2019 AUGSBURGER HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG E.V. AUGSBURGER PALLIATIVVERSORGUNG GEMEINNÜTZIGE GMBH AUGSBURGER HOSPIZ- UND PALLIATIVSTIFTUNG ...
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AUGSBURGER HOSPIZ- UND PALLIATIVVERSORGUNG E.V.
AUGSBURGER PALLIATIVVERSORGUNG GEMEINNÜTZIGE GMBH
AUGSBURGER HOSPIZ- UND PALLIATIVSTIFTUNG
2019
JAHRESBERICHTDas Bild auf der Titelseite entstand am 2. August 2019 und zeigt eine unserer Patient*innen beim ersten (und leider auch letzten) Fallschirmsprung ihres Lebens. Vier Jahre zuvor hatte sie ihn ihrer Tochter zum 18. Geburtstag geschenkt und schon damals war klar: Sie springen beide. Er war ein gemeinsamer Traum und schließlich sagte die Mutter: „Ich will das jetzt unbedingt machen, mit meiner Tochter. So als Allerletztes.“ Es wurde ein fantastischer Tag. Die Organisato- ren, das Timing, der Tandemspringer, der Flug, der Absprung, der freie Fall mit 220 Stunden- kilometern vom Himmel, das Hinabschweben und Landen – alles perfekt. Unsere Patientin war einfach nur glücklich. Sie spürte dank (voraus- schauender) palliativmedizinischer Versorgung den ganzen Tag keine Übelkeit, konnte mit ihrer Familie sogar Essen gehen und fühlte sich, als ob sie Bäume ausreißen könnte. Lesen Sie die ganze Geschichte ab Seite 63. 2 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.de
LIEBE LESERINNEN
U N D L E S E R!
Zehn Jahre Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e. V.: Die Zeit verfliegt, und wie all die Jahre
davor war auch 2019 ein emotionales und spannendes Jahr. Und noch eines ist mir aufgefallen: Die
Zeit verfliegt nicht nur, die Zeiten ändern sich auch.
Vieles, was uns in den ersten Jahren sehr beschäftigt hat, tritt in den Hintergrund. Anderes, Neues
fordert uns. Das heißt definitiv nicht, dass früher alles besser war und wir nun nach zehn Jahren
Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung sentimental zurückblicken auf die guten alten Zeiten.
Das meint, dass sich palliative Versorgung und Hospizarbeit mit wandeln und mit entwickeln muss,
in einer an Herausforderungen wahrlich nicht armen Welt.
Zuallererst möchte ich mich bei allen herzlich bedanken, die sich in unserem Verein, unserer ge-
meinnützigen GmbH und unseren Stiftungen für die Weiterentwicklung der Palliativversorgung und
Hospizarbeit in den vergangenen 10 Jahren so intensiv und mit Herzblut engagiert haben: sowohl in
der unmittelbaren Begleitung Schwerstkranker und Sterbender als auch im Hintergrund, am Telefon
oder Rechner, als Berater und Unterstützer, im Netzwerk und und und ...
ALLE 5 HANDLUNGSFELDER kann, umfasst es doch viele Details. Verbesse-
rungen sind nur im komplexen und damit auch
S I N D H A N D L U N G S FÄ H I G aufwändigen Miteinander zu erreichen.
Für die vielen und meist auch großen The- Ein Dank hier an die Gerichte, die uns immer
men, die wir uns vorgenommen haben, gibt wieder mit Bußgeld-Zuweisungen bedenken.
es mittlerweile Menschen im AHPV, die sich Diese Gelder sind für uns sehr wertvoll. Danke
nachhaltig darum kümmern. Wir würden noch auch an all die vielen weiteren Spender, Geld-
viel mehr tun, wenn wir das Geld hätten. Aber geber, Förderer und Partner.
auch für uns gilt: Ohne Moos nix los. Deswe-
Neben dem wachsenden Bedarf ist unsere
gen entwickeln wir uns langsamer als gewollt,
spezialisierte ambulante Palliativversorgung
dafür aber stetig und grundsolide finanziert.
auch personell mit gewachsen. Neben den
Veränderungen auf Bundesebene wird es
B E D A R F WÄ C H S T zukünftig möglicherweise noch weitere SAPV-
Allerdings zeichnet sich auch immer mehr ab, Teams in der Region geben. Darauf haben wir
dass wir mehr Förderung brauchen. Hospizar- reagiert und unsere internen Strukturen und
beit und Palliativversorgung sind eine umfas- Prozesse bereits jetzt analysiert und Änderun-
sende Aufgabe. Auch wenn das Ziel „Leben gen vollzogen.
bis zuletzt“ ganz knapp formuliert werden
Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen
Ihr
Dr. med. Dr. phil. Eckhard Eichner
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 3I N H A LT
3 Liebe leserinnen und Leser!
7 1. Grundlegendes
8 Was uns bewegt
8 Was Hospiz- und Palliativversorgung ist
10 10 Jahre AHPV e.V. – Vom Arbeitskreis zum Netzwerk
12 Werte des AHPV
13 Erklärung zur aktiven Sterbehilfe und
zum ärztlich assistierten Suizid vom 18. März 2020
15 Selbstverpflichtung zum Umgang mit Fördermitteln
18 Wo wir hinwollen
19 Organigramm
20 Organisationszentrale und Geschäftsstellen
21 Rahmenkonzept für Hospizarbeit und Palliativversorgung
in der Region Augsburg
24 Die Handlungsfelder des AHPV e.V.
27 2. Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V.
28 Die Ziele des AHPV e.V
28 Kooperation im Netzwerk
30 Die Mitglieder (Stand: 31.12.2019)
32 Die Menschen im Verein
33 Handlungsfeld I: Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit
33 10 Jahre Netzwerk – ein kleines Fest
34 Hospiz- und Palliativbeauftragter für die Vernetzung
mit den Alten- und Pflegeheimen
36 Internetauftritte
37 Publikationen
39 Handlungsfeld II: Versorgen
39 Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige GmbH
39 Bevorratung palliativmedizinisch relevanter Notfallmedikamente
39 Arbeitshilfen für Apotheken und Ärzte
40 Handlungsfeld III: Vorsorgen
40 Dimensionen des Sorgens
40 Advance Care Planning (ACP)
40 ACP-Beauftragte
41 Dokumente für die Vorsorge
42 Dokumente für die Vorsorge mit qualifizierter Beratung
42 Palliativer Behandlungsplan für Ärzte
42 Notfallmappe
42 Pädiatrischer Notfallbogen
43 Regionale Implementierung
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 543 Veranstaltung zur Vorsorge 67 Patientenmerkmale der
44 Vorträge Augsburger SAPV-Praxis 2019
45 Fortbildung von qualifizierten Beratern 70 Integrierte Allgemeine Palliativversorgung (i-APV)
45 Multiprofessionelle Fallbesprechungen 72 Die finanzielle Lage der gGmbH
45 Gesundheitliche Versorgungsplanung in Heimen 75 4. Stiftungen
46 Handlungsfeld IV: Fort- und Weiterbildung 76 Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung (AHPS)
46 Neu: Qualitätszirkel AAPV 76 Die Ziele der AHPS
46 Fort- und Weiterbildungen 2019 77 Die Gründungsstifter
47 Kooperationen 78 Die Organe der AHPS
48 Gemeinsamer Fortbildungskalender 78 Der Vorstand
48 Vorträge 78 Der Stiftungsrat
49 Augsburger Hospiz- und Palliativgespräche 78 Projekte und aktuelle Förderschwerpunkte
50 Handlungsfeld V: Fürsorgen 78 Die finanzielle Lage der Stiftung
50 Trauerangebote 81 Förderstiftung Augsburger Hospiz-
und Palliativversorgung
50 Hospizliche und palliative Beratungsangebote
in der Region 81 Die Ziele der Förderstiftung
50 Seelsorge-Arbeitskreis 81 Die Gründungsstifter
50 Selbstverständnispapier zu Seelsorge 81 Die Entscheidungsträger
und Spiritual Care 81 Die finanzielle Lage der Förderstiftung
52 Publikation zur Seelsorge 82 Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit
52 Vernetzung der Deelsorge 83 Geförderte Projekte
53 Forschungsarbeiten 84 Uns helfen helfen
53 Laufende Forschungsprojekte 87 Impressum
53 Pilotstudie zum Advance Care Planning
53 Abgeschlossene Forschungsprojekte
55 Vereinsfinanzen
57 3. Augsburger Palliativversorgung
gemeinnützige GmbH
58 Was SAPV ist
60 SAPV in der Region Augsburg
62 Palliative-Care-Teams
62 Nachruf Alexandra Nowak
63 Mit 220 Stundenkilometern vom Himmel! –
Erlebnisbericht einer Palliativpatientin
65 Öffentlichkeitsarbeit
66 Ethische Beratungen im ambulanten Kontext
6 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.deWA S U N S B E W E G T
WA S H O S P I Z- U N D
PA L L I AT I V V E R S O R G U N G I S T
»NICHT DEM LEBEN MEHR
TA G E , S O N D E R N D E N TA G E N
M E H R L E B E N G E B E N .«
8 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.deHospiz- und Palliativversorgung widmet sich ZUR BEGRIFFLICHKEIT
schwerstkranken Patienten, die nicht mehr
geheilt werden können. Im Zentrum steht die
» H O S P I Z« U N D » PA L L I AT I V«
Linderung der Symptome. Dafür ist ein hohes Hospizarbeit bezeichnet mehr den menschli-
Spezialwissen erforderlich, denn der Organis- chen Aspekt der Begleitung, z.B. viele eh-
mus eines Schwerkranken reagiert anders. Oft renamtliche Helfer, die da sind, Zeit haben,
sind mehrere belastende Symptome zeitgleich zuhören, Schweres mittragen. Alle diese
zu behandeln. Helfer sind hospizlich fortgebildet und die Hos-
Gleichzeitig wirft das nahende Lebensende pizdienste werden von hauptamtlichen Kräften
soziale, psychische und spirituelle Fragen geleitet.
auf – nicht nur beim Patienten selbst, son- Ein stationäres Hospiz ist eine Einrichtung,
dern auch bei den Angehörigen. Oft hängen in der todkranke Menschen ihre letzten Tage
alle diese Fragen miteinander zusammen leben können, wenn es zuhause nicht geht. In
und beeinflussen zudem die körperlichen einem Hospiz stehen Fachkräfte rund um die
Symptome. Hospiz- und Palliativversorgung Uhr zur Verfügung.
sind deshalb bemüht, den Patienten so zu Palliativmedizin und Palliativpflege haben
begleiten, dass sie alle Probleme und Kon- den Schwerpunkt auf der „ Palliation “, der
flikte lindern können. Deshalb kommen die Linderung von Symptomen und körperlichen
Helfer im Idealfall aus den verschiedensten Leiden.
Berufen und arbeiten Hand in Hand: ehren-
Jeder, der hospizlich oder palliativ arbeitet
amtliche Hospizhelfer, Ärzte, Pflegekräfte,
und hierfür auch über das nötige Fachwissen
Apotheker, Seelsorger, Psychologen, Sozial-
verfügt, weiß, dass er allein meist nicht genug
arbeiter, Physiotherapeuten, …
Linderung bringen kann und bezieht deshalb
auch Helfer aller anderen Berufsgruppen mit ein.
Der zugegebenermaßen sperrige Begriff
Hospiz- und Palliativversorgung ist der Versuch,
diesem Miteinander der vielen notwendigen
Hilfen einen gemeinsamen Namen zu geben.
Im Gebrauch sind auch die englischen Begriffe
Hospice Care bzw. Palliative Care. Der Charme,
aber auch die Spannung von „Care“ ist, dass er
„Versorgung“ und „Sorge“ gleichermaßen in
sich trägt.
Jenseits jeder Begrifflichkeit: Richtschnur des
Handelns in dieser an Herausforderungen so
übervollen Zeit muss immer der Wille des
Patienten sein: Was will er - noch? Was will er
nicht - mehr? Wie will er sterben? Die englische
Begründerin der Hospiz- und Palliativbewegung,
Dame Cicely Saunders, formulierte es so: »Nicht
dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen
mehr Leben geben.«
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 910 J A H R E A H P V E .V.
VOM ARBEITSKREIS ZUM
NE T Z WERK
2019 wurden 10 Jahre AHPV gefeiert – der
Same wurde aber vermutlich schon 2007 gelegt:
während eines Pausengesprächs beim zweiten
Palliative Care Kongress in Friedrichshafen. Dort
trafen sich Michael Strauß vom St. Vinzenz-Hos-
piz, Margarethe Beck vom Caritasverband,
Renate Flach von der Hospizgruppe „Albatros“
und Dr. Eckhard Eichner vom Klinikum Augs-
burg. Alle vier stellten fest, dass sie die neue
Versorgungsform „Spezialisierte ambulante
Palliativversorgung“ (SAPV) beunruhigte. Keiner
wusste damals, was das werden sollte und was Zum Vorsitzenden wurde Dr. Eckhard Eichner (re.)gewählt,
es bedeuten könnte. Stellvertreterinnen waren Dr. Margarethe Beck (2.v.l.) vom
Caritasverband und Renate Flach, Leiterin der Hospiz-Grup-
Diese Furcht vor dem Unbekannten, das wo- pe „Albatros“, links im Bild: Mitinitiator Michael Strauß
möglich die hospizliche und palliative Arbeit ver-
ändern würde, war die Triebfeder, um an jenem
Tisch in Friedrichshafen regelmäßige Zusam-
»Ich Weiß noch, als wäre es gestern gewesen, wie
menkünfte in Augsburg zu vereinbaren – noch
wir 2009 gemeinsam den AHPV gründeten. Ich
mit einem gehörigen Respekt und Misstrauen
erinnere mich an alle meine (auch gemischten)
voreinander. Um das Vertrauen zu entwickeln,
Gefühle, als wir an jenem 9. März 2009 zusam-
wurde am 16. Oktober 2007 die „Arbeitsge-
menkamen. Ich war ziemlich aufgeregt, weil wir
meinschaft für Sektorenübergreifende Hospiz-
so sehr versucht hatten, ein Miteinander trotz
und Palliativversorgung Augsburg“ gegründet.
der Konkurrenzen, Wertschätzung statt Abwehr,
Dieser lange Name sollte das Miteinander von
Ehrlichkeit, Offenheit und viele andere Werte
Hospizarbeit und Palliativversorgung ausdrücken.
in unserer Satzung und im Vereinsmiteinander
Den vier Personen war klar, dass sie nicht die unterzubringen. Und jetzt sind schon 10 gut ge-
Einzigen in Augsburg und Umgebung waren, füllte, tolle Jahre vergangen. Tempera fugit – Die
die sich mit diesem Thema beschäftigen. Viele Zeit verfliegt:« E. Eichner
Menschen hatten schon viele Jahre hart dafür
gearbeitet, gelitten und gelebt, dass das Sterben
in der Region zu einem Leben und nicht zu ei-
nem Leiden bis zuletzt wird. So luden sie alle zu
offenen Round-Table-Gesprächen ein, an deren
Ende der gemeinsame Verein gegründet wurde.
10 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.de2010
Star tseite › Lokales (Schwabmünchen) › Menschenwürdig bis zur letzten Lebensphase
GESUNDHEIT 24.03.2014
Menschenwürdig bis zur
letzten Lebensphase
Augsburgs Zukunft entsteht schon heute durch
das Engagement vieler. Besonders vorbildliche
Aktivitäten zeichnet die Stadt Augsburg
mit dem Augsburger Zukunftspreis aus.
Freuen sich über die Eröffnung
Partner der Zukunftspreises
des Augsburger AHPV-Geschäftsstelle im Schwabmünchner Bild: Christian Kruppe
Pfarrzentrum: AHPV-Vorsitzender Dr. Eckhard Eichner (links) und Michael Strauß
(leitende Pflegekraft).
In Schwabmünchen gibt es nun ein Palliativ-Care-Team
VON CHRISTIAN KRUPPE
Star tseite › Lokales (Augsburg Land) › Augsburger Ärzte wollen Sterbehilfe überflüssig machen
AUGSBURG 28.08.2014
Augsburger Ärzte wollen
Sterbehilfe überflüssig
machen
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 11WERTE DES AHP V
Grundsätzlich bekennen sich der Augsbur- Zu dieser Grundhaltung gesellt sich das berufs-
ger Hospiz- und Palliativversorgung e.V., die spezifische Fachwissen. Ärzte wie Pflege-
Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige kräfte benötigen ein hohes Maß an Wissen in
GmbH und die Augsburger Hospiz- und Pallia- Symptomkontrolle, angepasst an die Fragilität
tivstiftung sowie alle ihre Mitglieder und Ko- des Sterbenden und die Besonderheiten der
operationspartner zu den inzwischen weltweit letzten Lebensphase. Dies verlangt hohe Sen-
anerkannten Standards von Palliative Care. sibilität, gute Kommunikationstechniken sowie
Entscheidend ist neben dem Fachwissen und Wissen im ethischen und rechtlichen Bereich.
den Fachfertigkeiten der beteiligten Berufe die Die absehbare Kürze der verbleibenden Le-
für alle verbindliche Grundhaltung: bensspanne zwingt häufig zu raschem Han-
deln, vielfach auch zu unkonventionellem Vor-
Respektierung der Würde des Schwer-
gehen, immer aber zu individuellen Lösungen,
kranken inklusive der sich aus der Würde
um Leben noch gestalten zu können. Deshalb
ableitenden Selbstzweckhaftigkeit und
ist das Miteinander der verschiedenen Berufs-
Selbstbestimmung.
gruppen im Sinne einer ineinander verzahnten
Zulassen eines „natürlichen“ Verlaufs einer Teamarbeit umso wichtiger, je komplexer die
Erkrankung; Begleitung des Schwerkranken Probleme werden und je kürzer die verbleiben-
ohne künstliche Verlängerung oder Verkür- de Lebenszeit ist.
zung des Lebens.
Unterstützung jedes Patienten, den für ihn
richtigen „letzten“ Weg zu finden und mit
Tod und Sterben zurechtzukommen. Folgende konkreten Handlungs-
Unterstützung jedes Patienten, diese grundsätze hat sich der AHPV seit
schwierige Lebenszeit als lebenswert zu seiner Gründung im Jahr 2009
empfinden. selbst gegeben:
1. Wahrnehmung des Menschen als bio-
psycho-sozio-spirituelles Wesen
2. Symptomlinderung
3. Betroffenensicht vor
organisationellem Eigeninteresse
4. Ambulante vor stationärer Betreuung
5. Miteinander statt Gegeneinander
6. Keine explizite Konkurrenz
(implizit unvermeidbar)
7. Rechtliche Verbindlichkeit
8. Klarheit, Transparenz
12 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.deERKL ÄRUNG ZUR AK TIVEN STERBEHILFE
UND ZUM ÄRZ TLICH ASSISTIERTEN
S U I Z I D V O M 18 . M Ä R Z 2 0 2 0
(1) Wir, die Unterzeichnenden, erklären, dass tiertem Suizid in aller Regel erlischt, wenn
wir jegliche Form der aktiven Sterbehilfe in körperliche und seelische Leiden gelindert
unserer Funktion als palliativ wie hospizlich werden und unter Wahrung der Würde das
Handelnde strikt ablehnen. Dabei ist für uns Selbstbestimmungsrecht von Menschen
irrelevant, ob diese Tötungen kommerziell geachtet wird.
angeboten werden oder nicht. Ebenso sehen Ebenso erlischt dieser Wunsch regelhaft,
wir den ärztlich assistierten Suizid nicht als wenn kranken Menschen ihre Ängste
unsere Aufgabe an. genommen werden: dass sie anderen zur
(2) Im Angesicht des eigenen nahenden Todes Last fallen könnten, dass sie wertlos sein
ist der Gedanke an Suizid eine typische und könnten oder dass sie hilflos und fremdbe-
regelhaft zu findende Form der Auseinan- stimmt sein werden.
dersetzung mit der eigenen Endlichkeit und (4) Wir lehnen eine Gesellschaft mit aktiver
insofern als „normal“ für und in der letzten Sterbehilfe ab. Wir treten gemeinsam dafür
Lebensphase anzusehen. Suizidwillige reden ein, die Rahmenbedingungen menschlichen
viel zu oft nicht mit Ärzten und anderen Lebens bei schwerem Leid und begrenzter
Fachkräften über ihre Sterbewünsche: Auch Lebenszeit zu verbessern und dafür Sorge zu
weil sie fürchten, dass diese aufgrund ihrer tragen, dass unsere Mitbürgerinnen und Mit-
Garantenpflicht gehalten sind, sie am Sui- bürger trotz ihrer schweren fortschreitenden
zid – notfalls per Zwangseinweisung in die Erkrankung bis zuletzt an einem menschen-
Psychiatrie – zu hindern oder sie zu „retten“. würdigen Leben teilhaben dürfen.
Gerade weil Ängste den Dialog und damit
Wir treten den Bestrebungen nach ei-
die Möglichkeit verhindern, in aller Offenheit
ner Legalisierung der aktiven Sterbehilfe
behandelbare Ursachen herauszufinden und
auch deswegen entgegen, weil damit ein
den Menschen zu neuem Lebensmut zu
zunehmender Druck auf die Betroffenen
verhelfen, ist das vertrauensvolle Gespräch
entsteht: Diese fühlen sich möglicherweise
und das offene Ansprechen dieses Themas
dazu verpflichtet, sich eher töten zu lassen
so wichtig in der Begleitung sterbender Men-
als anderen zur Last zu fallen oder Kosten
schen. Wir, die Unterzeichnenden, erklären,
zu verursachen.
dass wir diese Gespräche als ureigenen Be-
(5) Wir lehnen aktive Sterbehilfe auch als hos-
standteil einer echten palliativmedizinischen
pizlich Handelnde ab. Stattdessen wollen
Tätigkeit ansehen und entsprechend führen.
wir die seit über 30 Jahren geübte hospizli-
(3) Wir sind fest davon überzeugt, dass der
che Sorgekultur für Kranke und Schwache
Wunsch eines Menschen nach aktiver Tö-
weiter ausbauen und uns auch weiterhin in
tung als auch ärztlich assistiertem Suizid im
unserer Gesellschaft dafür einsetzen, dass
Zusammenhang mit einer schweren Erkran-
ein Mensch allein um seiner selbst wil-
kung in den allermeisten Fällen aus großem
len wertvoll ist – auch wenn er krank und
körperlichen und seelischen Leid, den damit
bedürftig ist.
verbundenen Ängsten und eventuell aus
(6) Wir lehnen die aktive Sterbehilfe als palliativ-
einer ungewollten Bedürftigkeit und Abhän-
medizinisch und palliativpflegerisch Tätige ab.
gigkeit von Dritten entsteht.
Stattdessen
Daraus folgt für uns, dass der Wunsch nach
lindern wir Leid, konsequent mit allen uns
aktiver Sterbehilfe als auch ärztlich assis-
zur Verfügung stehenden medizinischen,
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 13pflegerischen, psychosozialen und seelsor- Gewissensentscheidungen und verurteilen
gerischen Möglichkeiten und Mitteln. diese nicht.
arbeiten wir daran, dass Palliativmedizin Uns ist auch bewusst, dass es Menschen
und -pflege in ihren allgemeinen wie gibt und geben wird, die unabhängig von kör-
spezialisierten Formen weiter ausgebaut perlichem Leid und damit auch in Abwesen-
werden. heit desselben einen Sterbewunsch in Form
setzen wir uns dafür ein, dass auch die der aktiven Tötung oder des ärztlich assistier-
finanziellen und gesetzlichen Rahmenbe- ten Suizids haben und diesen – in der Regel
dingungen des deutschen Gesundheitssys- unter Verweis auf die Selbstbestimmung
tems es uns dauerhaft ermöglichen, die oft bzw. die Würde des Menschen – einfordern.
große Not am Lebensende qualifiziert und Insbesondere hier sehen wir keinen palliativ-
umfassend lindern zu können. medizinischen Auftrag, tätig zu werden.
(7) Wir lehnen die aktive Sterbehilfe von Kindern (9) Wir sind uns auch bewusst, dass in Aus-
ab, denn das wäre für uns der Verlust gesell- nahmefällen menschliches Leid trotz aller
schaftlicher Grundwerte. Schwerkranke und hospizlichen, palliativmedizinischen und pal-
sterbende Kinder und Jugendliche und ihre liativpflegerischen Anstrengungen unerträg-
Familien drohen aus unserer Gesellschaft lich bleiben kann und deswegen der Wunsch
ausgegrenzt zu werden; sie bedürfen hinge- nach einer raschen Erlösung von diesem
gen einer besonders personalintensiven und Leid bestehen bleibt. Doch auch in diesen
komplexen Betreuung. Einzelfällen bedarf es einer maximal lindern-
den Hilfe, die auch dieses Leid begrenzt
(8) Das Bundesverfassungsgericht hat am 26.
oder zumindest die Wahrnehmung des Leids
Februar 2020 geurteilt, dass das allgemeine
reduziert. In solchen Ausnahmefällen stellt
Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 i.V.m.
eine konsequente palliative Sedierung eine
Art. 1 Abs. 1 GG) als Ausdruck persönlicher
zulässige Handlungsform dar. Doch selbst
Autonomie ein Recht auf selbstbestimmtes
diese Ausnahmen rechtfertigen für uns keine
Sterben umfasst. Das Recht auf selbstbe-
gesetzlichen Festlegungen zur aktiven Ster-
stimmtes Sterben schließt die Freiheit ein,
behilfe oder gar deren Legalisierung.
sich das Leben zu nehmen (Leitsatz 1 a &
b). Niemand kann jedoch verpflichtet wer-
den, Suizidhilfe zu leisten (BVerfG, Urteil des Nachtrag: Aufgrund des Urteils des Bundesver-
Zweiten Senats vom 26. Februar 2020, 6. fassungsgerichts wurden Anfang 2020 sowohl
Leitsatz). Wir respektieren dieses Urteil. die Erklärung des AHPV als auch die interne Ver-
Der ärztlich assistierte Suizid ist jedoch keine fahrensanweisung angepasst. Beide sind in der
Aufgabe der spezialisierten ambulanten neuesten Version auf der Homepage zu finden.
Palliativversorgung (SAPV): Weder ist dieser
gesetzlich in der SAPV geregelt noch nach
unserer Auffassung inhaltlicher Bestandteil
spezialisierter ambulanter palliativmedizini-
scher Tätigkeit.
Es bleibt jedem Arzt auf Basis seiner ureige-
nen Gewissensentscheidung selbst über-
lassen, in Ausübung seines freien Berufs,
außerhalb seiner Tätigkeit als Palliativmedi-
ziner/in der Augsburger Palliativversorgung
gGmbH und somit in alleiniger höchstpersön-
licher Verantwortung bei einem Suizid ärztlich
zu assistieren. Wir respektieren auch solche
14 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.deSELBST VERPFLICHTUNG ZUM
UMGANG MIT FÖRDERMIT TELN
Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V., Augsburger Palliativversorgung gemeinnüt-
zige GmbH, Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung, Förderstiftung Augsburger Hospiz- und
Palliativversorgung e.V. und Franz Beschenar Stiftung möchten ihren Umgang mit Spenden und
Fördermitteln offenlegen, um zu zeigen, dass diese gemäß der jeweils erteilten Mildtätigkeit
eingesetzt werden und dass verantwortungsbewusst mit den zur Verfügung gestellten Geldern
umgegangen wird.
Alle fünf Organisationen sehen in den Spenden, Bußgeldern und anderen Förderungen ein großes
Vertrauen in ihre jeweilige Arbeit und danken an dieser Stelle ausdrücklich für diese Unterstützung,
ohne die viele Maßnahmen nicht hätten geleistet werden können.
Der Augsburger Hospiz und Palliativversorgung e.V. ist
wegen der Förderung mildtätiger Zwecke vom
Finanzamt Augsburg Stadt, gemäß Freistellungsbe- Die Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige GmbH
scheid für 2016 bis 2018 zur Körperschaftsteuer und ist wegen der Förderung mildtätiger Zwecke vom
Gewerbesteuer, Steuernummer 103/1047/11883, Finanzamt Augsburg-Stadt, gemäß Bescheid vom
vom 05.02.2020 befreit und berechtigt, Zuwen- 08.11.2019, Steuernummer 103/147/01319, nach § 5
dungsbescheinigungen auszustellen. Abs. 1 Nr. 9 des Körperschaftsteuergesetzes von der
Die Einhaltung der satzungsmäßigen Vorausset- Körperschaftsteuer und nach § 3 Nr. 6 des Gewerbe-
zungen nach den §§ 51, 59, 60 und 61 AO wurde steuergesetzes von der Gewerbesteuer befreit und
vom Finanzamt Augsburg-Stadt, Steuernummer berechtigt, Zuwendungsbescheinigungen auszustellen.
103/107/11883 mit Bescheid vom 10.12.2013 nach
§ 60a AO gesondert festgestellt. Der Augsburger
Hospiz- und Palliativversorgung e.V. fördert nach
seiner Satzung mildtätige Zwecke.
Die Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung ist wegen
der Förderung mildtätiger Zwecke vom Finanz-
amt Augsburg-Stadt, gemäß Freistellungsbescheid Die Förderstiftung des Augsburger Hospiz- und Pallia-
für 2015 bis 2017 zur Körperschaftsteuer und Ge- tivversorgung e.V. wird steuerlich als Zustiftung zur
werbesteuer, Steuernummer 103/147/13287, vom nicht rechtsfähigen HAUS DER STIFTER Stifterge-
22.10.2018 befreit und berechtigt, Zuwendungsbe- meinschaft der Stadtsparkasse Augsburg geführt.
scheinigungen auszustellen. Sie wird von der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG
Die Einhaltung der satzungsmäßigen Voraussetzun- als Stiftungstreuhänderin unter der Registernummer
gen nach den §§ 51, 59, 60 und 61 AO wurde vom AB/0038 verwaltet.
Finanzamt Augsburg-Stadt, StNr. 103/147/13287, mit
Bescheid vom 08.10.2013 nach § 60a AO gesondert
festgestellt. Die Augsburger Hospiz- und Palliativstif-
tung fördert nach ihrer Satzung mildtätige Zwecke.
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 15I M J A H R 2 0 19 E R H I E LT E N W I R Z U W E N D U N G E N I N
FOLGENDER HÖHE:
1. Spenden
¡ Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. 76.798,93 €
¡ Förderstiftung Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. 4.132,63 €
¡ Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige GmbH 51.881,55 €
¡ Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung 1.520,00 €
¡ Franz Beschenar Stiftung 425,00 €
2. Mitgliedsbeiträge in der Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung
¡ Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. 5.900,00 €
¡ Förderstiftung Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. 0,00 €
¡ Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige GmbH 0,00 €
¡ Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung 0,00 €
¡ Franz Beschenar Stiftung 0,00 €
3. Geldauflagen-Zuweisungen
¡ Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. 75.275,00 €
¡ Förderstiftung Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. 0,00 €
¡ Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige GmbH 2.900,00 €
¡ Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung 0,00 €
¡ Franz Beschenar Stiftung 0,00 €
4. Stiftungen/Zustiftungen
¡ Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. 0,00 €
¡ Förderstiftung Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. 0,00 €
¡ Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige GmbH 0,00 €
¡ Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung 16.000,00 €
¡ Franz Beschenar Stiftung 0,00 €
5. Zuschüsse | zweckgebundene Förderungen
¡ Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. 100.000,00 €
¡ Förderstiftung Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. 0,00 €
¡ Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige GmbH 0,00 €
¡ Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung 10.000,00 €
¡ Franz Beschenar Stiftung 0,00 €
16 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.deF Ü R ME H R T R A NSPA RE N Z UND SIC HE R HE I T
GE BE N A L L E F ÜNF ORG A NIS AT IONE N F OLGE NDE
SE L B S T V E R P F L IC H T UNGSE RK L Ä RUNG A B.
Über die Einhaltung des geltenden Rechts hin- 5. Der Verkauf, die Vermietung oder der Tausch
aus sind folgende Regeln für uns verpflichtend: von Mitglieder- oder Spenderadressen ist
ausgeschlossen.
1. Wir betreiben keine Mitglieder- und Spen-
denwerbung mit Geschenken, Vergünstigun- 6. Die Erstellung der Buchführung, des Jahres-
gen oder dem Versprechen bzw. der Ge- abschlusses sowie unserer Einnahmen-Aus-
währung von sonstigen Vorteilen, die nicht gaben-Rechnung erfolgt durch steuer-
in unmittelbarem Zusammenhang mit dem beratende Berufe unter Beachtung der
Satzungszweck stehen oder unverhältnismä- handels- und steuerrechtlichen Vorschriften
ßig teuer sind. und der jeweiligen Satzungsregelungen.
Soweit notwendig, wird die Offenlegung
2. Wir arbeiten mit geringen Verwaltungskos-
des Jahresabschlusses im elektronischen
ten, so dass die erhaltenen Mitgliedsbeiträ-
Bundesanzeiger veröffentlicht. Über die
ge, Spenden, Bußgelder und Zustiftungen
Erstellung werden jährliche Abschlussberich-
weitgehend in die gemeinnützigen Aufgaben
te angefertigt und über das Ergebnis wird
und Zielsetzungen fließen können. Sämt-
berichtet.
liche Ausgaben unterliegen dem strengen
Prinzip, den gemeinnützigen Satzungszielen 7. Wir zahlen keine Provisionen oder Erfolgsbe-
gerecht zu werden. teiligungen.
3. Unsere Werbung verstößt nicht gegen die 8. Wir leiten keine Spenden an andere Organi-
guten Sitten und anständigen Gepflogenhei- sationen weiter.
ten. 9. Wir verpflichten uns, bei Interesse Einsicht
4. Wir beachten allgemein zugängliche Sperr- in die jährlichen Jahresabschlussberichte
listen und Richtlinien zum Verbraucher- des Steuerberaters sowie die Prüfungspro-
schutz. tokolle des Kassenprüfers in den Räumlich-
keiten der Einrichtungen zu gewähren.
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 17WO WIR HINWOLLEN
Die Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung, die beiden SAPV-Teams und die Stiftung
entwickeln sich laufend weiter. Nachfolgend der Ausblick auf konkrete Notwendigkeiten,
Entwicklungen und Pläne in 2020 und darüber hinaus.
SICHERSTELLUNG DER SAP V IN F O R T- U N D W E I T E R B I L D U N G
S TA D T U N D L A N D K R E I S A U G S B U R G Das erfolgreiche Fort- und Weiterbildungsan-
Die Augsburger Palliativversorgung hat das Ziel, gebot wird weiterhin ausgebaut: Insbesondere
die SAPV in Stadt und Landkreis Augsburg je- die Angebote für Pflegende und Heime sollen
dem Patienten anbieten zu können, der sie benö- erweitert werden. Dafür wurden die internen
tigt. Die sogenannte Sicherstellung ist erreicht. Planungs- und Verwaltungsprozesse optimiert,
Dies bedeutet aber nicht, dass damit auch jeder um Ressourcen für den weiteren Ausbau zu
Patient, der eine spezialisierte ambulante Pallia- gewinnen.
tivversorgung benötigt, diese so schnell und so
umfassend wie möglich erhält. Notwendig sind
deswegen die stetige Weiterentwicklung und
A U G S B U R G E R H O S P I Z- U N D
der Ausbau der beiden Standorte.
PA L L I AT I V S T I F T U N G
Die 2013 errichtete Stiftung wächst stetig. Hier
werden wir verstärkt Fördermittel akquirieren.
FÜR | SICH | VOR : SORGEN Mit größeren finanziellen Spielräumen sollen
Unser Advance-Care-Planning-Projekt für die unsere Ziele weiter und besser verfolgt werden.
Region Augsburg ist sehr gut angenommen
worden und entwickelt sich hervorragend.
Dank der wissenschaftlichen Studie der Uni-
FÖRDERERBEDARF
versität Augsburg konnten zusätzliche Erkennt- Die erfolgreiche Entwicklung der Augsburger
nisse in unser Projekt einfließen. Nun müssen Hospiz- und Palliativversorgung erhöht den
wir konsequent die regionale Umsetzung und Finanzbedarf immer mehr: Wir könnten mehr
Implementierung fortsetzen. machen, wenn wir den Freiraum dafür hätten.
SEELSORGE RAUMBEDARF
Die Palliativseelsorge entwickelt sich und wird Die räumliche Situation ist äußerst ange-
sicht- und greifbarer. 2020 wird hierzu ein weite- spannt. Der AHPV e.V. braucht zeitnah einen
res Buch publiziert. eigenen Vereinssitz. Die in 2019 begonnene
Suche nach potentiellem Baugrund ist nicht
beendet und wird weiter intensiviert.
18 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.deORGANIGRAMM
A U G S B U R G E R H O S P I Z- U N D A U G S B U R G E R H O S P I Z- U N D
PA L L I AT I V V E R S O R G U N G E .V. PA L L I AT I V S T I F T U N G
Der Verein wurde am 9. März 2009 im Sitzungssaal des Land- Die Stiftung wurde am 28. November
ratsamts Augsburg gegründet. Er hat seinen Schwerpunkt in 2013 errichtet. Verein und gemeinnüt-
der Vernetzung, Vorsorge, Fort- und Weiterbildung, Öffentlich- zige GmbH waren neben drei weiteren
keitsarbeit und Forschung. Partnern Gründungsstifter.
Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e. V. (AHPV) Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung
f
(eine gemeinsame Stiftung öffentlichen Rechts von:
Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V.,
Augsburger Palliativversorgung gemn. GmbH,
Vorstand (5) Beirat (7) Bistum Augsburg, Hospiz-Gruppe „Albatros“, St. Vinzenz-Hospiz)
Delegierte (16 Gruppen, 64 Delegierte) Vorstand (3)
Gründungs
-stifter
natürliche/juristische Mitgliedspersonen (55) Stiftungsrat (10)
Fort- und Weiterbildung (1) AK AAPV
Öffentlichkeitsarbeit und Marketing (1) Stifterfamilie (1)
Gesundheitl. Vorsorgeberatungung (1)
100 %
Gründungs
Tochter
-stifter
Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige GmbH
Gesellschafter: Vorstand und Beirat der Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e. V.
Geschäftsführung (Dr. med. Dr. phil. Eckhard Eichner)
Zentrale Verwaltung (2) Palliative Care Teams
Ltd. Arzt: Dr. Dr. Eckhard Eichner Ltd. Pflegekraft: Claudia Gottstein
Assistenz Palliative Care Team Augsburg Palliative Care Team Schwabmünchen
Controlling Ärzte (1)/Pflegekräfte (3)
Ärzte (3)/Pflegekräfte (7)
Abrechnung
Sozialarbeiterin (1)
Personal
Seelsorger (1)
Entwicklung Koordinatorinnen (2)
A U G S B U R G E R PA L L I AT I V V E R S O R G U N G G E M E I N N Ü T Z I G E G M B H
Die gemeinnützige GmbH ist eine 100-%ige Tochter des Vereins. Sie wurde am 5. Juli 2010 alleine für die SAPV
gegründet, die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung in Stadt und Landkreis Augsburg. 2015 wurde die
„Besondere Versorgung“ nach § 140 ff. SGB V in der Satzung ergänzt.
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 19O R G A N I S AT I O N S Z E N T R A L E U N D
GESCHÄF TSSTELLEN
Die drei Organisationen AHPV, APV und AHPS haben ihre Geschäftsräume im Pferseer Schlössle.
Seit 2014 gibt es ein zweites SAPV-Team in Schwabmünchen.
AUGSBURG S C H WA B M Ü N C H E N
Im Pferseer Schlössle stehen zwei Etagen zur In Schwabmünchen sind wir Gast am Schran-
Verfügung. Den 1. Stock nutzt die Augsburger nenplatz 3 bei der Pfarrgemeinde St. Michael.
Palliativversorgung gemeinnützige GmbH mit Dort nutzen wir neben einer Beratungsstelle der
ihrem Palliativteam (SAPV). Im 2. Stock befin- Caritas drei Räume, wo uns sechs vollwertige
det sich der Besprechungsraum, in dem auch Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, von denen
Fortbildungen und andere Veranstaltungen aus die Palliativversorgung im südlichen Land-
stattfinden. Außerdem nutzen der AHPV e.V. kreis gut bewältigt werden kann.
und die Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung
die Räume für Verwaltungsarbeiten und Bespre-
chungen. Das Regionalbüro Süd der Deutschen
PalliativStiftung hat dort ebenfalls seinen Sitz.
20 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.deR A HMENKONZEP T F ÜR HOSPIZ A RBEIT
U N D PA L L I AT I V V E R S O R G U N G I N D E R
REGION AUGSBURG
Der Aufbau der Hospizarbeit und Palliativ- in den Fokus zu nehmen, hier die vorhandenen
versorgung in der Region Augsburg ist seit Herausforderungen in der Region aufzuneh-
mehreren Jahren ein Bestreben von Politik und men und zu versuchen, gemeinsam zu Lösun-
Vertretern der Palliativversorgung, insbeson- gen zu kommen.
dere aber der Hospizbewegung sowie einer Anfang 2014 wurden bei einer Sitzung des
Vielzahl von Leistungserbringern aus allen AHPV-Arbeitskreises „Allgemeine Ambu-
Versorgungsbereichen. Auch Betroffene und lante Palliativversorgung“ eine Vielzahl von
Bevölkerung erwarten zunehmend die Hospiz- Projekten und Themen identifiziert, die man
arbeit und Palliativversorgung in der Gesund- anpacken sollte. In den folgenden Sitzungen
heitsversorgung. und Diskussionen von AHPV-Vorstand, -Beirat
Allerdings können noch nicht alle Menschen, und -Mitgliedern kristallisierte sich heraus,
die dies benötigen, von einer ihrem Bedarf dass angesichts der Vielzahl der Forderungen
und ihren Bedürfnissen entsprechenden zunächst ein regionales Konzept zur Hospiz-
Hospizarbeit und Palliativversorgung profitie- arbeit und Palliativversorgung erstellt wer-
ren: Noch bestehen Lücken im Angebot, in den sollte, in das sich die geschätzt 10 bis 15
der Qualifizierung der Mitarbeitenden und an eigenständigen Projekte und Notwendigkeiten
den Schnittstellen zwischen den Versorgern bzw. Forderungen einbetten ließen.
sowie ungelöste Fragen in der Finanzierung, In einem umfangreichen Arbeitsprozess
insbesondere in der allgemeinen ambulanten mit rund 100 Beteiligten aus 20 definierten
Palliativversorgung. Bereichen der Hospiz- und Palliativversorgung
Seit 2010 ist der AHPV über seine Tochter- wurde 2015/2016 das „Gemeinsame Rahmen-
gesellschaft „Augsburger Palliativversorgung konzept für Hospizarbeit und Palliativversor-
gemeinnützige GmbH“, die die SAPV für gung in der Region Augsburg“ erstellt und in 7
die Region Augsburg sicherstellt, selbst als Globalzielen (siehe Folgeseiten) gebündelt, die
Versorger tätig. Der Aufbau der SAPV war das der AHPV-Vorstand im April 2016 beschloss.
wesentliche erste Vereinsziel. Präsentiert wurde das Gemeinsame Rahmen-
Ab 2013 war absehbar, dass sich die SAPV konzept im Rahmen eines Festakts mit der
dauerhaft etablieren wird. Der Vorstand des bayerischen Gesundheitsministerin Melanie
AHPV beschloss, in der Folge das zweite we- Huml am 11. Juli 2016 im Augsburger Rathaus.
sentliche Vereinsziel, nämlich die Vernetzung,
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 21GLOBA L ZIELE DES R A HMENKONZEP TS
Mit den nachfolgenden Zielen will der Augs- Z I E L 4: A L L G E M E I N E A M B U L A N T E
burger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. PA L L I AT I V V E R S O R G U N G
dazu beitragen, dass sich Hospizarbeit und VORANBRINGEN
Palliativversorgung in der Region Augsburg
Die allgemeine Palliativversorgung im ambu-
weiterentwickeln.
lanten Bereich muss in der pflegerischen und
Z I E L 1: B E S T E H E N D E S haus-/fachärztlichen Versorgung weiterent-
N E T Z W E R K D E R H O S P I Z- U N D wickelt und ausgebaut werden, denn es ist
PA L L I AT I V V E R S O R G U N G I N D E R absehbar, dass immer mehr Menschen mit
REGION AUSBAUEN unheilbaren, lebensbedrohlichen und/oder
chronisch fortschreitenden Erkrankungen kran-
Hospiz- und Palliativversorgung kann nur im
kenhausextern versorgt werden müssen.
Miteinander gelingen. Grundlage dafür ist das
Zentrale Herausforderung in der ambulanten
Netzwerk „Augsburger Hospiz- und Palliativ-
Palliativpflege ist die fehlende Finanzierung der
versorgung“ und diese Grundlage soll weiter
zeitlichen Mehraufwände, die in Form von Zu-
ausgebaut werden.
wendung zu den Betroffenen, Netzwerkarbeit,
Z I E L 2 : H O S P I Z A R B E I T S TÄ R K E N Abstimmungen etc. geleistet werden müs-
sen. Hier soll versucht werden, als regionales
Die ambulante und stationäre Hospizarbeit soll
Netzwerk Einfluss auf die Grundlagen der
unter drei Aspekten weiterentwickelt werden:
Hauskrankenpflege (HKP) zu nehmen, wenn
Mehr Hospizbetten und flächendeckender diese infolge des Hospiz- und Palliativgesetzes
Ausbau der Hospizdienste. angepasst werden.
Vertiefte Zusammenarbeit mit der in den letz- Analog zur Palliativpflege sollen auch engagier-
ten Jahren deutlich gewachsenen Palliativ- te Haus- oder Fachärzte eine angemessene
versorgung. Vergütung erhalten. Weitere Hausärzte sollen
für die Qualifizierung in der Palliativmedizin
Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, damit die
gewonnen werden.
Hospizarbeit selbstverständlich in die Ge-
Durch einen integrierten Versorgungsvertrag
sundheitsversorgung sterbender Menschen
soll eine qualifizierte allgemeine Palliativver-
eingebunden wird.
sorgung bei angemessener Finanzierung für
Die Augsburger Hospiz- und Palliativstiftung aufwändige Patientengruppen erfolgen.
soll helfen, die Entwicklung der Hospizarbeit
auch finanziell zu unterstützen. Z I E L 5 : S TAT I O N Ä R - A M B U L A N T E
GRENZEN ÜBERWINDEN
Z I E L 3 : H O S P I Z- U N D
PA L L I AT I V K U LT U R I N Die ambulant-stationär-ambulante Schnittstelle
PFLEGEHEIMEN VERANKERN ist aufgrund der sektoralen Trennung des Ge-
sundheitswesens mit unterschiedlichen Ver-
Die palliative und hospizliche Versorgung und sorgungs- und Vergütungslogiken sowie unter-
Begleitung von Menschen in Pflegeheimen soll schiedlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen
im Miteinander weiterentwickelt werden. Die hochkomplex.
Angebote und Möglichkeiten von Hospizarbeit
Regional soll versucht werden, an dieser bidi-
und Palliativversorgung sollten in allen Einrich-
rektionalen Schnittstelle Verbesserungen für die
tungen gleichermaßen zugänglich sein. Fort- und
Betroffenen zu erreichen, damit diese weniger
Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende der
Versorgungsbrüche und Diskontinuitäten erleben
Heime sollen intensiviert werden.
müssen. Hierzu gehören der Aufbau multiprofes-
22 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.desioneller sektorenübergreifender Fallkonferen- stützung braucht, auch den Zugang dazu
zen, eine Vereinheitlichung von Dokumentatio- bekommt. Hierzu gehören auch weiterhin die
nen sowie die Optimierung der Entlassung von Augsburger Hospiz- und Palliativgespräche,
Palliativpatienten. die dreimal pro Jahr stattfinden.
Z I E L 6 : PA L L I AT I V V E R S O R G U N G I M FINANZIERUNG UNTERSTÜTZEN
KRANKENHAUS AUSBAUEN Bestimmte Verbesserungen sind unstrittig mit
Die allgemeine und spezialisierte Palliativversor- deren Finanzierung verbunden. Der AHPV will
gung soll in den Krankenhäusern weiterentwi-
sich als regionales Netzwerk in Verhandlun-
ckelt werden. Palliative Care soll in allen Kliniken
gen auf überregionaler Ebene einbringen.
als Teil einer umfassend verstandenen allgemei-
nen Palliativversorgung integriert sein. Fördergelder akquirieren, wo dies im Rah-
Mit dem neuen Hospiz- und Palliativgesetz men von Forschungs- und Entwicklungsvor-
können nun palliativmedizinische Dienste in haben erfolgversprechend erscheint.
Kooperation mit ambulanten Partnern erbracht mit Hilfe der Augsburger Hospiz- und Palli-
werden. Da deren Vergütung ebenfalls verbes- ativstiftung konkrete Neu- und Weiterent-
sert werden soll, kann das bestehende Netz- wicklungen unterstützen.
werk hier die kleineren Krankenhäuser deutlich
unterstützen. KOMPE TENZEN IN HOSPIZ ARBEIT UND
P A L L I AT I V E C A R E S TÄ R K E N
Z I E L 7: D I E R A H M E N B E D I N G U N G E N
DER HOSPIZ ARBEIT UND Damit immer mehr Betroffene angemessen
PA L L I AT I V V E R S O R G U N G S TÄ R K E N hospizlich begleitet und palliativ versorgt werden
können, sind mehr Ehrenamtliche und Fachkräf-
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT te mit entsprechendem Wissen erforderlich.
FÜR HOSPIZ ARBEIT UND Der AHPV wird deswegen das Fort- und Wei-
P A L L I AT I V V E R S O R G U N G U N T E R S T Ü T Z E N terbildungsangebot qualitativ und quantitativ
Nach über 25 Jahren Hospizarbeit und trotz ausbauen: mit eigenen Kursen, in Kooperation
des Ausbaus der Palliativversorgung in den mit anderen Anbietern und durch finanzielle
letzten Jahren fehlt in der Öffentlichkeit Unterstützung anderer Anbieter.
weiterhin eine konkrete Vorstellung von den Zudem wird er neue Entwicklungen mit Evaluati-
Möglichkeiten der Hospizarbeit und Pallia- onen begleiten oder sich an geeigneten For-
tivversorgung. Sie werden nicht als selbst- schungsprojekten aktiv beteiligen.
verständliches Recht auf eine angemessene
Begleitung in der letzten Lebensphase in
Anspruch genommen.
Der Augsburger Hospiz- und Palliativversor-
gung e.V. will hier durch mehr Aufklärung und
gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit erreichen,
dass jeder, der hospizlich-palliative Unter-
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 23DIE HANDLUNGSFELDER
D E S A H P V E .V.
Ende 2016 leitete der AHPV-Vorstand aus den sieben Globalzielen des Rahmenkonzepts fünf
Handlungsfelder ab, die den Rahmen und die Struktur für die weitere Entwicklung der Hospiz- und
Palliativversorgung in der Region Augsburg bilden. Hauptbeweggründe dafür sind:
Die Region Augsburg soll sich zu einem echten palliativ-hospizlichen Netzwerk entwickeln.
Palliativversorgung und Hospizarbeit sollen bei allen Menschen ankommen, die diese in ihrer
letzten Lebensphase zusätzlich zu den „bisherigen“ Versorgungs- und Fürsorgemöglichkeiten
benötigen.
Die beschriebenen Maßnahmen und Ziele des Rahmenkonzepts müssen realisiert werden.
Hierzu bedarf es auch einer transparenten und nachvollziehbaren Vorgehensweise.
24 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.deH ANDLUNGSFELD I: oder Vorsorgevollmacht, vorzusorgen. Damit
Behandlungsentscheidungen in krisenhaften
VERNE T ZUNG UND Situationen oder am Lebensende in ihrem
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Sinne gefällt werden.
Vernetzung ist die Grundlage für eine gelin- Dieses Handlungsfeld schließt auch die
gende Hospiz- und Palliativversorgung, also Entwicklung von Hospiz- und Palliativkultur
eine einvernehmliche Verbindung stationärer in Pflegeheimen ein. Diese stehen vor der
und ambulanter, hospizlicher und palliativer Herausforderung, zum rechten Zeitpunkt eine
Versorgungsstrukturen. Basis dafür ist Vertrau- fachlich kompetente und persönlich sensible
en, das auf guter Kommunikation und Öffent- Beratung zu diesen schwierigen, weil le-
lichkeitsarbeit basiert. Leistungserbringer, Eh- bensentscheidenden Festlegungen anzubie-
renamtliche und Betroffene müssen wissen, ten. Der AHPV e.V. ist hier unterstützend tätig.
welche Möglichkeiten es gibt und was die
verschiedenen Anbieter und Einrichtungen an
Leistungen erbringen können. Wichtigste Ziele
in diesem Handlungsfeld sind der Ausbau des
HANDLUNGSFELD IV:
bestehenden Netzwerks in der Region und die F O R T- U N D
Überwindung stationär-ambulanter Grenzen. WEITERBILDUNG
Wissen und Kompetenzen zu Hospizarbeit und
H ANDLUNGSFELD II: Palliative Care sind elementar für eine gute Ver-
sorgung. Die Durchführung von Aus-, Fort- und
VERSORGEN Weiterbildungen, Tagungen und Hospitationen
Diese Leistungen mit Schwerpunkt Medizin und gehört deshalb ebenso zu den Aufgaben des
Pflege, z.B. ambulanter Pflegedienst, werden AHPV e.V. wie Publikationen und wissenschaft-
von vielen AHPV-Mitgliedern erbracht. liche Untersuchungen, die sich den Anliegen der
Das AHPV-Tochterunternehmen Augsburger Hospizversorgung und Palliativmedizin widmen.
Palliativversorgung gemeinnützige GmbH Der AHPV ist Anbieter DGP1-zertifizierter Kurse.
erbringt zwei Versorgungsleistungen: die
Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung
(SAPV) und seit 2018 die integrierte Allgemeine HANDLUNGSFELD V:
Palliativversorgung (i-APV). Der AHPV erarbeitet FÜRSORGEN
Standards für die regionale palliative Versorgung
und entwickelt sie weiter. Ärztinnen und Ärzte, Das Handlungsfeld Fürsorgen beinhaltet drei Be-
Pflegende und weitere Berufsgruppen, die im reiche: Die individuelle soziale und seelsorgliche
und mit dem Netzwerk zusammenarbeiten, Betreuung Sterbender und ihrer Familienangehö-
werden fachlich und wissenschaftlich beraten. rigen, die Stärkung der ambulanten und stationä-
ren Hospizarbeit, wobei der AHPV die Hospize in
ihrem unverzichtbaren Wirken unterstützt, sowie
H ANDLUNGSFELD III: die breite Etablierung einer Hospiz- und Palliativ-
kultur in den Pflegeheimen.
VORSORGEN
Das gesundheitliche Vorsorge- und Beratungs-
programm FÜR | SICH | VOR : SORGEN soll
Menschen ermöglichen und sie befähigen,
rechtzeitig, bspw. durch Patientenverfügung
1 Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 2526 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.de
2
A U G S B U R G E R H O S P I Z- U N D
PA L L I AT I V V E R S O R G U N G E .V.
Der AHPV e.V. wurde am 9. März 2009 im Sitzungssaal des
Landratsamts Augsburg durch nahezu 50 Organisationen
aus dem Bereich der Hospizarbeit und Palliativversorgung
gegründet.
Der Verein ist ein Netzwerk aus vielen unterschiedlichen Orga-
nisationen (Seite 30). Wesentliches Ziel dieser Vernetzung ist
es, die Hospiz- und Palliativversorgung in Stadt und Landkreis
Augsburg zu fördern.
Der Verein selbst erbringt keine Versorgungsleistungen. Solche
Leistungen erbringt, als 100-%ige Tochter, die Augsburger Palli-
ativversorgung gemeinnützige GmbH (Seite 57).
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 27D I E Z I E L E D E S A H P V E .V.
K O O P E R AT I O N I M N E T Z W E R K
Aus unseren Werten (Seite 12) leitet sich Dieser Interessenausgleich kann sich nicht
selbstredend ab, dass eine gute Betreuung alleine am Umsatz oder der Größe einer Organi-
Sterbender nur in guter Kooperation aller Betei- sation orientieren, sondern es müssen weitere
ligten zu erbringen ist – und das angesichts der Bewertungsparameter Verwendung finden.
Tatsache, dass die Einrichtungen und Organisa-
Im AHPV sind über 50 Organisationen und Pri-
tionen, die helfen wollen, auch Konkurrenten am
vatpersonen Mitglied (Stand 12/2019), darunter
Markt sind.
fünf Krankenhäuser der Region, die großen
Der AHPV wurde gegründet, um diese gute Wohlfahrtsverbände, die Hospizgruppen,
Kooperation herzustellen. Allen Beteiligten Pflegedienste und Sozialstationen, Alten- und
ist bewusst, dass Ko-Operation – zusam- Pflegeheime, die beiden Gebietskörperschaften
men arbeiten – eine große Herausforderung Stadt und Landkreis Augsburg, der ärztliche
ist. Der AHPV dient dieser Kooperation und Kreisverband, Apotheken, Fort- und Weiterbil-
erbringt bewusst keine konkurrierenden dungseinrichtungen, die Nachsorgeeinrichtung
Versorgungsleistungen. Deshalb verant- Der Bunte Kreis und Vertreter von Betroffenen.
wortet er nur die Spezialisierte Ambulante Damit ist der AHPV eines der größeren Netz-
Palliativversorgung (SAPV) und die integrier- werke in diesem Bereich in Deutschland.
te Allgemeine Palliativversorgung (i-APV).
Der AHPV ist mehr als die Summe seiner
SAPV ist seit 2007 eine Leistungsform, die
Teile, sprich, seiner Mitglieder. Er ist ein
es vorher in der Region noch nicht gab, und
Netzwerk im besten Sinne des Wortes. Liste
die es nur ergänzend gibt: nur dann, wenn
der AHPV-Mitglieder, Stand Dezember 2019,
die vorhandenen Leistungserbringer die
siehe Seite 30.
Versorgung nicht erbringen können. i-APV ist
Um eine gemeinsame Basis für die weitere
eine sog. „Besondere Versorgung“, die nur für
Entwicklung der Hospiz- und Palliativversorgung
Patienten in Frage kommt, die ansonsten nicht
in der Region zu schaffen, wurde 2015/2016
angemessen versorgt werden können.
ein gemeinsames und abgestimmtes Rahmen-
Die erste wesentliche Herausforderung für den
konzept mit Globalzielen erarbeitet und daraus
Aufbau einer sektorenübergreifenden Hospizar-
Handlungsfelder abgeleitet, siehe Seite 22.
beit und Palliativversorgung ist die Herstellung
eines Interessenausgleichs zwischen den unter-
schiedlichen Beteiligten im AHPV.
28 ¡ Jahresbericht ¡ www.ahpv.deDer Verein Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V.
fördert die Betreuung schwerstkranker und sterbender
Patienten. Die Schwerpunkte der Arbeit sind in den Hand-
lungsfeldern ab Seite 33 dargelegt.
D E R A H P V H AT F O L G E N D E W I C H T I G E Z I E L E
I N S E I N E R S AT Z U N G F E S T G E S C H R I E B E N :
Zweck des Vereins ist es, eine einvernehm- Darüber hinaus wird die Verwirklichung dieses
liche sektorenübergreifende Vernetzung, Zwecks durch folgende Maßnahmen unterstützt:
also die Vernetzung stationärer und ambu-
Weiterentwicklung und Erarbeitung von
lanter hospizlicher und palliativer Versor-
regionalen Standards für die regionale Ver-
gungsstrukturen insbesondere in Stadt und
sorgung
Landkreis Augsburg auf Basis der jeweils
aktuellen Definition von Palliativversorgung Durchführung von Aus-, Fort- und Weiter-
der WHO zu erreichen. bildungsveranstaltungen, Tagungen und
wissenschaftlichen Kongressen und Hospi-
Entscheidend hier ist die Nicht-Einschrän-
tationen und deren Publikationen
kung auf eine Versorgungsform, Organisation
oder Versorgungsort, sondern die einver- Wissenschaftliche Untersuchungen, die sich
nehmliche sektorenübergreifende Vernetzung dem Anliegen der Hospizversorgung und
auf Basis der jeweils aktuellen Definition von Palliativmedizin widmen
Palliativversorgung. Letzteres ermöglicht prob-
lemlos die Weiterentwicklung. Fachliche und wissenschaftliche Beratung
und Unterstützung von in der Region an der
Ziel ist, eine individuelle Betreuung für Ster- Palliativversorgung teilnehmenden Ärztin-
bende und deren Familienangehörige zu reali- nen und Ärzten, Pflegenden und Vertretern
sieren. Der Verein lehnt aktive Sterbehilfe ab. weiterer Berufsgruppen, insbesondere die
Vertretung gegenüber öffentlich-rechtlichen
Entscheidend hier ist die Betroffenenorientie-
Körperschaften, Kostenträgern, Politik und
rung (Sterbende und Angehörige/Zugehörige).
Öffentlichkeit
Die Verwirklichung dieses Zwecks wird u. a.
Öffentlichkeitsarbeit, um die Ziele des Ver-
im Bereich der allgemeinen Palliativversor-
eins darzustellen und deren Durchsetzung zu
gung durch Vernetzung mit den bestehenden
ermöglichen
Anbietern realisiert und kann im Bereich der
spezialisierten Versorgung (SAPV) als eigene
Leistung des Vereins durch ein oder mehrere
Palliativversorgungsteams (im Sinne eines
Leistungserbringers nach § 132d SGB V)
realisiert werden.
Entscheidend hier ist der Fokus auf die Ver- Die vollständige Satzung des AHPV e.V. finden
netzung und – als einzige Ausnahmen – die Sie auf https://www.ahpv.de/ahpv/satzung.
Versorgung per SAPV bzw. per i-APV durch
den Verein. Da beide Versorgungsformen
nicht in der Region vorhanden waren, um die
bestehenden Angebote zu ergänzen, gibt es
hier ein Einvernehmen ohne zu konkurrieren.
Jahresbericht ¡ www.ahpv.de ¡ 29Sie können auch lesen