BRÜCHE UND BRÜCKEN: Ausführliche Tagungsinformationen Wege der Psychoanalyse in die Zukunft - DPV-Frühjahrstagung 2017

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Ausführliche Tagungsinformationen

     BRÜCHE UND BRÜCKEN:
Wege der Psychoanalyse in die Zukunft

          DPV-Frühjahrstagung 2017
                     Ulm, 3. – 6. Mai 2017
      Golden Tulip Hotel - Edwin-Scharff-Haus - Neu-Ulm
Titelbild: Liudvika Tamulionyté, Ulm 2017

Programm- und Organisationskomitee:
Katrin Albert, Gebhard Allert, Andreas Bilger, Heike Bill, Valeska Bindrich, Daniel
Feil, Claudia Frank, Maria Johne, Beate Kächele, Horst Kächele, Regine Roos,
Tanja Rosenow, Andrea Rutsch, Gerd Schmithüsen, Christina Schwilk, Jane
Spiekermann, Liudvika Tamulionyté, Jörg Weidenhammer
EINLADUNG ZUR FRÜHJAHRSTAGUNG 2017

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,

ganz herzlich möchten wir Sie zur Frühjahrstagung der Deutschen Psycho-
analytischen Vereinigung (DPV) nach Ulm einladen.
"doch schauen wir uns an um zu sehen wer wir sind
stehen wir im gleichen unerbittlichen wind"
Zitat von Raoul Schrott: Erste Erde Epos; Hanser Verlag 2016, S. 571.

Wie bleibt man Psychoanalytiker in diesem "unerbittlichen Wind", der um uns
herum, manchmal auch zwischen uns und in uns weht, in einer Welt, die im Begriff
zu sein scheint, sich neu zu definieren? Der rasche Wandel entfaltet seine
erschütternde Wirkung auf die heutige Zeit und unsere Zivilisation. Sogar von
„Umwertung der Werte“ ist die Rede. Unsere Patienten und auch wir Psycho-
analytiker fragen uns, wo stehen wir und wie geht es mit uns weiter? Im Grunde ist
jede Entwicklung krisenhaft, folglich sind Brüche auch "normal". Gleichzeitig wird
angesichts dieser Wandlungen das Bedürfnis, sich über die Brüche hinweg zu-
sammenzuschließen und Brücken zu bauen, groß.
Daher haben wir für die Tagung in Ulm den Titel "Brüche und Brücken: Wege der
Psychoanalyse in die Zukunft" als Thema gewählt. Wir haben namhafte Refe-
renten und Gäste aus benachbarten und auch ferneren Disziplinen, Bereichen und
Ländern eingeladen. Auch aus unseren Reihen sind vielfältige und bewegende
Beiträge hervorgegangen. Im Rahmen der Hauptvorträge werden wir über Brücken
gehen zwischen Soziologie und Psychoanalyse, Ethik und psychoanalytischer
Technik. Wir werden zurück und nach vorne blicken und über die zweite Chance
für die Psychoanalyse hören und diskutieren. In Foren und Arbeitsgruppen werden
wir Brücken erforschen und schlagen in die akademische Welt, in Ethno- und
Kulturpsychoanalyse, in Mythologie, in Archäologie und in die Behandlung von
Traumatisierungsstörungen. Neue Entwicklungen in der Theorie und Technik,
einschließlich der aktuellen Diskussion zur Transparenz und Teilhabe, werden
Thema sein. Wir befragen die "Eltern und Großeltern" der Psychoanalyse und
untersuchen, wie sieht es mit der "Willkommenskultur" sowie mit dem Einfluss der
neuen Medien auf den Alltag im Behandlungsraum aus – und, wie gestaltet sich
dieser postmoderne Behandlungsraum? Auch uns selbst werden wir fragen, wo
liegen unsere Potentiale und wo unsere möglichen Fallgruben? Wir pflegen weiter
die Brücke zwischen Generationen und führen nicht nur das Programm für
Studierende fort, sondern haben auch ein neues Forum "InterVisionen" für die
Postgraduierten ins Leben gerufen.
Wir hoffen, wir haben für jeden von Ihnen ein vielfältiges und interessantes
Programm zusammengestellt. Kommen Sie zu uns, damit wir gemeinsam dem un-
erbittlichen Wind trotzen oder auch seine Kraft nutzen und mit ihm segeln.

Wir freuen uns, Sie in Ulm begrüßen zu dürfen.

Gebhard Allert                                                   Liudvika Tamulionyté
Vorsitzender der DPV                                             für das Programm- und
                                                                 Organisationskomitee
Mittwoch, 3. Mai 2017

PROGRAMM

MITTWOCH, 3. MAI 2017

Ort:                    Golden Tulip Hotel & Edwin-Scharff-Haus
                        Silcherstraße 40
                        89231 Neu-Ulm

11.00 – 12.30 Uhr       Sitzung des Geschäftsführenden Vorstands

13.00 – 16.00 Uhr       Sitzung der Institutsleiter

13.00 – 16.00 Uhr       Sitzung des Zentralen
                        Ausbildungsausschusses

16.30 – 20.00 Uhr       Sitzung des Gesamtvorstands

20.00 Uhr               Geselliges Beisammensein der
                        Postgraduierten im:
                        Café im Kornhauskeller
                        Hafengasse 19
                        89073 Ulm
Donnerstag, 4. Mai 2017

DONNERSTAG, 4. MAI 2017

Ort:                      Golden Tulip Hotel & Edwin-Scharff-Haus
                          Silcherstraße 40
                          89231 Neu-Ulm

09.00 – 10.30 Uhr         Sitzung des Programm- und
                          Organisationskomitees

09.00 – 10.30 Uhr         Aufnahmevorträge

10.30 – 11.00 Uhr         Kaffeepause

11.00 – 12.30 Uhr         Aufnahmevorträge

10.00 – 14.00 Uhr         Ausschuss für Gesundheits- und
                          Berufspolitik
                          Moderation: Rupert Martin, Köln

11.00 – 12.30 Uhr         Treffen Geschäftsführender Vorstand mit
                          Ethikrat und Ethikkommission
                          Moderation: Gebhard Allert, Ulm

11.00 – 14.00 Uhr         Ausschuss Öffentlichkeit und
                          interdisziplinärer Dialog
                           Moderation: Sönke Behnsen, Wuppertal

12.30 – 13.30 Uhr         Sitzung des Geschäftsführenden Vorstands

12.30 – 14.15 Uhr         Mittagspause

12.45 – 14.15 Uhr         Treffen des Vorstandes und des
                          Kuratoriums der DPV-Stiftung
                          Moderation: Georg Bruns, Bremen
12.45 – 14.15 Uhr         Sitzung des Zentralen Ausbildungs-
                          ausschusses

14.15 – 16.00 Uhr         Mitgliederversammlung

16.00 – 16.30 Uhr         Kaffeepause

16.30 – 19.00 Uhr         Fortsetzung Mitgliederversammlung

19.00 – 20.00 Uhr         Imbiss

19.30 – 19.50 Uhr         Einführung in die Fotoausstellung
                          „Brüche und Brücken –
                          das fotografische Duett“
                              •    Bettina Michel, Stuttgart

Öffentlicher Vortrag      Psychoanalytisches Arbeiten mit Menschen
                          aus anderen Kulturen: Brücken und Brüche
20.00 – 21.15 Uhr
                             • Maya Nadig, Bremen
                          Moderation: Gebhard Allert, Ulm
Das therapeutische oder forschende Arbeiten mit Menschen aus anderen
Kulturen führt leicht zu Fehleinschätzungen und Missverständnissen, weil die
psychoanalytischen Theorien in der europäischen Kultur entwickelt wurden.
Solche Schwierigkeiten sind exemplarisch erfahrbar in der Therapie mit
Menschen in der Migration, auf der Flucht oder auch in meinen Untersuchungen
bei den Mosuo in Südchina. Eine Voraussetzung für einen Brückenschlag
zwischen psychoanalytischen Grundkonzepten und dem Fremden besteht in der
Bereitschaft, Brüche und Verschiebungen in der eigenen Sichtweise und im
eigenen theoretischen Fundus zu akzeptieren. Es bedeutet, das eigene Nicht-
Verstehen auszuhalten und dem unvertrauten Anderen Raum zu gewähren. Die
damit verbundene innere Erschütterung bringt psychoanalytische Konzeptionen
vorsichtig in Bewegung, die dann plötzlich dazu verhelfen kann, mit dem
Anderen und Fremden in Berührung zu kommen und ihn zu fühlen - vielleicht in
seiner Fremdheit zu verstehen.

anschließend              Empfang

FREITAG, 5. MAI 2017

08.30 – 09.00 Uhr         Begrüßung der Studierenden
Treffpunkt:                     •    Tanja Rosenow, Neu-Ulm
Tagungsbüro/Anmeldung           •    Esther Horn, Stuttgart

09.00 – 09.30 Uhr          Eröffnung der Tagung
                                •   Iris Mann, Ulm
                                    Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und
                                    Soziales der Stadt Ulm
                                •   Liudvika Tamulionyté, Ulm
                                    Vorsitzende der Psychoanalytischen
                                    Arbeitsgemeinschaft Ulm
                                •   Gebhard Allert, Ulm
                                    Vorsitzender der DPV

Vortrag                    "Try again, fail better"
09.30 – 11.00 Uhr          Über die sinnvolle, aber schwierige
                           Beziehung zwischen Psychoanalyse und
                           Soziologie
                              • Johann August Schülein, Wien
                           Moderation: Christina Schwilk, Ulm

11.00 – 11.30 Uhr          Kaffeepause

Vortrag                    Gefährdete Begegnungen – von der Arbeit
11.30 – 13.00 Uhr          an Grenzen.
                           Brüche und Brücken im wechselvollen
                           Verhältnis zwischen Psychoanalyse und
                           Ethik
                               • Gebhard Allert, Ulm
                           Moderation: Friedemann Pfäfflin, Ulm
Fragen der Ethik haben in den vergangenen 20 Jahren in den medizinischen
Wissenschaften wie auch im Bereich von Psychotherapie und Psychoanalyse
große Bedeutung bekommen. Die Einführung von Ethikrichtlinien seitens der IPA
(1998) wie in den nachfolgenden Jahren in allen psychoanalytischen
Fachgesellschaften und so auch in der DPV, hat zu einer nachhaltigen
Stimulierung des Diskurses ethischer Fragen geführt. Der die Spannung des
Tagungsthemas unmittelbar aufgreifende Vortrag möchte das oft schwierige und
wechselvolle Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Ethik entlang einer kurzen
Skizze der historischen Entwicklungslinie entfalten und dabei zum anderen auf
einige zentrale inhaltliche Schwerpunkte eingehen, die mit unserer klinischen
Arbeit in der persönlichen, therapeutischen Begegnung verbunden sind. Unter
Bezugnahme auf einige frühe Verwicklungen, in denen sich die Gefährdung und
das Scheitern der psychoanalytischen Beziehung eindrücklich manifestierten,
werden die Bedeutung der auf Freud zurückgehenden Ethik der Technik der
Psychoanalyse mit den grundlegenden Prämissen der Anonymität, Abstinenz
und Neutralität kurz vorgestellt. Im Hinblick auf die weiteren Entwicklungen der
psychoanalytischen Technik im Rahmen der Objektbeziehungstheorie und
intersubjektiver Ansätze wird entfaltet, wie die Veränderung unserer Konzeption
der psychoanalytischen Beziehung auch zu einer Veränderung der
psychoanalytischen Technik und damit zu Revisionen und Neuformulierungen im
Bereich der psychoanalytischen Ethik geführt haben. Bezug nehmend auf
neuere Entwicklungen in der Ethikdiskussion mit einer starken Fokussierung auf
das Prinzip der Autonomie sowie die korrespondierenden Entwicklungen im
psychotherapeutischen und psychoanalytischen Feld mit einer intensiven
Diskussion um Patientenrechte und Fehlerkultur soll abschließend diskutiert
werden, wie sich die Verschränkung zwischen psychoanalytischer Methode und
ethischen Implikationen heute darstellt.
13.00 – 15.00 Uhr          Mittagspause
13.30 – 14.30 Uhr           Führung im Ulmer-Münster
Treffpunkt:                     •   Kathrin Schulthess, Ulm
Haupteingang des Münsters
                            Bitte melden Sie sich für die Führung auf
                            unserem Anmeldeformular bzw. über die
                            Onlineanmeldung an. Die Teilnehmerzahl ist
                            auf 25 Personen begrenzt und die Gebühr
                            beträgt 5,00 €.

13.15 – 14.45 Uhr           Treffen der berufspolitisch für die DPV in
                            der DGPT aktiven Ärzte und Psychologen
                            (DGPT-Landesverbände, Beirat der DGPT,
                            Kammern, KVen)
                            Moderation: Rupert Martin, Köln

13.15 – 14.45 Uhr           Arbeitskreis Kinder - und
                            Jugendlichenpsychoanalyse
                            Moderation: Angelika Staehle, Darmstadt

13.15 – 14.45 Uhr           AG Neue Medien, Website Psychoanalytische
                            Online Community
                            Moderation: Reinhard Herold, Tübingen

13.15 – 14.45 Uhr           Erweiterte Hochschul - und
                            Forschungskommission
                            Moderation:
                            Marianne Leuzinger-Bohleber, Frankfurt/M.

13.15 – 14.45 Uhr           Osteuropa-Kommission
                            Moderation: Christa Hack, Mainz

13.15 – 14.45 Uhr           AK Ethnopsychoanalyse
                            Moderation:
                            Mahrokh Charlier, Frankfurt/M.
                            Horst Brodbeck, Ratingen
Parallele Foren und Arbeitsgruppen

Forum I                    Koreferat und Diskussion zum Vortrag von
15.00 – 18.00 Uhr          Johann August Schülein
                                •    Dorothee Stoupel, Berlin
                            Koreferat und Diskussion zum Vortrag von
                            Gebhard Allert
                               • Michael Gingelmaier, Bruchsal
                            Moderation: Georg Bruns, Bremen
Im Forum I am Freitagnachmittag werden Dorothee Stoupel und Michael
Gingelmaier in ihren Koreferaten Stellung zu den Vorträgen des
Freitagvormittags nehmen und Anregungen für die Diskussion im Plenum liefern.
Dorothee Stoupel, in ihren Gedanken zu dem Vortrag von Johann August
Schülein ("Try again, fail better. Über die sinnvolle, aber schwierige Beziehung
zwischen Psychoanalyse und Soziologie"), betrachtet die Geschichte der zwei
Disziplinen. Das Gerücht, Psychoanalyse sei eine unwissenschaftliche Form der
Spekulation, gebe es seit ihren Anfängen bei Freud. Die Psychoanalyse sei wie
die Soziologie eine relativ junge Wissenschaft und teile mit dieser eine Reihe
interner, externer und anfänglich auch institutionsgeschichtlicher Probleme.
Schülein zeige in seinem Vortrag differenziert auf, weshalb die Kooperation
zwischen den beiden Wissenschaften trotzdem gegenwärtig so schwierig sei.
Dann geht sie von dieser pessimistischen Beziehungsbeschreibung aus, nimmt
den darin enthaltenen leidenschaftlichen Aufruf Schüleins ernst und versucht am
Beispiel psychoanalytischer und soziologischer Begriffe nach möglichen Brücken
zu schauen.
Michael Gingelmaier vertieft in seinem Koreferat zum Vortrag von Gebhard Allert
("Gefährdete Begegnungen – von der Arbeit an Grenzen. Brüche und Brücken
im wechselvollen Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Ethik") die
Überlegungen zum Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Ethik unter zwei
Gesichtspunkten: 1. dem des Selbstverständnisses der institutionalisierten
Psychoanalyse, besonders der DPV, in ethischen Fragen und 2. dem der
Bedeutung der Ethik im besonders sensiblen Feld der analytischen Ausbildung.
Dabei geht er einerseits der, allen entgegenstehenden Erfahrungen zum Trotz,
immer wieder auftauchenden Idee nach, die Psychoanalyse brauche keine Ethik,
weil die bereits in der Methode oder Technik der Psychoanalyse enthalten sei,
fragt andererseits, ob die analytische Methode selbst nicht auch ethisch
bedenkliche Elemente enthalte und inwieweit eine konsequente ethische
Betrachtung sie in Frage stelle.
Forum II                   Forum Kinder - und Jugendlichen-
15.00 – 18.00 Uhr          psychoanalyse
                           Trauma-/Handlungsnarrativ und (Mit)-
                           Agieren in der Kinderanalyse – Brücken zu
                           den inneren Brüchen unserer Patienten
                           Fallmaterial mit Videobeispielen
                                •   Alfred Walter, Augsburg
                           Moderation: Heribert Blaß, Düsseldorf
Kurz zum Hintergrund: im. Moment ist in der Trauma Therapie viel von
Narrativen die Rede, die den Patienten seitens der Therapeuten angeboten
werden. Dass die Kinder und Jugendlichen diese selber kurativ entwickeln,
scheint unbekannt zu sein – entsprechend wird das psychoanalytische
Verständnis nicht wahrgenommen.

In meinen Ausführungen würde ich gerne den Verlauf von zwei Kindertherapien
kurz darstellen: beide Jungen sind 1./2. Klasse GS; frühes körperliches
Trauma durch lebensbedrohliches Asthma kurz nach Geburt bzw. Leukämie im
2.
Lj. Der erste entwickelte eine Depression mit sozialem Rückzug und massiven
Konflikten mit der Mutter (von den 150h Therapie habe ich einige
Video-Aufzeichnungen); der zweite Junge (aktuell ca. 70h ), von den Ärzten und
der Mutter schon aufgegeben, überlebte und entwickelte in seiner Einsamkeit
autistoide Bewältigungsmuster, die sich in hochmanipulativem (und darin
selbstwirksamem) fabulierendem Agieren und einem extrem heftigen ADHS
äußerten; beides ist inzwischen zurückgegangen.
Anhand dieser beiden Fälle würde ich gerne induktiv
1. einige Überlegungen zu Trauma- bzw. Handlungs-Narrative als kreative und
kurative Bewältigungsversuche unserer Patienten mitteilen,
2. unser unhintergehbares und not-wendiges inneres (z.B. Gegenübertragung)
und äußeres Mit-Agieren beschreiben und
3. zusammenfassend einige behandlungstechnische Momente hinsichtlich
(Trauma)Narrativ und Mitagieren benennen.

Anhand von zwei ausführlich dargestellten Kindertherapien mit frühen
körperlichen und Beziehungstraumata und deren sehr individueller
Bewältigungsdynamik soll den Trauma- bzw. Handlungsnarrativen unserer
Patienten als kreativer und kurativer Bewältigungsversuche der inneren Brüche
nachgespürt sowie unser therapeutisches unhintergehbares und not-wendiges
inneres und äußeres Mit-Agieren und Verstrickt sein beschrieben und diskutiert
werden.
Hierbei soll die Möglichkeit geboten werden anhand exemplarischer
Videosequenzen von Sitzungen das Thema vertieft und ein Detail zu
reflektieren.
Forum III                    Forum des Ethnopsychoanalytischen
15.00 – 18.00 Uhr            Arbeitskreises in der DPV
                             Die Wirkung fremder Sprache zwischen
                             Brüchen und Brücken
                             Teil 1 Impulsreferat:
                             Zur Wirkung der fremden Sprache im
                             analytischen Raum
                                 •    Valérie Bouville, Bonn
                             Pause
                             Teil 2 Fallvorstellung:
                             Die Begegnung von Fremd und Fremd in
                             einer Fremdsprache in der Fremde
                             Diskussion nach dem Modell der Ethno-
                             psychoanalytischen Deutungswerkstatt
                                 •    Nasim Ghaffari, Frankfurt/M.
                             Moderation: Horst Brodbeck, Ratingen
Frau Bouville wird einen Einblick in die Auswirkungen der Nutzung einer fremden
Sprache in der analytischen Behandlung geben. Die Sprache kann als
besonders empfindliches Instrument wertvolle Hinweise auf unbewusste
Vorgänge liefern. Was aber geschieht, wenn beide, Patient und AnalytkerIn, sich
einer fremden Sprache bedienen müssen? Sie geht davon aus, dass das
Verdrängte und Abgespaltene auch in der benutzten Fremdsprache „zur
Oberfläche gelangen kann, wenn das Paar Patient-Analytiker in die Lage kommt,
sie zu über-setzen“, also Brücken findet.

Frau Ghaffari wird über die therapeutische Begegnung mit einem Patienten aus
Afrika berichten, der drei Sprachen spricht wie sie selber, bei der sie aber in der
einzigen, die sie gemeinsam haben, nämlich in Englisch kommunizieren
mussten. Was diese (Flüchtlings-) Behandlung auszeichnet, ist sozusagen „die
Begegnung von Fremd und Fremd in einer Fremdsprache in der Fremde“ und
die kontinuierliche Frage: wie baut man da Brücken, wenn die Brüche und die
Fremdheit so im Vordergrund stehen? Im Rahmen einer Deutungswerkstatt
versuchen wir dann, die Problematik des Patienten und die unbewusste
Kommunikation in der gemeinsamen Fremdsprache zu verstehen oder aber die
Bruchstellen zu erkennen.

                                          ,
Forum IV                    Psychoanalysen bei Traumatisierung:
15.00 – 18.00 Uhr           Abbruchkrisen verstehen
                            Das vergessene Kind – das zerstörte
                            Vertrauen des Kindes nach Suizid der
                            Mutter
                                •    Maria Johne, Leipzig
                            Krieg, Trauma, Depression – die
                            Abbruchdrohung als potentieller
                            Durchbruch im analytischen Prozess
                                •    Christina Schwilk, Ulm
                            Negative therapeutische Reaktion als
                            Abbruchkrise
                                •    Mathias Hirsch, Düsseldorf
                            Moderation: Anna Buchheim, Innsbruck
Das vergessene Kind – das zerstörte Vertrauen des Kindes nach
Suizid der Mutter
Verliert ein Kind seine Mutter durch Suizid, hat dies eine besondere Bedeutung
für dessen Entwicklung. Oft geht dem Suizid eine lange Phase der Drohung
voraus, in der sich die Mutter anklagend gegenüber den Familienmitgliedern
äußert. „Die Drohung (stellt) kein isoliertes Ereignis dar, vielmehr bildet sie
einen integralen Bestandteil eines ganzen Komplexes aggressiver Äußerungen
und Handlungen, die sich innerhalb der Familie als unentwegte Querelen
zwischen den Eheleuten, als körperliche Misshandlung, sexuelle Probleme etc.
manifestieren.“ (Cohen, Y. 2004, 100-101) Kommt es zum Verlust des Objektes
durch Suizid, entstehen dadurch schwere traumatische Beschädigungen des
Kindes. Die Tatsache, bewusst von der Mutter für immer verlassen worden zu
sein, kann zu einem Stillstand in der kindlichen Entwicklung führen, die eine
Fragmentierung des Ichs bis hin zu einer totalen Auflösung ins Nichts nach sich
ziehen kann. Das Vertrauen des Kindes in sich selbst und in die Welt ist zerstört.
Um in psychoanalytischen Behandlungen einen Weg für diese schwer
traumatisierten Patienten zu finden, bedarf es einer besonderen Beachtung der
Übertragung und Gegenübertragung zwischen den oft noch sehr jungen
Patienten und dem Analytiker. Destruktive Verlassenheitsängste bestimmen die
analytische Beziehung und können bis zum Abbruch der Behandlung führen.
Wie mit diesen Verlassenheitsängsten in einer psychoanalytischen Behandlung
umgegangen werden kann, möchte die Autorin an Hand eines klinischen
Beispiels einer jugendlichen Patientin beschreiben und auf die besonderen
Übertragungs-und Gegenübertragungskonstellationen in der Psychoanalyse
eingehen.

Krieg – Trauma – Depression - Psychoanalyse:
die Abbruchdrohung als potentieller Durchbruch
Die anhaltende Ausgesetztheit in der Kindheit in einer (Objekt-)Welt, geprägt von
„man-made disaster“, mündet häufig langfristig in eine chronische Depression
(Honig et al 1999, siehe Bohleber 2006). Kommen im analytischen Prozess die
traumatisch bedingten, seelisch abgespaltenen, destruktiven Affekte in die
Übertragung, können Phantasie und Realität nicht mehr unterschieden werden.
Im konkretistischen Erleben droht destruktives Ausagieren mit Gefährdung der
analytischen Beziehung. F. Henningsen (2012) betonte, dass es dabei „immer …
um die Anerkennung des eigenen Hasses und der damit verbundenen
Schamgefühle“ (S. 209) gehe. Sie skizzierte ihre implizite Theorie in den
Psychoanalysen mit Traumatisierten mit den Worten: „Über die Reaktualisierung
eines Sicherheitsgefühls in der Beziehung konnte der Hass gebunden und
später weiter bearbeitet werden.“ (ebd.) Ihre Anregungen begleiten mich in der
eigenen klinischen Arbeit, wie ich an klinischen Szenarien einer Psychoanalyse
darstellen möchte.

Negative therapeutische Reaktion als Abbruchkrise
Krise bedeutet Zuspitzung einer Entwicklung, die sich sowohl zum Guten als
auch zum Schlechten wenden kann; Krisen in der Therapie schwerer gestörter
Patienten lassen sich nicht vermeiden, entweder führen sie zu neuen positiven
Entwicklungen oder zu Enttäuschung, Aggression bei beiden Protagonisten, im
extremen Fall zum Therapieabbruch. Die negative therapeutische Reaktion
enthält bekanntlich das Paradox, wie Freud erstaunt feststellte, dass eine gute
analytische Arbeit, die eigentlich Fortschritte in der Entwicklung befördern sollte,
im Gegenteil eine Symptomverschlechterung zur Folge hat.
Objektbeziehungstheoretisch gesehen kann das Paradox so aufgelöst werden:
Sind der Analytiker und die Therapie anfangs gute Objektrepräsentanzen, die
Entwicklung zu größerer Autonomie versprechen, werden sie dann als
Trennungsbedrohung erlebt, wenn der implizite Druck, sich von den wenn auch
traumatisierenden Primärobjekten zu trennen, zu groß wird. Der Analytiker bildet
sich nun feindlich-negativ ab (obwohl er doch meint, das Beste zu wollen), da er
dem Patienten den letzten Halt nehmen will und noch längst keine bessere
Alternative bieten kann. Die entstehende Krise wendet sich nun entweder zum
Guten, der Patient hin zu neuen, „guten“ Objekten, die durch die Therapie
repräsentiert werden, oder er kehrt auf Grund von Abhängigkeit und
Schuldgefühl („entlehntes Schuldgefühl“, Freud 1923) zu den alten destruktiven
Objekten zurück, zu ihren Internalisierungen bzw. äußeren Repräsentanten, z.B.
sadomasochistischen Partnerbeziehungen. Ein negativer Ausgang ist umso
wahrscheinlicher, je weniger der Patient die Als-ob-Qualität des
Übertragungsgeschehens realisieren kann, je weniger auch der Analytiker
angesichts von heftigen Gegenübertragungsgefühlen oder projektiv-
identifikatorisch bedingten Impulsen (Kränkung, Eifersucht, Rivalität) gelassen
bleiben kann.
Forum V                    Veränderungen der analytischen Technik
15.00 – 18.00 Uhr          Die Brückenfunktion der introjektiven
                           Identifizierung
                               •   Karl-Albrecht Dreyer, Ulm
                           Toleranz für Unvorhersehbares und
                           Aufmerksamkeit für Kontexte
                               •   Manfred G. Schmidt, Köln
                           Moderation: Reinhard Herold, Tübingen
Transparenz und Teilhabe – Veränderungen der Technik
In einer zeitgemäßen Auffassung von Psychoanalyse und Psychotherapie
gewinnen die Transparenz des psychoanalytischen/psychotherapeutischen
Handelns, die Teilhabe des Patienten an den Gedanken seines Behandlers und
motiviertes, eigenverantwortliches Mitwirken am analytischen Prozess einen
wesentlich höheren Stellenwert. Unsere Profession wird durch diese Kultur der
Transparenz und Teilhabe den Veränderungen im politisch-gesellschaftlichen
Umfeld unseres Tuns gerecht. Implizit sind Transparenz und Teilhabe in unserer
psychoanalytischen Haltung und unseren Behandlungen verankert, wenngleich
häufig noch zwiespältig. Es fehlt noch die eingehende Betrachtung des
theoretischen Kontextes der beiden Begriffe »Transparenz« und »Teilhabe« und
die eingehende Beschreibung der klinischen Auswirkungen von Transparenz
und Teilhabe auf den psychoanalytischen und psychotherapeutischen Prozess.
Diesen Fragen geht das Forum nach und gibt aktuelle Antworten. Die
Beschreibung und Bearbeitung von Transparenz und Teilhabe findet aus einer
intersubjektiven Sicht auf Übertragung, Gegenübertragung, Agieren und den
psychoanalytisch/psychotherapeutischen Prozess insgesamt statt. Im Forum
werden auch die Dialektik zwischen Kontinuität und Diskontinuität im
psychoanalytischen/psychotherapeutischen Prozess und das unterschätzte
Abwehrphänomen der introjektiven Identifizierung in ihrer Bedeutung für
Transparenz und Teilhabe betrachtet.
Das Forum ist klinisch orientiert und bietet durch Koreferate verschiedene
Sichtweisen. Insgesamt wird eine Einführung in das neuerschienene Buch
gleichen Namens des Autors gegeben.

Forum VI                   Die Psychoanalytische Arbeit von Stunde zu
15.00 – 18.00 Uhr          Stunde
                           Langweilig oder explosiv – Schwierigkeiten,
Teilnahme nur für          Raum entstehen zu lassen
Mitglieder u. Kandidaten
psychoanalytischer             •    Uta Zeitzschel, Hamburg
Gesellschaften
                           Moderation: Ursula Ostendorf, Hamburg
Forum VII                  Von "Trauer und Melancholie" zu
15.00 – 18.00 Uhr          "Die Angst vor dem Zusammenbruch"
                           In Zusammenarbeit mit dem "Jahrbuch der
                           Psychoanalyse“
                           Melancholie und Zusammenbruch: Eine
                           Neubetrachtung von Freuds "Trauer und
                           Melancholie"
                               •    Bernd Nissen, Berlin
                           Jenseits der Melancholie: Von "Trauer und
                           Melancholie" zu "Die Angst vor dem
                           Zusammenbruch"
                               •    Jacques Press, Genf
                           Moderation: Johannes Picht, Schliengen
Melancholie und Zusammenbruch: Eine Neubetrachtung von
Freuds "Trauer und Melancholie"
Der Autor versucht zu zeigen, dass Freuds „bildliche Schilderung“ der
Melancholie das breite Spektrum schwer depressiver Dynamiken intuitiv besser
einfängt als präzise Terminologie. Die Melancholie kann Zustände objektaler
Vorwurfsdynamiken und schwerer autistoider Konstellationen umfassen, die sich
als Abwehr von Zusammenbrüchen verstehen lassen. Winnicotts Modell des
breakdown wird kurz umrissen. An einem Fallbeispiel wird diese Dynamik
skizziert und dabei gezeigt, dass ein solcher analytischer Prozess sowohl die
Entfaltung der Abwehr des Zusammenbruchs umfasst als auch auf
Präsenzmomente zusteuert. Solche Prozesse sind nicht bi-personal, sondern
dezentral zu begreifen.

Jenseits der Melancholie: Von "Trauer und Melancholie" zu "Die
Angst vor dem Zusammenbruch"
Der Autor gewinnt seine Überlegungen aus doppelter Quelle: seiner klinischen
Erfahrung, in der sich Oszillationen zwischen melancholischen Bewegungen und
Bewegungen des Zusammenbruchs finden; und einer theoretischen Sicht auf
den Zusammenbruch als zentralen psychosomatischen Kreuzungspunkt. Er
unterwirft „Trauer und Melancholie“ (Freud 1917e) und „Die Angst vor dem
Zusammenbruch“ (Winnicott 1991 [1974]) einer vergleichenden Analyse und
kommt zu der Hypothese, dass die Melancholie eine der hartnäckigsten
Abwehrmaßnahmen gegen ein Erleben des Zusammenbruchs darstellt. Aus
seiner Sicht ergibt sich daraus die klinische Konsequenz, dass es jeweils darum
geht, von der melancholischen Abwehr zum ihr zugrundeliegenden
Zusammenbruch zu gelangen
Forum VIII                   Zur leiblich-ästhetischen Dimension der
15.00 – 18.00 Uhr            psychoanalytischen Situation
                             Einführung:
                                 •    Jörg Michael Scharff, Frankfurt/M.
                                 •    Sebastian Leikert, Saarbrücken
                             Affektresonanz und Prozessresonanz. Über
                             intersubjektive Kommunikationsprozesse in
                             der Psychotherapie. Eine Kasuistik, Bericht
                             und Video
                                 •    Reinhard Plassmann, Tübingen
                                 •    Koreferat: Joachim Albert Küchenhoff,
                                      Liestal
                             Moderation:
                             Delaram Habibi-Kohlen, Bergisch Gladbach
Zur leiblich-ästhetischen Dimension der psychoanalytischen
Situation
Jörg Scharff, Sebastian Leikert

Große Fragen, kleine Schritte
In letzter Zeit sind unter verschiedenen Stichworten sinnliche, leiborientierte
Aspekte der psychoanalytischen Situation in den Fokus der Aufmerksamkeit
gerückt. Ziel der AG ist es, bislang weniger artikulierte Aspekte der
psychoanalytischen Behandlungssituation vertiefend zu beschreiben und dabei
gleichzeitig auch die Theoriediskussion ein Stück weit voranzubringen, in dem
die genannten Phänomene stärker mit der psychoanalytischen Begrifflichkeit
verknüpft werden. Eine AG, die über eine Zeit von 4 Kongressen eine
Zusammenarbeit organisiert, kann – womöglich mit abschließender Publikation
der Ergebnisse – einen kleinen Beitrag auf diesem Weg leisten.

Behandlungstechnisches Praxiswissen
Jeder Psychoanalytiker entwickelt, oft vielleicht nur vorbewusst, eine Sensibilität
für Stimmklang, Atmosphäre, kinetische Phänomene in Übertragung und
Gegenübertragung und spezifische, leiblich-gestische Artikulationen beim
Patienten wie bei sich selbst. Es soll der Versuch unternommen werden, gezielt
die Aufmerksamkeit auf diese Phänomene zu richten, sie in klarer Form zu
beschreiben und weiter daran zu arbeiten, diese in den Korpus des
psychoanalytischen Behandlungswissens aufzunehmen.

Stand der Theorie der leiborientierten Behandlungstechnik
Im Bereich der kinästhetisch leiborientierten Fragestellung fällt auf, dass z.B.
philosophische Begrifflichkeiten (Zwischenleiblichkeit, präsentative Symbolik),
neurobiologische Konzepte (Embodied Memory), Konzepte aus der
Gedächtnisforschung (implizites Wissen) oder der Sprechakttheorie und
Theaterwissenschaften (Performanz) in die Diskussion einfließen. Es soll, stets
bezogen auf eine konkrete Kasuistik, diskutiert werden, welche genuin
psychoanalytischen Denktraditionen man zur Beschreibung des Geschehens
heranziehen kann oder wie sich der Psychoanalyse benachbarte Denkweisen an
eine Theorie des Unbewussten und des psychischen Apparats annähern lassen.

Fragestellungen:
Prinzipiell bezieht sich die vorsprachlich-leibnahe Dimension auf alle Aspekte
der Behandlungstechnik. Pragmatisch ist es daher sinnvoll, sich auf einige
Fragestellungen zu fokussieren:
    •     leibnahe Phänomene in Übertragung und Gegenübertragung,
    •     episodische Engramme, nicht deklaratives Gedächtnis,
          Körpergedächtnis
    •     Interventionstechniken, die auf die leibnah-kinästhetische Dimensionen
          abzielen
    •     welche Miniprozesse und Verlaufsformen lassen sich beschreiben?
Personen:
In diesem dritten von vier Terminen moderiert NN. Die beiden Initiatoren des
Forums, Jörg Scharff und Sebastian Leikert, werden kurz darstellen, welcher
Weg bisher zurückgelegt wurde. Dann wird Reinhard Plassmann eine Kasuistik
mit dem Thema "Affektresonanz und Prozessresonanz. Über intersubjektive
Kommunikationsprozesse in der Psychotherapie. Eine Kasuistik." vorstellen,
Joachim Küchenhoff wird kommentieren.

Abstract für Vortrag Reinhard Plassmann (Tübingen):
Affektresonanz und Prozessresonanz. Wie komplexe Systeme
kommunizieren.
Für seelische Erkrankungen spielt eine entscheidende Rolle, ob die Regulation
starker negativer Emotionen gelingt oder scheitert. Deshalb stehen im
Mittelpunkt des therapeutischen Geschehens komplexe Vorgänge von
Emotionswahrnehmung und Emotionsregulation. Der therapeutische Prozess
beginnt mit einem intersubjektiven Geschehen, was man Affektresonanz nennen
kann, dabei werden nicht nur die emotionalen Inhalte und Themen
wahrgenommen, sondern zugleich auch deren Regulation, Transformation und
Verlaufskontur. Dieser zweite Vorgang kann Prozessresonanz genannt werden.
Der Vortrag hat das Ziel, zu überlegen, wie dieses komplexe intersubjektive
Geschehen abläuft und wie es therapeutisch gehandhabt und genutzt werden
kann.
Nach diesem allgemeinen Teil besteht der Hauptteil des Vortrags aus einer
ausführlichen Kasuistik.

AG 1                       Lernen und Lehren der Psychoanalyse an
15.00 – 18.00 Uhr          der Universität
                           Von Freud und Leid bei der Vermittlung
                           psychoanalytischer Inhalte an die
                           Studierenden der Medizin und Psychologie
                           – ein Erfahrungsbericht
                                •   Claudia Subic-Wrana, Mainz
                           Die psychoanalytische Leere an den
                           Universitäten
Fortsetzung auf der             •    Timo Storck, Berlin
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Freitag, 5. Mai 2017

Fortsetzung AG 1           Tiefenpsychologische und psycho-
                           analytische Ausbildungsinstitute an der
                           Universität. Ein Erfahrungsbericht und
                           ein Blick in die Zukunft
                               •    Carl Eduard Scheidt, Freiburg
                           Moderation: Horst Kächele, Ulm
Von Freud und Leid bei der Vermittlung psychoanalytischer Inhalte
an Studierende der Medizin und Psychologie – ein
Erfahrungsbericht - Claudia Subic-Wrana, Mainz
Abstract: Nach einem kurzen Überblick über die von Psychoanalytikern
publizierten Erfahrungen bei der Vermittlung psychoanalytischer Inhaltein
universitären Curricula sollen eigene Erfahrungen dargestellt und reflektiert
werden. Unterschieden werden dabei drei Bereiche: (1) Vermittlung
psychodynamisch orientierter „Softskills“ an Medizinstudenten (z.B. Technik von
Arzt-Patienten Gesprächen); (2) Vermittlung psychoanalytischer Inhalte an Post-
Graduate Studenten in Ausbildung in Verhaltenstherapie: (3) Rezeption eines
Wahlpflichtseminars zur „Psychodynamischen Psychotherapie“ durch
Studierende der Psychologie. Aus den Erfahrungen aus den unterschiedlichen
Bereichen sollen Strategien abgeleitet und zur Diskussion gestellt werden, die
dazu beitragen könnten, psychoanalytisches Basiswissen in den akademischen
Heilberufen lebendig zu erhalten.

Timo Storck Abstract für die Arbeitsgruppe Lernen und Lehren der
Psychoanalyse an den Universitäten
"In der Präsentation werden Überlegungen dazu angestellt, welche Faktoren zur
prekären Lage der Psychoanalyse als Lehr- und Forschungsgebiet an
Universitäten und Hochschulen in Deutschland geführt haben. Das schließt
Bemerkungen zum Theorie-Praxis- bzw. zum Verhältnis zwischen "Forschen"
und "Heilen" ein. Schließlich werden eigene Erfahrungen aus der universitären
und außeruniversitären Lehre mit Studierenden der Psychologie, Philosophie,
Sozialen Arbeit und künstlerischer Fächer sowie mit verhaltenstherapeutisch
arbeitenden Kolleginnen und Kollegen vor und nach der Approbation vorgestellt
und als Ausgangspunkt für eine Skizze der möglichen zukünftigen Vermittlung
der Psychoanalyse an Universitäten, Hochschulen und postgradualen
Ausbildungsstätten genutzt."

Tiefenpsychologische und psychoanalytische Ausbildungsinstitute
an der Universität. Ein Erfahrungsbericht und ein Blick in die
Zukunft. CE Scheidt, Freiburg

Am Beispiel des Ausbildungsinstitutes für tiefenpsychologische und
psychoanalytische Psychotherapie an der Universitätsklinik Freiburg, das 1999
gegründet wurde und inzwischen seit 18 Jahren besteht, werden die Chancen
und Probleme der Verankerung einer psychoanalytischen Ausbildung an der
Universität dargestellt. Ausgehend von dem grundlegend kritischen Verhältnis
von Psychoanalyse und Institution zeigt sich, dass die Einbindung der
Psychoanalyse an der Universität dennoch wichtige Impulse für den
interdisziplinären Diskurs geben kann. Dies gilt für die Ausbildung von Medizin-
und Psychologiestudenten, sowie für die zunehmend wichtiger werdenden
Schnittstellen zwischen der Medizin und den Geistes- und Sozialwissenschaften,
in denen nach wie vor großes Interesse an der Psychoanalyse besteht.
Schwierigkeiten bereiten die Organisationsstrukturen der Universität bzw. der
Trägerinstitution eines Großklinikums, die in vieler Hinsicht nicht die
Erwartungen an eine von den Mitgliedern getragene, sondern
Institutsentwicklung erfüllen sondern ihre eigenen Regularien haben. Ein Blick in
die Zukunft, der sich aber auf Erfahrung stützen kann, könnte die Vision eines
Zusammenschlusses von freien und universitären Ausbildungsinstituten sein, in
denen die Kooperationspartner ihre jeweilige Expertise einbringen.

15.00 – 17.00 Uhr           Kaffeepause individuell

18.00 – 19.30 Uhr           COWAP Committee on Women and
                            Psychoanalysis
                            Moderation:
                            Ingrid Moeslein-Teising, Bad Hersfeld

18.15 – 19.45 Uhr           Gruppenanalytische Großgruppe
                            Bietet die Möglichkeit, unsere Erlebnisse und
                            Erfahrungen während der Tagung gemeinsam
                            zu untersuchen, zu vertiefen und weiter zu
                            entwickeln. Es sind alle Teilnehmer der Tagung
                            zur Großgruppe eingeladen. Die Teilnahme
                            bedarf keiner vorherigen Anmeldung.
                            Leitung:
                                •    Heribert Knott, Stuttgart
                                •    Jörg von Hacht, Hamburg

18.15 – 19.45 Uhr           Treffen des Geschäftsführenden Vorstands
                            mit dem Vorstand der Weiterbildung Psycho-
                            analytische Sozial- und Kulturtheorie und
                            den Institutsbeauftragten

20.00 Uhr                   Empfang

20.15 Uhr                   Festabend in zwei Räumen mit
                            Begegnungen, Gesprächen und Tanz
                            Edwin – Scharff – Haus
                            Musik nach Wunsch mit
                            Deejot Roterfreibeuter
Samstag, 6. Mai 2017

SAMSTAG, 6. MAI 2017

Vortrag                     Rückschau mit Blick auf die Zukunft der
09.00 – 10.15 Uhr           Psychoanalyse: eine zweite Chance
                               •   Juan Pablo Jiménez, Santiago de Chile
                            Moderation: Horst Kächele, Ulm

10.15 – 10.45 Uhr           Kaffeepause

Parallele Foren und Arbeitsgruppen

Forum IX                    Koreferat und Diskussion zum
10.45 – 12.45 Uhr           Vortrag von Juan Pablo Jiménez
                               •   Angela Mauss-Hanke, Wolfratshausen
                            Moderation: Christina Schwilk, Ulm

Forum X                     "AMON:
10.45 – 12.45 Uhr           Mein Großvater hätte mich erschossen":
                            Transgenerationelle Weitergabe des Traumas.
Öffentliche Veranstaltung   Lesung und Gespräch
                               •   Jennifer Teege, Hamburg
                            Moderation: Liudvika Tamulionyté, Ulm
Forum XI                Ausbildungsforum – Psychoanalytische
10.45 – 12.45 Uhr       Säuglingsbeobachtung als wünschenswertes
                        Element unserer Ausbildung
                        Ausschnitte aus dem Verlauf einer
                        Säuglingsbeobachtung – intensive Gefühle
                        im Beobachter und ihre Entwicklung
                            •   Christa Braun, Köln
                        Anmerkungen aus der Sicht einer erfahrenen
                        Leiterin von begleitenden Seminaren zur
                        Säuglingsbeobachtung
                           • Antje Netzer-Stein, London
                        Moderation: Claudia Frank, Stuttgart
Mit dem Ausbildungsforum würden wir gerne die in Bad Homburg
begonnene Diskussion über psychoanalytische Säuglingsbeobachtung
als wünschenswertes Element unserer Ausbildung fortführen. Hatten wir
bei ersten Mal die genaue Schilderung von Erstkontakten mit Familien,
welche der Durchführung einer einjährigen psychoanalytischen Baby-
bzw. Kleinkindbeobachtung zustimmten, zum Ausgangspunkt genommen,
so wird dieses Mal mit Hilfe von Vignetten ein Verlauf im Mittelpunkt
stehen. Christa Braun wird einige detaillierte Auszüge aus ihrer
Beobachtung von Frederike vorstellen, die aus Stundenprotokollen aus
der Anfangszeit und der späteren Zeit einer einjährigen Beobachtung
stammen. Frederike „werde weniger problematisch als das erste Kind
sein“, so war das Empfinden der Mutter vor der Geburt. Mit welchen
Gefühlen und gegebenenfalls auch Handlungsimpulsen die Beobachterin
von dem intimen Miteinander von Mutter und Tochter in der
Gegenübertragung zu tun, gegebenenfalls auch zu ringen hatte, wird
einen Fokus der Darstellung bilden
 „Primitive“, vorsprachliche Lebensäußerungen und psychische Zustände
des kleinen Säuglings können heftige, emotionale Prozesse im
Beobachter evozieren, die unter Umständen nicht sofort verstanden
werden und somit ausgehalten werden müssen, ohne rasche Lösungen
bereit zu haben. Es wird deutlich werden, dass ein wesentliches Ziel
dieser Lernerfahrung darin besteht, diese sehr eigenen Gefühle,
Empfindungen und Phantasien kennen zu lernen und einen inneren
Raum dafür zu entwickeln, um darüber nachdenken zu können, ohne in
schnelles Handeln auszuweichen. Ein weiteres Lernen besteht darin, das
je individuelle Mutter-Kind Paar genau zu beobachten, zu erleben, mit
welchen Herausforderungen sie beide alltäglich zu kämpfen haben und
wie dieses Baby bestimmte Mechanismen entwickelt, mit unvermeidlichen
Frustrationen umzugehen. Dies hilft, sich frühkindliche Entwicklungen und
Konflikte dann auch in der analytischen Arbeit besser vorstellen zu
können.
Antje Netzer-Stein wird in unserem Forum den Part übernehmen, die
wöchentlichen begleitenden Gruppensitzungen als wesentlichen
Bestandteil dieses Ausbildungselements darzustellen. Um ein
zunehmendes Vertraut-werden mit regressiven Zuständen und ein
Nachdenken auf einer anderen Ebene zu ermöglichen, werden die
Beobachtungsprotokolle regelmäßig besprochen. Aus dieser Sicht wird
die erfahrene Leiterin solcher Seminare in London das Material
kommentieren. Claudia Frank wird die Diskussion moderieren.

Forum XII               Kulturpsychoanalyse
10.45 – 12.45 Uhr       Statements:
                            •   Christoph E. Walker, Ammerbuch
                            •   Karin Nitzschmann, Bremen
                            •   Gerhard Schneider, Mannheim
Unser Anliegen ist – auf dem Hintergrund der zurückliegenden
Erfahrungen aus den Jahren 2009-2016 – das Forum
‚Kulturpsychoanalyse’ weiter zu entwickeln und eine neue Konzeption zu
finden, sowohl formal wie inhaltlich. In knappen Statements (ca. 30 min.)
werden hierzu von den Moderatoren einige Schwerpunkte aufgegriffen:
     - Hintergrund und Anliegen, die zu dem Buch
         „Kulturpsychoanalyse heute“ (2017) geführt haben (Karin
         Nitzschmann),
     - Perspektiven zukünftigen kulturpsychoanalytischen Forschens
         und Nachdenkens (Gerhard Schneider),
     - Das Fremde und Neue als Aufgabe (Christoph Walker).

Im Anschluss daran gibt es ausreichend Zeit (60 min.) für eine
ausführliche gemeinsame Diskussion dieser Themen.
Forum XIII              Forschungsforum
10.45 – 12.45 Uhr       Transmission von frühen Vernachlässigungs-
                        und Misshandlungserfahrungen
                        "Meine Kindheit – Deine Kindheit"
                            •   Anna Buchheim, Innsbruck
                            •   Harald Gündel, Ulm
                        Zur Kombination von klinischer und
                        extraklinischer Forschung in der LAC
                        Depressionsstudie
                            •   Marianne Leuzinger-Bohleber,
                                Frankfurt/M.
Longitudinalstudien und retrospektive Erhebungen zeigen deutlich, dass
früh einwirkende Stressfaktoren wie z. B. unsichere Bindungserfahrungen
sowie traumatische Erfahrungen Langzeitfolgen für psychische
Erkrankungen haben. In diesem vom BMBF geförderten Verbundprojekt
untersucht ein Consortium verschiedener Forscher aus Ulm, München,
Magdeburg und Innsbruck in einem Untersuchungszeitraum von 3 Jahren
psychologische, biologische und soziale Transmissionsmechanismen bei
einer großen Anzahl von Müttern (n=280) im Kontext der möglichen
Weitergabe von Misshandlung und Vernachlässigung. Neben den
mütterlichen Maltreatment-Erfahrungen werden Vulnerabilitäts- und
Resilienzfaktoren erfasst: 1. Stresssystem (psychologische und
biologische Variablen (z. B. HPA-Achse, Epigenetik, Psychopathologie);
2. Bindungssystem (mütterliche Bindungsrepräsentationen), Mutter-Kind-
Interaktion, physiologische Korrelate von Bindung wie z. B. Oxytocin; 3.
soziales System (familiäres Unterstützungssystem). In diesem
Symposium wird das Konzept des umfassenden Studiendesigns
vorgestellt sowie erste Befunde aus Teilstichproben. Dabei fokussieren
wir insbesondere auf die erhobenen Bindungsrepräsentationen der
Mütter, die mittel eines Bindungsinterviews (Adult Attachment Projective
Picture System) erfasst wurden, bei dem Abwehrprozesse,
Selbstwirksamkeit, Synchronizität und Verbundenheit im Bindungskontext
anhand von Narrativen qualitativ und quantitativ analysiert werden. Es
werden Zusammenhänge von mütterlichen Bindungsrepräsentationen
und kindlicher Entwicklung vorgestellt und einige experimentelle Befunde
aus der neurobiologischen Grundlagenforschung.

Forum XIV              Arbeitskreis zum Thema Geflüchtete
10.45 – 12.45 Uhr      Von der "Unfähigkeit zu trauern" zur
                       "Willkommenskultur"
                       Kulturpsychoanalytische Thesen zur
                       Geschichte der Bundesrepublik
                           •   Hans-Jürgen Wirth, Gießen
                       Asyl-Café: Brücken für Geflüchtete.
                       Erfahrungen eines Helfers
                           •   Andreas Bilger, Ulm
                       Moderation:
                       Gertraud Schlesinger-Kipp, Kassel
Forum XV                Ständiges Forum zu Fragen der Ethik
10.45 – 12.45 Uhr       Wie viel Zwischenmenschlichkeit braucht
                        eine therapeutische Beziehung?
                        Nutzung der neuen Medien. Mobile Erreich-
                        barkeit der Analyse via Skype
                        Der hintergründige, nahezu unmerklich
                        zunehmende und zumeist unreflektierte
                        Einfluss der neuen Medien auf die
                        therapeutische Beziehung
                            •   Rupert Martin, Köln
                         Alte und neue Briefe
                            •   Horst Kächele, Ulm
                         Moderation:
                         Gudrun Behrens-Hardt, Wetzlar
                         Sabine Lorenz, Köln
Wer kennt nicht die folgende Situation: Nach der face-to-face-Begrüßung
beim Hausarzt oder auch Facharzt wendet dieser sich dem Bildschirm mit
all unseren Daten zu und vermittelt, diese sind ihm wichtiger als wir. Wer
traut sich, eine kritische Äußerung in dieser gestörten
Kommunikationsform zu machen. Der „wegschauende Arzt“ ist als Teil
des Systems nicht nur verpflichtet, unser Datenbild im Blick zu haben,
sondern muss auch noch selber Protokoll führen, d.h. Daten eingeben.
Umso mehr schätzen wir Analytiker die direkte Begegnung des
psychotherapeutischen Kontaktes. Bedroht wird er aber ebenfalls durch
die Angebote der neuen Medien, die sich verlockend ausweiten. Hierzu
wird Herr Martin mit dem Thema:
„Der hintergründige, d.h. unmerklich zunehmende und zumeist
unreflektierte Einfluss der neuen Medien auf die therapeutische
Beziehung“ Stellung nehmen. Die neuen Medien sind in der Welt, wie
gehen wir damit um, ohne uns zu verlieren. Der Beitrag von Herrn
Kächele: „Alte und neue Briefe“ zeigt, wie in kritischen Situationen wir
diese auch nutzen können. Er bezieht sich auf seine Arbeit: Eine Notfall-
SMS-Intervention bei chronischer Suizidalität“, in der eine SMS-
Konversation gerade durch die „Knappheitsbedingungen“ affektive
Verdichtungen gestalten konnte und ein bestehendes Arbeitsbündnis in
einer ansonsten bestehenden Pausensituation erhalten werden konnte.
Forum XVI              "Wie er mir gegenüber gestanden ist mit
10.45 – 12.45 Uhr      seinem frechen, jungen Blick, da hab ich's
                       gewusst... er oder ich!" (Arthur Schnitzler)
                       Der Laios-Komplex – Zur Psychodynamik der
                       Begegnung der Generationen
                           •   Leopold Morbitzer, Tübingen
                       Moderation: Patricia Finke-Lange, Heidelberg
Der Referent beschäftigt sich mit dem gewaltsamen Generationswechsel
in König Ödipus und dem verhinderten Generationswechsel in Ödipus auf
Kolonos. In beiden Fällen kommt es zum Bruch zwischen den
Generationen. Der Ödipus-Komplex ist in seinem Kern eine Konfrontation
zwischen den Generationen, ein Kampf auf Leben und Tod um
Autonomie, Autorität und Verantwortung. Die ödipale Perspektive dieser
Konfrontation ist uns in Theorie und Klinik wohlvertraut. Der Referent
beschäftigt sich demgegenüber mit der komplementären Perspektive der
Eltern. Denn vor Ödipus hatte das Orakel bereits seinem Vater Laios
verkündet, dass er durch den Sohn sterben würde. Das Orakel bringt zum
Ausdruck, dass es nicht ein anonymes Schicksal ist, welches einem nach
dem Leben trachtet, sondern der eigene Nachwuchs, der einen ersetzen
wird und dem die Zukunft gehört. Die in der Psychoanalyse
vernachlässigte Erwachsenenpsychologie will der Referent um ein
modifiziertes Konzept des Laios-Komplexes erweitern. Der Laios-
Komplex ringt mit der Anerkennung der Vergänglichkeit und
Unvermeidlichkeit des Todes und dem Wandel der Generationen. Die
Zumutung dieser Lebenstatsache wird seltener thematisiert, ist für den
Referenten aber gerade auch für die Ausbildung von Psychoanalytikern
und deren Zukunft relevant, denn die Ausbildung ist per se eine
generative Aufgabe, bei der eine ältere, erfahrenere Generation versucht
einer jüngeren Generation etwas beizubringen, von der sie eines Tages
verdrängt und ersetzt werden wird. Die Psychodynamik der
Wechselseitigkeit von Ödipus- und Laios-Komplex wird der Referent
anhand des Briefwechsels zwischen Sigmund Freud mit seinem Schüler
Sándor Ferenczi eingehender untersuchen.
Forum XVII             Postgraduierte InterVisionen
10.45 – 12.45 Uhr      Um überregional eine Brücke zwischen DPV-
                       Mitgliedern zu bilden, die in den letzten Jahren
                       ihr Kolloquium absolviert haben, möchten wir auf
                       den DPV-Kongressen eine Intervisionsgruppe für
                       Postgraduierte etablieren.
                       Wir wollen über den fallbezogenen Austausch
                       hinaus Raum für zukunftsweisende Visionen
                       bieten, die sich bei unserer (klinischen) Arbeit
                       ergeben und identitätsstiftend für uns
                       AnalytikerInnen sein können.
Es ist eine offene Gruppe ohne
                        Teilnehmerbegrenzung. Um Voranmeldung
                        sowie um Mitteilung eines Wunsches, Ihren Fall
                        vorzustellen, wird unter praxis@dr-med-roos.de
                        gebeten.
                         Moderation: Regine Roos, Ulm
                                     Katrin Albert, Ulm
Um überregional eine Brücke zwischen DPV-Mitgliedern zu bilden, die in
den letzten Jahren ihr Kolloquium absolviert haben, möchten wir auf den
DPV-Kongressen eine Intervisionsgruppe für Postgraduierte etablieren.

Wir wollen, über den fallbezogenen Austausch hinaus, Raum für
zukunftsweisende Visionen bieten, die sich bei unserer (klinischen) Arbeit
ergeben und identitätsstiftend für uns AnalytikerInnen sein können.

Es ist eine offene Gruppe ohne Teilnehmerbegrenzung. Um
Voranmeldung - sowie um Mitteilung eines Wunsches, Ihren Fall
vorzustellen - wird unter praxis@dr-med-roos.de gebeten.
12.45 – 13.45 Uhr       Mittagspause

12.45 – 13.45 Uhr       Ausschuss für Fortbildung und
                        Nachwuchsförderung
                        Moderation: Dorothee Stoupel, Berlin

12.45 – 13.45 Uhr       Vorstandskommission Psychoanalytische
                        Sozial- und Kulturtheorie mit den Beauftragten
                        der Institute
                        Moderation: Michael Eickmann, Gießen

Forum XVIII             Forum für Öffentlichkeitsarbeit und
13.45 – 15.15 Uhr       Nachwuchsförderung
                            •   Dorothee Stoupel, Berlin
                            •   Sönke Behnsen, Wuppertal
Studierende in die Institute! Wie Ausbildungsinteressierte erste
Erfahrungen mit Psychoanalyse gewinnen können

Eine der verlässlichsten Möglichkeiten, um neuen Nachwuchs für
psychoanalytische Aus- und Weiterbildungen zu gewinnen, ist der
persönliche Kontakt zwischen Psychoanalytikern und Studierenden.
Maßgebliche eigene Erfahrungen, die eine positive Entscheidung
entstehen lassen, bilden sich gut im gemeinsamen psychoanalytischen
Arbeiten.
Zwei Möglichkeiten dazu stellen Katja Westlund-Morgenstern, Hamburg,
und Marc Dannhäuser, Köln, vor: das Hamburger Angebot
„Psychoanalyse auf dem Heimweg“ und den Kölner „Studientag
Psychoanalyse für Studierende“.
AG 2                     COWAP Committee on Women and
13.45 – 15.15 Uhr        Psychoanalysis
                         Die schwule Frau: eine Variante weiblicher
                         Transidentität
                         Theorie und Kasuistik
                             •   Elisabeth Imhorst, Köln
                         Moderation:
                         Ingrid Moeslein-Teising, Bad Hersfeld

AG 3                     Bindungsforschung und Psychoanalyse
13.45 – 15.15 Uhr            •   Anna Buchheim, Innsbruck
                             •   Carl Eduard Scheidt, Freiburg
In der Arbeitsgruppe werden zunächst Grundbegriffe der Klinischen
Bindungsforschung erläutert und die Implikationen der
Bindungsdiagnostik (Narrative am Beispiel von Bindungsinterviews) für
die Psychosomatik und Psychotherapie dargestellt. Dabei liegen
zahlreiche Befunde über Zusammenhänge zwischen Bindungsmerkmalen
und therapeutischer Beziehung vor, von Ergebnissen zur Vorhersage von
Therapieergebnissen, zur Veränderung von Bindungsmustern im
Therapieverlauf sowie über Bindungsmuster von Psychotherapeuten.
Hierbei wird die Bereitstellung einer sicheren Basis für die Exploration als
ein wesentliches, bindungsrelevantes Charakteristikum der
therapeutischen Beziehung angesehen. Es gibt inzwischen auch einige
Untersuchungen, die nachweisen, dass unsichere und desorganisierte
Bindungsrepräsentationen von Patienten durch Psychotherapie auf
narrativer Ebene signifikant verbessert werden können. Diese weisen
darauf hin, dass durch psychodynamische Psychotherapie die mentale
Verarbeitungsstruktur von unsicheren und traumatischen
Bindungserfahrungen signifikant veränderbar ist. Im Symposium werden
Beispiele von eigenen durchgeführten und laufenden Psychotherapie-
Studien zur Veränderung von Bindungsmustern bei verschiedenen
Störungsbildern vorgestellt.
AG 4                    Psychoanalyse und Psychosen – Brüche und
13.45 – 15.15 Uhr       Brücken – Vergangenheit, Gegenwart und
                        Zukunft
                             •   Klaus Hoffmann, Reichenau
                             •   Michael Nerad, Konstanz
                        Moderation: Friedemann Pfäfflin, Ulm
Sigmund Freud war gegenüber der psychoanalytischen Behandlung
Psychosekranker überwiegend skeptisch und begründete dies mit der
fehlenden Übertragungsfähigkeit dieser Patienten, die derart in ihrer
schweren narzisstischen Situation gefangen blieben, dass sie die Welt
nur aus ihrem Blickwinkel wahrnehmen und erleben könnten („Wo diese
Neigung zur Gefühlsübertragung fehlt oder durchaus negativ geworden
ist, wie bei der Dementia praecox und der Paranoia, da entfällt auch die
Möglichkeit einer psychischen Beeinflussung des Kranken.“ GW XIV: 68).
Dies kontrastierte mit Praxis, Theorie und Erfahrung früher Mitarbeiter,
die sowohl im stationären (Karl Abraham, Ludwig Binswanger, Paul
Federn, Carl Gustav Jung, Hermann Rorschach, Paul Schilder, Sabina
Spielrein) als auch im ambulanten Bereich (Karl Landauer) mit
Psychosekranken arbeiteten. All diesen Autorinnen und Autoren
verdanken wir bis heute praxisrelevante Konzepte und Anregungen.
Abraham formulierte heute wieder sehr aktuell gewordene Verknüpfungen
zwischen sexuellen Traumatisierungen und psychotischen Symptomen.
Binswanger setzte mit Freuds Förderung psychoanalytische Konzepte im
multiprofessionellen stationären Alltag um und vertrat eine therapeutische
Gestaltung des gesamten Milieus. („Ich verwahre mich nachträglich
dagegen, als hätte ich Sie mit der Zuweisung der Aufgabe, die
Psychoanalyse       in    die   Anstaltspraxis    einzuführen,  von     der
wissenschaftlichen Arbeit ausschließen wollen… Ich meinte nur, die
Technik bedürfe für die Anstaltspraxis gewisser Abänderungen, die
niemand besser als Sie wird beurteilen können.“ Freud an Binswanger
30.01.1911.) Federn formulierte die Ich-Stärkung als wesentliches
therapeutisches Prinzip, ebenfalls in der multiprofessionellen Arbeit
gemeinsam mit der analytisch geschulten Krankenschwester Gertrud
Schwing, heute würde man von supportiver in Abgrenzung von
expressiver Behandlung sprechen. Jungs Assoziationsexperimente und
Rorschachs Form-Deute-Versuche wurden immer wieder als
Verlaufsuntersuchungen        analytischer     Psychosen     Behandlungen
eingesetzt. Schilder veröffentlichte die erste Gesamtschau psychiatrischer
Krankheitsbilder aus psychoanalytischer Sicht, und Spielreins
Ausarbeitung des Todestriebs als destruktive narzisstische Energie wurde
von Freud mit Verweis auf ihre Arbeit in „Jenseits des Lustprinzips“ (GW
XIII: 59) aufgegriffen. Landauer zeigte mit seiner „passiven Technik“, dass
es wichtig sein kann, Patienten ihr Wahnmaterial einfach darstellen zu
lassen und zart die zugrunde liegenden Affekte, meist Angst und
Einsamkeit, anzusprechen, dies aber in der Bindung einer verlässlichen
therapeutischen Beziehung.
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