe und Temperaturempfinden am Arbeitsplatz.                                        Signifikanz von 0,291 und damit keinen statistischen                     Berufsgruppen und Beeinträchtigung durch Hitze.

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