ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions

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ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
ZSC-Meisterzeitung

Der Trainer                  Das Team                    Der Abschied
Hans Kossmann war            Von Rockstars, Gärtnern     Teamkollegen,
daran, in Kanada sein        und Tanzkönigen –           Coaches, Freunde
Haus zu renovieren –         Chris Baltisberger verrät   und der Vater blicken
nun hat er ein               ungeahnte Talente           zurück auf Mathias
Meisterteam gebaut.          der Meisterspieler.         Segers grosse Karriere.
4                            8, 9                        14, 15
ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
Emotionen
setzen Energie
in Bewegung.
Als stolzer Sponsor gratulieren wir den ZSC Lions
herzlich zum Meistertitel 2017/18.
ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018                                                                                                                                                                  ZSC-Meisterzeitung                          3

Plötzlich erwachten die Löwen
Hinter dem Titelsturm der ZSC Lions steckt eine verblüffende Geschichte. Und hinter ihren Erfolgen seit 2000
mit sechs Meistertiteln eine Stabilität, die von Präsident und Mäzen Walter Frey ausgeht. Von Simon Graf

Es war ein kalter Abend am 21. März                                                                                                                                                                             Es war erfreulich, dass im Playoff
1998 im Sportzentrum Herisau. Gerade                                                                                                                                                                         eine neue Generation um Patrick
mal 2905 Zuschauer waren gekommen,                                                                                                                                                                           Geering und Reto Schäppi die ihr
um den Überlebenskampf der ZSC                                                                                                                                                                               zugedachte Leaderrolle übernahm.
Lions zu sehen. Die Zürcher brauchten                                                                                                                                                                        Und dass es dann aufwärtsging, als
einen Punkt, um sich den Ligaerhalt                                                                                                                                                                          Nothelfer Hans Kossmann auf Junge
zu sichern, doch in der 48. Minute                                                                                                                                                                           wie Tim Berni oder Marco Miranda
gerieten sie in Rückstand. Es war kein                                                                                                                                                                       setzte. Was uns noch kurz zu seinen
grosses Eishockey, das sie in dieser                                                                                                                                                                         Vorgängern Hans Wallson und Lars
kapitalen Partie zeigten, doch sie                                                                                                                                                                           Johansson führt. Die Idee, mit zwei
kämpften leidenschaftlich und drehten                                                                                                                                                                        reputierten Ausbildnern das Nach-
das Spiel. Nach dem 2:1 bildeten sie auf                                                                                                                                                                     wuchskonzept noch konsequenter
dem Eis einen Tatzelwurm und kro-
chen in Richtung Gästekurve zu ihren                                                                                                                                                                     Eine neue Generation
rund 1000 mitgereisten Fans. Das
Projekt ZSC Lions, das im ersten
                                                                                                                                                                                                         um Geering und
Winter viel Skepsis geerntet hatte, war                                                                                                                                                                  Schäppi übernahm im
vorerst gerettet.
                                                                                                                                                                                                         Playoff die Leaderrolle,
15 Trainer für 6 Meistertitel                                                                                                                                                                            die ihr zugedacht war.
Wer damals behauptet hätte, dass die
Zürcher im neuen Jahrtausend eine
Macht im Schweizer Eishockey werden                                                                                                                                                                          umzusetzen, war richtig. Doch die
würden, wäre für verrückt erklärt                                                                                                                                                                            Zusammenarbeit erwies sich dann als
worden. Seit 2000 aber haben die                                                                                                                                                                             grosses Missverständnis. Die Schweden
Lions sechs Meistertitel errungen,                                                                                                                                                                           kümmerten sich kaum um die Jungen
gleich viele wie der HC Davos und                                                                                                                                                                            und wurden in ihrer ersten Trainersta-
einen mehr als der SC Bern. Ist bei den                                                                                                                                                                      tion im Ausland auch zu wenig geführt.
Bündnern das Gesicht des Erfolgs der                                                                                                                                                                            Gerade noch rechtzeitig zogen die
ewigjunge Arno Del Curto, gaben sich                                                                                                                                                                         Zürcher nach 16 Monaten die Not-
die Coaches in Zürich die Klinke in die                                                                                                                                                                      bremse. Wer Frey kennt, der ahnt, wie
Hand. 15 verschiedene Trainer wirkten                                                                                                                                                                        schwer es ihm wohl fiel, diese Ent-
in dieser Zeit beim ZSC: Ruhnke,                                                                                                                                                                             scheidung abzusegnen. In den letzten
Huras, Rautakallio, Weber, Gruth,                                                                                                                                                                            zwölf Jahren trennten sich die Lions
Tamminen, Lautenschlager, Kreis,                                                                                                                                                                             nur zweimal vorzeitig von ihren Trai-
Simpson, Muller, Gustafsson, Hartley,                                                                                                                                                                        nern: Im Oktober 2010 von Colin
Crawford, Wallson, Kossmann. Und nur                                                                                                                                                                         Muller, der in der Chefrolle überfordert
zwei blieben nach dem Titel: Huras                                                                                                                                                                           war, im Dezember 2017 nun von
                                                                                                                                                                                                             Wallson/Johansson.
Die Profilierungssucht
                                                                                                                                                                                                             Kampf der Genügsamkeit
anderer Präsidenten                                                                                                                                                                                          Der neue Sportchef Sven Leuenberger,
ist Walter Frey fremd.                                                                                                                                                                                       der ohnehin kein Fan der Schweden
Er lässt die Fachleute                                                                                                                                                                                       gewesen war, brachte neuen Schwung
                                                                                                                                                                                                             in den Club. Er trat an, um die Genüg-
in Ruhe arbeiten.                                                                                                                                                                                            samkeit zu bekämpfen – und so einigen
                                                                                                                                                                                                             auf die Füsse. Letztlich wurde er dafür
                                                                                                                                                                                                             belohnt, dass er trotz turbulenter
2001 für einige Monate und Crawford                                                                                                                                                                          Monate nicht bereit war, die Saison
2014. Auch Kossmann verabschiedet                                                                                                                                                                            frühzeitig abzuschreiben. Der Titel-
sich nun als Meister – er wird durch                                                                                                                                                                         sturm zeigte, dass die ZSC Lions Kana-
Serge Aubin ersetzt.                                             GC-Eishockeysektion zu übernehmen.            etwas aufbauen und viel Know-how                  Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist auch        dier brauchen, um Erfolg zu haben –
    Die Stabilität, die erfolgreiche                             Bei der Fusion 1997 mit dem ZSC               versammeln. Sportchef Simon Schenk             die Nachwuchspyramide, die die ZSC             auch ihr sechster Meistertrainer der
Sportorganisationen auszeichnet,                                 wurde er zum ersten und bisher einzi-         stellte schnellstmöglich eine Meister-         Lions nach der Fusion initiierten. Es          Neuzeit stammt aus dem Eishockey-
haben die ZSC Lions also nicht an der                            gen Verwaltungsratspräsidenten der            mannschaft zusammen. 2007 stiess               brauchte seine Zeit, bis sich die Bemü-        Mutterland. Sie brauchen Coaches, die
Bande, sondern an der Spitze. Wenn                               Lions, seither führt er den Club mit viel     Verbandsdirektor Peter Zahner als              hungen auf höchster Ebene auszahlten.          gelegentlich laut werden können oder
man sich dieser Tage den Intrigenstadl                           Augenmass und Grosszügigkeit.                 Geschäftsführer zum Club – auch er ein         War in den Meisterteams von 2000               die Peitsche schwingen.
bei Fussball-Rekordmeister GC vor                                   Die Profilierungssucht vieler ande-        Mann mit viel Fachwissen und einem             und 2001 nur je ein Spieler zu finden,            Auch der Löwe, das Zürcher Wap-
Augen führt, wird einem noch mehr                                rer Präsidenten oder Geldgeber ist ihm        Auge fürs Detail. Man werde nach der           der im eigenen Nachwuchs gross                 pentier, ist von Natur aus eher träge.
bewusst, was für ein Glücksfall Walter                           fremd. Und obschon er sich genau              Saison trotz des Erfolgs im Playoff noch       geworden war, waren es 2008 schon 6            Erst, wenn man ihn reizt, zeigt er, dass
Frey für das Stadtzürcher Eishockey                              übers sportliche Geschehen informiert,        einmal über die enttäuschende Regular          «Eigengewächse», 2012 deren 10, zwei           er der König der Tiere ist. So wie die
ist. 1986 konnte der Autoimporteur                               lässt er die Fachleute in Ruhe arbeiten.      Season reden müssen, kündigte er               Jahre später 14 und diesmal 13, die            ZSC Lions nun auch erst im Playoff ihr
überzeugt werden, das Präsidium der                              So konnten die ZSC Lions langfristig          bereits an.                                    regelmässig zum Einsatz kamen.                 wahres Gesicht zeigten.

Die ZSC Lions seit der Fusion 1997
                 Meister-
                  titel

                               EV Zug     HC Lugano                       HC Davos HC Lugano SC Bern    HC Davos HC Lugano HC Davos              HC Davos   SC Bern   HC Davos             SC Bern             HC Davos   SC Bern   SC Bern
                   Final
 Playoff

                                Playoff                                                                            Playoff
                   Halbfinal

                               verpasst                                                                           verpasst
                 Viertel-
                  final

                               1997/98    1998/99     1999/00   2000/01   2001/02   2002/03   2003/04   2004/05   2005/06    2006/07   2007/08   2008/09    2009/10   2010/11    2011/12   2012/13 2013/14     2014/15 2015/16      2016/17   2017/18
                     1.
                     2.
                     3.
                     4.
                     5.
 Qualifikation

                     6.
                     7.
                     8.
                     9.
                  10.
                  11.
                  12.
Grafik mrue, mt                1997/98    1998/99     1999/00   2000/01   2001/02   2002/03   2003/04   2004/05   2005/06    2006/07   2007/08   2008/09    2009/10   2010/11    2011/12   2012/13 2013/14     2014/15 2015/16      2016/17   2017/18
ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
4     ZSC-Meisterzeitung                                                                                                                                                                              Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018

Hans im Meisterglück
Fast schon vergessen, wurde Hans Kossmann (56) bei den ZSC Lions zum Meistertrainer. Und zeigte eine ganz andere Seite von sich.

Simon Graf                                                                                                                                                                                          befasst hatten, wer genau was beizusteu-
Zürich                                                                                                                                                                                              ern hatte. Kossmann hingegen zerbrach
                                                                                                                                                                                                    sich stundenlang den Kopf, wer in wel-
Es war ein verfrühtes Weihnachts-                                                                                                                                                                   cher Rolle aufblühen könnte.
geschenk für Hans Kossmann, als Mitte                                                                                                                                                                  Ende Januar sagte er nach einem
Dezember auf seinem Handy-Display                                                                                                                                                                   nicht gerade ermutigenden 1:3 in Zug:
eine Schweizer Nummer aufleuchtete.                                                                                                                                                                 «Ich glaube, ich kriege Kenins hin.» Er
Der alte Bekannte Sven Leuenberger war                                                                                                                                                              habe nun begriffen, was der Lette brau-
am anderen Ende der Leitung und hatte                                                                                                                                                               che und wie er ihn anpacken müsse. Es
ein dringliches Anliegen: Er wollte wis-                                                                                                                                                            fragte sich nur, ob die Zeit reichen
sen, ob sich Kossmann vorstellen könne,                                                                                                                                                             würde, um für jeden den richtigen Platz
die kriselnden ZSC Lions zu überneh-                                                                                                                                                                zu finden. Denn bis zum Playoff-Start
men. Bis Ende Saison. Ja, das könne er,                                                                                                                                                             waren es nur noch sechs Wochen, und
sagte der 56-Jährige, ohne zu zögern. Da-                                                                                                                                                           dazwischen lag noch die Olympiapause,
mit war die Zusammenarbeit besiegelt.                                                                                                                                                               während der zahlreiche Schlüsselspieler
Die finanziellen Details regelte Leuen-                                                                                                                                                             fehlten.
berger mit Kossmanns Agenten.
   Der Kanadaschweizer weilte mit sei-                                                                                                                                                              Die Zahlen logen
ner Frau im Vorruhestand in Victoria auf                                                                                                                                                            Nach Pyeongchang waren die guten An-
Vancouver Island, einem wunderschö-                                                                                                                                                                 sätze von vorher denn auch wie weg-
nen Flecken. Sie hatten ein altes Haus                                                                                                                                                              gewischt. Und jene, die gern mit Zahlen
gekauft, mit einer halben Hektare Land,                                                                                                                                                             argumentieren, schlugen Kossmann
nur fünf Minuten entfernt von der An-                                                                                                                                                               nach Abschluss der Qualifikation um die
legestation der Fähre, und sich daran-                                                                                                                                                              Ohren, dass der Punkteschnitt der ZSC
gemacht, es zu renovieren. «Meine Frau                                                                                                                                                              Lions unter ihm sogar noch gesunken
ist Innenarchitektin, sie hat die guten                                                                                                                                                             war – von 1,54 pro Spiel auf 1,4.
Ideen, und ich bin der Handwerker, der                                                                                                                                                                 Man hätte es ihm von Herzen ge-
sie umsetzt», erzählt Kossmann. «Ich                                                                                                                                                                gönnt, hätte er Erfolg gehabt mit den
kann ein bisschen mit Holz umgehen                                                                                                                                                                  Zürchern. Weil er so bodenständig ist,
und kenne mich aus mit Elektro- und                                                                                                                                                                 gänzlich frei von Allüren. Doch es sollte
Sanitärarbeiten.»                                                                                                                                                                                   offenbar nicht sein. Das Bild, das von
                                                                                                                                                                                                    ihm gezeichnet worden war aufgrund
Eine komplizierte Renovation                                                                                                                                                                        einer Videosequenz vor fünf Jahren,
Genau einen solchen Mann brauchten                                                                                                                                                                  wurde ihm jedenfalls nicht gerecht. Da
die Zürcher: einen Allrounder, der sich                                                                                                                                                             benützte er als Freiburger Trainer in
nicht scheut, schwierige Aufgaben anzu-                                                                                                                                                             der ersten Pause des fünften Finalspiels
packen. Die Renovation eines alten                                                                                                                                                                  gegen Bern den bekanntesten engli-
Hauses sei stets komplizierter, als es auf                                                                                                                                                          schen Kraftausdruck ein bisschen zu oft.
den ersten Blick aussehe, sagte Koss-                                                                                                                                                               Und schon war er abgestempelt als «har-
mann. «Man reisst den alten Balkon ab                                                                                                                                                               ter Hund». Doch das ist er nicht. Er mag
und merkt dann, dass das Holz dahinter                                                                                                                                                              ein Coach alter Schule sein, aber keiner,
auch morsch ist. Je tiefer man geht,                                                                                                                                                                der sein Team ständig zusammenfaltet.
desto mehr Baustellen tauchen auf.»
Was er damit sagen wollte: Er ahnte,                                                                                                                                                                Er hatte nichts zu verlieren
dass auch die Renovation der ZSC Lions                                                                                                                                                              In Zürich tat er genau das Gegenteil. Er
kompliziert würde.                                                                                                                                                                                  machte seine Spieler stark, schenkte
   Doch zuerst einmal freute er sich,                                                                                                                                                               ihnen Vertrauen. Und im Playoff fügten
wieder im Geschäft zu sein. Er gab zu,                                                                                                                                                              sich die Bausteine plötzlich ineinander.
nicht mehr damit gerechnet zu haben.                                                                                                                                                                Es half, dass Kossmann nichts mehr zu
«Was für eine schöne Infrastruktur hier                                                                                                                                                             verlieren hatte. Er musste sich nicht
in Zürich», schwärmte er nach seinen          Hans Kossmann – einer, der sich nicht scheut, schwierige Aufgaben anzupacken. Foto: Doris Fanconi                                                     krampfhaft an seinen Job klammern, er
ersten Arbeitstagen. «In Genf war es viel                                                                                                                                                           wusste, dass er ihn ohnehin los sein
spartanischer.» Auch die Besetzung des
Teams stimmte ihn optimistisch. Und
                                              Er verfolgte einen ganz                       Die Tour de Suisse des Hans Kossmann
                                                                                                                                                                                                    würde nach dem Playoff. Seine Gelas-
                                                                                                                                                                                                    senheit zeigte sich in seinem Coaching.
die Zusammenarbeit liess sich gut an,         anderen Ansatz als seine                                                                                                                              Anders als Zugs Harold Kreis im Viertel-
mit einem 6:1-Kantersieg über Lugano
bei der Premiere am 2. Januar im Hallen-
                                              Vorgänger, zerbrach sich                      17 Stationen als Spieler und Trainer
                                                                                                                                                                                                    oder Berns Kari Jalonen im Halbfinal
                                                                                                                                                                                                    setzte er konsequent auf vier Linien –
stadion.                                      den Kopf, wer in welcher                                                                                      Bülach
                                                                                                                                                                                                    und wurde dafür belohnt.
   Kossmann merkte zwar bald, dass
einiges morsch war im Gebälk der ZSC
                                              Rolle aufblühen könnte.                                                                                   4                                              Weil Kossmann für jeden eine Auf-
                                                                                                                                                                                                    gabe fand, jedem das Gefühl gab, einen
                                                                                                                        7                                   3 Dübendorf
Lions. Doch wer wie er erfahren ist im                                                                                      Ajoie               Zürich 17                                           Beitrag zu leisten, traten die ZSC Lions
Umbau von Häusern – er hatte in Kanada                                                                                                                   5 Rapperswil-                              im Playoff auf wie eine richtige Mann-
                                                                                                                                                               Jona
schon zwei renoviert und wieder ver-                                                                                          9 Biel                                                                schaft. Es war bezeichnend, dass immer
kauft –, lässt sich so schnell nicht ent-                                                                                                 Luzern 8 2 Küssnacht                                      wieder neue Spieler zu Matchwinnern
                                                                                                                                                     am Rigi
mutigen. So suchte er nach Bausteinen,                                                                                         14 Bern                                                              wurden. Und Kossmann wurde nie
mit denen er etwas aufbauen konnte. Er                                                                                  10 15 Freiburg                                                              müde, an seiner Aufstellung zu tüfteln.
überlegte sich, wie er welchen Spieler                                                                                                                                                                 «Diese vier Monate werden in Win-
einsetzen sollte, um das Beste aus ihm                                                                                                                                                              deseile vorüber sein», seufzte er, als er
herauszuholen, machte sich ein genaues                                                                           13 6 Lausanne                                                                      Ende Dezember bei den ZSC Lions an-
                                                                                                                                                             16 Ambri
Bild von den Stärken und Schwächen                                                                                                                                                                  trat. Dann krempelte er die Ärmel hoch.
eines jeden Einzelnen.                                                                                                                                                                              Im Sommer kann er sich nun seinem
                                                                                                                                    11 Siders
   So verfolgte er einen ganz anderen                                                             12 1                                                                                              Haus auf Vancouver Island widmen. Er
Ansatz als seine schwedischen Vorgän-                                                             Genf
                                                                                                                                                                                                    sollte sich beeilen. Denn es wäre nach
ger Hans Wallson und Lars Johansson,                                                                                                                                                                seiner Zürcher Mission keine Über-
die die Mannschaft stets als Ganzes be-                                                                                                                                                             raschung, würde er im Schweizer Eis-
trachtet und sich nicht im Detail damit                                                     Grafik niz / Quelle: Red.                                                                               hockey schon bald anderswo gebraucht.

Der Senior, der Spieler und das Adlerauge
Leo Schumacher, Michael                       65-jährigen Schumacher hat. Der Assis-        mir.» Was ihn extrem freut. «Denn wenn                   tien der Mann mit dem «Knopf im Ohr».          nächste Saison wieder bei den GCK Lions
                                              tent erfüllte die klassische Rolle, er küm-   ich mir überlege, was ich in der Zeit                    Der 38-Jährige stand in Verbindung mit         arbeiten, als Assistent Schumachers.
Liniger und Stephan Siegfried                 merte sich in den Spielen um die Verteidi-    nach der Pensionierung machen soll,                      dem Videocoach auf der Tribüne. Dazu               Stephan Siegfried dagegen verfügt
sind die Männer hinter                        ger. «Hans liess mir freie Hand, ich konnte   kriege ich Albträume.»                                   analysierte er das gegnerische Spiel in        über Erfahrung bei Siegesfeiern. Seit 2013
Hans Kossmann. Zwei von                       die Spieler einsetzen, die ich wollte.»          Schumacher steht seit Ende Dezem-                     der neutralen Zone, schaute, in welcher        ist der 35-Jährige bei den ZSC Lions als
                                              Wenn ihm aber ein Fehlgriff unterlaufen       ber an der Bande, Michael Liniger kam                    Reihenfolge der Gegner wechselte.              Goalietrainer und Videocoach angestellt.
ihnen wurden Meister                          sei, habe er das deutlich vom Chef zu         erst Ende Februar dazu. Zuerst hatte er                                                                 Er war beim Meistertitel 2014 und dem
aus dem Nichts.                               hören bekommen. Schumacher hat in sei-        bei GCK die Lücke zu füllen, die Schuma-                 2014 noch gegen den ZSC                        Cupsieg 2016 dabei. In Sachen Video ist er
                                              ner langen Karriere schon vieles erlebt.      cher hinterliess. Er war dort über Nacht                 Dreimal spielte Liniger in einer Finalserie,   ein «unglaublicher Fachmann», schwärmt
Roland Jauch                                  Als Assistenztrainer stieg er 1986/87 mit     vom Spieler und Assistenten zum Chef-                    mit Kloten 2009 und 2011 gegen Davos,          Schumacher. Und es war Siegfried, der in
Zürich                                        dem EV Zug in die Nationalliga A auf. Als     trainer aufgestiegen.                                    2014 gegen die ZSC Lions. Sein Einstand        Spiel 1 der Halbfinalserie gegen Bern in
                                              Headcoach führte er den EHC Chur 1991            Doch als die GCK Lions ihre Saison be-                an der ZSC-Bande fiel nicht gerade vielver-    der Postfinance-Arena bemerkte, dass
Eine Sache war klar: Als Hans Kossmann        aus der NLB in die höchste Klasse.            endet hatten, wurde auch Liniger zum                     sprechend aus: Bei der Premiere mit dem        einem SCB-Goal ein mögliches Offside
neuer Trainer der ZSC Lions wurde, sollte        Beinahe 20 Jahre arbeitete Schuma-         Thema beim ZSC. «Lini» war bei den Par-                  Emmentaler verloren die Zürcher Ende           vorausgegangen war. Er funkte sofort
der Assistent des neuen Mannes sein alter     cher für den EV Zug, ehe er auf diese Sai-                                                                                   Februar in Lugano        nach unten zu Liniger, die Lions nahmen
Freund sein. Leo Schumacher war der           son hin zu den GCK Lions wechselte.                                                                                          1:3, es folgten zwei     ihre Challenge – und bekamen recht.
Wunschkandidat von ihm. Schumacher            Dass dieser Transfer der erste Schritt auf                                                                                   1:4-Niederlagen              Das Adlerauge Siegfried hält seit Jahren
und der Kanadier kennen sich seit über 30     dem Weg zu seinem ersten Meistertitel                                                                                        gegen Biel. Spiel 1      bereits für jede Drittelspause alle wichti-
Jahren. «Hans stellte sich 1986 als Spieler   in der National League war, hatte im                                                                                         der Viertelfinalserie    gen Spielszenen auf seinem Gerät bereit.
in Zug vor, aber damals reichte es ihm        letzten Sommer niemand gedacht. «Die-                                                                                        in Zug ging ebenfalls    Im Playoff 2018 konnte er, wenn er nach
nicht. Er unterschrieb dann bei Küssnacht     ser Titel ist für mich das Grösste», freut                                                                                   1:4 verloren. Das ist    Spielschluss in die Garderobe kam, alles
am Rigi in der 1. Liga», blickt Schumacher    sich Schumacher. Doch auf dem Höhe-                                                                                          weit weg, nach Gold      zeigen, was Kossmann sehen wollte. Und
zurück.                                       punkt und im Pensionsalter von 65 auf-                                                                                       im ersten Playoff-       dass Goalie Lukas Flüeler ein überragen-
   Sie hätten die ganze Zeit über Kontakt     hören, das sei kein Thema. «Ich habe                                                                                         Final an der Bande.      des Playoff spielte, war ein weiteres
gehabt. Kossmann wusste, was er am            noch zwei Vertragsjahre mit GCK vor           Leo Schumacher.             Michael Liniger.             Stephan Siegfried. Auch Liniger wird           grosses Verdienst von Siegfried.
ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
Liebe ZSC Lions,
herzliche Gratulation
zum Meistertitel!
ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
6      ZSC-Meisterzeitung                                                                                                                                                                  Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018

Der Leader mit
den vielen Facetten
Kevin Kleins Verpflichtung wurde kritisch beäugt, der
Verteidiger entpuppte sich aber als Schlüsseltransfer.

Kristian Kapp                                      Der Titel mit dem ZSC ist Kleins erster
Zürich                                         als Profi. In der NHL erreichte er mit den
                                               New York Rangers den Final, näher kam
Ein wenig war er Rebell. Und Bösewicht.        er dem Pokal nicht. Seine Rolle auf dem
Aber auch ein Mann mit Humor, oft              Eis war anders. Man könnte boshaft sa-
sogar ein Spassvogel. Im Hallenstadion         gen, dass es nicht fürs Schweizer Eisho-
natürlich Publikumsliebling. Doch vor          ckey spricht, wenn ein Verteidiger, der
allem ein Antreiber, eine Führungsfigur        in der NHL selten über die Nummer-4-
der Lions. Kevin Klein war im ZSC gross.       Position kam, hier so dominant auftreten
   «Hier kannst du kaum etwas machen,          kann, dass berechtigte Forderungen auf-
ohne gesperrt zu werden», stellte der          kamen, ihn zum Playoff-MVP zu küren.
Rebell einmal fest. Der Bösewicht war in           Doch das ist nicht die ganze Wahrheit.
der Qualifikation mitten im Spielgesche-       Den Weg zum Profi machte Klein vor al-
hen einem Genfer hinterhergerannt und          lem in Nashville und in einer Abwehr, die
hatte, als er ihn zu fassen bekam, wie         seit Jahren als vielleicht beste der Welt
von Sinnen mit blossen Fäusten auf ihn         gilt. Spieler wie Shea Weber, Ryan Suter,
eingedroschen. «Ich musste mich weh-           Roman Josi oder Ryan Ellis waren Weg-
ren», erklärte der Mann mit Humor. Der         gefährten. In Nashville lernte er, früh
Publikumsliebling war geboren.                 Leader zu sein: «Weber, Suter, ich, wir
   Nun tritt Klein zurück. Nicht, weil er      waren Anfang zwanzig, dennoch wurde
sich mit 33 zu alt fühlt. Sondern weil der     verlangt, dass wir das Team tragen.»
Kanadier zurück auf seine Farm in Onta-
rio will – anderes als nur Eishockey erle-     Viel Neues in Zürich
ben. Er liebe das Spiel, sagt Klein. «Doch     Es gebe diverse Arten, Führungsrollen
wenn ich nach Hause gehe, denke ich            zu interpretieren, sagt Klein. Er sei einer
nicht daran. Ich habe Familie, zwei Kin-       gewesen, «der Spass liebt, ein lockeres
der, ich liebe es, Autos zu reparieren         Mundwerk hat, herumblödelt, um die
oder als Eisenschmied herumzubasteln.          Jungs aufzulockern». Er habe auch ge-
Für all das habe ich nun Zeit.»                lernt, wen er besser in Ruhe lasse: «Tor-
   Wobei: Einen klitzekleinen Spalt lässt      hüter, die den Fokus brauchen, wie bei
er die Türe offen, vielleicht gehe es doch     uns Lukas Flüeler.» Das sei in Nashville
noch weiter mit Eishockey nach dieser          und New York mit den Stargoalies Rinne
unglaublichen Saison, sagt Klein.              und Lundqvist nicht anders gewesen.
                                                   Als Klein letzten Sommer in Zürich
Die Mühen zu Beginn                            ankam, war die Führungsrolle für ihn
Tritt er nun aber ab, dann als Champion.       reserviert, das «A» des Assistenzcap-
Wie Mathias Seger. «Segi und ich, wir hat-     tains bereits auf seinem Jersey. Das ist
ten schon darüber gesprochen, wie das          für einen neuen Ausländer eher selten
wäre, auf dem Höhepunkt zu gehen»,             in der Schweiz. «Ich fühlte mich geehrt»,
sagt Klein. Jetzt, da es soweit ist, reut es   sagt Klein. Dies änderte aber nichts da-
in Zürich viele. Fans haben eine Petition      ran, dass ihn die in der Schweiz wie
gestartet, um ihn umzustimmen.                 kaum in anderen Eishockeyligen ausge-
   Doch als Klein kam, war auch die            prägte Unterscheidung zwischen Ein-
Skepsis gross gewesen. Und er hinter-          heimischen und Ausländern zunächst ir-
liess zunächst einen zwiespältigen Ein-        ritierte: «Bei uns gibts einfach Spieler,
druck. Seine Stärken sah man gleich,           nicht Nordamerikaner und Importe.»
physische Härte, defensive Konsequenz.             Und so geht Klein nun mit ganz neuen
Aber eben auch die Unbeholfenheit vor          Erfahrungen nach Hause. Dank des ein-
dem eigenen Tor. Doch es waren bloss           zigen Jahres, das er in der Karriere
die Mühen, die jeder nordamerikanische         fernab der Heimat verbrachte. Er erlebte
Abwehrspieler hat, wenn er nach Europa         die Schweizer Eishockeyfans, die so an-
kommt. Das grössere Eisfeld beeinflusst        ders sind als die in Nordamerika. «Kurz
keine andere Position so stark. «Ich er-       vor dem Playoff kamen plötzlich meh-
wartete Probleme. Und ja, die hatte ich»,      rere in die Trainingshalle, drei hielten
sagt Klein. «Einen Monat lang, danach          sogar eine Rede auf dem Eis», erzählt
fühlte ich mich wohl, fast besser als auf      Klein begeistert eine seiner Lieblingsan-
dem kleinen Feld.» Müsste er spontan           ekdoten. «Ich verstand zwar kein Wort,
wieder in Nordamerika spielen, «ich            doch auch diese Episode zeigte: Wir er-
würde ungebremst in die Bande fahren».         lebten ein wirklich spezielles Jahr. Diese
Da ist er wieder, der Spassvogel.              Chance mussten wir einfach nutzen.»           Rebell, Spassvogel, Führungsfigur, Publikumsliebling: Kevin Klein. Foto: Melanie Duchene (Keystone)

Kolumne In den Achtzigerjahren wurde der ZSC noch geführt wie ein Amateurverein. Doch der Club ist mit den Jahren der
Entwicklung der Stadt gefolgt – auch sie war nicht immer die pulsierende und weltoffene City, die sie heute ist. Von Kent Ruhnke

Nur die ZSC-Familie hiess mich willkommen
Es war ein wunderschöner Abend                    Als ich nach Zürich kam, war der           als solcher behandelt – ausser im            In Bern war es nicht das Gleiche. Wir         Man darf mich getrost als Trendsetter
kürzlich vor dem vierten Finalspiel            ZSC noch keine Destination für die            Hallenstadion.                               fühlten uns nicht so verbunden mit            bezeichnen. Ich würde Hans Kossmann
gegen Lugano. Als ich auf dem Weg              besten Spieler. Er wurde geführt wie             In den 90er-Jahren versuchte ich          dem Club. Ich war nicht viel mehr als         gern für seinen hervorragenden Job
vom Bahnhof Oerlikon ins Hallen-               ein Amateurverein. Wir trainierten in         zweimal, mich mit meiner Familie             ein Miettrainer. Ich erledigte meinen         gratulieren und ihm das Beste wün-
stadion am «s.ip’s» Pub vorbeispa-             Bülach. Es gab keinen Kraftraum. Oft          wieder in Kanada niederzulassen. Doch        Job (gut) – dann kehrten wir wieder           schen für die Zukunft. Er hat es seinem
zierte, sassen an einem Tischchen              mussten wir unsere nasse, stinkende           die Anziehungskraft der Schweiz war          nach Zürich zurück.                           Nachfolger Serge Aubin ein bisschen
draussen ein paar Männer und genos-            Ausrüstung nach Hause nehmen, um              zu gross, um ihr zu widerstehen. Es ist                                                    schwerer gemacht. Aber wenn ich die
sen in der Abendsonne ein Bier. Plötz-         sie auf dem Balkon trocknen zu lassen.        ein wunderbares Land, und Zürich ist         Für die Spieler ist es zu bequem              Zuzüge von Denis Hollenstein und
lich standen sie auf, reckten ihre             Im ersten Jahr stiegen wir auf in die         die beste Stadt. Im Jahr 2000 entschie-      Der ZSC wurde mit den Jahren stärker          Simon Bodenmann anschaue, so
Fäuste in die Höhe und schrien: «Hey           NLA. Im zweiten gleich wieder ab. Wir                                                      und professioneller. Die Lions zählten        kompliziert wird es für Aubin nun
Kent, wir erinnern uns!»                       waren weit davon entfernt, eine Macht         Wir mussten unsere                           stets zu den Titelaspiranten. Doch das        auch nicht.
    Natürlich sprachen sie vom Meister-
titel 2000. Für viele Fans ist er immer
                                               im Schweizer Eishockey zu sein.
                                                                                             nasse Ausrüstung nach                        Leben wurde für die Spieler manchmal
                                                                                                                                          zu bequem. Sie mussten nur selten an
                                                                                                                                                                                           Veränderung ist die einzige
                                                                                                                                                                                        Konstante im Leben. Die Stadt wie
noch sehr präsent. Auch 18 Jahre               Auf der Strasse gemassregelt                  Hause nehmen, um sie                         ihre Grenzen gehen. Ab und zu spielten        die ZSC Lions haben sich zum Positiven
danach kommen noch Leute auf mich
zu und erzählen mir ihre Story von
                                               Irgendwie folgte dann aber die Ent-
                                               wicklung des Clubs jener der Stadt.
                                                                                             trocknen zu lassen.                          sie auch nicht für ihren Coach. Doch
                                                                                                                                          ihre halbherzigen Auftritte hatten
                                                                                                                                                                                        gewandelt. Ich lebe gern in Zürich und
                                                                                                                                                                                        bin stolz darauf, mit diesem wichtigen
jenem Abend. Es sind wunderschöne              1980 war Zürich noch nicht die pulsie-                                                     kaum Konsequenzen. Die Spieler                Titel 2000 Teil der Geschichte des ZSC
Erinnerungen. Der 1. April 2000 war            rende und weltoffene City, die es heute                                                    entschieden selbst, ob sie sich so            und auch dieser Stadt zu sein. Wir
der Tag, an dem die ZSC Lions endlich          ist. Nach meiner Ankunft musste ich           den wir als Familie, dauerhaft hierzu-       richtig ihrer Arbeit verschreiben             Zürcher sind offen und freundlich,
erwachsen wurden und eine starke               am Flughafen meine Brust röntgen              bleiben. Unsere drei Kinder spielten         wollten oder nicht.                           aber wenn es zählt, tun wir alles, um
Kraft im Schweizer Eishockey. Und              lassen, weil sie sichergehen wollten,         alle im ZSC-Nachwuchs und liebten es,           Ich finde, es gibt eigentlich keine        zu gewinnen. Hopp Züri!
seitdem sind sie nur noch besser               dass ich keine Tuberkulose mit-               dass sie mit den öffentlichen Verkehrs-      Entschuldigung dafür, dass man eine
geworden.                                      schleppte. Das wäre heute unvorstell-         mitteln überallhin kamen. Und nur            solch schwache Regular Season spielt                            Kent Ruhnke
    Manchmal frage ich mich, wie es            bar. Und als ich mich anfangs mit dem         schon ein Spaziergang die Limmat             wie in diesem Winter und dann erst im                           Der 65-Jährige führte Biel
passierte, dass ich meinen Lebens-             Auto noch nicht so gut zurechtfand            entlang bis zum Zürichsee ist fast zu        Playoff zeigt, dass man das beste Team                          (1983), die ZSC Lions
mittelpunkt nach Zürich verlegte. Ich          und manchmal Fehler machte, stiegen           schön, um wahr zu sein.                      der Liga ist. Diese Mentalität aus dem                          (2000) und Bern (2004)
hatte das eigentlich nicht vorgehabt.          Leute aus ihren Autos, um mich zu                Der grösste Fehler war, dass wir          Hallenstadion zu vertreiben, ist die                            zum Titel. Heute wirkt
1980 traf ich am Flughafen Zürich-             massregeln. Nur die ZSC-Familie hiess         nach Bern zügelten, als ich dort von         grösste Challenge für Sven Leuenberger.                         er als TV-Experte, hält
Kloten als Kanadier ein. Jetzt bin ich         mich mit offenen Armen willkommen.            2002 bis 2004 coachte. Aber ich wollte          Zum siebten Mal seit 2000 gibt es                            Motivationsreden und
Schweizer. Was ist seitdem passiert?           Ich war ein Ausländer und wurde auch          einfach nicht ohne meine Familie sein.       beim Meister einen Trainerwechsel.                              schreibt Kolumnen.
ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
Bild: Duchene / Keystone
LUGANO 3 – ZSC 4x4
Der Allrad-Schweizermeister seit 1979 gratuliert dem Eishockey-Schweizermeister 2018. Bedankt
sich für die unglaubliche Saison. Und freut sich auf eine weiterhin erfolgreiche Partnerschaft.

subaru.ch
SUBARU Schweiz AG, 5745 Safenwil, Tel. 062 788 89 00. Subaru-Vertreter: rund 200.
ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
8   ZSC-Meisterzeitung                                                                                                                                                  Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018     Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018                                                                                                                                                    ZSC-Meisterzeitung                        9

Gamegott, Popeye, Crosby-Double, Tanzkönig und Rockstar
Stürmer Chris Baltisberger verrät ungeahnte Talente, Vorlieben und Eigenheiten seiner Meisterkollegen – ein Blick                                                                                                 in die Kabine einer bunten Truppe. Aufgezeichnet von Simon Graf

                                                                Phil Baltisberger (22)                        Samuel Guerra (24)                                                                                    Jérôme Bachofner (21)                          Ronalds Kenins (27)                           Robert Nilsson (33)                            Raphael Prassl (20)
                                                                «Sein Übername ist Paco, wegen seines         «Unser Rasta-Mann. Er hat eine Leiden-                                                                «Er ist unser Schlitzohr. Wenn du dein         «Unser Lette. Sein eigentümlicher             «Dass er ein Weinliebhaber ist, wissen         «Er wurde jeweils am Dienstag vom
                                                                dunklen Teints. Viele glauben nicht, dass     schaft für seinen kleinen Gemüse-                                                                     Auto tunen willst oder sonst irgendwie         Schweizer Dialekt hat schon manches           wohl alle. Er liebt aber auch seine Video-     Morgentraining dispensiert, damit er in
                                                                wir Brüder sind. Wir sagen dann, sie          garten bei seiner Wohnung in Dübendorf.                                                               aufmotzen, musst du einfach nur JJ             Unwort und viele seltsame Ausdrücke           spiele, vor allem auf dem iPhone. Sein         der Schule sein konnte. Lustigerweise
                                                                sollen unsere Schwestern fragen. Die          Im Sommer brachte er ab und zu                                                                        fragen. Er kommt als Autolackierer vom         hervorgebracht. So sagt er etwa vor dem       Spielname ist Midde. Ihm wurde schon           hatten sie da Turnen. Wenn wir also auf
                                                                können es bestätigen. Er ist im Team          Tomaten mit. Das sind die besten, die es                                                              Fach. Letztes Jahr schloss er seine Lehre      Match: ‹Heute marinieren wir ein              ein fünfstelliger Betrag angeboten für         dem Eis waren, machte er Mattenlauf
                                                                unser Kassier und macht das exzellent.        gibt im Raum Zürich! Er ist zudem ein                                                                 ab. Der eine oder andere hat schon             bitzeli.› Was das genau heissen soll,         seinen Game-Account. Auch da ist er also       oder Völkerball. Auch bei ihm ist
                                                                Unsere Kasse ist gefüllt wie noch nie.        ausgezeichneter Tänzer. Auf der Tanz-                                                                 spezielle Felgen über ihn bestellt. Es         weiss niemand. Aber es soll bedeuten:         ein Ausnahmekönner. Er spielt gerne            vorbildlich, wie er das Gymi durchzieht.
                                                                Einmal im Monat ist Zahltag. Es kostet,       fläche sticht er jeden von uns aus.                                                                   ist von Vorteil, wenn man einen in der         ‹Jetzt geben wir Vollgas!› Er benützt         Taktikspiele und hat sogar eine Tätowie-       Er ist ein ruhiger Typ, kommt aber immer         Pius Suter (21)
                                                                wenn du zu spät kommst. Oder etwas            Das liegt vermutlich an seinen domini-                                                                Mannschaft hat, der sich da auskennt.»         Worte gerne in anderen Zusammenhän-           rung mit seinem Nickname und einer             mehr aus sich heraus. Im Playoff hat er          «Er ist ein Phänomen! Unsere
                                                                vergisst. Lukrativ ist auch, wenn einer       kanischen Wurzeln. Wir werden ihn                                                                                                                    gen. Das sorgt immer wieder für Lacher.       Figur. Lange fragte ich mich, was das ist.     den einen oder anderen niedergerun-              Meetings finden meistens um 9.45
                                                                gegen den Ex-Club spielt und eine Summe       vermissen.»                                                                                                                                          Ihn werden wir mega vermissen in der          Was Midde bedeuten soll, weiss ich nicht.      gen. Ich glaube, er realisiert erst, dass er     Uhr statt. Und wer Pius vor 9.44
                                                                auf den Sieg aussetzt. Etwa 200 Franken.»                                                                                                                                                          Garderobe. Er ist ein lustiger Cheib.»        Vielleicht Gott oder so.»                      zu den Kräftigsten im Team gehört.»              Uhr erwartet, wird enttäuscht. Ich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 weiss nicht, ob das mit seiner
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Rückennummer 44 zu tun hat. Aber
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 er kommt immer exakt um 9.44 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 herein. Scheint sein Ritual zu sein.
                 Lukas Flüeler (29)                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Er ist ein sehr gemütlicher Typ.
                 «Luki hat Mühe mit den Vornamen der                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Und er konnte seine Massagesucht
                 Jungen. Den von Prassl konnte er sich                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           bezwingen – anstelle von 1000
                 lange nicht merken, bei Miranda sagte er                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Behandlungen waren es diese
                 oft Mirco anstatt Marco. Wenn er deinen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Saison nur noch 5. Er schliesst
                 Namen kennt, ist das also ein sehr gutes                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        diesen Sommer das KV ab. Top.»
                 Zeichen. Er gründete zudem mit Freunden
                 einen privaten Golfclub. Und im Playoff
                 pflegte er ein Ritual mit Pius Suter: Sie      Tim Berni (18)                                Roger Karrer (21)                            Mathias Seger (40)                                       Chris Baltisberger (26)                        Mike Künzle (24)                              Pascal Pelletier (34)                          Reto Schäppi (27)
                 gingen am Abend vor dem Spiel auswärts         «Wenn wir am Spieltag nach dem                «Von den Nordamerikanern wird er             «Nun ist er unsere Legende! Unvorstell-                  Bruder Phil Baltisberger über Chris:           «Big Mike. Wenn in Oerlikon einer mit         «Er besitzt mehrere Geschäfte für              «Er erschien einmal nicht an einem
                 essen. Ich war lange auch dabei, bis mir       Morgentraining nach Hause gingen, um          ‹Sid the Kid› genannt, weil er gleich        bar, der ZSC ohni Segi. Er ist unser                     «Chris ist der DJ in der Kabine und kommt      einem gelben Auto herumkurvt, ist er es.      Nahrungsergänzungsmittel im Raum               Sonntagstraining, wir machten uns schon
                 aber die Portionen zu klein wurden und         uns etwas hinzulegen, ging er in seinen       aussehe wie NHL-Superstar Sidney             Velomech. Mehr als die Hälfte hat von                    bei allen relativ gut an. Das ist ein gutes    Er fährt einen knallgelben Mustang.           Québec. Unter dem Namen Popeye.                Sorgen. Es stellte sich heraus, dass er
                 ich nicht mehr willkommen war.»                Lehrbetrieb, arbeitete im Büro seine          Crosby. Er liebt seine Dilly-Socks, seine    ihm ein Velo bekommen. Er setzt sie                      Zeichen, denn nicht jeder hat den              Mit dem Wechsel zu Biel hat er nun            Das passt. Er ist auch ein bisschen ein        am Brunchen war. Also funktionierten
                                                                Pendenzen ab und kam dann am Abend            farbigen Socken. Er hat circa 60 Paare       gerne zusammen, organisiert einen                        gleichen Musikstil. Er ist auch eine Art       Glück. Er muss sich nur noch zwei rote        Popeye, besitzt viele Kräfte. Er ist ja        wir Geräte im Kraftraum zu einem
                                                                ans Spiel. Er ist ein unglaubliches Talent,   davon. Ich finde die rosarot-grünen am       Rahmen, Räder, einen Lenker, und dann                    zerstreuter Professor, hat ein Riesenpuff      Streifen aufs Auto malen lassen, und          schon 34, aber immer noch sehr fit.            Brunchtisch um, so konnte er trainieren
                                                                aber trotzdem zieht er seine Ausbildung       coolsten. Das ist sein Markenzeichen,        baut er alles zusammen. Man bezahlt                      an seinem Platz, ich bin diesbezüglich das     schon fährt er in den Clubfarben des          Voller Power. Gegen ihn möchte ich mich        und gleichzeitig brunchen. Und wenn bei
                                                                voll durch. Das ist eindrücklich und          diese schrillen Socken. Und er wird          etwas, aber geniesst dann lebenslange                    Gegenteil. Und keiner nimmt sich so viel       EHC Biel herum. Ihn werden wir sicher         jedenfalls nicht auf einen Kampf einlas-       Segi der Ostschweizer Dialekt mal ein
                                                                zeigt seinen Charakter. Damit ist er ein      bei uns der nächste Besitzer eines           Garantie. Er hat nicht nur das Velo-Gen                  Zeit für Fans, er hat eine soziale Ader.       auch vermissen. Er ist ein Eigengewächs.      sen. Und was die Ernährung anbelangt,          bisschen nach vorne dringt – viel ist es ja
                                                                Vorbild für alle jungen Hockeyaner. Die       VW-Bus sein.»                                weitervererbt, sondern auch das Vespa-                   Mit dem Bruder im Team zu spielen, ist         Aber der Wechsel nach Biel ist cool für       ist er vorbildlich.»                           nicht mehr –, foppt er ihn gerne. Das            Linden Vey (26)
                                                                Jungen sollen ruhig wissen, dass es auch                                                   Gen. Zuletzt standen elf Vespas vor dem                  ein Traum. Und das beim ZSC, von dem           ihn, er ist eine grosse Chance. Ich bin                                                      sorgt für witzige Szenen. Er kriegt andere       «Als er zum Team stiess und in die
                                                                so geht. Ein sehr angenehmer Typ.»                                                         Hallenstadion. Er wird uns fehlen.»                      wir als kleine Buben Fans waren.»              überzeugt: Er wird einschlagen.»                                                             Dialekte verblüffend gut hin.»                   Pokerrunde aufgenommen wurde,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 verlor der eine oder andere Geld.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Denn er ist sehr gut im Pokern,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 räumte ab. Vor den Spielen ist
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Pokern aber verpönt. Denn wenn du
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 im Minus bist, könnte das auf deine
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Leistung abfärben. Linden ist ein
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 sehr angenehmer Typ. Er fügte sich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 so gut ein, dass man vom ersten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Tag an das Gefühl hatte, er sei schon
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 lange da. Zur Lions-Pokertour
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 gehören: Klein, Pelletier, Pestoni,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Pettersson, Shore, Vey und Wick.»
                                                                Severin Blindenbacher (35)                    Kevin Klein (33)                             Dave Sutter (26)                                         Fabrice Herzog (23)                            Lauri Korpikoski (31)                         Inti Pestoni (26)                              Drew Shore (27)
                                                                «Seine Nachrichten im Teamchat sind           «Er hat ein Pokergrüppchen gegründet         «Unser Gangster. Voll cool, dass wir                     «Ein sehr ruhiger, angenehmer Typ. Wenn        «Ein typischer Finne. Er ist ein sehr         «Ihn muss man einfach gern haben, er ist       «Er ist einer der Vergesslicheren im Team.
                                                                jeweils kaum zu entschlüsseln. Ich werde      und innert eines Nachmittags ein             einen solchen Typen ins Team bekommen                    es um Videogames geht, blüht er so             angenehmer Typ, sagt nicht viel. Aber         ein so lieber Mensch. Das Zimmer willst        Er fing schon die eine oder andere
                                                                nie schlau daraus, bei all diesen Emojis.     Holztischchen inklusive Beleuchtung          haben! Ein schriller und lustiger Vogel. Er              richtig auf. Und er ist darin auch sehr gut.   wenn einmal ein Spruch von ihm                du aber nicht teilen mit ihm, sein Schnar-     Busse ein, weil er Mühe hat, sich die
                                                                Er ist ein Pilzliebhaber. Unvergesslich ist   gebastelt, das perfekt in den Car passt.     liebt Hip-Hop, kann gut tanzen und trägt                 Im Fifa-Fussball hat niemand eine              kommt, passt er einfach. Egal in welcher      chen ist lauter als eine Motorsäge. Er         richtige Leibchenfarbe fürs Training zu
                                                                die Szene im französischen Gap, wo wir        Da können bis zu zehn Leute spielen. Bei     immer zerrissene Jeans. Ich glaube aber,                 Chance gegen ihn. Im Car spielen die           Situation. Es ist lustig, einen Typen zu      ist der Aktivste bei uns im Teamchat. Die      merken. Und er ist der mit Abstand
                                                                ein Champions-League-Spiel hatten.            ihm suchst du vergeblich nach etwas, das     seine Lieblingshosen sind bordeauxrote                   Jungs manchmal gegeneinander. Aber er          haben, der meistens still ist. Aber           Blödelvideos, die er verbreitet, sorgen        schlechteste Parkierer bei uns. Sein Auto
                 Niklas Schlegel (23)                           Um acht Uhr morgens suchten wir Blindi        er nicht kann. Er ist ein Alleskönner. Er    Trainerhosen. Fürchterlich! Die Nordame-                 spielt auch gerne Taktikspiele oder            wenn er sich meldet, sieht man seinen         ab und zu für Erheiterung. Deutsch             steht meistens ziemlich schief im
                 «Jetzt, da Mike Künzle nach Biel zieht,        vergeblich im Hotel, bis ihn dann jemand      kann auch Fussball spielen, was für einen    rikaner und die älteren Spieler machen                   Ego-Shooter. Das ist sein Hobby. Nebst         trockenen Humor. Dafür sind die Finnen        spricht er schon ein bisschen besser als       Parkplatz, manchmal braucht er zwei
                 muss er sich einen neuen WG-Partner            auf der anderen Strassenseite mit             Kanadier eher selten ist. Vor jedem Spiel    sich immer darüber lustig. Am Anfang                     der Familie, natürlich. Er hat bereits eine    ja bekannt.»                                  am Anfang. Da waren es zwei, drei Wörter,      Felder. In Amerika sind die Parkplätze halt
                 suchen. Bisher ist er noch nicht fündig        Gemüse und Pilzen beladen sah.                gab es von ihm eine kleine Tanzeinlage       fragten wir uns, wieso er die Hosen                      zweijährige Tochter, die süsse Emma.»                                                        jetzt sind es vier oder fünf. Oder sogar       schon ein bisschen grösser als bei uns.»
                 geworden. Vielleicht hilft ja diese Anzeige!   Er kam gerade vom Gemüsemarkt                 zu einem AC/DC-Song. Das sorgte              immer kurz trägt, bis wir realisierten,                                                                                                               ein paar mehr.»
                 Niklas hat Gefallen gefunden am Sur-           in Gap zurück.»                               jeweils für einige Lacher.»                  dass er die längsten Beine der Welt hat.»
                 fen. Als wir in Bali am gleichen Ort Ferien                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Roman Wick (32)
                 machten, versuchte er, es mir beizubrin-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        «Unser Rockstar! Im August wird er
                 gen. Nach einem Liter Meerwasser im                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             mit seiner Band die Schweizer
                 Bauch und einigen Tauchgängen wollte                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Charts erobern – mit seiner
                 ich aufgeben, er half mir aber nochmals,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Hockeycrew mit Eric Blum, Tim
                 und ich erwischte eine Welle. Ganze zwei                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Ramholt und Romano Lemm. Sie
                 Sekunden dauerte der Wahnsinnsritt.»                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            bringen dann ein Album heraus.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Und ich gehe davon aus, dass es
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 einschlagen wird. Roman ist der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Gitarrist. Bei uns ist er für das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Rockgenre in der Team-Playlist
                                                                Patrick Geering (28)                          Christian Marti (25)                                                                                                                                                                                                                                                                               verantwortlich. Neben Zürich ist
                                                                «Er ist ein Elektromusik-Freak und            «Ein lustiger Typ. Er besitzt ein Wald-                                                               Mattia Hinterkircher (23)                      Marco Miranda (19)                            Fredrik Pettersson (30)                        Mattias Sjögren (30)                             Buenos Aires seine Stadt.»
                                                                betreibt dazu auch eine Website: ‹Unsere      stück im Raum Bülach und pflegt es                                                                    «Er ist der beste Personenimitator, den        «Er hat portugiesische und bosnische          «Unser Energiebündel. Ich habe nieman-         «Leider hat er eine verseuchte Saison
                                                                Beweggründe› (ubwg.ch). Im Sommer             auch. Er weiss, wie man mit einem                                                                     ich kenne. Er kann damit locker eine           Wurzeln. Besonders die portugiesischen        den erlebt, der so viel Energie hat wie        mit zwei Gehirnerschütterungen hinter
                                                                organisiert er im Hive eine Party, die sehr   Traktor umgeht. Er hat das absolut                                                                    Gruppe einen Abend lang unterhalten.           sind offensichtlich. Er ist der siamesische   er. Der Weihnachtswichtel schenkte ihm         sich. Das ist sehr schade. Denn er ist
                                                                aufwendig ist – er ist das ganze Jahr         lustigste Lachen, das es gibt. Wenn er                                                                Das tat er auch bei seiner Rookie-Chal-        Zwilling von Prassl, sie gehen in die         Baldriantropfen, damit er etwas runter-        eigentlich ein sehr guter, kompletter
                                                                daran, verbringt Stunden an seinem PC.        lacht, ist das nicht zu überhören. Es muss                                                            lenge, als er zwei, drei Leute nachahmen       gleiche Klasse im Gymnasium, in der           fährt. Sehr zur Freude unserer Boxplay-        Spieler. Er ist eher ein ruhiger Typ,
                                                                Es ist spannend zu sehen, wie viel Herz-      nicht einmal lustig sein, aber wenn er                                                                musste. Er machte es perfekt. Wir waren        Kunst- und Sportschule in Zürich. Wo          Spieler. Denn es nützte, er verursachte        kann aber sehr lustig sein. Er ist kein
                                                                blut er dafür aufwendet. Auffällig ist, wie   zu lachen beginnt, steckt das alle an.                                                                völlig baff. Eigentlich hätte er sonst noch    Miranda ist, ist auch Prassl. Sie sind fast   danach weniger Strafen. Er ist auch unser      klassischer Schwede. Man merkt, dass
                                                                lange er an Spieltagen nach dem Morgen-       Es ist ein markantes, lautes Lachen.                                                                  irgendeine unangenehme Aufgabe                 unzertrennlich. Er ist im Team noch eher      Tischtennis-König. Er spielt unvorstell-       er auch schon in Nordamerika gespielt
                                                                training für seine Rituale braucht, wie er    Das sorgt bei uns immer wieder für                                                                    erledigen müssen. Aber er machte das           zurückhaltend. Dass er seine Ausbildung       bar gut, links wie rechts. Unglaublich!        hat.»
                                                                etwa seine Stöcke einbindet. Er hat den       Heiterkeit.»                                                                                          mit dem Imitieren so gut, dass er              fertig macht, finde ich genial. Das zeigt     Ohnehin ist er sehr polysportiv, auch
                                                                grössten Tapeverschleiss im Team.»                                                                                                                  ungeschoren davonkam. Er ist ein               seinen Charakter und ist vorbildlich für      im Golf ist er sehr versiert oder im Tennis.
                                                                                                                                                                                                                    lustiger Typ. Korrekt, aber witzig.»           alle Jungen in der Organisation.»             Und er will immer gewinnen.»
ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
10        ZSC-Meisterzeitung                                                                                                                                                                                 Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018

Liebeserklärungen und Maskenmänner
Die ZSC Lions feierten ihren neunten Meistertitel bis in die Morgenstunden.

Simon Graf
Lugano und Zürich

Irgendwann nimmt Inti Pestoni den
Pokal unter den Arm und macht sich mit
verschmitztem Gesicht vom Eis. Patrick
Geering jubelt ein letztes Mal vor der
Kurve der Zürcher Fans, dann zieht sich
auch der Captain in die Garderobe zu-
rück, wo sich seine Kollegen schon der
Flüssigkeitszufuhr widmen und an den
Meisterzigarren ziehen.
    Coach Hans Kossmann ergreift das
Wort: «Okay Jungs. Das ist das letzte Mal,
dass ihr mir zuhören müsst», sagt er –
und Jubel brandet durch die Kabine. «Es
fühlt sich gut an, euch so glücklich zu
machen», schmunzelt er. «Die letzten
vier Monate waren fantastisch! Ich habe
selten eine solch gute Gruppe gehabt wie
euch. Ich werde euch vermissen.»
    Der Moment für Liebeserklärungen
ist gekommen. Mathias Seger, der den
letzten von zwölf Pucks für zwölf Siege
in ein Plastikrohr fallen lassen darf,
schreit auf Englisch, damit es jeder
versteht: «Ich liebe euch, Guys! Ich bin
so verdammt stolz auf euch!»

Baltisbergers Trompetensolos
Dann stimmt Chris Baltisberger auf der
Trompete den Sechseläutenmarsch an,
der zur Zürcher Siegeshymne geworden
ist. Vor drei Monaten kaufte sich Baltis-
berger eine Trompete und nahm Stun-
den, nach dem gewonnenen Halbfinal                  Der erste Meistertitel am Ende der Karriere: Kevin Klein mit dem Meisterpokal. Foto: Samuel Schalch
gegen den SC Bern überraschte er seine
Kollegen erstmals mit einem Ständchen.
Sein Repertoire umfasst aktuell drei
Stücke: den Sechseläutenmarsch, die
ZSC-Attacke und die Melodie zu:
«Meischter, Schwiizer Meischter».
    Manch einer trägt am Hinterkopf
noch eine Seger-Maske, die für den Meis-
terfall fabriziert wurde. In verschiede-
nen Versionen: Seger mit Béret, Seger
mit Zahnlücke oder mit markanter
Glatze. Es wäre zynisch vom Schicksal,
den 40-Jährigen mit einer Niederlage in
Lugano die Karriere beschliessen zu las-
sen, hatte ein Zürcher Journalist vor
dem entscheidenden Spiel bemerkt.
    Als es geschafft ist, stellt ein Radiore-
porter Seger die Frage, ob auch ein biss-
chen Wehmut mitschwinge, weil er nun
aufhöre. «Nein, überhaupt nicht», gibt
er zurück. «Ich bin einfach glücklich,
dass ich das noch erleben konnte.»

Auch Blindenbacher mittendrin                       Der 12. Puck für den 12. Sieg:                                                                                                                         Der doppelte Seger: Die Masken-
Wie gut das Zürcher Teamwork funktio-               Mathias Seger. Foto: Keystone                      Der Sechseläutenmarsch fürs Team: Chris Baltisberger. Foto: Pius Koller (Freshfocus)                Hommage. Foto: Kurt Schorrer (foto-net)
niert, zeigt sich auch bei den Feierlich-
keiten. Severin Blindenbacher, der seit
Oktober wegen einer Gehirnerschütte-
rung kein Spiel mehr bestreiten konnte,
geht ein und aus, um Material in den Bus
zu schleppen. Wie Harasse mit (vollen)
Bierflaschen. Es ist schon weit nach Mit-
ternacht, als die Meisterhelden Kurs
nehmen auf Zürich, wo in der Messe
Oerlikon noch Tausende beim Public
Viewing auf sie warten.
   Als das Team um halb vier Uhr mor-
gens dort eintrifft, wird es empfangen
von einem Blitzlichtgewitter und tosen-
dem Applaus. Alle werden auf die Bühne
gebeten, Seger probiert es mit einer
Rede. Doch für einmal bleiben ihm die
Worte im Hals stecken. Er dürfte seine
Zeit brauchen, seine Emotionen zu
sortieren. Dafür hat er nun Zeit. Bald
verreist er mit der Familie für drei
Monate nach Australien, derweil seine
Kollegen auf der anderen Seite des
Globus schon wieder im Sommer-
training schwitzen.                                 Ein Schrei der Erleichterung: Fredrik Pettersson und Hans Kossmann. Foto: Freshfocus                  Der 9. Titel im Jahr 2018: ZSC-Fans in der Messe Oerlikon. Foto: Samuel Schalch

Der Weg zum Titel                                                                                                                                         Die Team-Statistik im Playoff
Playoff – Viertelfinal                              Halbfinal                                          Final                                              Torhüter         Sp     Min Save-% GT/S          Stürmer                    Sp   T   A P +/–
                                                                                                                                                          30 Lukas Flüeler 18 1127:08   92,3 2,24          10 Jérôme Bachofner         5   0   0 0   0
                                                                                                                                                                                                           12 Pascal Pelletier         5   0   0 0 -1
         Zug (2.) - ZSC Lions (7.)                              Bern (1.) - ZSC Lions                            Lugano (4.) - ZSC Lions                  Verteidiger                Sp    T A P +/–       14 Chris Baltisberger      18   2   4 6 -6
                                                                                                                                                           4 Patrick Geering         18    3 6 9 +3        16 Linden Vey               5   0   2 2 -1
                                                                                                                                                           8 Kevin Klein             17    3 10 13 +12     17 Drew Shore              12   4   4 8 +1
                                                                                                                                                          15 Mathias Seger           14    0 0 0    -3     18 Raphael Prassl          18   0   4 4 -2
1.   Zug - ZSC Lions          4:1 (1:0, 2:0, 1:1)   1.   Bern - ZSC Lions        2:3 (1:2, 1:0, 0:1)   1.   Lugano - ZSC Lions      0:1 (0:0, 0:1, 0:0)   22 Dave Sutter             18    1 5 6 +3        19 Reto Schäppi            18   3   3 6 +3
2.   ZSC Lions - Zug          5:4 (2:1, 2:0, 1:3)   2.   ZSC Lions - Bern   n.V. 3:4 (2:2, 1:1, 0:0)   2.   ZSC Lions - Lugano n.V. 5:4 (2:2, 1:1, 1:1)   24 Phil Baltisberger       18    0 4 4 +7        26 Lauri Korpikoski        16   2   4 6 +1
3.   Zug - ZSC Lions          2:3 (1:2, 1:1, 0:0)   3.   Bern - ZSC Lions        2:3 (1:1, 0:1, 1:1)   3.   Lugano - ZSC Lions      3:0 (1:0, 1:0, 1:0)   25 Roger Karrer             2    0 0 0    -1     27 Roman Wick              18   2   6 8 +2
4.   ZSC Lions - Zug          5:0 (0:0, 2:0, 3:0)   4.   ZSC Lions - Bern        3:1 (2:0, 0:0, 1:1)   4.   ZSC Lions - Lugano n.V. 3:2 (0:2, 1:0, 1:0)   54 Christian Marti         13    0 1 1    -4     44 Pius Suter              18   5   6 11 +1
5.   Zug - ZSC Lions     n.V. 2:3 (1:0, 0:2, 1:0)   5.   Bern - ZSC Lions        4:3 (1:1, 3:2, 0:0)   5.   Lugano - ZSC Lions      4:0 (1:0 ,0:0, 3:0)   72 Samuel Guerra           18    0 1 1    -5     61 Fabrice Herzog          18   6   2 8 +3
                                                    6.   ZSC Lions - Bern   n.V. 3:2 (1:2, 1:0, 0:0)   6.   ZSC Lions - Lugano      2:3 (0:1, 1:0, 1:2)   96 Tim Berni               15    0 0 0    -1     71 Fredrik Pettersson      17   7   8 15 -2
                                                                                                       7.   Lugano - ZSC Lions      0:2 (0:1, 0:0, 0:1)                                                    73 Mike Künzle             17   4   2 6 +2
                                                                                                                                                                                                           81 Rolands Kenins          18   5   5 10 +3

                    1:4                                               2:4                                                  3:4
                                                                                                                                                                                                           90 Mattia Hinterkirchner    1   0   0 0   0
                                                                                                                                                          Save-% = Fangquote, GT/S = Gegentore pro Spiel   91 Inti Pestoni             6   0   0 0 -1
                                                                                                                                                          Sp = Spiele, T = Tore, A = Assists, P = Punkte   98 Marco Miranda           17   1   4 5 +1
ZSC-Meisterzeitung - ZSC Lions
Tages-Anzeiger – Montag, 30. April 2018                                                                                                                                                  ZSC-Meisterzeitung                    11

«So haben wir
die DNA des
ZSC verändert»

Sportchef Sven Leuenberger
ist im ersten Jahr im ZSC
Meister. Der Weg zum Erfolg
war nicht nur harmonisch.

Kristian Kapp

Es war der 10. März, als sich Sven Leuen-
bergers Gedanken um etwas drehten,
woran er zuvor nie gedacht hatte. Doch
jetzt war er da, der seltsame Wunsch:
Schadensbegrenzung, bloss kein 0:4 im
Viertelfinal! Die Zürcher hatten gerade
Spiel 1 in Zug 1:4 verloren – nach drei Nie-
derlagen zum Abschluss der Qualifika-
tion. Doch dann kam Spiel 2 gegen Zug,
das wilde 5:4, es wurde zum Wende-
punkt. Was folgte, gab Leuenberger die
Gewissheit: Der Weg, den er gegangen
war in endlos scheinenden neun Mona-
ten zuvor, er war der richtige gewesen.
   Der 48-jährige Ostschweizer war vom
Rivalen Bern gekommen und griff sofort
zu grossen Worten. Die DNA des ZSC
gelte es zu ändern. Leuenberger pflegte
zur Mannschaft dieselbe Sprache:
«Wichtig war, den Leuten vor Augen zu
führen, was die Aussenansicht ist.» Also
fragte Leuenberger bei seiner Antritts-
rede zwei Neue, Drew Shore und Dave
Sutter, wie in Kloten respektive Biel über
den ZSC gesprochen werde. «Beide sag-
ten, die Lions seien technisch begabt,
könnten schön ums Tor herum spielen.
Doch wenn es wirklich darauf ankäme,
könne man sie mit Leidenschaft
und Kampfkraft schlagen.» Leuenberger          CEO vor vertrauter Kulisse: Ab 2022 aber will Peter Zahner ZSC-Erfolge nicht mehr im Hallenstadion, sondern in Altstetten sehen. Foto: Doris Fanconi
hörte, was er gehofft hatte zu hören.

Als Spieler ein Querschläger
Eines habe er da gewusst: «Bleibt der
Erfolg aus, werde ich angreifbar sein.»
Denn der neue Sportchef, der erklärt,
                                               «Vielleicht macht es bei uns klick»
wie Eishockey funktioniert – da reagiert       ZSC-Geschäftsführer Peter Zahner hatte vor dem Playoff kaum Hoffnung.
nicht jeder Spieler gleich. Ja, gerade         Und hat festgestellt, dass seine Mannschaft den Schuh am Hintern spüren muss.
beim Spieler Leuenberger wäre das vor
rund 20 Jahren nicht gut angekommen:
«Ich war ein Querschläger, der oft hin-
terfragte, ich fand weder Trainer noch
Sportchefs toll, die Neues wollten.»           Philipp Muschg                               gefallen wäre. Als wir das lasen, dachten     Sehr gross. Ich bin zwar zu wenig nah bei      Warum sind Hans Wallson und Lars
Doch genau diese rebellische Ader half         Zürich                                       wir: Jetzt macht Bern sicher Rekurs. Hät-     der Mannschaft, um seinen Auftritt im          Johansson daran gescheitert?
Leuenberger nun. «Denn ich versuche,                                                        ten wir das auch getan? Wer weiss, man        Detail zu beurteilen. Aber Summa sum-          Fachlich sind die beiden hervorragend.
mich in die Spieler hineinzuversetzen.»        Der ZSC ist Meister. Hätte Sie sich          muss die Interessen seines Clubs ver-         marum ist es ihm einfach gelungen, die         Sie wissen unheimlich viel über Hockey
   Leuenberger forderte auch einen sei-        das vor drei Monaten vorstellen              treten. Aber innerlich habe ich gekocht.      Spieler dazu zu bringen, dass sie sagen:       und haben in Schweden sehr erfolgreich
ner wichtigsten Akteure heraus: Fredrik        können?                                                                                    «Wenn wir gemeinsam nichts ändern, ist         gearbeitet. Aber sie konnten es nicht ver-
Pettersson. Der Schwede kam mit dem            Nein. Weil damals nichts darauf hinwies.     Man hat selten einen schlechter               nur noch die Frage, ob wir 0:4, 1:4 oder       mitteln. In der Schweiz muss man mit den
Ruf des Torjägers nach Zürich. Aber            Einfach null. Die einzige Hoffnung war,      gelaunten Sieger gesehen als Sie              2:4 verlieren. Aber verlieren tun wir.»        Spielern reden und Feedback geben. Und
nach seinen drei Jahren in Lugano auch         dass Hans Kossmann und seine Crew das        nach dem entscheidenden Spiel 6 …                                                            da passierte eineinhalb Jahre lang wenig.
mit dem Stigma des divenhaften Ak-             Steuer irgendwie herumreissen können.        Ich hatte mir vorgenommen, im Erfolgs-        Es ist Ihr vierter Titel mit dem ZSC.
teurs. Heute sagt Leuenberger, der                                                          fall meinem Frust Ausdruck zu verleihen.      Wie ordnen Sie ihn ein?                        Welche Rolle spielte es, dass im
Schwede sei jener Spieler, der ihn viel-       Wann dachten Sie erstmals, dass es           Damit, dass ich die bei uns vorherr-          2008 hatten wir unheimlich starke              Sommer mit Sportchef Leuenberger
leicht am meisten positiv überrascht           trotzdem gut kommen könnte?                  schende Meinung kundtue, vertrete ich         Charaktere und eine sehr solidarische          eine neue Stimme von aussen kam?
habe: «Wie er sich ins Team integrierte,       Hellhörig wurde ich ein paar Tage vor        ja auch die Interessen meines Clubs. Dass     Beziehung zwischen Team und Trainer            Eine grosse. Die Aussenwahrnehmung
wie mannschaftsdienlich er spielte, wie        dem Playoff. Bei der Topskorer-Ehrung                                                      Harold Kreis. 2012 hatten wir eine Mann-       stimmt oft nicht mit der Innenwahrneh-
er nicht zurückwich, wenn es wie gegen         sagte mir zuerst der CEO, dann der Sport-    «Wenn wir gewinnen, bin                       schaft, die stets das Messer am Hals           mung überein, und Leuenberger konnte
Bern hart wurde. Chapeau!»                     chef von Zug: «Euch haben wir als Gegner
                                               nicht erwartet.» Ich antwortete: «So
                                                                                            ich nicht der, der auf dem                    haben musste, und für die war Hartley
                                                                                                                                          genau der Richtige. 2014 war speziell,
                                                                                                                                                                                         die Dinge unbelasteter ansprechen. Aber
                                                                                                                                                                                         er musste zugleich aufpassen, dass er
Die Trainerentlassung                          wie wir spielen, müsst ihr keine Angst       Eis Ehrenrunden dreht                         weil wir nach einer super Qualifikation        nicht in jedem zweiten Satz sagte: «Beim
Diskussionen gab es mit zwei weiteren
Schweden: Das Trainer-Duo Wallson/
                                               haben.» Da sagte der Sportchef: «Aber
                                               wenn es bei euch mal klick macht ...»
                                                                                            und die Faust in alle                         unheimlich viel Druck hatten und dann
                                                                                                                                          in den ersten zwei Playoff-Runden bös
                                                                                                                                                                                         SC Bern haben wir es so und so gemacht.»
                                                                                                                                                                                         Das kommt auf Dauer nicht gut an – aber
Johansson, das Leuenberger Ende 2017           Und ich dachte: Das ist ein guter Punkt      Richtungen schüttelt.»                        leiden mussten. Die aktuelle Mannschaft        er hat da ein sehr gutes Gespür gezeigt.
durch Hans Kossmann ersetzte. Warum            – vielleicht macht es bei uns klick.                                                       prägen leider die vielen Verletzten. Dass
passte das System Wallsons nicht? Leu-                                                                                                    auch ein Blindenbacher, ein Nilsson            Ist der Meistertitel auch Werbung
enberger sieht den aktuellen ZSC, den          Wann hat es klick gemacht?                   es nachher heisst, ich sei der Einzige, der   bei uns unter Vertrag sind, haben viele        fürs neue Stadion?
meisterlichen, als eine weniger techni-        Für mich war das in Spiel 2 gegen den        sich nicht freuen konnte: Damit kann ich      schon fast vergessen.                          Ja, schon. Wenn man zweimal hinterei-
sche Mannschaft als vergangene Ausga-          EVZ. Da spielten wir begeisternd, führ-      leben. Natürlich habe ich mich gefreut.                                                      nander im Viertelfinal ausscheidet, hört
ben. «Das liegt an Abgängen wie Siegen-        ten nach zwei Dritteln 4:1 – und standen                                                   Hartley, Crawford, Kossmann, zuvor             man bereits Kommentare wie: «Wenn
thaler oder Rundblad und den Langzeit-         dann völlig neben den Schuhen. Zug           Das haben Sie gut kaschiert ...               Kreis, Huras, Ruhnke: Kann der ZSC             ihr so weiterspielt, braucht ihr doch
verletzten Blindenbacher und Nilsson»,         schoss drei Tore, hatte mehrfach das 5:4     Ich bin auch in der Niederlage nicht          nur mit Nordamerikanern Meister                kein neues Stadion.» Äusserlich lässt
sagt er. «Heute sind wir rustikaler, ja fast   auf dem Stock – und wir vielleicht zwei      einer, der äusserlich zu Tode betrübt         werden?                                        mich das kalt, innerlich nicht. Denn als
schon eine Art ‹Abbruch GmbH›.» Die            Torschüsse. Einer davon ging rein. Bei       ist. Ich fresse die Dinge mehr in mich        Die Mentalität in Zürich ist sicher eher       wir 2012 und 2014 den Titel holten, kam
Erfolgsbilanz unter Kossmann wurde in          einer Niederlage wäre ich nicht über-        hinein und will in Ruhe gelassen wer-         nordamerikanisch geprägt. Wir haben            auch niemand und sagte: «Jetzt müsst
der Regular Season zwar nicht besser.          rascht gewesen, wenn wir 0:4 ausge-          den. Aber wenn wir gewinnen, bin ich          auch eine Mannschaft, die vielleicht           ihr sofort ein neues Stadion bauen.»
Doch eine Änderung will Leuenberger            schieden wären. Doch mit diesem Sieg         eben auch nicht der, der auf dem Eis          immer etwas den Schuh am Hintern               Klar ist: Als Meister steht man in einem
festgehalten haben: «Unter Kossmann            kehrte der Glaube zurück.                    Ehrenrunden dreht und die Faust in alle       spüren muss.                                   guten Licht da, wird positiv über einen
hatten wir eine Struktur, die klar mehr                                                     Richtungen schüttelt. Sondern ziehe                                                          geredet. Das ist wichtig.
auf Kampfkraft setzte. So hatten wir           Von der Serie gegen Bern bleibt              mich ziemlich schnell zurück und freue
unsere DNA am Ende verändert.»                 besonders ein Arztzeugnis in                 mich still.                                                                                  Die Arena in Altstetten soll 2022
   All das sei auch für ihn erstaunlich,       Erinnerung. Auch bei Ihnen?                                                                Zahner Vom Coach zum Planer                    eröffnet werden. Sind Sie im Plan?
sagt Leuenberger. Er habe eine mögli-          Für mich gehört auch ein Schiedsrichter      Schon 2012 wurde der ZSC von                                                                 Ja. Letzte Woche lief die Referendums-
che Erklärung: «Durch Leidenschaft mo-         dazu, der dem Gegner den Puck zum            Rang 7 aus Meister, damals ohne               Peter Zahner (57) kam im Dezember 2007         frist ab, und es spricht nichts dafür, das
bilisierst du Zusatzkräfte. Aber auch          Siegtor vorlegt. Kein Vorwurf, er kann       Trainerwechsel. Warum handelten               als Geschäftsführer zu den ZSC Lions.          es an irgendeiner Front ein grösseres
durch Angst. Vielleicht dachten sich die       nichts dafür – aber das war brutal bitter.   Sie diesmal?                                  Seither wurde der Club viermal Schweizer       Problem gibt. Wir haben täglich unsere
Spieler: Wenn wir wieder in Runde 1 aus-       Insgesamt bleibt die Erinnerung, dass        Wenn man sah, wie systematisch und            Meister, 2016 Cupsieger, und er gewann         Herausforderungen, aber das ist nor-
scheiden – wer ist dann Schuld? Der            wir über sechs Spiele um Nuancen bes-        hart 2012 mit Bob Hartley gearbeitet          2009 die Champions League. Zuvor war der       mal. Und wir bleiben sehr darauf be-
Sportchef ? Der ist                            ser waren. Das mit dem Arztzeugnis ist       wurde, musste das irgendwann einfach          Aargauer unter anderem als Assistenztrainer    dacht, alle Anspruchsgruppen immer
noch zu neu. Der                               eher eine Nebengeschichte.                   belohnt werden. Das war gar nicht anders      bei Kloten tätig sowie während 17 Jahren       wieder abzuholen und unser Projekt zu
Trainer? Der wurde                                                                          möglich. In der aktuellen Saison hin-         beim Eishockeyverband – als Juniorentrainer,   erklären.
schon wieder ent-                              Aber Ihr Ärger, dass der SCB per             gegen wusste man, dass die Substanz der       Sportdirektor und Verbandsdirektor. Als CEO
lassen. Vielleicht                             Attest eine Sperre von Klein                 Mannschaft gross ist – nur wurde sie bei      der ZLE Betriebs AG, der Betreiberin der       Welches war für Sie der schönste
wir?» Leuenberger                              erwirkte, war schon echt, oder?              weitem nicht umgesetzt. Die Hoffnung          ZSC Lions, ist er heute federführend bei der   Moment dieser Saison?
überlegt nochmals                              Mich regte es auf, dass der Einzelrichter    mit dem Wechsel zu Hans Kossmann war          Realisierung des neuen Stadions in Zürich-     Der vierte Sieg in Zug war eine
– und gesteht lä-                              Kleins Vergehen gegen Hischier für nicht     natürlich, dass sich das ändert.              Altstetten, wo der Club seine Abhängigkeit     unglaubliche Erlösung. Wir standen im
chelnd: «Aber wirk-                            sperrewürdig befand – in seiner Begrün-                                                    vom Mäzenatentum reduzieren will. Die          Halbfinal – nach doch ziemlich schwieri-
lich wissen tue ich                            dung aber darauf hinwies, dass sein Urteil   Wie gross ist der Anteil des Trainers         Arena soll ab 2022 die Heimat des ZSC sein,    gen Monaten. Aber der schönste Moment
es auch nicht ...»    Sven Leuenberger.        im Fall einer Verletzung wohl anders aus-    am Meistertitel?                              der Baubeginn ist für 2019 geplant. (phm)      ist natürlich, wenn man Meister wird.
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