40 Jahre Biolandbau in Salzburg - Bio Austria

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40 Jahre Biolandbau in Salzburg - Bio Austria
40 Jahre
      Biolandbau
      in Salzburg

                                                                                                       www.facebook.com/bioaustriasalzburg
                                                                                                       biola.at
                                                                                                       www.bio-austria.at

40 Jahre Bio in Salzburg        So bio ist Salzburg               Bio-Archiv
Zeitleiste aus 40 Jahren        Biologische Produktion in Salz-   Highlights aus der Bio-Geschichte.
Bio-Landwirtschaft. Seite 4-5   burg in Zahlen. Seite 10-11       Seite 14-15
40 Jahre Biolandbau in Salzburg - Bio Austria
Vorwort

                         Sebastian Herzog
                         Obmann
                         BIO AUSTRIA Salzburg

Liebe Leserinnen und Leser!

40 Jahre Biolandbau in Salzburg ist ein gewaltiger Grund zum         Anfang der neunziger Jahre wurden die ersten Bio-Förderungen
Feiern.                                                              eingeführt. Mitte der neunziger Jahre starteten die ersten großen
In Vorbereitung war das große Biofest am Kapitelplatz, viele Ver-    Vermarktungsprojekte in den Supermärkten. Damit erlangte die
anstaltungen im ganzen Land und vor allem persönliche Treffen        Entwicklung des Bio-Landbaus in Salzburg eine neue Dimen-
und Gespräche. Dann kam Corona und hat all diese Pläne durch-        sion, die bis heute anhält.
kreuzt. Dadurch wurde die Idee für diese „Jubiläums-Zeitschrift“
geboren!                                                             In der Zwischenzeit wurde Bio immer wieder angefeindet und
                                                                     tot gesagt, Regionalität sei das neue Bio, das bessere Bio. Hierzu
40 Jahre Biolandbau in Salzburg ist älter als ich selbst, daher      haben wir eine ganz klare Antwort gefunden: Bio und regional ist
müssen zur Recherche Personen befragt werden, die von Anfang         optimal! Bio ist nicht die Lösung auf alle Fragen und Probleme
an dabei waren.                                                      unserer Zeit, aber es ist das beste Gesamtkonzept um nachhaltig
Diese Gespräche über die Anfänge, die ersten Gedanken sind           qualitätsvolle Lebensmittel zu produzieren!
mehr als nur interessant. Vor so viel Pioniergeist, Durchhaltever-
mögen und Ideenreichtum kann man nur den Hut ziehen.                 Heute dürfen wir uns über großen Zuspruch freuen. Bio entwi-
Es gab noch keine Bio-Forschungsinstitute die einem mit dem          ckelt sich weiterhin sehr gut, Bio ist gekommen, um zu bleiben.
neuesten Wissen versorgten, es gab keine BeraterInnen, die man       Aus der Nische der verrückten Spinner heraus zu einer weltwei-
fragen konnte, wenn Probleme auftauchten.                            ten Erfolgsgeschichte.
Von BerufskollegInnen wurde man angefeindet, als verrückte
Spinner dargestellt, welche mit ihrer rückständigen Arbeit mehr
in der Steinzeit lebten, als in der Moderne.
Die ersten Arbeitsgruppen und Zusammenschlüsse wurden als,
mitunter gefährliche Sekte angesehen, die mit ihrem chemiefrei-
en Unfug die Ernährungssicherheit aufs Spiel setzen.

Doch genau diese ersten Arbeitsgruppen und Bio-Stamm-
tische waren der Grundstein für den heutigen Erfolg. Man             Impressum BIO AUSTRIA Info – Jubiläumsausgabe
                                                                     Herausgeber BIO AUSTRIA Salzburg, Schwarzstraße 19, 5020 Salzburg,
hat sich vernetzt, um Wissen und Erfahrungen auszutau-               ☎ 0662 870571-313, salzburg@bio-austria.at
schen, um sich so gegenseitig weiter zu entwickeln.                  Bürozeiten Mo – Do 08:00 – 12:00 & 13:00 – 16:00, Fr 08:00 – 12:00 Uhr
Aus diesen ersten Zusammenschlüssen entstanden                       Redaktion
schließlich die Vorläufer unserer heutigen Bioverbände in            DI Andreas Schwaighofer, Mag. Peter Hecht, Ing. Markus Danner BEd,
                                                                     Franz Promegger ABL, DI Regina Daghofer, Ing. Bernhard Altenburger
den Ländern sowie im Bund.                                           akad. BT, Martina Lang, Ingrid Angerer.
Somit konnten die Kräfte gebündelt werden, der Bio-                  Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt die Mei-
Landbau bekam ein Gesicht und eine Stimme, der Grund-                nung der Redaktion wiedergeben.
stein für die weitere Interessensvertretung war gelegt. Der          Druck
                                                                     Samson Druck, 5581 St. Margarethen, gedruckt nach der
Rest ist (eine Erfolgs-)Geschichte!                                  Richtlinie „Druckerzeugnisse" des Ö. Umweltzeichens auf
                                                                     Blauer Engel zertifiziertem Papier mit Pflanzenfarben.
Immer mehr Bauern und Bäuerinnen gestalteten ihre                    UW-Nr. 837
Höfe zu erfolgreichen Biobetrieben, damit ließ allmählich            Layout Ingrid Angerer, Bild Cover: (c) BIO AUSTRIA
                                                                     Design René Andritsch, m.a.
die Skepsis nach. Auch die Vermarktung gestaltete sich               www.bio-austria.at
von Anfang an sehr erfreulich.
Damals vor allem in Hofläden und Reformhäusern, bzw.                 Pbb „GZ 02Z030284 M“; Abs. BIO AUSTRIA Salzburg, Schwarzstr. 19, 5020 Salzburg;
speziellen Bio-Läden.                                                DVR-Nr. 0749923; Aufgabeort 5581 St. Margarethen

2                                                                                                                   40 Jahre Biolandbau in Salzburg
40 Jahre Biolandbau in Salzburg - Bio Austria
Warum Bio ?

                                      Mehr vom Guten
                                      Lebensmittel
                                      aus biologischer
                                      Landwirtschaft
                                      Bio-Lebensmittel stehen für nachhaltige,
                                      gentechnikfreie Produkte mit wertvollen
                                      Inhaltsstoffen aus umweltschonender
                                      und ökologischer Produktion. Wer beim
                                      Einkauf zu Produkten aus biologischem
                                      Anbau greift, der unterstützt eine Land-
                                      wirtschaftsform, die die Lebensgrund-
                                      lagen auch für künftige Generationen
                                      erhält.

                                      Bio steht für höchste Qualität
                                      Produkte aus biologischer Landwirt-
                                      schaft werden nach strengen Richt-
                                      linien produziert, deren Einhaltung
                                      mindestens einmal jährlich von einer      Bio achtet auf das Tierwohl                Bio entlastet das Klima
                                      unabhängigen Kontrollstelle überprüft     Mehr Platz im Stall, Auslauf ins Freie     Im biologischen Landbau werden
                                      wird. Im EU-Raum halten sich Bio-         und artgerechtes Futter in Bio-Quali-      weder chemisch-synthetische Pflan-
                                      bäuerinnen und Biobauern an die Vor-      tät, all das ist Tieren auf einem Biohof   zenschutzmittel noch schnelllösliche
                                      gaben der EU-Bio-Verordnung und auf       garantiert. Denn umso gesünder die         mineralische Düngemittel verwendet.
                                      nationaler Ebene an den Lebensmit-        Tiere sind, umso höher ist die Qualität    Das spart eine große Menge CO2 ein,
                                      telkodex. Wenn die Betriebe Mitglied      der Produkte.                              das bei der Herstellung der chemi-
                                      eines Bio-Verbands sind, wie beispiels-                                              schen Mittel anfällt. Außerdem binden
                                      weise bei BIO AUSTRIA, verpflichten                                                  die gesunden, humusreichen Böden
                                      sie sich auch noch die Richtlinien des    Bio setzt auf Diversität                   Kohlendioxid aus der Luft und spei-
                                      Verbandes einzuhalten.                    Biobäuerinnen und Biobauern wirt-          chern es.
                                                                                schaften im Einklang mit der Natur, um
                                                                                so beispielsweise den Schädlingsdruck
                                      Bio fördert gesunde Böden                 am Bio-Feld zu verringern. Das gelingt     Bio ist garantiert frei von Gentechnik
© BIO AUSTRIA/Christoph Liebentritt

                                      In der Bio-Landwirtschaft werden zahl-    einerseits durch die Förderung von         Biobäuerinnen und Biobauern arbeiten
                                      reiche Maßnahmen gesetzt, um die          Nützlingen wie Insekten und Vögeln,        in natürlichen Kreisläufen. Die Gen-
                                      Fruchtbarkeit der Böden langfristig zu    andererseits durch den Anbau von           technik zählt nicht dazu, daher ist deren
                                      erhalten. Dazu gehören der Anbau von      regionalen, dem Standort angepassten       Einsatz in der biologischen Produktion
                                      Zwischenfrüchten, eine ausgeklügelte      Pflanzensorten, die mit den natürli-       strengstens verboten und kommt auch
                                      Fruchtfolge und die Düngung mit Kom-      chen Bedingungen bestens umgehen           nicht über Umwege, beispielsweise die
                                      post, Tiermist oder Gülle.                können.                                    Futtermittel, zum Einsatz.
40 Jahre Biolandbau in Salzburg - Bio Austria
1980
                               1983                                                                       1993
  10.10.1980 Nach zwei
  Jahren Aufbauarbeit          Im Codex Alimen-                                                           Erstmals über 1000 Bio-

                                                             1989
  wird der "Landes-            tarius Austriacus,                                                         betriebe in Salzburg.

                                                                                  1991                                                       1995
  verband Salzburg             Kapitel A8 wer-                                                            Premiere des Salzburger
  organisch-biologisch         den weltweit die                                                           Biofestes in der Altstadt.
  wirtschaftender Bau-         ersten Richtlinien     52 Biobetriebe wirt-                                Das Land Salzburg führt
  ern Österreichs zur          für die biologische    schaften in Salzburg       Gesetzliche Be-          eine Bio-Förderung ein.         Mit dem EU-Bei-
  Förderung des biol-          Landwirtschaft                  biologisch.       stimmungen für           Die „SLK" wird als              tritt beginnt das
  ogischen Landbaus"           auf gesetzlicher        Der Bioverband er-        die ökologische          erste Bio-Kontrollstelle      Umweltprogramm
  gegründet. Obmann            Basis geschaffen.      hält ein neues Logo:       Tierhaltung werden       Österreichs vom Ernte-       "ÖPUL" mit höheren
  Leopold Prenninger,          Sie gelten vorerst          „ERNTE für das        festgelegt. Öster-       Verband Salzburg und            Förderungen für
  Berater Martin Ganitzer,     nur für pflanzliche                   Leben“      reich ist weltweit       der Landwirtschaftskam-       Biobäuerinnen und
  26 Biobetriebe.              Produkte.                 (Ernte-Verband).        wieder Vorreiter.        mer gegründet.                       Biobauern.

Gründung des Ver-        Die Codexkommis-            Eröffnung des               DI Andreas Schwaig-         Mit dem Beitritt Öster-    Gentechnik-Volks-
bandes „Organisch        sion, zuständig für         ersten Bio-Ladens          hofer wird vom Ernte-        reichs zum EWR (1.7.94)     begehren. "Trak-
biologisch wirtschaf-    das österreichische         in Klessheim.               Verband Salzburg als      wird die EU-Bio-Verord-          tor-Marathon"

                                                     1987
tender Bauern Ös-        Lebensmittelgesetz                                     Berater für Marketing      nung 2092/91 als Grund-         mit Salzburger
terreichs“ (Bundes-      erhält eine „Unter-                                      und Öffentlichkeits-      lage für die biologische     Beteiligung nach
verband), Obmann         kommission Bio“, die                                    arbeit angestellt und      Landwirtschaft rechtlich                 Wien.

                                                                                                                                             1997
Walter Eiböck aus        Biobauern vertritt                                     übernimmt im Folge-                        bindend.
Leogang.                 darin Walter Eiböck.                                      jahr die Geschäfts-       „Ja!Natürlich“ beginnt

1979                     1981
                                                                                             führung.          mit der Vermarktung
                                                                                  Das Bundesministe-        von Bio-Produkten, die
                                                                                   rium für Land- und        Milchprodukte werden
                                                                                Forstwirtschaft startet    von der Pinzgauer Milch
                                                                                   ein Bio-Förderpro-                   hergestellt.

                                                                                                                      1994
                                                                                              gramm.

  40 Jahre Bio
                                                                               Die Kontrollen werden
                                                                                durch die Bioverbän-
                                                                                    de im Auftrag der

  in Salzburg
                                                                                  Landesregierungen
                                                                                      vorgenommen.

                                                                                        1992
  1980 schlossen sich in Salzburg die
  ersten Biobäuerinnen und Biobauern
  zusammen. Von anfänglich 26 Be-
  trieben steigerte sich die Zahl inner-
  halb von vier Jahrzehnten auf über
  3.700 Biohöfe im Jahr 2020.
  Wir haben die wichtigsten Stationen
  der Erfolgsgeschichte dokumentiert:                                         In den Anfängen des organisch-biologischen Landbaus besuchten Salzbur-
                                                                              ger Bio-Pioniere Dr. Hans Müller (re. im Bild) am Möschberg in der Schweiz.
                                                                              © BIO AUSTRIA
40 Jahre Biolandbau in Salzburg - Bio Austria
2012                                             2020
             2002
                                                                                                  Start der Initiative "Schaubauern-       BIO AUSTRIA Salzburg
                                                                                                  höfe" in Salzburg.                   feiert 40 Jahre Bioland-
                                                                                                  Gründung von BANG - BIO AUST-          wirtschaft in Salzburg.
              Start des „Salzburger                                                               RIA Next Generation.                   Über 3700 Biobetriebe
              Bio-Frühstücks“.                                                                                                             und 59 % Bio-Fläche

                                                     2006
                                                                                                                                         machen Salzburg zum

1998                                                                                 2009
                                                                                                                                           Bio-Musterland Nr. 1.

                             2003
                                                     Start des Salzburger

                                                                                                                         2014
                                                     Bio-Weidegans-Projek- Gründung der Tourismus-
Bereits 20.000 Bio-                                  tes. Salzburg hat den           plattform „Bioparadies
betriebe gibt es in          Aus „ERNTE für das      höchsten Pro-Kopf-              Salzburger Land“ mit der            BIO AUSTRIA Salzburg
Österreich, 3.400            Leben“ wird offiziell   Konsum an Bio-                  SalzburgerLand Tourismus            führt zum ersten Mal
davon in Salzburg.           „BIO Ernte AUSTRIA“.    Lebensmittel.                   GmbH.                               den „Bio-Award“ durch.

      Eröffnung                Gründung von BIO            Der „Salzburg Mara-           Über 50 % der land-                             Die Salzburger Land
      erstes österr.          AUSTRIA als Zusam-           thon“ ist die weltweit        wirtschaftlichen                                Tourismus begrüßt
      Bio-Restaurant             menschluss aller           erste internationale         Nutzfläche werden in                            alle Gäste mit den
      "Ährlich" in              österrischen Bio-          Lauf-Großveranstal-           Salzburg biologisch                             Plakaten „Willkommen
      Salzburg.                        Verbände.          tung mit Bio-Verpfle-          bewirtschaftet.                                 im Bioland Salzburg“
      Einführung                Start der BIO AU-         gung. Später folgt das         Einführung des EU-Bio-                          an den Einfahrtsstra-
      Bio-Quote in             STRIA-Bauerntage,          WTA-Damenturnier in            Logos.                                          ßen ins Bundesland.

                                                                                                                                         2018
      städt. Kin-            der größten Weiter-                        Gastein.         Start der BIO AUSTRIA
      dergärten und           bildungsveranstal-      Die Direktvermarktungs-            Kampagne "Wir
      Seniorenheim              tung Österreichs.      initiative "Biologisch aus        schauen aufs Ganze".

                                       2005                                              2010
      Hellbrunn.                                     Salzburg" wird gegründet.                                         Die Wissensplattform

      1999
                                                           Die Ausbildung zum                                          www.biola.at geht von
                                                          Bodenpraktiker Grün-                                         Salzburg aus online.

                                                                                                                       2013
                                                           land wird erstmals in
                                                      Salzburg durchgeführt.

                                                                 2008

 1981 1989 1993 1995 2000 2005 2010 2014
Erstes Bio-Ver-        Umbenennung       Neuer Marken-       Das staatliche         Das Logo           Gründung von       Einführung des       Das staatliche
bandszeichen.          in „ERNTE für     auftritt            AMA Bio-               „BIO ERNTE         BIO AUSTRIA.       EU-Bio-Logo.         AMA-Bio-Zeichen
                       das Leben“.       „ERNTE für das      Zeichen wird           AUSTRIA“                                                   kennzeichnet
                                         Leben“.             eingeführt.            wurde                                                      Bio-Produkte aus
                                                                                    entwickelt.                                                Österreich.
40 Jahre Biolandbau in Salzburg - Bio Austria
Mich Haitzmann, Johann Frauen-
                                                                                                     lob, Elfriede Forsthuber und Leo-
                                                                                                     pold Prenniger gründeten 1980
                                                                                                     den „Landesverband Salzburg

Es war einmal ...
                                                                                                     organisch-biologisch wirtschaf-
                                                                                                     tende Bauern“. © BIO AUSTRIA

... und ist noch immer. Der Bio-Landbau ist gekommen, um zu bleiben.

Mit seinem ganzheitlichen Ansatz ist der     bereits in den 60er und 70er Jahren be-    te, von der die Wegbereiter nicht zu
Bio-Landbau für eine zukunftsfähige und      merkten, dass die Natur aus dem Gleich-    träumen wagten. Die Erfolgsgeschichte
klimafreundliche Landwirtschaft gerade-      gewicht kam.                               des Bio-Landes Salzburg, das heute mit
zu prädestiniert. Aufgrund seiner nach-      Menschen, die etwas verändern wollten,     knapp 60 Prozent biologisch bewirtschaf-
haltigen Wirtschaftsweise könnten bei        die bereit waren, neues auszuprobieren     teter Fläche Vorreiter in Österreich und
einer Gesamtumstellung auf Bio-Land-         und ihre Erfahrungen weiterzugeben.        Europa ist.
bau, bis zu 39 % der landwirtschaftlichen    Vielfach wurden sie belächelt, zum Teil
Treibhausgas-Emissionen in Österreich        sogar angefeindet. Sie ließen sich nicht   Das Engagement, die Vielzahl der Pio-
eingespart werden*. Zahlreiche wissen-       beirren. Die Einzelkämpfer vernetzten      niere und deren Leistungen zu Papier zu
schaftliche Studien bestätigen die Vortei-   sich untereinander und formierten sich     bringen wäre unmöglich.
le der Biolandwirtschaft für Umwelt und      vor 40 Jahren zu einer Gruppe von Bio-
Gesellschaft.                                bäuerinnen und Biobauern, die gemein-      Stellvertretend sind die Geschichten
                                             sam den „Verband organisch-biologisch      von drei Biobetrieben der ersten Stunde
Bevor der Bio-Landbau allerdings gesell-     wirtschaftender Bauern“ in Salzburg        niedergeschrieben.
schaftsfähig wurde, brauchte es viel Mut     gründeten, die Vorläuferorganisation
und Weitsicht der Protagonisten.             von BIO AUSTRIA Salzburg.
                                                                                        * LINDENTHAL,T. (2019): Fakten zur klimafreundli-
Die Idee des Bio-Landbaus ist in Salzburg                                               chen Landwirtschaft und zur Rolle der Bio-Landwirt-
schon älter als sein offizielles Jubiläum.   Aus einer Handvoll engagierter Betriebe    schaft. Zentrum für globalen Wandel und Nachhal-
Es waren Bauern und Bäuerinnen, die          entwickelte sich eine Erfolgsgeschich-     tigkeit; Universität für Bodenkultur, Wien.

6                                                                                                           40 Jahre Biolandbau in Salzburg
Porträt

                                 „Das war eine gänzlich
                                 neue Sichtweise”
                                 Leopold Prenninger hat die Erfolgsgeschichte der Salzburger Bio-Landwirt-
                                 schaft wie kaum ein anderer als Pionier, Funktionär und Berater mitgestaltet.
Leopold Prenninger
Pionier

Der zum Stift Nonnberg gehörende             Kern der Philosophie war die Frucht-        organisieren, etwa wo ungebeiztes Saat-
80 ha große landwirtschaftliche Betrieb      folge, das Düngen, um das Bodenleben        gut zu bekommen war.
in der Stadt Salzburg galt in den An-        zu füttern und die gesunde Ernährung        Sein Durchhaltevermögen wurde auch
fängen des Biolandbaus als erfolgreiches     der bäuerlichen Familie“, erinnert sich     dadurch gestärkt, dass sich erste Arbeits-
Beispiel, dass diese alternative Form        Leopold Prenninger an diese für ihn         gruppen von Biobauern im Flachgau und
des Landbaues funktioniert. Dafür hatte      zukunftsweisende Erfahrung. Er kehrte       Pinzgau bildeten.
Leopold Prenninger einen langen Weg          nach Salzburg zurück - voll mit Wissen      Gemeinsam gründeten sie 1980 den
zurückgelegt. Viele Jahre zuvor war er,      und restlos überzeugt von den Vorteilen     „Landesverband Salzburg organisch-bio-
im Jahr 1966, als Verwalter frisch aus       des organisch-biologischen Landbaues.       logisch wirtschaftender Bauern “, für den
der Landwirtschaftsschule Schlägel im        Er erklärte der Stifts-Priorin Regina,      Leopold 13 Jahre als Obmann tätig war.
Mühlviertel nach Salzburg gekommen.          dass die Umstellung grundlegende
Mit dem Auftrag, hier einen für damalige     Veränderungen in der Bewirtschaftung        Starke Bewegung
Verhältnisse modernen, also auf den Ein-     abverlangen würde. Sie antwortete: „Ge-     „Es war eine intensive Zeit, ich hab mir
satz von Kunstdünger und Spritzmitteln       meinsam werden wir es in Gottes Namen       immer gewünscht, dass der Bio-Landbau
ausgerichteten, wirtschaftlich erfolgrei-    schaffen.“                                  in die Breite geht, aber dass heute mehr
chen Betrieb aufzubauen.                                                                 als die Hälfte der Landesfläche biologisch
                                             Loslassen und zulassen                      bewirtschaftet wird, hat mich dann doch
Krise als Chance                             In der ersten Zeit, nach der Umstellung     überrascht “. Stark stieg auch die Nach-
Doch dann kam 1972 die Energiekrise          gingen die Erträge zurück und der Un-       frage nach Bio-Produkten an, die durch
und von heute auf morgen waren leicht-       krautdruck stieg stark an, besonders        eine weitere Krise, den Reaktorunfall in
lösliche Mineraldünger, Pestizide und        im Getreidebau. Diese Zeit hat Leopold      Tschernobyl, einen ersten Höhepunkt
Diesel doppelt so teuer. Zudem war die       stark belastet. Das Ziel stets vor Augen    fand. Damals wurde auch der Grund-
Maul- und Klauenseuche im Stall und          war er aber sicher, dass sich alles zum     stein für den Hofladen am Erentrudishof
daher brachte der Viehabsatz keinen          Positiven wandeln werde. Berufskollegen     gelegt, den seine Frau Franziska als un-
Gewinn. „Aber eine Krise ist auch immer      vom Stammtisch boten ihm an, nachts         entbehrlichen Bio-Nahversorger für die
eine Chance.“ Das Lebensmotto von            heimlich für ihn Unkraut zu spritzen. Es    Stadt Salzburg viele Jahre führte.
Leopold Prenninger hat sich auch damals      waren zum Teil dieselben, die ihm genau
bewährt. Durch den Kriminalbeamten           das später unterstellten – als er bereits   Neue Berufung
Martin Ganitzer, der sich um den Klos-       reiche Ernten einfuhr. Biopold nannten      Differenzen mit dem leitenden Wirt-
tergarten am Nonnberg kümmerte, hatte        sie ihn und zogen seine Arbeit auch sonst   schaftsgremium des Stiftes Nonnberg
er schon von der Idee des biologischen       gern ins Lächerliche. Von hochrangigen      bewogen Leopold Prenninger dazu, seine
Gartenbaues gehört. „Fahr in die Schweiz     Bauernfunktionären bekam er zu hören:       Aufgabe zu wechseln, aber seiner Beru-
und mach Dir selbst ein Bild davon!“, hat    „Wir wollen doch nicht zurück auf die       fung treu zu bleiben. Er wurde Bio-Bera-
ihm Martin geraten. Das führte ihn mit       Bäume“.                                     ter in jenem Verband, dem er anfangs als
vier anderen Salzburger Bäuerinnen und       Ganz andere Signale kamen von Kon-          Obmann vorstand. Dort konnte er seinen
Bauern auf den Möschberg zu Dr. Hans         sumenten und Konsumentinnen. Sie            reichen Erfahrungsschatz an die vielen
und Maria Müller, den Pionieren des          freuten sich über die Erbsen, Pferdeboh-    Biobetriebe weitergeben.
organisch-biologischen Landbaues.            nen, Phacelia und Sonnenblumen, die als     Leopold genießt heute mit seiner Frau
„Das, was ich dort erfuhr, krempelte vie-    Zwischenfrüchte blühten und erwarben        Franziska nahe des Erentrudishofs seinen
les um, was ich in der Landwirtschafts-      im Herbst tausende Kilogramm Kartof-        Ruhestand. Dem Grundsatz seines Leh-
schule gelernt hatte. Es war eine gänzlich   feln und Getreide.                          rers Dr. Hans Müller blieb er treu:
neue Sichtweise, mit dem gesunden            In dieser Zeit lernte Leopold das Loslas-   „Ihr dürft keine halben Sachen machen!“.
Boden als Fundament.                         sen und Zulassen und sich autonom zu

Jubiläumsausgabe                                                                                                                  7
Porträts

                                                                                 „Auch wir wollten
                                                                                 uns gesünder
© Familie Forsthuber

                                                                                 ernähren”
                                Otto und Maria Forsthuber, Almannsgrub,
                                Seekirchen/Wallersee                         ten. Jedes Jahr kam auch der Begründer        Der Mehraufwand schlug sich nicht im
                                                                             des organisch-biologischen Landbaus,          Preis nieder, die Preise orientierten sich
                                „Auch wir wollten uns gesünder ernäh-        Dr. Hans Müller aus der Schweiz, um die      an jenen der Salzburger Schranne. Erst
                                ren...” nennt Elfriede Forsthuber einen      Familien auf ihren Höfen zu beraten und       über das Reformhaus Gfrerer in der
                                der Gründe, warum sie gemeinsam mit          zu ermutigen. Seine Idee war auch eine        Stadt Salzburg und einiger Familien, die
                                ihrem Mann Peter auf die Bio-Land-           Hilfe zur Selbsthilfe und eine individuelle   Gemüse über den Winter lagern konnten,
                                wirtschaft umstellte. Bereits 1966 wurde     Eigenständigkeit, um die Familienbetrie-      eröffnete sich eine regelmäßige Absatz-
                                mit Urgesteinsmehl experimentiert,           be aus der finanziellen Spirale heraus zu     möglichkeit.
                                das auch heute noch mit dem Bio-             führen. Die Umstellung auf biologische        1989 wurde der Hof von Otto und Maria
                                Landbau untrennbar verbunden ist. Mit        Bewirtschaftung bedeutete erheblich           Forsthuber übernommen, die sich bis
                                der Begeisterung über dessen Wirkung         höheren Arbeitsaufwand, da die Unkraut-       heute unermüdlich für die Grundwerte
                                konnten rasch einige umliegende Bauern       bekämpfung händisch gemacht werden            des Bio-Landbaus einsetzen.
                                gewonnen werden. Als Martin Ganitzer,        musste. In den Anfangsjahren gab es           Die Gemüsepalette wurde vergrößert,
                                der Bio-Experte damals in Salzburg, auf      weder einen organisierten Vertrieb noch       vermarktet wird ab Hof auf Vorbestellung
                                den Hof kam, war der Weg Richtung            eine geregelte Nachfrage, was die Familie     und auf den Bio-Märkten in Seekirchen
                                Bio-Landwirtschaft endgültig beschrit-       immer wieder vor Probleme stellte.            und Henndorf.

                                                                                 „Aufs Bodenleben
© BIO AUSTRIA/Michaela Theurl

                                                                                 muss man enorm
                                                                                 schauen”
                                Mich und Waltraud Haitzmann,
                                Stechaubauer, Saalfelden
                                                                             Die ersten Maßnahmen waren Frisch-            sebau in Saalfelden umsetzen wollte.
                                                                             mistdüngung, ergänzt durch Steinmehl.         Obwohl Boden und Klima für den Gemü-
                                Bevor die Familie Haitzmann in den 60er      „Jetzt spinnt der Michi“ sagten einige,       sebau nicht ideal waren und alle davon
                                Jahren zum Bio-Landbau kam, führten sie      aber sie sahen auch, dass die Weiden          abrieten, begann Mich Haitzmann den
                                eine tendenziell intensive Landwirtschaft.   wieder einen besseren Pflanzenbestand         Anbau auf Teilflächen.
                                Obwohl der Betrieb zufriedenstellend         aufwiesen.
                                lief, entging Michael Haitzmann Senior       Die Zusammenkünfte mit anderen                Mich engagierte sich stark in der Bio-
                                nicht, dass die Artenvielfalt an Kräutern    Biobäuerinnen und Biobauern halfen,           Bewegung und war maßgeblich an der
                                und Gräsern nachließ, diese aber von den     rascher an Erfahrung zu gewinnen.             Gründung des Bioverbandes beteiligt.
                                Rindern bevorzugt wurden. Der Wunsch         Wissenschaftler kamen auf den Hof und
                                eines Nachbarn, chemiefrei zu produ-         interessierten sich für die Ergebnisse der   Heute bewirtschaftet der Enkel Martin
                                zieren und die Begegnung mit Dr. Hans        Bio-Landwirtschaft. So wie Sohn Mich,         mit Frau Michaela den Biohof als vielsei-
                                Müller ließen Michael umschwenken,          der mit dem Bio-Landbau aufwuchs und          tigen Betrieb mit Schwerpunkt Gemüse.
                                mehr und mehr identifizierte er sich mit     nach seinem Praktikum bei einem inno-         Vermarktet wird ab Hof, im Bio-Laden in
                                der Philosophie des Bio-Landbaus.            vativen Schweizer Biobetrieb den Gemü-        Saalfelden und an die Gastronomie.

                                8                                                                                                          40 Jahre Biolandbau in Salzburg
Statements

                                                     „Weil mir Bio wichtig ist!”
                                                     Bio-Lebensmittel sind in aller Munde: ob Ab Hof, am Bio-Wochenmarkt, im Bio-Fachhandel oder im
                                                     Lebensmitteleinzelhandel - Bio-Produkte haben den Sprung aus der Nische auf unsere Einkaufszettel
                                                     geschafft. Bereits zehn Prozent der im Einzelhandel gekauften Lebensmittel stammen aus biologischer
                                                     Landwirtschaft.* Wir haben Konsumenten und Konsumentinnen befragt, warum sie Bio bevorzugen:

                                                                                                                                                    Ich kaufe beim Tamsweger Bauernmarkt ein,
                                                     Ich kaufe Biopodukte am Tamsweger Bauern-      Ich möchte wissen, woher die Lebensmit-         weil mir Regionalität und Bio wichtig ist und
                                                     markt, weil sie gesünder und regional sind.    tel kommen und ich vertraue den hiesigen        ich hier hochwertige Produkte bekomme.
                                                                                                    Produzenten!

                                                                                                                                                    Ich kaufe hier ein, denn es gibt keine kom-
                                                     Mir ist Nachhaltigkeit wichtig und ich möch-                                                   petenteren Menschen von denen ich gerne
                                                     te, dass unsere kommenden Generationen         Wir wollen wissen wo die Sachen herkommen       meine Lebensmittel beziehe, weil sie schon
                                                     auch noch eine gesunde Umwelt und unsere       und wie sie produziert werden.                  seit Generationen hier leben.
                                                     bäuerlichen Strukturen vorfinden.
* Quelle: RollAMA 1. HJ 2020. Bilder © BIO AUSTRIA

                                                                                                    Ich hab einen Sohn mit Autismus. Er legt sehr
                                                                                                    viel Wert auf Bioprodukte. Wir kochen daher
                                                     Wir kaufen beim Joglbauern ein, weil es        nur mit biologischen Zutaten. Wichtig ist mir   Ich kaufe im Pongauer Bauernladen, weil das
                                                     regional ist und eine Wertschätzung für die    auch die persönliche Betreuung im Laden -       Angebot dort regional, saisonal und bio ist.
                                                     Arbeit der Bauern. Und weil es uns einfach     meine und die meines Sohnes.                    Außerdem unterstütze ich lieber die Bauern
                                                     schmeckt.                                                                                      vor Ort als die Supermarktketten.

                                                     Jubiläumsausgabe                                                                                                                               9
Bio in Zahlen

                                          So Bio ist Salzburg
      FLÄCHE       von 100 ha
                                   58
             sind so viele Bio:

 BETRIEBE      von 100 Bauern
                                   49
             sind so viele Bio:

Milchkühe      Von 100 Tieren
                                   53
 werden so viele Bio gehalten:

          Rinder
               Von 100 Tieren
                                   54
 werden so viele Bio gehalten:

Ackerflächen       Von 100 ha
                                   40
             sind so viele Bio:

      Erdäpfel                     67
                    Von 100 kg
   sind so viele Bio angebaut:

                                                          Quelle: BMLRT, Grüner Bericht 2020. (c) Getreide und Kartoffel: pngegg und pngwave

                                                                                            Umwelt und Klima
                                        In den letzten 150 Jahren ging weltweit rund die
                                                                        Hälfte
                                            der fruchtbaren Böden verloren.
                                              Täglich wird in Österreich fruchtbarer Boden
                                             in der Größe eines durchschnittlichen
                                                   Bauernhofs asphaltiert.
                                            Offiziell ist die Landwirtschaft für 10,2                                                          % der
                                  Treibhausgas-Emissionen in Österreich verantwortlich,
                                  rechnet man den Energieeinsatz für Stickstoff-Mineraldünger
                                       und andere Betriebsmittel ein, steigt der Anteil auf 14 %.

Alle Quellen finden Sie online unter www.bio-austria.at/quellen-biolife2020
S O B I O              G
            S A L Z B U R
      IS T
                                                       1,6 % der Salzburger Erwerbstätigen
                                                        sind Bäuerinnen und Bauern.

                                                  2019 gab es in Salzburg 3.754 Biohöfe,
                                           das sind rund 48,8 % aller landwirtschaftlichen Betriebe.

                                          58,3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird biologisch
                                               bewirtschaftet, das ergibt in Summe 96.258 ha
                                                biologischer Nutzfläche in Salzburg.
                                                 Seit 2017 wächst die Bio-Fläche in Salzburg
                                                      um 2 Fußballfelder täglich.

                              In der Landwirtschaft eingesetzter Stickstoffdünger
                                                   setzt Lachgas frei das
                            298 Mal klimaschädlicher ist als CO2.
                                         Durch die Bio-Landwirtschaft können
                   pro Hektar 40,2 % weniger Lachgase (N2O)
                                                         emittiert werden.

Alle Quellen finden Sie online unter www.bio-austria.at/quellen-biolife2020                 © BIO AUSTRIA
Interviews

Bio gehört die Zukunft!
                                   Wie möchtest Du, dass sich die Landwirtschaft in Salzburg weiterentwickelt?
                                   Welche (politischen) Rahmenbedingungen wünscht Du Dir?

                                   Ich möchte, dass der Stellenwert der Landwirtschaft in der Bevölkerung ein angemessener
                                   wird; dazu wünsche ich mir mehr Öffentlichkeitsarbeit von der Interessensvertretung und
                                   dass nicht alles fünf oder sechs mal gemäht wird sowie der Bodenverbrauch eingestellt
             Thomas Geisler,
             Lamprechtshausen      wird.

                                   Mein Wunsch ist, dass die Entwicklung klar in biologische, nachhaltige Wirtschaftsweise
                                   geht. Stoffkreisläufe müssen betrieblich bzw. regional (Kraftfutter aus Österreich!) ge-
             Wolfgang Hotter,
                                   schlossen werden.
             Dienten

                                   Ich wünschte mir, dass eine echte Fair Play-Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und
                                   Handel entsteht. Politisch wünsche ich mir eine Vertretung, die für die kleinen bäuerlichen
                                   Betriebe einsteht.
                                   Für rechtliche Sicherheit in Bezug auf Schadensvorfälle zwischen Nutztieren und betriebs-
             Franz Oitner,
             Seeham                fremden Personen muss auch in Zukunft gesorgt werden.

                                   Die Gesellschaft soll vermehrt Wert auf regionale, kleinbäuerliche Strukturen legen und
                                   besonders die Bergbauern unterstützen. Handgefertigte Produkte sollen einen höheren
                                   Stellenwert als Lebensmittel aus Massenproduktion haben. Große Lebensmittelkonzerne
             Christina Brunauer,   sollen politisch in ihrer Macht beschränkt werden. Landwirtschaftliche Auflagen, beson-
             Pfarrwerfen
                                   ders die Auflagen für Bio-Produktion sollen praxisnah gestaltet werden und auch für Klein-
             Milchviehhaltung      betriebe umsetzbar bleiben.

                                   Ich wünsche mir, dass sich vor allem die junge Generation mehr für die Landwirtschaft be-
             Johanna Posch,        geistert. Daher wünsche ich mir spezielle Unterstützung und Förderung in diese Richtung.
             Hüttau                Auf einem Hof soll sich immer etwas bewegen und verändern. Jede Generation sollte ihren

             Mutterkuhhaltung      Betrieb so führen dürfen, wie sie es für richtig hält.
             mit Sprinzen

                                   Ich würde mir wünschen, dass wir Landwirte für unsere Produkte und Arbeit, die wir jeden
                                   Tag leisten, von der Gesellschaft mehr Wertschätzung bekommen. Dass unsere Milch im
                                   Handel nicht weniger kostet wie so manches Mineralwasser. Dann müssten wir uns auch
                                   nicht so abhängig machen von den ganzen Förderungen. Ich hoffe auch, dass die Jung-
                                   landwirte weiter eine gute Unterstützung erhalten, damit möglichst alle Betriebe weiter-
             Christine Schwabl,
             Saalfelden            geführt werden.

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Interviews

JungübernehmerInnen am Wort
Wie glaubst Du, wird sich die Landwirtschaft in Salzburg in          Was wird sich auf Deinem Betrieb in 20 Jahren verändert
den nächsten 20 Jahren weiterentwickeln?                             haben? Wie siehst Du die Zukunft Deines Betriebes?

Der Druck auf den Boden wird bleiben, wenn nicht gesetzlich ein-     Auf meinem Betrieb wird es durch Bewirtschaftungsanpassungen
gegriffen wird. Aber ich glaube schon, dass die Landwirtschaft       (abgestufter Wiesenbau) mehr Biodiversität geben. Ich werde
bei uns Zukunft hat. Gerade jetzt zeigt sich mehr Bewusstsein der    auch in 20 Jahren einen Bio-Heumilchbetrieb bewirtschaften.
Leute für die Lebensmittel vor Ort.

                                                                     Ich habe in meinen Betrieb so investiert, dass finanzielle Spiel-
                                                                     räume vorhanden sind. Die kommunale Infrastruktur ist erhalten
                                                                     (Schulzugang, Schulkindtransport...), dass potenzielle Hofnach-
Vor allem, wenn’s bei den Leuten im Geldbörserl eng wird, wird       folger Interesse haben werden, Berglandwirtschaft weiter zu be-
sich die Globalisierung in der Landwirtschaft aufgrund des Preis-    treiben. In der Lebensmittelkette spiele ich keine große Rolle, aber
drucks noch verstärken.                                              ich kann mit meinem Betrieb Natur-Erholungsraum anbieten.

                                                                     Ich denke, mein Betrieb wird ähnlich groß sein, Bio-Heumilch pro-
Ich glaube, BIO wird wachsen.                                        duzieren und weiterhin Urlaubsgäste beherbergen. Dafür werde
Die Frage wird sein, gewinnt das „Wachsen oder Weichen“, oder        ich Impulse in Richtung kinder- und gästefreundlichen Bauern-
haben kleinere Betriebe eine Zukunftschance.                         hof gesetzt haben. Mein Betrieb wird sich als gute Mischung von
Ich hoffe und glaube an Letzteres.                                   Intensivfutterflächen und artenreichen Extensivwiesen zeigen.

Die Landschaftspflege wird einen höheren Stellenwert haben.          Die Milchviehhaltung soll bestehen bleiben. In naher Zukunft
Wahrscheinlich wird es nur noch wenige Großbetriebe geben. Die       soll vermehrt Milch am Hof verarbeitet und die Produkte daraus
Technisierung in der Landwirtschaft hat ihren Höhepunkt über-        direktvermarktet werden. Auch in Zukunft wird der Hof im Neben-
schritten und entwickelt sich wieder retour zu mehr Handarbeit       erwerb geführt werden, außer es ergeben sich sinnvolle Wachs-
und Bodenständigkeit. Bio und Regionalität ist stark im Fokus der    tumsmöglichkeiten. Bio ja, aber nur solange die Auflagen erfüllbar
Gesellschaft, daher wird die Bio-Landwirtschaft einen höheren        bleiben.
Stellenwert besitzen.

                                                                     Ich stelle mir einen schönen Urlaub am Bauernhof-Betrieb vor, mit
                                                                     Streichelzoo, Kinderspielplatz und vielen Aktivitäten für die Gäste.
Aufgrund der derzeitigen Situation glaube ich, dass die heimische    Außerdem wird die Direktvermarktung eine größere Rolle spielen,
Landwirtschaft wieder mehr geschätzt wird.                           diese soll Schritt für Schritt ausgebaut werden. Der ganze Hof wird
Also werden wir bestimmt einen Aufschwung erleben!                   auch in Zukunft im Nebenerwerb betrieben werden.

                                                                     Da wir unseren Betrieb mit sehr viel Liebe und Freude erst heuer
                                                                     von konventionell auf BIO-Heumilch umgestellt haben, hoffen wir
Ich glaube, dass sich die Landwirtschaft sehr Richtung Umwelt-       ihn auch in Zukunft so weiterführen zu können. Natürlich werden
verträglichkeit, Nachhaltigkeit, Regionalität und Tierwohl weiter-   wir ihn mit Visionen und weiteren Investitionen laufend optimie-
entwickeln wird.                                                     ren.

Jubiläumsausgabe                                                                                                                         13
Highlights

                                                                                                                            Foto-Album
                                                                                                                            Streifzug durch vier Jahrzehnte Salzburger Bio-Geschichte

                                                                                                                                                               Sepp Geißler beim Verkauf
                                                                                                                            Die ersten Arbeitsgruppen-         im Hofladen Klessheim im Jahr      Auftritt auf der DULT in den      Bioverband-Exkursion nach
Mehr Fotos und Medienberichte unter https://www.bio-austria.at/zeitreise-durch-die-geschichte-des-salzburger-biolandbaus/

                                                                                                                            treffen in den 80er Jahren.        1987.                              90igern mit Helmut Stocker.       Südtirol im Jahr 1995.

                                                                                                                                                               Traktor Marathon, Zwischen-        Beratung durch Leopold            Bio-Heu-Regon Trumer Seen-
                                                                                                                            1996 Start der EVI-Märkte in der   stopp am Kapitel­platz Salzburg    Prenninger bei einer Veranstal-   land vergibt Tafeln an Mitglieds-
                                                                                                                            Stadt Salzburg, Familie Hainz.     auf dem Weg nach Wien, 1.4.1997.   tung 1998.                        betriebe 2005.

                                                                                                                            Verleihung der Goldenen BIO
                                                                                                                            AUSTRIA Nadel an Martin                                               Gentechnik-Gegner Percy
                                                                                                                            Ganitzer bei der Vollversamm-      Gründung BioParadies Salzbur-      Schmeiser und Vandana Shiva       Auftakt zur Info-Offensive
                                                                                                                            lung 2006.                         gerLand im Jahr 2008.              zu Gast in Salzburg 2009.         "Wir schauen aufs Ganze" 2010.

                                                                                                                                                               Familie Widauer aus Leogang
                                                                                                                            Biobauernprotest mit Salzburger    gewinnt den ersten Bio-Award       Plakataktion Bioland Salzburg     Das Salzburger Bio-Dorf beim
                                                                                                                            Beteiligung 2014 in Wien.          2014.                              2018.                             Salzburg Marathon 2018.

                                                                                                                                                                                                                                    ORF-Interview von Obmann
                                                                                                                                                               Abschluss Bodenpraktiker-Lehr-     Artistenshow Circus Kompanie      Sebastian Herzog bei der
                                                                                                                                               Biofest 2018.   gang Grünland 2019.                beim Biofest 2019.                Bio-Infotour 2020.

                                                                                                                            14                                                                                                           40 Jahre Biolandbau in Salzburg
Highlights

Bio-Blätterrauschen
Schlagzeilen der letzten zwei Jahrzehnte

Jubiläumsausgabe                                   15
Die Biobäuerinnen & Biobauern
www.bio-austria.at

                                BIO AUSTRIA Bauer
                                Johann Spitzauer,
                                St. Georgen

Wir schauen
aufs Ganze
Bio, regional und sicher.
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