HANDELN - WASSER FÜR ALLE DAS HARTE LEBEN IN SIMBABWE MENSCHENRECHTE - HEKS
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AUGUST 2018 HANDELN DAS MAGAZIN DES HILFSWERKS DER EVANGELISCHEN KIRCHEN SCHWEIZ WASSER FÜR ALLE MENSCHENRECHTE Warum überstaatliche Gerichte wichtig sind DAS HARTE LEBEN CHANCENGLEICHHEIT IN SIMBABWE Das Potenzial von MigrantInnen nutzen
INHALT IMPRESSUM NR. 341 / AUGUST 2018 HANDELN Das Magazin des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Schweiz Erscheint 4-mal jährlich AUFLAGE 52 000 REDAKTIONSLEITUNG Dieter Wüthrich (dw) REDAKTION Bettina Filacanavo (fb) BILDREDAKTION Sabine Buri TITELBILD Die Kämpfe in Ost-Ghouta in Syrien haben über fünfzigtausend Menschen in die Flucht getrieben. Annette Boutellier Ihr Gesundheitszustand ist prekär. HEKS verteilt gemeinsam mit seiner lokalen Partnerorganisation GOPA Lebensmittel und Hygieneartikel an 21 700 Menschen. Foto: Havard Bjelland KORREKTORAT korr.ch GESTALTUNG Joseph Haas und THEMA Corinne Kaufmann-Falk, Zürich Reportage DRUCK In Simbabwe brauchen die Menschen dringend Zugang Druckerei Kyburz AG, zu Land, Wasser und Bildung Dielsdorf PAPIER IN DIESER NUMMER Refutura / Recycled / FSC ABONNEMENT 3 Editorial Fr. 10.– / Jahr wird jährlich einmal von 4 Reportage Ihrer Spende abgezogen Simbabwe: Wie HEKS ländliche Gemeinschaften unterstützt ADRESSE 9 Petition HEKS 38 000 Unterschriften dem Bundesrat übergeben Seminarstrasse 28 Postfach 10 Menschenrechte 8042 Zürich Warum Völkerrecht über Landesrecht steht Telefon 044 360 88 00 Fax 044 360 88 01 14 Schweiz E-Mail info@heks.ch Nein zur Selbstbestimmungsinitiative www.heks.ch www.eper.ch 18 Soziale Integration MigrantInnen auf dem Arbeitsmarkt eine Chance geben HEKS-SPENDENKONTO: Hilfswerk der Evangelischen 22 Patenschaft Kirchen Schweiz Zugang zu Land für Familien PC 80-1115-1 2
EDITORIAL LIEBE LESERIN LIEBER LESER Stellen Sie sich vor, sie trügen in Ihrem Por- Während die Menschen in Simbabwe und temonnaie ein «Nötli» von 100 Billionen in vielen anderen Ländern rund um den Franken, eine Zahl mit sage und schreibe Globus oft in ihren elementarsten Rech- 14 Nullen. Und Sie könnten mit dieser hor- ten eingeschränkt oder verletzt werden, renden Summe nicht einmal ein Trambil- scheint die Schweiz in Bezug auf die Ach- let kaufen, weil das «Nötli» einem realen tung und Durchsetzung der Menschen- Gegenwert von gerade mal 40 Rappen rechte ein geradezu leuchtendes Vorbild. entspricht. Genau dies passierte 2009 Doch wie so oft trügt bei genauerem den Menschen in Simbabwe im Zuge Hinsehen auch hier der Schein. Sicher, wir einer Hyperinflation, bei der die Preise für leben in einem demokratischen Rechts- Konsumgüter zeitweise um astronomi- staat. Und niemand muss heute seiner sche 500 Mia. Prozent (!) politischen Gesinnung, stiegen und die 2015 seiner Religionszugehö- schliesslich zur Abschaf- «HEKS bekennt rigkeit oder auch seiner fung des Simbabwe-Dol- sexuellen Orientier ung lars als landeseigene sich uneinge- wegen staatliche Re Währung führte. Diese ultimative Massnahme schränkt zu pressionen befürchten. Noch nicht, bin ich ge- stand am Ende einer den universellen neigt einzuschränken. Entwicklung, die dieses Denn selbstverständlich fruchtbare und an Boden- Menschen und unbestritten ist die schätzen reiche Land im Süden des afrikanischen rechten.» heutige Situation leider nicht. So stellt die im Kontinents durch Korrup- kommenden November tion und Misswirtschaft der herrschen- zur Abstimmung gelangende «Selbstbe- den Elite zu einem «Fürsorgefall» der stimmungsinitiative» scheinbar Selbst- internationalen Staatengemeinschaft hat verständliches wie die europäische Men- werden lassen. Nach dem Machtwechsel schenrechtskonvention zur Disposition. im November 2017 keimte zwar in der Als evangelisches Hilfswerk bekennt sich Bevölkerung da und dort die Hoffnung HEKS uneingeschränkt zu den univer auf eine grundlegende Verbesserung der sellen Menschenrechten. Daraus ergibt desolaten Verhältnisse, doch die Lebens- sich auch unsere Pflicht und unsere Ver- bedingungen der meisten Menschen sind antwortung, jeglichem Versuch, die Ein- nach wie vor prekär. klagbarkeit elementarer Grundrechte ei- nes jeden Menschen in Frage zu stellen, HEKS engagiert sich seit den ersten Tagen entschieden entgegenzutreten. Lesen Sie der Unabhängigkeit Simbabwes in den mehr dazu ab Seite 10. 1980er-Jahren für eine Verbesserung der Lebenssituation von ländlichen Gemein- Dafür, dass Sie uns in unserem Engage- schaften. Den Fokus legen wir dabei ins- ment für die Menschenrechte und damit besondere auf die Stärkung der Ernäh- auch die Rechte der Schwächsten unter- rungssicherheit und einen verbesserten stützen, danke ich Ihnen von Herzen. Zugang zu natürlichen Ressourcen wie Wasser, auf Projekte zur Bekämpfung der Peter Merz hohen Arbeitslosigkeit und auf friedens- Direktor fördernde Massnahmen zur Beilegung der zahlreichen politisch, ethnisch und sozial motivierten Konflikte. Wie wir unseren Leitspruch «Im Kleinen Grosses bewirken» in Simbabwe in die Praxis umsetzen, er- fahren Sie in unserer Reportage ab Seite 4. 3
REPORTAGE Oben: Der Brunnen von Mitsuli versorgt 78 Haushalte mit sauberem Trinkwasser. Diese liegen verstreut in einem Umkreis von fünf Kilometern. Links: Lucia Ndebele stellt ihr Brunnen komitee vor, welches aus lauter Frauen besteht. Unten links: Thembekile Nyhati hat mit fachlicher Unterstützung vor ihrem Gehöft eine Latrine gebaut. Unten rechts: Kein Tropfen geht verloren! Kaum plätschert es, kommen die Tiere und trinken das Restwasser vom Brunnen. 4
ÜBERLEBEN IM NIEMANDSLAND In Simbabwe konzentriert HEKS sein Engagement auf den Distrikt Matobo in der Provinz Matabeleland-Süd. Die Region liegt im äussersten Südwesten an der Grenze zu Botswana und ist die am dünnsten besiedelte des Landes. Entsprechend ver nachlässigt ist die Infrastruktur. Die HEKS-Projekte ermöglichen den Menschen den Zugang zu Wasser, Nahrung und Bildung. Text Monika Zwimpfer Foto Annette Boutellier Von Bulawayo, der zweitgrössten Stadt Simbabwes, fährt man etwa drei Stunden über Sandpisten bis nach Mitsuli, einem Weiler aus weit verstreuten Höfen nahe der Grenze zu Botswana. Die Menschen pflanzen zur Selbstversorgung Mais und Gemüse an. Einige halten ein paar Kühe oder Ziegen. Dieses Jahr setzte der Regen zwei Monate später als sonst ein. Nicht alle hatten genug Saatgut, um ein zwei- tes Mal auszusäen. Raupen als Nahrung Auf dem kargen Boden wachsen kaum grosse Bäume und nur wenig Gras. Weite Flächen sind von etwa vier Meter hohen hen. Immer wieder gibt es Fälle von Cho- Säcke Zement; zwei bis drei weitere müs- Mopane-Sträuchern überwachsen. Von lera. Deshalb werden an den Schulen die sen sie selber beisteuern. Fachleute be- deren Blättern ernähren sich die Mopa- wichtigsten Hygieneregeln gelehrt und gleiten sie bei den Bauarbeiten. Während ne-Raupen, welche der Landbevölkerung praktiziert. Gut funktionierende Latrinen der letzten drei Jahre sind in Schulen und als Eiweisslieferanten dienen. Die etwa und Einrichtungen zum Händewaschen Höfen insgesamt 452 Latrinen gebaut zeigefingergrossen Tiere werden im April sind unabdingbar. Die HEKS-Partnerorga- worden. und Dezember abgelesen, gekocht, ge- nisation «Moriti oa Sechaba» hat in zwölf Thembekile Nyhati lebt schon 20 Jahre trocknet und als Vorrat konserviert oder Schulen Lehrpersonen zum Thema ausge- auf ihrem abgelegenen Gehöft, bis 2016 auf dem Markt verkauft. bildet und teilweise neue Latrinen gebaut. ohne Toilette: «Ich musste immer warten, Dennoch ist der Hunger in dieser abgele- In 28 Dörfern sind Hygiene-Clubs ge- bis es dunkel war, um in die Büsche zu genen Region allgegenwärtig. Viele gründet worden: Frauen lernen, wie nach verschwinden», sagt sie. Nun hat sie mit Schulkinder kommen mit leerem Magen den Regeln der Hygiene ein Hof angelegt Unterstützung von «Moriti oa Sechaba» zur Schule und schlafen dann im Unter- sein sollte, wie und wo die Tiere gehalten eine Latrine mit Händewasch-Vorrichtung richt ein. Sie erhalten deshalb nach Mög- werden, wo die Latrine hinkommt, wie gebaut. Ihr Mann hat sie vor zwei Jahren lichkeit in der Schule eine Portion Mais- Küche und Feuerstelle eingerichtet wer- verlassen und in Südafrika wieder gehei- brei zur Stärkung. den und welche Abfälle man trennt ratet. Sie hat zwei Kinder und verdient (Asche, Büchsen, Kompost, Rest). Ihr er- ihren Lebensunterhalt damit, dass sie für Hygiene ist wichtig worbenes Wissen geben sie anderen andere betet. Die Regenzeit dauert normalerweise von Dorfbewohnerinnen weiter. November bis März. Dann kann es auch Der Brunnen von Mitsuli zu Überschwemmungen kommen. In der Zement und Knowhow Am trockenen Flussbett unter stattlichen Trockenzeit wird das Wasser rar, und die Private bauen ihre Toiletten selber. Dazu Bäumen haben sich rund 30 Frauen mit Menschen müssen sparsam damit umge- erhalten sie von «Moriti oa Sechaba» zwei Kindern und eine Handvoll Männer ver- 5
REPORTAGE sammelt. Vor Kurzem ist ihr Brunnen re- ständig, die von «Moriti oa Sechaba» gebaut. 66 Brunnenkomitees und gleich noviert und mit einer neuen Pumpe ver- ausgebildet und mit Werkzeug ausgestat- viele Pumpenwarte sind ausgebildet und sehen worden. «Die alte Pumpe stammte tet wurden. mit dem nötigen Werkzeug ausgestattet von 1992 und war immer wieder kaputt», Das Brunnenkomitee besteht aus sieben worden. erklärt Sikhanyisiwe Dube, die Projektver- Frauen, jede hat ihre spezifischen Aufga- antwortliche für ländliche Entwicklung ben. «Der Brunnen versorgt 690 Perso- Ein Garten für 20 Familien vom HEKS-Büro Simbabwe. «Mit dem nen mit sauberem Trinkwasser», sagt die Im Bezirk Bazha, etwas näher bei Bula- neuen Pumpentyp sind bisher noch nir- Chefin, Lucia Ndebele, «460 sind Frauen wayo gelegen, hat die HEKS-Partnerorga- gends Probleme aufgetaucht.» und Mädchen, 230 Männer und Jungen.» nisation «Fambidzanai» gemeinsam mit Das Wasser kommt aus acht Metern Tiefe Das Pumpen ist allerdings für die älteren interessierten Familien den 1,2 Hektar und ist für den Haushalt bestimmt. Kaum Frauen sehr anstrengend. Sie wünschen grossen Asiphaphameni-Garten angelegt. plätschert Wasser aus dem Rohr, nähern sich eine solarbetriebene Pumpe, die das Auf mehr als tausend Beeten wachsen sich die weidenden Esel, Ziegen und Kühe Wasser in einen Wassertank füllt. Auch Mais, Zwiebeln, Tomalia (verschiedene und trinken das Restwasser aus einem der Weg zum Brunnen ist für einige noch Spinatsorten), diverse Bohnen, Okra, Ran- Trog, der sich ausserhalb des kunstvoll immer zu lang und kann bis zu fünf Kilo- den, Süsskartoffeln, Erdnüsse, Chillies, angelegten Holzzauns befindet. meter betragen. «Unser Ziel ist, dass je- Melonen, Kürbisse und vieles mehr. des Gehöft in einer Distanz von weniger Wasser für 690 Menschen als 500 Metern einen Brunnen zur Verfü- 20 Familien haben sich mit einer Ein- 78 Familien profitieren vom Brunnen. gung hat», erklärt Sikhanyisiwe Dube. schreibgebühr von 20 Dollar beteiligt. Jede hat 1.60 Dollar für den Grundstock Dafür gibt es in dieser weitläufigen, dünn Jede hat drei Reihen mit 17 Beeten zur in eine Kasse einbezahlt und steuert mo- besiedelten Gegend noch viel zu tun. Verfügung. Sie pflanzen hier an, was sie natlich 50 Cents für den Unterhalt bei. In den vergangenen drei Jahren hat HEKS fürs Leben brauchen und auf dem Markt Für das reibungslose Funktionieren des in Simbabwe 30 Brunnen mit neuen Pum- verkaufen können. In der Mitte des Gar- Brunnens sind zwei Brunnenwarte zu- pen ausgestattet sowie 24 neue Brunnen tens befindet sich ein Unterstand. Von dort aus bewachen sie abwechslungswei- se das Gelände, um die Vögel und «Ba- boons» (Affen) fernzuhalten, die sich sonst SIMBABWE VOR DEN WAHLEN über das Gemüse hermachen würden. Solarpumpe am Fluss Am 15. November 2017 hat ein Staatsstreich Robert Mugabes 37-jährige Herr- Unten am Fluss, etwa eine Viertelstunde schaft über Simbabwe beendet. Seither amtet Emmerson Mnangagwa, der entfernt, ist eine Pumpe mit einem Solar- Vorsitzende der Regierungspartei «Zanu-PF» (Zimbabwe African National panel installiert. Sie fasst das Wasser un- Union – Patriotic Front) als Interimspräsident. Für den 30. Juli 2018 sind Wahlen terhalb des Flussbetts und pumpt es mit angesetzt. Dabei zeichnet sich erneut ein ungleicher Kampf zwischen der Sonnenenergie hinauf in einen grossen Regierungspartei und dem «MDC» (Movement for Democratic Change) ab. Tank am Gartenrand. «Seit September Nach den Erfahrungen der Simbabwer gehören Einschüchterungen und Gewalt, 2016 ist der Garten in Betrieb», erzählt schon Monate vor den Wahlen, zum Alltag ihrer «Demokratie». Dabei ist ins- der stellvertretende Leiter des Gartens, besondere an die blutigen Auseinandersetzungen vor und während der Wahlen Khumbulani Moyo. «Was noch fehlt, sind im Jahr 2008 zu erinnern. eine Toilette und ein Kompost. Die Erde Diesmal ist die direkte Gewalt vor den Wahlen, zum Erstaunen vieler, so gut hier ist nicht sehr fruchtbar. Mit Kompost wie nicht spürbar. Die Einschüchterungen bestehen aber fort. Das Militär hat erde können wir unsere Erträge noch seine Äusserung von 2008 «Wir akzeptieren keinen Wahlgewinner, der nicht steigern.» selber im Chimurenga (Revolutionskampf) dabei war» nicht zurückgenommen. Damit schüren sie die Furcht vor Destabilisierung und Bürgerkrieg bei einer Die Jungen gehen weg Niederlage. HEKS unterstützt in Simbabwe die Arbeit Schwer wiegt auch die Beeinflussung durch den Stimmenkauf. Dieser geht von von sieben Partnerorganisationen. Vier Nahrungsmittelgeschenken für Parteianhänger über landwirtschaftliche Pro- sind im Bereich Konfliktbearbeitung und duktionsmittel wie Geräte oder Saatgut bis zu Krediten für Häuser. Neben der Friedensförderung tätig (CSL, Habakkuk, Dokumentation dieser lokalen Geschehnisse motivieren die HEKS-Partnerorg- Masakhaneni und YETT). Drei kümmern nisationen die vor allem ländliche Bevölkerung dazu, selbstbestimmt und un- sich um den Zugang zu Wasser und Hygi- abhängig zu wählen, und helfen den WählerInnen bei der Wahlregistrierung. ene sowie Nahrung und Bildung für die ländliche Bevölkerung (Moriti oa Sechaba, So unterstützt HEKS die BürgerInnen vor den Wahlen: www.heks.ch/wahlen-simbabwe Fambidzanai Permaculture Center, Silveira House). 6
Im Gemeinschaftsgarten gibt es immer etwas zu ernten. Eine mit Sonnen energie betriebene Pumpe befördert das Grundwasser am Fluss im Tal hin- auf in einen grossen Wassertank. Alle beteiligten Familien verkaufen ihr Gemüse und erwirtschaften damit ein Einkommen. SIMBABWE HEKS WIRKT IN SIMBABWE SAMBIA SIMBABWE MATOBO MOSAMBIK BOTSUANA SÜDAFRIKA Letztes Jahr leistete HEKS Soforthilfe für 7500 Menschen Sauberes Trinkwasser erhielten 10 000 Die Lebensbedingungen in Simbabwe sind prekär: Wegen der schlechten Wirtschaftslage Glück vorbei. Doch niemand weiss, wie es Die Arbeitslosenquote ist hoch, haben in den letzten Jahren drei bis vier nach den bevorstehenden Wahlen wei- Nahrungsmittel sind vor allem Millionen der insgesamt 16 Millionen tergeht. in den ländlichen Gebieten knapp. SimbabwerInnen das Land verlassen. Es HEKS unterstützt die Bevölkerung sind hauptsächlich junge Leute, die im Hohe Bildungsrate dabei, ihre Lebensgrundlagen zu Ausland einen Job suchen. Männer fin- Simbabwe hat viele gut ausgebildete verbessern. Um der herrschenden den Arbeit in den Minen Südafrikas, Frau- junge Leute, wie zum Beispiel Cornelios Gewalt und Ungerechtigkeit en als Haushaltshilfen oder im Gastge- aus dem Dorf Mayezane. Der 32-Jährige entgegenzutreten, ist HEKS seit werbe. Manche kommen mit einem Baby hat 17 Schuljahre und ein Semester Com- dem Jahr 2015 zudem im Bereich zurück und lassen es bei den Grosseltern puterstudium hinter sich. «Ich habe fünf der Konflikttransformation aktiv. zurück, um weiter arbeiten zu können. Jahre lang in Bulawayo einen Job gesucht. Manche bringen zu Weihnachten etwas Doch ich habe die ganze Zeit nur Süssig- Geld nach Hause. Allerdings knöpften keiten und Zigaretten verkauft», erzählt ihnen noch vor Jahresfrist simbabwische er. Heute ist er zurück in seinem Dorf und re an und reparieren auch alles, zum Bei- PolizistInnen an zahlreichen Strassensper- bildet Lehrlinge zu Metallarbeitern aus. spiel Eselskarren», meint er. Cornelios hat ren das Geld ab, sodass sie mit leeren Die HEKS-Partnerorganisation «Silveira endlich eine Perspektive. Er träumt von Händen zuhause ankamen. Das ist jetzt, House» hat ihm dies ermöglicht. «Wir einer Frau, Kindern und einem Haus mit nach dem Ende der Ära Mugabe, zum fertigen Garetten, Rechen oder Gartento- Tieren drum herum. 7
PERSÖNLICH INTERVIEW MIT IVY MUTAMBANENGWE MATANGA Ivy Mutambanengwe Matanga (35) arbeitet seit 2007 im HEKS-Büro Simbabwe. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei kleinen Töchtern in Bulawayo. Text Monika Zwimpfer Foto Annette Boutellier Ivy, was ist Deine Aufgabe bei HEKS? Ich leite die Finanzen und die Administra- tion des Landesbüros. Wie sieht Dein Tagesablauf aus? Ich wohne nicht weit vom Büro entfernt. Meine Arbeit beginnt jeweils um 7.30 Uhr. Das Gesetz gesteht mir eine Stunde Still- zeit zu, bis meine Tochter ein Jahr alt ist. Um 17 Uhr gehe ich nach Hause. Letztes Jahr hatte ich 98 Tage Mutterschaftsur- laub, das waren drei Monate und eine Woche. Was gefällt Dir besonders gut an Dei- ner Arbeit? biet hatten wir bisher sechs Strassensper- schlecht geht. Heute muss man tagelang Ich kann unseren Partnerorganisationen ren zu passieren. Die Polizisten verlangten anstehen, um 50 Dollar Cash zu erhalten. bei der Umsetzung ihrer Projekte helfen, Schmiergeld, damit sie uns durchliessen. Es gibt Hunger, Arbeitslosigkeit und aus- indem ich sie in Finanzmanagement wei- Doch bei HEKS herrscht diesbezüglich einandergerissene Familien, weil viele terbilde. Wenn ich Begünstigte treffe, de- Null Toleranz. Also mussten wir jeweils junge Leute ihr Glück im Ausland suchen. nen es zum Beispiel dank unserer Nothilfe lange warten, bis sie uns fahren liessen. Dabei hat Simbabwe nach Südafrika die besser geht, macht mich das glücklich. Dass letzte Woche wegen des Regie- höchste Ausbildungsquote Afrikas. Ich finde es auch toll, dass wir junge Leu- rungswechsels auch die letzte Sperre ver- te in verschiedenen Berufen ausbilden. schwunden ist, macht mich vorsichtig Was wünschst Du Dir für die Zukunft? Sie sind voller Zuversicht, dass sie dank optimistisch. Ich träume davon, einen Punkt zu errei- dem, was sie lernen, ihre Lebensumstän- chen, wo ich mir nicht mehr so viele Sor- de verbessern können. Es ist auch schön Was macht Dich glücklich? gen um die Zukunft machen muss, finan- zu sehen, wenn die Menschen die neu Meine Kinder und mein Mann, der mich ziell abgesichert bin und meinen Kindern gebauten Brunnen oder Toiletten nutzen sehr unterstützt. Auch die Gemeinschaft eine gute Ausbildung bieten kann. In können. meiner Kirche. Ich reise auch gern, in meinem Beruf möchte ich das höchste Simbabwe am liebsten in die Eastern Level erreichen und jemand sein, den Wer sind die Menschen, die Hilfe von Highlands. Zudem lade ich gerne Leute man um Rat fragt wie einen «Guru». Ich HEKS erhalten? ein, zum Beispiel zu einer «Games Night». stelle mir vor, dass ich noch etwa 15 Jahre Es sind hauptsächlich Kleinbauernfamilien Zuerst essen wir etwas Feines und dann so weiterarbeite und dann als selbststän- in der Provinz Matabeleland-Süd. Sie le- spielen wir Scrabble, Brett- oder Karten- dige Beraterin internationalen Organisati- ben in dünn besiedelten ländlichen Ge- spiele. onen, Unternehmen oder staatlichen Ins- genden und haben ohne Unterstützung titutionen zur Verfügung stehe. Ich liebe kaum Chancen auf ein besseres Leben. Was macht Dich traurig? es, bei HEKS zu arbeiten. HEKS ist eine Dass ich so weit weg bin von meinen El- gute Organisation. Ich habe viel gelernt Gibt es auch Schwierigkeiten in Dei- tern und Geschwistern, die in Harare le- und bin heute nicht mehr dieselbe wie nem Job? ben. damals, als ich hier angefangen habe. Ich Die politische und wirtschaftliche Situati- Dass wir es als Land seit der Unabhängig- habe während der Zeit bei HEKS eine on in unserem Land ist noch immer keit 1980 mit dem ganzen Potenzial, das Familie gegründet und bin hier gross ge- schwierig. Zum Beispiel die Strassensper- wir haben, nicht weitergebracht haben worden. ren: Bis nach Maphisa in unser Projektge- und dass es noch immer so vielen Leuten 8
PETITION DER BUNDESRAT MUSS JETZT HANDELN! HEKS und die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) haben am ren Tradition kann und muss bei der Be- wältigung der weltweiten Flüchtlingskrise 28. Juni 2018 ihre gemeinsame Petition «Für sichere und legale eine Vorbildfunktion übernehmen. Wir Fluchtwege in die Schweiz» mit über 38 000 Unterschriften dem dürfen hier nicht einfach wegschauen und die Verantwortung an die Länder an Bundesrat übergeben. der EU-Aussengrenze delegieren», ist HEKS-Direktor Peter Merz überzeugt. Text Dieter Wüthrich Foto Daniel Rihs Und: «Wir fordern den Bundesrat deshalb mit Nachdruck zu entsprechenden Mass- nahmen auf. Dazu gehört etwa auch die erleichterte Erteilung von humanitären Visa.» Die 38 000 Unterschriften seien ein Mehr als 38 000 Personen haben innert Aufnahme und menschenwürdigen Unter Beweis für die Bereitschaft der Bevölke- nur dreier Monate die Petition «Für sichere bringung von besonders verletzlichen rung, sich für Menschen auf der Flucht und legale Fluchtwege in die Schweiz» Flüchtlingen deutlich verstärken. «Grund- einzusetzen, so Behrens. «Der Bund sollte von HEKS und SFH unterzeichnet. Diese lage dafür ist eine griffige und rasch um- dieses Engagement mit entsprechenden Unterstützung breiter Bevölkerungskreise setzbare Resettlement-Strategie», betont Rahmenbedingungen ermöglichen und ist nicht nur ein grossartiges Zeichen der Miriam Behrens, Direktorin der SFH, an- fördern.» Solidarität mit Menschen auf der Flucht, lässlich der Übergabe der Petition. sondern vor allem auch eine deutliche und nachdrückliche Aufforderung an den In den weltweiten Krisenregionen tragen Bundesrat, nun rasch und speditiv die Er- die Nachbarstaaten der betroffenen Län- höhung des Flüchtlingskontingents auf der bis anhin die weitaus grösste Last des jährlich mindestens 10 000 Personen zu Flüchtlingselends. Sie sind jedoch mit die- beschliessen und umzusetzen. Angesichts ser Aufgabe ökonomisch und sozial völlig des dramatischen Flüchtlingselends for- überfordert und brauchen deshalb drin- Die Petition wird von zahlreichen weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen dern HEKS und SFH von Bund und Kan- gend die Unterstützung auch der Schweiz. unterstützt. Die Unterschriften wurden tonen, dass sie ihre Anstrengungen zur «Unser Land mit seiner langen humanitä- durch einen symbolischen Fluchtweg zum Bundeshaus geleitet und dort dem Bundesrat übergeben. 9
MENSCHENRECHTE MENSCHENRECHTE VOR GERICHT Text Corina Bosshard Foto Lunaé Parracho Die «Selbstbestimmungsinitiative» der SVP, über die wir bald abstimmen, rich- letzt, müssen sie immer zuerst auf natio- tet sich insbesondere gegen die Europäische Menschenrechtskonvention und naler Ebene eingefordert werden. Dies die «fremden Richter» am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Doch bedingt aber einen Staat, der fähig und wie kam es überhaupt zu solch überstaatlichen Menschenrechts-Gerichtshöfen willens ist, die Verantwortung für Men- in Europa, Amerika und Afrika? Warum sind sie wichtig? Und was steht für die schenrechtsverletzungen zu übernehmen. Schweiz bei einer Annahme der Initiative auf dem Spiel? Was aber, wenn alle staatlichen Instanzen durchlaufen sind und eine Person sich noch immer in ihren Grundrechten ver- Nach den Schrecken des Zweiten Welt- Recht auf Leben, das Verbot der Folter, letzt sieht? kriegs wurde deutlich, dass Nationalsozi- das Recht auf ein faires Verfahren oder alismus und Faschismus nur möglich wa- das Recht auf Meinungs-, Gedanken- und Überstaatliche Gerichte ren, weil Staaten ihre Interessen höher Religionsfreiheit. 1959 konstituierte sich der Europä- gewichtet hatten als die Grundrechte ei- ische Gerichtshof für Menschen- nes jeden Einzelnen. Der Ruf nach einem Jeder Unterzeichnerstaat der EMRK ist rechte (EGMR) in Strassburg, Mindeststandard an Menschenrechten verpflichtet, diese Rechte im eigenen Lan- ein gemeinsames Gericht der wurde laut – 1948 wurde die «Allgemei- desrecht umzusetzen. Seit 1974 auch die Mitgliedstaaten des Europa- ne Erklärung der Menschenrechte» und Schweiz. Werden Menschenrechte ver- rates, dem auch die Schweiz ange- fünf Jahre darauf die auf ihr beruhende hört. Erstmals in der Geschichte entstand «Europäische Menschenrechtskonvention» die Möglichkeit, dass Einzelpersonen, die (EMRK) verabschiedet. Darin sind Zivilisa- sich durch Behörden oder den Staat in tionswerte erster Ordnung verbrieft: Das ihren Menschenrechten beeinträchtigt fühlen, vor einem überstaatlichen Gericht Beschwerde erheben können. Die Urteile des EGMR können Lücken in den Geset- 10
zen oder Fehler in der Rechtsprechung HEKS geht vor Gericht aufdecken und den Menschenrechts- Auch HEKS hat sich schon an solche über- schutz in den einzelnen Ländern damit staatlichen Menschenrechtsinstanzen verbessern und weiterentwickeln. So wur- gewandt, um auf die Umsetzung von de etwa das Frauenstimmrecht letztlich Menschenrechten hinzuwirken. So unter dank der EMRK in der Schweiz eingeführt. stützte HEKS etwa vier Gemeinschaften des indigenen Volkes der Guarani-Kaiowá Analog zum europäischen System bilde- bei der Aufarbeitung und Einreichung ten sich auch auf dem amerikanischen einer Klage vor der Inter-Amerikanischen und dem afrikanischen Kontinent regio- Kommission für Menschenrechte wegen nale Systeme des Menschenrechtsschut- Verletzung ihres Menschenrechts auf zes heraus: 1969 wurde die «Amerikani- Nahrung. sche Menschenrechtskonvention» verab- schiedet, über deren Verwirklichung sdie Denn obwohl der brasilianische Staat ge- Inter-Amerikanische Kommission und der mäss Verfassung in der Pflicht steht, die Inter-Amerikanische Gerichtshof für Men- indigenen Ländereien der Guarani zu schenrechte wachen. In Afrika ist seit schützen, wird auf diesen heute Soja und 1986 die «Afrikanische Charta der Rechte Zuckerrohr in Monokultur angebaut. Die der Menschen und der Völker» in Kraft. Guarani leben in ärmlichen Plastikpla- Auch hier gibt es eine Kommission und nen-Siedlungen, können sich ohne Land einen seit 2006 tätigen Gerichtshof, wo nicht mehr selbst ernähren und sind auf teilweise auch Einzelpersonen und NGO staatliche Lebensmittelhilfe angewiesen. Beschwerden einreichen können (mehr Sie leiden an Hunger, Unterernährung dazu auf Seite 12/13). und dadurch bedingten Krankheiten. Die Kommission hat nun rund vier Jahre Zeit, die im Dezember 2016 eingereichte Klage zu bearbeiten. Ein positiver Ent- scheid würde den brasilianischen Staat zur Landübergabe sowie zum Schutz der bedrohten indigenen Gemeinschaften anhalten und wäre ein wichtiger Präze- denzfall, um ähnliche Menschenrechts- verletzungen im südamerikanischen Raum anzuklagen. 11
MENSCHENRECHTE AFRIKA: EIN GERICHTSHOF IM AUFBAU Sonja Leguizamón hat in Wien Internationale Entwicklung studiert und arbeitete im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) von 2014 bis 2016 am Afrikanischen Gerichtshof für Menschenrechte in Tansania. In diesem Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen und Eindrücken aus dem Gerichtsalltag. Das Interview führte Gastautorin Anna Trechsel. Sie arbeitet für die Kampagne «Schutzfaktor M». Sonja Leguizamón, Sie waren am Afri- Ein Gericht ist letztlich wirkungslos, kanischen Gerichtshof für Menschen- wenn man es nicht kennt. rechte für Outreach zuständig – was Seine Wirksamkeit hängt tatsächlich da- muss man sich darunter vorstellen? von ab, ob überhaupt Fälle übermittelt Der Gerichtshof ist in Afrika noch immer und ob Urteile umgesetzt werden. Ein ziemlich unbekannt, sowohl bei der Be- eindrückliches Beispiel, wie wichtig Kom- völkerung als auch bei JuristInnen und munikation ist: Einer der ersten Kläger sogar Regierungen. Unsere Kernaktivität gegen Tansania war Peter Joseph Chacha, war deshalb der Aufbau eines afrikani- ein Gefängnisinsasse in Arusha. Im Ge- schen JournalistInnen-Netzwerks, um fängnisbus wurde er jeden Tag zur Arbeit den Gerichtshof via die Medien in den auf ein Feld gefahren. Der Weg führte am einzelnen Ländern bekannter zu machen. Gerichtshof vorbei, jeden Tag las er das Weiter unterstützten wir Sensibilisierungs- Schild und fragte sich: Was ist das? In der besuche in Ländern, die dem Gerichtshof Gefängnisbibliothek recherchierte er – noch nicht beigetreten sind. Tschad bei- und reichte dann handschriftlich seine spielsweise hat nach einem solchen Be- Klage wegen unfairen Verfahrens ein. such das Beitrittsprotokoll ratifiziert. Welche Art von Fällen gelangen ans Sonja Leguizamón war zwei Gericht? Jahre am Afrikanischen Gerichtshof tätig. Foto: ZVG Grundsätzlich sind es Verletzungen der «Afrikanischen Charta für Menschenrech- te und Rechte der Völker». Aufschlussreich ist der Blick auf die Urteile, die bereits gesprochen wurden. Besonders wichtig war ein Entscheid zugunsten eines indi- genen Volkes in Kenia: Die Ogiek sind seit Urzeiten in den Mau-Wäldern ansässig, einem Naturschutzgebiet. In den vergan- genen 20 Jahren wurden sie mehrfach gewaltsam von ihrem Land vertrieben, ohne Konsultationen, ohne Kompensa tionen. Jahrelang kämpften die Ogiek vor Gerichten in Kenia, ihre Verfahren wur- den verschleppt, ihre Klagen abgewiesen. Im vergangenen Jahr hat der Afrikanische Gerichtshof in Arusha geurteilt, dass der kenianische Staat die Rechte der Ogiek auf ihr Land verletzt hat, sie diskriminiert wurden und ihre Vertreibung nichts zum Schutz der Wälder beigetragen hatte. Ein wegweisendes Urteil. 12
Fünf Frauen sitzen im 11-köpfigen Team des Afrikanischen Gerichtshofes für Menschenrechte in Tansania. Foto: African Court Ein Präzedenzfall für verfolgte und vertriebene Völker in ganz Afrika? Ja, aber es dauert vermutlich lange, bis das Urteil zugunsten der Ogiek einen Ef- fekt auf andere Völker und andere Länder hat. Man kann ja nicht direkt an den Ge- richtshof gelangen, sondern muss zuerst die nationalen Rechtsmittel ausschöpfen. Das ist eine hohe Hürde. Trotzdem haben potenzielle KlägerInnen nun einen Präze- denzfall, den sie auch in nationalen Ge- richtsverfahren zur Argumentation nut- zen können. Gibt es ein weiteres wichtiges Urteil, das Ihnen in Erinnerung geblieben ist? Lohé Issa Konaté gegen Burkina Faso: Konaté ist ein regierungskritischer Jour- Trägt der Gerichtshof in Arusha letzt- Das Menschenrechtssystem in Afrika nalist, der wegen Verleumdung ins Ge- lich dazu bei, dass auf dem afrikani- ist noch im Aufbau. In Europa hin fängnis gesteckt wurde. Er hatte in seinen schen Kontinent die Kultur der Men- gegen sehen wir Abbau-Tendenzen. Artikeln einen Staatsanwalt der Korrup schenrechte, der Rechtsstaatlichkeit In der Schweiz etwa gefährdet die tion beschuldigt. Der Afrikanische Ge- und der Verantwortlichkeit gestärkt «Selbstbestimmungsinitiative» der richtshof für Menschenrechte kam zum wird? SVP den Schutz der Menschenrechte. Schluss, dass Burkina Faso unter anderem Ja, in hohem Masse sogar. Die Prozesse Aus afrikanischer Perspektive muss das Recht auf freie Meinungsäusserung schaffen Öffentlichkeit und erzeugen das seltsam anmuten. verletzt habe. Burkina Faso musste in der Druck. Sie setzen afrikanische Standards Ja, dort versuchen sie, Staaten für den Folge sein Pressegesetz ändern und Kona für Menschenrechte. Das ist so wichtig, Gerichtshof zu gewinnen, und hier in Eu- té hat Schadenersatz erhalten. Auch das weil afrikanische Machthaber gerne ropa denken gewisse Länder über einen ist ein wegweisendes Urteil: Nie zuvor sagen, Menschenrechte seien ein west Rückzug aus dem Europäischen Gerichts- wurde in Afrika ein so starkes Zeichen für liches Konstrukt und passten nicht zu hof für Menschenrechte (EGMR) nach. die freie Meinungsäusserung gesetzt. Afrika. Das ist sehr bedenklich. Die «Selbstbe- stimmungsinitiative» hat viel mit Selbst- gefälligkeit zu tun. Wir haben das Gefühl, hier in der Schweiz laufe alles gut – wir seien ja schon entwickelt. Aber Entwick- lung ist etwas sehr Dynamisches. Die Ge- sellschaft verändert sich, neue Technolo- gien kommen auf. Da stellen sich Fragen, wie Menschenrechte in diesen neuen Kontexten interpretiert werden sollen. Deshalb braucht es solche Absicherungs- mechanismen wie den EGMR und die Europäische Menschenrechtskonvention. Mitglieder des kleinen Stammes der Ogiek, hier in traditionellen Umhängen. Die Ogiek sind Jäger und Honig- sammler in West-Zentral-Kenia. Foto: Keystone/AP Photo/Sayyid Azim 13
SELBSTBESTIMMUNGSINITIATIVE LIEBE SCHWEIZ, WIE HÄLTST DU’S MIT DEN MENSCHENRECHTEN? Am 25. November stimmen wir über die sogenannte «Selbstbestimmungsinitiative» ab. Bundesrat und Parlament empfehlen dem Stimmvolk die Ablehnung der Initia- tive. Auch HEKS sagt NEIN und engagiert sich mit der «Allianz der Zivilgesellschaft» im Abstimmungskampf. Denn die Initiative hätte eine massive Schwächung des Menschenrechtsschutzes in der Schweiz zur Folge. Text Andrea Oertli Foto Fabian Biasio Die Menschenrechte stehen uns allen Aber Achtung: Eine Mehrheit an der Ur- zu, alleine deshalb, weil wir Menschen ne – also eine Anzahl Leute, die meist sind. Man muss sie sich nicht verdienen weit kleiner ist als die Mehrheit aller und man kann sie nie verlieren. Sie gelten Stimmberechtigten – kann die Verfassung für jeden – egal ob alt oder jung, krank ändern. Auf diese Weise können die in oder gesund, Schweizer oder Ausländerin, der Verfassung garantierten Grundrechte, reich oder arm. Menschenrechte schüt- zum Beispiel aufgrund einer Volksinitiati- zen uns vor staatlicher Willkür und sorgen ve, geändert und sogar abgeschafft wer- dafür, dass wir in Frieden und Würde le- den. Verfassung und Gesetzgebung wür- ben können. Sie sind die Basis für unsere den insgesamt viel stärker vom aktuellen Demokratie und eine lebenswichtige politischen Klima geprägt. Auch kann das Rückversicherung für uns alle – in der Parlament Gesetze erlassen, welche die Schweiz und anderswo. Dies galt bisher. von der Verfassung garantierten Grund- Mit der «Selbstbestimmungsinitiative» richt darf die Konvention bei Widersprü- rechte verletzen. Dies, weil die Schweiz drohen wir diesen Schutz unserer Grund- chen mit nationalen Recht nicht mehr nicht ein sogenanntes Verfassungsgericht rechte zu verlieren. anwenden. Auch erfolgreiche Klagen am kennt, das prüfen kann, ob erlassene Ge- Europäischen Gerichtshof für Menschen- setze mit der Verfassung vereinbar sind. «Selbstbestimmung» als Vorwand rechte blieben für uns BürgerInnen in der Die Initiative greift die Menschenrechte Schweiz wirkungslos. Doch brauchen wir Unrecht und Willkür können jeden zwar nicht offen an, doch mit ihrer Ab- denn die EMRK in der Schweiz überhaupt, treffen sicht, das Schweizer Verfassungsrecht wenn wir bereits unsere Schweizer Grund Was also, wenn eine Mehrheit der Stimm- über das Völkerrecht zu stellen, schafft rechte haben? berechtigten entscheiden würde, dass sie die Möglichkeit zur Kündigung der Eu- Sozialhilfeempfängerinnen zwangssterili ropäischen Menschenrechtskonvention Unsere Grundrechte sind nicht siert werden sollen? Oder wenn das Parla- (EMRK) durch die Hintertür: Wenn mit der in Stein gemeisselt Annahme einer Volksinitiative ein Grund- In der Schweizer Bundesverfassung sind recht und somit auch die EMRK verletzt die Menschenrechte als Grundrechte in Jeder von uns gehört würde, könnte Letztere nämlich nicht neu den Artikeln 7 bis 36 festgehalten. Sie ga verhandelt werden, wie es der Initiativ- rantieren zum Beispiel, dass alle Men- je nach Fragestellung text suggeriert, sondern müsste gekün- digt werden. schen vor dem Gesetz gleich sind, dass die Todesstrafe oder unmenschliche Behand- einer Minderheit an. lung verboten sind, dass Kinder beson- Aber auch ohne Kündigung verlieren wir ders geschützt werden, unser Recht auf ment ein Gesetz erlassen würde, welches bei Annahme der Initiative per sofort den Eigentum, auf Glaubensfreiheit oder dass JournalistInnen verbietet, über gewisse Schutz der EMRK. Denn das Bundesge- wir unsere Meinung frei äussern dürfen. Themen zu berichten? Obwohl dies ge- 14
MENSCHENRECHTE SIND NICHT SELBSTVERSTÄNDLICH – AUCH NICHT IN DER SCHWEIZ gen die Grundrechte unserer Verfassung verstossen würde, könnte eine solche Zwangsmassnahme oder ein solches Ge- setz theoretisch eingeführt werden. Natürlich wäre immer nur eine Minder- heit betroffen. Doch genau diese gilt es zu schützen. Denn jeder von uns gehört je nach Fragestellung einer Minderheit an. Die EMRK schützt unsere Rechte «Liederliche Lebensweise» Späte Gerechtigkeit für Asbest- Die Schweiz hat sich im Jahr 1974 der Eu- als Straftat Opfer ropäische Menschenrechtskonvention Ursula Biondi wurde 1966 als 17-Jäh- Renate Howald Moors Ehemann starb rige ins Frauengefängnis Hindelbank 2005 im Alter von 58 Jahren qualvoll gesperrt – ohne Gerichtsurteil und an den Folgen der jahrelangen Arbeit Brauchen wir denn ohne eine Straftat begangen zu ha- mit Asbest. Die Klagen des Ehepaars ben. Die Vormundschaftsbehörde um Schadenersatzforderungen wur- die EMRK in der hatte zu dieser «erzieherischen Mass- den abgelehnt, weil gemäss gelten- Schweiz überhaupt, nahme» gegriffen, weil Biondi sich in einen geschiedenen, sieben Jahre äl- dem Schweizer Recht die Forderungen zehn Jahre nach dem letzten Kontakt wenn wir bereits teren Mann verliebt hatte und min- mit Asbest verjährt sind. Dies, obwohl derjährig schwanger wurde. Tausen- medizinische Studien belegen, dass unsere Schweizer de von Jugendlichen und Erwachs- asbestbedingter Krebs erst 20 bis 40 Grundrechte haben? enen wurden in der Schweiz bis 1981 eingesperrt, ohne Gerichtsverhand- Jahre später auftritt. Nach dem Tod ihres Mannes zog Renate Howald lung. Man warf ihnen «liederlichen Moor den Fall an den Europäischen Lebenswandel», «Vaganterei» oder Gerichtshof für Menschenrechte wei- verpflichtet, welche die grundlegenden «Arbeitsscheue» vor. Dank dem Druck ter – und erhielt Recht: 2013 ent- Menschenrechte definiert. Alle Gerichte der Europäischen Menschenrechts- schied der EGMR, dass mit der beste- und staatlichen Behörden in der Schweiz konvention passte die Schweiz 1981 henden Verjährungsfrist das Recht müssen die EMRK einhalten. Über die Ein- endlich das Zivilgesetzbuch entspre- auf ein faires Verfahren verletzt wur- haltung der Konvention wacht der Euro- chend an. Die administrative Verwah- de. Dank dem Urteil aus Strassburg päische Gerichtshof für Menschenrechte rung gibt es seither nicht mehr. werden die Verjährungsfristen in der (EGMR), mit Richterinnen und Richtern Schweiz nun endlich angepasst. Dies aus allen Mitgliedstaaten. gibt Tausenden von Asbestopfern und ihren Familien Hoffnung, dass die Darum kann in der Schweiz jede Person, verantwortlichen Firmen zur Rechen- die der Ansicht ist, ihre Menschenrechte schaft gezogen werden. seien durch ein Urteil des Bundesgerichts oder des Bundesverwaltungsgerichts ver- letzt worden, beim EGMR in Strassburg eine Beschwerde einreichen. Stellt dieser fest, dass ein Urteil die in der EMRK defi- nierten Menschenrechte verletzt, muss dieses im jeweiligen Land angepasst wer- Die Allianz der Zivilgesellschaft ist ein Zusammenschluss von 115 Organisatio- den. Das passiert lediglich in 3 von 200 nen und rund 11 000 Einzelpersonen, die sich politisch und gesellschaftlich für Fällen. Die Schweiz ist gut auf Kurs in den Erhalt des Menschenrechtsschutzes in der Schweiz engagieren. Mehr Infor Sachen Menschenrechte, aber nicht per- mationen unter: www.sbi-nein.ch fekt. 15
Begum ist eine Rohingya-Frau und lebt in einem Flüchtlingscamp in Bangladesch. Im bengalischen Distrikt Cox’s Bazar leben derzeit rund 700 000 Rohingyas in Camps. Dort berichten zahlreiche Überlebende von Vergewaltigungen und Massenvergewaltigungen in Myanmar. Auch Begum gehört zu den vielen Vergewaltigungsopfern. HEKS leistet Nothilfe für die Flüchtlinge im Camp «Jamtoli» in Cox’s Bazar: www.heks.ch/rohingya. Foto: REUTERS/ Mohammad Ponir Hossain
SOZIALE INTEGRATION AUSLÄNDISCHEN FACHKRÄFTEN EINE CHANCE GEBEN Obwohl gut gebildete MigrantInnen in ihrem Herkunftsland eine Hochschul- oder Be- rufsausbildung abgeschlossen haben, sind hier viele von ihnen erwerbslos oder für ihren Job überqualifiziert. Ihre Diplome sind in der Schweiz leider oft nicht viel wert. Die Fachstelle «HEKS MosaiQ» berät und begleitet qualifizierte MigrantInnen, damit sie ihr berufliches Potenzial in den Schweizer Arbeitsmarkt einbringen können. Die Fachstellen, die grossen Zulauf haben, gibt es in den Regionen Aargau, Basel, Bern, Ostschweiz und Zürich. Hier stellen wir zwei Migrantinnen und einen Migranten vor, die dank «HEKS MosaiQ» wieder eine Zukunftsperspektive auf dem Schweizer Arbeits- markt haben. OUMOU KALTOUM FALL, PRIMARLEHREREIN AUS SENEGAL Text Stefan Schär Foto Sabine Buri Vor elf Jahren zog ihr Mann in die Schweiz. Sechs Jahre später folgte ihm Oumou Kaltoum Fall. Ein schwieriger Entscheid: Sie hatte in Senegal Philosophie und Primarlehrerin studiert und acht Jahre Berufserfahrung gesammelt. In der Schweiz musste sie sich mit dem Gedanken anfreunden, selbst wieder zur Schu- le zu gehen und unter ihrem Bildungsniveau zu arbeiten. Beides tut sie: Sie lernt intensiv Deutsch und bildet sich laufend weiter. Sie arbeitet als Dolmetscherin beim Staatssekretariat für Migra- tion und als interkulturelle Dolmetscherin bei der Asylorganisa- tion Zürich. Vor drei Jahren wurde Oumou Kaltoum Fall Mutter. Trotz derzeit grosser Belastung wünscht sich die 37-Jährige eine Festanstellung, die ihrem Ausbildungsniveau entspricht. Seit Herbst 2017 wird sie durch «MosaiQ» begleitet: «Die HEKS-Mit- arbeiterin empfiehlt mir, die Ausbildung zur Sozialpädagogin zu machen. Da sind meine Chancen am besten.» Jetzt gehe es da- rum, ihre Zertifikate zu validieren und ein Stipendium zu erhal- ten. «Ohne ‹MosaiQ› würde ich das nie schaffen», sagt Oumou Kaltoum Fall. Nach der Ausbildung möchte sie mit MigrantInnen arbeiten: «Ich würde ihnen gerne helfen, sich in der Schweiz zurechtzufinden.» Die Senegalesin weiss, wie wichtig diese Un- terstützung ist. 18
FERHAD MOUSSA, MEDIZININGENIEUR AUS SYRIEN Text Jelena Milosevic Foto Daniel Rihs/13 Photo Letztes Jahr im August wurde Ferhad Moussa an dieser Stelle bereits einmal porträtiert. Damals absolvierte der aus Syrien Geflüchtete ein erstes Praktikum bei der Firma «ARTORG» an der Universität Bern. Anschliessend erhielt er ein Angebot von einer Firma im St. Galler Rheintal. «Die Arbeit bei dieser Firma OLGA KÜMMERLI, hat mich stark unterfordert. Ich habe meine MosaiQ-Beraterin MARKETINGANALYTIKERIN AUS um Rat gefragt; sie hat sich sofort um mein Anliegen geküm- RUSSLAND mert und wir haben ein Praktikum in meinem Fachgebiet gefun- den.» Während des halbjährigen Praktikums bei «Nouvag AG», Text Güvengül Köz Brown (erstmals veröffentlicht in «MIX - Magazin für Vielfalt») einer Dental- und Medizintechnik-Firma, konnte Ferhad seine Foto Donata Ettlin Kompetenzen erweitern. «Fünf Monate nach dem Praktikums- start erhielt ich ein Stellenangebot als Ingenieur. Es wird vermut- «Als ich vor fünf Jahren mit meinen zwei Töchtern in die Schweiz lich einen Moment dauern, bis ich mich in diesem neuen Gebiet kam, hätte ich nie gedacht, dass es trotz meinen Qualifikationen eingearbeitet habe, aber ich kenne die Firma und die Mitarbeiter so schwierig sein würde, eine Anstellung zu finden. Weder mein bereits und freue mich sehr auf diese neue Herausforderung.» Uni-Abschluss noch meine langjährige Erfahrung als Marke- Die Begleitung durch «HEKS MosaiQ» hat etwas mehr als ein tinganalytikerin haben mir geholfen. Sie waren nichts wert, und Jahr gedauert und kann, sobald die Arbeitsbewilligung einge- mir wurde unweigerlich klar, dass ich wieder bei null anfangen troffen ist, erfolgreich abgeschlossen werden. musste. Da mir meine finanzielle Unabhängigkeit sehr wichtig ist und ich unbedingt arbeiten möchte, wollte ich vorwärts- schauen und das Beste aus der Situation machen. Durch Ver- mittlung von Bekannten meines Mannes habe ich angefangen, eine behinderte Frau zu pflegen. In diesem Bereich möchte ich mich nun beruflich weiterbilden und irgendwann als Pflegefach- frau arbeiten. Meine MosaiQ-Beraterin ist dabei eine immense Hilfe. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass alles gut kommt. Denn es mag zwar sein, dass ich viel verloren habe, aber ich habe auch viele neue Erfahrungen dazugewonnen.» Weitere Informationen zu «HEKS MosaiQ» finden sie unter: www.heks.ch/mosaiq 19
FARBE BEKENNEN Am 10. Juni stand der Zürcher Hauptbahnhof ganz im Zeichen der interkulturellen Begegnung und der Solidarität mit Menschen auf der Flucht. Im Rahmen der Kampagne «Farbe bekennen für eine menschliche Schweiz» stieg in der Halle des Zürcher Hauptbahnhofes eine grosse Volkstanz-Chilbi mit SchweizerInnen, Flüchtlingen und zahlreichen Prominenten aus Kultur, Sport und Politik. Volkstanzgruppen aus den Regionen Basel, Bern und Zürich hatten im Vorfeld des Events Flüchtlinge eingeladen, in mehreren Workshops gemeinsam Schweizer Volkstänze einzustudieren. www.farbe-bekennen.jetzt Fotos: Annette Boutellier, Sabine Buri, Corina Flühmann 20
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PATENSCHAFT Im Jahr 2017 erhielten in Andhra Pradesh 1136 Kleinbauernfamilien individuelle Titel für Land mit einer Fläche von insgesamt 1290 Hektaren. ZUGANG ZU LAND FÜR FAMILIEN Für Kleinbauernfamilien, nomadisierende Viehzüchter und indigene Gemeinschaften in den ländlichen Projektgebieten von HEKS ist der Zugang zu einem Stück Ackerland, aber auch zu Weiden und Wäl- dern eine entscheidende Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben ohne Hunger und Armut. HEKS legt den Hauptfokus deshalb auf die Unterstützung ländlicher Gemeinschaften bei der Einfor- derung ihrer Besitz- und Nutzungsrechte für das Land, auf dem sie leben und das sie bewirtschaften. Text Bettina Filacanavo Foto Christian Bobst In Indien werden kastenlose Menschen Anbautechniken wie beispielweise Mul- Familie, den anderen Teil verkaufe ich auf wie die Dalits und indigene Bevölkerungs- chen, Düngen mit eigenem Kompost dem lokalen Markt. Ich habe dafür 6000 gruppen wie die Adivasi von der Gesell- oder Schädlingsbekämpfung mit natürli- Rupien (88 Franken) erhalten. Zum ersten schaft systematisch ausgeschlossen. Sie chen Methoden und werden beraten, Mal habe ich so viel Geld verdient. Unse- haben nur geringe Chancen, aus eigener was sie in ihrer Situation am sinnvollsten re Familie ist nun bei der lokalen Behörde Kraft der Armut zu entfliehen. Um zu über- anbauen. anerkannt und wir haben somit auch ein leben, müssen sie sich als TagelöhnerIn- Die Familie von Chilakala Ramayamma, Mitspracherecht.» nen verdingen und niedrigste Arbeiten die im Dorf Bolagonda in Andhra Pradesh verrichten. Sie sind besitz- und landlos, lebt, hat heute dank der Unterstützung obwohl laut indischem Gesetz auch ih- von HEKS eigenes Land. «Zusammen mit nen ein eigenes Stück Land zusteht. 2002 anderen Familien aus unserem Dorf haben WERDEN SIE PATIN wurde das Landrechtsforum «APFLR» mit wir uns als Mitglieder des Landforums Unterstützung von HEKS gegründet; die- ‹APFLR› eingeschrieben und begonnen, ODER PATE! ses setzt sich seither für die Landrechte uns für die Landtitel, für das Land, das wir der Dalits und Adivasi ein. seit Generationen bebauen, bei den Be- Mit einer Patenschaft «Zugang zu zirksbehörden einzusetzen», erzählt die Land für Familien» für 360 Franken Ein Landtitel allein reicht den Kleinbau- 40-jährige Frau. Es dauerte fast fünf Jah- im Jahr unterstützen Sie bedrohte ernfamilien jedoch nicht zum Überleben, re, bis die unermüdliche Arbeit der Fami- Familien dabei, Landtitel oder Nut- sondern ist erst eine wichtige Grundlage lie erfolgreich war, aber sie besitzt nun zungsrechte für Land zu erhalten. für mehr Einkommen. Um den nachhalti- offiziell eine Hektare Land. «APFLR» hat Weitere Informationen zur Paten- gen Anbau und eine ertragreiche Ernte ihnen zudem gezeigt, wie sie das Land schaft sowie einen Einzahlungs- zu fördern, erhalten die Begünstigten bei- ideal nutzen können. «Wir pflanzen nun schein finden Sie in der Beilage. spielsweise Zugang zu traditionellem verschiedene Hülsenfrüchte wie Linsen, Kontakt: Sara Baumann, Saatgut, das dem Klima optimal ange- Erbsen sowie Mungbohnen und Hirse an. Tel. direkt 044 360 88 09, paten- passt ist. Die Familien lernen ökologische Einen Teil der Ernte behalte ich für unsere schaften@heks.ch. 22
AKTUELL AGENDA Foto: Christian Bobst Hilfe für intern Vertriebene HEKS Lunchkino in Ost-Ghouta GLORIA – FRAUEN FÜR DEN FRIEDEN Die vierjährige Belagerung von Ost- In sechs Regionen von Ost-Ghouta IN KOLUMBIEN Ein Film von Barbara Miller Ghouta und der eingeschränkte Zu- wurden Nahrungsmittel und Hygiene- gang zu Nahrung und medizinischer pakete verteilt. Die Nahrungsmittel Krieg und Gewalt haben den Alltag Versorgung haben bei den Menschen pakete enthalten 1 kg Mehl, 5 kg Reis, in Kolumbien jahrzehntelang geprägt. Spuren hinterlassen. Rund 400 000 1 kg Pasta, 1 kg Hummus, 3 kg Boh- Hunderttausende Menschen sind Menschen haben kaum Zugang zu nen, 3 kg Burghul, 2 kg Linsen, 3 l Öl, verschwunden, vertrieben oder getötet Nahrung, Trinkwasser und medizi Salz, Thunfisch, Sardinen, Tee, Käse worden. Insbesondere Frauen und Kinder nischer Versorgung. Im Februar 2018 und Dosenfleisch. Es finden bereits litten unter dem grausamen Bürgerkrieg. eskalierten die militärischen Ausein- Abklärungen statt, wie man die Men- Viele haben nicht nur Angehörige ver loren, sondern auch Rechte und Besitz. andersetzungen in der Region. Nach schen, die jetzt nach Ost-Ghouta zu- Für diese Menschen setzt sich Gloria einer Serie von Angriffen durch die rückkehren, weiter unterstützen kann, Suárez mit der Frauenorganisation OFP, Rebellen startete die syrische Armee zum Beispiel mit der Instandsetzung der Partnerorganisation von HEKS, ein. eine Offensive auf Ost-Ghouta. Über von Unterkünften. Sie berät und vertritt Frauen, verhilft 1600 Zivilisten verloren ihr Leben, ihnen zu einer Unterkunft, einem Stück Tausende wurden verletzt. Die öffent- HEKS ist seit 2016 in Syrien tätig. Die Land oder einem Einkommen. Der liche Infrastruktur wurde komplett lokale Partnerorganisation GOPA Kampf um ihre Rechte ist für viele Frauen zerstört. («Greek Orthodox Patriarchate of An- und ihre Familien auch ein Kampf um tioch and All the East») leistet seit ihre Würde. Barbara Miller begleitet kolumbianische Frauen, die mutig und Ihr Gesundheitszustand ist äusserst Ausbruch des Krieges humanitäre Hil- oft unter Einsatz ihres Lebens in einer prekär. Viele der Vertriebenen leiden fe in Syrien. GOPA ist eine kirchliche traumatisierten Gesellschaft eine neue unter Mangelernährung, vor allem Organisation, verfügt über ein breites Perspektive für ein Leben in Frieden und Frauen und Kinder. HEKS leistet dar- Netzwerk und arbeitet unabhängig eine sichere Existenz erkämpfen. um gemeinsam mit seiner lokalen von der syrischen Regierung. Partnerorganisation GOPA Überle- https://spenden.heks.ch/syrien/ Anmeldung bis spätestens eine Woche benshilfe und unterstützt 4000 be- vor der Veranstaltung online unter sonders bedürftige Familien sowie www.heks.ch/lunchkino oder telefonisch unter 044 360 88 10. 1700 Kinder mit Lebensmittelpaketen und Hygieneartikeln im Umfang von ZÜRICH, MONTAG, 27. AUGUST 500 000 Franken. Insgesamt profitie- KINO ARTHOUSE LE PARIS ren von der Verteilung 21 700 Men- Stadelhoferplatz schen. AARAU, DONNERSTAG, 6. SEPTEMBER KINO IDEAL Kasinostrasse 13 BASEL, FREITAG, 7. SEPTEMBER STADTKINO Klostergasse 5 BERN, DONNERSTAG, 13. SEPTEMBER KINO REX Schwanengasse 9 ST. GALLEN, FREITAG, 14. SEPTEMBER KINO K Grünbergstrasse 7 SCHAFFHAUSEN, MITTWOCH, 19. SEPTEMBER ZWINGLIKIRCHE Hochstrasse 202 BEGINN: JEWEILS 12.00 UHR Foto: GOPA-DERD 23
Nein zur Selbstbeschneidungs- Initiative Die sogenannte Selbstbestimmungs- Sie gefährdet unsere Sicherheit. initiative ist ein gefährlicher Etiketten- Gerichtsurteile wären vom politischen Klima geprägt und willkürlichen Verfassungsänderungen stünden Tür und schwindel: Tor offen. Vor allem Minderheiten wären vor Diskriminierung nicht mehr geschützt. Sie beschneidet unsere Grundrechte. Urteile des Europäischen Gerichtshofes für Menschen- Weitere Infos unter: sbi-nein.ch rechte gegen Verletzungen der Grundrechte in der Schweiz wären ab sofort wirkungslos. Allianz der Zivilgesellschaft / Schutzfaktor M Sie entmachtet das Bundesgericht. Das Bundesgericht dürfte die Europäische Menschen- rechtskonvention nicht mehr anwenden, um unsere Grundrechte zu schützen, falls diese durch ein Gesetz verletzt werden.
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