2020 Geschäftsbericht - Eine Spur persönlicher - Frankfurter Bankgesellschaft
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Inhalt Vorwort 4 Bericht des Vorstands – Lagebericht 8 Bilanz 24 Gewinn- und Verlustrechnung 26 Anhang Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden 27 Erläuterungen zur Bilanz/Sonstige Angaben 28 Organe der Gesellschaft 34 Bestätigungsvermerk des unabhängigen Abschlussprüfers 35 Bericht des Aufsichtsrats 39 Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020 3
Die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe Sehr geehrte Damen und Herren, in das Geschäftsjahr 2020 fiel der zehnte «Geburtstag» der Frankfurter Bankgesellschaft seit ihrer Neupositionierung. Zugleich erschütterte der weltweite Ausbruch der Corona- virus-Pandemie zahlreiche Gewissheiten: Covid-19 veränderte nicht nur den Alltag tief- greifend und nachhaltig, sondern führte auch zu globalen wirtschaftlichen Einbrüchen, wie die meisten von uns sie noch nie erlebt haben. Auf die dramatischen Kurseinbrüche und die ungewisse Lage insbesondere im März und April reagierten Anleger naturgemäß verunsichert – selten war individuelle und bedarfsgerechte Beratung im Sinne unserer Betreuungsphilosophie «Eine Spur persönlicher», aber auch unser zentrales Leistungs- versprechen «Stabilität für Ihr Vermögen» wichtiger. Unsere Investmentstrategie legt tradi- tionell den Fokus auf langfristig erfolgreiche, substanzstarke Qualitätstitel. In Verbindung mit taktischen Anpassungen ist es uns so gelungen, die Kundenportfolios zu stabilisieren und mit diesen in der Folge überproportional von der raschen Erholung an den Kapital- märkten zu profitieren. Letztlich haben nahezu alle Vermögensverwaltungsstrategien trotz der Kapitalmarktverwerfungen mit einem positiven Ergebnis für unsere Kunden abgeschlossen. Geschäftsentwicklung und Verankerung innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe Vor dem Hintergrund der außergewöhnlichen und komplexen Marktlage hat sich das Geschäft der Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe auch 2020 wieder sehr dynamisch entwickelt. Das betreute Kundenvolumen der Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe konnte im Geschäftsjahr 2020 um EUR 1.2 Mrd. gesteigert werden und beläuft sich per Bilanzstichtag performance- bedingt auf EUR 12.6 Mrd. (Vorjahr EUR 11.4 Mrd.). Ihre Position unter den zehn größten Privatbanken in Deutschland konnte die Frankfurter Bankgesellschaft somit verteidigen und ist weiterhin die zweitgrößte Bank mit deutschem Eigentümer in der Schweiz. Das einzigartige Geschäftsmodell der Frankfurter Bankgesellschaft, das exklusiv auf gemein- same Akquise mit den Sparkassen setzt, hat sich in der Coronavirus-Pandemie besonders be- währt. Im Tandem mit den Sparkassen-Instituten vor Ort ist es gelungen, durch transparente Informationen und schnelle Lösungen auch in Phasen starker Marktschwankungen erhebliche Mittelzuflüsse zu realisieren. Ende 2020 bestanden Kooperationsverträge mit 275 Instituten, was einer Quote von über 73 % entspricht. 15 neue Vereinbarungen wurden geschlossen, was die Position der Frankfurter Bankgesellschaft als die Privatbank der Sparkassen-Finanzgruppe weiter stärkte. Als zusätzlicher Wachstumstreiber erwies sich erneut die White-Label-Dienstleistung «VermögensVerwaltung für Sparkassen» (VVS). Mit VVS können Sparkassen eine Vermögens- verwaltung durch die Frankfurter Bankgesellschaft unter eigenem Namen und im eigenen Depot ab einer Anlagesumme von EUR 250’000 anbieten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg die Anzahl an Instituten mit VVS-Angebot auf 50; darüber hinaus verzeichneten beste- hende VVS-Institute signifikante Neuanlagen. Infolgedessen wuchs das verwaltete Vermögen in VVS zum Jahresende 2020 netto im Vergleich zum Vorjahr um rund EUR 450 Mio. auf über EUR 1.2 Mrd. – und das nur knapp drei Jahre nach dem Marktstart des Angebots. 4 Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020
In Markttests überzeugend – fachlich und menschlich Zum dritten Mal nahm die Frankfurter Bankgesellschaft jüngst am unabhängigen Markttest des Fachmagazins «Elite Report» teil – und erreichte zum dritten Mal ein absolutes Spitzen- ergebnis: Mit der höchsten im Test erreichten Punktzahl und dem Prädikat «summa cum laude» zählt die Frankfurter Bankgesellschaft für die Expertenjury wieder zu den zehn besten von rund 350 getesteten Vermögensverwaltern im deutschsprachigen Raum. Im «TOPS 2021»-Ranking der Fuchs | Richter Prüfinstanz für Private Banking erreichte die Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG mit Platz 2 im Länderranking Schweiz – nach Platz 1 im Vorjahr – erneut ein hervorragendes Resultat und verbesserte sich in der ewi- gen Bestenliste von Platz 18 auf Platz 11 unter bisher 370 getesteten Vermögensverwaltern. Besonders erwähnenswert waren für Testkunden und Jurys in beiden Fällen die hervor- ragende Beratung im Kundengespräch sowie die hohe Qualität der Anlagevorschläge. Starke Testergebnisse erzielten auch unser Kompetenzzentrum Stiftungsmanagement mit Platz 5 im Stiftungsmanager-Ranking der Fuchs | Richter Prüfinstanz sowie das Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft, das vom «Elite Report» als Topanbieter prämiert wurde. Ausbau des Leistungsangebots und nachhaltige Ausrichtung Das Geschäftsjahr 2020 stand für die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe im Zeichen der strategischen Weiterentwicklung zum Komplettanbieter für vermögende Unternehmerfamilien. Die seit Jahresbeginn bestehende Mehrheitsbeteiligung der Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG in Höhe von 75.1 % an der IMAP M&A Consultants AG erweitert das Leistungs- spektrum der Gruppe – und damit auch das der Sparkassen-Finanzgruppe – um hochqua- lifizierte Beratung für Unternehmenstransaktionen im Mittelstand. In das Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft, spezialisiert auf ganzheitliche Beratung für hochvermögende (Unternehmer-)Familien, wurde zusätzliche Expertise im Bereich Wealth Planning sowie für Immobilientransaktionen integriert. Ihr klares Bekenntnis zu mehr Nachhaltigkeit unterstrich die Frankfurter Bankgesellschaft im Jahr 2020 gleich mehrfach: Sie startete ein gruppenweites ESG-Projekt, schloss sich den UN Principles for Responsible Investment an und unterzeichnete die Selbstverpflichtung deutscher Sparkassen für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften. Die eigene Betriebs- tätigkeit konnte am Hauptsitz des Teilkonzernführers Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG in Zürich bereits deutlich ressourcenschonender gestaltet werden: Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten bietet das historische Gebäude an der Börsenstrasse 16 nicht nur ein ener- gieeffizienteres Klimakonzept, sondern durch intelligente Raumnutzung nun auch Platz für alle Zürcher Mitarbeitenden der Frankfurter Bankgesellschaft, sodass auf den bisherigen Zusatz- standort an der Dreikönigstrasse verzichtet werden kann. Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020 5
Ausblick 2021 Seit dem Beginn der Impfungen gegen das Coronavirus um den Jahreswechsel verfestigt sich die Hoffnung, 2021 im Privat- und Berufsleben schrittweise zur Normalität zurückkehren zu können. Die phasenweise rasant steigenden Infektionszahlen und die daraufhin beschlossenen Massnahmen in vielen Ländern haben diese Entwicklung stärker verzögert als erhofft. Dennoch rechnen wir damit, dass es sich um – wenn auch schmerzliche – zeitlich begrenzte Rückschläge handelt. Diese Erwartung bilden auch die seit Monaten positiven Trends an den Kapitalmärkten ab. An unserer qualitätsorientierten Anlagestrategie mit Fokus auf Aktien und Unternehmensanleihen werden wir demzufolge festhalten. In den ersten zehn Jahren seit Neupositionierung und Entstehung der Frankfurter Bank- gesellschaft Gruppe lagen die Schwerpunkte der Geschäftsstrategie im Aufbau der Kooperati- onen mit den Sparkassen vor Ort sowie in der Entwicklung eines leistungsfähigen und mehrfach ausgezeichneten Angebots aus wettbewerbsfähigen und individuellen Vermögensverwaltungs- strategien. In Verbindung mit einer klaren Markenpositionierung führte dies zu einem dynami- schen und weit über Branchenschnitt liegenden Anlagevolumenwachstum. Für das Geschäfts- jahr 2021 und darüber hinaus stehen – bei weiterem nachhaltigem profitablem Wachstum – signifikante Zusatzerträge und Zusatznutzen für die Primäreigentümer der Gruppe, die Spar- kassen in Deutschland, im Fokus. In einem Jahr wie 2020, das viele vermeintliche Gewissheiten auf den Kopf gestellt hat, kam es mehr denn je darauf an, gemeinsam Lösungen zu finden. Es war für uns eine wertvolle Erkenntnis, dass «Eine Spur persönlicher», unser Credo mit seinem Fokus auf das Zwischen- menschliche, auch in Zeiten des erzwungenen Abstands zueinander der Schlüssel zum Erfolg ist. Wir bedanken uns herzlich bei unseren Kundinnen und Kunden, Geschäftspartnerinnen und -partnern sowie bei den Mitarbeitenden für ihr Vertrauen und freuen uns darauf, gemein- sam das neue Geschäftsjahr erfolgreich zu bestreiten. Mit freundlichen Grüßen aus Frankfurt am Main Ihr Holger Mai Ihr Helge Kramer Ihr Udo Kröger Ihr Dr. Thomas Wagner Vorsitzender des Vorstand Vorstand Vorstand Aufsichtsrats 6 Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020
Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2015 7
Bericht des Vorstands – Lagebericht für das Geschäftsjahr 2020 1 Geschäfts- und Rahmenbedingungen der Bank 1.1 Geschäftsmodell der Bank 1.2 Eigentümer 1.3 Mitarbeiter 1.4 Beziehungen zu den verbundenen Unternehmen 1.5 Unternehmenssteuerung 2 Wirtschaftsbericht 2.1 Gesamtwirtschaftliche und branchenspezifische Rahmenbedingungen 2.2 Beurteilung der Geschäftsentwicklung 2.3 Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage 3 Chancen- und Risikobericht 3.1 Risikosteuerung/-management 3.2 Rechnungslegungsprozess 4 Prognosebericht 4.1 Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen 4.2 Voraussichtliche Entwicklung der Gesellschaft 8 Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020
1 Geschäfts- und Rahmenbedingungen der Bank 1.1 Geschäftsmodell der Bank Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG ist Teil der Frankfurter Bankge- sellschaft Gruppe, die zusammen mit dem Alleinaktionär und Teilkonzernführer, der Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG, «Die Privatbank» für vermögende Privat- kunden und Unternehmerfamilien innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe ist, und steht im Alleineigentum der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba). Die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe schließt Kooperationsabkommen mit den interessierten Sparkassen in Deutschland ab, um gemeinsame Kundenverbindungen in diesen Zielgruppen zu akquirieren bzw. auszubauen. Zielkunden sind entspre- chend dieser Ausrichtung vermögende Privatkunden mit erhöhtem Beratungsbedarf sowie Unternehmerfamilien und gemeinnützige Stiftungen. Dementsprechend legt das Geschäftsmodell der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG den Schwer- punkt auf Wealth Management sowie ergänzende Dienstleistungen in dem Kernmarkt Deutschland. Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG betreut diese Kunden aus ihrem Hauptsitz in Frankfurt am Main und aus den angeschlossenen Standorten in Düssel- dorf, München und Hamburg heraus. Diese Präsenzen mit ihren jeweiligen Wealth- Management-Teams fokussieren sich auf die Akquisition und Betreuung von ver- mögenden Kunden in der zugeordneten Region. In der Zentrale in Frankfurt ist des Weiteren die zuständige Einheit für gemeinnützige Stiftungen der Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe sowie die individuelle Vermögensverwaltung im Depot des Sparkassenkunden angesiedelt. Durch Letztere können die Sparkassen ihren Kunden eine eigene Vermögensverwaltung anbieten, die von der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG gemanagt wird. Mit der Geschäftsstrategie in Form der Akquisition und Betreuung von Vermögen und Kunden, die bisher ihr Vermögen nicht innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe an- gelegt haben, und als Spezialisten für Wealth-Management-Kunden sowie als einzige Privatbank, die den S-Verbundhinweis führt, verfügt die Gruppe über ein Alleinstel- lungsmerkmal in der Sparkassen-Finanzgruppe. Die Stärken des Geschäftsmodells liegen in der Marktführerschaft der Sparkassen vor Ort und der Nutzung der Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe als kompetentes Verbundunternehmen. Als Teil des Helaba-Konzerns ist die Entwicklung der Helaba als Verbundbank auch förderlich für unsere Geschäftsentwicklung und ergänzt die Geschäftsstrategie der Helaba. Dem Bedarf der Zielkunden entsprechend liegt der Schwerpunkt des Geschäfts der Bank in der Vermögensverwaltung. Die Bank bietet ihren Kunden die «Individuelle Vermögensverwaltung» in Form von Wertpapieranlagen an, die nach mit den Kunden vereinbarten Anlageregeln durchgeführt werden. Darüber hinaus kann der Kunde über Vermögensbetreuungsverträge in fünf von der Bank gemanagte Publikumsfonds investieren. Das betreute Kundenvolumen der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG konnte im Geschäftsjahr 2020 brutto (Mittelzufluss) um rund EUR 1,6 Mrd. gesteigert werden und beläuft sich zum Bilanzstichtag performancebedingt auf EUR 6,0 Mrd. (Vj. EUR 4,8 Mrd.). Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020 9
Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG ist der Sicherungsreserve der Landesbanken und Girozentralen angeschlossen und außerordentliches Mitglied im Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). 1.2 Eigentümer Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG steht im Alleineigentum der Frank- furter Bankgesellschaft (Schweiz) AG, die den Teilkonzern Frankfurter Bankgesell- schaft mit den 100 %igen Tochtergesellschaften Frankfurter Bankgesellschaft (Deutsch- land) AG und Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG, Frankfurt am Main, sowie der strategischen Beteiligung an der IMAP M&A Consultants AG in Mannheim, an der sie die Aktienmehrheit von 75,1 % hält, im Gesamtkonzern der Konzernober- gesellschaft Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba) mit Sitz in Frankfurt am Main/Erfurt führt. 1.3 Mitarbeiter Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG beschäftigt zum 31. Dezember 2020 teilzeitbereinigt 105,8 (Vj. 98,6) Mitarbeiter. 1.4 Beziehungen zu den verbundenen Unternehmen Über die Beziehungen der Gesellschaft zu verbundenen Unternehmen im Geschäfts- jahr 2020 wurde ein gesonderter Bericht erstellt, der die nachstehende Erklärung des Vorstands gem. § 312 AktG enthält: «Unsere Gesellschaft hat nach den Umständen, die dem Vorstand in dem Zeitpunkt bekannt waren, in dem die berichtspflichtigen Rechtsgeschäfte vorgenommen wurden, bei jedem Rechtsgeschäft eine angemessene Gegenleistung erhalten. Maßnahmen wurden weder getroffen noch unterlassen.» 1.5 Unternehmenssteuerung Der Vorstand steuert die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG ertrags- und risikoorientiert. Hierzu dienen die bedeutsamen finanziellen Indikatoren (z.B. Cost Income Ratio (CIR), Return on Equity (ROE), Jahresüberschuss), welche monatlich im Rahmen der Finanz- analyse ermittelt und im Vorstand behandelt sowie auch quartalsweise dem Aufsichtsrat vorgelegt werden. Die Bank verfolgt im Rahmen ihres Risk Appetite Framework (RAF) einen ganzheitlichen Ansatz zur Risikosteuerung. In diesem Ansatz werden sog. RAF- Indikatoren identifiziert, auf deren Basis das Risikoprofil materiell vollständig beschrie- ben ist. Diese Indikatoren sind sowohl risikoartenübergreifend als auch risikoartenspe- zifisch festgelegt und zielen auf die regulatorische und ökonomische Kapital-Adäquanz, die Angemessenheit der Liquiditätsausstattung sowie die Nachhaltigkeit der Ertragskraft ab. Das Risk Appetite Framework stellt das Bindeglied zwischen der Unternehmensstra- tegie und den damit verbundenen Risiken dar. Im monatlichen Risikobericht nach den Mindestanforderungen an das Risikomanagement von Kreditinstituten (MaRisk) werden diese finanziellen Risikokennzahlen (z.B. Gesamtkapital-quote, Liquiditätskennzahlen, Limitauslastungen) und auch die nicht-finanziellen Risikokennzahlen (z.B. operationelles Risiko) ermittelt und dem Vorstand wie auch quartalsweise dem Aufsichtsrat vorgelegt. 10 Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020
Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG ist über die Muttergesellschaft Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG in das Risk Appetite Framework der Helaba integriert. Gruppenweit dürfen Risiken nur im Rahmen der Gesamtrisiko- strategie der Helaba im Einklang mit der Erreichung der strategischen Ziele der Helaba eingegangen werden. 2 Wirtschaftsbericht 2.1 Gesamtwirtschaftliche und branchenspezifische Rahmenbedingungen Wirtschaftliche Entwicklung Die Weltwirtschaft schrumpfte im Jahr 2020 nach den derzeitigen Schätzungen mit einer Rate von 3,4 %, wobei Asien (ohne Japan) als einzige Region nicht von einem generellen Rückgang betroffen ist. Die chinesische Wirtschaft ist voraussichtlich um 2 % gewachsen, Asien insgesamt (ohne Japan) immerhin noch um 1,2 %. Der Rück- gang der Wirtschaftsleistung in Japan betrug im Jahr 2020 voraussichtlich 5,3 %, in den USA 3,5 % und in der Eurozone 7,4 %. Es ist der größte Rückgang der Wirt- schaftsaktivität seit dem 2. Weltkrieg. Allerdings zeigen einzelne Daten des 3. und 4. Quartals bereits eine Erholung an. So lagen zum Beispiel die Detailhandelsumsätze in den wichtigsten Regionen bereits im 3. Quartal wieder über den Vorjahreswerten und übertreffen damit die Erwartungen aus dem Frühjahr. Auch die Autoverkäufe haben sich überraschend gut erholt. Aufgrund umfangreicher staatlicher Unterstützung und aufgrund von Konsumeinschränkungen während der Lockdowns sind die Sparquoten vorübergehend gestiegen. Damit dürften genügend Mittel für den Konsum vorhanden sein. In den USA wurde die Konjunktur auch durch im Dezember beschlossene Maß- nahmen, insbesondere Direktzahlungen an die Haushalte und erweiterte Arbeitslosen- geldzahlungen, unterstützt. Darüber hinaus wirken sich niedrige Zinsen und niedrige Energiepreise positiv auf den privaten Konsum aus. Angaben zu aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen Die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen für das Geschäftsmodell der Frankfurter Bankgesellschaft haben sich im Jahr 2020 nicht wesentlich geändert. Weiterhin wirken die Vorgaben der implementierten MiFID-II-Regularien in die Vertriebsprozesse der Bank ein. Aktuell beeinflusst darüber hinaus der Entwurf der Novelle der MaRisk ver- schiedene Geschäftsabläufe. Des Weiteren wird der Umgang mit den Themen Nachhal- tigkeit (ESG: «Environment, Social, Governance») und Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel die deutschen Banken in Zukunft verstärkt beschäftigen. Auf Seiten der Verhinderung von Geldwäsche, Betrug und sonstigen strafbaren Hand- lungen wurde 2019 die 5. EU-Geldwäscherichtlinie beschlossen, die im Januar 2020 in Kraft getreten ist. Durch diese Richtlinie wurde der risikobasierte Ansatz noch einmal verstärkt und die Kundensorgfaltspflichten konkretisiert. In diesem Zusammenhang ist auch das Transparenzregister zu nennen, dessen Nutzung nunmehr im Rahmen des Kundenannahmeprozesses obligatorisch ist. Auch durch diese Maßnahmen wurden die Vertriebsprozesse der Bank noch einmal beeinflusst. Aufgrund der konsolidierten Überwachung als 100 %ige Tochter der Frankfurter Bank- gesellschaft (Schweiz) AG, Zürich, ist die Bank in zusätzliche Meldepflichten einge- bunden. In Anbetracht der weiter verschärften Vorgaben zur Banksteuerung erscheint eine abschließende Beurteilung des regulatorischen Rahmens weiterhin als eine der größten Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020 11
Herausforderungen. Genannt seien hier die nationale Umsetzung der Investment Firm Directive (IFD) und der Investment Firm Regulation (IFR) sowie das neue Risiko- reduzierungsgesetz (RiG), welches der Umsetzung des EU-Bankenpakets dient und das nach seinem Inkrafttreten Ende des Jahres 2020 zu weitreichenden Anpassungen im Kreditwesengesetz führen wird. Kapitalmärkte An den Kapitalmärkten haben bereits im Frühjahr 2020, noch während der Lock- downs, erste Fortschritte bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Sars-CoV-2 sowie die sehr expansive Geldpolitik der Notenbanken zu einer Kurserholung beigetragen. Ohne Kenntnis der Wirksamkeitsprofile der Impfstoffe stand vorerst ein Szenario im Vordergrund, welches durch anhaltende Einschränkungen (etwa bei Reisen und Unter- haltung) und strukturelle Veränderungen (Bsp.: vermehrtes Arbeiten im Homeoffice) gekennzeichnet war. Als im November bekannt wurde, dass mehrere Impfstoffkandi- daten eine unerwartet hohe Wirksamkeit von über 90 % erreichten, wurde das Szena- rio einer im Wesentlichen Covid-19-freien Welt im Verlauf des Jahres 2021 realistisch. Daher haben auch im Jahr 2020 fast alle Anlageklassen, insbesondere Aktien und Unternehmensanleihen, positive Renditen geliefert. Die Kapitalmarktpreise erhielten im November einen weiteren Schub, nachdem die Wirksamkeitsergebnisse von Sars- CoV-2-Impfstoffen weit besser ausgefallen waren als erwartet. Branchenspezifische Entwicklungen Durch das Geschäftsmodell und die sehr enge Einbindung der Frankfurter Bankgesell- schaft Gruppe als «Die Privatbank» für vermögende Kunden in die deutsche Sparkas- sen-Finanzgruppe sind die Wachstumschancen höher als im Branchenschnitt. Die Vernetzung in der Sparkassen-Finanzgruppe konnte auch 2020 weiter ausgebaut wer- den. 15 neue Sparkassen haben die Kooperation mit der Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe neu aufgenommen. Damit kann die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe flä- chendeckend auf die Zusammenarbeit mit 275 Sparkassen (über 73 % aller Sparkassen in Deutschland) bauen. Kundenbasis sind die Kunden der Sparkassen, weswegen eine erfolgreiche und prosperierende Zusammenarbeit mit den Sparkassen die Grundlage des Erfolgs der Bank ist. 2.2 Beurteilung der Geschäftsentwicklung Anlageberatung/Vermögensverwaltung/Asset Management Das verwaltete Volumen in Wertpapieranlagen und Liquidität in der Beratungseinheit Wealth Management der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG an den vier Standorten Frankfurt am Main, Düsseldorf, München und Hamburg konnte im Jahr 2020 in Zusammenarbeit mit den Sparkassen um EUR 719 Mio. bzw. rund 25 % auf nunmehr EUR 3.576 Mio. ausgeweitet werden. Im Geschäftsfeld VermögensVerwal- tung für Sparkassen (VVS) haben im Jahr 2020 21 weitere Sparkassen ihren Vertriebs- start für dieses Produkt begonnen. Insgesamt hat die Bank hier mit 50 Sparkassen eine aktive Geschäftsverbindung, weitere Sparkassen sind zum Jahreswechsel in Umsetzungsprojekten. Das betreute Volumen konnte im Berichtszeitraum um EUR 470 Mio. auf EUR 1.227 Mio. ausgebaut werden. Für fünf Publikumsfonds fungiert die Bank als Asset Manager und ist des Weiteren Advisor für zwei insti- tutionelle Spezialfonds. Das gemanagte Gesamtvermögen belief sich damit auf rund EUR 6.003 Mio. (Vj. EUR 4.808 Mio.). Kreditgeschäft Das Kreditgeschäft gehört nicht zu den strategischen Geschäftsfeldern der Bank. 12 Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020
Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG fokussiert sich im Kreditgeschäft nur auf die selektive Vergabe von wertpapierbesicherten Krediten bzw. Avalen, die im Zusammenhang mit den getätigten Vermögensanlagen der Kunden beurteilt werden. Eigenanlage Im abgelaufenen Jahr wurden die Fälligkeiten im Depot A ersetzt und weitere Positio- nen aufgebaut. Die Eigenanlagen stiegen somit auf EUR 33,5 Mio. (Vj. EUR 29,4 Mio.). Der Bestand an Schuldscheindarlehen mit der Helaba hat sich im Geschäftsjahr nicht erhöht und betrug per Ende 2020 wie im Vorjahr EUR 29,0 Mio. Der Umfang der Investitionsmöglichkeiten wird durch das globale Limitsystem der Konzernobergesellschaft Helaba vorgegeben und erfolgt somit in enger Abstimmung mit ihr sowie dem Teilkonzernführer Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG. Mitarbeiter Die Zahl der Mitarbeiter der Bank stellte sich zum Jahresende 2020 mit 105,8 Mitar- beiterkapazitäten deutlich höher dar als im Vorjahr (98,6). Personellen Aufbau gab es im Vertriebsmanagement, im Portfoliomanagement sowie im Bereich Marktfolge. Die Vertriebsaktivitäten am Kunden und deren Abbildung in allen Banksystemen stehen weiterhin im Fokus der betrieblichen Aktivitäten und Investitionen. 2.3 Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage Geschäftsergebnis Die Erlössteigerung der Bank wird durch das verwaltete Kundenvolumen und die hier- aus erzielten Provisionen und Managementgebühren getragen. Daher sind die Planung und die Überwachung dieser beiden Positionen entscheidend für die Steuerung des Ergebnisses. Die Planung des Geschäftsergebnisses 2020 war einerseits auf die Etab- lierung des 2019 gegründeten Standorts in Hamburg sowie den weiteren Aufbau der Standorte in Düsseldorf und München und andererseits auf den Ausbau der Vermö- gensverwaltung mit den Sparkassen ausgerichtet. Insgesamt war für 2020 eine sehr ehrgeizige Erhöhung der verwalteten Assets um netto EUR 1.300 Mio. vorgesehen; diese Planung wurde trotz der Herausforderungen durch die Coronavirus-Pandemie mit netto EUR 1.213 Mio. fast erreicht. Die Vernetzung in der Sparkassen-Finanzgruppe konnte auch 2020 weiter ausgebaut werden. 15 neue Sparkassen haben die Kooperation in der Zusammenarbeit mit der Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe neu aufgenommen. Damit kann die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe flächendeckend auf die Kooperation mit 275 von 374 Spar- kassen (über 73 % aller Sparkassen in Deutschland) bauen. Diese Vereinbarungen und die laufend geführten Zielgespräche über Ertragssteigerun- gen mit den Sparkassen bilden den Grundstein der geschäftlichen Ausrichtung. Einige Sparkassen haben die Zusammenarbeit im Jahr 2020 intensiviert und eine zunehmen- de Anzahl von Sparkassen wird 2021 aufgrund der Zielgespräche verstärkt das Ge- schäft mit der Bank aktivieren, da auch die Niederlassungsstruktur die regionale Nähe zu den Sparkassen zielgerichtet unterstützt. Hieraus abgeleitet konnte die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG den Ausbau des gemanagten Kundenvolumens in der Vermögensverwaltung und -betreuung, d.h. in der Betreuungseinheit Wealth Management und in der VermögensVerwaltung für Sparkassen, von EUR 3.819 Mio. im Vorjahr auf EUR 5.032 Mio. (+32 %) im Jahr 2020 steigern. Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020 13
Die Akquisitionsleistung in Höhe von EUR 1.213 Mio. (netto) lag unter dem Vorjahr (EUR 1.682 Mio.), aber nahezu auf geplantem Niveau. Alles in allem bleibt festzu- halten, dass der im Jahr 2018 begonnene Wachstumskurs mittlerweile nicht nur zu deutlichen Steigerungen der Assets under Management, sondern auch zu einer immer stabileren Erlösbasis führt, die zu nachhaltiger Profitabilität beiträgt. Da dies über alle Standorte und Geschäftsfelder hinweg gelingt und auch die Durchdringung im Sparkassengeschäft immer tiefer wird, ist im Geschäftsjahr 2020 eine ausgesprochen belastbare Basis für die weiterhin positive Entwicklung der Frankfurter Bankgesell- schaft (Deutschland) AG gelungen. Folgende Ergebnisse konnten im Vergleich zur Planung 2020 erzielt werden: Ergebnisse zur Planung 2020 in TEUR IST 2020 Planung 2020 Abweichung IST zu Plan in TEUR in % Zinsgeschäft – 221 12 – 233 < – 100 Provisionsgeschäft 21.314 23.225. – 1.911 –8 Übriger ordentlicher Erfolg 2.251 690 1.561 > 100 Ertrag 23.344 23.927 – 583 –2 Geschäftsaufwand – 21.215 – 21.112 – 103
(Schweiz) AG plangemäß ausgezahlt wurde, zweckgebundenem Ertragszuschuss in Höhe von TEUR 150 des Alleinaktionärs Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG. Weiterhin tragen Erstattungen durch Versicherungen im Rahmen von Rechtsfällen (TEUR 671), die aperiodischen Zahlungen der VVS-Sparkassen für deren Aufschaltung (TEUR 180), die aktivierten Eigenleistungen (TEUR 160) sowie Auflösungen von nicht mehr benötigten Rückstellungen (TEUR 635) zu dem Anstieg maßgeblich bei. Die Erträge (Zins und Provision, inkl. sonstige Erträge) lagen mit TEUR 23.344 insge- samt um TEUR 3.696 bzw. 19 % über dem Vorjahr (TEUR 19.648) und annähernd auf dem Planniveau mit TEUR 23.927. Der Geschäftsaufwand (andere Verwaltungsaufwendungen) lag mit TEUR 21.215 um TEUR 2.984 über dem Vorjahr (TEUR 18.231), jedoch nur TEUR 103 über dem Plan- ansatz (TEUR 21.112). Der Personalaufwand wie auch die Sachkostenentwicklung liegen damit auch vor dem Hintergrund des starken Wachstums nahezu im Plan. Dank der weiteren Unterstützung des Alleinaktionärs Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG in Verbindung mit der Helaba konnte der Wachstumskurs der Frankfur- ter Bankgesellschaft (Deutschland) AG zielführend begleitet und somit ein Return on Equity (ROE) von 9,35 % (Vj. 5,06 %) und eine Cost Income Ratio (CIR) von 93,2 % (Vj. 95,5 %) erzielt werden, die jeweils das Vorjahresniveau übertreffen. Insgesamt ergab sich ein Jahresergebnis in Höhe von TEUR 1.466 (Vj. TEUR 808). Ergänzt um den Gewinnvortrag des Vorjahres in Höhe von TEUR 157 ergibt sich ein Bilanzgewinn in Höhe von TEUR 1.623, wovon die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG eine Dividende in Höhe von TEUR 900 an den Alleinaktionär Frankfurter Bankgesell- schaft (Schweiz) AG auszuschütten plant. Der restliche Betrag wird auf neue Rech- nung vorgetragen. Insgesamt ist der Vorstand in der derzeitigen Aufbauphase mit dem Geschäftsverlauf sehr zufrieden. Die Refinanzierung der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG wird durch eine Kreditlinie der Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG für Geldhandelsge- schäfte bis zu einem Jahr in Höhe von TEUR 100.000 sichergestellt. Diese Linie wurde im Jahr 2020 von der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG nicht in An- spruch genommen. Die Bilanzsumme hat sich 2020 mit EUR 353,3 Mio. zum Vorjahr (EUR 364,5 Mio.) kaum verändert. Die Kapitalausstattung des Unternehmens ist nach Zuführung von TEUR 500 in die Kapitalrücklagen im Dezember 2020 durch den Alleinaktionär Frank- furter Bankgesellschaft (Schweiz) AG dem Geschäftsverlauf angepasst worden. Die Eigenmittel betrugen TEUR 14.302 (Vj. TEUR 13.688) für Solvenzzwecke. Die Gesamt- kapitalquote lag für ein Finanzunternehmen bei ausreichenden 22,2 % (Vj. 26,8 %). Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG erfüllt heute schon nach ihrer Kapitalplanungsrechnung, inkl. der Berücksichtigung des Kapitalerhaltungs- wie auch antizyklischen Puffers, die angestrebten Eigenkapitalanforderungen (fully phased in). Insgesamt ist der Vorstand mit der Geschäftsentwicklung des Berichtszeitraums unter Berücksichtigung der durch die Corona-Pandemie erschwerten Rahmenbedingungen sehr zufrieden. Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020 15
3 Chancen- und Risikobericht 3.1 Risikosteuerung/-management Verantwortung des Vorstands Die Geschäftsstrategie des Vorstands bildet den Rahmen für die Risikostrategie, die an das Geschäftsmodell und die besonderen Anforderungen der Bank angepasst ist. Geschäfts- und Risikostrategie sind eng miteinander verzahnt. Der Vorstand trägt für die Umsetzung der Geschäfts- und Risikostrategie in der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG Sorge. Die Einhaltung der Gesamt- und Teilrisikostrategien wird grundsätzlich durch die verantwortlichen Bereiche überwacht. Entsprechende Rege- lungen – insbesondere im Hinblick auf die Genehmigung von Abweichungen von der Risikostrategie – sind in den Organisationsanweisungen festgelegt. Der Vorstand legt im Rahmen seiner Verantwortung – unabhängig von der Geschäfts- verteilung – unter Berücksichtigung der Risikotragfähigkeit der Frankfurter Bankgesell- schaft (Deutschland) AG auf der Grundlage einer Analyse der geschäftspolitischen Aus- gangssituation sowie der Einschätzung der damit verbundenen Risiken die einzelnen Teilrisikostrategien fest. Die Teilrisikostrategien sind an die besondere Anforderung als Bank für Wertpapieranlagen angepasst und berücksichtigen die Größe der Bank, die Ge- schäftsschwerpunkte und den Risikogehalt der getätigten Geschäfte. Die Verantwortung für die Festlegung und Änderung bzw. Anpassung der Risikostrategie ist nicht delegierbar. Die Chancen der Geschäftsentwicklung werden – in Abhängigkeit des oben dargestell- ten Risikoappetits – in der jeweiligen Planung/Mehrjahresplanung der Bank beschrie- ben und monatlich überwacht. Diese monatliche Finanzanalyse enthält die Planab- weichungen und alle wesentlichen bedeutsamen finanziellen und nicht-finanziellen Indikatoren, um die Bank ertrags- und risikoorientiert steuern zu können. Die Ertrags- und Risikoberichterstattung ist ein wesentliches Instrument des Manage- ments. Die Chancen und Risiken der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG werden durch den Aufsichtsrat und den Vorstand anhand von ausführlichen Berichten (z. B. Finanzanalyse und MaRisk-Bericht) in regelmäßig stattfindenden Sitzungen er- örtert. Zusätzlich prüft die interne Revision regelmäßig das Risikomanagementsystem der Bank. Im Rahmen der Coronavirus-Pandemie hat die Bank alle erforderlichen Maßnahmen getroffen, um die operative Stabilität der Bank sicherzustellen. Risikotragfähigkeit und Risikobereitschaft Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG geht in einem festgelegten Umfang Marktpreis-, Adressenausfall-, Liquiditäts-, Geschäfts- und operationelle Risiken ein. Die Risikotragfähigkeit stellt einen zentralen internen Einflussfaktor bei der Definition der Geschäftsstrategie der Bank dar. Damit ist das Ergebnis aus der Risikotragfähig- keitsbetrachtung auch für die aus der Geschäftsstrategie abgeleitete Risikostrategie eine zentrale Vorgabe. Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG führt zur Überwachung und Sicherstellung der Risikotragfähigkeit Stresstests durch. Risikomanagementprozess Der Vorstand trägt die Verantwortung für alle Risiken der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG sowie der ausgelagerten Bereiche und ist für die Umsetzung der Risikopolitik zuständig. Die Abteilungen Banksteuerung und Compliance & Gover- nance fungieren dabei als Delegierte des Vorstands. Ihre Hauptaufgaben bestehen in 16 Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020
der Umsetzung und Überwachung der Risikostrategie und der aufsichtsrechtlichen Anforderungen im Rahmen des Wertpapierhandelsgeschäfts mit Kunden der Frank- furter Bankgesellschaft (Deutschland) AG. Der Abteilung Banksteuerung obliegt die Zusammenführung und Gesamtbeurteilung aller in der Bank eingegangenen Risiken, namentlich der Adressenausfall-, der Marktpreis- und Liquiditätsrisiken, der operatio- nellen und der Geschäftsrisiken. Das Risikomanagement der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG umfasst vier Elemente, die als aufeinanderfolgende Phasen in einem Prozess zu sehen sind: 1.) Risikoidentifikation Die Identifikation der für die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG be- stehenden Risiken erfolgt laufend während der täglichen Geschäftstätigkeit. Davon ausgehend wird die Klassifizierung der Risiken durchgeführt. Insbesondere bei der Einführung von neuen Produkten und von komplexen Geschäften sind eine Identifikation sowie die Einbindung in bestehende Risi- komesssysteme und die dazugehörigen Risikoüberwachungsprozesse wichtig. Im Rahmen des Neue-Produkte-Prozesses (NPP) für das Kreditgeschäft sind die zentralen Überwachungsbereiche der Helaba in die Autorisierung neuer Produkte einbezogen. Daneben führt auch die jährlich durchzuführende bzw. anlassbezogene Risiko- inventur dazu, dass bisher unbekannte Risiken identifiziert und im Falle der Wesentlichkeit in den Risikomanagementprozess aufgenommen werden. 2.) Risikoquantifizierung Eine qualitativ gute Abbildung der Einzelgeschäfte bzw. Risikoparameter in den Risikomesssystemen erlaubt eine fundierte – sowohl quantitative als auch qualita- tive – Risikomessung bzw. -bewertung für die einzelnen Risikoarten. Hierbei kom- men verschiedene Modelle, Methoden und Verfahren zum Einsatz. Im Jahr 2020 wurde die Ermittlung der Risikopotenziale in der Risikotragfähigkeitsrechnung grundlegend überarbeitet und angepasst. 3.) Risikosteuerung Auf Basis der aus der Risikoidentifikation und -quantifizierung erhaltenen Informa- tionen erfolgt die Risikosteuerung dezentral in den verschiedenen Unternehmens- bereichen. Diese umfasst die Gesamtheit der Maßnahmen, die darauf abzielen, Risiken im Rahmen der vom Vorstand vorgegebenen Limite einzugehen, zu verrin- gern, zu begrenzen, zu vermeiden oder zu übertragen. 4.) Risikoüberwachung/-controlling und -reporting Im Rahmen eines unabhängigen Risikocontrollings im Bereich Banksteuerung fin- det ein Reporting hinsichtlich der bestehenden Risiken an die jeweils zuständigen Kompetenzträger statt. Des Weiteren werden auch die Methoden der vorherigen Prozessphasen und die Güte der verwendeten Daten kontrolliert sowie die Ergeb- nisse plausibilisiert. Auch die aufsichtsrechtlichen Anforderungen gemäß CRR und die Liquiditätsanforderungen (LCR) werden mit dem Risikobericht überwacht. Risikoarten Risikoarten, die für die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG von Bedeu- tung sind, resultieren unmittelbar aus der operativen Geschäftstätigkeit der Bank. Im Rahmen der strukturierten Risikoinventur wird geprüft, welche Risiken die Vermögens- Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020 17
lage (inkl. Kapitalausstattung), die Ertragslage oder die Liquiditätslage der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG wesentlich beeinträchtigen können. Der Vorstand stellt für die nachstehend identifizierten Risikoarten ein Verlustlimit im Rahmen der Risikotragfähigkeitsbetrachtung von insgesamt TEUR 6.600 zur Verfügung. 1.) Marktpreisrisiken Das Marktpreisrisiko ist das wirtschaftliche Verlustpotenzial, das aus nachteiligen Marktwertänderungen der Positionen aufgrund von Änderungen der Zinssätze (Zinsänderungsrisiko) und der Devisenkurse sowie ihrer Volatilitäten resultiert. Dabei führen Veränderungen des Zinsniveaus eines Marktsegments zu allgemeinen Zinsänderungsrisiken, spezifische Zinssatzveränderungen (z. B. eines Emittenten) zu Credit Spread Risiken und Preisveränderungen bonitätsbehafteter Wertpapiere aus Ratingveränderungen (inkl. Default) zu inkrementellen Risiken. Die Messung des Zinsänderungsrisikos erfolgt anhand des potenziellen Gewinnes/Verlustes einer Po- sition, der mit einer Preisänderung einer gegebenen Wahrscheinlichkeit über einen bestimmten Zeithorizont verbunden ist («Value at Risk»-Ansatz mit IT-Tool Fiducia). Die Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG verwendet für die Darstellung der Zinsänderungsrisiken das VaR-Verfahren auf Basis historischer Simulation mit verschiedenen Konfidenzniveaus und Haltedauern. Im Aktienbereich werden der- zeit keine Bestände gehalten. Wechselkursrisiken bestanden im ganzen Jahr 2020 nur in vernachlässigbarer Höhe. Das Marktpreisrisiko wird in einem monatlichen Report dargestellt. Es setzt sich aus dem Zinsrisiko, dem Credit Spread Risiko und dem Fremdwährungsrisiko zusammen und ist in seiner Gesamthöhe auf TEUR 1.500 limitiert. Für das Jahres- ende 2020 ergibt sich in Summe ein Marktpreisrisiko in Höhe von TEUR 924 (Vj. TEUR 1.581). Der Rückgang des Marktpreisrisikos ist vor allem auf ein deutlich niedrigeres Credit Spread Risiko in Höhe von TEUR 188 (Vj. TEUR 941) infolge einer geänderten Berechnungsmethodik zurückzuführen. Das Zinsänderungsrisiko und das Fremdwährungsrisiko sind ebenfalls moderat gesunken. 2.) Adressenausfallrisiken Das Adressenausfallrisiko ist das wirtschaftliche Verlustpotenzial aufgrund des Ausfalls oder der Bonitätsverschlechterung von Kreditnehmern (klassisches Kreditgeschäft), Emittenten oder Kontrahenten. Das Bonitätsrisiko, das im Marktpreisrisiko unter dem inkrementellen Risiko abgebildet ist, ist nicht Bestandteil des Adressenausfallrisikos. Die Steuerung der auf TEUR 1.500 limitierten Adressenausfallrisiken, die aus dem auslaufenden Kreditgeschäft mit Kunden und dem Depot A resultieren, erfolgt auf der Basis einer schriftlich fixierten Prozessabfolge. Für das Kreditrisiko im Depot A sind Obergrenzen (Limits) definiert, deren Einhaltung laufend kontrolliert und überwacht wird. Das Kreditgeschäft im Depot A wird im Rahmen des Ratingsys- tems und des globalen Limitsystems der Konzernobergesellschaft Helaba geführt. Ab bestimmten Betragshöhen ist der Gesamtaufsichtsrat gemäß Kompetenzord- nung in den Prozess der Limitvergabe eingebunden. Das ökonomische Adressen- ausfallrisiko hat sich im Jahresverlauf deutlich erhöht und beträgt per Dezember 2020 TEUR 923 (Vj. TEUR 302). Dieser Anstieg ist maßgeblich auf eine Änderung der Berechnungsmethodik zurückzuführen. Die Länderrisiken beschränken sich im Depot A im Wesentlichen auf die Kernlän- der der Europäischen Union. 18 Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020
3.) Liquiditätsrisiken Das Liquiditätsrisiko besteht aus dem Risiko, dass den anfallenden Zahlungsver- pflichtungen nicht nachgekommen werden kann oder es ergibt sich aus der un- zureichenden Liquidität von Vermögensgegenständen, dass Positionen nicht oder nur zu unverhältnismäßig hohen Kosten geschlossen werden. Das Liquiditätsrisiko wird nicht in die Risikotragfähigkeitsbetrachtung einbezogen, sondern gesondert betrachtet, gestresst und dem Vorstand sowie dem Aufsichtsrat berichtet. Sämtliche Zahlungsströme werden täglich analysiert, damit die notwendige Liqui- dität der Bank jederzeit sichergestellt werden kann. Aufgrund der Einbindung in den Helaba-Konzern ist die Stabilität der Liquidität gewährleistet. Insgesamt stehen Liquiditätslinien in Höhe von EUR 100,0 Mio. täglich zur Verfügung, sodass bei einer geplanten maximalen Höhe des Depot A von EUR 72,5 Mio. jederzeit ausreichend Liquidität vorhanden ist. Eine über das klassische Einlagengeschäft hinausgehende Refinanzierung kann somit vollständig über die Frankfurter Bank- gesellschaft (Schweiz) AG sowie die Konzernobergesellschaft Helaba erfolgen. Im Jahr 2020 erfolgte die Refinanzierung ausschließlich über Kundeneinlagen. Die Einhaltung der Liquidity Coverage Ratio (LCR-Quote 553 %) ist im Rahmen des Aktiv-Passiv-Managements gewährleistet. 4.) Operationelle Risiken Das operationelle Risiko wird definiert als die Gefahr von Verlusten, die durch die Unangemessenheit oder das Versagen von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder durch externe Ereignisse verursacht werden. Das operationelle Risiko umfasst auch die folgenden Risiken: Das Rechtsrisiko ist definiert als das Risiko von Verlusten für die Bank aufgrund der Verletzung von rechtlichen Bestimmungen, die zu Rechtsprozessen oder eige- nen Handlungen zur Abwendung solcher Verluste führen kann. Bonitätsbedingte Verletzungen von Verträgen (Bsp.: Kreditverträge) fallen nicht unter diese Defini- tion. Das Verhaltensrisiko ist definiert als die aktuelle oder potenzielle Gefahr von Verlusten für ein Institut in Folge eines unangemessenen Angebots von Finanz- (Bank-) Dienstleistungen, einschließlich von Fällen bewussten oder fahrlässigen Fehlverhaltens. Das Informationstechnologierisiko (IT-Risiko) ist definiert als die Gefahr von Verlusten aus dem Betrieb und der Entwicklung von IT-Systemen (z. B. technische Umsetzung fachlicher Anforderungen, technische Ausgestaltung für die Bereitstellung, Betreuung sowie Entwicklung von Soft- und Hardware). Das Informationssicherheitsrisiko umfasst die Gefahr von Verlusten aus der Beein- trächtigung der Informationswerte der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG auf technischer, prozessualer, organisatorischer und personeller Ebene sowohl intern als auch extern (z. B. Cybercrime). Sowohl für das IT-Risiko als auch für das Informationssicherheitsrisiko besteht die Ge- fahr von Verlusten in der Verletzung der Verfügbarkeit, Vertraulichkeit oder Integrität von Daten oder unvorhergesehenem Mehraufwand in der Informationsverarbeitung. Mithilfe des Regelwerks aus Organisationsanweisungen, Arbeitsplatzrichtlinien und Kompetenzvorschriften sowie unter Zuhilfenahme von externen Providern ist für eine aktive Begrenzung dieser Risiken gesorgt. Investitionen in Hard- und Software haben das operationelle Risiko eines Systemausfalls minimiert. Das Sicherheitskon- zept zur Datensicherung und IT wird durch Notfallübungen vervollständigt. Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020 19
Das auf TEUR 1.100 limitierte operationelle Risiko liegt per Ultimo 2020 mit TEUR 966 auf Basis von jährlich ermittelten Szenarioanalysen auf einem im Vergleich zum Vorjahr (TEUR 1.382) niedrigeren Niveau. Auch hier erfolgte eine Umstellung der Berechnungssystematik. Aus der Coronavirus-Pandemie ergaben sich lediglich geringe direkte Belastungen, die deutlich unter dem im entsprechenden Risiko- szenario ermittelten Verlustpotenzial lagen. 5.) Geschäftsrisiken Unter dem Geschäftsrisiko wird das wirtschaftliche Verlustpotenzial verstanden, das auf mögliche Änderungen des Kundenverhaltens oder der Wettbewerbsbedin- gungen im Marktumfeld, ebenso wie der allgemeinen wirtschaftlichen Bedingun- gen zurückgeführt werden kann. Das Geschäftsrisiko beinhaltet auch die quantifi- zierbaren Teile des Reputationsrisikos und ist auf TEUR 2.500 limitiert. Das Geschäftsrisiko wird auf Basis einer Szenarioanalyse ermittelt, in der die Auswirkungen der geänderten Rahmenbedingungen auf das Geschäftsergebnis über Änderungen des Geschäftsvolumens und der Margen im Neu- und Bestands- geschäft abgebildet werden. Im Ergebnis ergibt sich hieraus ein Risikowert in Höhe von TEUR 2.075 (Vj. TEUR 795). Der deutliche Anstieg liegt sowohl an einer An- passung der Parameter als auch an gestiegenen Geschäftsumfängen und den damit verbundenen höheren Ertragserwartungen für 2020. 3.2 Rechnungslegungsprozess Das interne Kontrollsystem der Bank hat – bezogen auf den Rechnungslegungsprozess – das Ziel einer ordnungsmäßigen und verlässlichen Finanzberichterstattung. Das Kon- trollumfeld der Bank im Rechnungslegungsprozess umfasst unter anderem eine sach- gerechte Ausstattung der Abteilung Banksteuerung mit qualifiziertem Personal. Durch eine regelmäßige Kommunikation wird sichergestellt, dass den einzelnen Mitarbeitern die für ihre Arbeit notwendigen Informationen zeitnah und vollständig vorliegen. Kontrollen und Abstimmungen – insbesondere das Vier-Augen-Prinzip – sind darauf ausgelegt, die Risiken einer potenziell wesentlichen Fehlaussage in der Rechnungs- legung oder im Rechnungslegungsprozess zu minimieren. Die Vorgehensweise in der Rechnungslegung ist in der schriftlich fixierten Ordnung, anhand eines Bilanzierungshandbuchs sowie Arbeitsanweisungen angewiesen. Die Ergebnisse der Finanzberichterstattung werden mit Planung, Erwartungen sowie Hoch- rechnungen auf Basis des Geschäftsverlaufs abgeglichen. Des Weiteren werden die Zahlen regelmäßig dem Vorstand vorgelegt und von diesem überprüft und validiert. 4 Prognosebericht 4.1 Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen Wirtschaftliche Entwicklung Derzeit weiter verschärfte Distanzierungsregeln in Europa und den USA führen zwar zu einer Konjunkturdelle, dies tangiert aber die Erwartungen einer Normalisierung in der zweiten Jahreshälfte 2021 nicht länger. Und auch wenn eine Reihe von Fragen in Bezug auf die Impfstoffe offenbleibt, ist eine Normalisierung der wirtschaftlichen Ak- 20 Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020
tivität ab Mitte 2021 das wahrscheinlichste Szenario. Die erwarteten Wachstumsraten reichen von knapp 3 % (Japan) über knapp 4 % (Schweiz und USA) und 5 % (Euro- zone) bis hin zu über 5 % für China. Das bedeutet, dass das Niveau von vor der Pandemie außer in China nicht bereits im Jahr 2021 schon wieder erreicht wird. Auch wird der Pfad in Richtung Normalisierung nicht geradlinig verlaufen. So ist die Imp- fung von wesentlichen Teilen der Weltbevölkerung Neuland, wobei wir davon ausge- hen, dass die logistischen Herausforderungen im Kern gemeistert werden können. Aktienmärkte Die Vergangenheit zeigt, dass die Börsen selten schwach sind, wenn der Nachrichten- fluss der Tendenz nach positiv ist. Letzteres entspricht unserem Basisszenario für das Gesamtjahr 2021, obwohl gelegentlich mit Rückschlägen – sowohl bezüglich der Impf- stoffe als auch der realwirtschaftlichen Entwicklung – zu rechnen ist. Eher positives Überraschungspotenzial orten wir bei den Unternehmensgewinnen, da viele Unterneh- men während der Pandemie ihre Kostenstrukturen optimiert haben und die Margen die Niveaus vor der Pandemie übertreffen könnten, wenn sich die Umsätze weiter erholen. Die Bewertungen sind in einigen Bereichen und an den Märkten insgesamt eher hoch, wobei hohe Bewertungen in aller Regel erst dann zum Problem werden, wenn sich der Nachrichtenfluss, insbesondere bezüglich Konjunktur, nachhaltig verschlechtert. Kaum solide empirische Evidenz ist demgegenüber dahingehend vorhanden, dass niedrige Zinsen zu Höherbewertungen der Börsen führen, wobei Zinsen nahe null zumindest für die USA ein Novum darstellen. Aufgrund unseres Mittelfristszenarios – verhaltenes Wachstum, kaum Inflation – soll- ten Wachstumsunternehmen, d.h. Unternehmen mit einem überzeugenden Leistungs- ausweis im Niedrigwachstumsumfeld der letzten Jahre, der Tendenz nach weiterhin besser abschneiden als günstig bewertete, aber kaum wachsende Unternehmen. 2021 dürfte diesbezüglich allerdings ein Übergangsjahr sein, welches durch ein weiteres Aufholpotenzial für jene Marktsegmente gekennzeichnet ist, welche im Gefolge der Coronavirus-Pandemie schwach abgeschnitten haben. Darüber hinaus scheint das Potenzial für die Börsen angesichts einer weitgehend eingepreisten wirtschaftlichen Normalisierung eher begrenzt. Rentenmärkte Die Renditen von Anleihen derjenigen Staaten mit der höchsten Kreditwürdigkeit, werden für einige Zeit nahe ihrer derzeit niedrigen Niveaus bleiben, wobei in Europa weiterhin ein beachtlicher Teil der Anleihen negative Renditen aufweisen wird. Den- noch werden die Anleihe-Renditen auf dem Weg zur wirtschaftlichen Normalität leicht anziehen, besonders in den USA. Während sich die Kreditaufschläge von Unterneh- mensanleihen mit Investment-Grade-Ratings bereits wieder nahe historisch niedriger Niveaus befinden, besteht im hochverzinslichen Segment noch etwas Potenzial. 4.2 Voraussichtliche Entwicklung der Gesellschaft Die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe hat sich als «Die Privatbank» der Sparkassen- Finanzgruppe in Deutschland etabliert und gehört am Zielmarkt Deutschland nach den letzten sehr wachstumsstarken Jahren zu den zehn größten und leistungsstärksten Privatbanken. Zuletzt wurde sie vom Fachmagazin «Elite Report» zu einem der zehn besten Vermögensverwaltern im deutschsprachigen Raum gekürt und erreichte Platz 2 im Länderranking Schweiz im «TOPS 2021»-Ranking der Fuchs | Richter Prüfinstanz für Private Banking. Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020 21
Der Zielmarkt Deutschland ist einer der attraktivsten Märkte für vermögende Kunden weltweit. Die Sparkassen-Finanzgruppe hat insbesondere im Firmenkundensegment Marktdurchdringungsquoten von bis zu 50 % und ist der eindeutige Marktführer. Der Alleinaktionär Helaba hat sich als Verbundbank der Sparkassen etabliert. In der Schweiz gehört die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe zu den zehn größten Aus- landsbanken und ist die zweitgrößte Bank mit deutschem Eigentümer. Der Fokus der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG liegt für das Geschäfts- jahr 2021 in der systematischen Ausschöpfung der Akquisitionspotenziale über den Marktzugang der Sparkassen vor Ort sowie der Helaba. Es wird ein Akquisitionsvo- lumen von ca. EUR 1,2 Mrd. im Geschäftsjahr 2021 erwartet, sodass das Kerngeschäft in der Vermögensverwaltung und -beratung wie auch in der VermögensVerwaltung für Sparkassen (VVS) weiter ausgebaut werden wird. Hierzu sind insbesondere die strate- gischen Wachstumsinitiativen mit Etablierung der Standorte in Düsseldorf, München und in Hamburg einerseits und der konsequente Ausbau des Angebots Vermögens- Verwaltung für Sparkassen (VVS) andererseits fortzuführen. Die Ausrichtung auf die systematische und strukturierte Zusammenarbeit mit den Sparkassen vor Ort wird der zentrale Erfolgsfaktor hierbei sein. Der per Ende 2021 avisierte Abfluss eines instituti- onellen Mandats in Höhe von ca. EUR 0,5 Mrd. Anlagevolumen wird im kommenden Geschäftsjahr noch nicht ergebnisbelastend wirken. Einen wesentlichen Faktor für den Erfolg sieht die Bank in der VermögensVerwaltung für Sparkassen (VVS). Hier wird im Depot des Kunden bei der jeweiligen Sparkasse die Vermögensverwaltung bereits ab einem Anlagevolumen von TEUR 250 angeboten. Diese Leistung wurde Ende 2020 schon von 50 Sparkassen (Ende 2019: 29 Sparkassen) genutzt; Anfang 2021 befinden sich weitere Sparkassen, die ihren Kunden im ersten Halbjahr 2021 dieses Produkt anbieten wollen, in Umsetzungsprojekten. Der Absatz der bankeigenen Fonds im Depot B der Sparkassen wird unabhängig davon weiter Bestandteil der Akquisitionsleistung sein. Daneben werden auch Volumenzuflüsse aus Unternehmensverkäufen von Kunden der Schwestergesellschaften Family Office der Frankfurter Bankgesellschaft AG und IMAP M&A Consultants AG erwartet. Durch die strategische Beteiligung an der IMAP M&A Consultants AG (Erwerb von 75,1 % der Anteile durch die Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz) AG) in 2020) hat die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe ihr umfangreiches Leistungsangebot für Familienunternehmen, gleichzeitig die Hauptzielgruppe von IMAP, weiter ausgebaut. Die IMAP wird als eigenständige Gesellschaft mit eigenem Marktauftritt unter Leitung des bestehenden Managements weitergeführt. Mit der strategischen Beteiligung an der IMAP bietet die Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe nun sämtliche Facetten in der Betreuung von Familienunternehmen an: von der Erarbeitung einer Familienstrategie über Vermögensstrategie und -controlling bis hin zur Begleitung bei einer möglichen Unternehmensarrondierung (Kauf/Verkauf), der Vermögensanlage sowie der Finanzie- rung des Käufers über den Alleinaktionär Helaba oder die Sparkasse vor Ort. Auch im Kundengeschäft der Frankfurter Bankgesellschaft (Deutschland) AG wird dieses nun vollumfängliche Dienstleistungsangebot positive Effekte bewirken. Die Nachfrage der Sparkassen und deren anspruchsvollen Kunden, darunter viele Familienunternehmer, wird sich durch die neu aufgebauten Beraterkapazitäten in Düsseldorf, München und Hamburg regionalnah erfüllen lassen. Die in diesen Regionen gut vernetzten Berater können damit effizient und mit Ortskenntnis verbunden die Wachstumspotenziale der Sparkassen-Finanzgruppe nachhaltig und erfolgreich für die Frankfurter Bankgesellschaft und die Sparkassen vor Ort ausschöpfen. Wie bisher erfolgt die Akquisition von Poten- zialkunden grundsätzlich nur über die Sparkassen vor Ort. Über die bisher akquirierten 22 Frankfurter Bankgesellschaft Geschäftsbericht 2020
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