1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
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1.20 SPEZIAL AUSSTELLUNGSGESTALTUNG UND MUSEUMSPRAXIS Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
EDITORIAL // MUSEUM 1.20 03 Corona wird Alltag INHALT MENSCHEN 4 Porzellanikon MANAGEMENT 5 Fonds Digital 6 Operation Nachtwache 7 Future Museum 8 Besucherzahlen 2018 Nach den SARS- und MERS-Pandemien ver- 9 Projekt Art4all gangener Jahre gibt es eine weitere Bedro- hung aus der Welt der Corona-Viren und be- AUSSTELLUNGSPRAXIS schäftigt uns mittlerweile rund um die Uhr. 10 Mooncity Covid-19, die aktuelle Variante des Corona- 12 InnoTruck Virus, schüttelt überall die Menschen und ihr 13 Sonderausstellung Storytelling Verhalten kräftig durch. Dabei sollte uns weniger die globale Verbreitung der Viren 14 Semperbau am Zwinger innerhalb kurzer Zeit irritieren, sondern eher die Ignoranz innerhalb mancher Kul- 16 Meyer Werft turkreise, die Covid-19 anfangs als isoliertes Geschehen irgendwo in China abtaten. 17 Casa Seat Das ist in einer globalisierten Welt kaum noch möglich. 18 Digital Signage Der Hype um die Viren hält alle in Schach. Wohl auch, weil es von mikrobiolo- gischer und medizinischer Seite schon ganz viele Erklärungen und Handlungsemp- MUSEUMSAUSSTATTUNG fehlungen gibt, was nun zu tun ist. Dabei ist die Sachlage alles andere als klar. Es 20 Van Gogh Experience gibt viele Erkrankungen mit grippeähnlichen Symptomen und vereinzelt sehr schwe- 21 Scape X re Fälle, die sich nicht therapieren lassen. Auf der anderen Seite beschäftigen uns die weltweiten Grippefälle, ebenfalls häufig durch Viren ausgelöst, kaum noch – MULTIMEDIA obwohl es hier zumindest bisher um viel größere Fallzahlen geht, auch mit schlim- 22 Kultur-Token mem Ausgang. Daran haben wir uns gewöhnt. Welche Folgen Covid-19 haben 23 fabulApp wird – keiner weiß es. Spätestens seit dem vermehrten Auftreten des Virus in Deutschland und Euro- MARKETING-SERVICES pa, der Absage einiger großer Messen und der Diskussion um potentielle Absagen 24 Lieferantenverzeichnis von Massenveranstaltungen – beispielsweise im Sportbereich – gehört Covid-19 je- denfalls auch bei uns zum Alltag. Manche Menschen ziehen sich zumindest partiell INSIDE aus der Öffentlichkeit zurück. Das werden auch die Museen und Ausstellungen zu 26 Johannes Molderings spüren bekommen, wenn am Ende des Monats oder des Jahres die Besucherzah- len veröffentlicht werden. Ich befürchte, dass uns Corona noch einige Zeit beschäf- Porsche Mooncity (Foto: Christian Houdek) tigen wird. Herzlichst Ihr Peter Blach
04 MENSCHEN // MUSEUM 1.20 Dr. Katharina Ammann Dr. Birgit Jooss (Foto: zur Verfügung gestellt) (Foto: documenta archiv/Ryszard Kasiewicz) NEUE DIREKTORIN FÜR DAS BIRGIT JOOSS VERLÄSST DAS AARGAUER KUNSTHAUS DOCUMENTA ARCHIV Ab dem 1. Juli wird die 46-jährige Die Direktorin des documenta archivs, Kunsthistorikerin Katharina Ammann Dr. Birgit Jooss, ist zum Februar 2020 das Aargauer Kunsthaus leiten. Sie bei dem Kasseler Haus ausgeschie- löst Madeleine Schuppli ab, die das den, um sich wieder in Richtung ih- Haus Ende Januar 2020 verlassen rer Heimatstadt München zu orien- Bernd Sibler mit Anna Dziwetzki hat. Bis zu ihrem Stellenantritt führt tieren. Die Kunsthistorikerin und Ar- (Foto: Porzellanikon) die stellvertretende Direktorin Sandra chivarin wechselt zum Zentralinsti- Walder das Aargauer Kunsthaus. tut für Kunstgeschichte, wo sie die NEUE DIREKTORIN DES Katharina Ammann ist seit 2015 Ab- wissenschaftliche Aufarbeitung eines PORZELLANIKONS teilungsleiterin Kunstgeschichte und für die Provenienzforschung bedeu- Das Porzellanikon bekommt eine neue um in Frankfurt am Main. Sie ver- Mitglied der Institutsleitung bei SIK- tenden Kunsthändlerarchivs verant- Leiterin: Seit Februar ist Anna Dzi- antwortete für den Landschaftsver- ISEA, einem kunstwissenschaftlichen worten soll. wetzki Direktorin des Staatlichen Mu- band Westfalen-Lippe das Marketing und kunsttechnologischen Kompe- Dr. Jooss leitete das documenta ar- seums für Porzellan, Hohenberg a. d. der Ausstellung „Imperium Konflikt tenzzentrum für Forschung, Doku- chiv seit Juli 2016. Sie steuerte die Eger / Selb. Sie tritt damit die Nach- Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht“, mentation, Wissensvermittlung und Neuaufstellung des erst ein halbes folge des Gründers und bisherigen Di- bei der Dauerausstellung „terra mi- Dienstleistung im Bereich der bilden- Jahr zuvor aus städtischer Obhut in rektors Wilhelm Siemen an. Der baye- neralia“ der Technischen Universi- den Kunst. Sie leitet da zentrale For- die documenta und Museum Frideri- rische Staatsminister für Wissenschaft tät Bergakademie Freiberg ist sie seit schungs- und Publikationsprojekte cianum gGmbH übergebenen Archi- und Kunst Bernd Sibler stellte Dzi- zehn Jahren zugleich Leiterin und Ge- unter anderem zu Markus Raetz, vs. Unter ihrer Leitung öffnete sich wetzki nun in Selb der Öffentlichkeit schäftsführerin, seit 2012 leitet sie zu- Augusto Giacometti und Niklaus das documenta archiv für die Bevöl- vor. „Das Porzellanikon findet in Anna sätzlich die Mineralogische Sammlung Manuel. Darüber hinaus unterstützt kerung, indem beispielsweise der öf- Dziwetzki eine Führungspersönlich- Deutschland im Krügerhaus. sie die Institutsleitung in strategischen fentliche Lesesaal sowie regelmäßige keit mit hervorragender Expertise und Anna Dziwetzki: „Porzellan, für mich Fragen und ist verantwortlich für die Veranstaltungs- und Vortragsreihen einem beeindruckenden Erfahrungs- der Inbegriff von vollkommener Hand- Akquisition von Drittmitteln und von etabliert wurden. Ein neues Corporate schatz, den sie während ihrer Aus- werkskunst, von Schönheitssinn und Dienstleistungsprojekten sowie für die Design und eine neue Website geben bildung und ihrem bisherigen beruf- Raffinesse, erzählt so viele spannende Entwicklung von neuen Formaten und dem documenta archiv ein zeitge- lichen Werdegang auf internationalem Geschichten. Es ist wunderbar – hier Kooperationen mit externen Partnern. mäßes Gesicht nach außen. Terrain und in der Museumsszene ge- im europäischen Herzen des ‚weißen Katharina Ammann studierte Mit ihrem Team entwickelte und sammelt hat. Mit seiner einzigartigen Goldes‘ – in die Welt des Porzellans Kunstgeschichte und Englische Lite- begleitete Dr. Birgit Jooss außerdem Sammlung kann das Museum davon eintauchen zu können, umgeben von ratur an den Universitäten Genf und Symposien und Ausstellungen. Die nur profitieren. Ich freue mich auf die so vielen wunderbaren Objekten, die Oxford. Von 2001 bis 2004 arbeitete zusammen mit der Universität Kas- Impulse, die sie setzen, und die Ideen, gefertigt, genutzt, geschätzt und be- sie als wissenschaftliche Assistentin sel und der Museumslandschaft Hes- die sie einbringen wird“, so Sibler. gehrt wurden.“ am Kunstmuseum Solothurn und ku- sen Kassel gestaltete Schau zum Bau- Während ihrer Ausbildungszeit be- Das Spezialmuseum für Porzellan ratierte Ausstellungen vorwiegend zur haus-Jubiläum „bauhaus I documen- suchte Anna Dziwetzki die Akademie hat zwei Standorte: In Hohenberg an Gegenwartskunst. Ihre Dissertation ta“ zog 2019 über 10.000 Besucher der Schönen Künste in Krakau, die rö- der Eger zeigt es die kulturhistorische „Video ausstellen – Potenziale der Prä- in die Neue Galerie. Mit „about: docu- mische Universität „La Sapienza“ so- Entwicklung der Formen und Dekore sentation“ schrieb sie an der Univer- menta“ richtete das documenta archiv wie das IST – Studieninstitut für Kom- sowie der Zierartikel und Figuren vom sität Bern und am Zentrum für Kunst in Kooperation mit der Museumsland- munikation in Düsseldorf. Sie war so- beginnenden 18. Jahrhundert bis zur und Medien ZKM in Karlsruhe als Sti- schaft Hessen Kassel die erste Dauer- wohl mit dem Marketing als auch mit politischen Wende 1989. In der ehe- pendiatin des Schweizerischen Natio- ausstellung zur documenta ein. Wei- der Kommunikation verschiedener maligen Rosenthal-Porzellanfabrik in nalfonds. Von 2008 bis 2015 war sie tere Kooperationen, etwa mit dem Einrichtungen betraut, etwa am Stä- Selb wird die Herstellung des „Weißen Konservatorin am Bündner Kunstmu- Deutschen Historischen Museum in delschen Kunstinstitut und der Städ- Goldes“ als Erlebnis erfahrbar. seum Chur. Berlin, sind angelaufen. tischen Galerie und am Senckenberg INFO: www.porzellanikon.org INFO: www.aargauerkunsthaus.ch INFO: www.www.documenta-archiv.de Forschungsinstitut und Naturmuse-
MANAGEMENT // MUSEUM 1.20 05 Thomas Kufen, Ursula Gather, Peter Gorschlüter, Thomas Kempf Kulturstiftung des Bundes fördert 15 Projekte Fonds Digital (v. l., Foto: Krupp-Stiftung/Peter Gwiazda) Mit dem Fonds Digital – Für den digitalen Wandel von Kulturinstituti- onen, eine der drei Säulen des Programms Kultur Digital, unterstützt die Kulturstiftung des Bundes öffentlich geförderte Kulturinstitutionen in den Bereichen digitales Kuratieren, künstlerische Produktion, Ver- mittlung und Kommunikation bei der Entwicklung digitaler Konzepte. Die digitalen Vorhaben sollen geeignet sein, den Einrichtungen Im- pulse für weitreichende neue Perspektiven ihrer Häuser zu geben. Der Fonds Digital ermöglicht Verbünden von mindestens zwei Kul- tureinrichtungen aller Sparten, gemeinsam mit Digitalen Partnern mo- dellhafte digitale Angebote zu entwickeln und mit neuen digitalen Äs- thetiken und Ausdrucksformen zu experimentieren. Krupp-Stiftung verlängert Engagement Die Jury des Fonds Digital hat 15 Projekte zur Förderung emp- fohlen. Der Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes bestä- Freier Eintritt tigte die Auswahl der Jury auf seiner Sitzung am 9. Dezem- ber 2019. An den 15 Vorhaben beteiligen sich insgesamt 36 Kul- Der freie Eintritt in die Sammlung des Museum Folkwang bleibt beste- turinstitutionen, der Förderzeitraum erstreckt sich von 2020 bis hen. Ermöglicht wird dies durch die Alfried Krupp von Bohlen und Hal- 2024. Gefördert werden bundesweit 28 Museen, fünf Theater, bach-Stiftung und die Stadt Essen. Die Krupp-Stiftung verlängert ihr im zwei Opernhäuser und eine Gedenkstätte. Drei der Projekte ko- Juni 2015 initiiertes Engagement bis zum Jahresende 2021 mit weite- operieren mit internationalen Partnern in Australien, Brasilien ren 300.000 Euro. und Schweden. Auf einer Pressekonferenz in der Villa Hügel in Essen gaben der Ober- Zu den geförderten Institutionen gehören unter anderem das Ba- bürgermeister der Stadt Essen, Thomas Kufen, die Kuratoriumsvorsit- dische Staatstheater Karlsruhe, das Berliner Ensemble, die Deichtorhal- zende der Krupp-Stiftung, Ursula Gather, sowie der Direktor des Mu- len Hamburg, die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg, das seum Folkwang, Peter Gorschlüter, die Sicherung des freien Eintritts in DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt/Main, das Ethno- die Sammlung bekannt. Das Museum Folkwang bietet seit Sommer logische Museum Berlin, die Gedenkstätte und Museum Sachsenhau- 2015 den freien Eintritt in die Sammlung an. Gestartet war die Initiati- sen und Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, der Hartware Medien ve im Jahr 2015 zunächst mit einem freien Samstag im Monat, der von KunstVerein (HMKV), das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Ge- Essener Unternehmen gefördert wurde. Noch im gleichen Jahr entwi- schichte, das Jüdische Museum Frankfurt, die Komische Oper Berlin, ckelte sie sich durch die großzügige Förderung der Alfried Krupp von die Kunsthalle Mannheim, das Ludwig Forum für Internationale Kunst Bohlen und Halbach-Stiftung zu einem einmaligen Vorzeigeprojekt. Die Aachen, das LWL-Museum für Archäologie, das Museum für Gegen- Stiftung ermöglichte den freien Eintritt in die Sammlung an allen Tagen wartskunst Siegen, das Marta Herford, das Museum für Kunst und Ge- für alle Besucherinnen und Besucher mit einer Million Euro für zunächst werbe Hamburg, das NRW-Forum Düsseldorf und das ZKM | Zentrum fünf Jahre bis Mitte 2020. für Kunst und Medien Karlsruhe. Ab Mitte 2020 übernimmt die Krupp-Stiftung die Finanzierung des Viele geförderte Kultureinrichtungen möchten ihre Sammlungsbe- Projekts um weitere 1,5 Jahre bis Ende 2021. Ab 2022 – im Jahr des stände durch digitale Angebote neu erschließen und den Perspektiven 100-jährigen Jubiläums des Museum Folkwang in Essen – sichert die des Publikums mehr Raum verschaffen. Partizipative Formate wie Platt- Stadt die Weiterführung des freien Eintritts. formen, Hackathons oder Game Jams sollen technik- und kulturaffine Zwei Studien, die das Museum Folkwang durchführen ließ, bilanzie- Communities früh in die Entwicklung und Umsetzung von Projekten ren dem freien Eintritt einen positiven Einfluss in Bezug auf die Gewin- einbeziehen. Andere Vorhaben befassen sich mit Künstlicher Intelli- nung jüngerer Zielgruppen, die Bindung des Publikums und eine posi- genz, etwa in Form lernender Ausstellungssysteme oder KI-basierter tivere Einstellung zur Kunst. Insgesamt habe der freie Eintritt danach künstlerischer Produktionen. Viele geförderte Institutionen möchten zu einem dauerhaften Anstieg der Besucherzahlen in der Sammlung ihre Arbeitsergebnisse zudem unter freien Lizenzen veröffentlichen, um geführt: Der Besucherzuwachs betrug im Jahr 2019 im Vergleich zum sie anderen Kultureinrichtungen und der Öffentlichkeit zur Verfügung letzten Jahr vor Einführung des freien Eintritts plus 216 Prozent. Bei Kin- zu stellen. Die Kulturstiftung des Bundes stellt für den Fonds insgesamt dern und Jugendlichen konnte im Vergleich zum Jahr 2014 sogar eine 15,8 Mio. Euro zur Verfügung. Steigerung von bis zu 500 Prozent verzeichnet werden. INFO: www.kulturstiftung-bund.de/kulturdigital INFO: www.museum-folkwang.de
06 MANAGEMENT // MUSEUM 1.20 Karteikasten aus der Anthropologischen Sammlung (Foto: Birgit Großkopf) Experten des Rijksmuseums und von AkzoNobel trafen sich am Standort des Unternehmens in Sassenheim (Foto: AkzoNobel) Operation Nachtwache: AkzoNobel und das Rijksmuseum VolkswagenStiftung fördert Provenienzforschung Neues Verständnis Drei Jahre Laufzeit Die wissenschaftliche Erforschung von Farbe, Licht und Material steht Die Debatte über den verantwortungsvollen Umgang mit menschlichen im Mittelpunkt der nächsten Phase der „Operation Nachtwache“ von Überresten aus (vor-)kolonialen Zeiten hat nach den Museen auch die AkzoNobel in Zusammenarbeit mit dem Rijksmuseum in Amsterdam. akademischen Sammlungen erreicht. Hier hat eine Auseinandersetzung Das Werk von Rembrandt durchläuft dabei die größte Restaurierung mit der Herkunft der Bestände und ihrem Einsatz in Forschung und Leh- in seiner Geschichte, wobei die beiden Partner ihr Wissen kombinie- re bislang kaum stattgefunden. Das möchte nun ein international und ren, um das Gemälde auf die bestmögliche Weise zu konservieren und interdisziplinär ausgerichtetes Forschungsvorhaben an der Universität zu restaurieren. Göttingen nachholen. Es wird von der VolkswagenStiftung mit 980.000 Robert van Langh, Leiter des Bereichs Konservierung und Wissen- Euro über eine Laufzeit von drei Jahren gefördert. schaft des Rijksmuseums: „Wir wussten von Anfang an, dass eine Part- Die Universität Göttingen besitzt zwei bedeutende Sammlungen nerschaft mit AkzoNobel bei der Operation Nachtwache absolut sinn- menschlicher Überreste aus (vor-)kolonialen Zeiten: Zum einen die voll ist. Jetzt befassen wir uns damit, wie wir aus wissenschaftlicher „Sammlung Anthropologie“ mit etwa eintausend Schädeln und Schä- Sicht vorankommen können. Wir haben gemeinsame Interessen, insbe- delfragmenten aus Europa und Übersee. Zum anderen die „Blumen- sondere in Bezug auf Farbe als Material und den Alterungsprozess von bachsche Schädelsammlung“ aus dem 19. Jahrhundert mit 840 Schä- Farbe. Wir sind zuversichtlich, dass unsere gemeinsamen Projekte dazu deln und Abgüssen, davon etwa 200 mit außereuropäischer Proveni- beitragen werden, eine neue Perspektive auf und ein neues Verständnis enz. Beide Sammlungen dienen bis heute als Arbeitsobjekte für Lehre von „Die Nachtwache“ zu schaffen.“ und Forschung. Die im Juli 2019 gestartete Operation Nachtwache setzt eine Reihe Was bisher für beide Bestände ungeklärt ist: Wer waren die frühen neuer Werkzeuge und Techniken ein, um das berühmte Gemälde Rem- Schädelsammler? Wo, wann und wie genau gelangten die Schädel in brandts – das in einer speziellen Glaskammer eingeschlossen ist – um- ihren Besitz - und auf welchen Wegen nach Göttingen? Die Klärung fassend zu untersuchen und zu konservieren. Ein Projektteam aus For- dieser Herkunftsfragen bilden den ersten Baustein in dem Forschungs- schern, Konservatoren und Restauratoren des Rijksmuseums arbeitet projekt „Sensible Provenienzen – Menschliche Überreste aus kolonialen eng mit Museen und Universitäten im In- und Ausland zusammen, und Kontexten in den Sammlungen der Universität Göttingen“, für das die auch mit den Farbspezialisten von AkzoNobel. VolkswagenStiftung 980.000 Euro an die Zentrale Kustodie der Univer- Die „Operation Nachtwache“ kann im Internet live verfolgt werden: sität Göttingen bewilligt hat. rijksmuseum.nl/nightwatch. Im Mittelpunkt des zweiten Bausteins in dem Vorhaben stehen Fragen nach geografischer Herkunft, Geschlecht und Sterbealter, Krankheiten INFO: www.akzonobel.com und Todesumständen. Zudem erhoffen sich die Forschenden Aufschluss über Bergungs- und Sammlungsumstände. Am Ende des Forschungs- prozesses soll mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Herkunftslän- dern entschieden werden, ob die Gebeine rückgeführt werden oder in den Sammlungen für weitere Forschungszwecke verbleiben können. INFO: www.volkswagenstiftung.de, www.uni-goettingen.de
MANAGEMENT // MUSEUM 1.20 07 MKG Messe Kunst und Handwerk findet 2020 nicht statt Kreativpause Die Vorstände des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) Innovationsverbund gestartet und der Justus Brinckmann Gesellschaft haben beschlossen, die ge- meinschaftlich veranstaltete MKG Messe Kunst und Handwerk in die- Future Museum sem Jahr ruhen zu lassen. Seit 1887 veranstalten das MKG und sein Freundeskreis, die Justus Brinckmann Gesellschaft, in Hamburg die Wie sehen Museen in 20 Jahren aus? Auf welche Herausforderungen MKG Messe Kunst und Handwerk als zentrale Plattform für zeitgenös- und Trends muss sich die Branche einstellen? Mit dem Verbundprojekt sisches Kunsthandwerk und qualitätvolle Gestaltung. Um der intensiven „Future Museum“ unterstützen das Fraunhofer IAO und die Museum Arbeit an ihrer inhaltlichen Ausrichtung und dem Konzept ausreichend Booster GmbH Museen dabei, sich für die Zukunft zu wappnen. Ge- Sorgfalt und Zeit einräumen zu können, verständigten sich beide Part- meinsam mit 23 Partnern aus der Museumsbranche soll das Projekt- ner nun darauf, eine Kreativpause einzulegen und die nächste Messe team in den nächsten zwei Jahren Zukunftsszenarien entwickeln, um erst im kommenden Jahr stattfinden zu lassen. Der festgelegte Termin Herausforderungen frühzeitig zu begegnen und das Museum als Kul- umfasst die Laufzeit vom 24. bis 28. November 2021, die Eröffnung fin- tureinrichtung neu zu denken. det statt am 23. November 2021 um 19 Uhr. Das Projekt greift drängende Fragen von Museen hinsichtlich des Be- Prof. Tulga Beyerle, Direktorin des MKG: „Die Messe Kunst und suchererlebnisses, Managements und der räumlichen sowie technolo- Handwerk am MKG ist nicht nur eine der ältesten ihrer Art, sie ist auch gischen Gestaltung auf: „Wie erleben Besucher ihren Aufenthalt im zentraler Bestandteil des Museums. Um dieser bedeutenden Traditions- Museum?“, „Wie lassen sich Prozesse im Management von Museen messe die ihr gebührende Aufmerksamkeit zu schenken und ihre At- optimieren oder gar neue Geschäftsmodelle etablieren?“, „Wie wer- traktivität weiter zu steigern, nehmen wir uns ein Jahr Zeit, diesen Pro- den die Eintrittspreise in Zukunft erhoben?“, zess nach innen wie nach außen in aller Ruhe vorzubereiten – mit dem „Wie sehen Museumsräume der Zukunft aus?“ oder „Welche neu- klaren Ziel, sie im Jahr 2021, wie auch in allen folgenden Jahren, noch en Technologien lassen sich einsetzen, um die Wissensvermittlung bes- sichtbarer und erfolgreicher veranstalten zu können.“ ser zu unterstützen?“. Fragen wie diese möchte das Forschungsteam Dr. Sebastian Giesen, Vorsitzender der Justus Brinckmann Gesell- des Fraunhofer IAO unter anderem mit Hilfe von Trend- und Best-Prac- schaft: „Die Messe Kunst und Handwerk liegt uns sehr am Herzen. Für tice-Analysen, Befragungen und Workshops beantworten. „In Zukunft die Justus Brinckmann Gesellschaft und das Museum für Kunst und Ge- kann das Museum ein interaktiver Ort des Mitmachens und der Beteili- werbe Hamburg stellt sie das wichtigste Forum für Kunsthandwerk im gung sein, um kulturelles Erbe, Wissen und Lerninhalte auf eine attrak- Norden und einen zentralen programmatischen Baustein des Hauses tive Art und Weise zu vermitteln. Das Museum könnte in Zukunft einen dar. An diesem Anspruch wollen wir intensiv, auch in konstruktivem Di- ganz neuen Stellenwert für die Gesellschaft bekommen“, sagt Prof. Dr. alog mit Aussteller*innen, arbeiten.“ Vanessa Borkmann vom Fraunhofer IAO und wissenschaftliche Leitung Für die jährlich stattfindende MKG Messe Kunst und Handwerk wählt des Projekts. eine Jury aus Experten Aussteller aus, die ihre Werke aus den Bereichen Das Fraunhofer IAO und Museum Booster haben das Projekt auch ini- Schmuck, Keramik, Möbel, Textil, Glas, Metall und Papier im MKG in tiiert, um Museumsleitende, Kultur- und Tourismusbehörden, Technolo- einer kuratierten Ausstellung präsentieren und verkaufen. Im Rahmen gieanbieter, Ausstatter und Dienstleister dazu einzuladen, ein innovati- der MKG Messe Kunst und Handwerk werden der Justus Brinckmann onsorientiertes Netzwerk aufzubauen. Das Projekt wird von 23 Projekt- Preis sowie der Justus Brinckmann Förderpreis vergeben. partnern aus sechs unterschiedlichen Ländern finanziert. INFO: www.mkg-hamburg.de INFO: www.iao.fraunhofer.de Europäisches Hansemuseum Neues Design Das Europäische Hansemuseum bekommt im fünften Jahr seines Be- staben „EHM“ jetzt alle Aspekte des Europäischen Hansemuseums wi- stehens ein neues Corporate Design. Seit seiner Eröffnung am 27. Mai der. Hinter den neuen, rechteckigen Balken des Logos, die aneinander 2015 hat sich das Museum fest in der nordeuropäischen Museums- und übereinander gestapelt zu sein scheinen, steht die Idee des Trans- landschaft etabliert und entwickelt sich zunehmend auch als Veranstal- ports – in Fässern, Kisten und Containern. Damit möchte die beauf- tungs- und Begegnungsplattform. tragte Hamburger Agentur gobasil die internationalen Aspekte und As- „Fünf Jahre nach dem Start und nach kritischer Prüfung haben wir soziationen von Wirtschaft und Warentransport im Logo klarer veran- uns entschieden, unser visuelles Erscheinungsbild neu zu entwickeln. schaulichen. Auch farblich gibt es Veränderungen: Das bisherige Wein- Das neue Logo verweist deutlich in die Gegenwart und auf das viel- rot wird durch ein leuchtendes Europablau und ein frisches Rot ersetzt. schichtige Angebot des Ortes“, so Dr. Felicia Sternfeld, Direktorin des Während das Logo und das neue Design im Laufe des Jahres in allen Museums. Die bislang im Logo nicht dargestellte europäische Ausrich- Bereichen Einzug halten, bekommt das Museum ab Mai auch einen tung erhält nun ihren Platz: Statt einfachem „h“ spiegeln die drei Buch- neuen Webauftritt. INFO: www.hansemuseum.eu
08 MANAGEMENT // MUSEUM 1.20 lungen (1.955, +84). Angeschrieben wurden 504 Ausstellungshäuser, an der Erhebung beteiligten sich 390 Häuser, 341 (67,7 Prozent) mel- deten Besuchszahlen. Der Klimawandel ist mittlerweile auch in der Museumslandschaft an- gekommen. Museen, die sinkende Besuchszahlen meldeten, nannten erstmals das Wetter als häufigsten Grund, der ihrer Einschätzung nach für den Rückgang verantwortlich war. Nur jedes vierte Museum zeigte an, dass es in den letzten Jahren Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aktiv im Sinne von Barrierefreiheit und Inklusion sein konnte. 70 Pro- zent der antwortenden Museen meldeten Maßnahmen zur Mobilität, gefolgt von Maßnahmen zur Verständlichkeit von Inhalten, wie etwa „Leichte Sprache“ (19 Prozent), und Angeboten für Menschen mit Ein- schränkungen beim Sehen (17 Prozent). Aktivitäten in Richtung „Leich- te Sprache“ machen mit rund einem Fünftel der insgesamt gemeldeten Maßnahmen einen hohen Anteil aus und lassen darauf schließen, dass (Foto: SPK / Herlinde Koelbl) Barrierefreiheit und Inklusion mehr und mehr zusammen gedacht wer- den. Die Empfehlungen vom Deutschen Museumsbund für inklusivere Museen werden nach und nach berücksichtigt. Zum vierten Mal seit 2001 hat das Institut für Museumsforschung nach der Online-Präsenz und den Online-Angeboten von Museen ge- fragt. Über 94 Prozent der antwortenden Museen stellen mittlerweile Informationen im Internet bereit, das entspricht in etwa der Quote von 2013. Auch die Zahl der Museen, die eine eigene Homepage meldeten, Besuchszahlen von Museen und Ausstellungshäusern in 2018 ist in den vergangenen sechs Jahren weiter gestiegen. Zudem haben rund 34 Prozent der antwortenden Museen für 2018 angegeben, dass Erhebungsergebnisse sie Informationen zu ihren Vermittlungsangeboten online stellen (2013: ca. 29 Prozent). Rund die Hälfte der antwortenden Museen machte Mit rund 111,6 Mio. Besuchen hielten die Museen das Niveau von Angaben zu Aktivitäten in den sozialen Medien, Facebook liegt hier 2016. Die Museen, die sich an der Umfrage beteiligten, meldeten mit rund 45 Prozent der Nennungen vor Instagram (ca.17 prozent) und rund 8.800 Sonderausstellungen, was annähernd der Zahl des Vorjah- Twitter (zehn Prozent). res entspricht. Die Betreuung der Online-Präsentation lag auch im Jahr 2018 noch zu Die an der Erhebung beteiligten Museen meldeten für das Jahr 2018 zwei Dritteln in der Hand von Museumsmitarbeitern, nur 17,2 Prozent insgesamt 111.662.229 Besuche. Das sind 2,4 Prozent weniger als der antwortenden Museen nutzten hier einen externen Dienstleister. im Rekordjahr 2017, in dem die Publikumsmagneten documenta und Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kul- Skulptur-Projekte Münster für Besuchsspitzen sorgten, aber nur rund turbesitz, erklärt dazu für die Museen der Stiftung Preußischer Kultur- 200.000 Besuche (0,18 Prozent) weniger als im Jahr 2016. Von den an- besitz: „Auch die Museen der SPK haben ihre virtuelle Präsenz über die geschriebenen 6.741 Museen beteiligten sich 5.334 Einrichtungen an Jahre stetig ausgebaut. Dazu gehört neben klassischeren online-Auf- der Erhebung. Insgesamt 4.865 (72,2 Prozent) Museen meldeten ihre tritten natürlich auch der virtuelle Zugang zu unseren Sammlungen, Besuchszahlen für 2018. der erst ermöglicht, dass dieses Erbe der Menschheit wirklich umfas- Die Leiterin des Instituts für Museumsforschung, Dr. Patricia Rahe- send verfügbar ist. Dafür haben wir eine Digitalisierungsstrategie und mipour, die seit September 2019 im Amt ist, stellt fest: „Die aktuellen ein Digitales Manifest erarbeitet und bringen uns aktiv in die Debatte Besuchszahlen für 2018 machen deutlich, wie wichtig langfristige Er- um open access ein. Darüber hinaus leitet die SPK mit museum4punkt0 hebungen sind, durch die sowohl Trends als auch punktuelle Ausschlä- ein von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medi- ge erkannt werden können. Das Institut für Museumsforschung erhebt en gefördertes Verbundprojekt, das auch anderen Museen ermöglicht, bereits seit 1981 jährlich die Zahlen zu den Museen. Eine wichtige In- die dort entwickelten modellhaften digitalen Anwendungen kosten- formationsquelle für die Museen, und daher auch zukünftig fester Be- frei nachzunutzen.“ standteil der Arbeit des Instituts.“ Prof. Dr. Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes Der Trend zur Sonderausstellung ist ungebrochen. Mehr als jedes betont in diesem Zusammenhang: „Die Digitalisierung im Muse- zweite deutsche Museum (58,8 Prozent), das sich an der Befragung be- umsbereich ist immer noch keine Selbstverständlichkeit. Kosten für teiligte, zeigte in 2018 mindestens eine Sonderausstellung. Die Zahl der unter anderem die erforderliche technische Ausstattung, zusätz- Sonderausstellungen ist im Vergleich zum Vorjahr annähernd gleich ge- liches Personal und dessen Weiterbildung stellen Museen vor große blieben. Insgesamt wurden 8.750 Sonderausstellungen gemeldet, das Herausforderungen. sind durchschnittlich drei Ausstellungen pro Haus. Weitere Informationen und Daten zur deutschen Museumslandschaft Die separat erhobenen Besuchszahlen der Ausstellunghäuser sind im Jahr 2018 sind der 97 Seiten umfassenden Publikation „Statistische leicht rückläufig, bei gleichbleibender Aktivität. Die an der Erhebung Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland für beteiligten Ausstellungshäuser meldeten für das Jahr 2018 insgesamt das Jahr 2018“ zu entnehmen, die neben den Darstellungen zu den 5.660.677 Besuche. Das sind rund 1,24 Mio (18 Prozent) weniger als Museumsbesuchen nach Museumsart auch Informationen zu den ein- im Vorjahr, bei in etwa gleichbleibender Zahl der gemeldeten Ausstel- zelnen Bundesländern enthält. INFO: www.preussischer-kulturbesitz.de
MANAGEMENT // MUSEUM 1.20 09 Panometer in Dresden (Foto: asisi F&E GmbH) Visual (Grafik: Volkswagen) DDV Mediengruppe wird neuer Präsentationspartner Volkswagen zieht Zwischenbilanz Panometer Dresden Projekt Art4all Ab dem 1. Januar 2020 wird die DDV Mediengruppe das Drewag Pa- Wie an jedem ersten Donnerstag im Monat haben auch am 2. Januar nometer in Dresden mit den beiden Panoramen des Künstlers Asisi – wieder die Besucher des Hamburger Bahnhofs – Museum für Gegen- „Dresden 1945“ und „Dresden im Barock“ – betreiben. Carsten Diet- wart in Berlin – ein ganz besonderes Angebot genutzt: Mit Volkswagen mann, Geschäftsführer DDV Mediengruppe: „Yadegar Asisi hat zwei Art4all gab es dort im Zeitraum von 16 bis 20 Uhr freien Eintritt in die beeindruckende Kunstwerke für die Stadt Dresden geschaffen. Diese Einrichtung – und das bereits zum 22. Mal. Die monatlichen Termine weiterhin einer breiten Masse von Menschen zugänglich zu machen, ist werden zusätzlich ergänzt durch ein jeweils aktuelles künstlerisches eine Aufgabe, der wir uns mit unserer Vermarktungskraft gerne stellen. Rahmenprogramm sowie Führungen und Workshops. Darüber hinaus ist der Zeitgeist des Motives des zerstörten Dresdens 75 Seit Frühjahr 2018 gibt es das Modellprojekt Volkswagen Art4all vom Jahre nach der Zerstörung aktuell wie nie. Die Mediengruppe möchte Volkswagen Kulturengagement. Eingebettet in die bestehende Partner- deshalb die Unsinnigkeit von Krieg und Zerstörung anhand einer Son- schaft mit der Nationalgalerie, setzt das Unternehmen dabei seinen An- derausstellung und Gesprächsrunden zum 13. Februar erneut ins Be- spruch um, Kunst und Kultur möglichst vielen Menschen zugänglich wusstsein der Menschen rufen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit zu machen. Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie – Staatliche mit diesem großen, zeitgenössischen Künstler, aber auch mit unserem Museen zu Berlin: „Für unser Haus, respektive für die Nationalgalerie in langjährigen Partner Drewag, der die einzigartige Immobilie dafür zur Berlin, ist ein solches Programm ein Novum. Volkswagen hat in seiner Verfügung stellt.“ langen Partnerschaft mit uns – über die Förderung von Ausstellungen Yadegar Asisi: „Seit Dezember 2006 sind meine Panoramen zur Ge- hinaus – nun mit einem weiteren Schritt vorgelebt, wie ein Unterneh- schichte von Dresden im Panometer Dresden zu sehen. Zunächst zur men die Stärkung von Kunst und Kultur als gesamtgesellschaftlichen barocken Stadt, ab 2015 auch zum bombardierten Dresden. Seit dieser Auftrag ernst nimmt und Taten folgen lässt. Und ich kann sagen, dass Zeit haben wir mit der Drewag eine ausgezeichnete Standortpartner- wir ausnahmslos positive Resonanz zu diesem Programm erfahren – sei schaft, die wir weiter fortsetzen werden. Als in den letzten Monaten die es durch unsere Besucherinnen und Besucher, durch Kulturschaffende Idee entwickelt wurde, dass wir die Partnerschaft noch um die DDV Me- oder durch die Kulturpolitik.“ diengruppe erweitern, war ich vom ersten Augenblick von dieser Idee Benita von Maltzahn hat dieses Projekt als Director Cultural Engage- fasziniert. Die Panorama-Ausstellungen und Inhalte aus den Teams der ment der Volkswagen AG mit initiiert: „Wir sind überzeugt davon, dass DDV Mediengruppe zusammenzubringen, wird ein spannendes Mitei- kulturelle Bildung für unsere ganze Gesellschaft elementar wichtig ist. nander von unterschiedlichen Fragestellungen zu ähnlichen Themen Künstler und Kulturschaffende ermöglichen einen freien Blick auf un- sein. Ab Mitte Februar werden wir gemeinsam das erweiterte Ausstel- ser Leben und stoßen mit ihrer eigenen Kreativität auch Innovationen lungskonzept im Panometer Dresden präsentieren. Ich denke, dass mit in anderen Bereichen an.“ Um die Vermittlungsarbeit bei Volkswagen zwei starken Partnern vor Ort Synergien entstehen können, von denen Art4all weiter auszubauen, hat das Unternehmen nun auch die Aus- wir heute noch nichts ahnen.“ Als Herausgeber der Sächsischen Zei- stattung von drei mobilen Ateliers ermöglicht: Ein im Museum ganz tung und der Morgenpost Sachsen zählt die DDV Mediengruppe zu variabel einsetzbares Mobiliar und eine technische Ausrüstung machen den großen Verlagshäusern in Sachsen. die Workshop-Angebote im Programm praktikabel und attraktiv. INFO: www.ddv-mediengruppe.de, www.asisi.de INFO: www.volkswagen.de
10 AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20 Archimedes Exhibitions realisiert Porsche Erlebniswelt Mooncity Mooncity (alle Fotos: Christian Houdek)
AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20 11 Porsche hat kürzlich in Salzburg in Anwesenheit von Teilen des Vorstands der Volkswagen AG sowie der Familien Piëch und Por- sche feierlich die Mooncity eröffnet – eine Erlebniswelt, welche Archimedes Exhibitions in enger Zusammenarbeit mit dem Team um Leo Fellinger von Porsche Austria konzipiert, designt und produziert hat. Das Mooncity-Edutainmentkonzept soll die Besucher spielerisch zu „Experten” für E-Mobilität machen. Anstelle eines Showrooms für Au- tomobile erwartet sie deshalb eine interaktive Reise von den Anfän- gen der E-Mobilität bis in die Stadt der Zukunft, in der diese Konzepte umgesetzt sind. Multimediale Hands-on-Exponate, VR-, AR- und Mixed Reality-Anwendungen vermitteln Kenntnisse zu Funktion und Möglich- keiten nachhaltiger Energie sowie den Technologien hinter E-Fahrzeu- gen. Der Gamification-Charakter des Rundgangs, bei dem durch Chal- lenges allein oder gegeneinander Credits gesammelt werden können, soll dabei den Ehrgeiz wecken, sich eingehender mit den dargestell- ten Themen zu befassen. Das Erlernte kann auf einer personalisierten Moon ID Card gespeichert werden, die später als Give-Away mit nach Hause genommen werden kann. Die Designer von Archimedes Exhibitions haben für die Erlebnis- welt eine immersive Szenografie aus Licht- und Klanginstallationen entworfen, die die Besucher auf ihrer Mission in andere Welten führt. gen eine kosmische Atmosphäre. Wie einst Neil Armstrong können die Die Ausstellungsarchitektur, das Exponatdesign und die Formsprache Besucher hier ihren Fußabdruck hinterlassen. der Grafiken sind von runden Formen geprägt, die vom Moon-Logo, Das inhaltliche wie gestalterische Leitmotiv „Energie” führt die Besu- dem Mond und Planetenumlaufbahnen inspiriert sind. Ein Großteil der cher in Form von Energieströmen aus LED-Bändern in das Moon Camp. Ausstellung ist in einem hellen, futuristischen Look gestaltet, mit dem In dieser imaginären Raumstation durchziehen LED-Bänder die Szenerie, merklich eine Schwelle zur Zukunft markiert wird. Zugleich werden verbinden Exponate zu einem ganzheitlichen Energienetz und laufen im so Assoziationen an Raumstationen beziehungsweise Städte der Zu- Zentrum des Raums zu einer imposanten Lichtinstallation, dem „Energy kunft geweckt. Die Grafiken greifen Elemente aus der Welt der Science Tree”, zusammen. Elemente aus hellem Holz kontrastieren den cleanen, Fiction auf. Farbliche Highlights bilden die CI-Farben von Moon – ein futuristischen Look und verkörpern den Nachhaltigkeitsaspekt der Erleb- dunkles Blau und der Farbton Mint Energy – sowie ausgewählte Aus- niswelt. Mit dem erlernten Wissen im Gepäck erleben die Besucher im zeichnungsfarben innerhalb der einzelnen Ausstellungsbereiche. Anschluss in der „Future City” die Vorteile nachhaltiger und zugleich an Einen gestalterischen Kontrapunkt bildet der Beginn der Mission: den Bedürfnissen der Menschen orientierter Mobilitätskonzepte. Diese Durch ein dunkles Portal „reisen“ die Besucher durch das Weltall auf können sie dann selbst an einem interaktiven, multimedialen Stadtmo- den Mond. Eine immersive Lichtinstallation durchströmt den Raum und dell Salzburgs anwenden. Die Besucher verlassen den Experience Spa- simuliert den Lichtschein unendlich vieler Sterne. Die besondere Boden- ce entlang einer effektvollen, auch von außen weithin sichtbaren LED- beschaffenheit, die die Mondoberfläche widerspiegelt, und das Spiel Wand mit einer atmosphärischen Video- und Soundinstallation. mit Licht und Schatten angesichts der Dunkelheit im Weltraum erzeu- INFO: www.mooncity-salzburg.at, www.archimedes-exhibitions.de
12 AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20 Großes Tropenhaus (Foto: I. Haas, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin) Multimedia-Stelen im InnoTruck (Foto: Flad & Flad Communication) Sound-Installation InnoTruck Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Zum Wissenschaftsjahr 2020 geht die Initiative InnoTruck des der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin, das Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer CTM-Festival for Adventurous Music and Art, Deutschlandfunk neuen multimedialen Sonderschau zum Thema „Bioökonomie“ Kultur und Die Junge Akademie haben unter dem Titel „Natur. auf Tour. Besucher der Ausstellung im Roadshow-Truck können Nach Humboldt“ eingeladen: Bis zum 2. Februar konnten Besu- sich darüber informieren, wie eine nachhaltige Gesellschaft auf- cher im Großen Tropenhaus eine 360°-Sound-Installation erleben. gebaut wird und welche Handlungsfelder dabei im Fokus stehen. Abschluss und Höhepunkt bildete eine „Art meets Science“-Ma- Nach dem Auftakt mit Bundesministerin Anja Karliczek setzt der tinee in den Gewächshäusern des Berliner Botanischen Gartens. InnoTruck seine Deutschland-Tour nahtlos fort – konzipiert und Mit seinem „Naturgemälde der Anden“ schuf Alexander von Hum- realisiert von der Kommunikationsagentur für Zukunftsthemen boldt 1807 einen programmatischen Entwurf für die spätere Pflanzen- Flad & Flad. geographie. Diese Ikone der Wissenschaftsgeschichte vereint Naturer- Im Wissenschaftsjahr 2020 rückt das BMBF als Initiator die Bioö- kenntnis und Naturerleben. konomie in den Blickpunkt des Dialogs. „Als Kommunikationsagen- Mehr als 200 Jahre später stellt das Kooperationsprojekt „Natur. tur für Zukunftsthemen können wir bei diesem Schwerpunkt unser Nach Humboldt“ die Frage, ob ein solcher Zugang zu Natur – eben- gesamtes Know-how aus vorherigen Dialoginitiativen wie dem mo- so wissenschaftlich wie ästhetisch – heute überhaupt noch möglich ist. bilen BIOTechnikum des BMBF oder dem Biolab im Auftrag der Ba- Die Künstlerinnen Lucrecia Dalt (Kolumbien) und Maria Thereza Alves den-Württemberg Stiftung einbringen“, sagt Simone Schiebold, ge- (Brasilien/USA) setzen sich in einer Klanginstallation mit der Pflanzen- schäftsführende Gesellschafterin bei Flad & Flad. Die Heroldsberger welt des Botanischen Gartens auseinander. In ihrem Werk „You Will Go Agentur verantwortete neben der kreativen und inhaltlichen Konzep- Away One Day But I Will Not” thematisieren sie die Reisen von Pflanzen tion auch die wissenschaftliche Redaktion, den Ausstellungsbau und und Menschen, Pflanzennamen und ihre Herkunft und ihren eigenen die Medientechnik. „Da wir als Agentur selbst daran arbeiten, unsere ästhetischen Zugang zu Natur. Ökobilanz zu verbessern und die Kommunikation von nachhaltigen Ab dem 24. Januar war das Publikum eingeladen, von 9 bis 19 Uhr Technologien zu unseren Kernkompetenzen zählt, ist uns das diesjäh- mit kostenfrei ausleihbaren Kopfhörern entlang von Palmen, Farnen rige Wissenschaftsjahr auch persönlich ein sehr wichtiges Anliegen“, und Lianen zu spazieren. Die Gäste lauschten dabei den Geräuschen, ergänzt Schiebold. Naturklängen, Stimmen und Gesängen der Soundkomposition. Part- Die Multimedia-Terminals im gänzlich neugestalteten InnoTruck-Ober- ner der technischen Umsetzung ist der Berliner Sound-Pionier usomo geschoss sind vielfältig ausgestattet: Hier liegt der Schwerpunkt neben (unique sonic moments). Deutschlandfunk Kultur sendet am 6. März Forschungsprojekten zu den Agrarsystemen der Zukunft auch auf bio- 2020 eine Radiofassung der Klanginstallation. technologischen Anwendungen sowie Materialien und Produkten der INFO: www.bgbm.org Bioökonomie. Interessierte sind zudem eingeladen, ihr Wissen in einem interaktiven Quiz zu testen oder mittels VR-Brille eine virtuelle Reise durch eine Pflanzenzelle zu unternehmen. Während der „Offenen Tür“ ist der InnoTruck für alle Gäste kostenfrei geöffnet. INFO: www.innotruck.de, www.flad.de
AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20 13 gangen. „Die große Anzahl der Einreichungen zeigt uns, dass wir ei- nen Nerv getroffen haben“, so Peter Stohler, Geschäftsführer und Pro- grammleiter der Grimmwelt Kassel. „Es ist schön zu sehen, wie viele Künstlerinnen und Künstler die Brüder Grimm auch heute inspirieren. Wir freuen uns über die große und internationale Resonanz – sie zeigt deutlich, dass die Grimmwelt und das Thema ,Storytelling‘ Strahlkraft über Kassel, Hessen und Deutschland hinaus entfalten.“ Eingereicht werden konnten sowohl neue als auch bereits existieren- de Arbeiten zum Thema. „Rund 28 Prozent neue Arbeiten sind unter Grimmwelt (Foto: Sascha Mannel) den Einreichungen, sodass wir auch als Inkubator und Wegbereiter wir- ken können. Bis zu 1.500 Euro Zuschuss konnten Künstlerinnen und Künstler für ihre Werke beantragen“, so Peter Stohler weiter. Mit 357 Einreichungen liegt Deutschland erwartungsgemäß an der Spitze, gefolgt von der Schweiz (42) und Österreich (15). Aber auch Italien, Polen, Russland, die Türkei und USA sind mit einzelnen Ein- reichungen vertreten. Aus Bundeslandsicht liegt Berlin mit 76 Einrei- chungen knapp vor Hessen mit 72. Es folgen Nordrhein-Westfalen (49), Baden-Württemberg (40) und Bayern (37). Aus Kassel direkt kommen 400 Einreichungen immerhin 42 Bewerbungen. Mit 250 Einreichungen oder rund 59 Pro- zent haben Frauen die Nase leicht vorn. Rund ein Fünftel der Einrei- chungen stammt aus der Altersgruppe unter 30 Jahren. Einen Schwer- Die Sonderausstellung „Storytelling“ vom 3. Juni bis 18. Okto- punkt bei den Einreichungen bilden Malerei und Installationen mit je- ber 2020 will sich auf den Spuren von Jacob und Wilhelm Grimm weils 87 Einreichungen, also je 22 Prozent. Es folgen Audio/Video (63), der integrativen Kraft des Geschichtenerzählens widmen. Anlass Illustration (42), Fotografie (37) und Skulptur (27). Performances sind ist der Jahrestag „5+15“: Die Grimmwelt Kassel feiert als welt- mit 16 Einreichungen vertreten. weit größtes Ausstellungshaus zu den Brüdern Grimm ihren fünf- Gerechnet worden war im Vorfeld mit rund 150 Einreichungen für die ten Geburtstag, zugleich jährt sich die Anerkennung der „Kin- Gruppenausstellung. Klaus Siebenhaar, Professor für Neuere Deutsche der- und Hausmärchen“ als Unesco-Weltdokumentenerbe zum Literatur an der FU Berlin: „Die mit der Digitalisierung geschaffenen 15. Mal. Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm dazu soll unbegrenzten Möglichkeiten des Publizierens haben den traditionellen den thematischen Schwerpunkt „Storytelling“ aus weiteren Per- Erzählformen zu neuer Popularität und Attraktivität verholfen: Das zeit- spektiven beleuchten. geistgemäße Storytelling bedient sich einerseits der relevanten wie be- Zur Ausstellung hatte das Haus im vergangenen Jahr einen Open währten Erzählmuster und -formate. Andererseits ergeben sich ganz Call für kreative Beteiligungen gestartet. Über 400 Einreichungen von neue, medientechnologisch bedingte Variationen und Erweiterungen 399 Künstlern und Kollektiven aus insgesamt zehn Ländern sind in der wie Visual Storytelling, Multimedia-Storytelling oder Hypertext.“ sechswöchigen Ausschreibungszeit bis zum 31. Dezember 2019 einge- INFO: www.grimmwelt.de AUSGEFALLENE Visionär inszeniert. Ausstellungs- bauten und Erlebnisräume, IDEEN KONKRET die gezielt die Sinne stimulieren UMGESETZT und Themen interaktiv erlebbar machen. Realisiert von NÜSSLI. Museum KTM Motohall, Mattighofen. Foto: © Daniel Stauch nussli.com
14 AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20 Direkter Dialog Semperbau am Zwinger wiedereröffnet Semperbau am Zwinger wird wiedereröffnet (Foto: Staatliche Kunstsammlungen Dresden/H.C. Krass)
AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20 15 Nach sieben Jahren umfangreicher Sanierung öffnete am Sams- tag, den 29. Februar 2020, der Semperbau am Zwinger wieder seine Türen. Erstmals präsentieren die Staatlichen Kunstsamm- lungen Dresden (SKD) Werke ihrer weltberühmten Gemäldega- lerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800 im direk- (Foto: DSM / Joscha Glanert / Helmut Bien / Laurenz Theinert) ten Dialog. Rund um Raffaels „Sixtinische Madonna“ erwartet das Publikum eine Reise durch die europäische Kunstgeschichte. Die Konzeption der neu- Polarlichter auf der Außenfassade des DSM en Dauerausstellung folgt einer Unterteilung nach geografischen Schu- len und Epochen und wird einzelne Hauptthemen der jeweiligen Zeit in den Blick nehmen. Meisterwerke wie Giorgiones „Schlummernde Ve- nus“, Rembrandts „Ganymed“ oder Bellottos Dresdner Veduten wer- den als Schlüsselwerke eindrucksvoll in Szene gesetzt. Wegweisend für die vollständig überarbeitete Dauerausstellung ist die Integration der Skulpturensammlung: Die Antikensammlung wird nach zehn Jahren im Schaudepot des Albertinum nun im Semperbau präsentiert. Sie findet ihr neues Zuhause in der Antikenhalle, einer großen Halle im Erdgeschoss des Ostflügels, die ursprünglich für die historische Gipsabgusssammlung von Anton Raphael Mengs vorgese- hen war. Plastiken und Skulpturen aus Renaissance und Barock sind im mit Tageslicht gefluteten Skulpturengang im ersten Obergeschoss neu installiert. Kleinbronzen, Büsten und Marmorwerke stehen im di- Medieninstallation rekten Austausch zu ausgewählten Gemälden. Im Deutschen Pavillon Die Architektur des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leib- im Erdgeschoss ist eine Auswahl an Mengs‘schen Abgüssen zu sehen. niz-Institut für Maritime Geschichte wurde von November bis Im Stockwerk darüber verbinden sich Kunstgenuss und Gaumenfreude Mitte Januar täglich ab 17 Uhr zu einem Gesamtkunstwerk ma- im neu erschaffenen Café Algarotti, das zum Verweilen einlädt. ritimer Themen aus Vergangenheit und Gegenwart. Eine Medi- Experten aus verschiedenen Bereichen der Restaurierung wurden von eninstallation aus Fassadenprojektionen, Lichtspielen, Leinwän- Beginn an für konservatorische Fragen in die Bauplanung eingebun- den und Monitoren ließ den spitzdachigen Bangert-Bau des DSM den, um bestmögliche Bedingungen für die Präsentation und Sicher- in neuem Licht erstrahlen. heit aller Kunstwerke zu schaffen. Eine neue Dreifach-Fenstervergla- Von der Grönland, Deutschlands ältestem Polar-Expeditionsschiff, über sung mit hohem Farbwiedergabeindex ermöglicht jetzt natürliches Licht die Alfred-Wegener-Expedition von 1930 bis zur Polarstern auf ihrer ak- in den Räumen. Das vollkommen überarbeitete Lichtkonzept mit de- tuellen MOSAiC-Expeditionsfahrt entsteht ein bewegtes Bild der For- tailgenauer Akzentbeleuchtung und die farbigen Wandbespannungen schungsschifffahrt. Klimawandel und Erderwärmung lenken den for- lassen die Werke erstrahlen. Neue Sonderausstellungsflächen ermögli- schenden Blick auf die Polarregionen, wo sich der Klimawandel beson- chen nun wechselnde Präsentationen von Kunstschätzen aus den Be- ders dramatisch und weitreichend auswirkt. ständen sowie nationalen und internationalen Leihgaben. Das Winckel- Die Medieninstallation war Teil der Polarwochen, die vom 16. Novem- mann-Forum bietet eine große Wechselausstellungsfläche, die das ge- ber bis zum 6. Januar 2020 das DSM zum Leuchten brachten. Filmvor- samte Erdgeschoss des Westflügels umfasst. führungen und gemeinsame Nachtspaziergänge durch den Alten Hafen Multimediale Vermittlungsformate ergänzen das Museumserlebnis. vervollständigen das Programm. Die Polarwochen laufen im Rahmen Künftig ist der Semperbau flächendeckend mit WLAN ausgestattet, der neuen Sonderausstellung Sea Changes – Welt und Meer im Wan- darüber kann der neu konzipierte Multimediaguide aufgerufen wer- del. Diese nimmt den Einfluss des Klimawandels auf die Weltmeere in den. In Kooperation mit der Fakultät Informatik der Technischen Univer- den Fokus und wirft Schlaglichter auf die enormen Auswirkungen für sität Dresden (TUD) sind zudem kostenlose barrierefreie Multimediagu- die Polarregionen, Schifffahrt und Ökosysteme. ides für die unterschiedlichen sensorischen und kognitiven Bedürfnisse Die Bewegtbild-Projektion „Screening Northern Lights“ ist eine Koo- der Besucher entstanden. peration des DSM mit dem Medienkünstler Kurt Laurenz Theinert und Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Touris- dem Kurator Helmut M. Bien (westermann kulturprojekte). mus: „Es ist großartig, dass wir nach siebenjähriger Sanierung heute Das verwendete Material für die Bild- und Film-Collage stammt unter die Gemäldegalerie Alte Meister gemeinsam mit der Skulpturensamm- anderem aus den historischen Beständen des DSM. Es wird kombiniert lung wiedereröffnen können. Der renovierte Semperbau am Dresdner mit Szenen aus dem Film Aquarela von Victor Kossakovsky, einer Do- Zwinger ist das Zuhause von herausragenden Werken, die Besucher aus kumentation über die Apnoe-Taucherin Anna von Boetticher, Foto- und der ganzen Welt schätzen. Das zeigt: Unser kulturelles Erbe ist auch ein Filmmaterial von Stefan Hendricks, Esther Horvath, Lilo Tadday und Jan wichtiger touristischer Wirtschaftsfaktor. Der Freistaat Sachsen hat mit Erik Waider sowie Videomaterial der Polarmeertaucher Alexander Be- rund 50 Millionen Euro nahezu die gesamten Kosten für die Bau- und nedikt und Alexander Semenov. Auch Animationen wissenschaftlicher Renovierungsmaßnahmen des Semperbaus getragen – eine wichtige Forschungsinstitute und Online-Plattformen sowie Infografiken des be- Investition für den Kultur- und Tourismusstandort Sachsen.“ kannten Klimatologen Ed Hawkins sind Teil der Medieninstallation. INFO: www.skd.museum INFO: www.dsm.museum
Wanderausstellung „Reisende Musiker“ in den Promenaden Hauptbahnhof 16 AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20 Neue Fotoausstellung blickt auf die Geschichte der Meyer Werft (Foto: John Will Kommunikation) (Foto: Sarah Stollberg) Reisende Musiker Werftgeschichte Bis zum 1. März 2020 konnte die Ausstellung „Reisende Musi- Mit bislang unveröffentlichten Motiven öffnet ab sofort eine ker – Clara, Edvard und Mikalojus Konstantinas“ in den Pro- neue Fotoausstellung zum 225ten Geburtstag der Papenburger menaden Hauptbahnhof Leipzig besichtigt werden. Sie ist Meyer Werft. In den Ausstellungsräumen des „Zeitspeichers“ auf Teil des Projekts „Europäische Notenspuren“ und erinnert da- dem historischen Gründungsgelände der Werft in Papenburgs ran, dass das Reisen im 19. Jahrhundert eine große Herausfor- Innenstadt schaffen noch bis zum 31. Oktober 2020 großforma- derung bedeutete und mit vielen Umständen verbunden war. tige Fotografien eine Zeitreise durch die Geschichte des Famili- Auf ihren Konzertreisen legten Clara Schumann und ihre Kol- enunternehmens. Gleichzeitig bildet die Fotoausstellung eine legen Edvard Grieg aus Norwegen sowie Mikalojus iurlionis ideale Kombination zum Besucherzentrum der Meyer Werft, das aus Litauen zehntausende Kilometer zurück. Neben der Post- mit mehr als 250.000 jährlichen Besuchern zu den touristischen kutsche reisten sie mit den ersten Eisenbahnen oder gar mit Hauptattraktionen Norddeutschlands zählt. dem Schlitten. „Erstmals haben wir in einer Sonderausstellung sehr ausführlich die Die Ausstellung stellt anhand der Konzertreisen der drei Musiker die spannende Historie der Werft für unsere Gäste aufbereitet“, erklärt Kai Umstände dieser Reisen vor, präsentiert Zeichnungen und Fotografien Nehe, Geschäftsführer der Papenburg Marketing GmbH. Dabei tau- von Bahnhöfen und Postkutschen sowie die Reiserouten der Kompo- chen die Besucher entlang eines überdimensionalen Zeitstrahles mit nisten. Die veröffentlichten Reisealben zeigen Fotos ihrer Familien, Zi- vielen detaillierten Erklärungen so intensiv wie noch nie in die bewegte tate aus ihren persönlichen Tagebüchern sowie Skizzen von unterwegs. Entstehungsgeschichte des Schiffbaus ein. Dazu kommen private Erin- Des Weiteren erhalten die Besucher Informationen über die damalige nerungsstücke der Familie Meyer, wie eine 150 Jahre alte Werkzeug- Reisekleidung sowie die benötigten Reiseutensilien im 19. und 20. kiste von Joseph Lambert Meyer und Pläne historischer Schiffe wie der Jahrhundert – einer Zeit, in der das Fotografieren noch keine Selbstver- „Graf Goetzen“ oder des ersten Eisenschiffs der Werft, der „Triton“ aus ständlichkeit war. dem Jahr 1873, und machen so die Vergangenheit lebendig. Das Ausstellungskonzept wurde in einer Zusammenarbeit zwischen INFO: www.besucherzentrum-meyerwerft.de dem Notenspur Leipzig e.V., Partnern aus Litauen und Norwegen sowie Architektur-Studenten der Bauhaus-Universität Weimar erstellt. Geför- dert wird es im Rahmen des Programms „Creative Europe“ der Euro- päischen Union. INFO: www.promenaden-hauptbahnhof-leipzig.de, www.notenspur-leipzig.de MEHR THEMEN ZU AUSSTELLUNGSGESTALTUNG UND MUSEUMSPRAXIS UNTER: WWW.MUSEUMSREPORT.DE
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