ZENTRALASIEN Auf der Seidenstraße durch Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan
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Dagmar Schreiber ZENTRALASIEN Auf der Seidenstraße durch Kasachstan, Kirgistan, Usbekistan, Tadschikistan und Turkmenistan Mit großer Übersichtskarte
1. Auflage 2019 Trescher Verlag Reinhardtstr. 9 10117 Berlin www.trescher-verlag.de ISBN 978-3-89794-768-9 Herausgegeben von Bernd Schwenkros und Detlev von Oppeln Reihenentwurf und Gesamtgestaltung: Bernd Chill Gestaltung, Satz, Bildbearbeitung: Ulla Nickl Lektorat: Sabine Fach Stadtpläne und Karten: Johann Maria Just, Martin Kapp, Ulla Nickl Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheber- rechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für den Aushang, Vervielfältigun- gen, Übersetzungen, Nachahmungen, Mikrover- filmung und die Einspeicherung und Verarbei- tung in elektronischen Systemen. HINWEIS ZUR BENUTZUNG: Die Seitenzahlen im Inhaltsverzeichnis, Verweise im Text und das Register sind mit den dazu gehörigen Texten und Karten dieses Reisefüh rers verlinkt. Die Internetadressen öffnen sich in Ihrem Browser; die Emailadressen öffnen sich in Ihrem Emailprogramm. Bitte beachten Sie, dass bei entsprechender Nutzung im Ausland Roaminggebühren anfallen. Alle Angaben in diesem Reiseführer wurden sorgfältig recherchiert und überprüft. Dennoch können Entwicklungen vor Ort dazu führen, dass einzelne Informationen nicht mehr aktuell sind. Gerne nehmen wir dazu Ihre Hinweise und Anregungen entgegen. Bitte schreiben Sie an post@trescher-verlag.de. Titel: Blick über die Altstadt von Chiwa, Usbekistan (→ S. 403)
LÄNDER UND LEUTE KASACHSTAN KIRGISTAN TADSCHIKISTAN TURKMENISTAN USBEKISTAN REISTIPPS VON A BIS Z SPRACHFÜHRER ANHANG
Inhalt 5 Vorwort 15 Die schönsten Reiseziele 16 Zum Umgang mit diesem Buch 20 Zahlen und Fakten 22 Das Wichtigste in Kürze 24 LÄNDER UND LEUTE 27 Klima, Landschaft und Natur 28 Oberfläche und Gewässer 29 Vegetation: Der Garten Eden 31 Tierwelt 33 Umweltprobleme und Umweltschutz 35 Die Geschichte Zentralasiens 39 Hochkultur in den Oasen 39 Die Reiternomaden der großen Steppen 40 Griechisch-baktrische Zeit 41 Das Reich der Kuschan 42 Das zweite persische Großreich 42 Völkerwanderungen 42 Turan und Iran 43 Islamisierung 43 Qarachaniden und Samaniden 44 Der Mongolensturm 45 Tamerlans Reich 46 Zersplitterung und Zerfall 47 Russische Expansion nach Zentralasien 48 Die Sowjetunion 53 Die nationale Frage im sowjetischen Zentralasien 57 Unabhängigkeit und offene Zukunft 58 Berühmte Persönlichkeiten 59 Ethnien und Politik 67 Identitäten und Abgrenzung 68 Regionale Integration 69 Multipolare Außenpolitik 70 Innenpolitik gleich Clanpolitik 71 Zivilgesellschaft und Menschen- rechte 72
6 Inhalt Parteien 73 Religionen 74 Geschichte eines multireligiösen Raumes 74 Islamisierung mit Hindernissen 75 Zentrum der Gelehrsamkeit 77 Atheistisches Intermezzo 77 Neuer Boden für einen alten Glauben 78 Politischer Islam? 79 Volksglauben 79 Stätten des Glaubens 80 Wirtschaft 81 Geschichte einer Abhängigkeit: Russland 81 Geschichte einer Abhängigkeit: Sowjetunion 82 Nachsowjetische Wirtschafts- probleme 83 Binnenstaaten: Nachteile und Vorteile 83 Eurasische Wirtschaftsunion 84 Rohstoffreichtum: Segen oder Fluch? 85 Übersicht über die Wirtschafts- güter der Länder 87 Gesellschaft 88 Stellung der Frau 88 Landflucht 89 Dreh- und Angelpunkt: Groß- familie 90 Arbeit und Selbstversorgung 90 Bildung 92 Bevölkerungswachstum 92 Kultur, Kunst und Kunsthandwerk 94 Die Geburt von Kultur und Kunst aus dem Alltag 95 Immaterielles UNESCO-Weltkultur- erbe in Zentralasien 96 Literatur 101 Musik 102 Moderne Kunstformen 103
Inhalt 7 Küche 105 Die Küche der viehzüchtenden (Halb)Nomaden 105 Hochgebirgsdiät für Hundert- jährige 107 Kunterbunter Oasen-Schmaus 108 Sprachen 111 Drei Sprachfamilien 111 Zwei Schriftsprachen 112 KASACHSTAN 115 Land der Gegensätze 116 Astana – Nur-Sultan 117 Altstadt – linkes Ufer 119 Neustadt – rechtes Ufer 120 Infrastruktur der Zukunft 122 Ausflüge von Astana-Nur-Sultan 125 Saryarka – die große Steppe 128 Karaganda und Umgebung 129 Semey und Umgebung 131 Ulytau 132 Zwischen Yrgyz-Torgai-Senke und Naurzum 133 Heimliche Hauptstadt Almaty 134 Geschichte in Gebäuden 136 Schlendern und Schlemmen 136 Metro, Markt und Museen 137 Blickpunkte 138 Großes und Kleines Almatinka-Tal 139 Ausflüge von Almaty 142 Petroglyphen von Tamgaly 143 Der nördliche Abschnitt der Seidenstraße 146 Khorghos (Horgos) 146 Zharkent 146 Talghar (Talgar) 147 Aqyrtas (Akyrtas) 147 Taraz 148
8 Inhalt Schutzgebiet Aksu-Zhabagly und Karatau 149 Schymkent 149 Ruinen von Otrar 151 Turkestan 152 Von Turkestan nach Baikonur 154 Aralsk und Aralsee 156 Aqtöbe und Oral 157 Kasachstan am Meer 158 Das Kaspische Meer 158 Aqtau (Aktau) 160 Ustjurt-Plateau 163 Unterirdische ›Moscheen‹ und Nekropolen 164 Kasachstanischer Altai 166 Ust-Kamenogorsk (Öskemen) 166 Ausflüge von Ust-Kamenogorsk 167 Ridder und Westlicher Altaj 168 Die große Altai-Runde 168 Bjelucha und Umgebung 170 KIRGISTAN 173 Das Reich der Himmelsberge 174 Bischkek 175 Russisch-sowjetisch-kirgisische Geschichte 176 Sowjetisch-kirgisisches Potpourri auf fünf Kilometern 177 Kirgistans Norden 185 Nationalpark Ala-Artscha 185 Täler bei Bischkek 187 Gedenkstätte Ata Bejit 187 Yssyk-Ata 187 Tschüj-Ebene und Tokmak 188 Burana und Balasagun 189 Talas-Gebiet 190 Yssyk-Köl und Zentraler Tien Shan 193 Balyktschy 195
Inhalt 9 Urlaubsorte am Nordufer 195 Der Küngej Alatoo 198 Der östliche Yssyk-Köl 198 Karakol und Umgebung 200 Der Zentrale Tien Shan 205 Das Südufer des Issyk-Köl 209 Tien Shan Highway 213 Suusamyr 213 Toktogul-Stausee 214 Karaköl 214 Tasch Kömür 215 Der Süden 217 Die Walnusswälder von Arslanbob 219 Dzhalal-Abad 220 Özgön 221 Osch 222 Pamir Highway 227 Alai-Tal 228 Kirgistans unterschätzter Südwesten 229 Zentralkirgistan 231 Kotschkor (Kochkor) 231 Hochgebirgssee Song-Köl 233 Naryn 234 Von Naryn nach Kazarman 236 Von Naryn zum Torugart-Pass 237 TADSCHIKISTAN 241 Berührende Gastfreundschaft erleben 242 Duschanbe 243 Spaziergang am Rudaki-Prospekt 245 Weitere Sehenswürdigkeiten 249 Leben in den Parks 249 Museen 251 Die Umgebung von Duschanbe 255 Rascht-Tal (Gharm-Tal) 259
10 Inhalt Der Pamir – Das Dach der Welt 261 Die Menschen in Berg-Badach- schan 263 Der Weg ist das Ziel – Reise- varianten zum Pamir 264 Von Duschanbe auf den Pamir 265 Von Qala-i Chumb nach Chorugh 266 Chorugh 267 Weiterfahrt von Chorugh 269 Durch den Wachan-Korridor nach Alitschur 271 Alitschur – Murghob 276 Murghob–Karakul 278 Der Pamir-Knoten 281 Das Herz des Pamir: Bartang-Tal 282 Sughd – der Norden 284 Hinter und zwischen den sieben Bergen 284 Die Ebene des Syrdarja 286 Istarafschan 287 Chudzhand 289 Die Umgebung von Chudzhand 294 Das Serafschan-Tal 296 Pandzhakent 299 Die Umgebung von Pandzhakent 301 Chatlon – der Süden 303 Fahrt ins Unbekannte 304 Über Danghara nach Kulob 307 Gemeindebasierte Naturschutz- gebiete 309 TURKMENISTAN 311 Versunkene Hochkulturen in der Wüste 312 Aschgabat – die Visitenkarte 313 Sehenswürdigkeiten 315 Die nähere Umgebung der Stadt 319 Ruinenstädte entlang des Köpet-Dag 322 Heiligtümer und Höhlenseen 324
Inhalt 11 Merw und die Margiana 328 Margiana – Margusch 328 Die Ruinen von Merw 330 Die Ruinen von Gonur Depe 333 Mary 334 Karakum – mehr als Wüste 335 Kamelzüchterdorf Yerbent 335 Das Tor zur Hölle 335 Wüste und Wüstungen 336 UNESCO-Weltkulturerbe Konya Urgentsch 338 Mausoleum für Nadzhmeddin Kubra 339 Spaziergang über das Ruinenfeld von Gurgandzh 341 Um den Großen Balkan 344 Musterstadt Balkanabat 344 Maschchat und Dekhistan 347 Gözli Ata 348 Jangi Qala 349 Kaspisches Meer und Küstenregion 350 Turkmenbaschi (Krasnowodsk) 350 Nationales Erholungszentrum Awaza 352 Kara-Bogas-Gol 353 USBEKISTAN 355 Das Herz der Seidenstraße 356 Taschkent 358 Unterwegs in Taschkent 358 Das russische Taschkent 360 Die orientalische Stadt 361 Langer Spaziergang im Grünen 362 Orte der Spiritualität 365 Taschkents Umgebung 368 Weiterreise von Taschkent 368
12 Inhalt Samarkand 369 Afrosiyob 371 Der Registan 372 Moschee Bibi Chanym 374 Mausoleum Gur Emir 375 Gräberstadt Schah-i Zinda 377 Das Observatorium des Ulugh Beg 378 Seidenpapiermühle Konigil- Meros 379 Die Höhle des heiligen David 383 Buchara 384 Geschichte 384 Mausoleum der Samaniden 388 Vom Samaniden-Mausoleum zum Ark 388 Die Zitadelle Ark 390 Rund um das Minarett Kaljan 390 Stadt der Medresen 392 Tim und Toqs 393 Touristenmeile Ljabi Chauz 393 Weitere Sehenswürdigkeiten 395 Stadt der Mausoleen 396 Die Umgebung von Buchara 399 Chiwa 403 Chorezmien 403 Geschichte 403 Altstadt und Zitadelle 404 Urgentsch 412 Karakalpakistan 413 Nukus 413 Wüstenstädte 414 Totenstädte und Türme des Schweigens 415 Moinaq und das Aral-Drama 416 Links nach Kasachstan und Turkmenistan 416 Das Fergana-Becken 417 Anreise 417 Kokand 419 Töpferstadt Rishton 420 Fergana 421
Inhalt 13 Seidenhauptstadt Margilon 421 Andijon 422 Namangan 423 Der unbekannte Süden 425 Termez (Termes, Termiz) 425 Rätsel der Kuschan 427 Qarschi 427 Erkurgan 428 REISETIPPS VON ABIS Z 429 ANHANG Sprachführer 458 Glossar 468 Literatur 472 Zentralasien im Internet 475 Danksagung 477 Über die Autorin 477 Register 479 Kartenregister 484 Bildnachweis 485 Kartenlegende 486 Zeichenlegende 486 EXTRA Aschgabat–Almaty. Beobach- tungen und Gedanken auf 10 400 Meter Höhe 37 Rezepte 109 Poligon Kasachstan 127 Manas – großer Held und größtes Vers-Epos 192 Das Pamir-Haus 280 Achal-Tekkiner – die himmlischen Rösser 326 Lebensader oder Krampfader? Der Karakum-Kanal 337 Usbekische Störche auf kirgisischem Grund 424
Gastfreundschaft in Sary Tschaschma (Tadschikistan)
Vorwort 15 Vorwort Diese Welt schau dir an mit dem Auge der Weisheit, Nicht mit dem Auge, mit dem du sonst schaust. Sie ist wie das Meer, und aus Wohltaten baust Du dir ein Schiff, damit du die Weite durchschaust. Rudaki (858–941), tadschikischer Nationaldichter Als der deutsche Geograph Ferdinand von Richthofen 1877 den Begriff ›Sei- denstraßen‹ prägte, ahnte er nicht, was dieser magische Begriff knapp 150 Jah- re später auslösen sollte. Weder konnte er wissen, dass Millionen Reisende sich plötzlich dieser Weltgegend zuwenden würden, um die Spuren einer faszinie- renden Geschichte mit eigenen Augen zu sehen, noch war er in der Lage vor- auszusehen, dass die Weltmacht China mit der beabsichtigten Investition von einer Billion US-Dollar in diese Ost-West-Drehscheibe für Unruhe unter den anderen ›global playern‹ sorgen würde. Richthofen wollte einen Arbeitsbegriff schaffen, der den regen Handel zwischen Ost und West bis zum 15./16. Jahr- hundert beschrieb. Doch die Seidenstraße war natürlich keine Straße, und Seide war bei weitem nicht das einzige hier beförderte Gut. Der Begriff Seidenstraßen beschreibt ein Geflecht von gefährlichen und beschwerlichen Karawanenwegen, die weit über die einzige Route hinausreichten, auf die sie heute oft reduziert werden. Und in der Tat war Seide lange das Hauptzahlungsmittel in den Han- delsknotenpunkten entlang dieser Karawanenrouten. Das zweite, nicht minder wichtige Zahlungsmittel waren Sklaven. Hoch im Kurs standen Europäer, die von den Rus aus dem Nordwesten bis ans Kaspische Meer gebracht wurden und von hier ihre Reise in den Orient antraten. Wie gut, dass wir heute sicher reisen können. Und Seide wird in den Manu- fakturen Zentralasiens auch noch hergestellt. Doch wer weiß schon von den an- deren Geschichten aus dieser Weltgegend? Wer weiß, dass der mathematische Algorithmus vom Namen des berühmten Mathematikers, Geographen und As- tronomen Al-Chorezmi hergeleitet wurde, der im 9. Jahrhundert in der Nähe von Chiwa geboren wurde? Sind die Pasta-Liebhaber unter uns sich darüber im Klaren, dass in den Kesseln der Nomaden schon seit Jahrtausenden Fleisch mit Nudeln vor sich hinbrodelt? Wem ist bekannt, dass der erste Mensch im Kosmos, Juri Gagarin, von kasachischer Erde zu seinem Himmelsflug startete? Lassen wir uns überraschen von Zentralasiens Geschichten, die so bunt sind wie die Kleider der Frauen, lassen wir uns inspirieren von den unglaublich viel- fältigen, grandiosen Landschaften. Lassen wir uns anrühren von der sprich- wörtlichen Gastfreundschaft der Tadschiken, Usbeken, Kirgisen, Kasachen, Turkmenen, Russen, Tataren, Uighuren, Karakalpaken und der hundert anderen Ethnien, die von Völkerwanderungen, Eroberungszügen, Deportationen, Handel und Wandel hierhergetragen wurden und eine faszinierende kulturelle Melange gebildet haben. Nutzen Sie die neue Reisefreiheit. Nach Kirgistan, Kasachstan und Usbekistan darf man inzwischen ohne Visum reisen, das tadschikische E- Visum kostet Sie nur wenige Klicks am Bildschirm. Möge dieses Buch Ihre Neugier beflügeln.
16 Die schönsten Reiseziele Die schönsten Reiseziele Naturschönheiten Yssyk-Köl ▸ Das ›kirgisische Meer‹ ist einer der größten Hochgebirgsseen der Welt, und die Umrah- mung durch die Vier- und Fünftausender des Tien Shan macht ihn unwiderstehlich. Badeurlaub lässt sich ergänzen mit ein paar Nächten in einer Jurte, Ausflügen in die Berge oder gar einer Trekking-Tour zu Fuß oder Pferd. (→ S. 193) Altai-Berge und Vorland ◂ Die nordöstlichste Ecke Zentralasiens ist ganz anders als der ›Rest‹ – sibirisch. Na- delwald-Taiga, üppige Kräuterwiesen, der Schnee liegt meterhoch und verschwindet erst im April. Mittendrin der höchste Berg des Altai, die geheimnisumwitterte Bje- lucha. (→ S. 166) Kasachische Steppe Ein schier unendliches Meer aus Gras und Kräutern. Pelikane und Flamingos an den Steppenseen. Riesige Vogelschwärme auf dem Durchzug im Mai und Spätsommer. Urzeitliche Tiere durchstreifen die Weiten der Steppe – Saiga-Antilopen, bedroht durch Wilderei, Klimawandel und Verlust ihres Lebensraumes.(→ S. 128) Pamir Highway ▸ Teilweise noch eine einsame Rumpelpiste, bald im Rahmen der chinesischen Initiative ›One Road, one belt‹ asphaltiert, ausgebaut und ihres Charmes beraubt – eine grandi- ose Straße von Duschanbe nach Osch in Kirgistan bzw. Taschkurgan in China oder andersherum. (→ S. 261) Tien Shan Highway Grüner als der Pamir Highway, nicht so menschenleer, es geht nicht ganz so hoch hinauf. Aber die Querung der Gebirge zwi- schen Bischkek und Osch ist auch nicht ganz ohne, und der Naryn mit dem Tok- togul-Stausee und seinen Schluchten und Staudämmen ist spektakulär. (→ S. 213)
Die schönsten Reiseziele 17 Tulpenblüte in Kasachstan ▾ Wilde Tulpen gibt es in allen Stans, aber in den unterschiedlichsten Naturlandschaften Kasachstans findet man 40 Arten! Sie sind klein und weiß oder groß und farbig rot, sie blühen in Wüsten, Steppen und Bergen! Blütezeit ist von Ende März bis Mitte Juli, je nach Art und Biotop. (→ S. 125, 149) Ausläufer der Hissar-Berge in Usbekistan ▴ Auf dem Weg von Samarkand nach Ter- Kaspische Küste ▾ mez passiert man Baysun-tau, die bunten, Der größte Binnensee der Erde hat an sei- wunderlich erodierten Ausläufer der Hissar- nem Ostufer über Jahrmillionen atemberau- Berge und das Tal des Surchandarja, wo bende Landschaften geschaffen. Jangikala inmitten bizarrer Canyons kleine Dörfer in Turkmenistan oder das Ustjurt-Plateau in mit einer interessanten Alltagskultur auf Kasachstan sind zerklüftete Kalk-Cliffs von Besucher warten. (→ S. 425) außerirdisch schöner Farbigkeit. Wer hierher fährt, muss sich auf Camping Zentraler Tien Shan in der Wüste einstellen – ein Erlebnis der Eine im wahrsten Sinne des Wortes her- besonderen Art. (→ S. 158, 350) ausragende Sehenswürdigkeit, besonders der prächtige Gipfel des Khan Tengri, 6995 Meter hoch. Man kann sich per Helikopter oder mühsam zu Fuß über den Engiltschek- Gletscher nähern, es sind gute Touren im Angebot, und es gibt Camps. (→ S. 205) Wildlife in Tadschikistan In allen fünf Ländern ist Wilderei ein großes Problem. Das führt dazu, dass man selbst in Nationalparks nur selten Wildtiere sieht, Hier setzt die tadschikische Organisation Tajwildlife an, die ehemalige Wilderer zu Wildhütern ausgebildet hat, damit sich Wildtierpopulationen erholen können. Fi- nanziert wird dies durch punktuelle, hoch- dotierte Trophäenjagd sowie Ökotourismus. (→ S. 273, 276, 309)
18 Die schönsten Reiseziele Kulturhöhepunkte Buchara ▸ Vom Weltkulturerbe-Dreigestirn der legen- dären Seidenstraßen-Städte Usbekistans ist Buchara wohl die schönste. Die Innen- stadt ist autofrei, so lässt sich wunderbar flanieren, staunen und in den Auslagen der Händler stöbern – im traditionellen Flair der überkuppelten Basare. (→ S. 384) Samarkand Eine der ältesten Städte der Welt, vielmals erobert und zerstört und immer wieder aufgebaut. Glanzpunkte der timuridischen Zeit aus dem 15./16. Jahrhundert sind der weltbekannte Registan, das Mausoleum Merw und Margiana Gur-Emir, die Gräberstadt Schah-i Zinda Vor der Zerstörung durch die Mongolen und die gigantischen Ruinen der Moschee war Merw, an der Kreuzung der Handels- Bibi Chanym. (→ S. 369) straßen von Ost nach West und Nord nach Süd gelegen, nach Bagdad die größte Stadt des mittleren Ostens. Heute können beein- druckende Ruinen aus zwei Jahrtausenden besichtigt werden, inmitten der uralten Kul- turlandschaft der Margiana. (→ S. 328) Konya Urgentsch ◂ Die Ruinen der alten Hauptstadt der Schahs von Chorezmien im Norden Turkmenistans lassen erahnen, was für eine Zivilisation hier unterging, als die Mongolen 1220 den Damm des Syrdarja zerstörten und alles fluteten, was sich ihnen nicht erge- ben wollte. Ein Abstecher zum brennenden Gaskrater Darwaza in der Wüste Karakum bietet sich an. (→ S. 338) Chiwa mit Nukus ▸ In der gut erhaltenen Wüstenfestung Chi- wa wähnt man sich in einer mittelalterlich- orientalischen Welt. Hier, im legendären Chorezmien, entstand eine der ältesten Hochkulturen der Menschheit, deren Rui- nen man in der Wüste noch finden kann. Ein Besuch im benachbarten Nukus im Sa- witzki-Museum für moderne Kunst komplet- tiert die Wüstenreise. (→ S. 403, 413)
Die schönsten Reiseziele 19 Turkestan Ost-West-Metropole Almaty Zentralasiens bedeutendster Pilgerort und Von allen modernen Städten Zentralasiens das einzige timuridische Bauwerk auf dem ist Almaty zweifellos die quirligste. Trotz Territorium Kasachstans, das alle Maßstä- Dauerstau und Smog gilt sie als Stadt mit be sprengende Mausoleum für den Sufi- der höchsten Lebensqualität – für Leute, Scheich Achmed Jassawi, befindet sich in die Geld haben. Das kulturelle und gastro- der ehemaligen Provinzstadt Turkestan, nomische Angebot kann sich sehen lassen, seit 2018 Gebietshauptstadt Südkasach- die Musikszene ist lebendig (Jazz, Ethno, stans. (→ S. 152) Rock, Klassik). (→ S. 134) World Nomad Games ▾ Kirgistan hat zuerst damit angefangen, seine nomadischen Traditionen als Kultur- erbe anderen zugänglich zu machen: mit den alle zwei Jahre stattfindenden World Nomad Games. Reiter- und andere Wett- kämpfe, Leben in Jurten, Herstellen von Filz, typische Küche, Jagd mit Greifvögeln und Windhunden – ein breites Spektrum wird geboten. (→ S. 197) Astana (Nur-Sultan) ▴ Die jüngste aller Sehenswürdigkeiten – Kasachstans buchstäblich aus dem Step- penboden gestampfte neue Hauptstadt, erst reichlich 20 Jahre alt. Eine Spielwiese für Architekten, hier durften sich Kuroka- wa, Norman Foster und andere beweisen. (→ S. 117) Traditionelle Lebensweise im Pamir ▸ In den engen, steinigen Tälern des Pamir und seiner Ausläufer hat sich eine uralte Lebensweise erhalten, sehr einfach und im Einklang mit der überaus dominanten Natur. Entlang des Pamir Highway, an den Seen des Fan-Gebirges, in den Tälern Jagh- nob und Gorno-Matscha kann man noch einen Hauch dieser Traditionen erhaschen. (→ S. 261)
20 Zum Umgang mit diesem Buch Zum Umgang mit diesem Buch Der Titel des Buches – ›Zentralasien‹ – mag Auch die Literaturtipps sind längst nicht bei Kennern Widerspruch hervorrufen, wird erschöpfend. Weiterführende Informatio- doch unter diesem Begriff in der Wissen- nen sind in den Reiseführern enthalten, die schaft eine größere Region verstanden, der Trescher Verlag zu jedem einzelnen der die Teile der Mongolei, Nordwestchinas, postsowjetischen ›Stans‹ vorrätig hat. Im Nordafghanistans und Nordpakistans ein- Zeitalter von Google Earth und Booking schließt. Korrekt müsste der Titel ›Mittela- .com gibt es eine Fülle von Informationen sien‹ lauten – dieser Begriff ist jedoch im im Internet, im Buch sind außerdem eini- ›Tourismus-Deutsch‹ wenig geläufig. Mag ge Websites erwähnt, mit deren Hilfe man Zentralasien also in unserem Falle ›nur‹ Ka- sich auch als Rucksacktourist gut durch die sachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkme- Länder navigieren kann. nistan und Usbekistan umfassen. Alle praktischen Informationen zu An- und Diese fünf Länder in einem Buch vollständig Einreise, Wechselkursen, Reiseorganisation zu beschreiben, ist ein Ding der Unmöglich- etc. finden Sie in den Reisetipps von A bis Z keit. Ich möchte die Leser also von vorn- ab → S. 429. herein um Nachsicht bitten. Vieles musste allgemein bleiben, sei es nun die äußerst Schreibweisen von Eigennamen komplexe und vielschichtige Geschichte, Die während der sowjetischen Zeit in allen Wirtschafts- und Sozialstatistiken oder das zentralasiatischen Ländern verbindliche ky- so reiche und mannigfaltige kulturelle Le- rillische Schrift wurde nach der Erlangung ben. Mir war es wichtig, den großen Zu- der staatlichen Unabhängigkeit in Turkme- sammenhang zwischen den fünf Ländern nistan und Usbekistan durch lateinische Let- herzustellen und aufzuzeigen, was das Be- tern ersetzt, Kasachstan folgt 2020. Leider sondere in jedem von ihnen ist. haben sich die drei Länder nicht auf eine Individualtouristen werden detaillierte An- gemeinsame Variante geeinigt, und so wird fahrtswege und lange Listen von Hotels, aus Buchara Buxoro oder Bukhara. Tadschi- Gästehäusern und Veranstaltern vermis- kistan und Kirgistan verwenden noch das sen. Ich habe sie ganz bewusst weggelas- Kyrillische für die Verschriftung ihrer sehr sen, denn sie allein hätten ein Buch gefüllt. verschiedenen Sprachen, nicht zu verges- Ein häufiger Anblick: Pferdeherde in Kirgistan
Schreibweisen von Eigennamen 21 sen das Russische, welches auch noch im men. Die Regeln finden Sie auf → S. 458. Umlauf ist. Dazu kommt noch ein heillo- Ich habe mich um Konsequenz bemüht, an ses Durcheinander in den Ländern selbst, einigen Stellen musste ich sie aber durch- es gibt verschiedene Schreibweisen für ein brechen: und denselben Ort. Der Bindestrich ist da Die Ländernamen und andere gängige noch das geringere Übel: Songköl, Song- Orts-, Personen und Gegenstandsbezeich- Köl, Song Köl, Song-Kul, Songkul etc. Für nungen, die im Deutschen schon lange ge- vorliegendes Buch musste also ein Kompro- bräuchlich sind, weichen in ihrer Schreib- miss gefunden werden. Alle fünf Sprachen weise teilweise von meinem Schema ab. mit ihren unterschiedlichen Lauten versu- Ich habe mich aus Gründen der Auffindbar- che ich mit Buchstaben wiederzugeben, die keit im Internet hier für die gebräuchlichen der Aussprache so nahe wie möglich kom- Schreibweisen entschieden, zum Beispiel: Korrekte Transkription Verwendete Schreibweise Qazaqstan Kasachstan Kyrgyzstan Kirgistan Tadzhikistan Tadschikistan Balqasch Balchasch Altaj Altai Hisor Hissar Zarafschon Serafschan Ferghana oder Farghona Fergana Qaraqum Karakum Samarqand Samarkand Alaj Alai Semej Semey Für Tadschikistan gibt es einige sehr gute in einem Ort befindet, in dem noch über- Karten, in denen die Orte nach den engli- wiegend Russisch gesprochen wird, dann schen Verschriftungsregeln bezeichnet sind. setzt man den Namen in den Genitiv und Hier habe ich teilweise diese Schreibweisen es heißt nicht Gorki, sondern Gorkowo verwendet, das möge die Orientierung in (geschrieben Gorkogo). diesen Karten erleichtern. Wenn Ihnen Ungereimtheiten auffallen, Bei wichtigen Orten habe ich bei der Ein- schreiben Sie mir bitte. Meine Mailadres- führung der Bezeichnung weitere Verschrif- se finden Sie auf → S. 477. Die nächste tungsvarianten in Klammern gesetzt. Hätte Auflage dieses Buches wird dann mit Ihrer ich das überall getan, wäre das Buch 20 Hilfe ein bisschen besser. Danke. Seiten dicker geworden. Übrigens: Sie können den CO2-Ausstoß, Ebenfalls aus Gründen der Platzersparnis den Sie mit Ihren Flügen verursachen, kom- habe ich bei Adressenangaben fast im- pensieren: https://www.primaklima.org/ba mer auf das köschesi, kotschosu, kutschaj eume-verschenken/ (Straße) verzichtet. Wenn dort Rudaki 6 Gerade in Zentralasien ändert sich das steht, dann bedeutet das Kutschaj Rudaki Klima dramatisch. 6, also Rudaki-Straße 6. Wenn eine Straße Danke, dass Sie so viel Verantwortung in nach einem Russen benannt ist und sich Ihrem Reisegepäck haben.
22 Zahlen und Fakten Zahlen und Fakten Kasachstan Kirgistan Fläche 2,725 Mio. km2 198 500 km2 Staatsgrenzen Russland, China, Kirgistan, Kasachstan, China, Usbekistan Tadschikistan, Usbekistan Territoriale Gliederung 3 Städte (Astana, Almaty, 2 Städte (Bischkek, Osch), Schymkent) 14 Gebiete 7 Gebiete (Oblaste) (Oblaste) Höchster Berg Peak Khan Tengri 6995 m Peak Pobeda 7439 m Klima, Durchschnitts- Streng kontinentales Klima Streng kontinentales Klima temperaturen Januar/Juli -18/+29°C -8/+32°C Einwohnerzahl 18,4 Mio. 6,3 Mio. Bevölkerungsdichte EW/km2 7 31 Ethnien in % Kasachen 66, Russen 20, Kirgisen 72, Usbeken 14, Usbeken 3, Ukrainer 2, Russen 6, Dunganen 1, Uighuren 1, Tataren 1, Uighuren 1, Ukrainer 1, Deutsche 1, Koreaner Tadschiken, Tataren, Kasachen Bevölkerungswachst. (2016) 1,04 % + 1,05 % Durchschnittsalter 28 26 Lebenserwartung bei 69,1 70,3 Geburt Männer 64,3, Frauen 73,9 Männer 66,4, Frauen 74,3 Anteil Stadtbevölkerung 53 % 36 % Hauptstadt Astana (Nur-Sultan) Bischkek Einwohner in der 1,03 Mio. 1,04 Mio. Hauptstadt Sprachen Amtssprache Kasachisch Amtssprache Kirgisisch (ab 2020 lateinisches (kyrillisches Alphabet), Alphabet), Russisch weit Russisch weit verbreitet verbreitet Religion(en) sunnitischer Islam, sunnitischer Islam, orthodoxes Christentum orthodoxes Christentum Staats- und Regierungsform Präsidialrepublik Parlamentarische Republik Präsident/im Amt seit ... Kassym-Schomart Tokajew/ Sooronbai Dscheenbekow/ 2019 2017 Nationalfeiertag 16.12.1991 31.8.1991 Korruptionsindex 31 (schlecht) 29 (sehr schlecht) BIP nominal Kopf/Jahr 8841 USD 1188 USD 2018 Inflationsrate 7 % (2018) 4,5 % (2018) Arbeitslosenquote/ 5,4 %/mindestens 11,5 % 7,8 %/? inoffiziell Internetkennung .kz .kg
Zahlen und Fakten 23 Tadschikistan Turkmenistan Usbekistan 143 100 km2 488 100 km2 448 978 km2 Kirgistan, China, Afghanis- Kasachstan, Usbekistan, alle vier anderen plus tan, Usbekistan Afghanistan, Iran Afghanistan Stadt Duschanbe, Autono- Stadt Aschgabat, 5 Gebiete Stadt Taschkent, Autonome mes Gebiet Berg-Badach- (Welajate) Republik Karakalpakistan, schan, 2 Gebiete (Wilojate), 12 Gebiete (Wilojate) 13 Kreise Peak Somoni 7495 m Ayrybaba 3139 m Hazrat Sulton 4643 m Streng kontinentales Klima Streng kontinentales Streng kontinentales Klima -8/+33°C Wüstenklima -4/+38°C -5/+36°C 9,1 Mio. 5,8 Mio. 32,6 Mio. 61 13,7 70 Tadschiken 84, Usbeken 13, Turkmenen 77, Usbeken 9, Usbeken 71, Russen 5, Kirgisen 1, Russen, Tataren, Russen 7, Tataren 1, Tadschiken 4, Ukrainer, Deutsche Aserbaidschaner, Armenier, Karakalpaken 3, Kasachen 3, Ukrainer, Koreaner, Tataren 3, Koreaner 2, Tadschiken Turkmenen, Uighuren + 1,62 % + 1,12 % + 0,93 % 22 25 28 70,4 67,3 70,8 Männer 67,7, Frauen 73,5 Männer 63,9, Frauen 70,8 Männer 68,1, Frauen 73,8 27 % 50 % 37 % Duschanbe Aschgabat Taschkent 845 000 1 Mio. 2,3 Mio. Amtssprache Tadschikisch Amtssprache Turkmenisch Amtssprache Usbekisch (kyrillisches Alphabet), (lateinisches Alphabet), (lateinisches Alphabet), Russisch verbreitet Russisch verbreitet Russisch, Tadschikisch, Karakalpakisch sunnitischer Islam, sunnitischer Islam, sunnitischer Islam, schiitischer Islam schiitischer Islam, orthodoxes Christentum (Ismailiten im Pamir) orthodoxes Christentum Präsidialrepublik Präsidialrepublik Präsidialrepublik Emomali Rachmon/1994 Gurbanguly Berdymuhame- Schawkat Mirsijojew/2016 dow/2006 9.9.1991 27.10.1991 1.9.1991 21 (sehr schlecht) 19 (sehr schlecht) 22 (sehr schlecht) 790 USD 3510 USD 2132 USD 8,0 % (2018) 4,9 % (2017) 19,5 % (2018) 10,8 %/? 8,6 %/50–60 % 8,7 %/35 % .tj .tm .uz
24 Das Wichtigste in Kürze Das Wichtigste in Kürze Reisezeit Reisebüros oder über spezialisierte Bahn- Für Städtereisen und Reisen im Flachland agenturen in Deutschland (→ S. 430). sind die Monate April/Mai, in Kasachstan Mit dem eigenen Fahrzeug und den ent- auch noch der Juni geeignet, außerdem sprechenden Papieren sind alle Länder der September, in Usbekistan, Turkmenis- außer Turkmenistan zu bereisen. tan und Tadschikistan auch noch der Ok- tober. Für Gebirgstouren eignen sich die Reisen im Land Monate Juli und August, auch in der ers- Die Flächenländer Kasachstan, Usbekistan ten Septemberhälfte ist das Wetter noch und Turkmenistan haben ein gutes Inlands- stabil. Im Juni sind in den Gebirgen noch flug- und Eisenbahnnetz. In Kirgistan kann häufige Niederschläge an der Tagesord- man zwischen Osch und Bischkek fliegen, nung, für Zelttouren ist diese Zeit eher un- in Tadschikistan zwischen Duschanbe und passend. Chudzhand und Chorugh. Das Straßennetz ist im Ausbau begriffen, für die meisten Organisiert oder individuell? Strecken braucht man gutes Sitzfleisch. In Turkmenistan sind vorerst nur organi- Bergstraßen sind immer länger, als es auf sierte Touren möglich, alle anderen Län- der Karte aussieht, wegen der Pistenqua- der eignen sich für beides. In Usbekistan, lität ist Langsamfahren geboten. Tadschikistan und Kirgistan gibt es rela- tiv gute Ausschilderungen und zahlreiche Sicherheit englisch- und deutschsprechende Guides, Die Lage ist besser, als man vielleicht ver- letztere sollte man möglichst vorher bu- mutet. In autokratisch regierten Ländern chen. Organisierte Touren einheimischer ist die Polizei omnipräsent, als Tourist ist Veranstalter können oft mit denen euro- man deswegen recht gut behütet. Dieb- päischer Veranstalter mithalten. Meistens stähle an belebten Orten kommen aber helfen ein Blick auf die Website und ein auch hier vor. detaillierter Briefwechsel per E-Mail bei der Einschätzung der Professionalität. Geld Vor Ort können Euro und Dollar in die Anreise Nationalwährungen getauscht werden. In Per Flugzeug in die jeweiligen Hauptstäd- Turkmenistan und Tadschikistan ist das nur te, auch andere Großstädte wie Almaty, in staatlichen kontrollierten Banken mög- Urgentsch, Chudzhand, Schymkent und lich. Von Geldautomaten können täglich Aktau werden angeflogen. Die nationalen nur kleine Summen abgehoben werden, Airlines von Kasachstan, Usbekistan, Turk- in Turkmenistan gibt es fast keine und menistan und Tadschikistan sind durchaus in Tadschikistan ist ihre Zahl auch über- zu empfehlen. schaubar. Per Zug muss man 5 Tage einplanen, um- steigen in Moskau und ggf. anderen Städ- Unterkunft ten ist unumgänglich. Vom Fünfsterne-Hotel über Hostels bis hin Achtung Individualreisende: Zugtickets kön- zu einfachen Privatpensionen und Jurten- nen nur unter Vorlage des Passes erworben Camps ist alles zu haben. In der Haupt- werden. Da es nur eine beschränkte An- saison Mai bis September empfiehlt sich zahl von ausschließlich platzkartenpflich- dringend eine vorherige Buchung. tigen Zügen gibt, empfiehlt sich der Kauf der Tickets vier bis sechs Wochen vor der Ausführliche Informationen in den Reise- Reise, am besten mit Hilfe eines lokalen tipps von A bis Z ab → S. 429
Das Wichtigste in Kürze 25 Der sogenannte Pamirknoten im Herzen Zentralasiens Kasachstan Kirgistan Tadschikistan Turkmenistan Usbekistan währung Landes- Tenge Som Somoni Manat Sum Wechselkurs zum Euro 05/2019 1:427 1:79 1:10,69 1:3,97 1:9528 E-Visum bis 30 Tage notwendig? bis 30 Tage Bis 60 Tage incl. Geneh- visafrei für visafrei visafrei migung für ja EU-Touristen, Visum für EU- für EU- Berg-Bad- sonst Touristen Touristen achschan E-Visum Zeitzone MEZ +4/5 MEZ +5 MEZ +4 MEZ +4 MEZ +4 MESZ +3/4 MESZ +4 MESZ +3 MESZ +3 MESZ +3 vorwahl Länder- +7 +996 +992 +993 +998
LÄNDER UND LEUTE Es ist beglückender, durch die offene Tür eines einfachen Hauses zu treten, als vor dem verschlossenen Tor eines Palastes zu stehen. Kurt Haberstich, Schweizer Buchautor und Aphoristiker
Kuppeln der Gräberstadt Schah-i Zinda in Samarkand (Usbekistan)
28 Klima, Landschaft und Natur Klima, Landschaft und Natur Zentralasien ist, bedingt durch die Entfernung zu den Weltmeeren, das Gebiet mit dem kontinentalsten Klima weltweit. Harte Gegensätze zwischen den Jah- reszeiten und landschaftliche Extreme charakterisieren diese Region. In den Steppen Kasachstans und in den hohen, aber noch bewohnten Lagen des Pamirs können winterliche Extremtemperaturen von minus 40, gar 50 Grad auftreten. In den Oasenorten hingegen sind hochsommerliche Tagestemperaturen von plus 40–50 Grad keine Seltenheit. Somit haben wir Temperaturunterschiede von 80– 100 Grad, und das hat ernste Konsequenzen für die gesamte Lebensweise, Wirt- schaft und Landwirtschaft bis hin zum Straßenbau. Nicht von ungefähr sind As- phaltstraßen in diesen Extremgebieten nach wenigen Jahren völlig verschlissen. Die beiden Hauptjahreszeiten Winter und Sommer wechseln sich fast über- gangslos ab, Frühjahr und Herbst als gemäßigte Jahreszeiten sind kurz. Die Hauptniederschlagszeit ist fast überall der März-April-Mai, die Sommer sind sehr trocken. Die Niederschlagsmengen sind extrem ungleich verteilt. Der Westliche Al- tai im Nordosten Kasachstans erhält durch Stauregen jährlich über 2000 Milli- meter Niederschlag (Vergleich Brocken/Harz: 1400 mm), davon den Großteil als Schnee. Manche Dörfer sind damit wochenlang von der Außenwelt abge- schnitten. Auch der Südhang des Hissar-Gebirges in Tadschikistan/Ost-Usbeki- stan ist mit 1700 Millimetern Jahresniederschlag ein begünstigtes Gebiet, hier wie in einigen andern kleineren Becken- und Tallagen Tadschikistans herrscht subtropisch feuchtes Klima. Orte wie Almaty (574 mm), Bischkek (427 mm), Duschanbe (624 mm), Taschkent (429 mm) können sich mit ihren durchschnittli- chen Jahresniederschlagsmengen auch noch glücklich schätzen (Vergleich Berlin: 568 mm). Buchara, Chiwa, Nukus oder Aschgabat hingegen haben um bzw. so- gar unter 200 Millimeter Jahresniederschlag und können nur durch ihre Oasen- lage bzw. künstliche Bewässerung überleben. Bunt, aber kahl und trocken: Im Pamir herrscht extremes Kontinentalklima
Oberfläche und Gewässer 29 Länder und Leute Balkaschino – der Kältepol Kasachstans Die Hochebenen des Pamir, das westliche Yssyk-Köl-Gebiet und die gro- ßen Wüsten Kyzylkum und Karakum gehören mit Jahresniederschlägen von un- ter 200, teilweise unter 100 Millimetern zu den trockensten Gebieten der Erde. Landwirtschaft ist in den meisten dafür infrage kommenden Regionen nur als Bewässerungswirtschaft möglich und wird als solche auch betrieben, was nega- tive Auswirkungen auf die Böden hat – es kommt zur großflächigen Versalzung, viele Areale sind damit nicht mehr für Landwirtschaft nutzbar. Durch den weltweiten Klimawandel ist Zentralasien am stärksten bedroht: Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird ein Temperaturanstieg um fünf (!) Grad vo- rausgesagt. Das wird zum Abschmelzen aller kleineren und mittleren sowie der meisten großen Gletscher führen und dramatische Auswirkungen auf den Was- serhaushalt des gesamten Gebietes und damit auf die Versorgung der Menschen haben. Bis heute sind keine Strategien bekannt, wie man damit umzugehen ge- denkt; die Bevölkerung wächst derweil unentwegt, der Wasserverbrauch steigt. Oberfläche und Gewässer Zentralasien erstreckt sich von der teilweise unter dem Meeresspiegel liegenden Kaspischen Senke und dem Tiefland von Turan in Kasachstan bis zu den Sieben- tausendern in den grandiosen Hochgebirgssystemen von Tien Shan und Pamir. Die höchsten Gipfel sind der Peak Somoni (7495 m) und der Peak Korzhenews- kaja (7105 m) im Zentralen Pamir, der Peak Pobeda (7439 m) im Zentralen Tien Shan, der Peak Lenin (7134 m) im Pamiro-Alai und der Khan Tengri im Zentra- len Tien Shan an der Grenze von Kasachstan, Kirgistan und China. Jener ist mit 6995 Metern eigentlich kein Siebentausender, wurde aber von den sowjetischen Bergsteigern als solcher geführt, um die ›Big Five‹ des sowjetischen Alpinsports zu komplettieren, für deren Besteigung es den Titel ›Schneeleopard‹ (Snezhnyj Bars) gab. Nach Nordosten steigt das Gebiet langsam an, über die Kasachische
30 Klima, Landschaft und Natur Gebirgsfluss in Tadschikistan Schwelle bis zum Altai, dessen höchster Gipfel die Bjelucha an der Grenze zu Russland ist (4406 m). Südlich der beiden großen Wüsten Kyzylkum und Kara- kum wird Zentralasien vom über 3000 Meter hohen Köpet-Dag begrenzt, jen- seits davon liegt der Iran. Während Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan nur an den Rändern gebirgig sind, werden Kirgistan (über 90 % der Landesflä- che höher als 1500 m) und vor allem Tadschikistan (fast 50 % der Landesfläche höher als 3000 m) von Hochgebirgen geprägt. Die Hochgebirge sind in den Lagen über 3500 (Altai, Tien Shan) bzw. über 4500 Meter (Alai, Pamir) teilweise vergletschert. Aus den Gletschern entspringen die wasserreichsten Flüsse Zentralasiens, der Pandzh und der Wachsch, die sich zum Amudarja vereinigen sowie der Naryn und der Karadarja, die gemeinsam den Syrdarja bilden. Beide Ströme haben früher in den Aralsee entwässert. Der Amudarja erreicht ihn inzwischen nur noch in Jahren mit extremen Niederschlä- gen (2017 war so ein Jahr), und der Syrdarja bringt nur einen Teil seines Wassers zum Restsee Nördlicher Aral. Grund für den extrem verringerten Zufluss sind gigantische und uneffektive Bewässerungsprojekte, v.a. für Baumwolle, die den beiden Strömen schon seit vielen Jahrzehnten den Großteil des Wassers entziehen. In Kasachstan gibt es weitere bedeutende Flüsse. Der Irtysch kommt aus dem Altai, wird hier zu einem der größten Stauseen der Erde angestaut, durchfließt dann den Landesnorden und mündet in den sibirischen Strom Ob, entwässert somit ins Nördliche Eismeer. Der Ural aus dem gleichnamigen Gebirge in Russ- land durchfließt Westkasachstan und mündet ins Kaspische Meer, den größten Binnensee der Erde. Auch der Ural ist von zunehmendem Rückgang der Was- sermenge betroffen. Kasachstan hat ferner im äußersten Westen einen Anteil am Wolgadelta. Aus dem Grenzgebiet von Kasachstan und China kommt der Ili (Ile), der das Siebenstromland im Süden Kasachstans durchfließt und in den Bal- chasch-See mündet, einen mit 18428 Quadratkilometern sehr großen, dabei aber extrem flachen Steppen-Endsee, der im Westen aus Süßwasser besteht und im
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