NABUREPORT Naturschutz in Sachsen
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I N H A LT 1 VO RWO R T L AN D E SVE R B A N D 2 Der NABU Sachsen wird 30: Ein Blick aufs Jubiläum 7 30 Jahre NABU Sachsen – fast 120 Jahre NABU in Sachsen 10 Zukunftsgärtner(n) in Borna-Gnandorf 2.0 12 Auwaldbildung im Projekt „Lebendige Luppe“ 13 Mein erstes Jahr im Biberhof Torgau – ein Bericht von Monique Altmann 15 Landesverband – in Kürze NAT U RSC HUTZP O L ITIK 20 Kiesabbau in der Radeburg-Laußnitzer Heide 22 Intensive Landwirtschaft befördert Baumsterben 23 Klage zum Schutz der Ringdrossel am Fichtelberg 24 Naturschutzpolitik – in Kürze FAC HA R B E IT 26 Wildbienenbeobachtungskästen nach dem Heynitzer System 29 Biberinventur 2019/2020 im Landkreis Leipzig 32 Ein Jahr Artenschutzprogramm Birkhuhn 34 Projekt „Lutra lutra“ im sächsisch-tschechischen Grenzgebiet 35 Facharbeit – in Kürze AU S N A B U- GR UP P E N 38 Vogelschutz: Mehrjähriges Drama an Leipziger Glasfassade 41 NABU Erzgebirgsvorland erhält Lebensräume für die Kreuzkröte 43 20-jähriges Engagement für den Steinkauz beim NABU Südraum Leipzig 45 Jugendleiterschulung: Umweltbildungsarbeit mit Qualitätssiegel 49 Ein besonderes Jahr für die Naturschutzjugend 51 Neue NAJU-Website 52 Aus NABU-Gruppen – in Kürze 3. US P U B L IKATIO N E N D E S N ABU SACHSEN
VO RWO RT Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde des NABU Sachsen, wir leben derzeit in einem Ausnahmezustand und damit bis heute prägen: zum einen das fortwährende Anliegen, et- meine ich nicht nur die allgegenwärtige Corona-Pandemie, was praktisch im Naturschutz zu bewegen, und zum ande- die unser aller Leben innerhalb kürzester Zeit verändert hat. ren sein durch eine breite Mitgliedschaft getragenes Enga- Berichte aus der Wissenschaft zeigen schon lange: Wir be- gement. finden uns in einem menschengemachten, unsere Lebens- grundlagen bedrohenden Artensterben, eine Situation, die Konsequent hat der Vorstand des NABU Sachsen den pra- zu sofortigem Handeln zwingt. Leider ist diese Erkenntnis xisbezogenen Wunsch, der Natur etwas Gutes tun, auch in Politik und Gesellschaft noch nicht ausreichend ange- zum Jubiläum umgesetzt. Auf große Feierlichkeiten wurde – kommen und die Maßnahmen zum Schutz der Natur fallen schon vor dem Coronavirus – bewusst verzichtet und das meist nur halbherzig aus, wie die jüngsten Abstimmungen gesparte Geld für praktische Naturschutzprojekte der Grup- zur EU-Agrarpolitik deutlich machen. pen im Rahmen eines Wettbewerbs verwendet. Den ersten Platz belegte der NABU Leipzig mit einem Biotopverbund- Zwischen all den Hiobsbotschaften, die über die Medien Projekt im Norden der Stadt. Wir meinen: Gut angelegtes tagtäglich auf uns einprasseln, möchte ich Sie heute mit dem Geld im Sinne des Naturschutzes! NABU-Report zu einer kleinen Verschnaufpause einladen. Es ist wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, dass Allen Mitgliedern unseres Verbandes, die in den zurücklie- wir unsere Zukunft auch positiv gestalten können. Lassen genden 30 Jahren mit Kompetenz, Energie, Durchhaltever- Sie uns einen Blick auf das werfen, was wir – entgegen der mögen, Geschick und großer Einsatzbereitschaft Bemer- Widerstande all jener, die vom Raubbau an der Natur profi- kenswertes zum Schutz der Natur in Sachsen geleistet oder tieren – gemeinsam bereits erreicht haben. diese Arbeit finanziell unterstützt haben, möchte ich auf das Herzlichste danken und ich wünsche uns allen Mut, Kraft Seit 30 Jahren setzt sich der NABU in Sachsen für den prak- und Zuversicht für die bevorstehenden Aufgaben. tischen Natur- und Artenschutz ein und konnte dadurch zahlreiche positive Entwicklungen in der Natur bewirken. Herzlichst Viele eindrucksvolle Beispiele dafür bietet die Broschüre Ihr „30 Jahre NABU Sachsen – 30 Meilensteine für die Natur“, welche wir anlässlich unseres Jubiläums veröffentlicht haben. Zwei Dinge werden hier sichtbar, die den NABU Sachsen Bernd Heinitz NABU-REPORT SACHSEN 2020 1
LANDESVERBAND Der NABU Sac wird 30 Ein Blick aufs Jubiläum ¢ 30 Jahre NABU Sachsen – 30 gute Gründe für die Natur, zu feiern. Denn seit 30 Jahren setzt sich der NABU in Sachsen für den praktischen Natur- und Artenschutz ein und schafft da- durch positive Veränderungen. „Trotz oft widriger Rahmenbedingungen, zum Beispiel was Finanzierung, fehlende po- litische Lobby, den mangelnden Willen vieler Verwaltungen, Naturschutz durch- 2 NABU-REPORT SACHSEN 2020
LANDESVERBAND hsen Von den zahlreichen sächsischen NABU-Gruppen, den NABU-Naturschutzstationen, den NABU-Naturschutzinstituten oder vom Landes- verband wurde im Laufe der vergangenen dreißig Jahre viel für den Naturschutz geleistet, unter anderem zum Erhalt der Papitzer Lachen bei Leipzig im Projekt „Lebendige Luppe“, im Sächsischen Artenschutzprogramm Weißstorch, durch praktische Naturschutzmaßnahmen zum Erhalt und zur Förderung wertvoller Naturschutzflächen, die Leipziger Wildvogelhilfe, durch die Landschaftspflege mit Schottischen Hochlandrindern in Naturschutzgebieten, Naturschutzgroßprojekte wie das zum Erhalt des Presseler Heidewald- und Moorgebietes, Amphibienrettungsaktionen der „Naturtäter“ oder beim jährlichen Bergwiesencamp der NAJU. Fotos: Maria Vlaic, Bärbel Franzke, NABU Wittichenau, Fabian Haas, Arne Weiß und Jan Bäss 360bit.com, Arndt Asperger, Andreas Wohland, NAJU Sachsen zusetzen, und eine geringe Akzeptanz Die Gründungsversammlung des „Na- zu erwartenden Ansturm von Investo- für den Naturschutz in der Gesell- turschutzbundes der DDR“ als Lan- ren auf die ostdeutschen Naturschätze schaft angeht, blickt der NABU heu- desverband der drei sächsischen Bezir- nur ein starker gesamtdeutsch agieren- te – in erster Linie auch dank des gro- ke fand am 10. März 1990 im Leipziger der Naturschutzverband entgegentreten ßen ehrenamtlichen Engagements der Naturkundemuseum statt. Kurz darauf könne. Und es gelang, die positiven Er- Mitglieder – auf 30 erfolgreiche Jahre gründeten sich Landesverbände auch in rungenschaften der Naturschutzarbeit in der Naturschutzarbeit zurück“, sagt anderen „neuen“ Bundesländern. Mit in beiden deutschen Staaten zu einer Bernd Heinitz, Landesvorsitzender des Blick auf die voraussehbare Wieder- sinnvollen Einheit im Naturschutzbund NABU Sachsen. vereinigung waren sich Naturschützer Deutschland zu verschmelzen. aus Ost und West bald einig, dass dem b NABU-REPORT SACHSEN 2020 3
LANDESVERBAND b Engagement in einer Vielzahl lebenswerte Zukunft ein – ob für die Tierwelt bei der Ent- von Naturschutzprojekten wicklung und Umsetzung des Sächsischen Artenschutzpro- gramms Weißstorch, der Suche nach Quartierpaten für Fle- Die staatliche Anerkennung des NABU Sachsen als Natur- dermäuse, dem Pflegen von verletzten Wildvögeln, der Um- schutzverband im August 1990 brachte auch das wichtige setzung von biodiversitätsfördernden Maßnahmen in der demokratische Recht auf Mitwirkung an Planungsverfahren, Landwirtschaft, beim Schutz von Schwalben-Niststätten oder die mit Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden sind, bei der Mitmachaktion für eine schmetterlingsgerechte Wie- mit sich. Von den heute rund 70 sächsischen NABU-Grup- senpflege. Dem Schutz von Pflanzen widmet sich der NABU pen, den 15 NABU-Naturschutzstationen, den drei NABU- zum Beispiel mit den Bemühungen um die Wiederansied- Naturschutzinstituten oder unter der Regie des Landesver- lung von Schwarzpappeln oder dem sachsenweiten Erhalt bandes wurden im Laufe der vergangenen 30 Jahre mehre- von Streuobstwiesen sowie ihrer Sortenvielfalt. re große Naturschutzprojekte realisiert. Darunter befindet Die Bewahrung von Flächen und Naturschutzgebieten ist sich das im Jahr 2012 gestartete und gemeinsam mit weite- eine weitere der großen Aufgaben des NABU Sachsen, wovon ren Partnern verwirklichte Vorhaben „Lebendige Luppe“, das unter anderem die Initiative um den Erhalt des Grünen Ban- es sich zur Aufgabe macht, einen wesentlichen Beitrag zur Re- des in Sachsen, die Pflege von Schutzgebieten mit alten Haus- vitalisierung der urbanen Auenlandschaft zu leisten, und das tierrassen, das Bergwiesencamp der Naturschutzjugend Sach- Naturschutzgroßprojekt „Presseler Heidewald- und Moorge- sen in Oberwiesenthal, die Entwicklung wertvoller Naturräu- biet“, das schon seit den 1990er Jahren Moore, kleine Hei- me wie des Seußlitzer Grunds, der Waldmoore bei Großditt- deflächen, Wälder und von Wiesen gesäumte Bäche schützt. mannsdorf, der Trossiner Teiche und des Limbacher Teich- Auch in vielen weiteren Bereichen und Initiativen setzt gebiets sowie der Einsatz um die Ausweisung neuer Natur- sich der NABU Sachsen für den Schutz der Natur und eine schutzgebiete zeugen. Das Biotop Plaußig im Norden der Stadt Leipzig. Foto: Steffen Wagner 4 NABU-REPORT SACHSEN 2020
LANDESVERBAND „30 Meilensteine für men, der Imkerei Beer als Vertreter der die Natur“ Imker. Hinzu kommen der kommuna- le Zweckverband Parthenaue, der für All diesen Themen und vielen weiteren Flächenpflege und Gewässerunterhalt, Ausschnitten aus der täglichen Arbeit aber auch für Umweltbildung zuständig für den Natur- und Artenschutz wid- ist, sowie die Leipziger Stadtforsten. Für met sich die in diesem Jahr erschiene- den Biotopverbund steuern alle Partner ne Jubiläumsbroschüre „30 Jahre NABU eigene Flächen bei, es sollen aber auch Sachsen – 30 Meilensteine für die Na- weitere Flächeneigentümer zum Mit- tur“, die sowohl zurück als auch auf vie- machen motiviert werden. Die Pflege le Projekte der Gegenwart blickt. In dem der Flächen wird naturverträglich ge- Heft stellt der NABU Sachsen auf über staltet und sie sollen als Biotope mitein- 60 Seiten und mit eindrucksvollen Bil- ander vernetzt werden, sodass neue Le- dern vor, was ihn von Anbeginn aus- bensräume für mehr Biodiversität ent- zeichnete und bis heute ausmacht. stehen, insbesondere auch Habitate für Insekten, um somit auch dem gravie- renden Problem des Insektensterbens NABU Leipzig gewinnt entgegenzuwirken. Ein weiteres Ziel ist Ideenwettbewerb und es, zusammen für eine nachhaltige Ent- www.30meilensteinefürdienatur.NABU-Sachsen.de Projektförderung wicklung der Region einzutreten. Öko- Damit sich anlässlich des 30. NABU- nomie und Ökologie sollen Hand in Geburtstags vor allem die Natur freu- Hand gehen. en kann, hat der Landesvorstand bereits 2019 einen Ideenwettbewerb unter den Gesamtgesellschaftliche sächsischen NABU-Gruppen ausgerufen Kooperation als Vorbild – und dieses Jahr im April den NABU für Sachsen Leipzig zum Gewinner gekürt. „Um Ar- tenschwund und Klimakrise aufzuhal- Dabei geht es auch darum, die Kompe- ten oder ihnen sogar aktiv etwas entge- tenz der unterschiedlichen Bereiche – genzusetzen, müssen wir unsere natür- Industrie und Umweltschutz, Landwirt- lichen Lebensräume schützen. Lebens- schaft, Forstwirtschaft und Naturschutz, räume neu entstehen lassen und mitein- Imkerei und Flächenpflege – zusammen- ander verbinden, sind dabei wichtige zubringen, auszudiskutieren, Synergien Anliegen“, begründet Bernd Heinitz die zu nutzen und pragmatisch gemeinsa- Entscheidung. „Längst sind Strategien me Lösungen zu finden. Orientiert auf Den 2. Platz des Ideenwettbewerbs belegt ein Projekt und Programme für den Schutz der Bio- Nachhaltigkeit, Biodiversität und Klima- der NABU-Naturschutzstation Herrenhaide, die von diversität auch in der großen Politik an- schutz könnte das Bündnis zeigen, wie der Förderung den Himmelsteich auf dem Stations- gekommen, aber viel zu selten werden eine gesamtgesellschaftliche Kooperation gelände saniert. Foto: Lutz Röder Ankündigungen auch in konkrete Taten aussehen kann. Umweltbildung und In- umgesetzt. Dass sich der NABU Leipzig formation der Öffentlichkeit sind wich- hier für einen großen Biotopverbund in tige Bausteine dabei. Der NABU Leipzig ein ungewöhnliches, aber zukunftswei- hofft, die Idee auch auf andere Teile der sendes Bündnis begeben will, hat uns Region Leipzig übertragen zu können; sehr beeindruckt.“ zudem soll sie Vorbild sein für ähnliche So ist das Verbinden mehrerer Bio- Initiativen in ganz Sachsen. tope im Norden von Leipzig das Ziel. Erreicht werden soll dies mit der Hil- Unterstützung für Teichsa- fe verschiedener bedeutender Akteu- nierung und Artenschutz re: dem NABU als Naturschutzverband und Koordinator des Projektes, BMW Aufgrund der Vielzahl vielversprechen- als Industrieunternehmen im Leipzi- der Projekte unter den Einreichungen ger Norden mit großen eigenen Bio- hat sich der Landesvorstand entschie- Auch die Kinder- und Jugendgruppe Großdittmanns- topflächen, dem Saat-Gut Plaußig als den, noch zwei weitere Projekte zu un- dorf kann sich freuen: Sie erhalten eine Unterstüt- ansässigem Landwirtschaftsunterneh- terstützen. So saniert der NABU Erz- b zung für ihr Pflanzprojekt im FND „Salweidenfeucht- gebiet“. Foto: Betina Umlauf NABU-REPORT SACHSEN 2020 5
LANDESVERBAND rungsquartiere für Amphibien geschaffen. Bei der Teichsanie- rung soll die eingebaute Folie entfernt und durch eine Ton- schicht ersetzt werden. Außerdem kann die Wasserfläche ver- größert werden, da der Teich, der auch für die umweltpäda- gogische Arbeit im Gelände der Naturschutzstation Herren- haide genutzt wird, von dem flachen Uferbereich aus zuneh- mend verlandet. Dank an die Mitglieder Ebenfalls gefördert wird die NABU-Kinder- & Jugend- Natur-AG Großdittmannsdorf, die im Flächennaturdenkmal Allen Mitgliedern, die in den zurückliegenden (FND) „Salweidenfeuchtgebiet“ bei Dresden-Marsdorf Heil- 30 Jahren mit Kompetenz, Energie, Geschick Betonie, Weiden-Alant und Großen Wiesenknopf hundert- und großer Einsatzbereitschaft Bemerkens- fach anpflanzen wollte, um jene seltenen Bestände zu stär- wertes zum Schutz der Natur in Sachsen ge- ken und zu vergrößern – dies ist bereits im April durch viele leistet oder diese Arbeit finanziell unterstützt helfende Hände geschehen. Die Heil-Betonie war vorher in haben, dankt der NABU Sachsen aufs Herz- geringer Anzahl auf der Fläche vertreten. Der Weiden-Alant lichste und wünscht viel Mut, Kraft und Zuver- wuchs ebenfalls schon in der anderen Wiesenfläche, jedoch sicht für die bevorstehenden Aufgaben. Denn an ungünstiger Stelle, wo die Pflanzen von Brombeeren ver- die Herausforderungen, vor denen die Natur- drängt werden. Eine geringe Anzahl an Pflanzen des Großen schutzmacherinnen und Naturschutzmacher Wiesenknopfes war auf der artenreichen, nördlich gelegenen Wiese zu finden und wurde nun im südlichen FND-Bereich im NABU stehen, sind größer als je zuvor. gepflanzt, wohin die Ausbreitung aufgrund natürlicher Bar- rieren wie Wald und Weidengebüsch nicht von selbst gesche- hen kann. b gebirge von der Förderung in diesem Herbst den 150 Qua- dratmeter großen, nährstoffarmen Himmelsteich auf dem Stempeln für die Natur Gelände der NABU-Naturschutzstation Herrenhaide, damit Zu guter Letzt wartet der NABU Sachsen im Jubiläumsjahr mit ein geeignetes Amphibienlaichgewässer mit Flachwasserberei- einem Stempelheft auf, das spielerisch in die NABU-Natur- chen entsteht. Der Teich soll auf einer Teilfläche mindestens schutzstationen einlädt. Im praktischen A6-Format bietet das einen Meter tief werden, um seine völlige Austrocknung wie Heft einen kurzen Überblick über die Naturschutzstationen in den letzten Jahren zu verhindern. Durch Lesesteinhaufen des NABU Sachsen – und viele leere Stempelfelder, die darauf und Wurzelholz am Teichufer werden außerdem Überwinte- warten, gefüllt zu werden. Denn ab sofort wird jede Teilnahme an einer Veranstaltung oder einem Einsatz in der Natur mit einem Stempel von der jeweiligen NABU-Naturschutzstation quittiert. Dabei können sich die Besitzerinnen und Besitzer des Hefts Großes vornehmen und möglichst viele Stationen besuchen, wofür sie sie eine Überraschung erwartet. Alternativ können Naturfreundinnen und -freunde an zehn Veranstal- tungen beziehungsweise Naturschutzeinsätzen ihrer Lieblings- station teilnehmen und sich ebenfalls über einen Preis freuen. Engagement für die Natur lohnt sich damit ab sofort doppelt. Diese Aktion beendet das Jubiläumsjahr des NABU Sachsen, der 2020 das bisher Erreichte Revue passieren ließ. Mit Stolz blicken wir auf die vergangenen 30 Jahre und auf die Gegen- wart. Ein Ausruhen auf Erfolgen kann es jedoch nicht geben, denn die Probleme für die Natur werden nicht kleiner und es gibt nach wie vor viel zu tun. Das gehen wir an und sagen heute: auf die nächsten 30 ! Juliane Dölitzsch www.stempelheft.NABU-Sachsen.de 6 NABU-REPORT SACHSEN 2020
LANDESVERBAND 30 Jahre NABU Sachsen Doch Geschichte des NABU in Sachsen beginnt schon vor 120 Jahren ¢ Im Jahr 2020 feiern wir, dass der NABU Sachsen 1990 ge- gründet wurde. Er hatte damals 400 Mitglieder – eine Zahl, die inzwischen auf über 25.000 angewachsen ist. Gemein- sam setzen sich die Mitglieder dafür ein, dass unsere Tier- und Pflanzenwelt nicht unserer Zivilisation mit ihrer immer intensiver werdenden Landnutzung geopfert, sondern be- wahrt und gefördert werden. Unser Landesverband hat seit 1990 zahlreiche und bedeutsame Erfolge erreicht. Der NABU ist in Deutschland der mitgliederstärkste Naturschutzverein und heute ein zentraler Pfeiler des Naturschutzes in Sachsen. Viele der Naturschützerinnen und Naturschützer, die den NABU Sachsen damals gründeten, waren vorher im „Kultur- bund der DDR“ organisiert, der 1974 durch Umbenennung Justus Oertner (1946–2007) Heinz Kubasch (1923–2013) aus dem 1945 gegründeten „Kulturbund zur demokratischen Foto: Archiv NABU Sachsen Foto: Rainer Pfannkuchen Erneuerung Deutschlands“ hervorgegangen war. Erich Ho- necker hatte sich 1974 endgültig von den Träumen Walter Ulbrichts von einem kommunistischen Gesamtdeutschland verabschiedet und ließ unter anderem zahlreiche Gebäude, Organisationen und Radiosender, deren Name „Deutsch- land“ enthielt, umbenennen und machte den Begriff zu ei- nem Unwort, das vermieden werden sollte. Einer der Hauptaktivisten beim Neuanfang 1990 war Justus Oertner. Er erreichte zusammen mit seinen Mitstreitern, dass bei der Vereinigung der Naturschützer aus dem ehemaligen Kulturbund mit dem in Westdeutschland dominierenden Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV) der Name „Natur- schutzbund“ auch für den neu zu gründenden Gesamtver- band übernommen wurde. Damit wurde einerseits berück- sichtigt, dass sich die zahlreichen Fachgruppen des Kultur- Lina Hähnle (1851–1941) Gerhard Creutz (1911–1993) bundes der Betreuung, der Untersuchung und dem Schutz Foto: NABU Foto: Reinhard Schipke eines sehr breiten Spektrums an Arten und Lebensgemein- schaften gewidmet hatten und nicht auf Vogelschutz im en- Naturschutzdienst bestehend aus Bezirks- und Kreisnatur- geren Sinne begrenzt waren. Andererseits zollte der neue schutzbeauftragten (KNB) und Naturschutzhelfern. Dieser Name dem Umstand Tribut, dass auch der DBV selbst – trotz Dienst, dessen Aufgabe darin besteht, die Behörden beim seines traditionsgeprägten auf Vogelschutz verweisenden Na- Durchsetzen der Naturschutzgesetze vor Ort zu unterstüt- mens – längst die gesamte Breite des Naturschutzes in seine zen, hat eine lange Tradition in Sachsen und existiert noch Vereinsziele und sein Arbeitsprogramm aufgenommen hatte. heute. Da der behördliche Naturschutz in der DDR perso- nell sehr schwach ausgestattet war, hatte der Naturschutz- Die Wirksamkeit des Kulturbundes innerhalb der Natur- dienst damals eine weit größere Bedeutung als heute, da es schutzszene der DDR wird oft überschätzt. Eine mindes- nunmehr personalstarke Naturschutzbehörden und zahlrei- tens genauso wichtige Säule war damals der ehrenamtliche che kommerziell arbeitende naturschutzbezogene Büros gibt. b NABU-REPORT SACHSEN 2020 7
LANDESVERBAND b Viele Aktivtäten des Naturschutzdienstes der DDR sind bis weise in Luxemburg, der Schweiz, Österreich-Ungarn oder heute von Bedeutung. So hat beispielsweise der KNB des da- im Russischen Reich. Auch in Sachsen entstanden zu Be- maligen Kreises Aue, Norbert Krätzig, in den 1960er Jahren ginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche BfV-Ortsgruppen, so durchgesetzt, dass mehrere Flächennaturdenkmale (FND) in Annaberg, Arnsdorf, Bautzen, Bischofswerda, Borsdorf, unter Schutz gestellt wurden. Ähnliches gilt für Dresden, wo Chemnitz, Dresden, Freiberg, Görlitz, Gröba, Hubertusburg- der KNB Rainer Pfannkuchen, unterstützt von seinen Hel- Wermsdorf, Klotzsche, Leipzig, Leutzsch, Meißen, Nossen, fern, in den 1980er Jahren zahlreiche FND unterer Schutz Olbernhau, Ottendorf-Okrilla, Plauen, Priestewitz, Reichen- stellen ließ, die heute wesentlicher Bestandteil der Schutz- bach im Vogtland, Sayda, Zeitz, Zittau, Zschopau und Zwi- gebietskulisse Dresdens sind. Dass der Naturschutzdienst im ckau. Beispielweise hatte die 1909 gegründete Leipziger BfV- östlichen Sachsen regelmäßig auf hohem wissenschaftlichen Gruppe 1910 bereits 96 Mitglieder. Der NABU beziehungs- Niveau fachlich geschult wurde, ist vor allem dem langjäh- weise sein Vorläufer BfV sind somit seit fast 120 Jahren in rigen Bezirksnaturschutzbeauftragten des Bezirks Dresden, Sachsen präsent. Manch heutige NABU-Gruppe sieht sich Heinz Kubasch, zu verdanken. als direkten Nachfolger der damaligen BfV-Gruppe in ihrem Ort. Für die Fachgruppe Ornithologie Dresden ist dies die Der Naturschutzdienst in der DDR erhielt – wie auch die im Dresdner BfV-Gruppe, die spätestens 1904 gegründet wurde. Kulturbund aktiven Naturschützer – außerdem sehr wertvol- le fachliche Unterstützung durch das Institut für Landschafts- Der wörtliche Auszug aus der ersten Version der Satzung des forschung und Naturschutz Halle (ILN) einschließlich sei- BfV von 1898 ner Außenstellen, darunter eine in Dresden. Das ILN betrieb nicht nur eigene Forschung, sondern es gab auch bedeutsame § 1. Der Zweck des Bundes ist in umfassendster Weise zum naturschutzbezogene Schriften heraus wie beispielsweise die Wohle unserer nützlichen Vögel zu wirken. Jahreszeitschrift „Naturschutzarbeit in Sachsen und …“ oder § 2. Zur Erreichung dieses Zwecks sucht der Bund das „Handbuch der Naturschutzgebiete der DDR“. Die meis- –•- den Massenmord der Zugvögel, „ ten Naturschutzhelferinnen und -helfer sind heute gleichzeitig - die thörichte Mode, Vogelbälge auf den Hüten zu Mitglieder von Naturschutzvereinen – viele davon im NABU. tragen, energisch zu bekämpfen; - durch Schaffung von Nistgelegenheiten Die Wurzeln des NABU in Sachsen liegen jedoch keinesfalls und Fütterung im Winter zur Erhaltung und allein in der Zeit von 1945 bis 1990, sondern sie reichen viel Vermehrung unserer einheimischen nützlichen weiter zurück – bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Der Vögel beizutragen. historische Vorläufer des NABU wurde 1899 von Lina Hähn- Der Bund sucht mit Vereinen ähnlicher Richtung in Ver- le als „Bund für Vogelschutz“ (BfV) gegründet und ist der bindung zu treten. älteste Naturschutzverein in Deutschland. Der BfV etablier- te sich um die Jahrhundertwende im gesamten Deutschen zeigt, dass der BfV anfangs noch ganz auf Vogelschutz im Reich vom Elsaß bis nach Ostpreußen wie auch in deutsch- engeren Sinne fokussiert war. Die Einschränkung auf „un- sprachigen Gebieten außerhalb Deutschlands wie beispiels- sere nützlichen Vögel“ entspricht dem anthropozentrischen Flächennaturdenkmal „Birkwitzer Graben“ im Mai 2020. Foto: Robert Michalk 8 NABU-REPORT SACHSEN 2020
LANDESVERBAND Zeitgeist in der damaligen Naturschutzszene, als man die Schutzwürdigkeit von Pflanzen und Tieren noch von deren Nutzen beziehungsweise – angeblichem – Schaden für den Menschen, ihrer Schönheit und ähnlichem abhängig mach- te. Denn die um die Jahrhundertwende entstandene Natur- schutzbewegung war zunächst eine spontane Reaktion auf die massiven Eingriffe in die Tier- und Pflanzenwelt und die unbebaute Landschaft, die sich mit der Gründerzeit, Indus- trialisierung und massiver Neuversiegelung der Landschaft infolge der Ausdehnung der Siedlungsgebiete ergeben hatten. Seit dieser Zeit unterliegt der Naturschutz bis heute unun- terbrochen Lernprozessen, was damals beispielsweise darin zum Ausdruck kam, dass wenige Jahre nach der Gründung des BfV in dessen Satzung „unsere nützlichen Vögel“ durch „Vogelwelt“ ersetzt und die Aktivitäten des BfV auch auf an- dere Lebewesen und ganze Lebensgemeinschaften erweitert wurden. Auch war der BfV am Anfang des 20. Jahrhunderts mit anderen Vereinen, zum Beispiel „Vogelliebhaberverei- Arbeitstreffen Dresdner NABU- und NAJU-Mitglieder am FND „Birkwitzer nen“, vernetzt. Dadurch waren zum einen die Grenzen zwi- Graben“. Foto: Vincent Schröder-McKillop schen echtem Vogelschutz und Vogelliebhaberei – einschließ- lich der beliebten Haltung von Singvögeln in Käfigen – flie- fort. Nach dem Krieg wurden in den westlichen Besatzungs- ßend, andererseits wurde das einfache Volk für den Natur- zonen mit Duldung der Besatzungsmächte ab 1946 die ersten schutz sensibilisiert. Daneben gelang es dem BfV, zahlrei- Gruppen unter dem alten Namen BfV wieder vor Ort aktiv. che einflussreiche Persönlichkeiten, darunter viele Adlige, als Ab 1948 wurde der BfV in der sowjetischen Besatzungszone Mitglieder zu gewinnen, auch die Könige von Württemberg und somit auch in Sachsen wieder zugelassen. Jedoch wurden und Sachsen. bald alle Naturschutzgruppen in der Zone und der späteren DDR in den bereits im Juli 1945 gegründeten Kulturbund mit Zu den frühen Aktivitäten des BfV in Sachsen gehört der Er- dem Ziel überführt, sie besser kontrollieren und leichter ideo- werb von Flächen für den Naturschutz, beispielsweise in Wol- logisch beeinflussen zu können. Namhafte Naturschützer und kenburg, Annaberg, Klein-Zschepa und im Kohrener Land. Ornithologen, die nach 1945 in unserem Raum für Kontinu- Am Stadtrand von Dresden befindet sich die 1927 vom BfV ität in der Arbeit und gleichzeitig für einen Neuanfang sorg- erworbene, reichlich 1,2 Hektar große Fläche, mit dem „Birk- ten, waren unter anderen Gerhard Creutz, Rudolf Pätzold und witzer See“ in einem Altarm des Flusses Wesenitz, die damals Hans Jokisch. Von 1937 bis er 1940 eingezogen wurde, war Heimstätte und Rastplatz für zahlreiche Wasservögel war. Gerhard Creutz Leiter der Dresdner Ortsgruppe. Er bewahr- Inzwischen ist dieser See bis auf kleine Restgewässer ausge- te als wertvolles Dokument deren Mitgliederliste auf, die dem trocknet – wahrscheinlich wegen des Kiesabbaus in unmit- Verfasser dieser Zeilen vorliegt. Sie enthält 150 Personen aus telbarer Nähe. Trotzdem handelt es sich immer noch um ein allen Schichten der Bevölkerung: einfache Arbeiter, Akademi- wertvolles Feuchtbiotop, das heute zum Flächennaturdenk- ker, Künstler, … Alle anderen Dokumente der Dresdner Orts- mal „Birkwitzer Graben“ gehört und Eigentum der NABU- gruppe sind am 13. Februar 1945 verbrannt. Wir sehen mit Stiftung Nationales Naturerbe ist. Sie wird von der NABU- großem Respekt, was die sächsischen Naturschützer als Mit- Gruppe Naturbewahrung Dresden e. V. gemeinsam mit der glieder des BfV und später des Kulturbundes beziehungsweise NAJU Dresden betreut. Dass die Dresdner BfV-Ortsgrupe im ehrenamtlichen Naturschutzdienst im 20. Jahrhundert für von besonderer Wichtigkeit für den BfV war, zeigt sich dar- die Bewahrung unseres Naturerbes geleistet haben – ein Fun- in, dass Lina Hähnle und ihr Mann Hermann Dresden häu- dament, auf dem der NABU Sachsen seit 1990 seine erfolgrei- fig besuchten. che Naturschutzarbeit aufbauen konnte. In der Zeit von 1933 bis 1945 bestand der BfV grundsätz- lich weiter, wurde allerdings in „Reichsbund für Vogelschutz“ Dank: Wir bedanken uns ganz herzlich bei Herrn Jürgen M. Simon umbenannt und nach und nach immer mehr gleichgeschal- aus Remseck, der uns Material zu den frühen Aktivitäten des tet. Ein beachtlicher Teil seiner Mitglieder und seiner Füh- NABU (beziehungsweise dessen Vorläufer BfV) in Sachsen aus rung waren dem System durchaus zugeneigt oder zumindest seinem BfV/DBV-Privatarchiv, in dem er den Nachlass von Lina Hähnle und weiteres Material sorgfältig hütet, großzügig und mit angepasste Mitläufer. Gleiches gilt für die damaligen Mitglie- großem Aufwand zur Verfügung stellte. der des Naturschutzdienstes. Andererseits führten diese Men- schen die in der Kaiserzeit entstandene und in der Weimarer Republik weiterentwickelte Naturschutzarbeit kontinuierlich Karl-Hartmut Müller NABU-REPORT SACHSEN 2020 9
LANDESVERBAND Bei der Mitmachküche wird Geerntetes oder Mitgebrachtes gemeinsam zubereitet, gekocht und zusammen gegessen. Foto: Vera Hickethier Zukunftsgärtner(n) in Borna-Gnandorf 2.0 Gemeinsam gärtnern, kochen und sich austauschen ¢ „Zukunftsgärtner(n) in Gnandorf“ des NABU Sachsen Schilder sowie Informationstafeln dienen der Aufklärung der ging im März 2020 in die zweite Runde. Katrin Schroeder Besucher, auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten. und Vera Hickethier bilden seitdem das Zukunftsgärtner(n)- Auf der insgesamt 2.400 Quadratmeter großen Fläche, Team und setzen das Projekt vor Ort in Borna-Gnandorf die durch die Bornaer Wohnbau- und Siedlungsgesellschaft um. Als Stadtteiltreff lädt das Mitmachprojekt alle Bürgerin- mbH zur Verfügung gestellt wird, hat sich seit Projektbeginn nen und Bürger ein, sich auf der Wiese am Roten Bauwagen 2018 ein Gemeinschaftsgarten mit mittlerweile neun Hoch- zwischen An der Aue 35 und Raupenhainer Str. 45 zu treffen, beeten, einer Kräuterschnecke, einem Beerennaschgarten, ei- auszutauschen, in Kontakt mit Umwelt- und Naturthemen ner Wildobsthecke, einer Totholzhecke und einem Kompost- zu kommen, zu gärtnern, zu gestalten, gemeinsam zu kochen bereich entwickelt. Die Ernte verarbeiten die Mitarbeiterin- und zu genießen. Der Garten ist jederzeit frei zugänglich und nen und Teilnehmenden im Rahmen der regelmäßig statt- 10 NABU-REPORT SACHSEN 2020
LANDESVERBAND findenden Mitmachküche. Jeden letzten Dienstag im Monat sind alle Bornaerinnen und Bornaer herzlich eingeladen, ge- meinsam zuzubereiten und sich bei einem leckeren saiso- nalen Gericht auszutauschen. Ungefähr 1.500 Quadratme- ter der Projektfläche werden zudem als insektenfreundliche Blühwiese im Rahmen des Projekts „Puppenstuben gesucht – Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ gepflegt. Neben diesem ökologischen Mehrwert haben die Zu- kunftsgärtnerinnen einen klaren Bildungsauftrag und bieten ein- bis zweimal in der Woche unterschiedliche Veranstaltun- gen zu Natur- und Umweltschutzthemen an, zum Beispiel zu lokalen Vögeln, Insekten und Fledermäusen sowie zu Nach- haltigkeitsthemen wie Ressourcen- und Klimaschutz oder nachhaltigem Konsum. In diesem Sommer entstand auch die erste Tausch- und Schenkbörse Bornas, welche dem „Weg- werfwahn“ entgegenwirken möchte und ausrangierten, wei- terhin nutzbaren Dingen eine zweite Chance gibt. Das Regal kann jederzeit besucht werden. Ziel ist es auch, die Bewohnerinnen und Bewohner einzu- binden und sie im Mitmachen zu bestärken. So werden regel- mäßig Teilnehmerinitiativen und -ideen unterstützt und um- gesetzt, sei es einen Spaziergang in die Whyra-Aue zu unter- nehmen, der Wunsch gemeinsam zu basteln oder ein eigenes Hochbeet zu gestalten. Für die jüngeren Gäste stehen Spiel-, Sport- und kreative Angebote bereit. Das Projekt erfreut sich weiterhin regen Zuspruchs: Seit März 2020 wurden – trotz der Corona-Situation – 600 Besu- cherinnen und Besucher verzeichnet. Der NABU-Zukunftsgarten wird mit Fördermitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF), des Freistaats Sachsen und der Großen Kreisstadt Borna finanziert und liegt im ESF- Handlungsfeld Bürgerbildung und lebenslanges Lernen. Das Anlegen einer Benjeshecke, der Bau einer Kräuterspirale oder die schmetterlingsgerechte Wiesenmahd mit der Sense – nur einige der vielfältigen Themen, denen sich Zukunftsgärtner(n) Vera Hickethier (l.) und Katrin Schroeder. Foto: Daniel Wöhner widmet. Fotos: Vera Hickethier NABU-REPORT SACHSEN 2020 11
LANDESVERBAND Von Auen Ältere Menschen teilen bei Exkursionen gern Erinnerungen, wie sie als Kinder in den heute trockenen Bächen der Aue ge- badet, kleine Krebse gefangen oder mit ihren Eltern Kohl in lernen den heutigen Papitzer Lachen angebaut und geerntet haben. Eng mit diesen Erinnerungen verbunden sind die in der Wis- senschaftswelt als Ökosystemleistungen bekannten Funktio- nen der Auen, von den wir Menschen profitieren. Dazu ge- Auwaldbildung im Projekt hören die Kühlung in den heißen Sommermonaten und der Wasserspeicher, der in Zeiten des Klimawandels immer wich- „Lebendige Luppe“ tiger wird, aber auch der Lehm, aus dem viele Häuser der Re- gion noch gebaut sind. Im Projekt „Lebendige Luppe“ wurde extra zu diesem Thema eine Broschüre geschrieben, in der 24 Ökosystemleistungen ausführlich vorgestellt werden. Die Ökosystemleistungen bilden die Grundlage der Bil- dungsarbeit des NABU Sachsen im Projekt und sie erklären, warum Auenschutz nötig ist. Vor allem für die kommende Ge- ¢ Gemeinsam mit den Städten Leipzig und Schkeuditz, der neration ist das ein wichtiges Thema, da Auen- und Klima- Universität Leipzig und dem Helmholtzzentrum für Um- schutz zusammengehören. Zum einen ist es die kühlende Wir- weltforschung (UFZ) Leipzig arbeitet der NABU Sachsen kung des Waldes an sich, zum anderen profitiert das Klima seit 2012 im Projekt „Lebendige Luppe“ an der Wiederver- zum Beispiel durch die stärkere Bindung von CO2 in Auen. nässung des nordwestlichen Auwalds und der Entwicklung Deshalb liegt ein Schwerpunkt der Arbeit des NABU Sachsen der im letzten Jahrhundert stark in Mitleidenschaft gezoge- in der Schulbildung – neben Exkursionen für Schülerinnen nen Elster-Luppe-Aue. Denn wasserbauliche Maßnahmen und Schüler und Lehrmaterialien für den Unterricht vor allem zum Schutz vor Hochwasser und – aus Sicht des Menschen – in Weiterbildungen für Lehrkräfte. Denn sie sind es, die Infor- übermäßiger Vernässung haben die Aue von ihren Flüssen mationen über Ökosystemleistungen in ihren Unterricht inte- getrennt, verhindern natürliche Hochwasser und entziehen grieren sollen, auch wenn das sperrige Wort in keinem Lehr- der Landschaft Wasser. Mit gezielten Maßnahmen soll dieses plan auftaucht. Doch mit etwas Kreativität und fächerverbin- wieder in die Flussbetten und die Fläche gebracht werden. dendem Unterricht berühren Auen gleich mehrere Schulfä- Das Vorhaben „Lebendige Luppe“ im Bundesprogramm cher: Geografie behandelt die Entstehungen von Landschaften Biologische Vielfalt ist neben diesen praktischen Zielsetzun- und die Eigenschaften von Böden, Biologie die Lebensräume gen vor allem auch ein Umweltbildungsprojekt: Die Sorge und die genetische Vielfalt, Physik zeigt die Kraft des Wassers vor natürlichen Hochwassern nehmen, Überschwemmungen oder welche technischen Errungenschaften der Natur entlehnt in der Aue wieder als normal empfinden und die Werte einer sind. Mit anschaulichen Beispielen, thematischen Medienkis- urbanen Auenlandschaft, wie sie Leipzig und Schkeuditz ihr ten, verleihbaren Auwaldrucksäcken, kleinen Spielen oder Ge- Eigen nennen, anerkennen – das soll das Projekt erreichen. dankenexperimenten, die die Kolleginnen im Projekt sorgfäl- Die Verantwortung dafür liegt beim NABU Sachsen. tig erarbeitet haben, lassen sich die manchmal sehr theoreti- Und so bringen die NABU-Mitarbeiterinnen und -Mitarbei- schen und komplexen Themen spielerisch vermitteln. ter den Leipzigern die Aue vor der Haustür näher und laden Die Weiße Elster wurde zur Flusslandschaft der Jahre zu vielfältigen Ausflügen in die Flusslandschaft ein. Ob Am- 2020–2022 gekürt und rückt damit in den Mittelpunkt des phibien oder Libellen, zu Fuß oder mit dem Rad – auf zahlrei- öffentlichen Interesses. Hier lässt sich in vielen lehrplan- chen Exkursionen werden Flora und Fauna sowie die Beson- relevanten Themen der Auenschutz einbringen, zum Bei- derheiten von Auenlandschaften thematisiert. spiel beim Tagebau, der die Auenlandschaft der Weißen Els- ter nachhaltig verändert hat. Mehr zur Auwaldbildung des Moorfroschexkursion. Foto: Maria Vitzthum NABU ist nachzulesen unter www.lebendige-luppe.de. Die Lebendige Luppe wird als erstes sächsisches Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Zudem erhält es eine Förderung durch den Naturschutzfonds der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt. Im Mai 2018 wurde die Lebendige Luppe erstmals als offizielles Projekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet, im Juni 2020 wurde diese Würdigung um zwei Jahre verlängert. 12 NABU-REPORT SACHSEN 2020
LANDESVERBAND Neue Wege in die altbewährte Richtung Mein erstes Jahr im Biberhof Torgau – ein Bericht von Monique Altmann ¢ 2020 – ein Jahr, das in Erinnerung bleibt. Wir alle werden es in Verbindung mit dem Covid-19-Virus im Gedächtnis behalten, aber für mich, Monique Altmann, ist es nicht nur das. 2020 ist zugleich mein erstes Jahr als Mitarbeiterin der NABU-Naturschutzstation Biberhof in Torgau. Und für alle hier ist es auch ein Jubiläumsjahr, denn der Biberhof Torgau feierte sein 25-jähriges Bestehen und der NABU Sachsen sei- nen 30. Geburtstag. Als ich am 1. Februar meine neue Stelle antrat, war ich gespannt, was mich erwartet, und welche Aufgaben und He- rausforderungen auf mich zukommen würden. Ich lernte die Mitarbeiter des Biberhofes kennen und fand sehr schnell meine Position im Team. Doris Rendchen übergab mir in weiten Teilen die Umweltbildung, Dieter Selter zeigte mir die Aufgaben im Naturschutz und ich beschäftigte mich mit der Öffentlichkeitsarbeit. Artenschutz und Biotoppflege Amphibien sind aufgrund der Zerschneidung ihrer Habita- te durch Straßen, den fehlenden Regen und die Austrock- nung ihrer Lebensräume stark vom Aussterben bedroht. Monique Altmann hat Biowissenschaften in Rostock sowie Getreu dem Motto „gemeinsam etwas bewegen“ begann Raumentwicklung und Naturressourcenmanagement in Dresden Ende Februar der alljährliche Aufbau des zwei Kilome- studiert. Schon währenddessen arbeitete sie im Bereich der ter langen Amphibienschutzzaunes im Naturschutzgebiet Umweltbildung im Nationalpark Sächsische Schweiz. „Prudel Döhlen“ und des deutlich kürzeren Abschnitts an Foto: Markus Wetzel der Fischeraue Torgau. Unter Anleitung von Dieter Selter wurde mit der Unterstützung einiger Ehrenamtlicher der Auch die Schmetterlingswiese auf dem Bahndamm und das Zaun aufgebaut. In den nächsten Wochen teilten sich Do- Habitat für Zauneidechsen und andere Reptilien muss in re- ris Rendchen, Dieter Selter, Regina Baum als ehrenamtli- gelmäßigen Abständen freigeschnitten werden. So ist der Ka- che Mitarbeiterin und ich uns auf, um täglich die beiden lender immer prall gefüllt und jede Woche ist eine andere Schutzzäune zu kontrollieren. Leider waren bis zum Abbau Fläche zu betreuen. Diese Vielzahl an Aufgaben unterliegt der Amphibienschutzzäune so wenig Kröten, Molche und seit vielen Jahren Dieter Selter. Unterstützt durch Ehrenamt- Frösche unterwegs wie nie zuvor. liche sowie durch vom Arbeitsamt geförderte Mitarbeiterin- Doch nicht nur für den Amphibienschutz wurde aktiv ge- nen und Mitarbeiter, leistet er einen großen Anteil zum Er- sorgt, auch eine große Bandbreite weiterer Arten und Bioto- halt seltener Lebensräume und gefährdeter Arten auf den pe spielt im Jahresverlauf des Biberhofs eine wichtige Rolle. NABU-Flächen im Landkreis Nordsachsen. An das Aufstellen der Krötenzäune schließen sich Kontrolle und Pflege der Trossiner Teiche an, was sich bis in den Win- „Wir packen’s an“ ter erstreckt. Die Trafohäuser in der Umgebung, welche zum „Wir packen’s an“ lautete der Slogan einer lokalen Spenden- Schutz gebäudebewohnender Arten erhalten werden, werden aktion der Leipziger Sparkasse und der Torgauer Zeitung. Mit kontinuierlich von Mai bis in den Herbst kontrolliert. Die unserem Bewerbungsschreiben und dem Anliegen, den Aus- Mahd der Orchideenwiese erfolgt in den Sommermonaten. stellungsraum der Naturschutzstation zu renovieren, ge- b NABU-REPORT SACHSEN 2020 13
LANDESVERBAND b langte die NABU-Naturschutzstation Biberhof Torgau unter die sechs Finalisten der Aktion. Dank fleißiger Anru- ferinnern und Anrufer erreichten wir Ende März Platz vier beim Telefonvoting und erhielten dafür 2.000 Euro als Spen- de. Und wir nahmen das Motto wortwörtlich und packten an: Angefangen bei neuer Tapete und helleren Lampen über die Aufarbeitung der bestehenden Vitrinen bis hin zur Res- taurierung einiger Präparate wurde aus der in die Jahre ge- kommenen Ausstellung bis Herbst ein moderner, interaktiver Raum, der einlädt, mehr über die Tiere und Pflanzen unserer Heimat zu erfahren. Vielfalt vermitteln Gemeinsam den Vögeln lauschen, sehen, wo der Biber lebt, den Spuren der Wildtiere folgen und herausfinden, wie sich der Igel auf den Winter vorbereitet – all das können Kin- der und Jugendliche in und an der NABU-Naturschutzsta- tion erleben. Jährlich nutzen etwa 1.000 Kinder die Angebo- te und Projekte. Doch dieses Jahr war alles anders. Natürlich blieben auch wir nicht von der coronabedingten Schließung verschont. Bevor meine erste Saison in der Umweltbildung richtig starten konnte, begannen für alle Mitarbeiter Mo- nate im Home Office. Diese Zeit verstrich jedoch nicht un- genutzt: Lange Liegengebliebenes konnte aufgearbeitet, die Internetseite aktualisiert, die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt und Umweltbildungsprogramme konnten überarbeitet wer- den. Auch war dadurch die Möglichkeit gekommen, sich mit neuen Programmen zu beschäftigen und Förderanträge zu schreiben. Kurz vor den Sommerferien, unter neuen Auflagen und veränderten Bedingungen, konnten die ersten Umwelt- bildungsangebote wieder anlaufen. Bis in den Herbst hinein fand für Kindergartenkinder, Schulklassen oder Erwachse- Foto oben: Aufbau des Amphibienschutzzaunes im Naturschutzgebiet „Prudel Dohlen“. Foto Mitte: Renovierungsarbeiten am Ausstellungsraum nengruppen fast jede Woche mindestens eine Führung, ein der Naturschutzstation. Fotos: Monique Altmann Seminar oder ein Schulprojekt statt. Aus all diesen Aufgaben und Bereichen ergibt sich ein Jahr voller neuer Eindrücke, ein Jahr, in dem ich etwas bewegen konnte, ein Jahr, das geprägt war von Ideen und ihrer Um- setzung, ein Jahr zwischen Schulklassen und Gummistiefeln, ein Jahr, in dem ich fester Bestandteil im Team der NABU- Naturschutzstation Biberhof geworden bin – aber auch ein Jahr, das viel zu schnell um war und das noch eine Menge an Möglichkeiten und Projekten für die Zukunft bereithält. Monique Altmann 14 NABU-REPORT SACHSEN 2020
LANDESVERBAND IN KÜRZE Führungswechsel beim NABU Sachsen Å Der NABU Sachsen hat seit Oktober 2020 eine neue Landesgeschäftsführe- rin. Dr. Maria Vlaic folgt auf Susanne Wenzlaff, die künftig das Flächenma- nagement beim NABU Sachsen über- nimmt. Maria Vlaic war zuvor seit 2013 im NABU-Projekt Lebendige Luppe tätig, das ehemalige Wasserläufe der Luppe im nordwestlichen Auwald von Leipzig und Schkeuditz revitalisieren und den Wasserhaushalt im Gebiet verbessern soll. Auch dadurch ist ihr der Auenschutz ein besonderes An- liegen, dem sie sich als überregionales Anliegen weiterhin widmen möchte. In der Naturschutzpolitik will sie an der Spitze des NABU Sachsen den Schutz Maria Vlaic, neue Landesgeschäftsführerin des NABU Sachsen. Foto: Ina Ebert und die Förderung der biologischen Vielfalt in Sachsen verfolgen. So müsse der Freistaat das Programm zur Biolo- Entwicklung neuer Bildungsprojekte gischen Vielfalt konsequent umsetzen sowie die Unterstützung der NABU- und eine Mindeststrukturausstattung, Gruppen bei der Organisation und wie Quellbäche, Kleingewässer oder Sichtbarkeit der Jugendarbeit auf Lan- Feldhecken, wiederherstellen bezie- desebene zu ihren Aufgaben. „Heute hungsweise erhalten. Auch unsere steht die Jugend aus freien Stücken auf Landnutzung muss endlich naturver- den Straßen und setzt sich ein, wofür träglicher werden. Daneben ist der Bio- wir auf Bundes- wie auf Landesebene login, die auch im Projekt Saxony5 und arbeiten. Gezielte Nachwuchsförde- im Sächsischen NABU-Zentrum für rung heißt für mich, jungen Menschen Auenentwicklung mitwirkt, wichtig, auch beim NABU Sachsen eine solide die Gesellschaft noch mehr mitzuneh- Plattform schaffen“, sagt die studierte men, für Naturschutzthemen zu sensi- Kommunikations- und Kulturwissen- bilisieren und aktive Unterstützerinnen schaftlerin, die sich gemeinsam mit und Unterstützer zu akquirieren. der Naturschutzjugend (NAJU) Sach- sen für die Stärkung der Jugendarbeit und jüngere Strukturen in der Ver- Neue Landesjugendkoordi- bandsentwicklung engagieren möchte. natorin beim NABU Sachsen Kristin Seydel von der NAJU bleibt Ansprechpartnerin zu pädagogischen Å Um die Jugendarbeit des NABU Fragen und kümmert sich um den Kin- Seit Oktober 2020 neue Landesjugendkoordinatorin Sachsen zu entwickeln und zu vernet- derschutz im Verband. Sie ist (mit-) beim NABU Sachsen: Janine Kirchner. zen, hat der Landesverband seit Ok- verantwortlich für Fortbildungs- und Foto: Wolfgang Weinhardt tober eine neue Landesjugendkoordi- Jugendveranstaltungen der NAJU Sach- natorin. Janine Kirchner unterstützt sen, darunter die Jugendleiterausbil- Zusammenarbeit der NABU- den NABU bereits seit 2014, zuletzt dung. Janine Kirchners Wunsch und Naturschutzstationen als Leiterin der NABU-Naturschutz- Ziel für die neue Position: „Mit und für station Teichhaus Eschefeld. Dabei Jugendliche wie junge Erwachsene ein Å 17 Mitwirkende aus neun sächsi- waren Projekte mit zeitgemäßer The- attraktives Verbandsumfeld zu schaf- schen NABU-Naturschutzstationen, der mensetzung, Vernetzung und gemein- fen, das bei natur- und umweltschutz- NAJU Sachsen und der NABU-Landes- samer Austausch Kernanliegen ihrer relevanten Themen auf sie eingeht und geschäftsstelle trafen sich am 27. Februar täglichen Arbeit. Ab sofort gehören die ihre Sprache spricht.“ in der NABU-Naturschutzstation b NABU-REPORT SACHSEN 2020 15
LANDESVERBAND IN KÜRZE b Schloss Heynitz zum gemeinsamen Sanierungsmaßnahmen an res wird zudem der bisher vorhande- Austausch und Ideenschmieden. Im den Röderteichen gestartet ne Dauerstau der Schwarzen Röder Rahmen des Treffens wurden unter zugunsten der ökologischen Durch- anderem Ideen für stationenübergrei- Å Im Westen von Großharthau liegen gängigkeit des Fließgewässers aufge- fende Projekte, die das Zusammenar- der Große und der Kleine Röderteich, hoben. Der für die Wasserentnahme beiten im NABU Sachsen sichtbar und die durch Erddämme von der Schwar- erforderliche Aufstau der Schwarzen erlebbar machen sollen, besprochen. zen Röder getrennt werden. Nachdem Röder wird zukünftig temporär er- Dazu gehören zum Beispiel gemeinsa- sich der NABU Sachsen als Eigentümer folgen. Die Röderteiche sollen durch me Workshop-Reihen zu unterschied- im Jahr 2018 dazu entschlossen hatte, die Sanierungsmaßnahme wieder lichen Themen oder ein gemeinsames das über fünf Hektar große Teichgebiet zu einem wertvollen Habitat für die Stempelheft, welches Naturinteressier- zu sanieren, starteten im August 2020 heimische Flora und Fauna werden. te in die Naturschutzstationen einlädt. die Bauarbeiten. Die Bauwerke zur Durch die Sedimententnahme und Seit diesem Jahr ist Kathleen Burk- Regulierung der Teiche einschließlich die naturnahe Gestaltung des kleinen hardt-Medicke neue Ansprechpartne- des Stauwehres in der Schwarzen Rö- Röderteiches vergrößert sich insbe- rin für alle Belange der NABU-Natur- der waren schon seit langem baufällig sondere der Lebensraum für gefährde- schutzstationen. Im Jahresverlauf be- und können ihren Zweck nicht mehr te Amphibienarten wie Kammmolch, suchte sie viele Standorte, um sich vor erfüllen. Auch die Erddämme zwischen Rotbauchunke und Knoblauchkröte. Ort mit den Haupt- und Ehrenamtli- der Schwarzen Röder und dem Kleinen Abgeschlossen werden sollen die Bau- chen zur Renovierung von Räumen, sowie Großen Röderteich waren durch arbeiten im Mai 2021. Die Maßnah- Konzeption von Ausstellungen und Erosionsvorgänge stark geschwächt me erhält eine Förderung im Rahmen Angeboten, Urbarmachung von Gär- und teilweise unterspült, was die des Entwicklungsprogramms für den ten, zum Aus- oder Umbau von Gebäu- Standsicherheit gefährdete. Im April ländlichen Raum im Freistaat Sachsen. den sowie zu Fördermöglichkeiten aus- dieses Jahres konnten die umfangrei- zutauschen und zu beraten. Das nächs- chen Planungen inklusive Genehmi- „Stunde der Wintervögel“ te Treffen der NABU-Naturschutz- gungsverfahren abgeschlossen werden. in Sachsen stationen ist für Februar 2021 in der Neben den Ersatzneubauten mehrerer NABU-Naturherberge Affalter geplant. Ein- und Auslaufbauwerke an beiden Å Mehr als 143.000 Menschen haben Ein wichtiger Tagesordnungspunkt Teichen soll der Kleine Röderteich im Januar 2020 bei der Vogelzählaktion wird die Zusammenarbeit in einem ge- auch entschlammt werden. Durch den des NABU mitgemacht. In Sachsen be- meinsamen sachsenweiten Projekt sein. vollständigen Rückbau des Röderweh- obachteten 7.862 Zählerinnen und Zäh- ler in 4.842 sächsischen Gärten 184.598 Vögel und meldeten sie an den NABU. Pro Garten ergibt sich daraus ein Mit- telwert von 38,1 Vögeln – was deutlich unter dem langjährigen sachsenweiten Mittel von 41,8 Vögeln liegt. Insgesamt stellen die Vogelexperten des NABU seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 einen abnehmenden Trend fest. Die Daten aus inzwischen einem Jahrzehnt „Stunde der Wintervögel“ zeigen auch, dass die Zahl der Vögel in den Gärten umso ge- ringer ist, je milder und schneeärmer der Winter ausfällt. Weniger im Garten beobachtete Vögel sind wahrscheinlich eine Folge der langen Reihe milder Win- ter in den letzten Jahren. Erst wenn es kalt wird und Schnee liegt, suchen viele Waldvögel Zuflucht in den Gärten der etwas wärmeren Siedlungen, in denen sie zudem Futterstellen vorfinden. Die diesjährige Reihenfolge in Sach- Im August 2020 begannen die Bauarbeiten an den Röderteichen in Großharthau. Bis zum Mai sens Gärten bei der „Stunde der Win- 2021 sollen die Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen sein. Foto: Susanne Wenzlaff tervögel“ lautete Haussperling vor Kohl- 16 NABU-REPORT SACHSEN 2020
LANDESVERBAND IN KÜRZE meise, Feldsperling, Blaumeise und Amsel. Auf den Plätzen 5 bis 10 folgten Elster, Rabenkrähe, Grünfink, Saatkrä- he und Eichelhäher. Der Grünfink ver- zeichnete mit nur 1,3 Vögeln pro Gar- ten einen neuen Negativrekord. Als Ur- sache vermutet der NABU unter ande- rem Trichomoniasis, eine Infektion mit einem einzelligen Parasiten, mit dem sich diese Finken häufig an sommerli- chen Vogelfutterstellen infizieren. Auch die Amsel, die im vergangenen Winter aufgrund einer massiven Ausbreitung des Usutu-Virus deutliche Einbußen zu verzeichnen hatte, verharrte auf nied- rigem Niveau. Die nächste „Stunde der Wintervögel“ steht vom 8. bis 10. Janu- ar 2021 ins Haus. www.stundederwintervoegel.NABU- Sachsen.de Zur „Stunde der Wintervögel“ im Januar wurde die Amsel in sächsischen Gärten so selten wie So viele Vogelzähler wie nie nie zu dieser Jahreszeit gezählt: nur knapp 1,9 Mal pro Garten. Foto: Bärbel Franzke zuvor bei der „Stunde der Gartenvögel“ Å Bei der „Stunde der Gartenvögel“ 2020, die vom 8. bis 10. Mai stattfand, wurde der bisherige Teilnehmerrekord der Aktion aus dem Vorjahr verdop- pelt. In Sachsen haben 9.675 Personen ihre Zählergebnisse von 6.074 Gärten, Parks oder von Balkons und Fenstern übermittelt. Im Durchschnitt konn- ten die sächsischen Teilnehmenden der Aktion in diesem Jahr innerhalb einer Stunde 33 Vogelindividuen ent- decken, sachsenweit wurden 153 ver- schiedene Vogelarten gemeldet. Wie immer in den vergangenen Jahren war dabei der Haussperling mit fünf Exemplaren pro Garten der am häu- figsten gemeldete Gartenvogel, gefolgt vom Star auf Platz 2, von Kohlmeise und Amsel, die nahezu gleichauflie- Sorgenkind 2020: die Blaumeise. Foto: Philipp Wöhner gen, sowie Feldsperling. Sachsens zu- verlässigster Gartenvogel ist dabei die Amsel: Sie wurde in 87 Prozent aller te das Bakterium Suttonella ornithocola Star und – wie schon in den Vorjahren Gärten innerhalb einer Stunde gesehen. identifiziert werden. In Sachsen wur- – der Grünfink. Nach dem Tief im Vor- Besonders im Fokus stand bei der dies- den 27 Prozent weniger Blaumeisen, im jahr wurden wieder mehr Mauersegler jährigen Zählung die Blaumeise. Im Schnitt 1,73 Exemplare pro Garten oder gemeldet. Zur nächsten „Stunde der März und April wurden bundesweit Balkon, gezählt, obwohl der Freistaat Gartenvögel“ ruft der NABU vom 14. auffällig viele an Krankheit verstorbene kaum von der Vogelkrankheit betroffen bis 16. Mai 2021 auf. Vögel dieser Art an den NABU gemel- war. Sinkende Zahlen verzeichnen ne- www.stundedergartenvoegel.NABU- det. Als Auslöser dieser Epidemie konn- ben der Blaumeise in Sachsen auch der Sachsen.de NABU-REPORT SACHSEN 2020 17
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