SGM - Studentisches Gesundheitsmanagement - Handlungsempfehlung zu Theorie und Praxis - Techniker ...
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SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement Handlungsempfehlung zu Theorie und Praxis In Kooperation mit:
Inhalt 1 Vorworte 2 Präambel 3 Einbettung des Themas: Worum geht es? 8 Gesundheitsförderung als Aufgabe der Hochschulen 11 Der Begriff „Studentisches Gesundheitsmanagement“ 12 Soziologische Überlegungen zum Lebensweltbegriff 4 Was ist zu Beginn zu bedenken? 14 Überzeugen und sensibilisieren 16 Kommunikation 23 Verortung und Akteurinnen und Akteure des SGM 25 Finanzielle und personelle Ressourcen 27 Spezifika und Handlungsfelder 29 Schnittstellen bei der Entwicklung und Umsetzung eines SGM an Hochschulen
5 Theorie und Praxis: Was ist bei der Umsetzung zu bedenken? 9 Anlage 2 31 Planung 34 Einführung in den Public Health Action Cycle 58 Glossar 36 Analyse 62 Literaturempfehlungen 38 Interventionsplanung 65 Internetpräsenzen 39 Interventionen und Maßnahmen 66 Autorinnen- und Autorenverzeichnis 42 Evaluation 45 Partizipation 6 Welche grundsätzlichen Aspekte sind entscheidend für ein SGM? 49 Kriterien für die erfolgreiche Umsetzung eines SGM 50 Perspektive für das Thema 7 Die Kooperationspartner 51 Die TK und ihr Engagement an Hochschulen 52 Das Kompetenzzentrum Gesundheitsfördernde Hochschulen 8 Anlage 1: Praxishilfen 53 I. Beispiel für eine Beschlussvorlage – Einführung eines SGM 55 II. Anregungen für ein Stellenprofil der SGM- Koordinatorin oder des SGM-Koordinators 55 III. Vorschlag für einen Antrag auf Projektförderung 56 IV. Leitfaden für Fokusgruppen mit Studierenden als qualitatives Befragungsinstrument
4 SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement 1 Vorworte In den vergangenen Jahren ist die Gesundheit Studierender erfreulicherweise In der vorliegenden Handlungsemp- stärker in den Fokus gerückt. Vermehrte Gesundheitsanalysen haben zu einer fehlung ist herausgearbeitet, welche verbesserten Einsicht in die gesundheitliche Situation der Studierenden beigetragen konzeptionellen Schritte für ein SGM und konnten die Notwendigkeit für ein Engagement untermauern. wichtig sind und welche spezifischen Fragestellungen im Vergleich auch zum Beispielsweise hat die Bologna-Reform und die damit verbundene Reform der Stu- Betrieblichen Gesundheitsmanage- dienstruktur zu tiefgreifenden Veränderungen in der Hochschullandschaft geführt, ment (BGM) an Hochschulen beachtet die sich unmittelbar auf die Gesundheit Studierender, insbesondere ihre psycho- werden müssen. Damit wird das neue soziale Gesundheit, ausgewirkt haben. Gleichzeitig sind Rahmenbedingungen und Themenfeld SGM erstmals zusammen- Leistungen, die eine Hochschule zusätzlich zur klassischen Lehre und Wissenschaft hängend beschrieben und ein wichtiger anbietet, ein Auswahlkriterium. Gesundheitsförderliche Studienbedingungen können Beitrag zur Entwicklung eines gesund- eine dieser Rahmenbedingungen sein. heitsförderlichen Settings an Hoch- schulen geleistet. Die Techniker Krankenkasse (TK) engagiert sich bereits seit fast zwei Jahrzehnten speziell in der Lebenswelt Hochschule mit einem ganzheitlichen Ansatz und be- Ich bedanke mich herzlich beim Auto- gleitet Projekte, um den nachhaltigen Aufbau gesundheitsförderlicher Strukturen renkollektiv der Handlungsempfehlung zu unterstützen. und bei der engagierten Projektleitung für die geleistete Arbeit. Bis vor kurzem gab es keine konzeptionelle Beschreibung, wie Studentisches Gesund- heitsmanagement (SGM) entwickelt und etabliert werden kann. Einige Hochschulen hatten sich dem Thema schon innerhalb von Projekten zugewandt. Häufig waren die Interventionen allerdings nur auf den Einzelnen ausgerichtet, an Aktionen gebun- den, oder es ging vorrangig um die Gesundheit von Beschäftigten. Dr. Sabine Voermans Vor vier Jahren haben daher die Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. (LVG & AFS) und die TK ein interdisziplinär zusammengesetztes Projekt initiiert, das sich die konzeptionelle Beschreibung eines SGM zum Ziel gesetzt hat. Rückenwind bekam dieses Vorhaben auch vom Gesetz- geber, der 2015 mit dem „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention“ die Krankenkassen beauftragt hat, in der Lebenswelt Hochschule den Aufbau gesundheitsförderlicher Strukturen zu stärken, die gesundheitliche Situation Studierender zu erheben und geeignete Maßnahmen zu unterstützen.
5 Dr. Sabine Voermans Leiterin des Gesundheitsmanagements der Techniker Krankenkasse S eit 1995 engagiert sich die Landesvereinigung für Gesund- heit und Akademie für Sozial- medizin Niedersachsen e. V. (LVG & AFS) für Gesundheitsförderung an Hochschulen. Mit der Gründung des zwischen LVG & AFS und der Techniker Arbeitskreises Gesundheitsfördern- Krankenkasse zusammen mit dem de Hochschulen (AGH) wurde früh AGH ändern. Ziel des vierjährigen Pro- der Rahmen für Austausch und jektes war es, analog zum Betriebli- Vernetzung von Akteurinnen und chen Gesundheitsmanagement (BGM), Thomas Altgeld Geschäftsführer der Akteuren im Setting geschaffen. gemeinsam ein Konzept für Studierende Landesvereinigung für Gesundheit und Der AGH verfolgt das Ziel, an Hoch- zu entwickeln. Akademie für Sozialmedizin Niedersach- sen e.V. schulen gesundheitsfördernde Le- bens- und Arbeitsbedingungen zu Eines der Projektergebnisse ist die hier initiieren und zu unterstützen. Mit vorliegende Handlungsempfehlung dem Aufbau eines Kompetenzzent- Studentisches Gesundheitsmanage- rums Gesundheitsfördernde Hoch- ment (SGM). Sie soll Akteurinnen und schulen (KGH), welches ebenfalls in der LVG & AFS angesiedelt Akteuren aus der Hochschullandschaft ist, werden die Unterstützungsangebote für Akteurinnen und Impulse und Unterstützung für die Ein- Akteure in der Hochschule ausgebaut und verstärkt. führung und Umsetzung eines Studen- tischen Gesundheitsmanagements mit Gesundheitsförderung an den Hochschulen hat eine besondere auf den Weg geben. Ziel ist es, die Bedeutung, da diese als Vorbild fungieren, um andere gesell- Rahmenbedingungen der Lebenswelt schaftliche Bereiche voranzubringen. Studierende sind Multi- Hochschule gesundheitsförderlich zu plikatorinnen und Multiplikatoren, potenzielle Führungskräfte gestalten und die individuellen Gesund- sowie Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger. heitsressourcen derjenigen, die dort Positive Erfahrungen mit Gesundheitsförderung können von lernen und arbeiten, zu stärken. ihnen später in andere gesellschaftliche Bereiche hineingetragen und umgesetzt werden. Keine andere vergleichbare Organi- Wir wünschen allen Beteiligten gutes sation kann so viele 17- bis 25-Jährige erreichen, wie Hoch- Gelingen! Mit herzlichen Grüßen schulen. Der Anteil derer, die ein Studium beginnen, wird in den nächsten Jahren höchstwahrscheinlich weiter ansteigen. Trotz dieses Potenzials standen Studierende bisher nicht im Fokus der Gesundheitsförderung. Dies sollte sich durch das Entwicklungsprojekt „Studentisches Gesundheitsmanagement“ Thomas Altgeld
6 SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement 2 Präambel Die vorliegende Handlungsempfehlung ist die erste zusam- Wir wünschen allen Interessierten, dass sie die Handlungsemp- menfassende Darstellung der wichtigsten konzeptionellen fehlung mit Gewinn lesen und den Mut fassen, SGM anzupacken. Schritte und spezifischen Fragestellungen zum Studenti- schen Gesundheitsmanagement (SGM) in Deutschland. Sie Das Projektteam ist eines der Ergebnisse des vierjährigen Entwicklungspro- • Sabine König, Techniker Krankenkasse jektes, das 2014 von der Techniker Krankenkasse (TK) und • Dr. Brigitte Steinke, Techniker Krankenkasse der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für • Ines Niemeyer, Techniker Krankenkasse Sozialmedizin Niedersachsen e. V. (LVG & AFS) zusammen • Stephanie Schluck, Landesvereinigung für Gesundheit mit dem Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. (AGH) ins Leben gerufen wurde. • Mareike Timmann, Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. Unterschiedliche Akteurinnen und Akteure aus Hochschulen • Dr. Ute Sonntag, Landesvereinigung für Gesundheit und haben sich an dem Projekt beteiligt. Das Projekt wurde durch Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. ein begleitendes Fachgremium kontinuierlich beraten und • Prof. Dr. Thomas Hartmann, Hochschule Magdeburg-Stendal unterstützt. Im Rahmen des Projektes fanden drei For- schungsworkshops statt, in denen zu ausgewählten Themen Danksagung Unser Dank gilt denjenigen ganz herzlich, der Stand der Forschung dargestellt und auf das SGM bezogen die das Projekt durchgeführt, unterstützt, beraten und wurde. Hochschulen, die bereits SGM-Projekte entwickeln, begleitet haben. Ohne diese Unterstützung wäre die bereicherten das Projekt mit ihren Praxiserfahrungen, die Handlungsempfehlung in dieser Form und Qualität nicht auch Eingang in die Handlungsempfehlung gefunden haben. möglich gewesen. So möchten wir uns stellvertretend Der AGH hat Hochschulen aufgerufen, Fokusgruppen mit bei folgenden Personen und Institutionen namentlich Studierenden durchzuführen und die Ergebnisse im Rahmen bedanken (alphabetische Reihenfolge): des Projektes zu diskutieren. Die Handlungsempfehlung gibt allen, die SGM aufbauen und verstetigen wollen, Orientierung und Hilfestellung bei diesem Thema. Die Empfehlungen richten sich speziell an die Koordi- natorinnen und Koordinatoren eines Gesundheitsmanage- ments für Studierende an den Hochschulen.
7 Mitwirkende aus dem begleitenden Gremium • Philip Bachert, Karlsruher Institut für Technologie • Anke Beeren, Folkwang Universität der Künste Essen • Henning Blumenroth, Technische Universität Kaisers- Weitere Expertinnen und Experten lautern bis Ende 2018 • Marcus Neick, Studentischer Prorektor, Universität Rostock • PD Dr. Dr. habil. Burkhard Gusy, Freie Universität Berlin • Mirjam Reale, Schlüsselkompetenzen, Leibniz Universität • Janek Heß und Sandro Phillipi, freier Zusammenschluss Hannover von student*Innenschaften e. V. • Marc Schriever, Gesundheitsbotschafter, Technische • Thomas Holm, Techniker Krankenkasse Hochschule Wildau • Prof. Dr. Eva Hungerland, Duale Hochschule Baden- • Stefanie Thees, Gesundheitsmanagerin, Hochschule Coburg Württemberg Stuttgart • Katharina Töpritz, Freie Universität Berlin • Astrid Kaiser, Deutsches Studentenwerk • Kathrin Wenzel, Technische Universität Kaiserslautern • Martin Krüssel, Georg-August-Universität Göttingen • Dr. Katrin Lohmann, Freie Universität Berlin Hochschulen, die Fokusgruppen mit Studierenden durch- • Benjamin Schenk, allgemeiner deutscher hochschul- geführt haben, und Hochschulen, die die Seminare „SGM: sportverband Wie geht denn das?“ möglich gemacht haben • Max Sprenger, Technische Universität Kaiserslautern • Alice Salomon Hochschule Berlin • Christine Wolter, Freie Universität Berlin • Deutsche Sporthochschule Köln • Duale Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart Expertinnen und Experten der Forschungsworkshops • Hochschule Hannover • Philip Bachert, Karlsruher Institut für Technologie • Freie Universität Berlin • Prof. Dr. Yong Seun Chang-Gusko, FOM, Hamburg • Hochschule Coburg • Prof. Dr. Gabriele Elke, Ruhr-Universität Bochum • Hochschule Fulda • Dr. Arne Göring, Georg-August-Universität Göttingen • Hochschule Magdeburg-Stendal • PD Dr. Dr. habil. Burkhard Gusy, Freie Universität Berlin • Karlsruher Institut für Technologie • Prof. Dr. Anja Kroke, Hochschule Fulda • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn • Jonas Poskowsky, Deutsches Zentrum für Hochschul- • Technische Hochschule Wildau und Wissenschaftsforschung • Technische Universität Ilmenau • Gabriele Rohmann, Archiv der Jugendkulturen e. V. Berlin • Technische Universität Kaiserslautern • Wilfried Schumann, Carl von Ossietzky Universität • Universität Paderborn Oldenburg • Laura Stüdemann/Lisa Weinhold, netzwerk n e. V.
3 Einbettung des Themas: Worum geht es? Mareike Timmann Fachreferentin in der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. und Koordination Kompetenzzentrum Gesundheitsför- Perspektive. Dort heißt es: „Gesundheit dernde Hochschulen wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt: dort, wo sie spielen, lernen, arbeiten und Gesundheitsförderung als Aufgabe der lieben.“ Lebenswelten können das Ver- Hochschulen Gesundheit und Bildung ständnis für Gesundheit, Belastungen sind in Deutschland verfassungsgemäß und Ressourcen prägen. Aus der Pers- Aufgabe der 16 Bundesländer. Die Ent- pektive der Gesundheitswissenschaften wicklung der Gesundheitsförderung an wird unter dem Begriff „Lebenswelt“ ein Hochschulen hat in den letzten 30 Jah- sozial-räumlicher Zusammenhang ver- ren den umgekehrten Weg genommen: standen, der durch eine formale Orga- Ausgehend von internationalen und nati- nisation, regionale Situation, gleiche onalen Verabredungen und Gesetzen Lebenslagen, gemeinsame Werte oder besteht weiterer Strukturbildungs- und durch eine Kombination dieser Kontexte Prof. Dr. Thomas Hartmann Professor Umsetzungsbedarf auf der Ebene der gebildet werden kann (Hartung, Rosen- für das Fachgebiet Humanökologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal, Bundesländer. Dabei ist unstrittig, dass brock 2015). Standort Magdeburg und ist seit 20 Hochschulen Teil der Gesellschaft sind Jahren aktives Mitglied im Arbeitskreis und wichtige gesellschaftsbildende Im Gesetz zur Stärkung der Gesund- Gesundheitsfördernde Hochschulen Aufgaben zu erfüllen haben. Gesund- heitsförderung und Prävention (2015) heitsförderung gehört mit den vielen werden gemäß § 20a „Lebenswelten“ als gesellschaftspolitischen Schnittstellen „… für die Gesundheit bedeutsame, zum Aufgabengebiet der Hochschulen. abgrenzbare soziale Systeme insbe- Die Entwicklung des Gesundheitsma- sondere des Wohnens, des Lernens, Die Schaffung gesundheitsfördernder nagements für Studierende (SGM) ist des Studierens, der medizinischen und Lebenswelten (Settings) ist dabei die darunter nur ein – allerdings wichtiger – pflegerischen Versorgung sowie der zentrale Aufgabenstellung. Mit Strate- Schwerpunkt. Dieser fehlte bisher an Freizeitgestaltung einschließlich des gien wie „Vermitteln und Vernetzen“ Hochschulen, auch an Hochschulen mit Sports“ definiert. Auch Hochschulen sollen Rahmenbedingungen in Lebens- betrieblichem Gesundheitsmanagement. sind ein Lern- (und Lehr-)ort. Die „Le- welten so verändert werden, dass damit benswelt des Studierens“ zeichnet unter anderem gesundheitlichen Chan- Die internationale Weichenstellung er- sich unter anderem durch die formale cenungleichheiten entgegengewirkt folgte mit der Verabschiedung der Organisation Hochschule sowie eine werden kann und individuelle Gesund- Ottawa-Charta durch die Weltgesund- ähnliche Lebenslage und Altersgruppe heitsressourcen gestärkt werden. Das heitsorganisation im Jahr 1986 mit aus. Dieser Aspekt wird durch ein erfordert die Einbindung von Institutionen den drei Handlungsstrategien und fünf Gesundheitsmanagement für und mit und Organisationen wie Kindertages- Handlungsfeldern der Gesundheitsför- Studierenden aufgegriffen. einrichtungen, Schulen und Hochschu- derung. Das Verständnis von Gesund- len, die mit dem Thema Gesundheit heit erweiterte sich von der individuellen bisher primär nicht befasst waren, be- Ebene mit ausschließlich medizinischem ziehungsweise mit der traditionellen Fokus zu einer intersektoralen, saluto- Gesundheitserziehung an Grenzen ge- genen und bevölkerungsbezogenen stoßen sind.
9 Lebenswelten erleichtern den Zugang zur Zielgruppe der Studierenden und eröffnen Möglichkeiten zur Partizipation (siehe Seite 45 „Partizipation“) (Klemperer, 2015). Lebens- weltbezogene Interventionen gelten als erfolgsverspre- Wie wird der zuerst international ange- chender und können auf verschiedenen Ebenen ansetzen stoßene Prozess in Deutschland umge- (www.gesundheitliche-chancengleichheit.de): setzt? Auf nationaler Ebene durch das im Jahr 2015 in Kraft getretene Gesetz • Stärkung von Kompetenzen und Ressourcen der zur Stärkung der Gesundheitsförderung Einzelnen (individuelle Ebene) und Prävention (Präventionsgesetz). • Entwicklung von gesundheitsfördernden Hiermit erfolgte im Sinne der Ottawa- Rahmenbedingungen (Strukturbildung) und Charta ein Paradigmenwechsel (Geene • Partizipation der Personen(gruppen) in der Lebenswelt 2018) bei der von den gesetzlichen Krankenkassen finanzierten Prävention: Der Arbeitskreis Gesundheitsfördernde Hochschulen (AGH) Die Finanzierung von Strukturbildung widmet sich dieser Aufgabe seit 1995 und hat zehn Güte- und Verhältnisprävention in Lebens- kriterien für Hochschulen als Zielstellung entwickelt. Seit welten (§ 20a SGB V) unter anderem in 1997 sind die Health Promoting Universities als offizielles der „Lebenswelt des Studierens“ (ver- Netzwerk der Weltgesundheitsorganisation anerkannt. Die gleiche Seite 12 „Soziologische Überle- Okanagan-Charta (2015) ist die aktuellste, gemeinsame gungen zum Lebensweltbegriff“). Un- Erklärung des weltweit umspannenden Netzwerks von definiert bleibt dabei, welche in den Hochschulen. Dort heißt es: „Gesundheitsfördernde Hoch- Bundesrahmenempfehlungen (BRE) der schulen gestalten die Gesundheit und Nachhaltigkeit unserer Nationalen Präventionskonferenz (NPK) aktuellen und zukünftigen Gesellschaften, stärken Gemein- aufgeführten Lebenswelten in welchem schaften und tragen zum Wohlergehen von Menschen, Orten Umfang gefördert werden und wie der und dem Planeten bei.“ Die Okanagan-Charta fordert Hoch- Verteilungsschlüssel auf die Bundeslän- schulen weltweit dazu auf, Gesundheit und Nachhaltigkeit der erfolgt. Hier sollten die 16 Landes- als Querschnittsthema in alle Aspekte der Hochschulkultur, rahmenvereinbarungen (LRV) entspre- der Verwaltungs- und Betriebsstrukturen sowie der akade- chende Lenkungswirkung entfalten, mischen Aufgabenfelder einzubetten. was in Bezug auf Hochschulen bisher noch nicht erfolgt ist. Im Vergleich zu anderen Institutionen übernehmen Hochschulen mehrere Aufgaben im Rahmen der Gesundheitsförderung, die Aus gesundheitspolitischer Sicht wird auch mit ihrem klassischen Auftrag, nämlich der Lehre und sowohl auf Bundes- als auch auf Lan- Forschung, zu vereinbaren sind (Hartmann, Lehner 2018): desebene das Potenzial der Hochschulen für die Gesundheitsförderung – trotz • Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens aller Präventionsgesetz – nicht für die vor- Statusgruppen gegebene Strukturbildung und Zusam- • Etablierung der nicht-medizinischen Prävention und menarbeit der Sozialversicherungen Gesundheitsförderung in Lehre, Forschung und Entwick- genutzt. So sind es die autonomen lungsprojekten auch durch eigenständige Studiengänge, Hochschulen selbst, die von sich aus Professuren und Institute mit Unterstützung der gesetzlichen • Wissenstransfer und Unterstützung der Gesundheitsför- Krankenkassen aktiv geworden sind. derung in der Region Nach Aufbau des bundesweiten Netz- • Vermittlung der Gesundheitsförderung (inklusive Sicher- werks durch den AGH und das 2018 heit und Gesundheit) an alle Studierenden als Aufgabe für gegründete KGH sollte die Strukturbil- den zukünftigen beruflichen Wirkungsbereich. dung vordringlich in den Bundeslän-
10 SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement dern erfolgen. Auf dieser Ebene bestehen viele Steuerungs- Hartung S, Rosenbrock R (2015) Settingansatz/Lebenswel- möglichkeiten ausgehend von Zielvereinbarungen bis hin zur tansatz. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg.) Gesetzgebung, um die Entwicklung der Gesundheitsförde- Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Unter: rung an Hochschulen zu unterstützen. Dazu gehört die www.leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/ Verpflichtung und finanzielle Ausstattung der Studierenden- settingansatz-lebensweltansatz/. Zugegriffen: 29.1.2019 werke sowie der Landesunfallkassen, um die bereits landesgesetzlich vorgegebenen Aufgaben zur Gesundheits- Klemperer D (2015) Der Lebenswelten-Ansatz. In: Sozialme- förderung an Hochschulen verwirklichen zu können. Interes- dizin – Public Health – Gesundheitswissenschaften. 3. Auflage santerweise trägt das Thüringer Hochschulgesetz im Bern, Hogrefe, Seite 195-196 Vorwort (2018, Seite 3) dem schon Rechnung. Ausgehend von dem Leitgedanken, den Mitgliedern und Angehörigen an LVG & AFS – Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie Hochschulen mehr Möglichkeiten zur Mitgestaltung einzu- für Sozialmedizin Niedersachsen (Hrsg.) (2015) Settingspe- räumen, soll die Gesundheitsförderung gestärkt werden. zifische Bestandsaufnahme von Qualitätsverfahren auf Län- derebene. Im Rahmen des Projektes „Gesundheitsförderung in Literatur BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Auf- Lebenswelten – Entwicklung und Sicherung von Qualität, Han- klärung (Hrsg.) (2015) Gesundheitsförderung in Lebenswel- nover. Unter: www.gesundheit-nds.de/index.php/arbeits ten. Entwicklung und Sicherung von Qualität. Köln. Unter: schwerpunkte-lvg/evaluation-und-praxisforschung/404- www.gesundheit-nds.de/index.php/arbeitsschwerpunkte- gesundheitsfoerderung-in-settings. Zugegriffen: 29.1.2019 lvg/evaluation-und-praxisforschung/404-gesundheits foerderung-in-settings. Zugegriffen: 8.2.2019 Okanagan Charter (2015) An International Charter for Health Promoting Universities and Colleges. Unter: www.interna Dadaczynski K, Baumgarten K, Hartmann T (2016) Setting- tionalhealthycampuses2015.sites.olt.ubc.ca/files/2016/01/ basierte Gesundheitsförderung und Prävention – Kritische Okanagan-Charter-January13v2.pdf. Zugegriffen: 8.2.2019 Würdigung und Herausforderungen an die Weiterentwicklung eines prominenten Ansatzes. Präv Gesundheitsf 11:214–221 Ottawa-Charta (1986) „Ottawa-Charta zur Gesundheitsför- derung.“ Charta der ersten internationalen Konferenz zur Geene R (2018) Vorrang für Verhältnisprävention. Gesundheit Gesundheitsförderung. Unter: www.euro.who.int/__data/ Berlin-Brandenburg (Hrsg.) Dokumentation Kongress Armut assets/pdf_file/0006/129534/Ottawa_Charter_G.pdf. Zu- und Gesundheit, Berlin. Unter: www.armut-und-gesundheit.de/ gegriffen: 8.2.2019 fileadmin/user_upload/MAIN-dateien/Kongress_A_G/A_ G_18/Beitraege_2018/60_Geene.pdf. Zugegriffen: 24.1.2019 ThürHG – Thüringer Hochschulgesetz. Unter: www.landes recht.thueringen.de/jportal/?quelle=jlink&query=HSchulG+ Hartmann T, Lehner B (2018) Von der Gesundheitsförderung TH&psml=bsthueprod.psml&max=true&aiz=true. Zuge- an Hochschulen zu gesundheitsfördernden Hochschulen. griffen: 8.2.2019 Public Health Forum 26(2):106-108
11 Der Begriff „Studentisches Gesund- heitsmanagement“ Gesundheits- management für Studierende oder studentisches Gesundheitsmanage- Das SGM ist in Anlehnung an das be- ment – wie kann der neue Aspekt der triebliche Gesundheitsmanagement systemischen Gesundheitsförderung benannt und konzipiert worden. Es genannt werden? Der Begriff „Gesund- Als das erste Förderprojekt Ende 2014 dient dazu, eine systematische und heitsmanagement für Studierende“ an der TU Kaiserslautern, unterstützt zielorientierte Steuerung für alle ge- betont zwar die Zielgruppe, ist aber in durch die Techniker Krankenkasse, an sundheitsbezogenen Prozesse im Zu- dem Wort „für“ nicht ganz kompatibel den Start ging, gab es diesen Ansatz sammenhang mit Studierenden an mit dem zentralen Kriterium der Parti- noch nicht. Bis dahin wurde allgemein der Hochschule zu bündeln. Dazu ge- zipation. „Für und mit“ klingt zu um- von der „Gesundheit der Studierenden“ hören bedarfsgerechte Maßnahmen, ständlich und würde sich nicht einprägen, gesprochen und das Projekt war folge- Projekte und Prozesse der Organisati- wäre aber passender. Der Begriff „Stu- richtig mit „Bio-psycho-soziale Gesund- onsentwicklung, die Studierendenge- dentisches Gesundheitsmanagement“ heit der Studierenden der TU Kaisers- sundheit und Studienerfolg fördern macht Anleihen beim betrieblichen lautern“ betitelt. Schnell wurde deutlich, können. Im Sinne der Gesundheits- Gesundheitsmanagement. Ganz ver- dass es für so ein komplexes Vorhaben souveränität sollen die körperlichen, gleichbar sind jedoch diese beiden eines organisationsbezogenen Ansatzes psychischen und sozialen Belange so- Begrifflichkeiten nicht: „Betrieblich“ bedurfte. Befördert wurde dieser Pro- wie das individuelle Wohlbefinden der bezieht sich auf den Betrieb, also auf zess durch das Präventionsgesetz in Studierenden erhalten und gefördert ein Setting. „Studentisch“ bezieht sich 2015, das die Studierenden als Adres- werden. Zentral ist dabei die Partizipa- auf eine Zielgruppe, nämlich die Ziel- satinnen und Adressaten von Maßnah- tion der Studierenden am SGM als gruppe, die Hochschulen zu Hochschu- men der Gesundheitsförderung im Expertinnen und Experten in eigener len macht. Darüber hinaus kommen Kontext des Lebensweltansatzes aus- Sache. Das bedeutet eine weitgehende neben der formalen Organisation weist. Parallel dazu wurde von der Gestaltung durch Studierende mit Hochschule auch die Lebenslagen der Techniker Krankenkasse und der Lan- Entscheidungsmacht und finanzieller Studierenden hinzu. Schnell zeigte desvereinigung für Gesundheit und Ausstattung. Perspektivisch ist ein sich, dass die Umschreibung „Studen- Akademie für Sozialmedizin Nieder- übergreifendes Gesundheitsmanage- tisches Gesundheitsmanagement“ und sachsen e. V. in Kooperation mit dem ment der Organisation Hochschule das Kürzel „SGM“ sich bundesweit Arbeitskreis Gesundheitsfördernde anzustreben und die Statusgruppen bereits durchgesetzt hatten, bevor die Hochschulen das bundesweite Projekt zusammenzuführen. Erst dieser Schritt Ergebnisse der damit verbundenen „Studentisches Gesundheitsmanage- würde dem Ziel des Setting-Ansatzes Projekte vorlagen. ment (SGM)“ aus der Taufe gehoben. voll entsprechen.
12 SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement Soziologische Überlegungen zum Lebensweltbegriff Spätestens seit seiner gesetzlichen Verankerung hat der Begriff „Lebenswelt“ Einzug in den Sprachge- Dr. Alexa Maria Kunz Leitung im SGM- Projekt „MyHealth: Gesund Studieren brauch im Bereich der Gesundheitsförderung gehalten: Seit der Novelle des Fünften am KIT“ am Karlsruher Institut für Buches im Sozialgesetzbuch vom 25.7.2015 regelt vor allem Paragraph 20a die Technologie „Leistungen zur Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten“ und ver- pflichtet die gesetzlichen Krankenkassen zu entsprechenden Leistungen. Als Lebenswelten gelten laut dem Gesetz „für die Gesundheit bedeutsame, abgrenz- bare soziale Systeme“. Explizit genannt werden das Wohnen, das Lernen, das Stu- dieren, die medizinische und pflegerische Versorgung sowie die Freizeitgestaltung SGM-Maßnahmen und -strukturen geht. einschließlich des Sports (§ 20a SGB V, laut derzeit gültigem Stand vom 1.1.2016). Es gilt vielmehr, sie ernst zu nehmen und mit gesundheitswissenschaftlichen Kon- Lebenswelt des Studierens – Lebenswelten von Studierenden Was zunächst zepten und Theorien in Dialog zu bringen. intuitiv verständlich scheint, wirft beim Auf- oder Ausbau eines SGM rasch Fragen auf: Was gehört eigentlich zur Lebenswelt des Studierens und damit in den Von besonderem Interesse bei einer le- Aktionsradius derer, die im Gesetz als die „für die Lebenswelt Verantwortlichen“ bensweltorientierten Forschung ist die adressiert werden? Nur das, was mit Studieren im engeren Sinn zu tun hat, oder „alltägliche Lebenswelt“ (vergleiche alles, was zur Lebensphase Studium gehört – wie der Nebenjob, die Wohngemein- Schütz, Luckmann 2003, Seite 29). An- schaft, die Hochschulgruppe? Wo sind beim Studieren Schnittmengen mit und ders als individuelle Lebenswelten – zu Abgrenzungen zu den anderen genannten Lebenswelten, zum Beispiel dem denen zum Beispiel auch Einbildungen Lernen? Wie können Strukturen in sozialen Systemen aufgebaut werden – also in und Träume gehören – zeichnet sich die Gebilden, die nicht zuletzt deshalb Systeme sind, weil sie eben bereits eigene alltägliche Lebenswelt dadurch aus, Strukturen aufweisen? Um es vorwegzunehmen: Diese Fragen können aktuell, dass wir sie mit anderen teilen. Sie ist da das SGM noch in den Kinderschuhen steckt, erst in Ansätzen beantwortet werden. „nicht meine Privatwelt, sondern eine uns allen gemeinsame Welt“ (Schütz Um sich die Antworten für SGM-Projekte an der eigenen Hochschule zu erarbeiten, 1971, Seite 250). Dazu gehört unter lohnt dabei nach dem Motto „Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie.“ ein Blick anderem ein geteiltes Wissen darüber, in die Arbeiten von Alfred Schütz (1899-1959). Seinerzeit anknüpfend an Vertreter was ‚wirklich‘ und ‚selbstverständlich‘ der Lebensphilosophie und der Phänomenologie, gilt Alfred Schütz heute als für uns ist. Wegbereiter lebensweltlich orientierter Sozialwissenschaften. Er sah die Aufgabe der Sozialwissenschaften darin, Theorien zu entwickeln, die ihren Ausgang an den Befasst man sich mit der alltäglichen subjektiven Sinnstrukturen der Menschen – also ihren Orientierungen, Motiven, Lebenswelt von Studierenden, lässt Bedeutungszuschreibungen und so weiter – nehmen (vergleiche Schütz 1971, sich also fragen: Wodurch zeichnet sich Seite 39ff.). In seinem Sinne gilt es also, Theorien nicht ‚jenseits‘ von Menschen, diese typischerweise aus? Welche sondern entlang ihrer Relevanzen zu entwickeln. gemeinsame Welt teilen Studierende? Welches geteilte Wissen besitzen sie Eine Arbeit in dieser Tradition bedeutet, der Perspektive der Betroffenen einen (zum Beispiel im Bezug auf Gesund- zentralen Stellenwert einzuräumen – wie zum Beispiel im Projekt „MyHealth – Ge- heit), was scheint ihnen allen selbst- sund studieren am KIT“ (www.myhealth.kit.edu), in dessen Rahmen unter ande- verständlich? Aber genauso: Was ist rem eine lebensweltlich orientierte Perspektive eingenommen wird. Bezogen etwa nicht allen Studierenden gemeinsam? auf die Frage nach Gesundheitsrisiken und -ressourcen von Studierenden soll hier Welche unterschiedlichen Perspektiven herausgefunden werden, was Studierende selbst als förderliche oder gefährdende (in Hinblick auf die Gesundheit) haben sie? Aspekte erfahren – unabhängig davon, ob sich diese Erfahrungen mit bereits exis- tierenden Lehrmeinungen und Empfehlungen decken, diese ergänzen oder ihnen Empirische Befunde lebensweltanaly- widersprechen. Um einem Missverständnis vorzubeugen: Dies bedeutet selbstver- tisch orientierter Studien sprechen ständlich nicht, dass die Perspektive der Betroffenen eine absolute Vorrangstellung dafür, dass die alltägliche Lebenswelt einnimmt, wenn es um die Ableitung von Konsequenzen und die Entwicklung von von Studierenden – also das, was alle
13 Studierenden, gleich ob Studienpionierin oder Studienpio- beispielsweise als Resultat eines studentischen Projektes nier aus der Arbeiterfamilie oder Medizinstudentin oder und im Austausch mit Fachschaften eine „Spiel- und Sport- Medizinstudent aus der Ärztedynastie, miteinander teilen kiste“ mit unterschiedlichen Geräten (wie zum Beispiel Dia- und als selbstverständlich erachten – eher überschaubar ist bolo, Frisbee, Springseil, Boule) entwickelt. Mittlerweile ver- und sich vor allem auf formalorganisatorische Aspekte be- leihen mehrere Fachschaften auf dem Campus die Geräte schränkt (vergleiche Enderle, Kunz 2016). Dies passt zu oder nutzen die Kisten zum Beispiel während der Orientie- Ergebnissen aus Studierenden-Surveys, in denen vor allem rungsphase für Studienanfängerinnen und Studienanfänger eine heterogene Studierendenschaft beschrieben wird, die und tragen so zu einem Angebot bei, durch das unter ande- sich kaum als, die´ Studierenden beschreiben lässt (siehe rem Bewegung und Austausch mit anderen niederschwellig Seite 29 „Schnittstellen“). Nichtsdestotrotz haben gerade in den studentischen Alltag integriert und innerhalb der eige- formal-organisatorische Aspekte wie etwa die Gestaltung nen studentischen Fachgemeinschaft ‚gelebt‘ werden kann. von Prüfungsordnungen und Curricula, die bauliche Situation an der Hochschule oder die Verpflegungsmöglichkeiten einen Auch wenn hier noch einiges zu tun ist: Erst durch das Ver- hohen Wirkungsgrad mit Blick auf Gesundheitsressourcen ständnis der Lebenswelten Studierender – einschließlich des und -risiken Studierender. Bereichs der alltäglichen Lebenswelt und unter Berücksichti- gung der Gruppen, in denen sich Studierende innerhalb und Für die Entwicklung eines SGM, das möglichst viele Studierende außerhalb der Hochschule bewegen – ist es möglich, ein SGM erreichen möchte, lässt sich aus diesen Befunden ableiten, zu entwickeln, das an die Bedeutungszuschreibungen und dass es mit den formal-organisatorischen Bedingungen an Relevanzen einer heterogenen Studierendenschaft anknüpft der Hochschule vereinbar sein sollte. Denkbar ist ein SGM, und damit langfristig in der Breite erfolgreich sein kann. welches beispielsweise über die Vergabe von ECTS-Credits in die Curricula integriert oder zumindest mit diesen vereinbar Literatur Enderle S, Kunz AM (2016) Gibt‘s da einen Schein ist, in zentralen wie dezentralen Einrichtungen und Gremien für? Einblicke in studentische Lebenswelten. In: Konnertz U vertreten ist und Anschluss an die Kernaufgaben einer Hoch- (Hrsg.) Können Schlüsselqualifikationen bilden? Frankfurt, schule – nämlich Lehre und Forschung – hat. Darüber hinaus Peter Lang Edition, Seite 173-196 sollten möglichst viele Akteurinnen und Akteure, die an der Gestaltung der (Gesundheits-)Bedingungen an der Hoch- Honer A (2011) Kleine Leiblichkeiten. Erkundungen in Lebens- schule und damit den formalen Strukturen beteiligt sind, mit welten. Wiesbaden, Springer VS einbezogen werden (siehe Seite 23 „Verortung und Akteurin- nen und Akteure des SGM“ und Seite 29 „Schnittstellen“). Luckmann B (1970) The Small Life-Worlds of Modern Man. Social Research 37 (4), Seite 580-596 Gleichzeitig erweist sich ein Blick in die sogenannten „kleinen sozialen Lebenswelten“ als hilfreich (zu dem Konzept, das im Reitermayer J, Bachert P, Hildebrand C, Albrecht F, Kunz AM Anschluss an Schütz entwickelt wurde, vergleiche Luckmann (2017) MyHealth: Aufbau eines lebensweltorientierten 1970, Honer 2011): in die Lerngruppen, Studienjahrgänge, Studentischen Gesundheitsmanagements. In: hochschulsport. Fachschaften und Hochschulgruppen, aber auch in die nicht Magazin des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportver- unmittelbar an die Hochschule gebundenen Gruppen, die für bands, 2/2017, Seite 14-17 die Studierenden eine hohe Relevanz besitzen (vergleiche Enderle, Kunz 2016). In diesen wird sowohl explizit, aber vor Schütz A (1971) Gesammelte Aufsätze, Band I. Das Problem allem auch implizit verhandelt und bestimmt, was ,gesund‘ der sozialen Wirklichkeit. Den Haag, Martinus Nijhoff ist, welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie ,gesund gelebt‘ wird. Schütz A, Luckmann T (2003) Strukturen der Lebenswelt. Stuttgart, UVK Über den Ansatz einer community-basierten, partizipativen Forschung (vergleiche von Unger 2012) lässt sich der for- Unger vH (2012) Partizipative Gesundheitsforschung: Wer schende Blick in diese Gruppen gut mit dem für die Gesund- partizipiert woran? (79 Absätze). Forum Qualitative Sozial- heitsförderung zentralen Ansatz der Partizipation verbinden forschung/Forum: Qualitative Social Research, 13(1), Art. 7. (vergleiche Reitermayer et al. 2017 sowie Seite 45 „Partizi- Unter: www.nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs120176. pation“). Im bereits erwähnten Projekt „MyHealth“ wurde Zugegriffen: 8.2.2019
4 Was ist zu Beginn zu bedenken? Überzeugen und sensibilisieren Zunächst ist die Frage zu klären: Wer eigenen Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau eines SGM authentisch gehört überhaupt zu den Beteiligten aufzeigen. Für ein SGM gilt es zudem, und Akteurinnen und Akteuren an der auch Verwaltungspersonal zu gewin- Hochschule, direkt und indirekt? Von nen, das mit Studierenden in direk- Hochschule zu Hochschule mögen die tem Kontakt steht. So begegnen Mit- Antworten darauf unterschiedlich sein. arbeitende in Prüfungsämtern häufig Bei der Studierendengesundheit und stark belasteten Studierenden. Martin Krüssel Koordinator des der institutionellen Weiterentwicklung Betrieblichen Gesundheitsmanagements an der Georg-August-Universität durch ein Studentisches Gesundheits- Gemeinsam kann es gelingen, Stär- Göttingen management (SGM) handelt es sich um ken auszubauen und Defizite zu Querschnittsthemen, welches die ge- beseitigen. Beispiele guter Praxis samte Hochschule betreffen. Entspre- aus anderen Hochschulen können chend gilt es, zahlreiche Beteiligte zu Begeisterung entfachen und Impul- sensibilisieren und diese einzubezie- se für eigene Aktivitäten liefern. hen. Ein Prozess- und Kommunikations- Den beteiligten Akteurinnen und design kann bei der Ansprache und Akteuren sollten klare Handlungs- Sensibilisierung nützlich sein. Wichtige spielräume und Grenzen aufgezeigt Fragen dabei sind: Welche Stakeholder werden, um Enttäuschungen und an der Hochschule gibt es, die für SGM Demotivation zu vermeiden. relevant sind, und wie sollten diese ein- bezogen werden? Wichtig ist auch zu Für die Gewinnung von Akteurinnen erarbeiten, welche Motive die jeweiligen und Akteuren und Entscheiderinnen Stephanie Schluck Referentin für Akteurinnen und Akteure antreiben und Entscheidern sollte genügend Veranstaltungen in der Stabsabteilung Presse und Kommunikation an der (siehe Seite 23 „Verortung und Akteu- Zeit eingeplant werden. Persönliche Hochschule für angewandte Wissen- rinnen und Akteure des SGM“). Bei der Gespräche und Treffen erfordern schaften Hamburg Sensibilisierung und Gewinnung von Ressourcen und können durchaus zukünftigen Mitstreiterinnen und Mit- bis zu sechs Monate in Anspruch streitern gilt der Grundsatz, die Betei- nehmen (Seibold et al. 2010) (siehe ligten dort abzuholen, wo sie stehen. Seite 31 „Planung“). Argumente für ein SGM unterscheiden sich von Gruppe zu Gruppe. Grund- Hochschulleitungen sind entschei- sätzlich gilt es, der Hochschulleitung, dende Akteurinnen und Akteure bei Studierenden, Mitarbeitenden und an- der Priorisierung, Initiierung, Weiter- deren Stakeholdern die Relevanz des entwicklung und Profilbildung von Themas (beispielsweise durch Erhe- Themen in jeder Hochschule. Sie bungen) deutlich zu machen und entscheiden über den Stellenwert Handlungsbedarfe aufzuzeigen. Um von Themen für die Hochschulent- beispielsweise Studierende für das wicklung und die Zuweisung damit Dr. Ute Sonntag Stellvertretende Thema SGM zu begeistern, eignen sich verbundener Ressourcen. Geschäftsführerin der Landesvereini- gung für Gesundheit und Akademie für Peer-Botschafterinnen und Peer- Sozialmedizin Niedersachsen e.V. und Botschafter aus dem Studierenden- Koordination Arbeitskreis Gesundheits- kreis. Diese können die Vorteile der fördernde Hochschulen
15 Argumente für ein SGM Für das Thema Gesundheit ist in den letzten Jahrzehnten SGM vermittelt vielfältige Kompetenzen eine deutliche Steigerung der Relevanz in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft zu Werden Studierende partizipativ in ein verzeichnen. So auch in Hochschulen, bei denen zunächst der Fokus auf der SGM eingebunden, können sie an Ver- Beschäftigtengesundheit und der Etablierung eines Betrieblichen Gesundheits- änderungen mitwirken und stärken ihr managements (BGM) lag. Nun ändert Selbstwirksamkeitserleben. sich der Fokus und bezieht auch die Außerdem erwerben oder Studierenden mit ein, die als größte Gruppe identitätsstiftend für Hoch- Bei der Entscheidung vertiefen sie praktische Erfahrungen im Projekt- schulen sind. für eine Hochschule kann management. Studierende lernen im SGM auch Haltun- Befördert wird dies durch das 2015 erlassene Präventionsgesetz, das SGM ein Argument sein. gen und Fertigkeiten, die sowohl im Studium als auch die Studierenden als spezifische im Beruf sehr nützlich sind: Zielgruppe gesundheitsfördernder Kompetent mit Stress um- Leistungen in der Lebenswelt Hochschule benennt. Hochschulen können dies gut zugehen, soziale Kontexte sowie, die aufgreifen, da mit dem Präventionsgesetz auch Finanzierungsmöglichkeiten durch eigenen Arbeits- und Lebensbedingun- Sozialversicherungsträger verbunden sind. gen gesundheitsförderlich zu gestalten. SGM als Wettbewerbsvorteil Hochschulen stehen miteinander im Wettbewerb. SGM ist ein innovatives Zukunftsthema Ein SGM kann für Studienbewerberinnen und Studienbewerber ein Argument dafür Die Entscheidung fällt in Anbetracht sein, eine Hochschule auszuwählen. der beträchtlichen Potenziale, die die Einrichtung eines SGM für jede Hoch- Multiplikatoreffekt Studierende sind potenziell zukünftige Führungskräfte. Wenn schule bietet. Die Hochschulleitung sie SGM an ihrer Hochschule erleben und mitgestalten können, bekommen sie eine sollte der allgemeinen Entwicklung Vorstellung davon, welchen Wert Gesundheitsmanagement für Organisationen vorausschauend begegnen und sich darstellt. Dieses Wissen nehmen sie in die verschiedenen gesellschaftlichen Berei- für die Einrichtung und angemessene che mit. Idealerweise sind sie auch dort Botschafterinnen und Botschafter sowie Ausstattung eines SGM in ihrer Hoch- Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsförderung. schule stark machen. SGM stärkt Ressourcen Das Studium kann für Studierende eine von Unsicher- Die Einrichtung eines SGM kann durch heiten geprägte Lebensphase darstellen. Die Studierenden ziehen oft in eine neue einen Beschluss der Hochschulleitung Stadt, sind erstmals vom Elternhaus getrennt und müssen sich jetzt in neue Orga- erfolgen. Gut beraten sind Hochschulen, nisations- und Lernstrukturen einordnen, neue soziale Netzwerke sind aufzubauen. die von Beginn an die Studierendenver- SGM sollte gleich zu Beginn des Studiums ansetzen und über den gesamten tretungen in ihr Vorhaben involvieren Studienverlauf passgenaue Angebote bereithalten. So können Studierende bei der und mit ihnen Ressourcen abstimmen, Bewältigung von Herausforderungen in den einzelnen Studienphasen unterstützt die man für das SGM einbringt. werden. Gesundheitsbezogene Lebensstilfaktoren können herausgebildet und gefestigt sowie Ressourcen entwickelt werden, die eine erfolgreiche Bewältigung Eine gelungene Einrichtung beginnt dieser Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen ermöglichen. schon mit einer professionell ausgearbei- teten Beschlussvorlage (siehe Seite 53 „Anlage 1.I“), die das federführende Prä- sidiumsmitglied daraufhin in der Präsidi- umssitzung überzeugend zur Entschei- dung einbringen kann.
16 SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement Auf der organisationalen und strukturellen Ebene werden die Verantwortlichen und Entscheidungsträger der Organisation Kommunikation Man stelle sich vor, in Hochschule gewonnen und eingeladen, einer Hochschule hat sich eine kleine sich mit der Studierendengesundheit Projektgruppe gegründet, sie arbeitet auseinanderzusetzen. Im Laufe des ein halbes Jahr lang sehr engagiert, die Veränderungsprozesses werden sie so ersten Maßnahmen sind geplant und systematisch für das SGM sensibilisiert keiner weiß etwas davon. und mitgenommen. Wichtig ist es, Punk- te herauszuarbeiten, wie die jeweilige Was mag in den Planungstreffen Expertise produktiv eingebracht und schiefgelaufen sein? Was könnte die Partizipation ermöglicht wird (siehe Projektgruppe übersehen haben? Seite 14 „Überzeugen und sensibilisie- Möglicherweise ist zu wenig beachtet ren“ und Seite 23 „Verortung und Akteu- beziehungsweise bearbeitet worden, rinnen und Akteure des SGM“). Das ist dass die Prozesse der Kommunikation eine entscheidende Stellschraube für Sabine König Fachreferentin im und Information von Beginn an gezielt, zukünftige Veränderungen auf struktu- Gesundheitsmanagement der Techniker bewusst und strukturiert eingeplant reller Ebene in Bezug auf das gesund- Krankenkasse und gesteuert werden müssten. heitsförderliche Setting. Aus Projekten des betrieblichen Gesund- Im Setting Hochschule findet man selten heitsmanagements (BGM) wissen wir, eindeutige Strukturen für Kommunikati- dass der Informationsgrad eines Projek- onswege und es gibt kein Patentrezept. tes als Kennzahl in das Projekt-Controlling Es sollten daher zu allererst bereits be- aufgenommen werden sollte (siehe Seite stehende Kommunikationskanäle identi- 42 „Evaluation“). Damit ist gesichert, fiziert und möglichst frühzeitig ein dass diesem Thema eine gewisse Auf- Kommunikationsplan im Projektteam merksamkeit in den folgenden Planungs- erstellt und laufend aktualisiert werden. und Umsetzungsschritten zukommt. Ordnungspunkte könnten sein: In Bezug auf die hochschulinterne Kom- • Zielgruppe(n) (zum Beispiel Fakultät Ines Niemeyer Freie Mitarbeiterin im Gesundheitsmanagement der Techniker munikation wären die individuelle und der Naturwissenschaften oder Krankenkasse die organisationale Ebene zu beachten: Sozialwissenschaften, Erstsemester oder Dekane) • Wie erreiche ich die Individuen in der • Kommunikationsziele Hochschule? • Kommunikationszeitpunkte (zum • Wie erreiche ich die Verantwortlichen Beispiel bewusst zum Studien-/ in den Strukturen der Hochschule? Semesterbeginn) • Kommunikationsmittel (zum Beispiel Für den Einzelnen bedeutet eine solche Poster, Postkarten, Website, Ins- Kennzahl, dass der Informationsfluss tagram, persönliche Gespräche, zum Projektthema sichergestellt wird Vorträge) und jeder das Thema für sich abwägen • Kommunikationsort (zum Beispiel und nutzen kann. Gleichzeitig wird mit Vorlesungen, Bereich der Mensa) einer breiten und qualitativ hochwertigen • Kommunikationsbudget Dr. Brigitte Steinke Fachreferentin im Kommunikation den unterschiedlichen • Einheitliches Erscheinungsbild (zum Gesundheitsmanagement der Techniker Aspekten des Themas der Zielgruppe Beispiel Logo, Slogan, Bildsprache et Krankenkasse Wertschätzung vermittelt. cetera)
17 In Bezug auf die hochschulexterne Wie gefragt wird, hat große Auswirkungen darauf, inwieweit Kommunikation geht es um Image-Ge- sich Befragte das Thema erschließen und welche Informationen winn, um Attraktivität des Studienortes aus den Antworten abgeleitet werden können. Beispielsweise und um Vernetzung mit anderen Hoch- hat die Projektgruppe an der TU Kaiserslautern einen Work- schulen mit kommunalen und betriebli- shop mit Studierenden zum Wording innerhalb des Projektes chen Initiativen sowie mit der Politik. Es durchgeführt, um herauszufinden, welche Art der Kommuni- hat sich bewährt, insbesondere hier die kation angebracht wäre (siehe www.campusplus.uni-kl.de). Der Kompetenzen der hochschuleigenen Workshop brachte es wie folgt auf den Punkt: Die Kommunika- Pressestelle zu nutzen, nach dem Motto: tion sollte positiv, aber authentisch sein und Lebensqualität, „Tu Gutes und rede darüber!“. Freude am Leben sowie den positiven Zusammenhang zwischen Gesundheit und Leistung darstellen. Die PH Heidelberg Was bedeutet Kommunikation für und hat als eine Möglichkeit, dieses umzusetzen, für und mit mit Studierenden und was kennzeich- Studierenden einen Song erarbeitet (www.ph-heidelberg. net diese Zielgruppe aktuell? Projekt- de/kopf-stehen.html). kommunikation ist auch ein Mittel, wel- ches Partizipation und Beteiligung der Ein Großteil der heute Präsenzstudierenden gehört der soge- Zielgruppe ermöglicht. Die Art und Weise, nannten Generation Z an. Diese Zuordnung mag sehr grob sein wie kommuniziert und informiert wird, und der Heterogenität der Gruppe Studierender nicht vollkom- entscheidet über den Bekanntheitsgrad men gerecht werden. Dennoch gibt sie Anhaltspunkte für und damit auch maßgeblich über den Er- die Ansprache im Projekt und für abgeleitete Interventions- folg eines Projektes an der Hochschule formen. So untersucht beispielsweise der Arbeitsweltforscher (Marozzi 2018). Schließlich wird so das Prof. Christian Scholz an der Universität des Saarlandes, wie Thema transportiert und der Zielgruppe die junge Generation „tickt, was sie verändert und warum und Öffentlichkeit zugänglich gemacht. sie alle ansteckt“ (Scholz 2014). Aus seinen und anderen Untersuchungen geht hervor, dass die Themen Struktur, Da wir es bei der Zielgruppe der Studie- Sicherheit, Wohlfühlen und Sinnerleben/Selbstverwirkli- renden mit einer vergleichsweise jungen, chung für diese Generation an erster Stelle stehen. gesunden Zielgruppe zu tun haben, er- schließt sich das Thema Gesundheit Daraus ließe sich für die Kommunikation im Projekt beispiels- nicht so ohne Weiteres. Auf den ersten weise Folgendes ableiten: Blick scheint es für Studierende mögli- cherweise uninteressant. Aus Fokus- • Die Kommunikation zum Thema Gesundheit sollte Regeln gruppen wissen wir, dass mancherorts und Richtlinien beinhalten. der Gesundheitsbegriff als verstaubt • Maßnahmen sollten möglichst den individuellen Nutzen wahrgenommen und wenig mit der täg- ausweisen. lichen Lebensrealität Studierender in • Jede Maßnahme und jedes Gesundheitsevent sollte Bezug gebracht wird. Dies ist zu berück- immer wieder neu in eine Kommunikationsform gefasst sichtigen, wenn man Studierende be- werden und dennoch einen Wiedererkennungswert fragt und einbezieht. haben. • Studierende sollten selbst die Kommunikation im Projekt übernehmen. Gut beraten ist, wer die kommunikativen und kulturellen Regeln der eigenen Hochschule beachtet.
18 SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement Bewährt hat es sich, Studierende inner- Oleschko S (2018) Ohne Sprache keine Veränderung, halb des Projektes SGM zu qualifizieren Zeitschrift Führung und Organisation (6/2018), Seite und selbst das Thema kommunizieren 394-400 zu lassen. Beispielsweise setzt die TH Wildau gezielt studentische Botschafte- Praktische Beispiele für Kommunikation Die Pro- rinnen und Botschafter ein, um Studieren- jektgruppe der FU Berlin entwickelte auf Basis der de in ihrer Peer-Gruppe auf Augenhöhe Ergebnisse der Studierendenbefragung 2016 anzusprechen. Synergien entstehen an (University Health Report; UHR) Quizkarten, das so dieser Stelle auch, wenn es gelingt, das genannte „Healthy Quiz“, um die Ergebnisse des Know-how unterschiedlicher Fachdiszip- Gesundheitsberichts an der FU und vor allem unter linen an der Hochschule für die Entwick- den Studierenden publik zu machen. Dafür wurden lung von Kommunikationsbausteinen einzelne Themenbereiche aus dem Gesundheitsbe- oder eines Kommunikationsdesigns zu richt ausgewählt, wobei vor allem die Anschaulichkeit gewinnen und zu nutzen. So können des Themas eine Rolle spielte sowie die Frage, was Studienarbeiten direkt für Projektthe- das Interesse der Studierenden am ehesten wecken men in Lehrveranstaltungen beispiels- könnte. Die „Quizobjekte“ sind dabei die unterschied- weise in Medienwissenschaften oder lichen Fachbereiche/Zentralinstitute an der FU. So Design vergeben und bearbeitet werden. sind zehn Quizkarten zu unterschiedlichen Themen Damit ist einer der Erfolgsfaktoren für entstanden. Die Quizkarten wurden im Rahmen einer das gesamte Projekt benannt: Es ist Wanderausstellung durch die Fachbereiche/Zentralin- die Einbeziehung und aktive Beteiligung stitute der FU, in der auch Poster mit den Ergebnissen der Studierenden in die Kommunikation der Befragung ausgestellt wurden, an die Studieren- und Information der Projektinhalte von den verteilt sowie an den Standorten und in den Anfang an. Gebäuden ausgelegt. Abgebildete QR-Codes und Kurz-URLs verweisen außerdem auf alle Ergebnisse Literatur Marozzi D (2018) Projektkom- des Gesundheitsberichts sowie Informationen zum munikation. Ein Handbuch für die Praxis. Projekt. Inzwischen gibt es auch eine grafisch an- Zürich, vdf Hochschulverlag gepasste Online-Version der Healthy-Quiz-Karten (www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/arbeits Scholz C (2014) Generation Z. Wie sie bereiche/ppg/healthy_campus_quiz/index.html). tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt. Weinheim, Wiley-VCH
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