Intern - WIR SIND BUNT - Klinik St. Hedwig

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Intern - WIR SIND BUNT - Klinik St. Hedwig
intern          Februar 2019

WIR SIND BUNT
Neuer Chefarzt für Anästhesie   Multikulturalität in der   Zehn Jahre Selbsthilfefreundliches
und operative Intensivmedizin   Dienstgemeinschaft         Krankenhaus
Intern - WIR SIND BUNT - Klinik St. Hedwig
2   IN T E RN

                                         Inhalt
                                         Aus der Dienstgemeinschaft
                                         Neuer Chefarzt in der Anästhesie                                        4
                                         Wir sind bunt gemischt – Multikulturalität in der Dienstgemeinschaft   15
                                         Neues Pilotprojekt aus der Diabetologie                                22
                                         Willkommen und Verabschiedung                                          24
                                         Kein Abschied für immer!                                               25
                                         Segensreiches Wirken                                                   28
                                         MAV – Bestens vertreten                                                29

                                         Kooperation Selbsthilfe
       Das Titelbild dieser intern-      Zehn Jahre Selbsthilfefreundliches Krankenhaus                          8
    Ausgabe soll die bunte Vielfalt      Stabübergabe bei den Barmherzigen Brüdern                              10
    darstellen, die uns im Kran-
                                         Im Gespräch mit der neuen Selbsthilfebeauftragten                      12
    kenhaus täglich begegnet. Die
    Menschen in unserem Kran-            Drei Jahre Selbsthilfegruppe Chronischer Schmerz                       13
    kenhaus sind – egal ob Mitar-
    beiter oder Patienten – genau
    so vielschichtig und bunt            Unterstützung über das Krankenhaus hinaus
    gemischt wie die Themen, mit
                                         Medizinische Hilfe für wohnungslose Menschen                            6
    denen sie sich beschäftigen.
    Insgesamt 3.500 Mitarbeiter          Hilfe für Kinder der Familiennachsorge                                  7
    aus 53 verschiedenen Na-             Entsorgungsfirma Lütgert spendet für Familiennachsorge                  7
    tionen arbeiten in unserer
                                         Feierliches Jubiläum der Harl.e.kin-Nachsorge                          26
    Dienstgemeinschaft in mehr
    als 100 Berufen für ein einzi-       Zwei Virtuosinnen musizieren für den guten Zweck                       27
    ges Ziel – unseren Patienten
    die beste Versorgung zukom-
    men zu lassen.                       Über unsere „kleinen“ Patienten
                                         Glück hoch Neun: Dreimal Drillinge                                     23
                                         Gefahr: Knopfzellenbatterien                                           26
    Die intern ist die Zeitung für die   Isabella ist das 3.000. Baby in der Klinik St. Hedwig                  28
    Mitarbeiter der Standorte
    Prüfeninger Straße und Klinik
    St. Hedwig des Krankenhauses         Ausbildung und Zukunft
    Barmherzige Brüder Regensburg,
                                         Pflegepreise beim Dies Academicus                                      14
    des Paul Gerhardt Hauses,
    der BBSG in Regensburg und der       Fort- und Weiterbildung                                                32
    MVZ GmbH Regensburg.

                                         Aus dem Krankenhausverbund
                                         Führungsrolle reflektieren und entwickeln                              18
                                         Schwandorf: Akutgeriatrie bald auch in Schwandorf                      30
                                         München: Unfallchirurg operiert ehrenamtlich in Sierra Leone           30
                                         Straubing: Chefarzt der Medizinischen Klinik hilft in Nepal            31
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INTER N         3

                                           Liebe Mitarbeiterinnen und
                                           Mitarbeiter,

„Wir sind bunt“ lautet das Motto dieser    von bisherigen Erfahrungen und neuen       Mitarbeiter verabschiedeten wir Anfang
Ausgabe und spiegelt sich in vielen Bei-   Plänen (S. 10 – 12).                       2019 in ihre wohlverdiente Rente (S. 25).
trägen der folgenden Seiten wider. Un-                                                Zwischen den Verabschiedungen durf-
sere Dienstgemeinschaft beispielsweise     Neben dem bunten Krankenhausalltag         ten wir jedoch auch neue Mitarbeiter in
ist eine bunte Mischung aus verschie-      engagieren sich viele Mitglieder unserer   unserer Dienstgemeinschaft willkommen
densten Kulturen und Berufen, die unter    Dienstgemeinschaft auch für wichti-        heißen. Pünktlich zum neuen Jahr be-
unserem Dach zusammenkommen.               ge Projekte außerhalb Ihrer täglichen      grüßten wir Prof. Dr. Tino Münster, der
Zukünftig stellen wir in jeder Ausgabe     Aufgaben. In der Weihnachtsausgabe         die Geschicke der Klinik für Anästhesie
einen Mitarbeiter mit seinem Herkunfts-    unserer Mitarbeiterzeitung haben wir       und operative Intensivmedizin in Zukunft
land vor, um dieser Multikulturalität      beispielsweise über die Spende für den     lenken wird. Ich wünsche ihm – auch im
Ausdruck zu verleihen (S. 15 – 17).        neu gegründeten Verein Rafael e.V. be-     Namen meiner Geschäftsführerkollegen
                                           richtet, der obdachlosen Menschen eine     – alles Gute für die neue Position.
Bunt gemischt sind auch die aktiven        medizinische Versorgung bietet. Der
Selbsthilfegruppen in unserem Kranken-     Orden der Barmherzigen Brüder steht        Zum Abschluss dürfen wir uns über klei-
haus: Über 15 Selbsthilfegruppen sind      dem Projekt unterstützend zur Seite        ne Überraschungen freuen – und zwar
hier vertreten. Seit zehn Jahren koope-    und viele unserer Mitarbeiter sind dort    über insgesamt neun! Denn im Dezem-
riert das Krankenhaus Barmherzige          ehrenamtlich aktiv (S. 6).                 ber letzten Jahres erblickten innerhalb
Brüder erfolgreich mit der Kontakt- und                                               von nur zwei Wochen dreimal Drillinge in
Informationsstelle für Selbsthilfegrup-    Bei knapp 3.500 Mitarbeitern fin-          der Klinik St. Hedwig das Licht der Welt.
pen (KISS). Im Zuge des Jubiläums          det natürlich Bewegung statt. Daher        Ein Ereignis, das in den Medien sogar
gab es einen Grund zu feiern – zum         mussten wir uns in den letzten Wochen      als „Krankenhaussensation des Jahres“
dritten Mal erhielt die Kooperation die    von einigen hochgeschätzten Kollegen       betitelt wurde (S. 23).
Auszeichnung „Selbsthilfefreundliches      verabschieden. Prof. Dr. Cornel Sie-
Krankenhaus“ (S. 8 – 9). Im Rahmen         ber, Chefarzt der Klinik für Allgemeine    Für die restliche Winterzeit wünsche ich
der Veranstaltung gab es eine Stab-        Innere Medizin und Geriatrie, verließ      Ihnen alles Gute.
übergabe der Selbsthilfebeauftragten       Ende Januar unsere Dienstgemeinschaft
im Krankenhaus. Dr. Heribert Stauder       (S. 24) und Dr. Franz-Xaver Stigler, der   Ihre
trat nach zehn Jahren seine Position als   knapp zwei Jahrzehnte die Klinik für
Selbsthilfebeauftragter an die onkolo-     Anästhesie und operative Intensivmedi-
gische Fachpflegekraft Monika Wagner       zin leitete, ging mit Ende des Jahres in
ab. Im Interview erzählen die beiden       den Ruhestand. 19 weitere geschätzte
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    Neuer Chefarzt in der Anästhesie
    Prof. Dr. Tino Münster ist neuer Leiter der Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin. Er
    tritt die Nachfolge von Dr. Franz-Xaver Stigler an, welcher die Klinik 19 Jahre bis zu seinem Ruhe-
    stand geführt hat.

    Die Klinik für Anästhesie und operative     ein großes Spektrum: die Anästhesie,
    Intensivmedizin steht jetzt unter der       das Notarztwesen und die operativen
    Leitung des neuen Chefarztes Prof. Dr.      Intensiv- und Wachstationen sowie die
    Tino Münster. Der gebürtige Thüringer       Schmerzmedizin mit einer Schmerzam-
    war zuletzt Geschäftsführender Ober-        bulanz, einer Schmerztagesklinik und
    arzt der Anästhesiologischen Klinik des     einer stationären Schmerztherapie.
    Universitätsklinikums Erlangen sowie
    Ständiger Vertreter des Klinikdirektors     SCHMERZFREIES KRANKENHAUS
    Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Schüttler. „Wir
    sind froh, mit Prof. Münster einen sehr     Der neue Chefarzt Prof. Münster plant,
    erfahrenen Arzt gewonnen zu haben“,         die Schmerzmedizin noch umfassender
    so Geschäftsführer Dr. Andreas Kestler.     im Haus zu verankern. „Vom schmerz-
    „Er wird mit seinen Mitarbeitern auch in    belasteten Patienten in der Notauf-
    Zukunft sicherstellen, dass sich Patien-    nahme bis hin zum post-operativen
    ten bei uns im Haus ohne Angst vor der      Patienten oder zum Tumorpatienten
    Narkose operieren lassen können. Auch       – eine Schmerztherapie sollte über-         Begrüßung durch Pater Provinzial
    mit seinen Konzepten für ein schmerz-       all dort ansetzen, wo Patienten unter       Benedikt Hau und Geschäftsführer
    freies Krankenhaus und seinen ethisch       Schmerzen leiden.“ Dazu möchte er           Dr. Andreas Kestler.
    fundierten Überlegungen zur Weiterent-      das Schmerzmanagement des Kran-
    wicklung der Intensivmedizin hat er die     kenhauses effektiv ausbauen „Wir            Im Jahr 2000 begann er seine ärztliche
    Berufungskommission überzeugt.“             wollen früh unterstützend eingreifen,       Laufbahn am Universitätsklinikum Er-
                                                um einer drohenden Chronifizierungs-        langen. Hier war er ab 2012 in leitender
    Die anästhesiologische Klinik, welche       gefahr von Schmerzen zu begegnen.“          Funktion tätig und durchlief dabei die
    jährlich mit durchschnittlich 16.500        In der post-operativen Schmerztherapie      klinischen Bereiche der Kopfklinik, des
    Narkosen zu den größten in Ostbayern        begrüßt Prof. Münster auch den Einsatz      Zentral-OP, der Operativen Intensiv-
    gehört, ist auch gleichzeitig mit mehr      von psychologischen Maßnahmen und           station und der Schmerztherapie. In
    als 60 Ärzten die mitarbeiterstärkste Ab-   Verfahren, um die Schmerzen nach einer      den letzten vier Jahren oblag ihm die
    teilung des Krankenhauses. Sie betreut      Operation zu begrenzen.                     leitende Position der Gesamtklinik der
                                                                                            Anästhesie.
                                                Die Intensivmedizin möchte der 45-Jäh-
                                                rige noch individueller an die Bedürfnis-   ANÄSTHESIEN BEI SELTENEN
                                                se der Patienten anpassen. „Mögliche        ERKRANKUNGEN
                                                Entwicklungen und Optionen, welche
                                                sich auch aufgrund von Vorerkran-           Neben seiner beruflichen Tätigkeit enga-
                                                kungen nach einer Operation ergeben         giert er sich zudem für die bundesweite
                                                könnten, möchten wir mit den Patien-        Initiative „Orphan Anesthesia“, welche
                                                ten frühzeitig besprechen“, erklärt der     Handlungsempfehlungen zur Anästhesie
                                                Chefarzt.                                   bei Patienten mit seltenen Erkrankungen
                                                                                            erstellt (www.orphananesthesia.eu).
                                                Prof. Münster wuchs in Ilmenau in           Der neue Chefarzt ist mit einer Ärztin
                                                Thüringen auf. Er studierte ab 1993 Hu-     verheiratet und Vater von Zwillings-
                                                manmedizin an der Friedrich-Alexander-      mädchen im Alter von 17 Jahren und
                                                Universität Erlangen-Nürnberg. Noch         einem Sohn im Alter von 13 Jahren. Zur
                                                während seines Studiums verbrachte er       Entspannung kocht er leidenschaftlich
                                                vier Monate im Virginia Mason Research      gerne, geht ins Kino oder spielt Tennis.
                                                Center in Seattle (USA) und forschte im
    Prof. Münster stellt sich vor.              Themenspektrum der Pharmakologie.           Svenja Uihlein
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INTER N        5

Prof. Münster im Gespräch
Wenn es nach den Vorstellungen der          dann tatsächlich mit ihm um 24 Uhr
ehemaligen DDR gegangen wäre,               mit Sekt angestoßen. Unsere Frauen
dann hätte der Thüringer Prof. Müns-        waren auch mit dabei. Und dann kam
ter nach dem Abitur nicht Medizin           die Dienstmannschaft der Anästhesie
studieren sollen. Doch zum Glück            und der Intensivmedizin. Dadurch wurde
kam es anders. Für den naturwis-            die Runde etwas größer. Schlussendlich
senschaftlich geprägten Anästhe-            standen wir eine Stunde an der Pforte.       OP-Koordinators, der den ganzen Tag
sisten war 26 Jahre lang Erlangen           Das war sehr schön. Es war ein gutes         telefoniert und Operationen von A nach
der Lebensmittelpunkt. Jetzt tastet         Zeichen. Am 1. Januar 2019 war ich hier      B schiebt. Ich möchte gerne die Anäs-
er sich an seinen neuen Aufgaben-           zur Visite. Ich habe mit meinen Kollegen     thesie als Ganzes betrachten und neue
bereich in Regenburg heran. Privat          gesprochen und bin drei Stunden durch        moderne Verfahren einführen. Ich habe
macht er Nägel mit Köpfen: Eine neue        die Intensivstation gelaufen.                zudem einmal im Monat eine Gesamt-
Wohnung hat er schon gekauft. Bis                                                        Teamsitzung „Schmerz“ ins Leben
diese saniert ist, wohnt er noch in         Wie waren Ihre ersten Tage bisher?           gerufen. Und es wird in zwei Monaten
einer „Männer-WG“ am Ostentor und           Die Anästhesie erlebt momentan einen         einen runden Tisch „Intensivmedizin“ an
pendelt am Wochenende zu seiner             Umbruch, da es einige personelle             der Intensivmedizin Beteiligten geben.
Familie nach Baiersdorf nahe Erlangen.      Veränderungen gibt. Sie hat aber viele       An beiden Sitzungen werde ich teilneh-
                                            gute, engagierte Mitarbeiter, die sehr       men. Ich versuche das große Ganze zu
intern: Ich habe gehört, dass Sie die       wissbegierig und offen für Neues sind.       vernetzen.
Schlüssel für Ihre neue Klinik in der       Innerhalb der Abteilung wird sich jetzt
Silvesternacht von Herrn Dr. Stigler        jedoch einiges verändern. Dies ist ganz      Was möchten Sie über Ihr Privatleben
bekommen haben?                             normal, wenn nach 20 Jahren ein neuer        erzählen?
Prof. Münster: Ja, das stimmt. Dr.          Chef kommt. Ein Zeichen meinerseits          Meine Frau hat eine Hausarztpraxis
Stigler meinte damals: „Wenn er will,       soll sein, dass ich mir die Dinge erstmal    nahe Erlangen. Wir haben drei Kinder,
bekommt er die Schlüssel um Mitter-         anschaue, dass ich zuhöre und mit allen      einmal Zwillingstöchter, diese machen
nacht.“ Einmal ausgesprochen habe           Mitarbeitern rede. Bisher habe ich in vier   jetzt im Frühjahr ihr Abitur. Mein Sohn
ich das dann eigentlich selbstredend        Wochen mit mehr als 30 von 75 Mitar-         ist in der 7. Klasse. Er sagt immer, er
nie wieder in Frage gestellt. Dr. Stigler   beitern Gespräche geführt. Erstmal mit       ist Fußballer und geht nebenbei ein
und ich wollten ein Zeichen setzen,         allen in Kontakt kommen, auch im Haus        bisschen zur Schule. Im Moment fahre
dass keine Lücke entsteht. Ich habe         zum Beispiel mit der Personalabteilung       ich Freitagnachmittags nach Hause,
                                            und mit der Pflege. Dann machen wir          mittelfristig wird meine Frau hier nach
                                            eines nach dem anderen. Aber eine            Regensburg kommen. Alles, was mein
 Drei mal privat                            Vision, wie es mal werden soll, ist schon    Glück ist, passt in eine kleine Tasche.
                                            im Kopf. Es braucht alles seine Zeit.        Ich brauche nicht viel. Reisen mit wenig
 Was ist Ihr Lieblingsreiseziel?                                                         Gepäck.
 Tendenziell eher nördliche Länder. Ich     Wie wird sich die Klinik weiterentwi-
 würde ungern wo hin fahren wollen,         ckeln?                                       Und Ihre Hobbys und Interessen?
 wo Spinnen, Schlangen und anderes          Ich denke, man wird viel kommunizieren       Natürlich auch Fußball. Ich habe früher
 kleines Getier rumläuft.                   müssen, um dann nach und nach die            selbst gespielt. Irgendwann bin ich dann
                                            Vision umzusetzen. Die Schmerzam-            vernünftig geworden und habe aufge-
 Welches Buch lesen Sie aktuell?            bulanz hier im Hause beispielsweise          hört. Jetzt spiele ich Tennis mit meiner
 „Schnitt! Die ganze Geschichte der         hat nach außen einen sehr guten Ruf.         Frau und im Duett ein wenig Tuba und
 Chirurgie erzählt in 28 Operationen“.      Aber nach innen ist sie nicht so sehr        Klavier. Außerdem gehe ich gerne ins
 Und auch: „Chruschtschows dritter          sichtbar, insbesondere was die Be-           Kino und koche sehr gerne. Das ent-
 Schuh“.                                    treuung durch die Schmerztherapie            spannt mich, da kann ich loslassen. Das
                                            auf den Stationen betrifft. Hier denke       fängt schon beim Einkaufen an. Also die
 Was werden Sie von Erlangen                ich, ist eine Sache, die man ausbauen        Reduktion auf die wesentlichen Dinge:
 vermissen?                                 kann. Die Intensivmedizin macht ihre         Sport machen und kochen.
 Mein Herz hängt jetzt nicht so an          Arbeit auch hervorragend. Aber auch da
 Orten. Meine Frau und meine Kinder         kann man sicher ein paar Neuerungen          Das Interview führte Svenja Uihlein am
 vermisse ich unter der Woche, aber         einbringen. Angefangen haben wir mit         22.01.2019
 diese Zeitphase, wo wir getrennt           der Einführung der Geniusdialyse. Ich        Mitschrift durch Jasmin Kosin, Zentraler
 sind, wird auch wieder rum gehen.          persönlich sehe mich nicht im Job des        Schreibdienst
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6   IN T E RN

                Medizinische Hilfe
                für wohnungslose
                Menschen
                In der Weihnachtsausgabe der Mitarbei-       Erkrankungen, die eigentlich medika-
                terzeitung wies die Geschäftsführung         mentös behandelt werden müssten. In
                darauf hin, dass die weihnachtliche          vielen Städten gibt es bereits Anlauf-
                Spende des Hauses, die seit einigen          stellen für wohnungslose Menschen, die
                Jahren anstelle des Versandes von            medizinisch versorgt werden müssen. In
                Weihnachtskarten besteht, dieses Mal         Regensburg waren diese Möglichkeiten
                an den Verein Rafael e.V. ging. Rafael       bis dato jedoch nicht zufriedenstellend.
                e.V. ist ein neu gegründeter Regens-         Auf Initiative des Priors Frater Seraphim
                burger Verein, bei dem Ehrenamtliche         Schorer, Dr. Eva Gutdeutsch und Dr.
                wohnungslosen Menschen eine medi-            Udo Stelbrink entwickelte sich gemein-
                zinische Grundversorgung bieten. Der         sam mit der Bahnhofsmission Regens-
                Name „Rafael e.V.“ steht für „Regens-        burg, der Caritas, dem DrugStop e.V.,
                burger Anlaufstelle Für krAnke Men-          der Kontakt e.V., die Soziale Initiativen
                schen in Eingeschränkten Lebenslagen         e.V., dem Sozialamt der Stadt Regens-
                e.V.“. Der Verein besteht aus verschie-      burg und dem Strohhalm e.V. eine Initi-
                densten Helfern, darunter auch viele         ative, aus der heraus zum Jahreswech-
                Mitarbeiter unseres Krankenhauses. Er        sel der Verein Rafael e.V. gegründet
                wird vom Orden der Barmherzigen Brü-         wurde. Obdachlose und hilfsbedürftige
                der gestützt. Dieser ist bereits seit 1927   Patienten haben nun seit kurzem eine
                in Bayern, insbesondere im Münchner          feste Anlaufstelle im Kontaktladen des
                Raum, in der Obdachlosenhilfe aktiv          Regensburger DrugStops in der Lands-
                und blickt daher auf eine lange Tradition    huter Straße, bei der einmal wöchentlich
                und einen reichen Erfahrungsschatz           in einem bestimmten Zeitfenster eine
                zurück.                                      ärztliche Behandlung möglich ist.

                Obdachlose finden häufig nur schwer          In einer sechsmonatigen Pilotphase wird
                Zugang zur medizinischen Regelver-           nun vom Verein abgeschätzt, wie hoch
                sorgung, da sie oft Ausgrenzung und          der Bedarf der Bedürftigen an medizi-
                Diskriminierung erlebt haben und ein         nischer Versorgung tatsächlich ist. Aus
                niederschwelliges Angebot benötigen          den gesammelten Erfahrungen wird sich
                würden. Außerdem können sie Zuzah-           zeigen, wie das Projekt auf lange Zeit
                lungen und Rezeptgebühren häufig             planbar ist und wie es fortgeführt wird.
                nicht zahlen. Daraufhin entstehen            Ein ausführlicher Bericht über das The-
                medizinische Problematiken wie unver-        ma folgt im Sommer in der misericordia.
                sorgte Wunden, fehlende Impfungen
                und unkurierte chronische oder akute         Stephanie Tschautscher
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INTER N         7

Hilfe für Kinder der Familiennachsorge
Ortstermin im südlichen Landkreis                                                        für die Betreuung muss extern finanziert
Regensburgs: Nachsorgeschwester Ka-                                                      werden, da die Krankenkassen die Fa-
tharina Köhler besucht den eineinhalb-                                                   miliennachsorge nicht komplett finan-
jährigen Linus und seine alleinerziehen-                                                 zieren. Auch in der Klinik St. Hedwig in
de Mutter. Mit nur vier Monaten musste                                                   Regensburg kennt man die Problematik:
dem kleinen Linus ein 1,5 Kilogramm                                                      Nachsorgeschwester Katharina Kröner
schwerer und lebensbedrohlicher Tumor                                                    weiß, dass sie nicht kostendeckend
entfernt werden, weitere OPs folgten.                                                    arbeitet. Ihr Einsatz bei den Familien vor
„Ich wusste nicht, was richtig und was                                                   Ort wird zwar von den Kassen bezahlt,
falsch war“, beschreibt die Mutter ihre                                                  ist jedoch nur der sichtbare Teil ihrer
Hilflosigkeit danach zuhause. „Aber                                                      Arbeit. Hinzu kommen oft lange Anfahr-
Schwester Katharina hat mir von Anfang                                                   ten sowie die Vor- und Nachbereitung
an mit Rat und Tat beiseite gestanden                                                    für Dokumentation und Verwaltung.
und mich in einer Zeit unterstützt, in der                                               Kurz: Die Klinik St. Hedwig zahlt bei der
ich beinahe aufgegeben hätte.“               Der kleine Linus auf dem Arm der Nach-      Familiennachsorge drauf und könnte auf
                                             sorgeschwester Katharina Kröner.            Dauer das Defizit nicht tragen wenn es
                                                                                         die KUNO Stiftung nicht gäbe. „Allein
 Entsorgungsfirma Lütgert                    Linus und seine Mutter gehören zu           für St. Hedwig entsteht hier jährlich ein
                                             knapp 100 Kindern und Familien aus          Defizit von rund 100.000 Euro“, fasst Dr.
 spendet für Familien-                       der Region Ostbayern, die allein 2018       Hans Brockard das Dilemma zusam-
 nachsorge                                   nach ihrem Krankenhausaufenthalt zu         men. Brockard ist Vorsitzender der
                                             Hause von den Nachsorgeschwestern           KUNO-Stiftung, die das Angebot der
 Am 24. Dezember gab es eine be-             betreut wurden – quer durch alle sozia-     Familiennachsorge massiv unterstützt
 sonders schöne Überraschung für             len Schichten.                              und auch in Zukunft sichern möchte.
 die Familiennachsorge. Die Entsor-                                                      Dafür hat die Stiftung kürzlich mit einem
 gungsfirma Lütgert aus Tegernheim,          NACHSORGE ALS SCHNITTSTELLE                 externen Partner ein Auto für die Nach-
 die bereits seit vielen Jahren mit dem                                                  sorgeschwestern finanziert – und auch
 Krankenhaus Barmherzige Brüder zu-           „Wir entscheiden vor Ort, was die          2019 soll das Defizit in der Familien-
 sammenarbeitet, spendete der Klinik         Familie an Unterstützung braucht            nachsorge aufgefangen werden.
 einen stolzen Betrag von 1.000 Euro.        – organisatorisch, sozial und medizi-
 „Wir sind sehr dankbar für diese            nisch-pflegerisch“, erläutert Renate        SPENDEN ALS AUSWEG
 großzügige Spende“, so Geschäfts-           Fabritius-Glaßner, Leiterin des Bunten
 führerin der Klinik St. Hedwig, Sabine      Kreises KUNO Familiennachsorge der          „Damit KUNO hier auch weiterhin helfen
 Beiser.                                     Regensburger KUNO Klinik St. Hedwig,        kann, sind wir allerdings auf Spenden
                                             das umfassende Versorgungskonzept.          angewiesen“, weiß Brockard, zumal die
                                             Oft sind Köhler und ihre acht Kollegin-     Stiftung auch in vielen anderen Berei-
                                             nen die einzige Schnittstelle zu anderen    chen aktiv ist. Dennoch: Die Leistungen
                                             Versorgern, sozialen Einrichtungen,         der Kassen kann die Stiftung auf Dauer
                                             Ärzten vor Ort – und manchmal auch zu       nicht ersetzen. Es bleibt also abzuwar-
                                             Rechtsberatung und Jugendamt. Das           ten, wann die sozialmedizinische, fami-
                                             braucht Übersicht, vernetztes Denken        lienorientierte Nachsorge auskömmlich
                                             und ist deutlich mehr als Kinderkranken-    finanziert wird.
                                             pflege im Hausbesuch. Allein die gefah-
                                             renen Strecken der Regensburger Nach-       Der kleine Linus ist übrigens mittlerweile
                                             sorgeschwestern belaufen sich in            putzmunter und entwickelt sich prima.
                                             diesem Jahr bereits auf 27.400 Kilometer.   Er und seine Mutter kommen dank der
                                                                                         Unterstützung heute im Alltag gut klar.
                                             ARBEIT NICHT KOSTENDECKEND
                                                                                         Carola Kupfer
                                             Das kostet natürlich und genau da liegt
                                             das Problem. Gut ein Drittel der Kosten
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    Zehn Jahre Selbsthilfefreundliches Krankenhaus
    Das Krankenhaus Barmherzige Brüder und die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthil-
    fegruppen (KISS) kooperieren seit Jahren eng, um das Krankenhaus selbsthilfefreundlicher zu
    gestalten. Pünktlich zum zehnten Geburtstag kann das Modellprojekt zum dritten Mal die Aus-
    zeichnung „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ entgegennehmen.

    Eine Krankheit endet häufig nicht mit        unterschiedliche „Systeme“ begegnet          riert. Bereits zum dritten Mal über-
    der Entlassung aus dem Krankenhaus,          – die ehrenamtliche Selbsthilfe und die      reichte die Berlinerin Antje Liesener
    sondern hält auch im Alltag für die          auf hocheffiziente Patientenversorgung       vom bundesweit tätigen „Netzwerk für
    Betroffenen viele Herausforderungen          ausgerichtete Krankenhausorganisation.       Selbsthilfefreundlichkeit und Patiente-
    bereit. Hier setzt die Kooperation des       „Das war und ist nicht immer einfach“,       norientierung im Gesundheitswesen“
    Krankenhauses Barmherzige Brüder             schmunzelte Lisbeth Wagner. „Da gab          dem Regensburger Ordenskrankenhaus
    mit den Selbsthilfegruppen an: Schon         es bei den Treffen etliche Diskussions-      die Auszeichnung mit den Worten: „Es
    während des Krankenhausaufenthaltes          runden. Doch über die Jahre hinweg           ist sicherlich nicht immer einfach, die
    bekommen Patienten konkrete Hilfe-           entwickelte sich gegenseitiges Vertrau-      unterschiedlichen Ideen und Vorstellung
    stellungen, wie sie ihren Alltag trotz       en und Respekt sowie großes Ver-             unter einen Hut zu bekommen, mit be-
    Erkrankung gut bewältigen können.            ständnis für die Perspektive der jeweils     grenzten Ressourcen das Patientenwohl
    Die Kontakt- und Informationsstelle für      anderen Seite.“                              über alles zu stellen und dabei immer
    Selbsthilfegruppen (KISS) des PARI-          Auch die Entscheidung, sich gemein-          wieder besondere Bedarfe zu berück-
    TÄTISCHEN Wohlfahrtsverbandes,               sam dem Erreichen der Auszeichnung           sichtigen. Und doch beweisen Sie, dass
    zahlreiche Selbsthilfegruppen und das        zu stellen, wurde zunächst kontrovers        genau dies zum Nutzen aller Beteiligten
    Krankenhaus Barmherzige Brüder arbei-        diskutiert: Die Befürchtung, dass die        gelingen kann.“
    ten seit zehn Jahren eng zusammen und        Selbsthilfe die die Lücken der Kranken-
    sind seit sechs Jahren in einem eigens       hausversorgung schließen sollte, wollte      Die Kooperation mit den Selbsthilfe-
    eingerichteten Qualitätszirkel, um den       ausgeräumt sein. Mit der Gründung des        gruppen ist mittlerweile seit zehn Jahren
    Patienten eine ganzheitliche Unterstüt-      Qualitätszirkels 2013 unter der Führung      ein wichtiger Bestandteil der Patienten-
    zung zukommen zu lassen.                     von Birgit Warttinger, stellvertretende      begleitung im Krankenhaus Barmherzi-
                                                 Leiterin der Abteilung für Organisations-    ge Brüder Regensburg und wurde 2014
    VON DEN ANFÄNGEN BIS ZUR                     entwicklung und Patientensicherheit,         erstmals mit dem Gütesiegel ausge-
    ERSTEN AUSZEICHNUNG                          erhielt die Zusammenarbeit eine struktu-     zeichnet. „Die enge Zusammenarbeit
                                                 riertere Ausrichtung. Bei fast monatlich     mit den Selbsthilfeaktiven ermöglicht
    Anlässlich des zehnten Geburtstages          stattfindenden Zirkeltreffen arbeiteten      uns, die Erkrankung aus der Perspek-
    blickt Lisbeth Wagner, pädagogische          über zehn Selbsthilfegruppen und das         tive des Patienten zu sehen“, erläutert
    Mitarbeiterin von KISS Regensburg,           Krankenhaus intensiv an den Qualitäts-       Dr. Heribert Stauder, onkologischer
    auf die Anfänge zurück und gibt auf der      kriterien, die zum Erlangen der Aus-         Oberarzt und Selbsthilfebeauftragter
    Feier den Gästen einen Einblick in die       zeichnung notwendig sind – das Gerüst        im Krankenhaus. „Mit diesem neuen
    letzten zehn Jahre. „Mit dem gemeinsa-       dessen, was die Kooperationspartner          Blickwinkel können wir unsere Patienten
    men Leitziel vor Augen – Verbesserung        heute verfolgen und umsetzen. „Wirk-         mit ihren Bedürfnissen besser verstehen
    der Patientenorientierung – haben wir in     lich großartig ist die offene Struktur des   und unterstützen sie so bei der Bewäl-
    den letzten Jahren viel erreicht“, erzählt   Qualitätszirkels mit einer sehr einfachen    tigung ihrer Erkrankung“. Ziel ist es, die
    Wagner. Begonnen hat alles mit einem         Geschäftsordnung“, erklärt Wagner.           Kommunikation mit allen Beteiligten zu
    Gespräch über eine mögliche Koopera-         „Der Zirkel ist offen für neue Mitglieder    intensivieren und auszubauen. „Auch
    tion, bei dem sich Dr. Andreas Kestler,      und bietet viel Raum für Diskussionen.       die Arbeit der Selbsthilfeaktiven gewinnt
    Geschäftsführer des Krankenhauses,           Nur ,Rückwärtsdiskutieren‘ ist nicht         durch die Einblicke, die wir in den Kran-
    Dr. Heribert Stauder, onkologischer          erlaubt.“                                    kenhausalltag erhalten“, ergänzt Lisbeth
    Oberarzt, und Margot Murr, Leiterin                                                       Wagner, die sich freut, dass aktuell 16
    von KISS, über die Gestaltung einer          AUSZEICHNUNG „SELBSTHILFE-                   Selbsthilfegruppen im Qualitätszirkel
    solchen Zusammenarbeit austausch-            FREUNDLICHES KRANKENHAUS“                    mitarbeiten und fast 40 Gruppen mit
    ten. In den ersten Treffen legte man                                                      dem Krankenhaus in Verbindung stehen.
    gemeinsam fest, welche Arbeitsfelder         Die intensive Zusammenarbeit des
    gestaltet werden. Dabei sind sich zwei       Qualitätszirkels wurde erneut hono-          Kristina Lehner
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INTER N   9

Beteiligte Selbsthilfegruppen:
 Al-Anon, Selbsthilfegruppe für Angehörige und Freunde von Alkoholikern
 Alzheimergesellschaft Oberpfalz
 Anonyme Alkoholiker
 Deutsche Ilco e.V. , Regionalgruppe für Menschen mit Darmkrebs
 Deutsche Rheuma-Liga, Landesverband Bayern e.V., Arbeitsgemeinschaft
 Regensburg
 DVMB – Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew, Regionalgruppe Regensburg
 Donauschnaufer e.V., Verein für Lungensport
 Hilfsgemeinschaft der Dialysepatienten und Transplantierten Regensburg-
 Straubing e.V.
 MS-Frühstückstreff Regensburg
 Netzwerk für Familien mit Diabeteskindern
 PROCAS - Prostata Carzinom Selbsthilfegruppe Regensburg
 Selbsthilfegruppe Chronischer Schmerz Regensburg
 Selbsthilfegruppe für Gerinnungs- u. Herzklappenpatienten Regensburg und
 Umgebung
 Selbsthilfegruppe Magenkrebs der Bayerischen Krebsgesellschaft e.V.
 Selbsthilfegruppe für Pankreaserkrankte und des AdP (Arbeitskreis der
 Pankreatektomierten)
 Selbsthilfegruppe „Verwitwet mit Kind“ Regensburg
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     Stabübergabe bei den Barmherzigen Brüdern
     Neben dem Erhalt der Auszeichnung konnte auch ein neues Gesicht begrüßt werden: Monika
     Wagner, onkologische Fachpflegekraft, übernimmt das Amt der Selbsthilfebeauftragten von Dr.
     Stauder und wird zukünftig für die Selbsthilfeaktiven im Krankenhaus neue Ansprechpartnerin
     sein. Im Interview erzählt Dr. Stauder von den Anfängen der Kooperation und was für ihn persön-
     lich in dieser Zeit besondere Highlights waren.

     intern: Die Kooperation unseres Krankenhauses mit den
     Selbsthilfegruppen kann ihren zehnten Geburtstag feiern.
     Wie hat alles angefangen und sich weiterentwickelt?
     Dr. Stauder: Für mich hat das Ganze mit einem Anruf von
     Herrn Dr. Kestler begonnen. Er hatte mich gefragt, ob ich mir
     prinzipiell vorstellen könnte, mich für Selbsthilfe zu engagie-
     ren. Hintergrund für die Anfrage war ein vorheriges Treffen
     zwischen Dr. Kestler und Frau Murr von KISS gewesen, bei
     dem über eine Kooperation zwischen Krankenhaus und den
     Selbsthilfegruppen gesprochen worden war. Nach meiner
     Zusage haben wir bei einem ersten gemeinsamen Treffen mit
     einigen Selbsthilfeaktiven und Frau Murr entschieden, dass wir
     diese Kooperation strukturiert aufbauen möchten.
     Zu diesem Zeitpunkt waren nur wenige Selbsthilfegruppen
     aktiv in unserem Haus engagiert. Bei der erwähnten ersten
     Kooperationssitzung ging es dann zuerst einmal eher um
     grundsätzliche Fragen, wie zum Beispiel den Wert einer Ko-
     operation zwischen Selbsthilfeaktiven und dem Krankenhaus
     Barmherzige Brüder und welche Arbeitsfelder man gemeinsam           Jahren sind nicht mehr wir vom Krankenhaus der Motor des
     gestalten könnte. Wir einigten uns bereits relativ frühzeitig da-   Kooperationsprojektes, sondern die Selbsthilfeaktiven selbst
     rauf, regelmäßige Treffen durchzuführen, um einander besser         unter der Moderation von Lisbeth Wagner und Margot Murr
     kennen zu lernen und Projekte der Kooperation zu planen und         von KISS. Die Mitwirkung von Frau Warttinger, die das Projekt
     realisieren. Themenfelder, die uns von Anfang wie ein roter         „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ strukturiert im Rahmen
     Faden begleitet haben, waren zum einen die Frage, wie man           des Qualitätsmanagements begleitet und geführt hat, hat dann
     als Selbsthilfeaktiver im Krankenhaus aktiv werden kann und         zum Erfolg geführt. Letztendlich war es ein richtiges Koopera-
     zum andern, wie es gelingen kann, Interessen und Wünsche            tionsprojekt, für das wir dann 2014 erstmals die Auszeichnung
     von Selbsthilfeaktiven im Krankenhaus zu realisieren.               „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ erhalten haben.

     intern: Wie kam es schließlich zur Auszeichnung „Selbst-            intern: Welche Voraussetzungen muss man für die Aus-
     hilfefreundliches Krankenhaus“?                                     zeichnung erfüllen?
     Dr. Stauder: Letztendlich bin ich über das Internet auf das         Dr. Stauder: Insgesamt sind es acht Qualitätskriterien, die
     „Netzwerk für Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorien-         umgesetzt werden müssen. Es geht primär darum, wie man
     tierung im Gesundheitswesen“ gestoßen, das damals vor-              Selbsthilfearbeit in einem Krankenhaus sichtbar machen
     wiegend in Nordrhein-Westfalen aktiv war, aber noch nicht in        kann und integrieren kann. Das geschieht durch persönliche
     Bayern. Nach einer internen Abstimmung mit Dr. Kestler haben        Kontakte, Weiterbildungen auf den verschiedenen Ebenen, Be-
     wir bei dem Netzwerk angefragt, ob wir auch in Bayern dieses        reitstellung von Räumlichkeiten, Benennung von Verantwort-
     Kooperationsprojekt aufbauen könnten. Die Anfrage wurde po-         lichkeiten, Organisation von Informationsveranstaltungen und
     sitiv beschieden und wir haben dann das Thema mit in unsere         auch die Bereitstellung von Informationsmaterialien, die heute
     Kooperationssitzung genommen. Die Selbsthilfeaktiven haben          auf allen Stationen zu finden sind und auch ihren Platz in den
     zuerst zurückhaltend reagiert. Es bestand die Meinung, dass         Patientenmappen gefunden haben.
     das Ganze nur eine Werbemaßnahme für unser Krankenhaus              Ein zweites Ziel ist die Sensibilisierung der Mitarbeiter des
     sein könnte. Dass eine gemeinsame Arbeit an solch einem             Krankenhauses. Es soll durch das Kooperationsprojekt deut-
     Kooperationsprojekt durchaus sinnvoll sein kann, hat dann           lich werden, dass es um eine möglichst umfassende Versor-
     ein wenig Überzeugungsarbeit gekostet. Heute, nach zehn             gung geht, die primär die Bedürfnisse von Patienten und ihrer
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Angehörigen im Blick hat. Wir sind hier in den letzten zehn        waren natürlich auch die Auszeichnungen, die wir gemeinsam
Jahren ein großes Stück weitergekommen, aber sicherlich            gefeiert haben. Das hat uns richtig zusammengeschweißt. Da-
gibt es auch noch viel zu tun. Wir sind mit unserer Arbeit noch    neben aber auch die vielen gemeinsamen Veranstaltungen, in
keinesfalls am Ende.                                               denen ich erlebt habe, was Selbsthilfeaktive können und Posi-
                                                                   tives bewirken, wenn sie den Freiraum dazu haben. Ich denke
intern: Welchen Mehrwert haben wir durch die gemeinsa-             in diesem Zusammenhang vor allem auch an die Patientenver-
me Kooperation für unsere Patienten geschaffen?                    anstaltungen, die wir zusammen organisiert haben.
Dr. Stauder: Für unsere Patienten im Krankenhaus, ist es gut
zu wissen, dass sie - neben den Dingen, die wir hier im Kran-      intern: Mit der dritten Auszeichnung geht die Zusammen-
kenhaus im Rahmen von Diagnostik und Therapie anbieten             arbeit für Sie zu Ende, Herr Dr. Stauder. Was möchten Sie
– die Möglichkeit haben, sich mit anderen Betroffenen aus-         Ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg geben?
zutauschen. Ein Betroffener hat immer eine andere, letztlich       Dr. Stauder: Ich bin erstmal sehr froh, jemanden gefunden zu
existentiellere Perspektive auf seine Erkrankung als der Arzt      haben der – zusätzlich zu seinen Aufgaben im Krankenhaus –
oder die Pflegekraft. Und er weiß auch besser, welche Proble-      diese Aufgabe übernehmen möchte. Zudem bin ich froh, dass
me im täglichen Alltag zu bewältigen sind, und welche Hilfen       ich dafür Monika Wagner gewinnen konnte. Ich kenne Frau
er in Anspruch nehmen kann. Ein gutes Beispiel hierfür ist die     Wagner schon seit Jahren und schätze Sie als Person, die
Selbsthilfegruppe für Stomaträger (ILCO), deren 40-jähriges        über den engen Tellerrand der Schulmedizin hinausschaut. Sie
Bestehen wir 2018 gefeiert haben und die in unserem Kran-          hat eine große Stärke, sich in Patienten und ihre Bedürfnisse
kenhaus hervorragende Arbeit leistet. Wir erhalten immer wie-      einzufühlen und Dinge zu erkennen, die angepackt werden
der positive Rückmeldungen von Patienten, die in Kontakt mit       müssen. Von daher glaube ich, dass sie die ideale Person ist,
Selbsthilfeaktiven getreten sind und dadurch gelernt haben,        um diese Aufgabe zu übernehmen.
ihre jeweilige Situation im Alltag besser zu meistern. Aber auch   Ich denke, ihr wird es nicht schwer fallen, das Vertrauen der
für die Selbsthilfeaktiven selbst bietet die Kooperation einen     Selbsthilfeaktiven zu gewinnen, zumal sie bei einigen Veran-
Mehrwert. Das Gefühl und Wissen, einer sinnvollen Tätigkeit        staltungen mit den Selbsthilfeaktiven auch schon teilgenom-
nachzugehen, gebraucht zu werden, zu helfen ist Wertschät-         men hat und die Arbeit und Bedürfnisse von Selbsthilfeaktiven
zung und Motivation zugleich, sich weiter zu engagieren.           auch kennt. Ich wünsche ihr, dass sie gut aufgenommen wird
Auch Mitarbeiter des Krankenhauses können vom Kooperati-           in ihrer neuen Funktion und es ihr gelingt, gemeinsame Ziele
onsprojekt profitieren. Wenn es gelingt, Patienten und Ange-       mit den Selbsthilfeaktiven zu finden, an denen man arbeiten
hörige aus der Rolle der Passivität zur einer aktiven Gestaltung   kann. Das fördert den Zusammenhalt und ist unschätzbar für
ihrer Gesundung oder Besserung zu motivieren, bedeutet             jede Kooperation.
das letztendlich für die Mitarbeiter eines Krankenhauses nicht
mehr, sondern weniger Arbeit, führt zu einer höheren Patien-       intern: Nach zehn Jahren als Selbsthilfebeauftragter bei
tenzufriedenheit und vielleicht sogar zu einem höheren Thera-      uns im Krankenhaus – was möchten Sie unseren Lesern
pieerfolg. Letztendlich ist das Kooperationsprojekt ein Triple-    mit auf den Weg geben?
Win-Projekt: Für Patienten, Selbsthilfeaktive und Mitarbeiter      Dr. Stauder: Ich würde mir wünschen, dass das Bewusstsein,
des Krankenhauses gleichermaßen. Auch das ist ein Grund, an        dass Heilung von Krankheit bzw. eine Linderung von Be-
dem Projekt weiter zu arbeiten.                                    schwerden nur dann richtig gelingen können, wenn das Wis-
                                                                   sen von Ärzten und Pflegenden mit dem Wissen von Patienten
intern: Was waren Ihre besonderen Highlights in den letz-          und Angehörigen zusammenkommen noch mehr gestärkt
ten Jahren?                                                        wird. Gemeinsam sind wir effektiver und nachhaltiger. Daran
Dr. Stauder: Ich habe mich erstmals gefreut, dass die Ko-          zu arbeiten ist eine sicher lohnenswerte Aufgabe.
operation überhaupt zustande gekommen ist und mittlerweile
auch so erfolgreich geworden ist. Für mich war es besonders        intern: Vielen herzlichen Dank für das Interview.
schön zu sehen, wie aus der Anfangsphase des Kooperations-
projektes, in der wir vom Krankenhaus mehr Input gegeben           Das Interview führte Kristina Lehner am 22.01.2019
haben, heute die Selbsthilfeaktiven zusammen mit KISS zum          Mitschrift: Rosmarie Hocher
Motor des Projektes geworden sind. Ein besonderes Highlight
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     Im Gespräch mit der neuen
     Selbsthilfebeauftragten
     intern: Frau Wagner, Sie übernehmen das Amt der Selbst-
     hilfebeauftragten bei uns im Haus. Wie sind Sie zu dem
     Posten gekommen?
     Frau Wagner: Zu dem Posten bin ich durch die enge Zu-
     sammenarbeit mit Herrn Dr. Stauder gekommen. Wir arbei-
     ten schon viele Jahre in der Onkologie und später auch im
     Ethikkomitee zusammen. Darüber hinaus war ich bei einigen
     Selbsthilfeveranstaltungen als Referentin tätig oder als Mo-
     deratorin in Gesprächskreisen und konnte hier schon erste
     Kontakte knüpfen. Gemeinsam mit Herrn Dr. Stauder und               darum, das Ganze weiter zu entwickeln. Wir werden weiter-
     Herrn Busse hat die Geschäftsführung überlegt, wer in Frage         hin die regelmäßigen Kooperationstreffen abhalten, wo die
     kommen könnte und haben sich für mich entschieden. Die              Selbsthilfe aktiv ist. Auch die enge Zusammenarbeit mit Frau
     Selbsthilfe selbst sehe ich als sehr wichtiges Instrument in die-   Warttinger, die den Qualitätszirkel leitet, werde ich fortführen.
     sem Krankenhaus an. Ich bin auch ein kleines bisschen stolz,        Es ist immer viel Bewegung in der Selbsthilfe, viele Selbsthilfe-
     dass wir dafür eine Auszeichnung erhalten haben.                    gruppen lösen sich auf, neue werden gegründet. Hier müssen
                                                                         wir wachsam sein, dass wir deren Interessen gut vertreten,
     intern: Wie sind Sie zu den Barmherzigen Brüdern gekom-             aber auch das natürlich die Selbsthilfe aktiv bleibt. Ich sehe
     men und welche Tätigkeit haben Sie hier?                            viel Kreativität in der Selbsthilfe, insbesondere von Frau Wag-
     Frau Wagner: Mein Weg hat mich ganz zufällig zu den Barm-           ner, und ich bin diejenige, die sich bemüht, sie hier im Kran-
     herzigen Brüdern geführt. Damals habe ich Ökotrophologie            kenhaus umzusetzen.
     studiert, aber es fehlte mir die Menschennähe. Daher habe ich
     mich hier bei der Krankenpflegeschule beworben und erhielt          intern: Worauf freuen Sie sich am meisten bei Ihrem neuen
     mit Unterstützung von Frater Rudolf Knopp, damals noch Prior        Posten?
     hier im Krankenhaus, meinen Platz. Nach meiner erfolgreich          Frau Wagner: Am meisten freue ich mich eigentlich auf die
     abgeschlossenen Ausbildung 1995 bin ich hier geblieben. Ich         neue Position, weil ich überzeugt bin, dass unsere Patienten
     habe mich schon früh für die Fachrichtung Onkologie ent-            einen echten Mehrwert durch die Kooperation haben. Durch
     schieden. Vormittags habe ich eine Stelle am Onkologischen          die Selbsthilfeaktivität stehen die Bedürfnisse der Patienten im
     Zentrum, wo ich mich um die Koordination der onkologischen          Vordergrund. Die Patienten, die zu uns kommen, sind in einer
     Fachpflege des Krankenhauses kümmere. Meine Aufgabe                 Ausnahmesituation und brauchen Hilfe. Sie brauchen mehr
     ist es die Arbeitsgruppe mit inzwischen 15 Mitarbeitern zu          Fürsprecher, Menschen die auch schon Mal an ihrer Stelle
     führen und unsere Aufgaben entsprechend zu verteilen. Diese         waren, vielleicht auch noch sind. Das finde ich am allerbesten,
     Aufgaben sind durch die deutsche Krankenhausgesellschaft            dass ich als Selbsthilfebeauftragte Sprachrohr für die Selbst-
     festgelegt und werden jedes Jahr zertifiziert. Ich betreue          hilfegruppen bin und unseren Patienten damit helfen kann.
     darüber hinaus die aktuelle Weiterbildungsteilnahme, die zwei       Zugleich habe ich aber einen großen Respekt vor der Aufgabe,
     Jahre dauert. Nachmittags arbeite ich dann in der onkologi-         da Herr Dr. Stauder sehr große Fußstapfen hinterlässt.
     schen Pflegeberatung.
                                                                         intern: Was möchten Sie unseren Lesern über sich selbst
     intern: Welche neuen Aufgaben kommen jetzt für Sie als              verraten?
     Selbsthilfebeauftragte auf Sie zu?                                  Frau Wagner: Ich habe eine große Patch-Work-Familie. Mein
     Frau Wagner: Meine Aufgabe ist es die Schnittstelle zwischen        Mann und ich haben zusammen vier Kinder. Ich selbst habe
     Krankenhaus und Selbsthilfeaktiven zu sein. Ich glaube, die         einen erwachsenen Sohn. Ich reise sehr gerne, einmal im Jahr
     Selbsthilfe ist – insbesondere durch die Führung von Lisbeth        ans Meer muss sein. Und mein nächstes Lebensziel ist: mein
     Wagner – bereits sehr gut etabliert und sehr aktiv für sich sel-    Studium abschließen.
     ber. Sie haben ihre Sprechstunden, Treffpunkte und Treffzeiten
     hier im Haus. Es gibt sehr viele Aktionen, sei es der Informa-      Intern: Vielen herzlichen Dank für das Interview.
     tionsstand in der Eingangshalle, gemeinsame Fortbildungen
     und Informationsveranstaltungen. Hier ist in den letzten zehn       Das Interview führte Kristina Lehner am 22.01.2019
     Jahren bereits sehr viel Arbeit geleistet worden, jetzt geht es     Mitschrift: Jasmin Kosin
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Drei Jahre Selbsthilfegruppe
Chronischer Schmerz Regensburg
Stolze drei Jahre zählt die Selbsthilfegruppe Chronischer
Schmerz mittlerweile. Am 1. Oktober 2015 wurde sie von
Elona Posch ins Leben gerufen, die selbst seit vielen Jahren
Patientin mit chronischen Schmerzen ist. Anlässlich einer
Schmerztherapie in der Tagesklinik der Barmherzigen Brüder
Regensburg kam Posch mit dem Selbsthilfegedanken in Be-
rührung und war sofort begeistert von dieser Möglichkeit einer
gegenseitigen Unterstützung. Als sie erfuhr, dass es noch
keine Gruppe dafür in Regensburg gab, beschloss sie, selbst
aktiv zu werden und eine zu gründen.

Mit Hilfe von KISS, der Kontakt- und Informationsstelle für      Die Selbsthilfegruppe Chronischer Schmerz Regensburg ist
Selbsthilfe, wurden Profis im Gesundheitswesen und Betrof-       eine enge Gemeinschaft, die sich seit über drei Jahren gegen-
fene zu diesem damals neuen Angebot angesprochen. Am             seitig unterstützt.
Gründungsabend waren 18 Interessierte gekommen, acht
Mitglieder sind heute immer noch regelmäßig mit dabei.           Gemeinschaft gebildet, in der wir füreinander da sind und in
Natürlich sind im Laufe der drei Jahre immer wieder neue         der wir jede Menge Spaß haben bei gemeinsamen Unterneh-
Interessenten gekommen und zum Teil auch geblieben. Andere       mungen.“ Dass die Gruppe sich so stabil hält, liegt natürlich
haben wohl nicht das gefunden, was sie sich von einer sol-       in erster Linie an den Aktiven, die gemeinsam für sich ein hilf-
chen Gruppe erwartet hatten.                                     reiches und tragendes Netzwerk schaffen und dazu beitragen,
                                                                 dass es dieses bleibt.
LERNEN MIT SCHMERZEN UMZUGEHEN
                                                                 EINE GEMEINSCHAFT MIT VIEL UNTERSTÜTZUNG
Die Gruppenleiterin Posch sagt dazu: „Die Hoffnung, dass un-
sere SHG dazu beitragen kann, dass man wieder schmerzfrei        Gut, dass es aber auch Förderer und Unterstützer gibt: Daher
wird, muss ich leider zerstören. Wir können nur dazu beitra-     gilt ein Dank auch der Kontakt- und Informationsstelle für
gen, dass man lernt, mit den Schmerzen umzugehen, sie zu         Selbsthilfe (KISS), deren Mitarbeiterinnen der Gruppe beratend
akzeptieren und sie durch entsprechendes geändertes Verhal-      zur Seite stehen.
ten sie aus dem Bewusstsein zu verdrängen.“ Dies gelingt am      Mit der Förderung der Selbsthilfe durch die gesetzlichen Kran-
besten durch aktives Pflegen von sozialen Kontakten, durch       kenkassen am Runden Tisch Oberpfalz werden Unternehmun-
die Teilnahme an Veranstaltungen und Aktivitäten, die Spaß       gen und Projekte möglich, die die einzelnen Mitglieder und die
machen und – was sehr wichtig ist – durch Achtsamkeit.           Gruppe als Ganzes bereichern.
                                                                 Ganz besonders dankbar ist die Gruppe für die Unterstützung
Das alles kann man in der Gruppe lernen und praktizieren. „Es    im Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg. Neben
ist mir eine große Freude, dass meine Gruppe so gut ange-        einem engen Kontakt mit der Schmerzambulanz und damit
nommen wird und dass sich daraus regelrechte Freundschaf-        guter Information über neue medizinische Möglichkeiten, kann
ten entwickelt haben“, stellt Elona Posch mit einem Lächeln      die Selbsthilfegruppe kostenfrei einen Seminarraum nutzen, in
im Gesicht fest. „Wir haben im Laufe der drei Jahre eine enge    dem an jedem ersten Dienstag im Monat die Gruppenabende
                                                                 stattfinden. Dort werden die Selbsthilfeaktiven außerdem mit
                                                                 Tee und Kaffee verwöhnt und dürfen kostenlos die Parkmög-
                                                                 lichkeiten nutzen.
   KISS ist die Kontakt- und Informationsstelle für
   Selbsthilfegruppen unter gemeinsamer Trägerschaft             Wer Interesse hat, die Gruppe einmal kennen zu lernen, kann
   des PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverbandes und der                 gerne zu unseren Gruppenabenden kommen, oder sich im In-
   Regensburger Sozialen Initiativen e.V. Auskunft über          ternet informieren unter www.chronischerschmerz-regensburg.
   Selbsthilfegruppen und Unterstützung bei Gruppen-             de. Natürlich ist die Gruppe auch telefonisch erreichbar unter
   gründungen bekommen Sie unter 0941 | 599 388 610              0941 / 56998186 oder 0176 / 23972372.
   oder unter kiss.regensburg(at)paritaet-bayern.de.
                                                                 SHG Chronischer Schmerz
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     Pflegepreise beim Dies Academicus
     Mitte Dezember fand der Dies Aca-
     demicus 2018 an der Ostbayerischen
     technischen Hochschule Regensburg
     (OTH Regensburg) statt. Dort zog die
     Hochschule nicht nur ihren akademi-
     schen Jahresrückblick, sondern ehrte
     im Rahmen einer Preisverleihung
     auch herausragende wissenschaftli-
     che Arbeiten von Studierenden. Unter
     anderem wurde der Alice-Eckl-Pfle-
     gepreis 2018 vergeben. Vier Mitar-
     beiter aus dem Verbund der Barm-
     herzigen Brüder durften am Ende
     der Veranstaltung den Preis mit nach
     Haus nehmen. Alle vier studieren ak-
     tuell berufsbegleitend Pflegemanage-
     ment an der OTH Regensburg.

     PROJEKT PFLEGERISCHE DIENST-
     ÜBERGABE

     Ein Praxisprojekt, das sich die Aus-
     zeichnung abholen konnte, befasste
     sich mit der Informationsweitergabe
     einer pflegerischen Dienstübergabe.
     Das Projekt entstand durch den Wunsch
     nach kurzen Übergabezeiten, denn
     Übergaben sind ein professionelles
     Konzept des Wissensmanagements
     sowie der Schlüssel einer guten medizi-
     nischen und pflegerischen Versorgung.
     Um eine kurze Übergabezeit zu gewähr-        Die vier Preisträger aus dem Krankenhausverbund der Barmherzigen Brüder.
     leisten, musste ein neues Kommunikati-
     onssystem her. Die Entscheidung fiel auf     Regensburg, erarbeitet und erfolgreich      en. Begleitend wurde ein pflegerisch
     das internationale und zum Teil national     auf den beiden Stationen eingeführt. Die    geleitetes Delir Management aufgebaut,
     angewandte System SBAR. Hinter den           drei durften sich am Ende der Veranstal-    unter Einbeziehung verschiedener Ex-
     Mnemonik SBAR verbergen sich die             tung als Preisträger feiern.                perten und Berufsgruppen. Durch diese
     Schlagewörter: Situation, Background                                                     Maßnahmen konnte die Erkennung von
     (Hintergrund), Assessment (Einschät-         PROJEKT DELIR IM KRANKENHAUS                Patienten mit einem Delir um bis zu 208
     zung) und Recommendation (Empfeh-                                                        Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeit-
     lung). Das SBAR-Konzept ermöglicht           Für das zweite Projekt wurde Felix          raum gesteigert werden.
     innerhalb kurzer Zeit Informationen          Bäuerle, Stationsleiter der neuen Station
     konzentriert und strukturiert weiter zu      für Alterstraumatologie in Regensburg,      Mit dem Pflegepreis wurden nicht nur
     geben.                                       für die Arbeit seiner Projektgruppe zum     die tollen Projekte gewürdigt, sondern
                                                  Thema Delir im Krankenhaus ausge-           die Preisträger durften sich auch über
     Dieses Praxisprojekt wurde von Hubert        zeichnet. Schwerpunkt des Projekts          die je 1500 Euro dotierten Auszeichnun-
     Langmantl, stellv. Pflegedirektor des Kli-   war die Einführung wissenschaftlich         gen freuen.
     nikums St. Elisabeth Straubing, Stefanie     validierten Assessments zur Delir
     Schwarzer, stellv. Stationsleitung der       Erkennung unter besonderem Hinblick         Felix Bäuerle
     Station M21 in Regensburg und Nicole         auf die Kombination aus Praxisnähe          Stationsleiter
     Kastl, Stationsleitung der Station M20 in    und wissenschaftlicher Gütekriteri-
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Wir sind bunt gemischt –
Multikulturalität in der
Dienstgemeinschaft
3477 Mitarbeiter – 53 Nationen – in über 100 Berufen. So vielfältig, multikulturell und bunt ist
unsere Dienstgemeinschaft. Auf allen fünf Kontinenten finden sich die Herkunftsländer unserer
Kollegen. Dadurch ergibt sich ein spannendes vielschichtiges Feld aus verschiedenen Erfahrun-
gen, Sichtweisen und Traditionen der einzelnen Kulturen.

Eine multikulturelle Dienstgemein-        Amtssprache dort ist zwar Englisch,         Um unser Miteinander zu fördern und
schaft bedeutet jedoch nicht nur viele    doch das Volk spricht Malayalam: „Man       die Vielfalt unserer Gemeinschaft zu
verschiedene Kulturen, sondern auch       kommt sich die erste Zeit schon recht       präsentieren, wollen wir in unserer Mit-
unterschiedliche Sprachen. Durch diese    fremd und hilflos vor. 75 Buchstaben        arbeiterzeitung eine neue Reihe eröff-
Sprachkenntnisse können wir sicher-       hat das Alphabet, allein das ,D‘ gib es     nen. Zukünftig soll in jeder Ausgabe ein
stellen, dass unsere Patienten uns        in acht Variationen und das Schreiben       Mitarbeiter einer anderen Nationalität
verstehen – und wir sie.                  ist das Schwerste“. Eine multikulturelle    vorgestellt werden. Auf der folgenden
Denn nicht nur unsere Dienstgemein-       Dienstgemeinschaft kann ihren Patien-       Doppelseite finden Sie eine Übersicht
schaft ist multikulturell, auch unsere    ten diese Unsicherheit und Verlorenheit     aller Länder, aus denen unsere Mitarbei-
Patienten sind es. Dass es nicht immer    nehmen.                                     ter stammen. Wer Interesse daran hat,
einfach ist, in einem Land zu kommuni-                                                unserer Gemeinschaft Einblick in das
zieren, in dem die Muttersprache nicht    Natürlich ist es nicht immer leicht,        eigene Herkunftsland zu geben, kann
gesprochen wird, weiß beispielsweise      verschiedene Kulturen, verschiedene         sich gerne unter der E-Mail-Adresse
Frater Robert aus eigener Erfahrung.      Hintergründe und verschiedene An-           pressestelle@barmherzige-regensburg.
Denn auch der Orden der Barmher-          sichten unter einen Hut zu bringen. Das     de melden. Treten wir miteinander die
zigen Brüder ist in über 50 Ländern       Zauberwort lautet daher „Miteinander“.      Reise an!
vertreten. Daher war Frater Robert vor    In 90-jähriger Tradition wird dieses Mit-
fast 40 Jahren als Missionar in Indien,   einander helfen, die Zukunft zu eröffnen    Stephanie Tschautscher
genauer in der Stadt Kattappana. Die      und zu gestalten.
16   IN T E RN

                 53 Nationalitäten
INTER N   17

Afghanistan    Italien
Albanien       Elfenbeinküste
Algerien       Jordanien        Rumänien
Armenien       Kenia            Russland
Australien     Kolumbien        Schweden
Bosnien        Kosovo           Schweiz
Brasilien      Kroatien         Serbien
Bulgarien      Kuba             Slowakei
Chile          Litauen          Spanien
China          Madagaskar       Syrien
Deutschland    Mexiko           Thailand
Frankreich     Mongolei         Tschechien
Georgien       Montenegro       Türkei
Griechenland   Österreich       Ukraine
Indien         Palästina        Ungarn
Indonesien     Philippinen      Vietnam
Irak           Polen            Weißrussland
Iran           Portugal         Zypern
18     IN T E RN

     Führungsrolle reflektieren und entwickeln
     Sieben Teilnehmer aus der Führungskräfteentwicklung schildern ihre Eindrücke

     Vor etwa viereinhalb Jahren begannen die ersten Basis-Workshops zur Führungskräfte-
     entwicklung in Kostenz. Seither haben fast 600 Führungskräfte aus allen Verbundhäusern,
     Berufsgruppen und Hierarchieebenen dieses erste Modul der Führungskräfteentwicklung
     besucht und ihr Wissen sowie ihre Fähigkeiten oftmals auch in einem oder mehreren
     Folgemodulen vertieft und erweitert.

      Frater Seraphim Schorer, Prior in Regensburg, und                                                   Prof. Dr. Ute Hoff-
      Christian Kuhl, Geschäftsführer der Barmherzigen Brüder                                             mann, seit Februar
      gemeinnützige Träger GmbH, begleiten jeden Workshop,                                                2019 Chefärztin in
      erläutern ihre Erwartungen an die Führungskräfte und                                                der Klinik für Allge-
      laden zum Austausch über Führung ein. Es geht darum,                                                meine Innere
      sich der eigenen Führungsrolle bewusst zu werden, den                                               Medizin und
      Austausch mit den Kollegen aktiv zu suchen und mit                                                  Geriatrie, welche
      Unterstützung geeigneter Instrumente und Methoden die                                               Erfahrungen haben
      eigenen Führungskompetenzen weiterzuentwickeln.                                                     Sie mit der Füh-
                                                                                                          rungskräfteentwick-
      Wir haben einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer                                                 lung im Verbund
      nach ihren Erfahrungen, Erkenntnissen und Meinungen                                                 gesammelt?
      zur Führungskräfteentwicklung gefragt.
                                                                    Prof. Hoffmann: „In den einzelnen Modulen finden
                                                                    sich viele Inhalte, die sich in der Praxis der täglichen
                                                                    Führungsarbeit sehr gut umsetzen lassen. Als ich die
      Prof. Dr. Niels Zorger, Sie sind seit Mitte 2018 Ärztlicher   Führungskräfteseminare besucht habe, war ich noch
      Direktor in Regensburg Prüfeninger Straße und haben           neu in der chefärztlichen Rolle. Da wollte ich die große
      neben dem Basis-Workshop auch weitere Module der              Welle an Mitarbeitergesprächen mit den Ober- und
      Führungskräfteentwicklung besucht. Brauchen wir eine          Assistenzärzten möglichst souverän bewältigen können.“
      Führungskräfteentwicklung im Verbund?
                                                                    Und dabei haben Sie viele geeignete Instrumente und
      Prof. Zorger: „In unseren Häusern arbeiten absolute           Anregungen im Modul „Mitarbeiterjahresgespräche ziel-
      Spezialisten in ihren Fachgebieten. Neben der berufli-        orientiert, souverän und erfolgreich führen“ erhalten?
      chen Fachlichkeit hat jeder Mensch sich im Laufe seines
      Lebens zusätzliche Kompetenzen in Themen wie der              Prof. Hoffmann: „Ja, in jedem Fall. Auch war das Modul
      Gesprächsführung, dem Konfliktmanagement oder dem             ,Führungskommunikation in sich verändernden Umwel-
      Umgang mit schwierigen Situationen – oft autodidaktisch       ten‘ für mich besonders von Bedeutung, da ich zu Beginn
      oder anhand seiner ,Lebenserfahrung‘ – angeeignet. Zu-        meiner Tätigkeit wesentliche Organisationseinheiten und
      dem sind hier die Talente der Personen sicherlich unter-      Prozesse der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und
      schiedlich ausgeprägt. Als Führungskraft, egal ob in der      Geriatrie umstrukturiert habe. Gerade die Inhalte des Bau-
      Pflege, Administrative oder in der Ärzteschaft, ist jedoch    steins ,Mitarbeiterinformation‘ kann ich bis heute sehr gut
      eine Schulung der verschiedenen Führungskompetenzen           in meiner täglichen Kommunikation einsetzen.“
      notwendig, um einen zumindest ähnlichen Stand aller
      Führungskräfte bei diesen Kompetenzen herzustellen.“
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