ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
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ZSC-Meisterzeitung Der Trainer Das Team Der Abschied Hans Kossmann war Von Rockstars, Gärtnern Teamkollegen, daran, in Kanada sein und Tanzkönigen – Coaches, Freunde Haus zu renovieren – Chris Baltisberger verrät und der Vater blicken nun hat er ein ungeahnte Talente zurück auf Mathias Meisterteam gebaut. der Meisterspieler. Segers grosse Karriere. 4 8, 9 14, 15
Emotionen setzen Energie in Bewegung. Als stolzer Sponsor gratulieren wir den ZSC Lions herzlich zum Meistertitel 2017/18.
Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018 ZSC-Meisterzeitung 3 Plötzlich erwachten die Löwen Hinter dem Titelsturm der ZSC Lions steckt eine verblüffende Geschichte. Und hinter ihren Erfolgen seit 2000 mit sechs Meistertiteln eine Stabilität, die von Präsident und Mäzen Walter Frey ausgeht. Von Simon Graf Es war ein kalter Abend am 21. März Es war erfreulich, dass im Playoff 1998 im Sportzentrum Herisau. Gerade eine neue Generation um Patrick mal 2905 Zuschauer waren gekommen, Geering und Reto Schäppi die ihr um den Überlebenskampf der ZSC zugedachte Leaderrolle übernahm. Lions zu sehen. Die Zürcher brauchten Und dass es dann aufwärtsging, als einen Punkt, um sich den Ligaerhalt Nothelfer Hans Kossmann auf Junge zu sichern, doch in der 48. Minute wie Tim Berni oder Marco Miranda gerieten sie in Rückstand. Es war kein setzte. Was uns noch kurz zu seinen grosses Eishockey, das sie in dieser Vorgängern Hans Wallson und Lars kapitalen Partie zeigten, doch sie Johansson führt. Die Idee, mit zwei kämpften leidenschaftlich und drehten reputierten Ausbildnern das Nach- das Spiel. Nach dem 2:1 bildeten sie auf wuchskonzept noch konsequenter dem Eis einen Tatzelwurm und kro- chen in Richtung Gästekurve zu ihren Eine neue Generation rund 1000 mitgereisten Fans. Das Projekt ZSC Lions, das im ersten um Geering und Winter viel Skepsis geerntet hatte, war Schäppi übernahm im vorerst gerettet. Playoff die Leaderrolle, 15 Trainer für 6 Meistertitel die ihr zugedacht war. Wer damals behauptet hätte, dass die Zürcher im neuen Jahrtausend eine Macht im Schweizer Eishockey werden umzusetzen, war richtig. Doch die würden, wäre für verrückt erklärt Zusammenarbeit erwies sich dann als worden. Seit 2000 aber haben die grosses Missverständnis. Die Schweden Lions sechs Meistertitel errungen, kümmerten sich kaum um die Jungen gleich viele wie der HC Davos und und wurden in ihrer ersten Trainersta- einen mehr als der SC Bern. Ist bei den tion im Ausland auch zu wenig geführt. Bündnern das Gesicht des Erfolgs der Gerade noch rechtzeitig zogen die ewigjunge Arno Del Curto, gaben sich Zürcher nach 16 Monaten die Not- die Coaches in Zürich die Klinke in die bremse. Wer Frey kennt, der ahnt, wie Hand. 15 verschiedene Trainer wirkten schwer es ihm wohl fiel, diese Ent- in dieser Zeit beim ZSC: Ruhnke, scheidung abzusegnen. In den letzten Huras, Rautakallio, Weber, Gruth, zwölf Jahren trennten sich die Lions Tamminen, Lautenschlager, Kreis, nur zweimal vorzeitig von ihren Trai- Simpson, Muller, Gustafsson, Hartley, nern: Im Oktober 2010 von Colin Crawford, Wallson, Kossmann. Und nur Muller, der in der Chefrolle überfordert zwei blieben nach dem Titel: Huras war, im Dezember 2017 nun von Wallson/Johansson. Die Profilierungssucht Kampf der Genügsamkeit anderer Präsidenten Der neue Sportchef Sven Leuenberger, ist Walter Frey fremd. der ohnehin kein Fan der Schweden Er lässt die Fachleute gewesen war, brachte neuen Schwung in den Club. Er trat an, um die Genüg- in Ruhe arbeiten. samkeit zu bekämpfen – und so einigen auf die Füsse. Letztlich wurde er dafür belohnt, dass er trotz turbulenter 2001 für einige Monate und Crawford Monate nicht bereit war, die Saison 2014. Auch Kossmann verabschiedet frühzeitig abzuschreiben. Der Titel- sich nun als Meister – er wird durch sturm zeigte, dass die ZSC Lions Kana- Serge Aubin ersetzt. GC-Eishockeysektion zu übernehmen. etwas aufbauen und viel Know-how Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist auch dier brauchen, um Erfolg zu haben – Die Stabilität, die erfolgreiche Bei der Fusion 1997 mit dem ZSC versammeln. Sportchef Simon Schenk die Nachwuchspyramide, die die ZSC auch ihr sechster Meistertrainer der Sportorganisationen auszeichnet, wurde er zum ersten und bisher einzi- stellte schnellstmöglich eine Meister- Lions nach der Fusion initiierten. Es Neuzeit stammt aus dem Eishockey- haben die ZSC Lions also nicht an der gen Verwaltungsratspräsidenten der mannschaft zusammen. 2007 stiess brauchte seine Zeit, bis sich die Bemü- Mutterland. Sie brauchen Coaches, die Bande, sondern an der Spitze. Wenn Lions, seither führt er den Club mit viel Verbandsdirektor Peter Zahner als hungen auf höchster Ebene auszahlten. gelegentlich laut werden können oder man sich dieser Tage den Intrigenstadl Augenmass und Grosszügigkeit. Geschäftsführer zum Club – auch er ein War in den Meisterteams von 2000 die Peitsche schwingen. bei Fussball-Rekordmeister GC vor Die Profilierungssucht vieler ande- Mann mit viel Fachwissen und einem und 2001 nur je ein Spieler zu finden, Auch der Löwe, das Zürcher Wap- Augen führt, wird einem noch mehr rer Präsidenten oder Geldgeber ist ihm Auge fürs Detail. Man werde nach der der im eigenen Nachwuchs gross pentier, ist von Natur aus eher träge. bewusst, was für ein Glücksfall Walter fremd. Und obschon er sich genau Saison trotz des Erfolgs im Playoff noch geworden war, waren es 2008 schon 6 Erst, wenn man ihn reizt, zeigt er, dass Frey für das Stadtzürcher Eishockey übers sportliche Geschehen informiert, einmal über die enttäuschende Regular «Eigengewächse», 2012 deren 10, zwei er der König der Tiere ist. So wie die ist. 1986 konnte der Autoimporteur lässt er die Fachleute in Ruhe arbeiten. Season reden müssen, kündigte er Jahre später 14 und diesmal 13, die ZSC Lions nun auch erst im Playoff ihr überzeugt werden, das Präsidium der So konnten die ZSC Lions langfristig bereits an. regelmässig zum Einsatz kamen. wahres Gesicht zeigten. Die ZSC Lions seit der Fusion 1997 Meister- titel EV Zug HC Lugano HC Davos HC Lugano SC Bern HC Davos HC Lugano HC Davos HC Davos SC Bern HC Davos SC Bern HC Davos SC Bern SC Bern Final Playoff Playoff Playoff Halbfinal verpasst verpasst Viertel- final 1997/98 1998/99 1999/00 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18 1. 2. 3. 4. 5. Qualifikation 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Grafik mrue, mt 1997/98 1998/99 1999/00 2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18
4 ZSC-Meisterzeitung Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018 Hans im Meisterglück Fast schon vergessen, wurde Hans Kossmann (56) bei den ZSC Lions zum Meistertrainer. Und zeigte eine ganz andere Seite von sich. Simon Graf befasst hatten, wer genau was beizusteu- Zürich ern hatte. Kossmann hingegen zerbrach sich stundenlang den Kopf, wer in wel- Es war ein verfrühtes Weihnachts- cher Rolle aufblühen könnte. geschenk für Hans Kossmann, als Mitte Ende Januar sagte er nach einem Dezember auf seinem Handy-Display nicht gerade ermutigenden 1:3 in Zug: eine Schweizer Nummer aufleuchtete. «Ich glaube, ich kriege Kenins hin.» Er Der alte Bekannte Sven Leuenberger war habe nun begriffen, was der Lette brau- am anderen Ende der Leitung und hatte che und wie er ihn anpacken müsse. Es ein dringliches Anliegen: Er wollte wis- fragte sich nur, ob die Zeit reichen sen, ob sich Kossmann vorstellen könne, würde, um für jeden den richtigen Platz die kriselnden ZSC Lions zu überneh- zu finden. Denn bis zum Playoff-Start men. Bis Ende Saison. Ja, das könne er, waren es nur noch sechs Wochen, und sagte der 56-Jährige, ohne zu zögern. Da- dazwischen lag noch die Olympiapause, mit war die Zusammenarbeit besiegelt. während der zahlreiche Schlüsselspieler Die finanziellen Details regelte Leuen- fehlten. berger mit Kossmanns Agenten. Der Kanadaschweizer weilte mit sei- Die Zahlen logen ner Frau im Vorruhestand in Victoria auf Nach Pyeongchang waren die guten An- Vancouver Island, einem wunderschö- sätze von vorher denn auch wie weg- nen Flecken. Sie hatten ein altes Haus gewischt. Und jene, die gern mit Zahlen gekauft, mit einer halben Hektare Land, argumentieren, schlugen Kossmann nur fünf Minuten entfernt von der An- nach Abschluss der Qualifikation um die legestation der Fähre, und sich daran- Ohren, dass der Punkteschnitt der ZSC gemacht, es zu renovieren. «Meine Frau Lions unter ihm sogar noch gesunken ist Innenarchitektin, sie hat die guten war – von 1,54 pro Spiel auf 1,4. Ideen, und ich bin der Handwerker, der Man hätte es ihm von Herzen ge- sie umsetzt», erzählt Kossmann. «Ich gönnt, hätte er Erfolg gehabt mit den kann ein bisschen mit Holz umgehen Zürchern. Weil er so bodenständig ist, und kenne mich aus mit Elektro- und gänzlich frei von Allüren. Doch es sollte Sanitärarbeiten.» offenbar nicht sein. Das Bild, das von ihm gezeichnet worden war aufgrund Eine komplizierte Renovation einer Videosequenz vor fünf Jahren, Genau einen solchen Mann brauchten wurde ihm jedenfalls nicht gerecht. Da die Zürcher: einen Allrounder, der sich benützte er als Freiburger Trainer in nicht scheut, schwierige Aufgaben anzu- der ersten Pause des fünften Finalspiels packen. Die Renovation eines alten gegen Bern den bekanntesten engli- Hauses sei stets komplizierter, als es auf schen Kraftausdruck ein bisschen zu oft. den ersten Blick aussehe, sagte Koss- Und schon war er abgestempelt als «har- mann. «Man reisst den alten Balkon ab ter Hund». Doch das ist er nicht. Er mag und merkt dann, dass das Holz dahinter ein Coach alter Schule sein, aber keiner, auch morsch ist. Je tiefer man geht, der sein Team ständig zusammenfaltet. desto mehr Baustellen tauchen auf.» Was er damit sagen wollte: Er ahnte, Er hatte nichts zu verlieren dass auch die Renovation der ZSC Lions In Zürich tat er genau das Gegenteil. Er kompliziert würde. machte seine Spieler stark, schenkte Doch zuerst einmal freute er sich, ihnen Vertrauen. Und im Playoff fügten wieder im Geschäft zu sein. Er gab zu, sich die Bausteine plötzlich ineinander. nicht mehr damit gerechnet zu haben. Es half, dass Kossmann nichts mehr zu «Was für eine schöne Infrastruktur hier verlieren hatte. Er musste sich nicht in Zürich», schwärmte er nach seinen Hans Kossmann – einer, der sich nicht scheut, schwierige Aufgaben anzupacken. Foto: Doris Fanconi krampfhaft an seinen Job klammern, er ersten Arbeitstagen. «In Genf war es viel wusste, dass er ihn ohnehin los sein spartanischer.» Auch die Besetzung des Teams stimmte ihn optimistisch. Und Er verfolgte einen ganz Die Tour de Suisse des Hans Kossmann würde nach dem Playoff. Seine Gelas- senheit zeigte sich in seinem Coaching. die Zusammenarbeit liess sich gut an, anderen Ansatz als seine Anders als Zugs Harold Kreis im Viertel- mit einem 6:1-Kantersieg über Lugano bei der Premiere am 2. Januar im Hallen- Vorgänger, zerbrach sich 17 Stationen als Spieler und Trainer oder Berns Kari Jalonen im Halbfinal setzte er konsequent auf vier Linien – stadion. den Kopf, wer in welcher Bülach und wurde dafür belohnt. Kossmann merkte zwar bald, dass einiges morsch war im Gebälk der ZSC Rolle aufblühen könnte. 4 Weil Kossmann für jeden eine Auf- gabe fand, jedem das Gefühl gab, einen 7 3 Dübendorf Lions. Doch wer wie er erfahren ist im Ajoie Zürich 17 Beitrag zu leisten, traten die ZSC Lions Umbau von Häusern – er hatte in Kanada 5 Rapperswil- im Playoff auf wie eine richtige Mann- Jona schon zwei renoviert und wieder ver- 9 Biel schaft. Es war bezeichnend, dass immer kauft –, lässt sich so schnell nicht ent- Luzern 8 2 Küssnacht wieder neue Spieler zu Matchwinnern am Rigi mutigen. So suchte er nach Bausteinen, 14 Bern wurden. Und Kossmann wurde nie mit denen er etwas aufbauen konnte. Er 10 15 Freiburg müde, an seiner Aufstellung zu tüfteln. überlegte sich, wie er welchen Spieler «Diese vier Monate werden in Win- einsetzen sollte, um das Beste aus ihm deseile vorüber sein», seufzte er, als er herauszuholen, machte sich ein genaues 13 6 Lausanne Ende Dezember bei den ZSC Lions an- 16 Ambri Bild von den Stärken und Schwächen trat. Dann krempelte er die Ärmel hoch. eines jeden Einzelnen. Im Sommer kann er sich nun seinem 11 Siders So verfolgte er einen ganz anderen 12 1 Haus auf Vancouver Island widmen. Er Ansatz als seine schwedischen Vorgän- Genf sollte sich beeilen. Denn es wäre nach ger Hans Wallson und Lars Johansson, seiner Zürcher Mission keine Über- die die Mannschaft stets als Ganzes be- raschung, würde er im Schweizer Eis- trachtet und sich nicht im Detail damit Grafik niz / Quelle: Red. hockey schon bald anderswo gebraucht. Der Senior, der Spieler und das Adlerauge Leo Schumacher, Michael 65-jährigen Schumacher hat. Der Assis- mir.» Was ihn extrem freut. «Denn wenn tien der Mann mit dem «Knopf im Ohr». nächste Saison wieder bei den GCK Lions tent erfüllte die klassische Rolle, er küm- ich mir überlege, was ich in der Zeit Der 38-Jährige stand in Verbindung mit arbeiten, als Assistent Schumachers. Liniger und Stephan Siegfried merte sich in den Spielen um die Verteidi- nach der Pensionierung machen soll, dem Videocoach auf der Tribüne. Dazu Stephan Siegfried dagegen verfügt sind die Männer hinter ger. «Hans liess mir freie Hand, ich konnte kriege ich Albträume.» analysierte er das gegnerische Spiel in über Erfahrung bei Siegesfeiern. Seit 2013 Hans Kossmann. Zwei von die Spieler einsetzen, die ich wollte.» Schumacher steht seit Ende Dezem- der neutralen Zone, schaute, in welcher ist der 35-Jährige bei den ZSC Lions als Wenn ihm aber ein Fehlgriff unterlaufen ber an der Bande, Michael Liniger kam Reihenfolge der Gegner wechselte. Goalietrainer und Videocoach angestellt. ihnen wurden Meister sei, habe er das deutlich vom Chef zu erst Ende Februar dazu. Zuerst hatte er Er war beim Meistertitel 2014 und dem aus dem Nichts. hören bekommen. Schumacher hat in sei- bei GCK die Lücke zu füllen, die Schuma- 2014 noch gegen den ZSC Cupsieg 2016 dabei. In Sachen Video ist er ner langen Karriere schon vieles erlebt. cher hinterliess. Er war dort über Nacht Dreimal spielte Liniger in einer Finalserie, ein «unglaublicher Fachmann», schwärmt Roland Jauch Als Assistenztrainer stieg er 1986/87 mit vom Spieler und Assistenten zum Chef- mit Kloten 2009 und 2011 gegen Davos, Schumacher. Und es war Siegfried, der in Zürich dem EV Zug in die Nationalliga A auf. Als trainer aufgestiegen. 2014 gegen die ZSC Lions. Sein Einstand Spiel 1 der Halbfinalserie gegen Bern in Headcoach führte er den EHC Chur 1991 Doch als die GCK Lions ihre Saison be- an der ZSC-Bande fiel nicht gerade vielver- der Postfinance-Arena bemerkte, dass Eine Sache war klar: Als Hans Kossmann aus der NLB in die höchste Klasse. endet hatten, wurde auch Liniger zum sprechend aus: Bei der Premiere mit dem einem SCB-Goal ein mögliches Offside neuer Trainer der ZSC Lions wurde, sollte Beinahe 20 Jahre arbeitete Schuma- Thema beim ZSC. «Lini» war bei den Par- Emmentaler verloren die Zürcher Ende vorausgegangen war. Er funkte sofort der Assistent des neuen Mannes sein alter cher für den EV Zug, ehe er auf diese Sai- Februar in Lugano nach unten zu Liniger, die Lions nahmen Freund sein. Leo Schumacher war der son hin zu den GCK Lions wechselte. 1:3, es folgten zwei ihre Challenge – und bekamen recht. Wunschkandidat von ihm. Schumacher Dass dieser Transfer der erste Schritt auf 1:4-Niederlagen Das Adlerauge Siegfried hält seit Jahren und der Kanadier kennen sich seit über 30 dem Weg zu seinem ersten Meistertitel gegen Biel. Spiel 1 bereits für jede Drittelspause alle wichti- Jahren. «Hans stellte sich 1986 als Spieler in der National League war, hatte im der Viertelfinalserie gen Spielszenen auf seinem Gerät bereit. in Zug vor, aber damals reichte es ihm letzten Sommer niemand gedacht. «Die- in Zug ging ebenfalls Im Playoff 2018 konnte er, wenn er nach nicht. Er unterschrieb dann bei Küssnacht ser Titel ist für mich das Grösste», freut 1:4 verloren. Das ist Spielschluss in die Garderobe kam, alles am Rigi in der 1. Liga», blickt Schumacher sich Schumacher. Doch auf dem Höhe- weit weg, nach Gold zeigen, was Kossmann sehen wollte. Und zurück. punkt und im Pensionsalter von 65 auf- im ersten Playoff- dass Goalie Lukas Flüeler ein überragen- Sie hätten die ganze Zeit über Kontakt hören, das sei kein Thema. «Ich habe Final an der Bande. des Playoff spielte, war ein weiteres gehabt. Kossmann wusste, was er am noch zwei Vertragsjahre mit GCK vor Leo Schumacher. Michael Liniger. Stephan Siegfried. Auch Liniger wird grosses Verdienst von Siegfried.
6 ZSC-Meisterzeitung Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018 Der Leader mit den vielen Facetten Kevin Kleins Verpflichtung wurde kritisch beäugt, der Verteidiger entpuppte sich aber als Schlüsseltransfer. Kristian Kapp Der Titel mit dem ZSC ist Kleins erster Zürich als Profi. In der NHL erreichte er mit den New York Rangers den Final, näher kam Ein wenig war er Rebell. Und Bösewicht. er dem Pokal nicht. Seine Rolle auf dem Aber auch ein Mann mit Humor, oft Eis war anders. Man könnte boshaft sa- sogar ein Spassvogel. Im Hallenstadion gen, dass es nicht fürs Schweizer Eisho- natürlich Publikumsliebling. Doch vor ckey spricht, wenn ein Verteidiger, der allem ein Antreiber, eine Führungsfigur in der NHL selten über die Nummer-4- der Lions. Kevin Klein war im ZSC gross. Position kam, hier so dominant auftreten «Hier kannst du kaum etwas machen, kann, dass berechtigte Forderungen auf- ohne gesperrt zu werden», stellte der kamen, ihn zum Playoff-MVP zu küren. Rebell einmal fest. Der Bösewicht war in Doch das ist nicht die ganze Wahrheit. der Qualifikation mitten im Spielgesche- Den Weg zum Profi machte Klein vor al- hen einem Genfer hinterhergerannt und lem in Nashville und in einer Abwehr, die hatte, als er ihn zu fassen bekam, wie seit Jahren als vielleicht beste der Welt von Sinnen mit blossen Fäusten auf ihn gilt. Spieler wie Shea Weber, Ryan Suter, eingedroschen. «Ich musste mich weh- Roman Josi oder Ryan Ellis waren Weg- ren», erklärte der Mann mit Humor. Der gefährten. In Nashville lernte er, früh Publikumsliebling war geboren. Leader zu sein: «Weber, Suter, ich, wir Nun tritt Klein zurück. Nicht, weil er waren Anfang zwanzig, dennoch wurde sich mit 33 zu alt fühlt. Sondern weil der verlangt, dass wir das Team tragen.» Kanadier zurück auf seine Farm in Onta- rio will – anderes als nur Eishockey erle- Viel Neues in Zürich ben. Er liebe das Spiel, sagt Klein. «Doch Es gebe diverse Arten, Führungsrollen wenn ich nach Hause gehe, denke ich zu interpretieren, sagt Klein. Er sei einer nicht daran. Ich habe Familie, zwei Kin- gewesen, «der Spass liebt, ein lockeres der, ich liebe es, Autos zu reparieren Mundwerk hat, herumblödelt, um die oder als Eisenschmied herumzubasteln. Jungs aufzulockern». Er habe auch ge- Für all das habe ich nun Zeit.» lernt, wen er besser in Ruhe lasse: «Tor- Wobei: Einen klitzekleinen Spalt lässt hüter, die den Fokus brauchen, wie bei er die Türe offen, vielleicht gehe es doch uns Lukas Flüeler.» Das sei in Nashville noch weiter mit Eishockey nach dieser und New York mit den Stargoalies Rinne unglaublichen Saison, sagt Klein. und Lundqvist nicht anders gewesen. Als Klein letzten Sommer in Zürich Die Mühen zu Beginn ankam, war die Führungsrolle für ihn Tritt er nun aber ab, dann als Champion. reserviert, das «A» des Assistenzcap- Wie Mathias Seger. «Segi und ich, wir hat- tains bereits auf seinem Jersey. Das ist ten schon darüber gesprochen, wie das für einen neuen Ausländer eher selten wäre, auf dem Höhepunkt zu gehen», in der Schweiz. «Ich fühlte mich geehrt», sagt Klein. Jetzt, da es soweit ist, reut es sagt Klein. Dies änderte aber nichts da- in Zürich viele. Fans haben eine Petition ran, dass ihn die in der Schweiz wie gestartet, um ihn umzustimmen. kaum in anderen Eishockeyligen ausge- Doch als Klein kam, war auch die prägte Unterscheidung zwischen Ein- Skepsis gross gewesen. Und er hinter- heimischen und Ausländern zunächst ir- liess zunächst einen zwiespältigen Ein- ritierte: «Bei uns gibts einfach Spieler, druck. Seine Stärken sah man gleich, nicht Nordamerikaner und Importe.» physische Härte, defensive Konsequenz. Und so geht Klein nun mit ganz neuen Aber eben auch die Unbeholfenheit vor Erfahrungen nach Hause. Dank des ein- dem eigenen Tor. Doch es waren bloss zigen Jahres, das er in der Karriere die Mühen, die jeder nordamerikanische fernab der Heimat verbrachte. Er erlebte Abwehrspieler hat, wenn er nach Europa die Schweizer Eishockeyfans, die so an- kommt. Das grössere Eisfeld beeinflusst ders sind als die in Nordamerika. «Kurz keine andere Position so stark. «Ich er- vor dem Playoff kamen plötzlich meh- wartete Probleme. Und ja, die hatte ich», rere in die Trainingshalle, drei hielten sagt Klein. «Einen Monat lang, danach sogar eine Rede auf dem Eis», erzählt fühlte ich mich wohl, fast besser als auf Klein begeistert eine seiner Lieblingsan- dem kleinen Feld.» Müsste er spontan ekdoten. «Ich verstand zwar kein Wort, wieder in Nordamerika spielen, «ich doch auch diese Episode zeigte: Wir er- würde ungebremst in die Bande fahren». lebten ein wirklich spezielles Jahr. Diese Da ist er wieder, der Spassvogel. Chance mussten wir einfach nutzen.» Rebell, Spassvogel, Führungsfigur, Publikumsliebling: Kevin Klein. Foto: Melanie Duchene (Keystone) Kolumne In den Achtzigerjahren wurde der ZSC noch geführt wie ein Amateurverein. Doch der Club ist mit den Jahren der Entwicklung der Stadt gefolgt – auch sie war nicht immer die pulsierende und weltoffene City, die sie heute ist. Von Kent Ruhnke Nur die ZSC-Familie hiess mich willkommen Es war ein wunderschöner Abend Als ich nach Zürich kam, war der als solcher behandelt – ausser im In Bern war es nicht das Gleiche. Wir Man darf mich getrost als Trendsetter kürzlich vor dem vierten Finalspiel ZSC noch keine Destination für die Hallenstadion. fühlten uns nicht so verbunden mit bezeichnen. Ich würde Hans Kossmann gegen Lugano. Als ich auf dem Weg besten Spieler. Er wurde geführt wie In den 90er-Jahren versuchte ich dem Club. Ich war nicht viel mehr als gern für seinen hervorragenden Job vom Bahnhof Oerlikon ins Hallen- ein Amateurverein. Wir trainierten in zweimal, mich mit meiner Familie ein Miettrainer. Ich erledigte meinen gratulieren und ihm das Beste wün- stadion am «s.ip’s» Pub vorbeispa- Bülach. Es gab keinen Kraftraum. Oft wieder in Kanada niederzulassen. Doch Job (gut) – dann kehrten wir wieder schen für die Zukunft. Er hat es seinem zierte, sassen an einem Tischchen mussten wir unsere nasse, stinkende die Anziehungskraft der Schweiz war nach Zürich zurück. Nachfolger Serge Aubin ein bisschen draussen ein paar Männer und genos- Ausrüstung nach Hause nehmen, um zu gross, um ihr zu widerstehen. Es ist schwerer gemacht. Aber wenn ich die sen in der Abendsonne ein Bier. Plötz- sie auf dem Balkon trocknen zu lassen. ein wunderbares Land, und Zürich ist Für die Spieler ist es zu bequem Zuzüge von Denis Hollenstein und lich standen sie auf, reckten ihre Im ersten Jahr stiegen wir auf in die die beste Stadt. Im Jahr 2000 entschie- Der ZSC wurde mit den Jahren stärker Simon Bodenmann anschaue, so Fäuste in die Höhe und schrien: «Hey NLA. Im zweiten gleich wieder ab. Wir und professioneller. Die Lions zählten kompliziert wird es für Aubin nun Kent, wir erinnern uns!» waren weit davon entfernt, eine Macht Wir mussten unsere stets zu den Titelaspiranten. Doch das auch nicht. Natürlich sprachen sie vom Meister- titel 2000. Für viele Fans ist er immer im Schweizer Eishockey zu sein. nasse Ausrüstung nach Leben wurde für die Spieler manchmal zu bequem. Sie mussten nur selten an Veränderung ist die einzige Konstante im Leben. Die Stadt wie noch sehr präsent. Auch 18 Jahre Auf der Strasse gemassregelt Hause nehmen, um sie ihre Grenzen gehen. Ab und zu spielten die ZSC Lions haben sich zum Positiven danach kommen noch Leute auf mich zu und erzählen mir ihre Story von Irgendwie folgte dann aber die Ent- wicklung des Clubs jener der Stadt. trocknen zu lassen. sie auch nicht für ihren Coach. Doch ihre halbherzigen Auftritte hatten gewandelt. Ich lebe gern in Zürich und bin stolz darauf, mit diesem wichtigen jenem Abend. Es sind wunderschöne 1980 war Zürich noch nicht die pulsie- kaum Konsequenzen. Die Spieler Titel 2000 Teil der Geschichte des ZSC Erinnerungen. Der 1. April 2000 war rende und weltoffene City, die es heute entschieden selbst, ob sie sich so und auch dieser Stadt zu sein. Wir der Tag, an dem die ZSC Lions endlich ist. Nach meiner Ankunft musste ich den wir als Familie, dauerhaft hierzu- richtig ihrer Arbeit verschreiben Zürcher sind offen und freundlich, erwachsen wurden und eine starke am Flughafen meine Brust röntgen bleiben. Unsere drei Kinder spielten wollten oder nicht. aber wenn es zählt, tun wir alles, um Kraft im Schweizer Eishockey. Und lassen, weil sie sichergehen wollten, alle im ZSC-Nachwuchs und liebten es, Ich finde, es gibt eigentlich keine zu gewinnen. Hopp Züri! seitdem sind sie nur noch besser dass ich keine Tuberkulose mit- dass sie mit den öffentlichen Verkehrs- Entschuldigung dafür, dass man eine geworden. schleppte. Das wäre heute unvorstell- mitteln überallhin kamen. Und nur solch schwache Regular Season spielt Kent Ruhnke Manchmal frage ich mich, wie es bar. Und als ich mich anfangs mit dem schon ein Spaziergang die Limmat wie in diesem Winter und dann erst im Der 65-Jährige führte Biel passierte, dass ich meinen Lebens- Auto noch nicht so gut zurechtfand entlang bis zum Zürichsee ist fast zu Playoff zeigt, dass man das beste Team (1983), die ZSC Lions mittelpunkt nach Zürich verlegte. Ich und manchmal Fehler machte, stiegen schön, um wahr zu sein. der Liga ist. Diese Mentalität aus dem (2000) und Bern (2004) hatte das eigentlich nicht vorgehabt. Leute aus ihren Autos, um mich zu Der grösste Fehler war, dass wir Hallenstadion zu vertreiben, ist die zum Titel. Heute wirkt 1980 traf ich am Flughafen Zürich- massregeln. Nur die ZSC-Familie hiess nach Bern zügelten, als ich dort von grösste Challenge für Sven Leuenberger. er als TV-Experte, hält Kloten als Kanadier ein. Jetzt bin ich mich mit offenen Armen willkommen. 2002 bis 2004 coachte. Aber ich wollte Zum siebten Mal seit 2000 gibt es Motivationsreden und Schweizer. Was ist seitdem passiert? Ich war ein Ausländer und wurde auch einfach nicht ohne meine Familie sein. beim Meister einen Trainerwechsel. schreibt Kolumnen.
Bild: Duchene / Keystone LUGANO 3 – ZSC 4x4 Der Allrad-Schweizermeister seit 1979 gratuliert dem Eishockey-Schweizermeister 2018. Bedankt sich für die unglaubliche Saison. Und freut sich auf eine weiterhin erfolgreiche Partnerschaft. subaru.ch SUBARU Schweiz AG, 5745 Safenwil, Tel. 062 788 89 00. Subaru-Vertreter: rund 200.
8 ZSC-Meisterzeitung Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018 Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018 ZSC-Meisterzeitung 9 Gamegott, Popeye, Crosby-Double, Tanzkönig und Rockstar Stürmer Chris Baltisberger verrät ungeahnte Talente, Vorlieben und Eigenheiten seiner Meisterkollegen – ein Blick in die Kabine einer bunten Truppe. Aufgezeichnet von Simon Graf Phil Baltisberger (22) Samuel Guerra (24) Jérôme Bachofner (21) Ronalds Kenins (27) Robert Nilsson (33) Raphael Prassl (20) «Sein Übername ist Paco, wegen seines «Unser Rasta-Mann. Er hat eine Leiden- «Er ist unser Schlitzohr. Wenn du dein «Unser Lette. Sein eigentümlicher «Dass er ein Weinliebhaber ist, wissen «Er wurde jeweils am Dienstag vom dunklen Teints. Viele glauben nicht, dass schaft für seinen kleinen Gemüse- Auto tunen willst oder sonst irgendwie Schweizer Dialekt hat schon manches wohl alle. Er liebt aber auch seine Video- Morgentraining dispensiert, damit er in wir Brüder sind. Wir sagen dann, sie garten bei seiner Wohnung in Dübendorf. aufmotzen, musst du einfach nur JJ Unwort und viele seltsame Ausdrücke spiele, vor allem auf dem iPhone. Sein der Schule sein konnte. Lustigerweise sollen unsere Schwestern fragen. Die Im Sommer brachte er ab und zu fragen. Er kommt als Autolackierer vom hervorgebracht. So sagt er etwa vor dem Spielname ist Midde. Ihm wurde schon hatten sie da Turnen. Wenn wir also auf können es bestätigen. Er ist im Team Tomaten mit. Das sind die besten, die es Fach. Letztes Jahr schloss er seine Lehre Match: ‹Heute marinieren wir ein ein fünfstelliger Betrag angeboten für dem Eis waren, machte er Mattenlauf unser Kassier und macht das exzellent. gibt im Raum Zürich! Er ist zudem ein ab. Der eine oder andere hat schon bitzeli.› Was das genau heissen soll, seinen Game-Account. Auch da ist er also oder Völkerball. Auch bei ihm ist Unsere Kasse ist gefüllt wie noch nie. ausgezeichneter Tänzer. Auf der Tanz- spezielle Felgen über ihn bestellt. Es weiss niemand. Aber es soll bedeuten: ein Ausnahmekönner. Er spielt gerne vorbildlich, wie er das Gymi durchzieht. Einmal im Monat ist Zahltag. Es kostet, fläche sticht er jeden von uns aus. ist von Vorteil, wenn man einen in der ‹Jetzt geben wir Vollgas!› Er benützt Taktikspiele und hat sogar eine Tätowie- Er ist ein ruhiger Typ, kommt aber immer Pius Suter (21) wenn du zu spät kommst. Oder etwas Das liegt vermutlich an seinen domini- Mannschaft hat, der sich da auskennt.» Worte gerne in anderen Zusammenhän- rung mit seinem Nickname und einer mehr aus sich heraus. Im Playoff hat er «Er ist ein Phänomen! Unsere vergisst. Lukrativ ist auch, wenn einer kanischen Wurzeln. Wir werden ihn gen. Das sorgt immer wieder für Lacher. Figur. Lange fragte ich mich, was das ist. den einen oder anderen niedergerun- Meetings finden meistens um 9.45 gegen den Ex-Club spielt und eine Summe vermissen.» Ihn werden wir mega vermissen in der Was Midde bedeuten soll, weiss ich nicht. gen. Ich glaube, er realisiert erst, dass er Uhr statt. Und wer Pius vor 9.44 auf den Sieg aussetzt. Etwa 200 Franken.» Garderobe. Er ist ein lustiger Cheib.» Vielleicht Gott oder so.» zu den Kräftigsten im Team gehört.» Uhr erwartet, wird enttäuscht. Ich weiss nicht, ob das mit seiner Rückennummer 44 zu tun hat. Aber er kommt immer exakt um 9.44 Uhr herein. Scheint sein Ritual zu sein. Lukas Flüeler (29) Er ist ein sehr gemütlicher Typ. «Luki hat Mühe mit den Vornamen der Und er konnte seine Massagesucht Jungen. Den von Prassl konnte er sich bezwingen – anstelle von 1000 lange nicht merken, bei Miranda sagte er Behandlungen waren es diese oft Mirco anstatt Marco. Wenn er deinen Saison nur noch 5. Er schliesst Namen kennt, ist das also ein sehr gutes diesen Sommer das KV ab. Top.» Zeichen. Er gründete zudem mit Freunden einen privaten Golfclub. Und im Playoff pflegte er ein Ritual mit Pius Suter: Sie Tim Berni (18) Roger Karrer (21) Mathias Seger (40) Chris Baltisberger (26) Mike Künzle (24) Pascal Pelletier (34) Reto Schäppi (27) gingen am Abend vor dem Spiel auswärts «Wenn wir am Spieltag nach dem «Von den Nordamerikanern wird er «Nun ist er unsere Legende! Unvorstell- Bruder Phil Baltisberger über Chris: «Big Mike. Wenn in Oerlikon einer mit «Er besitzt mehrere Geschäfte für «Er erschien einmal nicht an einem essen. Ich war lange auch dabei, bis mir Morgentraining nach Hause gingen, um ‹Sid the Kid› genannt, weil er gleich bar, der ZSC ohni Segi. Er ist unser «Chris ist der DJ in der Kabine und kommt einem gelben Auto herumkurvt, ist er es. Nahrungsergänzungsmittel im Raum Sonntagstraining, wir machten uns schon aber die Portionen zu klein wurden und uns etwas hinzulegen, ging er in seinen aussehe wie NHL-Superstar Sidney Velomech. Mehr als die Hälfte hat von bei allen relativ gut an. Das ist ein gutes Er fährt einen knallgelben Mustang. Québec. Unter dem Namen Popeye. Sorgen. Es stellte sich heraus, dass er ich nicht mehr willkommen war.» Lehrbetrieb, arbeitete im Büro seine Crosby. Er liebt seine Dilly-Socks, seine ihm ein Velo bekommen. Er setzt sie Zeichen, denn nicht jeder hat den Mit dem Wechsel zu Biel hat er nun Das passt. Er ist auch ein bisschen ein am Brunchen war. Also funktionierten Pendenzen ab und kam dann am Abend farbigen Socken. Er hat circa 60 Paare gerne zusammen, organisiert einen gleichen Musikstil. Er ist auch eine Art Glück. Er muss sich nur noch zwei rote Popeye, besitzt viele Kräfte. Er ist ja wir Geräte im Kraftraum zu einem ans Spiel. Er ist ein unglaubliches Talent, davon. Ich finde die rosarot-grünen am Rahmen, Räder, einen Lenker, und dann zerstreuter Professor, hat ein Riesenpuff Streifen aufs Auto malen lassen, und schon 34, aber immer noch sehr fit. Brunchtisch um, so konnte er trainieren aber trotzdem zieht er seine Ausbildung coolsten. Das ist sein Markenzeichen, baut er alles zusammen. Man bezahlt an seinem Platz, ich bin diesbezüglich das schon fährt er in den Clubfarben des Voller Power. Gegen ihn möchte ich mich und gleichzeitig brunchen. Und wenn bei voll durch. Das ist eindrücklich und diese schrillen Socken. Und er wird etwas, aber geniesst dann lebenslange Gegenteil. Und keiner nimmt sich so viel EHC Biel herum. Ihn werden wir sicher jedenfalls nicht auf einen Kampf einlas- Segi der Ostschweizer Dialekt mal ein zeigt seinen Charakter. Damit ist er ein bei uns der nächste Besitzer eines Garantie. Er hat nicht nur das Velo-Gen Zeit für Fans, er hat eine soziale Ader. auch vermissen. Er ist ein Eigengewächs. sen. Und was die Ernährung anbelangt, bisschen nach vorne dringt – viel ist es ja Vorbild für alle jungen Hockeyaner. Die VW-Bus sein.» weitervererbt, sondern auch das Vespa- Mit dem Bruder im Team zu spielen, ist Aber der Wechsel nach Biel ist cool für ist er vorbildlich.» nicht mehr –, foppt er ihn gerne. Das Linden Vey (26) Jungen sollen ruhig wissen, dass es auch Gen. Zuletzt standen elf Vespas vor dem ein Traum. Und das beim ZSC, von dem ihn, er ist eine grosse Chance. Ich bin sorgt für witzige Szenen. Er kriegt andere «Als er zum Team stiess und in die so geht. Ein sehr angenehmer Typ.» Hallenstadion. Er wird uns fehlen.» wir als kleine Buben Fans waren.» überzeugt: Er wird einschlagen.» Dialekte verblüffend gut hin.» Pokerrunde aufgenommen wurde, verlor der eine oder andere Geld. Denn er ist sehr gut im Pokern, räumte ab. Vor den Spielen ist Pokern aber verpönt. Denn wenn du im Minus bist, könnte das auf deine Leistung abfärben. Linden ist ein sehr angenehmer Typ. Er fügte sich so gut ein, dass man vom ersten Tag an das Gefühl hatte, er sei schon lange da. Zur Lions-Pokertour gehören: Klein, Pelletier, Pestoni, Pettersson, Shore, Vey und Wick.» Severin Blindenbacher (35) Kevin Klein (33) Dave Sutter (26) Fabrice Herzog (23) Lauri Korpikoski (31) Inti Pestoni (26) Drew Shore (27) «Seine Nachrichten im Teamchat sind «Er hat ein Pokergrüppchen gegründet «Unser Gangster. Voll cool, dass wir «Ein sehr ruhiger, angenehmer Typ. Wenn «Ein typischer Finne. Er ist ein sehr «Ihn muss man einfach gern haben, er ist «Er ist einer der Vergesslicheren im Team. jeweils kaum zu entschlüsseln. Ich werde und innert eines Nachmittags ein einen solchen Typen ins Team bekommen es um Videogames geht, blüht er so angenehmer Typ, sagt nicht viel. Aber ein so lieber Mensch. Das Zimmer willst Er fing schon die eine oder andere nie schlau daraus, bei all diesen Emojis. Holztischchen inklusive Beleuchtung haben! Ein schriller und lustiger Vogel. Er richtig auf. Und er ist darin auch sehr gut. wenn einmal ein Spruch von ihm du aber nicht teilen mit ihm, sein Schnar- Busse ein, weil er Mühe hat, sich die Er ist ein Pilzliebhaber. Unvergesslich ist gebastelt, das perfekt in den Car passt. liebt Hip-Hop, kann gut tanzen und trägt Im Fifa-Fussball hat niemand eine kommt, passt er einfach. Egal in welcher chen ist lauter als eine Motorsäge. Er richtige Leibchenfarbe fürs Training zu die Szene im französischen Gap, wo wir Da können bis zu zehn Leute spielen. Bei immer zerrissene Jeans. Ich glaube aber, Chance gegen ihn. Im Car spielen die Situation. Es ist lustig, einen Typen zu ist der Aktivste bei uns im Teamchat. Die merken. Und er ist der mit Abstand ein Champions-League-Spiel hatten. ihm suchst du vergeblich nach etwas, das seine Lieblingshosen sind bordeauxrote Jungs manchmal gegeneinander. Aber er haben, der meistens still ist. Aber Blödelvideos, die er verbreitet, sorgen schlechteste Parkierer bei uns. Sein Auto Niklas Schlegel (23) Um acht Uhr morgens suchten wir Blindi er nicht kann. Er ist ein Alleskönner. Er Trainerhosen. Fürchterlich! Die Nordame- spielt auch gerne Taktikspiele oder wenn er sich meldet, sieht man seinen ab und zu für Erheiterung. Deutsch steht meistens ziemlich schief im «Jetzt, da Mike Künzle nach Biel zieht, vergeblich im Hotel, bis ihn dann jemand kann auch Fussball spielen, was für einen rikaner und die älteren Spieler machen Ego-Shooter. Das ist sein Hobby. Nebst trockenen Humor. Dafür sind die Finnen spricht er schon ein bisschen besser als Parkplatz, manchmal braucht er zwei muss er sich einen neuen WG-Partner auf der anderen Strassenseite mit Kanadier eher selten ist. Vor jedem Spiel sich immer darüber lustig. Am Anfang der Familie, natürlich. Er hat bereits eine ja bekannt.» am Anfang. Da waren es zwei, drei Wörter, Felder. In Amerika sind die Parkplätze halt suchen. Bisher ist er noch nicht fündig Gemüse und Pilzen beladen sah. gab es von ihm eine kleine Tanzeinlage fragten wir uns, wieso er die Hosen zweijährige Tochter, die süsse Emma.» jetzt sind es vier oder fünf. Oder sogar schon ein bisschen grösser als bei uns.» geworden. Vielleicht hilft ja diese Anzeige! Er kam gerade vom Gemüsemarkt zu einem AC/DC-Song. Das sorgte immer kurz trägt, bis wir realisierten, ein paar mehr.» Niklas hat Gefallen gefunden am Sur- in Gap zurück.» jeweils für einige Lacher.» dass er die längsten Beine der Welt hat.» fen. Als wir in Bali am gleichen Ort Ferien Roman Wick (32) machten, versuchte er, es mir beizubrin- «Unser Rockstar! Im August wird er gen. Nach einem Liter Meerwasser im mit seiner Band die Schweizer Bauch und einigen Tauchgängen wollte Charts erobern – mit seiner ich aufgeben, er half mir aber nochmals, Hockeycrew mit Eric Blum, Tim und ich erwischte eine Welle. Ganze zwei Ramholt und Romano Lemm. Sie Sekunden dauerte der Wahnsinnsritt.» bringen dann ein Album heraus. Und ich gehe davon aus, dass es einschlagen wird. Roman ist der Gitarrist. Bei uns ist er für das Rockgenre in der Team-Playlist Patrick Geering (28) Christian Marti (25) verantwortlich. Neben Zürich ist «Er ist ein Elektromusik-Freak und «Ein lustiger Typ. Er besitzt ein Wald- Mattia Hinterkircher (23) Marco Miranda (19) Fredrik Pettersson (30) Mattias Sjögren (30) Buenos Aires seine Stadt.» betreibt dazu auch eine Website: ‹Unsere stück im Raum Bülach und pflegt es «Er ist der beste Personenimitator, den «Er hat portugiesische und bosnische «Unser Energiebündel. Ich habe nieman- «Leider hat er eine verseuchte Saison Beweggründe› (ubwg.ch). Im Sommer auch. Er weiss, wie man mit einem ich kenne. Er kann damit locker eine Wurzeln. Besonders die portugiesischen den erlebt, der so viel Energie hat wie mit zwei Gehirnerschütterungen hinter organisiert er im Hive eine Party, die sehr Traktor umgeht. Er hat das absolut Gruppe einen Abend lang unterhalten. sind offensichtlich. Er ist der siamesische er. Der Weihnachtswichtel schenkte ihm sich. Das ist sehr schade. Denn er ist aufwendig ist – er ist das ganze Jahr lustigste Lachen, das es gibt. Wenn er Das tat er auch bei seiner Rookie-Chal- Zwilling von Prassl, sie gehen in die Baldriantropfen, damit er etwas runter- eigentlich ein sehr guter, kompletter daran, verbringt Stunden an seinem PC. lacht, ist das nicht zu überhören. Es muss lenge, als er zwei, drei Leute nachahmen gleiche Klasse im Gymnasium, in der fährt. Sehr zur Freude unserer Boxplay- Spieler. Er ist eher ein ruhiger Typ, Es ist spannend zu sehen, wie viel Herz- nicht einmal lustig sein, aber wenn er musste. Er machte es perfekt. Wir waren Kunst- und Sportschule in Zürich. Wo Spieler. Denn es nützte, er verursachte kann aber sehr lustig sein. Er ist kein blut er dafür aufwendet. Auffällig ist, wie zu lachen beginnt, steckt das alle an. völlig baff. Eigentlich hätte er sonst noch Miranda ist, ist auch Prassl. Sie sind fast danach weniger Strafen. Er ist auch unser klassischer Schwede. Man merkt, dass lange er an Spieltagen nach dem Morgen- Es ist ein markantes, lautes Lachen. irgendeine unangenehme Aufgabe unzertrennlich. Er ist im Team noch eher Tischtennis-König. Er spielt unvorstell- er auch schon in Nordamerika gespielt training für seine Rituale braucht, wie er Das sorgt bei uns immer wieder für erledigen müssen. Aber er machte das zurückhaltend. Dass er seine Ausbildung bar gut, links wie rechts. Unglaublich! hat.» etwa seine Stöcke einbindet. Er hat den Heiterkeit.» mit dem Imitieren so gut, dass er fertig macht, finde ich genial. Das zeigt Ohnehin ist er sehr polysportiv, auch grössten Tapeverschleiss im Team.» ungeschoren davonkam. Er ist ein seinen Charakter und ist vorbildlich für im Golf ist er sehr versiert oder im Tennis. lustiger Typ. Korrekt, aber witzig.» alle Jungen in der Organisation.» Und er will immer gewinnen.»
10 ZSC-Meisterzeitung Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018 Liebeserklärungen und Maskenmänner Die ZSC Lions feierten ihren neunten Meistertitel bis in die Morgenstunden. Simon Graf Lugano und Zürich Irgendwann nimmt Inti Pestoni den Pokal unter den Arm und macht sich mit verschmitztem Gesicht vom Eis. Patrick Geering jubelt ein letztes Mal vor der Kurve der Zürcher Fans, dann zieht sich auch der Captain in die Garderobe zu- rück, wo sich seine Kollegen schon der Flüssigkeitszufuhr widmen und an den Meisterzigarren ziehen. Coach Hans Kossmann ergreift das Wort: «Okay Jungs. Das ist das letzte Mal, dass ihr mir zuhören müsst», sagt er – und Jubel brandet durch die Kabine. «Es fühlt sich gut an, euch so glücklich zu machen», schmunzelt er. «Die letzten vier Monate waren fantastisch! Ich habe selten eine solch gute Gruppe gehabt wie euch. Ich werde euch vermissen.» Der Moment für Liebeserklärungen ist gekommen. Mathias Seger, der den letzten von zwölf Pucks für zwölf Siege in ein Plastikrohr fallen lassen darf, schreit auf Englisch, damit es jeder versteht: «Ich liebe euch, Guys! Ich bin so verdammt stolz auf euch!» Baltisbergers Trompetensolos Dann stimmt Chris Baltisberger auf der Trompete den Sechseläutenmarsch an, der zur Zürcher Siegeshymne geworden ist. Vor drei Monaten kaufte sich Baltis- berger eine Trompete und nahm Stun- den, nach dem gewonnenen Halbfinal Der erste Meistertitel am Ende der Karriere: Kevin Klein mit dem Meisterpokal. Foto: Samuel Schalch gegen den SC Bern überraschte er seine Kollegen erstmals mit einem Ständchen. Sein Repertoire umfasst aktuell drei Stücke: den Sechseläutenmarsch, die ZSC-Attacke und die Melodie zu: «Meischter, Schwiizer Meischter». Manch einer trägt am Hinterkopf noch eine Seger-Maske, die für den Meis- terfall fabriziert wurde. In verschiede- nen Versionen: Seger mit Béret, Seger mit Zahnlücke oder mit markanter Glatze. Es wäre zynisch vom Schicksal, den 40-Jährigen mit einer Niederlage in Lugano die Karriere beschliessen zu las- sen, hatte ein Zürcher Journalist vor dem entscheidenden Spiel bemerkt. Als es geschafft ist, stellt ein Radiore- porter Seger die Frage, ob auch ein biss- chen Wehmut mitschwinge, weil er nun aufhöre. «Nein, überhaupt nicht», gibt er zurück. «Ich bin einfach glücklich, dass ich das noch erleben konnte.» Auch Blindenbacher mittendrin Der 12. Puck für den 12. Sieg: Der doppelte Seger: Die Masken- Wie gut das Zürcher Teamwork funktio- Mathias Seger. Foto: Keystone Der Sechseläutenmarsch fürs Team: Chris Baltisberger. Foto: Pius Koller (Freshfocus) Hommage. Foto: Kurt Schorrer (foto-net) niert, zeigt sich auch bei den Feierlich- keiten. Severin Blindenbacher, der seit Oktober wegen einer Gehirnerschütte- rung kein Spiel mehr bestreiten konnte, geht ein und aus, um Material in den Bus zu schleppen. Wie Harasse mit (vollen) Bierflaschen. Es ist schon weit nach Mit- ternacht, als die Meisterhelden Kurs nehmen auf Zürich, wo in der Messe Oerlikon noch Tausende beim Public Viewing auf sie warten. Als das Team um halb vier Uhr mor- gens dort eintrifft, wird es empfangen von einem Blitzlichtgewitter und tosen- dem Applaus. Alle werden auf die Bühne gebeten, Seger probiert es mit einer Rede. Doch für einmal bleiben ihm die Worte im Hals stecken. Er dürfte seine Zeit brauchen, seine Emotionen zu sortieren. Dafür hat er nun Zeit. Bald verreist er mit der Familie für drei Monate nach Australien, derweil seine Kollegen auf der anderen Seite des Globus schon wieder im Sommer- training schwitzen. Ein Schrei der Erleichterung: Fredrik Pettersson und Hans Kossmann. Foto: Freshfocus Der 9. Titel im Jahr 2018: ZSC-Fans in der Messe Oerlikon. Foto: Samuel Schalch Der Weg zum Titel Die Team-Statistik im Playoff Playoff – Viertelfinal Halbfinal Final Torhüter Sp Min Save-% GT/S Stürmer Sp T A P +/– 30 Lukas Flüeler 18 1127:08 92,3 2,24 10 Jérôme Bachofner 5 0 0 0 0 12 Pascal Pelletier 5 0 0 0 -1 Zug (2.) - ZSC Lions (7.) Bern (1.) - ZSC Lions Lugano (4.) - ZSC Lions Verteidiger Sp T A P +/– 14 Chris Baltisberger 18 2 4 6 -6 4 Patrick Geering 18 3 6 9 +3 16 Linden Vey 5 0 2 2 -1 8 Kevin Klein 17 3 10 13 +12 17 Drew Shore 12 4 4 8 +1 15 Mathias Seger 14 0 0 0 -3 18 Raphael Prassl 18 0 4 4 -2 1. Zug - ZSC Lions 4:1 (1:0, 2:0, 1:1) 1. Bern - ZSC Lions 2:3 (1:2, 1:0, 0:1) 1. Lugano - ZSC Lions 0:1 (0:0, 0:1, 0:0) 22 Dave Sutter 18 1 5 6 +3 19 Reto Schäppi 18 3 3 6 +3 2. ZSC Lions - Zug 5:4 (2:1, 2:0, 1:3) 2. ZSC Lions - Bern n.V. 3:4 (2:2, 1:1, 0:0) 2. ZSC Lions - Lugano n.V. 5:4 (2:2, 1:1, 1:1) 24 Phil Baltisberger 18 0 4 4 +7 26 Lauri Korpikoski 16 2 4 6 +1 3. Zug - ZSC Lions 2:3 (1:2, 1:1, 0:0) 3. Bern - ZSC Lions 2:3 (1:1, 0:1, 1:1) 3. Lugano - ZSC Lions 3:0 (1:0, 1:0, 1:0) 25 Roger Karrer 2 0 0 0 -1 27 Roman Wick 18 2 6 8 +2 4. ZSC Lions - Zug 5:0 (0:0, 2:0, 3:0) 4. ZSC Lions - Bern 3:1 (2:0, 0:0, 1:1) 4. ZSC Lions - Lugano n.V. 3:2 (0:2, 1:0, 1:0) 54 Christian Marti 13 0 1 1 -4 44 Pius Suter 18 5 6 11 +1 5. Zug - ZSC Lions n.V. 2:3 (1:0, 0:2, 1:0) 5. Bern - ZSC Lions 4:3 (1:1, 3:2, 0:0) 5. Lugano - ZSC Lions 4:0 (1:0 ,0:0, 3:0) 72 Samuel Guerra 18 0 1 1 -5 61 Fabrice Herzog 18 6 2 8 +3 6. ZSC Lions - Bern n.V. 3:2 (1:2, 1:0, 0:0) 6. ZSC Lions - Lugano 2:3 (0:1, 1:0, 1:2) 96 Tim Berni 15 0 0 0 -1 71 Fredrik Pettersson 17 7 8 15 -2 7. Lugano - ZSC Lions 0:2 (0:1, 0:0, 0:1) 73 Mike Künzle 17 4 2 6 +2 81 Rolands Kenins 18 5 5 10 +3 1:4 2:4 3:4 90 Mattia Hinterkirchner 1 0 0 0 0 Save-% = Fangquote, GT/S = Gegentore pro Spiel 91 Inti Pestoni 6 0 0 0 -1 Sp = Spiele, T = Tore, A = Assists, P = Punkte 98 Marco Miranda 17 1 4 5 +1
Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018 ZSC-Meisterzeitung 11 «So haben wir die DNA des ZSC verändert» Sportchef Sven Leuenberger ist im ersten Jahr im ZSC Meister. Der Weg zum Erfolg war nicht nur harmonisch. Kristian Kapp Es war der 10. März, als sich Sven Leuen- bergers Gedanken um etwas drehten, woran er zuvor nie gedacht hatte. Doch jetzt war er da, der seltsame Wunsch: Schadensbegrenzung, bloss kein 0:4 im Viertelfinal! Die Zürcher hatten gerade Spiel 1 in Zug 1:4 verloren – nach drei Nie- derlagen zum Abschluss der Qualifika- tion. Doch dann kam Spiel 2 gegen Zug, das wilde 5:4, es wurde zum Wende- punkt. Was folgte, gab Leuenberger die Gewissheit: Der Weg, den er gegangen war in endlos scheinenden neun Mona- ten zuvor, er war der richtige gewesen. Der 48-jährige Ostschweizer war vom Rivalen Bern gekommen und griff sofort zu grossen Worten. Die DNA des ZSC gelte es zu ändern. Leuenberger pflegte zur Mannschaft dieselbe Sprache: «Wichtig war, den Leuten vor Augen zu führen, was die Aussenansicht ist.» Also fragte Leuenberger bei seiner Antritts- rede zwei Neue, Drew Shore und Dave Sutter, wie in Kloten respektive Biel über den ZSC gesprochen werde. «Beide sag- ten, die Lions seien technisch begabt, könnten schön ums Tor herum spielen. Doch wenn es wirklich darauf ankäme, könne man sie mit Leidenschaft und Kampfkraft schlagen.» Leuenberger CEO vor vertrauter Kulisse: Ab 2022 aber will Peter Zahner ZSC-Erfolge nicht mehr im Hallenstadion, sondern in Altstetten sehen. Foto: Doris Fanconi hörte, was er gehofft hatte zu hören. Als Spieler ein Querschläger Eines habe er da gewusst: «Bleibt der Erfolg aus, werde ich angreifbar sein.» Denn der neue Sportchef, der erklärt, «Vielleicht macht es bei uns klick» wie Eishockey funktioniert – da reagiert ZSC-Geschäftsführer Peter Zahner hatte vor dem Playoff kaum Hoffnung. nicht jeder Spieler gleich. Ja, gerade Und hat festgestellt, dass seine Mannschaft den Schuh am Hintern spüren muss. beim Spieler Leuenberger wäre das vor rund 20 Jahren nicht gut angekommen: «Ich war ein Querschläger, der oft hin- terfragte, ich fand weder Trainer noch Sportchefs toll, die Neues wollten.» Philipp Muschg gefallen wäre. Als wir das lasen, dachten Sehr gross. Ich bin zwar zu wenig nah bei Warum sind Hans Wallson und Lars Doch genau diese rebellische Ader half Zürich wir: Jetzt macht Bern sicher Rekurs. Hät- der Mannschaft, um seinen Auftritt im Johansson daran gescheitert? Leuenberger nun. «Denn ich versuche, ten wir das auch getan? Wer weiss, man Detail zu beurteilen. Aber Summa sum- Fachlich sind die beiden hervorragend. mich in die Spieler hineinzuversetzen.» Der ZSC ist Meister. Hätte Sie sich muss die Interessen seines Clubs ver- marum ist es ihm einfach gelungen, die Sie wissen unheimlich viel über Hockey Leuenberger forderte auch einen sei- das vor drei Monaten vorstellen treten. Aber innerlich habe ich gekocht. Spieler dazu zu bringen, dass sie sagen: und haben in Schweden sehr erfolgreich ner wichtigsten Akteure heraus: Fredrik können? «Wenn wir gemeinsam nichts ändern, ist gearbeitet. Aber sie konnten es nicht ver- Pettersson. Der Schwede kam mit dem Nein. Weil damals nichts darauf hinwies. Man hat selten einen schlechter nur noch die Frage, ob wir 0:4, 1:4 oder mitteln. In der Schweiz muss man mit den Ruf des Torjägers nach Zürich. Aber Einfach null. Die einzige Hoffnung war, gelaunten Sieger gesehen als Sie 2:4 verlieren. Aber verlieren tun wir.» Spielern reden und Feedback geben. Und nach seinen drei Jahren in Lugano auch dass Hans Kossmann und seine Crew das nach dem entscheidenden Spiel 6 … da passierte eineinhalb Jahre lang wenig. mit dem Stigma des divenhaften Ak- Steuer irgendwie herumreissen können. Ich hatte mir vorgenommen, im Erfolgs- Es ist Ihr vierter Titel mit dem ZSC. teurs. Heute sagt Leuenberger, der fall meinem Frust Ausdruck zu verleihen. Wie ordnen Sie ihn ein? Welche Rolle spielte es, dass im Schwede sei jener Spieler, der ihn viel- Wann dachten Sie erstmals, dass es Damit, dass ich die bei uns vorherr- 2008 hatten wir unheimlich starke Sommer mit Sportchef Leuenberger leicht am meisten positiv überrascht trotzdem gut kommen könnte? schende Meinung kundtue, vertrete ich Charaktere und eine sehr solidarische eine neue Stimme von aussen kam? habe: «Wie er sich ins Team integrierte, Hellhörig wurde ich ein paar Tage vor ja auch die Interessen meines Clubs. Dass Beziehung zwischen Team und Trainer Eine grosse. Die Aussenwahrnehmung wie mannschaftsdienlich er spielte, wie dem Playoff. Bei der Topskorer-Ehrung Harold Kreis. 2012 hatten wir eine Mann- stimmt oft nicht mit der Innenwahrneh- er nicht zurückwich, wenn es wie gegen sagte mir zuerst der CEO, dann der Sport- «Wenn wir gewinnen, bin schaft, die stets das Messer am Hals mung überein, und Leuenberger konnte Bern hart wurde. Chapeau!» chef von Zug: «Euch haben wir als Gegner nicht erwartet.» Ich antwortete: «So ich nicht der, der auf dem haben musste, und für die war Hartley genau der Richtige. 2014 war speziell, die Dinge unbelasteter ansprechen. Aber er musste zugleich aufpassen, dass er Die Trainerentlassung wie wir spielen, müsst ihr keine Angst Eis Ehrenrunden dreht weil wir nach einer super Qualifikation nicht in jedem zweiten Satz sagte: «Beim Diskussionen gab es mit zwei weiteren Schweden: Das Trainer-Duo Wallson/ haben.» Da sagte der Sportchef: «Aber wenn es bei euch mal klick macht ...» und die Faust in alle unheimlich viel Druck hatten und dann in den ersten zwei Playoff-Runden bös SC Bern haben wir es so und so gemacht.» Das kommt auf Dauer nicht gut an – aber Johansson, das Leuenberger Ende 2017 Und ich dachte: Das ist ein guter Punkt Richtungen schüttelt.» leiden mussten. Die aktuelle Mannschaft er hat da ein sehr gutes Gespür gezeigt. durch Hans Kossmann ersetzte. Warum – vielleicht macht es bei uns klick. prägen leider die vielen Verletzten. Dass passte das System Wallsons nicht? Leu- auch ein Blindenbacher, ein Nilsson Ist der Meistertitel auch Werbung enberger sieht den aktuellen ZSC, den Wann hat es klick gemacht? es nachher heisst, ich sei der Einzige, der bei uns unter Vertrag sind, haben viele fürs neue Stadion? meisterlichen, als eine weniger techni- Für mich war das in Spiel 2 gegen den sich nicht freuen konnte: Damit kann ich schon fast vergessen. Ja, schon. Wenn man zweimal hinterei- sche Mannschaft als vergangene Ausga- EVZ. Da spielten wir begeisternd, führ- leben. Natürlich habe ich mich gefreut. nander im Viertelfinal ausscheidet, hört ben. «Das liegt an Abgängen wie Siegen- ten nach zwei Dritteln 4:1 – und standen Hartley, Crawford, Kossmann, zuvor man bereits Kommentare wie: «Wenn thaler oder Rundblad und den Langzeit- dann völlig neben den Schuhen. Zug Das haben Sie gut kaschiert ... Kreis, Huras, Ruhnke: Kann der ZSC ihr so weiterspielt, braucht ihr doch verletzten Blindenbacher und Nilsson», schoss drei Tore, hatte mehrfach das 5:4 Ich bin auch in der Niederlage nicht nur mit Nordamerikanern Meister kein neues Stadion.» Äusserlich lässt sagt er. «Heute sind wir rustikaler, ja fast auf dem Stock – und wir vielleicht zwei einer, der äusserlich zu Tode betrübt werden? mich das kalt, innerlich nicht. Denn als schon eine Art ‹Abbruch GmbH›.» Die Torschüsse. Einer davon ging rein. Bei ist. Ich fresse die Dinge mehr in mich Die Mentalität in Zürich ist sicher eher wir 2012 und 2014 den Titel holten, kam Erfolgsbilanz unter Kossmann wurde in einer Niederlage wäre ich nicht über- hinein und will in Ruhe gelassen wer- nordamerikanisch geprägt. Wir haben auch niemand und sagte: «Jetzt müsst der Regular Season zwar nicht besser. rascht gewesen, wenn wir 0:4 ausge- den. Aber wenn wir gewinnen, bin ich auch eine Mannschaft, die vielleicht ihr sofort ein neues Stadion bauen.» Doch eine Änderung will Leuenberger schieden wären. Doch mit diesem Sieg eben auch nicht der, der auf dem Eis immer etwas den Schuh am Hintern Klar ist: Als Meister steht man in einem festgehalten haben: «Unter Kossmann kehrte der Glaube zurück. Ehrenrunden dreht und die Faust in alle spüren muss. guten Licht da, wird positiv über einen hatten wir eine Struktur, die klar mehr Richtungen schüttelt. Sondern ziehe geredet. Das ist wichtig. auf Kampfkraft setzte. So hatten wir Von der Serie gegen Bern bleibt mich ziemlich schnell zurück und freue unsere DNA am Ende verändert.» besonders ein Arztzeugnis in mich still. Die Arena in Altstetten soll 2022 All das sei auch für ihn erstaunlich, Erinnerung. Auch bei Ihnen? Zahner Vom Coach zum Planer eröffnet werden. Sind Sie im Plan? sagt Leuenberger. Er habe eine mögli- Für mich gehört auch ein Schiedsrichter Schon 2012 wurde der ZSC von Ja. Letzte Woche lief die Referendums- che Erklärung: «Durch Leidenschaft mo- dazu, der dem Gegner den Puck zum Rang 7 aus Meister, damals ohne Peter Zahner (57) kam im Dezember 2007 frist ab, und es spricht nichts dafür, das bilisierst du Zusatzkräfte. Aber auch Siegtor vorlegt. Kein Vorwurf, er kann Trainerwechsel. Warum handelten als Geschäftsführer zu den ZSC Lions. es an irgendeiner Front ein grösseres durch Angst. Vielleicht dachten sich die nichts dafür – aber das war brutal bitter. Sie diesmal? Seither wurde der Club viermal Schweizer Problem gibt. Wir haben täglich unsere Spieler: Wenn wir wieder in Runde 1 aus- Insgesamt bleibt die Erinnerung, dass Wenn man sah, wie systematisch und Meister, 2016 Cupsieger, und er gewann Herausforderungen, aber das ist nor- scheiden – wer ist dann Schuld? Der wir über sechs Spiele um Nuancen bes- hart 2012 mit Bob Hartley gearbeitet 2009 die Champions League. Zuvor war der mal. Und wir bleiben sehr darauf be- Sportchef ? Der ist ser waren. Das mit dem Arztzeugnis ist wurde, musste das irgendwann einfach Aargauer unter anderem als Assistenztrainer dacht, alle Anspruchsgruppen immer noch zu neu. Der eher eine Nebengeschichte. belohnt werden. Das war gar nicht anders bei Kloten tätig sowie während 17 Jahren wieder abzuholen und unser Projekt zu Trainer? Der wurde möglich. In der aktuellen Saison hin- beim Eishockeyverband – als Juniorentrainer, erklären. schon wieder ent- Aber Ihr Ärger, dass der SCB per gegen wusste man, dass die Substanz der Sportdirektor und Verbandsdirektor. Als CEO lassen. Vielleicht Attest eine Sperre von Klein Mannschaft gross ist – nur wurde sie bei der ZLE Betriebs AG, der Betreiberin der Welches war für Sie der schönste wir?» Leuenberger erwirkte, war schon echt, oder? weitem nicht umgesetzt. Die Hoffnung ZSC Lions, ist er heute federführend bei der Moment dieser Saison? überlegt nochmals Mich regte es auf, dass der Einzelrichter mit dem Wechsel zu Hans Kossmann war Realisierung des neuen Stadions in Zürich- Der vierte Sieg in Zug war eine – und gesteht lä- Kleins Vergehen gegen Hischier für nicht natürlich, dass sich das ändert. Altstetten, wo der Club seine Abhängigkeit unglaubliche Erlösung. Wir standen im chelnd: «Aber wirk- sperrewürdig befand – in seiner Begrün- vom Mäzenatentum reduzieren will. Die Halbfinal – nach doch ziemlich schwieri- lich wissen tue ich dung aber darauf hinwies, dass sein Urteil Wie gross ist der Anteil des Trainers Arena soll ab 2022 die Heimat des ZSC sein, gen Monaten. Aber der schönste Moment es auch nicht ...» Sven Leuenberger. im Fall einer Verletzung wohl anders aus- am Meistertitel? der Baubeginn ist für 2019 geplant. (phm) ist natürlich, wenn man Meister wird.
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