Zukunftsmarkt Wandern - Erste Ergebnisse der Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern

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Zukunftsmarkt Wandern - Erste Ergebnisse der Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern
Dokumentation

Zukunftsmarkt Wandern
Erste Ergebnisse der Grundlagenuntersuchung
Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern
Zukunftsmarkt Wandern - Erste Ergebnisse der Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern
Herausgeber
Deutscher Wanderverband
Wilhelmshöher Allee 157-159 | 34121 Kassel
Tel: 0561-93873-0 | Fax: 0561-93873-10
info@wanderverband.de
www.wanderverband.de
www.wanderbares-deutschland.de

Redaktion
Ute Dicks und Erik Neumeyer
Deutscher Wanderverband

Diagramme und Texte
Dr. Bert Hallerbach (ETI)

Gestaltung und Produktion
werbeagentur aufwind GmbH

ISBN:
978-3-934580-09-1                            Auftragnehmer für die wissenschaftliche Betreuung
                                             und die Durchführung der Untersuchung:
1. Auflage                                   Europäisches Tourismus Institut
Kassel, März 2010                            an der Universität Trier GmbH (ETI), www.eti.de
© Deutscher Wanderverband                    Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack, Dr. Bert Hallerbach

                                             Projektbeirat
                                             BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH,
                                             Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
                                             (BMWi), Deutscher Alpenverein e.V. (DAV), Deutscher
                                             Tourismusverband e.V. (DTV), Deutscher Wanderverband
                                             (DWV), Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. (DZT),
                                             Thüringer Tourismus GmbH, TMB Tourismus-Marketing
                                             Brandenburg GmbH, Tourismus NRW e.V.,
                                             Wikinger Reisen Individuell GmbH

                                             Copyright:
                                             Alle Eigentums und Verfügungsrechte der Veröffentlichung liegen beim
                                             Deutschen Wanderverband. Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile,
                                             ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen
                                             Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Herausgebers
                                             unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen,
                                             Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Digitalisierung und die Speicherung
                                             und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
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Grußwort                                                   Grußwort

Sehr geehrte Damen und Herren,                             Sehr geehrte Damen und Herren,

nun wissen wir es ganz genau: Fast 40 Millionen            „Wandern macht glücklich und hält gesund“.
Deutsche wandern gerne, damit ist Wandern die lieb-        Dies ist die Botschaft der mit Spannung erwarteten,
ste Outdoor-Freizeitaktivität der Deutschen. Wandern       vom Bundesministerium für Wirtschaft und Tech-
bleibt ein Zukunftsthema und ist ein entscheidender        nologie geförderten Untersuchung des Deutschen
Wirtschaftsfaktor in Deutschland.                          Wanderverbands in Zusammenarbeit mit dem
                                                           Europäischen Tourismus Institut GmbH (ETI).
    Die „Grundlagenuntersuchung Freizeit- und
Urlaubsmarkt Wandern“ kombiniert erstmals reprä-                Nach der Untersuchung kann über die Hälfte der
sentative Telefon-Befragungen, Vor-Ort-Interviews,         deutschen Bevölkerung zu den aktiven Wanderern
Expertengespräche und Auswertungen bestehender             gerechnet werden und das Durchschnittsalter liegt
Studien. In Auftrag gegeben hat sie der Deutsche           erstaunlicherweise erheblich unter den allgemeinen
Wanderverband und finanziert wurde sie vom Bun-            Erwartungen. Das resultiert aus einem allgemein zu-
desministerium für Wirtschaft – dem gilt unser beson-      nehmenden Gesundheitsbewusstsein und dem
derer Dank für das entgegengebrachte Vertrauen in          Bedürfnis nach leichten Aktivitäten.
unsere Fachkompetenz.
                                                                Die Studie macht deutlich, dass Wandern körper-
     Die Ergebnisse bestätigen einerseits schwarz auf      lichen und geistigen Ausgleich bringt, aber auch eine
weiß, was wir erwartet haben: Wanderer suchen das          wirtschaftliche Dimension besitzt. Wanderer verfügen
Naturerlebnis, wünschen sich naturnahe Wege, brau-         über ein vergleichsweise hohes Haushaltsbudget. Dies
chen eine gute Wegweisung. Und sind gerne mit an-          gilt es zu nutzen. So investiert ein Wanderer pro Jahr
deren unterwegs. Die Grundlagenstudie liefert aber         fast 100 € in Ausrüstungsgegenstände! GPS ergänzt zu-
auch viele neue Erkenntnisse: Neu ist unter anderem        nehmend die nach wie vor gute alte Wanderkarte.
die Zahl der 144.000 Arbeitsplätze, die direkt vom         Gewandert wird zu jeder Jahreszeit und in den vielen
Wandertourismus abhängen. Beeindruckend sind die           reizvollen Regionen Deutschlands. Besonders bevor-
7,5 Milliarden Euro, die die Wanderer in Deutschland       zugt werden hier die Mittelgebirge und der ländliche
jährlich im Rahmen ihrer Wanderungen ausgeben.             Raum. Voraussetzung für einen erfolgreichen
Wanderer, so wissen wir nun sicher, wollen ein flä-        Wandertourismus ist eine gute Wanderwege-
chendeckendes, flexibles Wanderwegenetz. Diese             infrastruktur. Ich möchte deshalb besonders die eh-
Wegearbeit wird auch zukünftig, so sagt die Studie,        renamtlich tätigen Wandervereine dankend loben,
nur von den Wandervereinen geleistet werden kön-           die maßgeblich an der Pflege und der Entwicklung
nen. Sie schaffen damit die Basis für die enorme           dieser Struktur beteiligt sind.
Wertschöpfung durch den Wandertourismus.
                                                               Wenn dann noch am Ende der Wanderstrecke
     Ich freue mich auch ganz besonders über ein ein-      eine gute Einkehrmöglichkeit wartet, ist die Welt des
deutiges Ergebnis der Befragungen zum Thema Wan­           Wanderers in bester Ordnung.
dern und Gesundheit: Rund 83 % der Wanderer fühlen
sich nach einer Wanderung glücklich und zufrieden –
das ist eine wunderbare Bestätigung all unserer Akti­vi­   Ihr
täten zur Förderung des Wanderns in unserem Land.

Ihr

                                                           Ernst Burgbacher MdB
                                                           Parlamentarischer Staatssekretär beim
                                                           Bundesminister für Wirtschaft und Technologie,
Dr. med. Hans-Ulrich Rauchfuß                              Beauftragter der Bundesregierung für Mittelstand
Präsident Deutscher Wanderverband                          und Tourismus
Zukunftsmarkt Wandern - Erste Ergebnisse der Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern
4     Inhaltsverzeichnis | Ziele und Methodik

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort                                                 3

    1 Ziele und Methodik                                    5
      Ziele der Grundlagenuntersuchung                      5

    2 Der Wander-Markt                                     6
      Wandern – oder doch „nur“ Spazierengehen?             6
      Nachfragevolumen: Die Wanderer                         7
      Wandern und Lebensstile                               9
      Wanderpräferenzen                                    10
      Anzahl der Wanderungen und Kilometerleistungen        11
      Wandern im Urlaub und als Tagesausflug               12
      Zielgebiete der Wanderer                             12

    3 Triebfedern zum Wandern                              14
      Image des Wanderns                                   14
      Wandermotive: Natur und Gesundheit                   14

    4 Wirtschaftsfaktor Wandern                            18
      Ausrüstung der Wanderer                              18
      Ausgabenstruktur der Wanderer                        19
      Quantitatives Volumen: Ausflüge und Übernachtungen   20
      Bruttoumsätze                                        20
      Einkommenswirkungen aus den Bruttoumsätzen           21
      Gesamtbetrachtung der ökonomischen Effekte           22

    5 Wanderinfrastruktur                                  23
      Qualitätszeichen                                     23
      Anforderungen der Wanderer                           24
      Planung und Orientierung                             25
      An- und Abreise zur Wanderung                        26
      Weitere Aktivitäten während der Wanderungen          27
      Informationsverhalten und Unterkunftswahl            27

    6 Zukunftsmarkt Wandern                                30
      Thesen zum Zukunftsmarkt Wandern                     30

    Quellen                                                33
      Zitierte Quellen                                     33
      Weiterführende Links und Quellen                     33

    Notizen                                                34
5

1 Ziele und Methodik

Das Wandern hat sich zu einer äußerst facetten-          Entwicklung zielgruppenspezifischer Handlungs­stra­
reichen Freizeitaktivität entwickelt. Wandern ist        tegien für einen heterogenen Markt. Dieser lebensstil-
überall möglich, die Nachfrage nach Wander­              orientierte Forschungsansatz wurde sowohl in der
angeboten hat sich äußerst dynamisch entwickelt.         telefon­isch­en als auch in der Vor-Ort-Befragung an
Die wissenschaftliche Erforschung des Wanderns           den Wander­weg­en eingesetzt. Die umfangreichen
muss dieser Dynamik gerecht werden und sich somit        Ergebnisse der lebens­stilspezifischen Analyse sowie
auf verschiedene empirische Ansätze stützen. Die         die Ergebnisse des Befragungsmoduls „Winterwan­
Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubs­            dern“ werden in einem ausführlichen Forschungs­
markt Wandern basiert daher auf dem Einsatz ver-         bericht im Sommer 2010 veröffentlicht.
schiedener empirischer Untersuchungen:

u   Bundesweite, repräsentative Befragung von            Ziele der Grundlagenuntersuchung
    Wanderern und Nicht-Wanderern zur Abgren­
    zung des Marktpotenziales. Telefonische              Der breit angelegte Forschungsansatz dient vor allem
    Befragung (CATI), Stichprobengröße ca. 3.000         dazu, die wesentlichen Ziele der Studie zu erreichen:
    Personen ab einem Mindestalter von 16 Jahren.
u   Vor-Ort-Befragung auf ausgewählten Wander­           u   Ermittlung von Basisdaten, Zielgruppensegmen­
    wegen in allen landschaftlichen Hauptformen              ten und Nachfragerentwicklungen.
    Deutschlands. Als Ganzjahres­befragung ausge-        u   Ermittlung der gesamt- und regionalwirtschaft-
    legt, berücksichtigt sie alle Jahreszeiten. Durch­       lichen Effekte.
    führung als persönliche Befragung auf den            u   Auswirkungen verschiedener Phänomene auf
    Wander­wegen von den Küstenregionen über die             den Wandermarkt, wie z.B. der Demographische
    Mittelgebirge bis ins Hochgebirge. Stichproben­          Wandel.
    größe 4.022 Wanderer sowie weitere 500 Perso­        u   Mobilität und Umwelt.
    nen im Modul „Winterwandern“.                        u   Gesundheitspolitische Potenziale des Wanderns.
u   Persönliche Tiefeninterviews mit rund 30             u   Handlungsempfehlungen zur weiteren
    Experten und Vertretern aus den Bereichen                Entwicklung des Wandermarktes.
    Politik, Tourismus, Wandervereine, Mobilität,
    Gesundheitswirtschaft und Herstellern von                Die Grundlagenuntersuchung gibt den verschie-
    Ausrüstungsgegenständen.                             denen Akteuren die notwendigen Informationen,
                                                         um nachfragergerechte Produkte und Angebote zu
Parallel zu den dargestellten empirischen Erhe­          schaffen und um letztlich die Nachfrage intensivieren
bungen wurden zahlreiche Quellen, Studien und            zu können. Dies wird möglich durch die Darstellung
Publikationen ausgewertet.                               der Antriebs­­kräfte und Motive, welche die Nachfrager
                                                         bewegen.
      Damit ein möglichst tiefer und detaillierter
Ein­blick in die wandernde Nachfrage gegeben werden          Die wirtschaftlichen Effekte des Wanderns
kann, wurde zusätzlich eine lebensstilspezifische        sind dabei schlagkräftige Argumente, welche einen
Ana­­­lyse der Nachfrage vorgenommen. Dabei greift       gezielten Auf- und Ausbau der notwendigen Infra-
die Konzentration auf rein soziodemographische           strukturen unterstützen und die Bedeutung des
Merk­male zu kurz, so dass in Zusammenarbeit mit         Wanderns als Mittel der regionalen Wirtschafts-
der GfK Lebensstilforschung, Nürnberg, eine Klassi­      förderung aufzeigen.
fizier­ung der Nachfrage auf Basis der GfK Roper
Consumer Styles vorgenommen wurde. Diese lebens-
stilspezifische Betrachtung bietet nicht nur Möglich­
keiten der Identifikation bestimmter Marketing­ziel­
grup­pen in Abhängigkeit vom jeweiligen touristischen
Interesse. Sie bietet auch zahlreiche Ansatzpunkte zur
6        Der Wander-Markt

          2 Der Wander-Markt

                                                                        Zeitliche Dauer von...
Statt sechs nur drei Stunden – die aktiven Wanderer wandern im          Angaben in Stunden, Quelle: CATI; n = 3.032

Durchschnitt ca. 2:45 Stunden. Ein Spaziergang dauert dagegen im                      0:00                     1:30      3:00

Schnitt nur ca. 1:22 Stunden. Ein Großteil der Wanderer (ca. 50%) ist

somit deutlich weniger als drei Stunden unterwegs.

                                                                        Spaziergang                            1:22

          Wer wandert eigentlich? Nicht nur in quantitativer,
          sondern auch in qualitativer Hinsicht ist dies die
          Schlüsselfrage zum Verständnis des Wandermarktes.

                                                                        Wanderung                                       2:39

          Wandern – oder doch „nur“
          Spazierengehen?

          Die Abgrenzung des Marktes bzw. die Bestimmung                Nur für rund 20% der Deutschen sind Gehzeiten
          der Marktgröße stellt eine wichtige Herausforderung           von mindestens vier Stunden als Wanderung zu
          dar. Schon die Übergänge von Spazierengehen und               bezeichnen.
          Wandern sind fließend. Auf Basis der durchgeführten
          Untersuchungen ist es nun möglich, eine Definition                 Werden dagegen die Personen ausgeschlossen,
          des Wanderns aus Sicht der Nachfrage zu entwickeln.           die sich nicht als aktive Wanderer bezeichnen, stei-
                                                                        gen diese Werte auf 1:26 Stunden für einen Spazier-
               Spazierengehen ist eine eher spontan und ohne            gang und 2:45 Stunden für eine Wanderung an.
          spezielle Ausrüstung und Vorbereitung durchge-                Diese Werte sind unabhängig von der dabei zurück-
          führte Aktivität. Dagegen erfordert Wandern eine              gelegten Entfernung zu verstehen und beruhen
          gewisse Vorbereitung in Form von Routenplanung                auf individuellen Einschätzungen der befragten
          und Ausrüstung. Eine Wanderung wird folglich in               Personen. Sie zeigen auch, dass ein Großteil der
          den seltensten Fällen spontan und völlig unvorberei-          Bevölkerung eher kürzere Gehzeiten von bis zu
          tet durchgeführt. Wandern erfordert auch den                  zwei Stunden auch als Wanderung ansieht. Die
          Gebrauch von speziellen Ausrüstungsgegenständen,              Vorstellung, dass Wanderungen mindestens vier
          zumindest von speziellem Schuhwerk. Diese Art der             bis sechs Stunden dauern müssen, ist vor diesem
          Abgrenzung ist allerdings stark von individuellen             Hintergrund nicht tragbar und vernachlässigt vor
          Vorlieben, Gewohnheiten und letztlich den finanzi-            allem den Bereich des wohnortnahen Wanderns im
          ellen Möglichkeiten abhängig: Während der eine                Rahmen von z.B. Tagesausflügen. Die starke Aus-
          Wanderer auf spezielle Ausrüstung gänzlich verzich-           dehnung der Nachfrage hat in den letzten Jahren
          tet, nutzt ein anderer hochwertiges Equipment auch            somit zu einer deutlichen Verkürzung der Gehzeiten
          schon für den Spaziergang.                                    von Wanderungen geführt.

               Eine Abgrenzung zwischen Wandern und Spazie­                 Dass die Übergänge vom Spazierengehen zum
          rengehen wurde im Rahmen der durchgeführten                   Wandern fließend sind, zeigt auch die Zuordnung
          Untersuchungen hinsichtlich des Kriteriums Zeit               verschiedener Aktivitäten zum Thema Wandern:
          vorgenommen. Die durchschnittliche Dauer eines                Jeder zweite Deutsche ordnet die Aktivität Spazier-
          Spazierganges wird von der Gesamtbevölkerung –                engehen auch dem Wandern zu. Weniger direkt mit
          also sowohl Wanderer als auch Nicht-Wanderer –                dem Wandern verbunden werden dagegen die
          mit ca. 1:22 Stunden angegeben. Die durchschnitt-             Aktivitäten Klettern und Geocaching.
          liche Dauer einer Wanderung dagegen mit durch-
          schnittlich 2:39 Stunden.
7

Aktivitäten, die unter dem Begriff
Wandern zusammengefaßt werden
Quelle: CATI; n = 3.032
                                                                          Mindestens jeder zweite Deutsche wandert! 40 Milionen Bundes­
                    0%   10%    20%   30%   40%         50%     60%       bürger zählen sich zu den aktiven Wanderern.

Spazierengehen                                            51%

    Geocaching               15%                                      u   Nutzung spezifischer Infrastruktur sowie
Nordic-Walking                                    43%                 u   eine angepasste Ausrüstung.

       Walking                                    42%

       Trekking                                   44%
                                                                      Nachfragevolumen: Die Wanderer
        Pilgern                               42%

       Klettern                17%
                                                                      Die Abgrenzung des Marktvolumens innerhalb
                                                                      Deutschlands wurde auf Basis einer persönlichen
      Sonstiges      3%                                               Einschätzung durch die Befragten selber vorgenom-
                                                                      men. Dabei wurde die Einstufung in regelmäßig, ge-
Da punktgenaue Abgrenzungen zwischen Wander­                          legentlich oder selten wandernde Personen ebenfalls
ungen und Spaziergängen auf Grund des hohen                           dieser Selbstseinschätzung überlassen. Zur Qualifi­
Einflusses individueller Vorlieben und situativer                     zierung der jeweiligen Einstufung wurde anschlie-
Umstände, die sich kaum normieren lassen, nicht                       ßend nach der zeitlichen Frequenz des Wanderns ge-
sinnvoll sind, können folgende Abgrenzungen von                       fragt. Eine Unterscheidung in Freizeit- und Urlaubs-
Wanderungen gegenüber Spaziergängen vorgenom-                         wanderungen wurde bei dieser grundlegenden
men werden:                                                           Einstufung nicht vorgenommen.

u    In zeitlicher Hinsicht: Wanderungen weisen eine
                                                                      Wandernachfrage in Deutschland
     Mindestdauer von 60 Minuten und eine Durch-                      (Anteil an Gesamtbevölkerung)
     schnittsdauer von ca. 2:45 Stunden auf.                          Quelle: CATI; n = 3.032
u    Einer Wanderung geht eine Phase der mehr oder
     weniger intensiven Planung voraus, in der Route
     und An- und Abreise mindestens ansatzweise ge-
                                                                                          15%
     plant werden.
u    Zur Durchführung einer Wanderung wird ein ge-
                                                                             44%
     wisser Ausstattungsgrad vorausgesetzt, der stark-                                          23%                 Ja, regelmäßig
     von individuellen Vorlieben geprägt ist und                                                                    Ja, gelegentlich
     daher stark variieren kann.
                                                                                        18%                         Eher selten

Aus den Befragungsergebnissen wurde eine Defini­                                                                    Nein, nie

tion für das Wandern abgeleitet und durch den Pro­
jektbeirat im Januar 2010 einstimmig beschlossen:

Wandern ist Gehen in der Landschaft. Dabei                            Insgesamt können rund 56% oder fast 40 Mio. Perso­
handelt es sich um eine Freizeitaktivität mit unter-                  nen der deutschen Bevölkerung ab 16 Jahren zu den
schiedlich starker körperlicher Anforderung, die                      aktiven Wanderern gezählt werden. Dabei ist die
sowohl das mentale wie physische Wohlbefinden                         Wanderintensität äußerst unterschiedlich: Mit 23%
fördert. Charakteristisch für eine Wanderung sind:                    Anteil an der Gesamtbevölkerung machen die gele-
                                                                      gentlichen Wanderer den Großteil der Wandernach-
u    eine Dauer von mehr als einer Stunde,                            frage aus. 44% der Deutschen zählen sich dagegen
u    eine entsprechende Planung,                                      nicht zu den aktiven Wanderern.
8        Der Wander-Markt

                                                                                     ist allerdings stark vom individuellen Alter abhängig:
Die Wanderintensität steigt mit dem Alter stark an. Während die
                                                                                     Mit zunehmendem Alter steigt die Bereitschaft zu
jüngeren Wanderer eher ein- bis zweimal jährlich wandern, sind die
                                                                                     wandern deutlich an: Der Anteil der regelmäßig wan-
älteren Wanderer ab 60 Jahren mehrmals im Monat unterwegs.                           dernden Personen ist in der Altersklasse der 65 bis 74-
                                                                                     jährigen mit 28% am höchsten, der Anteil der Nicht-
                                                                                     Wanderer ist mit 37% in der Altersklasse der 55 bis
          Wanderintensität in Deutschland                                            64-jährigen am geringsten. Erst ab der Altersklasse
          (Anteil an Gesamtbevölkerung)
          Quelle: CATI; n = 3.032                                                    75 Jahre und älter geht die Bereitschaft zu Wandern
                                                                                     deutlich zurück. Im Durchschnitt sind die aktiven
                                                      mehrmals im Monat
                                                                                     Wanderer ca. 47 Jahre alt, die Nicht-Wanderer mit
                                                      mindestens 5 bis 6-mal         48 Jahren im Schnitt nur unwesentlich älter. Dagegen
                                 16%                  in einem Halbjahr
                                                                                     weisen die regelmäßigen Wanderer mit ca. 54 Jahren
                                                      mindestens 1 bis 2-mal         ein deutlich höheres Alter auf als die gelegentlich
                  44%                   14%           pro Jahr
                                                                                     (47 Jahre) oder selten (42 Jahre) wandernden Perso­
                                                      seltener als 1 bis 2-mal       nen. Unterschiede zwischen Frauen und Männern
                                                      pro Jahr
                                  21%                                                lassen sich dagegen nicht feststellen. Gewandert wird
                                                      weiß nicht/k.A.
                                                                                     also unabhängig vom Alter, allerdings sind ältere
                          4%
                                                      Nicht-Wanderer                 Wanderer häufiger und regelmäßiger unterwegs.

                                                                                           Im Vergleich mit der Erwerbsstruktur der
                                                                                     Gesamtbevölkerung zeigt sich, dass Wandern grund-
                                                                                     sätzlich eine Aktivität ist, die von allen Gesellschafts-
              Bezogen auf die Frequenz des Wanderns gibt fast                        schichten unternommen wird. Es lassen sich in kei-
          jeder dritte Deutsche an, dass er mindestens fünf bis                      nem Bereich deutliche Über- oder Unterrepräsen-
          sechsmal im Halbjahr wandert und noch einmal 20%                           tanzen bei bestimmten Bereichen feststellen.
          geben an, mehrmals pro Jahr zu wandern.                                    Tendenziell muss allerdings festgehalten werden,
                                                                                     dass die aktiven Wanderer höheren Einkommens-
                                                                                     schichten angehören als die Nicht-Wanderer und
          Unter den aktiven Wanderern sind alle Bevölkerungs-                        dass mit steigender Wanderintensität auch der Anteil
          schichten vertreten. Jüngere wie ältere Menschen                           der höheren Einkommen an diesen Gruppen ansteigt.
          wandern. Die Regelmäßigkeit der Aktivität Wandern                          So liegt der Anteil von Personen, die über ein monatli-

          Wanderintensität nach Altersklassen, Quelle: CATI; n=3.032

                                         Ja, regelmäßig              Ja, gelegentlich             Eher selten              Nein, nie

             16 bis 24 Jahre                   5,3%                          21,2%                   27,4%                   46,2%

             25 bis 34 Jahre                   9,2%                          18,4%                   26,4%                   46,0%

            35 bis 44 Jahre                   12,3%                          21,9%                   19,4%                   46,4%

            45 bis 54 Jahre                   16,2%                          28,3%                   16,3%                   39,2%

            55 bis 64 Jahre                   19,1%                          28,9%                   15,6%                   36,5%

             65 bis 74 Jahre                  28,4%                          20,5%                    11,8%                  39,4%

           75 Jahre und älter                  6,2%                          10,3%                    9,2%                   74,4%

               insgesamt                      14,9%                          22,7%                   18,3%                   44,0%
9

ches Haushaltsnettoeinkommen in Höhe von über                           Wandern und Lebensstile
3.000 € verfügen bei den Nicht-Wanderern bei ca.
12%, bei den regelmäßig und gelegentlich wandern­
den Personen dagegen bei ca. 23%. Grundsätzlich gilt                    Auf Basis der reinen soziodemographischen Daten
somit, dass mit zunehmendem Alter die Bereitschaft                      muss festgestellt werden, dass sich die grundsätzliche
zum Wandern stark ansteigt, bis zu den Punkt, an                        Beteiligung am Wandern durch alle gesellschaftliche
dem gesundheitliche Umstände einer aktiven Betei­                       Gruppen zieht.
ligung entgegenstehen.
                                                                            Werden allerdings die konsumrelevanten
     Dabei zeigt die regionale Verteilung der                           Werteorientierungen herangezogen und die
Wanderintensität ein Süd-Nord-Gefälle: Vor allem in                     Wanderer und Nicht-Wanderer hinsichtlich ihrer
den norddeutschen Bundesländern wird eher sel-                          Lebensstile analysiert, zeigen sich deutlichere
tener gewandert, in Schleswig-Holstein beträgt der                      Unterschiede, die vor allem für die Produktent­
Anteil der Nicht-Wanderer rund 66% an der Gesamt­                       wicklung und das Marketing für wanderrelevante
bevölkerung. Deutlich häufiger wandern dagegen                          Produkte von Bedeutung sind.
die Bewohner Thüringens und Sachsens sowie von
Rheinland-Pfalz.                                                            Der angewandte Lebensstilansatz der GfK Roper
                                                                        Consumer Styles identifiziert acht verschiedene, cha-
                                                                        rakteristische Lebensstile, die sich zwischen den vier
Wanderintensität in Deutschland                                         Polen „Haben“ und „Sein“ sowie „Leidenschaften
Anteile mind. gelegentliche Wanderer                                    leben“ und „Frieden & Sicherheit“ einordnen.
Quelle: CATI; n = 3.032

                                                                        Lebensstilkarte der GfK AG, Lebensstilforschung
                Schleswig-Holstein                                                                                             Bedürfnis: Haben
                                                                                                                        Materialismus, Preisorientierung
                                       Mecklenburg-Vorpommern
                        Hamburg
                                                                                                                                                                       Puritanismus , Sicherheitsorientierung

               Bremen                                                                                     Dreamer               Homebodies                 Settled
                                                                        Bedürfnis: Leidenschaften leben

                                                                                                                                                                         Bedürfnis: Frieden und Sicherheit

                                                                                                          Träumer               Häusliche                  Boden-
               Niedersachsen
                                                                           Hedonismus, Vergnügen

                                                                                                                                                           ständige
                                                      Berlin
                                                 Brandenburg                                              Adventurer                   Rational-
                                                                                                          Abenteurer                   Realists
   Nordrhein-Westfahlen              Sachsen-Anhalt                                                                                    Realisten

                                                 Sachsen                                                  Open-minded           Organics              Demanding
                     Hessen     Thüringen                                                                 Weltoffene            Kritische             Anspruchsvolle

                                                                                                                                 Bedürfnis: Sein
   Rheinland-Pfalz                                                                                                  Postmaterialismus, Qualitätsorientierung

Saarland
                                                                        Materialistischer Pol
                                       Bayern
                                                                        (Bedürfnis Haben, Preisorientierung):
                                                                        u Träumer: Auf eigenen Nutzen bedacht,
           Baden-Württemberg
                                                                            nach Wohlstand strebend
                                                               ≥ 34 %   u Häusliche: gesellschaftliche Anerkennung
                                                               ≥ 37 %       und Wohlstand
                                                               ≥ 43 %
                                                               ≥ 60 %
                                                                        Hedonistischer Pol (Leidenschaft, Vergnügen):
                                                                        u Risikofreudiger-Abenteurer: trend- und
                                                                           körperbewusst
10      Der Wander-Markt

                                                               Zielgruppe Wanderer (Indexwert; Gesamtbevölkerung = 0)
                                                               Positiv = Überdurchschnittliche Wanderneigung
                                                               Negativ = Unterdurchschnittliche Wanderneigung
                                                               Quelle: CATI; n = 3.032

                                                               -40             -20               0               20             40   60

                                                                 -34                                 Bodenständige

                                                                       -26                           Träumer

     Postmaterialistischer Pol (Qualität):                                   -21                     Häusliche
     u Anspruchsvolle: Verantwortungsbewusstsein
                                                                                      -8             Abenteurer
         und Disziplin
     u Kritische: Bildung und Nachhaltigkeit                                         Kritische                        23
     u Weltoffene: individualistisch und
                                                                             Anspruchsvolle                                31
         designorientiert
                                                                                     Realisten                                  37
     Puritanischer Pol (Sicherheit, Frieden):
                                                                                   Weltoffene                                   37
     u Bodenständige: Harmonie-und sicherheitsbe-
         dürftig
     u Realisten: Umweltorientiert
                                                               Die unterschiedlichen Lebensstile lassen sich nicht
     Die grundsätzliche Ausübung der Aktivität Wandern         nur deutlich hinsichtlich ihrer zu Grunde liegenden
     ist – wie zu erwarten – nicht in allen Lebensstilgrup­    Motive, sondern auch hinsichtlich Ausstattungsgrad
     pen gleich stark ausgeprägt sondern unterscheidet         und Zahlungsbereitschaft für wanderbezogene
     sich z.T. deutlich: Es sind vor allem die Lebensstile,    Ausrüstungen differenzieren: So zeigen sich die
     die sich an dem Pol „Sein“ orientieren, für die postma-   Weltoffenen stark interessiert an neuen Ausrüstungs-
     terialistische Werte und Qualitätsorientierung im         trends, für die Realisten steht dagegen – bei gleich
     Vordergrund stehen, die eine höhere Bereitschaft          hohem Ausstattungsgrad – stärker die Funktion im
     zum Wandern aufweisen. Es handelt sich hierbei um         Vordergrund.
     Personen, die sich durch Verantwortungsbewus­stsein
     und Disziplin auszeichnen und die Bildung und
     Nach­haltigkeit einen hohen Stellenwert einräumen.
     Es sind aber auch Personen, die einen hedonistischen      Wanderpräferenzen
     Lebensstil leben und die ihre individuelle Freiheit be-
     tonen, ohne die Themen Umweltverträglichkeit und          So unterschiedlich wie die einzelnen Wanderer sind,
     Qualität zu vernachlässigen. Lebensstilgruppen mit        so unterschiedlich sind auch die Ansprüche an
     eher materialistischen Ausprägungen, die stark auf        Schwierigkeitsgrad und landschaftlicher Kulisse.
     Besitz und demonstrativen Konsum ausgerichtet
     sind, weisen eine geringere Affinität zum Thema                Die beliebteste Landschaftsform für Wander­
     Wandern auf.                                              ungen sind die Mittelgebirge: Rund 40% der aktiven
                                                               Wanderer wandern in dieser Landschaftsform am
          In den Lebensstilgruppen der Realisten und der       liebsten. Ebenfalls noch hohe Bedeutung als Land-
     Weltoffenen sind die Wanderer zu 37% stärker vertre-      schaftsform für das Wandern haben die Küsten-
     ten, als es in der Gesamtbevölkerung der Fall ist.        regionen und das Flachland – hier wandern rund
     Dagegen ist bei den Bodenständigen dieser Anteil um       30% der aktiven Wanderer am liebsten. Die geringste
     34% geringer ausgeprägt als im Bundesdurchschnitt.        Bedeutung hat dagegen das Hochgebirge: Es wird
                                                               nur von 9% der aktiven Wanderer als bevorzugte
                                                               Region angegeben.
11

Die landschaftlichen Präferenzen decken sich somit
                                                                       Die Wanderer legen jährlich ca. 3,6 Mrd. Kilometer bei 378 Mio.
gut mit den bevorzugten Schwierigkeitsgraden bei
                                                                       Wanderungen im In- und Ausland zurück. Mehr als 9 Wanderungen
Wanderungen: Fast 50% der aktiven Wanderer geben
an, normalerweise in eher leichtem bis hügeligen                       mit durchschnittlich fast 10 Kilometern unternehmen die aktiven

Gelände moderate Wanderungen durchzuführen.                            Wanderer jährlich.
Nur 21% dagegen bevorzugen anspruchsvolle
Wanderungen mit großen Höhenunterschieden.
                                                                       Wandern ist eine ausgesprochene Ganzjahresaktivität. Auch im Winter
Normalerweise bevorzugter                                              wandern über 20% der aktiven Wanderer.
Schwierigkeitsgrad bei Wanderungen
Quelle: CATI; n = 1.698 (aktive Wanderer)

                    2%
                                            leichte Wanderungen
                                            im Flachen             Dieses hohe Volumen kann nur entstehen, wenn die
                                                                   Wandersaison relativ weit über das Jahr ausgedehnt
                                            moderate
            21%                                                    ist. Erwartungsgemäß liegt der Saisonhöhepunkt
                             29%            Wanderungen
                                            in leicht hügeligem    beim Wandern in den Monaten August und Septem­
                                            Gelände
                                                                   ber, jeweils ca. 60% der aktiven Wanderer geben an,
                                            anspruchsvolle
                                                                   in diesen Monaten gewandert zu sein. Überraschend
                                            Wanderungen
                  49%                       mit großen             hoch fallen aber die Anteile derjenigen Wanderer
                                            Höhenunterschieden
                                                                   aus, die auch in den Jahreszeiten Herbst und Winter
                                            alpine Klettersteige   wandern. In keinem Monat fällt der Anteil unter die
                                                                   20%-Marke.

                                                                   Wandern als Freizeitbeschäftigung
Anzahl der Wanderungen und                                         oder als Urlaubsaktivität
                                                                   Quelle: CATI; n = 1.698 (aktive Wanderer)
Kilometerleistungen
                                                                                 0%   10%     20%      30%     40%     50%        60%        70%

                                                                       Januar                    20%
Im Durchschnitt werden von den deutschen                              Februar                       22%
Wanderern pro Jahr ca. 9,3 Wanderungen durchge-                          März                                32%
führt, unabhängig, ob in der Freizeit oder im Urlaub.                    April                                       42%
Es sind auch hier wieder die älteren Wanderer, die                        Mai                                                    55%
überdurchschnittlich viele Wanderungen durchfüh-                          Juni                                                   54%
ren: Vor allem die 55 bis 64-jährigen und die 65 bis                      Juli                                                    56%
74-jährigen wandern pro Jahr durchschnittlich 11-                     August                                                           61%
bzw. 14-mal. Pro Wanderung werden dabei etwas we-                  September                                                           60%
niger als 10 Kilometer zurückgelegt.                                  Oktober                                              48%
                                                                   November                          25%
    Da es sich bei der Untersuchung um eine reprä-                  Dezember                        22%
sentative Erhebung handelt, lassen sich diese Daten
auch auf die Gesamtbevölkerung ab 16 Jahren hoch-
rechnen. Somit werden von den 39,8 Mio. aktiven                         Wandern ist somit nicht nur eine Aktivität, die
Wanderern in Deutschland ca. 378 Mio. Wander­                      von fast allen Bevölkerungsschichten durchgeführt
ungen durchgeführt. Pro aktivem Wanderer werden                    wird, Wandern ist auch eine ausgesprochene Ganz-
im Durchschnitt ca. 90 km jährlich erwandert. Die                  jahresaktivität, die sogar in den Wintermonaten aus-
Gesamtkilometerleistung der deutschen Wanderer                     geübt wird. Diese Verteilung zeigt auch noch einmal
summiert sich auf insgesamt ca. 3,6 Mrd. Kilometer,                die Bedeutung der Tagesausflüge für den gesamten
unabhängig davon, ob die Wanderungen im Inland                     Wandermarkt auf.
oder Ausland durchführt wurden.
12        Der Wander-Markt

                                                                           Dementsprechend sieht die Mehrheit der auch im
Die beliebtesten Ziele für Wanderurlaube in Deutschland liegen in
                                                                           Urlaub wandernden Personen Wandern nicht als
Bayern und Baden-Württemberg. Aber jeder zweite aktive Wanderer
                                                                           hauptsächliche Aktivität an, sondern eher als eine
verbringt seinen Wanderurlaub im Ausland – Österreich, Italien mit         gleichberechtigte Aktivität unter mehreren, die
Südtirol und die Schweiz zählen zu den wichtigsten Zielgebieten.           auch mit anderen Themen kombiniert werden kann.
                                                                           Hierfür spricht auch, dass bei rund 80% der reinen
                                                                           Wanderurlaube zentral in einer Unterkunft über-
                                                                           nachtet wird und nur bei ca. 20% Mehrtageswan­
          Wandern im Urlaub und als                                        derungen mit wechselnden Unterkünften unter­nom­
          Tagesausflug                                                     men werden.

          Diese Einschätzung bestätigt sich, wenn das                      Wandern im Urlaub
                                                                           (nur Personen, die auch im Urlaub Wandern
          Wandern hinsichtlich Freizeit- und Urlaubsaktivität              Quelle: CATI; n = 939
          differenziert wird. Obwohl die Deutschen natürlich
          auch im Urlaub zum Teil intensiv wandern, bleibt
                                                                                                                       ich wandere
          Wandern für die meisten eher eine Freizeitaktivität,                                                         fast täglich
          die im Rahmen von Tagesausflügen durchgeführt                                 16%
                                                                                                    28%                ich wandere
          wird: Drei von vier aktiven Wanderern schätzen ihr                                                           gelegentlich,
          Wander­verhalten so ein. Dagegen ist für jeden zwei-                                                         mache aber auch
                                                                                                                       andere Dinge im
          ten aktiven Wanderer Wandern auch eine Aktivität,                                                            Urlaub
          die im Rah­men von längeren oder kürzeren Urlauben
                                                                                                                       ich wandere nur
                                                                                         56%
          durchgeführt wird. Das Marktpotenzial des Wan­                                                               unregelmäßig im
                                                                                                                       Urlaub o. auch
          derns im Rahmen von Tagesausflügen ist somit deut-                                                           mal gar nicht
          lich höher und darf nicht unterschätzt werden. Vor
          allem auch deshalb nicht, da die Wanderfrequenz im
          Rahmen von Tagesausflügen deutlich höher liegt, als
          im Bereich der Kurzurlaube oder Urlaube. Insgesamt
          unternehmen rund 16% der Deutschen einen reinen
          Wan­derurlaub.

          Wandern als Freizeitbeschäftigung
          oder als Urlaubsaktivität
          Quelle: CATI; n = 1.698
          (aktive Wanderer – Mehrfachnennungen möglich)
                                  0%      20%      40%    60%      80%

          Freizeitbeschäftigung
          im Rahmen von
                                                                   76,0%
          Ausflügen ohne
          Übernachtung
                                                                           Zielgebiete der Wanderer
                                                                           Die beliebtesten innerdeutschen Zielgebiete für
                                                                           Wanderurlaube oder Urlaube, in denen auch gewan-
                                                                           dert wird, liegen eindeutig in Bayern (46%) und
          Aktivität im Rahmen                                              Baden-Württemberg (17%).
          eines Urlaubes bzw.                             56,3%
          Kurzurlaubes
                                                                           Rund 58% der aktiven Wanderer verbringen ihren
                                                                           Wanderurlaub im Ausland. Österreich (35%), Italien
                                                                           (28%) und die Schweiz (13%) zählen hier zu den wich-
                                                                           tigsten Zielgebieten.
13

Anteil inländischer Ziele, Basis: Inländische Wanderurlaube             Tageswanderungen ohne Übernachtungen
Quelle: CATI                                                            Quelle: CATI

                Schleswig-Holstein                                                    Schleswig-Holstein

                                       Mecklenburg-Vorpommern                                                  Mecklenburg-Vorpommern
                         Hamburg                                                                     Hamburg

                                                                                             Bremen
                Bremen
               Niedersachsen                                                         Niedersachsen
                                                      Berlin                                                                Berlin

                                                   Brandenburg                                                          Brandenburg

                                     Sachsen-Anhalt                       Nordrhein-Westfahlen             Sachsen-Anhalt
   Nordrhein-Westfahlen

                                                   Sachsen                                                              Sachsen
                                 Thüringen                                                  Hessen      Thüringen
                     Hessen

   Rheinland-Pfalz                                                        Rheinland-Pfalz

Saarland                                                                Saarland

                                        Bayern                                                                 Bayern

             Baden-Württemberg                                                     Baden-Württemberg
                                                               ≥0%                                                                   ≥ 0%
                                                               ≥4%                                                                   ≥ 4%
                                                               ≥8%                                                                   ≥8%
                                                               ≥ 12 %                                                                ≥ 12%

Die Zielgebiete der Tagesausflüge von Wanderern                         Wandern stellt die Freizeitaktivität in Deutschland
konzentrieren sich nicht nur auf Wanderregionen im                      schlechthin dar. Alleine das Volumen der Wander­
süddeutschen Raum. Auf Grund der hohen Bevölker­                        ungen, die pro Jahr durchgeführt werden, übersteigt
ungsdichte und des hohen Tagesausflugsvolumens                          die Anzahl der Tagesausflüge mit dem Fahrrad um
liegen wichtige Zielgebiete auch in den bevölkerungs-                   ein Vielfaches: 153 Mio. Tagesausflügen mit dem
starken Bundesländern Nordrhein-Westfalen und                           Fahrrad stehen rund 370 Mio. Tageswanderungen
Niedersachsen. Auf beide Länder entfallen ca. 18%                       gegenüber (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft
bzw. 13% aller Tagesausflüge mit Schwerpunkt Wan­                       und Technologie 2009, S. 23).
dern. Die meisten Tagesausflüge werden aber in den
Regionen Bayerns (32%) und Baden-Württembergs
(20%) durchgeführt.
14       Triebfedern zum Wandern

          3 Triebfedern zum Wandern

                                                                   Bewertung der Imageattribute zum Wandern
Die zentralen Wandermotive:                                        Quelle: CATI; n =3.032 (aktive Wanderer)

Wandern ist aktives Naturerlebnis! Wandern schafft Bewegung und                 Alt                                jung

Regeneration! Wandern ermöglicht soziale Kontakte!                         Gesund                                  gesundheitsschädlich
                                                                                                  Nicht Wanderer
                                                                     International                Wanderer       deutsch
                                                                             Teuer                                 billig
                                                                        Spannend                                   langweilig
                                                                          Deutsch                                  international
          Eine wesentliche Rolle zum Verständnis der Wander­
                                                                              Jung                                 alt
          er spielen die Motive, welche die Wanderer antreiben          Nur in den                                 überall
                                                                   Bergen möglich
          und hier im besonderen der gesundheitliche Aspekt            Traditionell                                unkonventionell
          des Wanderns sowie die Möglichkeit, sich aktiv in          Anstrengend                                   leicht
                                                                       Langweilig                                  abwechslungsreich
          freier Natur bewegen und das Naturerlebnis genie-
                                                                          Langsam                                  schnell
          ßen zu können.                                                 Erholsam                                  rastlos
                                                                         Sportlich                                 unsportlich
                                                                    Liegt im Trend                                 nicht im Trend
                                                                           Modern                                  altmodisch
          Image des Wanderns                                                          1   2   3        4       5

          Das Wandern hat in den letzten Jahren einen posi-
          tiven Imagewandel vollzogen. Das Bild des Wander­ers
          hat sich zu einem mit Multifunktionskleidung ausge-
          statteten modernen Menschen gewandelt, der eine
          moderne Freizeit- und Urlaubsaktivität ausübt. Die
          Möglichkeit des Naturerlebnisses bei niedrigen Ein-
          stiegbarrieren korrespondiert gut mit einem nachhal-
          tigen, umweltbewussten und der Natur gegenüber
          respektvollen Lebensstil (vgl. Baden-Württemberg
          Tourismus Marketing (Hrsg.) 2008, S. 5).                 Wandermotive: Natur und Gesundheit

               Diese Einschätzung ist allerdings bei den meisten
          Nachfragern noch nicht in oben skizziertem Maße an-      Was treibt die Wanderer in die Natur? Diese Frage
          gekommen: Die Überprüfung des Images der                 wurde mit Hilfe von spontanen Assoziationen einge-
          Aktivität Wandern im Rahmen der durchgeführten           grenzt, welche mit der Aktivität Wandern verbunden
          Befragung zeigt eher ein zwiespältiges, noch nicht       werden. Hierbei ist zu beachten, dass die Stärke der
          klar profiliertes Image. Wandern wird zwar eindeutig     Nennungen bei spontanen Assoziationen immer
          als gesund, abwechslungsreich, überall möglich und       deutlich hinter den Anteilswerten zurückbleibt, die
          erholsam bewertet. Attribute wie „modern“, „liegt im     bei gestützten Abfragen auftreten.
          Trend“ oder „jung“ werden aber nicht direkt dem
          Wandern zugeschrieben. Positiv ist diesbezüglich              In erster Linie sticht das erwartete Naturerlebnis
          aber festzuhalten, dass diese auf ein jüngeres Image     heraus: Fast jeder zweite aktive Wanderer nennt dies
          hindeutenden Attribute auch nicht in vollem Maße         spontan, wenn er an Wandern denkt. Mit deutlichem
          abgelehnt werden. Das dargestellte Profil zeigt je-      Abstand folgen dann – jeweils auf fast gleichem
          doch deutlich, dass eine wesentliche Triebkraft des      Niveau – Assoziationen, welche eine Aktivität an der
          Wanderns heute das Thema Gesundheit sein muss:           frischen Luft sowie die Möglichkeit der Bewegung
          Sowohl Wanderer als auch Nicht-Wanderer stimmen          thematisieren, Regeneration und das Thema Gesellig­
          den entsprechenden Attributen in hohem Maße zu.          keit und soziale Kontakte. Mit etwas Abstand folgen
                                                                   dann weitere gesundheitsbezogene Assoziationen
                                                                   und Attribute, welche das Naturerlebnis detaillieren.
15

Insgesamt lassen sich schon aus den spontanen
Assoziationen die drei wesentlichen Antriebskräfte
zum Wandern ablesen:

u     Wandern ermöglicht ein aktives Naturerlebnis.
u     Wandern schafft Bewegung und die Möglichkeit
      der Regeneration.
u     Wandern ermöglicht soziale Kontakte.

                                                                     von 45 bis 59 Jahren die Möglichkeit, Stress abzubau-
Spontane Assoziationen mit dem Begriff Wandern (nur Top-Ten)
Quelle: CATI; n = 1.698 (aktive Wanderer)                            en, ebenfalls ein wichtiger Beweggrund zu wandern.

                         0%   10%     20%         30%   40%    50%
                                                                          Sich bewegen und aktiv sein bedeutet für die mei-
 Gelände/Flora/Fauna          8%                                     sten Wanderer aber nicht, gezielt sportliche Leistun­
    Berge/Bergsteigen         8%                                     gen verbringen zu wollen. Nur 21% nennen aktiv Sport
       Abwechslung            9%
          vom Alltag                                                 treiben als Beweggrund für die unternommene
       etwas für die            10%
     Gesundheit tun                                                  Wanderung. Tendenziell nimmt die Bedeutung des
             soziale
Kontakte/Geselligkeit                 17%                            Themas Sport mit zunehmendem Alter ab, gleichzeitig
        Regeneration                  18%                            steigt die Bedeutung des Motivs Gesundheit stärker an.
          Genuss der                  18%
      Naturschönheit
 Bewegung/Aktivität                     20%                               Das Wandern äußerst positiv auf Physis wie Psy­
          Frische Luft                      21%                      che wirkt, ist hinreichend erforscht: Wandern stärkt
        Naturerlebnis                                         45%    das Herz-Kreislauf-Systems und führt zu neuropsy-
                                                                     chologischen Verbesserungen. Die Kombination aus
                                                                     moderater, über einen längeren Zeitraum gehaltener
Während für alle Wanderer die Motive Naturerlebnis,                  Ausdauerleistung mit dem sinnlichen Naturerlebnis
Gesundheit und Abstand vom Alltag wichtig sind,                      zeigt äußerst positive Effekte im Hinblick auf die
variiert die Bedeutung der übrigen Motive in Abhän­                  Prävention von Erkrankungsrisiken und unterstützt
gigkeit vom Alter und damit auch von der Wander­                     bei zahlreichen Krankheitsbildern die Genesung (vgl.
intensität: Jüngere Wanderer zeigen vor allem mehr                   Zalpour 2008).
Interesse an der besuchten Region und messen dem
Motiv soziale Kontakte und Kommunikation deutlich                         Diese Erkenntnis hat sich mittlerweile auch bei
mehr Bedeutung zu, als es die älteren Wanderer tun.                  den Wanderern stark durchgesetzt: Rund 64% der auf
Demgegenüber stehen für die älteren Wanderer vor                     den Wegen befragten Wanderern gaben an, dass sie
allem die Möglichkeit der Selbstbesinnung und der                    wandern, um gezielt ihre Gesundheit zu stärken.
Ruhe im Vordergrund.                                                 Rund ein Viertel der Wanderer sehen das Gesund­
                                                                     heits­motiv persönlich als wichtigstes Motiv zum wan-
    Auch wenn die Wanderer direkt auf den Wan­                       dern an. Aber die Wanderer bewerten Wandern
der­wegen befragt werden, zeigt sich die Dominanz                    nicht nur als förderlich für die Gesundheit. Sie schei-
des Naturerlebnisses: Fast 90% geben bei gestützter                  nen auch direkte Auswirkungen des Wanderns auf
Abfrage dieses Motiv als einen wichtigen Beweg­                      ihr körperliches und vor allem geistiges Wohlbefin-
grund für die Wanderung an. Aber auch hier spielt                    den zu spüren: Um rund 5% nimmt die sehr gute Be-
die Möglichkeit, aktiv zu sein und sich bewegen zu                   wertung des körperlichen Wohlbefindens nach der
können, eine wichtige Rolle: 72% geben dies als wich-                Wanderung im Vergleich zum Zustand vor der
tiges Motiv an. Direkt etwas für die Gesundheit tun zu               Wanderung zu. Bezogen auf das geistige Wohl-
können, geben noch knapp 64% der Wanderer an.                        befinden lässt sich hier sogar eine Steigerung von
Dabei ist für jeden zweiten Wanderer der Altersklasse                insgesamt 18% feststellen und für das Wohlbefinden
                                                                     insgesamt noch um ca. 11%.
16                    Triebfedern zum Wandern

Wandern ist ein Basisangebot, das im Gegensatz zu manch anderen

touristischen Angeboten durch seine niedrigen Einstiegsbarrieren

und nachweisbaren, direkt fühlbaren positive Effekte, überzeugt.

          Auch die Frage nach der Wirkungsweise des Wan­
          derns bestätigt diese Einschätzung: Rund 50% der
          Wanderer fühlen sich nach der Wanderung körper-
          lich fitter als vorher. Deutlich höher fällt diese
          Einschätzung bezogen auf die seelische Ausgeglich­
          enheit aus. Zusammen mit dem Statement „glücklich
          und zufrieden“ zeigt sich hier noch einmal die beson-
          ders positive Wirkung des Wanderns auf diesen                                    der Wanderungen für verschiedene Aspekte gegeben
          Aspekt: Mehr als 80% der befragten Wanderer emp-                                 wurden. Die durchschnittlich besten Noten werden
          finden nach der Wanderung eine deutliche                                         für das Naturerlebnis vergeben – rund zwei Drittel
          Steigerung ihrer persönlichen Zufriedenheit. Und                                 der Wanderer hat die Natur während der Wander­
          insgesamt fühlen sich 90% der Wanderer allgemein                                 ung „besonders gut gefallen“. Schon an zweiter Stelle
          nach der Wanderung wohler als vor der Wanderung.                                 folgt dann der positive gesundheitliche Aspekt allge-
          Auch die psychosozialen Effekte wurden in vergleich-                             mein. Fast gleichauf liegen die psychischen Aspekte
          baren Studien festgestellt (vgl. Zalpour 2008, S. 60).                           in Form von „Abschalten/Ausspannen“ und „Stille
                                                                                           und Ruhe“ genießen zu können. Die hohe Bedeutung
                                                                                           der sozialen Aspekte beim Wandern wird durch die
          Dass die genannten Motive sich auch auf Basis der                                ebenfalls sehr positive Bewertung des Gruppenerleb­
          vorhandenen Infrastruktur heute schon erfüllen,                                  nisses bestätigt. Im Vergleich dazu fallen die übrigen
          zeigen die Bewertungen der Wanderer, die während                                 Aspekte dann schon deutlich ab. (s. Tabelle Seite 17)

          Selbsteinschätzung der Wirkung von Wanderungen
          Vor-Ort-Befragung; n = 4.022
                                                     0         10     20   30   40         50        60   70     80       90          100

                                           vor der
                                                          17                         54                          21               7   2
                                         Wanderung
                          Wohlbefinden
           Körperliches

                                          nach der
                                                               22                     48                        18            9       3
                                         Wanderung

                                           vor der
                                                          17                     51                              24               4 4
                                         Wanderung
                          Wohlbefinden
           Geistiges

                                          nach der
                                                                     35                              52                   7       3 2
                                         Wanderung
                                                                                                                                            1 (sehr gut)

                                           vor der                                                                                          2
                                                         13                      59                                  21           6 2
                                         Wanderung                                                                                          3
           Wohlbefinden
                          insgesamt

                                                                                                                                            4

                                          nach der                                                                                          5
                                                                24                              61                        7       5 2
                                         Wanderung                                                                                          6 (ungenügend)
17

Selbsteinschätzung der Wirkung von Wanderungen, Quelle: Vor-Ort-Befragung; n = 4.022

     Nach einer Wanderung fühle ich mich im Vergleich zu vorher....

                                        trifft zu                       weder noch                trifft nicht zu        keine Angabe

   körperlich fitter                     58,3%                                21,2%                   16,2%                   4,3%

   seelisch
                                         73,8%                                15,1%                    6,2%                   4,9%
   ausgeglichener

   geistig fitter                        43,4%                                34,1%                   14,5%                   8,1%

   glücklich und
                                         82,7%                                10,4%                    3,2%                   3,7%
   zufrieden
   insgesamt
                                         90,0%                                6,0%                     1,3%                   2.7%
    besser

Bewertungen von Aspekten während der Wanderung                                        Die genannten Aspekte zeigen klar, dass Wandern
(1 = besonders gut gefallen bis 6 = überhaupt nicht gefallen,
dargestellt: Top 2; in %)                                                             eine Freizeitaktivität mit vielfältigen positiven Wirk­
Quelle: Vor-Ort-Befragung; n = 4.022                                                  ungen auf die körperliche und geistige Ebene der
                                    0    20   40    60        80         100          Menschen ist – die Kombination aus leichter Bewe­
                       Die Natur                                         93           gung und dem Erlebnis in der Natur zeigt vielfältige
  etwas für meine Gesundheit tun                                    86
                                                                                      positive Effekte, die der Wanderer sogar direkt regis-
                     Wegführung
                                                                                      triert. Gleichzeitig stellen diese Aspekte auch die we-
                                                                   81
                                                                                      sentlichen Triebkräfte dar, welche die Menschen wan-
             Das Gruppenerlebnis                               78
                                                                                      dern lassen. In den Zeiten vielfältiger touristischer
                  Stille und Ruhe                             77
                                                                                      Angebote zu Themen wie „Entschleunigung“ oder
           abschalten/ausspannen                              74
                                                                                      „mentaler Wellness“ stellt Wandern hier ein Basis-
              Nähe zu Gewässern                          65
                                                                                      angebot dar, welches im Gegensatz zu manchen touri-
                       kulturelle
Einrichtungen/Sehenswürdigkeiten                    57                                stischen Angeboten aus den genannten Bereichen
          Begenungen mit anderen
                      Menschen                      56                                durch seine niedrigen Einstiegsbarrieren und nach-
                                                                                      weisbar, direkt fühlbare positive Effekte, überzeugt.
18        Wirtschaftsfaktor Wandern

          4 Wirtschaftsfaktor Wandern

                                                                       Weiterhin werden die durch die Ausgaben im Rah­
Die Deutschen sind gut ausgerüstet: Über 80% besitzen wetterfeste
                                                                       men der Wanderungen entstehenden wirtschaft-
Jacken, fast 70% einen Tagesrucksack und jeder zweite mindestens ein
                                                                       lichen Effekte dargestellt, die vornehmlich den
Paar Wanderschuhe.                                                     Regionen zu Gute kommen.

          Tourismus findet überwiegend in landschaftlich at-
          traktiven Räumen statt und nutzt so die landschaft-          Ausrüstung der Wanderer
          liche Qualität als einen wichtigen Baustein für die
          Produktentwicklung oder zumindest als attraktive             Im Grunde bedarf es nicht vieler Ausrüstungsgegen-
          Kulisse. Diese landschaftlich attraktiven Räume lie-         stände, um eine Wanderung durchführen zu können:
          gen häufig in peripheren Regionen mit vergleichs-            Wanderschuhe, Wanderkarte und ein Rucksack               Die aktiven W
          weise geringer Wirtschaftskraft. Dem Tourismus               stellen für viele Wanderer die Basisausrüstung dar.
          kommt hier eine wichtige Rolle im Rahmen der                 Wandern ist aber auch stark wetterabhängig, so dass    Jahr über 90 EU
          Wirtschaftsförderung zu. Das Wandern kann als                besonderer Funktionsbekleidung ein immer größerer
          Wirtschaftsfaktor auf Grund seiner geringen                  Stellenwert eingeräumt wird. Diese Produkte haben zogene Ausrüstung
          Einstiegsbarrieren und der großen Marktpotenziale            aber nicht mehr nur die reine Aufgabe, als Kleidungs­
          ein wichtiger Baustein für die regionale Entwicklung         stück seinen Träger vor Wind und Wetter zu schüt-      Ausgabenvolum
          sein. Aber nicht nur im übernachtenden Tourismus             zen, sondern sie verkörpern mittlerweile bestimmte
          stellt das Wandern einen wichtigen Wirtschafts-              Lebensstile und sind zu Lifestyle-Produkten aufge­     zogene Ausrüst
          faktor dar. Vor allem der tagestouristische Bereich in-      stiegen, die für ihren Träger auch symbolische
          duziert auf Grund seiner gewaltigen Marktgröße viel-         Wirkungen haben.                                      beträgt pro Jahr
          fältige wirtschaftliche Effekte.
                                                                       Besitz von Ausrüstungsgegenständen
                                                                       Quelle: CATI; n = 3.032
               Die wirtschaftlichen Effekte wirken aber nicht
                                                                                                  0%          20%           40%       60%          80%      100%
          nur in den Zielgebieten, sondern setzen schon in den                                                                                              92%
                                                                            wetterfeste Jacken                                                    73,6%
          Quellgebieten ein. Hervorgerufen werden sie durch                   Tages-Rucksäcke                                                         80%
                                                                                                                                    50,3%
          den Kauf von Ausrüstungsgegenständen, Karten oder                     Wanderschuhe                      24,6%
                                                                                                                                                  72%

          Literatur sowie durch die Ausgaben, die im Rahmen                        Schlafsäcke                                 45,8%
                                                                                                                                            62%
                                                                                                                                       58%
          der Reiseplanung und –organisation anfallen. Zusätz­                   Wanderkarten                   20,4%
                                                                            größere Rucksäcke                                 42%
          lich erfordern Unterhalt und Pflege der Wanderinfra-                                                   21,0%
                                                                                          Zelte                             42%
                                                                                                                      29,0%
          struktur Investitionen, die wiederum wirtschaftliche                                                             39%
                                                                                    Bergstiefel          10,7%
          Effekte hervorrufen. Gerade das ehrenamtliche Enga­                 Funktionswäsche                               38%
                                                                                                              15,0%
          gement in den Wandervereinen lässt sich kaum                               Kompasse
                                                                                                              17,3%
                                                                                                                        32%

          quantifizieren, sichert aber durch die Wegearbeit               Spezielle Wanderhose
                                                                                                       6,1%
                                                                                                                      30%

                                                                                Walking-Stöcke                        30%
          einen großen Teil der Basisinfrastruktur für diesen                                            11,6%
                                                                                                                      28%
          Tourismuszweig.                                              Wanderstöcke (klassisch)         10,3%
                                                                       Spezielle Wanderhemden                     23%
                                                                                                       6,3%
                                                                                    GPS-Geräte              18%
                                                                                                         13,2%
               Im Rahmen der vorliegenden Studie werden zu-                          Sonstiges         10%
                                                                                                    2,6%                                    Wanderer
          nächst die wirtschaftlichen Effekte dargestellt, die                           nichts    1%
                                                                                                         12,7%                              Nicht-Wanderer
          sich durch den Kauf von wanderbezogenen Ausrüst­
          ungs­gegenständen ergeben. Eine räumliche Zuord­                 Grundsätzlich sind nicht nur die Wanderer son-
          nung der Effekte ist allerdings auf Grund der wenig          dern auch die Nicht-Wanderer gut ausgestattet: Ca.
          transparenten Verflechtungsbeziehungen im Bereich            74% der Nicht-Wanderer besitzen wetterfeste Jacken,
          der Ausrüstungshersteller kaum möglich. Zusätzlich           jeder zweite verfügt über einen Tagesrucksack. Zur
          erschweren die unterschiedlichen Vertriebswege wie           Basisausstattung der Wanderer zählen vor allem
          Internet oder Katalogkauf eine räumliche Zuordnung           wetterfeste Jacken, Tages-Rücksäcke sowie Wander­
          der Effekte.                                                 schuhe. Einen dieser Gegenstände besitzt jeder
19

                      Wanderer. Etwas zurück fällt dann der Besitz von
                                                                                                        Die aktiven Wanderer geben im Jahr über 90 € für wanderbezogene
                      Schlafsäcken und Wanderkarten. Fast jeder fünfte
                      Wanderer besitzt heute schon ein GPS-Gerät, jeder                                 Ausrüstung aus. Das gesamte Ausgabenvolumen für wanderbezogene

                      dritte Wanderer verfügt über einen Kompass.                                       Ausrüstungsgegenstände beträgt pro Jahr ca. 3,7 Mrd. €.

                           Bezogen auf ein Jahr hat fast jeder zweite
                      Wanderer zusätzliche Ausrüstungsgegenstände                                    Am stärksten profitiert von diesen Ausgaben der
                      angeschafft (43%). Am beliebtesten sind auch hier                              Fachhandelssektor: Vor allem die Sportgeschäfte sind
                      Wanderschuhe, Outdoor-Jacken und Rücksäcke.                                    für die Wanderer die erste Adresse beim Kauf von
                      Zelte, GPS-Geräte, Kartensoftware und Schlafsäcke                              Textilien. Etwas geringer ist die Inanspruchnahme
                      werden insgesamt am seltensten gekauft.                                        von Kaufhäusern und speziellen Outdoor-Fachge­
Wanderer geben im                                                                                    schäften. Diese Fachgeschäfte gewinnen wiederum
                      Im Durchschnitt gibt jeder Wanderer pro Jahr ca. 92 €                          stärkere Bedeutung beim Kauf von spezielleren
URO für wanderbe-     für wanderbezogene Ausrüstungsgegenstände aus.                                 Artikeln wie Zelten oder Schlafsäcken. Der Kauf über
                      Hierin sind auch die Wanderer enthalten, die über das                          das Internet (allgemeiner Versand und spezieller
g aus. Das gesamte    Jahr hinweg keine Ausrüstungsgegenstände kaufen.                               Fachversand) spielt dagegen noch eine untergeord-
                      Werden nur die Wanderer betrachtet, die mindestens                             nete Rolle: Die Anteile dieses Vertriebsweges liegen
men für wanderbe-     einen Gegenstand gekauft haben, steigen die durch-                             z.T. deutlich unter der 5%-Marke. Ausnahme sind hier
                      schnittlichen Ausgaben auf ca. 216 € pro Jahr an. Wer­                         GPS-Geräte und entsprechende Kartensoftware – hier
 tungsgegenstände     den diese Werte auf alle Wanderer in Deutschland                               übersteigt die Nutzung des Internets die 10%-Marke.
                      hochgerechnet, ergibt sich ein jährliches Volumen von
 ca. 3,7 Mrd. EURO.   ca. 3,7 Mrd. €, die für wanderbezogene Gegenstände
                      ausgegeben werden. In diesen 3,7 Mrd. € sind nicht die
                      Ausgaben der übrigen Bevölkerung für Ausrüstungs-                              Ausgabenstruktur der Wanderer
                      gegenstände enthalten. Der Gesamtumsatz der
                      Ausrüstungsbranche wird also noch höher liegen,                                Die regionalwirtschaftlichen Effekte, die durch die
                      kann aber in der Summe nicht alleine den aktiven                               Aktivität Wandern hervorgerufen werden, basieren
                      Wanderern zugerechnet werden.                                                  auf den Ausgaben, welche die Tages- und Mehrtages-
                                                                                                     wanderer in den jeweiligen Regionen tätigen. Auf
                                                                                                     Basis der Ausgaben kann der Bruttoumsatz berech-
                      Anschaffung von Ausrüstung im Jahr 2008
                      Quelle: CATI; n = 1.698 (nur aktive Wanderer)                                  net werden, der wiederum als Ausgangspunkt zur
                                                0%         10%         20%   30%   40%   50%   60%   Darstellung der wirtschaftlichen Effekte aus dem
                               nichts gekauft                                                  57%
                                                                                                     Wandern dient.
                              Wanderschuhe                            17%

                              Outdoor-Jacken/                         17%
                                                                                                          Die Ausgaben der Wanderer werden differen-
                      spezielle Wanderjacken
                                                                                                     ziert nach Übernachtungs- und Tagesgästen, da sie
                                   Rucksäcke                    12%
                                    spezielle                                                        sich von ihren Größenordnungen doch erheblich un-
                                                               10%
                       Funktionsunterwäsche
                                    spezielle
                                                                                                     terscheiden. Insgesamt gibt der wandernde Tages-
                                                               9%
                      Wanderoberbekleidung
                                                                                                     gast bzw. Tagesausflügler ca. 16 € pro Tag/Ausflug
                      spezielle Wanderhosen                7%
                                                                                                     aus. Die durchschnittlichen Tagesausgaben der über-
                         Sonstige Bekleidung              5%
                                                                                                     nachtenden Wanderer liegen mit ca. 22 € pro Person
                                    Sonstiges         4%
                                                                                                     deutlich über diesem Wert. Hinzu müssen noch die
                                  Schlafsäcke         4%
                                                                                                     Übernachtungskosten gerechnet werden, die pro Tag
                              Kartensoftware         3%
                                                                                                     und Person ca. 35 € betragen und je nach Qualitäts-
                                   GPS-Gerät         3%                                              stufe der Unterkunft auf bis zu 68 € im Durchschnitt
                                        Zelte        2%                                              ansteigen können – die gesamten Tagesausgaben der
                                                                                                     übernachtenden Wanderer betragen somit ca. 57 €.
                                                                                                     In diesen Werten sind die Kosten für An- und Abreise
                                                                                                     nicht enthalten.
20          Wirtschaftsfaktor Wandern

     Ausgabenstruktur
     Quelle: Vor-Ort-Befragung; n = 4.022                                       Angaben pro Jahr                   Anzahl
     60 €
                                                                          Tagesausflüge                          370,0 Mio.
                                                                          Reine Wanderurlauber
     50 €                                                                 und Urlauber, die im Urlaub             8,7 Mio.
                                                                          auch gewandert sind
                                                                          Durchschnittliche
     40 €                                     35                                                                 3,5 Nächte
                                                                          Aufenthaltsdauer
                                                                          Anzahl Übernachtungen bei
     30 €                                                                 wanderbezogenen Urlauben               30,3 Mio.
                                                                          in Deutschland

     20 €                                      2

                        1                                               Insgesamt werden jährlich ca. 370 Mio. Tagesausflüge
                                                                        durchgeführt, bei denen gewandert wird. Weiterhin
                                              15
     10 €
                       11                                               werden ca. 8,7 Mio. Wanderurlauber bzw. Personen
                                                                        gezählt, die mindestens eine Wanderung im Urlaub
                        3                      4                        durchführen. Die durchschnittliche Anzahl von
      0€
               Tagesgäste/Ausflügler   übernachtende Wanderer
                                                                        Übernachtungen, die für die Durchführung der
      Unterkunft                       Eintrittsgelder Unterhaltung/
      Ausgaben sonstige                Kultur/Sport                     Wanderungen in den Urlauben anfallen, beträgt
      Dienstleistungen                 Ausgaben Cafés/Restaurants
      Ausgaben Verkehrsmittel/ÖV       Ausgaben Lebensmittel/Getränke
                                                                        ca. 3,5 Nächte. Insgesamt können somit jährlich
      Ausgaben sonstige Einkäufe                                        30,3 Mio. Übernachtungen in Deutschland dem
                                                                        Bereich Wandern zugeordnet werden.
     Abgesehen von den Übernachtungskosten entfallen
     die meisten Ausgaben auf den Bereich der Gastrono­
     mie: 11 € bzw. 15 € geben die Ausflügler bzw. übe­nach­            Bruttoumsätze
     tenden Gäste in diesem Bereich aus. Dabei nutzen
     zwei Drittel der Wanderer das gastronomische
     Angebot in der Region, zusätzlich hat ebenfalls jeder              Zur Bestimmung der regionalwirtschaftlichen Effekte
     dritte Wanderer aber auch eigenen Proviant dabei.                  in touristischen Segmenten hat sich der Berechnungs­
     Die Wanderer nutzen also das Angebot vor Ort und                   ansatz des DWIF (Deutsches Wissenschaftliches
     greifen unterwegs auch auf eigenen Proviant zurück.                Institut für Fremdenverkehr e.V. an der Universität
                                                                        München) als Standard durchgesetzt. Die Basis zur
         Zusätzlich zu den Ausgaben für den gastrono-                   Berechnung der regionalwirtschaftlichen Effekte
     mischen Bereich fallen ca. 4 € für den Kauf von                    sind die durch die wandernde touristische Nachfrage
     Lebensmitteln unterwegs an. Weitere Ausgaben wer-                  ausgelösten Bruttoumsätze. Diese ergeben sich durch
     den dann so gut wie keine mehr getätigt.                           Multiplikation der dargestellten Tagesausgaben mit
                                                                        der Anzahl der Aufenthaltstage bzw. der Gesamtzahl
                                                                        der Tagesausflüge.
     Quantitatives Volumen:                                                  7,5 Mrd. € geben die Wanderer im Rahmen ihrer
                                                                        Wanderungen in Deutschland aus. Diese Ausgaben
     Ausflüge und Übernachtungen
                                                                        bewirken eine Gesamtwertschöpfung in Höhe von ca.
                                                                        3,6 Mrd. €, von denen überwiegend die Wanderregio­
     Die Bestimmung der gesamtwirtschaftlichen Effekte                  nen profitieren. Damit werden regional 144 Tsd.
     setzt die Messung des Nachfragervolumens voraus,                   Arbeitsplätze durch den Wandertourismus generiert.
     welches die dargestellten Ausgaben tätigt.
                                                                            Das Ausgabenvolumen der Tagesausflügler be-
     Folgendes Mengengerüst ergibt sich hinsichtlich                    trägt insgesamt 5,7 Mrd. € pro Jahr, im Übernachtungs-
     wandernder Tagesausflügler und übernachtender                      tourismus jährlich ca. 1,7 Mrd. € - insgesamt ergibt sich
     Wanderer:                                                          ein Gesamtausgabevolumen von 7,5 Mrd. €.
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