E-Energy IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft - Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation
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Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation E-Energy IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft www.e-energie.info
Redaktion Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Projektträger Multimedia im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. Gestaltung und Produktion PRpetuum GmbH, München Druck Koelblin-Fortuna-Druck, Baden-Baden Bildnachweis Michael S. Schwarzer, Thorsten Ulbricht – Fotolia (Titelbild); Getty Images (S. 5); Corbis (S. 5); Deutsche Lufthansa AG (S. 6); A. Weber, PT-DLR (S. 7, 12, 27); Fraunhofer IIS (S. 8); Miele AG (S. 9); BergerhofStudios (S. 8, 10, 36); Opel AG (S. 10); Siemens AG (S. 11); M. Schmidt, PT-DLR (S. 13); E-DeMa Projekt-Konsor- tium (S. 14, 15); Stadt Cuxhaven (S. 16, 17); EnBW Energie Baden-Württem- berg AG (S. 18, 19); MVV Energie AG (S. 20, 21); Windpark Druiberg GmbH & Co. KG (S. 22); ISET (S. 22); Vattenfall Europe Generation AG & Co. KG (S. 23); Trianel European Energy Trading GmbH (S. 24, 25); G. Seher, PT-DLR (S. 28); DREWAG – Stadtwerke Dresden GmbH (S. 29); Vattenfall Europe Berlin (S. 30); EnTradeIT Konsortium (S. 31); Stadt Nürnberg – Infoservice Nürnberg-Bilder (S. 32); Schmidt Heizung Sanitär Solar, Neuendettelsau (S. 33); Susi Vogl (S. 34, 35); GÖRLITZ AG (S. 35); Rheinenergie AG (S. 37); ENERTRAG AG (S. 38, 39) Weitere Informationen www.e-energie.info Herausgeber Das Bundesministerium für Wirtschaft und Bundesministerium für Wirtschaft Technologie ist mit dem audit berufundfamilie® und Technologie (BMWi) für seine familienfreundliche Personalpolitik Öffentlichkeitsarbeit/IA8 ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von 10115 Berlin der berufundfamilie eGmbH, einer Initiative der www.bmwi.de Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, verliehen. Stand Januar 2009
Innovationspolitik, Informationsgesellschaft, Telekommunikation E-Energy IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft
Einleitung Klimawandel, steigende Energienachfrage und Aus diesem Grund fand der Technologiewett- knapper werdende fossile Rohstoffe stellen die Ener- bewerb „E-Energy: IKT-basiertes Energiesystem der gieversorgung in Deutschland vor große Heraus- Zukunft“ statt. Mit dieser neuen technologiepoli- forderungen. Sie verlangen neue Weichenstellungen. tischen Fördermaßnahme legt das Bundesministerium Vor allem muss das Energieversorgungssystem von für Wirtschaft und Technologie einen Schwerpunkt der Erzeugung über die Verteilung bis hin zum an der Schnittstelle von Energie- und IKT-Wirtschaft. Verbrauch so optimiert werden, dass die Energie- Aufgrund ihrer innovationspolitischen und volks- effizienz erhöht, die erneuerbaren Energien ausge- wirtschaftlichen Bedeutung wurde E-Energy auf dem baut und die Treibhausgasemissionen reduziert wer- nationalen IT-Gipfel der Bundeskanzlerin im Novem- den. Bei dieser Aufgabe sind neue Technologien un- ber 2008 als Leuchtturmprojekt präsentiert. Unter verzichtbar. Hier bieten sich vor allem die modernen seinem Dach werden neue IKT-Produkte, -Verfahren Informations- und Kommunikationstechnologien und -Dienstleistungen entwickelt, mit denen die (IKT) an. Sie stellen die erforderlichen Informations- Energiekosten gesenkt, die Versorgungssicherheit netzwerke und intelligenten Systeme für die Analyse erhöht und der Klimaschutz verbessert werden können. und Verarbeitung von Daten bereit. Mit ihrer Hilfe können die großen Herausforderungen besser Die vorliegende Broschüre gibt einen ersten gemeistert werden. Überblick über die zwölf nominierten und sechs aus- gewählten E-Energy-Förderprojekte. Mit ihrer Um- Wie schnell IKT an Bedeutung bei der Lösung setzung wird ein „Internet der Energie“ entwickelt, von energie- und klimapolitischen Problemen gewin- das das Elektrizitätssystem intelligent kontrolliert, nen, hat unter anderem die weltweit größte Compu- steuert und regelt. Insbesondere wird mit den E-Energy- termesse CeBIT 2008 gezeigt. Mit dem Motto „Green Projektaktivitäten erstmals eine Balance zwischen IT“ machte sie deutlich, dass die IKT mit etwa zwei volatiler (wetterabhängiger) Stromerzeugung und Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes einerseits Teil fluktuierendem Stromverbrauch verwirklicht. Das ist des Problems sind, andererseits aber auch in viel nötig, um die erneuerbaren Energien zu integrieren. größerem Umfang Teil der Lösung sein können. Eine wichtige Rolle spielen dabei intelligente Strom- zähler, die als Energiezentrale bei dezentralen Er- zeugern und Verbrauchern wichtige Steuerungs- funktionen übernehmen. In Verbindung mit einer
3 solchen intelligenten Strommesstechnik können z. B. Mit dieser Broschüre sollen die konkreten Ziele E-Energy-Lösungen selbständig dafür sorgen, dass des Leuchtturmprojekts E-Energy deutlich gemacht Strom vor allem dann verbraucht wird (in Haushalts- werden. Mit E-Energy soll ein Innovationsschub er- geräten, Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen von reicht werden, der den IKT- und Energie-Standort Gewerbe- und Industriekunden usw.), wenn er aus- Deutschland in einem für den globalen Wettbewerb reichend und kostengünstig zur Verfügung steht entscheidenden Feld an die Spitze bringen wird. (z. B. bei starkem Wind oder intensiver Sonnenein- Auch wenn Deutschland rohstoffarm ist, hat es auf- strahlung) – und dies, ohne dass Komfort, Versor- grund seiner hervorragenden Systemkompetenz und gungssicherheit oder Versorgungsqualität einge- traditionellen Stärken in der Energietechnik und schränkt werden müssen. Die Erprobung der neuen Unternehmens-Software große Chancen. E-Energy-Lösungen erfolgt in ausgewählten Modell- regionen. Das Leuchtturmprojekt E-Energy dient also dem Klimaschutz und zugleich einer sicheren Energie- versorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen. Zudem bietet es eine gute Möglichkeit für die Entstehung neuer Arbeitsplätze und Märkte. Das macht u. a. auch das breite Spektrum der E-Energy-Projektakteure deutlich: Dazu gehören z. B. IKT-Hersteller, Energie- versorger, Anbieter von Mess-, Steuer- und Regelungs- technik, Forschungseinrichtungen, Maschinen-, Geräte- und Anlagenbauer, Netzbetreiber, Elektro- installateure und Gebäudewirtschaftsunternehmen. Die Chance ist groß, dass die neuen Arbeitsplätze in Deutschland entstehen und bleiben, da die E-Energy- Lösungen an Modellregionen und feste Energieinfra- strukturen (Kraftwerke und Stromnetze) in Deutsch- land gebunden sind.
4 Inhalt Was ist E-Energy? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Warum E-Energy? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Die Preisträger des Leuchtturmprojekts E-Energy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 E-DeMa, Modellregion Ruhrgebiet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 eTelligence, Modellregion Cuxhaven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 MEREGIO, Modellregion Baden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Modellstadt Mannheim, Modellregion Rhein-Neckar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 RegModHarz, Modellregion Harz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Smart Watts, Modellregion Aachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Die übrigen nominierten Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 deCide, Modellregion Dresden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 EnTradeIT, Modellregion Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 EquiKom, Modellregion Nürnberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 OPTIFLOW, Modellregion Allgäu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 SPREE, Modellregion Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Virtuelles Kraftwerk Uckermark, Modellregion Uckermark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
Was ist E-Energy? 5 Was ist E-Energy? Mit E-Energy wird ein „Internet der Energie“ entwickelt, das das Elektrizitätssystem intelligent kontrolliert, steuert und regelt. „E-Energy: IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft“ probt werden, die die Wirtschaftlichkeit, Versor- ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und gungssicherheit und Umweltverträglichkeit des Ge- Technologie (BMWi) initiierter neuer Förderschwer- samtsystems der Elektrizitätsversorgung von der punkt im Rahmen der Technologiepolitik der Bundes- Erzeugung über Transport und Verteilung bis hin regierung. Er wurde aufgrund seiner herausragenden zum Verbrauch optimieren. innovations- und wirtschaftspolitischen Bedeutung auf dem IT-Gipfel der Bundeskanzlerin zum nationalen Um die erforderliche Innovationsentwicklung Leuchtturmprojekt erklärt. Der Kurzbegriff „E-Energy“ beschleunigt und breitenwirksam in Gang zu setzen, steht – analog den Bezeichnungen „E-Commerce“ hatte das BMWi im April 2007 den E-Energy-Techno- oder „E-Government“ – für die umfassende digitale logiewettbewerb mit folgenden drei Themenschwer- Vernetzung sowie computerbasierte Kontrolle und punkten ausgeschrieben: Steuerung des Gesamtsystems der Energieversorgung. Die Elektrizitätssparte wurde als Einstieg gewählt, weil 1. Schaffung eines E-Energy-Marktplatzes, der hier die Herausforderungen an Echtzeitinteraktionen den elektronischen Geschäfts- und Rechtsverkehr und Computerintelligenz wegen der begrenzten Spei- zwischen allen Marktteilnehmern ermöglicht. cherfähigkeit von Strom besonders groß sind. 2. Digitale Vernetzung und Computerisierung Das Hauptziel von E-Energy ist die Schaffung von der technischen Systeme und Komponenten sowie E-Energy-Modellregionen, die zeigen, wie das große der darauf beruhenden Prozessführungs- und War- Optimierungspotenzial der Informations- und Kom- tungsaktivitäten, so dass eine weitgehende Selbst- munikationstechnologien (IKT) zur Erreichung von automation der Kontrolle, Analyse, Steuerung und mehr Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Regelung des technischen Gesamtsystems gewähr- Umweltverträglichkeit (energie- und klimapolitische leistet ist. Eckpunkte) in der Stromversorgung am besten genutzt werden kann und in Verbindung damit neue Beschäfti- 3. Online-Kopplung von elektronischem Energie- gungsfelder und Märkte erschlossen werden können. Marktplatz und technischem Gesamtsystem, so dass Die besondere Innovation besteht darin, dass mit regio- eine zeitnahe digitale Interaktion von Geschäfts- nal verankerten E-Energy-Modellprojekten integrative und Technikbetrieb sichergestellt wird. IKT-Systemkonzepte entwickelt und praxisnah er-
6 Was ist E-Energy? Server zur Steuerung von Informationsflüssen, die vermehrt auch Energieflüsse regeln werden Mit diesen drei Themenschwerpunkten wurde Mit Blick auf die große Bedeutung von E-Energy erstmals dazu aufgerufen, integrale Ideen und System- für den Ausbau der erneuerbaren Energien und die konzepte für ein „Internet der Energie“ zu entwickeln, Erhöhung der Energieeffizienz erfolgt die Förderung das die Informations-, Kommunikations- und Trans- der Preisträgerprojekte in einer ressortübergreifen- aktionsprozesse auf den Strommärkten deutlich den Partnerschaft mit dem Bundesministerium für vereinfacht und beschleunigt, die technische Energie- Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). infrastruktur auf Basis durchgehender digitaler Durch die Kooperation beider Ministerien kann eine Vernetzung intelligent kontrolliert, steuert und größere Anzahl von Projekten unterstützt werden, regelt sowie mit elektronischen Marktplätzen kop- was die Ausstrahlung und Wirkung von E-Energy pelt, so dass z. B. eine effiziente, zeitnahe und trans- weiter stärkt. Das BMWi wird für vier Modellregionen parente Koordination von Energieangebot, (End-) bis zu 40 Mio. Euro bereitstellen und das BMU die Energienachfrage und komplementären Dienst- Förderung von zwei weiteren Modellregionen mit bis leistungen in allen Bereichen des Versorgungssys- zu 20 Mio. Euro übernehmen. Damit werden zusam- tems möglich wird. In der E-Energy-Ausschreibung men mit den Eigenmitteln der beteiligten Unterneh- wurde deutlich gemacht, dass hierfür nicht nur men insgesamt etwa 140 Mio. Euro für den Aufbau Technologie-Fortschritte, sondern auch Anpassungen der sechs E-Energy-Modellregionen mobilisiert. von Organisationsstrukturen und Rahmenbedingun- gen notwendig sind.
7 1,5 1,2 0,9 0,6 0,3 0,0 0 Das E-Energy-Szenario: Intelligente Vernetzung von Energie-Erzeugung, -Verteilung und -Verbrauch Über die Aktivitäten in den einzelnen Modell- Umweltprobleme und der Entwicklung neuer Pro- projekten hinaus ist die Schaffung von verallgemei- dukte, Geschäftsfelder und Dienstleistungen erbracht. nerungsfähigem Know-how, die Bildung von Netz- Nicht zuletzt trägt damit das BMWi seiner federfüh- werken für den schnellen Austausch des neuen renden Zuständigkeit für die Energie- und Techno- E-Energy-Know-how und die Initiierung wirkungsvol- logiepolitik Rechnung. ler übergreifender Kooperationsstrukturen zur Lösung wichtiger Querschnittsfragen (z. B. Inter- Weltweit nimmt die Rolle der IKT bei der Lösung operabilität und Standardisierung, Sicherheit und von energie- und klimapolitischen Problemen zu. Datenschutz, Fortentwicklung des Rechtsrahmens, Das ließ u. a. auch die weltweit größte Computer- Geschäftsmodelle für neue Dienstleistungen, EU- messe CeBIT im März dieses Jahres erkennen. Sie stand Kooperation und weitere Internationalisierung usw.) erstmals unter dem Motto „Green IT“ und machte wichtig. Hierzu wird das BMWi flankierend zur deutlich, dass die IKT-Branche immer mehr Anstren- Projektförderung eine Begleitforschung in Auftrag gungen unternimmt, um einerseits den IKT-beding- geben und mit der Förderung der E-Energy-Modell- ten Energieverbrauch drastisch zu senken und ande- regionen unmittelbar verbinden. Zu den konkreten rerseits die großen Potenziale der IKT zur Optimie- Aufgaben der Begleitforschung gehören u. a. die rung der Energiesysteme zur Entfaltung bringen zu Evaluation der Fortschritte in den Modellregionen, können. Auf die Notwendigkeit flankierender Förder- die Ableitung von Erfolgsfaktoren, die Erarbeitung maßnahmen wies der Präsident der Europäischen von neuem Handlungsbedarf, die Organisation von Kommission, José Barroso, in seiner Eröffnungsrede zur Wissensaustausch und Kooperationsaktivitäten CeBIT hin. Neben der so genannten Smart-Grid-Initia- und die Initiierung neuer – möglichst bundesweiter – tive der Europäischen Kommission gibt es im interna- E-Energy-Kompetenznetzwerke. So wird mit dem tionalen Rahmen auch auf Länderebene, wie etwa in Leuchtturmprojekt E-Energy über die Modellregio- Österreich oder den USA, erste Bestrebungen, das nen hinaus ein wirtschaftlich und technologisch Thema aktiv voranzutreiben. bedeutsamer Beitrag zur Lösung der Energie- und
8 Warum E-Energy? Warum E-Energy? E-Energy bringt das Optimierungspotenzial der IKT in der Energiewirtschaft zur Entfaltung. Aktuelle Analysen und Experteneinschätzungen (z. B. Dazu gehören zum Beispiel der Übergang von zentra- BMWi-Studie vom Dezember 2006 „Potenziale der len Großkraftwerken zu flächenverteilten und wetter- Informations- und Kommunikationstechnologien zur abhängigen Stromproduzenten unterschiedlicher Optimierung der Energieversorgung und des Energie- Größe und Funktion, der Übergang vom Netzmono- verbrauchs (E-Energy)“) machen zunehmend deut- pol mit einem „Einbahnstraßensystem“ vom Groß- lich, dass der weitere Fortschritt der Energiewirt- kraftwerk zum Verbraucher zu grenzübergreifenden schaft ohne die umfassende Ausschöpfung der Poten- Verbundnetzen mit bidirektionalen Stromtransport- ziale von digitaler Intelligenz und Vernetzung nicht wegen und volatiler, flächenverteilter Stromeinspei- möglich sein wird. Übereinstimmend wird festge- sung oder auch der Übergang zu internationalen stellt, dass demgegenüber die IKT-Nutzung in der wettbewerbsorientierten Dienstleistungsmärkten Energieversorgung bislang noch keine große Rolle mit maßgeschneiderten Angeboten für die Kunden. spielt. Sowohl von der IKT- als auch Energiewirtschaft wird erheblicher technologiepolitischer Handlungs- All dies unterstreicht, wie die Komplexität der bedarf gesehen, damit die hohen Optimierungspoten- Energiesysteme mit fortschreitender Liberalisierung ziale der IKT für den Energiebereich erschlossen wer- und Dezentralisierung zunimmt. Hinzu kommt, dass den können. elektrische Energie nur sehr begrenzt speicherfähig ist, so dass Stromerzeugung und Stromverbrauch Insbesondere im Strombereich führen die Moder- ständig im Gleichgewicht gehalten werden müssen. nisierungsfortschritte zu neuen Aufgaben, die nur Andererseits drängen die großen aktuellen Probleme durch eine durchgehende digitale Vernetzung und des Klimawandels, der steigenden Energienachfrage Computerintegration gelöst werden können. So öff- und der knapper werdenden fossilen Rohstoffe zu nen sich z. B. mit fortschreitender Liberalisierung neuen Lösungen. Notwendig sind vor allem neue die Erzeugungs- und Endkundenmärkte. Das führt Optimierungsanstrengungen zur Erhöhung der Ener- zu mehr Wettbewerb und Komplexität der Marktbe- gieeffizienz, zum Ausbau der erneuerbaren Energien ziehungen. Einen weiteren Beitrag zur Erhöhung und zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. der Komplexität der Energiesysteme leistet die fort- schreitende Dezentralisierung der Energieerzeu- gung. Sie führt nicht nur zu einer weiteren Auffä- cherung der Märkte, sondern auch zu vielen neuen technischen und organisatorischen Problemen.
9 Hier setzt das Leuchtturmprojekt „E-Energy: IKT-basiertes Energiesystem der Zukunft“ an. Denn die sichere Beherrschung der mit fortschreitender Modernisierung zunehmenden Komplexität und die Lösung der neuen, energie- und klimabedingten Optimierungsaufgaben erfordert vor allem Kommu- nikation und Intelligenz, also Netzwerke für den Informationsaustausch und intelligente Systeme für die Analyse und Verarbeitung von Daten. Die Haupt- werkzeuge dafür liefern die IKT. Die Förderinitiative E-Energy soll einen wirkungsvollen Anreiz dafür geben, dass die erforderlichen IKT-Produkte, -verfah- ren und -Dienstleistungen beschleunigt entwickelt und breitenwirksam angewandt werden. Sie spornt insbesondere IKT- und Energiewirtschaft an, Ziele und Aufgaben gemeinsam festzulegen und in diszip- linen- und branchenübergreifenden Kooperations- projekten Beispiellösungen für IKT-basierte Energie- systeme der Zukunft zu schaffen, die so überzeugend sind, dass sie im großen Umfang Nachahmungseffek- te und Folgeinvestitionen auslösen. Das vernetzte Haus ermöglicht ein sparsames Energie- Im Mittelpunkt stehen Forschungs- und Entwick- management. lungsaktivitäten (FuE-Aktivitäten) zur Schaffung und modellhaften Erprobung eines integrierten Daten- und Energienetzes mit völlig neuen Strukturen und nale Echtzeit-Interaktion und damit zeitpunktgenaue Funktionalitäten. Anhand von Beispiellösungen soll Balance zwischen volatiler (wetterabhängiger) konkret gezeigt werden, wie mit einem solch neu- Stromerzeugung und fluktuierendem Stromver- artigen „Internet der Energie“ der elektronische Ge- brauch realisiert werden wird. schäfts- und Rechtsverkehr zwischen den Marktteil- nehmern mit höchster Sicherheit und Effizienz ge- Eine wichtige Rolle spielen dabei intelligente währleistet werden kann und wie die technischen Stromzähler („Smart Meter“), die in nächster Zukunft Komponenten und Infrastrukturen des gesamten auch in privaten Haushalten mehr und mehr die me- Elektrizitätssystems intelligent kontrolliert, gesteuert chanischen Modelle ablösen und als Energiezentrale und geregelt sowie mit den elektronischen Markt- bei dezentralen Erzeugern und Verbrauchern wichti- aktivitäten unmittelbar verknüpft werden können: ge Steuerungsfunktionen übernehmen werden. Die Auf der Erzeugungsseite wird es möglich, die witte- neuen Zählertechnologien verfügen dabei über eine rungsbedingten Schwankungen der erneuerbaren Vielzahl von Fähigkeiten, die neue Dienstleistungen Energien durch eine intelligente Kombination und und Geschäftsfelder eröffnen können. Individuelle komplexe Koordinierung der Energiequellen zu glät- Tarifhinterlegung, Lastgangaufzeichnung, verein- ten. Im Bereich der Elektrizitätsnetze gewährleisten fachte Fernauslesung und -steuerung oder Verknüp- online-verknüpfte Regelsysteme die optimale Steue- fung mit In-House-Software sind nur einige Möglich- rung der Stromflüsse; auf der Nachfrageseite führt keiten. Die so genannten Smart Meter fungieren als eine intelligente Online-Koordination und -Steue- entscheidende Schnittstelle zwischen den bisher rung des Stromverbrauchs zu einer Senkung der nicht in die entsprechenden Prozesse eingebundenen Lastspitzen und zu völlig neuen Dienstleistungen. Endkunden und den Netzbetreibern, Lieferanten und Von besonderer Bedeutung ist, dass mit den E-Ener- Messstellenbetreibern. gy-Projektaktivitäten erstmals auch eine bidirektio-
10 Warum E-Energy? E-Energy ist ein wichtiges Instrument für die effiziente Integra- Elektrofahrzeuge für kurze und lange Strecken tion erneuerbarer Energien. Mit E-Energy soll das breite Anwendungsspek- Das alles macht deutlich: E-Energy senkt die Trans- trum dieser neuen intelligenten Messtechnologie aktionskosten und erhöht die Transparenz in den beschleunigt und breitenwirksam nutzbar gemacht Geschäftsprozessen, ermöglicht den erforderlichen werden. So werden z. B. die neuen E-Energy-Lösungen deutlichen Ausbau von erneuerbaren Energie- in Verbindung mit intelligenten Stromzählern bidi- quellen, schöpft die vorhandenen Netzkapazitäten rektionale Interaktionen herstellen, die u.a. dem besser aus, glättet die Lastkurven und reduziert den Netzbetreiber die Netzführung erleichtern, da er mit hohen Kosten verbundenen Regelenergie-Bedarf. besser über die im Netz ablaufenden Prozesse und abgerufene bzw. zur Verfügung gestellte Leistung Konkrete Beispiele hierfür werden in der nachfol- informiert ist. Weiterhin kann dem Kunden durch genden E-Energy-Projektdarstellung aufgezeigt. Dort seinen Lieferanten eine flexiblere Tarifwahl ermög- wird auch sichtbar, dass E-Energy die Verbraucher licht bzw. können entsprechende Preissignale gesen- z. B. durch mehr Transparenz aktivieren kann, was det werden, so dass der Kunde seinen Verbrauch in den Preis, die Anbieter und die Qualität des Strom- Schwachlastzeiten (mit dem entsprechend niedrige- angebots und damit verbundener Dienstleistungen ren Tarif) verlagern kann. Schließlich werden E-Ener- anbelangt. Das unterstützt nicht nur das Stromspa- gy-Lösungen selbstständig dafür sorgen, dass Strom ren, sondern stimuliert auch den Wettbewerb über vor allem dann verbraucht wird (in Haushaltgeräten, eine deutlich größere Reichweite von Angeboten, Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen von Gewerbe- eine bessere Vergleichbarkeit und mehr Werbung und Industriekunden usw.), wenn er ausreichend und und Marketing im Internet. kostengünstig zur Verfügung steht (z. B. bei starkem Wind oder intensiver Sonneneinstrahlung) – und Das Bundesinteresse an der Förderung der dies, ohne dass Komfort, Versorgungssicherheit oder E-Energy-Projekte ergibt sich aus den hohen erwarte- Versorgungsqualität eingeschränkt werden müssen. ten volks- und energiewirtschaftlichen Effekten. So Insgesamt wird dies zu einer Vielfalt neuer Dienst- wird z. B. zu mehr Wettbewerb entlang der Wert- leistungsangeboten führen, z. B. eine umfassende Be- schöpfungskette von Kraftwerks- und Netzbetreibern ratung zu Energieeinsparpotenzialen auf Grundlage sowie weiteren Akteuren in Handel, Wohnungswirt- der ermittelten Messwerte. Auch für neue Player, ins- schaft und Dienstleistungen in Deutschland beigetra- besondere von der Energiewirtschaft unabhängige gen. Gleichzeitig werden innovative Wachstums- Anbieter, könnten sich interessante Geschäftsmodelle felder und Beschäftigungsmöglichkeiten an der ergeben. Schnittstelle zwischen IKT und Energietechnik
11 Solare Rinnenkraftwerke für ergiebige Sonnenschein-Regionen erschlossen. Ein besonderer Aspekt ist die hohe Stand- keiten für Energieeffizienz, Versorgungssicherheit ortfixierung der neuen Beschäftigungs- und Wachs- und Klimaverträglichkeit (z. B. Senkung des Regel- tumsperspektiven, da die geschaffenen E-Energy- energiebedarfs und Primärenergieverbrauchs), Lösungen an Modellregionen und feste Energieinfra- die ohne Förderung in Umfang, Reichweite oder strukturen (Kraftwerke und Stromnetze) in Deutsch- Geschwindigkeit nicht zustande kämen. So sind die land gebunden und mithin nicht wie andere Bereiche E-Energy-Projekte auch ein wesentlicher Beitrag für der Globalisierung ausgesetzt sind. Darüber hinaus die Stärkung der internationalen Vorreiterfunktion sorgen die E-Energy-Aktivitäten für neue, im Interes- Deutschlands bei der Umsetzung integrierter Maß- se des Gemeinwohls vorrangige Lösungsmöglich- nahmen zur Lösung der Energie- und Klimaprobleme.
12 Die Preisträger des Leuchtturmprojekts E-Energy Die Preisträger des Leuchtturmprojekts E-Energy Staatssekretärin Dagmar Wöhrl mit Vertretern der sechs Siegerprojekte bei der Preisverleihung auf der CeBIT Von den insgesamt 28 Teilnehmern am E-Energy- Die Projekte der Finalisten und Förderpreisträger Technologiewettbewerb hat das BMWi mit Hilfe einer werden nachfolgend vorgestellt. Sie ergänzen einan- unabhängigen Jury zwölf Finalistenprojekte für die der so, dass ein repräsentatives Spektrum von ver- Endauswahl nominiert. Daraus hat die Jury nach schiedenen Erzeugungskonzepten und Versorgungs- einer ausführlichen Projektpräsentation sechs Projekt- gebieten wiedergegeben wird und Dopplungen vorschläge zur Förderung vorgeschlagen, die am weitgehend vermieden werden. So lassen sich die 4. März 2008 auf der CeBIT öffentlich ausgezeichnet Modellregionen in unterschiedliche Typen wie z. B. und bekannt gegeben wurden. Nach Einschätzung „Städtisches Ballungsgebiet mit hoher Versorgungs- der Jury wird mit den Preisträgerprojekten ein beson- dichte“, „Ländlicher Raum mit geringer Versorgungs- ders großes Optimierungspotenzial der IKT zur Errei- dichte“ und „Regionaler Verbund mit heterogener chung von mehr Wirtschaftlichkeit, Versorgungs- Versorgungsdichte“ aufgliedern. sicherheit und Umweltverträglichkeit in der Strom- versorgung umgesetzt.
13 Ein Schwerpunkt der Projekte ist die Entwicklung und Erprobung der für die Geschäftsprozesse und die Automatisierungsebene erforderlichen standardi- sierten E-Energy-Architekturen und E-Energy-Platt- formen. Sie ermöglichen die Online-Zusammenfüh- rung aller Marktteilnehmer (z. B. Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden, Händler, Netzbetreiber sowie Groß- und Kleinerzeuger) und gewährleisten die er- forderlichen und sicher ablaufenden elektronischen Informations-, Kommunikations- und Transaktions- prozesse. Darauf aufbauend sollen im Rahmen der E-Energy-Projekte eine Vielfalt neuartiger Produkte und Dienstleistungen entstehen. Mit diesen können z. B. die Selbstregelfähigkeit der Energieversor- Das Energiepolitische Zieldreieck gungssysteme durch eine angebotsabhängige Steue- rung des Nachfrageverhaltens von Endverbrauchern erhöht oder wirkungsvolle Anreizprogramme zum Kosten- und Energiesparen (z. B. mit Online-Ver- Fraunhofer-Einrichtungen geplant, um viele FuE- brauchsanalysen, Online-Informationen zu Preisen, Kapazitäten zu einer kritischen Masse zu bündeln. Lieferbedingungen und aktuellen Energiemix oder Insgesamt macht die außerordentlich breite Teilneh- Online-Rechnungs- und Zahlungswesen) zur Verfü- merstruktur auch die überdurchschnittlich hohen gung gestellt werden. Anforderungen bei der Schaffung der erforderlichen branchen- und disziplinübergreifenden Strukturen Angesichts der ungewöhnlich hohen Komplexi- deutlich. tät der E-Energy-Technologien, -Anwendungen und -Dienstleistungen ist die Nutzung und Weiterent- Nun steht die Förderung der Umsetzung der wicklung praxisrelevanter Standards zur durchge- sechs Preisträgerprojekte an, die durch die Begleitfor- henden Sicherstellung der erforderlichen Interope- schung flankiert wird. Dies erfolgt in einer ressort- rabilität ein besonders wichtiger Teil der E-Energy- übergreifenden Partnerschaft mit dem BMU. Unter Projekte. Nicht zuletzt hängt davon auch die Über- dem gemeinsamen Dach des E-Energy-Leuchtturm- tragbarkeit der neuen E-Energy-Lösungen von den projekts werden das BMWi rd. 40 Mio. Euro und das Modellregionen auf andere Versorgungssysteme ab. BMU rd. 20 Mio. Euro bereitstellen. Von den beteilig- Schließlich sollen mit den E-Energy-Projektaktivitäten ten Unternehmen werden noch einmal rd. 80 Mio. auch die rechtlichen Rahmenbedingungen analysiert Euro aufgebracht, so dass damit insgesamt etwa und ggf. Empfehlungen für deren Anpassung bzw. 140 Mio. Euro an Forschungsmitteln für den erforderli- Fortentwicklung gegeben werden. chen beschleunigten Anschub des neuen Innovations- bereichs E-Energy mobilisiert werden können. Dementsprechend breit ist das Spektrum der beteiligten Energieunternehmen, das von den Stadt- Die sechs Preisträger: werken über die Regionalversorger bis hin zu Groß- 3 E-DeMa, Modellregion Ruhrgebiet unternehmen reicht. Ebenso „bunt“ ist die Palette der 3 eTelligence, Modellregion Cuxhaven teilnehmenden Unternehmen aus den Bereichen der 3 MEREGIO, Modellregion Baden IKT und Systemtechnik sowie des Geräte- und Anla- 3 Modellstadt Mannheim, genbaus. Der Mittelstand ist breit vertreten. Sowohl Modellregion Rhein-Neckar im IKT- als auch Energiebereich ist darüber hinaus 3 RegModHarz, Modellregion Harz eine enge Kooperation mit Universitäten und 3 Smart Watts, Modellregion Aachen
14 Die Preisträger des Leuchtturmprojekts E-Energy E-DeMa, Modellregion Ruhrgebiet – Preisträger Das Ruhrgebiet ist wesentlich schöner als sein Ruf; also im Wesentlichen Weiße-Ware-Geräte und die Landschaft um Essen herum etwa weist Wälder, zukünftig dezentrale Einspeiser wie z. B. Strom erzeu- Felder und einen großen Stausee auf, den Baldeney- gende Heizungen – so zu steuern, dass es für ihn see. Das aber ist es nicht, was das Ruhrgebiet als Mo- finanziell optimal wird.“ dellregion für das E-Energy-Projekt so interessant macht, sagt Michael Laskowski, Koordinator für das Die Waschmaschine bietet künftig dem Kunden Projekt E-DeMa. Das Kürzel steht für „Entwicklung die Möglichkeit, anhand der Preissignale den güns- und Demonstration dezentral vernetzter Energie- tigsten Tarif auszuwählen und unterstützt damit den systeme hin zum E-Energy-Marktplatz der Zukunft“. Kunden beim effizienten Umgang mit Energie. Diese Das Ruhrgebiet ist dafür bestens geeignet, „weil es Preissignale werden dem Kunden über ein Anreiz- eine hervorragende Mischung von Gebäuden, Ein- system zur Verfügung gestellt und sorgen so für eine und Mehrfamilienhäusern mit unterschiedlichen Verbesserung der Energieeffizienz bei jedem Haus- sozialen Standards bietet. Sozusagen einen repräsen- haltskunden. tativen Querschnitt durch die gesamte Bevölkerungs- struktur. Dazu Krankenhäuser, Kleingewerbe, KMU Sinnvollerweise, sagt Michael Laskowski, kann usw.“ sich der Kunde gewisse Zeitkorridore vorgeben: „Wenn Sie in einem Mietshaus wohnen, kann die Im Grunde sei man in E-Energy-verwandten Waschmaschine nicht um 2:00 Uhr laufen, sonst Dingen schon relativ lange unterwegs, so beschäftige fallen die Nachbarn aus dem Bett ... man sagt also, sich RWE mit dem Thema Smart Metering. bitte wasch' ökomäßig, aber bitte nur in diesem Zeitraster.“ „Smart Metering ist nichts anderes als eine intel- ligente Erfassung von Verbrauchsdaten. Das, was Wenn neue Thermen mit Stirling-Aggregaten wir jetzt aber in unserer Projektskizze vorgeschlagen oder Brennstoffzellen künftig Wärme und Strom re- haben, ist die Systemintegration von Smart Metern gelbar zugleich erzeugen, gewinnen die neuen IKT- in ein intelligentes Gateway. Ein solches Gateway ist Steuerungstechniken zunehmend an Bedeutung: eine Funktionseinheit, die sich in der Unterverteilung „Damit der erzeugte Strom möglichst auch zu einer des Kunden befindet, auf der einen Seite die Smart für den Kunden preislich attraktiven Zeit eingespeist Meter ausliest und steuert, auf der anderen Seite aber wird, steuert das intelligente Gateway sowohl den auch Preissignale des Stromlieferanten verarbeitet. Verbrauch als auch die Einspeisung – auf der Basis Der Kunde wird in die Lage versetzt, seine Geräte – von Preissignalen vom Markt!“ Prosumer* Netzbetreiber E-Energy- Energiehändler Marktplatz neue Dienstleister 2020 Energieerzeuger Messstellenbetreiber *) Prosumer: Kunde aus dem Privat- und Gewerbekundensegment, der aktiv am E-Energy- Marktplatz teilnehmen kann und sowohl Energie einspeisen (producer) als auch konsumieren (consumer) kann. Der E-Energy-Marktplatz steht im Mittelpunkt des Interesses unterschiedlicher Stakeholder.
15 Die Steuerung von Verbrauchern und Erzeugern im Haushalt erfolgt durch ein „intelligentes“ Gateway auf der Grundlage von Preis- signalen vom E-Energy-Marktplatz. Alles das werde der Kunde mit seinem Notebook den dann entsprechende Empfänger haben, so dass einrichten können: „Das Gateway hat eine Funk- einkommende Preissignale umgesetzt werden kön- schnittstelle und der Kunde kann damit das System nen. Wir wollen den Kunden motivieren, aktiv zu spa- nach seinen Bedürfnissen konfigurieren. Eine Varian- ren und dem Kunden Hilfsmittel an die Hand geben, te wäre die direkte Steuerung der Endgeräte, weshalb seine Energie effizienter einzusetzen.“ ein großer Gerätehersteller mit im Boot ist. Die wür- Kurzprofil: „E-DeMa“ Gemeinhin wird differenziert zwischen denjeni- netze der RWE Rhein-Ruhr mit dem Verteilnetz der gen, die Energie erzeugen und denjenigen, die sie Stadtwerke Krefeld. Kern ist die Anbindung des verbrauchen, den Kunden. Im Ansatz des Projekts Prosumers mittels IKT-Gateways, auf deren Basis u. „E-DeMa“ – Entwicklung und Demonstration de- a. Lastenmanagement und Steuerung von Haus- zentral vernetzter Energiesysteme hin zum E- haltsgeräten, Smart Metering wie auch die Steuer- Energy-Marktplatz der Zukunft – existiert der Be- ung dezentraler Einspeiser erfolgen sollen. Der griff des Kunden nicht; gesprochen wird hier vom Nutzen ist vielfältig – nicht nur in Form von ange- „Prosumer“. Verstanden wird darunter der aktive zeigten Energieverbräuchen oder Preissignalen für Kunde, der sowohl Energie erzeugt und in das zu- den Prosumer oder in Form von Online-Informa- grunde liegende Verteilnetz einspeist (producer) tionen für ein verbessertes Netzmanagement des als auch konsumiert (consumer). Und genau hie- Netzbetreibers – es entsteht eine ganzheitliche rin liegt ein wichtiges Ziel des Projektes: Die För- Infrastruktur zur Steuerung des Verbrauchs, bei derung der aktiven Einbindung und Teilnahme der der Verbraucher aktiv eingebunden wird und des Endkunden am Energiemarkt. Der im Rah- auf deren Basis sich weitere Energiedienstleistun- men des Projekts aufzubauende E-Energy-Markt- gen etablieren können. platz 2020 verbindet somit nicht nur die Verteil-
16 Die Preisträger des Leuchtturmprojekts E-Energy eTelligence, Modellregion Cuxhaven – Preisträger „... wo die Möwen schreien / schrill im Sturmgebraus / da ist meine Heimat, / da bin ich zu Haus'!“, sang einst Lale Anderson, die Leher Deern, in ihrer Interpreta- tion des Friesenliedes und hatte ganz recht, gerade was den Wind anging. Denn an Wind fehlt es der Gegend wirklich nicht; auch nicht in und um Cux- haven, der Küstenstadt an der Elbmündung. Direkt gegenüber, hinter dem nordöstlichen Elbufer, liegt die Wiege der Windkraft, der Kaiser-Wilhelm-Koog, eine der zugigsten Ecken Deutschlands. „Cuxhaven hat nur rund 52.000 Einwohner, aber stolze drei Millionen Übernachtungen pro Jahr – eine schöne Möglichkeit, die Botschaft von E-Energy unter die Leute zu bringen“, sagt Wolfram Krause von der EWE Aktiengesellschaft und Projektleiter von eTelligence, dem E-Energy-Projekt der Region. Die Region sei aber auch wirklich gut für das Projekt ge- eignet. Da wäre zum einen eine breite Streuung erneuerbarer Energien: Wind, Photovoltaik, Biogas ... „50 Prozent des Strombedarfs werden aus umliegen- den regenerativen Anlagen gedeckt, das ist enorm.“ Zum anderen gibt es viele flexible Verbraucher: „Die Fischindustrie mit ihren Kühlhäusern, zwei gro- ße Schwimmbäder mit Kraft-Wärme-Kopplungsan- lagen, ... und genau die wollen wir trickreich nutzen, um Strom in genau dem Moment zu erzeugen, wo wir ihn dringend brauchen, und die Wärme als träges Windkraftanlagen im Offshore-Testfeld Cuxhaven. Die „Wind- System auffassen, mit den Schwimmbecken als Spei- ernte“ soll zukünftig auf dem eTelligence-Marktplatz angebo- ten werden. cher. Den Kurgästen fällt es nicht auf, ob das Wasser mal ein halbes Grad kälter oder wärmer ist.“ Regelenergie und Netzdienstleistungen werden, Bei aller dezentralen lokalen Erzeugung werde wie im E-Energy-Szenario vorgesehen, auf einem man aber an überregionale Netze gekoppelt bleiben, transparenten elektronischen Marktplatz gehandelt. schon, um die mitunter gewaltigen Mengen an Wind- Wolfram Krause: „Das zukünftige Kühlhaus stelle ich strom exportieren zu können: mir so vor, dass es einfach eine Internetschnittstelle hat, mit der ich es in den Markt integrieren kann. „Im Netzgebiet der EWE NETZ GmbH stehen Wenn das automatisch, ohne großen Aufwand geht, über 2,5 GW Windenergie. Wenn hier oben Stark- kann der Kunde über neu zu entwickelnde Produkte wind ist und nur wenig Last abgenommen wird – einen Mehrerlös erzielen.“ Der privaten Endkund- nachts etwa, wenn die Leute nur wenig Strom ver- schaft müsse dabei auch Gelegenheit gegeben werden, brauchen – dann speisen wir mit bis zu eineinhalb Energie als ein kostbares Gut wahrzunehmen. „Das Gigawatt, also dem 1,5-fachen der Leistung eines wollen wir unter anderem durch das Smart Metering Atomkraftwerks, in das übergeordnete Netz ein. Das erreichen, das dem Kunden durch Visualisierung hat man früher nicht für möglich gehalten, das hal- zeigt, wie er seinen Stromverbrauch senken kann.“ ten sogar heute noch einige Leute für unmöglich, aber wir zeigen's, immer wieder!“
17 Der Kaemmererplatz in Cuxhavens Innenstadt war früher Marktplatz für Fisch. Auf dem eTelligence-Martkplatz wird Strom gehandelt, der auch zum Kühlen des Cuxhavener Fischs verwendet wird. Die mit IKT möglichen Einsparungen könne man nicht die Windenergie abregeln, wenn sie im Über- erst nach der Installation des Projekts wirklich bezif- fluss da ist, und dafür eine Stunde später die Gas- fern, denn: „Wir können nicht zaubern. Das Kühlhaus turbine anwerfen. Sie werden die Windstromspitze wird im Jahr genauso viel Strom verbrauchen wie einfach in mehr Kälte wandeln und später nicht die heute, weil es genauso viel Fisch kühlt. Aber das Ge- Gasturbine anwerfen, sondern durch Drosselung des samtsystem wird effizienter. Denn Sie müssen künftig Kühlhauses die Lastspitze verringern.“ Kurzprofil: „eTelligence“ Wegen proprietärer oder fehlender Schnittstellen Kombination mit dem Tourismus besteht die sowie aufgrund veralteter Marktmechanismen ist Möglichkeit zur überregionalen Weiterentwick- heute für Kunden und dezentrale Erzeuger keine lung der Lösungen zu markt- und lizenzfähigen aktive Marktteilnahme möglich. Mit dem Aufbau Produkten. Dabei wird großes Gewicht auf die Nor- eines neuen Marktplatzes und der Definition von mierung und Standardisierung der Referenzlösung Produkten für kleine, mittlere und große Erzeuger gelegt, damit eine durchgehende, interoperable und Verbraucher wird ein innovativer Beitrag Informationsplattform von der Erzeugung über in der Modellregion Cuxhaven geschaffen, der Transport/Verteilung bis hin zur Anwendung elektri- wesentliche Voraussetzungen für automatisierte scher Energie entsteht, die auf weitere Regionen Geschäftsprozesse insbesondere für kleine Akteure leicht übertragbar ist. Damit wird eine wichtige schaffen wird. Dabei bietet die Modellregion Voraussetzung geschaffen, um auch kleine, regene- Cuxhaven beste Voraussetzungen, um den Ener- rative Erzeuger wirtschaftlich in den Energiemarkt giemix der Zukunft, einen optimalen Verbrau- zu integrieren, ohne dabei die Systemsicherheit zu chermix sowie eine sichere und wirtschaftliche gefährden. Infrastruktur zu gewährleisten. Durch die
18 Die Preisträger des Leuchtturmprojekts E-Energy MEREGIO, Modellregion Baden – Preisträger Baden ist nicht nur für seine Weine berühmt, es hat auch zahlreiche Tüftler inspiriert, darunter Carl Fried- rich Freiherr Drais von Sauerbronn, den Erfinder des umweltfreundlichsten aller Fortbewegungsmittel, des Fahrrads. Wo solche Traditionen zu Hause sind, werde man auch E-Energy zum Erfolg verhelfen kön- nen, sagt Hellmuth Frey, Koordinator des MEREGIO- Projekts. Noch sei nicht genau festgelegt, wo im Großraum Karlsruhe/Stuttgart das E-Energy-Projekt MEREGIO umgesetzt werden soll. Natürlich solle die Bilanz- grenze so gezogen werden, dass möglichst positive Resultate anfielen. „Klar, dass wir als großer Energie- Anzeigegerät für die Vorschau des Strompreises versorger Kunden in jeder Ausprägung haben, so dass wir eine schöne gemischte Struktur finden kön- nen, die man in das Projekt integriert.“ Regionale geleistet und ein Pilotprojekt gestartet, das man auch Autarkie sei ein erstrebenswertes, wenn auch als einen Kristallisationskeim für die E-Energy-Region „schwer zu erreichendes Ziel.“ nehmen kann, in dem 1000 Kunden bereits mit fern- auslesbaren Zählern ausgestattet sind“, sagt Hellmuth Die Anbindung an das überregionale Netz werde Frey. Diese ermöglichten mehr Flexibilität in der man nicht lösen, „schon aus Sicherheitsgründen, weil Abrechnung und auch in der Produktgestaltung. wir die Kunden nicht im Dunkeln sitzen lassen kön- Der Kunde sei damit in der Lage, den Betrieb seiner nen, das ist ganz klar“. Geräte entsprechend in die Zeiten zu legen, wo der Strom günstiger ist, und teurer eben dann, wenn er „Smart Metering“ ist eine Schlüsselkomponente knapp ist, und schon das hilft, teure Verluste zu ver- des Projekts: „Wir haben hier einiges an Vorarbeit meiden. Kurzprofil: „MEREGIO“ Zur Realisierung des Ziels, den CO2-Ausstoß bis struktur mit dem Marktplatz koppelt und sie in Ab- 2020 um 20 Prozent gegenüber dem Niveau von hängigkeit der jeweiligen Marktsituation steuert. 1990 zu reduzieren, existieren mittlerweile viele Kern des Projekts ist jedoch nicht nur die Entwick- Ideen und Konzepte. Auch das Projekt „MEREGIO lung technisch-ökonomischer Konzepte zur Reali- – Minimum Emission Region“ setzt hier an und sierung der drei Komponenten und ihre Umsetzung verfolgt ein ganzheitliches Konzept. Ziel ist die in einem Modellversuch im Raum Karlsruhe/Stutt- Entstehung von Regionen mit Energieversor- gart mit ca. 1000 Teilnehmern. Das Projekt geht gungssystemen, die hinsichtlich ihrer Treibhaus- noch einen Schritt weiter: Geplant ist die Entwick- gasemission optimiert sind. Basis hierfür sind drei lung einer Minimum-Emission-Zertifizierung für Komponenten: Ein E-Energy-Marktplatz für Strom- Regionen, in der – auf der Basis der erzielten Er-fah- erzeuger, Endkunden und Intermediäre zur Koor- rungen – konkrete Vorgaben und Standards für dination von Energieangebot, Energienachfrage Minimum-Emission-Regionen entwickelt werden, und komplementären Dienstleistungen; eine tech- um Regionen zur aktiven Senkung ihrer Treibhaus- nisch ausgereifte und innovative Energie-Infra- gasemissionen zu motivieren und konkrete Maß- struktur sowie eine leistungsfähige Informations- nahmen zur CO2-Reduktion zu fördern. und Kommunikationsinfrastruktur, die die Infra-
19 Schematische Darstellung des Projekts MEREGIO Die Universität Karlsruhe – stark in der Energie- System, die sich entsprechend rauf oder runter fah- technik, stark aber auch in der Informations- und ren lassen, oder ein Wasserkraftwerk, wo man den Kommunikationstechnologie – hilft mit, die vielen Hahn ein Stück auf- und zudrehen kann?“ Stromproduzenten, darunter Betreiber erneuerbarer Energieanlagen wie Wind- und Sonnenenergie, Was- Ein Teil von Hellmuth Freys Kunden kann sich serkraft und Biomasse, optimal zu integrieren. Haupt- bereits in ein neu eingerichtetes Internetportal ein- steuerungsinstrument ist das Internet, „so dass man loggen und dort seine Daten komplett abrufen; auch wenig Installationsaufwand haben wird. Unsere gibt es ein kleines Anzeigegerät, auf dem man zumin- Hauptaufgabe ist das Generieren und Verteilen von dest die Strompreise für den laufenden und den nächs- Preissignalen, die die Kunden dazu bewegen, ihren ten Tag ablesen kann. Bequem müsse es sein, „sonst Verbrauch so zu verlagern, dass energetisch optimale verliert das Ganze schnell seinen Reiz.“ Bedingungen zustande kommen.“ Mit dem Ausschalten unnützer Lasten – etwa der Die Netzstabilität werde man durch die neue konsequenten Vermeidung des Stand-by-Betriebs bei Qualität der Informationsgewinnung sicherstellen Geräten wie Druckern oder Monitoren – und einem können; manches müsse die Praxis ergeben: „Muss geschickten Lastmanagement sollten sich, schätzt ich tatsächlich Regelenergie von außen holen? Oder Hellmuth Frey „ganz grob gesagt“ Ersparnisse von nehme ich zum Beispiel Biomasseanlagen mit ins etwa 10 Prozent realisieren lassen.
20 Die Preisträger des Leuchtturmprojekts E-Energy Modellstadt Mannheim, Modellregion Rhein-Neckar – Preisträger Die stromerzeugende Heizung namens „WhisperGen“ besteht aus einem Stirlingmotor samt Wärmetauscher. Diese Komponenten werden in die Wärme- und Stromversorgung eines Hauses integriert und mit modernster Technik fernüberwacht. Die Mannheimer Umgebung zwischen Pfälzer Wald Teile von E-Energy hat das Mannheimer Unter- und Odenwald ist eine der wärmsten Gegenden nehmen bereits erprobt. 2007 nahmen 25 Mann- Deutschlands. Die Stadt am Zusammenfluss von heimer Familien an einem Feldtest teil, bei dem sie Rhein und Neckar hat rund 300.000 Einwohner. Zu Waschmaschinen und Trockner immer dann laufen den Berühmtheiten der Vergangenheit zählt Carl ließen, wenn in der Wohnsiedlung an sonnigen Ta- Benz, der 1886 das erste Automobil über die Mann- gen besonders viel Solarstrom erzeugt wurde. „Diese heimer Straßen knattern ließ. Die Stadt hat aber auch Familien verstehen jetzt, dass Strom am besten dann Romantisches zu bieten: Mozart fand hier seine erste sofort vor Ort verbraucht wird, wenn er gerade er- Liebe, Aloysia. Und rund um den historischen Wasser- zeugt wird. Und dann ist Mannheim großflächig mit turm und im benachbarten Kongresszentrum Rosen- einer Breitband-Powerline-Infrastruktur ausgestattet. garten treffen sich die Mannheimer mit der ganzen Das ermöglicht den Echtzeit-Zugang für intelligente Welt. Stromnetze. Dadurch ist der Aufbau der Kommunika- tionsstrukturen, die man für den E-Energy-Markt- „Es gibt viele gute Gründe für einen E-Energy- platz braucht, überschaubar und damit auch bezahl- Marktplatz hier“, sagt Dr. Britta Buchholz, Koordina- bar.“ torin des E-Energy-Projektes Modellstadt Mannheim. „Als regionaler Versorger kennen wir von MVV Ener- In der Energieversorgung der Modellstadt Mann- gie die Region sehr gut. Wir wissen, wo die techni- heim wird eine neue „Service Oriented Architecture“ schen Knackpunkte der Energieversorgung liegen aufgebaut. Die Kundinnen und Kunden können und wo wir z. B. repräsentative Versuche zur Verbesse- damit in Echtzeit Menge, Preis und Herkunft ihrer rung der Energieeffizienz und der Netzqualität durch- Energie nach eigenem Ermessen wählen und durch führen können.“ ihr Verhalten Einfluss auf die Energieeffizienz und den Energiemarkt nehmen. Besonders wichtig sei, sagt Britta Buchholz, „dass unsere Konzepte auf ande-
21 re Städte und Regionen übertragbar sind – nach Dresden, aber auch in die Metropolregion Rhein- Neckar und in unser Stadtwerke-Netzwerk nach Kiel, Ingolstadt, Offenbach, Solingen und Köthen“. Der neue E-Energy-Marktplatz werde vor allem auch die effiziente Einspeisung und Nutzung von erneuerbaren Energien und effizienten Hausenergie- anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung ermöglichen. „Derzeit bringt es noch zu wenig Effizienzgewinn, wenn Energieanlagen ohne Rücksicht auf den Ver- brauch irgendwann Strom einspeisen und anderer- seits die Stromverbraucher gar nicht wissen, wann günstiger Strom vorhanden ist. In unseren Prognosen Mit dem System Energiebutler kann der Kunde entweder per gehen wir davon aus, dass der Anteil der dezentralen Computer den Stromverbrauch seines Hauses automatisch an einen variablen Strompreis anpassen oder von Hand bestim- Energieerzeugung und der erneuerbaren Energien in men, wann welcher Verbraucher ans Netz gehen darf. den nächsten Jahren stark steigen wird und richten uns heute schon darauf ein, dass wir damit die Ener- gieeffizienz ständig steigern.“ Das könne in diesem Klimaanlagen so zu steuern, dass die Energiever- E-Energy-Projekt durch die Glättung der Verbrauchs- brauchs-Fahrpläne besser eingehalten werden. kurve für das regionale und lokale Netz mittels einer „Die vielen kleinen Kühlanlagen wirken quasi zusam- Nachfragesteuerung erreicht werden. Heute schon men wie ein großer virtueller Energiespeicher. Das ist MVV Energie akkreditierter Anbieter von Regel- ermöglicht neue Spielräume für den optimalen Ver- energie im Südwesten Deutschlands. Im E-Energy- brauch von elektrischer Energie.“ Projekt sei weiter daran gedacht, Kühlgeräte und Kurzprofil: „Modellstadt Mannheim“ Klimaschutz und Klimaverträglichkeit lassen ihren jeweiligen Verbrauch am variablen Preis aus- sich nur dann erreichen, wenn jeder einzelne richten. Kern ist dabei die Entwicklung einer offe- seine Energieeffizienz erhöht und dadurch einen nen Plattform mittels einer Breitband-Powerline- Beitrag zur Reduktion des CO2-Ausstoßes leistet. Infrastruktur, auf deren Basis in das zugrunde lie- Dieses Ziel verfolgt das Projekt „Modellstadt gende Verteilnetz v. a. auch erneuerbare und de- Mannheim“ mit einem repräsentativen Groß- zentrale Energien eingespeist werden und dem versuch zur Verbesserung der Energieeffizienz gegenwärtig im Netz anstehenden Kundenbedarf v. a. auf der Ebene der Verbraucher. Eine große direkt zugeordnet werden können. Alles in allem Anzahl Verbraucher im Ballungsraum Mann- entsteht damit ein E-Energy-Marktplatz, der gera- heim werden mit sog. Energiebutlern ausgestat- de aus Umweltschutzerwägungen bedeutsam ist: tet, die den Verbrauchern Echtzeit-Informationen Der Verbraucher wird zur Energieeffizienz ange- wie z. B. Verbrauch, Preise und Tarife liefern, halten; der Betreiber dezentraler Energieanlagen auf deren Basis diese dann ihren individuellen kann sich unproblematisch anschließen und der Energieverbrauch steuern und optimieren kön- Verteilnetzbetreiber kann den technischen Netz- nen – indem sie z. B. über die zeitliche Verwen- betrieb optimieren und Übertragungsverluste dung ihrer elektrischen Geräte entscheiden oder minimieren.
22 Die Preisträger des Leuchtturmprojekts E-Energy RegModHarz, Modellregion Harz – Preisträger Dardesheim – Stadt der erneuerbaren Energien Das Regenerative Kombikraftwerk „Der Harz, Lokalkolorit? Nun, der Harz ist sicherlich das den Betrieb mit Pflanzenöl begonnen hat.“ Genug eine der begehrtesten Urlaubsregionen Deutsch- Quellen für eine sichere Versorgung. lands. Urlaub ist Regeneration, und dazu passen rege- nerative Energien ganz hervorragend“, sagt Heinrich Zu den vielen verschiedenen Anlagen und dem Bartelt, Windparkbetreiber und Koordinator des Pumpspeicherwerk von Vattenfall nennt Bartelt als Projekts RegModHarz – Regenerative Modellregion zweiten Pluspunkt der Region etwas Immaterielles, Harz. „Saubere Luft, sauberes Wasser und sauberer aber Wichtiges: „Die Leute wollen die erneuerbaren Strom.“ Energien, die Akzeptanz ist groß, die Bürger ziehen mit, die Vereine ziehen mit, die Politik zieht mit, und Heinrich Bartelts Windpark liegt in Dardesheim, das schon seit vielen Jahren.“ einem 1000-Seelen-Städtchen am Fuß des Druibergs am Harz, Sachsen-Anhalt. Seine größte Windmühle Drittens führt Heinrich Bartelt die Qualität und ist mit 125 m Höhe zugleich die leistungsstärkste Se- Zahl der Konsortialpartner ins Feld, beides ist in der rienanlage der Welt. Ihre Spitzenleistung von 6 MW Tat beeindruckend. Die Großen der Branche sind da- kann im Jahresdurchschnitt 4000 Haushalte schad- bei, aber auch innovative Kleinunternehmen, Hoch- stofffrei mit Strom versorgen. Bei Flaute kann sie das schulen und An-Institute, ein Fraunhofer-Institut, natürlich nicht, aber dann stehen andere Einspeiser aber auch die Stadtwerke Halberstadt, Quedlinburg oder Speichertechnik bereit. So etwa ein Pumpspei- und Blankenburg. „Der gesamte Landkreis Harz steht cherwerk mit 80 MW Leistung. Wenn der Windpark dahinter, und das ist mit rund 250.000 Einwohnern mit ebenfalls bis zu 80 MW Leistung Überschüsse pro- der größte und wirtschaftsstärkste Landkreis in duziert, wird in 30 km Entfernung Wasser in einen Sachsen-Anhalt.“ hoch gelegenen Speichersee gepumpt. Bei Bedarf schießt das Wasser wieder ins Tal und treibt über zwei Die Regenerative Modellregion Harz soll nach 40-MW-Turbinen die Stromproduktion zum Aus- dem Vorbild des „Regenerativen Kombikraftwerks“ gleich an. über eine Leitwarte digital vernetzt werden, Einspei- ser und Verbraucher, ein Novum. Hierfür hat das In Zukunft werden noch viele andere Erzeuger Kasseler Institut für Solare Energieversorgungstech- und Verbraucher helfen, Strombedarfsspitzen und nik (ISET) ein Gerät entwickelt, mit dem sich in den -senken auszubügeln. Im Städtchen Dardesheim sind Haushalten der Endkunden die Kühltruhen, Kühl- viele Solaranlagen installiert, überdies verfügt die schränke, Waschmaschinen, Spülmaschinen, Wäsche- Region über zahlreiche Biogasanlagen. „Es gibt auch trockner passend zum jeweiligen Stromangebot schal- ein großes 5-MW-Blockheizkraftwerk in der Nähe, ten lassen. Diese Steuerung heißt BEMI, für „Bidirectio-
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