Medien-uMgebungen Auf den Spuren von uwe HASebrink - Hans-Bredow-Institut
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Medien- umgebungen Auf den Spuren von Uwe Hasebrink Medienumgebungen 1
Inhalt 05 Editorial 26 Hans-Ulrich Wagner | Hören im Alltag! Impulse für die Radio- und Audioforschung 06 Otfried Jarren | Forschungsnetzwerker: Paradigmatische Rezeptionsforschung als Markenkern 28 Joan Kristin Bleicher | Vom Programm zur Nutzung: Medien- und Kommunikationswissenschaft im Dialog 08 Wolfgang Hoffmann-Riem | Klimafolgenabschätzung: Wie ein Institut mit Teamfähigkeit über sich hinaus wächst 30 Roberto Suárez Candel | A Societal Future for Public Service Media. The Questions Posed by Uwe Hasebrink 10 Gerhard Vowe | Blick und Griff: Wie Uwe Hasebrink die Kommunikationswissenschaft prägt 32 Wolfgang Schulz | Von Gremien und Primaten: Wie gelingt Wissenschaftskommunikation? 12 Friedrich Krotz | Die Entstehung einer Teildisziplin Mediennutzungsforschung im Rahmen der Kommunikationswissenschaft 34 Carsten Brosda | Nachrichten, News, Nano-Wahrheiten: Über gelingende Kommunikation und was Uwe Hasebrink damit zu tun hat 14 Ralph Weiß | „Ich bin viele Zielgruppen“: Was es braucht, damit eine wissenschaftliche Innovation Spuren hinterlässt 36 Eva Holtmannspötter | Fragen und Antworten: Zu den Herausforderungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk 16 Kim Christian Schrøder | Beyond News as We Know It: Young People’s Cross-Media Information Repertoires 38 Irene Neverla | Lehrendes Forschen, forschendes Lehren: Über Freude am Erkenntnisgewinn in einer wertschätzenden Gemeinschaft 18 Sascha Hölig | Was die Leute so alles interessiert…: Mediennutzung leicht erklärt 40 Michel Clement | Interdisziplinär und international! Was wir von Uwe Hasebrink 20 Andreas Hepp | Kommunikative Figurationen als Konzept: Wie man über Nachwuchsförderung lernen können Mediennutzungsforschung mit der Analyse gesellschaftlicher Medienwirkungen verbindet 42 Lisa Merten, Sophie Wagner, Juliane Finger | Die subtile Kunst des letzten Redebeitrags: Aufwachsen in Hasebrinkschen Wissenschaftsumgebungen 22 Claudia Lampert | More Risk, More Responsibility: Herausforderungen des Medienwandels für Kinder und Jugendliche 44 Paulina Keller, Lisa Thomae, Mika Parlowsky, Daniel Wehrend | Was macht eine gute Lehre aus? Wieso Uwe Hasebrink eine große Lücke hinterlassen wird 24 Wiebke Loosen | „Wer hat Angst vorm Publikum? Niemand! Und wenn es kommt …?“ Wie Journalismus und Journalismusforschung das Publikum 46 Erwähnte Literatur (wieder-)entdeckten 47 Impressum 2 Medienumgebungen
Editorial Es gibt Menschen, die schwer zu beschenken sind. Und es gibt Uwe Hasebrink, bei dem dies fast un- möglich erscheint. Dennoch war es uns – seinen Kol- Zukunft? Autor:innen schreiben über Forschungs- leg:innen am Leibniz-Institut für Medienforschung | felder, die er geprägt hat, über Perspektiven, die ihm Hans-Bredow-Institut – ein Anliegen, ihm, ungeach- wichtig sind, über seine Eigenschaften und Eigenhei- tet seiner deutlichen Hinweise, dass er weder Fest- ten. Dies sagt natürlich auch immer etwas über die schriften noch Veranstaltungen zu seinem Eintritt in Beziehung der Schreibenden zu Uwe Hasebrink aus den Ruhestand im Oktober dieses Jahres wünscht, und das soll es auch. Dass wir den Autor:innen ver- eine Gabe zu überreichen. Für uns „Bredows“ hat dies boten haben, Liebeserklärungen zu verfassen, hat nichts Rituelles, es ist ein Bedürfnis. Wir wollen unse- die meisten unglücklich gemacht, und der Verzicht rem großen Dank Ausdruck verleihen, und die freudi- auf überschwängliche Sympathiebekundungen ist ih- ge Zusage vieler Autor:innen zeigt: Anderen geht es nen sehr schwergefallen, das sei verraten. Wir haben ebenso. uns davon nicht beirren lassen und sind sehr streng geblieben, auch weil wir der Ansicht sind, dass unser Das Konzept der vorliegenden Broschüre soll der Per- Konzept weitgehend gewährleistet, dass die Texte son Uwe Hasebrink insoweit gerecht werden, als es keinen rückblickend-abschließenden Gestus haben. ihn und sein Schaffen würdigt, indem wir die Felder Wir hoffen jedenfalls – und dies mit allen Autor:innen betrachten, in denen er tätig war und ist. Ein solcher –, dass der Austausch mit ihm keineswegs im Oktober Text sollte also eine Antwort auf Fragen geben wie: 2021 abrupt endet. In welchem Bereich, in welchem Themenfeld hat Uwe Hasebrink besondere Spuren hinterlassen und was Die Texte spiegeln auch Jahrzehnte Institutsge- bedeutet das für diesen Bereich heute und in der schichte. Uwe Hasebrink hat das Institut geprägt – nach innen und außen: Die wertschätzende Kultur, die er etabliert hat, ist auch für Außenstehende spür- bar. Die durchdachten und anschlussfähigen Impulse Uwe Hasebrink schätzen seine Schüler:innen und Kooperations- partner:innen in Wissenschaft und Praxis. Wir wer- den versuchen, das aufrecht zu erhalten, und sagen: Danke, Uwe! Wolfgang Schulz und Christiane Matzen im Namen aller „Bredows“ 4 Medienumgebungen Medienumgebungen 05
Diskussionszusammenhängen prägend war und ist: kommunikationswissenschaftliches Wissen für die Ausgestaltung der Medien- und Kommunikations- gesellschaft. Wie informiert sich die Gesellschaft, Forschungsnetzwerker wie informieren sich einzelne soziale Gruppen, wel- che Folgen hat das Nutzungsverhalten bezogen auf die Angebote wie Anbieter von Information wie Un- terhaltung? Informationsrepertoires – das ist ein Keyword in der Mediennutzungsforschung und auch Markenkern von Bredow – und zugleich eine medien- und kommunikationsrechtlich relevante Sichtweise Paradigmatische Rezeptionsforschung auf soziales Verhalten, das bei Regulierungsansät- zen mitbedacht sein will. als Markenkern Paradigmatisch angelegte Forschung setzt for- ©Frank Brüderli schungsstarke, aber zugleich auch auf Austausch und Kooperation ausgerichtete Persönlichkeiten Otfried Jarren, em. Professor am Institut Institutionelle Zusammenarbeit, zumal in der Wis- geschätzter – Akteur bei Bredows wie darüber hin- voraus. Der Einbezug weiterer Köpfe, der anhalten- für Kommunikationswissenschaft und senschaft, ist ein anspruchsvolles Unterfangen. aus hat er sich an- und ausdauernd institutionell in de Diskurs innerhalb der eigenen Gruppe wie darü- Medienforschung der Universität Zürich Meist fehlt es zur rechten Zeit an gleichgesinnten, der Forschung engagiert. ber hinaus in der Fachcommunity setzt einen weiten sowie Honorarprofessor am Institut für kompetenten und motivierten Kolleginnen und Kol- Blick auf gesellschaftliche Phänomene ebenso vo- Publizistik- und Kommunikationswis- legen für ein neues, zumal ein größeres Vorhaben. Auf-Dauer-Stellung als Projekt: Neben der eigenen, raus wie die Bereitschaft zum offenen Austausch. senschaft der FU Berlin, war auch mal Hat man – endlich – eine geeignete Form der institu- individuellen fachlich-methodischen Kompetenz be- Allein Kooperationswille, zumal in einer taktischen bei Bredows. Er erinnert sich gerne an tionellen Kooperation gefunden, so gilt es rasch und darf es in der modernen sozialwissenschaftlichen Variante, reicht also hier nicht aus: Intellektuelle die vielen Tee-Gespräche mit Uwe. Wenn gemeinsam loszulegen, erfolgreich zu sein und die Forschungsarbeit des Einbezugs weiterer kompe- Kompetenzen und soziale Talente sind nötig, wenn Uwe seine Kanne mitbrachte, ging es Kooperation zu verstetigen. Dabei kommt es maß- tenter Akteure in Vorhaben. Und damit diese mit- eine Auf-Dauer-Stellung exzellenter Forschung ge- um ein größeres Thema. Zum Glück ging geblich auf die Akteure an. Vor allem Verstetigung ist machen, möchten sie schon wissen, wohin die Reise lingen soll. ihnen nie der Tee aus... . eine anspruchsvolle Sache, es reden darüber nicht gehen kann und soll. Wie wird aus dem gemeinsa- nur andere mit, sondern sie entscheiden auch mit. men Vorhaben auch eine Erfolgsgeschichte für jede Uwe Hasebrink hat sich als ein großer Glücksfall Ein partnerschaftliches Verhältnis muss aufgebaut einzelne beteiligte Persönlichkeit? Ist das verfolgte sowohl für das Hans-Bredow-Institut wie für unser werden, dabei gilt es unterschiedliche Interessen zu Ziel, ist das Paradigma so stark, dass es sowohl der Fach erwiesen: Er ist ein Langstreckenläufer mit ei- achten und wettbewerblich zu bleiben. Wer gar et- Gemeinschaft wie der Einzelnen und dem Einzelnen ner klaren, paradigmatischen Zielorientierung. Als was auf Dauer gestellt wissen will, der muss neben Erfolge zu bescheren vermag? Es kommt also so- intellektueller Leistungssportler verfügt er über das den Peers der eigenen Fachgemeinschaft viele an- wohl auf ein starkes wissenschaftliches Paradigma nötige Selbstbewusstsein für seine Forschung, zu- dere Fachkolleginnen und -kollegen gewinnen – und an, das man zu verfolgen und durchzusetzen ge- gleich aber hat er sich stets ein hohes Maß an Lern- vielfach sogar wissenschaftspolitische Entschei- denkt, als auch auf die Bündelung von Talenten. Und bereitschaft bewahrt. Diese Offenheit hat er vor dungsinstanzen überzeugen können. Die wissen- dazu bedarf es sowohl einer fachlich-methodisch allem im Bereich der kommunikationswissenschaft- schaftlichen Vorhaben müssen also viele überzeu- kompetenten Forscherpersönlichkeit und als auch lichen Wissenschaftskommunikation immer wieder gen, sie müssen tragen. Und Kooperation muss man eines Menschen mit vielfältigen sozialen Talenten. – und immer wieder neu – gezeigt, weil er zuhören wollen und sich dafür wieder und wieder engagieren. kann und sich in seine jeweiligen Gegenüber hinein- Innovative Forschungsvorhaben zu entwickeln und Kompetenz und Talent – darüber verfügt Uwe zuversetzen vermag. Achtsam und bescheiden tritt zu initiieren, diese dann hartnäckig zu verfolgen und Hasebrink, und er vermag beides miteinander er auf. Achtsam und bescheiden im Auftritt wie im mit anderen zusammen voranzubringen – das war gewinnbringend für andere und für sich zu ver- Dialog, zugleich aber auskunftsfähig und debatten- und ist Uwe Hasebrink ein Anliegen. Die Vielzahl an binden. Bredow entwickelte ein spezifisches em- willig – das zeichnet den wissenschaftlich-metho- kooperativen Projekten in nationalen wie interna- pirisches Forschungsprofil von paradigmatischer disch höchst kompetenten wie vielfältig talentierten tionalen Arbeitszusammenhängen ist höchst ein- Qualität, das sowohl im kommunikationswis- Kommunikator Uwe Hasebrink aus. drücklich. Als maßgeblicher – und zugleich stets senschaftlichen Kontext wie in regulatorischen 06 Medienumgebungen Medienumgebungen 07
Klima folgen empathisch. Ich war überzeugt von seinem Potenzial als Wissenschaftler und insbesondere für den Zu- sammenhalt im Institut als sozialem Raum. Bereits zwei Jahre später wurde Uwe Hasebrink zum ab geschäftsführenden Referenten ernannt. Er war der richtige Mann für hervorragende Wissenschaft und für ein gutes Betriebsklima. Mitte der 90er Jahre schied ich zeitweilig als Direktor aus – für einen kur- zen Ausflug in die Politik. Otfried Jarren trat meine Nachfolge an. Einige Zeit später wurde die Instituts- leitung in ein Direktorium umgewandelt. 1998 wurde schätzung Uwe Hasebrink Mitglied im Direktorium. Auch dies Klimafolgenabschätzung war ein Gewinn für das Institut, wie ich bis zu meinem Ausscheiden im Dezember 1999 beobachten konnte. Ab Ende des vorigen Jahrhunderts interessierte Wolfgang Hoffmann-Riem, em. Prof. der sich der Wissenschaftsrat für das HBI und stattete Universität Hamburg, ehem. Justizsenator ihm schon bald einen ersten Besuch ab. Ein solcher der Stadt Hamburg und Richter des Bun- Besuch war angesichts des kleinen Etats des Insti- Wie ein Institut mit Teamfähigkeit tuts und dadurch der Begrenzungen von Aktivitäten ungewöhnlich. Seine Mitglieder waren aber von der desverfassungsgerichts und jetzt – weil er es offenbar nicht lassen kann – Affiliate „Professor für Recht und Innovation“ an der über sich hinaus wächst Forschungsleistung des Instituts beeindruckt und insbesondere von der interdisziplinären Zusammen- Bucerius Law School, prägt und begleitet die Geschichte des HBI als langjähriger arbeit und der darauf gegründeten Produktivität. Ei- Direktor und Ehrenmitglied im Direktorium Erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit ist von mehr Also wurde ich neuer Direktor des HBI. Ich merkte nige Zeit später (2019) kam es zur „Beförderung“ des seit über 40 Jahren. Er freut sich nach wie als der Intellektualität und Belesenheit der beteilig- bald: Mein Vorgänger hatte mit seiner Kritik wohl sa- Instituts in die Champions League wissenschaftlicher vor über gemeinsame Projekte mit den gen wollen: „Das Klima im Institut stimmt nicht. Ich Institute: seine Aufnahme als Leibniz-Institut – dies Bredows, so wie diese umgekehrt erst ten Personen abhängig: von der Umgebung für wis- recht. senschaftliches Arbeiten, vor allem dem Teamgeist komme damit nicht klar“. als einziges kommunikationswissenschaftliches Ins- aller Beteiligten. Dazu beizutragen, ist ein unschätz- titut Deutschlands. Ich bin überzeugt, der Teamgeist barer Beitrag zum Fortschritt der Wissenschaft. Die Leistungsfähigkeit und Kreativität eines wissen- hat einen erheblichen Anteil an diesem Erfolg – nicht schaftlichen Instituts hängen in der Tat nicht allein zuletzt dank Uwe Hasebrinks. Irgendwann 1979 erhielt ich einen Anruf des damali- an der Intelligenz und dem Fleiß der einzelnen Mit- gen Direktors des Hans-Bredow-Instituts, des Sozio- arbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein solches Institut Meine Anwesenheit im HBI konzentriert sich heu- logen Jan Peter Kob. Er habe dem Universitätspräsi- braucht auch Teamfähigkeit und Teamgeist. Hapert te weitgehend auf die Teilnahme an der jährlichen denten gerade seinen Rücktritt als Direktor erklärt. es damit, gibt die Neubesetzung von Stellen zumin- Weihnachtsfeier. Hier spüre ich ein gutes Miteinan- Auf dessen Frage hin habe er mich als Nachfolger dest eine Chance für Veränderungen. So 1986, als ein der der Beteiligten als Ausdruck eines gelungenen vorgeschlagen. Er wolle mir aber trotzdem einen gu- neuer wissenschaftlicher Referent gesucht wurde. Betriebsklimas. Höhepunkt dieses Festes ist regel- ten Rat geben: „Tun Sie das eher nicht. Schauen Sie mäßig ein Dialog zwischen den beiden Direktoren genau hin! Das Institut ist in schlechter Verfassung.“ Es bewarb sich unter anderen Uwe Hasebrink, aus- Wolfgang Schulz und Uwe Hasebrink: ein humoris- Ich war seinerzeit Professor für öffentliches Recht gebildet in Psychologie und Sozialpsychologie, nicht tischer, kluger und mit treffenden Beobachtungen der Universität Hamburg. Zu meinen Interessen ge- speziell in Medienwissenschaft. Das konnte ein ausgestatteter Blick auf das Institut und auf die eine hörten auch das Medienrecht und die Medienpolitik. K.O.-Kriterium sein. Für mich war Uwe Hasebrink oder andere Skurrilität seiner Direktoren. Als Student hatte ich bei Gerhard Maletzke im HBI jedoch schnell Favorit: Seine Formulierungsstärke, an einem Seminar über Medienkritik teilgenommen. seine Kreativität, seine Bereitschaft, sich auf Neu- Gelebte Kommunikation! Für Wissenschaft ebenso Das war alles. Reichte das, um das Institut neu auf- es einzulassen. Klar in der Sache und – für mich von wichtig wie fachliche Qualifikation. zustellen? Warum nicht versuchen? besonderer Bedeutung – persönlich gewinnend und 08 Medienumgebungen Medienumgebungen 09
man sich weder im Kaninchenbau des Einzelfalls Aber in einer anderen Hinsicht hat Uwe Hasebrink verlieren, noch darf man sich in die Stratosphäre be- Blick und Griff vielleicht diejenigen prägen können, die mit ihm pu- geben, aus der man nur noch Kontinente sieht. Erst bliziert und die bei ihm promoviert haben, aber nicht die Kombinationen aus schwach und stark standar- das Fach insgesamt. Zur Kommunikationswissen- disierten Methoden ermöglichen es, das jeweilige schaft gehört auch die Kommunikation der Kom- Feld tief auszuleuchten, wie die Kommunikation von munikationswissenschaftler:innen untereinander. Wie Uwe Hasebrink die Kommunikationswissenschaft Kindern oder die Wahl von Informationsangeboten. Uwe Hasebrink ist in seinem Kommunikationsstil prägt Dann erst treten die Zusammenhänge hervor zwi- schen sozio-demografischen Faktoren, Motiven, das genaue Gegenteil eines Niederrheiners, wie ihn Hanns Dieter Hüsch charakterisiert hat. Denn Uwe Uwe Hasebrink ist diplomierter und provomierter zu Presse- oder Fernsehangeboten, es geht um die Persönlichkeitsmerkmalen, kommunikativen Prakti- Hasebrink überlegt nicht schon beim Zuhören, was Psychologe. Das prägt den Blick und den Griff, also Welt dahinter, darum, was Menschen motiviert, sich ken und Mediennutzungsmustern. Wichtig und mög- er gleich sagen kann, sondern er lauscht dem Ge- wie er die Welt sieht und wie er sie erfasst. Medienangeboten in unterschiedlicher Intensität lich ist dabei ein weiter Horizont – durch Zeitreihen, genüber und gibt ihm oder ihr immer das Gefühl, ge- und Kombination zuzuwenden, und wie sie Medien- Langzeitstudien und durch internationale Verglei- rade einen nobelpreiswürdigen Gedanken zu äußern. Wie sieht man die Welt, wenn man seinem Blick angebote rezipieren. Das Paradigma der Rezeption che, etwa der Nachrichtennutzung. Auch das hat die Durch Zuhören und Bestärken werden die Gedanken folgt? Massenmedien und Massenkommunikation, erlaubt einen eigenen Begriff der Medienwirkungen. Internationalisierung der deutschen Kommunikati- dann tatsächlich auch etwas besser, vielleicht noch diese Konzepte, die während der 30er Jahre in den Die ergeben sich aus der wechselseitigen Beeinflus- onswissenschaft vorangetrieben. Und auch durch nicht gut, aber immerhin. Mit seinem responsiven USA entstanden und dann in den 60er Jahren nach sung von Menschen und Medien. Diese Fokussierung die von Uwe Hasebrink maßgeblich verantwortete Kommunikationsstil steht er ziemlich alleine im Deutschland einwanderten, sind keine sonderlich hat früh den Blick im Fach dafür geschärft, welche Gründung der European Communication Research Fach – und vor allem das werden wir vermissen, aber hilfreichen Kategorien. Das sind nicht die Blickwin- Umwälzungen sich durch die sozialen Netzmedien and Education Association (ECREA) blieb der Schritt wenig dafür tun, seinen Spuren in dieser Richtung zu kel, aus denen man scharf sieht, was sich wie und und vor allem durch deren enorm gesteigerte Mög- über die kulturellen Grenzen hinweg nicht nur be- folgen. warum in der öffentlichen Kommunikation verändert. lichkeiten der Rückkopplung ergeben. Die Klickrate schränkt auf eine Orientierung an der US-amerika- Wenn man seinem Blick folgt, sieht man öffentliche beeinflusst in Sekunden den Artikel – und umge- nisch geprägten International Communication Asso- Kommunikation konsequent aus der Perspektive kehrt. Und so hieß die von Uwe Hasebrink vor nun ciation. eines heterogenen Publikums. Man sieht Individu- schon 30 Jahren mitgegründete Fachgruppe der en, die mit anderen Individuen interagieren und die Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kom- Der analytische Blick auf individuelles mediales Ver- einzeln oder gemeinsam Medienangebote nutzen. munikationswissenschaft (DGPuK) zunächst „Medi- halten als dem Kern öffentlicher Kommunikation – das Die klassische Unterscheidung von Individualkom- enpsychologie“, dann „Rezeptionsforschung“, dann ist Uwe Hasebrinks Markenzeichen. Damit hat er sich munikation und Massenkommunikation bringt wenig „Rezeptions- und Wirkungsforschung“. aus seiner akademischen Sozialisation gelöst und Licht ins Dunkel, und dies immer weniger, je mehr zugleich das Fach kognitiv geprägt. Aber er hat das soziale Netzmedien die Kommunikation prägen. Das Und wie erfasst man die Welt, wenn man Uwe Fach auch organisational geprägt, und zwar als Kom- bedeutet nicht, Individuen als Monaden zu sehen, Hasebrink folgt? Sein Zugriff ist nicht präskriptiv. munikationswissenschaftsmanager – eine Berufsbe- die sich isoliert informieren und amüsieren, sondern Man fragt nicht, wie die Individuen kommunizieren zeichnung, die er sicherlich nicht selbst gebrauchen man sieht, wie sie in soziale Netze eingebunden sind sollen. Vielmehr ist die Leitfrage, wie sie tatsächlich würde. Er hat – auch hier nicht allein, und genau das – von der Dyade bis zur globalen Gemeinschaft der und nachweislich kommunizieren. Dann wird erst ist die Kunst – ein traditionsreiches kommunikations- Impfskeptiker. Diese Netze sind medial geprägt, sie sichtbar, was Rezipient:innen unterscheidet und was wissenschaftliches Forschungsinstitut durch die Zeit sind durchzogen von vermittelter Kommunikation. sie verbindet. Diese Spannung von Individualität und und in eine dauerhafte Zukunft als Leibniz-Institut Dabei bleibt der Blick nicht verengt auf die publi- Sozialität steht hinter der viel zitierten Formel: „Ich transformiert – mit einem ansehnlichen Drittmittelin- zistisch besonders relevanten Angebote. Vielmehr bin viele Zielgruppen“ (1997). Aus der Generalisierung put und einem beeindruckenden Dreiklang aus Out- folgt der Blick den schaltenden und waltenden Re- von Unterschieden und Gemeinsamkeiten sind Kate- put, Outcome und Impact. Den Impact hat er immer zipient:innen, und in deren medialem Sample sind gorien entstanden, die Denken und Forschen geprägt selbst mitgestaltet durch die Vermittlung von Wis- Gerhard Vowe, Seniorprofessor für Kom- beispielsweise auch Computerspiele ein selbstver- haben. Beispiele sind „Kommunikationsmodi“ (2004), sen an mediale Führungskräfte. Dahinter stand die munikationswissenschaft an der Hein- ständlicher Bestandteil. Auch diese Medien beka- „Medienrepertoires“ (2006) oder genauer „Informati- Botschaft: Es gibt nichts Praktischeres als eine gute rich-Heine-Universität Düsseldorf und men so einen – wenn auch lange peripheren – Platz onsrepertoires“ (2013) und schließlich „Kommunika- Theorie. Durch evidenzbasiertes kommunikations- am Center for Advanced Internet Studies am Tisch der „Publizistikwissenschaft“. Anderer- tive Figurationen“ (2014). Um den Spannungsbogen wissenschaftliches Wissen kann man Medienangebot (CAIS), der einen guten Kopf kürzer ist seits hält man mit Uwe Hasebrink immer auch Dis- zwischen Ich und Wir zu erfassen, steht auch durch und Mediennachfrage besser verknüpfen und deren als Uwe Hasebrink, aber immer auf Au- tanz zur anwenderorientierten Nutzungsforschung. sein Forschen ein Instrumentarium komplementärer Regulierung präziser und vernünftiger machen. Auch genhöhe mit ihm. Denn es geht um mehr als die Zählung von Kontakten empirischer Methoden zur Verfügung. Dabei darf das ist im Fach angekommen. 10 Medienumgebungen Medienumgebungen 11
Zusammenfassend lässt sich so von der Entste- hung einer eigenen Teildisziplin „Mediennutzungs- forschung“ in der Kommunikationswissenschaft Die Entstehung einer Teildisziplin sprechen, die von vertiefenden Medienrezeptions- studien begleitet wurde. Diese Teildisziplin nimmt heute neben der immer noch nach Kausalitäten Mediennutzungsforschung im Rahmen suchenden Medienwirkungsforschung einen ei- genen Platz im akademischen Europa ein, wie es der Kommunikationswissenschaft die „Audience and Reception Studies“-Sektion der europäischen kommunikationswissenschaftlichen Vereinigung ECREA zeigt. Mit der Digitalisierung als heute vorherrschender In den letzten 50 Jahren hat sich eine eigenständige entwickelt, so von Will Teichert auf Grundlage des Form von Mediatisierungsprozessen hat sich die- Mediennutzungsforschung entwickelt, die hier ex- Symbolischen Interaktionismus und von Karsten se Teildisziplin bewährt und weiterentwickelt. Man emplarisch anhand der Arbeiten von Uwe Hasebrink Renckstorff der Nutzenansatz. In der Folge waren kann sagen, dass die prädigitale Mediennutzungs- umrissen wird. Seine Arbeit hat diese Entwicklung es dann vor allem die Arbeiten Uwe Hasebrinks, die forschung sich u. a. mit dem von Uwe Hasebrink als Als Friedrich Krotz 1989 als Diplom-Mathe- in Deutschland und dann auch in Europa wesentlich die bis dahin meist retrospektiv und standardisiert Leitautor verfassten und im Vistas-Verlag 2001 er- matiker und promovierter Soziologe beim mitgeprägt. angelegten Untersuchungen der Fernsehnutzung schienenen Bericht „Fernsehen in neuen Medienum- Hans-Bredow-Institut anfing, sich mit weiterentwickelten. Dies gilt sowohl für die Theorie, gebungen“ auf diese neuen Herausforderungen hin Kommunikation und Medien zu beschäf- In einer historischen Perspektive kann man sagen, wie etwa die Auseinandersetzung mit dem Konzept orientierte. Dort wird zwar beispielsweise im Glossar tigen, war Uwe Hasebrink bereits ge- dass die Medien im 20. Jahrhundert überwiegend der Selektivität deutlich macht, als auch für die Em- noch der Begriff des „Fernsehmenüs“ verwendet; es schäftsführender Referent des Instituts. unter dem Aspekt ihrer Wirkung untersucht und pirie, die breiter und kreativer angelegt war, wie der ist aber auch schon übergreifend allgemeiner von Als Ersterer 2001 nach seiner Habilitation diskutiert wurden – es ging um die Frage, was die Einbezug qualitativer Erhebungen oder die Analyse „Repertoirebildung und Kanalheimaten“ die Rede. eine Professur in Münster übernahm und Medien mit den Menschen machen. Ein Aufsatz von telemetrischer Daten zeigen, die das apparatebezo- Daraus entwickelte Uwe Hasebrink das medienüber- das Institut verließ, war Uwe Direktor und Adorno, dessen Kritik an Radio und Fernsehen ja gene kommunikative Handeln der Menschen sekun- greifende Konzept des Medienrepertoires, das pa- arbeitete an der weiteren Entwicklung dafür steht, wurde denn auch in der 1953 erschiene- dengenau beschrieben. radigmatisch für die Öffnung der Mediennutzungs- des Bredow-Instituts. Es war eine span- formen ins Digitale hinein steht. Auf der Grundlage nende Zeit mit viel Freiheit und weiter- nen ersten Ausgabe von „Rundfunk und Fernsehen“ führender Forschung. Danke dafür. Wir als erster Aufsatz abgedruckt. Erst in den 1960er Auf der Basis derartiger Studien entstanden dann einer Publikation mit Jutta Popp 2006 in Communi- bleiben auch weiter in Kontakt! Jahren wurde das „widerspenstige Publikum“ ent- auch Analysen des Fernsehnutzungsverhaltens im cations fand es auch zahlreiche europäische Lese- deckt und genauer der Frage nachgegangen, was Hinblick auf spezifische Genres sowie der Nutzungs- rinnen und Leser und entsprechende Verbreitung. denn die Menschen mit den Medien machen (wei- formen gesellschaftlicher Teilgruppen. Im Zusam- tere Literaturangaben zur Vorgeschichte vgl. Krotz menhang mit einer ganzen Reihe von europaweit Es charakterisiert ja die Reifung einer Teildisziplin ei- 1996). angelegten Kinder- und Jugendmedienstudien, an ner Wissenschaft, wenn es gelingt, zentrale Begriffe der das Hans-Bredow-Institut wesentlich beteiligt bezogen auf den Wandel ihres Gegenstandsbereichs In der Folge entstand der Uses-and-Gratifica- war, entwickelte sich zudem eine breitere europäi- angemessen weiterzuentwickeln, und wenn die- tions-Ansatz, der funktionale Beziehungen zwischen sche Nutzungsforschung. In einer ersten, von Sonja se Teildisziplin auch für die anderen Teildisziplinen Mensch und Medium in den Blick nahm und situative Livingstone initiierten Version setzen diese Studien wichtige Zuarbeit leistet. Letzteres belegen etwa Nutzungsformen mit menschlichen Bedürfnissen kulturvergleichend an den Arbeiten der aus Nazi- die Publikationsverzeichnisse aus dem Bereich der erklären wollte. Auch die Medienveranstalter be- deutschland nach UK emigrierten Professorin Hilde Mediennutzungsforschung auf den Websites des gannen sich – nicht zuletzt wegen der zunehmenden Himmelweit an, die als eine der ersten derartige so- Hans-Bredow-Instituts, die auf die Bedeutung von Bedeutung der Werbung – für Publikumsforschung zialisationsbezogene Untersuchungen durchgeführt Medien in Alltag, Kultur, Öffentlichkeit und Gesell- zu interessieren, wie etwa die erste, 1964 publizier- hatte. Damit konnten dann auch auf der Basis von schaft hin angelegt sind. In diesem Sinne sollten te Massenkommunikationsstudie von ARD und ZDF Mediennutzungsstudien theoretisch und empirisch wohl auch die bisher völlig unzureichenden Wikipe- zeigt. In der akademischen Forschung wurden zu- begründete Antworten auf Fragen nach der Bedeu- dia-Texte zu „Mediennutzung“ und „Mediennutzungs- nächst vor allem am Hans-Bredow-Institut theoreti- tung der Medien für Demokratie und das Zusammen- forschung“ überarbeitet werden. sche Rahmenkonzepte für eine Nutzungsforschung leben der Menschen gegeben werden. 12 Medienumgebungen Medienumgebungen 13
„Ich bin Akteursbeziehungen abgestimmt sind (Hepp & Ha- – Hilfreich sind herausragende Methodenkenntnis- sebrink 2014). Das „handlungsleitende Thema“ bzw. se, welche auch die Mitglieder der Scientific Com- „Ich bin viele Zielgruppen“ die „thematische Rahmung“ dienen als Fixpunkt, auf den hin kommunikative Praktiken medienüber- greifend daraufhin betrachtet werden, welchen munity beeindrucken, die ihre Wissenschaft eher an der methodischen Raffinesse im Umgang mit den Mitteln des Erkennens als am Urteil erkennen. viele Sinn sie in mehrfach gestuften sozialstrukturell und institutionell geprägten Kontexten haben. Das – Schließlich braucht es die Überzeugungskraft, die konturiert eine Heuristik, die – ähnlich dem Sozi- aus Klarheit und Stringenz in der Darstellung der Was es braucht, damit eine alkonstruktivismus – mediatisiertes Handeln als Konstituens sozialer Beziehungen von der Familie eigenen Arbeiten erwächst, in Verbindung mit dem nimmermüden Engagement, sie in Text und freier wissenschaftliche Innovation Spuren bis hin zur Teilhabe am politischen Gemeinwesen Rede vorzustellen, um Skepsis zu überwinden und entziffern will. für das Mitdenken und -forschen zu begeistern. hinterlässt Uwe Hasebrink begnügt sich nicht damit, eine Be- trachtungsweise theoretisch zu entfalten. In einem Die Verbindung dieser Vorzüge ist außergewöhnlich. Daher macht auch für den Fortschritt der Wissen- reichen Opus empirischer Arbeiten macht er vor, schaft die Besonderheit der Person einen bedeuten- Sie können es nicht lassen. Die Nachfrager nach der ter:innen oder Mitglieder von Berufungskommissi- welche Einsichten sich damit gewinnen lassen. Her- den Unterschied. Erforschung der Mediennutzung und ihre akademi- onen keineswegs stets die Innovation, sondern viel vorheben will ich den Beitrag zu dem gewaltigen schen Sachwalter konstruieren sich aus dem Ge- häufiger die – meist methodische – Variation gut Unternehmen, Grundlagen, Formen und Bedingun- brauch, den Menschen von Medien machen, Publika, abgehangener „Ansätze“, damit der Ton, den sie in gen gesellschaftlichen Zusammenhalts zu untersu- so als seien diejenigen, die ihr Angebot nutzen, ihnen ihren eigenen Arbeiten vorgeben, der immer gleiche chen. Dazu gehört es zu klären, welche Rolle Kom- als Besitzstand fest zugeordnet, den sie für sich ver- bleibt (siehe z. B. Lang (2013) sowie Perloff (2013), munikationspraktiken für die „public connection“, werten können, indem sie ihr Publikum als „Zielgrup- dessen Gegenrede zur eher unfreiwilligen Bestäti- also die Teilhabe am Prozess der gesellschaftlichen pe“ den an werblichen oder politischen Botschaften gung von Langs Diagnose gerät). Es sind daher be- Verhandlung über Angelegenheiten von allgemei- Interessierten andienen. Uwe Hasebrink hat immer sondere Leistungen nötig, damit eine neue, bessere nem Belang, haben. Das von Hasebrink entwickelte wieder darauf aufmerksam gemacht, dass diese Betrachtungsweise wahrgenommen und aufgegrif- theoretische Rüstzeug erlaubt es, die Nutzungsfor- Verwandlung eines institutionell verfestigten Inter- fen wird. schung für die Öffentlichkeitstheorie fruchtbar zu esses in eine Betrachtungsweise ihren Gegenstand machen. So erschließt beispielsweise seine Unter- nicht angemessen in den Blick bekommt (z. B. Ha- Zunächst und in der Hauptsache braucht es die suchung der Leistung von Informationsmedien aus sebrink 2008). „Ich bin viele Zielgruppen“ (Hasebrink theoretische Entfaltung des Konzepts einer indi- Nutzersicht, in der die Nutzung einzelner Medien- 1997) – die gewitzte Variation eines Slogans, der viduenzentrierten Nutzungsforschung. Uwe Hase- angebote in ihrem Zusammenhang mit subjektiven mit feiner Ironie der Branche entlehnt ist, die nach brink plädiert für die Betrachtung von Medien- und Relevanz- und Funktionszuschreibungen betrachtet zielgruppenadäquaten Publika forschen lässt, lenkt Informationsrepertoires, weil dadurch erst – im wird (Hasebrink & Hölig 2020), Einsichten in den je das Augenmerk auf den Eigensinn der Nutzer:innen. Unterschied zu einer publikumszentrierten Pers- spezifischen Beitrag unterschiedlicher Medientypen Uwe Hasebrink ist mit seinem wissenschaftlichen pektive – die Breite der Kontakte von Individuen zu zur öffentlichen Kommunikation. Werk ein herausragender Protagonist des Perspek- Kommunikaten in den Blick kommt. Die zusätzliche Ziel tivwechsels hin zu einer individuenzentrierten Nut- Unterscheidung von Kommunikationsmodi quali- Die Bekanntschaft mit den Arbeiten von Uwe Ha- zungsforschung, die den Mediengebrauch auf den fiziert den Kontakt, indem der subjektive Sinn des sebrink gibt über den Erkenntnisgewinn, den sie Sinn zurückführt, den er als Bestandteil sozialer Mediengebrauchs im Kontext der Lebensführung eintragen, hinaus auch einen Eindruck davon, was Ralph Weiß war von 2003 bis 2020 Profes- Praktiken hat. näher bestimmt wird (Hasebrink & Hölig 2017). Die nötig ist, damit wissenschaftliche Innovationen sor für Kommunikations- und Medien- von Elias inspirierte Kategorie der kommunikativen wirkmächtig werden: wissenschaft an der Heinrich-Heine- Für eine wissenschaftliche Innovation einzustehen, Figurationen radikalisiert die individuenzentrier- Universität in Düsseldorf. Zuvor hat er von weil man dafür gute Gründe anzuführen weiß, ist te Perspektive der Nutzungsforschung. Denn sie – Es braucht eine besonders umfassende Kenntnis 1983 bis 2003 als wissenschaftlicher Refe- keine komfortable Position. Denn anders als es die stellt der Analyse die Aufgabe, den Gebrauch von und den souveränen Umgang mit den Arbeiten zu rent am Hans-Bredow-Institut gearbeitet Selbstbeschreibung der Wissenschaft behauptet, Medien als integralen und formierenden Bestand- etablierten „Ansätzen“, die den Respekt für die wis- – gemeinsam neben und vertrauensvoll mit prämieren Mitglieder der Scientific Community in teil sozialer Praktiken zu verstehen, die auf das je- senschaftliche Neuerung begründen. Uwe Hasebrink. ihren verschiedenen Rollen als Reviewer, Gutach- weils aktualisierte Handlungsfeld mitsamt seinen 14 Medienumgebungen Medienumgebungen 15
be acknowledged to be Uwe Hasebrink and Jutta of factor analysis that enables researchers to find News media as we know them do not hold great ap- Beyond News as Popp’s 2006 Communications article “Media Reper- toires as a Result of Selective Media Use”. Although patterns in qualitative data. peal for these youngsters despite the efforts exer- cised by both public service providers and private We Know It the concept had been scantily used since the 1990s, Hasebrink & Popp were the first to provide it with a We found that young Danes’ preferred information sources across media types that can be mapped as news media to engage them. They tell us that they would like the news media to become more enter- solid theoretical foundation and a systematic meth- five information media repertoires. Across reper- taining and more relevant to the concerns of their odological operationalization. They urged audience toires, Facebook can be seen as an information hub, lifeworld. At the same time, they do not want the Young People’s researchers to study the ways in which “media users combine different media contacts into a compre- and is thus not distinctive for any repertoire. news media to abandon that which gives them au- thority and credibility. Cross-Media hensive pattern of exposure”, and to focus on the (1) Online traditionalists: Besides Facebook these ways in which “people combine contacts with differ- young people mainly use traditional news media such It won’t be an easy task for news organizations to Information ent media and different kinds of content”. as newspapers, broadcasters’ online news, and local solve this paradox, while remaining crucial vehicles Repertoires By insisting that the media people use should not TV news. They do not seek depth or background, but prefer short-form media like tabloids, Facebook and of democratic participation. just be seen as pearls on a string, but as a patterned Instagram. relational complex that jointly serves their individual and sociocultural needs, the repertoire perspective (2) Depth-seeking audiophiles: What really stands These days, any published work on news audienc- advanced our understanding of people’s navigational out with this group of young people is information es’ experiences in particular and media audience and sense-making practices in an increasingly me- sources such as podcasts, radio news and radio cur- sense-making in general is likely to pay tribute to or dia-saturated world. It thus provided a new platform rent affairs, mixing short and more serious formats, even to frame its area of study by reference to the for evaluating the democratic implications of peo- supplemented by national television news. concepts of “cross-media” and “repertoire”. These ple’s individual appropriation of the entire media en- concepts originated in the increasing acknowledge- semble, rather than just their engagement with print (3) Digital news-seekers: The key information sourc- ment over the last 10-15 years—based on a non-media or audiovisual journalism. es for this group are four types of algorithmic media centric, life-world premise, heightened by processes (YouTube, search engines, memes, Facebook). Na- of digitalization and convergence—that crossmedi- Against this background, Hasebrink & Hepp’s 2017 tional television news is used to keep up with main- ality is a necessary lens for understanding media us- article can be seen as a theoretical elaboration, stream current affairs. ers’ navigation in the everyday media universe they which provided a more solid sociological anchorage inhabit, with respect to media technologies, media for repertoires by embedding them heuristically into (4) Interpersonal networkers: Both strong interper- types, and media content. One scholar claimed that the concept of “communicative figurations”, as a sonal ties (family, friends) and the weaker ties of col- media audiences are and always have been inherent- theoretical and methodological recipe for exploring leagues and acquaintances are important sources ly cross-media. transforming communications in times of deep medi- for information on what’s going on in society. These atization (Hepp et al. 2018). For many, the repertoire young people’s connection to mainstream agendas is Before the concept of repertoire became common concept has, therefore, become an indispensible incidental and fragile. They also engage with socio- Kim Schrøder is professor of Communi- currency for audience researchers, analyses of au- conceptual tool. cultural matters through television series. cation, Roskilde University, Denmark. His dience practices would rely on a range of related scholarly friendship with Uwe Hasebrink metaphorical concepts, talking for instance about One case in point is the recent qualitative study of (5) Non-news information seekers: This group seeks was particularly intense during their people’s changeable, crossmedia “portfolios”, or young people’s cross-media information repertoires socioculturally relevant information indirectly, participation in the COST network “Trans- “constellations”, or “diets”, of (news) media that ha- which I carried out with three colleagues (Peters et through written fiction, satire, memes, social media forming Audiences – Transforming So- cieties” 2010 – 2014 and he will remember bitually or erratically serve their information needs al. 2021). In this study we presented 24 young peo- and local/regional television news. fondly how as co-editors of a chapter for in everyday life. ple aged 18-24 with 36 different “information media” a COST Action anthology they struggled to types, which (based on a pilot study) included a va- Across the five types, social media are central to make the contributions of multiple coau- At the time of writing, the standard scholarly ref- riety of information sources: 1) traditional print and these young people’s connection to society’s infor- thors publishable as one coherent piece. erence to the centrality of the repertoire concept broadcast news media; 2) social media; 3) interper- mation universe, as a result of the seamless inter- has become Hasebrink & Hepp’s 2017 Convergence sonal information sources (family, colleagues); 4) relation in their newsfeeds between close, interper- article. However, the seminal publication that non-news media (satire, television series, influenc- sonal news, and public, socially relevant news, which sowed the seeds of the repertoire plant should ers, etc.). The analysis used Q-methodology—a form appear as a colorful and chaotic mixture. 16 Medienumgebungen Medienumgebungen 17
verschiedenen Lebensphasen die Relevanz bestimm- wenn sich herausstellt, dass sie entsprechend ihrer Was die Leute „thematische Interessen“ und „gruppenbezogene Bedürfnisse“ bis zu „individuellen Problemlösungsbe- ter Bedürfnisse relational verschiebt, was sich wie- derrum in unterschiedlichen Mediennutzungsmus- Namensgeber eine ähnliche Standfestigkeit aufwei- sen und „alle Zeiten“ überstehen. Das Potenzial haben so alles dürfnissen“ nach oben hin zuspitzt. Die Informations- bedürfnisse lassen sich jeweils idealtypisch mit einem tern äußert. Während in der Jugend aufgrund von Herausforderungen der Identitätsbildung gruppen- sie. interessiert...: Publikumskonzept – vom dispersen Massenpublikum bis zu adressierbaren Einzelpersonen – und primären bezogene Bedürfnisse im Vordergrund stehen, über- nehmen im anschließenden Stadium der Ausbildung Medientypen – von Massenmedien bis zu individuali- bestimmte Themeninteressen die Vorrangstellung. sierten Kommunikationsdiensten – verbinden. In der fortgeschrittenen Phase von Beruf und Familie Mediennutzung leicht Soweit so gut; der eigentliche Clou wird jedoch in der stellt sich hingegen ein gewisser „Settle-Down-Ef- fekt“ ein, der sich wiederum in einer Zunahme unge- erklärt sich entfaltenden Überzeugungskraft deutlich, wenn richteter Informationsbedürfnisse zu Zwecken des die Systematik auf gesellschaftliche und individuelle allgemeinen Mitredenkönnens niederschlägt. Mit die- Entwicklungen im Zeitverlauf angewandt wird. Wäh- sem Narrativ wird plausibel, dass soziale Medien mit rend bis in die 80er Jahre ungerichtete Informati- ihrer Ausrichtung auf gruppenspezifische Interes- onsbedürfnisse und Massenmedien die Gesellschaft sen insbesondere in der Jugend eine große Relevanz prägten, zeigte sich in den 90er Jahren mit der Ent- besitzen, während klassische nachrichtliche Infor- Die Medienpraxis hat durchaus ein Interesse an wicklung von spezifischer ausgerichteten Spartenan- mationsangebote eher von Älteren genutzt werden. dem, was die Kommunikationswissenschaft stetig geboten in Rundfunk und Presse eine verstärkte Aus- Selbstredend schließt sich beides nicht wechselsei- an Erkenntnissen gewinnt. Im Gegensatz zum wis- richtung an themenspezifischen Interessen. Damit tig aus, aber die Gewichtung der entsprechenden Be- senschaftlichen Zugang zu neuem Wissen ist die sind Medienangebote und gesellschaftliche Interes- dürfnisebenen ist in verschiedenen Lebensphasen in Außenwelt jedoch meist auf der Suche nach kurzen sen nicht mehr nur auf ein allgemeines Publikum aus- der Tendenz eben unterschiedlich. Momentan sind es Antworten und einfachen Erklärungen. Nun gestaltet gelegt, sondern themenspezifische Interessen und soziale Medien, die die Funktion der Erfüllung grup- Sascha Hölig ist Senior Researcher im sich die Mediennutzungsrealität in der Regel nicht Angebote bekommen im Verhältnis ein größeres Ge- penbezogener Informationsbedürfnisse – auch, ohne Bereich Mediennutzung am HBI und gibt nur nicht ganz so einfach – dass zum Beispiel älte- wicht als bisher. Aktuell verschiebt sich der Dreiklang den Inhalten notwendigerweise blind zu vertrauen, sein Bestes, um Uwe Hasebrinks Erbe zu re Menschen sich nur mittels Fernsehen, Radio und aus Bedürfnis, Publikum und Medienangebot nicht – am besten realisieren und daher insbesondere bei vermehren. Zeitungen informieren, während jüngere ausschließ- mehr nur von ungerichteten Informationsbedürfnis- jungen Menschen hoch im Kurs stehen. Und es ist lich in sozialen Medien unterwegs sind –, sondern sie sen in Richtung thematischer Interessen, sondern nun auch kein neues Phänomen, dass sich die Ju- kann mitunter sogar recht widersprüchlich sein. Man mit Zunahme gruppenbezogener Bedürfnisse und gend in der Regel nicht übermäßig für das allgemeine denke zum Beispiel an die enorme Verbreitung eben individueller Problemlösungen weiter gen Dreiecks- Nachrichtengeschehen interessiert. Doch auch die dieser sozialen Medien bei gleichzeitig geringem Ver- spitze. Diese Gewichtsverschiebung ist auf Ebene relative Relevanz der Informationsbedürfnisebenen trauen, welches ihnen entgegengebracht wird. der Gesamtgesellschaft intuitiv nachvollziehbar und heutiger Jugendlicher wird sich im Zuge individueller lässt sich mit der steigenden Relevanz sozialer Medi- Lebensphasen verschieben und damit auch die zu- An solchen Stellen wäre es hilfreich, über eine Heu- en und individueller Abrufdienste bei gleichzeitigem sammengestellten Medienrepertoires. ristik zu verfügen, die in der Lage ist, empirische Rückgang der Nutzung traditioneller Massenmedien Erkenntnisse in ihrer Komplexität zu reduzieren und in Einklang bringen. Wie gesagt: Wir reden von einer Bisher wurden die Verschiebungen der Bedürfnise- dabei auch noch intuitiv nachvollziehbar einzuord- Gewichtsverschiebung der Bedürfnis- und Angebots- benen und ihre Folgen für die Mediennutzung noch nen. Wie es der glückliche Umstand wollte, legte Uwe ebenen innerhalb der Repertoires, nicht von einem nicht für die aufregende Zeit nach der aktiven Berufs- Hasebrink Anfang der 2010er Jahre mit seinen „In- Verschwinden. ausübung skizziert. Wir dürfen gespannt sein, wie die formationsdreiecken“ genau solch ein Schema vor. bereits entwickelten Lebensphasen-Dreiecke durch Ausgehend von zwei zentralen Ansätzen der Kom- Doch nicht nur in gesamtgesellschaftlich historischer weitere ergänzt werden… munikationswissenschaft – dem Information Seeking Perspektive kann diese Sortierung auch Fachfremde und dem Uses & Gratification Approach – entwickelt er für sich gewinnen. Sie überzeugt v. a. mit Blick auf Übrigens hießen die Bedürfnisdreiecke anfänglich eine stufenweise Klassifikation von personenbezoge- eine der zentralen Variablen der Mediennutzungs- „Bedürfnispyramiden“. Aufgrund der fehlenden drit- nen Informationsbedürfnissen, die auf der Basisstufe forschung: das Alter bzw. hierdurch repräsentierte ten graphischen Dimension sind aus den Pyramiden mit „ungerichteten Informationsbedürfnissen“ zur all- Lebensabschnitte. So kann mit einer beeindrucken- später Dreiecke geworden. Wer weiß, vielleicht wer- gemeinen Umweltbeobachtung beginnt und sich über den Plausibilität verdeutlicht werden, dass sich mit den aus den Dreiecken ja doch wieder Pyramiden, 18 Medienumgebungen Medienumgebungen 19
In seiner eigenen Forschung sind es dabei insbe- stimmen und zu analysieren, inwieweit sich Muster sondere zwei kommunikative Figurationen, die ihn ihrer Transformation abzeichnen – und welche Rolle besonders beschäftigen: die der Familie und die der dabei das sich verändernde Medienensemble von Öffentlichkeit. Fasst man als Familie die in einem Öffentlichkeiten insgesamt spielt. Einmal mehr wird Haushalt lebenden Menschen, so zeigt sich, dass an dieser Stelle also die Verbindung von Nutzungs- sich mit der Individualisierung deren Akteurskon- forschung und Forschung zu gesellschaftlicher Me- stellation in den letzten Jahren auch unabhängig dienwirkung deutlich: Es geht nicht einfach darum, von Medien deutlich verändert hat: Was als Familie individuelle Nutzungsmuster zu rekonstruieren, gelebt wird, ist sehr vielfältig geworden. Insgesamt sondern deren Bestimmung als Teil der Forschung wird dabei Familie kommunikativ hergestellt (Hase- zur Transformation von öffentlicher Kommunikation Kommunikative Figurationen als Konzept brink 2014), nicht nur durch Vergemeinschaftung, insgesamt zu begreifen. Auch hier zählt also einmal beispielsweise in der gemeinsamen Mediennutzung, mehr ein empirisch informierter Blick auf Relationa- sondern auch durch Kommunikation zu Familien- lität und Prozesse der Transformation. organisation, Terminen und Planung. Deutlich wird Wie man Mediennutzungsforschung mit der Analyse daneben, wie sich das Medienensemble der Familie verändert hat, indem nicht nur Eltern, sondern auch gesellschaftlicher Medienwirkungen verbindet Kinder zunehmend früh über Computer, Smartpho- ne, Spielkonsole und andere digitale Medien ver- In einem einführenden Kapitel in die Thematik hat so man verschiedene soziale Domänen vergleichend fügen. Viele heutige Familien sind „always on“, und Uwe Hasebrink die Forschung zu Mediennutzung und erforschen und dies auch in eine Beschreibung der es lässt sich zeigen, wie sich damit die Herstellung Medienwirkung wie folgt in einen Zusammenhang Veränderung von Gesellschaft mit dem Medien- und von Bindung in Familien verändert, wie das Aushan- © Beate C. Koehler gestellt: „Medien wirken, wenn unter Wirkung die Kommunikationswandel einordnen möchte. Genau deln von Regeln in Familien zunehmend ebenfalls gegenseitige Beziehung zwischen Medienangebo- dies bietet das begriffliche Werkzeug der kommu- ein Aushandeln von medienbezogenen Regeln ist, ten und Rezipienten im Sinne einer wechselseitigen nikativen Figurationen, dessen Entwicklung Uwe sich Machtverhältnisse in Familien verschieben, Beeinflussung verstanden wird, im Zuge derer sich Hasebrink sich in den letzten Jahren zusammen mit wenn kommunikative Vernetzung und der Zugang alle Beteiligten selbst verändern“ (Hasebrink 2002b: anderen gewidmet hat. Eine kommunikative Figu- zu bestimmten Informationen nicht mehr so einfach 374). Uwe Hasebrink formuliert damit Grundge- ration – bspw. Familie, Gruppe, Organisation oder durch die Eltern reglementiert werden können – Ver- danken eines relationalen und prozessorientierten Öffentlichkeit – zeichnet sich dadurch aus, dass die änderungen, die für „den größten Teil der Eltern […] Vorgehens: Sieht man Medienwirkung in einem ge- Akteur:innen in dieser Figuration einen bestimmten ambivalent“ (Hasebrink 2014: 237) sind. sellschaftstheoretischen Rahmen, so geht es nicht Relevanzrahmen teilen, der ihr Handeln orientiert, um einen einseitigen kausalen Wirkzusammenhang, dass diese Figuration eine charakteristische Akteurs- Eine zweite kommunikative Figuration, mit der sich sondern um sich verändernde Wechselverhältnis- konstellation hat, und die Praktiken, über die sich Uwe Hasebrink intensiv – momentan auch in einem Andreas Hepp, Professor für Kommunika- se, in denen den Nutzer:innen eine aktive Rolle zu- diese Figuration konstituiert, eng mit einem Medien- DFG-Projekt – auseinandersetzt, ist die der Öffent- tions- und Medienwissenschaft am ZeMKI, kommt und sich auch das, was wir Medien nennen, ensemble verwoben sind. Figurationen und deren lichkeit, oder konkreter: der Einbindung von Men- Universität Bremen, forscht seit 2011 selbst verändert. Und wir können dieses Wechsel- Veränderung mit dem Medienwandel zu erforschen, schen durch ihre Mediennutzung in verschiedene Öf- zunehmend eng mit Uwe Hasebrink zusam- verhältnis nur dann angemessen fassen, wenn wir es setzt genau bei dem von Uwe Hasebrink geforderten fentlichkeiten. Entscheidend für die Einbindung von men. Er schätzt an ihm besonders, dass in seiner Prozessualität sehen. Zugang an: Es gestattet, Wechselverhältnisse zwi- Menschen in Öffentlichkeiten sind aus individueller er am Ende einer Diskussion eine Matrix, schen Menschen zu erforschen, deren Veränderung Sicht „öffentlichkeitsbezogene Kommunikations- ein Schaubild oder eine Visualisierung aus Diese Betonung von Relationalität und Prozesshaf- mit dem Medienhandeln im Zeitverlauf zu beschrei- repertoires“ (Hasebrink 2015: 43): die Repertoires der Tasche ziehen kann, die nicht nur alle Ideen systematisiert, sondern sie auch den tigkeit sind für sich genommen schon eine wichtige ben und dabei verschiedene soziale Domänen in ih- von Medien und auch der direkten Kommunikation entscheidenden Schritt weiterbringt. Erweiterung der Forschung von Mediennutzung und rer Transformation über eine Gesellschaft hinweg zu mit Anderen, über die Menschen ihre Vorstellungen Medienwirkung. Geht man diesen Schritt, steht man vergleichen. Insofern verbindet es die Anliegen einer der eigenen Mitgliedschaft in dispersen Publika aktu- aber zusätzlich vor der großen Herausforderung, medienübergreifenden Nutzungsforschung, wie sie alisieren, sie sich gemeinsam bestimmten medien- dafür eine geeignete konzeptionelle Basis zu entwi- Uwe Hasebrink mit seinen Konzepten des Medien- vermittelten Angeboten und öffentlich behandelten ckeln, die sowohl anschlussfähig ist für die Operati- repertoires und Medienensembles immer betreibt, Themen zuwenden. Aus Sicht der empirischen Me- onalisierung in der empirischen Forschung als auch mit denen der gesellschaftlichen Medienwirkung, diennutzungsforschung geht es nun darum, solche Rückbezüge zur Gesellschaftsanalyse ermöglicht, die sein zweites großes Interesse ist. verschiedenen Kommunikationsrepertoires zu be- 20 Medienumgebungen Medienumgebungen 21
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