ZAHNTECHNIK TELESKOP - BERUFSBILDUNG DEM STRUKTURELLEN UND DIGITALEN WANDEL ANPASSEN - VDZI
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Gesundheitsschutz in Laboren - Höhere Kosten durch Covid-19 Aufnahme der Unterkieferprotrusionsschiene in die vertragsärztliche Versorgung BERUFSBILDUNG DEM STRUKTURELLEN UND DIGITALEN WANDEL ANPASSEN 2. DENTALER BERUFSBILDUNGSGIPFEL „Wir sind systemrelevant” - Gesundheitshandwerke fordern Aufnahme in die Liste systemrelevanter Berufe ZAHNTECHNIK 04-2020 TELESKOP MAGAZIN FÜR DAS DEUTSCHE ZAHNTECHNIKER-HANDWERK
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EDITORIAL CORONA HINDERT UNS NICHT Seit dem Herbst und dem November-Lock- Im Kabinettsentwurf zu einem Gesetz zur down wirkt sich Corona wieder stärker auf Verbesserung der Gesundheitsversorgung das Handwerk aus. Nach einer konjunktu- und Pflege (GPVG) ist mit dem Paragra- rellen Stabilisierung spüren die Betriebe fen 140 a SGB V die erweiterte Möglichkeit nun erneut eine Zurückhaltung in der Be- für Selektivverträge vorgesehen. Der VDZI völkerung angesichts steigender Infekti- kritisiert nicht die Absichten des Gesetzge- onszahlen. bers, mehr sektorübergreifende und fach- Hier ist es wichtig, weiter auf die Unbedenk- übergreifende Vertragsstrukturen zu eta- lichkeit eines Zahnarztbesuches hinzu- blieren. Gleichwohl eröffnen unkonkrete weisen und die Bedeutung der Gesund- Begriffe und Formulierungen, zum Beispiel heitsberufe für die Versorgung der Be- „besondere Versorgung“, den gesetzlichen völkerung herauszustellen. „Wir sind Krankenkassen das Recht zum Abschluss systemrelevant”: In seinem Schreiben an von Selektivverträgen nahezu vollständig. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Das geht unseres Erachtens weit über die haben die 5 Gesundheitshandwerke ihre von der Politik tatsächlich beabsichtigten zentrale Rolle in der Patientenversorgung Bereiche und Ziele hinaus. Für die zahn- unterstrichen. Um diese auch in Zukunft si- ärztliche Versorgung mit Zahnersatz im DOMINIK KRUCHEN cherstellen zu können, ist dafür der Zugang Festzuschusssystem sollte der § 140a daher VDZI-Präsident zu Corona-Schnelltests und zu Impfstoffen keine Anwendung finden. für die Fachkräfte der Gesundheitshand- Derzeit gibt es keine Transparenz über die werke unerlässlich. Inhaberstrukturen und die Kettenbildun- sprache der Azubis auf Facebook und In- Zur Aufrechterhaltung des zahntechni- gen im Bereich der zahnärztlichen MVZ. stagram, war sehr erfolgreich. In diesen schen Leistungsangebotes ist es für die Die Vertreterversammlung der KZBV hat unsicheren Zeiten hat sich die Zahl der Laborinhaber im gefahrengeneigten Ge- daher jüngst den Gesetzgeber aufgefor- angemeldeten Teilnehmer gegenüber 2019 sundheitshandwerk darüber hinaus uner- dert, durch eine gesetzliche Regelung ein sogar leicht erhöht. Damit setzen auch die lässlich, die Infektionsrisiken im alltägli- „MVZ-Register“ zu schaffen. Diesen Trans- Ausbildungsbetriebe ein Zeichen, dass sie chen Laborbetrieb und im Kontakt mit dem parenzgedanken unterstützen wir. Ein sol- in Krisen-Zeiten weiter in die Ausbildung Praxispersonal zu minimieren. Persönliche ches Register ist aber nicht ausreichend, investieren. Schutzausrüstung und Hygienemittel ge- um die gesamte Tendenz zur Vergewerb- Mit Blick auf die Internationale Dental- hören daher zu der unabdingbaren Grund- lichung des freien Berufes vollständig zu Schau 2021, an der der VDZI im kommen- ausstattung. Auch hier fordert der VDZI mit erfassen, wie gerade auch die vielfältigen den März teilnimmt, geht es in der Coro- den anderen 4 Gesundheitshandwerken Konstruktionen von Praxislaboratorien in na-Pandemie auch für den Verband der eine entsprechende finanzielle Unterstüt- den Praxisgemeinschaften und Z-MVZ ge- Deutschen Dentalindustrie und die Koeln- zung seitens der Politik. nerell zeigen. Diesen Punkt machen wir ge- messe als Ausrichter darum, alle Vorberei- Bei allen Maßnahmen in Corona-Krisen- genüber der Politik deutlich. tungen für eine sichere Messe zu treffen. zeiten ruht die „normale“ berufspolitische Der 2. Berufsbildungsgipfel des VDZI fand Ein entsprechendes Konzept „#B-SAFE- Arbeit nicht. Anfang Oktober als hybride Veranstaltung 4business“ wurde im Oktober vorgestellt. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat statt. Während die Referierenden und Dis- Damit soll es in etwas mehr als 3 Monaten die Aufnahme der Unterkieferprotrusions- kussionsteilnehmer in Berlin zusammen- möglich sein, dass sich die gesamte Den- schiene in die vertragsärztliche Versorgung kamen, konnten sich die geladenen Gäste talbranche nicht nur vor Ort in Köln trifft, beschlossen. Im Stellungnahmeverfahren online zur Live-Veranstaltung dazuschal- sondern auch digital aus der Welt auf die hatte der VDZI einen aktiven Beitrag ge- ten. Insgesamt fand das Format sehr gro- Neuerungen und Weiterentwicklungen der leistet und auch dafür plädiert, dass die ße Zustimmung. Der VDZI und das Zahn- Branche blickt. Versorgung mit einer zahntechnisch indi- techniker-Handwerk können stolz darauf viduell angefertigten und adjustierbaren sein, das wichtige Thema der beruflichen Liebe Kolleginnen und Kollegen, Unterkieferprotrusionsschiene erfolgen Aus-, Weiter- und Fortbildung auch in Kri- im Namen des Vorstandes und der Ge- soll. In den kommenden Monaten haben senzeiten weiter voranzubringen und mit schäftsstelle wünsche ich Ihnen eine be- die beteiligten Gremien und Leistungser- allen Beteiligten konstruktiv zu diskutieren. sinnliche Advents- und Weihnachtszeit in bringer, dabei auch der VDZI, die Aufga- Die Bedeutung der Ausbildung unter- diesen, sehr ungewöhnlichen Zeiten. Ihren be, die leistungsrechtlichen und die ver- streicht der VDZI auch mit seinem renom- Betrieben wünsche ich einen erfolgreichen tragsrechtlichen Grundlagen für die neue mierten Nachwuchswettbewerb Gysi-Preis, Jahresabschluss und einen guten Start ins Behandlungsmethode in der gesetzlichen der zur Internationalen Dental-Schau 2021 neue Jahr 2021. Bleiben Sie gesund. Krankenversicherung festzulegen und zu ausgeschrieben wurde. Die Bewerbung vereinbaren. des Preises, auch mit einer direkten An- Ihr Dominik Kruchen Zahntechnik Teleskop 3
INHALT „WIR SIND SYSTEMRELEVANT” GESUNDHEITSSCHUTZ GESUNDHEITSHANDWERKE UNTERSTREICHEN ZENTRALE HÖHERE KOSTEN DURCH DIE CORONA-PANDEMIE ROLLE IN DER PATIENTENVERSORGUNG Seiten 8-9 IN DENTALLABOREN Seiten 10-13 2. DENTALER BERUFSBILDUNGSGIPFEL DES VDZI CORONANEWS BERUFSBILDUNG DEM STRUKTURELLEN UND UPDATE ZU HILFEN DER BUNDESREGIERUNG 00:00 23:00 01:00 00:30 23:30 DIGITALEN WANDEL ANPASSEN Seiten 14-24 UND NACHRICHTEN RUND UM CORONA Seiten 30-34 01:30 22:3 0 22:0 02:0 0 0 :30 21 :30 02 21 :00 :00 03 20 :30 :30 03 20:0 0 0 04:0 19:00 19:30 DAS 04:30 05:00 05:30 18:30 18:00 06:00 VIDEO 06:30 17:30 PROJEKT 07:00 17:00 07:30 16:30 0 08:0 16:0 0 08 :30 :30 15 IDS 2021 TAG DES HANDWERKS 2020 09 :0 0 :00 15 09 :30 #B-SAFE4BUSINESS FÜR EIN SICHERES 24-STUNDEN-PROJEKT GIBT AUTHENTISCHEN EINBLICK 0 14:3 10:0 0 14:0 10:3 0 MESSEERLEBNIS Seiten 44-47 IN HANDWERKE WIE DIE ZAHNTECHNIK Seite 68-70 13:3 0 0 11:30 12:30 11:00 13:00 12:00 TDH2020_Uhr_mit_Headline_40x40_RZ.indt 1 08.09.20 14:31 UNTERKIEFERPROTRUSIONSSCHIENE BETRIEBSWIRTSCHAFT Der Gemeinsame Bundesausschuss beschließt die Durchschnittliches Lohnniveau steigt nominal um 3,3 Prozent 26 Aufnahme der Unterkieferprotrusionsschiene in die vertragsärztliche Versorgung 6 PRAKTISCHER LEISTUNGSWETTBEWERB SOCIAL MEDIA Profis der Zukunft - Brandon-Lee Ternes ist Bundessieger im Erfolgreiche Kampagnen des VDZI auf Facebook 28 Zahntechniker-Handwerk 7 4 Zahntechnik Teleskop
INHALT | IMPRESSUM NACHRICHTEN ◼ „Sicheres Dentallabor“ - Neue Onlineplattform der BG ETEM 36 ◼ Studie zur Zufriedenheit im Handwerk 36 ◼ Projekt „Handwerk attraktiv“ bietet online-Werkzeugkasten 37 ◼ Neues Gesetz - Trotz beruflicher Hauterkrankung im Job bleiben 37 ◼ Leuchtende Beispiele für Sicherheit und Gesundheit gesucht 38 Impressum ◼ Kabinett folgt Mindestlohnkommission - Mindestlohn steigt bis 2022 auf 10,45 Euro 38 ZAHNTECHNIK TELESKOP ◼ Umfrage zur Übernahme der Kosten einer professionellen Magazin für das Deutsche Zahntechniker-Handwerk Zahnreinigung 40 HERAUSGEBER: Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen, Bundesinnungsverband, HANDWERKSPOLITIK Mohrenstraße 20/21, 10117 Berlin ◼ Handwerk fordert von Regierung faire Lastenverteilung V.i.S.P.: Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI), nach der Krise 42 Berlin ◼ Neues Arbeitgebersiegel „WIR FÖRDERN ANERKENNUNG“ 42 REDAKTION: B. Weihmann, G. Temme, W. Winkler ◼ Bürokratische Entlastung von Handwerksbetrieben drängt KONZEPTION: E. Springborn, G. Temme, W. Winkler mehr denn je 43 ANZEIGEN: P. Hartmann / G. Temme GESTALTUNG UND LAYOUT: Gerald Temme AUS DEN INNUNGEN DRUCK: Kühn, Langen TEXTBEITRÄGE: BG ETEM, Berufsverband der Deutschen ◼ Stuckenholz Zahntechnik GmbH feiert 4. erfolgreiche Dermatologen, BMAS, BMWi, bundestag.de, BZÄK, DGUV, QS-Dental Wiederholungsprüfung! 49 DGZMK, Handwerk, HWK Ulm, KFW, Koelnmesse, KZBV, ◼ Dreifache Ehrung in Nettetal 50 proDente, RND, SVR, VDDI, VDZI, ZDH, ZTI Arnsberg, ZTI ◼ MDR - Zahntechniker-Innung Ostwestfalen-Lippe schult Düsseldorf, ZTI Köln, Mitteldeutsche ZTI, ZTI Nord, ZTI OWL, Mitgliedsbetriebe 51 ZTI Württemberg ◼ Zahntechniker-Innung Köln vergibt besondere Auszeichnungen 52 FOTOS: Adobe Stock,BG ETEM, BMF, BMG, DGUV, Handwerk, ◼ 30 Jahre Innungsbetrieb Christina und Wolfgang Jasper 54 Koelnmesse, proDente, VDDI, VDZI, ZDH, ZDH/Boris Trenkel, ◼ Brief nicht zustellbar - Info „postwendend“ nach 2 Jahren 54 ZTI Arnsberg, ZTI Düsseldorf, ZTI Köln, Mitteldeutsche ZTI, ZTI Nord, ZTI OWL, ZTI Württemberg ◼ Eine Idee macht die Runde - mehr als 130 CNE-Tools bundesweit abgegeben 55 TITELBILD: Adobe Stock ◼ Die Zahntechniker-Innung Nord obsiegt vor dem ANSCHRIFT DER REDAKTION: Bundesarbeitsgericht - Keine Mindestlohnpflicht für Mohrenstraße 20/21, 10117 Berlin, Anpassungsqualifizierungen 56 Tel.: 030 8471087 12, Fax: 030 8471087 29 ◼ Gesundheitshandwerker fordern Anerkennung als E-Mail: redaktion.teleskop@vdzi.de systemrelevante Berufsgruppe 58 ◼ ZIW schult erfolgreich Innungslabore und VERLAG: Wirtschaftsgesellschaft des Verbandes Deutscher Nicht-Innungsbetriebe zur neuen MDR 59 Zahntechniker-Innungen mbH, Mohrenstraße 20/21, 10117 Berlin, Tel.: 030 8471087 0, Fax: 030 8471087 29 QS-DENTAL ANZEIGENRUF: 030 8471087 0 QS-Dental auf Titel und Rückseite der WELT-Beilage „Keep-Smiling” 60 ERSCHEINUNGSWEISE UND BEZUGSPREIS: Bezugspreis jährlich 32,00 Euro zzgl. MwSt., Bestellungen direkt an den Verlag, Bezugsgebühren sind im Voraus zu entrichten. Kündigungen können nur PRODENTE berücksichtigt werden, wenn diese 8 Wochen vor Quartalsende vorliegen. Leserbriefe, namentlich gekennzeichnete oder mit Kürzeln des Verfassers ◼ Abdruck 2020 - Roadshow zur Preisübergabe 64 signierte Beiträge geben die Meinung des Autors, aber nicht unbedingt die ◼ proDente Fotowettbewerb auf Instagram 66 Meinung der Redaktion wider. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Zeichnungen und Bilder wird keine IMAGEKAMPAGNE DES HANDWERKS Haftung übernommen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur unter Zusendung von Belegexemplaren mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet. Neues Werbeportal für Betriebe 71 Zahntechnik Teleskop 5
UNTERKIEFERPROTRUSIONSSCHIENE DER GEMEINSAME BUNDESAUSSCHUSS BESCHLIEßT DIE AUFNAHME DER UNTERKIEFERPROTRUSIONSSCHIENE IN DIE VERTRAGSÄRZTLICHE VERSORGUNG Zahnärzte und Zahntechniker sind in den qualitätsgesicherten Versorgungsprozess konsequent eingebunden - VDZI leistet aktiven Beitrag im Stellungnahmeverfahren. Die Unterkieferprotrusionsschiene (UKPS) wurde mit Be- begründeten Kontraindikationen, der Planung sowie auch der schluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom Herstellung durch die qualitätssichernde Beauftragung eines 20. November in Berlin in die vertragsärztliche Versorgung zahntechnischen Labors und der Versorgung mit einer UKPS aufgenommen. Sie kann künftig als sogenannte Zweitlinien durch den Zahnarzt gewährleistet werden. therapie zur Behandlung des obstruktiven Schlafapnoe Der VDZI hatte darüber hinaus aus dringenden fachlichen Syndroms (OSA), einer schlafbezogenen Atmungsstörung, von Qualitäts- und Sicherheitsaspekten heraus auch dafür plädiert, einem Vertragsarzt verordnet werden. dass die Versorgung mit einer zahntechnisch individuell Der G-BA hatte das Beratungsverfahren zur UKPS bei leichter angefertigten und adjustierbaren UKPS erfolgen soll. bis mittelgradiger obstruktiver Schlafapnoe bei Erwachsenen Die UKPS ist aus der Sicht des G-BA nunmehr eine wichtige auf Antrag der Patientenvertretung im Jahr 2018 eingeleitet. Therapieoption zur Behandlung der Volkskrankheit obstruktive Der VDZI hatte dabei mit den gesetzlich eingeräumten Schlafapnoe, also der schlafbezogenen Atemstörung, bei der Beteiligungsrechten seine fundierten fachlichen Einschätzungen es während des Schlafs wiederholt zur Verringerung oder dem eingebracht und seine Expertise zu den zahntechnisch kompletten Aussetzen der Atmung durch eine Verengung des fachlichen Anforderungen dem G-BA zur Verfügung gestellt. Er Rachenraums kommt. nahm damit als sachkundiger Experte an den mündlichen sowie In den kommenden Monaten haben die beteiligten Gremien schriftlichen Stellungnahmeverfahren teil. und Leistungserbringer, dabei auch der VDZI, die Aufgabe, die In seinen Stellungnahmen hatte der VDZI sich insbesondere leistungsrechtlichen und die vertragsrechtlichen Grundlagen für die konsequente und unverzichtbare Einbindung von für die neue Behandlungsmethode in der gesetzlichen Vertragszahnärzten und der Zahntechniker in den Behandlungs- Krankenversicherung festzulegen und zu vereinbaren. und Versorgungsprozess mit einer UKPS eingesetzt. Diese Der Beschluss wird dem Bundesministerium für Gesundheit Einbindung sollte über den ganzen Behandlungs- und zur Prüfung vorgelegt und tritt nach Nichtbeanstandung und Versorgungsablauf von der Feststellung von zahnmedizinisch Bekanntmachung im Bundesanzeiger in Kraft. ◼ 6 Zahntechnik Teleskop
PRAKTISCHER LEISTUNGSWETTBEWERB PROFIS DER ZUKUNFT BRANDON-LEE TERNES IST BUNDESSIEGER IM ZAHNTECHNIKER-HANDWERK Am 5. Dezember wurden die Siegerinnen und Sieger des diesjährigen Leistungswettbewerbs alternativ in Form eines Live-Streams, einer virtuellen Schlussfeier, geehrt. Der bundesweite Leistungswettbewerb „PLW - Profis leisten Eigentlich sollten die 1. BundessiegerInnen und die 1. Preis- was“ des ZDH dokumentiert auf nationaler Ebene den hohen trägerInnen in Berlin, auf großer Bühne und vor Publikum, und innovativen Leistungsstand handwerklicher dualer Ausbil- im Rahmen der Abschlussfeier zum Leistungswettbewerb des dung. In diesem Jahr war der VDZI Gastgeber für den Bereich Deutschen Handwerks geehrt werden. Die Entwicklungen und Zahntechnik im Leistungswettbewerb des Deutschen Hand- Bestimmungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ließen werks, der den Wettbewerb zusammen mit dem ZDH ausge- das nicht zu. richtet hat. Am 5. Dezember wurden die SiegerInnen des diesjährigen Leis- Der Bundessieger im Zahntechniker-Handwerk beim Leis- tungswettbewerbs alternativ in Form eines Live Streams in ei- tungswettbewerb ist Brandon-Lee Ternes, Ausbildungsbetrieb ner virtuellen Schlussfeier geehrt. Tholen Dental in Cottbus, Handwerkskammer Cottbus. Zahntechnik TELESKOP wird in der Ausgabe 01-2021 von der Den 2. Platz belegt Anna Worpenberg, Ausbildungsbe- virtuellen Veranstaltung, die nach Redaktionsschluss stattfand, trieb Büker Zahntechnik in Osnabrück, Handwerkskammer berichten. ◼ Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim. Der 3. Platz geht an René Piekarski, Aus- bildungsbetrieb Zahntechnisches Labor Duen GmbH in Hamburg, Handwerks- kammer Hamburg, In der Bewertungskommission zur Er- mittlung des Bundessiegers saßen Zahn- technikermeisterin Simone Gretzmacher, Zahntechnikermeisterin Julia Schlee und Zahntechnikermeister und Vorstands- mitglied des VDZI Heinrich Wenzel. Sie haben am 13. November den Bundessie- ger in Berlin ermittelt. Die 69. Ausgabe fand in diesem Jahr unter besonderen Bedingungen und großen Herausforderungen statt. Alle TeilnehmerInnen haben in der von der Corona-Pandemie geprägten Zeit ihre berufliche Exzellenz und Leidenschaft für ihr Handwerk unter Beweis gestellt. Zahntechnik Teleskop 7
GESUNDHEITSHANDWERKE „WIR SIND SYSTEMRELEVANT” GESUNDHEITSHANDWERKE UNTERSTREICHEN IHRE ZENTRALE ROLLE IN DER PATIENTENVERSORGUNG Der VDZI fordert zusammen mit den Gesundheitshandwerken in allen Bundesländern in die Liste von systemrelevanten Berufsgruppen aufgenommen zu werden. In einem Brief an Bundesgesundheitsminister Spahn haben die Bundesverbände für Zahntechnik (VDZI), Augenoptik (ZVA), Hörakustik (BIHA), Orthopädieschuhtechnik (BIV-OT) und Orthopädie-Technik (ZVOS) erneut auf ihre zentrale Rolle in der bundesweiten Sicherstellung der Bevölkerung mit Hilfsmitteln und Zahnersatz verwiesen. Diese Position haben die 5 Verbände zu Beginn des erneuten Lockdowns in einem Schreiben an relevante Referate der Gesundheits- und Sozialministerien sowie Wirtschaftsministerien der Länder ebenfalls unterstrichen. Um die zentrale Rolle bei der Versorgung mit Hilfsmitteln und unterschiedlichen Landesverordnungen ergaben sich in der Zahnersatz auch in Zukunft sicherstellen zu können, ist dafür Umsetzung erhebliche Probleme in der gewerberechtlichen der Zugang zu Corona-Schnelltests (und in Zukunft zu Impf- Zuordnung unserer Berufe. Fälschlicherweise wurden teilwei- stoffen) für die Fachkräfte der Gesundheitshandwerke uner- se Betriebe der Gesundheitshandwerke dem Einzelhandel mit lässlich. Im Schreiben an Gesundheitsminister Spahn fordern der Folge zugeordnet, dass Ordnungsämter die Schließungen die Gesundheitshandwerke die folgenden 3 Punkte: dieser Betriebe anordneten. Zurückzuführen sind diese Um- setzungsprobleme auch auf eine fehlende einheitliche Defi- „1. SYSTEMRELEVANZ DER GESUNDHEITSHANDWERKE nition des Begriffs „Systemrelevanz“. Vor diesem Hintergrund regen wir dringend an, die Gesundheitshandwerke, aufgrund Während des Lockdowns im Frühjahr 2020 wurde die richti- ihrer zentralen Rolle in der bundesweiten Sicherstellung einer ge und notwendige Entscheidung getroffen die Gesundheits- wohnortnahen und flächendeckenden Versorgung der Bevöl- handwerke von Schließungen auszunehmen. Aufgrund der kerung mit Hilfsmitteln und Zahnersatz, in eine bundesweit 8 Zahntechnik Teleskop
GESUNDHEITSHANDWERKE Foto: BMG In einem gemeinsamen Schreiben haben sich die Gesundheitshandwerke an Bundesgesundheits- minister Jens Spahn gewandt. einheitliche Liste von systemrelevanten Berufsgruppen aufzu- Aus Anlass der Pandemie-Entwicklung Ende Oktober/Anfang nehmen. November haben die Gesundheitshandwerke ein gemeinsa- mes Schreiben an relevante Referate der Gesundheits- und 2. ZUGANG ZU CORONA-SCHNELLTESTS FÜR DIE Sozialministerien sowie Wirtschaftsministerien der Länder BETRIEBE DER GESUNDHEITSHANDWERKE geschickt. Darin haben sie positiv festgehalten, „dass die Be- schlüsse von Bund und Ländern klarstellen, dass dem Hand- So wie andere systemrelevante Berufsgruppen benötigen die werk möglichst umfassend sicheres Arbeiten ermöglicht Gesundheitshandwerke den Zugang zu kostenlosen Coro- werden soll und dass medizinisch notwendige Behandlungen na-Schnelltests. Viele Gesundheitshandwerker arbeiten zu- weiterhin möglich bleiben sollen.“ Mit dieser Entscheidung meist mit älteren Menschen eng zusammen, die bekanntlich orientierten sich die Bundesregierung und die Ministerprä- zu einer besonders zu schützenden Risikogruppe gehören, so sidenten der Länder an den guten Erfahrungen während des auch in Pflegeheimen. Auch diese gilt es zu schützen, ohne die 1. Lockdowns in diesem Jahr. Gesundheitsversorgung mit Hilfsmitteln zu gefährden. Die Gesundheitshandwerke unterstrichen in dem Schreiben 3. ZUGANG ZU IMPFSTOFFEN FÜR DIE FACHKRÄFTE ebenfalls die Systemrelevanz ihrer knapp 26.000 Betriebe: DER GESUNDHEITSHANDWERKE „Diese fünf Berufsgruppen sind systemrelevante Leistungs- erbringer des Gesundheitswesens und stellen die Versorgung Impfstoffe gegen das Corona-Virus werden 2021 eine zent- mit Hilfsmitteln und Zahnersatz sicher. Daher muss in der Erar- rale Rolle für die Bekämpfung der Pandemie sein. Wir bitten beitung der Landesverordnungen weiterhin sichergestellt sein, Sie, die Gesundheitshandwerke auch hier den besonders sys- dass die betriebliche Tätigkeit der Gesundheitshandwerke rei- temrelevanten Berufsgruppen zuzuordnen, die prioritär eine bungslos ermöglicht wird, sei es durch die Verhinderung von Impfung erhalten müssen. Es ist selbstverständlich, dass die Schließungen von Hauptbetriebsstätten oder Filialen als auch Bevölkerung nur schrittweise mit Impfstoffen versorgt werden durch die Sicherstellung der organisatorischen Erbringbarkeit kann. Hier wird eine transparente und strukturierte Verteilung von mobilen Diensten in der häuslichen Umgebung von Versi- wichtig sein, welche aufgrund von nachvollziehbaren Kriteri- cherten, in Kliniken oder auch in Pflegeheimen, so z.B. durch en erfolgen sollte. Fachkräfte der Gesundheitshandwerke, die Zugangserlaubnisse.“ ◼ unmittelbar in engem körperlichem Kontakt mit Hochrisiko- patienten sind, können über eine Immunisierung dem Risiko entgehen, infiziert zu werden oder ungewollt einen Patienten Weitere Informationen: zu infizieren.” www.gesundheitshandwerke.de Zahntechnik Teleskop 9
GESUNDHEITSSCHUTZ GESUNDHEITSSCHUTZ HÖHERE KOSTEN DURCH DIE CORONA-PANDEMIE IN DENTALLABOREN Seit Beginn der Corona-Pandemie haben die gewerblichen Dentallabore dieses Landes mit vielen zusätzlichen Herausforderungen zu kämpfen. Hierzu zählt, dass alle Labore - zusätzlich zu den bereits regelhaft hohen Schutz- und Hygienestandard - weiterführende Maßnahmen geplant und umgesetzt haben. von Birgit Christalle und Walter Winkler Die für Dentallabore zuständige Berufsgenossenschaft BG Der Fragebogen basierte auf den von der BG ETEM in der „Er- ETEM hatte hierzu eine „Ergänzung der Gefährdungsbeurtei- gänzung der Gefährdungsbeurteilung für Dentallabore zum lung für Dentallabore zum Schutz vor Infektionen mit dem Co- Schutz vor Infektionen mit dem Coronavirus“ genannten zusätz- ronavirus“ veröffentlicht. In einer Übersicht wurden hier zusätz- lichen Maßnahmen - erfragte aber ebenfalls die aus Sicht des liche Maßnahmen beschrieben, welche über die bisher gemäß Labors anfallenden weiteren Mehraufwände, welche von der DGUV-I 203-021 "Zahntechnische Laboratorien - Schutz vor BG ETM nicht genannt worden sind. Infektionsgefahren" geltenden Hygieneregeln für Dentallabore hinausgehen. Letztendlich hatten 17 Labore die ausführlichen Fragebögen mit entsprechend auswertbaren Angaben ausgefüllt. Dieser Daten- Es war also klar, dass durch die Corona-Pandemie von jedem pool wurde systematisch quantitativ und qualitativ ausgewer- Dentallabor ein zusätzlicher Aufwand betrieben werden muss- tet. te. Vor diesem Hintergrund hat der VDZI eine Befragung mit ei- nigen Dentallaboren durchgeführt, um einen ersten Überblick Im Durchschnitt der befragten Betriebe wurden pro herge- über die tatsächliche zusätzliche Belastung der Dentallabore zu stellter Arbeit immerhin 5,11 Euro Mehraufwand ermittelt, wel- erhalten. cher sich in 1,96 Euro Sachkosten und 3,15 Euro Personalein- 10 Zahntechnik Teleskop
GESUNDHEITSSCHUTZ 2. Die Mehrkosten durch die Desinfektion der Fahrzeuge (bei 16 von 17 Laboren genannt) 3. Die Mehrkosten durch Hautschutz-, Hautreinigungs- Hautpflegemittel (bei 15 von 17 Laboren genannt) Weitere wesentliche Einflussfaktoren auf die betrieblichen Kos- ten wurden genannt: ◼ Die Flächen des Desinfektionsplatzes werden deutlich häufiger gereinigt und desinfiziert (statt einmal täglich bis zu 5 bis 10 mal am Tag). Hieraus resultiert ein Mehrver- brauch an Desinfektionsmitteln und ein erhöhter Zeitauf- wand (Personalkosten). ◼ Das regelmäßige Benutzen von Mund-Nasen-Bedeckun- gen (MNB), falls der Abstand von 1.5 Metern nicht einge- halten werden kann, führt zu erhöhten Sachkosten (Kos- ten für MNB für Mitarbeiter). ◼ Alle Beschäftigten werden zusätzlich über die Infektions- gefährdungen durch das Virus SARS-CoV-2 und die Maß- nahmen wie Hygiene- und Verhaltensregeln unterwiesen. Anstelle der Arbeitsschutzunterweisung einmal pro Jahr satzkosten pro hergestellter Arbeit aufteilten. Die Hygienesach- erfolgt dies z.B. monatlich oder vierteljährlich – also 4 bis und Personalkosten schwankten dabei zwischen den einzelnen 12 zusätzliche Unterweisungen pro Jahr mit den entspre- Laboren sehr. chenden Personalkosten (ca. 15 bis 20 Minuten pro Mitar- beiter pro Unterweisung). Die Abweichungen sind dabei plausibel durch die deutlichen ◼ Die Botenfahrzeuge sind seit der Corona-Pandemie Unterschiede in den jeweiligen betrieblichen Verhältnissen zu regelmäßig mit Flächendesinfektionsmittel zu desinfizie- erklären, wobei die Betriebsgröße sowie die innerbetrieblichen ren, wenn das Fahrzeug von mehreren Personen genutzt Raumsituationen und Arbeitsplatzverhältnisse eine große Rolle wird, was bei der überwiegenden Zahl der Labore der Fall spielen. Einige Labore desinfizierten auch schon vor Corona den ist. Hieraus resultiert ein Mehrverbrauch an Desinfektions- Desinfektionsplatz mehrmals täglich (Vorschrift laut DGUV-I mitteln und ein erhöhter Zeitaufwand (Personalkosten). 203-021: mindestens einmal täglich). Außerdem waren die La- ◼ Höherer Verbrauch an Händedesinfektionsmitteln, Haut- bore unterschiedlich von Teuerungen beim Einkauf von Desin- reinigungs- und Hausschutzmitteln sowie Einmal-Hand- fektionsmitteln, Masken und Handschuhen betroffen, sicherlich schuhen. auch abhängig von der Vorratshaltung im jeweiligen Labor. ◼ Von den Laboren werden gestiegene Kosten für Desinfek- Auch waren nicht in jedem Labor die gesamten Maßnahmen tionsmittel und Einmalhandschuhe sowie überteuerter notwendig. Mundschutz im Zuge der Corona-Pandemie angegeben. ◼ Teilweise mussten Abtrennungen z.B. mittels Plexiglas Wenn beispielsweise die Botenfahrzeuge nur von jeweils einer geschaffen werden und es wurden zusätzliche Desinfekti- Person gefahren wurden, mussten die Fahrzeuge nicht häufiger onsmittelspender angebracht (notwenige Einmalkosten je als bisher desinfiziert werden. In anderen Laboren hingegen, nach Laborsituation/ Platzverhältnissen). in denen mehrere Botenfahrzeuge zum Einsatz kamen und ein häufiger Fahrerwechsel stattfand, mussten auch vermehrt Fahr- Und nicht zu vergessen sind die Produktivitätsverluste, wie sie zeugdesinfektionen durchgeführt werden. Diese Labore hatten etwa durch längere Wartezeiten an den Maschinen entstehen, hinsichtlich der Fahrzeugdesinfektion durch Covid-19 einen durch einen geringen Auslastungsgrad und etwa dadurch, dass überproportional hohen Aufwand. zur Aufrechterhaltung des Betriebes zum Schutz nur sich ab- wechselnde Teams eingesetzt werden. Die folgenden Punkte wurden von den befragten Betrieben ge- nannt, die jeweils abhängig vom betrieblichen Umfang, die hö- heren Kosten für Gesundheitsschutz und Hygienemaßnahmen durch die Covid-19 maßgeblich verursachen: 1.a) Die zusätzliche Unterweisung der Mitarbeiter (bei 17 von 17 Laboren genannt) 1.b) Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (bei 17 von 17 Laboren genannt) Zahntechnik Teleskop 11
GESUNDHEITSSCHUTZ Eines ist bei alldem sicher, das Thema Corona wird den heitsausschusses im Bundestag, MdB Erwin Rüddel, haben bisher schon hohen Standard im Gesundheitsschutz in den die Gesundheitshandwerke gefordert: zahntechnischen Laboren nachhaltig verändern. Auch wenn möglicherweise zukünftig nicht alle heute notwendigen „Unser Wunsch wäre, dass im Rahmen anstehender gesund- Maßnahmen erforderlich sein werden, so ist doch davon heitspolitischer Gesetzgebungsverfahren den Gesundheitshand- auszugehen, dass der Schutzstandard und damit die werken, als den zentralen Akteuren in der Versorgung mit Hilfs- aufzuwendenden Kosten höher sein werden als vor der Corona- mitteln und Zahnersatz, eine den Heilmittelerbringern und Ärzten Pandemie. gleichgerichtete Unterstützung gewährt wird, analog zu der für jede Versorgung mit den Krankenkassen abrechenbaren Pauschale Das war auch der Anlass des VDZI gemeinsam mit den auf der Grundlage von § 2 Absatz 7 der COVID-19-Versorgungs- 4 Gesundheitshandwerken das Thema Kostenausgleich für strukturen-Schutzverordnung. Die Pauschale für die Gesundheits- die gestiegenen Schutzmaßnahmen wie in anderen Bereichen handwerke sollte sich dabei an den tatsächlichen Kosten bei der auf die politische Agenda aber auch in den Vergütungs Herstellung und Lieferung von als auch der Versorgung mit Medi- verhandlungen zur Sprache zu bringen. In einem gemeinsamen zinprodukten orientieren.” ◼ Schreiben (siehe unten) an den Vorsitzenden des Gesund DIE GESUNDHEITSHANDWERKE DIE GESUNDHEITSHANDWERKE Gesundheitshandwerke stellt dies eine erhebliche finanzielle Belastung dar, die die langfristige Herrn Arbeitsgemeinschaft der Stabilität des gesundheitswirtschaftlichen Mittelstandes gefährden. MdB Erwin Rüddel Verbände der Gesund- heitshandwerke Vorsitzender Gesundheitsausschuss im ZDH Unser Wunsch wäre, dass im Rahmen anstehender gesundheitspolitischer Gesetzgebungsverfah- Deutscher Bundestag ren den Gesundheitshandwerken, als den zentralen Akteuren in der Versorgung mit Hilfsmitteln Platz der Republik 1 und Zahnersatz, eine den Heilmittelerbringern und Ärzten gleichgerichtete Unterstützung gewährt 11011 Berlin Berlin, 12. November 2020 wird, analog zu der für jede Versorgung mit den Krankenkassen abrechenbaren Pauschale auf der Grundlage von § 2 Absatz 7 der COVID-19-Versorgungsstrukturen-Schutzverordnung. Die Pau- schale für die Gesundheitshandwerke sollte sich dabei an den tatsächlichen Kosten bei der Her- stellung und Lieferung von als auch der Versorgung mit Medizinprodukten orientieren. Unterstützung für die Gesundheitshandwerke zur Kompensation der Mehrkosten für Per- sönliche Schutzausrüstung und Hygienemittel im Kontext der Corona-Pandemie Für Fragen stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen Sehr geehrter Herr Rüddel, wir bedanken uns für Ihre konstruktive Mitwirkung an der 8. Gesundheitskonferenz der Handwerks- kammer Ulm am 10.11.2020 zum Thema „Rolle der Gesundheitsberufe - Mitspracherechte bei der Marianne Frickel Alf Reuter Stephan Jehring Selbstverwaltung“. Präsidentin, biha Präsident, BIV-OT Präsident, ZVOS Gerne würden wir das in diesem Rahmen aufgekommene Thema der durch die Corona-Pandemie entstehenden beträchtlichen Mehrkosten für die Gesundheitshandwerke zur Beschaffung von Dominik Kruchen Thomas Truckenbrod Persönlicher Schutzausrüstung und Hygienemitteln sowie zur Durchführung von betriebli- Präsident, VDZI Präsident, ZVA chen Schutzmaßnahmen nachverfolgen. Die Gesundheitshandwerke Augenoptik, Hörakustik, Orthopädieschuhtechnik und Orthopädietech- nik arbeiten direkt am Patienten, von denen viele zu unterschiedlichen Risikogruppen gehören, so z.B. Menschen mit Diabetes, Pflegebedürftige, ältere Menschen, Hörgeschädigte oder auch Seh- behinderte. Persönliche Schutzausrüstung und Hygienemittel gehören daher zu der unabdingba- ren Grundausstattung für die Gesundheitshandwerke. Die Zahntechniker als weiteres gefahrenge- neigtes Gesundheitshandwerk sind mit aufwändigen betrieblichen Maßnahmen gezwungen, die Infektionsrisiken für die Mitarbeiter sowohl im alltäglichen Laborbetrieb als auch im Kontakt und Lieferaustausch mit dem Praxispersonal in der Zahnarztpraxis zu minimieren. Wie Ihnen zweifelsfrei bekannt ist, ist durch die Corona-Pandemie nicht nur der Bedarf an Persön- licher Schutzausrüstung massiv gestiegen, ebenso haben sich die entsprechenden Preise signifi- kant erhöht. Das führt zu beträchtlichen Mehrkosten in der Sicherstellung der Versorgung mit Hilfs- mitteln und Zahnersatz im Rahmen des GKV-Systems, welche – im Gegensatz zu den Heilmit- telerbringern und der Ärzteschaft – derzeit ausschließlich durch die Betriebe der Gesundheitshand- werke selbst getragen werden. Für die oftmals inhabergeführten Betriebe der COVID-19-VERSORGUNGSSTRUKTUREN-SCHUTZVERORDNUNG (COVID-19-VST-SCHUTZV) § 2 Ausgleichszahlungen an Heilmittelerbringer (7) Zur pauschalen Abgeltung der Kosten für erhöhte Hygienemaßnahmen infolge der COVID-19-Epidemie, insbesondere für persönliche Schutzausrüstung der Leistungserbringer, können die Leistungserbringer nach Absatz 1 für jede Heilmittel- verordnung, die sie in dem Zeitraum vom 5. Mai 2020 bis einschließlich 31. Dezember 2020 abrechnen, einen zusätzlichen Betrag in Höhe von 1,50 Euro gegenüber den Krankenkassen geltend machen. Der Spitzenverband Bund der Krankenkassen hat hierzu kurzfristig eine für alle Heilmittelbereiche bundeseinheitliche Positionsnummer festzulegen. 12 Zahntechnik Teleskop
GESUNDHEITSSCHUTZ GESTIEGENER AUFWAND FÜR GESUNDHEITSSCHUTZ Gesundheitsschutz, insbesondere Schutz vor gefährlichen In- fektionen und umfassende Hygienemaßnahmen sind sowohl VDZI-Vorstandsmitglied Thomas Breitenbach. laborintern als auch in der Zusammenarbeit mit unseren Kun- den für zahntechnische Labore nichts Neues. Durch die Corona-Pandemie kommen nun für jeden Betrieb Im Rahmen der Preisverhandlungen zum Bundeseinheitlichen weitere Forderungen und ein entsprechender Aufwand in Sa- Leistungsverzeichnis werden der VDZI und die Innungen dies chen Gesundheitsschutz hinzu. auf geeignete Weise in den Verhandlungen einbringen, da es Es entsteht dadurch für jeden Betrieb ein beträchtlicher Auf- sich um stark steigende Kosten handelt. wand, der kalkulatorisch stärker berücksichtigt werden sollte. Corona mag sich hoffentlich bald verflüchtigen, der hohe Stan- Im Rahmen von außervertraglichen Leistungen können und dard des Gesundheitsschutzes aber wird bleiben. Insofern sollten wir das in Form einer individuell kalkulierten Hygiene- bleibt es auch nicht beim Einmalaufwand, sondern er wird position auch tun. dauerhaft sein.” Siehe zum Thema auch „Aus den Innungen” auf der Seite 58. Jochen Birk, Obermeister der Zahntechniker-Innung Württemberg, hat sich im Rahmen der Ulmer Gesundheitskonferenz zu den deutlich höheren Betriebsausgaben geäußert. - ANZEIGE - ceraMotion®LiSi Finalisiert mit unbearbeitet ceraMotion®One Touch Zahntechniker, die das Beste wollen. Das ideale Presskeramik-System mit Lithium-Disilikat. Alle Systemkomponenten wie die spezielle Presseinbettmasse, Pressingots und auch die Finalisierungspasten sind im eigenen Hause erdacht, entwickelt, produziert und geprüft. Das Resultat: ein einfaches und schnelles System, das es erlaubt, hochwertigen und ästhetischen Zahnersatz wirtschaftlich umzusetzen. Dentaurum ist ein traditionsreiches mittelständisches Familienunternehmen, das sich den Bedürfnissen der Zahntechniker annimmt. Testen Sie uns! Turnstr. 31 I 75228 Ispringen I Germany I Telefon + 49 72 31 / 803 - 0 I Fax + 49 72 31 / 803 - 295 I www.dentaurum.com I info@dentaurum.com
2. BERUFSBILDUNGSGIPFEL AUF DEM GEMEINSAMEN WEG - DIE BERUFSBILDUNG DEM STRUKTURELLEN UND DIGITALEN WANDEL ANPASSEN 2. DENTALER BERUFSBILDUNGSGIPFEL DES VDZI Am 2. Oktober 2020 rief der VDZI zum 2. Dentalen Berufsbildungsgipfel auf. Damit knüpfte der VDZI an den 1. Gipfel vom November letzten Jahres an. Zusammen diskutierten Vertreter der Berufs- und Meisterschulen und andere Experten über die strukturellen und organisatorischen Konsequenzen der Digitalisierung: Wie kann die dentale Aus- und Fortbildung davon profitieren? Wie werden/können die Berufs- und Meisterschulen der Zukunft aussehen? Welchen Einfluss hat der Wandel auch auf die Berufsbildungsstrukturen? 1. Hybrider Gipfel VDZI-Präsident Dominik Kruchen, VDZI-Vorstandsmitglied Aufgrund der noch anhaltenden Kontaktbeschränkungen und VDZI-Beauftragter für die Aus- und Weiterbildung Hein- beschloss der VDZI die Veranstaltung dieses Jahr als Hyb- rich Wenzel und VDZI-Generalsekretär Walter Winkler nah- rid-Veranstaltung durchzuführen. Das heißt, der Gipfel fand men im Meistersaal des ZDH in Berlin teil. Moderiert wurde mit den Referierenden und Diskussionsteilnehmern in Berlin der Gipfel von ZTM und Vorstandsmitglied der Zahntechni- statt, während die Gäste sich online zu der Liveübertragung ker-Innung Köln Thomas Bartsch. der Veranstaltung dazuschalten konnten. Insgesamt folgten 55 Teilnehmer aus den Innungen, Lehre, Verbänden, Industrie Referent Markus Lensing, Berufsschullehrer an dem Albrecht- und Presse dem Event. Dürer-Berufskolleg in Düsseldorf und Mitglied in der Berufs- 14 Zahntechnik Teleskop
2. BERUFSBILDUNGSGIPFEL Die Referierenden und Diskussionsteilnehmer waren in Berlin vor Ort, während sich die Gäste online zu der Liveübertragung der Veranstaltung dazuschalten konnten. schule-Arbeitsgruppe der Pädagogischen Arbeitsgemeinschaft Zahntechnik e.V. (PAZ), referierte live aus dem Berufskolleg. In seiner Begrüßungsrede sprach Präsident Kruchen von den einschneidenden Veränderungen in der Berufsbildung und blickte auf den 1. Gipfel im November letzten Jahres zurück. „Damals hat noch niemand daran denken können, welche einschneidenden Veränderungen unser Land gepackt hat und wie wichtig eine solche Konferenz sein würde, um neben der VDZI-Präsident Dominik Kruchen begrüßte die normalen Entwicklung auch über die Folgen von Corona für Teilnehmerinnen und Teilnehmer. die berufliche Bildung diskutieren zu können.“ Präsident Kru- chen wiederholte seine Forderung, dass die berufliche Bildung der akademischen Ausbildung gleichgestellt werden muss und mahnte, dass den Betrieben zuviel Kosten auferlegt würden. „Der ursprüngliche Dreiklang bei der Finanzierung in der Du- alen Ausbildung muss wiederhergestellt werden. Bund und Länder haben hier in den letzten Jahren den Betrieben viel zu viele Kosten aufgebürdet“, kritisierte er. Durch die Corona bedingten Sicherheitsmaßnahmen und Umsetzung von Hy- gienekonzepten explodierten die Kosten in den Betrieben als auch Bildungseinrichtungen, während im Gegenzug jedoch die jeweiligen Zuschüsse pro Kursteilnehmer sanken. Folgend geraten auch die Träger von solchen Bildungseinrichtungen in eine finanzielle Schieflage, so Kruchen. Der VDZI fordert die Berufsschullehrer Markus Lensing referierte live aus zuständigen Landesregierungen auf, ihre Förderbedingungen dem Albrecht-Dürer-Berufskolleg in Düsseldorf. diesen Schwierigkeiten anzupassen. Zahntechnik Teleskop 15
2. BERUFSBILDUNGSGIPFEL Ausbildung im Wandel Einen Überblick über die Entwicklung und aktuellen Ausbil- dungszahlen präsentierte Heinrich Wenzel, VDZI-Vorstands- mitglied und VDZI-Beauftragter für die Aus- und Weiterbil- dung, in seinem Impulsvortrag. Die sinkende Anzahl an Auszu- bildenden, Lehrern und Ausbildungsbetrieben stellt den Aus- bildungsberuf ZahntechnikerIn vor neue Herausforderungen. Entwicklung der Auszubildendenzahlen Ein Blick in die Vergangenheit zeigte, dass die Anzahl der jähr- lich neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von ehemals circa 3.900 im Jahr 1997, über das Jahr 2004 mit circa 2.900 bis 2018 auf 1.900 zurückgegangen ist. Das heißt, die Ausbildungs- Heinrich Wenzel, VDZI-Vorstandsmitglied und verträge haben sich seit 1997 fast halbiert. In den letzten 3 Aus- VDZI-Beauftragter für die Aus- und Weiterbildung, bildungsjahrgängen - 2017 bis 2019 blieb die Zahl der Auszu- gab Impulse für die Aus- und Fortbildung im digitalen bildenden stabil mit einer leicht sinkenden Tendenz. Die Zahl und demografischen Wandel. der Ausbildungsstätten reduzierte sich seit 1997 von ehemals circa 5.200 auf derzeit circa 2.500 Ausbildungsbetriebe. Unausgelastete Berufsschulstandorte Zeit, die Lernkurve war steil, berichtete Lensing. Anfangs sind Während die Ausbildungszahlen sich fast halbierten, ist das die Server zusammengebrochen, Lehrern und Schülern fehlte standorttreue Beschulungsangebot nahezu flächendeckend es zu Beginn an Medienkompetenz. Der Berufsalltag der Leh- erhalten geblieben. Bundesweit gäbe es bereits Schulstandor- rer sah auf einmal ganz anders aus: Statt in den Klassen zu un- te mit weniger als 10 Schülern je Jahrgang mit abnehmender terrichten, saß der Lehrer nun am Schreibtisch, beschreibt er. Tendenz, informierte Wenzel. Die Bereitschaft der zuständigen Von dort wurden Aufgaben korrigiert, Schüler online beraten Schulträger, notwendige Investitionen für Kleinstklassen zu oder man berat und half sich in der Lehrerschaft untereinander generieren, sinkt sagte Wenzel und stellte die Fragen in den mit der Erstellung und Vorbereitung von digitalen Unterrichts- Raum: Benötigen wir in der Nähe jeder Ausbildungsstätte materialien und -methoden. eine Berufsschule? Oder ist die Konzentration der schulischen Ausbildung in zeitgemäß ausgestatteten Lehrstätten eine Mit dem Lernmanagement-System Moodle (LMS), einer freien mögliche Alternative? Klar ist, so Wenzel, dass die Strukturen Lernsoftware, wurden Unterrichtsprojekte komplett auf den der beruflichen Bildung sowohl im gesellschaftlichen als auch Distanzunterricht verlegt. Statt 4 Tage Präsenzunterricht gab technologischen Wandel auf den Prüfstand müssen. Er appel- es Lernvideos und interaktive Übungen für die Schüler. Über lierte, dass wir uns auf die technologischen Veränderungen das System können Aufgaben sowohl verschickt werden als und Möglichkeiten moderner Berufsbildung nicht nur einstel- auch seitens der Schüler hochgeladen und anschießend von len, sondern zusammen konkrete Möglichkeiten finden und den Lehrern kontrolliert und bewertet werden, informierte diese zusammen umsetzen müssen. Lensing. Zudem wurden via E-Mail Aufgaben verschickt, ein- gesammelt und Feedback dazu gegeben. „DIGITALER UNTERRICHT – BERUFSSCHULE (NICHT NUR) IN CORONA-ZEITEN“ Ergänzt wurde der Unterricht mit der Nutzung des von ihm ge- schaffenen online Lehrbuch „wikidental“. „Mit tools wie diesen Aus der Sicht des Berufsschullehrers schilderte im Anschluss können wir die Schüler abholen, wo sie sind und auf verschie- Markus Lensing seine Erfahrungen. Seit fast 25 Jahren ist er Lehrer an dem Albrecht-Dürer-Berufskolleg in Düsseldorf und führt die pädagogische Leitung der Ständigen Arbeitsgrup- pe der Pädagogischen Arbeitsgemeinschaft Zahntechnik e.V. LERNMANAGEMENT-SYSTEM (LMS) (PAZ). Ein Lernmanagement-System ist ein komplexes Content- Management-System, das der Bereitstellung von Lern- Unterricht während des Corona-Lockdowns: „Eine inhalten und der Organisation von Lernvorgängen dient. Herausforderung pädagogischer, didaktischer, Aufgabe einer webbasierten Lernumgebung ist, die medientechnischer und rein technischer Art.“ Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden Die Durchführung von Distanzunterricht war sowohl Lehrern zu ermöglichen. als auch Schülern absolut neu und stellte Lehrende und Ler- (Quelle: Wikipedia). nende vor neue Herausforderungen. Von 0 auf 100 in kürzester 16 Zahntechnik Teleskop
2. BERUFSBILDUNGSGIPFEL denen Kompetenz Leveln arbeiten“, so Lensing. Interessierte rief er auf am online Lehrbuche zu partizipieren. Als problema- WIKIDENTAL tisch erweist sich im Distanzunterricht jedoch, dass nicht jeder Kostenloses online Lehrbuch Schüler über ein digitales Endgerät verfügt, um am digitalen für Zahntechnik-Azubis Unterricht partizipieren zu können. https://www.wikidental.de Ein Ausblick: Digitales Lernen - was bleibt nach dem Lockdown? „Die Digitalisierung eröffnet Möglichkeiten, wir sind daran gewachsen, aber wir mussten und müssen noch viel lernen“, offenbarte Lensing. Das Lernen mit dem LMS wird bleiben. terricht für unersetzbar. Die dabei menschliche Zuwendung, „Klassen-Videokonferenzen“, d.h. live Übertragungen des Un- Kommunikation von Auge zu Auge und die Möglichkeit zu in- terrichts fanden und finden nach wie vor via Moodle für Schü- teragieren ist notwendig, aber sollte digital begleitet werden. ler statt, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, berichtete Lensing. Der Präsenzunterricht jeder Klasse wird DIGITALES LERNEN IN DEN BERUFSSCHULEN – VOR UND mit dem LMS organisiert. Zum einen, um vor einen erneuten NACH DEM LOCKDOWN – AUSZUBILDENDE BERICHTEN möglichen Lockdown gewappnet zu sein, zum anderen um Schülern, die nicht am Unterricht partizipieren können, dieses Svenja Manthey, Auszubildende im 2. Lehrjahr @ Dental-Studio zu ermöglichen. Unser Ziel ist, dass das digitale Unterrichten Dörte Thie und Paula Sue Konrad Auszubildende im 3. Lehrjahr so asynchron wie möglich und so synchron wie nötig ablaufen @ Zahntechnik Bestensee berichteten über Ihre Lernerfahrun- wird, d.h. dass die Schüler jederzeit Zugang zu den Lernmate- gen während der Corona-Pandemie. rialien haben, sagte Lensing. Beide Auszubildenden erzählten, dass an Ihrer Berufsschule Fazit: Digitales Lernen muss noch mehr gefördert werden in Potsdam und in Berlin während des Lockdowns mit E-Le- - Mehr Medienkompetenz und technische Ausstattung für arning Plattformen gearbeitet wurde. Die Lehrer stellten dort Lehrer und Schüler Lernblätter, Abbildungen und Aufgabenblätter online, die die Schüler abrufen, bearbeiten und zur Lernkontrolle hochladen „Die Digitalisierung erfolgt in rasender Geschwindigkeit, da sollten. Technische Schwierigkeiten wie die Überlastung der müssen wir mithalten, deswegen muss die Digitalisierung Plattform und der Tatsache, dass nicht alle Schüler über End- ein direkter Bestandteil der Ausbildung sein, von Anfang an“, geräte verfügten, waren die gravierendsten Probleme. forderte Lensing. Dazu gehöre die im Lehrplan vorgesehene Medienkompetenz und die Anwendung und Sicherheit von Am meisten fehlte den Azubis der direkte Austausch mit den digitalen Systemen. Es müssen Grundvoraussetzungen für Lehrern, wie z. B. alternativ in Form eines online Chats mit das digitale Lernen geschaffen werden. Dazu gehöre die tech- den Lehrern möglich gewesen wäre, schlug Konrad vor. Positiv nische Ausstattung und der Umgang mit den Medien ebenso wurde gewertet, dass Lernmaterialien digital online zur Ver- dazu, wie die Akzeptanz für den Distanzunterricht. Trotz aller fügung gestellt wurden, auf die die Schüler jederzeit Zugang digitaler Errungenschaften hält Lensing jedoch den Präsenzun- hatten. Paula Sue Konrad, Auszubildende im 3. Lehrjahr @ Zahntechnik Bestensee, und Svenja Manthey, Auszubildende im 2. Lehrjahr @ Dental-Studio Dörte Thie, berichteten über ihre Lernerfahrungen während der Corona-Pandemie. Zahntechnik Teleskop 17
2. BERUFSBILDUNGSGIPFEL In der Diskussionsrunde „Blockschulunterricht – wann wenn nicht jetzt?“ wurde lebhaft über die Vor- und Nachteile des Schulmodelles debattiert. Von links: Norbert Neuhaus, Dr. Karl-Josef Löllgen, Torsten Kordes, Paula Sue Konrad, Heiko Grasse, Dörte Thie, Svenja Manthey und Thomas Bartsch. Berufsschule der Zukunft: Präsenzunterricht, aber bildende, die digitale Lernmittel sehr begrüßen würden. digital bitte Winkler rief alle Beteiligten aus der Lehre, Industrie und Konrad und Manthey sehen ganz klar die Zukunft im digitali- Verbände auf, zusammen an einem Konzept für die Erstel- sierten Berufsschulunterricht, zum Beispiel durch die Nutzung lung von digitalen Lernmaterialien zu arbeiten. So könnten mit von Tablets und Laptops im Unterricht und digitalen Lernma- vereinter Expertise Bild- und Filmmaterialien den Auszubil- terialien wie Lernvideos. denden zur Verfügung gestellt werden, die sowohl online als In einem waren sich alle einig, der Präsenzunterricht und die di- auch offline von den Auszubildenden genutzt werden könnten. rekte Kommunikation und der Austausch mit dem Lehrer sind unersetzbar. „Präsenzunterricht – aber digital“ lautete daher Laborinhaberin Dörte Thie sieht eine noch zu starke Trennung der Wunsch der Auszubildenden als auch von Berufsschulleh- von Theorie und Praxis in der Ausbildung und wünscht sich rer Lensing. Das Beste aus beiden Welten mitnehmen, fasste eine bessere Kooperation zwischen der Berufsschule und den Moderator Thomas Bartsch ihren Wunsch zusammen. Laboren. Für eine bessere Vernetzung setzt sich auch Laborin- haber Heiko Grasse ein. Beide Betriebe unterstützten ihre Markus Lensings Vortrag und die Erfahrungsberichte der jun- Auszubildenden mit Rat und Tat während des Lockdowns und gen Auszubildenden legten den Grundstein für eine lebhafte freuten sich, dass die Azubis weiterhin digital den Berufsschu- Diskussion zwischen den Teilnehmern vor Ort und online. lunterricht wahrnehmen konnten. Bedarf an qualitativ geprüften digitalen Lernmaterialien ZTM Thorsten Kordes erkundigte sich nach der Medienkom- „Gibt es aus Ihrer Sicht bereits gute digitale Lernangebo- petenz der Schüler „Wie gut vorbereitet sind und müssen te für Auszubildende?“, fragte VZDI-Generalsekretär Wal- die Schüler sein, damit Distanzuuterricht möglich ist?“. Eine Me- ter Winkler die Auszubildenden Manthey und Konrad. dien-Einweisung ist absolut sinnvoll, bestätigten Manthey und Nein war die Antwort, es mangelt an qualitativ hochwer- Konrad. Zum einen, weil nicht jedes Lernmanagementsystem tigen und vor allen auch inhaltlich richtig geprüften Lehr- auf Anhieb verständlich und übersichtlich ist und zum anderen, materialien, wie z.B. Lernvideos berichteten beide Auszu- weil die Schüler mehr oder weniger affin mit online Medien sind. 18 Zahntechnik Teleskop
2. BERUFSBILDUNGSGIPFEL eine bessere Einsatzplanbarkeit Ihrer Auszubildenden, ohne wöchentliche Unterbrechung. „Weder Blockunterricht noch Teilzeitunterricht sind Allheilmittel“, sagte Dr. Karl-Josef Löllgen, Schulleiter an dem Kartäuser Be- rufskollege in Düsseldorf. Währrend seiner Karriere konnte er Erfahrungen mit beiden Berufsschultypen sammeln. Er ist überzeugt, dass im Blockschulunterricht die lang anhaltenden Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Kompetenzen besser auf- gebaut und gestuft werden können. Zurzeit befindet er sich im Prozess, den Blockschulunterricht an seiner Berufsschule für Für eine bessere Kooperation zwischen Berufsschule die angehenden Zahntechniker einzuführen. Traditional wur- und Betrieben sprach sich der Laborinhaber de in seiner Region bislang in Teilzeit ausgebildet. Der Wunsch Heiko Grasse aus. zum Blockschulunterricht kam u.a. von der Zahntechniker-In- nung Köln, Bonn und Aachen, berichtet er. Löllgen ist über- zeugt, dass Theorie und Praxis besser im Blockschulunterricht vereinbar sind. Zwischen Betrieben und Berufsschule wäre da- BLOCKUNTERRICHT - DAS FÜR UND WIDER durch ebenfalls eine bessere Transparenz darüber möglich, wel- che Lerninhalte in er Schule vermittelt werden, argumentierte Berufsschulvertreter, Laborinhaber und Auszubildende disku- Dr. Löllgen. tierten lebhaft und aus eigener Erfahrung, ob der Blockschul- unterricht ein geeinigtes Mittel der Wahl ist, um sich den de- Norbert Neuhaus, Obermeister der Zahntechniker-Innung im mografischen Entwicklungen anzupassen und um qualitativ Regierungsbezirk Arnsberg, schilderte seine Erfahrungen zum hochwertig auszubilden. In der angeregten Diskussion wurden Blockschulunterricht „In 2001 wurden in unserer Region Block- aus unterschiedlichen Perspektiven die Vor- und Nachteile des schulunterricht eingeführt, aber in 2008 leider wieder abge- Blockunterrichts vorgetragen. schafft. Der Blockunterricht scheiterte damals daran, dass Betriebe sich gegen den BS-Unterricht ausgesprochen haben. Heiko Grasse, Laborinhaber in Brandenburg, hat sich bewusst Die Zustimmung seitens der Auszubildenden war jedoch sehr dafür entschieden, seine Auszubildenden in den letzten 12 Jah- hoch“, berichtete Neuhaus. Nun wird aber erneut dafür ge- ren im Teilzeitunterricht in Berlin ausbilden zu lassen. Wie alles worben, das Unterrichtsmodell wieder einzuführen. Die sozi- im Leben hat alles Vor- und Nachteile, sagte Grasse. Ausschlag- ale Komponente, der menschliche Kontakt untereinander im gebend war für ihn, dass die Auszubildenden z.B. bei Krankheit Blockschulung ist viel intensiver, teilte Neuhaus seine Beob- nicht zu viel Berufsschulunterricht verpassen. Beim Blockun- achtung mit. Während der Ausbildung würde ein viel besse- terricht fiele der Schulausfall gravierender aus. Dank des Teil- rer Austausch zwischen den Azubis stattfinden und lanjährige zeitunterrichts können die Auszubildenden Arbeitsprojekte Kontakte geschaffen, das käme auch der Zahntechnik zugute. zudem wochenübergreifend von Anfang bis Ende bearbeiten. Unter seinen Auszubildenden sind die Meinungen jedoch un- terschiedlich, bekannte Grasse. Ein bundesweit einheitliches Berufsschulmodell hält er für sinnvoll, um einen einheitlichen Maßstab zu haben. Eine große Befürworterin des Blockunterrichts ist Dörte Thie. Die ZTM und Laborinhaberin hat Erfahrungen mit beiden Schulmodellen. 2 Ihrer 3 Auszubildenden nehmen am Block- schulunterricht an der Berufsschule in Potsdam teil. Die Aus- zubildenden dürfen auf Wunsch die Berufsschule in der Nähe ihres Wohnortes besuchen. Die bessere Planbarkeit seitens des Labors, aber auch der Auszubildenden sind für sie der aus- schlaggebende Grund pro Blockschulunterricht. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Azubis sich besser auf die Schu- le vorbereiten können, insbesondere wenn Tests anstehen.“ Laborinhaberin Dörte Thie sprach über ihre Erfahrungen Welcher Berufsschultyp die Azubis besser abschneiden lässt, zum Blockschul- und Teilzeitunterricht. konnte sie nicht feststellen. Blockunterricht bedeutet für sie Zahntechnik Teleskop 19
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