A la riva dal Rom Ein Fluss schreibt Geschichte - Val Müstair
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Herzlich Willkommen Diese Broschüre begleitet Sie auf der Wanderung 801 «A la riva dal Rom». Sie erfahren dabei Span- nendes über die Geschichte, Flora, Fauna, Sagen und Legenden rund um den Rom von der Quelle Pro‘l Rom in Tschierv bis nach Müstair. Schwerpunkte bilden: T’inchüra giuvnetta da l’aua dal Rom, • Die Romquelle und der Ursprung des Roms chi chant’e chi sbuorfla tant dutsch e tant lom, • Die Urbarisierung der Palü dals Lais in Fulde- chi chant’e chi sbuorfla tant dutsch e tant lom. ra und die anschliessende Revitalisierung • Das Auengebiet zwischen Valchava und Nun ir pro quell’aua, chi glüsch’al sulai, Müstair und das Amphibienlaichgebiet Plaun e’t rend’in seis spejel plü bella co mai, Schumpeder chi’d rend’in seis spejel plü bella co mai. • Die Geschichte der Wassernutzung und Stromerzeugung beim Wasserkraftwerk Davo la frus-chaglia s’badaintan ils mats, Chasseras kurz vor Müstair e l’aua rabütta lur milli nardats, • Die Flussraumaufweitung in Müstair, die e l’aua rabütta lur milli nardats. fischereiliche Nutzung, sowie das Gebiet «Schler dal Podestà» E tü nun est buna da tuornar a chà, e vainst amurada e restast a là, e vainst amurada e restast a là. E chantast e güvlast cull’ au‘ e cul vent: Toureninfo a quia e be quia pro’l Rom stuni jent, Start - Ziel: Tschierv, 1727 m - Müstair, 1246 m a quia e be quia pro’l Rom stuni jent. Distanz: 14.5 km, ca. 3 bis 4 Stunden Höhenmeter: 480 m Tista Murk Anreise: Postautohaltestelle Süsom Tschierv Rückreise: Postautohaltestelle Müstair, Clostra Son Jon Technik / Kondition: Leicht Etappen: Die Wanderung lässt sich auch in Etappen machen, siehe Umschlag. «A la riva dal Rom» mit Apps entdecken • Die Flower Walks App nimmt Sie auf einen botanischen Streifzug entlang des Roms von der Quelle bis nach Sta. © Andrea Badrutt Maria. Sie zeigt, welche Pflanzen und Lebensräume es entlang des Weges zu entdecken gibt. Gratis Download: flowerwalks.ch • Die Biosfera App enthält ein Entdeckermodul mit Quiz zum Rombach. Gratis Download siehe S. 39 2 3
N S. 12 -13 Rombachquelle Flachmoor La Stretta Start So kam es dazu Wo entsteht der Rom? Der Rom ist der einzige Haupttalfluss der Schweiz, Genau genommen beginnt der Rom nicht erst bei der nicht zur Stromerzeugung genutzt wird. Gänz- Tschierv, sondern bereits auf der Alp da Munt. lich unberührt blieb er dennoch nicht. Zum Schutz Das Gestein der Sassa Marscha (faules Gestein) ist vor Hochwasser wurden die Ufer besonders in ein gipshaltiges Kalkgestein und deshalb äusserst Müstair mit Blocksteinen verbaut und so in ein anfällig auf Lösungsverwitterung. Es wird durch enges Korsett gezwungen. Als Folge der starken Kohlensäure gelöst, die aus Wasser und dem Einengung grub sich der Rom im Laufe der Jahre Kohlendioxid der Luft entsteht. Diese chemische immer tiefer in die Talsohle ein. Die aufwändig er- und teilweise auch mechanische Lösungstätig- stellte Uferverbauung wurde unterspült und fiel keit erzeugt im Gestein ein Netz von Spalten und in sich zusammen. Da eine Sanierung erhebliche Klüften, welche einen Durchmesser von mehre- Kosten verursacht hätte, nutzte man die Gelegen- ren Zentimetern oder gar Dezimetern aufweisen heit, den Bach wieder natürlicher zu gestalten. Im können. Typisches Merkmal einer Karstlandschaft Jahre 1995 wurde deshalb bei Müstair die erste sind zerklüftete Felsen, Einsturztrichter (Dolinen) Flussraumaufweitung realisiert, der bis 2003 fünf und Höhlen. Dieses Karstgebiet wirkt wie ein Ent- weitere folgten. Um Kulturland zu gewinnen, er- wässerungssystem und führt das Wasser von der fuhr der Bach in der Ebene zwischen Tschierv und Alp da Munt durch das Gestein zur Quelle. Das Fuldera einen weiteren grossen Eingriff. Der Bach Wasser sammelt sich unterirdisch auf einer was- wurde verlegt und kanalisiert, die Ebene entwäs- serdichten Gesteinsschicht (Verucano) und findet sert. Dass der Rom heute wieder durch die Ebene seitlich seinen Weg aus dem Boden als Quelle mäandrieren darf, ist der Revitalisierung von 2004 des Roms. Deshalb führt der Rom bereits bei der bis 2007 zu verdanken. Quelle eine ansehnliche Wassermenge. Als im UNO-Jahr des Wassers 2003 am «Di dal Rom – Tag des Roms» seitens der Bevölkerung grosses Interesse an «ihrem» Talfluss offensicht- Dolomit, durchlässig lich wurde, beschloss man, alle Informationen Kristallin, dicht über den Rom in einer Broschüre zu bündeln. Die Alp da Munt zweite, überarbeitete Version halten Sie nun in Gips, wasserlöslich den Händen. Dolomite und Kalke, durchlässig Die Biosfera Val Müstair und die Regionalgruppe Rom Pro Natura Val Müstair freuen sich, wenn diese Verucano, dicht Broschüre Ihnen auf dieser schönen Wanderung 4 spannende Erkenntnisse vermittelt. Wir wünschen Geologische Situation des Karstgebietes bei Alp da Munt 5 Ihnen dabei viel Vergnügen.
Auf der Alp da Munt sind im Laufe der Zeit durch Moore – Relikte der Eiszeit den Einsturz der unterirdischen Hohlräume zahl- Entlang des Roms gibt es mehrere Flachmoore. reiche trichterförmige Dolinen entstanden. Solche Das erste gleich direkt bei der Quelle in Tschierv, Risse und Öffnungen mit einer Verbindung ins weitere in Fuldera, Sta. Maria und das grösste Berginnere haben schon immer die Fantasie des «Schler dal Podestà» bei Müstair. Menschen angeregt, was in Form von Sagen und Geschichten wie in jener der Dialas zum Ausdruck Moore sind nach der letzten Eiszeit vor rund kommt. 13‘000 Jahren in Mulden mit wasserdichtem Un- tergrund entstanden. Es sind also sehr nasse Le- bensräume, die eine Jahrtausend lange Entwick- lung hinter sich haben. Man unterscheidet Flach-, Die Dialas Übergangs- und Hochmoore. Von Flachmooren Es wird berichtet, dass auf der Alp da Munt die Dialas lebten, spricht man, wenn die Wurzeln der Pflanzen das kleine weibliche Wesen mit Ziegenfüssen. Sie sollen in den Grundwasser noch erreichen. Die Vernässung er- Höhlen des Karstgebirges gelebt, aus goldenem Geschirr ge- folgt so mit Grund- oder Oberflächenwasser, mit gessen und Kleider aus schneeweissem Linnen getragen ha- dem auch Nährstoffe in diesen Moortyp einge- ben. bracht werden. Deshalb sind Flachmoore im Ver- An einem schönen Sommertag, als die Bauern von Tschierv gleich zu den Hochmooren relativ nährstoffreich am Heuen waren, hatten die Dialas grosse Wäsche und häng- und damit artenreicher als Hochmoore. Typische ten sie zum Trocknen an Seilen auf, welche sie an Felszacken Flachmoorpflanzen sind Schilf, Rohrkolben und spannten. Sie halfen den Bauern beim Heuen, hielten aber im- mer einen gebührenden Abstand zu ihnen und sprachen nicht Seggen. Seggen wurden früher als Schnittgut zur mit ihnen. Einstreu genutzt. Ausserdem wachsen dort oft zahlreiche Orchideenarten. Während die Dialas an der Arbeit waren, schlichen zwei dreis- te und geizige Frauen aus dem Dorf zu ihrer schillernden Wä- sche und bedienten sich mit Wäschestücken, die sie im Heu versteckten. Die Dialas bemerkten diesen unerhörten Dieb- stahl erst bei Sonnenuntergang. Als die Bauern mit ihrem Heufuder noch auf dem Heimweg waren, vernahm man ein schauerliches Donnern und Tosen im Berg und die Erde bebte fürchterlich. Am Morgen war das Dorf unter Geröll und Schutt begraben. Ein grosser Felsblock stand mitten in den Trümmern und erinnerte die nachfolgen- den Generationen noch lange an die Untat. Die Dialas wurden nie wieder gesehen. 6 7 Geschütztes Moor «La Resia» bei Fuldera
Aus dem Flachmoor bildet sich unter geeigneten Bedingungen ein Hochmoor, wenn absterbende Schilf (Phragmites australis) Pflanzenteile im Laufe der Jahrhunderte eine Ab- Das Schilfrohr ist eine Art der lagerungsschicht bilden. Die Pflanzendecke be- Süssgräser und wird in tieferen ginnt sich zu heben und die Wurzeln erreichen Lagen bis vier Meter hoch. Die Blütenrispe des Schilfrohrs kann das Grundwasser nicht mehr. Weil sich Hochmoo- 50 cm lang werden; sie blüht im re mit dem Regenwasser als Wasserversorgung August und September. Die Pflan- begnügen müssen und das Milieu stark sauer ist, zen vermehren sich vor allem über können nur noch spezialisierte Pflanzen und Tiere Ausläufer, welche bis zu 20 m lang werden können. Ganze Schilfbe- wie der Sonnentau oder der Hochmoor-Perlmutt- stände bestehen oft nur aus einer falter gedeihen. Das Übergangsmoor liegt in der einzigen Pflanze. Man fand schon Entwicklung zwischen Flach- und Hochmoor. Exemplare, deren Alter auf 8000 Jahre geschätzt wurde. Grössere Schilfbestände bieten zahlreichen Die Flachmoore am Rom werden regelmässig ge- Vögeln Schutz. Schilf wird auch pflegt, damit sie ihren Charakter erhalten. Einmal wirtschaftlich genutzt zur Her- pro Jahr werden sie geschnitten, und das Schnitt- stellung von Schilfmatten oder gut wird abgeführt. von Papier. Die jungen Sprossen lassen sich als Gemüse essen und aus den Wurzeln kann man Mehl gewinnen. Seggen (Carex-Arten) Die Seggen bilden mit beinahe 2000 Arten eine Familie der Sauer- rum) Wollgräser (Eriopho gräser. Über 120 Arten kommen in W oll grä ser ge hören wie die Die der Schweiz vor. Die knotenlosen uergräsern. Ihre Seggen zu den Sa Stengel sind aufrecht, mehr oder e bis mehrere Blüten bilden ein weniger dreikantig und oft mit Die lan ge n Hüllfäden der Ähren. kleinen Zähnen besetzt. Sie sind de n weissen, cha- Früchte bilden getrenntgeschlechtlich, männ- ollschopf. In der rakteristischen W liche und weibliche Blüten sind d fün f Arten bekannt, Schweiz sin aber kaum zu unterscheiden. ch im Val Müs- von denen vier au Seggen kommen in sumpfigen mm en . All e sind typische tair vorko Wiesen, Mooren oder flachen Moorpflanzen. Gewässern vor. Seltenheitswert hat die Schnabelsegge (Foto); sie kommt im Val Müstair in der «Palü Sot» in Tschierv vor. 8 9
Neues Leben im Bach! Ökomorphologische Bewertung Ökomorphologische Bewertung des Roms des Rom – Revitalisierungsprojekte am Rom Die Bemühungen des Menschen, Kultur- und Bauland in Gewässerräumen zu gewinnen, haben im vergangenen Jahrhundert auch vor dem Val Müstair nicht Halt gemacht. Durch Verbauungen zum Schutz vor Hochwasser wurden viele Gewäs- ser kanalisiert. Allerdings setzte diese Entwicklung hier viel später ein als im schweizerischen Mittel- land. Die grössten Eingriffe am Rom erfolgten 1940 in der Ebene von Fuldera und 1960 in Müs- Zustand 1993 tair. Die bauliche Beeinträchtigung eines Gewäs- sers wird häufig mit einem ökomorphologischen Bewertungssystem erfasst und dargestellt. Die Klassifizierung erfolgt in vier Bewertungsstufen «natürlich/unbeeinträchtigt», «wenig beein- trächtigt», «stark beeinträchtigt» und «künstlich/ naturfern». Der ökomorphologische Zustand des Roms vor und nach den Revitalisierungsmassnah- men wird aus den nachfolgenden Gewässerkar- ten ersichtlich. Zustand 2020 Weiden rstabilisierung Weiden werden häufig zur Ufe weigten Wur- Legende: verwendet, da ihre stark verz Die schlafenden zeln den Boden festigen. natürlich / unbeeinträchtigt e können je nach Knospen unter der Rind wenig beeinträchtigt Wu rzel n ode r Äste entwickeln. stark beeinträchtigt Ereignis nut zt man beim Grün- künstlich / naturfern Diese Eigenschaft en entwickelt verbau: Der Astteil im Bod Luft neue Äste. Wurzeln, derjenige an der den. vor allem Purpur- und Reifwei Am Rom findet man die Zwe ige der Reif- pur farb ig, Junge Purpurweiden sind pur f bed eck t. sie mit Rauhrei weiden sehen aus, als wären 10 11
Fuld N era > Palü dals Lais 5 S. 4- -15 14 S. Revitalisierungsprojekt in Fuldera Diese unbefriedigende Situation für Landwirte, Fischer und Naturschützer brachte schlussend- Für die Ebene vor Fuldera finden wir auf der lich alle gemeinsam zu einer Lösung: eine natur- Landeskarte die Namensbezeichnung «Palü dals nahe Flusslandschaft, die sowohl die Interessen Lais», was soviel bedeutet wie «Seensümpfe». der Landwirtschaft, als auch die des Landschafts- In diesen «Seensümpfen» darf sich der Rom seit schutzes und der Ökologie berücksichtigte. Die 2007 wieder frei entfalten. Das Landschaftsbild ist Meliorationsgenossenschaft startete im Jahre aufgewertet und der Fluss für Mensch und Tier 2004 ein ganzheitliches Projekt zur Sanierung des wieder zugänglich geworden. Entwässerungssystems und zur gleichzeitigen Re- vitalisierung des Roms und seiner Zuflüsse. Die Geschichte der «Palü dals Lais» Die Begriffe Revitalisierung oder Renaturierung Noch in den 1930er Jahren haben die Einwoh- gehören heute zum modernen Wasserbau. Ob- ner von Fuldera in den Palü dals Lais erfolgreich wohl beide Begriffe miteinander sehr verwandt gefischt und barfuss mit aufgekrempelten Ho- sind, bedürfen sie dennoch einer klaren Trennung. sen Schilf geschnitten. Es gab dort hervorragen- Revitalisieren heisst «wieder beleben». Unter Re- de Lebensräume für Grasfrösche, Bergmolche naturierung hingegen wird die Rückführung eines und Kleinfischarten wie Elritze und Bartgrundel. durch den Menschen künstlich beeinträchtigten Dieser ökologisch wertvolle Lebensraum wurde Lebensraumes in seinen ursprünglichen natürli- während des zweiten Weltkriegs als Folge der chen Zustand verstanden. Anbauschlacht (Plan Wahlen) weitgehend zer- stört. Mit dem Ziel, möglichst viel unproduktives Baubeginn der Revitalisierung 2004 Land urbar zu machen, wurden auch die Palü dals Lais entwässert. Dazu wurde der Rom ver- legt und kanalisiert. Doch bereits 1978 waren etliche Wiesen wieder nass. Das Drainagesystem musste saniert und der Rom einen halben Meter tiefer gesetzt werden, um den Abfluss durch die Entwässerungsgräben sicherzustellen. Der Erfolg dieser Massnahme war von kurzer Dauer. Starke Bodenbewegungen engten den schmalen Rom- kanal wieder ein und verhinderten den Abfluss abermals. 12 13
S. L‘Aqua 12 N -13 Palü dals Lais Fu l de ra > S. 18-19 Das Revitalisierungsprojekt – ein Gewinn für die Landwirtschaft und die Natur Der Mann von Aqua (L’hom da l’Aqua) Die Umsetzung des Projektes dauerte drei Jahre. Es kostete insgesamt CHF 2.8 Mio. und wurde Der alte Janett von Aqua hatte grosse Schulden. Aber wer hat schon keine Schulden? Dumm war, dass er Steuerschulden bei von der öffentlichen Hand und verschiedenen der Gemeinde hatte. Diese nicht begleichen zu können, das Stiftungen finanziert. Um mehr Raum für den wollte etwas heissen, damals. Am guten Willen hätte es nicht Fluss zu schaffen, wurde das umliegende Land- gefehlt. Aber die Summe von drei Golddukaten hatte er ganz wirtschaftsland auf einer Breite von bis zu 30 einfach nicht. Was sollte er machen? Der Termin war längst verstrichen und Janett immer noch arm wie eine Kirchenmaus. Metern auf die Höhe der Bachsohle abgesenkt. Im unteren Abschnitt des Revitalisierungsperime- Der Steuerkommissar wusste gut, was Janett besass. So wuss- ters, der nicht mehr im landwirtschaftlichen Ge- te er auch von dem schönen Schimmel. Der würde auch ihm biet liegt, konnte der Flussraum sogar auf bis zu gefallen. Den könnte man verpfänden. Der alte Fuchs wusste jetzt schon, dass Janett nicht in der Lage sein würde, das Pfand 45 Meter aufgeweitet werden. Dort wurden auch wieder auszulösen. Er selber könnte das dann für ihn besorgen wertvolle stehende Gewässerbereiche geschaffen. und günstig zu einem Ross kommen. So wurde es gemacht. Mit dem anfallenden Aushubmaterial wurden Der Schimmel wurde verpfändet. Nach einiger Zeit zahlte der die vernässten Wiesen aufgefüllt und damit die Kommissar dem Alten noch einen Golddukaten. Dann beglich er die Steuerschulden und der Schimmel gehörte ihm. Ein gu- landwirtschaftliche Ertragsfähigkeit verbessert. tes Geschäft. Er hatte damit mindestens 10 Golddukaten ge- Gleichzeitig wurden die teilweise zerfallenen Drai- wonnen. Er ist halt mit allen Wassern gewaschen. Und jeder nageeinrichtungen erneuert oder ergänzt. Die für glaubt, er habe dem Alten einen Dienst erwiesen. den Fluss beanspruchte Bodenfläche von gut 3 ha Aber dem Schimmel geht’s nicht gut. Er magert ab. Beim Holz- führen stolpert er, bricht sich ein Bein und muss erschossen werden. Die Golddukaten des Kommissars haben gar keine Zinsen abgeworfen. Und was dann passiert: Der Geist des Wasseramsel (Cinclus cinclus) Schimmels von Aqua geht um. Mit dem zwölften Glocken- Die Wasseramsel – dunkel gefiedert mit schlag um Mitternacht wiehert er jämmerlich vor dem Stall. Er weisser Brust – ist ein charakteristischer Vo- kommt zum Haus, schlägt einige Male an die Türpfosten und gel breiter Gewässer mit mittlerer bis hoher verschwindet dann, fliegt talauswärts. Von jedem Schlag mit Fliessgeschwindigkeit. Während der Brutzeit den Hufeisen bleibt im Holz ein runder Abdruck mit sieben ist sie vollständig ans Wasser gebunden. Sie Nagellöchern zurück. Die Pfosten sind ganz verschlagen. baut ihr Nest in der Nähe der Gewässer unter Brücken und anderen geschützten Stellen. Erst am Morgen kehrt der Schimmel zurück. Ein lautes Gepol- Wasseramseln verraten sich durch ihren schar- ter die alte Stiege hinauf bis auf den Dachboden. Drei Schläge fen Ruf, schwirren knapp über dem Wasser und an die Dachbalken, dass die ganze Hütte erzittert. Dann, nach ngssuche tau- setzen sich auf Steine mitten im Bach. Zur Nahru einem zufriedenen Wiehern, gibt er endlich Ruhe. Bis um Mit- nach Insektenlar- chen sie auf den Grund der Gewässer, wo sie ternacht der ganze Zauber von neuem beginnt. n Wassertieren ven, Fischeiern, Schnecken und anderen kleine t, vor allem suchen. Am Rom bekommt man sie oft zu Gesich Gekürzt aus H.-P. Schreich-Stuppan, Geheimnisvolles Müns- am revital isierte n Flussla uf in Fulder a. tertal in Sagen und Legenden 14 15
Der Rom und seine Seitenbäche Wasserhahnenfus – eine erfolgreiche Revitalisierung s (Ranunculus tri Die Pflanze bilde chophyllus) Die jahreszeitlich schwankende Wasserführung t bis zu 2 Meter aus. Ihre Schwim lange Sprosse mblätter sind nieren lässt das Erscheinungsbild des Flussraums immer tief gezähnt, die förmig und Die weissen, fün Tauchblätter haarf ein zerteilt. wieder neu entstehen. Manchmal gräbt sich der dem Wasser; sie blü fzähligen Blüten Rombach tief in torfigen Untergrund, manchmal ragen aus Der Wasserhahne hen von April/Mai nfuss braucht nä bis September. verzweigt er sich und lässt mit dem Geschiebe me Gewässer mit hrstoffreiche, aber schlammigem Gr kalkar- Kies- und Schotterbänke entstehen. Aufgrund des Im Val Müstair ko und. mmt diese Art an len des Roms zw lan gsam fliessenden Stel- abwechslungsreichen Längsgefälles ergeben sich ischen Tschierv un ausgedehnten Pfl d Fuldera vor. M unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten, anzenkissen trägt it seinen einer vielfältigere der Wasserhahne n Gestalt der Ba chsohle bei. Fisch nfuss zu die eine eigene Dynamik entfalten und dem Rom darin Schutz und e finden Grasfrösche überw einen Rhythmus zwischen Wildbach und ruhig zenbüscheln. Im intern sogar in de Kanton Graubünd n Pflan- fuss sonst nur no ch aus dem Enga en ist der Wasserh ahnen- fliessendem Gewässer geben. din bekannt. Den Fischen stehen seit der Revitalisierung wie- der sämtliche für ihre natürliche Entwicklung er- wurde somit durch die Ertragssteigerung auf den forderlichen Lebensräume zur Verfügung. Das umliegenden Wiesen weitgehend kompensiert. Angebot an Laichplätzen, Jung- und Kleinfisch- habitaten ist vielfältig. Die Bachforellen finden Mit dem neuen, 30 bis 45 Meter breiten Ge- verbesserte Laichplätze auf kiesigem Untergrund wässerkorridor bekam der Rom ausreichend Frei- und Elritzen profitieren von stehenden Wasser- raum für die Eigengestaltung. Die grosszügige flächen. Die zahlreichen Seitenbäche sind sehr Flussraumaufweitung erlaubte, auf teuere und gut mit dem Hauptfluss vernetzt. Hindernisfrei ökologisch unerwünschte Uferschutzmassnah- können dort die Fische vom Hauptfluss aufwärts men weitgehend zu verzichten. Die Pflanzen- wandern. Funktionslos gewordene seitliche Ge- besiedlung innerhalb des Flussraumes wurde der schiebesammler wurden am rechten Hangfuss zu natürlichen Entwicklung überlassen. Einzig die wertvollen Amphibienbiotopen umfunktioniert. ausgegrabenen alten Wurzelstöcke entlang des Die neuen, reich strukturierten Uferpartien des alten Romkanals fanden an den umgestalteten Hauptflusses und seiner Seitengewässer bieten Ufern einen neuen Standort als Initialbestockung. einer Vielzahl von Wasservögeln und anderen Als weiteres Strukturelement im neuen Flussbett Tieren einen wertvollen Lebensraum. Heute be- diente jahrhunderte altes Totholz, welches bei wachsen vor allem Weidengebüsche den Ufer- den Grabarbeiten aus dem Torf zutage kam. Es rand und Flachmoorvegetation breitet sich in den bietet Schutz und Lebensraum für Fische, Insek- weniger überfluteten Bereichen aus. Der befreite 16 ten und Wasservögel. Fluss in Eigenregie, ein wunderbares Beispiel für 17 eine gelungene Revitalisierung.
S. 14-15 N -23 22 S. Der alte Furomèr Wann ist Wasser sauber? Der alte Furomèr Anhand des Vorkommens bestimmter kleiner wir- Zwischen Fuldera und Valchava an der Abzweigung der Stras- belloser Tiere kann die Wasserqualität bestimmt se nach Lü steht auf Furom ein einsames Haus. Da hat einmal werden. Dazu fängt man auf einer definierten ein Hexenmeister gewohnt, der sich auf das Stellen verstand, Fläche des Grundes die Kleintiere und bestimmt wie die Nachtbuben von Valchava erfahren mussten. Die ka- men nämlich an den Winterabenden oft nach Fuldera, um hier Art und Häufigkeit. zu hengern*. Insbesondere Stein-, Köcher- und Eintagsfliegen- Wenn sie gegen Morgen wieder heimwärts gingen, zogen sie larven sind Indikatoren für sauberes Wasser. Je auf Furom jedes Mal einen grossen Schlitten, der dort neben dem Hause stand, auf die Strasse und rodelten nach Valcha- mehr Arten vorkommen, desto höher ist die Was- va hinunter, denn es geht in jener Richtung hübsch abwärts. serqualität. Die Individuenzahl gibt Auskunft über Drunten liessen sie ihn einfach am Wege stehen und verzogen die Qualität des Lebensraums für die betreffende sich in ihre Häuser. Anderntags hatte der Besitzer dann das Art. Vergnügen, mit seinem Zugtier hinab zu fahren und seinen Schlitten wieder heim zu holen, bevor er damit an die Arbeit gehen konnte. Endlich wurde ihm das zu bunt, und als die Burschen abends wieder an seinem Hause vorbeikamen, trat er auf die Laube hinaus und sagte ihnen, sie sollten doch seinen Schlitten ste- hen lassen, wo er hingehöre. Er habe keine Lust, ihn jedes Mal selber wieder herauf zu schaffen. Doch die Hengerer lies- Köcherfliegen Lar- n gleichen Nachtfaltern. Die sen sich durch diese Mahnung nicht beeindrucken. Auf dem Ausgewachsene Köcherfliege steh end en Gew ässe rn. oder in Rückweg nahmen sie wie gewohnt den Schlitten und fuhren ven entwickeln sich in Bächen nen Stei nen , Sand oder her aus klei johlend den Rain hinunter. Einzelne Arten bauen Köc und schützen vor Verletzungen pflanzlichem Material. Diese Ver pup pung verschlies- emm en. Bei der Aber jetzt ging es anders als sonst. Sowie sie drunten in Val- vor dem Fortschw ne gen des Köchers bis auf klei chava aufstanden und auseinander gehen wollten, vermoch- sen die Larven beide Öffnun Larv en ernä hren sich Die meisten ten sie auf einmal keinen Schritt vorwärts zu tun. Schlotternd Durchlässe für Atemwasser. nen Pflanzenteilen. Einige mussten sie in der scharfen Winterkälte neben dem ausge- von Algen, Detritus und klei en netzartige führten Schlitten stehen bleiben und konnten nicht heim. Hin- leben räuberisch und bau run g zu fangen. gegen zurück gegen Furom hinauf laufen und ihn an seinen Gespinste, um Nah Platz bringen, das konnten sie. Oben auf der Laube aber stand der Alte und rief lachend herunter. «So, jetzt dürft ihr zu Fuss nach Hause gehen. Guten Morgen!» *Brauch der männlichen Dorfjugend, zu nächtlicher Stunde Mädchen ihres Alters zu besuchen. 18 Aus H.-P. Schreich-Stuppan, Geheimnisvolles Münstertal in 19 Sagen und Legenden
Auen – ein dynamischer Lebensraum Eintagsfliegen Die Larven der Eintagsfliegen entwickeln sich im Im ausgedehnten Auengebiet zwischen Valchava Wasser. Man erkennt sie am meist abgeplatteten und Müstair prägen Wasser, Geschiebe und Dy- Körper und den drei Schwanzfäden. Die flache Kör- perform ist eine Anpassung an die Strömung. Die namik die Flusslandschaft. Der Rom bekommt in Larven halten sich meist an der Unterseite von Stei- diesem Abschnitt durch drei Seitenbäche erheb- nen auf. Sie ernähren sich von Algen und Schlamm- lich Verstärkung. Obwohl diese zum Teil für die teilchen. In der Larvenhaut bildet sich das geflügel- Stromgewinnung genutzt werden, tragen sie bei te Insekt aus. Es schlüpft auf der Wasseroberfläche oder an Pflanzenteilen ausserhalb des Wassers. Das jedem Starkregen oder bei der Schneeschmelze geschlüpfte Tier muss sich noch einmal häuten. End- viel Material in Form von Sand, Kies, Schotter und lich erwachsen, paaren sich die Insekten und nach- Schwemmholz ein. dem das Weibchen die Eier ins Wasser abgelegt hat, sterben sie 2-3 Tage später. Auengebiete werden periodisch überflutet. Mit jedem Hochwasser kann sich das Aussehen einer Steinfliegen Die Larven entwickeln sich meist in fliessenden Aue verändern. Kiesbänke werden abgetragen, Gewässern. Sie reagieren sehr empfindlich auf verschwinden und entstehen an anderer Stel- Verschmutzung und dienen deshalb als Zeiger für le neu. Pflanzen werden umgeknickt oder ganz gute Wasserqualität. Man erkennt sie an ihren mitgerissen. Schwemmhölzer errichten neue Bar- dreigliedrigen Füssen mit je zwei Klauen und den beiden Schwanzfäden. Steinfliegen sind oft auf rieren oder das gesamte Flussbett sucht sich gar der Unterseite hohl aufliegender Steine zu fin- einen neuen Weg. Durch diese Dynamik entsteht den. Kleine Larven ernähren sich von Algen, die das für intakte Auen typische Mosaik an unter- grösseren leben räuberisch. Nach 1-3 Jahren krie- schiedlichen Lebensräumen. Deren Herz, das chen die ausgewachsenen Larven aus dem Was- ser. Das geflügelte Insekt lebt wenige Wochen und Flussbett, ist meist unter Wasser. Hier leben vor legt seine Eier ab. allem Fische und im Wasser lebende Kleinlebe- ria germanica) Deutsche Tamariske (Myrica Bioindikation am Fliessgewässer tsch e Tam aris ke ist ein Strauch mit Die Deu , der bis zu zwe i Meter – Bildungsangebot der Biosfera Val Müstair schmalen Blättern h wird . Die Pion ierp flan ze siedelt sich hoc rflächen von Der Naturpark bietet Schulklassen eine Reihe von Erlebnis- auf neu gebildeten Schotte ssen an. Mit einer tagen an, welche die Natur- und Kulturwerte im Naturpark Alpen- und Voralpenflü vermitteln. Beim Angebot «Bioindikation am Fliessgewässer» n Pfah lwu rzel befe stig t sich die kräftige übersteht so auch Hochwasser erforscht die Klasse Kleinlebewesen im Rom nach wissen- Pflanze im Untergrund und z, h wenige Auen in der Schwei schaftlichen Methoden und kann dadurch Rückschlüsse auf unbeschadet. Es gibt nur noc ke gün stig sind . Am die Tamaris 20 den Gewässerzustand ziehen. Weitere Infos: biosfera.ch wo die Voraussetzungen für 21 ria bis Müstair. Rom wächst sie von Sta. Ma
5 4-2 S. S. 2 18 -19 Auengebiet N wesen. Kiesbänke liegen bei Niedrigwasser an Auen haben in landschaftlicher und in ökologi- der Luft und können sehr trocken sein. Steht das scher Hinsicht eine grosse Bedeutung. Sie sind in nächste Hochwasser lange aus, fangen einjähri- unseren Breiten die artenreichsten Lebensräume. ge Pflanzen an, diesen Lebensraum zu besiedeln. 10 Prozent der einheimischen Tierarten sind auf Später gesellen sich mehrjährige Pflanzen und diesen Lebensraum angewiesen; 84 Prozent aller Sträucher dazu. Eine Besonderheit ist die selten heimischen Arten können in diesem Ökosystem gewordene Deutsche Tamariske, die man in der vorkommen. Zum Schutz und zur Aufwertung der Romaue noch häufig antrifft. Sie besiedelt schnell wertvollsten Auengebiete der Schweiz wurde das offene Stellen am Ufer oder eben Kiesbänke. «Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Wärmeliebende Insekten finden sich dort eben- Bedeutung» errichtet. Auch die Romaue ist darin so gerne ein, wie einige Vogelarten, die brüten aufgenommen. oder rasten. Die Weichholzaue schliesst an die Kiesbänke an und besteht, wie der Name sagt, aus Bäumen mit weichem Holz, z.B. Weiden und Grauerlen. Diese wachsen schnell, haben biegsa- Grauerle (Alnus incana) me Äste und ein gutes Regenerationsvermögen. genannt, wird Die Grauerle, auch Weisserle älter als 50 Jahre. So halten sie auch Überschwemmungen stand. 20 - 25 m hoch und kaum rn des Roms von Sie bieten mehreren stark bedrohten Tierarten Man findet sie an den Ufe Sie blüh t bereits im März Fuldera an abwärts. einen Lebensraum. Viele Insekten ernähren sich oder Apr il und bild et auf dem selben Baum von den Bäumen oder finden dort Unterschlupf, wei blic he Blüt ens tände. Sie ist männliche und verwechseln , wei st aber auf den im Totholz entwickeln sich verschiedene Käfer- leicht mit der Schwarzerle zu zerl e lediglich erve n auf, die Sch war arten. Die Insekten wiederum bieten zahlreichen Blättern 10 - 15 Seitenn wei ssgr aue , glat te Rin- sie eine Vögeln Nahrung. Die höher gelegenen Gebie- deren 4 - 7. Ausserdem hat rau. Die Schwarzerle zerl e ist dun kel und de. Jene der Schwar ist in te einer Aue, die Hartholzauen, werden nur bei t vor. Ihr nächster Standort kommt im Val Müstair nich einem Jahrhunderthochwasser überschwemmt. Südtirol. den Schludernser Auen im Hier wachsen Bäume langsam und entwickeln dadurch ein härteres Holz, das höhlenbrütenden Vögeln wie Meisen, Spechten, Kleibern und Eulen Nistmöglichkeiten bietet. Spitzenhochwasser Hochwasser Mittelwasser Mittleres Sommerwasser Niederwasser 23 Flutrasen Schilf Weidengebüsch Weiden-Auenwald Grauerlen-Auenwald Traubenkirsche Wasser Pionierkrautfluren Weichholzaue Hartholzaue
N Plaun Schumpeder 3 3 2-3 2-2 S. 3 S. 2 Kraftwerk Chasseras Neue Weiher für Amphibien Aspisviper (Vipera aspis) Im Val Müstair sind vier Amphibienlaichplätze Im Val Müstair leb en beide in der Sc von nationaler Bedeutung bekannt: «La Juata» in kommenden Gifts hweiz vor- chlangen, die Kreu die Aspisviper. Di zotter und Tschierv, «Lai da Valpaschun» in Valchava, «Plaun 1600 m ü. M. vo e Aspisviper komm t bis etwa Schumpeder» in der Romaue bei Sta. Maria und r, die Kreuzotter eher in höheren trifft man Lagen an. Die As «Schler dal Podestà» in Müstair. In diesen Gewäs- vorzugt sonnige und warme Gebie pisviper be- standorttreu ist, te. Da sie recht sern laichen der Grasfrosch und der Bergmolch, ben Orten beob kann man sie im mer wieder an de achten. Sie ernäh nsel- die einzigen Vertreter der Amphibienfauna im Tal. Eidechsen, kleine rt sich räuberisch n Vögeln und Frö von öfters in der Nähe schen. Deshalb ist von Lesesteinhau sie In Plaun Schumpeder wurden drei neue Teiche auch von Gewässe fen und Hecken aber rn zu sehen. angelegt, nachdem die alten Laichgewässer auf der gegenüberliegenden Strassenseite fast jedes Jahr ausgetrocknet waren, bevor sich alle Kaul- und ist so gekennzeichnet. Die Elritzen sollten sich quappen zu Jungfröschen entwickeln konnten. nicht in allen Teichen entwickeln können, da sie Die alten Laichgewässer waren aus einem Altarm die frisch geschlüpften Kaulquappen dezimieren. des Roms entstanden. Sie waren Überreste einer bis in die 1990er Jahre betriebenen Jungfischauf- In diesen stehenden Gewässern mit geringem zucht und eines eigens angelegten Amphibien- Durchfluss paart sich der Grasfrosch zeitig im teichs. Die neu geschaffenen Teiche liegen nun im Frühling. Die Weibchen legen den Laich in gros- sicheren Grundwasserbereich des Roms, die Ge- sen Klumpen mit mehreren hundert Eiern ab und fahr der Austrocknung wurde dadurch gebannt. später verlassen die erwachsenen Frösche das Ge- Zwei Teiche dienen den Amphibien als Laich- wässer wieder. Ab Juni/Juli kann man diese Jung- gewässer, der dritte Teich steht Fischern für den frösche am Gewässer beobachten. Aber nicht nur Fang von Elritzen als Köderfische zur Verfügung Grasfrosch, Bergmolch und Elritze tummeln sich hier. Die stillen Gewässer bieten einer Vielzahl von Lebewesen einen Lebensraum. Libellen, die sich Bergmolch (Triturus alpestris) in den Teichen vom Ei bis zur Larve entwickelt ha- Die Bergmolche sind Vertreter der Schwanzlur- ben, umschwirren im Sommer die Ufer und Was- Das che. Sie haben einen orangefarbigen Bauch. Männchen legt sich währe nd der Paaru ngsze it an seroberflächen. Die Wasserspitzmaus geht dort Paa- für Nahrungssuche auf Tauchgang. Stockenten der Seite einen blauen Streifen zu. Nach der n rung legt das Weibchen 100 bis 600 Eier einzel nutzen die Teiche als Brutplatz und der Eisvogel – s- an Pflanzen ab. Bergmolche stellen an das Gewä das fliegende Juwel – auf seinem Durchzug zum fast ser keine hohen Ansprüche; man findet sie in allen Amphibienteichen im Val Müsta ir, ja sogar in Fischfang. Natürlich bieten die Teiche auch einer 24 kleinsten Tümpeln oder Gartenweihern. Reihe von Pflanzen einen Lebensraum. 25
Ein Fluss schreibt Geschichte der rechtsseitigen Zuflüsse, der Aua da Vau und der bereits gefassten Muranzina, in einer neuen Der Rom als Energiequelle Kraftwerk-Zentrale in Chasseras nutzen wollte. Der Rom wurde schon seit eh und je als Ener- Alle sechs Gemeinden (vor der Fusion zur Ge- giequelle genutzt. Er trieb die Wasserräder von meinde Val Müstair) stimmten diesem Projekt mit Mühlen, Sägen und Schmieden an. Als 1912 die grosser Mehrheit zu. Elektrifizierung auch im Val Müstair Einzug hielt, spielte die Wasserkraft dank der Topografie des Bergtals sofort eine wichtige Rolle. Kleinkraftwer- Die Münstertaler Stromgeschichte ke wurden stetig ausgebaut und vergrössert, seit 1942 wird der Strom im Tal mit Wasser aus den 1912 Erster Strom im Val Müstair aus einem privaten Klein- kraftwerk in Tschierv. Müstair, Sta. Maria und Valcha- Seitengewässern erzeugt. 1955 wurde das loka- va erhalten Strom aus dem Vinschgau. le Stromversorgungsunternehmen «Provedimaint 1922 Zusätzliches Kleinkraftwerk im oberen Dorfteil von Electric Val Müstair», kurz PEM, gegründet. Es Tschierv versorgt Tschierv, Fuldera und Lü. versorgt noch heute die rund 750 Haushalte mit 1932 Gründung Consorzi Rom mit dem Ziel einer taleige- nen Stromversorgung. Ökostrom. Elektrischer Strom ist aus unserer Welt 1941 Anschluss von Fuldera, Tschierv und Lü an die Strom- nicht mehr wegzudenken. Das merken wir, sobald versorgung aus dem Vinschgau. wir einmal von einem Stromausfall betroffen sind. 1953 Einigung der Münstertaler auf eine taleigene Strom- Stromerzeugung ist aber immer auch mit Auswir- versorgung. 1955 Gründung PEM – Provedimaint Electric Val Müstair. kungen auf die Umwelt, Gesellschaft und Wirt- 1958 Kraftwerk Muranzina geht ans Netz. Ende der Strom- schaft verbunden. Wie kann der Bedarf gedeckt lieferung aus dem Vinschgau. werden und können gleichzeitig die negativen 1968 Anschluss an das Schweizer Mittelspannungsnetz. Auswirkungen und Risiken minimiert werden? Die neue Ofenpassleitung bringt mehr Versorgungs- sicherheit. Die Antworten sind nicht einfach und hängen 1982 Bau der grenzüberschreitenden Hochspannungslei- von unterschiedlichen Werten und Prioritäten ab tung Müstair – Taufers. – diese wurden im Val Müstair in den 1980er der- 1984 Beginn der «Münstertaler Wirren» rund um die Nut- art heftig diskutiert, dass man rückblickend von zung des Roms. 1991 Einweihung des Kraftwerks Chasseras. den «Münstertaler Wirren» spricht. 1992 Die neue Talleitung ist als 10 kV-Kabelleitung reali- siert. Das Konzessionsprojekt 1996 Ausbau und Erneuerung des Kraftwerks Muranzina Angefangen hatte alles mit der gut gemeinten als Alternative zur Romnutzung. 2001 Schutz- und Nutzungsplanung Val Müstair wird durch Absicht einiger Talbewohner, das Tal durch den den Bundesrat ratifiziert. Ausbau der eigenen Wasserkraft von Öl- und 2017 Erhöhte Netzstabilität und Versorgungssicherheit Stromimporten über den Ofenpass unabhängi- durch eine neue Mittelspannungsringleitung. ger zu machen. Dafür legte die PEM ein Projekt 26 vor, welches das Romwasser sowie das Wasser 27
Wie viel Wasser ist genug? befragung nötig. Die politische Auseinanderset- Im Genehmigungsverfahren des Kantons forder- zung hatte inzwischen die Talbewohner in zwei te das damals für die Fischereibelange zuständige Lager gespalten. In einer denkwürdigen und dra- Justiz- und Polizeidepartement ein fischereibio- matischen Abstimmung scheiterte der benötigte logisches Gutachten. Der beauftragte Gutachter Nachtragskredit 1987 am Gemeindemehr. kam zum Schluss, dass man im Rom, wolle man ihn weiterhin als Fischgewässer am Leben erhal- Studienauftrag der Pro Natura Graubünden ten, eine Dotierwassermenge von 400 Litern pro Die Pro Natura Val Müstair nutzte diese Situation Sekunde (l/s) belassen müsse. Dies entsprach dem und ging in die Offensive. Sie gab eine Studie Vierfachen der Wassermenge, welche das Kon- in Auftrag, welche das Projekt zur Nutzung des zessionsprojekt vorschlug. Die Regierung werte- Roms von neutraler Seite und vor allem in wirt- te das Bestreben nach Eigenversorgung und die schaftlicher Hinsicht kritisch beleuchten und al- damit verbundene Versorgungssicherheit für das lenfalls Alternativen aufzeigen sollte. Diese Studie Tal höher als die auf dem Spiel stehenden öko- wies nach, dass im Winter die Stromversorgung logischen Werte und genehmigte im Jahre 1984 mit der Nutzung des Roms nicht sichergestellt das Projekt mit einer Mindestabflussmenge von werden kann. Sie zeigte weiter, dass durch einen 250 l/s. Ausbau des bestehenden Kraftwerks Muranzina, gekoppelt mit einer Nutzung der Aua da Vau, die Beschwerde an das Bundesgericht Versorgungssicherheit verbessert werden kann. Fischer und Umweltschutzorganisationen liessen Auch in wirtschaftlicher Hinsicht schnitt diese Lö- sich diese willkürliche Senkung der Restwasser- sung besser ab. Damit wurde klar, dass es unsinnig menge nicht gefallen und reichten Beschwerde an ist, einen geringen Stromertrag mit einem grossen das Bundesgericht ein. Die Bundesrichter würdig- ökologischen Defizit zu bezahlen. Diese Argu- ten zwar den hohen ökologischen Wert des Roms, mente haben die PEM-Verantwortlichen vorerst liessen sich aber von der durch die Kraftwerkspro- überzeugt. Sie vergaben die Ausarbeitung eines motoren hochgespielten Versorgungslücke im Tal neuen Projekts für die Sanierung des KW Muran- beeindrucken und hiessen den Entscheid der Re- zina. Gleichzeitig wurde die Zentrale Chasseras, gierung für 250 l/s gut. Für die Aua da Vau for- nur gespeist mit dem Wasser der Nebenflüsse, derten sie allerdings eine Mindestwassermenge realisiert und 1990 in Betrieb genommen. Auf die von 20 l/s im Winter und 50 l/s im Sommer. Fassung des Roms wurde vorläufig verzichtet. Erneute Volksabstimmung Die Wiedererwägung durch die Hintertüre Die Auflage des Bundesgerichts bezüglich der Wer glaubte, die Diskussion um die Romfassung Mindestwassermenge in der Aua da Vau und sei damit endgültig vom Tisch, täuschte sich. Ein 28 die Zeitverzögerung verteuerten das Projekt. Jahr später präsentierte die PEM ein neues Pro- 29 Die Mehrkosten machten eine neuerliche Volks-
jekt, welches zum Ziel hatte, den Ausbau des folgenden Volksabstimmung fiel der endgültige Kraftwerkes Muranzina aufzuschieben und eine Entscheid: Verzicht auf die Konzession zur Nut- Teilnutzung des Roms vorzuziehen. Das Vorgehen zung des Roms und Erneuerung des Kraftwerks der PEM empörte neben Pro Natura auch viele Muranzina. Damit war der Grundstein gelegt für Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Die Oppo- die Schutz- und Nutzungsplanung, welche 2001 sition im Tal wuchs. Angesichts des steigenden in Kraft trat und sich heute über das gesamte Ge- politischen Drucks erklärte sich die PEM bereit, wässernetz des Val Müstairs erstreckt. zusammen mit den Gegnern einen Informations- abend durchzuführen. In der vollbesetzten Turn- Andere Länder, andere Sitten... halle von Sta. Maria kippte am Schluss der Veran- Anders verhält es sich mit dem Rom kurz hin- staltung die Stimmung ganz klar auf die Seite der ter der Grenze bei Taufers, Italien. Dort wurde Opposition. Dazu beigetragen hatte sicher auch 2019/2020 ein Wasserkraftwerk gebaut. Obwohl der von der Schweizerischen Gesellschaft für Um- sich auch auf der italienischen Seite viele Men- weltschutz und des Lotteriefonds des Kantons Zü- schen für den Erhalt des noch frei fliessenden Tal- rich gespendete Beitrag von insgesamt 600‘000 flusses ausgesprochen hatten, konnte 2013 bei Franken bei Verzicht auf die Romnutzung und einer Volksbefragung keine Mehrheit gewonnen Sanierung und Effizienzsteigerung des KW Mu- werden. Inwieweit dieser Eingriff Auswirkungen ranzina. Im Mai 1990 beschloss die Bevölkerung auf das ökologische Gleichgewicht des Roms auf des Val Müstair mit der Zustimmung von vier der Schweizer Seite hat, ist abzuwarten. sechs Gemeinden, vorläufig auf die Nutzung des Roms zu verzichten und das Projekt zur Erneue- Stromversorgung heute rung des KW Muranzina voranzutreiben. Mit die- Heute produzieren die beiden Kraftwerke Muran- ser Entscheidung kehrte wieder etwas Ruhe ein zina und Chasseras sowie sechs Trinkwasserkraft- im Tal. werke im Sommer mehr Strom als verbraucht wird. Die Überproduktion wird an Repower ver- Einkehr des Energiefriedens im Val Müstair kauft. Im Winter kann durch den Wasserrück- Als 1993 der Vorstand der PEM dem Delegierten- gang der Energiebedarf nicht gedeckt werden. rat das Projekt zur Erneuerung des KW Muranzi- Strom mit Herkunftsnachweis wird zugekauft. na vorlegte, lehnte dieser mit einem Stimmenver- Das Kraftwerk Muranzina erhielt die Konzession hältnis von 8:7 ab. Die ablehnenden Delegierten für weitere 70 Jahre, die Nutzung des Pischbaches wollten den endgültigen Verzicht auf die Nut- wurde auf die Wintermonate beschränkt und bei zungskonzession des Roms hinausschieben. Ge- der Wasserfassung Vau wurde für diese Jahreszeit gen den negativen Entscheid des Delegiertenrates eine Unterschreitung der Restwassermenge be- ergriffen 3 Gemeinden und 195 Stimmbürgerin- willigt. 30 nen und Stimmbürger das Referendum. In der 31
S. 38 -3 N 9 Kraftwerk Chasseras 4-2 5 Fischzucht S. 34 S. 2 Alternative Wegführung entlang Schler dal Podestà Schler dal Podestà Der Rom in Müstair Schützen oder nutzen? Ein gelungener Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts Ausgleich im Val Müstair wurde die Romebene bei Müstair bei Hochwasser regelmässig überflutet. Als Folge des steigenden Am 16. Mai 2001 genehmigte der Bundesrat die Schutz- und Nutzungsplanung Val Müstair. Zum ersten Mal wurde damit Siedlungs- und Nutzungsdruckes nahm in der von der im Gewässerschutzgesetz vorgesehenen Möglichkeit Bevölkerung der Wunsch zu, sich vor dem Rom Gebrauch gemacht, Schutz- und Nutzungsinteressen auszu- zu schützen. Man beschloss, den Fluss teilweise gleichen und verbindlich festzulegen. Das Gewässerschutz- zu begradigen und die Ufer mit umfangreichen gesetz regelt unter anderem die Frage, welches Minimum an Wasser ein Gewässer führen muss, nachdem es für die Ener- Massnahmen zu sichern. Anfang der 70er Jahre gieproduktion genutzt wurde. Diese Menge nennt man Min- war der Rom vollständig kanalisiert. Das verhin- destwassermenge. derte zwar Überschwemmungen, zog aber erheb- liche Unterhaltskosten nach sich. Ausserdem war Die Kantone können nach dem Prinzip der Schutz- und Nut- zungsplanung eine stärkere Nutzung von Fliessgewässern ge- der Rom in diesem knapp 3 km langen Teilstück statten und damit geringere Restwassermengen zulassen als ökologisch sehr beeinträchtigt. Daher einigte das Gesetz vorschreibt. Diese Mehrnutzung muss jedoch mit man sich 1994 auf eine nachhaltige Lösung. So weitergehenden Schutzmassnahmen bei anderen Fliessgewäs- wurden bis 2003 sechs Gerinneaufweitungen mit sern wettgemacht werden, zum Beispiel mit der Festlegung höherer Restwassermengen. einer Gesamtlänge von über 1 km realisiert. Im Val Müstair ging es darum, den Rom zu schützen und auf Das gesamte landschaftliche Erscheinungsbild ist eine Wasserentnahme zur Wasserkraftnutzung zu verzichten. dadurch deutlich aufgewertet worden. Die na- Zum Ausgleich musste die Wasserentnahme andernorts er- höht werden. Dies geschah, indem man die Konzession für turnahen Ufersicherungen, die flachen Böschun- das bestehende Kraftwerk Muranzina um weitere 70 Jahre gen, die teilweise verzweigten Flussläufe mit ihrer verlängerte und hier von der Festlegung einer Mindestrest- flussmorphologischen Vielfalt sowie die gelunge- wassermenge absah. Auch für das Kraftwerk Chasseras wurde ne Integration des Spielplatzes in die neue Fluss- die Konzession erneuert. Hier wurden die Mindestrestwasser- mengen der beiden Seitengewässer, der Aua da Pisch und der landschaft lassen auch den Menschen den Fluss Aua da Vau reduziert beziehungsweise zeitlich eingeschränkt. wieder als solchen erleben. Die Schutz- und Nutzungsplanung Val Müstair kann als erfolg- reich bezeichnet werden. Dank dem Nutzungsverzicht blieb der Hauptfluss, der Rom, mit seinem Auengebiet von natio- Azurjungfern Familie der naler Bedeutung erhalten. Die stärkere Nutzung der seitlichen Die Azurjungfern sind eine n. Sie falle n dur ch ihre schlanke Fliessgewässer, die teilweise stark abfallen, stark verbaut und Kleinlibelle lich e Zeic hnu ng auf. fischarm sind, fällt aus ökologischer Sicht kaum ins Gewicht. Gestalt und ihre bläu vers chie den en Arte n lassen sich nur Die heiden. An schwer voneinander untersc n man beob- stehenden Gewässern kan Eier ablegen. Azurjungfern achten, wie sie im Flug ihre und bild en dabei ein so genanntes 32 paaren sich oft im Flug 33 Paarungsrad.
N S. 32 Fischzucht -33 S. Schler dal Podestà 38 -3 9 Alternative Wegführung entlang Schler dal Podestà Schler dal Podestà Wilde Wasser – starke Forellen Das Flachmoor «Schler dal Podestà» ist das gröss- Auf Grund der Höhenlage, des kühlen und sauer- te Feuchtgebiet im Talboden des Val Müstair. Es stoffreichen Wassers und seiner Rauheit zählt der enthält einen kleinen Weiher, der als Laichgebiet Rom fischereibiologisch zur oberen Forellenre- für den Grasfrosch und den Bergmolch nationale gion. Über Jahrtausende hat sich die Bachforelle Bedeutung hat. In diesem Gebiet steht der gröss- an die harten Lebensbedingungen im Bergbach te Schilfbestand des Tales. Um die Verlandung zu angepasst. Im bis vor 1950 kaum verbauten Rom verlangsamen und die Artenvielfalt zu erhalten, entwickelten sich die Forellen so gut, dass sie werden das Flachmoor und die angrenzenden dem Dutzend Fischern im Tal einen einträglichen Riedwiesen regelmässig gemäht. Nebenverdienst ermöglichten. Die gefangenen Fische wurden an die damals noch wenigen Gast- betriebe verkauft. Angeln – ein beliebter Freizeitsport Heutzutage ist Angeln eine beliebte Sport- und Freizeitbeschäftigung, die man allerdings nur mit einer kantonalen Bewilligung betreiben kann und der im Tal etwa 30 Personen nachgehen. Da die Fischer verpflichtet sind, ihren Fang in eine Fang- statistik einzutragen, kennt man die Anzahl ge- fangener Forellen genau. Jährlich werden aus dem Rom gut 100 Bachforellen mit dem vorgeschrie- benen Mindestmass von 28 cm gezogen. Das ist die Länge, bei der man davon ausgehen kann, Mosaikjungfern dass die Forelle bereits zweimal in ihrem Leben Die Mosaikjungfe gelaicht hat. Durch die natürliche Fortpflanzung rn sind eine Fa Grosslibellen und milie der jungfern zu unser gehören mit den Quell- allein wären diese Erträge nicht möglich. Jungfi- en grössten Libell Hinterleib ist meist en. Der sche, welche zur Stützung des Fischbestandes in hell und dunkel ge Eine häufige Art ist die blaugrüne fleckt. die Gewässer eingesetzt werden, stammen aus jungfer (Aeshna Mosaik- cyanea), welche der kantonalen Fischbrutanstalt in Müstair. Jedes ihre schöne grüng durch fällt. Mosaikjungfe elbe Zeichnung auf- Jahr gelangen so an die 7000 junge Bachforellen rn sind ausgezeic in den Rom, wobei der Besatz jährlich an die je- te Flugkünstlerinn hne- en. Ihre Larven in stehenden Ge wässern und ern leben weiligen Voraussetzungen angepasst wird. räuberisch. ähren sich 34 35
Moderne Fischwirtschaft Dadurch steigt in den Fliessgewässern vorüber- In der Schweiz stehen die Fischereirechte den gehend die Schwebstoffkonzentration so hoch Kantonen zu. Das Amt für Fischerei kümmert sich an, dass die Sauerstoffaufnahme für die Fische um die Bewirtschaftung der Gewässer, legt heute beeinträchtigt wird und dadurch grosse Verluste aber mehr Wert auf die Erhaltung der natürlichen entstehen können. Artenvielfalt und den Bestand an einheimischen Fischarten sowie auf die Verbesserung ihrer Le- Ein Blick in die Zukunft bensräume. Die Massnahmen zur Revitalisierung Grundsätzlich ist der Rom ein produktiver Bach, des Roms und seiner Seitenbäche ergänzen die der den Forellen eine gute Lebensgrundlage bie- Bemühungen in der fischereilichen Bewirtschaf- tet. Die revitalisierten Strecken werden mit der tung. Die Schaffung besserer Lebensräume mit Zeit in einem ökologischen Gleichgewicht stehen möglichst vielen neuen Plätzen für die natürli- und den Fischen ausreichend gutes Substrat zur che Verlaichung wird mit der Zeit den Besatz mit natürlichen Fortpflanzung bieten. Ausserdem ist Jungfischen vermindern oder sogar ablösen. die Verschärfung der Fischereivorschriften mit der Maximalentnahme von jährlich 60 Fischen pro Ein sehr gutes Beispiel für eine gelungene Mass- Person aus den Fliessgewässern und dem Min- nahme zur Verbesserung der Bedingungen für destmass von 28 cm ein wichtiges Instrument für die Bachforellen geschah 1994 unmittelbar vor den Erhalt einer natürlichen Population, in der der italienischen Grenze. Eine zwei Meter hohe sich genug erfahrene Individuen entwickeln kön- Betonschwelle wurde mit einer Blocksteinrampe nen. Diese kennen ihr Habitat so gut, dass sie bei für Fische und andere Wasserlebewesen passier- kurzzeitiger Verschlechterung der Lebensbedin- bar gemacht. Damit konnten die Forellen wieder gungen in geschütztere Lebensräume ausweichen zu ihren Laichgebieten wandern und man konnte können. eine deutlich erhöhte Laichaktivität in den dar- auffolgenden Jahren sowohl im Rom als auch im Seitenbach «Schler dal Podestà» in Müstair be- o) Bachforelle (Salmo trutta fari obachten. Dennoch kann selbst den Forellen das häufigsten Fisch- Die Bachforelle ist eine der ist in fast allen Wasser im Rom manchmal zu wild werden und arten in der Schweiz. Sie en zu find en, bevorzugt aber die Fischpopulation beeinträchtigen. Gewässertyp eich e Bäc he der obe- kühle und sauerstoffr e, die des halb oft als Forellenre- ren Stuf Haben sich früher die kanalisierten Bachabschnit- wird . Zur Fort pflanzung gion bezeichnet schen Oktober te negativ auf die natürliche Entwicklung der wandert die Bachforelle zwi fwärts auch in kleinere Forellen ausgewirkt, sind es heute die durch den und Dezember meist bachau in lock erem Kies oder sandigem Boden Seitenbäche, wo sie Eier Klimawandel heftigeren Wetterereignisse. Ver- ube schlägt und darin ihre n mit der Schwanzflosse Laichgr glic hte die Wa nde - mehrt lösen sommerliche Starkregen Rüfen aus. Roms verunmö 36 ablegt. Die Verbauung des 37 en Stel len. rung und Laichablage an viel
N Ziel S. -33 34 Alternative Wegführung 32 über die Grenze S. Heute sind nicht nur die Bachforellen Impressum glücklich Zweite überarbeitete Auflage 2021 Der Rom ist heute dank Weit- und Umsicht auf Herausgeber: Biosfera Val Müstair Schweizer Gebiet ein lebendiger Talfluss. Der Ver- Pro Natura Val Müstair Überarbeitung & Redaktion: Christiane Stemmer zicht auf Nutzung für elektrische Energie, aber Lektorat: Margit Huber-Berninger auch die vielen Massnahmen zur Revitalisierung Layout & Druck: Aimara AG werten ihn ökologisch auf und machen ihn von Konzept: Biosfera Val Müstair seiner Quelle bis zur Grenze für uns Menschen Auflage: 5000 Stück erlebbar. Zudem bieten die Projekte Sicherheit vor Biosfera Val Müstair und Pro Natura Val Müstair bedanken Hochwasser und bringen wesentliche Einsparun- sich bei allen, die zum Gelingen dieser zweiten Auflage gen beim Gewässerunterhalt mit sich. In einzel- beigetragen haben. Wir sind dankbar für das aufmerksame nen Aufweitungen konnte die ideale natürliche Gegenlesen, für die zur Verfügung gestellten Bilder und Pendelbandbreite eines Fliessgewässers erreicht Informationen. werden. In den Abschnitten, in welchen dies nicht Bildnachweis möglich war, sind heute trotzdem viele natürliche Françoise Alsaker S.23u. / Ivo I. Andri S.16-17o., 26-27 / Muriel Funktionen wieder gewährleistet. Bendel S.10u. / Monica Benz-Kaiser S.8u., 9m. / Wolfgang Bischoff S.9u. / Kathy Büscher S.24 / Daniel Fleuti S.2, 7o. / Roland Gerth S.10-11o. / Eckehard Jagdmann S.33 / Thomas Kraft¹ S.14 / Susann Die verbleibenden künstlichen Abschnitte wer- Mielke S.34u. / Markus Nolf² S.21u. / Pio Pitsch S.13, 35 / Valentin den in den kommenden Jahren revitalisiert. Einer Pitsch S.25 / Peter Rey S.37u. / Manfred Richter S.16u. / Rest- liche: BVM / Karten: Biosfera Val Müstair 2021 / Kartengrundlagen: völligen Befreiung und Renaturierung setzen ge- swisstopo gebene Rahmenbedingungen Grenzen, aber man ¹ https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cinclus_cin- clus_R(ThKraft).jpg), „Cinclus cinclus R(ThKraft)“, https://creative- strebt mit den verfügbaren Flächen die ökologi- commons.org/licenses/by-sa/2.5/legalcode schen Mindestanforderungen an. Die Lebensräu- ² https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Myricaria_germani- me der Bachforelle haben an Qualität gewonnen ca_flowers.jpg), „Myricaria germanica flowers“, https://creative- commons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode und die einheimische Bevölkerung und ihre Gäste schätzen das neue Flusserlebnis. BIOSFERA VAL MÜSTAIR Parc da natüra / Naturpark Die Biosfera Val Müstair und Pro Natura hoffen, Sie hatten eine spannende Wanderung mit Einblicken in die Geschichte, Center da Biosfera Ökologie und Kultur entlang dieses einzigartigen Flusses. CH-7532 Tschierv +41 81 851 60 70 Sie können nun dem Wegweiser 801 folgen. Er bringt sie zur info@biosfera.ch Postautohaltestelle Müstair, Clostra Son Jon. Oder Sie folgen www.biosfera.ch dem Rom weiter (gestrichelte Linie) über die Grenze und zur Mündung in die Etsch. 38 Mehr Infos finden Sie auch auf unserer App 39
Sie können auch lesen