Zwischen Konjunktur programm und Europäischem Green Deal Perspektiven für das unternehmerische Nachhaltigkeitsmanagement
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Zwischen Konjunkturprogramm und Europäischem Green Deal Perspektiven für das unternehmerische Nachhaltigkeitsmanagement
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Impressum Herausgeber Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) Referat G I 4 Umwelt und Wirtschaft, nachhaltige Unternehmensführung · 11055 Berlin E-Mail: GI4@bmu.bund.de · Internet: www.bmu.de Redaktion BMU: Referat G I 4, Umwelt und Wirtschaft, nachhaltige Unternehmensführung: Annette Schmidt-Räntsch, Sascha Klapproth adelphi consult GmbH: Daniel Weiß Geschäftsstelle des Umweltgutachterausschusses: Frank Kermann Europäische Kommission, Generaldirektion Umwelt: Friederike Detry Text / Fachliche Bearbeitung Daniel Weiß (adelphi), Frank Kermann (Geschäftsstelle des Umweltgutachterausschusses) pertext, Berlin Stand Dezember 2020 Download www.bmu.de, EMAS; www.emas.de/25 (Film zur Konferenz)
Inhalt Programm der virtuellen Konferenz am 29.09.2020 4 Einleitung 7 Ergebnisse der Konferenz 8 → Begrüßung von Florian Pronold, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit 8 → Keynote-Vortrag von Kęstutis Sadauskas, Direktor der Abteilung Kreislaufwirtschaft und Grünes Wachstum der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission 10 → Panel: Potenziale und Herausforderungen des nachhaltigen Wirtschaftens als Motor zur aktuellen Krisenbewältigung und Transformation der Wirtschaft 12 → Panel: Klimamanagement und Klimaneutralität – Unternehmen zwischen Anspruch und Realität 16 → Panel: Umweltbezogene und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten zur Stärkung einer nachhaltigen Lieferkette 20 → Panel: Anforderungen an ein krisenfestes Nachhaltigkeitsmanagement 24 → Einordnung der Ergebnisse aus Sicht des Bundesumweltministeriums und der Europäischen Kommission und Ausblick 27 Workshops des Umweltgutachterausschusses zum Umweltmanagement 28 → Hintergrund 29 → Workshop: [Lebensmittel-] Einzelhandel – Vorreiter oder Nachsitzer bei Klima- und Umweltschutz? 30 → Workshop: Klimarisiken im Unternehmen identifizieren und managen 34 Auszeichnung von langjährigen EMAS-Teilnehmern und Vorreitern 38 → Auswahl und Auszeichnung 38 → Liste der ausgezeichneten Organisationen 40 Social Media-Aktion #ecoflagship #EMAS 50 Abkürzungsverzeichnis 54 3
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Programm der virtuellen Konferenz am 29.09.2020 Moderation: Dr. Tanja Busse Professor Tom Krebs PhD, Professur für VWL, Makroökonomik und 09:30 – 09:45 Wirtschaftspolitik, Universität Mannheim Begrüßung Bernhard Schwager Florian Pronold Vorstandsmitglied, Bundesdeutscher Parlamentarischer Staatssekretär im Bundes- Arbeitskreis für Umweltbewusstes Manage- ministerium für Umwelt, Naturschutz und ment (B.A.U.M.) e.V.; Geschäftsführer von nukleare Sicherheit (BMU) OmniCert Consulting Gabriele Wende 09:45 – 10:00 Director Responsibility, UPM-Kymmene Keynote Corporation Kęstutis Sadauskas Direktor der Abteilung Kreislaufwirtschaft und 11:15 – 11:30 Grünes Wachstum (ENV.B) der Generaldirek- Kaffeepause tion Umwelt der Europäischen Kommission 11:30 – 12:30 10:00 – 11:15 Klimamanagement und Klimaneut- Potenziale und Herausforderungen ralität – Unternehmen zwischen des nachhaltigen Wirtschaftens als Anspruch und Realität Motor zur aktuellen Krisenbewälti- gung und Transformation der Wirt- Hilke Patzwall schaft Senior Managerin Sustainability & CSR, VAUDE Nadine-Lan Hönighaus Geschäftsführerin, econsense – Forum Nach- Christoph Zeiss haltige Entwicklung der Deutschen Wirt- Senior Researcher Zukünftige Energie- und schaft e.V. Industriesysteme, Wuppertal Institut 4
Christoph Töpfer 14:45 – 15:15 wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachgebiet I Kaffeepause 1.4 Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Umweltfragen, nachhaltiger Konsum, Um- weltbundesamt (UBA) 15:15 – 16:15 Anforderungen an ein krisenfestes Michael Hub Nachhaltigkeitsmanagement Umweltgutachter, ValueCert Hub & Partner mbB Yvonne Zwick Leiterin Büro Deutscher Nachhaltigkeitsko- dex, Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) 12:30 – 13:30 Mittagspause Professor Dr. Frank Ebinger Forschungsprofessur für Nachhaltigkeits- orientiertes Innovations- und Transforma- 13:30 – 14:45 tionsmanagement, Technische Hochschule Umweltbezogene und menschen- Nürnberg rechtliche Sorgfaltspflichten zur Stärkung einer nachhaltigen Liefer- Monika Brom kette Stellvertretende Teamleitung, Nachhaltige Entwicklung, Umweltbundesamt Österreich Delara Burkhardt Mitglied des Europäischen Parlaments, Dr. Ralf Utermöhlen Mitglied des Umweltausschusses und der Umweltgutachter, AGIMUS GmbH sozialdemokratischen Fraktion im Europäi- schen Parlament 16:15 – 16:30 Lia Polotzek Einordnung der Ergebnisse aus Leitung Wirtschaft und Finanzen, Bund für Sicht des Bundesumweltministe- Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. riums und der Europäischen (BUND) Kommission und Ausblick Dr. Marina Beermann Annette Schmidt-Räntsch Leitung EDEKA-Partnerschaft, World Wide Referentin im Referat Umwelt und Wirtschaft Fund For Nature (WWF) im Bundesministerium für Umwelt, Natur- schutz und nukleare Sicherheit (BMU) Dr. Heinz Herzog Umweltmanagementbeauftragter, CWS- Kęstutis Sadauskas Lackfabrik GmbH & Co. KG Direktor der Abteilung Kreislaufwirtschaft und Grünes Wachstum (ENV.B) der General- direktion Umwelt der Europäischen Kommission 5
Einleitung U mweltschutz und Nachhaltigkeit kom- men immer stärker in der Mitte der Gesellschaft und der Wirtschaft an. Die Er- Das freiwillige Umweltmanagementinstru- ment Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) ist seit 25 Jahren für jene Unterneh- wartungen an Unternehmen sind hoch – men, die die kontinuierliche Verbesserung und immer mehr Unternehmen begeben ihrer Umweltleistung und transparente sich auf den Weg des nachhaltigen Wirt- Umweltberichterstattung zur Priorität ge- schaftens. Unternehmen sind gefordert, sich macht haben, die erste Wahl. zu den Pariser Klimazielen zu bekennen, in ihren Lieferketten Nachhaltigkeitsstandards Zum Anlass des 25-jährigen Bestehens von zu verankern und transparent über ihre EMAS fand am 29. September 2020 eine vir- Umwelt- und Nachhaltigkeitsleistung zu be- tuelle Veranstaltung des Bundesministeri- richten. ums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) statt. Die Veranstaltung Grundlage für das nachhaltige Wirtschaften zielte darauf ab, sind klare politische Rahmenbedingungen. Der Europäische Green Deal, der unter an- • ü ber die Potenziale und Herausforderun- derem vorsieht, Europa bis 2050 klimaneut- gen des nachhaltigen Wirtschaftens als ral zu machen, soll im Zentrum des Wieder- Motor zur aktuellen Krisenbewältigung aufbaus der Wirtschaft stehen und genutzt und Transformation der Wirtschaft zu werden, um den mittel- bis langfristigen sprechen und Aufbau einer nachhaltigen europäischen • Handlungspfade für ein krisenfestes und Wirtschaft zu fördern. Auch bei Konjunk- zukunftsfähiges Umwelt- und Nachhal- turprogrammen in diversen EU-Mitglied- tigkeitsmanagement von Unternehmen staaten, die gegenwärtig zur Abfederung der zu diskutieren. Corona-Pandemie aufgesetzt werden, wird verstärkt darauf gedrungen, dass die Mittel- Diese und weitere damit verbundene The- vergabe ökologisch verträglich und sozial men wurden auf der Jubiläumskonferenz gerecht ausgestaltet wird. Unternehmen, die von zahlreichen Expertinnen und Experten Nachhaltigkeitsbelange systematisch mana- aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vor gen, sind klar im Vorteil, politische und ge- etwa 230 Teilnehmerinnen und Teilneh- sellschaftliche Anforderungen zu erfüllen mern aus Deutschland und Europa, die die und neue Geschäftschancen zu erschließen. Konferenz per Video-Livestream verfolgten, diskutiert. 7
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Ergebnisse der Konferenz Begrüßung von Florian Pronold, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Kernbotschaften ∙ 25 Jahre EMAS bedeuten 25 Jahre ∙ Mit einem Umweltmanagementsys- verantwortungsvolle Unterneh- tem nach EMAS ist der Grundstock mensführung. EMAS ist aktueller für nachhaltiges, glaubhaftes und denn je. transparentes Wirtschaften und krisenfeste Lieferketten gelegt. ∙ Nachhaltigkeit in der Wirtschaft beginnt im Unternehmen. EMAS leistet einen Beitrag zu der notwen- digen Transformation der Wirtschaft. 8
D ie Konferenz wurde von Florian Pro- nold, Parlamentarischer Staatssekretär im BMU, eröffnet. In seiner Begrüßungsrede betonte er, dass Wirtschaft und Nachhaltig- keit kein Gegensatzpaar mehr sei, sondern dass diejenigen Unternehmen besser am Markt bestehen könnten, die Aspekte der Nachhaltigkeit in ihre Aktivitäten einbezö- gen. Seiner Einschätzung zufolge zeige die „Wir brauchen Unternehmen, die nachhal- Nutzung des Umweltmanagementsystem tige Geschäftsmodelle aufsetzen. Dazu war EMAS, dass Unternehmen ihre Auswirkun- EMAS die letzten 25 Jahre eine gute Grund- gen auf die Umwelt, sowie soziale Themen lage. Unter den Bewusstseinsveränderun- ernst nähmen. Genau das werde heute ge- gen, die derzeit stattfinden, wird EMAS auch braucht, denn um den Green Deal und des- in Zukunft ein guter Baustein sein, Schritt sen Umsetzung auf Unternehmensebene für Schritt Nachhaltigkeitsziele in Unter- voranzubringen, brauche es mehr echte nehmenspolitiken zu integrieren“, resü- Nachhaltigkeit anstelle von Greenwashing. mierte er zum Abschluss seiner Rede. 9
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Keynote-Vortrag von Kęstutis Sadauskas, Direktor der Abteilung Kreislaufwirtschaft und Grünes Wachstum der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission Kernbotschaften ∙ Umweltmanagementinstrumente ∙ EMAS kann eine wichtige Rolle bei wie EMAS werden angesichts großer der Umsetzung zentraler Politikini- Herausforderungen durch den Klima tiativen wie dem Europäischen wandel und der Art, wie Ressourcen Green Deal und dem Aktionsplan genutzt werden, heute mehr denn je Kreislaufwirtschaft spielen. benötigt. ∙ Um die Anzahl der EMAS-Nutzerin- nen und -nutzern zu erhöhen, sind weitere Anreizinstrumente zur För- derung von EMAS und eine bessere Integration in bestehende Politikini- tiativen und -instrumente nötig. K ęstutis Sadauskas, Direktor der Abtei- lung Kreislaufwirtschaft und Grünes Wachstum bei der Europäischen Kommissi- „ grüne Transformation“ einsetzen und dazu on, betonte die Bedeutung von EMAS für die beitragen, dass der Kontinent bis 2050 klima- europäische Umwelt- und Nachhaltigkeits- neutral wird. Mit 25 Jahren Erfahrung sei politik. EMAS leiste einen wichtigen Beitrag EMAS ein etabliertes Instrument zur Unter- für das Gelingen zentraler europäischer poli- stützung dieses anspruchsvollen und ambiti- tischer Initiativen. Mit Blick auf aktuelle Her- onierten Prozesses. Auch beim Thema „Kreis- ausforderungen sei das Instrument insbe- laufwirtschaft“ seien EMAS-registrierte sondere aufgrund seiner Anforderungen an Unternehmen nach Ansicht von Kęstutis die kontinuierliche Verbesserung der Um- Sadauskas gut aufgestellt und anderen Un- weltleistung und die glaubwürdige Bericht- ternehmen einen Schritt voraus. Ähnliches erstattung aktueller denn je. Er wies darauf gelte beim Thema „Green Claims“ im Rah- hin, dass der Europäische Green Deal und der men des Aktionsplans Kreislaufwirtschaft. Aktionsplan Kreislaufwirtschaft von Unter- EMAS-registrierte Organisationen lieferten nehmen verlangen, dass sie sich für eine zuverlässige und vergleichbare Informatio- 10
Finanzrahmen, spiele der Klimaschutz eine größere Rolle. Davon könnten EMAS-regis- trierte Organisationen profitieren. nen in ihren Umwelterklärungen. Umwelt- daten von EMAS-registrierten Organisatio- Damit EMAS einen substanziellen Beitrag nen könnten nach Ansicht des Vertreters der zur europäischen Umwelt- und Nachhaltig- EU-Kommission darüber hinaus im Rahmen keitspolitik leisten und ausbauen kann, wies der EU-Taxonomie genutzt werden. Die Ta- Kęstutis Sadauskas auf die Notwendigkeit xonomie liefert eine Grundlage für die Be- weiterer ordnungsrechtlicher und finanziel- stimmung nachhaltiger Wirtschaftstätigkei- ler Anreize hin. Diese würden benötigt, da- ten. Mit Blick auf die unmittelbare Zukunft mit mehr Unternehmen und andere Orga- zeigte sich Kęstutis Sadauskas zuversichtlich, nisationen EMAS einführen und nutzen. dass EMAS-registrierte Organisationen auf- Hier müsse die Politik noch aktiver werden. grund ihrer strategischen Herangehensweise Er wies auf das von der EU Kommission ge- an Umweltherausforderungen gut aufgestellt förderte Projekt „ENHANCE“ hin, welches seien, den pandemiebedingten Weg aus der Anreizinstrumente erarbeitet und die Um- Krise zu finden. Im europäischen Aufbau- setzung unterstützt hat. fonds, in Verbindung mit dem mehrjährigen 11
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Panel: Potenziale und Herausforderungen des nachhaltigen Wirtschaftens als Motor zur aktuellen Krisenbewältigung und Transformation der Wirtschaft Panelistinnen und Panelisten Nadine-Lan Hönighaus Bernhard Schwager Geschäftsführerin, econsense – Vorstandsmitglied, Bundesdeutscher Forum Nachhaltige Entwicklung der Arbeitskreis für Umweltbewusstes Deutschen Wirtschaft e.V. Management (B.A.U.M.) e.V.; Geschäftsführer OmniCert Consulting Professor Tom Krebs PhD, Professur für VWL, Makro Gabriele Wende ökonomik und Wirtschaftspolitik, Director Responsibility, Universität Mannheim UPM-Kymmene Corporation 12
Zentrale Inhalte und Leitfragen Auf dem ersten Panel wurde diskutiert, wie die Überwindung der Coro- na-Krise und die Erreichung zentraler Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele miteinander vereinbart und wie ein Gegeneinander von Wiederaufbau und Nachhaltigkeit verhindert werden können. Außerdem wurde disku- tiert, welche Rolle Managementinstrumente wie EMAS spielen, um die Transformation auf Unternehmensebene voranzutreiben. ∙ Wie können die Überwindung der Corona-Krise und die Erreichung zentraler Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele miteinander verzahnt werden? ∙ Wie kann verhindert werden, dass es ein Gegeneinander von Wieder- aufbau und Nachhaltigkeit gibt? ∙ Welche Sektoren liegen im Fokus für eine erfolgreiche Transformation, welche starken Sektoren gibt es und wo bestehen noch Herausforde- rungen? ∙ Welche Handlungsfelder und Maßnahmen (bspw. Finanzsystem, Digi- talisierung) sind zentral, damit Unternehmen Umwelt- und Nachhal- tigkeitsbelange noch stärker in ihren Produktionsprozessen und ihren Produkten berücksichtigen (können)? ∙ Welche Rolle spielen Managementinstrumente wie EMAS, um die Transformation auf Unternehmensebene voranzutreiben? D en ersten Beitrag zur Beantwortung dieser Fragen lieferte Tom Krebs, Pro- fessor für VWL, Makroökonomik und Wirt- die sich ohnehin im Umbruch befänden. In Hinblick darauf, was es braucht, um die Ver- breitung von Umweltmanagementsystemen schaftspolitik an der Universität Mannheim, wie EMAS weiter voranzutreiben, wünscht demzufolge Nachhaltigkeit und die Erho- er sich einen klaren politischen Rahmen, lung von der Corona-Krise zusammengehen wie beispielsweise Förderprogramme, die können. Er bezeichnete das Investitionspa- nur nach einheitlichen ökologischen und ket der Bundesregierung als ein insgesamt sozialen Kriterien vergeben werden. gutes Konjunkturpaket, bei dem er sich le- diglich mehr transformative Elemente ge- Die Unternehmen in ihrem Verband be- wünscht hätte, die dabei helfen würden, schäftigen sich schon seit langer Zeit mit die Krise als Chance zu nutzen. Als Beispiel dem Thema Nachhaltigkeit, erklärte Nadine- führte er die Umschulung von Kurzarbeite- Lan Hönighaus, Geschäftsführerin des Wirt- rinnen und Kurzarbeitern aus Branchen an, schaftsforums econsense. Daran habe auch 13
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL die Corona-Krise nichts geändert, denn die Vielzahl an unterschiedlichen Standards im Mitgliedsunternehmen von econsense be- Umwelt- und Nachhaltigkeitsbereich dar, fanden sich schon vorher mitten im Trans- die Unternehmen zunehmend überfordern formationsprozess weg von fossilen Brenn- würden. Hier wünscht sie sich mehr Orien- stoffen hin zu erneuerbaren Energien und tierung für Unternehmen und Konnektivi- einer Kreislaufwirtschaft. So würden mitt- tät zwischen den einzelnen Standards. lerweile in der Automobilbranche zum Teil Expertinnen und Experten für die Kreislauf- Für Bernhard Schwager, Vorstandsmitglied wirtschaft in das Design und die Produktion beim Bundesdeutschen Arbeitskreis für von Fahrzeugen einbezogen. Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e. V., sollten Unternehmen die aktuelle Krise Nachhaltigkeit müsse heutzutage der Kern als Chance sehen, um ihre Geschäftsmodelle einer jeden Unternehmensstrategie sein, da widerstandsfähiger zu gestalten. Er betrach- Unternehmen, die ESG-Kriterien (Environ- tet EMAS als ein wirkungsvolles Instru- ment Social Governance) nicht erfüllen, in ment, welches Unternehmen unter ande- Zukunft Nachteile am Kapitalmarkt erfah- rem durch die Risiko- und Chancenanalyse ren würden. Um die großen Ideen praktisch auf dem Weg dahin begleitet, wünscht sich und messbar umzusetzen, benötigen Unter- jedoch auch eine Erweiterung des Manage- nehmen Werkzeuge wie EMAS, die sie dabei mentsystems um soziale Belange und Kri- unterstützen. EMAS biete hierbei eine ge- terien guter Unternehmensführung. Er meinsame Sprache auf europäischer Ebene konstatierte, dass das Umweltmanagement im Umweltbereich. econsense setzt sich für im Unternehmen seit der Einführung vor die Erweiterung von EMAS um soziale As- 25 Jahren einen starken Wandel erfahren pekte sowie Kriterien guter Unternehmens- habe und dass die Verantwortlichen für führung ein. Ein Problem stelle für sie die Nachhaltigkeitsthemen in Unternehmen heute eine wichtigere Rolle als je zuvor hät- ten, die sich auch in einer besseren Position gegenüber der Geschäftsführung ausdrü- cke. Die Vielzahl der Standards stellt für ihn kein Problem dar, schließlich würde so ein Wettbewerb der Systeme gefördert werden. 14
Außerdem sei die Idee von einem einzigen schaften als einziges Zukunftsmodell. Dabei und auf alle Organisationen anwendbaren stelle EMAS einen guten Baustein dar, der System eine Illusion. Die Beratungsbranche noch weiterentwickelt werden müsse. So könne aber Unternehmen jeder Größe dabei habe UPM in einem Pilotprojekt seine Um- unterstützen, den für sie passenden Stan- welterklärung um soziale Aspekte erweitert. dard zu wählen. Während der Paneldiskussion herrschte Aus der Unternehmenspraxis berichtete unter den Teilnehmenden Einigkeit darü- Gabriele Wende, Director Responsibility ber, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeit beim Papierhersteller UPM, der über zahl- schon seit längerer Zeit in ihre strategischen reiche EMAS-registrierte Standorte in Euro- Entscheidungen einbezogen haben, bes- pa verfügt. Sie erklärte, dass auch bei UPM ser auf die Corona-Krise vorbereitet waren. der strukturelle Transformationsprozess Weiterhin wurde von allen Seiten gefordert, vom reinen Papierhersteller hin zu einem ökologische und soziale Kriterien stärker Bioökonomieunternehmen mit Fokus auf zusammenzudenken. Zwar gebe es in den Holz und einer breiten Palette an Produk- Bereichen Umwelt- und Nachhaltigkeits- ten schon vor der Pandemie begonnen habe. management kein System, welches für alle Der große Erfahrungsschatz im Umgang Unternehmen passe, jedoch stelle EMAS mit Prozessen in den Bereichen Umwelt- ein wichtiges Instrument dar, welches nach management und Arbeitsschutz habe dem Einschätzung der Teilnehmenden sinnvoll Unternehmen auch bei der Bewältigung der erweitert werden könne, ohne Unterneh- Corona-Krise bisher genutzt. Durch die Ver- men zu überfordern. wendung des Rohstoffes Holz sei das Unter- nehmen eng mit dem Thema Nachhaltigkeit verbunden und sehe nachhaltiges Wirt- 15
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Panel: Klimamanagement und Klimaneutralität – Unternehmen zwischen Anspruch und Realität Panelistinnen und Panelisten Hilke Patzwall Christoph Töpfer Senior Managerin Sustainability wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fachge- & CSR, VAUDE biet I 1.4 Wirtschafts- und sozialwis- senschaftliche Umweltfragen, nachhal- Christoph Zeiss tiger Konsum, Umweltbundesamt Senior Researcher Zukünftige Energie- (UBA) und Industriesysteme, Wuppertal Institut Michael Hub Umweltgutachter, ValueCert Hub & Partner mbB 16
Zentrale Inhalte und Leitfragen Das zweite Panel richtete den Blick auf das betriebliche Klimaschutzma- nagement. Hierbei wurde diskutiert, welche Erwartungen Akteurinnen und Akteure der Finanz- und Realwirtschaft, der Politik sowie Verbrau- cherinnen und Verbraucher an den unternehmerischen Klimaschutz haben und wie die Unternehmen diesen Erwartungen nachkommen können. Außerdem wurde darüber debattiert, wie EMAS für das Klima- management und das Erreichen von Klimaneutralität genutzt werden könne. ∙ W elche Erwartungen haben Akteurinnen und Akteure der Finanz- und Realwirtschaft, der Politik sowie Verbraucherinnen und Verbraucher an den unternehmerischen Klimaschutz? Wie können Unternehmen diesen Erwartungen nachkommen? ∙ Besteht eine Lücke zwischen dem Anspruch dieser Akteurinnen und Akteure und der Wirklichkeit in den Produktionshallen und Büros? Wie kann sie geschlossen werden? ∙ Sollte der Staat hierbei vorwiegend auf Freiwilligkeit setzen oder sind Regulierungsmaßnahmen auszubauen? ∙ Wären einheitliche Standards für das unternehmerische Klima management und die Klimaneutralität sinnvoll? ∙ Wie kann EMAS für Klimamanagement und Klimaneutralität genutzt werden? ∙ Welche Unterstützungsmaßnahmen sind nötig, um ein ambitioniertes Klimamanagement in den Unternehmen zu fördern? C hristoph Zeiss, Senior Researcher am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, konstatierte, dass der Klima- graduelle Verbesserungen, sondern um neue Zukunftsbilder und darum, wie ein klima- neutrales Deutschland aussehen könne. Dies schutz mittlerweile auf allen politischen werde auch Auswirkungen auf die Wert- Ebenen angekommen sei und es immer schöpfungsketten von Unternehmen haben, mehr Unternehmen gebe, die sich Klima- die in der Zukunft anders organisiert sein ziele setzen. Es sei klar, dass Deutschland würden. Im Rahmen dieser Transformation und damit auch die Wirtschaft klimaneutral seien Unternehmen dazu angehalten sich werden müssten, und nun gehe es darum zu überlegen, ob ihre Produkte in der neuen herauszufinden, welche Pfade auf dem Weg Welt noch wettbewerbsfähig seien. dahin sinnvoll seien. Es gehe nicht mehr um 17
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL lichkeit bei den Bemühungen um Klima- neutralität zu erreichen. Zwang führe in die- sem Zusammenhang nicht unbedingt zur wirtschaftlichsten und besten Umsetzung. Alle großen deutschen Konzerne beschäf- tigten sich mittlerweile mit diesen Themen, Der deutsche Outdoor-Bekleidungsherstel- bestätigte der Umweltgutachter Michael ler VAUDE ist EMAS-registriert und hat vor Hub. Um klimaneutral zu werden, müssten einiger Zeit eine Klimabilanz für den Haupt- Unternehmen zunächst bei sich selbst be- sitz des Unternehmens in Tettnang erstellen ginnen, nach einer Verbesserung der eige- lassen, berichtete Hilke Patzwall, Senior Ma- nen Effizienz streben und anschließend nagerin Sustainability & CSR des Unterneh- auch verstehen, welches die indirekten Um- mens. „Wir wissen nach zehn Jahren Klima- weltauswirkungen der eigenen Tätigkeit bilanzierung, dass wir zwei Drittel unserer sind. Dabei helfe EMAS, die wesentlichen Emissionen in der Lieferkette verursachen“, Umweltauswirkungen herauszuarbeiten, konstatierte sie. Außerdem sei im Bereich die die Unternehmen anschließend syste- der Scope-3-Emissionen die Mobilität der matisch angehen können. Seiner Ansicht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein nicht nach ist der Weg hin zu Klimaneutralität ein zu unterschätzender Faktor, der nur bedingt Prozess der kontinuierlichen Verbesserung, im Einflussbereich des Unternehmens liege. bei dem die Unternehmen Schritt für Schritt Als wesentliche Stellschrauben des Klima- ihre Leistung verbessern und sich laufend schutzmanagements habe das Unterneh- neue Ziele stecken. Da Unternehmen mitt- men die Art der Energiequellen bei seinen lerweile einem großen externen Druck aus- Lieferantinnen und Lieferanten sowie die gesetzt seien, eine Dekarbonisierungsstra- für die Bekleidung verwendeten Materialien tegie zu entwickeln, sind für ihn politische identifiziert. Hier wolle das Unternehmen Anreize der richtige Weg, um mehr Verbind- bis 2024 für mindestens 90 % aller VAUDE- 18
Produkte einen biobasierten oder recycel- ten Materialanteil von mehr als 50 % haben. Gerade kleine und mittlere Unternehmen stünden bei der Suche nach nachhaltigen Materialien vor einer riesigen Herausforde- rung. Bei den Themen Kreislaufwirtschaft und Klimaneutralität handele es sich um ge- sellschaftliche Probleme, die kein Unterneh- men alleine stemmen könne, weshalb VAU- risiken für das eigene Unternehmen sowie DE sich für verbindliche und ambitionierte eine transparente Berichterstattung. Dabei Regelungen einsetzt. Die Zeit der Freiwillig- gelte die Maxime „Vermindern vor vermei- keit habe schließlich zu nichts geführt – und den vor kompensieren“. Um Unternehmen nun bräuchten Unternehmen Verbindlich- zu motivieren, sich auf den Weg zur Klima- keit, da sie sonst keine Investitionen planen neutralität zu machen, hält er einen Mix könnten. aus verpflichtenden Elementen sowie frei- willigen Maßnahmen und Anreizen für am Christoph Töpfer vom Umweltbundesamt sinnvollsten. Es müsse vermieden werden, stellte anschließend einen aktuellen For- dass sich Unternehmen vor den Kopf gesto- schungsbericht vor, der konkrete Wege zu ßen fühlen. Dennoch habe sich gezeigt, dass einem systematischen Klimamanagement Freiwilligkeit nicht zur Breitenwirkung ge- aufzeigt, mit dem Unternehmen einen wirk- führt habe, die für die Erreichung der natio- samen Beitrag zum Klimaschutz leisten, aber nalen und internationalen Klimaziele nötig auch die geschäftsrelevanten Klimarisiken ist. Auf Unternehmensebene sei EMAS ein managen können. Der Bericht kommt zu hervorragendes Werkzeug, um klimaneutral dem Ergebnis, dass EMAS sich in besonde- zu wirtschaften. rem Maße für eine Festschreibung der An- forderungen an ein glaubwürdiges Klima- Über die Fragen, wieviel Verbindlichkeit nö- management eignet. Herr Töpfer erläuterte tig und welches der richtige Pfad in ein kli- die wichtigsten Elemente für ein glaubwür- maneutrales Deutschland sei, konnte unter diges Klimamanagement: eine langfristige den Teilnehmenden keine Einigkeit erzielt Klimastrategie, wissenschaftsbasierte Kli- werden. Jedoch gab es keine Zweifel daran, maziele, eine ordentliche Treibhausbilan- dass ein Umweltmanagementsystem wie zierung, die Ermittlung wesentlicher Klima- EMAS auf dem Weg dorthin helfen könne. 19
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Panel: Umweltbezogene und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten zur Stärkung einer nachhaltigen Lieferkette Panelistinnen und Panelisten Delara Burkhardt Lia Polotzek Mitglied des Europäischen Parlaments, Leitung Wirtschaft und Finanzen, Bund Mitglied des Umweltausschusses und für Umwelt und Naturschutz Deutsch- der sozialdemokratischen Fraktion im land e.V. (BUND) Europäischen Parlament Dr. Heinz Herzog Dr. Marina Beermann Umweltmanagementbeauftragter, Leitung EDEKA-Partnerschaft, World CWS-Lackfabrik GmbH & Co. KG Wide Fund For Nature (WWF) 20
Zentrale Inhalte und Leitfragen Auf dem dritten Panel wurde diskutiert, warum die Verknüpfung von umwelt- und menschenrechtlichen Sorgfaltsanforderungen so wichtig ist und wie deren Verknüpfung in der Unternehmenspraxis gelingt. Außer- dem sollte es darum gehen, ob angesichts des beschleunigten Klimawan- dels ein stärkeres Eingreifen der Politik notwendig ist. ∙ W elche (neuen) Anforderungen menschenrechts- und umweltbezoge- ner Sorgfalt ergeben sich für Unternehmen? ∙ Warum ist die Verknüpfung von umwelt- und menschenrechtlichen Sorgfaltsanforderungen wichtig? ∙ Wie gelingt Unternehmen die Verknüpfung umwelt- und menschen- rechtlicher Sorgfaltsanforderungen in der Praxis? ∙ Wie können Unternehmen mit EMAS Umweltauswirkungen in Be- schaffungsprozessen und beim Lieferantinnen- und Lieferantenma- nagement berücksichtigen? E in Lieferkettengesetz werde in irgend- einer Form kommen, erklärte Annette Schmidt-Räntsch, Referentin im Bundes- („level playing field“) und jene Unterneh- men zu fördern, die im Bereich nachhaltiger Unternehmensführung bereits viel tun. Eine ministerium für Umwelt, Naturschutz und gesetzliche Initiative könnte aus Sicht von nukleare Sicherheit. Delara Burkhard, Abge- Delara Burkhard letztendlich auch zu einer ordnete im Europaparlament und Mitglied Stärkung von EMAS beitragen. Des Weiteren des Umweltausschusses, griff dies auf und machte sie sich für Nachhaltigkeitskriterien verkündete, dass Anfang 2021 der Vorschlag als Vergabeprinzip bei der öffentlichen Be- für ein europäisches Lieferkettengesetz ge- schaffung stark, da es bisher viel zu sehr von macht werde. Im Gegensatz zum deutschen einzelnen Akteurinnen und Akteuren vor Entwurf enthalte der europäische Entwurf Ort in den Kommunen abhänge, ob die Be- auch umweltbezogene Sorgfaltspflichten. schaffung nachhaltig gestaltet sei. Diese müssten nach ihrer Ansicht unbe- dingt schon in den deutschen Entwurf auf- Ein ambitioniertes Lieferkettengesetz müsse genommen werden. Ein Lieferkettengesetz auch Sanktionierungen bei Nichteinhaltung sei auch sinnvoll, um gleiche Wettbewerbs- von Standards vorsehen, forderte Lia Polot- bedingungen für Unternehmen zu schaffen zek, Referentin für Wirtschaft, Finanzen und 21
Handel beim BUND. Für den BUND stellt ein Dr. Marina Beermann, Leiterin der Edeka- wirksames Lieferkettengesetz einen ersten Partnerschaft beim WWF, berichtete, dass Baustein dar, um nachhaltigere Handelsbe- das momentan größte Problem die nicht ziehungen zu etablieren und die gröbsten vorhandene Lieferkettentransparenz dar- umwelt- und menschenrechtlichen Schä- stelle. Dabei stelle sich die Frage, inwieweit den zu vermeiden. Eine Problematik bei der große Unternehmen am Ende der Wert- Integration von umweltbezogenen Sorg- schöpfungskette Einfluss auf die wesentli- faltspflichten sieht sie darin, dass die Frage chen negativen Folgen auf den tieferen Stu- nach Standards hier schwieriger sei als im fen der Lieferkette haben. Je nach Branche Bereich der Menschenrechte, wo bereits gebe es eine sehr hohe Volatilität der Liefe- zahlreiche internationale Abkommen be- rantinnen- und Lieferantenbasis und selbst stünden. Insgesamt konstatierte sie, dass sie Unternehmen mit geringem Portfolio hät- sich ein stärkeres Eingreifen der Politik zur ten sehr komplexe Lieferketten. Eigentlich Unterbindung von nicht-nachhaltigen Ge- müsse jede Lieferantin und jeder Lieferant schäftsmodellen und international verbind- einzeln betrachtet und bewertet werden, was liche Abkommen für die Lieferkettenregu- jedoch aus Kapazitätsgründen nicht möglich lierung wünsche. sei. Deshalb entwickelt der WWF gemein- sam mit Edeka Lösungen wie Beschaffungs- Risikoanalysen, die die wesentlichen Risiken
für die Beschaffung bestimmter Rohstoffe Rahmen in Form des Lieferkettengesetzes aus bestimmten Ländern aufzeigen. Diese dem Unternehmen auch eine bessere Aus- Lösungen, vorrangig für die Bereiche Süß- gangslage bei der Durchsetzung von Nach- wasser, Klimaschutz und Biodiversität, wür- haltigkeits- und Transparenzanforderungen den auch anderen Unternehmen zugänglich gegenüber seinen Lieferantinnen und Liefe- gemacht werden. ranten verschaffen würde. Gleichzeitig sei es auch wichtig, im Dialog mit den Lieferantin- Ebenso wie Delara Burkhard plädierte sie nen und Lieferanten zu schauen, wie diese für neue Regelungen in der öffentlichen Be- ihre Nachhaltigkeitsleistungen verbessern schaffung wie der gleichrangigen Berück- können und gegebenenfalls Lieferanten- sichtigung wirtschaftlicher Kriterien sowie qualifizierungen durchzuführen. Ähnliches Kriterien der Nachhaltigkeit, da diese einen gelte für die Forschung und Entwicklung, Hebel darstellten, um nachhaltige Produkte die ebenfalls qualifiziert und sensibilisiert und Dienstleistungen zu stärken. werden müsse, damit schon beim Design der Produkte auf Umweltverträglichkeit etc. Der Unternehmensvertreter Dr. Heinz Her- geachtet werden könne. So kam er zu dem zog, Umweltmanagementbeauftragter bei Schluss, dass auch relativ kleine Unterneh- der CWS-Lackfabrik GmbH & Co. KG, be- men viele Hebel hätten, ihre Umwelt- und richtete von seinen Erfahrungen aus der Pra- Menschenrechtsleistungen zu verbessern xis. Das Unternehmen ist seit über 20 Jahren und dass es finanzielle Anreize für alle Un- EMAS-registriert und hat über die Jahre sehr ternehmen geben solle, die nachvollziehbar umfassendes Wissen über die wesentlichen und gut dokumentiert alle Anforderungen, Problemfelder in seiner Lieferkette erlangt. die zum Beispiel das Lieferkettengesetz an Mehr als 450 verschiedene Stoffe fließen in sie stelle, erfüllten. die Produkte des Unternehmens ein, wes- halb das unternehmensinterne Manage- Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des mentsystem einen klaren Fokus auf die pro- Panels stimmten miteinander in ihren Forde- blematischen Rohstoffe richtet. Er äußerte rungen nach einer gesetzlichen Regelung von sich sehr zuversichtlich, dass sein Unter- umwelt- und menschenrechtlichen Sorg- nehmen die voraussichtlichen Anforderun- faltspflichten überein. Am sinnvollsten sei gen des Lieferkettengesetzes erfüllen könne eine solche Regelung auf europäischer bzw. und betonte weiterhin, dass ein gesetzlicher internationaler Ebene. Die Regelung sollte gleichzeitig auch einen transformativen Cha- rakter aufweisen, um nicht-nachhaltige Ge- schäftsmodelle überflüssig zu machen. 23
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Panel: Anforderungen an ein krisenfestes Nachhaltigkeitsmanagement Panelistinnen und Panelisten Yvonne Zwick Professor Dr. Frank Ebinger Leiterin Büro Deutscher Nachhaltig- Forschungsprofessur für Nachhaltig- keitskodex, Rat für Nachhaltige Ent- keitsorientiertes Innovations- und wicklung (RNE) Transformationsmanagement, Techni- sche Hochschule Nürnberg Monika Brom Stellvertretende Teamleitung, Nachhal- Dr. Ralf Utermöhlen tige Entwicklung, Umweltbundesamt Umweltgutachter, AGIMUS GmbH Österreich Zentrale Inhalte und Leitfragen Das letzte Panel der Konferenz wagte einen Ausblick in die zukünftige Entwicklung und Ausrichtung des Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanage- ments. Dabei ging es unter anderem um die Weiterentwicklung von EMAS und dessen mögliche Verknüpfung mit anderen Instrumenten. ∙ Wie wird nachhaltige Unternehmensführung messbar/überprüfbar? ∙ Was zeichnet eine komprimierte und anwenderfreundliche Bericht- erstattung aus? ∙ Wohin entwickelt sich die Nachhaltigkeitsberichterstattung? ∙ Welche Informationen sind insbesondere für Finanzmarktakteurinnen und -akteure relevant? ∙ Welchen Beitrag leistet EMAS zu einer nachhaltigen und krisenfesten Unternehmensführung? ∙ Welche Rolle können Umweltgutachterinnen und -gutachter bei der Prüfung unternehmerischer Nachhaltigkeit spielen? ∙ Welchen Nutzen können Regierungen aus EMAS für das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen ziehen? ∙ Wie kann EMAS mit anderen Berichtsstandards kombiniert werden? 24
rinnen und -prüfer zum Einsatz kommen sollen, um eine Steigerung der Glaubwür- Y vonne Zwick, Leiterin des Büros des DNK, hob zunächst die Rolle des DNK hervor, den sie als eine öffentliche Infra- digkeit der DNK-Erklärungen zu erreichen. EMAS sei ein wichtiges und erweiterbares struktur sieht, die zentral Daten über Nach- Modul im Sinne eines Nachhaltigkeitsma- haltigkeitsberichte von Unternehmen zur nagements, das in Verbindung mit dem DNK Verfügung stellt und in Ergänzung zu ande- ein sehr großes Potenzial habe, erklärte ren Berichtsstandards darum bemüht ist, so Frank Ebinger, Professor an der Technischen viele Leserinnen und Leser wie möglich zu Hochschule Nürnberg und Vorstandsmit- erreichen. Dabei liege der Schwerpunkt des glied im Umweltgutachterausschuss. Wäh- DNK als Berichtsstandard auf Transparenz, rend bei EMAS zuerst eine Bestandsaufnah- wohingegen bei EMAS durch die Umwelt- me erfolge, dann ein Managementsystem gutachterinnen und -gutachter auch die Va- eingerichtet und erst zum Schluss berichtet lidität der Daten überprüft werde. Im Rah- werde, ist es beim DNK genau andersherum. men einer Studie zu den Schnittstellen In der Verbindung der beiden Instrumente zwischen EMAS und dem DNK wurde nun entstünde eine neue Perspektive und beson- beschlossen, dass die Umweltgutachterin- ders die von EMAS geforderte Zielsetzungs- nen und -gutachter aufgrund ihrer Experti- systematik sei essenziell zur Verbesserung se zukünftig auch beim DNK als Drittprüfe- der Umweltleistungen. Verbesserungswür- 25
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL dig bei EMAS sei, dass momentan zwar Kernindikatoren vorgegeben seien, die Sys- temgrenzen anhand der Ergebnisse der We- sentlichkeitsbeurteilung von den Unterneh- men aber unterschiedlich gesetzt würden. Dies berge die Gefahr, dass EMAS als reines den Einsatz von EMAS zu generieren, wie Compliance-Instrument angewendet werde im Rahmen des von Kęstutis Sadauskas ge- und nicht auf die Art und Weise, wie es ei- nannten Projekts „ENHANCE“ geschehen. gentlich beabsichtigt ist. Aus ihrer Sicht biete EMAS einen Rahmen, in den viele andere Standards und gesetzliche Dr. Ralf Utermöhlen, Umweltgutachter bei Anforderungen integriert werden könnten. der AGIMUS GmbH, bestätigte, dass EMAS Die wesentliche Stärke von EMAS sei, dass im vom Unternehmen selbst festgelegten jedes Unternehmen auf jedem Level einstei- Wirkungskreis extrem wirkungsstark sei. gen könne, was unbedingt beibehalten wer- Um eine Einfallsmöglichkeit für Unterneh- den müsse. Zusätzliche verpflichtende Kri- men, die keine nachhaltigen Geschäftsmo- terien könnten zu einer großen Belastung delle verfolgen, zu unterbinden, plädierte er von Unternehmen führen. Darüber hinaus für eine qualitative Aufwertung von EMAS sei EMAS ein Instrument auf betrieblicher im Gegensatz zu anderen Instrumenten wie Ebene, welches wichtige politische Wei- ISO 14001 durch den Ausschluss bestimm- chenstellungen für eine sozial-ökologische ter Geschäftsmodelle. Er wünschte sich, Transformation nicht ersetzen könne. EMAS als Premiumstandard zu etablieren, der zum Beispiel um die überprüfbare Inte- Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wa- gration der Science Based Targets erweitert ren zwar alle der Meinung, dass EMAS wei- werden könnte. terentwickelt werden sollte, die Meinungen darüber, wie dies geschehen könnte, unter- Monika Brom vom Umweltbundesamt Ös- schieden sich jedoch deutlich. Über die Fra- terreich wandte ein, dass härtere Kriterien ge, ob es besser sei, mehr Betriebe auf einem zu einem Rückgang der EMAS-Anwender- niedrigeren Standard oder weniger auf ei- innen und -anwender führen könnten. Sie nem hohen Standard zu haben, konnte kei- setzte sich dafür ein, stetig neue Anreize für ne Einigung erzielt werden. 26
Einordnung der Ergebnisse aus Sicht des Bundesumweltministeriums und der Europäischen Kommission und Ausblick M it EMAS sei man auf der Höhe der po- litischen Diskussion, fasste Annette Schmidt-Räntsch, Referentin im BMU, zu- EMAS spiele für die sozial-ökologische Transformation von Unternehmen eine wichtige Rolle. Es stelle einen wirksamen sammen. Die inhaltliche Erweiterung von Ansatz zur kontinuierlichen Verbesserung EMAS um soziale Aspekte sei ein guter Ge- der Umweltleistung dar, erklärte Kęstutis danke, der weiterverfolgt werden müsse. In Sadauskas, Direktor der Abteilung Kreislauf- genau diese Richtung ziele auch die letzte wirtschaft und Grünes Wachstum bei der EMAS-Novelle. Ihre Vision sei es, dass aus Europäischen Kommission. Wenn sich Un- EMAS ein europäisches Nachhaltigkeitsma- ternehmen ernsthaft um Umweltbelange nagementsystem werden würde. kümmerten, habe dies auch positive Auswir- kungen auf Soziales und Menschenrechte. Für mehr Breitenwirkung beim Klimaschutz bedarf es jedoch eines größeren Anwende- rinnen- und Anwenderkreises. 27
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Workshops des Umweltgutachter ausschusses zum Umweltmanagement 28
Hintergrund Das BMU und der Umweltgutachterausschuss luden am 28. und 29. September 2020 Unternehmen und Interes- sierte aus dem Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement zu zwei Workshops ein. Die Workshops fanden im Rah- men des 25-jährigen EMAS-Jubiläums zusammen mit der Konferenz statt. → Der Workshop „[Lebensmittel-] Einzelhandel – Vorrei- ter oder Nachsitzer bei Klima- und Umweltschutz?“ stellte Best-Practice-Beispiele und Perspektiven eines vorbildlichen betrieblichen Klima- und Umweltenga- gements im Food- und Non-Food-Bereich in den Mittelpunkt. → Der Workshop „Klimarisiken im Unternehmen identi- fizieren und managen“ behandelte die Frage, wie Unternehmen Klimarisiken in ihr strategisches und operatives Geschäft integrieren und dafür Instrumen- te wie EMAS nutzen. Weitere Informationen zu den Workshops (u. a. die Programme und Übersichten zu den Rednerinnen und Rednern) finden Sie auf der Internetseite www.emas.de. 29
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Workshop: [Lebensmittel-] Einzelhandel – Vorrei- ter oder Nachsitzer bei Klima- und Umweltschutz? Moderation: Katja Willeke Dr. Stefan Müßig Mittelstandsinitiative Energiewende BFUB - Bundesverband für Umwelt und Klimaschutz beratung e.V. Zielsetzung und Leitfragen In einem Online-Workshop des Umwelt- externe Überprüfung“, erklärte Annette gutachterausschusses am 28. September Schmidt-Räntsch, Referentin im BMU, in 2020 diskutierten Vertreterinnen und ihrem Grußwort an die Teilnehmenden. Vertreter von Unternehmen im Food- und Non-Food-Bereich über Best-Practice- Es sollte um Best Practice und Perspekti- Beispiele und Perspektiven eines vorbild- ven des Lebensmitteleinzelhandels gehen. lichen betrieblichen Klima- und Umwelt- Vertreterinnen und Vertreter der fünf engagements in ihrer Branche. Unternehmen HiPP, KONSUM Dresden, Kornkraft, BODAN und Weleda gaben Was leisten einzelne Unternehmen der Impulsbeiträge, um später in eine vertief- Branche bereits? Viele Programme, Ein- te fachliche Diskussion einzusteigen. zelaktivitäten und Kooperationen ver- Diese drehte sich auch um die Politik: Wo schiedener Einzelhändlerinnen und Ein- ist sie gefragt, wenn es um Wertschätzung zelhändler sowie Einzelhandelsketten des Engagements von Unternehmen geht, zeigen die Anstrengungen, sich umwelt- um die Unterstützung der Branche, oder bewusst und nachhaltig aufzustellen. darum, ambitioniertere Klimaziele zu „Warum sollte man nicht EMAS als Dach- verfolgen? Diese Kernfrage griffen Teil- instrument auch im Lebensmitteleinzel- nehmende sowie Rednerinnen und Red- handel nutzen? Es verleiht eine besondere ner während des zweistündigen Online- Glaubwürdigkeit durch Transparenz und Workshops immer wieder auf. 30
D er Babynahrungshersteller HiPP be- gann bereits in den 1950er Jahren, seine Nahrungsmittelproduktion auf eine biolo- gische Landwirtschaft umzustellen. 1995 führte HIPP als eines der ersten Unterneh- men das damals von der EU neu entwickelte EMAS ein. „Ein Standard, gerade wie der von Aktuelle und zukünftige Heraus EMAS, ist extrem wichtig, weil er Orientie- forderungen der Lebensmittelbranche rung gibt. Er schafft Vergleichbarkeit und er bezüglich Umwelt-, Klimaschutz und hilft, sich mit Themen auseinanderzusetzen, Nachhaltigkeit die man in der Detailtiefe nicht immer auf dem Schirm hat“, erklärte Hubertus Doms, Hubertus Doms Geschäftsleiter des HiPP-Werks Georg Hipp. Geschäftsleitung Seit nunmehr zehn Jahren arbeite das Werk HiPP-Werk Georg Hipp OHG klimaneutral. Die große zukünftige Heraus- forderung bestehe darin, auch die Lieferket- te klimaneutral zu gestalten. Dies erfordere auch ein Umdenken bei der Preisgestaltung. „Die Erwartungshaltung an die Produkte ist enorm hoch, die Bereitschaft, dafür einen adäquateren Preis zu bezahlen, ist es nicht“, kommentierte Doms den Preiskampf im Einzelhandel. KONSUM Dresden hat als erstes Einzelhan- delsunternehmen europaweit in einem Pi- lotprojekt alle Standorte nach EMAS vali- dieren lassen. „Mit EMAS konnten wir ein Lebensmitteleinzelhandel – Leucht- Audit aufbauen, das uns sehr entgegen- turm für ökologische Nachhaltigkeit kommt und für den Lebensmittelhandel praktikabel war“, erklärte Roger Ulke, Vor- Roger Ulke standsprecher des Unternehmens, in einer Vorstandssprecher Videobotschaft an die Teilnehmenden. KONSUM eG Dresden KONSUM Dresden setzt verstärkt auf die re- gionale Lieferantinnen- und Lieferanten- Andrea Dietrich entwicklung. Verbesserungspotenziale im Umweltmanagementbeauftragte Lebensmittelhandel sieht Ulke unter ande- KONSUM eG Dresden rem in intelligent durchdachten Verpackun- gen. „Lebensmittelhandel kann Vorreiter sein und hat viele Möglichkeiten“, so Ulke. 31
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Von der Politik wünscht er sich, eine Vielfalt und regionale Kleinteiligkeit in der Branche zu erhalten und zu fördern. Kornkraft ist ein norddeutscher Naturkost- Großhandel mit eigenen Läden, der sich schon mit der Gründung 1981 einer um- Klima- und Umweltengagement in weltschonenden Wirtschaftsweise ver- einem mittelständischen Betrieb schrieben hat. Das Unternehmen arbeitet biologisch, regional und setzt sich für Res- Jochen Schritt sourcenschutz und CO2-Vermeidung so- Geschäftsführer wohl im Betrieb, als auch auf politischer Kornkraft Naturkost GmbH Ebene ein, erläuterte Jochen Schritt, Ge- schäftsführer des Familienunternehmens. Durch Nachtkühlung in Lager- und Büro- räumen konnte Kornkraft mehr als 80 Prozent Energie im Vergleich zur Kompres- sionskühlung einsparen. „Die Lebensmittel- branche hat in der aktuellen Klimakrise die Chance und Aufgabe, sich für einen klima- gerechten Umbau der Wirtschaft und Land- wirtschaft einzusetzen, um aktiv zur Klima- rettung beizutragen“, forderte Schritt. Logistik und Klimaschutz Hand in Hand BODAN, ein Naturkost-Großhandel in Süd- deutschland, ist seit 2016 EMAS-validiert. Jasmin Meyer Jasmin Meyer, Nachhaltigkeitsbeauftragte Qualitäts- und Umweltmanagement bei BODAN: „Ein eigener Fuhrpark ermög- BODAN GmbH licht uns den direkten Eingriff in eine nach- haltige Logistik.“ Von 23 Fahrzeugen hat BO- Silva Schleider DAN bereits in sieben Fahrzeuge mit Unternehmenskommunikation alternativen emissionsarmen Antrieben in- BODAN GmbH vestiert und ist dabei, seine Fahrzeugflotte weiter emissionsarm auszubauen. Neben EMAS engagiert sich BODAN auch in der Gemeinwohlökonomie und bei quartavista, einem Innovationsvorhaben des Bundesar- beitsministeriums. Das Unternehmen setzt sich für ein weitreichendes Nachhaltigkeits- management ein, das über den eigenen Be- trieb hinaus auf gesamtwirtschaftlicher Ebene eine Lenkungswirkung entfaltet. 32
Weleda, ein nach den EMAS-Anforderungen wirtschaftender Hersteller von Naturkos- metik und Arzneimitteln, setzt in seiner Nachhaltigkeitsstrategie auf tiefergreifende Zusammenarbeit mit seinen Lieferantinnen und Lieferanten. In mehr als 50 Projekten unterstützt Weleda Partnerinnen und Part- ner, z. B. Landwirtinnen und Landwirte bei der Umstellung auf biodynamische Land- wirtschaft. „Es geht nicht nur um technische Wie gelingt Klimaschutz in Produktion Lösungen. Die Menschen zu begeistern auf und Lieferkette? Unternehmensebene, das ist eigentlich die Herausforderung.“, erklärte Karlis Kalns, Karlis Kalns Nachhaltigkeitsmanager bei Weleda. Im Hin- Sustainability Manager, blick auf die drastische Klimaentwicklung Corporate Sustainability appelliert Kalns, die unternehmerischen Kli- Weleda AG maziele weitergehender zu stecken und die eigene Komfortzone zu verlassen. Auch die landwirtschaftliche Produktion in Eine Kernfrage, welche die Referentinnen der Klimabilanz zu erfassen, stellt für Unter- und Referenten im weiteren Verlauf disku- nehmen eine Herausforderung dar. Ein neu tierten, war der Umgang mit indirekten veröffentlichter Bericht des Umweltbun- Emissionen (Scope 3 nach dem THG-Proto- desamtes zeigt, wie Klimamanagement im koll), z. B. durch den Transport von Lebens- Rahmen von EMAS wirksam umgesetzt mitteln. Diese haben mitunter einen großen werden kann. Anteil an der Klimabilanz von Unterneh- men. Die Lösungsansätze reichten von ver- Weitere im Workshop diskutierte Schwer- schiedenen emissionsarmen Antrieben über punkte lagen auf den Themen Verpackung Umstellung der Geschäftsmodelle bis hin zu und der Bedeutung der Mitarbeiterinnen- wirksamen Kompensationsleistungen. Jo- und Mitarbeiterbeteiligung bei der Umset- chen Schritt plädierte dafür, branchenüber- zung von Klimazielen und -maßnahmen. greifend Druck auf die Politik auszuüben, um erneuerbare Energien noch schneller Die Biolebensmittelwirtschaft steht intrin- auszubauen. Antriebsarten wie Elektro und sisch für eine umweltschonende Wirtschafts- Wasserstoff würden erst durch Ökostrom weise. Aber auch große Lebensmittelhandels- grün werden. ketten verfolgen Initiativen, um Umwelt- und Klimaschutz stärker in Betrieb und Lieferket- te zu verankern. Die rege Diskussion zwi- schen den Teilnehmenden spiegelte den Wunsch wider, den Austausch zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren zu forcieren, um schneller wirksame Lösungen für mehr Klimaschutz zu entwickeln. 33
ZWISCHEN KONJUNKTURPROGAMM UND EUROPÄISCHEM GREEN DEAL Workshop: Klimarisiken im Unternehmen identifizieren und managen Zielsetzung und Leitfragen In einem Online-Workshop des Umwelt- Neben den direkten Folgen des Klima- gutachterausschusses am 28. September wandels, von denen Unternehmensstand- 2020 diskutierten Vertreterinnen und orte betroffen sein können, geraten auch Vertreter von Unternehmen, wie sie sogenannte transitorische Risiken in den Klimarisiken in ihr strategisches und Fokus: Regierungen greifen regulatorisch operatives Geschäft integrieren und dafür ein, um den Klimawandel einzudämmen. Instrumente wie EMAS nutzen. Regulierungen wie die Ausweitung des Emissionshandels oder die CO2-Steuer Extremwetterereignisse, Brände, Ab- bergen zusätzliche Risiken für die Wirt- schmelzen der Polkappen und Gletscher, schaft insgesamt sowie die Finanzmärkte. Auftauen der Permafrostböden, Anstieg Damit Letztere stabil bleiben und Investi- des Meeresspiegels – das sind nicht nur tionen nachhaltig angelegt werden, bedarf Szenarien, sondern zahlreiche reale Ereig- es mehr Transparenz von Unternehmen nisse, welche die Folgen des Klimawandels hinsichtlich des Umgangs mit Klimarisi- spürbar machen. Unternehmen arbeiten ken z. B. in der Berichterstattung. daran, Risiken des Klimawandels in ihre Unternehmensstrategie zu integrieren, um für die Zukunft gewappnet zu sein. I n den Empfehlungen für eine einheitli- che Klimaberichterstattung der Exper- tenkommission Taskforce on Climate rela- ted Financial Disclosure (TCFD) finden sich Klimarisiken – Was verbirgt sich viele Elemente wieder, die auch bei EMAS dahinter? Warum sollten Unternehmen vorkommen. Als vor 25 Jahren mit Umwelt- sie berücksichtigen? management angefangen wurde, lag der Fo- kus sehr stark auf dem operativen Manage- Thomas Loew ment und der Frage, wie die Umwelt vor den Senior Expert Auswirkungen des Unternehmens geschützt akzente kommunikation und wird, erklärte Thomas Loew, Senior Expert beratung gmbh bei akzente, in seinem Einführungsvortrag. Die heutige Diskussion bei EMAS beziehe 34
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