50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung - Redaktions Netzwerk Hessen Agentur
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50zienz-Tipps Effi t io n u n d V e r w a lt u n g für Produ k A bf al l, W as se r un d Ausschuss reduzieren Energie, Materia l, uß ab dr uc k ve rk le in ern und Kosten sparen CO2 -F n un d W et tb ew er bs fähigkeit steigern Gewin HIEM ist ein Projekt der: HIEM wird finanziert von: Umsetzung durch: 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 1
INHALT Erneuerbare Energien ........................................................................................................24 19. Bis zu 55 Prozent Tilgungszuschüsse..................................................................................................................25 20. Photovoltaik ...........................................................................................................................................................25 21. Kraft-Wärme-Kopplung.........................................................................................................................................26 22. EEG-Umlage auf selbsterzeugten Strom ............................................................................................................26 23. Solarthermie und Prozesswärme........................................................................................................................27 24. Wärmepumpen......................................................................................................................................................27 25. Holz als Brennstoff................................................................................................................................................28 50 Effizienz-Tipps 26. Wärmespeicher .....................................................................................................................................................28 27. Heizung und Wärmeverteilung............................................................................................................................29 k t io n u n d V e r w a lt u n g 28. Hydraulischer Abgleich des Systems...................................................................................................................30 für Produ Effizienzpotenziale in der Verwaltung..............................................................................31 29. Büroorganisation...................................................................................................................................................32 30. Papierloses Büro, Dokumentenmanagement und Green-Copy......................................................................32 31. Fax2Mail..................................................................................................................................................................33 32. Schriftarten senken Toner- und Tintenverbrauch.............................................................................................33 33. IT-Organisation......................................................................................................................................................34 Abkürzungsverzeichnis................................................................................................................................................. 4 34. Mitarbeiterwissen nutzen.....................................................................................................................................34 Vorwort............................................................................................................................................................................ 5 Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft....................................................................35 Grundlagen für Energieeffizienz..........................................................................................6 35. Abfall vermeiden....................................................................................................................................................36 1. Ressourcen-Bilanz erstellen..................................................................................................................................... 7 36. Abfall sortieren und recyceln...............................................................................................................................36 2. Energiemanagementsystem (EnMS)....................................................................................................................................... 7 37. Kreislaufwirtschaft mit recyclingfähigen Materialien .......................................................................................37 3. CO2 -Fußabdruck ermitteln mit dem ecocockpit.................................................................................................... 8 38. Second Life mit aufbereiteten Altgeräten...........................................................................................................38 4. CO2 -Steuern nach Energiearten............................................................................................................................... 9 5. EEG-Umlage sinkt – Netzentgelte steigen – Befreiung möglich.........................................................................10 Wassermanagement ...........................................................................................................39 6. Lastspitzen vermeiden............................................................................................................................................12 39. Regenwassernutzung............................................................................................................................................40 7. Blindstrom kompensieren .....................................................................................................................................13 40. Wasseraufbereitung und Abwärmenutzung......................................................................................................40 41. Durchflussbegrenzer.............................................................................................................................................41 Effizienzpotenziale in der Produktion...............................................................................14 42. Wasserlose Urinale................................................................................................................................................41 8. Auf die passende Dimensionierung kommt es an...............................................................................................15 43. Dichteprüfungen....................................................................................................................................................42 9. Moderne Elektromotorenrund 40 Prozent effizienter........................................................................................15 44. Abwasserzähler senken Kanalgebühren............................................................................................................42 10. Pneumatische Anlagen auf Elektroantrieb umstellen.......................................................................................16 11. Druckluftverteilsystem: Ringleitungen mit Kunststoffrohren effizienter.......................................................17 Fuhrparkmanagement und Green Mobility.....................................................................43 12. Druckluft überwachen und effektiver dosieren.................................................................................................17 45. Mobilitätslösung und Fahrzeugauswahl nach Nutzungsprofilen....................................................................44 13. Schnellkupplungen deinstallieren, Druckluft-Recycling integrieren...............................................................18 46. Ladeinfrastruktur und Eigenstromnutzung........................................................................................................45 14. Vernetzung der Produktions- und Gebäudetechnik.........................................................................................18 15. Klimamanagement in Produktionsbetrieben.....................................................................................................19 Förderprogramme, Beihilfen und Contracting................................................................46 16. Lichtmanagement an Produktionsarbeitsplätzen.............................................................................................20 47. Beratungsförderung..............................................................................................................................................47 17. Ausschuss senken..................................................................................................................................................20 48. Investitionsförderung durch die KfW..................................................................................................................48 49. Investitionsförderung durch das BAFA...............................................................................................................48 Effizienzpotenziale Industrie 4.0 und Digitalisierung .....................................................21 50. Energie-Contracting...............................................................................................................................................49 Zentrales Ziel von Industrie 4.0 ist Ressourcen- und Energieeffizienz..................................................................22 18. Mitarbeitende müssen mitziehen........................................................................................................................23 Fazit: Energieeffizienz rechnet sich für Sie und die Umwelt..........................................50 Über die Hessische Initiative für Energieberatung im Mittelstand (HIEM)..................51 Impressum....................................................................................................................................................................53 2 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 3
nis Abkürzungsverzeich AC..................Alternate Current/ Wechselstrom BAFA.............Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle HIEM.............Hessische Initiative für Energieberatung im Mittelstand I4.0................Industrie 4.0 VO R W O R T BHKW...........Blockheizkraftwerk IIoT................Industrial Internet of Things BSR...............Besondere Ausgleichsregelungen KfW...............Kreditanstalt für Wiederaufbau DC.................Direct Current/ Gleichstrom LEA................LandesEnergieAgentur k o s t e n s e n k e n u n d Prozess DENA............Deutsche Energie-Agentur KMU..............Kleine und mittlere Unternehmen z ie nz DMS..............Dokumentenmanagementsystem MES...............Manufacturing Execution System EDL-G............EU-Gesetz über Energiedienstleistungen und andere Energieeffizienzmaßnahmen ÖPNV............Öffentlicher Personennahverkehr PVA...............Photovoltaikanlagen Gew in n s t e ig e r n = E ffi EEG................Erneuerbare-Energien-Gesetz STA................Solarthermieanlage EMS...............Enterprise Management System StromNEV...Stromnetzentgeltverordnung EnMS............Energiemanagementsystem VDI................Verein Deutscher Ingenieure ERP................Enterprise Resource Planning Die Millionärin bzw. der Millionär weiß: „Reich wird man durch den Cent, den man nicht ausgibt.“ Genauso ist es mit dem Energie-und Ressourcenverbrauch in Ihrem Unternehmen. Wettbewerbsfähig bleibt Ihr Betrieb nur, wenn Sie Ihre Einstandskosten senken und Ihre Gewinne steigern. Für Sie als Unternehmer/in bedeutet das: Wenn Sie entlang der technischen Entwicklung Ihren Strom-, Wärme-, Kälte- und Wasserbedarf sowie Ab- fall und Abwasser reduzieren, senken Sie Ihre CO2-Emissionen und steigern Ihren Gewinn. CO2-Steuer und Netzentgelte mindern den Ertrag Der Ertrag Ihres Unternehmens sinkt mit der Einführung der neuen CO2-Steuer. Seit Anfang 2021 zahlen Sie 25 Euro je emittierter Tonne CO2. Die neue Steuer steigt bis 2025 auf 55 Euro je Tonne. 1.000 Liter Heizöl oder Diesel verursachen dann über 147 Euro Mehrkosten. Beim Strom steigen die Netzentgelte, die 2020 im Durch- schnitt 7,5 Cent je Kilowattstunde betrugen. Diese Mehrkosten sollten Sie motivieren: Investieren Sie jetzt in Energie- und Ressourceneffizienz und nehmen Sie die staatlichen Förderprogramme in Anspruch! Gut beraten erhalten Sie optimale Kredite und Investitionsbeihilfen Die LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH und seit 2012 die Hessische Initiative für Energieberatung im Mittelstand (HIEM) begleiten Sie dabei. Mit uns erschließen Sie Ihre Effizienzpotenziale, die wir in dieser Bro- schüre skizzieren. Wir arbeiten für Sie unabhängig und neutral. Unsere langjährig erfahrenen Energieberater wissen, wie Sie Ihr Unternehmen fit für die Zukunft machen und den CO2-Fußabdruck senken. Wir lotsen Sie durch den Förderdschungel und sorgen dafür, dass Sie alle staatlichen Beihilfen optimal nutzen. Davon profi- tieren Sie und das Klima. Dipl.-Ing. Chem. Robert Weicht Sasa Petric (M.Eng.) Themenfeldleitung Elektromobilität Projektleiter der HIEM und Energieeffiziente Unternehmen RKW Hessen GmbH LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH 4 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 5
I. 1. Ressourcen-Bilanz erstellen „Wo soll ich denn anfangen? Wir haben so viele Ma- mit den auf Maschinenebene erfassten Verbräuchen schinen und Verbraucher!“ – Der Einstieg in Energie- können Sie sofort berechnen, wie sich modernste und Ressourceneffizienz ist leichter als gedacht. Er Technologien auf Ihre Kosten auswirken. Aber ver- beginnt mit der Datensammlung für die vergangenen zetteln Sie sich nicht. Am besten fangen Sie mit den drei Jahre. Erstellen Sie eine Bilanz über die Energie-, zehn größten Verbrauchern an. Wasser- und Materialflüsse sowie Abfall- und Ab- wasserdaten. Ergänzen Sie die Mengeneinheiten gleich mit den Kosten. „Wer soll das denn machen?“, fragen Sie. Wie wäre es mit einem Praktikum für Studierende? Idealerweise installieren Sie bei den Großverbrauchern Smart Meter, die Sie über eine App auslesen können. Smart Meter sind „intelligente Grundlagen Messsysteme“, die den Stromverbrauch über ver- schiedene Zeiträume erfassen, speichern und für die für Energieeffizienz Auswertung in Anwendungen bereitstellen. Denn 2. Energiemanagementsystem (EnMS) 50.000 Wenn Sie Smart Meter installiert haben, sind Sie nicht weit davon entfernt, auch ein Energie- managementsystem (EnMS) nach DIN EN ISO 50001 einzu- Unternehmen sind seit 2015 richten. Unternehmen mit mehr hierzulande laut als 250 Mitarbeitenden sind nach 10% Schätzungen der dem EU-Gesetz über Energie- Bundesregierung dienstleistungen und andere Ener- zum Energieaudit gieeffizienzmaßnahmen (EDL-G) verpflichtet. ohnehin seit 2020 verpflichtet, ihrer Energiekosten ein EnMS zu nutzen sowie alle vier können Betriebe dank Jahre durch einen externen Auditor organisatorischer ein Energieaudit durchzuführen. Maßnahmen nach Einführung eines Aber auch kleine und mittlere 25% Energiemanagements Unternehmen profitieren von sparen. einem EnMS. Nach Studien der Deutschen Energie-Agentur sparen Unternehmen nach Einführung Endenergieeinsparung eines EnMS rund zehn Prozent können Unternehmen 75% ihrer Energiekosten alleine durch durch investive organisatorische Maßnahmen, die Maßnahmen erreichen. sie nach der Datenauswertung ihres EnMS ergriffen. Mit Investi- der Betriebe sind mit den tionen in moderne Technologien Energieauditprozessen sparen Sie bis zu 25 Prozent der insgesamt zufrieden. Endenergie. Quelle: DENA 6 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 7
3. CO2 -Fußabdruck ermitteln 4. CO2 -Steuern nach Energiearten mit dem ecocockpit Das seit Anfang 2021 gültige Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) regelt die CO2-Bepreisung für fossile Brennstoffe wie Erdgas, Braun- und Steinkohle sowie Benzin, Diesel und Heizöl. In der nachfolgenden Tabelle Mit den Daten aus Ihrer Ressourcen-Bilanz und dem und können gezielt Maßnahmen zur Reduzierung sehen Sie die Preisaufschläge durch die CO2-Steuer für Brennstoffe. Biobrennstoffe sind noch bis einschließ- EnMS können Sie den CO2-Fußabdruck Ihres Unter- ergreifen. Außerdem berechnen Sie mit ecocockpit lich 2022 von der Abgabe befreit. Auch Kohle wird erst ab 2023 von der CO2-Steuer erfasst. Vollständig befreit nehmens berechnen. Unterstützung bietet Ihnen das ihre gesamte CO2-Steuerlast, die sich sonst in einzel- sind Holzbrennstoffe sowie Energie aus Solartechnik und Wärmepumpen. „ecocockpit“ der LEA LandesEnergieAgentur Hessen nen Rechnungen Ihrer Energiedienstleister versteckt. GmbH. Dieses Online-Tool berechnet aus Ihren Daten Und mit der auf Produktebene heruntergebrochenen die CO2-Emissionen Ihres Unternehmens und Ihrer CO2-Bilanz gewinnen Sie im Vergleich zu Ihrem Wett- Energieträger 2021 2022 2023 2024 2025 2026 Mindestpreis 2026 Höchstpreis Produkte. Sie erkennen die Treiber für CO2-Emissionen bewerb zusätzliche Verkaufsargumente. CO2-Preis in 25 30 35 45 55 55-65 Euro pro Tonne Heizöl (leicht) in ct/l 6,5 7,7 9,0 11,6 14,2 16,8 Erdgas in ct/kWh 0,5 0,6 0,7 0,9 1,1 1,3 Diesel in ct/l 6,5 7,7 9,0 11,6 14,2 16,8 Benzin in ct/l 5,6 6,7 7,8 10,1 12,3 14,5 Quelle: IHK Ostbrandenburg Beim Strompreis ist alles ein wenig komplizierter. Er hängt einerseits von der Zusammensetzung der Erzeu- gungsarten ab. Die erneuerbaren Energien hatten 2021 bereits einen Anteil von 50 Prozent am deutschen Strommix. Die CO2-Steuer wird sich also zunächst nur auf die Bestandteile auswirken, die mit Erdgas erzeugt sind. Insgesamt wird sich die CO2-Steuer daher zunächst kaum im Strompreis niederschlagen. Dafür wirken sich andere Steuern und Abgaben auf die Strompreise umso deutlicher aus. 16% Sie erkennen 45% Erdgas die Treiber für erneuerbare Energien 19% Wind onshore Strom und CO2 -Emissionen 9% 8% Photovoltaik Biomasse Energieträger 11% 5% Wind offshore und können 3% 1% Wasser Siedlungsabfälle Kernenergie gezielt Maßnahmen 16% Braunkohle zur Reduzierung Steinkohle 8% ergreifen. Quelle: co2online 4% Sonstiges Stand: 10/2020 · Daten: BDEW, Destatis, EEX, VGB, ZSW 8 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 9
5. EEG-Umlage sinkt – Netzentgelte Beim BAFA Antrag auf Befreiung der steigen – Befreiung möglich EEG-Umlage stellen Um die Strompreise zu stabilisie- Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat die ein besonders hohes Niveau erreichen, wurden Bundesland Nutzungsentgelte Differenz 2020-2021 ren, hat die Bundesregierung für Aufgabe, die Kosten des Ausbaus der erneuerbaren als Entlastungsmöglichkeit Besondere Ausgleichs- Durchschnittswerte 2020 2021 Euro Prozent 2021 die sogenannte EEG-Umlage Energien angemessen gerecht zu verteilen. Dafür regelungen (BSR) geschaffen. Unter verschiedenen aus dem Erneuerbare-Energien- Baden-Württemberg 426 € 459 € 33 € 8% sorgt die EEG-Umlage. Grundsätzlich ist sie für jede Voraussetzungen können Unternehmen mit einem Gesetz (EEG) leicht abgesenkt. Sie verbrauchte Kilowattstunde Strom vom Letztverbrau- Stromverbrauch von mehr als einer Gigawattstunde Bayern 405 € 378 € -27 € -7 % sinkt von 6,76 Eurocent auf cher mit der Stromrechnung zu entrichten. Bei selbst- pro Jahr beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr- 6,5 Eurocent pro Kilowattstunde. Berlin 342 € 373 € 31 € 9% erzeugtem und verbrauchtem Strom aus erneuer- kontrolle (BAFA) einen Antrag auf eine Teilbefreiung Dem stehen aber aktuell teilweise Brandenburg 481 € 509 € 28 € 6% baren Energiequellen kann sie auf Antrag reduziert der EEG-Umlage stellen. Die BSR führen aber nicht zu steigende Netzentgelte gegen- werden oder entfällt komplett. Für stromintensive einer vollständigen Freistellung von der EEG-Umlage, Bremen 321 € 291 € -30 € -9 % über, die 2020 bereits um sie- Unternehmen, deren Stromkosten durch die EEG- sondern reduzieren sie lediglich. ben Prozent zugelegt hatten. Die Hamburg* 472 € 472 € 0€ 0% Umlage im Verhältnis zur Bruttowertschöpfung Netzentgelte schlägt der Strom- Hessen 413 € 399 € -14 € -3 % netzbetreiber auf die Rechnung Mecklenburg-Vorpommern 455 € 538 € 83 € 18 % auf für Betrieb und Ausbau der Stromnetze. Diese Abgabe steigt Niedersachsen 413 € 430 € 17 € 4% EEG-Umlagepflicht stetig und macht – regional Nordrhein-Westfalen 389 € 423 € 34 € 9% unterschiedlich – bis zu elf Lieferung durch Elektrizitäts- Rheinland-Pfalz 403 € 420 € 17 € 4% Keine EltVU-Lieferung: Eurocent (Schleswig-Holstein) versorgungsunternehmen (EltVU): EEG-Umlagepflicht Letztverbraucher beziehungsweise im bundesweiten Saarland 423 € 416 € -7 € -2 % EEG-Umlagepflicht EltVU Durchschnitt 8,3 Eurocent pro Sachsen 409 € 413 € 4€ 1% Kilowattstunde aus, rund ein Selbsterzeugter Sonstiger nicht selbsterzeugter Sachsen-Anhalt 420 € 432 € 12 € 3% Viertel des Strompreises. Zusam- Letztverbrauch Letztverbrauch men können EEG-Umlage und Schleswig-Holstein 555 € 600 € 45 € 8% Netzentgelte also schon jetzt rund Thüringen 424 € 444 € 20 € 5% 15 Eurocent pro Kilowattstunde Sonstiger selbsterzeugter Eigenversorgung ∅ Deutschland 413 € 428 € 15 € 4% Letztverbrauch betragen. Vor allem für stromin- tensive Unternehmen ermöglicht Ost 433 € 456 € 23 € 5% der Gesetzgeber aber eine West (inkl. Berlin) 409 € 423 € 14 € 3% Nicht EE-/KWK-Anlagen, EE-/KWK-Anlagen teilweise oder vollständige insb. konventionelle * Für Hamburg liegen noch keine Werte für 2021 vor. Befreiung von diesen Abgaben. Quelle: CHECK24 Vergleichsportal Energie GmbH, alle Preise inkl. MwSt., alle Werte nach vorläufigen Veröffentlichungen der Netzbetreiber, Angaben ohne Gewähr, Stand: 14.10.2020 § 60 Abs. 1: § 61 Abs. 1 S. 1: § 61 Abs. 1 S. 2 Nr. 1: § 61 Abs. 1 S. 3: 100 % 30/35/40 % 100 % 100 % Netzentgelte individuell mit Schematische Darstellung der Plichten zur Abführung der EEG-Umlage für verschiedene Formen der Stromversorgung Quelle: Bundesnetzagentur Netzbetreiber aushandeln Nach §19 der Stromnetzentgeltverordnung (Strom- NEV) erhalten Unternehmen einen Nachlass von bis zu 80 Prozent der Nutzungsentgelte, wenn sie • Strom vor allem nachts verbrauchen, Tipp: Wenn Sie selbst Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen oder mehr als eine Gigawatt- • mehr als zehn Gigawattstunden Strom abnehmen Tipp: Sprechen Sie mit Ihrem Netzbetreiber stunde Strom pro Jahr verbrauchen, sollten Sie mit einem Energieberater der Hessischen Initiative • oder nur saisonal einen hohen Strombedarf haben. und verhandeln Sie individuelle Netzentgelte. für Energieberatung im Mittelstand (HIEM) die Möglichkeiten einer teilweisen Befreiung von der Es lohnt sich in vielen Fällen. Auch für den EEG-Umlage besprechen und einen Antrag beim Auch eine Senkung der Lastspitzen führt bereits zu Mittelstand! BAFA prüfen. einer Reduzierung der Netznutzungsentgelte. 10 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 11
6. Lastspitzen vermeiden 7. Blindstrom kompensieren Lastspitzen beim Stromverbrauch baren Kosteneinsparung. Last- der Maschinen kann allerdings die Blindstrom, elektrotechnisch Voltampere Reaktiv strom sind neben Elektromotoren auch die Vorschalt- entstehen, wenn Maschinen spitzen vermeiden Sie, indem Sie Produktionsprozesse beeinträch- (Var) genannt, entsteht durch Induktion in Spulen, geräte in Beleuchtungsanlagen. Durch die Installa- oder große Stromverbraucher beispielsweise zu Schichtbeginn tigen. Eine smarte Lösung ist ein die ein Magnetfeld erzeugen. Blindstrom ist derjenige tion einer Blindstromkompensation können Sie die eingeschaltet werden. Da zum Maschinen nicht gleichzeitig, son- digitales Lastmanagementsystem, Stromanteil, der zur sinusförmigen Spannung um Übertragungsverluste reduzieren und die Kosten für Hochfahren große Strommengen dern zeitversetzt einschalten. Um das Lastabwürfe automatisiert 90 Grad verschoben ist und zusätzliche Verluste in den Blindstrom vollständig einsparen. Sie reduzieren aus dem Netz abgerufen werden, Lastspitzen so gering wie möglich und häufig kaum merkbar für den Kabeln und Transformatoren erzeugt. In der Regel die Netzverluste und verbessern damit die Wirksam- müssen Energiedienstleister zur zu halten, können Sie auch die Produktionsprozess vornimmt. wird der Blindstrombedarf durch den Energiever- keit des Stromnetzes. Die Netzbelastung nivelliert Regelung der Netzspannung wei- Daten aus dem EnMS auswerten, Optimalerweise kann dieses durch sorger ab einem Anteil von 50 Prozent der Wirkarbeit sich durch die Blindstromkompensation. Letztlich ist tere Kraftwerkressourcen hinzu- um daraus Regeln abzuleiten, wie einen digital gesteuerten elektri- dem Gewerbe- und Industriebetrieb zusätzlich in es wie mit dem Schaum im Bierglas. Je mehr Schaum schalten, wodurch zusätzliche und wann welche Stromverbrau- schen Speicher ergänzt werden. Rechnung gestellt. Große Verursacher von Blind- (Blindleistung) der Gast erhält, desto weniger Bier Kosten entstehen. Diese dürfen cher bei Schichtbeginn in Betrieb Ein skalierbarer Batteriespeicher (Stromleistung) befindet sich im Glas. sie gemäß § 19 Abs. 1 StromNEV genommen werden. Für die prak- mit ausreichender Kapazität ist (Stromnetzentgeltverordnung) als tische Umsetzung sollten Sie Ihre dauerhaft günstiger, beeinträch- Lastspitzen in Rechnung stellen. Mitarbeitenden instruieren, Ma- tigt die Produktionsabläufe nicht Blindstromkompensation NICHT Die Vermeidung von Lastspitzen führt deshalb zu einer unmittel- schinen nacheinander einzuschal- ten. Ein zeitversetztes Einschalten und erfordert keinen menschli- chen Eingriff. GUT GUT Quelle: Fraunhofer-Institut für Integrierte Blind- Lastspitze Systeme und Bauelementetechnologie IISB leistung Belastet Stromnetz (kVar) Blind- Belastet Stromnetz leistung (kVar) P (kW) Lastspitze mit Ausgleich Scheinleistung (kVA) Wirkleistung (kWh) Scheinleistung (kVA) Wirkleistung (kWh) Treibt Treibt Maschinen Maschinen an an Zeit Lastspitzen beim Stromverbrauch entstehen, wenn Maschinen oder große Quelle: klaiber-spart-energie, Ingenieurbüro für Energieoptimierung Stromverbraucher Blindstrom am Beispiel von Bier eingeschaltet werden. 12 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 13
II. 8. Auf die passende Dimensionierung kommt es an Viel hilft nicht immer viel, ist meistens unnötig und häufig teuer. Bei Kühl- und Klimaanlagen, Antrieben, Wärme- und Dampfproduktion sowie Kompressoren gilt: Dimensionieren Sie Ihre Anlagen immer so, dass sie die geforderten Leistungen in optimalen Betriebs- zuständen erbringen. Zu groß ausgelegte Anlagen Tipp: Viele Einkäufer/innen in Unternehmen arbeiten selten effizient. Bei Standardmotoren mit neigen dazu, die günstigsten Maschinen oder jährlicher Nutzungsdauer von etwa 3.000 Stunden Geräte zum niedrigeren Preis zum Kauf zu entfallen nur etwa drei Prozent der abgeschriebenen empfehlen. Berechnen Sie vor dem Kauf die Kosten auf die Anschaffung, aber 95 Prozent auf den Kosten über den gesamten Lebenszyklus Effizienzpotenziale Energieverbrauch. Pumpen in Hydraulik- und Abluft- einer Maschine. Fast immer sind energieeffi- systemen, Druckluft-, Kälte- und Heizungsanlagen zientere Modelle zwar etwas teurer in der An- in der Produktion arbeiten bisweilen in ineffizienten Betriebszuständen, schaffung, holen aber sehr schnell auf. Durch weil sie zu groß oder zu klein ausgelegt sind. Zudem ihren niedrigeren Energieverbrauch über den können viele Anlagen mit Hilfe einer Vernetzung mit Zeitraum ihrer Nutzung sind sie häufig deut- der Gebäudetechnik effizienter arbeiten. lich günstiger. 9. Moderne Elektromotoren rund 40 Prozent effizienter Elektromotoren stellen das Rückgrat in Produktion kosten, die sich mit modernen Antrieben um bis zu und Logistik dar. Sie erzeugen Druckluft, treiben Kälte- 45 Prozent senken lassen. Ein IE2-Motor emittiert kompressoren, Ventilatoren, Pumpen, Förderbänder 5.238 kg CO2-Äquivalente pro Fertigungseinheit, ein und Walzen an. Elektromotoren haben eine lange IE3-Motor nur 4.274 kg, und ein IE4-Motor begnügt Lebensdauer und werden nur selten in leistungs sich mit 3.353 kg CO2 – hat der VDI (Verein Deutscher angepasster Weise betrieben. Vor allem in Maschinen Ingenieure) in der Studie „Ökologische und öko- mit einer Nutzungszeit von mehr als 20 Jahren lohnt nomische Bewertung des Ressourcenaufwands“ es sich, effizientere Motoren nachzurüsten. Denn (https://t1p.de/40y4) von 2018 berechnet. Drehzahlreglung und Frequenzumrichter für den op- Und ein IE5-Motor ist noch effizienter! timalen Betrieb sind bei älteren Motoren meist nicht vorhanden. Das verursacht in vielen Betrieben Strom- Mit dem QR-Code direkt zur Studie „Ökologische und ökonomische Bewertung des Ressourcenaufwands“ surfen Motoren nachrüsten lohnt sich! 14 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 15
10. Pneumatische Anlagen auf 11. Druckluftverteilsystem: Elektroantrieb umstellen Ringleitungen mit Kunststoffrohren effizienter Bei Druckluftanlagen gehen rund 93 Prozent der eingesetzten Energie während der Aufbereitung verloren. Und wo sich ein Druckluftsystem nicht umrüsten Das bedeutet, dass von einer Kilo- lässt, sollten Sie die Architektur Ihres Verteilsystems wattstunde im Kompressor einge- prüfen. Eine Ringleitung erhöht die Effizienz und die setzte Energie nur 0,07 Kilowatt als Betriebssicherheit eines Druckluftverteilsystems. Eine Nutzleistung zur Verfügung steht. Ringleitung bildet eine geschlossene Einheit mit dem Bei der Luftkomprimierung wird Kompressor. Die Druckluft muss einen kürzeren Weg ein erheblicher Teil der Energie in zurücklegen als bei Stichleitungen. Und das bedingt Wärme umgewandelt, die meistens auch einen geringeren Druckabfall. Außerdem können ungenutzt als Abwärme verloren Sie einzelne Bereiche einer Ringleitung über Ventile geht. Die elektrischen Antriebe der absperren, ohne dabei die Druckluftversorgung ande- Kompressoren verursachen Anlauf- rer Leitungssektoren zu unterbrechen. Dadurch ge- und Leerlaufverluste; außerdem währleisten Sie die Belieferung der Abnehmer auch entstehen mechanische Verluste bei Wartungs-, Reparatur- und Erweiterungsarbeiten. durch Reibung. Ohne eine Nutzung Früher wurden Druckluftleitungen aus Stahl verwen- der Abwärme fällt die Energiebilanz det. Diese sind aber korrosionsanfälliger als die Lei- von pneumatischen Anlagen im tungen aus Kunststoffen. Wenn Ihr System keine be- Vergleich zu Elektroantrieben daher sonderen thermischen Anforderungen oberhalb von sehr negativ aus. Natürlich können 50 Grad Celsius stellt, sind heute Leitungssysteme nicht alle pneumatischen Anlagen aus Polyethylen empfehlenswert. Sie halten problem- einfach auf Elektromotoren umge- los 25 Jahre. Kunststoff ist das Mittel der Wahl, da die rüstet werden. Aber wo es möglich Rohre nicht korrodieren und Verbindungssystemen ist, sollten Sie im Zuge von Ersatz- eine höhere Dauerdichtheit gewährleisten. investitionen die Umrüstung in Erwägung ziehen. Quelle: Susanne Krichel, Steffen Hülsmann, Simon Hirzel, Rainer Elsland, Oliver Sawodny, O+P 1-2/2012, www.vfmz.net 12. Druckluft überwachen und effektiver dosieren Grundsätzlich sollten Sie besonderen Wert auf somit sechs Prozent weniger Energiekosten. Und Bei pneumatischen regelmäßige Wartung legen. Experten schätzen, wenn eine Maschine einen höheren Druck benötigt, dass bis zu einem Drittel der Druckluft durch Lecka- schalten Sie einen Booster davor. Dieser erhöht den gen verloren geht. Nutzen Sie deshalb regelmäßig benötigten Druck nur lokal, im übrigen Netz kann Anlagen gehen Leckage-Suchgeräte. Diese Geräte zeigen Ihnen an, wo Leckagen in Ihrem Druckluftnetz vorhanden sind. Die meisten Leckagen sind nicht hörbar, weil sie der Druck niedrig bleiben. bis zu 95 Prozent Geräusche im Ultraschallbereich erzeugen. Einfache Leckage-Suchgeräte sind nicht teuer, und ihre Be- der eingesetzten dienung ist kinderleicht. Außerdem sind Kompresso- ren häufig falsch eingestellt und erzeugen einen zu hohen Druck. Stellen Sie den Druck auf den minimal Energie verloren. benötigten Druck ein. Ein bar Druckabsenkung be- deutet sechs Prozent weniger Energieverbrauch und 16 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 17
13. Schnellkupplungen deinstallieren, 15. Klimamanagement in Druckluft-Recycling integrieren Produktionsbetrieben Überprüfen Sie, ob Sie an dauerhaft stationären Kompressor in einem Arbeitszyklus fast die doppelte Stehen bei Ihnen die Tore im Winter offen, obwohl Maschinen Schnellkupplungen einsetzen. Diese Menge Luft, erhöht somit den Volumenstrom um bis die Heizung läuft? Das ständige Öffnen und Schlie- führen zu einem erhöhten Druckluftverbrauch und zu 80 Prozent und senkt die Stromkosten um bis zu ßen der Tore ist den Mitarbeitenden zu unbequem sollten nur dort verwendet werden, wo sie wirk- 40 Prozent. Nebeneffekt: Zusätzlich sinken der Öl- oder zu zeitaufwändig? Gerade in großen Lagern und lich notwendig sind. Prüfen Sie, ob bei Ihrer An- verbrauch und die Geräuschentwicklung. Druckluft- Produktionshallen treiben veraltete Radiatoren und lage Druckluft-Recycling verwendbar ist. Über eine recycling ist auch bei bestehenden Kompressoren offenstehende Hallentore die Energiekosten in die zweite Leitung wird die „verbrauchte“ Luft mit bis möglich, und fast alle Geräte lassen sich mit einem Höhe. Infrarotstrahler können Arbeitsplätze punkt- zu zwei bar zurückgeführt. Damit verdichtet der Rückluftadapter ausrüsten. genau erwärmen, während andere Bereiche kühler bleiben. Schnelllauftore öffnen und schließen sich innerhalb von Sekunden und schotten den Betrieb von außen ab. Als Nebeneffekt können Sie so auch vermeiden, dass Lärm und geruchsbeladene Abluft aus Ihrem Betrieb ins Freie gelangt. Dies vermeidet Ärger mit der Nachbarschaft. Wo Schnelllauftore Tipp: Überprüfen Sie regelmäßig die Leitungs- keine Alternative sind, können Torluftschleieranlagen rohre. Eine Faustregel besagt, dass ein Meter eine Lösung sein. Diese Anlagen trennen mittels eines nicht isoliertes, haushaltsübliches Heizungs- kräftigen Gebläses unterschiedlich konditionierte rohr einen Verlust von zehn Litern Heizöl im Luftmassen durch eine Barriere ausströmender Luft Jahr verursacht. Schon kleinste Leckagen sind und verhindern so deren Austausch. Auch schlecht der Grund für eine Durchfeuchtung der isolierte und gewartete Dampf-, Kälte- und Wärme- Isolation. Dies führt wiederum zu einer leitungen treiben die Energiekosten in die Höhe. Die Herabsetzung der Isolationswirkung. Isolierung von Wärme- und Kälteleitungen ist oft mit 14. Vernetzung der Produktions- sehr geringem Aufwand verbunden. und Gebäudetechnik In vielen Produktionsbetrieben schlummern Effizienz- Praxisbeispiel potenziale, die Sie mit der Vernetzung von Produk- tionsanlagen mit der Gebäudetechnik erschließen In der Fertigung eines Industrieunternehmens erschlossen Forscher der TU Darmstadt ein Ein- Energie clever einsetzen! können. Prozesswärme, Heiz- und Kühlprozesse in der sparpotenzial von 24 Prozent beziehungsweise Materialverarbeitung, aber auch Kühl- sowie Druckluft- 670.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Dafür wur- systeme erzeugen Wärme, die dann mit Abluftsyste- den Abwärmequellen identifiziert, die zur Beheizung men und Klimaanlagen ungenutzt verpufft. Dabei lässt von 1.500 Quadratmeter Produktionsfläche dienen. Starten Sie jetzt mit der sich Abwärme in Wärmetauschern wieder zurückfüh- Das Unternehmen installierte auf Empfehlung der ren – beispielsweise für das Heizen von Büroräumen. Je nach Temperatur lässt sie sich wieder in Strom ver- Forscher ein Energie-Monitoring und -Controlling auf Steuerungs- und Feldebene. Verbräuche werden kostenfreien Impulsberatung! wandeln. Absorptionskältemaschinen nutzen Abwär- energieformübergreifend bis auf Komponenten me, um Kühlräume zu temperieren. In einer Adsorp- ebene erfasst. Durch ein gezieltes Schalten der tionskältemaschine wird ein Kältemittel genutzt, das Maschinen und ihrer Nebenverbraucher in Energie- Info-Hotline: 0 61 07 / 9 65 93 -70 mit der Ad- beziehungsweise der Desorption seinen sparmodi sank der Energieverbrauch deutlich. Den energieberatung@rkw-hessen.de Aggregatzustand ändert. Nach dem Grundprinzip der Forschern gelang es, Energieeinsparpotenziale von www.energieeffizienz-hessen.de Adsorption lassen sich Kältemaschinen und Wärme- bis zu 40 Prozent im Vergleich zu einem ähnlichen speicher betreiben. In einer ideal vernetzten Fabrik Werk zu realisieren. arbeiten Maschinen und Gebäudetechnik gleichsam Hessische Initiative für Hand in Hand. Die Abwärme der Anlagen heizen ande- Energieberatung im Mittelstand (HIEM) re Prozesse oder das Gebäude. 18 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 19
III. 16. Lichtmanagement an Produktionsarbeitsplätzen Ob großflächig oder punktgenau – Beleuchtung lässt sich heute mit modernster LED-Technik effizient und nach allen Anforderungen der Arbeitsstättenrichtlinie optimal einrichten. Produktion, Lager und Einzel- arbeitsplätze haben unterschiedliche Anforderungen und brauchen optimale Lichtkonzepte. Mittlerweile sind bei modernen LED-Technologien alle Ansprüche erfüllt. Der Einsatz eines intelligenten Lichtmanage- ments senkt die Kosten nachhaltig. Ob tageslicht- gesteuert, von Bewegungsmeldern aktiviert oder für den Innen- oder Außenbereich lassen sich die Stromkosten zwischen 50 und 80 Prozent senken. Vor n z ia le I n d u s t r ie 4 .0 Effizienzpote allem: LED-Leuchtmittel haben eine Lebensdauer von bis zu 25.000 Stunden; damit sind sie bis zu fünf Mal und Digitalisierung länger im Einsatz als konventionelle Leuchtmittel. Tipp: Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Licht installationen, vor allem die älteren. Reinigen Sie die Leuchtmittel und Reflektoren. Über- prüfen Sie, ob bei der ausgeleuchteten Fläche auch die erforderliche Lichtstärke ankommt. Selten genutzte Hallen oder Räume sollten Sie mit Bewegungssensoren und Dämmerungs- schaltern aufrüsten, damit die Lichtinstalla- tion nur bei einem tatsächlichen Bedarf mit voller Intensität strahlt. 17. Ausschuss senken Viele Unternehmen könnten ihren Ausschuss senken, wenn sie systematisch und regelmäßig nach Optimie- rungspotenzialen suchen würden. Ob neue Techno- logien, Umstellungen in den Produktionsprozessen oder den Arbeitstechniken der Mitarbeitenden: Immer wieder entstehen Möglichkeiten zum effizienteren Ressourceneinsatz. Ein kontinuierlicher Verbesse- Tipp: Laden Sie die Mitarbeitenden aus allen rungsprozess hilft dabei, diese Potenziale zu heben. Produktionsbereichen dazu ein, Ihnen ihre An erster Stelle gilt es, dass Sie als Unternehmer/in Ideen mitzuteilen. Einige Konzerne loben das Wissen und die Erfahrungen Ihrer Mitarbeiten- sogar Gratifikationen für Ideen aus, mit den aktiv abfragen. Initiieren Sie einen Bewusstseins- denen sie den Ausschuss verringern und wandel und kommunizieren Sie regelmäßig mit Ihren ihren Ressourceneinsatz Mitarbeitenden hinsichtlich der Erschließung von reduzieren. Verbesserungspotenzialen. 20 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 21
Industrie 4.0 und Digitalisierung 18. Mitarbeitende müssen mitziehen Hinter Industrie 4.0 steht die Idee eines „Industrial Am Anfang steht daher immer eine realistische Voraussetzung für die erfolgreiche Einführung von IIoT ist die Bereitschaft der Führungskräfte und Mitarbei- Internet of Things“, kurz IIoT. Erfolgreiche IIoT-Projek- Analyse: Wo entstehen überhaupt Daten, in welchen tenden, sich neben der Erneuerung oder Anpassung ihrer alten Prozesse auch auf die Bedingungen einer IIoT- te vernetzen Maschinen, Produktionsplanungs- oder Datensilos liegen sie, wie verlaufen die Datenströme Lösung einzulassen. Denn sie müssen auch ihr Verhalten anpassen, ihre Datensilos öffnen, ihre Prozesse in Manufacturing Execution Systeme (PPS / MES) mit und welche Medienbrüche behindern den freien Frage stellen, Wissen teilen, sich als ein Teil des Ganzen verstehen sowie bereit sein für eine einer Softwarelösung, in der alle Daten – mittlerweile Datenfluss? Wie sind diese Daten sinnvoll in einer Kommunikation zu allen relevanten menschlichen und maschinellen Schnittstellen. Wenn vor allem in der Cloud – zusammenlaufen. Dort kön- IIoT-Lösung zu integrieren, um sie in allen Prozessen diese Voraussetzungen erfüllt werden, entfalten sich die vollen Potenziale, wie zahlreiche nen sie ausgewertet sowie externen Personen wie bereitzustellen und darauf Anwendungen aufzuset- Beratungsprojekte der Hessischen Initiative für Energieberatung im Mittelstand (HIEM) zeigen: Kunden und Lieferanten zugänglich gemacht werden. zen, die künftig Wertschöpfung generieren. Neben Eine IIoT-Produktion erzielt fast immer eine nachhal- der technischen Seite der Daten aus der Produktion tige Wirkung bei Zeit- und Kosteneffizienz, Material- müssen dabei auch externe Schnittstellen zu Liefe- 1. Eine Polsterei reduzierte mit neuen vernetzten CNC-gesteuerten Maschinen den Aus- und Ausschussreduktion, Produktivität, Liefertreue ranten und Kunden sowie die interne Vernetzung schuss in der Holzwerkstatt um zehn Prozent und beim Schaumstoffzuschnitt sogar über 30 Prozent. und Kundenzufriedenheit sowie Ressourcen- und mit ERP, Warenwirtschaft, Einkauf, Finanz- und In einem Neubau sorgt eine Luftwärmepumpe mit Gastherme für Wärme. Eine Photovoltaikanlage auf Energieeffizienz. Aber jede IIoT-Softwarelösung ist Rechnungswesen, Produktentwicklung, Marketing, dem Dach übernimmt bis zu 35 Prozent des gesamten Strombedarfs. Insgesamt spart der Unterneh- immer nur so gut wie das Konzept, das Menschen After Sales sowie zur Qualitätssicherung integriert mer künftig 836 Tonnen CO2 pro Jahr, für die er 2025 fast 46.000 Euro CO2-Steuer zahlen müsste. erstellen müssen. werden. Das bedeutet, dass jedes digitale Gerät so einzubinden ist, dass es seine Ist-Daten in Echtzeit in das System einspeist und selbst darüber gesteuert 2. Ein Kunststoffhersteller schaffte drei neue Spritzgussmaschinen an, nutzt die Abwärme und steuert werden kann. die Maschinen über einen „Digitalen Zwilling“. Außerdem senkte er durch Optimierung der gefertigten Teile den Materialeinsatz. Durch die Optimierung aller Prozesse sowie die Visualisierung der Ferti- gung reduzierte der Unternehmer den CO2-Ausstoß um 420 Tonnen pro Jahr, was ihm ab 2025 rund 23.000 Euro Steuerersparnis einbringt. 3. Ein Kleinbetrieb für Metallbearbeitung schaffte eine neue Zerspanungsmaschine mit hocheffizienten Elektromotoren an und digitalisierte seine kompletten Prozesse vom Auftragseingang bis zur Aus- lieferung. Durch den „Digitalen Zwilling“ kann der Unternehmer die Rohlinge bereits mit wesentlich weniger Material herstellen lassen. Dieser senkte den Zerspanungsabfall um fast 87 Prozent, die Stromkosten sanken um 54 Prozent. Die CO2-Emissionen reduzierten sich um 93 Tonnen, was dem Zwei-Mann-Betrieb künftig über 5.000 Euro pro Jahr CO2-Steuern einspart. Zentrales Ziel von Industrie 4.0 ist Fazit: In einem Unternehmen entstehen überall Daten. Sie lassen sich in einer IIoT-Lösung nutzen, um Kunden, Lieferanten in Ende-zu-Ende-Prozessketten zu integrieren. Als Nebeneffekt verbessert sich immer auch die Ressourcen- und Energieeffizienz Energie- und Ressourceneffizienz. Mit einer konsequenten IIoT-Produktion senken Sie als Unternehmer Ihre Energiekosten, sparen sich die CO2-Steuer. Häufig sinken Ausschuss, Abfall und Abwasser. Damit sinken die Produktionskosten insgesamt noch stärker. In einem Aufsatz für die F.A.Z. Ende März 2021 beschrieben die Väter von I4.0, Professor Henning Kagermann und Professor Wolfgang Wahlster, ihre Ziele: „Gesellschaftlich lag der Fokus auf sozial- partnerschaftlicher Umsetzung. Deshalb waren Gewerkschaften in den gesamten Prozess eng eingebunden und haben konstruktiv mitgewirkt. Wichtig war das Versprechen von einer besseren und sinnvolleren Mensch-Maschine-Kooperation ohne Angst vor Kontrollverlust, die Schaffung Mit IIoT sinken Energiekosten, von Arbeitsplätzen durch ‚Nearshoring ‘ und die Inklusion von älteren und behinderten Menschen, unterstützt durch physische und kognitive Werkassistenzsysteme. Ökologisch war von Anfang an die Ressourcen- und Energieeffizienz ein zentrales Ziel: Industrie 4.0 hat das Potenzial, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, die Wirtschaftswachstum von Ressourcenverbrauch entkoppelt. Industrie 4.0 stellt den Menschen in den Mittelpunkt, und dazu gehören die gesellschaftliche und Ausschuss, Abfall und Abwasser. natürliche Umwelt.“ 22 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 23
IV. 19. Bis zu 55 Prozent Tilgungszuschüsse Unternehmer/innen, die auf eigenem Grund und in eigenen oder langfristig gepachteten Produktions hallen fertigen, profitieren von großzügigen Zuschüssen zu Investitionen in erneuerbare Energien. Ob eine Photovoltaikanlage zur Eigenstromnutzung oder ein Blockheizkraftwerk für Strom- und Wärmeerzeugung, eine Solar- oder Geothermie-Anlage zur Wärme- Tipp: Die Energieeffizienzexperten der LEA gewinnung, Wasserstofferzeugung oder Brennstoff- und der HIEM helfen Ihnen gerne, das passen- zellen: Die Tilgungszuschüsse der Kreditanstalt für de Förderprogramm und die optimale Wiederaufbau (KfW) variieren abhängig von der Investitionsbeihilfe zu finden. Erneuerbare installierten Anlage zwischen 30 und 55 Prozent. Energien 20. Photovoltaik Photovoltaikanlagen (PVA) produzieren umwelt- selbst braucht zwischen zwei und vier Prozent der freundlichen Strom aus Sonnenenergie. Der Strom Primärenergie für jeden DC-AC- und AC-DC-Vorgang. entsteht durch zwei Siliziumschichten, zwischen Für die Erhöhung des Eigenstromanteils sollten PVA denen sich Atome befinden. Mit den Sonnenstrahlen heute immer mindestens mit einer Pufferbatterie, wandern diese Elemente auf die positiv geladene Si- besser noch mit einer Speicherbatterie betrieben liziumseite. Es fließt Gleichstrom (Direct Current, DC), werden. Batterien arbeiten immer mit Gleichstrom. wenn dieser über einen Verbraucher abgenommen Ideal wäre die Kombination mit einer Ladestelle für wird. Ein Wechselrichter wandelt die Energie in Wech- Elektrofahrzeuge, deren Batterien ebenfalls als Zwi- selstrom (Alternate Current, AC) um, der anschlie- schenspeicher genutzt werden. Da die Motoren von ßend im eigenen Betrieb genutzt oder ins Stromnetz E-Fahrzeugen ebenfalls mit Gleichstrom betrieben eingespeist werden kann. Der Spannungswandler werden, sollten Sie die PVA direkt mit einer Gleich- strom-Ladetechnik verbinden, um Wandlungsverluste zu vermeiden. Tipp: Wenn Sie über ein eigenes Dach mit ausreichender Sonneneinstrahlung sowie den statischen Voraussetzungen oder eine freie Fläche verfügen, sollten Sie an die Investition in eine PVA denken. 24 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 25
21. Kraft-Wärme-Kopplung 23. Solarthermie und Prozesswärme Bei Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gewinnen die genutzt, um Heizenergie zu gewinnen. Werden Strom Im Gegensatz zu einer PVA produziert eine Solar- Technologie sogar mehr – erreicht. Diese Tempera- Eigentümer/innen simultan mechanische Energie und und Wärme sofort lokal verwendet oder gespeichert, thermieanlage (STA) keinen Strom, sondern thermi- turen eignen sich für klassische Raumheizungen in nutzbare Wärme. Unternehmen setzen in der Regel sorgt diese Kombination für einen Wirkungsgrad von sche Energie, also Wärme. Durch den sogenannten den verschiedenen Ausführungsversionen, aber auch auf Blockheizkraftwerke (BHKW), in denen ein Ver- bis zu 90 Prozent. Das bedeutet, dass etwa 30 Pro- Sonnenkollektor fließt ein flüssiges Medium, das sich für Prozesswärme – beispielsweise in Wäschereien, brennungsmotor einen Generator antreibt, mit dem zent der eingesetzten fossilen Brennstoffe in Strom durch die Sonnenstrahlen erhitzt. Je nach Bauart des der Lebensmittelindustrie und vielen industriellen Strom erzeugt wird. Die Abwärme des Motors wird und bis zu 60 Prozent in Wärmeenergie umgewandelt Kollektors werden bis 200 Grad Celsius – oder je nach Anwendungsfeldern. Wärme aus solaren Kraftwerken werden. Besonders umweltfreundlich ist ein BHKW, ist auch gut geeignet für lokale Nahwärmenetze, bei- das mit Erdgas oder Sprit aus Pflanzen (Raps, Mais) spielsweise in Gewerbegebieten. In Verbindung mit betrieben wird. Erdgas emittiert außerdem weniger Wärmespeichern ist Solarthermie ganzjährig zuver- CO2 im Vergleich zu Diesel. BHKW sind für viele Be- lässig einsetzbar. triebe geeignet, die ganzjährig Wärme und Strom benötigen. Häufig kommen größere BHKW in lokalen Nahwärmenetzen zum Einsatz. Ein solches Wärme- netz beispielsweise für die Belieferung von Nachbar- betrieben ist vor allem für Unternehmen interessant, Tipp: Wenn Sie in Ihrem Betrieb einen ganz- Eine Solarthermie Tipp: Wenn Sie ganzjährig einen gleichblei- die zwar den Strom mit einem BHKW erzeugen jährigen Wärmebedarf haben, sollten Sie in bend hohen Strom- und Wärmebedarf haben, wollen, die Wärme aber nicht benötigen. eine STA investieren. Voraussetzung ist zudem rechnet sich ein BHKW je nach Größe häufig ähnlich wie bei der PVA, dass Ihr Dach die schon nach drei bis fünf Jahren. Und selbst, wenn Ihr Wärmebedarf im Betrieb geringer als die Erzeugung ist, sollten Sie an ein loka- notwendigen Voraussetzungen erfüllt. anlage produziert les Wärmenetz denken. Dies lohnt sich in der Regel bereits ab 5.200 Betriebsstunden thermische Energie. pro Jahr. 24. Wärmepumpen Wärmepumpen nutzen die Wärme in Bodentiefen Trägermedium, das die Wärme im Boden aufnimmt zwischen einem und bis zu 400 Metern unter der und in einem Wärmetauscher wieder abgibt. Der 22. EEG-Umlage auf Oberfläche. Unterschieden wird zwischen boden- Wärmetauscher arbeitet mit Kältemitteln, die je nach naher und tiefer Geothermie, die über 400 Meter tief Temperatur verdampfen oder kondensieren. Beim selbsterzeugten Strom ins Erdreich geht. Bei der bodennahen Geothermie Übergang ihres Aggregatzustands setzen sie Wärme liegen die Temperaturen ganzjährig zwischen acht frei. Bereits mit nur acht Grad Celsius lässt sich im und 25 Grad Celsius, Tiefengeothermie kann es auf Wärmetauscher bis zu 80 Grad warmes Wasser für 80 bis 200 Grad Celsius bringen. Je nach Bauart kom- die Heizung erzeugen. Photovoltaikanlagen, die ab dem 1. Januar 2021 in men Brunnenanlagen, Erdsonden oder Erdkollekto- Betrieb genommen wurden, unterliegen der EEG- ren zum Einsatz. In einer Wärmepumpe zirkuliert ein Novelle 2021. Hier wurde die Bagatellgrenze zur EEG-Umlage auf eine Anlagengröße von 30 kWp oder 30.000 kWh Jahresertrag oder mehr angehoben. Die Tipp: Wenn Sie Ihren Strombedarf mit einer selbsterzeugte Strommenge ist dem Netzbetreiber zu kleineren Anlage unter 30 kWp decken kön- melden, der die EEG-Umlage zunächst schätzt und in nen, sollten Sie derzeit auch keine höhere den Folgejahren aufgrund der Produktion der Vorjah- Kapazität installieren. In jedem Fall sind Sie re festsetzt. Achten Sie bei der Auswahl und Dimensi- verpflichtet, Ihre Stromerzeugung mit einem Tipp: Prüfen Sie mit einer Expertin bzw. mit einem Experten, ob für Ihren Betrieb eine Wärmepumpe onierung Ihrer Anlagen daher auf den Schwellenwert geeichten Messsystem zu erfassen und zu in Frage kommt. Ideal ist ein ganzjähriger Wärmebedarf, der mit der Anlage vollständig für die EEG-Umlage. dokumentieren. abgedeckt werden sollte. 26 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 50 Effizienz-Tipps für Produktion und Verwaltung 27
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