50 Jahre Städtebauförderung - und jetzt? - Stadtentwicklung - VHW
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Stadtentwicklung Neue Herausforderungen für ein bewährtes Instrument Frank Burlein 50 Jahre Städtebauförderung – und jetzt? Neue Herausforderungen für ein bewährtes Förderinstrument Die Städtebauförderung ist eine „einzigartige Erfolgsgeschichte“ (Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsminis- terium des Innern 2011, S. 1). Seit 1971 wurden mehr als 3.900 Kommunen in über 9.300 Gesamtmaßnahmen geför- dert (BMI 2020, S. 9), und mit den gewährten Förderzuschüssen wurde das Bild vieler Städte und Gemeinden nachhal- tig verändert. Dies liegt nicht zuletzt am Umfang der gewährten Finanzhilfen. Etwa 19,3 Mrd. Euro Bundesförderung führten unter Berücksichtigung des Regelfördersatzes von einem Drittel (d. h. ein Euro vom Bund wird durch je einen Euro von den Ländern und von den Kommunen ergänzt) zu einem Fördervolumen von fast 60 Mrd. Euro. Legt man den in zahlreichen Studien analysierten Folgeinvestitionseffekt von eins zu acht zugrunde, d. h. jeder Euro Städtebauför- derung wird im Durchschnitt mit sieben weiteren Euro an privaten oder öffentlichen Investitionen ergänzt, so ergibt sich seit 1971 ein eingesetztes Finanzvolumen von fast 480 Mrd. Euro in Zusammenhang mit der Städtebauförderung (vgl. Abb. 1). Eine gewaltige Zahl. Nun muss viel Geld noch kein Garant für Erfolg sein – schon In der Tat hat sich die Städtebauförderung in den 50 Jahren gar nicht in der Stadtentwicklung, die schon immer als dau- ihres Bestehens inhaltlich mehrfach neu justiert, zuletzt erhaft im Wandel befindlicher Prozess beschrieben werden 2020 mit einer umfassenden Neustrukturierung, Weiter- kann: „Die einzige Konstante in der Stadtplanung scheint entwicklung und Fokussierung auf die drei Förderprogram- die Veränderung zu sein“ (Reicher 2020, S. 54). Friesecke/ me „Lebendige Zentren“, „Sozialer Zusammenhalt“ und Maier (2020, S. 203) haben als „DNA“ der Städtebauförde- „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“. Diese Wand- rung 15 Erfolgsfaktoren benannt, die wesentliche Aspekte lungs- und Anpassungsfähigkeit der Städtebauförderung dieses Förderinstrumentariums komprimiert herausstel- kommt gerade jetzt in einer Zeit zur Geltung, in welcher len. Besonders sollen Aspekte, wie die klaren gesetzlichen zentrale Innenstadtlagen durch die Coronapandemie unter Grundlagen in Form des besonderen Städtebaurechts, die Druck geraten. Die Flexibilität der Städtebauförderung zeigt kooperative politische Entscheidungsfindung über eine sich auch in der Gemeinschaftsinitiative „Nationale Stadt- Verwaltungsvereinbarung, die jährlich zwischen Bund und entwicklungspolitik“. Hier hat sich der Bund „vor einigen Ländern neu verhandelt wird, oder die häufig erwähnte Tat- Jahren auf die Suche nach ‚gestalterischen‘ Impulsen ge- sache, dass es sich bei der Städtebauförderung um ein ler- macht, die zu einer kreativeren Stadtentwicklung beitragen nendes Programm handelt, benannt werden. könnten“ (Willinger 2020, S. 10). Mittels eines im Herbst 2020 veröffentlichten Projektaufrufes wur- den kurzfristig neue Ideen und Konzepte für eine resiliente Stadtentwicklung gesucht. Aus 222 eingegangenen Bewerbungen von Kommunen, Vereinen, Initiativen, Unterneh- men und anderen Akteuren der Stadtgesell- schaft hat eine Jury im Januar 2021 dreizehn Pilotprojekte zur Förderung ausgewählt. Dabei gilt es, genau hinzuschauen, denn trotz der aktuell unstrittigen Herausforde- rungen – auch für die Städtebauförderung – bestehen in dieser „neuartigen Krise“ keine substanziell neuartigen Fragen der Stadtentwicklung (Jakubowski 2020, S. 26). Vielmehr hat die Pandemie wie ein Brenn- glas gewirkt und schon länger bestehende und auch mit Mitteln der Städtebauförde- rung analysierte und bekämpfte Missstände und Probleme nochmals deutlich vor Augen Abb. 1: Investitionsvolumen im Zusammenhang mit der Städtebauförderung geführt (Burlein 2020, S. 22). Horx (2020, S. 92 vhw FWS 2 / März–April 2021
Stadtentwicklung Neue Herausforderungen für ein bewährtes Instrument Abb. 2: Veränderter Mobilitätsmix in der Innenstadt in New York 120 ff.) bezeichnet Corona in diesem Zusammenhang als dazu, sind es sogar über 80 % (Bohle 2021). Auch zukünftig „Wandlungsagent“, als eine „Tiefenkrise“, in der wir in das werden zentrale Innenstadtlagen Investitionsschwerpunkte Neue hineinwachsen können. Insofern stellt sich die Fra- darstellen, da sich aktuell gerade dort die Auswirkungen ge, ob ein 50 Jahre altes Förderinstrument trotz vielfältiger der Coronapandemie durch Funktionsverschiebungen be- Weiterentwicklung noch in der Lage ist, die zukünftigen He- sonders deutlich zeigen. Anders, Kreutz und Krüger (2020, rausforderungen der Stadtentwicklung und des Städtebaus S. 65) formulieren sogar grundsätzlich, dass die durch Co- effektiv zu unterstützen. Er erscheint zumindest geboten, vid-19 verursachten Herausforderungen gewisse Parallelen klassische Handlungsfelder, Leitlinien sowie Rahmenbe- zur Entstehung der Städtebauförderung in den 1970er Jah- dingungen der Städtebauförderung in Hinblick auf ihre zu- ren aufnehmen. künftige Bedeutung näher zu analysieren. Horx (2020, S. 125) kommt zu dem Schluss, dass Corona dauerhaft die Parameter der Stadtentwicklung verändert. Gebietsbezogenheit und Konzentration auf Es gibt auch Stimmen, welche die Innenstadt in Dekons- die Zentren truktion sehen (Reiter 2020) oder, sogar noch weitergehend, aufgrund von Funktionsverschiebungen von einer zukünf- Städtebaufördermittel wurden immer gebietsbezogen ein- tig ortlosen Gesellschaft, dem „Ende der Nahgesellschaft“ gesetzt. Dies galt insbesondere für die investive Förderung: ausgehen (Weibel 2020). Egal, ob man sich auch zukünftig Auf Basis qualifizierter, zunehmend integrierter Konzepte für eine entsprechend erhöhte Aktivität der Städtebauför- wurde sichergestellt, dass Einzelvorhaben nicht zusam- derung in zentralen Innenstadtlagen ausspricht oder da- menhanglos realisiert werden, sondern in einem Gesamt- gegen, so ist unstrittig, dass bei einem weiterhin sicherlich kontext stehen. Neben den „klassischen“ vorbereitenden geltenden Primat für Investitionen in festgelegten Gebiets- Untersuchungen und städtebaulichen Rahmenplanungen kategorien und zentralen Innenstadtlagen eine stärkere für Sanierungs- und/oder Fördergebiete richtete sich der Öffnung für gesamtstädtische und regionale Konzepte er- Blick mit dem Jahrtausendwechsel verstärkt auch auf ge- folgen muss. Das heißt, zukunftsfähige Investitionen in re- samtstädtische integrierte Stadtentwicklungskonzepte. In siliente Stadtstrukturen müssen noch mehr als bisher auf jüngerer Zeit rückt das Quartier als städtebauliche Bezugs- räumlich breit aufgestellten konzeptionellen Grundlagen größe in den Fokus der Betrachtung: „Die Zukunft der euro- fußen. päischen Stadt liegt in lebenswerten und vielfältigen Quar- tieren“ (Huttenloher 2020, S. 118). Dabei ist eine eindeutige Fokussierung der gewährten Zuschüsse auf die Innenstädte Mobilität und gebietsübergreifende Konzepte und Ortskerne festzustellen. Etwa 60 % der gesamten Bun- „Die zunehmende Digitalisierung der Arbeit ist ein unum- desfinanzhilfen im Rahmen der Städtebauförderung wurden kehrbarer Prozess“ (Pütz 2020, S. 94). Erhebliche Verände- dort eingesetzt. Nimmt man die innenstadtnahen Bereiche rungen im Mobilitätsverhalten sind die Folge. Dabei ist es vhw FWS 2 / März–April 2021 93
Stadtentwicklung Neue Herausforderungen für ein bewährtes Instrument nicht vorrangig entscheidend, ob sich der aktuelle Modal hier bedarf es komplexer konzeptioneller Grundlagen vor In- Split grundlegend verändert. Einige Studien sehen das Auto vestitionen in dauerhaft nicht belastbare Strukturen. Dabei als Gewinner der Krise, einen dauerhaften Bedeutungsver- muss der Handel mehr service- und erlebnisorientiert auf- lust des ÖPNV und einen erheblichen Zugewinn für den Rad- gestellt sein als heute und sich als Teil der Stadtgesellschaft und Fußverkehr (vgl. z. B. www.mobilitätimwandel.com oder begreifen (KPMG 2021). Dieser Anspruch sollte dann auch www.nextmobility.de). Vieles spricht aber auch dafür, dass durch die Städtebauförderung flankiert werden nach der Pandemie bisherige Verhaltensmuster mehr oder weniger unverändert wiederaufgenommen werden. Adam und Klemme (2020, S. 14) kommen zu dem Schluss, dass eingeübte Routinen langlebig sind und sich nur schwierig grundlegend verändern. Für die Städtebauförderung bedeu- tet dies gleichwohl, dass sich wandelnde Mobilitätsmuster aus regionaler und gesamtstädtischer Sicht mitgedacht und bei Investitionen in den fließenden und ruhenden Verkehr in unseren Innenstädten berücksichtigt werden müssen. Dabei soll hier nicht auf Aspekte wie neuwertige Mobilitätsformen (Elektro, Wasserstoff, Brennstoffzelle etc.) und deren Aus- wirkungen eingegangen werden. Fakt ist, dass es auch im Bereich der Mobilität gebietsübergreifender Konzepte be- darf, um zukünftige Entwicklungen in Stadt und Land mit den richtigen investiven Maßnahmen im Rahmen der Städte- bauförderung zu begleiten. Zudem gibt es weltweit – maßgeblich getrieben durch den dänischen Stadtplaner Jan Gehl – vielfältige realisierte Bei- spiele dafür, wie man mit dem Wandel von Mobilität umgehen kann, um Städte und Gemeinden – auch unter Fördermittel- einsatz – umzugestalten. Die Palette realisierter Formate reicht vom vollständigen Innenstadtumbau, wie in Kopenha- gen erlebbar, bis hin zu kurzfristigen, plakativen, radikalen Aktionen wie auf der 5th Avenue in New York (vgl. Abb. 2). Vielfältiger Funktionsmix in der Innenstadt Abb. 3: Onlinehandel in Deutschland Städtebauförderung hat sich schon immer mit dem Zusam- Zu denken ist hier an komplexe Stadtmarketingkonzepte, menspiel der Daseinsgrundfunktion auseinandergesetzt: die Handel, Arbeit und Versorgung in ein neues Verhältnis wohnen, arbeiten, sich erholen, am Verkehr teilnehmen, von Erlebbarkeit, Begegnung und Attraktivität führen. Städ- sich versorgen – ein unmittelbarer Zusammenhang mit der tebauförderung kann hier in bewährter Weise Aufenthalts- räumlichen Gestaltung unserer Kommunen ist offensicht- qualitäten verbessern – durch die Neugestaltung des öf- lich. Allerdings erleben wir gerade, dass einige dieser Funk- fentlichen Raumes, aber auch privater, gleichwohl öffentlich tionen Bedeutungsverluste erleiden. Auch hier handelt es nutzbarer Bereiche als erlebbare Begegnungszonen. Unter sich vielfach um eine durch Corona beschleunigte, aber nicht ökologischen und klimatischen Aspekten sollte im Sinne ei- ausgelöste Entwicklung. Bestes Beispiel ist der Einzelhan- nes „Re-Greenings“ (weg vom Abstandsgrün zur qualitätvol- del, durch dessen Zwangsschließung die Innenstädte vieler- len, gut nutzbaren Freifläche) ein in der Flexibilisierung der orts leer sind. Nur: Der Onlinehandel hat schon seit vielen Städtebauförderung 2020 unter dem Slogan „Einfacher, flexi- Jahren durch stetige Zuwächse den stationären Einzelhandel bler, grüner“ schon zum Ausdruck gebrachter Anspruch ver- unter Druck gesetzt (vgl. Abb. 3). folgt werden. Auch hier gilt es, isolierte Quartiersplanungen Dabei ist keineswegs ausgemacht, dass die Stadt selbst zu überwinden und durch übergreifende Planungsansätze stirbt, wenn der Handel stirbt. Beckmann und Nußbaum neue „Möglichkeitsräume“ zu schaffen. (2020, S. 38) sprechen von der Notwendigkeit, „den Stadt- zentren eine neue Bedeutung jenseits des Einzelhandels zu geben“. Gerade die Digitalisierung lässt auch produzierendes Sicherung zukunftsfähiger Investitionen Gewerbe wieder in zentralen Lagen zu, die vor Jahrzehnten Noch mehr als bisher sollten die mit Städtebaufördermitteln als Produktionsstandort aufgegeben worden waren. Auch unterstützten Projekte insgesamt auch bei den realisierten 94 vhw FWS 2 / März – April 2021
Stadtentwicklung Neue Herausforderungen für ein bewährtes Instrument Einzelvorhaben einer detaillierten Analyse in Hinblick auf Lösungen“, d. h. kurzfristige, meist kostengünstige Ver- bauliche Qualität, flexiblere Nutzbarkeit und zukünftige änderungen, wie z. B. Umgestaltung von Straßenräumen Technologie unterzogen werden. Die Städtebauförderung für Radfahrer und Fußgänger zu Lasten des Autos durch befindet sich hierbei mit den Modellprojekten „Smart City“ Stilllegung von Fahrspuren, sind hocheffektiv und sollten auf einem guten Weg – Kommunen können so an realisier- auch mit Städtebaufördermitteln unterstützt werden. Hier- ten Beispielen lernen und darauf aufbauend Digitalisierung bei könnte das bewährte Instrument des Verfügungsfonds nachhaltig und im Sinne einer integrierten und zukunfts- genutzt werden, um eben jetzt besonders kurzfristige Maß- fähigen Stadtentwicklung aktiv gestalten (Bohle 2021). Zur nahmen unbürokratisch umsetzen zu können. Stärkung von Baukultur und erhöhten Anforderungen an die wohl perspektivisch stärkere Verzahnung von Arbeit und Beteiligungs- und Kooperationskultur Wohnen sollte dabei noch mehr als bisher auf städtebauli- che Ideen und Realisierungswettbewerbe gesetzt werden. Ein Bedeutungszuwachs von Beteiligungsformaten un- terschiedlichster Art hat die Stadtentwicklung seit vielen Das vielerorts durch den Lockdown erzwungene „Home- Jahren begleitet, und die Städtebauförderung hat selbige office“ hat Chancen, aber auch Grenzen digitaler Arbeits- unterstützt. In der Phase des Lockdowns wurden neue, kre- welten aufgezeigt. Eines wurde aber unstrittig deutlich: ative Modelle der Beteiligung ausprobiert, und vieles hat Das Büro ist mehr als nur der Arbeitsplatz, es ist wichtiger besser geklappt, als man das vorher glaubte. Generell gilt: Kommunikationsort – es liefert den sozialen Kitt. Arbeiten Auch die Städtebauförderung sollte zukünftig noch mehr auf Distanz erfordert eine neue Art von „Teamkleber“, der als bisher Beteiligungsformate und Kooperationsprojekte aber nur zeitlich begrenzt wirkt und nicht dauerhaft zu ei- unterstützen, die den Menschen und seine Lebensqualität ner völligen Veränderung unserer derzeitigen funktionalen in den Vordergrund stellt. Es geht in erster Linie um „Städte Durchmischung führen wird. Gerade in diesem Handlungs- für Menschen“, wie Gehl (2016) in seinem Hauptwerk for- feld hat die Städtebauförderung aus der Programmkultur mulierte. Es geht um das Miteinander, das Näherkommen der „Sozialen Stadt“ hohe Erfahrungswerte: in nichtinvesti- – beim Wohnen, bei der Arbeit, bei der Mobilität, in der Frei- ven Förderansätzen, die im Sinne der zukünftigen Heraus- zeit. forderung an die Entwicklung unserer Städte und Gemein- den unbedingt weiter ausgebaut werden sollten. Ein gutes Beispiel für ein kooperatives, breit kommunizier- tes und innovatives Entwicklungskonzept liefert die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo mit ihrer Idee der 15-Minu- Städtebauförderung als Wissenspool in ten-Stadt. Alle wichtigen Anlaufstellen für alle Daseins- Zeiten von Corona grundfunktionen sollen für die Bürgerinnen und Bürger im Apropos Erfahrungsschatz: Die Städtebauförderung hat Zentrum von Paris innerhalb von 15 Minuten erreichbar sein mit ihren vielfältigen Möglichkeiten der Unterstützung von (Piqueret 2020). Autofreie Zonen, Kultur vor Ort, innovative Vorhaben für besondere Herausforderungen in der Stadt- Gebäudekonzepte und Micro Gardening sind zentrale Säu- entwicklung (Reallabore, experimenteller Wohnungs- und len dieses Stadtentwicklungsmodells. Es soll das Zusam- Städtebau, Sonderinitiativen und Modellvorhaben) einen menleben der Stadtgesellschaft auf eine neue Basis stel- erheblichen Erfahrungs- und Wissensvorsprung im Um- len. Derartig visionäre, teilweise riskante Konzepte sollten gang mit neuen Entwicklungen in Stadt und Raum. Gelebte auch in der Städtebauförderung unterstützt werden, um die „Stresstests“ sind geübtes Handlungsinstrument der Stadt- nötige Weiterentwicklung unserer Städte und Gemeinden planung, insofern mag man Corona als „radikalen Feldver- zu resilienten, akzeptierten und vitalen Orten zu befördern. such“ (Reicher 2020, S. 46) oder „Reallabor wider Willen“ Sennett (2018, S. 357) fordert dazu auf, im Sinne einer zu- (Lenz/Nobis/Eisenmann 2020, S. 98) bezeichnen – im Um- kunftsfähigen Stadtentwicklung „nicht gegen die Turbulen- gang mit besonderen Herausforderungen ist gerade das zen der Zeit anzukämpfen, sondern sie zu akzeptieren, zu Instrument der Städtebauförderung bewährt bzw. entspre- leben und zu arbeiten“. Mit einer differenzierten Planung chend lernfähig. Man denke nur beispielhaft an die konse- entstehe eine „ethische Verbindung zwischen Stadtplanern quente Ausrichtung nach der deutschen Wiedervereinigung und Stadtbewohnern“ (S. 365). Wenn dieses Bild die Chance in Hinblick auf den kurzfristigen Handlungsbedarf zur Ret- für eine zukunftsfähige Städtebauförderung umreißt, dann tung historischer Innenstädte in den neuen Bundesländern. wird einmal mehr deutlich, dass wir auch mit einem 50 Horx (2020, S. 120) weist darauf hin, dass gerade solche Jahre alten Förderinstrument glänzende Voraussetzungen großen Anforderungen und daraus resultierende Trends, dafür haben, die in den kommenden Jahren zu bestehen- wie aktuell durch Corona, in Fragen der Stadtentwick- den Herausforderungen der Stadtentwicklung zu meistern. lung erkennbar auch Gegenbewegungen auslösen, die in Städtebauförderung war, ist und bleibt – auch unter schwie- der Summe betrachtet zu kreativen Lösungen führen. Das rigen Rahmenbedingungen, wie wir sie derzeit erleben – hat gerade die Pandemie bestätigt: Sogenannte „Pop-up- eine Erfolgsgeschichte. vhw FWS 2 / März–April 2021 95
Stadtentwicklung Neue Herausforderungen für ein bewährtes Instrument Dr. Frank Burlein WEBINAR Zuwendungen und Geschäftsführer der DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwickungsgesellschaft mbH, Wiesbaden/Erfurt Vergaberecht: Wie gewonnen, so zerronnen? Donnerstag, 20. Mai 2021 Quellen: 09.30 Uhr–15.30 Uhr Adam, B./Klemme, M. (2020): Die Stadt im Krisenmodus, in: BBSR (Hrsg.): Informationen zur Raumentwicklung 4/2020, S. 4–15. Zuwendungen erhalten, ist schon schwer – sie zu behalten noch viel Anders, S./Kreutz, S./Krüger, T. (2020): Corona und die Folgen für die Innen- mehr. So könnte man schlagwortartig die Herausforderungen für städte, in: BBSR (Hrsg.): Informationen zur Raumentwicklung 4/2020, S. 56–67. Zuwendungsempfänger beschreiben, die sich insbesondere auch Beckmann, R./Nußbaum, J. (2020): Offline-Strategien: Kickoff für die Innenstadt aus der Verpflichtung zur Beachtung vergaberechtlicher Vorschrif- der Zukunft, in: Bauwelt 26.2020, S. 38–41. ten ergeben. Die Nebenbestimmungen des Zuwendungsbescheids verpflichten standardmäßig den Zuwendungsempfänger zur An- BMI (Hrsg.) (2020): 50 Jahre Städtebauförderung in Deutschland, Berlin. wendung vergaberechtlicher Vorschriften, und zwar selbst dann, Bohle, A.K. (2021): Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Innenstadt- wenn der Zuwendungsempfänger ansonsten nicht dem Vergabe- entwicklung, in: DBZ Deutsche Bau Zeitschrift 01/2021 online, Zugriff am 15.02.2021. recht unterliegt und deshalb keine Erfahrung mit der Durchführung von Vergabeverfahren hat. Die damit verbundenen Herausforderun- Burlein, F. (2020): COVID-19 und nachhaltige Stadtentwicklung – was wir aus der Corona-Pandemie lernen können, in: DSK (Hrsg.): DSKDEPESCHE Juli gen werden in der Praxis häufig unterschätzt. Dies belegt eine Viel- 2020, S. 22–23. zahl verwaltungsgerichtlicher Entscheidungen, die den teilweisen Friesecke, F./Maier, A. (2020): Die Bund-Länder-Städtebauförderung – eine oder vollständigen Widerruf wegen Vergabeverstößen, wie etwa der Erfolgsgeschichte seit fast 50 Jahren, in: FUB Flächenmanagement und Bo- falschen Verfahrenswahl, rechtfertigen. Das Webinar gibt einen pra- denordnung 5/2020, S. 193–205. xisorientierten Überblick über die Pflichten des Zuwendungsemp- Gehl, J. (2016): Städte für Menschen, 3. Auflage, Berlin. fängers in Bezug auf das Vergaberecht, zeigt typische Stolperfallen Horx, M. (2020): Die Städte von morgen, in: BBSR (Hrsg.): Informationen zur sowie Vermeidungsstrategien auf und beleuchtet die Rechtsschutz- Raumentwicklung 4/2020, S. 118–125. möglichkeiten gegen einen (drohenden) Widerruf der Fördermittel. Huttenloher, C. (2020): Neue Allianzen für die Quartiersentwicklung, in: Stadt Ihre Referenten: als Campus e.V. (Hrsg.) (2020): Kreative Stadtentwicklung – Formate, Orte, Strategien, Bernburg/Hannover, S.118-119. Andreas Haupt, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Partner der Jakubowski, P. (2020): Resilienz – Brauchen wir nach dem Corona-Schock Rechtsanwaltskanzlei CBH – Cornelius Bartenbach Haesemann neue Leitbilder für die Stadtentwicklung? In: BBSR (Hrsg.): Informationen zur und Partner in Köln. Sein Tätigkeitsschwerpunkt liegt im Verga- Raumentwicklung 4/2020, S. 16–29. be- und Baurecht. KPMG (Hrsg.) (2021): Front Row: Sehen, was morgen Mode ist, Köln. Prof. Dr. Stefan Hertwig, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Ver- Lenz, B./Nobis, C./Eisenmann, C. (2020): Wir wirkt sich die Krise auf das Mo- bilitätsverhalten aus?, in: BBSR (Hrsg.): Informationen zur Raumentwicklung waltungsrecht, Vergaberecht und Bau- und Architektenrecht. 4/2020, S. 96–105. Partner der Rechtsanwaltskanzlei CBH – Cornelius Bartenbach Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern (Hrsg.) Haesemann und Partner in Köln und Berlin. (2011): 40 Jahre Städtebauförderung in Bayern, München. Teilnahmegebühren: Piqueret, C. (2020): Stadt der Zukunft. 15-Minuten-Paris – unter: https://ham- burg2040.de/stadt-der-zukunft-15-minuten-paris/ aufgerufen am 15.02.2021. 285,00 Euro für Mitglieder des vhw Pütz, T. (2020): Berufsverkehr in Krisenzeiten, in: BBSR (Hrsg.): Informationen 345,00 Euro für Nichtmitglieder zur Raumentwicklung 4/2020, S. 82–95. Rückfragen und Kontakt: Reicher, C. (2020): Flächen- und Nutzungskonkurrenzen – neue Prioritäten?, in: BBSR (Hrsg.): Informationen zur Raumentwicklung 4/2020, S. 46–55. Anmeldung: 030/390473-610 Reiter, A. (2020): Remote Living: die Innenstadt in Dekonstruktion, unter: Bei allen organisatorischen Fragen wenden Sie sich bitte an https://blog-ztb-zukunft.com/2020/10/30/remote-living-die-innenstadt-in- unsere Servicehotline Webinare: dekonstruktion/ Zugriff am 15.02.2021. Tel.: 030/390473-595, E-Mail: webinare@vhw.de Sennet, R. (2018): Die offene Stadt, München. Technische Voraussetzungen für Ihre Teilnahme am Webinar: Weibel, P. (2020): Virus, Viralität, Virtualität: Wie gerade die erste Ferngesell- schaft der Menschheitsgeschichte entsteht, in: Neue Zürcher Zeitung vom Die Webinarsoftware ist webbasiert und ohne Download des 20.03.2020. Programms und dessen Installation einsetzbar. Die Anwendung Willinger, S. (2020): Kreative Stadtentwicklung, in: Stadt als Campus e.V. (Hrsg.) wird nach dem Klick auf einen veranstaltungsspezifischen Link (2020): Kreative Stadtentwicklung – Formate, Orte, Strategien, Bernburg/ Hannover, S.10–13. direkt über den Browser aufgerufen. Wählen Sie, nachdem Sie Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse eingegeben haben, „per Browser beitreten“ aus. Zur Teilnahme empfehlen wir die Browser Chrome, Safari oder Firefox. Ältere Betriebssysteme und Browserversionen unterliegen ggf. Einschränkungen. Für das Webinar benötigen Sie entweder einen Desktop-PC, einen Laptop oder ein anderes mobiles Endgerät (z. B. Tablet). 96 vhw FWS 2 / März–April 2021
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