Ergebnisse aus dem Technologieprogramm Smart Service Welt II - Neue Anwendungsbereiche für digitale Dienste und Plattformen
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Ergebnisse aus dem Technologieprogramm Smart Service Welt II Neue Anwendungsbereiche für digitale Dienste und Plattformen bmwi.de
Impressum Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) Öffentlichkeitsarbeit 11019 Berlin www.bmwi.de Stand Oktober 2021 Diese Publikation wird ausschließlich als Download angeboten. Gestaltung PRpetuum GmbH, 80801 München Bildnachweis Allgäuer Überlandwerk GmbH / S. 55 bbw hochschule / S. 43 BloGPV / S. 50 blog.stromhaltig / S. 51 Cleopa GmbH / S. 29 CIS Solutions GmbH, Projekt SMECS / S. 57 comjoo business solutions GmbH / S. 39 Dirk Werner / S. 9 Ellery Studio / S. 6/7, 16/17, 36/37, 48/4 Energieversorgung Rüsselsheim, Maik Landwehr / S. 27 Fraunhofer IESE / S. 10/11 Hartmut Hemme / S. 25 iStock zonadearte / Titel, S. 15, S. 35, S. 46 LHLK Agentur für Kommunikation GmbH / S. 60/61 LIPS Consortium, Leibniz Universität Hannover, LUH / S. 20 Michael Lücke / S. 23 Dr. Michael Merz, privat / S. 53 @ news-media e. K. / S. 22 OP 4.1 Konsortium / S. 45 pickshare GmbH / S. 31 @seele / S. 13 Sennheiser electronic GmbH & Co. KG / S. 21 shutterstock everything possible / S. 39 T. Engel, privat / S. 33 www.crowdmyregion.de / S. 19 Diese und weitere Broschüren erhalten Sie bei: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Referat Öffentlichkeitsarbeit E-Mail: publikationen@bundesregierung.de www.bmwi.de Zentraler Bestellservice: Telefon: 030 182722721 Bestellfax: 030 18102722721 Diese Publikation wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Die Publikation wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf nicht zur Wahlwerbung politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden.
Inhalt Editorial .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. 4 Bau und Beschäftigung ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 7 BIMSWARM 8 .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... Digitale Teams .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 10 Digital Twin .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. 12 Entwicklung von Geschäftsmodellen in FuE-Projekten ........................................................................................................................................................................ 14 Wohnen und Leben ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 16 CrowdMyRegion ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 18 LIPS.................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 20 LOUISE .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 22 OPTIMOS 2.0 ....................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 24 QuarZ ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................ 26 Smart MaaS ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. 28 SMile ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................ 30 GEMIMEG-II .......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 32 Rechtliche Herausforderungen bei Smart Services .............................................................................................................................................................................................. 34 Medizin ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 36 DACE ............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 38 GeniusTex ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 40 HLaN ................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................ 42 OP 4.1 ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 44 Standards und IT-Sicherheit bringen Smart Services voran ........................................................................................................................................................ 46 Energie .................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................. 48 BloGPV ...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 50 ETIBLOGG ...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 52 pebbles ...................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 54 SMECS ......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... 56 Publikationen aus der Smart Service Welt II ............................................................................................................................................................................................... 58 bmwi.de
4 Einleitung Wie können intelligente Dienste unseren Alltag erleichtern? Welchen Beitrag leisten sie, um die Versorgung in ländlichen Regionen zu verbessern? Welche Chancen bietet eine digitale Plattform für die Zusammenarbeit im Team? Wie lassen sich Daten intelligent verknüpfen? Wie können Markteintrittsbarrieren abgebaut und der durchgängige Ein- satz digitaler Tools in Lebenszyklen aufgebaut werden? Was braucht es für eine sichere Peer-to-Peer-Kommunikation oder für den zeitgleichen, aber friktionslosen Einsatz digitaler Anwendungen, etwa im Operationssaal? Welche Anforderungen stellen sich an Reallabore für digitale Start-ups oder an kollaborative Plug-n-Play-Wertschöpfungs- plattformen? Und: Wie gelingt es, digitale Lösungen breit zu implementieren – auch jenseits dichter digitaler Infrastruktur und großer Bandbreiten? Diese und etliche Fragen mehr haben die 19 durch das Bundesministerium für Wirt- schaft und Energie im Technologieprogramm Smart Service Welt II geförderten For- schungs- und Entwicklungsprojekte zwischen 2018 und 2021 beantwortet. Sie setzten sich zusammen aus über 100 Teammitgliedern aus wissenschaftlichen Einrichtungen, großen, kleinen und mittleren Unternehmen sowie Start-ups. Entstanden sind wichtige Bausteine für ein zukunftsfähigeres Energiesystem, für ein digitales Gesundheitswesen, für eine intelligente Logistik und Mobilität, für effizientes Arbeiten im Homeoffice und nachhaltig attraktives Wohnen von morgen. Dabei handelt es sich um Lösungen für ortsunabhängige, digitale Teamarbeit oder für die digitale Vernetzung von räumlich getrennten kulturellen Veranstaltungen. Für eine verbesserte Gesundheitsversorgung wurden neue digitale, sichere Kommunikationslö- sungen für das medizinische Personal und ihre Patientinnen und Patienten entwickelt sowie Apps zur Diagnoseunterstützung. Dank der Smart-Service-Welt-Projekte wird es künftig auch möglich sein, dezentral und erneuerbar erzeugten Strom intelligenter und effizienter auszutauschen, zu speichern und zu vermarkten – via Blockchain. Und mit- hilfe von sehr konkreten Beiträgen zur alltäglichen Lebenswelt von Bürgerinnen und Bürgern entstanden höchst unterschiedliche Anwendungen: Angefangen bei regiona- len Handelsplattformen, lokalen Liefernetzwerken und Logistiklösungen über senso- risch vernetzte Stadtquartiere und multimodale Verkehrsmarktplätze bis hin zu einem Ökosystem für sichere digitale Identitäten, die in Zukunft die einfache Anmeldung per Smartphone bei Bürgerdiensten, beim Carsharing oder beim Online-Einkauf ermög lichen sollen.
E D I TO R I A L 5 Technik steht im Vordergrund der Smart Service Welt II. Will man aber erfolgreich digi- tale Dienste und Plattformen entwickeln und ertüchtigen, muss man auch klären, warum es einen bestimmten Dienst überhaupt braucht, wie dieser gestaltet werden sollte – und vor allem: wer ihn nutzen soll. Hier stellen sich neben der technischen Ent- wicklungsleistung zahlreiche querschnittliche Fragen, welche die Projekte gemeinsam mit der Begleitforschung unter Leitung des Institut für Innovation und Technik (iit) in der VDI/VDE-IT GmbH beantwortet haben. Diese Querschnittsfragen sind etwa recht licher und regulatorischer Natur wie z. B. zum Datenschutz, zur Daten- und IT-Sicher- heit, zur Gestaltung der Interoperabilität und zu Patenten sowie zu Standards und Nor- men. Nicht zuletzt geht es aber auch um die Ausprägung geeigneter Geschäftsmodelle und Verwertungswege. Die Zusammenarbeit mit der Begleitforschung erzeugte dabei nicht nur Impulse nach innen, sondern auch nach außen: für mehr Sichtbarkeit der Projekte in der Fachöffent- lichkeit und für einen gezielten Wissenstransfer. Hierzu zählten neben Veranstaltungen und Messeteilnahmen mit eigenen Demonstratoren sowie Pressebeiträgen insbeson- dere eine Reihe von Publikationen, die von den Projekten der Smart Service Welt II berichteten. Besonders hervorzuheben ist für alle interessierten Leserinnen und Leser das Geschäfts modell-Toolbook für digitale Ökosysteme, welches als Open-Access-Publikation kosten frei verfügbar ist. Einen größeren Fokus auf bestimmte Sektoren legen die Publikatio- nen „Smart Design, Smart Construction, Smart Operation“ (Fokus Bauwirtschaft) und „Energierevolution getrieben durch Blockchain“ (Fokus Energiewirtschaft). Die Studien „Digitale Dienste in der öffentlichen Verwaltung“ und „Open Public Data in Deutsch- land“ richten sich an Leserinnen und Leser aus der öffentlichen Verwaltung. Die Ergebnisse aus den vier Projekt-Clustern und den übergreifenden Arbeitsgruppen werden auf den folgenden Seiten anschaulich dargestellt. Wir wünschen Ihnen eine anregende Reise in die Smart-Service-Welt.
6 C LU S T E R „ B AU U N D B E S C H Ä F T I G U N G “ DigitalTWIN Plattform zur Digitalisierung der Bauwirtschaft. Integration von 3D- Druck, Augmented Reality und Virtual Reality. Trägt zum Aufbau eines nachhal- tigen Wirtschaftsnetzes mit digitaler Infrastruktur im BIM-Bereich bei. Ermöglicht zudem effizienteren sowie fehlerreduzierten Planungs-, Bau- und Betreiberprozess für alle an einem BIMSWARM Bauprojekt beteiligten Parteien. Plattform für die durchgängig digitale Planung, Ausführen und Betrieb von Bauwerken sowie zur Vernetzung von Anwendungen, Diensten und Inhalten. Bietet innovativen Anbietern kleiner Teilsoftware-Lösungen durch auf der Plattform angebotene Zertifizierung und Verknüpfungsmöglichkeiten einen Attraktivitätsgewinn. Markteinstiegshürden für KMU ins digitale modellbasierte Bauwesen, das Produktivität steigert und Res- sourcenverbauch minimiert, werden herabgesetzt. Digitale Teams Eine Plattform für die Arbeitswelt der Zukunft, die das physische Büro ins Digitale übersetzt. Unterstützt Wissens- und Kreativ- arbeit, die für eine nachhaltige Entwicklung von Wirtschaft und Ge- sellschaft essenziell ist. Entwickelte Lösungen setzen in Anwendung das Vorhalten exzellenter digitaler Infrastruktur voraus und setzen Anreiz, diese insbesondere im ländlichen Raum zu schaffen. Stärkt den ländlichen Raum als Wohn- und vor allem Arbeitsstätte. Stärkt Wissensarbeit in und aus dem ländlichen Raum und entlastet dadurch Metropolregionen.
7 CLUSTER Bau und Beschäftigung Mobile Endgeräte und leistungsstarke Softwarelösungen machen für Beschäftigte das Arbeiten immer einfacher und flexibler. Vielerorts führt das zu innovativen Formen der Zusammenarbeit und gerade im ländlichen Raum zu neuen Beschäftigungsperspektiven. Doch Unternehmen und ihre Mitarbeitenden stehen auch vor neuen Her- ausforderungen: Wie kann das ortsunabhängige Arbeiten im Team – egal ob im Büro, unterwegs oder von zu Hause aus – effektiver gestaltet werden? Welche Technologien kommen für die Digitalisie- rung der Wertschöpfungskette infrage? Und wie kann komplexe Software leichter zugänglich gemacht werden? Die drei Projekte des Smart-Service-Welt-Clusters „Bau und Beschäftigung“ haben Platt- formen entwickelt, die bei diesen Herausforderungen helfen sollen. Sie ermöglichen beispielsweise eine reibungslosere Zusammenarbeit in virtuellen Teams, schaffen auch für kleine und mittelständische Unternehmen Anwendungsmöglichkeiten für digitale Technologien in der Bauwirtschaft und erhöhen die Nutzerfreundlichkeit von Bausoftware.
8 C LU S T E R „ B AU U N D B E S C H Ä F T I G U N G “ BIMSWARM Die IT-Plattform für die Digitalisierung des Bauwesens Steckbrief Mittlerweile ist die Anzahl der verfügbaren Soft- warelösungen groß und deren Kompatibilität frag- Das Projekt BIMSWARM vereinfacht den Zugang lich. Außerdem ist vielen Unternehmen nicht klar, zu digitalen Anwendungen für Planungs- und Bau- welche Software für den jeweils vorliegenden prozesse. Bei der Errichtung von komplexen Anwendungsfall am besten geeignet ist. Unterneh- Gebäuden und anderen Bauwerken wird zuneh- men müssen deshalb entweder entsprechende mend mit Bauwerksdatenmodellen gearbeitet Fachleute anwerben oder gezielt in die Weiterbil- (Building-Information-Modeling, BIM). Die BIMS- dung ihres Personals investieren. Dies macht den WARM-Plattform stellt vielfältige Tools für die Einsatz von BIM vor allem für kleine und mittlere Digitalisierung von Bau- und Planungsprozessen Unternehmen zu einer Herausforderung, da ihnen sowie Informationen über Standards und Zertifi- oftmals die benötigten Ressourcen fehlen. zierungsverfahren zur Verfügung. Ergebnisse Ausgangslage und Herausforderungen Im Rahmen von BIMSWARM entstand eine digi- Zahlreiche Planungs- und Bauunternehmen sowie tale Plattform, die Personen mit unterschiedlichen Bauverantwortliche und andere Marktteilnehmer Spezialisierungsgraden einen vereinfachten Ein- sind nach wie vor zögerlich, wenn es um die Digi- stieg in die Nutzung von BIM-Anwendungen talisierung ihrer Arbeitsprozesse geht. Viele Bau- ermöglicht. Durch einen virtuellen Anwendungs- schaffende fürchten, dass die Erstellung von Bau- marktplatz erhalten Nutzerinnen und Nutzer werksdatenmodellen deutlich aufwendiger ist als zunächst einen Überblick über die verfügbaren die bloße Dokumentation relevanter Informatio- BIM-Softwarelösungen sowie Informationen zu nen für den eigenen Betrieb. Standards und Zertifizierungsverfahren. So können sich Interessierte mithilfe der Plattform im Markt Das Bauwesen zählt heute zu den am wenigsten der BIM-Anwendungen schnell orientieren und digitalisierten Branchen. Dabei steckt in der Digita- geeignete Lösungsvorschläge erhalten. lisierung dieser Branche großes Potenzial – denn digitale Bau- und Planungsmethoden wie BIM In Zukunft soll die Plattform anwendungsfallbezo- können dabei unterstützen, Bauprojekte zielge- gen die Kombination verschiedener Softwarepro- nauer zu planen, zu steuern, umzusetzen und zu dukte unterschiedlicher Hersteller unterstützen. bewirtschaften. BIM-Anwendungen ermöglichen Dann können BIM-Anwendungen effektiv in die eine modellbasierte, vernetzte Zusammenarbeit in IT-Systeme und Arbeitsprozesse der beteiligten Bauprojekten und eine optimierte Projektsteue- Unternehmenspartner integriert werden. rung. Alle relevanten Daten, die während des gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks anfallen, werden digital erfasst und kombiniert. Das führt vor allem zu mehr Effizienz, Kostenersparnis und Termintreue.
C LU S T E R „ B AU U N D B E S C H Ä F T I G U N G “ 9 Projektverwertung Nach Laufzeitende des Projekts soll die BIMS- „Digitale Bau- und Planungs WARM-Plattform von einer Betreibergesellschaft methoden werden in Zukunft zum übernommen, weiterentwickelt und einem weite- selbstverständlichen Standard ren Nutzerkreis zugänglich gemacht werden. Über gehören. Deshalb ist es umso wich- die Plattform soll der Austausch zwischen Anbie- tiger, das gesicherte Wissen darüber tern, Anwendern und Zertifizierern von BIM- allen einfach und sicher zugänglich Anwendungen verbessert werden. Daraus können zu machen. Dazu leisten wir mit sich weitere Impulse für die Digitalisierung der BIMSWARM einen wichtigen Bauwirtschaft und neue Geschäftspotenziale für Beitrag.“ das Building Information Modeling ergeben. Dr. Jan Tulke planen-bauen 4.0 GmbH Konsortium # planen-bauen 4.0 GmbH (Konsortialführer) # adesso AG # eTASK Immobilien Software GmbH # Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD # RIB Information Technologies AG # Ruhr-Universität Bochum # Technische Hochschule Mittelhessen # think project! GmbH Projektwebsite bimswarm.de Projektvideos #1: digitale-technologien.de #2: digitale-technologien.de Ansprechpartner Dr. Jan Tulke planen-bauen 4.0 GmbH
10 C LU S T E R „ B AU U N D B E S C H Ä F T I G U N G “ Digitale Teams Digitales Ökosystem für die Arbeitswelt der Zukunft Steckbrief Gleichzeitig wünschen sich immer mehr Men- schen, ihren Wohnort nicht nach ihrer Arbeits- Im Projekt Digitale Teams wurde eine Plattform stätte ausrichten zu müssen: Laut einer Bevölke- entwickelt, die ein Ökosystem aus neuartigen rungsbefragung der Bundesstiftung Baukultur Diensten und digitalen Kollaborationsinstrumen- würden knapp die Hälfte der Angestellten in ten für die virtuelle Zusammenarbeit im Team Deutschland ihren Wohnsitz bevorzugt in länd bereithält. Der Kern der Plattform ist das gemein- liche Regionen verlegen. sam genutzte Dashboard, das jedem Teammitglied Zugriff auf verschiedene Tools, beispielsweise zur Ergebnisse strukturierten Planung der täglichen Aufgaben, bietet. Begleitet werden die virtuellen Arbeitsgrup- Die Lösung: eine Onlineplattform, die mithilfe von pen vom KI-basierten Teamassistenten TEAMO. digitalen Services die präsenzunabhängige Zusam- Dieser übernimmt automatisiert wiederkehrende menarbeit ermöglicht und optimiert. Im Projekt Routineaufgaben. Digitale Teams wurde eine Plattform für Kollabora- tionsdienste entwickelt, mit einer Palette interes- Ausgangslage und Herausforderungen santer Zusatzservices, die es heute so noch nicht gibt. Die Plattform unterstützt Projektteams und Der Arbeitsplatz bestimmt in den meisten Fällen begleitet deren operationale Tätigkeiten. Das Herz- noch immer den Wohnort. Die Folgen sind ein ste- stück der Plattform ist das Dashboard: Darin ist tiger Zuzug in den urbanen Raum und der daraus eine Übersicht integriert, die auf den jeweiligen resultierende Mietpreisanstieg. Wer dennoch in das Mitarbeitenden zugeschnitten ist, sowie eine Über- ländliche Umland zieht, muss häufig pendeln. Das sicht der Aufgaben und Termine des gesamten ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch belastend Teams. für Umwelt und Verkehrsinfrastruktur.
C LU S T E R „ B AU U N D B E S C H Ä F T I G U N G “ 11 Operational werden die Teams bei vielen Standard „Effizientes Arbeiten, auch im Team, abläufen durch das intelligente Assistenzsystem funktioniert ortsunabhängig. TEAMO begleitet. Es übernimmt beispielsweise das Digitale Teams macht genau das Protokollieren von Meetings und erzeugt automa- mithilfe einer Onlineplattform für tisiert eine Übersicht der anstehenden Aufgaben. kollaboratives Arbeiten möglich Da es auf künstlicher Intelligenz basiert, lernt es und hat deshalb einen festen Platz durch Nutzung und kann so die Teams mit der Zeit in der Arbeitswelt der Zukunft.“ immer effektiver unterstützen. Dabei fallen grö- Susanne Braun ßere Mengen an anonymisierten Daten an, die Fraunhofer-Institut für Experimentelles DSGVO-konform ausgewertet werden und wert- Software Engineering IESE volle Hinweise liefern können für die Rahmenbe- dingungen von erfolgreichem virtuellem Arbeiten. Projektverwertung Konsortium Die einzelnen Projektpartner nutzen die gewonne- nen Erkenntnisse und aufgebauten Kompetenzen # Insiders Technologies GmbH sowie einige technische Komponenten für die Ver- (Konsortialführer) besserung oder Erweiterung des eigenen Produkt- # AviloX GmbH portfolios. Darüber hinaus wurden Beratungsan # Fraunhofer-Institut für Experimentelles gebote im Bereich New Work realisiert und die Software Engineering IESE technischen Komponenten der Plattforminfrastruk # Institut für Technologie und Arbeit e. V. tur unter einer Open-Source-Lizenz frei nachnutz- # QAware GmbH bar zur Verfügung gestellt. Es besteht der Wunsch nach einer Ausgründung nach Laufzeitende des Projektwebsite Projekts. digitale-teams.de Projektvideos #1: digitale-technologien.de #2: digitale-technologien.de Ansprechpartnerin Susanne Braun Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE
12 C LU S T E R „ B AU U N D B E S C H Ä F T I G U N G “ Digital Twin Digital Tools and Workflow Integration for Building Lifecycles Steckbrief mittlere Unternehmen sind die Einführung und richtige Nutzung digitaler Werkzeuge aufgrund DigitalTWIN stellt digitale Werkzeuge und Tech unzureichender Schnittstellen meist mühsam. Das niken für eine optimale Zusammenarbeit aller stellt vor dem Hintergrund der zunehmenden Akteure eines Bauprojekts bereit. Das Forschungs- Digitalisierung der Branche eine deutliche Hürde projekt entwickelte dafür einfach erweiterbare für den Markteintritt dar. Erschwerend kommt Plattform-Cluster, auf denen digitale Tools aus der hinzu, dass Auftragsausschreibungen oft europa- Industrie 4.0, der Bauplanung und dem Gebäude- weit gelten und somit noch mehr Anforderungen betrieb für die flexible Anwendung in der Bauwirt- und Vorgaben erkannt, gelöst und erfüllt werden schaft verbunden werden. Dabei werden Software müssen. lösungen für die Gebäudedatenmodellierung miteinander vernetzt sowie die Fertigung mit 3-D- Ergebnisse Druckern, Augmented- und Virtual-Reality-Tech- nologien oder die cloudbasierte Echtzeitauswer- Im Projekt DigitalTWIN wurden offene Plattform- tung integriert. Hinzu kommen Methoden der technologien entwickelt und verwendet, die von agilen Software-Entwicklung und des Building Baukonsortien eingesetzt werden können. Sie Information Modeling. Die aus der Anwendung der ermöglichen eine durchgängige Wertschöpfungs- Tools entstehenden Daten werden verteilt im kette und die schnelle Anbindung bereits vorhan- jeweiligen Projektkontext gespeichert und zuein- dener Daten, die projektspezifische Sammlung ander in Beziehung gesetzt. Daraus resultiert ein neuer Daten sowie die Bereitstellung von Micro- umfassendes digitales Abbild eines Bauwerks. services in den immer wieder neu entstehenden Dieser digitale Zwilling wird für sämtliche Gebäude Netzwerken, bestehend aus Planenden, Betreiben- lebenszyklusphasen als eindeutige Datenbasis ein- den oder Ausführenden. gesetzt. Es wurden Demonstratoren unterschiedlicher Ausgangslage und Herausforderungen Komplexität für drei Anwendungsfälle entwickelt: im Bereich Gebäudebetrieb, bei der Fertigung und Vor allem bei großen Bauprojekten ist das Feld der bei der digitalen Schnittstelle von Planung, Ferti- beteiligten Akteure meist sehr heterogen struktu- gung und Montage. In allen definierten Fällen wur- riert. Die unterschiedlichen Expertisen und Tätig- den unterschiedliche digitale Werkzeuge einge- keitsbereiche der Mitwirkenden erfordern oftmals setzt, um Bauwerksdaten, Prozessinformationen aufwendige und zeitintensive Abstimmungs- und oder Betriebsparameter auf einen digitalen Zwil- Entscheidungsprozesse. Häufig werden die getrof- ling zu übertragen. Die Daten wurden anschlie- fenen Absprachen nicht durchgängig dokumen- ßend analysiert, ausgewertet und zur Optimierung tiert und lassen sich somit schwer rekonstruieren. bisheriger (nicht digitaler) Abläufe in diesen Berei- Zudem arbeiten verschiedene Gewerke und Unter- chen eingesetzt. nehmen mit unterschiedlichen digitalen Werkzeu- gen zur Planung ihrer Aufgaben. Diese Tools sind Dadurch wurden im Projektverlauf eine automati- nur mit großem Aufwand miteinander kombinier- sche und niederschwellige Dokumentation sowie bar, weshalb der Informations- und Datentransfer eine kontinuierliche Auswertung der Projektdaten oft nicht vollständig gelingt. Gerade für kleine und ermöglicht. Dieses Vorgehen kann zur Optimie-
C LU S T E R „ B AU U N D B E S C H Ä F T I G U N G “ 13 rung der Planungs- oder Betriebsphase und zur Echtzeitsteuerung von Abläufen auf der Baustelle „Digitale Zusammenarbeit funktio- genutzt werden. Außerdem ermöglichen die durch niert besonders effizient, wenn alle DigitaTWIN weiterentwickelten offenen Plattform- Akteure die richtigen Werkzeuge technologien auch mittelständischen Unternehmen und kompatible Techniken verwen- eine selbstbestimmte und sichere Digitalisierung den. Deshalb entwickeln wir bei DigitalTWIN offene Plattformtech- DigitalTWIN kann den Umgang mit vielen Heraus- nologien weiter, zeigen deren Ein- forderungen im Bauwesen erleichtern und aufzei- satz entlang des gesamten Gebäu- gen, dass kompatible und zugleich sichere, vernetzte delebenszyklus und ermöglichen Arbeitsweisen in der Baubranche möglich und auch damit auch die einfachere Nutzung wirtschaftlich attraktiv sind. So kann beispielsweise und Vernetzung digitaler Technolo- die Einarbeitungszeit bei zeitintensiven Planungs- gien für die Wertschöpfungsketten und Bauphasen verkürzt und der Umgang mit stetig im Bauwesen.“ wechselnden Projektbeteiligten sowie mit individu- Dr. Fabian Schmid ellen Bauaufgaben vereinfacht werden. se commerce GmbH Projektverwertung Die Lösungen werden bei mehreren Konsortialpart- nern prototypisch eingesetzt. Drei Partner nutzen die entwickelten Plattformlösungen auf Testbasis oder erproben sie im operativen Geschäft, beispiels- Konsortium weise in Form einer Zustandsüberwachung von Seil- # se commerce GmbH (Konsortialführer) netzfassaden. Alle Akteure im Bauwesen haben die # Carl Zeiss 3D Automation GmbH Möglichkeit, die entwickelten Use Cases als Blau- # Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut HHI pause zu verwenden und damit eigene Anwen- # planen-bauen 4.0 GmbH dungsfälle gezielt mit einer zukunftsfähigen und # Telegärtner Karl Gärtner GmbH offenen IT-Architektur zu lösen oder mithilfe eines # Werner Sobek Stuttgart AG Dienstleisters lösen zu lassen. Projektwebsite Nach Ende des Projekts werden die Ergebnisse und d-twin.eu Technologien von einzelnen Partnern und von bilateralen Kooperationen projektindividuell wei- Projektvideos terentwickelt und weitergeführt. Beispiele sind das #1: digitale-technologien.de Hosting von VR-Diensten und von Projektmanage- #2: digitale-technologien.de ment-Tools für die Planung oder die Erfassung und Auswertung von Messdaten in Fassaden. Ansprechpartner Dr. Fabian Schmid se commerce GmbH
14 C LU S T E R „ B AU U N D B E S C H Ä F T I G U N G “ AUS DEN ARBEITSGSRUPPEN Entwicklung von Geschäftsmodellen in FuE-Projekten In der Forschung und Entwicklung (FuE) geht es Der zweite Punkt ist, im Projekt ein einheitliches nicht allein darum, wissenschaftliche Erkenntnisse Verständnis von dem zu schaffen, woran gemein- zu gewinnen und innovative Technologien zu entwi- sam gearbeitet wird. Das klingt vielleicht trivial, ist ckeln: Es gilt, das gewonnene Know-how schnell in in der Praxis aber häufig ein Problem. Wenn bei- die Praxis zu bringen. Aber wie lassen sich passende spielsweise von einer Plattform die Rede ist, den- Geschäftsmodelle entwickeln? Ein Interview mit ken manche ausschließlich an eine technische Stefan Petzolt und Sebastian von Engelhardt aus Plattform, während andere eine betriebswirtschaft- der Arbeitsgruppe Wertschöpfungsmodelle der liche Plattform im Sinn haben. Solche Missver- Begleitforschung. ständnisse gibt es oft. Deshalb muss ein Dialog in Gang gebracht werden, mit dem Ziel, eine gemein- Wieso sollten FuE-Projekte die Wertschöpfung von same Sprache zu finden. Anfang an mitdenken? Beim dritten Punkt verständigt man sich auf einen In den Projekten treffen Beteiligte mit zum Teil gemeinsamen Weg, wie man verwerten möchte. sehr unterschiedlichen Hintergründen, Interessen Erforderlich ist eine gemeinsame Vorstellung von und Erwartungen aufeinander. Da zielt eine betei- dem, was erreicht werden soll. Das ist so konkret ligte Universität auf die wissenschaftliche Verwer- wie möglich zu formulieren: Wer sind die Kund- tung der Ergebnisse, während ein Technologiepart- einnen und Kunden, wer die Nutzenden, wie ver- ner möglicherweise eine Technologieplattform dient man später Geld? Verwertet man einzeln entwickeln und später auch betreiben will. Wäh- oder kooperativ? Strebt man eine Ausgründung an? rend der Projektphase werden solche Unterschiede Über diese Fragen muss man reden. durch einen Kooperationsvertrag in Einklang gebracht. Damit alle Partner über das Projektende Was raten Sie FuE-Projekten, die die Verwertung hinaus an der Projektverwertung mitwirken, sollte der Projektergebnisse angehen wollen? die wirtschaftliche Verwertung nach Projektende bereits im Kooperationsvertrag mitgedacht wer- In FuE-Projekten finden sich in der Regel vier typi- den. Auch, damit nicht am Markt vorbei entwickelt sche Rollen wieder: Partner aus der Wissenschaft, wird. Technologiepartner, die Anwendenden (Nutzerin- nen bzw. Nutzer) sowie Partner, die eher auf Kun- Wie finden FuE-Projekte die passenden Geschäfts denseite anzusiedeln sind. Um die Verwertung der modelle? Projektergebnisse zu sichern, sollte zusätzlich die Rolle der Geschäftsmodellentwicklung fest einge- Wir setzen dafür an drei Stellen an. Zunächst zei- plant werden. Hilfreich ist es, eine Kompetenz im gen wir auf, welche Methoden es zur Geschäftsent- Team zu haben, die die wirtschaftliche Verwertung wicklung gibt, wie man sie einsetzen kann und vorantreibt. wofür sie sich eignen. Wir qualifizieren die Projekt- beteiligten also zunächst dazu, an ihrem Geschäfts- modell zu arbeiten.
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16 CLUSTER Wohnen und Leben Ländliche Regionen sind vom demografischen Wandel deutlich stär- ker betroffen als städtische Ballungszentren, denn sie müssen neben der Alterung der Gesellschaft auch die Abwanderung vieler, insbeson- dere junger Einwohnerinnen und Einwohner verkraften. Die schwin- dende Zahl der Menschen in den Regionen wirkt sich wiederum negativ auf das Angebot beispielsweise an Supermärkten vor Ort aus und führt gleichzeitig zu höheren Ausgaben pro Kopf für kommunale Dienste wie etwa die Wasser- und Abwasserversorgung. In den Städ- ten hingegen steigen die Einwohnerzahlen. Die Folge sind zuneh- mender Verkehr und Staus in den Innenstädten. Sechs Projekte haben in Smart Service Welt II an Lösungen für diese Herausforderungen gearbeitet. Beispielsweise wurden logistische und OPTIMOS 2.0 Offene praxistaugliche Infrastruktur soziale Netzwerke für die Warenlieferung aus dem stationären oder für sichere digitale Identitäten. Onlinehandel erprobt, an intelligenten Services in Wohnquartieren Sichere Identitätsdaten auf Smart- phones erleichtern die mobile geforscht oder an der Möglichkeit gearbeitet, digitale Konzerte Nutzung verschiedener Dienstleis- zu geben, bei denen die beteiligten Musizierenden von ver- tungen aus Verwaltung, Gesundheit, Handel oder Mobilität – auch in dünn schiedenen Orten zugeschaltet sind. Auch die Bereit- besiedelten Regionen. So kann bspw. stellung vernetzter Mobilitätsangebote verschiedener eine verifizierte Kommunikation mit dem Bürgeramt oder der Arztpraxis Dienstleister auf einer Plattform wurde getestet. erfolgen. CrowdMyRegion LIPS Mitbringdienst für alltägliche SMile Innovative Übertragungstechnologien Besorgungen im ländlichen Raum. IoT-Lösungen für Paketzustellung. für Livemusik, Events und Kollabora- Steigert Lebensqualität und Ver- Stärkung lokaler Kleinstunternehmen tion in Echtzeit, die immersive Erleb- dienst- und Wirtschaftstätigkeit für mit umweltverträglichen Fahrzeugen nisse ermöglichen. kleinere Unternehmen. wie Fahrradkurieren. Verbessert Kollaborationsmöglichkei- Abholstationen bieten kleineren Verteilung der Online-Wareneinkäufe ten von Kreativen, die über Distanzen Gemeinden neue Treffpunkte des durch Kleinstlieferanten reduziert das verzögerungsfrei miteinander proben gesellschaftlichen Lebens. Parken in der zweiten Reihe durch oder performen können. größere Logistikfahrzeuge, reduziert Stärkung nachhaltigen Konsums Leistet Beitrag zu einer verlässlichen durch Kauf regionaler Produkte. Emissionen und Lärm. und übergreifenden Kommunikations- Reduzierung von Verkehrsaufkommen Reduzierung von CO₂-Emissionen infrastruktur, mit der Interaktions- durch die Auslieferung mit Lasten- durch Reduzierung von Einkaufsfahr- möglichkeiten und Arbeitsqualität rädern auf der letzten Meile. ten einzelner Personen. verbessert werden.
C LU S T E R „W O H N E N U N D L E B E N “ 17 Smart MaaS Modularer Servicemarktplatz für verschiedene Mobilitätsangebote. Ermöglicht die Kombination von ÖPNV-Angeboten mit weiteren Mobilitätsdiensten bei gleichzeitiger Orientierung an Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung. Durch optimale Kombination der Mobilitätsmittel kann unnötiger Einsatz von CO₂-emitierenden Fahrzeugen vermieden werden. QuarZ Quartier der Zukunft: Plattform für Daten im vernetzten urbanen Lebens- raum. Integriert Smart Home, bindet Smart Meter an, macht Energie - abrechnungen transparenter und sorgt für mehr Energieeffizienz. Digitale Plattform für Services rund ums Wohnen. Vernetzte Smart Ho- mes, Digitales Schwarzes Brett, Car Sharing etc. Angebot auf der Nachbarschaftsplatt- form: Elektrofahrzeug-Carsharing im Testquartier. LOUISE Verknüpfung von internetbasiertem Warenverkehr und der dahinter- liegenden Logistik. Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung in Klein- und Mittelstäd- ten mit Waren und Dienstleistungen. Ermöglicht lokalen Händlern die Integration eines Online-Vertriebs- kanals und erhöht dadurch deren Wirtschaftlichkeit in den Zentren von Klein- und Mittelstädten. Über die Plattform kann der Online- Kauf auch im lokalen Handel unterstützt werden, Transportwege reduziert und lokale Wirtschaft ge- stärkt werden. Auslieferung der Waren über Lastenräder, an Abholstationen u.a.
18 C LU S T E R „W O H N E N U N D L E B E N “ CrowdMyRegion Crowd-basiertes Mitbringnetzwerk von intelligenten Einzel- handelsservices für die stationäre Grundversorgung regionaler Communities Steckbrief Ergebnisse CrowdMyRegion hat einen technologischen Bau- CrowdMyRegion hat eine Komplettlösung für den kasten für den Aufbau und den Betrieb von regio- regionalen Online-Einkauf entwickelt und will nalen Onlinemarktplätzen entwickelt. Geschäfts- damit den regionalen Handel stärken. Das soziale treibende können über den Marktplatz eigene Netzwerk von CrowdMyRegion und der entwi- Onlineshops für Lebensmittel und andere Waren ckelte Technologiebaukasten für den Aufbau und führen, Kundinnen und Kunden können bequem Betrieb von Onlinemarktplätzen wurden erfolg- per App online bestellen. Die Lieferungen werden reich im Rhein-Neckar-Kreis getestet. unter anderem von Nachbarinnen und Nachbarn getätigt, wenn diese sich im System dafür registriert Zentrales Tool dafür ist die Marktfee.app. Kundin- haben. So werden Strecken genutzt, die ohnehin nen und Kunden finden über die App Anbieter aus anfallen. Das soziale Netzwerk von CrowdMyRe- ihrer Region, können deren Waren bestellen und gion stärkt über regionale Angebote den Zusam- sie online oder in bar bezahlen. Die Waren stehen menhalt in der Region und bietet im ländlichen beim Anbieter entweder selbst zum Wunschtermin Raum mehr Flexibilität im Alltag – gerade für abholbereit, können zu einer Abholstation in der mobil eingeschränkte Menschen. Nähe gebracht oder direkt nach Hause geliefert werden. Die Besonderheit ist, dass die Zustellung Ausgangslage und Herausforderungen durch Menschen aus der Nachbarschaft erfolgt, die ohnehin auf der Strecke unterwegs sind, oder Die Anziehungskraft von Metropolen ist in Deutsch durch Logistikunternehmen, die so Leerfahrten land noch immer ungebrochen. Kleinere Gemein- vermeiden. Ein Algorithmus prognostiziert dafür den fernab vom Einzugsgebiet größerer Städte den Bedarf von Verbrauchenden und informiert verlieren immer mehr Einwohnerinnen und Ein- die Personen in den Liefer-Communitys, die Auf- wohner. Damit sinkt auch die Lebensqualität für träge ohne größere Umwege durchführen können. die verbleibenden Menschen vor Ort, denn mit Die Liefernden erhalten als Anreiz zum Beispiel dem Wegzug eines Teils der Bevölkerung können einen Anteil der Liefergebühr als Provision oder sich lokale Geschäfte nicht mehr halten. Für Besor- einen Einkaufsgutschein des jeweiligen Super- gungen des täglichen Bedarfs werden immer längere marktes. Wege notwendig. Das führt dazu, dass Menschen vermehrt Großeinkäufe auf Vorrat in entfernten Dem regionalen Handel ermöglicht die Marktfee. Supermärkten machen müssen, wodurch Bäcke- app, Onlineshops innerhalb kürzester Zeit mithilfe reien, Metzgereien und andere kleine Ladenge- des Einrichtungsassistenten online zu stellen. Alle schäfte weiter an Kundschaft verlieren. eingehenden Bestellungen laufen übersichtlich und effizient über einen Kanal. Auch die Abrech- nung und die Auslieferung der Bestellungen werden automatisch über die App organsiert und abge- wickelt. Per App lässt sich die Kundschaft auch über Angebote und Sonderaktionen informieren.
C LU S T E R „W O H N E N U N D L E B E N “ 19 Die hinter der Marktfee.app liegende Plattform ist so konzipiert, dass sie sich auf unterschiedliche „Mit CrowdMyRegion ermöglichen Kommunen, Einzelhändler und Logistiker über wir ein soziales Liefernetzwerk. tragen und mit jeweils eigenem Branding führen Auf Basis vorhandener Fahrerinnen und vermarkten lässt. und Fahrern, wie beispielsweise Berufspendlern, erreichen wir kos- Das Ergebnis: Regionale Geschäfte erweitern ihre tengünstige Lieferungen im länd Verkaufsmöglichkeiten, die Bevölkerung im länd lichen Bereich. Das sichert die lichen Raum findet praktische Einkaufsoptionen Grundversorgung mobil einge- und die Dorfkerne und Zentren von Kleinstädten schränkter Personen und schont die werden durch gut gehende Geschäfte belebt. Umwelt, da unnötige Wege einge- spart werden.“ Projektverwertung Marko Jeftic ciconia Software GmbH Die Verwertung der Projektergebnisse wird auf drei Säulen gestellt: Die erste Säule ist der Weiterbetrieb des in der Projektlaufzeit etablierten Onlinemarkt- platzes für Mitbringdienste. Ein Projektpartner bietet die Plattform zur Einrichtung und den Betrieb des Onlinemarktplatzes zudem als Soft- ware-as-a-Service-Modell (SaaS) an. Diese zweite Konsortium Säule der Verwertung wird als White-Label-Lösung # ciconia Software GmbH (Konsortialführer) angeboten, bietet interessierten Kommunen also # fastahead GmbH & Co. KG die Möglichkeit, ihren Onlinemarktplatz als regio- # GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesell- nales Angebot zu gestalten. Die dritte Säule setzt schaft mbH auf den Verkauf des Codes durch entsprechende # Universität Mannheim, Institut für Enter- Lizenzen, etwa an Unternehmen aus dem Nah- prise Systems (InES) rungsmittelhandel. Mit den zu erwartenden Ein- nahmen aus dem SaaS-Modell und dem Lizenz Projektwebsite verkauf soll das notwendige Wachstum der crowdmyregion.de verwertenden Projektpartner finanziert werden. Projektvideos #1: digitale-technologien.de #2: digitale-technologien.de Ansprechpartner Marko Jeftic ciconia Software GmbH
20 C LU S T E R „W O H N E N U N D L E B E N “ LIPS Live Interactive PMSE Services noch den Nachteil, dass es zu Verzögerungen (Latenzen) kommt, sodass Bild- und Ton oft nicht synchron laufen. Während bei Telefonaten und Videokonferenzen Latenzen zwischen 50 bis 200 Millisekunden für Teilnehmerinnen und Teilneh- mer noch akzeptabel sind, werden für ein gemein- sames Musizieren über Entfernungen hinweg Latenzen unter 25 Millisekunden benötigt. Zudem dürfen die Latenzen dabei nicht schwanken (jittern), um die Musikerinnen und Musiker nicht aus dem Timing zu bringen. Die Reduzierung der Übertragungslatenz ist daher Steckbrief eine entscheidende Voraussetzung, um vernetzte Produktionen bei Live-Übertragungen zu ermögli- Im Projekt LIPS wurden innovative Produktions- chen. Im Idealfall haben die räumlich voneinander und Übertragungstechnologien erforscht, entwi- getrennten Parteien durch die Harmonisierung der ckelt und erprobt. Mit deren Hilfe können Teilneh- Licht-, Ton- und Bildumgebung zudem das Gefühl, merinnen und Teilnehmer einer Veranstaltung so miteinander zu interagieren, als sei lediglich trotz räumlicher Trennung so interagieren, als eine Glasscheibe zwischen ihnen. Ein solch immer- wären sie zur selben Zeit im selben Raum. Video, sives − in die Situation eintauchendes − Gefühl Licht und Ton werden dabei so aufeinander abge- herzustellen, ist das Projektziel von LIPS. stimmt, dass ein Eintauchen in das Geschehen, ein immersives Erleben, gelingt. Damit können z. B. Ergebnisse Musikerinnen und Musiker über verschiedene Orte hinweg gemeinsam live musizieren. Auch passiv Im Projekt LIPS wurde beispielhaft ein immersives Teilnehmende erleben die jeweilige Situation live Media-Lab geschaffen. Im Lab können die Musizie- wie vor Ort. Die entwickelten Technologien eignen renden miteinander spielen, obwohl sie über die sich dazu, Videotelefonie, Konferenzen und andere beiden Standorte München und Hannover verteilt vernetzte Aktivitäten immersiv erlebbar zu gestalten. sind. Wie über ein „virtuelles Fenster“ erhalten die räumlich getrennten Seiten den Eindruck, visuell Ausgangslage und Herausforderungen und akustisch miteinander verbunden zu sein. Alle Audio- und Videosignale werden dafür in hoher Veranstaltungen bringen Menschen zusammen Auflösung aufgenommen und wiedergegeben. Ver- und sind daher von herausragender Bedeutung für teilte Lautsprechersysteme vermitteln den Ein- unser Leben. Da sie jedoch stets an einen Ort und druck, dass die Audiosignale beider Standorte aus eine Zeit gebunden sind, ist die Teilhabe beschränkt. dem gleichen Raum stammen. Die zeitliche Beschränkung kann jedoch durch Aufzeichnung, die örtliche durch Live-Übertragung Um die Latenzen so niedrig wie möglich zu halten, überwunden werden. Nach bisherigem Stand der wurde u. a. eine neue, latenzarme Übertragungs- Technik haben Live-Übertragungen allerdings weise für das Audiosignal entwickelt. Die Musike-
C LU S T E R „W O H N E N U N D L E B E N “ 21 rinnen und Musiker können sich im Media-Lab mit einer Verzögerung von 8,5 Millisekunden hören. „LIPS eröffnet neue Möglichkeiten Zudem orientieren sie sich an einem „globalen der digitalen Teilhabe an kulturel- Metronom“, das auf beiden Seiten einen synchro- len und gesellschaftlichen Veran- nen Takt erzeugt. Alle beteiligten Geräte sind auf staltungen und trägt u. a. dazu bei, einen Mastertakt synchronisiert. Die Musizieren- die Attraktivität ländlicher Regio- den sehen sich im Media-Lab auf einem großen nen zu erhöhen.“ OLED-Bildschirm. Zur latenzarmen Bildübertra- Andreas Wilzeck gung, Synchronisation und Steuerung wurden Sennheiser electronic GmbH & Co.KG Software und Firmware der eingesetzten Kameras neu entwickelt. Auch die Beleuchtung beider Standorte wurde für eine optimale Immersion harmonisiert. Dafür wurden die Lichtverhältnisse beider Standorte analysiert und ein gemeinsamer Zielwert errechnet, der durch Hinzufügen von Kunstlicht erreicht wurde. Im Projekt wurde auch 5G untersucht und dabei aufgezeigt, wie es weiter- zuentwickeln ist, um es für den LIPS-Anwendungs- Konsortium fall zu nutzen. # Sennheiser electronic GmbH & Co. KG (Konsortialführer) Projektverwertung # Arnold & Richter Cine Technik GmbH & Co. Betriebs KG (ARRI) Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse und Ent- # TVN MOBILE PRODUCTION GmbH wicklungen haben Leuchtturmcharakter und kön- # Smart Mobile Labs AG nen genutzt werden, um künftig Live-Events wie # Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung Konzerte, Tagungen, Versammlungen, Shows etc. der angewandten Forschung e .V. immersiv erlebbar zu machen. Die Attraktivität # Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- und Wirksamkeit von Veranstaltungen wird damit Nürnberg unabhängig vom Austragungsort erhöht. Events im # Leibniz Universität Hannover ländlichen Raum werden damit für Metropolen bewohnerinnen und -bewohner leichter erlebbar Projektwebsite und umgekehrt, Metropolen-Events für Menschen lips-project.de aus ländlichen Gebieten. Hinzu kommen neue Möglichkeiten, Veranstaltungen zu präsentieren Projektvideos und zu vermarkten sowie eine Teilhabe an Veran- #1: digitale-technologien.de staltungen für mobil eingeschränkte Personen. #2: digitale-technologien.de Ansprechpartner Andreas Wilzeck Sennheiser electronic GmbH & Co.KG
22 C LU S T E R „W O H N E N U N D L E B E N “ LOUISE Logistik und innovative Services für urbane Regionen Steckbrief Ergebnisse LOUISE verzahnt über eine Onlineplattform den Das Herzstück im Projekt LOUISE ist eine virtuelle stationären Handel und das lokale Gewerbe mit Plattform, die Smart Services für Bestellung, Ein- Bürgerinnen und Bürgern. Ob Dekoartikel, Bücher kauf und Lieferung von Angeboten des lokalen oder gebügelte Hemden: Über die Plattform kön- Handels und Gewerbes ermöglicht. Einzelhändler nen zahlreiche Angebote des lokalen Handels gelie- und Dienstleister können ihre Angebote online fert werden, Dienstleistungen können durch Hol- anbieten und haben zugleich Zugriff auf ein Logis- und Bringdienste in Anspruch genommen werden. tiknetzwerk. Kundinnen und Kunden können Erprobt wurde das Netzwerk zwischen Privathaus- selbst bestimmen, ob die Lieferung an eine Wunsch halten, regionaler Wirtschaft und Logistikunter- adresse, einen Paketschrank oder eine Abholstation nehmen in der Modellstadt Bottrop. erfolgen soll. Ausgangslage und Herausforderungen Die LOUISE-Plattform verknüpft bereits vorhan- dene infrastrukturelle Bausteine wie Cafés, Kioske Immer mehr Menschen zieht es in die Städte sowie oder Tankstellen zu einem Netzwerk, das ergänzt in metropolnahe Gebiete. Während im ländlichen wird durch Services für Einkauf, Lieferung und Raum Dorfkerne veröden und stellenweise sogar Abholung. Dadurch lassen sich einerseits Waren- die Grundversorgung gefährdet ist, steigt in den ströme bündeln sowie effizienter und nachhaltiger Städten der Druck auf den Wohnungsmarkt. Damit ausliefern, andererseits werden Logistikzeiten ent- wird auch das Angebot an freien Flächen für Ge zerrt, sodass weniger Verkehr, Lärm und Emissio- werbe und Handel verknappt. Zugleich verändert nen entstehen. der Onlinehandel das Konsumverhalten, deutlich sichtbar durch die Zunahme des innerstädtischen Die im Projekt entwickelte City-Infrastruktur Lieferverkehrs. Dieser belastet nicht nur das Klima, ermöglicht neue Geschäftsmodelle für Handel und sondern schränkt auch die Mobilität in Ballungs- Gewerbe, hält lokale Kaufkraft in der Region, räumen ein. sichert Arbeitsplätze und schont die Umwelt, da weniger motorisierter Individualverkehr entsteht. Die Erprobung des Konzepts fand in Bottrop statt. Das Projekt konnte zeigen, dass sich Online- und Offlinehandel auf lokaler Ebene über ein smartes Logistiknetzwerk vereinen lassen. Im Projektzeit- raum beteiligten sich Händlerinnen und Händler sowie Dienstleistende aus unterschiedlichen Berei- chen wie Wäscherei, Lebensmittel, Bücher oder Sportartikel an dem Projekt. Über das Stadtgebiet verteilt entstanden z. B. in Tankstellen und Kiosken LOUISE-Points als zentrale Anlauf- und Abholstel- len während der Geschäftszeiten. Hinzu kamen zwei rund um die Uhr zugängliche LOUISE-Paket-
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