1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg

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1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
1.20

SPEZIAL AUSSTELLUNGSGESTALTUNG UND MUSEUMSPRAXIS

     Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions
     kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
EDITORIAL // MUSEUM 1.20 03

Corona wird Alltag                                                                     INHALT

                                                                                            MENSCHEN
                                                                                        4
                                                                                                Porzellanikon

                                                                                            MANAGEMENT
                                                                                        5
                                                                                                Fonds Digital
                                                                                        6
                                                                                                Operation Nachtwache
                                                                                        7
                                                                                                Future Museum
                                                                                        8
                                                                                                Besucherzahlen 2018
                                     Nach den SARS- und MERS-Pandemien ver-             9
                                                                                                Projekt Art4all
                                     gangener Jahre gibt es eine weitere Bedro-
                                     hung aus der Welt der Corona-Viren und be-             AUSSTELLUNGSPRAXIS
                                     schäftigt uns mittlerweile rund um die Uhr.       10
                                                                                                Mooncity
                                     Covid-19, die aktuelle Variante des Corona-       12
                                                                                                InnoTruck
                                     Virus, schüttelt überall die Menschen und ihr     13
                                                                                                Sonderausstellung Storytelling
Verhalten kräftig durch. Dabei sollte uns weniger die globale Verbreitung der Viren    14
                                                                                                Semperbau am Zwinger
innerhalb kurzer Zeit irritieren, sondern eher die Ignoranz innerhalb mancher Kul-     16
                                                                                                Meyer Werft
turkreise, die Covid-19 anfangs als isoliertes Geschehen irgendwo in China abtaten.    17
                                                                                                Casa Seat
Das ist in einer globalisierten Welt kaum noch möglich.                                18
                                                                                                Digital Signage
  Der Hype um die Viren hält alle in Schach. Wohl auch, weil es von mikrobiolo-
gischer und medizinischer Seite schon ganz viele Erklärungen und Handlungsemp-              MUSEUMSAUSSTATTUNG
fehlungen gibt, was nun zu tun ist. Dabei ist die Sachlage alles andere als klar. Es   20
                                                                                                Van Gogh Experience
gibt viele Erkrankungen mit grippeähnlichen Symptomen und vereinzelt sehr schwe-       21
                                                                                                Scape X
re Fälle, die sich nicht therapieren lassen. Auf der anderen Seite beschäftigen uns
die weltweiten Grippefälle, ebenfalls häufig durch Viren ausgelöst, kaum noch –             MULTIMEDIA
obwohl es hier zumindest bisher um viel größere Fallzahlen geht, auch mit schlim-      22
                                                                                                Kultur-Token
mem Ausgang. Daran haben wir uns gewöhnt. Welche Folgen Covid-19 haben                 23
                                                                                                fabulApp
wird – keiner weiß es.
  Spätestens seit dem vermehrten Auftreten des Virus in Deutschland und Euro-               MARKETING-SERVICES
pa, der Absage einiger großer Messen und der Diskussion um potentielle Absagen         24
                                                                                                Lieferantenverzeichnis
von Massenveranstaltungen – beispielsweise im Sportbereich – gehört Covid-19 je-
denfalls auch bei uns zum Alltag. Manche Menschen ziehen sich zumindest partiell            INSIDE
aus der Öffentlichkeit zurück. Das werden auch die Museen und Ausstellungen zu         26
                                                                                                Johannes Molderings
spüren bekommen, wenn am Ende des Monats oder des Jahres die Besucherzah-
len veröffentlicht werden. Ich befürchte, dass uns Corona noch einige Zeit beschäf-                                      Porsche Mooncity
                                                                                                                  (Foto: Christian Houdek)
tigen wird.

Herzlichst

Ihr Peter Blach
1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
04 MENSCHEN // MUSEUM 1.20

                                                                                              Dr. Katharina Ammann                         Dr. Birgit Jooss
                                                                                              (Foto: zur Verfügung gestellt)               (Foto: documenta archiv/Ryszard Kasiewicz)

                                                                                              NEUE DIREKTORIN FÜR DAS                      BIRGIT JOOSS VERLÄSST DAS
                                                                                              AARGAUER KUNSTHAUS                           DOCUMENTA ARCHIV
                                                                                              Ab dem 1. Juli wird die 46-jährige           Die Direktorin des documenta archivs,
                                                                                              Kunsthistorikerin Katharina Ammann           Dr. Birgit Jooss, ist zum Februar 2020
                                                                                              das Aargauer Kunsthaus leiten. Sie           bei dem Kasseler Haus ausgeschie-
                                                                                              löst Madeleine Schuppli ab, die das          den, um sich wieder in Richtung ih-
                                                                                              Haus Ende Januar 2020 verlassen              rer Heimatstadt München zu orien-
Bernd Sibler mit Anna Dziwetzki                                                               hat. Bis zu ihrem Stellenantritt führt       tieren. Die Kunsthistorikerin und Ar-
(Foto: Porzellanikon)
                                                                                              die stellvertretende Direktorin Sandra       chivarin wechselt zum Zentralinsti-
                                                                                              Walder das Aargauer Kunsthaus.               tut für Kunstgeschichte, wo sie die
NEUE DIREKTORIN DES                                                                              Katharina Ammann ist seit 2015 Ab-        wissenschaftliche Aufarbeitung eines
PORZELLANIKONS                                                                                teilungsleiterin Kunstgeschichte und         für die Provenienzforschung bedeu-
Das Porzellanikon bekommt eine neue               um in Frankfurt am Main. Sie ver-           Mitglied der Institutsleitung bei SIK-       tenden Kunsthändlerarchivs verant-
Leiterin: Seit Februar ist Anna Dzi-              antwortete für den Landschaftsver-          ISEA, einem kunstwissenschaftlichen          worten soll.
wetzki Direktorin des Staatlichen Mu-             band Westfalen-Lippe das Marketing          und kunsttechnologischen Kompe-                 Dr. Jooss leitete das documenta ar-
seums für Porzellan, Hohenberg a. d.              der Ausstellung „Imperium Konflikt          tenzzentrum für Forschung, Doku-             chiv seit Juli 2016. Sie steuerte die
Eger / Selb. Sie tritt damit die Nach-            Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht“,          mentation, Wissensvermittlung und            Neuaufstellung des erst ein halbes
folge des Gründers und bisherigen Di-             bei der Dauerausstellung „terra mi-         Dienstleistung im Bereich der bilden-        Jahr zuvor aus städtischer Obhut in
rektors Wilhelm Siemen an. Der baye-              neralia“ der Technischen Universi-          den Kunst. Sie leitet da zentrale For-       die documenta und Museum Frideri-
rische Staatsminister für Wissenschaft            tät Bergakademie Freiberg ist sie seit      schungs- und Publikationsprojekte            cianum gGmbH übergebenen Archi-
und Kunst Bernd Sibler stellte Dzi-               zehn Jahren zugleich Leiterin und Ge-       unter anderem zu Markus Raetz,               vs. Unter ihrer Leitung öffnete sich
wetzki nun in Selb der Öffentlichkeit             schäftsführerin, seit 2012 leitet sie zu-   Augusto Giacometti und Niklaus               das documenta archiv für die Bevöl-
vor. „Das Porzellanikon findet in Anna            sätzlich die Mineralogische Sammlung        Manuel. Darüber hinaus unterstützt           kerung, indem beispielsweise der öf-
Dziwetzki eine Führungspersönlich-                Deutschland im Krügerhaus.                  sie die Institutsleitung in strategischen    fentliche Lesesaal sowie regelmäßige
keit mit hervorragender Expertise und               Anna Dziwetzki: „Porzellan, für mich      Fragen und ist verantwortlich für die        Veranstaltungs- und Vortragsreihen
einem beeindruckenden Erfahrungs-                 der Inbegriff von vollkommener Hand-        Akquisition von Drittmitteln und von         etabliert wurden. Ein neues Corporate
schatz, den sie während ihrer Aus-                werkskunst, von Schönheitssinn und          Dienstleistungsprojekten sowie für die       Design und eine neue Website geben
bildung und ihrem bisherigen beruf-               Raffinesse, erzählt so viele spannende      Entwicklung von neuen Formaten und           dem documenta archiv ein zeitge-
lichen Werdegang auf internationalem              Geschichten. Es ist wunderbar – hier        Kooperationen mit externen Partnern.         mäßes Gesicht nach außen.
Terrain und in der Museumsszene ge-               im europäischen Herzen des ‚weißen             Katharina         Ammann      studierte      Mit ihrem Team entwickelte und
sammelt hat. Mit seiner einzigartigen             Goldes‘ – in die Welt des Porzellans        Kunstgeschichte und Englische Lite-          begleitete Dr. Birgit Jooss außerdem
Sammlung kann das Museum davon                    eintauchen zu können, umgeben von           ratur an den Universitäten Genf und          Symposien und Ausstellungen. Die
nur profitieren. Ich freue mich auf die           so vielen wunderbaren Objekten, die         Oxford. Von 2001 bis 2004 arbeitete          zusammen mit der Universität Kas-
Impulse, die sie setzen, und die Ideen,           gefertigt, genutzt, geschätzt und be-       sie als wissenschaftliche Assistentin        sel und der Museumslandschaft Hes-
die sie einbringen wird“, so Sibler.              gehrt wurden.“                              am Kunstmuseum Solothurn und ku-             sen Kassel gestaltete Schau zum Bau-
   Während ihrer Ausbildungszeit be-                Das Spezialmuseum für Porzellan           ratierte Ausstellungen vorwiegend zur        haus-Jubiläum „bauhaus I documen-
suchte Anna Dziwetzki die Akademie                hat zwei Standorte: In Hohenberg an         Gegenwartskunst. Ihre Dissertation           ta“ zog 2019 über 10.000 Besucher
der Schönen Künste in Krakau, die rö-             der Eger zeigt es die kulturhistorische     „Video ausstellen – Potenziale der Prä-      in die Neue Galerie. Mit „about: docu-
mische Universität „La Sapienza“ so-              Entwicklung der Formen und Dekore           sentation“ schrieb sie an der Univer-        menta“ richtete das documenta archiv
wie das IST – Studieninstitut für Kom-            sowie der Zierartikel und Figuren vom       sität Bern und am Zentrum für Kunst          in Kooperation mit der Museumsland-
munikation in Düsseldorf. Sie war so-             beginnenden 18. Jahrhundert bis zur         und Medien ZKM in Karlsruhe als Sti-         schaft Hessen Kassel die erste Dauer-
wohl mit dem Marketing als auch mit               politischen Wende 1989. In der ehe-         pendiatin des Schweizerischen Natio-         ausstellung zur documenta ein. Wei-
der    Kommunikation              verschiedener   maligen Rosenthal-Porzellanfabrik in        nalfonds. Von 2008 bis 2015 war sie          tere Kooperationen, etwa mit dem
Einrichtungen betraut, etwa am Stä-               Selb wird die Herstellung des „Weißen       Konservatorin am Bündner Kunstmu-            Deutschen Historischen Museum in
delschen Kunstinstitut und der Städ-              Goldes“ als Erlebnis erfahrbar.             seum Chur.                                   Berlin, sind angelaufen.
tischen Galerie und am Senckenberg
                                                              INFO: www.porzellanikon.org               INFO: www.aargauerkunsthaus.ch         INFO: www.www.documenta-archiv.de
Forschungsinstitut und Naturmuse-
1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
MANAGEMENT // MUSEUM 1.20 05

                                                                                                                                                                   Thomas Kufen, Ursula Gather, Peter Gorschlüter, Thomas Kempf
Kulturstiftung des Bundes fördert 15 Projekte

Fonds Digital

                                                                                                                                                                   (v. l., Foto: Krupp-Stiftung/Peter Gwiazda)
Mit dem Fonds Digital – Für den digitalen Wandel von Kulturinstituti-
onen, eine der drei Säulen des Programms Kultur Digital, unterstützt
die Kulturstiftung des Bundes öffentlich geförderte Kulturinstitutionen
in den Bereichen digitales Kuratieren, künstlerische Produktion, Ver-
mittlung und Kommunikation bei der Entwicklung digitaler Konzepte.
Die digitalen Vorhaben sollen geeignet sein, den Einrichtungen Im-
pulse für weitreichende neue Perspektiven ihrer Häuser zu geben.
  Der Fonds Digital ermöglicht Verbünden von mindestens zwei Kul-
tureinrichtungen aller Sparten, gemeinsam mit Digitalen Partnern mo-
dellhafte digitale Angebote zu entwickeln und mit neuen digitalen Äs-
thetiken und Ausdrucksformen zu experimentieren.                                    Krupp-Stiftung verlängert Engagement
  Die Jury des Fonds Digital hat 15 Projekte zur Förderung emp-
fohlen. Der Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes bestä-                       Freier Eintritt
tigte die Auswahl der Jury auf seiner Sitzung am 9. Dezem-
ber 2019. An den 15 Vorhaben beteiligen sich insgesamt 36 Kul-                      Der freie Eintritt in die Sammlung des Museum Folkwang bleibt beste-
turinstitutionen, der Förderzeitraum erstreckt sich von 2020 bis                    hen. Ermöglicht wird dies durch die Alfried Krupp von Bohlen und Hal-
2024. Gefördert werden bundesweit 28 Museen, fünf Theater,                          bach-Stiftung und die Stadt Essen. Die Krupp-Stiftung verlängert ihr im
zwei Opernhäuser und eine Gedenkstätte. Drei der Projekte ko-                       Juni 2015 initiiertes Engagement bis zum Jahresende 2021 mit weite-
operieren mit internationalen Partnern in Australien, Brasilien                     ren 300.000 Euro.
und Schweden.                                                                         Auf einer Pressekonferenz in der Villa Hügel in Essen gaben der Ober-
  Zu den geförderten Institutionen gehören unter anderem das Ba-                    bürgermeister der Stadt Essen, Thomas Kufen, die Kuratoriumsvorsit-
dische Staatstheater Karlsruhe, das Berliner Ensemble, die Deichtorhal-             zende der Krupp-Stiftung, Ursula Gather, sowie der Direktor des Mu-
len Hamburg, die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg, das                    seum Folkwang, Peter Gorschlüter, die Sicherung des freien Eintritts in
DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt/Main, das Ethno-                die Sammlung bekannt. Das Museum Folkwang bietet seit Sommer
logische Museum Berlin, die Gedenkstätte und Museum Sachsenhau-                     2015 den freien Eintritt in die Sammlung an. Gestartet war die Initiati-
sen und Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, der Hartware Medien                     ve im Jahr 2015 zunächst mit einem freien Samstag im Monat, der von
KunstVerein (HMKV), das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Ge-                    Essener Unternehmen gefördert wurde. Noch im gleichen Jahr entwi-
schichte, das Jüdische Museum Frankfurt, die Komische Oper Berlin,                  ckelte sie sich durch die großzügige Förderung der Alfried Krupp von
die Kunsthalle Mannheim, das Ludwig Forum für Internationale Kunst                  Bohlen und Halbach-Stiftung zu einem einmaligen Vorzeigeprojekt. Die
Aachen, das LWL-Museum für Archäologie, das Museum für Gegen-                       Stiftung ermöglichte den freien Eintritt in die Sammlung an allen Tagen
wartskunst Siegen, das Marta Herford, das Museum für Kunst und Ge-                  für alle Besucherinnen und Besucher mit einer Million Euro für zunächst
werbe Hamburg, das NRW-Forum Düsseldorf und das ZKM | Zentrum                       fünf Jahre bis Mitte 2020.
für Kunst und Medien Karlsruhe.                                                       Ab Mitte 2020 übernimmt die Krupp-Stiftung die Finanzierung des
  Viele geförderte Kultureinrichtungen möchten ihre Sammlungsbe-                    Projekts um weitere 1,5 Jahre bis Ende 2021. Ab 2022 – im Jahr des
stände durch digitale Angebote neu erschließen und den Perspektiven                 100-jährigen Jubiläums des Museum Folkwang in Essen – sichert die
des Publikums mehr Raum verschaffen. Partizipative Formate wie Platt-               Stadt die Weiterführung des freien Eintritts.
formen, Hackathons oder Game Jams sollen technik- und kulturaffine                    Zwei Studien, die das Museum Folkwang durchführen ließ, bilanzie-
Communities früh in die Entwicklung und Umsetzung von Projekten                     ren dem freien Eintritt einen positiven Einfluss in Bezug auf die Gewin-
einbeziehen. Andere Vorhaben befassen sich mit Künstlicher Intelli-                 nung jüngerer Zielgruppen, die Bindung des Publikums und eine posi-
genz, etwa in Form lernender Ausstellungssysteme oder KI-basierter                  tivere Einstellung zur Kunst. Insgesamt habe der freie Eintritt danach
künstlerischer Produktionen. Viele geförderte Institutionen möchten                 zu einem dauerhaften Anstieg der Besucherzahlen in der Sammlung
ihre Arbeitsergebnisse zudem unter freien Lizenzen veröffentlichen, um              geführt: Der Besucherzuwachs betrug im Jahr 2019 im Vergleich zum
sie anderen Kultureinrichtungen und der Öffentlichkeit zur Verfügung                letzten Jahr vor Einführung des freien Eintritts plus 216 Prozent. Bei Kin-
zu stellen. Die Kulturstiftung des Bundes stellt für den Fonds insgesamt            dern und Jugendlichen konnte im Vergleich zum Jahr 2014 sogar eine
15,8 Mio. Euro zur Verfügung.                                                       Steigerung von bis zu 500 Prozent verzeichnet werden.

                                   INFO: www.kulturstiftung-bund.de/kulturdigital                                                   INFO: www.museum-folkwang.de
1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
06 MANAGEMENT // MUSEUM 1.20

                                                                                                                                                                                                                                   Karteikasten aus der Anthropologischen Sammlung (Foto: Birgit Großkopf)
Experten des Rijksmuseums und von AkzoNobel trafen sich am Standort
des Unternehmens in Sassenheim (Foto: AkzoNobel)

                                                                      Operation Nachtwache: AkzoNobel und das Rijksmuseum                       VolkswagenStiftung fördert Provenienzforschung

                                                                      Neues Verständnis                                                         Drei Jahre Laufzeit
                                                                      Die wissenschaftliche Erforschung von Farbe, Licht und Material steht     Die Debatte über den verantwortungsvollen Umgang mit menschlichen
                                                                      im Mittelpunkt der nächsten Phase der „Operation Nachtwache“ von          Überresten aus (vor-)kolonialen Zeiten hat nach den Museen auch die
                                                                      AkzoNobel in Zusammenarbeit mit dem Rijksmuseum in Amsterdam.             akademischen Sammlungen erreicht. Hier hat eine Auseinandersetzung
                                                                      Das Werk von Rembrandt durchläuft dabei die größte Restaurierung          mit der Herkunft der Bestände und ihrem Einsatz in Forschung und Leh-
                                                                      in seiner Geschichte, wobei die beiden Partner ihr Wissen kombinie-       re bislang kaum stattgefunden. Das möchte nun ein international und
                                                                      ren, um das Gemälde auf die bestmögliche Weise zu konservieren und        interdisziplinär ausgerichtetes Forschungsvorhaben an der Universität
                                                                      zu restaurieren.                                                          Göttingen nachholen. Es wird von der VolkswagenStiftung mit 980.000
                                                                        Robert van Langh, Leiter des Bereichs Konservierung und Wissen-         Euro über eine Laufzeit von drei Jahren gefördert.
                                                                      schaft des Rijksmuseums: „Wir wussten von Anfang an, dass eine Part-        Die Universität Göttingen besitzt zwei bedeutende Sammlungen
                                                                      nerschaft mit AkzoNobel bei der Operation Nachtwache absolut sinn-        menschlicher Überreste aus (vor-)kolonialen Zeiten: Zum einen die
                                                                      voll ist. Jetzt befassen wir uns damit, wie wir aus wissenschaftlicher    „Sammlung Anthropologie“ mit etwa eintausend Schädeln und Schä-
                                                                      Sicht vorankommen können. Wir haben gemeinsame Interessen, insbe-         delfragmenten aus Europa und Übersee. Zum anderen die „Blumen-
                                                                      sondere in Bezug auf Farbe als Material und den Alterungsprozess von      bachsche Schädelsammlung“ aus dem 19. Jahrhundert mit 840 Schä-
                                                                      Farbe. Wir sind zuversichtlich, dass unsere gemeinsamen Projekte dazu     deln und Abgüssen, davon etwa 200 mit außereuropäischer Proveni-
                                                                      beitragen werden, eine neue Perspektive auf und ein neues Verständnis     enz. Beide Sammlungen dienen bis heute als Arbeitsobjekte für Lehre
                                                                      von „Die Nachtwache“ zu schaffen.“                                        und Forschung.
                                                                        Die im Juli 2019 gestartete Operation Nachtwache setzt eine Reihe         Was bisher für beide Bestände ungeklärt ist: Wer waren die frühen
                                                                      neuer Werkzeuge und Techniken ein, um das berühmte Gemälde Rem-           Schädelsammler? Wo, wann und wie genau gelangten die Schädel in
                                                                      brandts – das in einer speziellen Glaskammer eingeschlossen ist – um-     ihren Besitz - und auf welchen Wegen nach Göttingen? Die Klärung
                                                                      fassend zu untersuchen und zu konservieren. Ein Projektteam aus For-      dieser Herkunftsfragen bilden den ersten Baustein in dem Forschungs-
                                                                      schern, Konservatoren und Restauratoren des Rijksmuseums arbeitet         projekt „Sensible Provenienzen – Menschliche Überreste aus kolonialen
                                                                      eng mit Museen und Universitäten im In- und Ausland zusammen, und         Kontexten in den Sammlungen der Universität Göttingen“, für das die
                                                                      auch mit den Farbspezialisten von AkzoNobel.                              VolkswagenStiftung 980.000 Euro an die Zentrale Kustodie der Univer-
                                                                        Die „Operation Nachtwache“ kann im Internet live verfolgt werden:       sität Göttingen bewilligt hat.
                                                                      rijksmuseum.nl/nightwatch.                                                  Im Mittelpunkt des zweiten Bausteins in dem Vorhaben stehen Fragen
                                                                                                                                                nach geografischer Herkunft, Geschlecht und Sterbealter, Krankheiten
                                                                                                                      INFO: www.akzonobel.com
                                                                                                                                                und Todesumständen. Zudem erhoffen sich die Forschenden Aufschluss
                                                                                                                                                über Bergungs- und Sammlungsumstände. Am Ende des Forschungs-
                                                                                                                                                prozesses soll mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Herkunftslän-
                                                                                                                                                dern entschieden werden, ob die Gebeine rückgeführt werden oder
                                                                                                                                                in den Sammlungen für weitere Forschungszwecke verbleiben können.

                                                                                                                                                                          INFO: www.volkswagenstiftung.de, www.uni-goettingen.de
1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
MANAGEMENT // MUSEUM 1.20 07

MKG Messe Kunst und Handwerk findet 2020 nicht statt

Kreativpause
Die Vorstände des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG)                Innovationsverbund gestartet
und der Justus Brinckmann Gesellschaft haben beschlossen, die ge-
meinschaftlich veranstaltete MKG Messe Kunst und Handwerk in die-           Future Museum
sem Jahr ruhen zu lassen. Seit 1887 veranstalten das MKG und sein
Freundeskreis, die Justus Brinckmann Gesellschaft, in Hamburg die           Wie sehen Museen in 20 Jahren aus? Auf welche Herausforderungen
MKG Messe Kunst und Handwerk als zentrale Plattform für zeitgenös-          und Trends muss sich die Branche einstellen? Mit dem Verbundprojekt
sisches Kunsthandwerk und qualitätvolle Gestaltung. Um der intensiven       „Future Museum“ unterstützen das Fraunhofer IAO und die Museum
Arbeit an ihrer inhaltlichen Ausrichtung und dem Konzept ausreichend        Booster GmbH Museen dabei, sich für die Zukunft zu wappnen. Ge-
Sorgfalt und Zeit einräumen zu können, verständigten sich beide Part-       meinsam mit 23 Partnern aus der Museumsbranche soll das Projekt-
ner nun darauf, eine Kreativpause einzulegen und die nächste Messe          team in den nächsten zwei Jahren Zukunftsszenarien entwickeln, um
erst im kommenden Jahr stattfinden zu lassen. Der festgelegte Termin        Herausforderungen frühzeitig zu begegnen und das Museum als Kul-
umfasst die Laufzeit vom 24. bis 28. November 2021, die Eröffnung fin-      tureinrichtung neu zu denken.
det statt am 23. November 2021 um 19 Uhr.                                     Das Projekt greift drängende Fragen von Museen hinsichtlich des Be-
  Prof. Tulga Beyerle, Direktorin des MKG: „Die Messe Kunst und             suchererlebnisses, Managements und der räumlichen sowie technolo-
Handwerk am MKG ist nicht nur eine der ältesten ihrer Art, sie ist auch     gischen Gestaltung auf: „Wie erleben Besucher ihren Aufenthalt im
zentraler Bestandteil des Museums. Um dieser bedeutenden Traditions-        Museum?“, „Wie lassen sich Prozesse im Management von Museen
messe die ihr gebührende Aufmerksamkeit zu schenken und ihre At-            optimieren oder gar neue Geschäftsmodelle etablieren?“, „Wie wer-
traktivität weiter zu steigern, nehmen wir uns ein Jahr Zeit, diesen Pro-   den die Eintrittspreise in Zukunft erhoben?“,
zess nach innen wie nach außen in aller Ruhe vorzubereiten – mit dem          „Wie sehen Museumsräume der Zukunft aus?“ oder „Welche neu-
klaren Ziel, sie im Jahr 2021, wie auch in allen folgenden Jahren, noch     en Technologien lassen sich einsetzen, um die Wissensvermittlung bes-
sichtbarer und erfolgreicher veranstalten zu können.“                       ser zu unterstützen?“. Fragen wie diese möchte das Forschungsteam
  Dr. Sebastian Giesen, Vorsitzender der Justus Brinckmann Gesell-          des Fraunhofer IAO unter anderem mit Hilfe von Trend- und Best-Prac-
schaft: „Die Messe Kunst und Handwerk liegt uns sehr am Herzen. Für         tice-Analysen, Befragungen und Workshops beantworten. „In Zukunft
die Justus Brinckmann Gesellschaft und das Museum für Kunst und Ge-         kann das Museum ein interaktiver Ort des Mitmachens und der Beteili-
werbe Hamburg stellt sie das wichtigste Forum für Kunsthandwerk im          gung sein, um kulturelles Erbe, Wissen und Lerninhalte auf eine attrak-
Norden und einen zentralen programmatischen Baustein des Hauses             tive Art und Weise zu vermitteln. Das Museum könnte in Zukunft einen
dar. An diesem Anspruch wollen wir intensiv, auch in konstruktivem Di-      ganz neuen Stellenwert für die Gesellschaft bekommen“, sagt Prof. Dr.
alog mit Aussteller*innen, arbeiten.“                                       Vanessa Borkmann vom Fraunhofer IAO und wissenschaftliche Leitung
  Für die jährlich stattfindende MKG Messe Kunst und Handwerk wählt         des Projekts.
eine Jury aus Experten Aussteller aus, die ihre Werke aus den Bereichen       Das Fraunhofer IAO und Museum Booster haben das Projekt auch ini-
Schmuck, Keramik, Möbel, Textil, Glas, Metall und Papier im MKG in          tiiert, um Museumsleitende, Kultur- und Tourismusbehörden, Technolo-
einer kuratierten Ausstellung präsentieren und verkaufen. Im Rahmen         gieanbieter, Ausstatter und Dienstleister dazu einzuladen, ein innovati-
der MKG Messe Kunst und Handwerk werden der Justus Brinckmann               onsorientiertes Netzwerk aufzubauen. Das Projekt wird von 23 Projekt-
Preis sowie der Justus Brinckmann Förderpreis vergeben.                     partnern aus sechs unterschiedlichen Ländern finanziert.

                                                 INFO: www.mkg-hamburg.de                                                   INFO: www.iao.fraunhofer.de

Europäisches Hansemuseum

Neues Design
Das Europäische Hansemuseum bekommt im fünften Jahr seines Be-              staben „EHM“ jetzt alle Aspekte des Europäischen Hansemuseums wi-
stehens ein neues Corporate Design. Seit seiner Eröffnung am 27. Mai        der. Hinter den neuen, rechteckigen Balken des Logos, die aneinander
2015 hat sich das Museum fest in der nordeuropäischen Museums-              und übereinander gestapelt zu sein scheinen, steht die Idee des Trans-
landschaft etabliert und entwickelt sich zunehmend auch als Veranstal-      ports – in Fässern, Kisten und Containern. Damit möchte die beauf-
tungs- und Begegnungsplattform.                                             tragte Hamburger Agentur gobasil die internationalen Aspekte und As-
  „Fünf Jahre nach dem Start und nach kritischer Prüfung haben wir          soziationen von Wirtschaft und Warentransport im Logo klarer veran-
uns entschieden, unser visuelles Erscheinungsbild neu zu entwickeln.        schaulichen. Auch farblich gibt es Veränderungen: Das bisherige Wein-
Das neue Logo verweist deutlich in die Gegenwart und auf das viel-          rot wird durch ein leuchtendes Europablau und ein frisches Rot ersetzt.
schichtige Angebot des Ortes“, so Dr. Felicia Sternfeld, Direktorin des     Während das Logo und das neue Design im Laufe des Jahres in allen
Museums. Die bislang im Logo nicht dargestellte europäische Ausrich-        Bereichen Einzug halten, bekommt das Museum ab Mai auch einen
tung erhält nun ihren Platz: Statt einfachem „h“ spiegeln die drei Buch-    neuen Webauftritt.

                                                                                                                            INFO: www.hansemuseum.eu
1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
08 MANAGEMENT // MUSEUM 1.20

                                                                                                                                                lungen (1.955, +84). Angeschrieben wurden 504 Ausstellungshäuser,
                                                                                                                                                an der Erhebung beteiligten sich 390 Häuser, 341 (67,7 Prozent) mel-
                                                                                                                                                deten Besuchszahlen.
                                                                                                                                                  Der Klimawandel ist mittlerweile auch in der Museumslandschaft an-
                                                                                                                                                gekommen. Museen, die sinkende Besuchszahlen meldeten, nannten
                                                                                                                                                erstmals das Wetter als häufigsten Grund, der ihrer Einschätzung nach
                                                                                                                                                für den Rückgang verantwortlich war.
                                                                                                                                                  Nur jedes vierte Museum zeigte an, dass es in den letzten Jahren
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

                                                                                                                                                aktiv im Sinne von Barrierefreiheit und Inklusion sein konnte. 70 Pro-
                                                                                                                                                zent der antwortenden Museen meldeten Maßnahmen zur Mobilität,
                                                                                                                                                gefolgt von Maßnahmen zur Verständlichkeit von Inhalten, wie etwa
                                                                                                                                                „Leichte Sprache“ (19 Prozent), und Angeboten für Menschen mit Ein-
                                                                                                                                                schränkungen beim Sehen (17 Prozent). Aktivitäten in Richtung „Leich-
                                                                                                                                                te Sprache“ machen mit rund einem Fünftel der insgesamt gemeldeten
                                                                                                                                                Maßnahmen einen hohen Anteil aus und lassen darauf schließen, dass
(Foto: SPK / Herlinde Koelbl)

                                                                                                                                                Barrierefreiheit und Inklusion mehr und mehr zusammen gedacht wer-
                                                                                                                                                den. Die Empfehlungen vom Deutschen Museumsbund für inklusivere
                                                                                                                                                Museen werden nach und nach berücksichtigt.
                                                                                                                                                  Zum vierten Mal seit 2001 hat das Institut für Museumsforschung
                                                                                                                                                nach der Online-Präsenz und den Online-Angeboten von Museen ge-
                                                                                                                                                fragt. Über 94 Prozent der antwortenden Museen stellen mittlerweile
                                                                                                                                                Informationen im Internet bereit, das entspricht in etwa der Quote von
                                                                                                                                                2013. Auch die Zahl der Museen, die eine eigene Homepage meldeten,
                                                                     Besuchszahlen von Museen und Ausstellungshäusern in 2018                   ist in den vergangenen sechs Jahren weiter gestiegen. Zudem haben
                                                                                                                                                rund 34 Prozent der antwortenden Museen für 2018 angegeben, dass
                                                                     Erhebungsergebnisse                                                        sie Informationen zu ihren Vermittlungsangeboten online stellen (2013:
                                                                                                                                                ca. 29 Prozent). Rund die Hälfte der antwortenden Museen machte
                                                                     Mit rund 111,6 Mio. Besuchen hielten die Museen das Niveau von             Angaben zu Aktivitäten in den sozialen Medien, Facebook liegt hier
                                                                     2016. Die Museen, die sich an der Umfrage beteiligten, meldeten            mit rund 45 Prozent der Nennungen vor Instagram (ca.17 prozent) und
                                                                     rund 8.800 Sonderausstellungen, was annähernd der Zahl des Vorjah-         Twitter (zehn Prozent).
                                                                     res entspricht.                                                              Die Betreuung der Online-Präsentation lag auch im Jahr 2018 noch zu
                                                                       Die an der Erhebung beteiligten Museen meldeten für das Jahr 2018        zwei Dritteln in der Hand von Museumsmitarbeitern, nur 17,2 Prozent
                                                                     insgesamt 111.662.229 Besuche. Das sind 2,4 Prozent weniger als            der antwortenden Museen nutzten hier einen externen Dienstleister.
                                                                     im Rekordjahr 2017, in dem die Publikumsmagneten documenta und               Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kul-
                                                                     Skulptur-Projekte Münster für Besuchsspitzen sorgten, aber nur rund        turbesitz, erklärt dazu für die Museen der Stiftung Preußischer Kultur-
                                                                     200.000 Besuche (0,18 Prozent) weniger als im Jahr 2016. Von den an-       besitz: „Auch die Museen der SPK haben ihre virtuelle Präsenz über die
                                                                     geschriebenen 6.741 Museen beteiligten sich 5.334 Einrichtungen an         Jahre stetig ausgebaut. Dazu gehört neben klassischeren online-Auf-
                                                                     der Erhebung. Insgesamt 4.865 (72,2 Prozent) Museen meldeten ihre          tritten natürlich auch der virtuelle Zugang zu unseren Sammlungen,
                                                                     Besuchszahlen für 2018.                                                    der erst ermöglicht, dass dieses Erbe der Menschheit wirklich umfas-
                                                                       Die Leiterin des Instituts für Museumsforschung, Dr. Patricia Rahe-      send verfügbar ist. Dafür haben wir eine Digitalisierungsstrategie und
                                                                     mipour, die seit September 2019 im Amt ist, stellt fest: „Die aktuellen    ein Digitales Manifest erarbeitet und bringen uns aktiv in die Debatte
                                                                     Besuchszahlen für 2018 machen deutlich, wie wichtig langfristige Er-       um open access ein. Darüber hinaus leitet die SPK mit museum4punkt0
                                                                     hebungen sind, durch die sowohl Trends als auch punktuelle Ausschlä-       ein von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medi-
                                                                     ge erkannt werden können. Das Institut für Museumsforschung erhebt         en gefördertes Verbundprojekt, das auch anderen Museen ermöglicht,
                                                                     bereits seit 1981 jährlich die Zahlen zu den Museen. Eine wichtige In-     die dort entwickelten modellhaften digitalen Anwendungen kosten-
                                                                     formationsquelle für die Museen, und daher auch zukünftig fester Be-       frei nachzunutzen.“
                                                                     standteil der Arbeit des Instituts.“                                         Prof. Dr. Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes
                                                                       Der Trend zur Sonderausstellung ist ungebrochen. Mehr als jedes          betont in diesem Zusammenhang: „Die Digitalisierung im Muse-
                                                                     zweite deutsche Museum (58,8 Prozent), das sich an der Befragung be-       umsbereich ist immer noch keine Selbstverständlichkeit. Kosten für
                                                                     teiligte, zeigte in 2018 mindestens eine Sonderausstellung. Die Zahl der   unter anderem die erforderliche technische Ausstattung, zusätz-
                                                                     Sonderausstellungen ist im Vergleich zum Vorjahr annähernd gleich ge-      liches Personal und dessen Weiterbildung stellen Museen vor große
                                                                     blieben. Insgesamt wurden 8.750 Sonderausstellungen gemeldet, das          Herausforderungen.
                                                                     sind durchschnittlich drei Ausstellungen pro Haus.                           Weitere Informationen und Daten zur deutschen Museumslandschaft
                                                                       Die separat erhobenen Besuchszahlen der Ausstellunghäuser sind           im Jahr 2018 sind der 97 Seiten umfassenden Publikation „Statistische
                                                                     leicht rückläufig, bei gleichbleibender Aktivität. Die an der Erhebung     Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland für
                                                                     beteiligten Ausstellungshäuser meldeten für das Jahr 2018 insgesamt        das Jahr 2018“ zu entnehmen, die neben den Darstellungen zu den
                                                                     5.660.677 Besuche. Das sind rund 1,24 Mio (18 Prozent) weniger als         Museumsbesuchen nach Museumsart auch Informationen zu den ein-
                                                                     im Vorjahr, bei in etwa gleichbleibender Zahl der gemeldeten Ausstel-      zelnen Bundesländern enthält.

                                                                                                                                                                                        INFO: www.preussischer-kulturbesitz.de
1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
MANAGEMENT // MUSEUM 1.20 09
Panometer in Dresden (Foto: asisi F&E GmbH)

                                                                                                                                                                                                          Visual (Grafik: Volkswagen)
                                              DDV Mediengruppe wird neuer Präsentationspartner                                Volkswagen zieht Zwischenbilanz

                                              Panometer Dresden                                                                Projekt Art4all
                                              Ab dem 1. Januar 2020 wird die DDV Mediengruppe das Drewag Pa-                  Wie an jedem ersten Donnerstag im Monat haben auch am 2. Januar
                                              nometer in Dresden mit den beiden Panoramen des Künstlers Asisi –               wieder die Besucher des Hamburger Bahnhofs – Museum für Gegen-
                                              „Dresden 1945“ und „Dresden im Barock“ – betreiben. Carsten Diet-               wart in Berlin – ein ganz besonderes Angebot genutzt: Mit Volkswagen
                                              mann, Geschäftsführer DDV Mediengruppe: „Yadegar Asisi hat zwei                 Art4all gab es dort im Zeitraum von 16 bis 20 Uhr freien Eintritt in die
                                              beeindruckende Kunstwerke für die Stadt Dresden geschaffen. Diese               Einrichtung – und das bereits zum 22. Mal. Die monatlichen Termine
                                              weiterhin einer breiten Masse von Menschen zugänglich zu machen, ist            werden zusätzlich ergänzt durch ein jeweils aktuelles künstlerisches
                                              eine Aufgabe, der wir uns mit unserer Vermarktungskraft gerne stellen.          Rahmenprogramm sowie Führungen und Workshops.
                                              Darüber hinaus ist der Zeitgeist des Motives des zerstörten Dresdens 75           Seit Frühjahr 2018 gibt es das Modellprojekt Volkswagen Art4all vom
                                              Jahre nach der Zerstörung aktuell wie nie. Die Mediengruppe möchte              Volkswagen Kulturengagement. Eingebettet in die bestehende Partner-
                                              deshalb die Unsinnigkeit von Krieg und Zerstörung anhand einer Son-             schaft mit der Nationalgalerie, setzt das Unternehmen dabei seinen An-
                                              derausstellung und Gesprächsrunden zum 13. Februar erneut ins Be-               spruch um, Kunst und Kultur möglichst vielen Menschen zugänglich
                                              wusstsein der Menschen rufen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit             zu machen. Udo Kittelmann, Direktor der Nationalgalerie – Staatliche
                                              mit diesem großen, zeitgenössischen Künstler, aber auch mit unserem             Museen zu Berlin: „Für unser Haus, respektive für die Nationalgalerie in
                                              langjährigen Partner Drewag, der die einzigartige Immobilie dafür zur           Berlin, ist ein solches Programm ein Novum. Volkswagen hat in seiner
                                              Verfügung stellt.“                                                              langen Partnerschaft mit uns – über die Förderung von Ausstellungen
                                                Yadegar Asisi: „Seit Dezember 2006 sind meine Panoramen zur Ge-               hinaus – nun mit einem weiteren Schritt vorgelebt, wie ein Unterneh-
                                              schichte von Dresden im Panometer Dresden zu sehen. Zunächst zur                men die Stärkung von Kunst und Kultur als gesamtgesellschaftlichen
                                              barocken Stadt, ab 2015 auch zum bombardierten Dresden. Seit dieser             Auftrag ernst nimmt und Taten folgen lässt. Und ich kann sagen, dass
                                              Zeit haben wir mit der Drewag eine ausgezeichnete Standortpartner-              wir ausnahmslos positive Resonanz zu diesem Programm erfahren – sei
                                              schaft, die wir weiter fortsetzen werden. Als in den letzten Monaten die        es durch unsere Besucherinnen und Besucher, durch Kulturschaffende
                                              Idee entwickelt wurde, dass wir die Partnerschaft noch um die DDV Me-           oder durch die Kulturpolitik.“
                                              diengruppe erweitern, war ich vom ersten Augenblick von dieser Idee               Benita von Maltzahn hat dieses Projekt als Director Cultural Engage-
                                              fasziniert. Die Panorama-Ausstellungen und Inhalte aus den Teams der            ment der Volkswagen AG mit initiiert: „Wir sind überzeugt davon, dass
                                              DDV Mediengruppe zusammenzubringen, wird ein spannendes Mitei-                  kulturelle Bildung für unsere ganze Gesellschaft elementar wichtig ist.
                                              nander von unterschiedlichen Fragestellungen zu ähnlichen Themen                Künstler und Kulturschaffende ermöglichen einen freien Blick auf un-
                                              sein. Ab Mitte Februar werden wir gemeinsam das erweiterte Ausstel-             ser Leben und stoßen mit ihrer eigenen Kreativität auch Innovationen
                                              lungskonzept im Panometer Dresden präsentieren. Ich denke, dass mit             in anderen Bereichen an.“ Um die Vermittlungsarbeit bei Volkswagen
                                              zwei starken Partnern vor Ort Synergien entstehen können, von denen             Art4all weiter auszubauen, hat das Unternehmen nun auch die Aus-
                                              wir heute noch nichts ahnen.“ Als Herausgeber der Sächsischen Zei-              stattung von drei mobilen Ateliers ermöglicht: Ein im Museum ganz
                                              tung und der Morgenpost Sachsen zählt die DDV Mediengruppe zu                   variabel einsetzbares Mobiliar und eine technische Ausrüstung machen
                                              den großen Verlagshäusern in Sachsen.                                           die Workshop-Angebote im Programm praktikabel und attraktiv.

                                                                                INFO: www.ddv-mediengruppe.de, www.asisi.de                                                     INFO: www.volkswagen.de
1.20 Erlebniswelt: Archimedes Exhibitions kreiert die Porsche Mooncity in Salzburg
10   AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20

Archimedes Exhibitions realisiert Porsche Erlebniswelt

Mooncity

                                                         Mooncity (alle Fotos: Christian Houdek)
AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20              11

Porsche hat kürzlich in Salzburg in Anwesenheit von Teilen des
Vorstands der Volkswagen AG sowie der Familien Piëch und Por-
sche feierlich die Mooncity eröffnet – eine Erlebniswelt, welche
Archimedes Exhibitions in enger Zusammenarbeit mit dem Team
um Leo Fellinger von Porsche Austria konzipiert, designt und
produziert hat.
  Das Mooncity-Edutainmentkonzept soll die Besucher spielerisch zu
„Experten” für E-Mobilität machen. Anstelle eines Showrooms für Au-
tomobile erwartet sie deshalb eine interaktive Reise von den Anfän-
gen der E-Mobilität bis in die Stadt der Zukunft, in der diese Konzepte
umgesetzt sind. Multimediale Hands-on-Exponate, VR-, AR- und Mixed
Reality-Anwendungen vermitteln Kenntnisse zu Funktion und Möglich-
keiten nachhaltiger Energie sowie den Technologien hinter E-Fahrzeu-
gen. Der Gamification-Charakter des Rundgangs, bei dem durch Chal-
lenges allein oder gegeneinander Credits gesammelt werden können,
soll dabei den Ehrgeiz wecken, sich eingehender mit den dargestell-
ten Themen zu befassen. Das Erlernte kann auf einer personalisierten
Moon ID Card gespeichert werden, die später als Give-Away mit nach
Hause genommen werden kann.
  Die Designer von Archimedes Exhibitions haben für die Erlebnis-
welt eine immersive Szenografie aus Licht- und Klanginstallationen
entworfen, die die Besucher auf ihrer Mission in andere Welten führt.     gen eine kosmische Atmosphäre. Wie einst Neil Armstrong können die
Die Ausstellungsarchitektur, das Exponatdesign und die Formsprache        Besucher hier ihren Fußabdruck hinterlassen.
der Grafiken sind von runden Formen geprägt, die vom Moon-Logo,             Das inhaltliche wie gestalterische Leitmotiv „Energie” führt die Besu-
dem Mond und Planetenumlaufbahnen inspiriert sind. Ein Großteil der       cher in Form von Energieströmen aus LED-Bändern in das Moon Camp.
Ausstellung ist in einem hellen, futuristischen Look gestaltet, mit dem   In dieser imaginären Raumstation durchziehen LED-Bänder die Szenerie,
merklich eine Schwelle zur Zukunft markiert wird. Zugleich werden         verbinden Exponate zu einem ganzheitlichen Energienetz und laufen im
so Assoziationen an Raumstationen beziehungsweise Städte der Zu-          Zentrum des Raums zu einer imposanten Lichtinstallation, dem „Energy
kunft geweckt. Die Grafiken greifen Elemente aus der Welt der Science     Tree”, zusammen. Elemente aus hellem Holz kontrastieren den cleanen,
Fiction auf. Farbliche Highlights bilden die CI-Farben von Moon – ein     futuristischen Look und verkörpern den Nachhaltigkeitsaspekt der Erleb-
dunkles Blau und der Farbton Mint Energy – sowie ausgewählte Aus-         niswelt. Mit dem erlernten Wissen im Gepäck erleben die Besucher im
zeichnungsfarben innerhalb der einzelnen Ausstellungsbereiche.            Anschluss in der „Future City” die Vorteile nachhaltiger und zugleich an
  Einen gestalterischen Kontrapunkt bildet der Beginn der Mission:        den Bedürfnissen der Menschen orientierter Mobilitätskonzepte. Diese
Durch ein dunkles Portal „reisen“ die Besucher durch das Weltall auf      können sie dann selbst an einem interaktiven, multimedialen Stadtmo-
den Mond. Eine immersive Lichtinstallation durchströmt den Raum und       dell Salzburgs anwenden. Die Besucher verlassen den Experience Spa-
simuliert den Lichtschein unendlich vieler Sterne. Die besondere Boden-   ce entlang einer effektvollen, auch von außen weithin sichtbaren LED-
beschaffenheit, die die Mondoberfläche widerspiegelt, und das Spiel       Wand mit einer atmosphärischen Video- und Soundinstallation.
mit Licht und Schatten angesichts der Dunkelheit im Weltraum erzeu-                            INFO: www.mooncity-salzburg.at, www.archimedes-exhibitions.de
12     AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20
Großes Tropenhaus (Foto: I. Haas, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin)

                                                                                                                                                                                                                                                    Multimedia-Stelen im InnoTruck (Foto: Flad & Flad Communication)
                                                                                      Sound-Installation                                                          InnoTruck
                                                                                      Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften,                    Zum Wissenschaftsjahr 2020 geht die Initiative InnoTruck des
                                                                                      der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin, das                 Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer
                                                                                      CTM-Festival for Adventurous Music and Art, Deutschlandfunk                 neuen multimedialen Sonderschau zum Thema „Bioökonomie“
                                                                                      Kultur und Die Junge Akademie haben unter dem Titel „Natur.                 auf Tour. Besucher der Ausstellung im Roadshow-Truck können
                                                                                      Nach Humboldt“ eingeladen: Bis zum 2. Februar konnten Besu-                 sich darüber informieren, wie eine nachhaltige Gesellschaft auf-
                                                                                      cher im Großen Tropenhaus eine 360°-Sound-Installation erleben.             gebaut wird und welche Handlungsfelder dabei im Fokus stehen.
                                                                                      Abschluss und Höhepunkt bildete eine „Art meets Science“-Ma-                Nach dem Auftakt mit Bundesministerin Anja Karliczek setzt der
                                                                                      tinee in den Gewächshäusern des Berliner Botanischen Gartens.               InnoTruck seine Deutschland-Tour nahtlos fort – konzipiert und
                                                                                           Mit seinem „Naturgemälde der Anden“ schuf Alexander von Hum-           realisiert von der Kommunikationsagentur für Zukunftsthemen
                                                                                      boldt 1807 einen programmatischen Entwurf für die spätere Pflanzen-         Flad & Flad.
                                                                                      geographie. Diese Ikone der Wissenschaftsgeschichte vereint Naturer-          Im Wissenschaftsjahr 2020 rückt das BMBF als Initiator die Bioö-
                                                                                      kenntnis und Naturerleben.                                                  konomie in den Blickpunkt des Dialogs. „Als Kommunikationsagen-
                                                                                           Mehr als 200 Jahre später stellt das Kooperationsprojekt „Natur.       tur für Zukunftsthemen können wir bei diesem Schwerpunkt unser
                                                                                      Nach Humboldt“ die Frage, ob ein solcher Zugang zu Natur – eben-            gesamtes Know-how aus vorherigen Dialoginitiativen wie dem mo-
                                                                                      so wissenschaftlich wie ästhetisch – heute überhaupt noch möglich ist.      bilen BIOTechnikum des BMBF oder dem Biolab im Auftrag der Ba-
                                                                                           Die Künstlerinnen Lucrecia Dalt (Kolumbien) und Maria Thereza Alves    den-Württemberg Stiftung einbringen“, sagt Simone Schiebold, ge-
                                                                                      (Brasilien/USA) setzen sich in einer Klanginstallation mit der Pflanzen-    schäftsführende Gesellschafterin bei Flad & Flad. Die Heroldsberger
                                                                                      welt des Botanischen Gartens auseinander. In ihrem Werk „You Will Go        Agentur verantwortete neben der kreativen und inhaltlichen Konzep-
                                                                                      Away One Day But I Will Not” thematisieren sie die Reisen von Pflanzen      tion auch die wissenschaftliche Redaktion, den Ausstellungsbau und
                                                                                      und Menschen, Pflanzennamen und ihre Herkunft und ihren eigenen             die Medientechnik. „Da wir als Agentur selbst daran arbeiten, unsere
                                                                                      ästhetischen Zugang zu Natur.                                               Ökobilanz zu verbessern und die Kommunikation von nachhaltigen
                                                                                           Ab dem 24. Januar war das Publikum eingeladen, von 9 bis 19 Uhr        Technologien zu unseren Kernkompetenzen zählt, ist uns das diesjäh-
                                                                                      mit kostenfrei ausleihbaren Kopfhörern entlang von Palmen, Farnen           rige Wissenschaftsjahr auch persönlich ein sehr wichtiges Anliegen“,
                                                                                      und Lianen zu spazieren. Die Gäste lauschten dabei den Geräuschen,          ergänzt Schiebold.
                                                                                      Naturklängen, Stimmen und Gesängen der Soundkomposition. Part-                Die Multimedia-Terminals im gänzlich neugestalteten InnoTruck-Ober-
                                                                                      ner der technischen Umsetzung ist der Berliner Sound-Pionier usomo          geschoss sind vielfältig ausgestattet: Hier liegt der Schwerpunkt neben
                                                                                      (unique sonic moments). Deutschlandfunk Kultur sendet am 6. März            Forschungsprojekten zu den Agrarsystemen der Zukunft auch auf bio-
                                                                                      2020 eine Radiofassung der Klanginstallation.                               technologischen Anwendungen sowie Materialien und Produkten der
                                                                                                                                             INFO: www.bgbm.org   Bioökonomie. Interessierte sind zudem eingeladen, ihr Wissen in einem
                                                                                                                                                                  interaktiven Quiz zu testen oder mittels VR-Brille eine virtuelle Reise
                                                                                                                                                                  durch eine Pflanzenzelle zu unternehmen. Während der „Offenen Tür“
                                                                                                                                                                  ist der InnoTruck für alle Gäste kostenfrei geöffnet.
                                                                                                                                                                                                                          INFO: www.innotruck.de,
                                                                                                                                                                                                                                     www.flad.de
AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20        13

                                                                                                          gangen. „Die große Anzahl der Einreichungen zeigt uns, dass wir ei-
                                                                                                          nen Nerv getroffen haben“, so Peter Stohler, Geschäftsführer und Pro-
                                                                                                          grammleiter der Grimmwelt Kassel. „Es ist schön zu sehen, wie viele
                                                                                                          Künstlerinnen und Künstler die Brüder Grimm auch heute inspirieren.
                                                                                                          Wir freuen uns über die große und internationale Resonanz – sie zeigt
                                                                                                          deutlich, dass die Grimmwelt und das Thema ,Storytelling‘ Strahlkraft
                                                                                                          über Kassel, Hessen und Deutschland hinaus entfalten.“
                                                                                                            Eingereicht werden konnten sowohl neue als auch bereits existieren-
                                                                                                          de Arbeiten zum Thema. „Rund 28 Prozent neue Arbeiten sind unter
Grimmwelt (Foto: Sascha Mannel)

                                                                                                          den Einreichungen, sodass wir auch als Inkubator und Wegbereiter wir-
                                                                                                          ken können. Bis zu 1.500 Euro Zuschuss konnten Künstlerinnen und
                                                                                                          Künstler für ihre Werke beantragen“, so Peter Stohler weiter.
                                                                                                            Mit 357 Einreichungen liegt Deutschland erwartungsgemäß an der
                                                                                                          Spitze, gefolgt von der Schweiz (42) und Österreich (15). Aber auch
                                                                                                          Italien, Polen, Russland, die Türkei und USA sind mit einzelnen Ein-
                                                                                                          reichungen vertreten. Aus Bundeslandsicht liegt Berlin mit 76 Einrei-
                                                                                                          chungen knapp vor Hessen mit 72. Es folgen Nordrhein-Westfalen (49),
                                                                                                          Baden-Württemberg (40) und Bayern (37). Aus Kassel direkt kommen

                                  400 Einreichungen                                                       immerhin 42 Bewerbungen. Mit 250 Einreichungen oder rund 59 Pro-
                                                                                                          zent haben Frauen die Nase leicht vorn. Rund ein Fünftel der Einrei-
                                                                                                          chungen stammt aus der Altersgruppe unter 30 Jahren. Einen Schwer-
                                  Die Sonderausstellung „Storytelling“ vom 3. Juni bis 18. Okto-          punkt bei den Einreichungen bilden Malerei und Installationen mit je-
                                  ber 2020 will sich auf den Spuren von Jacob und Wilhelm Grimm           weils 87 Einreichungen, also je 22 Prozent. Es folgen Audio/Video (63),
                                  der integrativen Kraft des Geschichtenerzählens widmen. Anlass          Illustration (42), Fotografie (37) und Skulptur (27). Performances sind
                                  ist der Jahrestag „5+15“: Die Grimmwelt Kassel feiert als welt-         mit 16 Einreichungen vertreten.
                                  weit größtes Ausstellungshaus zu den Brüdern Grimm ihren fünf-            Gerechnet worden war im Vorfeld mit rund 150 Einreichungen für die
                                  ten Geburtstag, zugleich jährt sich die Anerkennung der „Kin-           Gruppenausstellung. Klaus Siebenhaar, Professor für Neuere Deutsche
                                  der- und Hausmärchen“ als Unesco-Weltdokumentenerbe zum                 Literatur an der FU Berlin: „Die mit der Digitalisierung geschaffenen
                                  15. Mal. Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm dazu soll             unbegrenzten Möglichkeiten des Publizierens haben den traditionellen
                                  den thematischen Schwerpunkt „Storytelling“ aus weiteren Per-           Erzählformen zu neuer Popularität und Attraktivität verholfen: Das zeit-
                                  spektiven beleuchten.                                                   geistgemäße Storytelling bedient sich einerseits der relevanten wie be-
                                    Zur Ausstellung hatte das Haus im vergangenen Jahr einen Open         währten Erzählmuster und -formate. Andererseits ergeben sich ganz
                                  Call für kreative Beteiligungen gestartet. Über 400 Einreichungen von   neue, medientechnologisch bedingte Variationen und Erweiterungen
                                  399 Künstlern und Kollektiven aus insgesamt zehn Ländern sind in der    wie Visual Storytelling, Multimedia-Storytelling oder Hypertext.“
                                  sechswöchigen Ausschreibungszeit bis zum 31. Dezember 2019 einge-                                                           INFO: www.grimmwelt.de

                                       AUSGEFALLENE                                                                                 Visionär inszeniert. Ausstellungs-

                                                                                                                                    bauten und Erlebnisräume,
                                       IDEEN KONKRET
                                                                                                                                    die gezielt die Sinne stimulieren
                                       UMGESETZT                                                                                    und Themen interaktiv erlebbar

                                                                                                                                    machen. Realisiert von NÜSSLI.

                                       Museum KTM Motohall, Mattighofen. Foto: © Daniel Stauch
                                                                                                                                                    nussli.com
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                                                                                                                                                         AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20

                                                                                                 Direkter Dialog
                                                                                                                   Semperbau am Zwinger wiedereröffnet

Semperbau am Zwinger wird wiedereröffnet (Foto: Staatliche Kunstsammlungen Dresden/H.C. Krass)
AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20     15

Nach sieben Jahren umfangreicher Sanierung öffnete am Sams-
tag, den 29. Februar 2020, der Semperbau am Zwinger wieder
seine Türen. Erstmals präsentieren die Staatlichen Kunstsamm-
lungen Dresden (SKD) Werke ihrer weltberühmten Gemäldega-
lerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800 im direk-

                                                                                                                                                      (Foto: DSM / Joscha Glanert / Helmut Bien / Laurenz Theinert)
ten Dialog.
  Rund um Raffaels „Sixtinische Madonna“ erwartet das Publikum eine
Reise durch die europäische Kunstgeschichte. Die Konzeption der neu-

                                                                                                                                                      Polarlichter auf der Außenfassade des DSM
en Dauerausstellung folgt einer Unterteilung nach geografischen Schu-
len und Epochen und wird einzelne Hauptthemen der jeweiligen Zeit in
den Blick nehmen. Meisterwerke wie Giorgiones „Schlummernde Ve-
nus“, Rembrandts „Ganymed“ oder Bellottos Dresdner Veduten wer-
den als Schlüsselwerke eindrucksvoll in Szene gesetzt.
  Wegweisend für die vollständig überarbeitete Dauerausstellung ist
die Integration der Skulpturensammlung: Die Antikensammlung wird
nach zehn Jahren im Schaudepot des Albertinum nun im Semperbau
präsentiert. Sie findet ihr neues Zuhause in der Antikenhalle, einer
großen Halle im Erdgeschoss des Ostflügels, die ursprünglich für die
historische Gipsabgusssammlung von Anton Raphael Mengs vorgese-
hen war. Plastiken und Skulpturen aus Renaissance und Barock sind
im mit Tageslicht gefluteten Skulpturengang im ersten Obergeschoss
neu installiert. Kleinbronzen, Büsten und Marmorwerke stehen im di-
                                                                            Medieninstallation
rekten Austausch zu ausgewählten Gemälden. Im Deutschen Pavillon            Die Architektur des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) / Leib-
im Erdgeschoss ist eine Auswahl an Mengs‘schen Abgüssen zu sehen.           niz-Institut für Maritime Geschichte wurde von November bis
Im Stockwerk darüber verbinden sich Kunstgenuss und Gaumenfreude            Mitte Januar täglich ab 17 Uhr zu einem Gesamtkunstwerk ma-
im neu erschaffenen Café Algarotti, das zum Verweilen einlädt.              ritimer Themen aus Vergangenheit und Gegenwart. Eine Medi-
  Experten aus verschiedenen Bereichen der Restaurierung wurden von         eninstallation aus Fassadenprojektionen, Lichtspielen, Leinwän-
Beginn an für konservatorische Fragen in die Bauplanung eingebun-           den und Monitoren ließ den spitzdachigen Bangert-Bau des DSM
den, um bestmögliche Bedingungen für die Präsentation und Sicher-           in neuem Licht erstrahlen.
heit aller Kunstwerke zu schaffen. Eine neue Dreifach-Fenstervergla-        Von der Grönland, Deutschlands ältestem Polar-Expeditionsschiff, über
sung mit hohem Farbwiedergabeindex ermöglicht jetzt natürliches Licht       die Alfred-Wegener-Expedition von 1930 bis zur Polarstern auf ihrer ak-
in den Räumen. Das vollkommen überarbeitete Lichtkonzept mit de-            tuellen MOSAiC-Expeditionsfahrt entsteht ein bewegtes Bild der For-
tailgenauer Akzentbeleuchtung und die farbigen Wandbespannungen             schungsschifffahrt. Klimawandel und Erderwärmung lenken den for-
lassen die Werke erstrahlen. Neue Sonderausstellungsflächen ermögli-        schenden Blick auf die Polarregionen, wo sich der Klimawandel beson-
chen nun wechselnde Präsentationen von Kunstschätzen aus den Be-            ders dramatisch und weitreichend auswirkt.
ständen sowie nationalen und internationalen Leihgaben. Das Winckel-          Die Medieninstallation war Teil der Polarwochen, die vom 16. Novem-
mann-Forum bietet eine große Wechselausstellungsfläche, die das ge-         ber bis zum 6. Januar 2020 das DSM zum Leuchten brachten. Filmvor-
samte Erdgeschoss des Westflügels umfasst.                                  führungen und gemeinsame Nachtspaziergänge durch den Alten Hafen
  Multimediale Vermittlungsformate ergänzen das Museumserlebnis.            vervollständigen das Programm. Die Polarwochen laufen im Rahmen
Künftig ist der Semperbau flächendeckend mit WLAN ausgestattet,             der neuen Sonderausstellung Sea Changes – Welt und Meer im Wan-
darüber kann der neu konzipierte Multimediaguide aufgerufen wer-            del. Diese nimmt den Einfluss des Klimawandels auf die Weltmeere in
den. In Kooperation mit der Fakultät Informatik der Technischen Univer-     den Fokus und wirft Schlaglichter auf die enormen Auswirkungen für
sität Dresden (TUD) sind zudem kostenlose barrierefreie Multimediagu-       die Polarregionen, Schifffahrt und Ökosysteme.
ides für die unterschiedlichen sensorischen und kognitiven Bedürfnisse        Die Bewegtbild-Projektion „Screening Northern Lights“ ist eine Koo-
der Besucher entstanden.                                                    peration des DSM mit dem Medienkünstler Kurt Laurenz Theinert und
  Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Touris-       dem Kurator Helmut M. Bien (westermann kulturprojekte).
mus: „Es ist großartig, dass wir nach siebenjähriger Sanierung heute          Das verwendete Material für die Bild- und Film-Collage stammt unter
die Gemäldegalerie Alte Meister gemeinsam mit der Skulpturensamm-           anderem aus den historischen Beständen des DSM. Es wird kombiniert
lung wiedereröffnen können. Der renovierte Semperbau am Dresdner            mit Szenen aus dem Film Aquarela von Victor Kossakovsky, einer Do-
Zwinger ist das Zuhause von herausragenden Werken, die Besucher aus         kumentation über die Apnoe-Taucherin Anna von Boetticher, Foto- und
der ganzen Welt schätzen. Das zeigt: Unser kulturelles Erbe ist auch ein    Filmmaterial von Stefan Hendricks, Esther Horvath, Lilo Tadday und Jan
wichtiger touristischer Wirtschaftsfaktor. Der Freistaat Sachsen hat mit    Erik Waider sowie Videomaterial der Polarmeertaucher Alexander Be-
rund 50 Millionen Euro nahezu die gesamten Kosten für die Bau- und          nedikt und Alexander Semenov. Auch Animationen wissenschaftlicher
Renovierungsmaßnahmen des Semperbaus getragen – eine wichtige               Forschungsinstitute und Online-Plattformen sowie Infografiken des be-
Investition für den Kultur- und Tourismusstandort Sachsen.“                 kannten Klimatologen Ed Hawkins sind Teil der Medieninstallation.
                                                     INFO: www.skd.museum                                                      INFO: www.dsm.museum
Wanderausstellung „Reisende Musiker“ in den Promenaden Hauptbahnhof
                                                                      16     AUSSTELLUNGSPRAXIS // MUSEUM 1.20

                                                                                                                                                                                                                                        Neue Fotoausstellung blickt auf die Geschichte der Meyer Werft
                                                                                                                                                                                                                                        (Foto: John Will Kommunikation)
(Foto: Sarah Stollberg)

                                                                      Reisende Musiker                                                                   Werftgeschichte
                                                                      Bis zum 1. März 2020 konnte die Ausstellung „Reisende Musi-                        Mit bislang unveröffentlichten Motiven öffnet ab sofort eine
                                                                      ker – Clara, Edvard und Mikalojus Konstantinas“ in den Pro-                        neue Fotoausstellung zum 225ten Geburtstag der Papenburger
                                                                      menaden Hauptbahnhof Leipzig besichtigt werden. Sie ist                            Meyer Werft. In den Ausstellungsräumen des „Zeitspeichers“ auf
                                                                      Teil des Projekts „Europäische Notenspuren“ und erinnert da-                       dem historischen Gründungsgelände der Werft in Papenburgs
                                                                      ran, dass das Reisen im 19. Jahrhundert eine große Herausfor-                      Innenstadt schaffen noch bis zum 31. Oktober 2020 großforma-
                                                                      derung bedeutete und mit vielen Umständen verbunden war.                           tige Fotografien eine Zeitreise durch die Geschichte des Famili-
                                                                      Auf ihren Konzertreisen legten Clara Schumann und ihre Kol-                        enunternehmens. Gleichzeitig bildet die Fotoausstellung eine
                                                                      legen Edvard Grieg aus Norwegen sowie Mikalojus                      iurlionis     ideale Kombination zum Besucherzentrum der Meyer Werft, das
                                                                      aus Litauen zehntausende Kilometer zurück. Neben der Post-                         mit mehr als 250.000 jährlichen Besuchern zu den touristischen
                                                                      kutsche reisten sie mit den ersten Eisenbahnen oder gar mit                        Hauptattraktionen Norddeutschlands zählt.
                                                                      dem Schlitten.                                                                       „Erstmals haben wir in einer Sonderausstellung sehr ausführlich die
                                                                           Die Ausstellung stellt anhand der Konzertreisen der drei Musiker die          spannende Historie der Werft für unsere Gäste aufbereitet“, erklärt Kai
                                                                      Umstände dieser Reisen vor, präsentiert Zeichnungen und Fotografien                Nehe, Geschäftsführer der Papenburg Marketing GmbH. Dabei tau-
                                                                      von Bahnhöfen und Postkutschen sowie die Reiserouten der Kompo-                    chen die Besucher entlang eines überdimensionalen Zeitstrahles mit
                                                                      nisten. Die veröffentlichten Reisealben zeigen Fotos ihrer Familien, Zi-           vielen detaillierten Erklärungen so intensiv wie noch nie in die bewegte
                                                                      tate aus ihren persönlichen Tagebüchern sowie Skizzen von unterwegs.               Entstehungsgeschichte des Schiffbaus ein. Dazu kommen private Erin-
                                                                      Des Weiteren erhalten die Besucher Informationen über die damalige                 nerungsstücke der Familie Meyer, wie eine 150 Jahre alte Werkzeug-
                                                                      Reisekleidung sowie die benötigten Reiseutensilien im 19. und 20.                  kiste von Joseph Lambert Meyer und Pläne historischer Schiffe wie der
                                                                      Jahrhundert – einer Zeit, in der das Fotografieren noch keine Selbstver-           „Graf Goetzen“ oder des ersten Eisenschiffs der Werft, der „Triton“ aus
                                                                      ständlichkeit war.                                                                 dem Jahr 1873, und machen so die Vergangenheit lebendig.
                                                                           Das Ausstellungskonzept wurde in einer Zusammenarbeit zwischen                                                     INFO: www.besucherzentrum-meyerwerft.de

                                                                      dem Notenspur Leipzig e.V., Partnern aus Litauen und Norwegen sowie
                                                                      Architektur-Studenten der Bauhaus-Universität Weimar erstellt. Geför-
                                                                      dert wird es im Rahmen des Programms „Creative Europe“ der Euro-
                                                                      päischen Union.
                                                                                                         INFO: www.promenaden-hauptbahnhof-leipzig.de,
                                                                                                                             www.notenspur-leipzig.de

                                                                                                                                                                  MEHR THEMEN ZU AUSSTELLUNGSGESTALTUNG
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                                                                                                                                                                  WWW.MUSEUMSREPORT.DE
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