10 Jahre ÖKOPROFIT in Deutschland - Dokumentation der Konferenz
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Inhaltsverzeichnis 3 Vorwort Oberbürgermeister Christian Ude 5 Einführung Dr. Reinhard Wieczorek 5 Begrüßung Oberbürgermeister Christian Ude 7 Begrüßung Christoph Holzner, Graz 10 Präsentation Professor Dr. Peter Höppe, Münchener Rückversicherung 23 Podiumsdiskussion: 10 Jahre ÖKOPROFIT mit Dr. Reinhard Wieczorek, Joachim Lorenz, Christoph Holzner, Herbert Köpnick, Gerhard Müller-Rischart und Professor Dr. Peter Höppe 32 Auszeichnung 36 Liste der ausgezeichneten ÖKOPROFIT-Einsteigerbetriebe 37 Liste der ausgezeichneten ÖKOPROFIT-Klubbetriebe 38 Liste der Konferenzteilnehmer 43 Impressum
Vorwort ÖKOPROFIT - eine Erfolgsgeschichte in Deutschland Sehr geehrte Damen und Herren, in Graz auf und würdigte die Übernah- anschließenden Diskussion. Unter der me von ÖKOPROFIT durch München Leitung des damaligen Referenten für ich freue mich, Ihnen nun die Doku- als wichtigen Beitrag für die Weiter- Arbeit und Wirtschaft, Dr. Reinhard mentation der Konferenz „10 Jahre entwicklung und die nationale und Wieczorek, diskutierten: ÖKOPROFIT in Deutschland“ vorlegen internationale Weiterverbreitung des Joachim Lorenz, Referent für Ge- zu können, die am 18. November 2008 Programms. sundheit und Umwelt im Alten Münchner Rathaus stattfand. Christoph Holzner, Geschäftsführer Dabei hatte ich die Gelegenheit, kurz Herr Professor Dr. Peter Höppe fasste des Cleaner Production Center die Geschichte von ÖKOPROFIT in seinen Festvortrag zu „Chancen und Austria, Graz Deutschland zu skizzieren: Am 18. Risiken des Klimawandels für Unter- Herbert Köpnick, Bayerisches September 1998 startete in München nehmen“ folgendermaßen zusam- Staatsministerium für Umwelt und der erste Workshop von ÖKOPROFIT. men: Gesundheit Damals hatte die Landeshauptstadt Die Naturkatastrophen nehmen dra- Gerhard Müller-Rischart, Max München im Rahmen der Münchener matisch zu und die Schadenpotenziale Rischart´s Backhaus KG Agenda 21 ÖKOPROFIT auf deut- erreichen neue Größenordnungen. Es Professor Dr. Peter Höppe, Leiter sche Verhältnisse übertragen und wird immer offensichtlicher, dass der der GeoRisikoForschung, Mün- zum ersten Mal in einer deutschen Klimawandel das Risiko für die Wetter- chener Rückversicherung. Kommune umgesetzt. „Die Umwelt katastrophen bereits erhöht hat. Wir entlasten und Kosten sparen“, so lautet müssen uns anpassen an den Klima- Alle Teilnehmer des Podiums waren das Motto des betrieblichen Umwelt- wandel, den wir nicht mehr stoppen sich einig, dass ÖKOPROFIT einen managementprogramms ÖKOPROFIT können, aber gleichzeitig in unserer guten Beitrag zum Schutz von Kli- (ÖKOlogisches PROjekt Für Integrierte Verantwortung für die folgenden Ge- ma und Umwelt leistet. Die Effekte Umwelt-Technik). Dieses in Graz ent- nerationen die Emissionen von Treib- belegen dies eindrucksvoll. Anlässlich wickelte Kooperationsprojekt zwischen hausgasen senken. Der Klimawandel der Konferenz wurden erstmals die Kommune und Betrieben zielt darauf hat hohe ökonomische Relevanz, aber Ergebnisse der rund 2.000 ÖKOPRO- ab, praxisorientiert das Prinzip der Klimaschutzmaßnahmen rechnen sich FIT-Betriebe für ganz Deutschland Nachhaltigkeit in Wirtschaftsbetrieben auch. Das Management des Klimawan- von 1998 bis 2008 hochgerechnet. umzusetzen. Seitdem haben 2.000 dels eröffnet wiederum eine Vielzahl Die deutschen ÖKOPROFIT- Betriebe Betriebe in rund 80 deutschen Kommu- von wirtschaftlichen Chancen, vor sparten in diesem Zeitraum ein: nen in elf Bundesländern ÖKOPROFIT- allem für die Unternehmen, aber auch mehr als 2.200.000 Megawattstun- Einsteigerprojekte durchgeführt. für die Länder oder die Städte, die den Strom; das ist so viel Strom, beim Klimaschutz führend sind. wie eine Region in Deutschland mit Christoph Holzner, Geschäftsführer ca. 450.000 Vier-Personen-Haushal- des Cleaner Production Center Austria Das große Interesse in Politik und ten verbraucht, in Graz, zeigte in seinem Redebeitrag Wirtschaft an diesem Thema zeigt die mehr als 4.400.000 Megawattstun- Entstehung und Ziele von ÖKOPROFIT Zusammensetzung des Podiums der den Wärme; dies entspricht dem 3
Vorwort Wärmeverbrauch von ca. 184.000 EG-Ökoaudit oder in ISO 14001 dar. während der Konferenz, der Stadt Graz Vier-Personen-Haushalten, Als Erfolgsfaktoren für die Verbreitung sowie allen ÖKOPROFIT-Betrieben, rund 200.000.000 Liter Treibstoff; wurden identifiziert: der Name, der ÖKOPROFIT-Beratern und ÖKO- diese Menge würden insgesamt die Programmatik plastisch macht, die PROFIT-Kommunen in Deutschland 49.000 Kraftfahrzeuge für jeweils praxisnahe Umsetzung, eine gute und sowie Dr. Reinhard Wieczorek und eine Erdumrundung benötigen, relativ einfache Struktur bei der Durch- Joachim Lorenz für Ihr Engagement. eine Wasser- und Abwassermenge führung und die gute Übertragbarkeit Die Landeshauptstadt München wird von über 11 Millionen Kubikmetern, des Systems. Eine Förderung durch das Projekt fortführen und weiterhin eine Rohstoffmenge von ca. die Bundesländer ist wichtig, gerade die Verbreitung von ÖKOPROFIT in 200.000 Tonnen und für kleine Betriebe. Die Bedeutung Deutschland und anderen Ländern eine Müllmenge von 700.000 Ton- von ÖKOPROFIT wird angesichts des unterstützen. nen. Klimawandels und langfristig stei- gender Energiepreise weiter zuneh- Ich appelliere an die deutschen Kom- Besonders bemerkenswert: Umwelt- men. Es wäre wünschenswert, wenn munen, sich dem ÖKOPROFIT-Projekt schutz zahlt sich aus! 385 Millionen ÖKOPROFIT auf der Ebene von Bund anzuschließen, soweit sie dies noch Euro haben die ÖKOPROFIT-Unter- und EU institutionalisiert würde. nicht geplant oder getan haben. nehmen investiert, konnten durch die Einsparungen aber ihre Kosten um Nach der Vorführung des neuen Ihnen, sehr geehrte Leserinnen und 448 Millionen Euro reduzieren. Münchner ÖKOPROFIT-Films „Um- Leser, wünsche ich interessante Anre- weltschutz mit Gewinn“ konnten Dr. gungen beim Lesen der nun vorlie- Mit ÖKOPROFIT werden bislang über Reinhard Wieczorek und Joachim genden Dokumentation. 3 Millionen Tonnen des klimaschädi- Lorenz 50 weitere Münchner ÖKO- genden Treibhausgases Kohlendioxid PROFIT-Einsteiger- und Klubbetriebe eingespart; das ist soviel wie 280.000 auszeichnen. Dies ist ein weiteres Ihr Personen in Deutschland pro Jahr Zeichen, dass das Interesse der Wirt- verursachen. schaft (gerade auch im Mittelstand) am Umweltschutz erfreulicherweise In der Diskussion wurden die fol- ungebrochen ist. Die Listen der ausge- genden weiteren Punkte heraus- zeichneten Betriebe ebenso wie eine gestellt: Liste der Teilnehmerinnen und Teilneh- ÖKOPROFIT erhöht die Rechtssicher- mer der Konferenz sind im Anhang der heit bei den Betrieben und fördert Dokumentation zu finden. die Mitarbeitermotivation. Für viele kleine und mittelgroße Unternehmen Ich danke allen Referenten für die Christian Ude stellt es zudem einen Einstieg ins engagierten und informativen Beiträge Oberbürgermeister 4
Einführung Dr. Reinhard Wieczorek / Begrüßung Oberbürgermeister Christian Ude „10 Jahre ÖKOPROFIT“ Dr. Reinhard Wieczorek Oberbürgermeister Christian Ude neben 850 Jahren Landeshauptstadt Ich heiße Reinhard Wieczorek. Ich bin Vielen Dank, Herr Dr. Wieczorek, mei- München oder neben 200 Jahren seit vielen Jahren Referent für Arbeit ne Damen und Herren. Als Münchner „Preußischer Städteordnung“, die wir und Wirtschaft und ich hatte zusam- Oberbürgermeister hätte ich ja auf den am heutigen Tage auch schon gefeiert men mit meinem Kollegen Joachim Termin verzichten können, weil gleich haben. Aber zehn Jahre sind eine lange Lorenz die große Freude, ÖKOPROFIT zwei Referenten der Landeshauptstadt Zeit, wenn man sie in Relation setzt zu aus Graz nach München zu holen und München durchaus in der Lage sind, ökologischen Anstrengungen, die sich von dort in die Welt hinaus einführen über die Geschichte von ÖKOPROFIT am Anfang eben sehr schwer taten zu dürfen. Das letztere ist ein bisschen von den Anfängen bis zur heutigen und sich in manchen Bundesländern weit gegriffen, wir werden darauf Erfolgsgeschichte zu berichten. Aber wie auswärtigen Nationen heute noch präziser eingehen. Ich freue mich sehr, als Städtetagspräsident lasse ich mir sehr schwer tun. Immerhin ist ÖKO- dass Sie gekommen sind. Das ist ein die Möglichkeit nicht nehmen, hier PROFIT nach eher bescheidenen An- Festakt, denn wir haben allen Grund zu zu sprechen, um an die Kommunen, fängen eine richtige Erfolgsgeschichte feiern. Ein erster Gruß gilt dem Ober- seien es Landkreise, Gemeinden oder geworden und aus dem Thema „kom- bürgermeister dieser Landeshaupt- Städte zu appellieren, sich dem ÖKO- munale Nachhaltigkeit“ nicht mehr stadt, der heute gekommen ist und PROFIT-Projekt anzuschließen, wenn wegzudenken. Dabei müssen wir durch seine Teilnahme deutlich macht, das noch nicht getan worden ist. Denn Münchner, wie es Reinhard Wieczorek dass er dieses Projekt der Agenda 21 tatsächlich gibt es auf der bundesdeut- kurz und salopp getan hat, gestehen, als wichtig, als ganz entscheidend für schen Landkarte noch große weiße dass wir gar nicht die „Erfinder“ sind. unsere Politik der letzten zehn Jahre Landstriche, in denen kein einziges Das würde unserer Verklärung der sieht. Herzlich willkommen, Christian ÖKOPROFIT-Projekt betrieben wird, eigenen Stadt natürlich noch viel mehr Ude! Ich freue mich, dass auch zwei und das soll nicht so bleiben. entgegenkommen, wenn wir uns auch Mitglieder des Stadtrats teilnehmen: noch für die Erfindung auf die Schul- Frau Nallinger von der Fraktion der Ich darf Sie zunächst einmal sehr herz- ter klopfen könnten, aber das ist uns Grünen und Herr Lotte von der SPD- lich hier begrüßen. Die kommunalen leider nicht vergönnt. Fraktion. Danke, dass Sie das zweite Vertreter aus Städten, Gemeinden Hauptorgan heute mitvertreten. Vielen und Landkreisen, die Kolleginnen und Da ist uns Graz zuvor gekommen und Dank! Ganz besonders danke ich Kollegen aus dem Münchner Stadtrat, Graz ist ja überhaupt eine Stadt, die denen, die sich dann auf dem Podium natürlich die Vertreterinnen und Vertre- schon viel zum Ruhme Münchens betätigen werden; Akteure, Begleiter ter von ÖKOPROFIT-Firmen, ohne die beigetragen hat. Auch unser Rathaus des Projektes ÖKOPROFIT, aber auf wir hier keine Erfolgsgeschichte feiern stammt von einem gebürtigen Grazer, sie werde ich zurückkommen, wenn könnten, und die Kooperationspartner, einem Grazer Architekten, in dessen der Herr Oberbürgermeister sein Gruß- auch die Teilnehmer des Podiums. Neugotik wir heute noch schalten und wort gesprochen hat. walten und uns freuen, dass das alle für Bitte, Christian Ude! „10 Jahre ÖKOPROFIT“, das ist eines typisch Münchnerisch halten, was da der zahlreichen runden Jubiläen, die am Marienplatz steht. ÖKOPROFIT also die Stadt München in ihrem Jubilä- ist in Graz erfunden worden, aber die umsjahr feiern kann. Es ist da aber das beiden Referenten, die auch heute noch jüngste Jubiläum, das wir begehen. hier sitzen, also das volle Jahrzehnt das Zehn Jahre sind nicht gerade viel Projekt begleitet haben, haben die Idee 5
Begrüßung Oberbürgermeister Ude aus Graz mitgebracht und dem Stadtrat bereit erklärt, Tendenz weiter steigend. ermittelt, die den Erfolg von ÖKO- dargelegt. Das war tatsächlich immer- 2.000 Betriebe! Natürlich wie hier in PROFIT darstellen und untermauern hin schon vor über zehn Jahren. Damals München in der beliebten Mischung können. Da werden Herr Dr. Wieczorek wurden Klimawandel und Ressourcen- der Größenklassen. Da sind kleine Mit- und Herr Lorenz, unser Umwelt- und verbrauch in der Öffentlichkeit noch telständler dabei, aber durchaus auch Gesundheitsreferent, Details präsen- nicht so heiß wie heute gehandelt, aber Großunternehmen, und die Summe tieren. Aber eine allgemeine Bemer- trotzdem hat der Stadtrat einstimmig von 2.000 Betrieben ist schon be- kung darf ich schon vorwegschicken: dafür votiert. Dazu wird Christoph Holz- achtlich. Und 80 Projekte bundesweit Die deutschen ÖKOPROFIT-Betriebe ner, der Geschäftsführer des Cleaner bedeutet, dass da schon sehr viele sparen in bedeutendem Umfang Roh- Production Center Austria in Graz, noch Punkte in der bundesdeutschen Land- stoffe, Hilfsstoffe und Betriebsstoffe mehr sagen. karte sind, aber halt immer noch mit sowie Energie ein und sie reduzieren weißen Landstrichen, die wir offensiv die Abfallflut, Abwasser und Emissi- Ich darf aber ganz kurz die Erfolgs- angehen sollten. Welche Bedeutung onen. Und damit ist das Projekt voll geschichte umreißen, um vor allem ÖKOPROFIT als Marktführer bei Um- auf der Höhe der Zeit. Es trägt zur Appetit zu machen bei den Kommu- weltmanagementansätzen hat, zeigt Senkung des Energieverbrauchs bei, nen, die sich bislang noch zurückhal- eine andere Zahl. Von allen Firmen in zur Nutzung erneuerbarer Energie und ten, weil das angeblich nicht knackig Deutschland, die überhaupt ein Um- zum Schutz von Klima und Umwelt. und griffig genug ist, um es kommu- weltmanagement einführen und die Und vor dem aktuellen Hintergrund erlauben Sie mir bitte zwei aktuelle An- merkungen. Einmal gibt es die Illusion bis hin zu heutigen Boulevardschlag- zeilen, die Zeit der steigenden Energie- preise sei vorbei, der Ölpreis sinke ja wieder und mit den üblichen zeitlichen Verzögerungen werde sich das auch heilsbringend bei anderen Energie- sparten auswirken und dann könne man wieder in den alten Trott zurück- verfallen. Das letzte steht zwar nicht mehr dabei, soll sich aber zwischen den Zeilen ergeben. Ich halte dies für eine absurde Fehleinschätzung. Natürlich gab und gibt es immer konjunkturelle Schwankungen und natürlich sind die atemberaubenden Rohölpreise, die wir im Sommer 2008 hatten, kein marktunabhängiges Diktat für alle kommenden Jahre. Da wird es schon wieder konjunkturell Oberbürgermeister Christian Ude bedingte Schwankungen geben. Aber das ändert doch überhaupt nichts nalpolitisch „händeln“ zu können. Es keine Zertifizierung nach EMAS oder daran, dass die Ressourcen insgesamt ist keine Maßnahme, bei der man der der Norm ISO 14001 anstreben, tun endlich sind, dass die Nachfrage, von Bürgerschaft sofort sichtbare Erfolge dies 60 Prozent im Rahmen von ÖKO- Konjunkturschwankungen mal abgese- vorweisen kann. Nein, es sind erst PROFIT. Eine große absolute Mehrheit hen, prinzipiell steigen wird, vor allem langwierige Prozesse, die dann bei aller Firmen, die überhaupt zu einem in den Schwellenländern wie China, Privatunternehmen zu Energieeinspa- Umweltmanagement bereit sind, Indien und Brasilien. Wenn die erst rungen oder zur Reduzierung des CO2- entscheidet sich also für das Modell mal nur in die Nähe unseres Pro-Kopf- Ausstoßes führen, und Bürgermeister ÖKOPROFIT. Damit ist es auch wirklich Verbrauches kommen, was erklärtes haben gerne etwas Plastisches, Marktführer; und es ist zugleich, denke Ziel der dortigen Politik ist, dann mag was der Bürger auch betreten oder ich – und ich bin gespannt, ob es Ge- ich mir die Preisexplosionen gar nicht anfassen kann. Und dafür ist ein so genbeweise gibt – das erfolgreichste vorstellen. Dann sind vielleicht noch abstraktes, zumindest abstrakt Kooperationsprojekt der Agenda 21 Nullen an den heutigen Höchstpreisen beginnendes Projekt zunächst mit der Wirtschaft. Die 2.000 sind auch hintendran vorstellbar; und da darauf einmal kein klassisches Beispiel. keine abschließende Zahl, sondern die zu spekulieren, eine kurzfristige Preis- Trotzdem haben sich in der Zwi- Tendenz ist weiterhin steigend. reduzierung, bedingt durch die totale schenzeit 2.000 Betriebe an über Irritation auf den heutigen Märkten, 80 Standorten in Deutschland zur Für die heutige Konferenz, die dazu ein wäre ein Entspannungszeichen, das Mitarbeit im Rahmen von ÖKOPROFIT gegebener Anlass ist, wurden Zahlen ist wirklich eine groteske Fehleinschät- 6
Begrüßung Christoph Holzner, Graz zung. Und das zweite ist die sehr viel weise nicht, wieso Anreize für den ter, sehr geehrte Vertreterinnen und grundlegendere These, die Sie schon Autokauf eine unmittelbare Antwort Vertreter aus deutschen Gemeinden, von namhaften Wirtschaftsführern und auf die Klimakatastrophe sein sollen, Städten und Kreisen, sehr geehrte Da- Wirtschaftsprofessoren in erlauchten aber vielleicht gibt es ja jemand, der men und Herren, liebe ÖKOPROFITler! Fernsehtalkrunden hören können, der das erklären kann. Wenn wir heute 10 Jahre ÖKOPROFIT Klimaschutz sei ja gut und wichtig, aber in München feiern, dann ist das ein Er- in Zeiten der jetzigen Finanz- und damit Meine Damen und Herren, ich möchte eignis, auf das Sie hier in dieser Stadt Wirtschaftkrise könnten wir uns hier schließen mit einer Zusage. Die Lan- zu Recht stolz sein dürfen, denn neben keinen Luxus leisten. Auch dies ist eine deshauptstadt München wird ÖKO- der Stadt Graz, die mittlerweile auf 17 pseudoplausible Antwort auf aktuelle PROFIT fortführen. Wir halten also die Jahre ÖKOPROFIT zurückblicken kann, Probleme. In Wahrheit ist es ja so, dass 10 Jahre nicht für ein Jubiläum, wo gibt es nur noch die Stadt Wien und die Anstrengungen zur Senkung des man sagt „und jetzt Deckel zu und das Land Vorarlberg in Österreich, die Ressourcenverbrauchs, insbesondere Schluss mit dieser Strapaze“, nein, wir beide heuer im Frühjahr ihr 10-jähriges zur Senkung des Energieverbrauchs, halten die 10 Jahre für eine Erfolgs- Jubiläum gefeiert haben und somit vollkommen losgelöst von der Klimade- geschichte, die unbedingt fortge- ungefähr gleich lang wie Sie bei ÖKO- batte, auch aus ökonomischen Gründen schrieben werden muss. Es gibt auch PROFIT dabei sind. Dieses Programm, von größter Dringlichkeit sind. Und des- in München und gerade in München das seinen Ursprung in den späten wegen müsste uns gerade die jetzige noch viele Unternehmen, die heute 80er und frühen 90er Jahren in Graz Krise zeigen, dass wir unabhängiger werden müssen, etwa von auslän- dischen Energiequellen und überhaupt von der Energie, deren Verbrauch wir leichtfertig in die Höhe schrauben. Und selbst im Hinblick auf die Schwel- lenländer ist eine aktuelle Anmerkung veranlasst. Wie soll es auf internati- onaler politischer Ebene gelingen, in den Schwellenländern, die noch längst nicht unseren Pro-Kopf-Verbrauch und unsere Pro-Kopf-Umweltzerstörung zu vertreten haben, für eine ökologische Politik zu werben, wenn nicht einmal wir es in einer unvergleichlich wohlha- benderen Position tun? Also sehe ich für internationale Abmachungen, die auch den Schwellenländern Einschrän- kungen auferlegen oder Kosten abver- langen, überhaupt nur Chancen, wenn die Länder, die jetzt dauernd mit dem Diskussionsleiter Dr. Reinhard Wieczorek Klimawandel und dem ökologischen Anliegen hausieren gehen, selber mit gutem Beispiel vorangehen. Und das besser dastünden, wenn sie auf öko- genommen hat, wurde vom Umwelt- nicht nur auf der Ebene der Gesetzge- logische Erfordernisse geachtet hätten amt der Stadt Graz gemeinsam mit bung, sondern selbstverständlich auch und es gibt in Deutschland noch viele der Technischen Universität Graz und in den Unternehmen, also bei Ihnen, Kommunen, die es zu überzeugen gilt. einer Beratungsfirma entwickelt. Im und in den Kommunen. Ich hoffe, die heutige Konferenz leistet Jahre 1991 gab es das erste Pilotpro- zu beidem einen Beitrag. gramm; damals ein kleiner Versuch Ich glaube, die These „global denken“, Vielen Dank! mit nur fünf teilnehmenden Betrieben, aber nach dem globalen Denken bit- aber erfolgreich. Und seit 1993 läuft teschön auch lokal handeln, war noch Dr. Reinhard Wieczorek dieses Programm ununterbrochen in nie so richtig und so dringlich wie jetzt. Vielen Dank, Herr Oberbürgermeister. der Stadt Graz. Mittlerweile sind es Das hat der damalige Agenda-21-Pro- Es wurde schon zweimal erwähnt, mehr als 150 Betriebe, die in Graz als zess begriffen, der uns ja ÖKOPROFIT „Ex Oriente Lux“ – aus Graz ist Herr ÖKOPROFIT-Betriebe ausgezeichnet beschert hat. Das haben alle Unterneh- Holzner zu uns gekommen, Geschäfts- wurden. men begriffen, die sich diesem Projekt führer des Cleaner Production Centers. schon angeschlossen haben. Aber es Wir freuen uns auf Ihr Grußwort. Die Ziele des Programms, nämlich sollte auch noch dort begriffen werden, Abfälle zu vermeiden, Ressourcen und wo politische Weichenstellungen fal- Christoph Holzner Energie sorgsam und sinnvoll einzu- len. Ich persönlich begreife beispiels- Sehr geehrter Herr Oberbürgermeis- setzen und Know-how in die Unter- 7
Begrüßung Christoph Holzner, Graz nehmen zu transferieren, um dort das dieser Startschuss in München nach ÖKOPROFIT ist aber nicht nur bei uns Bewusstsein für eine umweltgerechte sich ziehen sollte. Dank der Erfolge der im deutschsprachigen Raum ein Erfolg, Produktion zu steigern, konnten in Stadt, aber auch aller teilnehmenden sondern wurde auch im nahen und fer- diesen Jahren, so wie hier in München Betriebe hier in München, war die nen Ausland wahrgenommen und er- auch, stets erreicht werden. So wie Stadt München ein Auslöser für eine folgreich umgesetzt. Dank finanzieller in Graz in dieser langen Zeit, sind es fast flächendeckende Verbreitung von Unterstützung, entweder durch die auch hier in München viele Betriebe, ÖKOPROFIT in Deutschland; aber auch EU, im Rahmen von Unido-Projekten die über einen längeren Zeitraum mit der Auslöser für eine Reihe von inno- oder aus eigenem Antrieb heraus, Begeisterung und mit Engagement bei vativen Weiterentwicklungen, von der laufen heute ÖKOPROFIT-Aktivitäten in diesem Programm dabei sind und uns heute alle profitieren. Die Adaptierung vielen Ländern: in Italien, den Nie- zeigen, dass eine nachhaltige Entwick- der ÖKOPROFIT-Arbeitsmaterialien derlanden, in Russland, Slowenien, lung nicht in zehn Monaten, nicht in oder die Institutionalisierung des Ungarn, aber auch in fernen Staaten einem Jahr, sondern in einem langen ÖKOPROFIT-Netzwerks in Deutschland wie Indien, China oder Südkorea. In Prozess erreicht wird, der im Grunde seien nur beispielhaft erwähnt. diesem Zusammenhang ist die Rolle nie aufhört. von ÖKOPROFIT Deutschland beson- Dass wir heute dieses Jubiläum feiern ders und stark hervorzuheben, denn In Graz haben auch politische Verände- dürfen und mehr als 80 ÖKOPROFIT- als Multiplikator, als Referenz und für rungen, strukturelle Probleme niemals Kommunen in Deutschland zählen, die Weitergabe von Informationen sind die Betriebe und Kommunen in Deutschland ein wichtiger Bestandteil bei der Verbreitung dieser unserer gemeinsamen Idee. Bei allen oder sehr vielen internati- onalen Aktivitäten hat das Cleaner Production Center (CPC) von der Stadt Graz die Aufgabe bekommen, den Vertrieb und die Qualitätskontrolle zu übernehmen. Durch unterschiedliche Tätigkeiten wie die Durchführung von Machbarkeitsstudien, durch Berater- training, die Teilnahme an den kommis- sionellen Prüfungen, aber auch durch den Aufbau von lokalen und interna- tionalen Netzwerken versuchen wir vom CPC Austria, ÖKOPROFIT weiter voranzutreiben, weiter zu verbreiten. Die Ergebnisse aus den Betrieben und die umgesetzten Maßnahmen in Christoph Holzner, Graz verschiedenen Ländern, die ich vorhin erwähnt habe, die Umweltleistungen und die verschiedenen Programme, dem Erfolg von ÖKOPROFIT etwas liegt aber – wie es so oft der Fall ist die sich mit ÖKOPROFIT beschäftigen, anhaben können und so wurden im – auch und vor allem an den han- geben uns immer wieder aufs Neue Laufe der Zeit immer mehr Städte delnden Personen. Ich darf an dieser Recht. Mittlerweile ist die Anerkennung oder Regionen auf dieses Programm Stelle Ihnen, Herr Oberbürgermeister, groß und der Name ÖKOPROFIT steht aufmerksam. Und spätestens seit der den beiden zuständigen Referenten, für ein umsetzungsorientiertes, pra- Verleihung des „European Sustainable Herrn Dr. Wieczorek und Herrn Lorenz, xisnahes, ökologisch und ökonomisch City Awards“ im Jahre 1996 an die recht herzlich für Ihre Unterstützung sinnvolles Umweltmanagementsys- Stadt Graz wurde dieses Projekt auch und für die Mithilfe danken, die Sie tem, wage ich hier mal zu sagen. Und international bekannt. Eine lange Reihe ÖKOPROFIT stets angedeihen haben ich glaube, dieses Ziel bzw. diese Art, von Anfragen, von Besuchen von De- lassen. Ganz besonders sei aber auch wie wir ÖKOPROFIT verstehen, wie legationen in Graz und viele Kontakte an dieser Stelle Frau Petra Ritson und ÖKOPROFIT nicht nur hier, in vielen zu Interessenten belegen das stetig Herrn Ulfried Müller gedankt, die mit Regionen und Städten Deutschlands, wachsende Interesse. Als die Landes- unermüdlichem Engagement und sondern auch weltweit verstanden hauptstadt München dieses Programm quasi als guter Geist von ÖKOPROFIT wird, das ist ein Punkt, der ÖKOPROFIT zum ersten Mal durchführte, konnte in München, aber auch in Deutschland, eben so erfolgreich macht. Es ist praxis- niemand erahnen, welch wichtiger Bei- mit kompetenter Art das Programm und lösungsorientiert. Und wir können trag für die Weiterentwicklung hier ge- organisatorisch tragen und inhaltlich mit Stolz sagen, dass weltweit wahr- setzt wurde und welche Auswirkungen vorantreiben. Herzlichen Dank! scheinlich ungefähr 3.300 Betriebe an 8
Begrüßung Christoph Holzner, Graz ÖKOPROFIT teilnehmen und dass jeder zusammengearbeitet, aber Sie sehen, dieser Betriebe für sich einen Baustein auch in republikanischen Staatsformen im gesamten ÖKOPROFIT-Mosaik ist es eine Freude mit Ihrem Land darstellt. Ich hoffe, es werden noch wei- Österreich und Ihrer Stadt zusammen- tere Bausteine dazukommen. zuarbeiten. Die Gegenwart und natürlich auch Meine Damen und Herren, ein „alter die Zukunft werden allerdings für Begleiter“ von ÖKOPROFIT wird heute ÖKOPROFIT auch so manche neue He- den Festvortrag halten, Herr Profes- rausforderung bieten, und wir werden sor Dr. Peter Höppe. Sie haben uns sie gemeinsam meistern. Dank der schon mehrfach bei Veranstaltungen in Flexibilität des Programms können wir diesem Kreis oder bei unseren Nach- stets auf neue Situationen reagieren haltigkeitskonferenzen unterstützt. Ich und aktuelle Themen in das Programm freue mich sehr, dass Sie heute den aufnehmen. Gerade die brennenden Festvortrag zum Thema „Risiken und Fragen des Klimawandels und die Rolle Chancen des Klimawandels für Unter- des Einzelnen dabei lassen eine Reihe nehmen“ halten werden. Herr Profes- von Themen in den Mittelpunkt rücken, sor Höppe ist seit dem 1. Januar 2005 die vor 10 Jahren noch nicht diese große Aktualität hatten. Ich denke hier an die Kapitel Verkehr mit den Punkten Feinstaub, Lärm, betriebliches Mobili- tätsmanagement oder eben das ganz heiße Thema Energie, Energieeffizienz, CO2-Ausstoß, aber natürlich auch den Einsatz von erneuerbaren Energien. Und da es auch in den klassischen ÖKOPROFIT-Themen noch genug Ver- besserungspotenzial gibt, werden wir uns in den nächsten Jahren über man- gelnde Arbeit nicht beklagen dürfen. Ich darf mich den Worten des Herrn Oberbürgermeisters anschließen und Sie bestärken, ÖKOPROFIT auch bei Ihnen einzuführen, sollten Sie es noch nicht getan haben, bzw. enga- giert weiterzuführen. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die dieses Programm bietet und werden Sie Teil dieses erfolgreichen Netzwerkes. Somit ist Professor Dr. Peter Höppe, Münchener Rückversicherung es mir eine große Freude, Ihnen allen, meine Damen und Herren, die besten Grüße aus Graz zu überbringen. Herr Leiter der GeoRisikoForschung der Bürgermeister Siegfried Nagel, die Münchener Rückversicherungsgesell- zuständige Umweltreferentin, Vizebür- schaft. Er hat Meteorologie studiert, germeisterin Lisa Rücker, der Leiter natürlich an der Ludwig-Maximilians- des Umweltamtes der Stadt Graz, Herr Universität in München. Er hat 1984 Johann Ofner, und auch ich persönlich, in Physik promoviert, 1996 erfolgte wir möchten Ihnen allen für Ihr Enga- dann die Habilitation. Im selben Jahr gement in und für ÖKOPROFIT recht wurde er Privatdozent für Umweltme- herzlich danken. Gleichzeitig wünschen dizin, speziell Biometeorologie; 2003 wir Ihnen, in welcher Form und in erfolgte die Ernennung zum Professor. welcher Funktion Sie auch immer tätig Seine Forschungsschwerpunkte sind sind, für die Zukunft alles Gute und viel die Wirkungen von atmosphärischen Erfolg mit ÖKOPROFIT. Dankeschön! Prozessen und Luftschadstoffen auf den Menschen und die Bewertung Dr. Reinhard Wieczorek von Umweltrisiken. Ich glaube, aktu- Ganz herzlichen Dank, Herr Holzner. eller und brennender geht es gar nicht. Die Häuser Habsburg und Wittelsbach Herr Professor Höppe, bitteschön! haben über Jahrhunderte hervorragend (Vortrag Prof. Dr. Höppe ab S. 10) 9
Präsentation Professor Dr. Peter Höppe, Münchener Rückversicherung Risiken und Chancen des Klimawandels für Unternehmen Prof. Dr. Peter Höppe Leiter GeoRisikoForschung/Corporate Climate Centre Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Professor Dr. Peter Höppe Vielen Dank, Herr Dr. Wieczorek. Sehr Risiken und Chancen des Klimawandels für Unternehmen 10 Jahre ÖKOPROFIT München und Deutschland, geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr München, 18. November 2008 geehrter Herr Lorenz, meine Damen Prof. Dr. Peter Höppe und Herren, ich möchte Ihnen am Leiter GeoRisikoForschung/Corporate Climate Centre Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Beispiel der Münchener Rück, eines Münchner Unternehmens, zeigen, wie man sich auf den Klimawandel einstel- 10 Jahre ÖKOPROFIT München und Deutschland, len kann und aus unserer Sicht auch München, 18. November 2008 muss, um nicht nur die Risiken zu be- herrschen, sondern auch die Chancen zu nutzen, die der Klimawandel bietet. Zunächst eine kurze Vorstellung des Unternehmens, das ich hier repräsen- tiere. Die Münchener Rück ist ein altes Münchner Unternehmen, gegründet 1850. Sie ist ein DAX-Unternehmen und nicht nur einer der größten Folie 1 Rückversicherer, sondern seit einiger Zeit sogar wieder der weltweit größte Rückversicherer, also ein Marktführer, der hier in München mit einem Prämi- envolumen in der Rückversicherung von 22 Milliarden Euro zuhause ist (siehe Folien 1 und 2). Münchener Rück • Versicherer der Versicherungen Die Tatsache, dass wir eine führende Rolle im Bereich der Versicherung von • Gegründet 1880 Naturgefahren spielen, führt uns auch • Einer der größten Rückversicherer schon dahin, dass wir uns schon sehr • Prämienvolumen der RV lange mit dem Thema des Klimawan- Münchener Rück ca. 22 Mrd. Euro dels beschäftigen, denn es beeinflusst • Versicherer der Versicherungen unser Kerngeschäft, die Versicherung • Führende Rolle im Bereich der •Versicherung Gegründet 1880 von Naturkatastrophen von Naturgefahren. • Einer der größten Rückversicherer In Folie 3 sehen Sie einen Auszug aus • Prämienvolumen der RV einer Publikation der Münchener Rück ca. 22 Mrd. Euro aus dem Jahr 1973, in der wir das ers- • Führende Rolle im Bereich der Folie 2 te Mal das Thema aufgegriffen haben. Versicherung von Naturkatastrophen Und damit waren wir, nach allem, was wir wissen, das erste Unternehmen Münchener Rück Publikation überhaupt, das den Klimawandel Hochwasser / Überschwemmung (August 1973) als Thema aufgenommen hat. Hier sehen Sie, dass die ansteigenden CO2-Konzentrationen angesprochen werden, die dann zum Treibhauseffekt, zur Erwärmung führen. Und hier wird angemahnt, dass man doch mehr Analysen machen sollte, wie sich das eventuell auf die Muster der wetterbe- dingten Naturkatastrophen auswirkt. Das ist mittlerweile ja „Mainstream“. Es ist allgemein angekommen. In Folie 4 sehen Sie eine relativ aktu- elle Umfrage von einer der weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesell- schaften. Und hier sehen Sie, was 70 befragte Analysten als die größten Folie 3 10
Präsentation Professor Dr. Peter Höppe, Münchener Rückversicherung Risiken für die Versicherungswirtschaft Top 5 Risiken für die Versicherungswirtschaft ansehen. Sie sehen, dass auf Platz 1 Befragung von 70 Analysten der Klimawandel landet, weil es sich um ein lang anhaltendes Phänomen handelt, das einen signifikanten Ein- Long-term, far-reaching and with significant impact on fluss auf die Versicherungswirtschaft the industry. hat. Offers business opportunities but risk that other sectors In den letzten Jahren haben wir leider will capitalize first. immer wieder extreme Naturkatastro- phen gesehen, die Rekorde gebracht Rising costs and serious impact on earnings for haben in Hinsicht ihrer Intensität, in insurers. Hinsicht der Frequenzen, also der Häu- figkeiten, und auch der Schäden (siehe Risk and opportunity but competitive threat from new Große Naturkatastrophen der letzten Jahre Folie 5). Sie sehen ein paar Beispiele. players. Sie sehen zunächst das Beispiel der bisher absolut teuersten Naturkatastro- Increased scrutiny impacting on operations and Die letzten Jahre brachten Rekorde bei Naturkatastrophen in Hinsicht auf: phe für Deutschland, die Überschwem- Folie 4 practices. mungen in Sachsen im Jahre 2002 mit Intensitäten Dresden, 2002 volkswirtschaftlichen Schäden von über 16 Milliarden Euro; ein Jahr darauf die Frequenzen Große Naturkatastrophen der letzten Jahre Hitzewelle im August 2003, die größte humanitäre Naturkatastrophe in Euro- Schäden pa seit Hunderten von Jahren mit über Die letzten Jahre brachten Rekorde bei Naturkatastrophen in Hinsicht auf: 70.000 Toten. Dann sehen Sie hier Dresden, 2002 Bilder vom Hurrikan Katrina. Das ist, an Intensitäten den Schäden gemessen, das größte Hurrikan Katrina, 2005 Frequenzen Einzelereignis mit 125 Milliarden Dollar volkswirtschaftlichen Schäden. Dann Schäden sahen wir 2005 den ersten Hurrikan, Sie sehen ihn hier ganz klein vor Madeira auftauchen, der in Richtung Europa gezogen ist, hier zu den Küsten Hurrikan Katrina, 2005 Spaniens und Portugals. Auch wir sind langfristig hier in Europa nicht davor gefeit, solche starken Tropenstürme und die Schäden daraus erleiden zu müssen. Und dann 2007 der teuerste Wintersturm, den Deutschland je er- Folie 5 lebt hat, der zweitteuerste für Europa, der Wintersturm Kyrill. Das waren alles Münchener Rück Rekordereignisse der letzten Jahre. NatCatSERVICE® Eine der weltweit größten Datenbanken für Naturkatastrophen Nachdem wir sehr aktiv sind in der Versicherung der Naturgefahren, müs- • Seit 1980 systematische Datensammlung (auch retrospektiv) sen wir natürlich gute Daten haben, • Ca. 600-900 Ereignisse pro Jahr, davon bis zu 15 “Große Naturkatastrophen” um die Risiken richtig einzuschätzen. • Bis heute mehr als 25,000 Ereignisse aus dem Zeitraum 1970-2006 Und die Münchener Rück hat da eine Münchener Rück • Vollständige Daten der “Großen Naturkatastrophen” von 1950 an der weltweit größten Datenbanken NatCatSERVICE® zu Naturereignissen, die Schäden Eine der weltweit größten Datenbanken für Naturkatastrophen verursacht haben. Und Sie sehen hier die Schäden allein des Jahres 2007. • Seit 1980 systematische Datensammlung (auch retrospektiv) Es waren 960 einzelne Ereignisse, die • Ca. 600-900 Ereignisse pro Jahr, davon bis zu 15 “Große Naturkatastrophen” schadenrelevant waren. Die großen • Bis heute mehr als 25,000 Ereignisse aus dem Zeitraum 1970-2006 Punkte waren die großen Naturkata- • Vollständige Daten der “Großen Naturkatastrophen” von 1950 an strophen. Insgesamt sind in dieser Da- tenbank über 25.000 Einzelereignisse dokumentiert (siehe Folie 6). Naturkatastrophen 2007 Folie 6 11
Präsentation Professor Dr. Peter Höppe, Münchener Rückversicherung Große Naturkatastrophen 1950 – 2007 Anzahl der Ereignisse 16 14 Ich zeige Ihnen ein paar Analysen 12 Große Naturkatastrophen 1950 – 2007 daraus. Sie sehen hier den Trend, den Anzahl 10 der Ereignisse zeitlichen Verlauf der großen Natur- katastrophen von 1950 bis 2007. Das Anzahl 16 8 sind also jene Naturkatastrophen mit Milliarden-Euro-Schäden und/oder 14 6 Tausenden von Toten. Sie sehen, dass 12 4 diese Anzahl von den 1950er Jahren von etwa drei pro Jahr auf globalem 10 2 Niveau bis auf etwa acht gestiegen Anzahl ist. Wenn wir uns mal die einzelnen 08 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 Ereignisse anschauen, nicht nur die 6 Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch Überschwemmung großen Katastrophen, dann sehen wir Sturm Temperaturextreme (z.B. Hitzewelle, Waldbrand) auch ganz klare Trends, dass diese 4 © 2008 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE Stand: Januar 2008 Ereignisse immer häufiger werden (siehe Folie 7). 2 0 In Folie 8 sehen Sie die Überschwem- 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 mungen und Massenbewegungen, die Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch Überschwemmung Folie 7 durch Niederschläge ausgelöst worden Sturm Temperaturextreme (z.B. Hitzewelle, Waldbrand) sind. Sie sehen, dass die von 1980 bis © 2008 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE Stand: Januar 2008 ins letzte Jahr, von etwa 100 pro Jahr Hydrologische Ereignisse weltweit 1980 – 2007 auf 350 zugenommen haben, sich also (Überschwemmung, Massenbewegung) Anzahl der Ereignisse – mit Trend mehr als verdreifacht haben. 500 In Folie 9 sehen Sie die Sturmereig- nisse; wir hatten eine Zunahme von 450 150 auf etwa 325. Hydrologische 400 Ereignisse weltweit 1980 – 2007 (Überschwemmung, 350 Massenbewegung) Anzahl300 der Ereignisse – mit Trend 250 Anzahl 500 200 450 150 400 100 350 50 300 0 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 250 Anzahl 200 Folie 8 150 100 © 2007 NatCatSERVICE, GeoRisikoForschung, Münchener Rück Sturmereignisse 50 weltweit 1980 – 2007 Anzahl der Ereignisse – mit Trend 0 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 500 450 400 © 2007 NatCatSERVICE, GeoRisikoForschung, Münchener Rück 350 300 250 Anzahl 200 150 100 50 0 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Folie 9 © 2007 NatCatSERVICE, GeoRisikoForschung, Münchener Rück 12
1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Präsentation Professor Dr. Peter Höppe, Münchener Rückversicherung © 2007 NatCatSERVICE, GeoRisikoForschung, Münchener Rück Geophysikalische Ereignisse weltweit 1980 – 2007 Und wenn man im Vergleich dazu (Erdbeben, Vulkanausbruch) die geophysikalischen Ereignisse Anzahl der Ereignisse – mit Trend betrachtet, die ja vom Klimawandel nicht beeinflusst sind, dann sehen Sie 500 zwar auch einen leichten Anstieg, aber bei weitem einen geringeren Anstieg 450 (siehe Folie 10). Dieser Anstieg ist 400 dadurch zu erklären, dass immer mehr 350 Menschen auf dieser Erde leben, im- 300 mer mehr Menschen in Risikogebieten 250 leben und daher immer mehr Men- Anzahl 200 schen auch von Erdbeben, Tsunamis, 150 Vulkanausbrüchen betroffen sind und heute eben ein Ereignis eher in die 100 Große Wetterkatastrophen 1950 – 2007 Kategorie Katastrophe fällt, als das 50 Gesamt- und versicherte Schäden noch vor 30 Jahren der Fall war. 0 Wenn man also diesen soziodemo- 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 graphischen Trend abzieht bei den 200 Folie 10 Gesamtschäden (in Werten von 2007) wetterbedingten Naturkatastrophen, 180 Versicherte Schäden (in Werten von 2007) dann bleibt immer noch ein relevanter 160 Trend Gesamtschäden © 2007 NatCatSERVICE, GeoRisikoForschung, Münchener Rück Trend, den man nicht durch solche Große Wetterkatastrophen Trend versicherte Schäden 1950 – 2007 Veränderungen erklären kann, den man 140 Gesamt- und versicherte Schäden eigentlich nur noch dadurch erklären 120 kann, dass sich in der Atmosphäre Mrd. US$ © 2008 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE 100 etwas geändert hat und dazu komme 200 80 Gesamtschäden (in Werten von 2007) ich gleich noch. 180 Versicherte Schäden (in Werten von 2007) 60 160 Trend Gesamtschäden 40 Trend versicherte Schäden In Folie 11 sehen Sie nicht die Anzahl 140 der Ereignisse, sondern hier sehen Sie 20 120 die Schäden, die die großen Wetterka- Mrd. US$ © 2008 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft 0 GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE tastrophen von 1950 an bis zum letz- 100 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 ten Jahr verursacht haben. Alle diese 80 Schäden sind bereits inflationsberei- 60 nigt; d.h. Sie sehen wirklich den realen © 2008 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE Stand: Januar 2008 40 Anstieg der Schäden und Sie sehen, 20 dass dieser exponentiell war in den 0 letzten Jahren und dass wir 2004 und 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2005 jeweils zwei Rekordjahre hatten. Zunächst mal 2004 mit den größten Folie 11 Schäden aller Zeiten, sowohl den © 2008 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE Stand: Januar 2008 volkswirtschaftlichen Gesamtschäden Naturkatastrophen in Deutschland 1970-2007 als auch den Versichertenschäden und Anzahl der Ereignisse dann nochmal 2005 „getoppt“ um mehr als den Faktor 2, also nochmal 45 größer. 2008 wird leider wieder ein Geophysikalisch Jahr sein mit noch höheren Schäden. 40 (Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch) Wir hatten sehr schadenintensive Meteorologisch (Sturm) Ereignisse, z.B. ein großes Erdbeben Naturkatastrophen 35 Hydrologisch in Deutschland 1970-2007 (Überschwemmung, Massenbewegung) und starke Winter-Schneeschäden, Anzahl 30 der Ereignisse Klimatologisch beide in China. (Temperaturextreme, Dürre, Waldbrand) 25 Nicht nur wenn wir uns global die Anzahl 45 20 40 Geophysikalisch (Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch) Trends anschauen, sondern auch 15 Meteorologisch (Sturm) allein für Deutschland (siehe Folie 12) 35 10 Hydrologisch sehen wir einen ganz klaren Trend: Die (Überschwemmung, Massenbewegung) 30 Klimatologisch Naturkatastrophen, schadenrelevante 5 (Temperaturextreme, Dürre, Waldbrand) Naturereignisse, haben von etwa 10 in 25 1970 auf einen Wert über 30 pro Jahr Anzahl 0 20 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 zugenommen. Und Sie sehen, dass Folie 12 vor allem die grünen Säulen hier den 15 © 2008 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE Stand: März 2008 10 5 13 0 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006
Präsentation Professor Dr. Peter Höppe, Münchener Rückversicherung Schäden aus Naturkatastrophen nehmen an Frequenz und Ausmaß dramatisch zu Die Gründe größten Anteil bilden. Das sind die - Bevölkerungszunahme Stürme, die in Deutschland besonders Schäden aus Naturkatastrophen nehmen an - Steigender Lebensstandard schadenträchtig sind. Frequenz und Ausmaß dramatisch zu - Konzentration von Bevölkerung und Werten in Großstadträumen Ich habe schon einige Faktoren ge- nannt, die dazu führen müssen, dass -Die Gründe und Industrialisierung stark exponierter Regionen Besiedlung wir immer höhere Schäden durch -- Anfälligkeit moderner Gesellschaften und Technologien Bevölkerungszunahme Naturkatastrophen haben. Da ist zum einen die Bevölkerungszunahme. -- Weltweite Steigendersteigende Versicherungsdichte Lebensstandard Wenn mehr Menschen auf dieser Erde leben, sind mehr Menschen von -- Änderung der von Konzentration Umweltbedingungen Bevölkerung und Werten in Großstadträumen Naturkatastrophen betroffen und das führt zu höheren Schäden. Wenn die - Besiedlung und Industrialisierung stark exponierter Regionen Menschen wohlhabender werden, einen höheren Lebensstandard haben, - Anfälligkeit moderner Gesellschaften und Technologien dann werden auch höhere Werte - Weltweite steigende Versicherungsdichte vernichtet. Auch das führt zu höheren Schäden. Wenn sich immer mehr - Änderung der Umweltbedingungen Menschen in Megacities konzentrie- Folie 13 ren, kann das auch zu Erhöhungen der Schäden führen, vor allem wenn diese Megacities mit schlechter Infrastruktur Kontinentale Temperaturänderungen in Entwicklungsländern liegen; und auch wenn immer mehr Menschen in stark exponierten Regionen wie z.B. Florida leben, einer Region, die schon immer von Hurrikanen heimge- sucht wurde. Dort lebten 1920 gerade 100.000 Einwohner. Jetzt sind es 19 Kontinentale Temperaturänderungen Millionen. Es ist klar, dass Schäden wesentlich höher sein müssen. Auch die Anfälligkeit unserer modernen Gesellschaft – wenn der Strom einmal ausbleibt, dann ist das schon ein Scha- denereignis – und auch die weltweit Source: IPCC FoAR, 2007 steigende Versicherungsdichte sorgen natürlich dafür, dass die Versicherten- schäden ansteigen. Aber alle diese Faktoren können, wie schon gesagt, Black lines: decadal averages of observations den Anstieg nicht vollständig erklären. Blue band: 5-95% range 19 simulations from 5 climate models using only natural forcings Folie 14 Red band: 5-95% range for 58 simulations from 14 climate models using natural and anthropogenic forcings Vor allem können sie nicht erklären, warum wir immer mehr dieser Ereig- Source: IPCC FoAR, 2007 nisse, dieser wetterbedingten Ereig- versucht, diese Temperaturverläufe zu die Anstiege der Temperaturen in den nisse haben (siehe Folie 13). modellieren mit Modellen, die nur na- letzten Jahrzehnten vom Menschen türliche Faktoren berücksichtigen; d.h. gemacht seien. Der Weltklimarat (IPCC) hat im letzten Veränderungen der Sonnenintensität, Black lines: decadal averages of observations Jahr in seinem vierten Sachstandsbe- Vulkanausbrüche Blue band: 5-95%und rangeähnliches. 19 simulationsDer Und from 5 climate wirusing models wissen auch, only natural was die Ursa- forcings Red band: 5-95% range for 58 simulations from 14 climate models using natural and anthropogenic forcings richt diese Grafik (siehe Folie 14) publi- rote Bereich ist der Bereich, in dem die che ist. Der Treibhauseffekt ist schon ziert, die ganz klar zeigt, dass die Er- Modellergebnisse liegen, die auch vom über 100 Jahre bekannt. Rhenius, ein höhung der Jahresmitteltemperaturen, Menschen gemachte Effekte, nämlich skandinavischer Chemiker, hat die- die Sie hier in Form dieser schwarzen die Emission der Treibhausgase berück- sen Effekt schon in einem Buch vor Linien sehen, in allen Kontinenten zu sichtigen. Sie sehen, dass man speziell über 100 Jahren beschrieben. Und er finden ist. Innerhalb des letzten Jahr- in den letzten Jahrzehnten den Anstieg hat beschrieben, dass CO2 eines der hunderts haben sich die Temperaturen der Temperaturen in den unterschied- wichtigsten Treibhausgase ist. Und in im globalen Mittel um 0,74 °C erhöht. lichen Kontinenten nur noch erklären Folie 15 sehen Sie den langfristigen Eine interessante Information in dieser kann, wenn man in diese Modelle den Verlauf der CO2-Konzentration in der Abbildung sind noch die unterschied- anthropogenen Effekt einbaut; und Atmosphäre der Erde von 650.000 lich gefärbten Bereiche hier. Der das war letztendlich auch der Grund, Jahren vor heute bis heute. Wir kön- blaue Bereich zeigt den Bereich, den weshalb der Weltklimarat gesagt hat, nen diese CO2-Konzentrationen aus man bekommen würde, wenn man er sei sich zu 90 Prozent sicher, dass Eisbohrkernen in der Antarktis analy- 14
Präsentation Professor Dr. Peter Höppe, Münchener Rückversicherung CO2-Konzentration in der Atmosphäre der letzen 650.000 Jahre, Daten gemessen an Antarktischen Eisbohrkernen 400 380 2007: 360 384 ppmv CO2 CO340 2-Konzentration in der Atmosphäre trophen und dem Klimawandel, dass der letzen 320 650.000 Jahre, Daten gemessen an Antarktischen Eisbohrkernen es hier kausale Verbindungen gibt, dass der Klimawandel diese Intensivie- CO 2 (ppmv) 300 280 rungen und die größeren Häufigkeiten 260 400 der wetterbedingten Naturkatastro- 240 380 2007: phen verursacht. Sie sehen hier in 220 360 384 ppmv CO2 dieser Spalte den beobachteten Trend 200 340 180 der letzten Jahrzehnte. Hier Aussagen 320 zum anthropogenen Einfluss und hier CO 2 (ppmv) 160 300 280 -650 -600 -550 -500 -450 -400 -350 -300 -250 -200 -150 -100 -50 0 zu erwartende Entwicklungen im Rest 260 Tausend Jahre vor heute des Jahrhunderts. Sie sehen, dass es 240 hier z.B. bei den Hitzewellen und bei Quelle: Messungen an Eisbohrkernen: Siegenthaler et al., Science 310, 1313-1317, (2005). Etheridge et al., J. Geophys. Res. 101, 4115-4128 (1996). Petit et 220 al., Nature 399, 429-436 (1999). Fischer et al., Science 283, 1712-1714 (1999). Indermühle et al., Geophys. Res. Lett. 27, 735-738, (2000). Monnin et mehr Extremniederschlägen mit über al., Earth Planet. Sci. Lett. 224, 45-54, (2004). Monnin et al., Science 291, 112-114, (2001). Direkte atmosphärische Messungen: Keeling and Whorf. 200Carbon Dioxide Research Group, Scripps Institution of Oceanography (SIO), University of California, La Jolla, California USA 92093-0444. The 66 Prozent Wahrscheinlichkeit be- 180 reits wahrscheinlich ist, dass wir hier 160 -650 -600 -550 -500 -450 -400 -350 -300 -250 -200 -150 -100 -50 0 bereits signifikante Trends gesehen Tausend Jahre vor heute haben und dass es in den nächsten Folie 15 Jahrzehnten sogar sehr wahrscheinlich Quelle: Messungen an Eisbohrkernen: Siegenthaler et al., Science 310, 1313-1317, (2005). Etheridge et al., J. Geophys. Res. 101, 4115-4128 (1996). Petit et wird und auch eher wahrscheinlich ist, al., Nature 399, 429-436 (1999). Fischer et al., Science 283, 1712-1714 (1999). Indermühle et al., Geophys. Res. Lett. 27, 735-738, (2000). Monnin et al., Earth Planet. Sci. Lett. 224, 45-54, (2004). Monnin et al., Science 291, 112-114, (2001). Direkte atmosphärische Messungen: Keeling and Whorf. The Carbon Dioxide Research Group, Scripps Institution of Oceanography (SIO), University of California, La Jolla, California USA 92093-0444. dass der Mensch hier bereits verursa- chend beteiligt ist. Und man muss bei Auswirkungen der Klimaänderung den IPCC-Reports, bei den Berichten auf extreme Wetterereignisse des Weltklimarats, immer beachten, dass dies ein Kompromiss ist, der hier publiziert wird, ein Kompromiss von Phänomen Beobachteter Anthropogener Erwartete Trend Einfluss Entwicklung Meinungen von 2.000 Wissenschaft- Wärmere und Sehr Wahrscheinlich Nahezu sicher lern und auch Politikern, die hier auch weniger kalte Tage wahrscheinlich noch mitreden dürfen. Wenn man die Auswirkungen der Klimaänderung und Nächte Sachstandsberichte des Weltklima- auf extreme Wetterereignisse Wärmere und Sehr Wahrscheinlich Nahezu sicher heißere Tage und wahrscheinlich (nachts) rats vom ersten bis jetzt zum vierten Nächte vergleicht, sieht man, dass die Realität Mehr Hitzewellen Wahrscheinlich Eher Sehr wahrscheinlich Sehr wahrscheinlich: > 90 % Phänomen Beobachteter Anthropogener wahrscheinlich Erwartete immer am oberen Ende dessen war, Trend Einfluss Entwicklung Wahrscheinlich: > 66 % was die Sachstandsberichte prognosti- Eher wahrscheinlich: > 50 % Mehr Extrem- Wärmere und niederschläge weniger kalte Tage Wahrscheinlich Sehr wahrscheinlich Eher Wahrscheinlich wahrscheinlich SehrNahezu wahrscheinlich sicher ziert haben. und Nächte Mehr betroffene Wärmere und Seit 1970 in vielen Sehr Eher Wahrscheinlich Wahrscheinlich Nahezu sicher Nun zu den Auswirkungen auf die GebieteTage heißere durch und Regionen wahrscheinlich wahrscheinlich (nachts) Dürreperioden Nächte wahrscheinlich Wirtschaft. Hier ein paar Beispiele, die Mehr Hitzewellen Anstieg tropischer Wahrscheinlich Seit 1970 in Eher Eher Sehr wahrscheinlich Wahrscheinlich das Deutsche Institut für Wirtschafts- Sehr wahrscheinlich: > 90 % wahrscheinlich Wirbelstürme manchen Regionen wahrscheinlich forschung, das DIW in Berlin, zusam- Folie 16 Wahrscheinlich: > 66 % wahrscheinlich mengestellt hat (siehe Folie 17, nächs- Mehr Extrem- Wahrscheinlich Eher Sehr wahrscheinlich Eher In wahrscheinlich: Anlehnung an IPCC 2007 > 50 % niederschläge wahrscheinlich te Seite). Der Tourismus ist sicher Mehr betroffene Seit 1970 in vielen Eher Wahrscheinlich beeinflusst, nicht nur negativ. Negativ sieren. Wenn man da zwei Kilometer Gebiete durch innerhalb wahrscheinlich Regionen von 150 Jahren die Atmo- ist sicher, dass wir hier in Bayern bald Dürreperioden wahrscheinlich tief bohrt, gelangt man zu Schichten, sphäre in einer Weise zu verändern, nur noch auf der Zugspitze Skifahren Anstieg tropischer Seit 1970 in Eher Wahrscheinlich die vor 650.000 Jahren deponiert Wirbelstürme manchenwie sie nachweislich Regionen wahrscheinlich kein einziges Mal können werden. Andererseits werden wurden und in diesen Schichten sind wahrscheinlich innerhalb der letzten 650.000 Jahre die deutschen Ostsee- und Nordsee- Luftblasen eingeschlossen, In Anlehnung an IPCC 2007 die exakt erreicht war. Wir haben ein Experiment küsten sicher vom Klimawandel profi- die CO2-Konzentration der damaligen begonnen, dessen Ergebnis man nicht tieren. Der Sommer wird beständiger, Zeit enthalten, als der Schnee gefallen durch paläoklimatologische Verglei- die Sonne wird häufiger scheinen, ist, der diese Eisschicht gebildet hat. che zum Beispiel herausbekommen das Wasser wird wärmer; also ideale Und wir sehen, dass es immer schon kann. Es gibt kein Klima in den letzten Badebedingungen an den Nord- und Fluktuationen der CO2-Konzentration 650.000 Jahren, das dem entspricht, Ostseeküsten. gab, interessanterweise auch immer was wir jetzt zu erwarten haben. dann niedrige CO2-Konzentrationen, Das Gesundheitswesen wird beein- wenn es kalt war. Aber wir sehen Der Weltklimarat (IPCC) hat auch in trächtigt durch eine mögliche Zunahme auch, dass wir bei weitem nie so hohe seinem vierten Sachstandsbericht im von Tropenkrankheiten, die sich in Konzentrationen von CO2 in der Atmo- letzten Jahr zum ersten Mal Wahr- Regionen ausbreiten können, in denen sphäre hatten, wie wir sie heute haben scheinlichkeiten angegeben (siehe sie bisher nicht vorkamen. Wenn wir mit diesen 384 parts per million (ppm); Folie 16). Das ist jetzt die Verbindung uns nicht entsprechend anpassen, d.h. den Menschen ist es gelungen, zwischen dem Anstieg der Naturkatas- werden wir mit einer Zunahme hitze- 15
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