120 Jahre Heimat- und Verkehrsverein Bramsche e.V.
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INHALTSVERZEICHNIS Seite Vorwort ……………………………………………..…………………………………………………………… 2 Grußworte ……………………………………………………………………………………………………….. 3 Vorstand …………………………………………………………………………………………………………. 5 Zeitungsarchiv ……………………………………………………………………………...…………………... 8 Studien- und Städtefahrten ……………………………………………………………………………………… 13 Historisches Essen …………………………………………………………………………………………...…. 15 Wandern ……………………………………………………………………………………………………....... 16 Wanderwege ………………………………………………………………………………………………….… 24 Tuchmacher-Museum …………………………………………………………………………………….…...... 25 Aktivitäten ……………………………………………………………………………………………….…...… 31 Historisches Stadtbild ………………………………………………………………………………….... 31 Stadtplan und Häusertafeln …………………………………………………………………………….... 35 Straßenlegendenschilder ………………………………………………………………………………… 37 Glockenspiel …………………………………………………………………………………………..… 40 Wanderhütte …………………………………………………………………………………………..… 41 Grabkreuze …………………………………………………………………………………………..….. 42 Bramscher Ferienspaß ……………………………………………………………………………….….. 43 Bramscher Weihnachtsmarkt ……………………………………………………………………….…… 44 HVV im Spiegel der Presse ………………………………………………….……………………………..….. 45 Geschichte des HVV ……………………………………………………………………………………..…….. 47 Mitglieder …………………………………………………………………………………………………...….. 52 Impressum Herausgeber: Heimat- und Verkehrsverein Bramsche Redaktion: Dr. Rainer Drewes, Gerhard Müller Satz: Gerhard Müller Photos: Gerhard Müller 1
VORWORT lassen dem Verein interessante Nachlässe, die für die Ge- schichte der Stadt von Bedeutung sind. Sie möchten sie sorgfältig verwahrt wissen und sicher sein, dass diese Dokumente nicht verloren gehen und der Nachwelt er- halten bleiben. Dafür wird der Heimat- und Verkehrs- verein Sorge tragen. Weitere Schwerpunkte der Vereinsarbeit sind die Mit- arbeit an der Gestaltung des äußeren Stadtbildes, der Er- haltung historischer Bausubstanz und der Erstellung und Pflege von Wanderwegen in der Region. Wie den meisten Vereinen fehlen auch dem Heimat- und Verkehrsverein vor allem jüngere Mitglieder. Wir werben um neue Mitglieder, die es uns finanziell – durch ihren Mitgliedsbeitrag – und ideell unterstützen und da- mit uns weiterhin ermöglichen, unsere Arbeit für den Verein und die Stadt Bramsche fortzusetzen. Natürlich 120 Jahre sind nun seit der Gründung des Heimat- und ist auch jedermann eingeladen, sich aktiv an der Vor- Verkehrsvereins (HVV) vergangen, ein Anlass sowohl stands- und Vereinsarbeit zu beteiligen. Wir sind neuen zur Rückschau auf das, was getan und erreicht wurde, als Ideen aufgeschlossen und würden uns freuen, auch für auch nach vorne zu blicken auf die Aufgaben, denen sich neue Arbeitsfelder Interessierte zu gewinnen. der Verein stellen soll und wird. Dies geschieht auf den Mit dieser Chronik möchten wir über unserer Arbeit folgenden Seiten, eine Ergänzung und Fortsetzung der informieren und unseren Platz in Geschichte und Ge- Chronik, die wir anlässlich der fünfzig Jahre Vereinsar- genwart der Stadt Bramsche deutlich machen. beit – nach der neunjährigen Zwangspause – im Jahre 2001 erstellt hatten. Aber nicht nur der Verein hat Jubiläum, sondern auch GERHARD MÜLLER eine Einrichtung, die er vor 10 Jahre ins Leben gerufen Vorsitzender hat, das Zeitungsarchiv. Es wird immer mehr zum wich- tigsten Standbein und übernimmt schon heute Aufgaben Bramsche, im Herbst 2008 eines Stadtarchivs, zu dem es weiter ausgebaut werden soll. Immer mehr Leute, auch Vereine und Betriebe über- 2
GRUSSWORTE So engagieren sich die Mitglieder beim Runden Tisch Kulturarbeit, sorgen sich um den guten Zustand der Wanderwege in und um Bramsche und erwandern diese auch selbst. Auch steuern sie immer wieder gute Ideen zur touristischen Weiterentwicklung unserer Stadt bei. Für Gäste sind die Vereinsmitglieder immer wieder wich- tige Ansprechpartner, wenn es um die Geschichte unse- rer Stadt geht. Sehr großer Beliebtheit erfreut sich das Zeitungsarchiv, eines der Arbeitsschwerpunkte des Heimat- und Ver- kehrsvereins. Nach seiner Gründung ist es schnell zu ei- ner festen Institution geworden und kann nun sein zehn- jähriges Bestehen feiern. Zu dieser erfolgreichen Einrich- tung möchte ich ebenfalls ganz herzlich gratulieren. Die kontinuierliche und gewissenhafte Arbeit, die zum Auf- bau dieses Archivs notwendig war, hat sich gelohnt. Das Liebe Mitglieder des Heimat- und Verkehrsverein Bram- Zeitungsarchiv bietet uns allen die einzigartige Gelegen- sche, heit, in den Alltag der damaligen Zeit zurückzublicken, liebe Heimatfreunde, sich daran zu erinnern und auch daraus zu lernen. Für dieses unermüdliche Engagement in diesen ver- ich freue mich sehr, dem Heimat- und Verkehrsverein schiedenen Bereichen möchte ich mich als Bürgermeiste- Bramsche e. V. im Namen der Stadt Bramsche zu seinem rin der Stadt Bramsche bedanken. In all diesem Tun ist 120-jährigen Bestehen gratulieren zu können. Es ist ein deutlich zu spüren, wie sehr den Vereinsmitgliedern ihre außergewöhnliches Jubiläum, das zu Recht sowohl für al- Heimatstadt am Herzen liegt. Ich wünsche allen, dass sie le Mitglieder, aber auch für ganz Bramsche ein Grund auch weiterhin so viel Freude an der Arbeit im Heimat- zur Freude ist. und Verkehrsverein Bramsche haben werden. Die Stadt Bramsche kann sich glücklich schätzen, einen solch beständigen und aktiven Heimatverein zu haben. Ihre Besonders hervorheben möchte ich seine Vielfältigkeit, denn der Heimat- und Verkehrsverein Bramsche küm- mert sich nicht nur um die Heimatpflege im traditionel- len Sinne. Ebenso spielen kulturelle und geschichtliche LIESEL HÖLTERMANN Interessen, sportliche Aktivitäten sowie touristische As- Bürgermeisterin der Stadt Bramsche pekte eine große Rolle im Vereinsleben. 3
widmet, um so auch der zukünftigen Generation Hei- matgeschichte nahe zu bringen. So wird durch den Hei- mat- und Verkehrsverein Bramsche sowie auch durch das Bramscher Zeitungsarchiv Tradition lebendig erhal- ten. In den letzten 120 Jahren hat der Verein somit Hei- matgeschichte geschrieben, ja, ist sogar selbst ein Stück Heimatgeschichte geworden. Er beschränkt sich aber bewusst nicht nur darauf. Vielmehr ist hier der Verein ein lebendiger Beitrag zur Entwicklung der Stadt und des Umfeldes insgesamt. Heimatpflege kann mithelfen, die drohende Entfrem- dung des Menschen von seiner Umwelt zu verhindern. Heimat ist eigentlich ein traditionelles bzw. konservatives altes Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass Heimatpflege, Wort, nicht modern, nicht zukunftsweisend. Heimat steht dafür, die die Geschichte und Kultur des Raums erhellt und dass sich Dinge grundsätzlich nicht ändern, dass etwas immer er- fördert, deutet und verbindet, nicht nur heute, sondern kennbar bleibt. Das gibt Sicherheit und Geborgenheit. auch morgen von großer Bedeutung sein wird. Der Heimat- und Verkehrsverein wird sich – davon bin Der Heimat- und Verkehrsverein Bramsche, der auf ein ich überzeugt – gestärkt und bestätigt auch in den näch- 120-jähriges Tradition stolz zurückschauen kann, sowie sten Jahren mit umso größerer Begeisterung in die neuen auch das Bramsche Zeitungsarchiv, das nunmehr 10 Jah- Herausforderungen stürzen. Dazu wünsche ich dem Ver- re besteht, verbinden sowohl die Vergangenheit, die Ge- ein mit dem Bramscher Zeitungsarchiv alles Gute und genwart und als auch die Zukunft. den verdienten Erfolg. Seit dem 31. Mai 1888 hat es sich der Verein die Auf- gabe gestellt, das Brauchtum zu pflegen, das alte Kultur- PETER REMME gut zu wahren und die Bindung an die Heimat auch in Ortsbürgermeister Bramsche Zukunft zu vertiefen. Mit Idealismus, Einsatzfreude und Sachkenntnis haben Sie sich alle dieser Leidenschaft ge- 4
VORSTAND Dem Vorstand gehören die folgenden Personen an: Gerhard Müller Vorsitzender Michael Gottlieb stellv. Vorsitzender Utta Uhl Kassenwartin Wilhelm Kuhlmann Schriftführer Johann Lülker Wanderwart Erich Goltze Archivleiter v.l.n.r.: Johann Lülker, Wilhelm Kuhlmann, Gerhard Müller, Utta Uhl, Michael Gottlieb, Erich Goltze 5
Erweiterter Vorstand (vom Vorsitzenden mit beratender Stimme berufen): Helga Schulze Kurt Hawranek stellvertr. Kassenwartin Wegewart Udo Uhl Helmut Bode stellvertr. Wanderwart stellvertr. Wegewart Dr. Rainer Drewes Hermann Schevemann Öffentlichkeitsarbeit für besondere Aufgaben Werner Sielmann Karl-Heinz Stock Studien-, Städtefahrten, Glockenspielwart Historisches Essen 6
Die Vorsitzenden seit seiner Gründung Heimat- und Verschönerungsverein für Bramsche und Umgebeung Emil Sanders 1888 – 1924 Fritz Klostermeyer 1927 – 1942 Heimat- und Verkehrsverein Bramsche e.V. gegr. 1888 Heinrich Beerbom 1951 – 1973 Wilhelm Tiede 1973 – 1976 Alfred Gottlieb 1977 – 1987 Werner Sielemann 1987 – 2008 Gerhard Müller seit 2008 7
ZEITUNGSARCHIV Geschichte der und des Zeitungsarchivs Im Jahre 1893 war Wilhelm Brauer, der Spross einer die Vertreter der Stadt 1978 bereuten und versprachen, Lohgerberfamilie aus Marburg, nach Bramsche gekom- den Fehler wieder gut zu machen. men, wo er im Keller eines Hauses an der Breuel-straße Zwei Bramscher Bürgern ist es vor allem zu verdanken, eine Buchdruckerei eröffnete. Mit Energie und Einsatz dass die Zeitungen zunächst keine weiteren Schäden erlit- gelang dem Redakteur und Verleger die Her-ausgabe und ten: Erwin Busch und Alfred Gottlieb. Sie brachten mit Etablierung der , woran vorher eigenen PKWs die Zeitungsbände nach einer Zwischen- der Buchdrucker Ludwig Tonne 1887 gescheitert war. lagerung in der Firma Gottlieb in einen trockenen Raum 1955 wurden die von der der Stadtwerke. Später wurden die Zeitungen auf Veran- OSNABRÜCKER TAGESPOST übernommen und ge- lassung der Stadt Bramsche in das Obergeschoss des al- hören seit der Fusion im Jahre 1967 zur NEUEN OS- ten Arbeitsamtes umgelagert, wo sich Erwin Busch bis zu NABRÜCKER ZEITUNG. seinem Tode darum kümmerte. Allerdings konnten auch Im Frühjahr 1978 begannen Harald Eichmann und ich zu jener Zeit noch nicht alle Dokumente optimal aufge- auf Bitten der Stadt Bramsche eine Broschüre über „50 hoben werden. Da die Bramscher Öffentlichkeit von der Jahre Stadtrechte“, die 1979 zu feiern waren, zu verfas- Existenz der alten erfahren sen. Da auch historische Unterlagen von den um 1970 hatte, kamen verständlicherweise immer häufiger Anfra- eingemeindeten Dörfern gebraucht wurden, machte ich gen für Kopien einzelner Zeitungsseiten. Diese Form der beim Besuch der Gemeinde Achmer eine überraschende Bearbeitung vertrugen die vergilbten brüchigen Zeitun- Entdeckung. Es lagerten in einem feuchten Kellerraum gen nur sehr schlecht, so dass Rolf Neumann vom histo- unsachgemäß die von 1894 – rischen Arbeitskreis „Bramsche in Worten“ schon 1997 1955. Es stellte sich die Frage, warum die alten und über- besorgt an Werner Schießl von der Stadt Bramsche her- aus wertvollen Zeitdokumente an diesem unpassenden antrat, um eventuell mit Hilfe des Staatsarchivs in Os- Ort dahinschimmelten. Nach kurzer Recherche war die nabrück eine schonendere Möglichkeit der Vervielfälti- Antwort gefunden. Als der Druck der gung bzw. des Kopierens zu finden. Mitte der 50iger Jahre von der OSNA- Am 16. März 1998 kam es zu einem ersten Gespräch BRÜCKER TAGESPOST übernommen wurde, kaufte zwischen Werner Schießl und Werner Sielemann vom nach Aussage von Volker Neumann die Kreissparkasse HVV, der anregte, dass zunächst ein Zeitungsarchiv und Bersenbrück der Druckerei Brauer die gebundenen Zei- später ein Stadtarchiv unter der Leitung des Heimat- und tungen von 1894 – 1955 ab und schenkte sie der Stadt Verkehrsvereines angelegt werden solle. Für die ehren- Bramsche, die die Zeitungen wohl aus Platzmangel un- amtliche Fachbetreuung wurden die Historiker Henning sachgemäß in Achmer lagern ließ, eine Maßnahme, die Dittmar und ich vorgeschlagen. In dieser Angelegenheit 8
beendete Werner Sielemann am 4. April 1998 einen Brief Um aber die Archivierung wirklich korrekt durchfüh- an die Stadt folgendermaßen: ren zu können, ließen wir uns gerne und dankbar von „Der HVV ist der Meinung, dass es für unsere traditi- Herrn Kampmeier vom Staatsarchiv Osnabrück beraten onsreiche Stadt gut wäre, ihre geschichtliche Entwicklung und erfuhren, dass in ihren eigenen Mauern dokumentieren zu können und 1. gebundene Zeitungen nicht stehen dürfen, son- diese nicht fremden Archiven zu überlassen.“ dern dunkel liegen müssen, Die positive Entwicklung ging dann schnell voran. Be- 2. die Raumtemperatur nicht 20 °C überschreiten reits am 23. April 1998 versprach Herr Dr. Steinwäscher darf, vom Staatsarchiv Osnabrück, dass er die Arbeit des HVV 3. die Luftfeuchtigkeit etwa bei 70 % liegen soll, voll unterstützen werde. Daraufhin wurde beschlossen, 4. die Anfertigung von Kopien über ein Kopiergerät dass alle Zeitungsbände der , nur in Ausnahmefällen gestattet ist, da sonst der der FREIEN PRESSE und die in Kartons aufbewahrten Einband auseinanderbricht, wie es leider die Ver- historischen Unterlagen ordnungsgemäß inventarisiert gangenheit schon zeigte. werden sollten. Am 18. Juni 1998 bestätigte Bürgermei- ster Ewald Fisse schriftlich diese Vereinbarung und bot Diese Ratschläge erforderten bestimmte bauliche Maß- die Mansardenzimmer im Parteienhaus als Archivräume nahmen, wozu die Stadt auch sofort bereit war und im an. Am Schluss eines Briefes schrieb er: „Ich bin beson- linken Raum von außen Rollläden anbringen ließ, um ders stolz auf die heute nicht mehr alltägliche Feststel- Licht- und Wärmeeinwirkung reduzieren zu können. Au- lung, dass sich der Heimat- und Verkehrsverein Bram- ßerdem stellte man uns einen zweiten Raum zur Verfü- sche mit der ehrenamtlichen Übernahme dieser kulturel- gung. len Aufgabe auszeichnet“. Somit ist der 18. Juni 1998 der Damit begann ein beispielloser Einsatz unserer Vor- Gründungstag des städtischen Zeitungs- und Stadtar- standmitglieder Kurt Hawranek und Hermann Scheve- chivs unter Führung des Heimat- und Verkehrsvereins mann, die in wochenlanger Arbeit Einbauschränke unter und feiert am 18. Juni 2008 sein 10jähriges Jubiläum! Für die Dachschräge des Raumes bauten, um die Zeitungen den HVV übernahm ich die Leitung des Zeitungsarchivs. ordnungsgemäß lagern zu können. Weitere Schränke mussten hinzukommen, nachdem sich der HVV für die Rückblick in das Gründungsjahr 1998 Erweiterung zum Stadtarchiv entschied. Wir können Um das neue Zeitungsarchiv kontinuierlich bis in die ak- wirklich froh sein, so geschickte Handwerker in unseren tuelle Zeit bestücken zu können, stellte sich als erstes die Reihen zu haben, die ihre fachliche Kompetenz aus- Frage, wo sich die Zeitungsbände von 1962 – 1998 be- schließlich ehrenamtlich zur Verfügung stellen. finden. Nach Rücksprache mit Heiner Beinke von den erfuhren wir, dass diese Bän- Zur modernen Kopier-Technik der alten Zeitungen de im Obergeschoss des Redaktionshauses in der Großen Durch unser ausgezeichnetes Verhältnis zum Staatsarchiv Straße lagern. Wir überzeugten die Redaktion, dass auch Osnabrück ist es möglich, jeweils 4 bis 6 Zeitungsbände diese Zeitungsbände im Zeitungsarchiv der Stadt sachge- dorthin zu bringen, wo sie jahrgangsweise verfilmt wer- rechter aufgehoben seien. Somit verwaltet der HVV nun den und der Originalfilm ans Landesarchiv Bückeburg die beachtliche Zeit von 1894 – 2004 in Wort und Bild. geschickt wird. Dort werden je eine kostenlose Kopie für 9
das Staatsarchiv Osnabrück und unser Archiv in Bram- den Bramscher Bürgern mit großem Interesse ange- sche erstellt. Das ist ein nicht zu unterschätzender nommen und ist nicht mehr wegzudenken. Glücksfall. Auf diese Weise sind bis heute die Zeitungs- Es finden sich während der Öffnungszeiten regelmäßig bände von 1894 – 1965 verfilmt worden. historieninteressierte Bramscher ein, die neben der Suche Um nun aber von den Filmen einzelne Kopien oder in den alten Zeitungsbänden lebhaft über die Vergangen- komplette Zeitungen herstellen zu können, mussten wir heit diskutieren und ihre Erfahrungen austauschen. Diese teure Vervielfältigungsgeräte anschaffen. Um diesen zufälligen Gesprächsrunden sind nicht nur kommunika- Kauf tätigen zu können, erhielten wir zahlreiche Spenden tiv, sondern auch höchst informativ. von der Stadt Bramsche, der Oldenburger Landesbank, Im Gasthaus „Alte Post“ und im „Café Vielfalt“ kann der Volksbank und in besonders großzügiger Weise von wöchentlich Einblick in eine historische 50jährige Sams- der Kreissparkasse Bersenbrück. Nicht vergessen werden tagsausgabe der genommen darf auch die Firma Siegfried Sander aus Osnabrück – werden. Auch dort hat sich bereits eine regelmäßige Le- aus alter Bramscher Familie stammend –, die uns ein serschaft etabliert. DIN-A-3-Kopiergerät schenkte. Seit dem Frühjahr 2008 erhalten auch die Alten- und Da das Zeitungsarchiv zum Stadtarchiv beständig er- Pflegewohnheime in Bramsche wöchentlich jeweils zwei weitert wird, muss für wertvolle historische Dokumente kostenlose Ausgaben der Zeitung von vor fünfzig Jahren. eine korrekte Lagerung garantiert werden. Das bedeutet Gerade die älteren Bramscher Bürger nehmen diese die Anschaffung säurefreier Kartons unterschiedlicher Möglichkeit gerne und dankbar an. Größe und Faltung, um die einzelnen Papiere schonend Es zeigen aber auch Schulklassen unterschiedlicher Al- zu lagern. tersstufen aufmerksames Interesse an dem Geschehen Ein großer Gewinn für das Zeitungsarchiv ist Günther vergangener Zeiten in Bramsche und suchen mit großer Surendorf, der seit zwei Jahren kompetent mitarbeitet. Begeisterung in den alten Zeitungen nach vorgegebenen Ohne ihn wäre die ständig anfallende Arbeit im Archiv oder privaten Themen. Diese Form der aktiven Unter- nicht zu erfüllen gewesen. Darüber hinaus sind seine richtsgestaltung kann man nur unterstützen. Darum ist Kenntnisse über die Genealogien der Bramscher Fami- der Heimat- und Verkehrsverein in einem solchen Fall lien von unschätzbarem Wert. Interessierte können sich flexibel genug, das Zeitungsarchiv auch außerhalb der davon überzeugen. normalen Betriebszeiten zu öffnen. Seit dem Frühjahr dieses Jahres hat die Behinderten- Regelmäßige Aufgaben werkstatt in Bramsche die dringend notwendige Restau- Während der Öffnungszeiten am Donnerstag von 15.00 rierung der beschädigten Zeitungseinbände übernom- bis 18.00 Uhr können Besucher in die alten Exemplare men, die sie fachgerecht durchführt. der und der ehemaligen Dass wir damit beginnen konnten, liegt an dem histori- FREIEN PRESSE Einsicht nehmen und verblasste Er- schen Alt-Bramsche-Film von 1960 „So war‘s einmal ...“ innerungen auffrischen. Auf Wunsch werden Auszugs- von Friseurmeister Willy Aulfes, der einen überwältigen- oder komplette Zeitungskopien angefertigt. Alte Zeitun- den Zuspruch in der Bramscher Bevölkerung gefunden gen eignen sich hervorragend als Geschenk zu runden hat. 700 DVDs mussten erstellt werden, und die damit Geburts- und Gedenktagen. Dieses Angebot wird von verbundenen Spenden fließen nun ausschließlich in die 10
Restaurierung der Zeitungseinbände. Dafür dankt der Interesse an der Geschichte alter Tage besteht. besonders HVV Heide Goltze, die – abgesehen von der monatelan- in einem so überschaubaren Rahmen wie in unserer gen Nachbearbeitung des alten Filmmaterials – jede ein- Kleinstadt Bramsche. Der Heimat- und Verkehrsverein zelne DVD in eigener Hand- und Heimarbeit per Com- ist dankbar, über das Zeitungs- und Stadtarchiv dieses In- puter auf den Weg bringt. teresse bedienen zu können und wünscht sich weiterhin einen regen Zuspruch dieser Einrichtung. Damit endet dieser kurze historische Rückblick. In den ERICH GOLTZE zehn Jahren seit Gründung des Zeitungsarchives wurde klar, dass in der heutigen schnelllebigen Zeit ein enormes Der Archivleiter bei der Arbeit 11
Weiter auf dem Weg zum Stadtarchiv: Übergabe der Unterlagen der Gresel-Stiftung, Dank der Bürgermeisterin: (v.l.n.r.) Liesel Höltermann, Erich Goltze, Ehepaar Keppeler Fahne (und Unterlagen) des aufgelösten Gesangvereins Germania 12
STUDIEN- UND STÄDTEFAHRTEN Seit 30 Jahren wird jährlich eine ganztägige Studien- werden Ziele in der näheren und weiteren Umgebung be- fahrt mit dem Bus durchgeführt. Bei diesen Fahrten sucht und Kultur und Landschaft erkundet: 1978 Emsland 1989 Einbeck 1998 Korbach, Waldeck 1979 Polle, Bodenwerder 1990 Moormuseum Groß-Hesepe, 1999 Leer, Wiesmoor 1980 Minden, Porta Westfalica Enschede 2000 Hildesheim 1981 Sauerland 1991 Detmold 2001 Bremen 1982 Hameln 1992 Rinteln 2002 Soest 1983 Bückeburg 1993 Verden 2003 Hameln 1984 Bad Zwischenahn 1994 Hannoversch Münden, Tren- 2004 Bourtange 1985 Lemgo delburg 2005 Lüneburg 1986 Celle 1995 Stade, Altes Land 2006 Bremerhaven 1987 Goslar, Bergwerk Lauterberg 1996 Hattingen 2007 Warendorf, Telgte 1988 – 1997 Paderborn, Schloss Neuhaus 2008 Rheda-Wiedenbrück Vor der Hämelschenburg zwischen Hameln und Bad Pyrmont 13
Halbtägige Städtefahrten (seit 1991) gingen u. a. nach 1991 Ankum, Hünengräber Giersfeld 1999 Lingen, Groß-Hesepe 1992 Quakenbrück 2000 Burg Vischering, Senden 1993 Fürstenau, Settrup 2001 Bückeburg 1994 Menslage, Moorlehrpfad 2002 Bad Laer 1993 Mettingen 2003 Bad Bentheim 1994 Bad Essen, Barkhausen 2004 Enger 1994 Bad Iburg 2005 Löningen 1995 Melle, Bifurkation / Haselünne 2006 Levern 1996 Havixbeck, Burg Hülshoff 2007 Burgsteinfurt 1997 - 2008 Bethen, Cloppenburg 1998 Schloss Nordkirchen, Seppenrade Löningen 14
HISTORISCHES ESSEN Historisches Essen? Speisenangebot Hirschgulasch mit Maronen Zunächst hieß die anlässlich des 100jährigen Vereinsjubi- Rosenkohl und Schinkenwürfel läums 1988 eingerichtete Veranstaltung „Essen wie vor Kartoffelklöse 100 Jahren“. Das beschreibt genauer, was uns bei dieser Apfelmus mit Preißelbeeren jährlichen Veranstaltung erwartet. Frau Schütte, die Wir- tin vom Gasthof „Schlatsburg“, sucht in Großmutters Gepökelter Schinkenbraten mit Zwiebeln Kochbüchern nach traditionellen Rezepten der bürgerli- in Burgundersoße chen Küche. Die Kost ist solide, eher deftig und immer Kartoffelklump und Sauerkraut sehr vielfältig. Schmackhaft scheint sie auch zu sein, denn das Interesse daran ist in jedem Jahr groß. Diese gemütli- Geräucherte Forelle auf Rührei chen Abende im Herbst werden stets durch ein kleines Bratkartoffeln Rahmenprogramm abgerundet. Frikadellen mit Ei „Vogelnester“ und Kürbis-Lauchgemüse Frische Bratwurst auf Linsengemüse ------------------------------------------------------ Griespuffer mit heißer Roter Grütze Beschwipste Birnen Vanillepudding mit Himbeersoße Kalter Hund 15
WANDERN „Ich möchte Werbung für das Wandern als Freiluftsport im Schwimmbad oder zu der immer gleichen Runde machen. Wandern ist besser, als in vermieften Sporthal- beim Joggen. Und, ganz wichtig: Kann mir jemand eine len Volleyball, Squash oder Basketball zu spielen. Im Ge- sportliche Tätigkeit nennen, bei der man zur Halbzeit ein gensatz zum Radfahren ist man wirklich an der frischen Steak und drei frisch gezapfte Pils zu sich nimmt und da- Luft, sprich im Wald, und nicht auf Autostraßen. nach gestärkt weitermacht?“ Außerdem verschafft das Wandern abwechslungsrei- Aus: Manuel Andrack, Du musst wandern chere Sinneseindrücke, im Vergleich zum Kachelzählen „Franzosen gehen ins Museum, Holländer machen Cam- Tourismus gäbe, würden sie mit ihren bunten Rucksäk- ping, Italiener schreiten auf und ab und gestikulieren, ken durchs Mare tranquillitatis stapfen.“ Griechen bleiben zu Hause und sitzen auf Stühlen. Deut- Aus: Frank Gerbert, Kleine Philosophie der Passionen – sche aber wandern. In Mittelgebirgen, in Hochgebirgen, Wandern in der Arktis, im Urwald. Und wenn es den Mond- Wandern – das klingt immer noch etwas antiquiert, nach Kniebundhosen, kariertem Hemd, roten Strümpfen und Heimatfilm-Romantik. Aber Wandern ist heute auf dem besten Weg, Trendsportart zu werden. Immer mehr Menschen zieht es zur Erholung ins Mittel- und Hoch- gebirge – und die sind oft um etliches jünger als es Wan- derer bisher waren. Wandern ist mehr als nur das Spazie- rengehen an der frischen Luft – es ist das Erleben der Natur, das Erkunden von Landschaft, die mit modernen Verkehrsmitteln oft gar nicht zugänglich ist. 16
Nachmittagswanderungen Jeden zweiten Sonntag im Monat bietet der HVV von meinschaften, um den Startpunkt der jeweiligen Wande- 13.00 bis 17.00 Uhr seine Nachmittagswanderungen auf rung zu erreichen. Startpunkt ist, wie für alle Wanderun- Wanderwegen im Raum Bramsche und in der näheren gen, der Parkplatz vor der AOK-Geschäftsstelle in Umgebung an. Sie dauern ca. 3 Stunden und enden in der Bramsche. Regel an einer Kaffeetafel in einer der Route naheliegen- den Gaststätte. Die Teilnehmer bilden jeweils Fahrge- Gäste sind immer herzlich willkommen. Zwischen Wehrendorf und Bad Essen 17
Etappenwanderungen Vier- bis fünfmal pro Jahr – abhängig von der Länge der Wittekindsweg (90 km) 1993 jeweiligen Wanderwege – finden Etappenwanderungen Ahornweg (95 km) 1994 statt. Zu den Etappen, die um die 20 km lang sind, trifft Westfälischer Friede-Weg (65 km + 21 km) 1995 man sich morgens um 8.00 Uhr auf dem AOK-Parkplatz Hermannsweg (156 km) 1996 in Bramsche. Dort werden Fahrgemeinschaften gebildet, Grönegau-Weg / Meller Ringweg (89 km) 1997 die dann zum jeweiligen Startpunkt fahren. Jeder Wande- Schau-ins-Land-Weg (95 km) 1998/99 rer verpflegt sich auf dem Weg selbst. Es ist Tradition, Sachsenweg (42 km) 1999 dass man zum Abschluss des Tages zum gemeinsamen Tecklenburger-Land-Rundweg (136 km) 2000/01 Kaffeetrinken bzw. Essen ein Lokal aufsucht. Wittekindsweg (90 km) 2002 Wanderer, die nicht an allen oder nur an einer Etappe Mühlenweg (90 km) 2003 teilnehmen können oder wollen, können selbstverständ- Ems-Hase-Hunte-Else-Weg (170 km) 2004/05 lich auch mitwandern. Arminiusweg (96 km) 2006 Bissendorfer Burgenweg (76 km) 2007 In den letzten Jahren wurden die folgenden Wege er- Wittekindsweg (90 km) 2008 wandert: Unterwegs An der Schelenburg 18
Rast Kaiser-Wilhelm-Denkmal bei Porta Westfalica Am Ziel 19
Auszeichnungen Für die Teilnahme an allen Etappen der jeweiligen Etappenwanderungen werden die Wanderer mit Urkunde und An- stecknadel ausgezeichnet: Wittekindsweg (1993) 12 Personen Ahornweg (1994) 10 Personen Westfälischer-Friede-Weg (1995) 9 Personen Hermannsweg (1996) 6 Personen Grönegau-Weg / Meller Ringweg (1997) 11 Personen Schau-ins-Land-Weg (1998/99) 3 Personen Sachsenweg (1999) 5 Personen Tecklenburger-Land-Rundweg (2000/01) 4 Personen Wittekindsweg (2002) 9 Personen Mühlenweg (2003) 6 Personen Ems-Hase-Hunte-Else-Weg (2004/05) 5 Personen Arminiusweg (2006) 6 Personen Bissendorfer Burgenweg (2007) 4 Personen Wittekindsweg (2008) 7 Personen GERHARD MÜLLER 20
Der Birkenweg „Wandern durch Wiesen, Moor und Wald“ Angeregt durch den Heimatverein „Schmittenhöhe“ Kalkriese und Umgebung e. V. wurde auf einer Zusam- menkunft am 15. Oktober 1986 in Venne durch die Ver- treter der Heimatvereine Bramsche, Vörden, Hunteburg, Venne und Kalkriese beschlossen, einen Wanderweg zu schaffen, der die Gebiete dieser fünf Heimatvereine durchzieht. In mühevoller Kleinarbeit wurde danach in insgesamt sieben Zusammenkünften von Vorstandsmitgliedern, Wander- und Wegewarten der Verlauf des Birkenweges festgelegt und der entsprechende Prospekt erarbeitet. Herr Brackmann aus Bersenbrück war als Designer tätig und die Kreissparkasse Bersenbrück übernahm dankens- werterweise kostenlos den Druck der Prospekte, wozu Der Birkenweg mit einer Länge von ca. 90 km wurde in auch ein Stempelbogen und ein Antrag für Urkunde und einer Feierstunde mit einer Sternwanderung der einzel- Abzeichen gehören. nen Vereine am 29. Mai 1988 in Venne eröffnet. 21
Der Rundwanderweg besteht aus sieben Teilstrecken, Seit 1989 ist der Birkenweg in die Broschüre „Ferien- die jeweils von den einzelnen Heimatvereinen betreut wanderung“ des Verbandes deutscher Gebirgs- und werden. Die Erwanderung kann auf jedem Abschnitt be- Wandervereine aufgenommen worden. Jeweils im Mai gonnen werden. Im Prospekt sind genügend Schutzhüt- werden auswertige Gäste durch die schöne Landschaft ten und Gaststätten genannt, die zu einer Rast einladen. des Osnabrücker Nordlandes. Die Feriengebiete Alfsee und Dümmer liegen in unmit- Im Jahre 2005 wurde der Birkenweg dadurch aufgewer- telbarer Nähe, sodass dieser Wanderweg für die Urlauber tet, dass er auch in die neue Wanderkarte der „Varus- eine willkommene Abwechslung bietet. Region“, ein touristischer Zusammenschluss der Ge- Der Heimat- und Verkehrsverein Bramsche hatte sich meinden Bad Essen, Bohmte, Bramsche und Ostercap- bei der Planung stark engagiert und für die Erwanderung peln, mit neuem Wanderleitsystem – Wegweiser mit Ent- des Birkenweges die Ausstellung und Versendung von fernungsangabe – aufgenommen wurde. Urkunden und Abzeichen sowie die Kassenführung Bis Ende 2007 wurden 1.875 Urkunden ausgestellt, übernommen. und da bekanntlich jeder zweiter Wanderer eine Urkunde In den Jahren 1999/2000 wurden die Prospekte über- wünscht, haben in den achtzehn Jahren rund 3.800 Wan- arbeitet und der Weg teilweise umgelegt. Er führt jetzt derer den Birkenweg erwandert – eine stolze Zahl, die am Tuchmacher-Museum Bramsche, dem Ackerbürger- sich hoffentlich weiter erhöht. haus in Vörden und der Mühleninsel in Venne vorbei, JOHANN LÜLKER sodass er dadurch für die Wanderer noch attraktiver wird. Herbstwanderungen Seit einigen Jahren bietet der HVV auch Herbstwanderungen an. Innerhalb einer Woche wurden und werden in den deutschen Mittelgebirgen interessante Strecken erwandert. Bisherige Ziele waren: Eifel Standquartier: Bollendorf im Sauertal 2001 Sauertal, Ferschweiler-Plateau 2002 Sauertal, auf den Spuren der Kelten und Römer Sauerland Standquartier: Heinsberg und Niedersfeld bei Winterberg 2003 Herbst am Rothaarsteig 2004 Rothaarsteig von Dillenburg bis Brilon Harz Standquartier: Ilsenburg und Zorge 2005 Harzer Hexenstieg von Osterode bis Thale 2006 mit dem Förster im Wanderparadies Südharz Odenwald Standquartier: Grasellenbach und Heppenheim-Erbach 2007 Rundweg Nibelungentour 2008 Burgenweg von Darmstadt nach Heidelberg 22
Fahrradexkursionen Nach längerer Unterbrechung wurden auch wieder Fahr- 2005 Bersenbrück – Kreismuseum radtouren in das Programm aufgenommen. Die folgen- 2006 Vörden – Schlachterei-Museum und Heimathaus den Ziele wurden angesteuert: 2007 Schloss Hünnefeld mit Museum 2008 Mettingen – Tüötten-Museum Die Reihe wird fortgesetzt. 23
WANDERWEGE Der HVV ist für die Betreuung der folgenden Wanderwege zuständig: Regionale Wanderwege Überregionale Wanderwege P Forsthaus Hesepe (21 km) Friesenweg (18 km) Weg 3 5,5 km (Mühlenort – Gehnwald) Weg 5 4,0 km Birkenweg (11 km) Weg 6 4,0 km (Penter Knapp – Kloster Malgarten) Weg 7 7,5 km Damit betreut der HVV P Renzenbrink (13 km) 151 km Wanderstrek- Weg 1 3,5 km ke, d. h. Kontrolle und Weg 2 4,0 km Markierung der ausge- Weg 3 5,5 km schriebenen Wanderwe- P Penter Knapp (19,5 km) ge. Weg 1 2,5 km Geplant ist die Kon- Weg 2 3,0 km zeption eines Wander- Weg 3 6,0 km weges „Rund um Bram- Weg 4 8,0 km sche“, der durch alle Orstteile führt und die P Pente (68,5 km) Sehenswürdigkeiten in- Weg 1 6,0 km tegriert, sowie – in Zu- Weg 2 12,0 km sammenarbeit mit dem Weg 3 18,0 km Kreisheimatbund Ber- Weg 4 6,5 km senbrück und den betei- Weg 5 9,5 km ligten Vereinen – der Weg 6 3,5 km „Bersenbrücker-Land- Weg 7 9,0 km Weg“. Weg 8 4,0 km Im Jahre 1992 ist eine Wanderkarte, Maßstab 1 : 25.000, erschienen, in der sämtliche Wanderwege im Raum Bramsche verzeichnet sind. Sie ist noch erhältlich. KURT HAWRANEK 24
TUCHMACHER MUSEUM Tuchmacher Museum Bramsche – auf Tuchfühlung mit der Geschichte sentlichen Teils der Bramscher Stadtgeschichte für im- mer verschwunden. Zum Glück wollten es die Bram- scher, allen voran der Heimat- und Verkehrsverein Bramsche e.V., anders. Dem Verfall preisgegeben: die Gebäude in den 1970er Jahren Unglaublich – so hat es hier einmal ausgesehen? Im Foy- er des Tuchmacher Museums steht ein Modell – es zeigt den Mühlenort um 1848 – in den Schubladen darunter sind Fotos des Gebäudeensembles aus den späten 1970er Das Tuchmacher-Museum auf dem Mühlenort Jahren zu sehen. Grau, halb verfallen und fast vergessen Rettung in letzter Minute stand es am Mühlenkolk. Nachdem die Tuchmacher- Angesichts des drohenden Abrisses trat der Heimat- und Innung 1972 die Nutzung der Produktionsstätten aufge- Verkehrsverein 1979 mit der Idee an die Öffentlichkeit, geben hatte, schien zunächst niemand mehr Interesse an die vierhundertjährige Tuchmachertradition in Bramsche den geschichtsträchtigen Gebäuden zu haben. Kinder mit einem Tuchmacher-Museum fortzuführen, unter- und Jugendliche spielten auf dem großenteils gesperrten stützt von Denkmalschützern und der Stadt Bramsche. Gelände, das zunehmend zum Sicherheitsrisiko wurde. Von Beginn an wurde die so genannte „große Lösung“, Die sieben verbliebenen Inhaber des Gebäudekomplexes d.h. der Erhalt des gesamten Ensembles und ein Museum wollten das baufällige Ensemble abbrechen lassen und in mit laufenden Maschinen favorisiert. „Es soll keine Aus- das inzwischen stillgelegte alte Bett der Hase schütten. stellung alter Werkzeuge und Gerätschaften entstehen, Beinahe wäre damals ein einzigartiges Zeugnis eines we- sondern drei junge Leute sollen mit dem Verfahren der 25
Tuchmacher um 1890 Stoffe produzieren, um die Pro- 1986 erwarb die Stadt Bramsche die Gebäude. Der duktionsweise der Jahrhundertwende der Öffentlichkeit Komplex aus 13 Baukörpern mit Einzelflächen zwischen zu demonstrieren“ betonte Alfred Gottlieb1981, damals 36 und 900 m² machte den Planern Kopfzerbrechen. Vorsitzender. Um dem Anliegen mehr Schubkraft zu ver- Verglichen mit modernen Industriebauten fehlten Ach- leihen, entstand 1982 ein eigener Verein, der „Industrie- sen, Multifunktionalität und Arbeitsstraßen. Glückli- museum Tuchmacher-Innung Bramsche e. V.“ Er be- cherweise hatte die Tuchmacher-Innung 1886 ausführlich schäftigte sich mit der weiteren Planung des „einzig le- die Nutzung der vorhandenen Ausstattung und die Her- bendigen Museum, in welchem der Übergang vom stellungsverfahren beschrieben. Dieses Dokument und Tuchmacherhandwerk zur Industrie am echten Beispiel die Aussagen der Tuchmacher bildeten die Grundlage für erlebt werden kann“, wie der Vereinsvorsitzende Prof. die Planungen zur Wiedereinrichtung der Tuchprodukti- Konrad Hartong betonte. on. Die Restaurierung der Gebäude wurde aus Mitteln der Stadtsanierungsprogramme finanziert und anteilig von Bund, Land Niedersachsen und Stadt Bramsche ge- tragen. Der Aufbau des Museums erfolgte zeitgleich mit der Sanierung des Mühlenort-Viertels. Die Umnutzung für kulturelle Zwecke sollte auch das Leben dieses tradi- tionsreichen Gewerbeviertels revitalisieren und ihm eine neue Bedeutung geben. Die Museumsinitiative rief zu Spenden von Werkzeu- gen, Fotos, Maschinen, Briefen, Arbeitsbüchern und Fa- miliengeschichten auf und legte damit den Grundstein für die Museumssammlung. Ideen und Konzepte 1989 wurde die „Beschäftigungsinitiative Bramsche e.V.“ Eingang des Tuchmacher-Museums von der Stadt mit der Sanierung der Gebäude beauftragt Der Niedergang der Textilindustrie hatte nicht nur auf und ein bauhistorisches Gutachten in Auftrag gegeben, dem Mühlenort, sondern in der gesamten Stadt Indu- das 1990 vorgelegt wurde: „Die Gebäude in ihrer Ge- striebrachen hinterlassen, die Umstrukturierungen erfor- samtheit erfüllen die Anforderungen des Niedersächsi- derlich, aber auch möglich machten. 1978 hatte die Stadt schen Denkmalschutzgesetzes an ein Baudenkmal, an de- Bramsche mit Hilfe der Städtebauförderung im Land ren Erhaltung ein öffentliches Interesse besteht“ heißt es Niedersachen mit der Innenstadtsanierung begonnen. darin. Ziel des Sanierungskonzeptes war es demnach, die 1985 sprach sich der Rat der Stadt Bramsche dafür aus, Originalsubstanz in vollem Umfang sichtbar zu erhalten, auch die Gebäude am Mühlenort im Rahmen dieses Pro- einschließlich leicht übersehbarer Abnutzungsspuren und gramms zu sanieren und dort ein Tuchmacher-Museum technikgeschichtlicher Details. Als historischer Bezugs- mit einem Saal für kulturelle und repräsentative Veran- rahmen wurde die Zeit vor und nach dem ersten Welt- staltungen sowie einer Gastronomie einzurichten. 26
krieg gewählt, als die Tuchmacher bereits den gesamten Komplex für die industrielle Produktion nutzten. Die museumsfachlichen Aufgaben wurden der Histori- kerin Dr. Susanne Meyer übertragen. Sie verfasste das Museumskonzept, das konsequent und ideenreich vom Gestalter, Peter Gössel, umgesetzt wurde. Unterstützt wurde sie vom Ehrenmitglied des Heimat- und Ver- kehrsvereins Friedrich Thöle. Aus einer alten Tuch- macherfamilie stammend, begleitete er die Aufbauphase mit seinen historischen Kenntnissen und fachlichen Er- fahrungen als Textilingenieur und Pädagoge. Zahlreiche Stiftungen, Textilunternehmen, Bramscher und Os- nabrücker Firmen und private Spender ermöglichten den Aufbau der Dauerausstellung. Drei Leilinien Drei Leitlinien bestimmen heute die Dauerausstellung: Baugeschichte, Textilgeschichte und Energieentwicklung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Da der erhaltene Gebäudekomplex überwiegend die Zeit von 1756 bis 1920 spiegelt, ist die Entwicklung von der Mühlenanlage zum textilen Industriebetrieb – der Übergang von der handwerklichen zur industriellen Pro- duktion – ein zentrales Thema. Die Demonstration der Produktion, d.h. aller 18 Ar- beitsgänge von der Rohwolle bis zur fertigen Wolldecke, nimmt einen Großteil der Gebäude ein. Dabei werden zwei entscheidende Zeitphasen in der Entwicklung der Tuchherstellung dokumentiert: die noch stark handwerk- lich geprägte Arbeitsweise bis etwa 1870 und die vollme- chanische Maschinenarbeit am Ende der Industrialisie- Am Webstuhl (Foto: Maria Otte) rungsphase um 1920. Innerhalb dieser Zeitphasen sind Da die in Bramsche vorhandenen Maschinen nach der alle Maschinen funktional aufeinander abgestimmt. Stilllegung weitgehend verschrottet oder verkauft worden waren, begann frühzeitig die Suche nach Textilmaschi- nen, wie sie einmal in der Innung benutzt wurden. Durch Betriebsauflösungen vor allem in Sachsen und Bayern konnten die Maschinen der Hochindustrialisierung wie- 27
der beschafft werden. Ohne den unermüdlichen Einsatz Kirchenbüchern, Anschreibebüchern, Steuerlisten, Fotos, ehemaliger Tuchmacher und ihre Kontakte wären die Briefen und Erzählungen rekonstruierten Biographien Wiederbeschaffung und Restaurierung kaum möglich sind als Hörstationen zugänglich. gewesen. Die individuellen Gebrauchs- und Arbeitsspu- ren der Maschinen wurden hierbei weitgehend erhalten, damit sie als Zeugen ihrer Zeit erlebt werden können. Die hölzernen Maschinen der Frühindustrialisierung wurden nach historischen Vorlagen und Bauplänen re- konstruiert und können auf diese Weise heute noch vor- geführt werden. „Auf Tuchfühlung“ an den Experimentiertischen Das 2. Obergeschoss unterm Dach des Industriebaus wurde seit der Einrichtung des Museums schon mehr- fach verändert. Zunächst befand sich hier eine Handwe- berei, die für Kurse genutzt wurde. 2002 konnte bei der Auflösung einer Spinnerei in Tangermünde, die in der DDR bis 1988 als Privatbetrieb weitergeführt worden Blick in den Spinnereisaal (Foto: Lichtenberg) war, eine halbmechanische Mule und eine Continu über- Die Energieentwicklung verfolgt den Wandel der Ener- nommen werden. Die wertvollen Maschinen wurden re- giequellen von der Gründung der Tuchmacher-Innung stauriert und im Museum aufgebaut. Ihr ursprünglicher bis zum Ende der Produktion. Leider konnte die De- Standort und ihr Betrieb werden im Film gezeigt, da die monstration der Nutzung der Wasserkraft durch die Ver- Maschinen aus konservatorischen Gründen nicht vorge- legung des Hasebettes in ihren ursprünglichen Dimen- führt werden. Um das Maschinenensemble gruppieren sionen nicht mehr erlebbar gemacht werden. Die Trans- sich heute die Experimentiertische zum Thema Rohstof- mission wird heute mit Strom aus dem Verbundnetz an- fe, die Abteilung zum Thema Strukturwandel und die getrieben. Arbeitstische für die museumspädagogischen Program- Dem Leben und Arbeiten auf dem Mühlenort in den me. letzten 200 Jahren ist ein eigener, „stillerer“ Raum mit Die Vermittlung der Inhalte geschieht anhand von den Figuren von sieben Bramscher Tuchmachern als Re- Raumtexten und durch interaktiv nutzbare Bildschirme. präsentanten ihrer jeweiligen Zeit gewidmet. Ihre aus Auch „anfassen“ ist erlaubt, um etwa die unterschiedli- 28
chen Qualitäten der Wolle, die rauen Kratzen oder die Museumsleiterin, sind derzeit (Oktober 2008) noch eine Beschaffenheit der Rohstoffe fühlen zu können. wissenschaftliche Mitarbeiterin, eine Mitarbeiterin für die Sammlung und eine Verwaltungskraft – alle in Teilzeit – Auf Tuchfühlung angestellt. Zwei hauptamtliche Museumstechniker wer- 1997 wurde das Museum offiziell eröffnet. 1998 erhielt es den von 4 Aushilfen in der Produktion unterstützt. Die den renommierten Preis der Niedersächsischen Sparkas- Servicekräfte am Empfang betreuen als Angestellte der senstiftung, der vorbildliche Museumsarbeit würdigt. Stadtmarketing Bramsche e.V. gleichzeitig den Museums- Zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Aktionen laden und die dort integrierte Tourist-Info der Stadt beleben seitdem das Haus. Die ehemalige Kornmühle hat Bramsche. Eine weitere Mitarbeiterin koordiniert die sich als stilvoller Raum für Sonderausstellungen und Ver- zahlreichen Führungen im Museum, die von freiberufli- anstaltungen der Kooperationspartner wie der VHS, dem chen Gästeführerinnen durchgeführt werden. Die mei- Bramscher Verein für Bildende Kunst oder dem Verein sten von ihnen wurden in der Gründungsphase des Mu- Kultur Erleben Weser Ems etabliert. Auch das Interesse seums in einem Kurs ausgebildet, haben bereits über die der Gäste ist bisher ungebrochen – etwa 30.000 Besucher Baustelle geführt und das Führungsangebot auch inhalt- werden jährlich im Museum gezählt. Neben Schulklassen lich mit erarbeitet. Für Sonderausstellungen und Projekte und Reisegruppen profitiert das Museum von dem nahen werden nach Möglichkeit ehrenamtliche Mitarbeiter oder Tourismuszentrum am Alfsee und vor allem im Sommer Honorarkräfte eingebunden. Die Identifikation und das von Radtouristen. Besonders die laufenden Maschinen, Engagement aller Mitarbeiter ist sehr hoch, sonst wäre und deren Erläuterungen durch die Museumstechniker die Organisation von 6 – 8 Ausstellungen im Jahr und und ehemaligen Tuchmachermeister sind eine einmalige zahlreichen Sonderveranstaltungen neben dem laufenden Attraktion, die alle Gäste begeistern. Wenn die Wollflok- Betrieb nicht möglich. Ein wichtiger Partner des Muse- ken durch die Luft wirbeln, 280 Spindeln auf dem Selfak- ums ist der vor 5 Jahren gegründete, sehr aktive „Förder- tor rotieren und die Webschützen im Webstuhl hin und verein Tuchmacher Museum e.V., der die Anliegen des her schießen, wird Geschichte zu einem sinnlichen Er- Museums in allen Bereichen unterstützt. lebnis. Nicht nur das Bramscher Publikum schätzt die Die räumliche Enge, unter der schon die Tuchmacher warme, fast familiäre Atmosphäre des Museums. Gerne litten, ist auch im Museum ein Problem. Die komplette wird ein „Stück Museum“ aus dem Museumsladen mit Sammlung des Museums fand in dem Gebäudekomplex nach Hause genommen. Besonders begehrt sind die in keinen Platz mehr und wurde eher provisorisch an ver- den traditionellen Farben und Mustern hergestellten flau- schiedenen Orten in und um Bramsche gelagert. Ihre Zu- schigen Wolldecken aus der eigenen Herstellung – vor- sammenführung in einem geeigneten Gebäude, in dem zugsweise im leuchtenden „Bramscher Rot“. auch die eingelagerten Maschinen restauriert werden können, ist jedoch eine Notwendigkeit. Hinter den Kulissen Die Folgekosten des Museumsbetriebes wurden von Be- ginn an diskutiert und realistisch eingeschätzt. Bisher steht die Stadt Bramsche als Träger zu ihrem Museum und wird es hoffentlich auch zukünftig tun. Neben der 29
Ein lebendiges Museum – auch in Zukunft Das sorgsam entwickelte Konzept bewährt sich als Grundgerüst in der täglichen Arbeit. Die Dauerausstel- lung wirkt auch nach 11 Jahren noch nicht angestaubt. Einzelne Bereiche wie etwa die Angebote für Familien, die Museumspädagogik und die Kooperationsprojekte mit der offenen Ganztagsschule werden derzeit ausge- baut. Neue Ausstellungsprojekte und Führungen werden geplant, neue Kooperationspartner und Förderer gewon- nen. Um dem Motto „auf Tuchfühlung mit der Ge- schichte“ jedoch langfristig gerecht werden zu können, ist die Weitergabe des Wissens der Tuchmacher an den „Nachwuchs“ und die Sicherung der Produktion eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben. Blick aus der Färberei (Foto: Lichtenberg) KERSTIN SCHUMANN M.A. Verwendete Literatur: - Brockmann, Walter: Tuchmacher-Museum. Von der Entstehung bis zur Eröffnung. In: Heimat- und Verkehrsverein Bram- sche e. V., Bramsche 2001. - Bunse, Jochen, Tuchmacher-Innung Bramsche. Restaurierung und Einrichtung eines Industriemuseums. Vorbereitende Un- tersuchung zur baugeschichtlichen Entwicklung, Rastede 1990. - Hartong, Konrad, Industriemuseum Tuchmacherinnung Bramsche, Bramsche 1987. - Meyer, Susanne, Die Tuchmacher von Bramsche, Bramsche o. J. - Dies., Tuchmacher-Museum Bramsche, Gesamtkonzeption. Bramsche o. J. (Manuskript). - Dies., Auf Tuchfühlung mit der Geschichte. Kurzführer durch das Tuchmacher Museum Bramsche, Osnabrück 1998. - Niedersächsische Sparkassenstiftung (Hrsg.), Museumspreis 1998 der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, Hannover 1998. - Stadt Bramsche (Hrsg.), Tuchmacher-Museum und Mühlenortviertel, „Baustellengespräche“, Bramsche 1994. - Zahlreiche Artikel der Tageszeitung „Bramscher Nachrichten“ aus den Jahren 1979 – 2007. 30
AKTIVITÄTEN Erhaltung des historisch gewachsenen Stadtbildes Villen in Bramsche Wenn wir mit offenen Augen durch unsere Stadt gehen, Industrialisierung hatte im übrigen auch im Bauwesen zu werden wir eine ganze Reihe von historisierenden oder einer Massenanfertigung geführt. Aus dicken Katalogen jugendstil-ähnlichen Hausfassaden entdecken. Vor allem konnten sich Bauherren und Architekten Säulen, Pfeiler, an den alten Ausfallstraßen sowie in den Wohngebieten Stuckelemente und vieles mehr bestellen und diese frei rund um das Bahnhofsgelände finden wir diese uns heute nach Belieben für die Ausschmückung von Innenräumen so ansprechenden Gebäude. Beschäftigen wir uns etwas und Fassaden nutzen. Auch im Innenstadtbereich wurde näher mit ihrer Entstehungsgeschichte. jetzt alte Bausubstanz mit entsprechenden Fassaden in Ab 1870 erlebt das aus dem Krieg mit Frankreich ge- Einzelfällen ‚verschönt‘. Seit etwa 1890 entwickelte sich einte deutsche Kaiserreich einen materiellen Auf- eine Gegenbewegung zum Historismus, die ihren Namen schwung. Das zu Geld gekommene Großbürgertum, in nach der 1896 in München gegründeten Zeitung „Die erster Linie Fabrikanten und Angehörige der freien Beru- Jugend“ erhielt: der Jugendstil. In England nannte man fe, entflieht nun der Enge des durch Handwerksbetriebe diese Kunstrichtung „modern style“, in Österreich „Se- und Lärm belasteten Zentren und baut sich Villen und zessionismus“ und in Frankreich „art nouveau“. Für die Landhäuser, die von Gärten umgeben waren und Ab- Architektur hat der Jugendstil nicht die Bedeutung er- stand zum Nachbarn ließen. Bramsche war um 1890 ein langt, die er für das Kunstgewerbe oder die Plakatkunst Ort mit knapp 3.000 Einwohnern. Als der alte Breuel- besitzt. Hauptmerkmal ist die Ornamentik, oft als flä- wald niedergelegt wurde, um die Eisenbahnlinie Os- chendeckendes Schmuckwerk stilisierter Lebensformen nabrück–Wilhelmshaven zu bauen, nutzen die neuen wie Pflanzen, Tiere, Kinder sowie Muster in langgedehn- Bauherren die Gelegenheit, in diesem ‚westlichen‘ Stadt- ten und schwungvollen Linien. quartier ihre Häuser zu bauen. Zahlreiche Villen in der So unterschiedlich sich denn auch Historismus und Ju- Bahnhofstraße und den umliegenden Straßen zeugen da- gendstil programmatisch zeigen, zwei wesentliche Eigen- von. Andere siedelten sich an der Osnabrücker und Eng- schaften haben sie gemeinsam: die tiefe, handwerkliche ter Straße an. Autoverkehr gab es noch nicht. Die Nähe Durchdringung des Baumaterials auch trotz der Massen- zum Bahnhof galt als großer Wohnvorteil. fertigung einzelner Bauteile und die im Innern der Häu- Der Historismus tritt zuerst in Erscheinung. Er orien- ser zweckgerichtete und auf seine Bewohner höchste tiert an Vorbildern aus der Vergangenheit und schöpft Rücksicht nehmende Gestaltung der Räumlichkeiten, aus vielen Quellen. Die Vorsilbe ‚Neo‘ (Neo-Romanik, wenn wir die Unterbringung des Hauspersonals in Kel- Neo-Gotik, Neo-Renaissance, Neo-Klassizismus) ver- lerräumen und Dachkammern davon ausnehmen. deutlicht dieses Kunst- und Bauschaffen jener Zeit. Die 31
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