BRÜCHE UND BRÜCKEN: Ausführliche Tagungsinformationen Wege der Psychoanalyse in die Zukunft - DPV-Frühjahrstagung 2017
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ausführliche Tagungsinformationen BRÜCHE UND BRÜCKEN: Wege der Psychoanalyse in die Zukunft DPV-Frühjahrstagung 2017 Ulm, 3. – 6. Mai 2017 Golden Tulip Hotel - Edwin-Scharff-Haus - Neu-Ulm
Titelbild: Liudvika Tamulionyté, Ulm 2017 Programm- und Organisationskomitee: Katrin Albert, Gebhard Allert, Andreas Bilger, Heike Bill, Valeska Bindrich, Daniel Feil, Claudia Frank, Maria Johne, Beate Kächele, Horst Kächele, Regine Roos, Tanja Rosenow, Andrea Rutsch, Gerd Schmithüsen, Christina Schwilk, Jane Spiekermann, Liudvika Tamulionyté, Jörg Weidenhammer
EINLADUNG ZUR FRÜHJAHRSTAGUNG 2017 Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste, ganz herzlich möchten wir Sie zur Frühjahrstagung der Deutschen Psycho- analytischen Vereinigung (DPV) nach Ulm einladen. "doch schauen wir uns an um zu sehen wer wir sind stehen wir im gleichen unerbittlichen wind" Zitat von Raoul Schrott: Erste Erde Epos; Hanser Verlag 2016, S. 571. Wie bleibt man Psychoanalytiker in diesem "unerbittlichen Wind", der um uns herum, manchmal auch zwischen uns und in uns weht, in einer Welt, die im Begriff zu sein scheint, sich neu zu definieren? Der rasche Wandel entfaltet seine erschütternde Wirkung auf die heutige Zeit und unsere Zivilisation. Sogar von „Umwertung der Werte“ ist die Rede. Unsere Patienten und auch wir Psycho- analytiker fragen uns, wo stehen wir und wie geht es mit uns weiter? Im Grunde ist jede Entwicklung krisenhaft, folglich sind Brüche auch "normal". Gleichzeitig wird angesichts dieser Wandlungen das Bedürfnis, sich über die Brüche hinweg zu- sammenzuschließen und Brücken zu bauen, groß. Daher haben wir für die Tagung in Ulm den Titel "Brüche und Brücken: Wege der Psychoanalyse in die Zukunft" als Thema gewählt. Wir haben namhafte Refe- renten und Gäste aus benachbarten und auch ferneren Disziplinen, Bereichen und Ländern eingeladen. Auch aus unseren Reihen sind vielfältige und bewegende Beiträge hervorgegangen. Im Rahmen der Hauptvorträge werden wir über Brücken gehen zwischen Soziologie und Psychoanalyse, Ethik und psychoanalytischer Technik. Wir werden zurück und nach vorne blicken und über die zweite Chance für die Psychoanalyse hören und diskutieren. In Foren und Arbeitsgruppen werden wir Brücken erforschen und schlagen in die akademische Welt, in Ethno- und Kulturpsychoanalyse, in Mythologie, in Archäologie und in die Behandlung von Traumatisierungsstörungen. Neue Entwicklungen in der Theorie und Technik, einschließlich der aktuellen Diskussion zur Transparenz und Teilhabe, werden Thema sein. Wir befragen die "Eltern und Großeltern" der Psychoanalyse und untersuchen, wie sieht es mit der "Willkommenskultur" sowie mit dem Einfluss der neuen Medien auf den Alltag im Behandlungsraum aus – und, wie gestaltet sich dieser postmoderne Behandlungsraum? Auch uns selbst werden wir fragen, wo liegen unsere Potentiale und wo unsere möglichen Fallgruben? Wir pflegen weiter die Brücke zwischen Generationen und führen nicht nur das Programm für Studierende fort, sondern haben auch ein neues Forum "InterVisionen" für die Postgraduierten ins Leben gerufen. Wir hoffen, wir haben für jeden von Ihnen ein vielfältiges und interessantes Programm zusammengestellt. Kommen Sie zu uns, damit wir gemeinsam dem un- erbittlichen Wind trotzen oder auch seine Kraft nutzen und mit ihm segeln. Wir freuen uns, Sie in Ulm begrüßen zu dürfen. Gebhard Allert Liudvika Tamulionyté Vorsitzender der DPV für das Programm- und Organisationskomitee
Mittwoch, 3. Mai 2017 PROGRAMM MITTWOCH, 3. MAI 2017 Ort: Golden Tulip Hotel & Edwin-Scharff-Haus Silcherstraße 40 89231 Neu-Ulm 11.00 – 12.30 Uhr Sitzung des Geschäftsführenden Vorstands 13.00 – 16.00 Uhr Sitzung der Institutsleiter 13.00 – 16.00 Uhr Sitzung des Zentralen Ausbildungsausschusses 16.30 – 20.00 Uhr Sitzung des Gesamtvorstands 20.00 Uhr Geselliges Beisammensein der Postgraduierten im: Café im Kornhauskeller Hafengasse 19 89073 Ulm
Donnerstag, 4. Mai 2017 DONNERSTAG, 4. MAI 2017 Ort: Golden Tulip Hotel & Edwin-Scharff-Haus Silcherstraße 40 89231 Neu-Ulm 09.00 – 10.30 Uhr Sitzung des Programm- und Organisationskomitees 09.00 – 10.30 Uhr Aufnahmevorträge 10.30 – 11.00 Uhr Kaffeepause 11.00 – 12.30 Uhr Aufnahmevorträge 10.00 – 14.00 Uhr Ausschuss für Gesundheits- und Berufspolitik Moderation: Rupert Martin, Köln 11.00 – 12.30 Uhr Treffen Geschäftsführender Vorstand mit Ethikrat und Ethikkommission Moderation: Gebhard Allert, Ulm 11.00 – 14.00 Uhr Ausschuss Öffentlichkeit und interdisziplinärer Dialog Moderation: Sönke Behnsen, Wuppertal 12.30 – 13.30 Uhr Sitzung des Geschäftsführenden Vorstands 12.30 – 14.15 Uhr Mittagspause 12.45 – 14.15 Uhr Treffen des Vorstandes und des Kuratoriums der DPV-Stiftung Moderation: Georg Bruns, Bremen
12.45 – 14.15 Uhr Sitzung des Zentralen Ausbildungs- ausschusses 14.15 – 16.00 Uhr Mitgliederversammlung 16.00 – 16.30 Uhr Kaffeepause 16.30 – 19.00 Uhr Fortsetzung Mitgliederversammlung 19.00 – 20.00 Uhr Imbiss 19.30 – 19.50 Uhr Einführung in die Fotoausstellung „Brüche und Brücken – das fotografische Duett“ • Bettina Michel, Stuttgart Öffentlicher Vortrag Psychoanalytisches Arbeiten mit Menschen aus anderen Kulturen: Brücken und Brüche 20.00 – 21.15 Uhr • Maya Nadig, Bremen Moderation: Gebhard Allert, Ulm Das therapeutische oder forschende Arbeiten mit Menschen aus anderen Kulturen führt leicht zu Fehleinschätzungen und Missverständnissen, weil die psychoanalytischen Theorien in der europäischen Kultur entwickelt wurden. Solche Schwierigkeiten sind exemplarisch erfahrbar in der Therapie mit Menschen in der Migration, auf der Flucht oder auch in meinen Untersuchungen bei den Mosuo in Südchina. Eine Voraussetzung für einen Brückenschlag zwischen psychoanalytischen Grundkonzepten und dem Fremden besteht in der Bereitschaft, Brüche und Verschiebungen in der eigenen Sichtweise und im eigenen theoretischen Fundus zu akzeptieren. Es bedeutet, das eigene Nicht- Verstehen auszuhalten und dem unvertrauten Anderen Raum zu gewähren. Die damit verbundene innere Erschütterung bringt psychoanalytische Konzeptionen vorsichtig in Bewegung, die dann plötzlich dazu verhelfen kann, mit dem Anderen und Fremden in Berührung zu kommen und ihn zu fühlen - vielleicht in seiner Fremdheit zu verstehen. anschließend Empfang FREITAG, 5. MAI 2017 08.30 – 09.00 Uhr Begrüßung der Studierenden
Treffpunkt: • Tanja Rosenow, Neu-Ulm Tagungsbüro/Anmeldung • Esther Horn, Stuttgart 09.00 – 09.30 Uhr Eröffnung der Tagung • Iris Mann, Ulm Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Soziales der Stadt Ulm • Liudvika Tamulionyté, Ulm Vorsitzende der Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Ulm • Gebhard Allert, Ulm Vorsitzender der DPV Vortrag "Try again, fail better" 09.30 – 11.00 Uhr Über die sinnvolle, aber schwierige Beziehung zwischen Psychoanalyse und Soziologie • Johann August Schülein, Wien Moderation: Christina Schwilk, Ulm 11.00 – 11.30 Uhr Kaffeepause Vortrag Gefährdete Begegnungen – von der Arbeit 11.30 – 13.00 Uhr an Grenzen. Brüche und Brücken im wechselvollen Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Ethik • Gebhard Allert, Ulm Moderation: Friedemann Pfäfflin, Ulm Fragen der Ethik haben in den vergangenen 20 Jahren in den medizinischen Wissenschaften wie auch im Bereich von Psychotherapie und Psychoanalyse große Bedeutung bekommen. Die Einführung von Ethikrichtlinien seitens der IPA (1998) wie in den nachfolgenden Jahren in allen psychoanalytischen Fachgesellschaften und so auch in der DPV, hat zu einer nachhaltigen Stimulierung des Diskurses ethischer Fragen geführt. Der die Spannung des Tagungsthemas unmittelbar aufgreifende Vortrag möchte das oft schwierige und wechselvolle Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Ethik entlang einer kurzen Skizze der historischen Entwicklungslinie entfalten und dabei zum anderen auf einige zentrale inhaltliche Schwerpunkte eingehen, die mit unserer klinischen Arbeit in der persönlichen, therapeutischen Begegnung verbunden sind. Unter Bezugnahme auf einige frühe Verwicklungen, in denen sich die Gefährdung und das Scheitern der psychoanalytischen Beziehung eindrücklich manifestierten, werden die Bedeutung der auf Freud zurückgehenden Ethik der Technik der Psychoanalyse mit den grundlegenden Prämissen der Anonymität, Abstinenz und Neutralität kurz vorgestellt. Im Hinblick auf die weiteren Entwicklungen der psychoanalytischen Technik im Rahmen der Objektbeziehungstheorie und
intersubjektiver Ansätze wird entfaltet, wie die Veränderung unserer Konzeption der psychoanalytischen Beziehung auch zu einer Veränderung der psychoanalytischen Technik und damit zu Revisionen und Neuformulierungen im Bereich der psychoanalytischen Ethik geführt haben. Bezug nehmend auf neuere Entwicklungen in der Ethikdiskussion mit einer starken Fokussierung auf das Prinzip der Autonomie sowie die korrespondierenden Entwicklungen im psychotherapeutischen und psychoanalytischen Feld mit einer intensiven Diskussion um Patientenrechte und Fehlerkultur soll abschließend diskutiert werden, wie sich die Verschränkung zwischen psychoanalytischer Methode und ethischen Implikationen heute darstellt. 13.00 – 15.00 Uhr Mittagspause
13.30 – 14.30 Uhr Führung im Ulmer-Münster Treffpunkt: • Kathrin Schulthess, Ulm Haupteingang des Münsters Bitte melden Sie sich für die Führung auf unserem Anmeldeformular bzw. über die Onlineanmeldung an. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 Personen begrenzt und die Gebühr beträgt 5,00 €. 13.15 – 14.45 Uhr Treffen der berufspolitisch für die DPV in der DGPT aktiven Ärzte und Psychologen (DGPT-Landesverbände, Beirat der DGPT, Kammern, KVen) Moderation: Rupert Martin, Köln 13.15 – 14.45 Uhr Arbeitskreis Kinder - und Jugendlichenpsychoanalyse Moderation: Angelika Staehle, Darmstadt 13.15 – 14.45 Uhr AG Neue Medien, Website Psychoanalytische Online Community Moderation: Reinhard Herold, Tübingen 13.15 – 14.45 Uhr Erweiterte Hochschul - und Forschungskommission Moderation: Marianne Leuzinger-Bohleber, Frankfurt/M. 13.15 – 14.45 Uhr Osteuropa-Kommission Moderation: Christa Hack, Mainz 13.15 – 14.45 Uhr AK Ethnopsychoanalyse Moderation: Mahrokh Charlier, Frankfurt/M. Horst Brodbeck, Ratingen
Parallele Foren und Arbeitsgruppen Forum I Koreferat und Diskussion zum Vortrag von 15.00 – 18.00 Uhr Johann August Schülein • Dorothee Stoupel, Berlin Koreferat und Diskussion zum Vortrag von Gebhard Allert • Michael Gingelmaier, Bruchsal Moderation: Georg Bruns, Bremen Im Forum I am Freitagnachmittag werden Dorothee Stoupel und Michael Gingelmaier in ihren Koreferaten Stellung zu den Vorträgen des Freitagvormittags nehmen und Anregungen für die Diskussion im Plenum liefern. Dorothee Stoupel, in ihren Gedanken zu dem Vortrag von Johann August Schülein ("Try again, fail better. Über die sinnvolle, aber schwierige Beziehung zwischen Psychoanalyse und Soziologie"), betrachtet die Geschichte der zwei Disziplinen. Das Gerücht, Psychoanalyse sei eine unwissenschaftliche Form der Spekulation, gebe es seit ihren Anfängen bei Freud. Die Psychoanalyse sei wie die Soziologie eine relativ junge Wissenschaft und teile mit dieser eine Reihe interner, externer und anfänglich auch institutionsgeschichtlicher Probleme. Schülein zeige in seinem Vortrag differenziert auf, weshalb die Kooperation zwischen den beiden Wissenschaften trotzdem gegenwärtig so schwierig sei. Dann geht sie von dieser pessimistischen Beziehungsbeschreibung aus, nimmt den darin enthaltenen leidenschaftlichen Aufruf Schüleins ernst und versucht am Beispiel psychoanalytischer und soziologischer Begriffe nach möglichen Brücken zu schauen. Michael Gingelmaier vertieft in seinem Koreferat zum Vortrag von Gebhard Allert ("Gefährdete Begegnungen – von der Arbeit an Grenzen. Brüche und Brücken im wechselvollen Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Ethik") die Überlegungen zum Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Ethik unter zwei Gesichtspunkten: 1. dem des Selbstverständnisses der institutionalisierten Psychoanalyse, besonders der DPV, in ethischen Fragen und 2. dem der Bedeutung der Ethik im besonders sensiblen Feld der analytischen Ausbildung. Dabei geht er einerseits der, allen entgegenstehenden Erfahrungen zum Trotz, immer wieder auftauchenden Idee nach, die Psychoanalyse brauche keine Ethik, weil die bereits in der Methode oder Technik der Psychoanalyse enthalten sei, fragt andererseits, ob die analytische Methode selbst nicht auch ethisch bedenkliche Elemente enthalte und inwieweit eine konsequente ethische Betrachtung sie in Frage stelle.
Forum II Forum Kinder - und Jugendlichen- 15.00 – 18.00 Uhr psychoanalyse Trauma-/Handlungsnarrativ und (Mit)- Agieren in der Kinderanalyse – Brücken zu den inneren Brüchen unserer Patienten Fallmaterial mit Videobeispielen • Alfred Walter, Augsburg Moderation: Heribert Blaß, Düsseldorf Kurz zum Hintergrund: im. Moment ist in der Trauma Therapie viel von Narrativen die Rede, die den Patienten seitens der Therapeuten angeboten werden. Dass die Kinder und Jugendlichen diese selber kurativ entwickeln, scheint unbekannt zu sein – entsprechend wird das psychoanalytische Verständnis nicht wahrgenommen. In meinen Ausführungen würde ich gerne den Verlauf von zwei Kindertherapien kurz darstellen: beide Jungen sind 1./2. Klasse GS; frühes körperliches Trauma durch lebensbedrohliches Asthma kurz nach Geburt bzw. Leukämie im 2. Lj. Der erste entwickelte eine Depression mit sozialem Rückzug und massiven Konflikten mit der Mutter (von den 150h Therapie habe ich einige Video-Aufzeichnungen); der zweite Junge (aktuell ca. 70h ), von den Ärzten und der Mutter schon aufgegeben, überlebte und entwickelte in seiner Einsamkeit autistoide Bewältigungsmuster, die sich in hochmanipulativem (und darin selbstwirksamem) fabulierendem Agieren und einem extrem heftigen ADHS äußerten; beides ist inzwischen zurückgegangen. Anhand dieser beiden Fälle würde ich gerne induktiv 1. einige Überlegungen zu Trauma- bzw. Handlungs-Narrative als kreative und kurative Bewältigungsversuche unserer Patienten mitteilen, 2. unser unhintergehbares und not-wendiges inneres (z.B. Gegenübertragung) und äußeres Mit-Agieren beschreiben und 3. zusammenfassend einige behandlungstechnische Momente hinsichtlich (Trauma)Narrativ und Mitagieren benennen. Anhand von zwei ausführlich dargestellten Kindertherapien mit frühen körperlichen und Beziehungstraumata und deren sehr individueller Bewältigungsdynamik soll den Trauma- bzw. Handlungsnarrativen unserer Patienten als kreativer und kurativer Bewältigungsversuche der inneren Brüche nachgespürt sowie unser therapeutisches unhintergehbares und not-wendiges inneres und äußeres Mit-Agieren und Verstrickt sein beschrieben und diskutiert werden. Hierbei soll die Möglichkeit geboten werden anhand exemplarischer Videosequenzen von Sitzungen das Thema vertieft und ein Detail zu reflektieren.
Forum III Forum des Ethnopsychoanalytischen 15.00 – 18.00 Uhr Arbeitskreises in der DPV Die Wirkung fremder Sprache zwischen Brüchen und Brücken Teil 1 Impulsreferat: Zur Wirkung der fremden Sprache im analytischen Raum • Valérie Bouville, Bonn Pause Teil 2 Fallvorstellung: Die Begegnung von Fremd und Fremd in einer Fremdsprache in der Fremde Diskussion nach dem Modell der Ethno- psychoanalytischen Deutungswerkstatt • Nasim Ghaffari, Frankfurt/M. Moderation: Horst Brodbeck, Ratingen Frau Bouville wird einen Einblick in die Auswirkungen der Nutzung einer fremden Sprache in der analytischen Behandlung geben. Die Sprache kann als besonders empfindliches Instrument wertvolle Hinweise auf unbewusste Vorgänge liefern. Was aber geschieht, wenn beide, Patient und AnalytkerIn, sich einer fremden Sprache bedienen müssen? Sie geht davon aus, dass das Verdrängte und Abgespaltene auch in der benutzten Fremdsprache „zur Oberfläche gelangen kann, wenn das Paar Patient-Analytiker in die Lage kommt, sie zu über-setzen“, also Brücken findet. Frau Ghaffari wird über die therapeutische Begegnung mit einem Patienten aus Afrika berichten, der drei Sprachen spricht wie sie selber, bei der sie aber in der einzigen, die sie gemeinsam haben, nämlich in Englisch kommunizieren mussten. Was diese (Flüchtlings-) Behandlung auszeichnet, ist sozusagen „die Begegnung von Fremd und Fremd in einer Fremdsprache in der Fremde“ und die kontinuierliche Frage: wie baut man da Brücken, wenn die Brüche und die Fremdheit so im Vordergrund stehen? Im Rahmen einer Deutungswerkstatt versuchen wir dann, die Problematik des Patienten und die unbewusste Kommunikation in der gemeinsamen Fremdsprache zu verstehen oder aber die Bruchstellen zu erkennen. ,
Forum IV Psychoanalysen bei Traumatisierung: 15.00 – 18.00 Uhr Abbruchkrisen verstehen Das vergessene Kind – das zerstörte Vertrauen des Kindes nach Suizid der Mutter • Maria Johne, Leipzig Krieg, Trauma, Depression – die Abbruchdrohung als potentieller Durchbruch im analytischen Prozess • Christina Schwilk, Ulm Negative therapeutische Reaktion als Abbruchkrise • Mathias Hirsch, Düsseldorf Moderation: Anna Buchheim, Innsbruck Das vergessene Kind – das zerstörte Vertrauen des Kindes nach Suizid der Mutter Verliert ein Kind seine Mutter durch Suizid, hat dies eine besondere Bedeutung für dessen Entwicklung. Oft geht dem Suizid eine lange Phase der Drohung voraus, in der sich die Mutter anklagend gegenüber den Familienmitgliedern äußert. „Die Drohung (stellt) kein isoliertes Ereignis dar, vielmehr bildet sie einen integralen Bestandteil eines ganzen Komplexes aggressiver Äußerungen und Handlungen, die sich innerhalb der Familie als unentwegte Querelen zwischen den Eheleuten, als körperliche Misshandlung, sexuelle Probleme etc. manifestieren.“ (Cohen, Y. 2004, 100-101) Kommt es zum Verlust des Objektes durch Suizid, entstehen dadurch schwere traumatische Beschädigungen des Kindes. Die Tatsache, bewusst von der Mutter für immer verlassen worden zu sein, kann zu einem Stillstand in der kindlichen Entwicklung führen, die eine Fragmentierung des Ichs bis hin zu einer totalen Auflösung ins Nichts nach sich ziehen kann. Das Vertrauen des Kindes in sich selbst und in die Welt ist zerstört. Um in psychoanalytischen Behandlungen einen Weg für diese schwer traumatisierten Patienten zu finden, bedarf es einer besonderen Beachtung der Übertragung und Gegenübertragung zwischen den oft noch sehr jungen Patienten und dem Analytiker. Destruktive Verlassenheitsängste bestimmen die analytische Beziehung und können bis zum Abbruch der Behandlung führen. Wie mit diesen Verlassenheitsängsten in einer psychoanalytischen Behandlung umgegangen werden kann, möchte die Autorin an Hand eines klinischen Beispiels einer jugendlichen Patientin beschreiben und auf die besonderen Übertragungs-und Gegenübertragungskonstellationen in der Psychoanalyse eingehen. Krieg – Trauma – Depression - Psychoanalyse: die Abbruchdrohung als potentieller Durchbruch Die anhaltende Ausgesetztheit in der Kindheit in einer (Objekt-)Welt, geprägt von „man-made disaster“, mündet häufig langfristig in eine chronische Depression (Honig et al 1999, siehe Bohleber 2006). Kommen im analytischen Prozess die
traumatisch bedingten, seelisch abgespaltenen, destruktiven Affekte in die Übertragung, können Phantasie und Realität nicht mehr unterschieden werden. Im konkretistischen Erleben droht destruktives Ausagieren mit Gefährdung der analytischen Beziehung. F. Henningsen (2012) betonte, dass es dabei „immer … um die Anerkennung des eigenen Hasses und der damit verbundenen Schamgefühle“ (S. 209) gehe. Sie skizzierte ihre implizite Theorie in den Psychoanalysen mit Traumatisierten mit den Worten: „Über die Reaktualisierung eines Sicherheitsgefühls in der Beziehung konnte der Hass gebunden und später weiter bearbeitet werden.“ (ebd.) Ihre Anregungen begleiten mich in der eigenen klinischen Arbeit, wie ich an klinischen Szenarien einer Psychoanalyse darstellen möchte. Negative therapeutische Reaktion als Abbruchkrise Krise bedeutet Zuspitzung einer Entwicklung, die sich sowohl zum Guten als auch zum Schlechten wenden kann; Krisen in der Therapie schwerer gestörter Patienten lassen sich nicht vermeiden, entweder führen sie zu neuen positiven Entwicklungen oder zu Enttäuschung, Aggression bei beiden Protagonisten, im extremen Fall zum Therapieabbruch. Die negative therapeutische Reaktion enthält bekanntlich das Paradox, wie Freud erstaunt feststellte, dass eine gute analytische Arbeit, die eigentlich Fortschritte in der Entwicklung befördern sollte, im Gegenteil eine Symptomverschlechterung zur Folge hat. Objektbeziehungstheoretisch gesehen kann das Paradox so aufgelöst werden: Sind der Analytiker und die Therapie anfangs gute Objektrepräsentanzen, die Entwicklung zu größerer Autonomie versprechen, werden sie dann als Trennungsbedrohung erlebt, wenn der implizite Druck, sich von den wenn auch traumatisierenden Primärobjekten zu trennen, zu groß wird. Der Analytiker bildet sich nun feindlich-negativ ab (obwohl er doch meint, das Beste zu wollen), da er dem Patienten den letzten Halt nehmen will und noch längst keine bessere Alternative bieten kann. Die entstehende Krise wendet sich nun entweder zum Guten, der Patient hin zu neuen, „guten“ Objekten, die durch die Therapie repräsentiert werden, oder er kehrt auf Grund von Abhängigkeit und Schuldgefühl („entlehntes Schuldgefühl“, Freud 1923) zu den alten destruktiven Objekten zurück, zu ihren Internalisierungen bzw. äußeren Repräsentanten, z.B. sadomasochistischen Partnerbeziehungen. Ein negativer Ausgang ist umso wahrscheinlicher, je weniger der Patient die Als-ob-Qualität des Übertragungsgeschehens realisieren kann, je weniger auch der Analytiker angesichts von heftigen Gegenübertragungsgefühlen oder projektiv- identifikatorisch bedingten Impulsen (Kränkung, Eifersucht, Rivalität) gelassen bleiben kann.
Forum V Veränderungen der analytischen Technik 15.00 – 18.00 Uhr Die Brückenfunktion der introjektiven Identifizierung • Karl-Albrecht Dreyer, Ulm Toleranz für Unvorhersehbares und Aufmerksamkeit für Kontexte • Manfred G. Schmidt, Köln Moderation: Reinhard Herold, Tübingen Transparenz und Teilhabe – Veränderungen der Technik In einer zeitgemäßen Auffassung von Psychoanalyse und Psychotherapie gewinnen die Transparenz des psychoanalytischen/psychotherapeutischen Handelns, die Teilhabe des Patienten an den Gedanken seines Behandlers und motiviertes, eigenverantwortliches Mitwirken am analytischen Prozess einen wesentlich höheren Stellenwert. Unsere Profession wird durch diese Kultur der Transparenz und Teilhabe den Veränderungen im politisch-gesellschaftlichen Umfeld unseres Tuns gerecht. Implizit sind Transparenz und Teilhabe in unserer psychoanalytischen Haltung und unseren Behandlungen verankert, wenngleich häufig noch zwiespältig. Es fehlt noch die eingehende Betrachtung des theoretischen Kontextes der beiden Begriffe »Transparenz« und »Teilhabe« und die eingehende Beschreibung der klinischen Auswirkungen von Transparenz und Teilhabe auf den psychoanalytischen und psychotherapeutischen Prozess. Diesen Fragen geht das Forum nach und gibt aktuelle Antworten. Die Beschreibung und Bearbeitung von Transparenz und Teilhabe findet aus einer intersubjektiven Sicht auf Übertragung, Gegenübertragung, Agieren und den psychoanalytisch/psychotherapeutischen Prozess insgesamt statt. Im Forum werden auch die Dialektik zwischen Kontinuität und Diskontinuität im psychoanalytischen/psychotherapeutischen Prozess und das unterschätzte Abwehrphänomen der introjektiven Identifizierung in ihrer Bedeutung für Transparenz und Teilhabe betrachtet. Das Forum ist klinisch orientiert und bietet durch Koreferate verschiedene Sichtweisen. Insgesamt wird eine Einführung in das neuerschienene Buch gleichen Namens des Autors gegeben. Forum VI Die Psychoanalytische Arbeit von Stunde zu 15.00 – 18.00 Uhr Stunde Langweilig oder explosiv – Schwierigkeiten, Teilnahme nur für Raum entstehen zu lassen Mitglieder u. Kandidaten psychoanalytischer • Uta Zeitzschel, Hamburg Gesellschaften Moderation: Ursula Ostendorf, Hamburg
Forum VII Von "Trauer und Melancholie" zu 15.00 – 18.00 Uhr "Die Angst vor dem Zusammenbruch" In Zusammenarbeit mit dem "Jahrbuch der Psychoanalyse“ Melancholie und Zusammenbruch: Eine Neubetrachtung von Freuds "Trauer und Melancholie" • Bernd Nissen, Berlin Jenseits der Melancholie: Von "Trauer und Melancholie" zu "Die Angst vor dem Zusammenbruch" • Jacques Press, Genf Moderation: Johannes Picht, Schliengen Melancholie und Zusammenbruch: Eine Neubetrachtung von Freuds "Trauer und Melancholie" Der Autor versucht zu zeigen, dass Freuds „bildliche Schilderung“ der Melancholie das breite Spektrum schwer depressiver Dynamiken intuitiv besser einfängt als präzise Terminologie. Die Melancholie kann Zustände objektaler Vorwurfsdynamiken und schwerer autistoider Konstellationen umfassen, die sich als Abwehr von Zusammenbrüchen verstehen lassen. Winnicotts Modell des breakdown wird kurz umrissen. An einem Fallbeispiel wird diese Dynamik skizziert und dabei gezeigt, dass ein solcher analytischer Prozess sowohl die Entfaltung der Abwehr des Zusammenbruchs umfasst als auch auf Präsenzmomente zusteuert. Solche Prozesse sind nicht bi-personal, sondern dezentral zu begreifen. Jenseits der Melancholie: Von "Trauer und Melancholie" zu "Die Angst vor dem Zusammenbruch" Der Autor gewinnt seine Überlegungen aus doppelter Quelle: seiner klinischen Erfahrung, in der sich Oszillationen zwischen melancholischen Bewegungen und Bewegungen des Zusammenbruchs finden; und einer theoretischen Sicht auf den Zusammenbruch als zentralen psychosomatischen Kreuzungspunkt. Er unterwirft „Trauer und Melancholie“ (Freud 1917e) und „Die Angst vor dem Zusammenbruch“ (Winnicott 1991 [1974]) einer vergleichenden Analyse und kommt zu der Hypothese, dass die Melancholie eine der hartnäckigsten Abwehrmaßnahmen gegen ein Erleben des Zusammenbruchs darstellt. Aus seiner Sicht ergibt sich daraus die klinische Konsequenz, dass es jeweils darum geht, von der melancholischen Abwehr zum ihr zugrundeliegenden Zusammenbruch zu gelangen
Forum VIII Zur leiblich-ästhetischen Dimension der 15.00 – 18.00 Uhr psychoanalytischen Situation Einführung: • Jörg Michael Scharff, Frankfurt/M. • Sebastian Leikert, Saarbrücken Affektresonanz und Prozessresonanz. Über intersubjektive Kommunikationsprozesse in der Psychotherapie. Eine Kasuistik, Bericht und Video • Reinhard Plassmann, Tübingen • Koreferat: Joachim Albert Küchenhoff, Liestal Moderation: Delaram Habibi-Kohlen, Bergisch Gladbach Zur leiblich-ästhetischen Dimension der psychoanalytischen Situation Jörg Scharff, Sebastian Leikert Große Fragen, kleine Schritte In letzter Zeit sind unter verschiedenen Stichworten sinnliche, leiborientierte Aspekte der psychoanalytischen Situation in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Ziel der AG ist es, bislang weniger artikulierte Aspekte der psychoanalytischen Behandlungssituation vertiefend zu beschreiben und dabei gleichzeitig auch die Theoriediskussion ein Stück weit voranzubringen, in dem die genannten Phänomene stärker mit der psychoanalytischen Begrifflichkeit verknüpft werden. Eine AG, die über eine Zeit von 4 Kongressen eine Zusammenarbeit organisiert, kann – womöglich mit abschließender Publikation der Ergebnisse – einen kleinen Beitrag auf diesem Weg leisten. Behandlungstechnisches Praxiswissen Jeder Psychoanalytiker entwickelt, oft vielleicht nur vorbewusst, eine Sensibilität für Stimmklang, Atmosphäre, kinetische Phänomene in Übertragung und Gegenübertragung und spezifische, leiblich-gestische Artikulationen beim Patienten wie bei sich selbst. Es soll der Versuch unternommen werden, gezielt die Aufmerksamkeit auf diese Phänomene zu richten, sie in klarer Form zu beschreiben und weiter daran zu arbeiten, diese in den Korpus des psychoanalytischen Behandlungswissens aufzunehmen. Stand der Theorie der leiborientierten Behandlungstechnik Im Bereich der kinästhetisch leiborientierten Fragestellung fällt auf, dass z.B. philosophische Begrifflichkeiten (Zwischenleiblichkeit, präsentative Symbolik), neurobiologische Konzepte (Embodied Memory), Konzepte aus der Gedächtnisforschung (implizites Wissen) oder der Sprechakttheorie und Theaterwissenschaften (Performanz) in die Diskussion einfließen. Es soll, stets bezogen auf eine konkrete Kasuistik, diskutiert werden, welche genuin psychoanalytischen Denktraditionen man zur Beschreibung des Geschehens heranziehen kann oder wie sich der Psychoanalyse benachbarte Denkweisen an
eine Theorie des Unbewussten und des psychischen Apparats annähern lassen. Fragestellungen: Prinzipiell bezieht sich die vorsprachlich-leibnahe Dimension auf alle Aspekte der Behandlungstechnik. Pragmatisch ist es daher sinnvoll, sich auf einige Fragestellungen zu fokussieren: • leibnahe Phänomene in Übertragung und Gegenübertragung, • episodische Engramme, nicht deklaratives Gedächtnis, Körpergedächtnis • Interventionstechniken, die auf die leibnah-kinästhetische Dimensionen abzielen • welche Miniprozesse und Verlaufsformen lassen sich beschreiben? Personen: In diesem dritten von vier Terminen moderiert NN. Die beiden Initiatoren des Forums, Jörg Scharff und Sebastian Leikert, werden kurz darstellen, welcher Weg bisher zurückgelegt wurde. Dann wird Reinhard Plassmann eine Kasuistik mit dem Thema "Affektresonanz und Prozessresonanz. Über intersubjektive Kommunikationsprozesse in der Psychotherapie. Eine Kasuistik." vorstellen, Joachim Küchenhoff wird kommentieren. Abstract für Vortrag Reinhard Plassmann (Tübingen): Affektresonanz und Prozessresonanz. Wie komplexe Systeme kommunizieren. Für seelische Erkrankungen spielt eine entscheidende Rolle, ob die Regulation starker negativer Emotionen gelingt oder scheitert. Deshalb stehen im Mittelpunkt des therapeutischen Geschehens komplexe Vorgänge von Emotionswahrnehmung und Emotionsregulation. Der therapeutische Prozess beginnt mit einem intersubjektiven Geschehen, was man Affektresonanz nennen kann, dabei werden nicht nur die emotionalen Inhalte und Themen wahrgenommen, sondern zugleich auch deren Regulation, Transformation und Verlaufskontur. Dieser zweite Vorgang kann Prozessresonanz genannt werden. Der Vortrag hat das Ziel, zu überlegen, wie dieses komplexe intersubjektive Geschehen abläuft und wie es therapeutisch gehandhabt und genutzt werden kann. Nach diesem allgemeinen Teil besteht der Hauptteil des Vortrags aus einer ausführlichen Kasuistik. AG 1 Lernen und Lehren der Psychoanalyse an 15.00 – 18.00 Uhr der Universität Von Freud und Leid bei der Vermittlung psychoanalytischer Inhalte an die Studierenden der Medizin und Psychologie – ein Erfahrungsbericht • Claudia Subic-Wrana, Mainz Die psychoanalytische Leere an den Universitäten Fortsetzung auf der • Timo Storck, Berlin nächsten Seite
Freitag, 5. Mai 2017 Fortsetzung AG 1 Tiefenpsychologische und psycho- analytische Ausbildungsinstitute an der Universität. Ein Erfahrungsbericht und ein Blick in die Zukunft • Carl Eduard Scheidt, Freiburg Moderation: Horst Kächele, Ulm Von Freud und Leid bei der Vermittlung psychoanalytischer Inhalte an Studierende der Medizin und Psychologie – ein Erfahrungsbericht - Claudia Subic-Wrana, Mainz Abstract: Nach einem kurzen Überblick über die von Psychoanalytikern publizierten Erfahrungen bei der Vermittlung psychoanalytischer Inhaltein universitären Curricula sollen eigene Erfahrungen dargestellt und reflektiert werden. Unterschieden werden dabei drei Bereiche: (1) Vermittlung psychodynamisch orientierter „Softskills“ an Medizinstudenten (z.B. Technik von Arzt-Patienten Gesprächen); (2) Vermittlung psychoanalytischer Inhalte an Post- Graduate Studenten in Ausbildung in Verhaltenstherapie: (3) Rezeption eines Wahlpflichtseminars zur „Psychodynamischen Psychotherapie“ durch Studierende der Psychologie. Aus den Erfahrungen aus den unterschiedlichen Bereichen sollen Strategien abgeleitet und zur Diskussion gestellt werden, die dazu beitragen könnten, psychoanalytisches Basiswissen in den akademischen Heilberufen lebendig zu erhalten. Timo Storck Abstract für die Arbeitsgruppe Lernen und Lehren der Psychoanalyse an den Universitäten "In der Präsentation werden Überlegungen dazu angestellt, welche Faktoren zur prekären Lage der Psychoanalyse als Lehr- und Forschungsgebiet an Universitäten und Hochschulen in Deutschland geführt haben. Das schließt Bemerkungen zum Theorie-Praxis- bzw. zum Verhältnis zwischen "Forschen" und "Heilen" ein. Schließlich werden eigene Erfahrungen aus der universitären und außeruniversitären Lehre mit Studierenden der Psychologie, Philosophie, Sozialen Arbeit und künstlerischer Fächer sowie mit verhaltenstherapeutisch arbeitenden Kolleginnen und Kollegen vor und nach der Approbation vorgestellt und als Ausgangspunkt für eine Skizze der möglichen zukünftigen Vermittlung der Psychoanalyse an Universitäten, Hochschulen und postgradualen Ausbildungsstätten genutzt." Tiefenpsychologische und psychoanalytische Ausbildungsinstitute an der Universität. Ein Erfahrungsbericht und ein Blick in die Zukunft. CE Scheidt, Freiburg Am Beispiel des Ausbildungsinstitutes für tiefenpsychologische und psychoanalytische Psychotherapie an der Universitätsklinik Freiburg, das 1999 gegründet wurde und inzwischen seit 18 Jahren besteht, werden die Chancen und Probleme der Verankerung einer psychoanalytischen Ausbildung an der Universität dargestellt. Ausgehend von dem grundlegend kritischen Verhältnis von Psychoanalyse und Institution zeigt sich, dass die Einbindung der
Psychoanalyse an der Universität dennoch wichtige Impulse für den interdisziplinären Diskurs geben kann. Dies gilt für die Ausbildung von Medizin- und Psychologiestudenten, sowie für die zunehmend wichtiger werdenden Schnittstellen zwischen der Medizin und den Geistes- und Sozialwissenschaften, in denen nach wie vor großes Interesse an der Psychoanalyse besteht. Schwierigkeiten bereiten die Organisationsstrukturen der Universität bzw. der Trägerinstitution eines Großklinikums, die in vieler Hinsicht nicht die Erwartungen an eine von den Mitgliedern getragene, sondern Institutsentwicklung erfüllen sondern ihre eigenen Regularien haben. Ein Blick in die Zukunft, der sich aber auf Erfahrung stützen kann, könnte die Vision eines Zusammenschlusses von freien und universitären Ausbildungsinstituten sein, in denen die Kooperationspartner ihre jeweilige Expertise einbringen. 15.00 – 17.00 Uhr Kaffeepause individuell 18.00 – 19.30 Uhr COWAP Committee on Women and Psychoanalysis Moderation: Ingrid Moeslein-Teising, Bad Hersfeld 18.15 – 19.45 Uhr Gruppenanalytische Großgruppe Bietet die Möglichkeit, unsere Erlebnisse und Erfahrungen während der Tagung gemeinsam zu untersuchen, zu vertiefen und weiter zu entwickeln. Es sind alle Teilnehmer der Tagung zur Großgruppe eingeladen. Die Teilnahme bedarf keiner vorherigen Anmeldung. Leitung: • Heribert Knott, Stuttgart • Jörg von Hacht, Hamburg 18.15 – 19.45 Uhr Treffen des Geschäftsführenden Vorstands mit dem Vorstand der Weiterbildung Psycho- analytische Sozial- und Kulturtheorie und den Institutsbeauftragten 20.00 Uhr Empfang 20.15 Uhr Festabend in zwei Räumen mit Begegnungen, Gesprächen und Tanz Edwin – Scharff – Haus Musik nach Wunsch mit Deejot Roterfreibeuter
Samstag, 6. Mai 2017 SAMSTAG, 6. MAI 2017 Vortrag Rückschau mit Blick auf die Zukunft der 09.00 – 10.15 Uhr Psychoanalyse: eine zweite Chance • Juan Pablo Jiménez, Santiago de Chile Moderation: Horst Kächele, Ulm 10.15 – 10.45 Uhr Kaffeepause Parallele Foren und Arbeitsgruppen Forum IX Koreferat und Diskussion zum 10.45 – 12.45 Uhr Vortrag von Juan Pablo Jiménez • Angela Mauss-Hanke, Wolfratshausen Moderation: Christina Schwilk, Ulm Forum X "AMON: 10.45 – 12.45 Uhr Mein Großvater hätte mich erschossen": Transgenerationelle Weitergabe des Traumas. Öffentliche Veranstaltung Lesung und Gespräch • Jennifer Teege, Hamburg Moderation: Liudvika Tamulionyté, Ulm
Forum XI Ausbildungsforum – Psychoanalytische 10.45 – 12.45 Uhr Säuglingsbeobachtung als wünschenswertes Element unserer Ausbildung Ausschnitte aus dem Verlauf einer Säuglingsbeobachtung – intensive Gefühle im Beobachter und ihre Entwicklung • Christa Braun, Köln Anmerkungen aus der Sicht einer erfahrenen Leiterin von begleitenden Seminaren zur Säuglingsbeobachtung • Antje Netzer-Stein, London Moderation: Claudia Frank, Stuttgart Mit dem Ausbildungsforum würden wir gerne die in Bad Homburg begonnene Diskussion über psychoanalytische Säuglingsbeobachtung als wünschenswertes Element unserer Ausbildung fortführen. Hatten wir bei ersten Mal die genaue Schilderung von Erstkontakten mit Familien, welche der Durchführung einer einjährigen psychoanalytischen Baby- bzw. Kleinkindbeobachtung zustimmten, zum Ausgangspunkt genommen, so wird dieses Mal mit Hilfe von Vignetten ein Verlauf im Mittelpunkt stehen. Christa Braun wird einige detaillierte Auszüge aus ihrer Beobachtung von Frederike vorstellen, die aus Stundenprotokollen aus der Anfangszeit und der späteren Zeit einer einjährigen Beobachtung stammen. Frederike „werde weniger problematisch als das erste Kind sein“, so war das Empfinden der Mutter vor der Geburt. Mit welchen Gefühlen und gegebenenfalls auch Handlungsimpulsen die Beobachterin von dem intimen Miteinander von Mutter und Tochter in der Gegenübertragung zu tun, gegebenenfalls auch zu ringen hatte, wird einen Fokus der Darstellung bilden „Primitive“, vorsprachliche Lebensäußerungen und psychische Zustände des kleinen Säuglings können heftige, emotionale Prozesse im Beobachter evozieren, die unter Umständen nicht sofort verstanden werden und somit ausgehalten werden müssen, ohne rasche Lösungen bereit zu haben. Es wird deutlich werden, dass ein wesentliches Ziel dieser Lernerfahrung darin besteht, diese sehr eigenen Gefühle, Empfindungen und Phantasien kennen zu lernen und einen inneren Raum dafür zu entwickeln, um darüber nachdenken zu können, ohne in schnelles Handeln auszuweichen. Ein weiteres Lernen besteht darin, das je individuelle Mutter-Kind Paar genau zu beobachten, zu erleben, mit welchen Herausforderungen sie beide alltäglich zu kämpfen haben und wie dieses Baby bestimmte Mechanismen entwickelt, mit unvermeidlichen Frustrationen umzugehen. Dies hilft, sich frühkindliche Entwicklungen und Konflikte dann auch in der analytischen Arbeit besser vorstellen zu können. Antje Netzer-Stein wird in unserem Forum den Part übernehmen, die
wöchentlichen begleitenden Gruppensitzungen als wesentlichen Bestandteil dieses Ausbildungselements darzustellen. Um ein zunehmendes Vertraut-werden mit regressiven Zuständen und ein Nachdenken auf einer anderen Ebene zu ermöglichen, werden die Beobachtungsprotokolle regelmäßig besprochen. Aus dieser Sicht wird die erfahrene Leiterin solcher Seminare in London das Material kommentieren. Claudia Frank wird die Diskussion moderieren. Forum XII Kulturpsychoanalyse 10.45 – 12.45 Uhr Statements: • Christoph E. Walker, Ammerbuch • Karin Nitzschmann, Bremen • Gerhard Schneider, Mannheim Unser Anliegen ist – auf dem Hintergrund der zurückliegenden Erfahrungen aus den Jahren 2009-2016 – das Forum ‚Kulturpsychoanalyse’ weiter zu entwickeln und eine neue Konzeption zu finden, sowohl formal wie inhaltlich. In knappen Statements (ca. 30 min.) werden hierzu von den Moderatoren einige Schwerpunkte aufgegriffen: - Hintergrund und Anliegen, die zu dem Buch „Kulturpsychoanalyse heute“ (2017) geführt haben (Karin Nitzschmann), - Perspektiven zukünftigen kulturpsychoanalytischen Forschens und Nachdenkens (Gerhard Schneider), - Das Fremde und Neue als Aufgabe (Christoph Walker). Im Anschluss daran gibt es ausreichend Zeit (60 min.) für eine ausführliche gemeinsame Diskussion dieser Themen. Forum XIII Forschungsforum 10.45 – 12.45 Uhr Transmission von frühen Vernachlässigungs- und Misshandlungserfahrungen "Meine Kindheit – Deine Kindheit" • Anna Buchheim, Innsbruck • Harald Gündel, Ulm Zur Kombination von klinischer und extraklinischer Forschung in der LAC Depressionsstudie • Marianne Leuzinger-Bohleber, Frankfurt/M. Longitudinalstudien und retrospektive Erhebungen zeigen deutlich, dass früh einwirkende Stressfaktoren wie z. B. unsichere Bindungserfahrungen sowie traumatische Erfahrungen Langzeitfolgen für psychische Erkrankungen haben. In diesem vom BMBF geförderten Verbundprojekt
untersucht ein Consortium verschiedener Forscher aus Ulm, München, Magdeburg und Innsbruck in einem Untersuchungszeitraum von 3 Jahren psychologische, biologische und soziale Transmissionsmechanismen bei einer großen Anzahl von Müttern (n=280) im Kontext der möglichen Weitergabe von Misshandlung und Vernachlässigung. Neben den mütterlichen Maltreatment-Erfahrungen werden Vulnerabilitäts- und Resilienzfaktoren erfasst: 1. Stresssystem (psychologische und biologische Variablen (z. B. HPA-Achse, Epigenetik, Psychopathologie); 2. Bindungssystem (mütterliche Bindungsrepräsentationen), Mutter-Kind- Interaktion, physiologische Korrelate von Bindung wie z. B. Oxytocin; 3. soziales System (familiäres Unterstützungssystem). In diesem Symposium wird das Konzept des umfassenden Studiendesigns vorgestellt sowie erste Befunde aus Teilstichproben. Dabei fokussieren wir insbesondere auf die erhobenen Bindungsrepräsentationen der Mütter, die mittel eines Bindungsinterviews (Adult Attachment Projective Picture System) erfasst wurden, bei dem Abwehrprozesse, Selbstwirksamkeit, Synchronizität und Verbundenheit im Bindungskontext anhand von Narrativen qualitativ und quantitativ analysiert werden. Es werden Zusammenhänge von mütterlichen Bindungsrepräsentationen und kindlicher Entwicklung vorgestellt und einige experimentelle Befunde aus der neurobiologischen Grundlagenforschung. Forum XIV Arbeitskreis zum Thema Geflüchtete 10.45 – 12.45 Uhr Von der "Unfähigkeit zu trauern" zur "Willkommenskultur" Kulturpsychoanalytische Thesen zur Geschichte der Bundesrepublik • Hans-Jürgen Wirth, Gießen Asyl-Café: Brücken für Geflüchtete. Erfahrungen eines Helfers • Andreas Bilger, Ulm Moderation: Gertraud Schlesinger-Kipp, Kassel
Forum XV Ständiges Forum zu Fragen der Ethik 10.45 – 12.45 Uhr Wie viel Zwischenmenschlichkeit braucht eine therapeutische Beziehung? Nutzung der neuen Medien. Mobile Erreich- barkeit der Analyse via Skype Der hintergründige, nahezu unmerklich zunehmende und zumeist unreflektierte Einfluss der neuen Medien auf die therapeutische Beziehung • Rupert Martin, Köln Alte und neue Briefe • Horst Kächele, Ulm Moderation: Gudrun Behrens-Hardt, Wetzlar Sabine Lorenz, Köln Wer kennt nicht die folgende Situation: Nach der face-to-face-Begrüßung beim Hausarzt oder auch Facharzt wendet dieser sich dem Bildschirm mit all unseren Daten zu und vermittelt, diese sind ihm wichtiger als wir. Wer traut sich, eine kritische Äußerung in dieser gestörten Kommunikationsform zu machen. Der „wegschauende Arzt“ ist als Teil des Systems nicht nur verpflichtet, unser Datenbild im Blick zu haben, sondern muss auch noch selber Protokoll führen, d.h. Daten eingeben. Umso mehr schätzen wir Analytiker die direkte Begegnung des psychotherapeutischen Kontaktes. Bedroht wird er aber ebenfalls durch die Angebote der neuen Medien, die sich verlockend ausweiten. Hierzu wird Herr Martin mit dem Thema: „Der hintergründige, d.h. unmerklich zunehmende und zumeist unreflektierte Einfluss der neuen Medien auf die therapeutische Beziehung“ Stellung nehmen. Die neuen Medien sind in der Welt, wie gehen wir damit um, ohne uns zu verlieren. Der Beitrag von Herrn Kächele: „Alte und neue Briefe“ zeigt, wie in kritischen Situationen wir diese auch nutzen können. Er bezieht sich auf seine Arbeit: Eine Notfall- SMS-Intervention bei chronischer Suizidalität“, in der eine SMS- Konversation gerade durch die „Knappheitsbedingungen“ affektive Verdichtungen gestalten konnte und ein bestehendes Arbeitsbündnis in einer ansonsten bestehenden Pausensituation erhalten werden konnte.
Forum XVI "Wie er mir gegenüber gestanden ist mit 10.45 – 12.45 Uhr seinem frechen, jungen Blick, da hab ich's gewusst... er oder ich!" (Arthur Schnitzler) Der Laios-Komplex – Zur Psychodynamik der Begegnung der Generationen • Leopold Morbitzer, Tübingen Moderation: Patricia Finke-Lange, Heidelberg Der Referent beschäftigt sich mit dem gewaltsamen Generationswechsel in König Ödipus und dem verhinderten Generationswechsel in Ödipus auf Kolonos. In beiden Fällen kommt es zum Bruch zwischen den Generationen. Der Ödipus-Komplex ist in seinem Kern eine Konfrontation zwischen den Generationen, ein Kampf auf Leben und Tod um Autonomie, Autorität und Verantwortung. Die ödipale Perspektive dieser Konfrontation ist uns in Theorie und Klinik wohlvertraut. Der Referent beschäftigt sich demgegenüber mit der komplementären Perspektive der Eltern. Denn vor Ödipus hatte das Orakel bereits seinem Vater Laios verkündet, dass er durch den Sohn sterben würde. Das Orakel bringt zum Ausdruck, dass es nicht ein anonymes Schicksal ist, welches einem nach dem Leben trachtet, sondern der eigene Nachwuchs, der einen ersetzen wird und dem die Zukunft gehört. Die in der Psychoanalyse vernachlässigte Erwachsenenpsychologie will der Referent um ein modifiziertes Konzept des Laios-Komplexes erweitern. Der Laios- Komplex ringt mit der Anerkennung der Vergänglichkeit und Unvermeidlichkeit des Todes und dem Wandel der Generationen. Die Zumutung dieser Lebenstatsache wird seltener thematisiert, ist für den Referenten aber gerade auch für die Ausbildung von Psychoanalytikern und deren Zukunft relevant, denn die Ausbildung ist per se eine generative Aufgabe, bei der eine ältere, erfahrenere Generation versucht einer jüngeren Generation etwas beizubringen, von der sie eines Tages verdrängt und ersetzt werden wird. Die Psychodynamik der Wechselseitigkeit von Ödipus- und Laios-Komplex wird der Referent anhand des Briefwechsels zwischen Sigmund Freud mit seinem Schüler Sándor Ferenczi eingehender untersuchen. Forum XVII Postgraduierte InterVisionen 10.45 – 12.45 Uhr Um überregional eine Brücke zwischen DPV- Mitgliedern zu bilden, die in den letzten Jahren ihr Kolloquium absolviert haben, möchten wir auf den DPV-Kongressen eine Intervisionsgruppe für Postgraduierte etablieren. Wir wollen über den fallbezogenen Austausch hinaus Raum für zukunftsweisende Visionen bieten, die sich bei unserer (klinischen) Arbeit ergeben und identitätsstiftend für uns AnalytikerInnen sein können.
Es ist eine offene Gruppe ohne Teilnehmerbegrenzung. Um Voranmeldung sowie um Mitteilung eines Wunsches, Ihren Fall vorzustellen, wird unter praxis@dr-med-roos.de gebeten. Moderation: Regine Roos, Ulm Katrin Albert, Ulm Um überregional eine Brücke zwischen DPV-Mitgliedern zu bilden, die in den letzten Jahren ihr Kolloquium absolviert haben, möchten wir auf den DPV-Kongressen eine Intervisionsgruppe für Postgraduierte etablieren. Wir wollen, über den fallbezogenen Austausch hinaus, Raum für zukunftsweisende Visionen bieten, die sich bei unserer (klinischen) Arbeit ergeben und identitätsstiftend für uns AnalytikerInnen sein können. Es ist eine offene Gruppe ohne Teilnehmerbegrenzung. Um Voranmeldung - sowie um Mitteilung eines Wunsches, Ihren Fall vorzustellen - wird unter praxis@dr-med-roos.de gebeten. 12.45 – 13.45 Uhr Mittagspause 12.45 – 13.45 Uhr Ausschuss für Fortbildung und Nachwuchsförderung Moderation: Dorothee Stoupel, Berlin 12.45 – 13.45 Uhr Vorstandskommission Psychoanalytische Sozial- und Kulturtheorie mit den Beauftragten der Institute Moderation: Michael Eickmann, Gießen Forum XVIII Forum für Öffentlichkeitsarbeit und 13.45 – 15.15 Uhr Nachwuchsförderung • Dorothee Stoupel, Berlin • Sönke Behnsen, Wuppertal Studierende in die Institute! Wie Ausbildungsinteressierte erste Erfahrungen mit Psychoanalyse gewinnen können Eine der verlässlichsten Möglichkeiten, um neuen Nachwuchs für psychoanalytische Aus- und Weiterbildungen zu gewinnen, ist der persönliche Kontakt zwischen Psychoanalytikern und Studierenden. Maßgebliche eigene Erfahrungen, die eine positive Entscheidung entstehen lassen, bilden sich gut im gemeinsamen psychoanalytischen Arbeiten. Zwei Möglichkeiten dazu stellen Katja Westlund-Morgenstern, Hamburg, und Marc Dannhäuser, Köln, vor: das Hamburger Angebot
„Psychoanalyse auf dem Heimweg“ und den Kölner „Studientag Psychoanalyse für Studierende“. AG 2 COWAP Committee on Women and 13.45 – 15.15 Uhr Psychoanalysis Die schwule Frau: eine Variante weiblicher Transidentität Theorie und Kasuistik • Elisabeth Imhorst, Köln Moderation: Ingrid Moeslein-Teising, Bad Hersfeld AG 3 Bindungsforschung und Psychoanalyse 13.45 – 15.15 Uhr • Anna Buchheim, Innsbruck • Carl Eduard Scheidt, Freiburg In der Arbeitsgruppe werden zunächst Grundbegriffe der Klinischen Bindungsforschung erläutert und die Implikationen der Bindungsdiagnostik (Narrative am Beispiel von Bindungsinterviews) für die Psychosomatik und Psychotherapie dargestellt. Dabei liegen zahlreiche Befunde über Zusammenhänge zwischen Bindungsmerkmalen und therapeutischer Beziehung vor, von Ergebnissen zur Vorhersage von Therapieergebnissen, zur Veränderung von Bindungsmustern im Therapieverlauf sowie über Bindungsmuster von Psychotherapeuten. Hierbei wird die Bereitstellung einer sicheren Basis für die Exploration als ein wesentliches, bindungsrelevantes Charakteristikum der therapeutischen Beziehung angesehen. Es gibt inzwischen auch einige Untersuchungen, die nachweisen, dass unsichere und desorganisierte Bindungsrepräsentationen von Patienten durch Psychotherapie auf narrativer Ebene signifikant verbessert werden können. Diese weisen darauf hin, dass durch psychodynamische Psychotherapie die mentale Verarbeitungsstruktur von unsicheren und traumatischen Bindungserfahrungen signifikant veränderbar ist. Im Symposium werden Beispiele von eigenen durchgeführten und laufenden Psychotherapie- Studien zur Veränderung von Bindungsmustern bei verschiedenen Störungsbildern vorgestellt.
AG 4 Psychoanalyse und Psychosen – Brüche und 13.45 – 15.15 Uhr Brücken – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft • Klaus Hoffmann, Reichenau • Michael Nerad, Konstanz Moderation: Friedemann Pfäfflin, Ulm Sigmund Freud war gegenüber der psychoanalytischen Behandlung Psychosekranker überwiegend skeptisch und begründete dies mit der fehlenden Übertragungsfähigkeit dieser Patienten, die derart in ihrer schweren narzisstischen Situation gefangen blieben, dass sie die Welt nur aus ihrem Blickwinkel wahrnehmen und erleben könnten („Wo diese Neigung zur Gefühlsübertragung fehlt oder durchaus negativ geworden ist, wie bei der Dementia praecox und der Paranoia, da entfällt auch die Möglichkeit einer psychischen Beeinflussung des Kranken.“ GW XIV: 68). Dies kontrastierte mit Praxis, Theorie und Erfahrung früher Mitarbeiter, die sowohl im stationären (Karl Abraham, Ludwig Binswanger, Paul Federn, Carl Gustav Jung, Hermann Rorschach, Paul Schilder, Sabina Spielrein) als auch im ambulanten Bereich (Karl Landauer) mit Psychosekranken arbeiteten. All diesen Autorinnen und Autoren verdanken wir bis heute praxisrelevante Konzepte und Anregungen. Abraham formulierte heute wieder sehr aktuell gewordene Verknüpfungen zwischen sexuellen Traumatisierungen und psychotischen Symptomen. Binswanger setzte mit Freuds Förderung psychoanalytische Konzepte im multiprofessionellen stationären Alltag um und vertrat eine therapeutische Gestaltung des gesamten Milieus. („Ich verwahre mich nachträglich dagegen, als hätte ich Sie mit der Zuweisung der Aufgabe, die Psychoanalyse in die Anstaltspraxis einzuführen, von der wissenschaftlichen Arbeit ausschließen wollen… Ich meinte nur, die Technik bedürfe für die Anstaltspraxis gewisser Abänderungen, die niemand besser als Sie wird beurteilen können.“ Freud an Binswanger 30.01.1911.) Federn formulierte die Ich-Stärkung als wesentliches therapeutisches Prinzip, ebenfalls in der multiprofessionellen Arbeit gemeinsam mit der analytisch geschulten Krankenschwester Gertrud Schwing, heute würde man von supportiver in Abgrenzung von expressiver Behandlung sprechen. Jungs Assoziationsexperimente und Rorschachs Form-Deute-Versuche wurden immer wieder als Verlaufsuntersuchungen analytischer Psychosen Behandlungen eingesetzt. Schilder veröffentlichte die erste Gesamtschau psychiatrischer Krankheitsbilder aus psychoanalytischer Sicht, und Spielreins Ausarbeitung des Todestriebs als destruktive narzisstische Energie wurde von Freud mit Verweis auf ihre Arbeit in „Jenseits des Lustprinzips“ (GW XIII: 59) aufgegriffen. Landauer zeigte mit seiner „passiven Technik“, dass es wichtig sein kann, Patienten ihr Wahnmaterial einfach darstellen zu lassen und zart die zugrunde liegenden Affekte, meist Angst und Einsamkeit, anzusprechen, dies aber in der Bindung einer verlässlichen therapeutischen Beziehung.
Sie können auch lesen