EINFACH NÄHER DRAN - Röchling Group

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EINFACH NÄHER DRAN - Röchling Group
RÖCHLING-GRUPPE
2017/2018

            EINFACH
             NÄHER
             DRAN
EINFACH NÄHER DRAN - Röchling Group
UNSERE
                      KENNZAHLEN

                          €                    €
        U M S AT Z     EBITDA        E I G E N K A P I TA L   M I TA R B E I T E R
       in Mio. Euro   in Mio. Euro         in Prozent         zum 31. Dezember

2017    1.841            228                42,2                   9.733

2016      1.657           212                44,0                    8.800

2015      1.555           209                42,0                    8.400

2014      1.364           164                41,9                    7.880

2013      1.283           149                40,0                    7.463
EINFACH NÄHER DRAN - Röchling Group
RÖCHLING-GRUPPE             Editorial

      Der Vorstand der Röchling-Gruppe (v. l.):
      Steffen Rowold, Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel, Franz Lübbers und Erwin Doll.

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir alle leben in einer vernetzten Welt, mehr als jemals zuvor in der Ge-
schichte der Menschheit. Ein kurzer Klick, und Sie sind informiert über Ereig-
nisse, die sich fast zeitgleich am anderen Ende der Welt abspielen. Genauso
bequem korrespondieren Sie mit Arbeitskollegen, die 5.000 Kilometer
entfernt im Büro, im Werk oder unterwegs sind. Räumliche Distanz trennt
uns nicht mehr.

Aber sind wir deshalb auch tatsächlich näher dran? Verstehen wir die Nach-
richten, die Botschaften oder den Arbeitskollegen besser? Die Aufhebung
räumlicher Distanz ist nicht gleichbedeutend mit mehr Nähe. Auch in
vernetzten Zeiten ist es ein anspruchsvolles Unterfangen, eine echte und
trag­fähige Verbindung herzustellen, die Menschen wirklich zu verstehen.
EINFACH NÄHER DRAN - Röchling Group
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       FÜR UNTERNEHMEN IST
    ECHTE NÄHE EIN WESENTLICHER
           ERFOLGSFAKTOR

    Unsere Imagebroschüre 2017/2018 trägt den Titel „Einfach näher dran“
    und beleuchtet, wie Röchling eine Nähe herstellt, die uns von anderen
    unterscheidet. Fest steht: Für Unternehmen ist echte Nähe ein wesentlicher
    Erfolgsfaktor. Eine enge Verbundenheit zu Kunden, Lieferanten, Partnern
    und zu Mitarbeitern bedeutet, deren Anforderungen und Themen, Heraus-
    forderungen und Wünsche, Anliegen und Bedürfnisse zu verstehen. Das ist
    Voraussetzung dafür, dass wir für unsere Kunden Mehrwert schaffen und
    motivierte, selbstbewusste sowie leistungsbereite Mitarbeiter in unseren
    Reihen haben. Wir sehen in dieser Nähe die große Chance, noch besser,
    noch innovativer, noch effektiver, noch schneller zu werden. All dies gepaart
    mit der Verlässlichkeit, die man an Röchling so schätzt.

    Vertrauen ist die Grundlage von Nähe: Nur wer vertraut, lässt einen anderen
    näher an sich heran. Ein solches Vertrauensverhältnis entsteht nicht von
    einem Tag auf den anderen. Es entwickelt sich beständig mit der Zeit. Für
    Röchling – als fast 200 Jahre altes Familienunternehmen – ist Beständigkeit
    ein wesentlicher Wert. Sie ist Basis dafür, dass unsere Mitarbeiter und un-
    sere Partner uns ihr Vertrauen schenken. Mit diesem wertvollen Geschenk
    gehen wir sehr sorgsam um, denn verlorenes Vertrauen lässt sich nur schwer
    zurückgewinnen.
EINFACH NÄHER DRAN - Röchling Group
RÖCHLING-GRUPPE           Editorial
                                                                                               3

In Zeiten, in denen große Veränderungen mit hoher Geschwindigkeit zu
bewältigen sind, ist Vertrauen eine besondere Qualität. Eine Menge Verän-
derungsbereitschaft erfordern aktuell die Themen digitale Transformation
in allen Bereichen, internationales Wachstum und globaler Wettbewerb.
Wir entwickeln unsere Organisation kontinuierlich so weiter, dass wir in
enger Partnerschaft mit unseren Kunden diese Veränderungen als Chance
nutzen können. Wir gestalten die Zukunft aktiv und reagieren schnell auf
veränderte Anforderungen. Unsere hochqualifizierten Mitarbeiter begegnen
unseren Partnern mit Respekt und Wertschätzung und können mit ihnen
inhaltlich auf Augenhöhe kommunizieren. So schaffen wir einen für alle
Beteiligten gewinnbringenden Austausch.

Zum Nah-dran-Sein gehört für Röchling überdies eine gezielte und verant-
wortungsbewusste Internationalisierung. Wir wollen vor Ort präsent sein,
um dadurch unsere Kunden optimal bedienen und die relevanten Themen
besser verstehen zu können. Auch diesen Aspekt beleuchten wir in der
diesjährigen Imagebroschüre, die außerdem die wichtigsten Unternehmens-
kennzahlen enthält. Auch im Geschäftsjahr 2017 haben uns viele Partner
ihr Vertrauen geschenkt. Die Röchling-Gruppe ist weiter international
gewachsen. Wir haben unseren Umsatz und unsere Ertragskraft abermals
gesteigert, neue Standorte gegründet, Unternehmen akquiriert, unsere
Produk­tionskapazitäten ausgebaut sowie neue und weiterentwickelte Werk-
stoffe, Produkte und Systeme an den Markt gebracht. Wir haben vieles dafür
getan, um auch zukünftig näher dran zu sein.

Bleiben Sie uns gewogen und genießen Sie eine interessante und anregende
Lektüre.

Prof. Dr.                 Erwin Doll                          Franz Lübbers   Steffen Rowold
Hanns-Peter Knaebel       Stellvertretender
Vorstandsvorsitzender     Vorstandsvorsitzender
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INHALT
                              06—09
I N T E R V I E W M I T P R O F. D R . H A N N S - P E T E R K N A E B E L

                              10—21
         UNTERNEHMENSBEREICH INDUSTRIAL

                              22—23
              PROFIL DER RÖCHLING-GRUPPE

                              24—35
        UNTERNEHMENSBEREICH AUTOMOTIVE

                              36—37
          S TA N D O R T E D E R R Ö C H L I N G - G R U P P E

                              38—49
           UNTERNEHMENSBEREICH MEDICAL

                              50—51
 Z W E I J A H R H U N D E R T E I N N O VAT I V E W E R K S T O F F E

                              52—69
                     U N S E R E M I TA R B E I T E R

                              70—73
                     RÖCHLING STIFTUNG

                              74—75
                      FÜHRUNGSGREMIEN

                                  76
                            IMPRESSUM
EINFACH NÄHER DRAN - Röchling Group
Inhalt

UNTERNEHMENSBEREICH
     INDUSTRIAL

                           10—15                    16—21
                         DAS BESTE             Q U A L I TÄT G A N Z
                         AUF LAGER             GENAU IM BLICK

UNTERNEHMENSBEREICH
    AUTOMOTIVE

                           24—29                    30—35
                         EINMAL UM           SCHNELL, SCHNELLER,
                          D I E W E LT            D I G I TA L

UNTERNEHMENSBEREICH
      MEDICAL

                           38—43                    44—49
                       S O R G FA LT I S T      GROSSE NÄHE
                      OBERSTES GEBOT          U N T E R PA R T N E R N
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     „UNSERE KUNDENNÄHE
           WÄCHST
       MIT DER VIELFALT
      IN UNSEREN TEAMS“

Interview                        Nutzen stiften, für den Kunden und alle Partner – das ist eines der
                                 wichtigsten Ziele der Röchling-Gruppe. Um dies zu erreichen, muss man
mit                              als Unternehmen verstehen, vor welchen Herausforderungen der Kunde
Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel,   in seiner Branche steht. Erst dann lassen sich Lösungen entwickeln,
Vorstandsvorsitzender            die intelligent, effektiv, einzigartig, prozessverbessernd und gleich-
der Röchling-Gruppe              zeitig wirtschaftlich sind. Das alles setzt eine enge Partnerschaft und
                                 Nähe voraus. Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel, Vorstandsvorsitzender der
                                 Röchling-Gruppe, erläutert im Interview, was Kundennähe für Röchling
                                 bedeutet.

                                 Wie hat sich Röchling als Kunststoffspezialist
                                 in den vergangenen Jahren kundennah aufgestellt?
                                 Da sind verschiedene Aspekte zu nennen. Wenn man Nähe hört, denkt
                                 man natürlich an räumliche Nachbarschaft, und wenn man dem Kunden
                                 überall nah sein möchte, dann ist man schnell beim Thema Interna­
                                 tionalisierung. Das internationale Geschäft hat bei Röchling eine lange
                                 Tradition. Unsere Wurzeln liegen im Saarland, an der Grenze zwischen
                                 Deutschland und Frankreich, wo Röchling vor fast 200 Jahren gegründet
                                 wurde. Schon im 19. Jahrhundert gab es Filialen und Niederlassungen
EINFACH NÄHER DRAN - Röchling Group
RÖCHLING-GRUPPE              Interview
                                                                                                               7

„Bei unserer unternehmerischen Tätigkeit haben wir stets im Blick, auf allen wichtigen Märkten
dieser Welt vertreten zu sein“ – Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel beantwortet im Interview Fragen
zur kunden- und partnernahen Ausrichtung der Röchling-Gruppe.

                                    in Frankreich, England, Schottland und Italien. Als Kunststoffspezialist
                                    hat Röchling in den vergangenen Jahren verstärkt die Chancen der
                                    Globalisierung genutzt und seine Internationalisierung systematisch
                                    vorangetrieben. Mittlerweile erzielen wir 60,6 Prozent unseres
                                    Umsatzes außerhalb Deutschlands, 29,6 Prozent außerhalb Europas.

                                    Neben der Internationalisierung – welche Aspekte
                                    gehören noch zu einer kundennahen Aufstellung?
                                    Röchling hat für alle relevanten Branchen Experten in den eigenen
                                    Reihen, die sich mit den Kunden fachlich auf Augenhöhe austauschen.
                                    Unsere Mitarbeiter wissen so ziemlich alles über den Werkstoff
EINFACH NÄHER DRAN - Röchling Group
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    Kunststoff und die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten. Sie sind
    am Puls der Zeit, zum Beispiel auch durch engen Austausch mit Uni­
    versitäten und anderen Forschungseinrichtungen, und sie pflegen
    einen direkten und intensiven Kontakt mit den Auftraggebern. Dadurch
    entsteht Kundennähe. Unsere Mitarbeiter hören genau zu, sie haben
    ein Ohr für unsere Kunden und ein Gespür für deren Anliegen. Wichtig
    ist hier auch die Vielfalt unserer Teams. Unterschiedliche Nationalitäten,
    Kulturen und Mentalitäten sind eine Stärke von Röchling. Das fördert
    die Kreativität in der Lösungsfindung und schafft Nähe zu unseren inter-
    nationalen Kunden.

    Von welchen Überlegungen lässt sich Röchling bei der Internatio-
    na­lisierung leiten, welches sind die wichtigsten Grundsätze?
    Bei unserer unternehmerischen Tätigkeit haben wir stets im Blick, auf
    allen wichtigen Märkten dieser Welt vertreten zu sein. Die Fachleute
    in unseren drei Unternehmensbereichen Industrial, Automotive und
    Medical verfolgen die Entwicklungen auf den weltweiten Märkten
    genau und wissen, wo neue Potenziale liegen. Bevor wir unsere globale
    Aufstellung verstärken, indem wir in einen neuen Standort, eine Werks-
    erweiterung oder eine Unternehmensakquisition investieren, prüfen
    wir sämtliche Rahmenbedingungen detailliert. Wir haben uns hier in
    den vergangenen Jahren sehr erfolgreich engagiert, von Brasilien bis
    nach China. Und es geht nicht nur um die Produktion. Ganz wichtig ist
    auch, internationale Entwicklungskapazitäten aufzubauen. Aber ganz
    gleich, in welchem Land wir vertreten sind: Wir binden überall mit Know-
    how und Kenntnisreichtum bestehende Kunden an uns und gewinnen
    stetig neue hinzu.

    Wie wichtig sind Akquisitionen in diesem Zusammenhang?
    Wir wachsen organisch, aber auch durch Zukäufe von Unternehmen, die
    uns technologisch weiterbringen oder neue Marktsegmente erschließen.
    Hier gibt es allerdings bestimmte harte Faktoren, die stimmen müssen.
RÖCHLING-GRUPPE              Interview
                                                                                                     9

                                    Europa
                               15 Länder
                               55 Standorte
                            7.031 Mitarbeiter

      Asien
    6 Länder
   18 Standorte
                                              Amerika
1.213 Mitarbeiter                         4 Länder
                                         15 Standorte
                                      1.489 Mitarbeiter

             Röchling ist in der ganzen Welt zuhause.

                             Der Übernahmekandidat muss zum Beispiel die Leistungs- und Produkt-
                             palette der Röchling-Gruppe sinnvoll ergänzen, in unseren Fokus und
                             unsere Strategie passen sowie wirtschaftlich gesund sein. Gebäude und
                             Anlagen sollten dem Stand der Technik entsprechen, und der Standort
                             muss auch stimmen. Hinzu kommen weiche Faktoren, und die sind
                             genauso wichtig. Die Frage ist ja: Wie gelingt die kulturelle Integration?
                             Wie nimmt man die Mitarbeiter mit? Wir haben hier sehr gute Erfahrun-
                             gen mit inhabergeführten Unternehmen gemacht, die in Nischen tätig
                             sind und über eine schlanke Struktur verfügen. Sie haben meistens eine
                             sehr ähnliche Mentalität und Kultur wie wir. Wenn man eine solche Pas-
                             sung, einen Fit hat, erleichtert das die Integration enorm. Für den Erfolg
                             unserer Gruppe ist das ein bedeutender Faktor.
10

     Schnell das richtige Material zur Hand: Dotmar ist die Nummer eins unter
     den Händlern und Zerspanern technischer Kunststoffe in Australien und Neuseeland.
     Die Halbzeuge von Röchling tragen maßgeblich zu diesem Erfolg bei.
UNTERNEHMENSBEREICH INDUSTRIAL    Porträt
                                                                  11

DAS BESTE
AUF LAGER

                 UNTERNEHMENSBEREICH INDUSTRIAL:
                 Weit weg, nah dran –
                 Röchling und sein Partner Dotmar in Australien
12

                       Haren

                                                     Sydney

     Einmal um die halbe Welt – so weit ist Haren, ein Standort des Unter­
     nehmensbereiches Industrial, vom australischen Sydney entfernt. Dort,
     in Down Under, ist der Röchling-Kunde Dotmar Engineering Plastics
     zuhause. Größer kann geografische Ferne kaum sein. Die Geschäfts­
     beziehung dagegen zeichnet sich durch besondere Nähe aus.

     Dotmar feierte im Jahr 2017 sein 50-jähriges Bestehen. In den vergange-
     nen Jahrzehnten ist eine enge Verbindung zwischen den Unternehmen
     entstanden. Unter den Zerspanern und Händlern technischer Kunststoffe
     in Australien und Neuseeland hat sich Dotmar zur Nummer eins ent-
     wickelt, und die Halbzeuge von Röchling sind für einen Großteil dieses
     Erfolges verantwortlich. Das Unternehmen beschäftigt circa 110 Mitar-
     beiter an acht Standorten.

     „In enger Zusammenarbeit mit uns erarbeitet Röchling neue Lösungen
     für unsere Kunden. Wir bieten ihnen technische Unterstützung auf
     einem viel höheren Niveau als unsere Wettbewerber, mit einer Reihe
     innovativer Entwicklungen, und das ist der Schlüssel für den gemein­
UNTERNEHMENSBEREICH INDUSTRIAL                Porträt
                                                                                             13

          Die Qualität muss stimmen: Andrew Windsor (l.), Profit Center Manager von Dotmar
          in Melbourne, und Röchling National Sales Manager Darryl Johanning nehmen
          ein Kunststoff­produkt genauer in Augenschein und sind zufrieden.

                       samen Erfolg“, sagt Kevin Stainer, Executive General Manager der
                       Dotmar EPP Pty Ltd. Die Endkunden aus verschiedenen Industrien
                       werden bei allen technischen Fragen rund um die Anwendung thermo-
                       plastischer Kunststoffe beraten und erhalten ein passgenaues Produkt
                       sowie den ent­sprechenden Service – alles aus einer Hand. Dabei setze
                       man auf langjähriges eigenes Know-how und starke Partnerschaften mit
                       weltweit führenden Herstellern technischer Kunststoffe, erläutert Stainer.
                       „Zu ihnen gehört allen voran Röchling. Und Röchling bedeutet Qualität –
                       was die Produkte und Systeme betrifft, aber auch was die Mitarbeiter
                       angeht.“

                       Neue Märkte und Anwendungen
                       Die über viele Jahre gemeinsam gewachsene Erfahrung und Partner-
                       schaft sei die Grundlage für einen intensiven Austausch von Ideen,
                       die dann in innovative Entwicklungen münden, urteilt Stainer. Beide
                       Unternehmen verfolgen die Strategie, die Bedürfnisse der Endanwender
                       in den spezifischen Industrien im Detail zu verstehen. Was benötigt
                       ein Bergbauunternehmen, auf was kommt es im chemischen Apparate-
14

     und Behälterbau an, vor welchen Herausforderungen steht
     die Transport­industrie? Dotmar ist es in Australien und Neuseeland
     gelungen, kontinuierlich neue Märkte und Anwendungen anzugehen,
     in denen herkömmliche Materialien wie Holz, Stahl oder Aluminium
     durch technische Kunststoffe ersetzt werden.

     „Röchling hat uns dabei mit Know-how und innovativen Produkt­-
     ent­wicklungen maßgeblich unterstützt“, berichtet Stainer. „Wir arbeiten
     Hand in Hand und sind deshalb auch besonders nah an den Kunden
     dran“, sagt Darryl Johanning und unterstreicht damit die enge Zusam­
     menarbeit. Johanning ist seit 2012 als National Sales Manager für
     Röchling in Australien und Neuseeland tätig. Den Markt für Behälterbau
     hat Dotmar in Jahrzehnten in enger Kooperation mit Röchling auf­
     gebaut. Auch im Bereich der Auskleidungstechnik, der im rohstoffreichen
     Australien eine große Rolle spielt, ist Dotmar die Nummer eins. Die
     Röchling-Marken, wie Polystone® für den Behälterbau und Matrox®
     für die Auskleidungstechnik, sind auf dem ganzen Kontinent daher
     bestens bekannt.

     Lagerhaltung als Herausforderung
     Die ersten Kontakte zwischen den beiden Unternehmen gab es bereits
     Anfang der 1970er-Jahre mit dem Werkstoff Lignostone®. Damals wie
     heute bestand für Dotmar eine Herausforderung in der langfristigen
     Planung: Alleine der Seetransport der Röchling-Produkte von Deutsch-
     land nach Australien dauert acht Wochen. „Dotmar musste genau
     wissen, was drei Monate später am Lager sein sollte“, erinnert sich
     Willy Bölscher, der damals noch als junger Mitarbeiter im Export und
     später als Geschäftsbereichsleiter Thermoplaste in enger Zusammen­
     arbeit mit Dotmar den australischen Markt aufbaute und mittlerweile
     im Ruhestand ist.

     Auch heute ist die Lagerhaltung eine der größten Herausforderungen.
     Für den Distributeur gilt es, massiv in die Produktbestände vor Ort zu
     investieren. „Nur dann sind wir gegenüber dem lokalen Wettbewerb
     und den asiatischen Produktionsstätten konkurrenzfähig“, sagt Stainer.
     Dotmar hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein sehr gutes Image
     im Markt aufgebaut. Eines blieb aber immer gleich: das enge Ver­
UNTERNEHMENSBEREICH INDUSTRIAL         Porträt
                                                                                               15

                         Ein guter Name in der Kunststoffwelt: Dotmar ist seit gut 50 Jahren
                         auf dem australischen Kontinent aktiv.

                  trauensverhältnis und die Nähe zwischen den beteiligten Personen.
                  Auf Röchling-Seite war Willy Bölscher der Mann der ersten Stunde,
                  auf Dotmar-Seite der junge australische Ingenieur Bruce Armstrong.
                  Er kam 1986 das erste Mal nach Haren und reiste mit jeder Menge
                  Eindrücken und neuen Ideen wieder zurück nach Australien. „Er hat
                  in Deutschland gesehen, was man mit Polystone® in der Industrie alles
                  machen kann, und war davon begeistert“, sagt Bölscher.

                  Offene und transparente Partnerschaft
                  Über Umwege wurde Armstrong 1994 einer der Eigentümer von Dotmar –
                  und konnte nun seine Ideen umsetzen. Das Unternehmen entwickelte
                  sich rasant. Heute gehört es zur australischen MM Plastics Group. Als
                  Garant für den gemeinsamen Erfolg nennt Bölscher den Transport von
                  Ideen und Anwendungen und vor allem den guten persönlichen Kontakt,
                  nicht nur auf der Management-Ebene. Das sieht Darryl Johanning genau-
                  so: „Wir pflegen eine offene und transparente Partnerschaft und haben
                  auf diese Weise ein sehr erfolgreiches gemeinsames Geschäft in diesem
                  Teil der Welt aufgebaut.“
16

     Andre Hackmann ist Qualitätssicherungsbeauftragter für die Bearbeitung von Duroplasten in Haren.
     Das 3D-Koordinatenmessgerät, das er bedient, arbeitet mit einem taktilen Messfühler und ermöglicht es,
     Teile auf hundertstel Millimeter genau zu vermessen.
UNTERNEHMENSBEREICH INDUSTRIAL    Interview
                                                                   17

 QUALITÄT
GANZ GENAU
  IM BLICK

                  UNTERNEHMENSBEREICH INDUSTRIAL:
                  Wie Röchling intern für optimale Abläufe sorgt
18

     UNTERWEGS
      IN SACHEN
       QUALITÄT

       An den internationalen Standorten der Röchling-Gruppe soll überall
       derselbe hohe Qualitätsstandard gelten, auf den sich die Kunden
       hundertprozentig verlassen können. Johannes Mohs, Leiter des Qualitäts­
       managements im Unternehmensbereich Industrial der Röchling-Gruppe,
       ist in dieser Mission ständig unterwegs. „Er reist so viel wie Genscher“,
       sagen die Kollegen. Der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher
       galt als rastloser Reisender. Im Interview berichtet Mohs von den
       Anforderungen der Kunden, vor allem aber darüber, wie Röchling
       intern für optimale Abläufe sorgt.

       Wie lässt sich die Qualität eines Herstellers von technischen Kunst­
       stoffen überhaupt messen? Auf was kommt es den Kunden an?
       Technische Werte stehen eindeutig im Vordergrund. Allerdings wird
       das Thema Verlässlichkeit, zum Beispiel bei der Termineinhaltung,
UNTERNEHMENSBEREICH INDUSTRIAL                Interview
                                                                                                     19

          Johannes Mohs leitet das Qualitätsmanagement im Unternehmensbereich Industrial.
          Er ist viel unterwegs und dafür verantwortlich, dass an den unterschiedlichen Standorten
          derselbe hohe Qualitätsstandard erfüllt wird.

                       immer wichtiger. Hinzu kommen Kompetenz und Auftreten. Der Kunde
                       muss spüren, dass er es mit einem Partner zu tun hat, der ihn bei der
                       Bewältigung seiner Aufgaben aktiv unterstützen kann.

                       Muss man als Unternehmen heutzutage zertifiziert sein?
                       Ohne die ISO 9001, die im Bereich Qualität einschlägig ist, geht es nicht.
                       Sie liefert die Grundlagen für eine systematische Arbeitsweise. Darüber
                       hinaus kommt es aber darauf an, immer wieder die spezifischen Kunden-
                       anforderungen zu ermitteln, um nah an den Bedürfnissen und Erwar-
                       tungen der Kunden dran zu sein. Neben der Qualität spielen außerdem
                       verstärkt die Themen Umwelt, Sicherheit, Compliance und Nachhaltigkeit
                       eine Rolle. Zudem müssen wir unter Beweis stellen, dass wir sämtliche
                       Prozesse beherrschen, also zum Beispiel Beschaffung, Herstellung,
                       Verpackung und Kontrolle.
20

            Qualitätssiegel: Ein integriertes Managementsystem ist Grundlage dafür,
            dass die Anforderungen zum Beispiel in den Bereichen Qualität,
            Umweltschutz und Arbeitssicherheit erfüllt werden.

     Werden Sie auch von Ihren Kunden auditiert?
     Das ist gang und gäbe. Viele Kunden kommen zu uns ins Haus und
     führen teils mehrtägige Audits nach eigenen Vorgaben durch. Sie wollen
     vor allem sehen, wie wir unsere Prozesse im Griff haben und uns als
     Lieferant qualifizieren. Denn für unsere Kunden ist es extrem wichtig,
     dass sie sich auf die termingerechte Lieferung einwandfreier Produkte
     verlassen können. Andernfalls gerät ihr eigener Produktionsprozess
     aus den Fugen, und das ist für einen Lieferanten ein absolutes
     K.-o.-Kriterium.

     Wie messen Sie Röchling-intern die Qualitätsstandards?
     Für uns gibt es fünf wesentliche Punkte: Wie viele Reklamationen und
     Ersatzleistungen haben wir, wie termintreu liefern wir, wie hoch ist
     die Kundenzufriedenheit, wie laufen unsere Kundenaudits und wie sieht
     es in Sachen Dokumentation und Rückverfolgbarkeit aus. Ganz besonders
     wichtig ist uns das Vertrauen, das die Kunden uns schenken, indem
     sie ihre Produkte von unterschiedlichen Röchling-Standorten beziehen.
     Das tun sie nur, wenn sie sich darauf verlassen können, dass wir von
     überall das gleiche Qualitätsprodukt liefern.

     Wie sorgen Sie hier für eine enge Kommunikation,
     auch über die weltweiten Standortgrenzen hinweg?
     Wir haben an nahezu jedem Standort einen Qualitätsmanagement­
     beauftragten. Für das Thema müssen aber grundsätzlich alle Mitarbeiter
UNTERNEHMENSBEREICH INDUSTRIAL                   Interview
                                                                                                                      21

Helena Meyer, Auszubildende zur Verfahrens­                        CNC-Fräser Heinz Tieben (l.) und Frank Dickmann,
mechanikerin Kunststoff und Kautschuk, überprüft                   Leiter Qualitätsmanagement in Haren,
mit einem Digitalmikroskop die Qualität                            nutzen den Messschieber, um die Kontur-
eines Materialspans einer gepressten Platte.                       genauigkeit zu bestimmen.

                                    sensibilisiert sein – vom Top-Manager über den Projektleiter bis hin zum
                                    Mitarbeiter an der Produktionsanlage. Wir haben ein Qualitätsmanage-
                                    menthandbuch erstellt, das unsere sämtlichen Prozesse abbildet – jeder
                                    muss sich an diese Regeln halten. Mein Team ist in engem Austausch
                                    mit den Standorten, und wir besuchen diese teilweise mehrmals im Jahr.
                                    Darüber hinaus führen wir unangemeldete interne Audits durch. Neue
                                    Richtlinien und Verfahrensanweisungen kommunizieren wir regelmäßig
                                    und systematisch. Und für spezifische Projekte werden die Mitarbeiter
                                    zusätzlich geschult.

                                    Was müssen Mitarbeiter können, die im Qualitätsmanagement
                                    tätig sind?
                                    Fachwissen und ein gutes Verständnis der Prozesse sind die Grund­
                                    lage. Auch eine Zulassung als Auditor ist hilfreich. Man muss Verträge,
                                    Normen, Gesetze und Richtlinien lesen, verstehen und umsetzen können.
                                    Teilweise ist das ja eine sehr trockene Materie. Gleichzeitig müssen die
                                    Mitarbeiter kommunikativ sein, sicher auftreten, Englisch beherrschen
                                    und eine hohe Reisebereitschaft mitbringen. Geeignete junge Mitar-
                                    beiter führen wir bereits in der Ausbildung an Qualitätsthemen heran.
                                    Wir haben junge Kollegen, die ganz selbstständig arbeiten und schon
                                    richtige Profis sind. Das ist eine klasse Truppe.
22

       RÖCHLING-GRUPPE
             2017

 1.841                              228                          9.733
      Mio. €                            Mio. €
     Umsatz                            EBITDA                        Mitarbeiter

                                        €

               Drei unternehmerische Leitmotive haben das Unternehmen
               auf dem Weg ins internationale Spitzenfeld der Kunststoff­
               unternehmen geprägt:

               Kompetenz, Qualität und Innovation.
RÖCHLING-GRUPPE         Profil
                                                                                                          23

        737                                       991                                  114
         Mio. € Umsatz                             Mio. € Umsatz                        Mio. € Umsatz

 Unternehmensbereich                       Unternehmensbereich                  Unternehmensbereich
      Industrial                                Automotive                            Medical

        3.511                                     5.463                                  718
        Mitarbeiter                               Mitarbeiter                          Mitarbeiter

            40                                         43                                    4
         Standorte                                 Standorte                            Standorte

Der Unternehmensbereich                   Der Unternehmensbereich              Der Unternehmensbereich
Industrial bedient nahezu alle            Automotive steht für Komponen-       Medical bietet seinen Kunden
Sektoren der Industrie mit anwen-         ten und Systemlösungen auf den       eine breite Palette von kunden­
dungsbezogen ­optimalen Werk-             Gebieten Aerodynamik, Antrieb        individuellen Produkten – aber
stoffen. Dafür verfügt Röchling           und Neue Mobilität. In der Ent-      auch Standards – aus Kunststoff
über das wohl ­umfangreichste             wicklung nah am Kunden und glo-      für die Bereiche Pharmazie,
Produktportfolio thermo- und duro-        bal präsent, liegt unser Fokus auf   Diagnostik, Surgery und Life
plastischer Kunststoffe weltweit.         den aktuellen Herausforderungen      Science. Die hochwertigen
Hergestellt werden Halbzeuge wie          der Automobilindustrie: Vermin-      Produkte werden in innovativen
Platten, Rund-, Hohl- und Flach-          derung von Emissionen, Gewicht       Verabreichungs- und Primärver-
stäbe, Formgussteile sowie Profile        und Treibstoffverbrauch.             packungssystemen, chirurgischen
und spanabhebend bearbeitete                                                   Instrumenten und Diagnose-
und konfektionierte Präzisions­                                                Einwegartikeln verwendet.
komponenten.
24

     In Deutschland: Über Bereichsgrenzen hinweg werden im Technical Center Worms
     kundenorientierte Lösungen entwickelt.
UNTERNEHMENSBEREICH AUTOMOTIVE   Bericht
                                                               25

EINMAL UM
 DIE WELT

                  UNTERNEHMENSBEREICH AUTOMOTIVE:
                  Wie Röchling seine weltweiten Auftraggeber
                  in Richtung Zukunft begleitet
26

     Röchling Automotive will dort sein, wo der Kunde ist – räumlich,
     thematisch, gedanklich. So begleitet das Unternehmen seine weltweiten
     Auftraggeber in Richtung Zukunft. Es unterstützt sie, indem es global
     denkt, lokal entwickelt und flexibel produziert. Sichtbar wird dies in
     den folgenden Kurzberichten aus dem Silicon Valley, aus einem Tal in
     Südtirol, vom Rheinufer und von der neuen chinesischen Seidenstraße.

     Röchling im Silicon Valley präsent
     Wer heutzutage etwas auf sich hält, ist im Silicon Valley vertreten,
     der wichtigsten Zukunftsmaschinerie und dem Eldorado für Start-ups.
     Das gilt auch für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer. In der
     Heimat von Google und Apple begreifen viele Vordenker das Auto schon
     heute als Smartphone auf vier Rädern. Auch Röchling Automotive will
     an Themen wie dem selbstfahrenden Auto nah dran sein und hat deshalb
     im Jahr 2017 in San José ein Büro eröffnet. „Unsere Kunden begrüßen
     unsere lokale Präsenz und freuen sich auf unsere Ideen“, sagt Jermel
     Jones, Leiter des Kundenteams Westküste in San José.
UNTERNEHMENSBEREICH AUTOMOTIVE                  Bericht
                                                                                               27

          In Italien: Rafael Farfán, Luca Marini, Francesca Brunori und Claudio Nava (v. l.)
          aus der Vorentwicklung und dem Produktmanagement in Leifers beraten sich
          zu einem SCR-Tank-Test.

                        Röchling Automotive hat an der amerikanischen Westküste einen starken
                        und stetig wachsenden Kundenstamm, für den man vor Ort einen echten
                        Mehrwert schafft. Das ist das eine. Das andere ist der enge Kontakt
                        zu neuen, aufstrebenden Kunden, Trends und Technologien, vor allem
                        aus dem Bereich der neuen Mobilität. Röchling Automotive will so die
                        nächste Generation von Mobilitätslösungen mitprägen, zum Beispiel
                        durch die Entwicklung von Komponenten und Systemen für Elektro- und
                        Hybridfahrzeuge. Zum Produktbereich New Mobility gehören schon jetzt
                        Batteriegehäuse aus Stratura® Hybrid, einem Material, das eine hohe
                        Biegesteifigkeit, eine hohe Energieaufnahme und große Leichtigkeit
                        aufweist. Zudem wird mit Hochdruck an unterschiedlichen Ladesystemen
                        geforscht.

                        Röchling Automotive sammelt durch den lokalen Austausch mit seinen
                        Kunden und durch Beobachtung lokaler Trendmärkte weltweit jede
                        Menge Wissen und Ideen. Beides fließt in den europäischen Entwick-
                        lungs­zen­tren in Leifers in Südtirol und in Worms am Rhein zusammen.
                        Die Fachleute dort erforschen und entwickeln für alle internationalen
                        Standorte innovative Systeme und Produkte. Es entsteht eine Art Kreis-
28

     In China: Jackon Huang (r.) bespricht technische Lösungen
     mit einem Produktionskollegen im Röchling-Werk in Kunshan.

                  lauf, eine nicht versiegende Kommunikation, entsprechend dem Röchling
                  Automotive-Motto „Driving Efficiency Home“. Röchling bringt die
                  Effizienz zum Kunden – ganz gleich, wo dieser zuhause ist.

                  „An beiden Standorten haben wir im Jahr 2017 jeweils ein Technical
                  Center eröffnet, um den individuellen Anforderungen der Kunden und
                  der Märkte optimal gerecht zu werden“, berichtet Vincent Mauroit,
                  General Manager Innovation & Business Development. Diese Technical
                  Centers fördern eine enge Zusammenarbeit über Bereichsgrenzen hin-
                  weg. „Wir können noch effizienter und kundenorientierter entwickeln“,
                  so Mauroit.

                  Röchling folgt seinen Kunden
                  Davon profitieren auch die Röchling-Kunden in Asien. China als auto-
                  mobile Supermacht ist seit vielen Jahren ein wesentlicher Markt von
                  Röchling Automotive. Das kurz vor der offiziellen Eröffnung stehende
                  Werk in Chongqing ist Teil der Internationalisierungsstrategie: Überall
                  dort, wo sich neue Märkte mit einem guten Umfeld bieten, ist Röchling
                  Automotive präsent und folgt dabei seinen Kunden. Nur 20 Kilometer
                  sind es vom neuen Werk in Chongqing zum größten Produktionsstandort
                  von Changan Ford.
UNTERNEHMENSBEREICH AUTOMOTIVE                Bericht
                                                                                            29

          In den USA: Jermel Jones leitet das Kundenteam Westküste in San José
          und ist überzeugt: „Unsere Kunden freuen sich auf unsere Ideen.“

                       Chongqing mit seinen 31 Millionen Einwohnern ist das wirtschaftliche
                       Zentrum im Südwesten Chinas und einer der größten Standorte der
                       Automobilindustrie. Die Metropole gilt als ein wesentliches Kernstück
                       der „One Belt, One Road“-Initiative der chinesischen Regierung. Dieses
                       Projekt, das auch den Namen „Neue Seidenstraße“ trägt, sieht den Bau
                       von Häfen, Eisenbahnlinien und Straßen vor, die die großen Wirtschafts-
                       zentren Chinas mit Europa verbinden. „Dort haben wir enormes Poten­
                       zial, um weiter zu wachsen“, sagt Denis Viaro, General Manager Röchling
                       Automotive Asia.

                       In Chongqing ist Röchling nah am Kunden dran, aber auch an den neues-
                       ten Trends. Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt im Reich der Mitte immer
                       mehr an Bedeutung – bei den Elektroautos fährt das Land international
                       längst voran. Mit Hochdruck werden Aktivitäten in Sachen Industrie 4.0
                       angestoßen. „In China sehen wir besser als irgendwo sonst, dass die
                       Zukunft der Automobilindustrie in innovativen Kunststofflösungen liegt,
                       in die Elektronik-Know-how integriert ist“, sagt Jackon Huang, Werkleiter
                       Chongqing. Röchling Automotive ist mit dabei.
30

     So entsteht ein Wassertank – der erste Schritt: Röchling nutzt moderne digitale Tools
     wie beispielsweise interaktive PDFs, um Konstruktionsdaten inklusive aktueller Teileinformationen
     aus dem Produktlebenszyklus-System intern zu verschicken. Das erleichtert den Mitarbeitern
     den direkten Austausch von Ideen. Auch Kunden lassen sich miteinbeziehen.
UNTERNEHMENSBEREICH AUTOMOTIVE      Feature
                                                                         31

 SCHNELL,
SCHNELLER,
  DIGITAL

                  UNTERNEHMENSBEREICH AUTOMOTIVE:
                  Wie neue Technologien Arbeitsmethoden und Produktion
                  verändern
32

     IDEEN MITHILFE
     DIGITALER TOOLS
          TEILEN

         Das Rad dreht sich schneller. Die zunehmende Geschwindigkeit ist ein
         wesentliches Merkmal des digitalen Zeitalters. Zulieferer sind gefordert,
         rasant neue smarte Systeme, Produkte und Materialien sowie reibungs-
         los funktionierende automatisierte Prozesse und Schnittstellen zu den
         Automobilherstellern zu kreieren und im Einsatz zu haben. Röchling
         Automotive optimiert konsequent und kontinuierlich alle Elemente
         entlang der Wertschöpfungskette – von der Ideenentwicklung über die
         Entstehung und Herstellung eines Produktes bis hin zu dessen Lebens­
         ende als Ersatzteil. Dabei digitalisiert sich das Unternehmen zusehends.
         Hauptakteure im digitalen Transformationsprozess sind die Mitarbeiter,
         die wertvollste Ressource, die ein Unternehmen hat.

         Die von Röchling initiierten digitalen Initiativen führen die Mitarbeiter
         von Berlin über Tel Aviv ins Silicon Valley. In diesen Ideenschmieden ler-
         nen sie das digitale Know-how und den Mut der Start-up-Unternehmen
         kennen und nehmen beides als Inspiration und Herausforderung mit
         nach Hause. „Röchling selbst ist natürlich kein Start-up-Unternehmen,
         aber wir untersuchen unsere Produkte und Prozesse ebenso gründlich
UNTERNEHMENSBEREICH AUTOMOTIVE                   Feature
                                                                                                33

 Zweiter Schritt auf dem Weg zum Wassertank: Mit einfachsten Bauelementen werden
 in einem Minimum Viable Product (MVP) die grundlegenden Funktionen veranschaulicht.

                           und hinterfragen sie genauso tiefgründig, wie das ein Start-up-Unterneh-
                           men tut“, sagt Vincent Mauroit, General Manager Innovation & Business
                           Development bei Röchling Automotive.

                           Konstrukteure rücken nah zusammen
                           An innovativen Ideen mangelt es Röchling Automotive ebenfalls nicht.
                           Da aber auch die beste Idee nichts nützt, wenn sie niemand kennt, wenn
                           sie nicht aufgegriffen oder wenn sie am Ende schlecht umgesetzt wird,
                           gibt Röchling allen Mitarbeitern weltweit die Chance, ihre Ideen mithilfe
                           moderner digitaler Tools mit Kollegen zu teilen. Gab es früher Konstruk-
                           tionszeichnungen, werden heute interaktive PDFs verschickt. Mit einem
                           einzigen Klick auf das Einzelteil einer Baugruppe werden sofort alle
                           Teileinformationen angezeigt, die in einem zentralen Datenbanksystem
                           hinterlegt sind. Und es geht auch umgekehrt: Durch den Klick in eine
                           Materialstückliste wird das zugehörige Bauteil in der Konstruktions­
                           darstellung farblich markiert. Mithilfe der intuitiv bedienbaren Software
                           rücken die Konstrukteure frühzeitig und nah zusammen: Sie können
                           sich bereits über ein sogenanntes Minimum Viable Product (MVP)
34

     Aus den freigegebenen Daten kann schnell ein erster Demonstrator gebaut werden.
     An ihm tauschen sich Walter Kral, Christoph Ganthaler und Vincent Mauroit (v. l.)
     über neue Ideen aus, um den Lösungsansatz weiter zu konkretisieren.

                                 austauschen, also über ein minimal funktionsfähiges Produkt, und ge-
                                 meinsam weiter­führende Lösungen entwickeln. Dank der digitalen Tools
                                 haben die Mitarbeiter zu jeder Zeit und an jedem Ort einen sicheren
                                 Zugriff auf alle wesentlichen Daten.

                                 Wie wichtig es bei solchen Kreativitätsprozessen ist, Missverständnisse
                                 und Fehlinterpretationen auszuschließen, kann sich auch der Laie vorstel-
                                 len. Hilfe bietet hier der digitale Stempel, der die Freigabe der Konstruk-
                                 tionselemente steuert. Der Prozess ist reibungsfrei und macht auch noch
                                 Spaß. Unabhängig von der genutzten CAD-Software sorgen Konvertie-
                                 rungsserver an allen Entwicklungsstandorten von Röchling Automotive
                                 für Einheitlichkeit und Geschwindigkeit. Das Unternehmen treibt so die
                                 Digitalisierung im Engineering aktiv voran.

                                 Verstärkter Einsatz von Sensoren und Software
                                 Neue Technologien verändern nicht nur die Arbeitsmethoden eines Auto-
                                 mobilzulieferers, sondern auch die Fahrzeuge als solche. Im Zusammen-
                                 hang mit dem selbstfahrenden Auto sind Sensoren und Software wich­
                                 tige Stichworte – sie sind absolut unverzichtbar. Als Systemlieferant setzt
UNTERNEHMENSBEREICH AUTOMOTIVE               Feature
                                                                                              35

          Dritter Schritt: Schon wenige Wochen später kann Röchling
          den Kunden einen ersten Prototypen vorstellen.

                       auch Röchling Automotive verstärkt auf deren Einsatz. Fahrzeug­sensoren
                       erkennen zum Beispiel, ob die Qualität einer Flüssigkeit gut und ein Tank
                       noch ausreichend gefüllt ist. Ventile an den Behältern reagieren dann auf
                       hohe Temperaturen und öffnen gegebenenfalls einen anderen Weg für
                       Fluide. Software-Updates „over the air“ sorgen dafür, dass die Systeme
                       immer auf dem neuesten Stand sind.

                       Auf dem Weg zur Smart Factory
                       Eine Herausforderung ist die Digitalisierung der Produktion, die als
                       Industrie 4.0 bezeichnet wird. Sie soll vor allem dazu beitragen,
                       dass Röchling Automotive schnell auf einen sich verändernden Bedarf
                       reagieren kann – also noch näher am Kunden dran ist. Alle Maschinen
                       in den Röchling Automotive-Werken weltweit haben IP-Adressen, um
                       miteinander zu kommunizieren, und sämtliche Planungen erfolgen
                       bereits automatisch. Röchling Automotive betreibt sogar schon Pilot­
                       werke, die nach Durchleuchtung durch externe Experten als Maβstab
                       bestimmt wurden. Bis Mitte 2019 werden alle Anlagen intelligent,
                       vernetzt und digitalisiert sein. Dann ist die Smart Factory bei Röchling
                       Automotive Wirklichkeit.
36

                                     Kanada
                                     Orangeville, ON

                                                             Belgien
                                                             Gijzegem

                                                          Frankreich
                                                          Décines
       USA
                                                          Maxéville
       Akron, OH
                                                          Paris
       Cleveland, OH
       Dallas, NC
       Duncan, SC
       Gastonia, NC         Mexiko
                                                       Brasilien
       Kimberly, WI         Silao
                                                       Itupeva
       Mount Pleasant, PA
       Ontario, CA
       Rochester, NY
       San José, CA
       Troy, MI

     WELTWEITE PRÄSENZ:
       88 STANDORTE
       IN 25 LÄNDERN
RÖCHLING-GRUPPE         Standorte
                                                                                                  37

                       Lettland
                       Liepāja
      Schweden
      Göteborg           Finnland
      Virserum           Rusko

  Dänemark                   Russland
  Allingåbro                 Sankt Petersburg

Groß-
britannien
Birmingham
Gloucester
High Peak
Hitchin                                   Slowakei
                                          Nové Mesto nad Váhom

                                          Rumänien                                        Südkorea
                     Ts c h e c h i e n   Piteşti                                         Asan
Spanien
                     Kraslice
Araia                                                                                     Japan
                     Ostrava
Bocairent                                                                                 Hiroshima
                     Planá nad Lužnicí
Teruel                                                                        China       Osaka
                                                                              Changchun   Yokohama
                   Österreich
Deutschland                                                                   Chengdu
                   Oepping
Mannheim,                                                                     Chongqing
Firmensitz                                                                    Kunshan
Arnstadt          Italien                       Indien       Thailand
                                                                              Shenyang
Bad Grönenbach-   Abbiategrasso                 Mumbai       Chon Buri
                                                                              Suzhou
Thal              Gozzano                       Vadodara
Brensbach         Leifers
Gernsbach         Trento                                                 Singapur
Haren             Venegono Inferiore                                     Singapur
Ingolstadt        Volpiano
Köln
Lahnstein
Laupheim
Lützen
Mainburg
München
Nentershausen
Neuhaus am
Rennweg
Peine
Roding
Ruppertsweiler
Rüsselsheim
Stuttgart
Troisdorf
Wackersdorf
Weidenberg
Wolfsburg
Worms
38

     Klein, aber sehr anspruchsvoll: Marco Vey (r.) und Joachim Lehmann begutachten eine Ampulle,
     die Röchling für Aseptic Technologies herstellen wird. In diese sogenannten Vials werden vor allem
     onkologische Medikamente abgefüllt.
UNTERNEHMENSBEREICH MEDICAL      Report
                                                                     39

SORGFALT
   IST
OBERSTES
 GEBOT

              UNTERNEHMENSBEREICH MEDICAL:
              Röchling produziert Ampullen in Reinraumklasse ISO 5
              und im Zweikomponenten-Spritzgussverfahren
40

         AKRIBISCHE
     VORBEREITUNG AUF
     DIE NEUE AUFGABE

          Der Unternehmensname ist Programm: Aseptic Technologies liefert
          für die Pharmaindustrie Anlagen, die eine aseptische Medikamenten-
          ab­füllung sicherstellen. Die zur Abfüllung benötigten Kunststoff-
          ampullen, sogenannte Vials, werden künftig von Röchling Medical
          produziert und geliefert.

          Aseptic Technologies wurde im Jahr 2002 gegründet und hat seinen
          Hauptsitz in Belgien. Das Unternehmen hat nun erstmals einen Auftrag
          an Röchling Medical vergeben. Doch auch wenn der Kontakt noch frisch
          ist – eine Phase des intensiven gegenseitigen Kennen- und Verstehen-
          lernens in den vergangenen Monaten hat bereits zu einer engen und ver-
          trauensvollen Zusammenarbeit geführt. „Mitarbeiter des Kunden waren
          mehrfach bei uns in Brensbach, haben sich unsere Produktion, unsere
          Prozesse, unsere Systeme angeschaut und die Mitarbeiter kennenge-
          lernt, die künftig maßgeblich in dieses Projekt involviert sein werden“,
          berichtet Marco Vey, stellvertretender Projektleiter von Röchling Medical
          Europe. Was der Kunde zu sehen bekam, hat ihn überzeugt.

          In Brensbach werden für Aseptic Technologies künftig Vials produziert,
          die aus vier Teilen bestehen: einem Wirkstoffbehälter, einem Stopper,
          der diesen Behälter verschließt, sowie zwei Kunststoffringen, die den
          Behälter oben und unten einfassen, sogenannte Top- und Bottom-Ringe.
UNTERNEHMENSBEREICH MEDICAL                      Report
                                                                                                         41

Auf den Anlagen von Aseptic Technologies werden die Stopper mit einer speziellen Nadel
durchstochen. Ein Laser verschließt die Punktionsstelle anschließend sofort wieder.

                                    In Brensbach werden die Vials unmittelbar nach dem Spritzgießen unter
                                    Reinraumbedingungen verschlossen und nach der Montage an Aseptic
                                    Technologies geliefert. Von dort gelangen die Ampullen zu den Pharma­
                                    herstellern, die sie zunächst mithilfe von Gammastrahlung sterilisieren
                                    und dann befüllen. Hier hat Aseptic Technologies ein besonderes An-
                                    lagenkonzept entwickelt. Mit einer speziellen Nadel wird der Stopper
                                    durchstochen, um das flüssige Arzneimittel anschließend in die Ampulle
                                    injizieren zu können. Die Punktionsstelle im Stopper wird mit einem
                                    Laser sofort wieder versiegelt. Der Inhalt der Ampullen wird in Kliniken
                                    oder Arztpraxen mit einer Spritze, die man durch den Stopper sticht,
                                    ent­nommen und dem Patienten injiziert.

                                    Neues Verfahren, neue Reinraumklasse
                                    Die Produktion von Ampullen unter Reinraumbedingungen ist für
                                    Röchling Medical Europe grundsätzlich nichts Neues. Beim Herstell-
                                    prozess für Aseptic Technologies betreten die Kunststoffspezialisten
                                    allerdings Neuland. Die Vials werden nicht spritzgeblasen, sondern im
                                    Zweikomponenten-Montage-Spritzgussverfahren und in einem Reinraum
                                    der Klasse ISO 5 hergestellt. „Der Herstellprozess und diese Reinraum­
                                    kategorie sind für uns neu. Wir bereiten uns derzeit akribisch vor
                                    und werden die neuen Herausforderungen professionell meistern“,
                                    sagt Projektleiter Vey.
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     Zweikomponenten-Montage-Spritzguss bedeutet, dass zwei Teile aus
     unterschied­lichen Werkstoffen in nur einem Werkzeug hergestellt
     werden, in diesem Fall der Wirkstoffbehälter aus einem transparenten
     Cycloolefin-Copolymer (COC) und der Stopper aus thermoplastischem
     Elastomer (TPE). Zwei Roboter entnehmen die fertigen Teile aus den
     Werkzeugkavitäten und fügen sie anschließend zusammen. Dieser
     Prozess findet komplett unter Reinraum-ISO-5-Bedingungen statt – eine
     Kontamination der Ampullen wird so verhindert. Kratzer, Flecken und
     erhöhte Spannungen müssen im transparenten Copolymer unbedingt
     ausgeschlossen werden. Daher sind die äußerst kratzempfindlichen
     COC-Teile quasi mit Samthandschuhen durch den gesamten Produk-
     tionsprozess zu führen und nur im Randbereich durch die Roboter zu
     fassen. „Um Oberflächenirritationen zu vermeiden, müssen auch unsere
     Werkzeugkavitäten eine besonders hohe Oberflächengüte aufweisen“,
     erläutert Projektleiter Vey. Jede einzelne Ampulle werde außerdem um
     360 Grad gedreht und dabei mit einem Kamerasystem einer Auflicht-
     und Durchlichtkontrolle unterzogen, berichtet der 39-Jährige.

     Hochfest und bruchsicher
     Ampullen aus technischen Kunststoffen haben gegenüber Glasampullen
     einen entscheidenden Vorteil: Der hochfeste und bruchsichere Werkstoff
     verhindert, dass eine Ampulle kaputtgeht, wenn sie bei der Anwendung
     versehentlich herunterfällt. Gleichzeitig hat der Kunststoff sehr gute
     Barriereeigenschaften, ähnlich wie Glas. Das bedeutet, dass Flüssigkeiten
     oder Gase nicht durch ihn hindurchwandern können. Darüber hinaus
     können Pharma- und Gesundheitsindustrie die Ampullen aufgrund ihrer
     besonderen Konstruktion und ihrer Materialeigenschaften in flüssigem
     Stickstoff lagern, ohne dadurch die Integrität des Behälterverschlusses
     zu gefährden. Hergestellt werden die Ampullen für Aseptic Technologies
     in drei Größen. Die „normalen“ Vials fassen einen oder zwei Milliliter,
     eine besondere Variante ist für weniger als einen Milliliter geeignet.
     Sie hat einen v-förmigen Boden, der es ermöglicht, auch die kleinste
     Restmenge mit der Spritze zu entnehmen. Da die Arzneien, die vor allem
     in der onkologischen Behandlung eingesetzt werden, sehr teuer sind,
     ist diese Restentleerung ein wichtiger Gesichtspunkt.
UNTERNEHMENSBEREICH MEDICAL                Report
                                                                                                    43

       Die in Brensbach hergestellten Ampullen bestehen aus vier Teilen: einem Wirkstoffbehälter,
       einem Stopper und zwei Ringen. Im gesamten Bearbeitungsprozess wird der äußerst
       kratzempfindliche Kunststoffbehälter quasi mit Samthandschuhen durch den Reinraum geführt.

                    Während des Produktionsprozesses darf sich niemand im Reinraum
                    aufhalten, sämtliche Schritte sind komplett automatisiert. Müssen
                    Werkzeuge getauscht oder andere Tätigkeiten an den Anlagen aus­
                    geführt werden, gelten für den Zutritt zum Reinraum und das Verlassen
                    allerstrengste Hygienevorschriften. „Wir produzieren erstmals in einem
                    Reinraum der Klasse IS0 5. Wir haben unsere Mitarbeiter entsprechend
                    geschult, fordern eine hohe Disziplin ein, sorgen dafür, dass alle unsere
                    Prozesse die sehr hohen Anforderungen erfüllen und kontrollieren das
                    Ganze mit entsprechenden Monitoringsystemen“, sagt Joachim Lehmann,
                    Business Unit Director Medical Europe. Auch der Verpackungsprozess
                    inklusive des sterilen Einschweißens der Ampullen ist exakt geregelt.

                    Bei Röchling Medical arbeitet ein großes Team an der Einrichtung perfek-
                    ter Prozesse. Beteiligt sind Mitarbeiter unter anderem aus den Bereichen
                    Einkauf, Qualität, Werkzeugbau, Produktion und Technische Dienste
                    zur Werkplanung. Mit dem Kunden findet regelmäßig alle 14 Tage
                    eine Telefonkonferenz zur Abstimmung des Projektstands statt, hinzu
                    kommen Treffen am Standort in Brensbach oder auch in Belgien. Für
                    Aseptic Technologies ist ein reibungsloser Anlauf des Projektes wichtig,
                    um die Pharmaunternehmen gewohnt zuverlässig beliefern zu können.
                    Gemeinsam mit Röchling Medical ist man auf dem besten Weg.
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     Dimitri Dering, Anwendungstechniker in der Produktion in Brensbach, an einer Spritzgussmaschine,
     mit der die Oralspritze für das System Sympfiny hergestellt wird. Röchling hat einen Werkzeugprototyp
     entwickelt, der immer weiter optimiert wird.
UNTERNEHMENSBEREICH MEDICAL   Bericht
                                                         45

GROSSE NÄHE
   UNTER
 PARTNERN

               UNTERNEHMENSBEREICH MEDICAL:
               Röchling und HS Design entwickeln
               bahnbrechendes Medikamentenabgabesystem
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     KOMPLEXES SYSTEM
         MIT ZWÖLF
       KOMPONENTEN

          Kunststoffprodukte für die Medizin- und Pharmabranche entwickeln und
          herstellen – das ist die Kernkompetenz der Röchling-Unternehmen im
          Bereich Medical. Das Spektrum reicht von Präzisionskunststoffteilen bis
          zu hochwertigen Verpackungen. Damit der Kunde genau das bekommt,
          was er sucht, ist eine enge Kommunikation zwischen den Bereichen
          gefragt – über Standortgrenzen hinweg.

          Genau so verhielt es sich im Fall von „Sympfiny“. Röchling Medical in
          Rochester, NY/USA, erhielt Mitte 2016 eine Anfrage des amerikanischen
          Unternehmens HS Design mit Sitz in Gladstone, NJ/USA. Bei ihm handelt
          es sich um ein nutzen­orientiertes Produktentwicklungsunternehmen,
          das innovative Design­lösungen für den medizinischen und pharmazeuti-
          schen Bereich anbietet. HS Design war auf der Suche nach einem Partner,
          um gemeinsam mit diesem an der Ausschreibung eines weltweit führen-
          den Pharma­unternehmens teilzunehmen. Röchling Medical am Standort
          Rochester stellte umgehend den Kontakt zu seinen europäischen
          Schwesterfirmen her, die über das gesuchte Know-how verfügen.
UNTERNEHMENSBEREICH MEDICAL                      Bericht
                                                                                                       47

Das klappt doch: Für Kinder, die keine bittere Medizin schlucken, sind multipartikulare
Medikamente entwickelt worden. Diese neutralisieren den Geschmack des Wirkstoffs.
Das Medikamentenabgabesystem Sympfiny ermöglicht eine sichere und zuverlässige
Verabreichung der Arznei.

                         Die Idee des Pharmaherstellers: Kinder, die keine bittere Arznei schlu-
                         cken, sollen diese künftig in Form von multipartikularen Medikamenten
                         erhalten. Dabei handelt es sich um winzige Kügelchen, etwa in der Größe
                         von Salzkristallen. Diese Mikrokügelchen sind mehrschichtig, wobei die
                         äußerste Schicht den Geschmack des eigentlichen Wirkstoffs neutrali-
                         siert, ohne dessen Wirkung zu beeinträchtigen.

                         Entwicklungspartner gesucht
                         Die Herausforderung: Wie lassen sich die multipartikularen Medikamente
                         verpacken und zuhause einfach, zuverlässig und in exakter Dosierung
                         über den Mund an Kinder verabreichen? HS Design hatte eine Reihe
                         von Ideen und Designs, benötigte aber einen Entwicklungspartner, mit
                         dem die Ideen weiterentwickelt und in ein funktionelles industrielles
                         Design überführt werden konnten. Dieser Partner musste in der Lage
                         sein, Prototypen- und Pilotteile zu erstellen und im Erfolgsfall das System
                         auch in Großserie zu produzieren und zu vermarkten.
48

     Die Lösung: Das System Sympfiny besteht aus einer Dose inklusive
     Deckel, in der sich das Medikament befindet. An die Dose lässt sich eine
     Oralspritze passgenau ankoppeln, wodurch zwei Ventile automatisch
     geöffnet und beim Abkoppeln wieder verschlossen werden. Mit dieser
     Spritze wird das Medikament aus der Dose entnommen und präzise
     dosiert in den Mund übergeben. Durch diese einfache Handhabung
     lassen sich die multipartikularen Medikamente genauso leicht, exakt
     und sicher verabreichen wie flüssige Medikamente.

     Optimale Funktionalitäten
     Was einfach klingt, ist in der Entwicklung und der Umsetzung ein hartes
     Stück Arbeit. Die technischen Herausforderungen begannen mit der
     neuartigen Substanz, mit der es bis dato wenig Erfahrung gab. Intensiv
     musste auch an der optimalen Funktionalität der Spritze zur Verabrei-
     chung des Medikaments und vor allem an der Verbindung zwischen
     Spritze und Dose gefeilt werden. Wie komplex das Projekt ist, zeigt sich
     nicht zuletzt daran, dass mehr als 80 Unternehmen an der Ausschreibung
     teilnahmen, am Ende aber nur zwei Firmen mit ihren Vorschlägen für
     die weitere Entwicklung ausgewählt wurden.

     „Das Projekt ist eine gemeinsame Teamarbeit der drei Standorte von
     Röchling Medical. Gefragt sind enger Austausch und große Nähe aller
     Beteiligten“, sagt Valérie Duval, Vertriebsleiterin bei Röchling Medical.
     Vor Projektbeginn galt es, Regeln zu definieren, Aufgaben zu verteilen
     und Verantwortlichkeiten festzulegen – Röchling-intern genauso
     wie in der Zusammenarbeit mit dem Entwicklungspartner HS Design.
     Valérie Duval spricht von einer Win-win-Situation, bei der Röchling
     sein Wissen und seine Expertise in Sachen Herstellung und Prozess-
     Know-how einbringe. Produziert wird an den Röchling-Standorten
     in Deutschland: Die Dose wird in Neuhaus am Rennweg hergestellt,
     Oralspritze und Verschluss werden in Brensbach im Spritzgussverfahren
     gefertigt und komplett montiert.
UNTERNEHMENSBEREICH MEDICAL                 Bericht
                                                                                           49

       Valérie Duval ist Vertriebsleiterin bei Röchling Medical. „In der Pharmaindustrie
       muss man Geduld mitbringen und Vertrauen aufbauen“, sagt die 52-Jährige.

                    Röchling gelang es, innerhalb von nur acht Monaten ein System, das aus
                    insgesamt zwölf Komponenten besteht, zu entwickeln und Vorserienteile
                    zu fertigen. „Dabei kam uns auch zugute, dass wir unsere Werkzeuge
                    selbst herstellen können“, erläutert Duval, der das Thema Kunststoff von
                    Kindheit an vertraut ist: Ihr Großvater, ein Apfelbauer in der Normandie,
                    investierte in den 1960er-Jahren in ein Unternehmen, das Kunststoffteller
                    für Kinder produzierte – damals eine extrem innovative Angelegenheit.
                    Seit 29 Jahren ist Duval in der Kunststoffbranche tätig und hat sich auf
                    Primärverpackungen und Medikamenten-Verabreichungssysteme für
                    die pharmazeutische Industrie spezialisiert. Als Nächstes starten die
                    klinischen Versuche mit Sympfiny. Eines weiß die 52-Jährige aus Erfah-
                    rung genau: „In der Pharmaindustrie ist es ein langes Rennen. Da muss
                    man Geduld mitbringen und Vertrauen aufbauen.“
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KOHLE – STAHL – KUNSTSTOFF

       ZWEI
  JAHRHUNDERTE
    INNOVATIVE
   WERKSTOFFE

Von Völklingen in die Welt: Aus der im Jahr 1822 von Friedrich Ludwig
Röchling gegründeten Kohlehandlung in Völklingen hat sich in knapp zwei
Jahrhunderten eine weltweit tätige Kunststoffgruppe entwickelt. Das Motto
der Röchlings: mit innovativen Werkstoffen neue Märkte und Regionen
erobern.

Innovationsträger Stahl
Der Kohlehandel wird dabei Grundlage für die Beschäftigung mit dem
aufsteigenden Innovationsträger der industriellen Revolution, dem Stahl.
Die vier Neffen des Firmengründers, bekannt als die Gebrüder Röchling,
starten 1849 zunächst mit der Koksproduktion und der industriellen Eisen­
verarbeitung. Der Eintritt in die Stahlära datiert auf den Erwerb der Völk­
linger Eisenwerke 1881. Gut ein Jahrhundert später werden die Völklinger
Eisenwerke erstes industrielles Weltkulturerbe der UNESCO.
Bereits 1920, knapp 100 Jahre nach Firmengründung, erkennt Röchling
das Potenzial eines neuen Werkstoffs: Als Pionier steigt man in die Kunst­
stoffverarbeitung ein. Ziel ist es, die Abhängigkeit vom Stahl zu reduzieren.
1955 erwirbt Röchling die Rheinmetall Berlin AG, Ausrüster der neu ge­
gründeten Bundeswehr, diversifiziert in weitere neue Geschäftsfelder und
verabschiedet sich 1978 schließlich vollkommen von der Montanindustrie.
Beim Kunststoff setzt Röchling vor allem auf internes Wachstum und auf
gezielte Akquisitionen in neuen Branchen, wie etwa den Automobilkunst­
stoffen. Die Präsenz auf internationalen Märkten, vor allem in Asien und
den USA, wird vorangetrieben.

Konzentration auf Werkstoffkompetenz
Zum neuen Jahrtausend konzentriert sich Röchling wieder auf seine Werk­
stoffkompetenz. Die Gruppe trennt sich von sämtlichen Beteiligungen ohne
Kunststoffbezug. Bei ihrer verstärkten Internationalisierung und Diversifi­
zierung in neue Branchen rückt sie ihr einzigartiges Werkstoff- und Verar­
beitungs-Know-how, das sie sich im Lauf der Jahrhunderte erarbeitet hat,
in den Mittelpunkt.

Kunststoffprodukte von Röchling sind im 21. Jahrhundert Innovationsträger
in allen Industrien – so wie es zwei Jahrhunderte zuvor Anwendungen aus
Röchling-Stahl waren. Die Röchling-Gruppe ist heute der weltweit führende
Verarbeiter technischer Hochleistungskunststoffe für Industrie, Automobil
und Medizin.
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