AFRIKA UND DAS KULTURERBE - Ein Bericht aus der Arbeitsgruppe "Kulturelles Erbe und sein Weiterleben in Afrika"

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AFRIKA UND DAS KULTURERBE - Ein Bericht aus der Arbeitsgruppe "Kulturelles Erbe und sein Weiterleben in Afrika"
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     AFRIKA UND DAS KULTURERBE
     Ein Bericht aus der Arbeitsgruppe „Kulturelles Erbe und sein Weiterleben
     in Afrika“
     Die Probleme Afrikas, sein reiches kultur-            facht, haben sich vervielfacht. Dem Völkermord
     elles Erbe, die Wahrnehmung dieses großen             in Ruanda folgten weitere Massaker und Verbre-
     und äußerst vielfältigen Kontinents in Eur-           chen gegen die Menschlichkeit mit Millionen
     opa sowie seine Bedeutung für die Mensch-             von Opfern im Kongo, Uganda und Darfur, um
     heit waren einige der spannenden Themen               nur die gravierendsten zu nennen. Islamistische
     der Arbeitsgruppe „Kulturelles Erbe und               Bewegungen konnten ihren Einfluss ausweiten.
     sein Weiterleben in Afrika“ während der
     Jahrestagung 2006. Fachvorträge von und               Die Situation vieler Menschen – glaubt man
     Diskussionen mit Experten ermöglichten ei-            den steigenden Flüchtlingszahlen – hat sich ver-
     nen Erfahrungsaustausch und vermittelten              schlechtert, sie suchen ihr Heil in Europa. Es ist
     unterschiedliche Perspektiven des Themas.             eine kurzsichtige und gefährliche Illusion zu glau-
                                                           ben, es bestünde kein Grund der Beunruhigung
     Am 9./10. September 2006 meldete die Berliner         und wir wären nicht ernsthaft tangiert, wir, die
     „tageszeitung“ unter der Überschrift „Blinder Fleck   wir von Afrika durch Meere getrennt sind, ge-
     Afrika“, dass mit „dem Zusammenschrumpfen der         sichert durch Zäune und Überwachungskameras.
     Berliner Unis (…) Afrika als Schwerpunkt aus dem
     Lehrplan der Freien Universität (verschwand)“.        Spätestens seit dem 11. September sollten
     Der einzige afrikanische Wissenschaftler für die      wir wissen, dass wir selbst entfernteste Welt-
     Politik Afrikas in Deutschland, der kamerunische      gegenden nicht sich selbst überlassen können.
     Prinz Kum’a Ndumbe, verlor seinen Lehrstuhl.          Aus geschichtlichen, moralischen und sicher-
                                                           heitspolitischen Gründen muss sich Europa er-
     Untersuchungen der letzten Jahre zeigen, dass         neut und verstärkt Afrika zuwenden. Unfreiheit,
     Medienberichte über Afrika seltener geworden          Armut und Elend, Chaos und Auflösung sind
     sind. Es scheint, als würde der Kontinent immer       Umstände, die Gegner der Freiheit, der Demo-
     mehr aus dem Blickfeld Europas entschwin-             kratie und der Menschenrechte zu nutzen wissen.
     den, so als ob sich die Prognose eines meiner
     Geographieprofessoren vom Beginn der 90er             Die Wiege der Menschheit
     bewahrheiten würde. Professor Kum’a Ndumbe            Afrika ist mehr mit Europa verbunden, als wir uns
     leitete seinen Vortrag über die Zukunft Afrikas       eingestehen wollen. Es ist die Wiege der Mensch-
     nach Ende des Kalten Krieges damit ein, dass          heit. In Afrika vollzog sich „Die Menschwerdung
     er eine Geschichtskarte von 1850 aufhängte,           der Affens“ (Engels), die Entwicklung zum Homo
     die das Innere des noch in großen Teilen uner-        Sapiens, der sich über alle Erdteile verbreitete.
     forschten Afrikas als weiße Fläche zeigte. Seine
     Analyse kam zu dem Ergebnis, dass sich Afrika         Afrika ist der Ausgangspunkt der einen Mensch-
     in absehbarer Zeit erneut zu einem größtenteils       heit, die sich zuerst in kleinen Gruppen von
     weißen Kontinent zurück entwickeln würde, an          Jägern und Sammlern zusammenschloss, dann
     dem niemand größeres Interesse zeigen würde.          zu Gemeinschaften und Stämmen, die es ge-
                                                           lernt hatten, Werkzeuge herzustellen und zu
     Schaut man sich die vergangenen fünfzehn Jah-         benutzen, das Feuer zu bändigen, eine Sprache
     re an, so kann man neben einigen allgemeinen          zu entwickeln, Tiere zu züchten und Pflanzen
     Erfolgen eine Vielzahl von beunruhigenden             anzubauen, Städte, Staaten und Reiche bildeten.
     Entwicklungen ausmachen, die Afrika betreffen.
     Nur einige wenige Staaten gewannen stabilere          Kulturen entstehen nicht ex nihilo, sie haben
     und demokratischere Verhältnisse, in vielen Län-      Vorgänger, die sie beeinflussen, auf deren Wis-
     dern stagnierte die Wirtschaft, Korruption und        sen und Erfahrungen sie aufbauen konnten. Frau
     Vetternwirtschaft breiteten sich aus. Von West-       Dr. Schoske, Leiterin des Staatlichen Museums
     über Zentral- bis Ostafrika hat sogar ein Prozess     ägyptischer Kunst München, zeigte auf, in
     der Auflösung von Staaten eingesetzt, ethnische        welchem Umfang die afrikanische Kultur Nu-
     Konflikte, von Warlords und Fanatikern ange-           biens die Kultur des alten Ägypten beeinflusste.
AFRIKA UND DAS KULTURERBE - Ein Bericht aus der Arbeitsgruppe "Kulturelles Erbe und sein Weiterleben in Afrika"
forum 1-2/2007                                                                                 Afrika              59

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Das Dorf Aït-Ben-Haddou am Fuße des Hohen Atlas im Südosten Marokkos
Die frühen Gesellschaften Afrikas ähnelten den        Nach zwei Weltkriegen, die hauptsächlich
Gesellschaften anderer Kontinente. Sie nahmen         in Europa stattfanden und die Länder des
über Handel, Austausch, aber auch Kriege Einfluss      Kontinents schwächten, erlangten fast alle
auf andere, wie auch andere sie beeinflussten. So      ehemaligen Kolonien die Unabhängigkeit,
unterhielten Phönizier, Griechen, Römer und By-       teilweise nach langen und blutigen Befreiungs-
zantiner Beziehungen zum schwarzen Kontinent.         kriegen. Die neuen Regierungen, die auf die
                                                      Kolonialherrschaft folgten, etablierten oft unfreie,
Im Mittelalter drangen arabische Händler an           diktatorische oder sogar totalitäre Regime, so
der afrikanischen Westküste bis Mosambik              dass die Entwicklung dieser Länder stagnierte.
vor, errichteten Handelsniederlassungen. Stadt-
staaten wie auf Sansibar entstanden, deren            Das Ende des Kalten Krieges schuf neue
Handelsbeziehungen bis nach Indien reichten.          Rahmenbedingungen für Afrika. Ein wirkli-
                                                      cher „Wind of Change“ erreichte allerdings
Mit dem Beginn der Neuzeit begannen euro-             nur wenige Staaten des Kontinents. Äußere
päische Mächte – auf der Suche nach einem             wie innere Bedingungen verhinderten eine
Seeweg nach Indien – Kontakt zu afrikanischen         prosperierende und freiheitliche Entwicklung.
Küstenregionen aufzunehmen. Die anfänglichen
Handelsniederlassungen entwickelten sich zu           In den Kriegen, Staatsstreichen, Revolutionen,
strategischen Fortifikationen des beginnenden          Konterrevolutionen und Massakern ab 1945,
transatlantischen Sklavenhandels, der für große       die Millionen Opfer forderten, gerieten tausend-
Teile Afrikas Elend und Niedergang brachte. Der       jährige Traditionen aus den Fugen. Große Teile
Menschenhandel entwickelte sich zu einem äu-          der Menschen Afrikas haben ihre Bezugspunkte
ßerst lukrativen Geschäft, an dem neben den Euro-     verloren. Weder können sie ihr früheres Leben
päern Araber, Osmanen und Afrikaner teilnahmen.       weiterführen, noch haben sie Zugang zur friedli-
                                                      chen Existenz der Bürger westlicher Rechtsstaaten.
Im 19. Jahrhundert fand die Kolonisierung Afrikas
ihren Abschluss, der Kontinent wurde unter den eu-    Menschen, Kulturgüter und geschichtliche Orte,
ropäischen Großmächten aufgeteilt. Eigenständige      Natur und Umwelt gerieten in Gefahr. Nicht ohne
kulturelle Entwicklungen wurden eingeschränkt         Grund stehen zurzeit viele afrikanische Welterbe-
oder unterbunden, Rohstoffe ausgebeutet, Wider-       stätten auf der „Roten Liste“ der UNESCO. Es ist
stand gewaltsam unterdrückt oder mit Massakern        geboten, sich Afrika zuzuwenden, der Menschen,
wie dem an den Hereros im ehemaligen Deutsch-         der Demokratie und Menschenrechte wegen.
Südwest-Afrika beantwortet. Zur Legitimation der
europäischen Herrschaft diente u. a. der Rassismus.
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     Welterbestätten der UNESCO in Afrika                          schulen, erläuterte in einem Referat Vielfalt
     Zeugnisse der wechselvollen Geschichte Afrikas                und Besonderheiten der Kulturen in Afrika.
     sind in den etwa 75 Welterbestätten der UNESCO
     dokumentiert. Über die Hälfte der Stätten zählen              • Zahlreiche Texte über afrikanische Welterbe-
     zum Naturerbe der Menschheit und umfassen                     stätten aus der TV-Reihe „Schätze der Welt“
     Naturparks und Reservate. Die Kulturerbestätten               wurden auf deren Brauchbarkeit für den Unterricht
     beinhalten Höhlenmalereien aus der Frühzeit der               untersucht und Möglichkeiten eruiert, wie die
     Menschheit, aber auch Sakralbauten und Paläste                Welterbestätten in den Unterricht (Geschichte,
     aus der Zeit eigenständiger afrikanischer Reiche              Geographie, Ethik etc.) integriert werden könnten.
     sowie der von Arabien beeinflussten Gesell-
     schaften. An die Kolonialzeit und die Apartheid               „Ägypten liegt in Afrika“
     erinnern Fortifikationen an den Küsten des Kon-                Frau Dr. Schoske zeigte auf, wie die altafrikanische
     tinents sowie Erinnerungsstätten wie Robben                   Kultur der Nubier Altägypten beeinflusste und auf
     Island oder die Sklaveninsel Goree, die an das                dessen Kultur einwirkte. Das antike Nubien war
     menschliche Gewissen appellieren und dokument-                bereits Griechen und Römern bekannt. Erstere
     ieren, was Menschen Menschen antun können.                    nannten das Land südlich Ägyptens Äthiopien,
                                                                   „Land der Sonnenverbrannten“. Kirchenschrift-
     Angesichts wachsender Bedrohungen, angesichts                 steller berichteten später über die Christianisie-
     der Lage vieler Menschen in Afrika sollte Welt-               rung des Landes im 6. Jahrhundert. Erst in der
     erbeerziehung „unsere afrikanische Vergangenheit“             Neuzeit begannen archäologische Grabungen, die
     ins Bewusstsein rufen und versuchen, durch Auf-               bis heute andauern und immer neue Erkenntnis
     klärung und Bewusstmachung einen Beitrag zur Un-              über die Kultur des alten Nubiens zutage fördern.
     terstützung der Entwicklung des Erdteils zu leisten.
                                                                   In der altägyptischen Weltsicht galten die Nu-
     Die AG Welterbe hat sich auf der Jahrestagung mit             bier wie die nördlichen Gegner (Syrer, Hethiter
     den afrikanischen Ursprüngen der altägyptischen               etc.) als fremdländischer Feind und wurden oft
     Gesellschaft, den unterschiedlichen Kulturen                  auch so dargestellt. Daneben gab es auch eine
     des südlichen Afrikas und anhand ausgewählter                 liebevolle, detailgetreue Wiedergabe des nubi-
     Natur- und Kulturerbestätten mit der Geschichte               schen Menschen, der Dienerinnen, Ammen und
     des Kontinents und der Schönheit seiner Natur                 Musikanten. Ein wesentliches Charakteristikum
     befasst. Sie hat Wege und Möglichkeiten er-                   der nubischen Kultur seit dem Neolithikum war
     arbeitet, wie Welterbeerziehung dazu beitragen                die Töpferkunst. Funde aus dem späten 5. und
     kann, den Emanzipationsprozess Schwarzafrikas                 frühen 4. Jahrtausend belegen einen künstleri-
     zu begleiten. Damit die „Wiege der Menschheit“,               schen und technischen Standard, der in Ägypten
     unser gemeinsamer Herkunftskontinent, den                     keine Entsprechung findet. Auch in späterer Zeit
     Stellenwert in der Welt erhält, der ihr zukommt.              wird diese Vorrangstellung – die Keramik betref-
                                                                   fend – im Wesentlichen gewahrt bleiben. Erst in
     Die AG Welterbe beschäftigte sich – entsprechend              jüngster Zeit wurden hoch entwickelte Rund-
     dem Thema der Jahrestagung „Afrika – der ver-                 plastiken (Idole) in nubischen Gräbern entdeckt.
     gessene Kontinent?“ – mit folgenden Aspekten:
     • Frau Dr. Sylvia Schoske, Leiterin des Staat-                Auf das Neolithikum folgten die Kulturen der A-
     lichen Museums ägyptischer Kunst München,                     und C-Gruppe in Unternubien (3700 – 1500 v. Chr.).
     legte dar, wie Ägypten selbst Teile afrikani-                 Die Keramikproduktion verfeinerte sich, Dekor,
     scher Kultur in die eigene Kultur integrierte.                Muster und Farben wurden verwendet, die Gräber
                                                                   wurden imposanter gestaltet und erhielten vor dem
     • Frau Trudie Amulungu, Generalsekretärin                     eigentlichen Rundbau Anbauten für Opfergaben.
     der Namibischen UNESCO-Kommission, er-
     läuterte die Vielfalt der Kulturen und Ethnien                Um 2500 entstand in Obernubien das erste nubi-
     Namibias sowie die Politik ihres Landes, die-                 sche Königreich, Kerma. Riesige Königsgräber
     se Vielfalt in den Rahmen des Gesamtstaates                   und monumentale Kultbauten wurden errichtet,
     Namibia und die Globalisierung einzupassen.                   die Keramik erreichte in der Kermaperiode ihre
                                                                   größte Blüte: „Mit ihren eleganten Formen und
     • Wa l t e r Ta u s e n d p f u n d , K o o r d i n a t o r   einer hauchdünnen Wandung zählen die Gefäße
     für Welterbeerziehung der unesco-projekt-                     der Klassischen Epoche (1750-1500 v. Chr.) zum
forum 1-2/2007                                                                                 Afrika         61

Besten, was je an Keramik im Niltal geschaf-           Es kann mittlerweile als gesichert angesehen wer-
fen wurde“ (Skript Frau Dr. Schoske, S. 10).           den, dass es seit der Steinzeit afrikanische Einflüs-
                                                       se auf die Nilregion gab, die sich im Neolithikum
Die Jahrtausende währende Geschichte der               verdichteten und vermittels der Nubier auf das Alte
Beziehungen zwischen Ägypten und Nubien                Ägypten ausstrahlten. Insofern hat der Titel einer
war durch Krieg, Vorherrschaft und gelegentli-         Ausstellung, die vor ein paar Jahren weltweit ge-
che ruhigere Zwischenzeiten geprägt, in denen          zeigt und Aufsehen erregte, recht: „Ägypten liegt in
eigenständige nubische Kulturen aufblühen              Afrika“. Afrika hat einen nicht unbedeutenden An-
konnten. In der ägyptischen Kunst lässt sich           teil an der Entwicklung dieser bedeutenden Fluss-
bereits für das Alte Reich ein in Oberägyp-            kultur, was bisher nur marginale Beachtung fand.
ten beheimateter „nubischer“ Stil erkennen.
                                                       Namibia – „Einheit in Vielfalt“
Während der Zeit des Mittleren und Neuen Rei-          Frau Trudi Amulungu, Generalsekretärin der
ches setzte sich die Kolonisierung Nubiens fort.       Namibischen UNESCO-Kommission, erläuterte
Festungen entstanden nilaufwärts entlang des           in ihrem Vortrag Geschichte und Situation
Stromes, das Kermareich wurde zerstört, eine           Namibias 16 Jahre nach der Unabhängigkeit
Ägyptisierung setzte ein und führte zum Ver-           (1990). Namibia, das nach 1914 von Südafrika
schwinden einheimischer Kulturen Unternubiens.         erobert und zum Mandatsgebiet erklärt wurde,
Als um 1500 v. Chr. die Hyksos von Asien her in        konnte erst nach einem langen Befreiungskampf,
Ägypten einfielen, wurden zahlreiche Nubier von         hauptsächlich nach 1945, die Unabhängigkeit
Ägypten als Söldner eingesetzt. Dies bewirkte,         erlangen. Viele Menschen, die sich dem Apartheids-
dass weit mehr ägyptische Kultur in Nubien             system widersetzten, waren wie Nelson Mandela
Anerkennung und Platz fand als in den voran-           auf Robben Island gefangen gehalten worden.
gegangenen Jahrhunderten der Besatzungszeit.
                                                       Drei Aufgaben standen 1990 vor der neuen Re-
Infolge innerägyptischer Schwierigkeiten verrin-       gierung: die nationale Versöhnung zu befördern,
gerte sich erneut die ägyptische Präsenz in Nubien,    die wirtschaftliche Ungleichheit auszugleichen
so dass in der Zeit von 1075 bis 745 v. Chr. fast      und Prosperität zu erreichen. Die Wunden, die der
jeder Kontakt abgebrochen zu sein schien. Eine         Unabhängigkeitskampf auf allen Seiten geschla-
neue nubische Kultur entstand, wurde mächtig und       gen hatte, sollten durch eine versöhnende Politik
eroberte schließlich Ägypten. Die kuschitische Dy-     überwunden werden, ein einheitliches Bewußtsein
nastie herrschte über 100 Jahre lang über Altägyp-     sollte geschaffen werden. Nambia, das aus einer
ten und gab dem Land zahlreiche neue Impulse.          Vielzahl von Ethnien besteht, schuf dazu die Formel
                                                       von der „Einheit in Vielfalt“. Artikel 19 der Ver-
Auf die Kuschitenherrscher folgten unterägyptische     fassung garantiert das Recht auf die eigene Kultur.
Pharaonen, die nubische Einflüsse zurückdrängten.
Eine neue, eigenständige Kultur, die der Napataer,     Für die Bildungs- und Kulturpolitik bedeutete
entwickelt sich in Nubien, die den mittleren Nil für   dies, dass man den einzelnen Kulturen den ihnen
weitere Jahrhunderte kontrollierte. Die Napataer       zustehenden Platz in der Gesellschaft einräumte,
entwickelten eine eigene Sprache, drückten sich        daneben aber auch an einer gesamtnamibischen
in Hieroglyphen und später in einer Kursivschrift      Ausrichtung arbeitete. Englisch wurde als verbind-
aus. Sie verehrten ägyptische wie eigene Götter        liche Landessprache eingeführt, eine Sprache, die
und begruben ihre Herrscher in Pyramiden. Am           zu Beginn der Unabhängigkeit nur von wenigen
Gebel Barkal entstand eine gewaltige Tempel-           gesprochen wurde. Zum anderen wurden die
stadt, dem ägyptischen Karnak vergleichbar.            Einzelsprachen und Kulturen wieder belebt, wozu
                                                       vor allem die kulturellen Festivals auf Gemeinde-,
In den folgenden Jahrhunderten orientierte sich        Regions- und Staatsebene dienten. Das alljährlich
die nubische Kultur immer mehr nach Süden und          im Dezember stattfindende nationale Kulturfestival
verlegte ihre Hauptstadt nilaufwärts, so dass sie      fand mittlerweile die Zustimmung fast aller in Na-
mehr in den Einflußbereich zentralafrikanischer         mibia lebender Ethnien und Bevölkerungsgruppen.
Kulturen geriet. Die Entwicklung stagnierte.
350 n. Chr. zerstörte der König von Aksum aus          In der Unterrichts- und Erziehungspraxis wurden
dem äthiopischen Hochland die Hauptstadt Nu-           beide Aspekte, die regionale und gesamtstaatliche
biens, Meroe, und eroberte die Städte am Nil.          Ausrichtung, im Fächerangebot umgesetzt: Der
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     Unterricht in den Klassen 1 bis 4 erfolgt in der         Bereich (Versöhnung nach Kolonialismus und
     Muttersprache und Englisch ist eines von vielen          Apartheid; Welterbestätten) gewählt werden.
     Unterrichtsfächern im Primarbereich. Ab der
     5. Klasse wird dann der gesamte Unterricht auf           Mehr immaterielles Welterbe aus Afrika
     Englisch erteilt. Daneben gibt es an den Schulen         Walter Tausendpfund (Koordinator für Welt-
     Schulkulturclubs, in der traditionelle Erzähl-           erbeerziehung der unesco-projekt-schulen) er-
     kunst, Landwirtschaft sowie Tänze unterrichtet           läuterte in seinem Vortrag die besondere Bedeut-
     werden. In diese Programme sind einige der               ung der Gesang- und Musikkultur Afrikas, die
     unesco-projekt-schulen des Landes involviert.            spezifische Bedeutung oraler Traditionen. Diese
                                                              Kultur sei stark gefährdet, vor allem durch die
     Die Anfangsschwierigkeiten 1990 sind ver-                rasante Ausbreitung von AIDS. Die Krankheit sei
     ringert, aber noch nicht überwunden worden.              dabei, die ältere Generation, die Trägerin der alt-
     Analphabetismus existiert weiterhin, 94 % der            hergebrachten Kulturen, auszurotten. Diese stark
     Kinder und Jugendlichen besuchen eine Schule.            durch Hirten und Bauern geprägte Kultur mit ihren
     Namibia ist eine sehr junge Gesellschaft, 40 %           jahreszeitlichen und lebenszeitlichen Rhythmen
     der Bevölkerung sind unter 15 Jahren alt. Die            drohe unterzugehen. Als probates Gegenmittel
     Verstädterung hat zugenommen, AIDS ist zu ei-            biete sich an, so der Referent, Gesang und Erzähl-
     nem gravierenden Problem geworden, welches zur           kunst zum Gegenstand von Welterbe zu machen
     Auflösung traditioneller Familienbande beiträgt.          und sie so vor dem Untergang zu bewahren.

     Die unesco-projekt-schulen des Landes haben seit         Afrikanische Welterbestätten im Unterricht
     ein paar Jahren Kontakte zu slowenischen Schulen,        Die AG befaßte sich zu guter Letzt mit ausge-
     mit denen ein regelmäßiger Austausch stattfindet.         wählten Texten über UNESCO-Welterbestätten
     Namibia, das noch keine Welterbestätte besitzt,          Afrikas, mit Filmtexten der SWF-Sendung
     hat vor wenigen Jahren eine Felsenregion mit neo-        „Schätze der Welt“ (www.schaetze-der-welt.
     lithischen Zeichnungen und Ritzungen auf die Vor-        de), die seit einigen Jahren auf 3sat gezeigt wird.
     schlagsliste setzen lassen, die aller Voraussicht nach
     2007 als Welterbestätte anerkannt werden wird.           Die Analyse ergab, dass die Texte jeweils genau
                                                              geprüft werden müssen, ob sie für den Unter-
     Peter Spätling vom Pegnitzer Gymnasium (E-               richt geeignet sind. Gerade bei Naturerbestätten
     Mail-Adresse: spaetling-pegnitz@t-online.                überwiegt oft ein feuilletonistischer Stil, der
     de), der bereits seit Jahren an Projekten mit            Informationswert ist eher gering. Die Mehrzahl
     namibischen Schulen arbeitet und mehrfach das            der Texte ist jedoch im Unterricht der Grund-
     Land bereiste, ergänzte den Vortrag durch eine           und Mittelstufe einsetzbar, im Geschichts- und
     PowerPoint-Präsentation über „Cultural Villages          Geographieunterricht, aber auch in Ethik und
     in Namibia“, Dörfer, die zum Teil rekonstruiert          Religion. Es wird den Kollegien empfohlen,
     wurden, um Touristen und Einheimischen an-               sich die Texte aus dem Internet zu besorgen und
     derer Regionen Namibias zu zeigen, wie die               nach Möglichkeit im Unterricht einzusetzen.
     einzelnen Ethnien ihr Leben gestalteten. Diese
     Dörfer sind zu einer zusätzlichen Einnahme-              Als Fazit lässt sich festhalten, dass die intensive
     quelle in abgelegeneren Gebieten geworden.               und informationsreiche Beschäftigung mit Ge-
                                                              schichte und Gegenwart Afrikas eine Vielzahl
     Für eine mögliche Kooperation zwischen deut-             von neuen Aspekten und Betrachtungsweisen
     schen und namibischen unesco-projekt-schulen             eröffnet hat. Afrika darf nicht zum „vergessenen
     soll folgender Vorschlag diskutiert und geprüft          Kontinent“ werden, unserer gemeinsamen Zu-
     werden: Die International School Nelson Mandela          kunft wegen. Geschichtslosigkeit und Indifferenz
     (Berlin), die Nelson-Mandela-Schule (Norken;             treffen nicht allein die „Vergessenen“, sondern
     Rheinland-Pfalz), die bereits über Kontakte nach         auch die „Vergesser“ und Indifferenten, nur ein
     Südafrika verfügen, sowie das Pegnitzer Gym-             wenig später. Was wir aus den Erfahrungen der
     nasium (Bayern) sollen zu klären versuchen, ob           europäischen Geschichte doch längst wissen.
     ein Dreiländerprojekt Deutschland – Namibia
     – Südafrika – möglicherweise unter Einbezug einer                                          Steffen Noack
     slowenischen Schule – realisiert werden könnte.                        Koordinator für Welterbeerziehung
     Themen könnten z. B. aus dem geschichtlichen                                  der unesco-projekt-schulen
forum 1-2/2007                                                                                Afrika        63

Die Vielfalt afrikanischer Kultur am Beispiel des mittleren und südlichen Afrikas

Ist es nicht anmaßend, über einen Kontinent, in dessen Landmasse Europa zehnmal Platz fän-
de, auf dem 650 Millionen, vielleicht 700 Millionen oder noch mehr Menschen wohnen, auf
dem 50 Staaten, Tausende von großen Völkern und kleinen Ethnien, Kulturen und Religion-
en bestehen – ist es nicht vermessen, sich ein Urteil über einen solchen Erdteil zu erlauben?
(vgl. Bartholomäus Grill: Ach, Afrika. Berichte aus dem Inneren eines Kontinents, 3. Aufl. München 2005,
S. 18f)

I. Die Welterbe-Diskussion ist – gerade im afrikanischen Bereich – stark beeinflusst von verschiedenen
Rahmen-Problemen:

1) Allgemeine (Vor-) Urteile belasten das europäische Kulturverständnis gegenüber Kulturen des afri-
kanischen Kontinents:
- Afrika gilt nach wie vor in den Augen vieler Europäer als „dunkler“, also eher unbekann-
ter Kontinent – und wird mitunter aus europäischer Sicht zuweilen als „primitiv“ diffamiert.
- Zudem gilt vor allem der Teil des Kontinents südlich der Sahara oft in neuerer Zeit als ge-
prägt von Korruption, Vetternwirtschaft, Bürgerkriegen mit Kindersoldaten(innen) und
Tendenzen zum Mord (vgl. Südsudan, Ruanda – Burundi).

2) Europazentrismus beherrscht noch weitgehend die UNESCO-Welterbe-Liste: darin sind die Hauptpro-
tagonisten mit den meisten Welterbe-Stätten Italien, Spanien und Deutschland: sie dominieren mit den hier
vorhandenen Stätten (Burgen, Schlössern, Domen, Stadtzentren etc.) das kulturelle Erscheinungsbild.

Daneben vermisst man ein hinreichendes Verständnis für das spezielle afrikanische Kultur-Erbe.
Möglicherweise liegt das daran, dass dort sehr Vieles nicht in materieller Verfassung vorliegt, Vieles
infolge Kolonialismus zerstört wurde bzw. alte Strukturen von europäischen Strukturen überlagert
worden sind (vgl. die Divergenz zwischen den Grenzen ursprünglicher/alter Herrschaftsgebiete und
heutigen, fast willkürlich von den Kolonialmächten mit dem Lineal gezogenen Ländergrenzen).

II. Versuch einer Gliederung der aktuellen afrikanischen UNESCO-Welterbe-Stätten:

A) Zunächst soll ein Blick auf die statistischen Befunde der Welterbe-Liste erfolgen:
Die Landkarte Afrikas im Verständnis der UNESCO umfasst
- den Kontinent selbst (Sahara und Länder nördlich und südlich von ihr)
- sowie Arabien (ohne Israel).

In folgenden Ländern gibt es Welterbe-Stätten (in Klammern die jeweilige Anzahl):

Arabien :
Libanon (5), Jordanien (3), Oman (4), Syrien (4), Jemen (3), Irak (2).

Afrika nördlich der Sahara:
Algerien (7), Ägypten (6), Libyen (5), Marokko (8), Tunesien (8), Sudan (1), Äthio-
pien (7), Mauretanien (2).
Afrika südlich der Sahara:
Benin (1), Kamerun (1), Zentralafrika (1), Elfenbeinküste und Guinea (2), Demokratische Re-
publik Kongo (5), Gamibia (1), Ghana (2), Niger (2), Senegal, (4), Seychellen (2), Togo (1),
Uganda (3).
Südliches Afrika:
Kenia (3), Madagaskar (2), Malawi (1), Mosambik (1), Südafrika (6), Tansania (6), Sambia
und Simbabwe (1), Simbabwe (4).

18 Unterzeichner der Welterbe-Konvention in Afrika haben keine Welterbe-Stätte.
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     B) Eine genauere Betrachtung der Welterbe-Stätten in Afrika ergibt folgenden Befund:
     Es lassen sich grundsätzlich folgende Arten des Welterbes in Afrika unterscheiden:
     1. Natur-Reservate
     - für einzelne Tierarten: z. B. Berg-Gorillas
     2. Kultur-Stätten
     - Stätten zur Menschwerdung in Kenia und Südafrika:
     z. B. Olduway-Schlucht (Kenia), Fossil Hominid Sites of Sterkfontein, Swartkrans, Kromdraai (Südafrika)
     - prähistorische Kulturen:
     z. B. Felszeichnungen in der Sahara, in Südafrika
     - frühe eigenständige Kulturen:
     z. B. Ägypten (Memphis, Theben, Pyramiden),
     Jordanien: Petra (Nabatäer Reich), Jemen: Sabäer-Reich (Sana’a, Zabid, Shibam).
     Nubien: Abu Simbel, Philae in Ägypten, Gebel Barkal and the Sites of the Napatan
     Region, Äthiopien: Aksum, Ghana: Aschanti-Kultur, Nigeria: Benin-Kultur, Madagaskar (Royal Hill of
     Ambohimanga)
     - frühe Eroberungskulturen:
     z. B. Hinterlassenschaften der Punier und Römer nördlich der Sahara (z. B. Punic Town in Kerkuane/
     Tunesien, Site of Carthage, Roman Amphitheatre of El Jem Volubilis/Marokko)
     - indigene Kulturkreise:
     z. B. Oman (Bahla-Fort) Zimbabwe
     - mittelalterliche Eroberungskulturen:
     z. B. islamischer Kulturkreis nördlich der Sahara:
     Marokko: Königsstädte Fez, Marrakesh, Meknes, Tetouan, Tunesien: Kairouan, Medina of Sousse,
     südlich und östlich der Sahara (Mittelmeer-Bereich: Ägypten), Mali (Timbuktu, Djenné)
     - neuzeitliche Eroberungskulturen:
     z. B. in Folge des Sklaven-Handels:
     Goree (Senegal), Sklavenburgen in Ghana, Sansibar (Stone Town of Zanzibar)
     und z. B. imperialistische Herrschaftszeichen: Kolonialbauten
     Marokko: Portugese City of Mazagan (El Jadida), Gefängnis-Insel: Robben-Island (Südafrika)

     III. Konsequenzen aus einem Blick auf das kulturelle (Welt-) Erbe im südlichen Afrika

     Kultur wird in Europa überwiegend als Manifestation von Hochkulturen und daraus entsprin-
     genden konkreten Phänomenen, also Bauwerken etc., verstanden.
     - Von daher verwundert es nicht, dass in Afrika (südlich der Sahara) nur eine geringe An-
     zahl von Welterbe-Stätten überhaupt besteht.
     - Hierbei ist ein erheblicher Überhang an Naturreservaten zu konstatieren.

     A. Die afrikanischen Kulturen wurden lange Zeit aus dem europäischen Kulturverständnis ausge-
     schlossen (oder, wenn es nicht mehr zu vertreten war, ihr Erscheinen dem Einfluss „fremder, den
     Negern politisch überlegenen Menschen“ zugeschrieben – so noch Diedrich Westermann 1952).
     B. Durch die Besinnung auf das spezifische afrikanische Kulturerbe könnte der Kultur-Begriff eine
     entscheidende Erweiterung erfahren:

     1) Aber wer kennt schon genauer die ungeheuere Vielfalt und Heterogenität der alten afrikanischen
     Reiche und ihrer Kulturen in Afrika?
     z. B. in Westafrika:
     - Tekur in Senegal (1. Jh. n. Chr.)
     - Kanem-Borno (im 9. Jh. im Tschad-Becken begründet und erst in den 1890er Jahren infolge kolo-
     nialer Durchdringung beendet)
     - Sonike-Reich zwischen Senegal und Niger (Blütezeit im 9. und 10. Jh.),
     - Mali-Reich (im 13. Jh. vom Atlantik bis Niger und von der Zentralsahara bis zum tropischen Regenwald)
     - Songhai-Reich (im 15. Jh. im westlichen Sudan) mit Timbuktu als kulturellem Zentrum
     - Kalifat von Sokoto (von Nigeria bis Kamerun)
forum 1-2/2007                                                                              Afrika       65

 in Ostafrika:
 - Königreich von Aksum
 - Königreich von Lalibela
 - Sultanat Sansibar-Oman
 in Südafrika:
 - Great Zimbabwe (bei der heutigen Stadt Masvingo aus dem 10. - 15. Jh.)
 - Nguni-Königtümer (z. B. das Zulu-Reich des Shaka 1820)

 2) Daneben gibt es in Afrika aber auch völlig andere Traditionen als in den nördlichen, besonders den
 europäischen Ländern:
 - herausragende Rolle der Geschichtenerzähler
 - andere religiöse Relikte etc. (z. B. Masken-Vielfalt, neu auflebende Bedeutung des Voodoo-Kultes
 in Westafrika)
 - Musik-Tradition (Instrumente, Tänze).

 3) Außerdem wird die Kultur von anderen gesellschaftlichen Strukturen beherrscht, die ebenfalls ein
 wichtiger Teil der Kultur sind:
 - große Bedeutung der Familientradition (Ahnenverehrung)
 - sowie des Klan-Denkens.

 C. Dem gegenüber steht die spezifische Problematik des Schutzes von Welterbestätten in Afrika:
 Problematisch ist, dass bei vielen der eigenen Machthaber der Stellenwert der Zukunft wesentlich hö-
 her eingeschätzt wird als der der Vergangenheit.
 Daraus resultiert:
 - geringe Geldmittel zum Erhalt der Erbe-Stätte, z. B. zur Sicherung der Orte gegenüber Räubern,
 Touristen und Geschäftemachern;
 - geringe Erfolge im Hinblick auf Rückführungen aus Europa etc.

 IV. Abschluss-Thesen für die Diskussion in der AG:

 Afrikanisches Kulturerbe – auch ein Stück Menschheitserbe, insbesondere für die modernen
 Industriestaaten:
 Dieses in seinem ganz besonderen Wert zu erkennen und zu retten muss als wichtige Zukunftsaufgabe
 der Menschheit gesehen und erkannt werden:
 1. Es bleibt eine sehr wichtige Aufgabe für die Zukunft, die ungeheuere Vielfalt und den eigen-
 ständigen Wert der afrikanischen Kultur in vollem Umfang zu erkennen; z. B. die positiven As-
 pekte des Verbandsdenkens als eine wichtige Form der inner-gesellschaftlichen Verknüpfung.
 2. Die Sicherung des vom Untergang bedrohten narrativen Erbes (z. B. der Geschichtener-
 zähler) sollte als herausragende Aufgabe erkannt werden.
 3. Die ebenfalls vom Aussterben bedrohte Sprachenvielfalt in den verschiedenen Ethnien
 Afrikas sollte viel mehr als bisher als wichtiges Erbe der gesamten Menschheit erkannt
 und Maßnahmen zur Erhaltung umgesetzt werden; ein besonders tragisches Beispiel ist das
 – weitgehend unbeachtete – Aussterben der Sprache der Buschleute im südlichen Afrika.

 „Andauernd sind wir (in Afrika) diesem Pendelschlag der Empfindungen ausgesetzt. Abscheulich
 und traumschön. Gewalttätig und friedfertig. Geheimnisvoll und banal. Offenherzig und heimtü-
 ckisch. Man wird einwenden, dass uns derartige Gegensätze auf jedem Kontinent begegnen. Aber
 auf keinem sind die so scharf ausgeprägt wie in Afrika. Nirgendwo werden die Wunden so tief ge-
 schlagen, nirgendwo verheilen sie so schnell, lehrt der Volksmund. Die Kraft des Vergebens und der
 Mut der Versöhnung – das ist vielleicht die wichtigste Lektion, die wir von Afrika lernen können.“
 (Bartholomäus Grill: Ach, Afrika, a.a.O., S. 28)

                                                                             Walter Tausendpfund
                                     Koordinator für Welterbeerziehung der unesco-projekt-schulen
66       Afrika                                                                      forum 1-2/2007

     Foto des afrikanischen Kontinents, zusammengesetzt aus Satellitenaufnahmen der NASA
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