AKTIVIERUNG PRIVATER EIGENTÜMER UND INVESTITIONEN - WohnWERT Gaarden
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WohnWERT Gaarden AK TIVIERUNG PRIVATER EIGENTÜMER UND INVESTITIONEN DOKUMENTATION TEIL 2 Eigentum. Schutz. Gemeinschaft. Verein Kiel
Impressum / Kontakte / Lenkungsgruppe Inhaltsverzeichnis Projektträger / Auftraggeber Landeshauptstadt Kiel 1.0 Grußwort Innenministerium Schleswig-Holstein 5 3 Martin Reinhart Grußwort Landeshauptstadt Kiel 6 Haus & Grund Kiel und Umgegend e.V. Amt für Wohnen + Grundsicherung I Stresemannplatz 5 Grußwort Haus & Grund Kiel 7 Sönke Bergemann 24103 Kiel 2.0 Kurzüberblick und Ziele von WohnWERT Gaarden 9 Sophienblatt 3 T.0431. 901 10 55 3.0 Ausgangssituation und Handlungsbedarf 11 24103 Kiel martin.reinhart@kiel.de 4.0 Das Modellprojekt WohnWERT Gaarden – T. 0431. 66 36 115 Aktivierung privater Eigentümer und Investitionen 13 soenke.bergemann@haus-und-grund-kiel.de Christoph Adloff 5.0 Eigentümergespräche – Grundlage von WohnWERT Gaarden 15 Lokale Ökonomie + Quartierentwicklung 6.0 Selbstorganisation der WohnWERT Initiative 17 Fördergeber Fleethörn 9 Emailleschilder – zeigen Haltung und verpflichten 19 4103 Kiel 6.1 Eigentümertreffen an vielen Orten 19 Ministerium für Inneres, ländliche Räume, T. 0431. 901 3035 Aufstellung der Eigentümertreffen 22 Integration und Gleichstellung SH christoph.adloff@kiel.de 6.2 Vernetzung von WohnWERT im Stadtteil Gaarden 23 Dr. Maik Krüger 7.0 Problemimmobilien – herausgeforderte Nachbarschaft 25 Referent Wohnraumförderung Investitionsbank Schleswig-Holstein Lebensbedingungen von Roma in Rumänien 28 Düsternbrooker Weg 92 Gerhard Petermann 8.0 Kopenhagenreise - Inspiration für die Konzeptentwicklung 31 24105 Kiel Fleethörn 29 - 31 Grüne Innenhöfe für Kiel Gaarden? 36 T. 0431. 988 3217 24103 Kiel 9.0 Maßnahmen im Quartier und Gaarden10 39 maik.krueger@im.landsh.de T. 0431. 9905 3315 9.1 Kulturläden – statt Leerstand 41 gerhard.petermann@ib-sh.de 9.2 Streetart – belebt und verhindert Graffiti 45 Projektkoordinator 9.3 Wohn.Kontakt.Stelle – aus Gaarden für Kiel 47 Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. 10.0 Baumaßnahmen und Motivation zur Sanierung 49 dau-schmidt.tornow stadtentwicklung und moderation Dietmar Walberg Noch eins draufgesetzt – Baumaßnahme Nottelmann 53 Wulf Dau-Schmidt Walkerdamm 17 11.0 Fazit und Ausblick 55 Schillerstr. 4, 24116 Kiel 24103 Kiel T. 0431. 55 63 52 T. 0431. 663 69 0 dauschmidt@gmx.de dwalberg@arge-sh.de Büro Soziale Stadt Gaarden Anna Neugebauer Vinetaplatz 2 24113 Kiel T. 0431. 979 953 46 anna.neugebauer@kieler-ostufer.de Bearbeitung, Fotos und Design Wulf Dau-Schmidt designbüro päpke hh/kiel Das Modellprojekt »WohnWert Gaarden« wurde vom Ministerium Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf die Darstellung der weib- für Inneres und Bundesangelegenheiten des Landes Schleswig- lichen Form verzichtet. Die Verwendung der männlichen Form Holstein/ Referat Wohnraumförderung gefördert. Die Durch- impliziert jedoch stets die gleichzeitige Berücksichtigung der führung erfolgte in Kooperation mit den drei Projektpartnern weiblichen Form. Landeshauptstadt Kiel, Investitionsbank Schleswig-Holstein, Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen SH. Kiel, ©2021
Grußwort Frau Kristina Herbst, Staatssekretärin im Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein 4 WohnWERT Gaarden Grußwort 5 Quartiersentwicklung gelingt nicht von heute auf morgen. Sie Das breite Angebot weit gefächerter Beratungsangebote der Ko- braucht kreative Ideen, die mit einem langen Atem von möglichst operationspartner stellt dem Projekt und den Teilnehmenden zur vielen Akteuren gemeinsam verfolgt und zielgerichtet umgesetzt Realisierung eigener Vorhaben die nötigen Instrumente zur Seite. werden. Für solche Projekte steht beispielhaft »WohnWERT Gaar- Deren Kooperation erweist sich als fruchtbares Modell, um eine den“. Es wurde vor mittlerweile sieben Jahren von Haus-, Woh- proaktive Quartiersentwicklung in Gaarden und möglicherweise nungs- und Grundeigentümerverein aus Kiel und Umgegend e.V. zukünftig auch in anderen Vierteln voranzutreiben. Die mit dieser ins Leben gerufen, gefördert durch das Ministerium für Inneres, Broschüre vorliegende Dokumentation liefert einen Überblick ländliche Räume und Integration des Landes Schleswig Holstein. über das breite Aktivitätsfeld von WohnWERT und die Ambitio- Ziel des Projektes ist die aktive Einbindung der Immobilieneigen- nen für ein zukunftsfähiges Gaarden. tümer in eine zukunftsfähige Quartiersentwicklung in Gaarden. Ich wünsche der Broschüre eine zahlreiche Leserschaft in Kiel- Hinter »WohnWERT Gaarden« verbirgt sich im Kern eine gemein- Gaarden und weit darüber hinaus. same Vision für Gaarden. Über eine proaktive Sanierungspolitik soll eine Aufwertung des gesamten Stadtteils erreicht werden – mit Erfolg! Nach sieben Jahren zeigt sich, dass die intensive Be- Kristina Herbst ratung durch die Moderatoren von Haus & Grund sowie die Unter- Staatssekretärin im Ministerium für Inneres, ländliche Räume, stützung durch die Landeshauptstadt Kiel, die Investitionsbank Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein und die Arbeitsgemeinschaft für Zeitgemäßes Bauen spürbar Früchte trägt. Der große Mehrwert des Projekts liegt darin, dass gemeinsame Interessen der Gaardener Immobilieneigentümer an einer kons- truktiven Quartiersentwicklung gebündelt werden. Deren aktive Vernetzung fördert die Kommunikation und trägt durch die Ver- mittlung von Erfahrungswerten zu einem wertvollen Wissensaus- tausch bei. Im Rahmen der mittlerweile 26 stattgefundenen Tref- fen wurden vielschichtige Tätigkeitsfelder engagiert bearbeitet. Beispielsweise konnte der Straßenraum durch die Reaktivierung von Ladengeschäften aufgewertet werden. Auch Bestrebungen zu einer stärkeren energetischen Gebäudesanierung unter den Mitgliedern von Haus & Grund brachten in jüngster Zeit Erfolge. Durch verstärktes Engagement im sozialen wie ökologischen und ökonomischen Bereich wird ein ganzheitliches Konzept zur Verbesserung der Attraktivität des Viertels verfolgt. Dieses be- reichert sowohl Kiel als Landeshauptstadt als auch Schleswig-Hol- stein insgesamt.
Grußwort Landeshauptstadt Kiel Grußwort Haus & Grund Kiel 6 Stadtentwicklung braucht nicht nur staatliche Förderung, son- Als wohl wichtigste Erfahrung aus dem über viele Jahre andau- Mit dem Teil 2 der Dokumentation zum Projekt »WohnWERT die jeweils andere Seite erforderlich, um vertrauensvoll zusam- 7 dern und gerade eben auch privates Engagement auf allen ernden Prozess hat die Landeshauptstadt Kiel die Erkenntnis ge- Gaarden« geben wir Ihnen einen Bericht aus der Arbeit des Vor- menzuarbeiten und neue Wege in der Eigentümeransprache zu Ebenen. Deswegen hat sich die Landeshauptstadt Kiel auch sehr zogen, dass Stadtteilentwicklung Zeit und langen Atem braucht. habens. Mit dem Ziel der Aktivierung und stärkeren Einbindung gehen. gerne mit dem Haus- Wohnungs- und Grundeigentümerverein Entwicklungen lassen sich nicht einfach umstellen. Dafür kom- privater Immobilieneigentümer*innen in die Quartiersentwick- von Kiel und Umgebung e.V. auf den Weg gemacht, sich in dem men zu viele Variablen zusammen. Aber es hat sich auch gezeigt, lung und Bestandsauf wertung hat der Eigentümerverein Haus & Haus & Grund hat sich als Partner in der Stadt- und Quartiersent- Bundesvorhaben »Kooperation im Quartier« zu engagieren. Lei- dass es Menschen und Institutionen gibt, die diesen Langmut Grund Kiel im Auftrag des Ministeriums für Inneres und Bundes- wicklung bewährt und alle Beteiligten können davon profitieren. der wurde uns im November 2011 ein abschlägiger Bescheid für mitbringen. angelegenheiten des Landes Schleswig-Holstein gemeinsam mit Stadt- und Quartiersentwicklung mit Haus & Grund ist ein wichti- die Fördermittel erteilt. Alle Partner am Tisch, darunter auch das den Partnern Landeshauptstadt Kiel, Investitionsbank Schleswig- ges Betätigungsfeld. Wenn bis in die jüngere Vergangenheit die Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein und die Inves- In diesem Sinne wünschen wir allen Beteiligten weiterhin gutes Holstein und der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. Rechtsberatung der Einzelimmobilie und deren Bewirtschaftung titionsbank Schleswig-Holstein, waren sich seinerzeit sicher, dass Gelingen und versichern Ihnen als Landeshauptstadt Kiel, Sie das Projekt gestartet. Parallel hatte das Bundesinstitut für Bau-, im Fokus stand, so war das bei wachsender Wohnungsnachfrage die Überlegungen zu dem Konzept zu weit gediehen waren, als weiterhin als Partnerin zu unterstützen. Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Auftrag des Bundesministe- in funktionierenden Quartieren ausreichend. Fehlende Aufmerk- sie in der Schublade verschwinden zu lassen. riums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) das neue samkeit von Seiten der Politik im Bereich der Stadtentwicklung Forschungsfeld des Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus für die privaten Immobilieneigentümer*innen tat ein Übriges. Kurzerhand bewilligte das Innenministerium das nun umbenann- Gerwin Stöcken (ExWoSt) »Kooperation im Quartier mit privaten Eigentümern zur Sich ändernde Rahmenbedingungen in der Stadt- und Quartiers- te Projekt »Wohnwert Gaarden« mit eigenen Mitteln und Haus & Dezernent für Soziales, Gesundheit, Wohnen und Sport Wertsicherung innerstädtischer Immobilien (KIQ)« eingerichtet. entwicklung erzeugen nun aber einen Handlungsdruck. Alle Part- Grund übernahm die Trägerschaft, um ein breites Bündnis von Deren Abschlussbericht ist bereits im März 2015 veröffentlicht ner in einem Quartier sind daher gut beraten im engen Kontakt Eigentümerinnen und Eigentümern in Gaarden aufzustellen. Ziel worden. und im vertrauensvollen Austausch sinnvoll und erfolgreich zu sollte es sein, sich gemeinsam für eine lebenswertere Stadtteil- kooperieren. WohnWERT Gaarden zeigt, wie vielfältig die Aufga- welt zu engagieren. Bei WohnWERT Gaarden war nicht nur schnell die Erkenntnis ben und Instrumente sein können. vorhanden, dass für eine er folgreiche Quartiersentwicklung die Bis heute haben sich viele Eigentümerinnen und Eigentümer in Beteiligung der privaten Eigentümer*innen notwendig ist und Haus & Grund als neuer Akteur in der Quartiersentwicklung ist die Diskussion um einen besseren Stadtteil eingebracht. Aus den ihnen eine Schlüsselrolle zukommt, sondern auch, dass das bereit, hier Verantwortung zu übernehmen. Als langjähriger Gesprächen konnten wichtige Erkenntnisse gezogen werden, wie mehr Zeit in Anspruch nimmt als ursprünglich geplant. Nach und vertrauenswürdiger Ansprechpartner der Immoblieneigen- das Umfeld im Kirchenweg und in der Elisabethstraße aussieht der Sensibilisierung und Aktivierung (Teil 1 der Dokumentation) tümer*innen ist Haus & Grund ein wichtiger »Türöffner“. Die und was geschehen sollte. Den Gesprächen sind auch Taten ge- stand zunächst die Beratung im Vordergrund. Hier ging es um Ansprache der Eigentümer*innen, die Aktivierung, Beratung, folgt, die einen Anfang darstellen. die Weitergabe von fachspezifischen Informationen und indivi- Koordination des Projekts und die Organisation und Moderation duellen Problemlösungen mit dem Ziel, konkrete Investitionen von Veranstaltungen können zu den Tätigkeitsbereichen von auszulösen sowie einem konkreten Informationsbedarf der Eigen- Haus & Grund gehören. tümer*innen zu entsprechen. Es zeichnete sich deutlich ab, dass individuelle und aktive Beratungen zwar erheblich aufwändiger Die Finanzierung der in einem solchen Projekt anfallenden Auf- waren, dafür aber umso erfolgreicher. Hier waren neben Haus & gaben ist nicht zu vernachlässigen. Sowohl auf der Ebene der Grund und dem im Auftrag vom Eigentümerverein arbeitenden Kooperationspartner als auch bei den Investitionen bedarf es Wulf Dau-Schmidt besonders die Arge und die IB.SH gefordert. unterstützender Förderung. Denn eines ist klar: Kooperation im Daneben sind Angebote, die sich an eine große Anzahl von Eigen- Quartier gibt es nicht umsonst. tümer*innen richten (Quartiersspaziergänge, Vorträge, Stammti- sche) von großer Bedeutung. Sie füllen das Projekt mit Leben und geben eine Identität. Sönke Bergemann Haus & Grund Kiel Für die Zukunft ist es empfehlenswert, solche Kooperationen zwischen privaten Eigentümer*innen, der Stadt Kiel und Haus & Grund angepasst an die jeweiligen Bedarfe und Möglichkeiten fest zu etablieren. Bereits während der Anbahnung einer konkre- ten Kooperation im Quartier ist es wichtig, den Eigentümerverein Haus & Grund systematisch einzubinden. Sowohl auf Seiten der Stadt als auch bei Haus & Grund ist ein neues Verständnis für
2. Kurzüberblick und Ziele von WohnWERT Gaarden 8 Die Grundlage für die Förderung von WohnWERT Gaarden basiert Das Modellvorhaben unter dem Titel »Kooperation im Quartier 9 auf dem Wunsch, Eigentümer von Miethäusern dazu zu motivie- mit privaten Eigentümern zur Wertsicherung innerstädtische Im- ren, in ihre Häuser zu investieren, sie energetisch zu ertüchtigen mobilien« sollte versuchsweise in den zwei Straßen angewendet und größere Barrierefreiheit herzustellen. Die Wohnraumförde- und nach einigen Jahren ausgewertet werden. rung des Landes, die Förderinstitute und der Haus & Grundeigen- tümerverein|Kiel und Umgegend sind zu der Erkenntnis gelangt, Die Ziele des Verfahrens waren laut Förderantrag (verkürzt): dass es gerade im privaten kleinteiligen Mietwohnungssektor auf diesem Gebiet einen großen Nachholbedarf gibt. • Förderung der Investitionsbereitschaft und Benennung von Sanierungsobjekten Die Innenstädte Schleswig-Holsteins werden genau durch diese • Entwicklung von Sanierungskonzepten und Ermittlung von kleinteiligen Mietwohnungsangebote geprägt. Der Wohnungs- Sanierungskosten bedarf der wachsenden Marinestadt Kiel wurde vor 120 Jahren • Entwicklung von Kommunikationsmodellen überwiegend durch private Investitionen gedeckt. Ergänzt • Sanierungsdurchführung unter Einbindung der Mieterschaft wurde er durch Werkswohnungsbau großer Unternehmen, die • Evaluation unter kritischer Überprüfung des modellhaften inzwischen alle privatisiert worden sind. Die Bestände genossen- Verfahrensablaufs schaftlicher und größerer privater Wohnungsunternehmen liegen als Stadterweiterungsgebiete vorwiegend in den Randbereichen Eine Befragungsaktion durch das Büro plusfünf, Dr. Volker Zahn, der Städte. Schon seit Jahren nehmen diese Unternehmen För- wurde vorgeschaltet, die teils schriftlich, teils im direkten Ge- derungen von Land und Bund in Anspruch, um ihre Gebäude zu spräch viele engagierte Eigentümer erreichte. Schon in dieser ertüchtigen. Gleichzeitig wurden für einige dieser Bestände auch Interviewrunde wurde deutlich, dass bei den Vermietern Stim- erneute Sozialbindungen vertraglich fixiert. mungslage, Sicherheit und Nachbarschaft im Quartier höher bewertet wurden als die Notwendigkeit zu sanieren oder aus- Im kleinteiligen privaten Mietwohnungssektor schleswig-hol- zubauen. Daher wurden die investiven Ziele nur zu einem sehr steinischer Innenstädte jedoch wurden diese Angebote kaum kleinen Teil erfüllt. Die Befragungsaktion bot die Grundlage für angenommen. Die etwa 100jährige Bausubstanz in Kiel Gaarden das weitere Engagement der Eigentümer. Die Dokumentation 1 wird zwar in einem vermietfähigen Zustand gehalten, Toiletten von WohnWERT Gaarden präsentiert diesen Verlauf. auf halber Treppe wurden überwiegend durch kleine Bäder in den Wohnungen ersetzt. Etagen- oder Zentralheizungsanlagen Der Handlungsdruck in die Bausubstanz investieren zu müssen, existieren und auch die Fenster wurden schon vor ca. 40 Jahren schien und scheint immer noch bei einer Vollvermietung, wie sie ausgetauscht. Doch nur wenige Vermieter engagierten sich direkt in Gaarden der Fall ist, nicht sehr groß zu sein. Einige Vermieter für die Umsetzung weiterer energetischer Maßnahmen, für die folgen jedoch ihrer eigenen Agenda, sanieren, setzen instand Schaffung von Barrierefreiheit oder die Gestaltung vom Wohn- und bauen aus. Das geschieht manchmal auch, um den Über- umfeld. gang des Gebäudes in die nächste Eigentümergeneration zu si- chern. Auch verwahrloste Gebäude wurden von WohnWERT Ver- Ziel von WohnWERT Gaarden war es, im zentralen Gaarden, be- mietern neu erworben und mussten, bevor eine zukunftssichere sonders in der Elisabethstraße und im Kirchenweg, engagierte Sanierung umgesetzt wird, zuerst auf ein durchschnittliches Vermieter für gemeinsames Handeln zu gewinnen. Ihre Aktivitä- Qualitätsniveau gebracht werden. Öffentliche Förderung wurde ten sollten dazu führen, auch in benachbarten Straßenzügen Zei- dafür meist nicht in Anspruch genommen. Innerhalb der Eigentü- chen setzen zu können. Angestrebt war, durch bauliche und öko- mergruppe wurde erkannt, dass andere Themen als Sanieren und nomische Beratung Eigentümer zu finden, die ihre Mietshäuser Modernisieren priorisiert werden mussten. so sanieren, dass diese die nächsten Jahrzehnte baukonstruktiv, energetisch und nachfrageorientiert betrieben werden können. In WohnWERT Gaarden haben überwiegend die Vermieter zu- sammengefunden, denen neben ihren Gebäuden und den Mie- tern auch am Stadtteil gelegen ist. Das heißt der Blick aufs Um- feld und den Kontext beeinflusst ihr Interesse und ihr Handeln.
3. Ausgangssituation und Handlungsbedarf 10 11 Zu Beginn der Projektphase kannten sich nur wenige Vermieter zu Einrichtungen wie Polizei, Feuerwehr und Entsorgungsbetrieb. Der Stadtteil Gaarden ist im Zuge der Industrialisierung ab Die Mehrheit der Wohnungen in Gaarden sind Mietwohnungen: und man nutzte die ersten Treffen dazu, sich gegenseitig in den Ganz entscheidend war der Austausch mit Referenten für Wohn- Ende des 19. Jahrhunderts auf der Ostseite der Kieler Förde 42% befinden sich Besitz privater Eigentümer, 20% gehören Mietobjekten oder den Hinterhöfen zu besuchen. Aus Erfahrungs- raum- und Städtebauförderung, dem Sozialdezernenten und entstanden. Lange Zeit war Gaarden durch die Werftindustrie Wohnungsunternehmen. Der Anteil geförderter Wohnungen liegt austausch wurde bei einigen ein Vertrauensverhältnis mit gegen- der Baudezernentin der Stadt Kiel und dem Innenminister des geprägt. In Hochzeiten wie Ende der 1960er Jahre arbeiteten hier mit 12,1% über dem Kieler Durchschnitt. Etwa die Hälfte der Woh- seitiger Beratung in Vermietungs- und Modernisierungsfragen. Landes. 21.650 Menschen, von denen die meisten im Stadtteil wohnten. nungen weist einen Modernisierungs- bzw. Sanierungsbedarf Das Wissen über den Stadtteil wurde dadurch gestärkt, dass die Gaarden hatte eine für Gründerzeitviertel typische Baustruktur auf. (WohnWert Gaarden Dokumentation Teil 1) Eigentümertreffen an 13 unterschiedlichen Orten, bei Vereinen, Im Laufe der Jahre wurde erkannt, dass die selbstgesteckten Ziele mit 5-geschossiger Blockrandbebauung und eine gemischte in Hinterhöfen, in Kneipen, in öffentlichen Einrichtungen und bei des Modellvorhabens, nämlich auf die Motivation zur Investition Nutzung mit Betrieben in den Innenhöfen und Geschäften in In den letzten drei Jahrzehnten hat es in Gaarden verschiedene Organisationen für Migranten stattgefunden haben. Von Beginn in Gebäude zu setzen, wegen der sehr geringen Nachfrage nicht den Erdgeschosszonen. Während im Zweiten Weltkrieg die Rand- öffentlich geförderte Sanierungsverfahren gegeben. Mitte der an thematisierten die Treffen Verwahrlosungstendenzen, speku- erreicht werden können. Die Erkenntnis, dass es in Gaarden eines bereiche Gaardens teilweise stark zerstört wurden und in den 1980er wurde das Gebiet um den Vinetaplatz als Sanierungsge- lative Vermietungsmodelle benachbarter Eigentümer und soziale Zusammenschlusses von engagierten Eigentümern bedarf, ist 1950er Jahren in Zeilenbauweise wieder aufgebaut wurden, sind biet festgelegt und mit Städtebauförderungsmitteln umfassend Probleme. Diese Themen nahmen viel Raum ein und schoben die heute im Stadtteil dagegen unbestritten. Viele »weiche« Themen, im Kern des Stadtteils etliche Straßenzüge mit gründerzeitlicher erneuert. Kern der Sanierung waren der Abriss der westlichen Entwicklung der eigenen Objekte etwas in den Hintergrund. wie Verantwortung, Außenwirkung, Kulturläden, Multikultur, die Bebauung weitgehend erhalten. Bevölkerungszusammensetzung Randbebauung des Vinetaplatzes, die durch eine darunter lie- die Eigentümer diskutiert und weiterentwickelt haben, sind auch und Nutzungsstruktur haben sich jedoch seit den 1980er Jahren gende Moorlinse abgesunken war, und eine anschließende Neu- Über die Treffen hinaus gab es auch einen regen Austausch mit Themen anderer Akteure in Gaarden und diese wünschen sich stark verändert. Gaarden entwickelt sich von einem traditionellen bebauung mit Sozialwohnungen sowie gewerblichen Nutzungen Mitarbeitern von städtischen Ämtern und Organisationen, dem den Dialog und die Zusammenarbeit mit den Vermietern. Arbeiterquartier zu einem sozial benachteiligten Stadtteil mit und sozialen Einrichtungen in den Erdgeschosszonen. Außerdem Ortsbeirat, den Förderinstanzen IB SH und ARGE SH, die zu allen einem hohen Anteil an Einpersonenhaushalten und Bewohnern, wurde im großen Umfang die Oberflächen von Straßen und Geh- WohnWERT -Treffen eingeladen waren. Bei der Stadt Kiel gab Eine zukunftsorientierte Gebäudesanierung der ca. 120 Jahre die Leistungen der Grundsicherung erhalten (42%). 55,8 % der wegen erneuert. In den Wohnungsbestand wurde dagegen kaum es eine Zusammenarbeit vor allem mit dem Wirtschaftsbüro alten Häuser muss weiterhin im Fokus bleiben. Dazu gehört eine Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund (Landeshauptstadt investiert. Gaarden, der Sozialen Stadt und der Ämter Wohnen und Grundsi- energetische Sanierung genauso, wie die Nutzung von Poten- Kiel: Sozialbericht 2019 - Daten für Taten - Älter werden in Kiel). cherung sowie der Bauaufsicht. Wichtig waren auch die Kontakte tialen im Freiraum, sowie die Verringerung von Barrieren in der 1996 kam Gaarden in das Förderprogramm »EU-Gemeinschafts- Zugänglichkeit. Auch die Nutzungsstruktur Gaarden hat sich im Laufe der Zeit initiative URBAN (I und II)4 für benachteiligte städtische Gebiete“, verändert: Viele Betriebe sind aus den Innenhöfen an andere zusammen mit anderen Stadtteilen auf dem Kieler Ostufer, die Standorte gezogen und anstatt des ehemals differenzierten besonders stark vom Strukturwandel und der sozial-räumlichen Einzelhandelsangebots finden sich heute Imbisse, Telefonläden, Segregation betroffen sind. Im Jahr 2000 wurde Gaarden in das Büroräume oder Wohnungen in den Erdgeschosszonen. Durch Programm Soziale Stadt aufgenommen. Das Programm verfolgt die hohe Konzentration von Geschäften in der Fußgängerzone einen integrierten Handlungsansatz und setzt Maßnahmen aus im mittleren Bereich der Elisabethstraße ist die Nahversorgung den Bereichen Städtebau, Soziales, Bildung, Ökonomie, Gesund- jedoch gut. heit, Integration und Freizeit um. Grundlage ist das integrierte Handlungskonzept von 2014. Das Programm Soziale Stadt wurde durch weitere EU-Förderprogramme mit Bildungs- und Beschäf- tigungsprojekten (LOS, BIWAQ) ergänzt. Das Wirtschaftsbüro
4. Das Modellprojekt WohnWERT Gaarden – Aktivierung privater Eigentümer und Investitionen 12 Inspiriert durch das Forschungsprojekt KIQ („Kooperation im 13 Quartier mit privaten Eigentümern zur Wertsicherung innerstäd- tischer Immobilien“) ergriff Haus & Grund Kiel 2012 die Initiative zu einem eigenen Projekt, das die Investitionsbereitschaft der privaten Hauseigentümer in Gaarden in den Fokus nimmt. Haus & Grund konnte die Unterstützung der Stadt Kiel gewinnen und stellte im September 2012 einen Antrag auf die Förderung eines Modellprojektes beim Land Schleswig-Holstein (Referat soziale Wohnraumförderung), mit dem Titel „WohnWERT Gaarden – von Menschen und Häusern in Gaarden – Aktivierung privater Gebäu- deeigentümer“. Der Zuschlag erfolgte noch im selben Jahr. Das Modellprojekt WohnWERT Gaarden sollte in drei wesent- lichen Schritten erfolgen. Gaarden ergänzt das Angebot der Sozialen Stadt durch eine auf Aus den langjährigen Stadterneuerungsverfahren mit unter- die Bedingungen des Stadtteils abgestimmte Wirtschaftsbera- schiedlichen Schwerpunkten ist in Gaarden ein gut funktionieren- 1. Zu Beginn sollte eine Befragung der Hauseigentümer zu ihren tung und -Förderung. des Kontaktnetz von privaten und öffentlichen Akteuren entstan- Sanierungsplänen und eventuellen Hindernissen sowie zu ihrer den, die sich für die Verbesserung der sozialen und kulturellen Bereitschaft sich im Stadtteil zu engagieren durchgeführt wer- 2012 wurde ein Teilgebiet Gaardens in das Förderprogramm der Angebote im Stadtteil einsetzen und kooperieren. Nach wie vor den. Energetischen Quartierssanierung aufgenommen. Die Stadt Kiel besteht jedoch ein Defizit in der Erneuerung der Bausubstanz legte einen Bereich zwischen Karlstal, Werftstraße und Kaiser- und der Anhebung der Wohnqualitäten, das durch eine man- 2. Durch die Befragung sollten Hauseigentümer ermittelt wer- straße als Klimaschutzquartier („Klimagaarden“) fest. Für das gelnde Investitionsbereitschaft der privaten Hauseigentümer den, die zu einer kurzfristigen modellhaften Sanierung bereit energetische Quartierskonzept wurden 369 Gebäude aufgenom- begründet ist. Dies war der Hintergrund für eine neue Strategie, sind, unter Inanspruchnahme öffentlicher Fördermittel und Be- Quelle: WohnWERT Gaarden - Dokumentation Teil 1 men und nach Baualter und Bauweise in verschiedene Gebäude- die den Fokus auf die Motivierung einzelner Hauseigentümer zur ratung. typen eingeteilt, anhand derer Vorschläge für die energetische Investition in ihre Gebäude legt. Modernisierung erstellt wurden. Energetische Maßnahmen Diese modellhaften Sanierungen sollten in der Umsetzung durch Die Bearbeitung des Modellprojektes erfolgte durch zwei ex- konnten bisher jedoch nur sehr vereinzelt umgesetzt werden. Das Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden und so Eigentümer in der terne Büros: Das Lübecker Büro Plusfünf, Stadtentwicklung + Gebiet von Klimagaarden ist teilweise deckungsgleich mit dem Nachbarschaft und im Stadtteil motivieren, ebenfalls aktiv zu Kommunalberatung entwickelte die Projektskizze als Grundlage von WohnWERT Gaarden. werden. für den Förderantrag und führte die Befragung der Hauseigentü- mer durch. Das Büro dau-schmidt.tornow, stadtentwicklung und 3. Im Anschluss an die Befragung sollte sich eine Eigentümer- moderation betreute die Eigentümergemeinschaft während des gemeinschaft bilden, die Vorschläge für Verbesserungen im gesamten Verfahrens, entwickelte Konzepte für Maßnahmen im Wohnumfeld und gemeinsame Aktivitäten auf Quartiersebene Quartier und begleitete Hauseigentümer bei der Durchführung entwickelt und umsetzt. ihrer Bauvorhaben. Projektträger und Koordinator von WohnWERT Gaarden war Haus Für die Erprobung des Modellprojektes wurden die Elisabeth- & Grund Kiel. Kooperationspartner des Projektes waren die Inves- straße und der Kirchenweg als besonders geeignet eingestuft. titionsbank Schleswig-Holstein und die Arbeitsgemeinschaft für Im Zentrum von Gaarden gelegen, verfügen beide Straßen in zeitgemäßes Bauen e.V., die für die finanzielle und bautechnische unterschiedlicher Ausprägung über die für Gaarden typische Bau- Beratung zur Verfügung standen. Die Lenkungsgruppe bestand struktur der Gründerzeit sowie über eine »Gaarden-typische« Nut- aus den Kooperationspartnern, dem Amt für Wohnen und Grund- zungsvielfalt und Struktur von Wohnen und Gewerbe, Läden und sicherung sowie dem Büro Soziale Stadt Gaarden und dem Wirt- Dienstleistungen, Gastronomie, Sozial- und Kultureinrichtungen. schaftsbüro Gaarden. Im Verlauf des Projektes wurden zusätzliche Objekte aus benach- barten Straßen hinzugezogen, da deren Eigentümer sich der WohnWERT Initiative anschlossen.
5. Grundlage von WohnWERT Gaarden – Eigentümergespräche 14 Verfahren Ergebnisse 15 Im ersten Schritt wurde eine Befragung von privaten Wohnungs- 60% der interviewten Hauseigentümer besuchen häufig ihre eigentümern in Gaarden durchgeführt. Die Interviewpartner Häuser, haben regelmäßige Gespräche und einen guten Kontakt wurden auf der Grundlage der Mitgliederdaten von Haus & zu ihren Mietern. 70% führen die Verwaltung ihrer Häuser selbst Grund ermittelt. Insgesamt wurden 195 Eigentümern im Gebiet durch. angeschrieben. 77 meldeten sich zurück, 23 erklärten ihre Bereit- schaft zu einem Gespräch, zehn zusätzliche Eigentümer konnten Die Hälfte der Hauseigentümer hat persönliche (Zuzug, Studium durch eine öffentliche Vorstellung im Ortsbeirat gewonnen etc.) oder familiäre Bindungen zu Gaarden. Die meisten hatten werden. 25 Interviews konnten schließlich durchgeführt werden, zum Zeitpunkt der Befragung jedoch nur vereinzelt Kontakte zu damit wurden 13% der Eigentümer insgesamt interviewt. Da anderen Hauseigentümern in Gaarden, 20% hatten gar keine sechs Eigentümer über mehrere Immobilien im Gebiet verfügen, Kontakte. Einen organisierten Austausch zwischen Hauseigen- wurden insgesamt 51 Gebäude mit ca. 490 Wohnungen und tümern gab es bis dahin noch nicht. Bei den auswärtigen Haus- 33 Gewerbeeinheiten und damit 29% des Gesamtwohnungs- eigentümern sind 40% fast nie vor Ort und haben 20% kein bestands und 37% der Gewerbeeinheiten erfasst. Dreiviertel der Interesse an Kontakten zu anderen Eigentümern. interviewten Hauseigentümer haben ihren Wohnsitz in Kiel oder Umland, während etwas mehr als die Hälfte aller Hauseigentü- Während das städtebauliche Erscheinungsbild von der Mehrheit mer außerhalb Kiels wohnen. als positiv empfunden wird (88%), kritisieren viele die mangelnde Pflege und Sauberkeit der öffentlichen Räume. Die öffentlichen Aufgrund der Fragestellungen, die subjektive Einschätzungen und privaten Versorgungseinrichtungen hält nur etwas mehr der eigenen Wohn- und Lebensperspektive und der eigenen als die Hälfte für ausreichend. Hierbei gibt es jedoch erhebliche Handlungsmöglichkeiten betrafen, wurde die Form des qualita- Unterschiede zwischen den Einschätzungen der Hauseigentümer, tiven Interviews anhand eines Gesprächsleitfadens gewählt. Der die in Gaarden wohnen oder häufig vor Ort sind und den aus- Gesprächsleitfaden umfasste Themenkomplexe wie die persön- wärtigen Eigentümern: Hauseigentümer, die selbst in Gaarden liche Situation des Eigentümers, die Nachbarschaft, die eigene leben, beurteilen den Stadtteil durchweg positiver in Bezug auf Immobilie und deren Sanierungsbedarf, Finanzierungsmöglich- Sicherheit, Sauberkeit und Ausstattung. Auffällig ist, dass den keiten sowie Bedarf an Beratung und Förderung und Interesse meisten Interviewpartnern Aktivitäten von Verwaltung, Politik an gemeinsamen Aktivitäten mit anderen Eigentümern und die und Interessenvertretungen im Stadtteil nicht bekannt sind. Mitwirkungsbereitschaft am Modellprojekt. Die Immobilien der befragten Hauseigentümer stammen mehr- Die Ergebnisse wurden auf einer Veranstaltung vorgestellt, zu heitlich aus dem Zeitraum zwischen 1880 und 1920. (86%), die der alle angeschriebenen Hauseigentümer eingeladen wurden. übrigen 14% aus den 1960er Jahren. Die meisten Eigentümer Die Veranstaltung diente dem gegenseitigen Kennenlernen und haben die Immobilie aus dem Grund der Alterssicherung gekauft war zugleich der Auftakt für die Bildung der Eigentümerinitiative (85%), nur 15% aus Renditegründen. 45% der Gebäude wurden WohnWERT Gaarden im Quartier. zwischen 1985 und 2000 erworben und 55% nach 2000. Die meisten Eigentümer schätzten den Modernisierungsbedarf ihrer Häuser als gering ein (75%), 15% nannten einen mittleren und nur 10% einen hohen Bedarf. Hemmnisse für investive Maßnahmen benennt nur ein kleiner Teil der Interviewpartner: 8% tätigen diese aus Altersgründen nicht, 16% machen diese von der Möglichkeit einer höheren Ren- dite abhängig.
6. Selbstorganisation der WohnWERT Initiative 16 Durch die Befragung wurde den Hauseigentümern die Bedeu- Der Haus- und Grundeigentümerverein Kiel und Umgegend seine Entwicklung über Jahre. Selten wird ein Gebäude erwor- 17 tung der eigenen Immobilie für den Stadtteil mehr bewusst und wurde vor über 140 Jahren in Gaarden gegründet. Heute ist er, ben, ohne einen Bezug zum Stadtteil zu haben. Diese Eigentümer das Interesse für eine kooperative Zusammenarbeit mit anderen bezogen auf die Einwohnerzahl der Stadt, einer der größten Verei- engagieren sich eher nicht bei WohnWert Gaarden. Hauseigentümern und eine Mitwirkung am Modellprojekt ge- ne in Deutschland. Einen eigenen Zusammenschluss von privaten weckt. Bei den meisten bestand jedoch Unklarheit darüber, mit Vermietern in Gaarden gibt es nicht. Ein großer Teil der Gaardener Trotz der Beziehung zum Stadtteil kennen Eigentümer von Mehr- welchen Themen Eigentümergemeinschaft sich beschäftigen Vermieter ist nicht organisiert. familienhäusern in der gleichen Straße einander selten. Es gibt könnte, wie der einzelne Hauseigentümer dazu beitragen könnte unter Vermietern keine Tradition sich auszutauschen, Probleme und wie eine Zusammenarbeit organisiert sein könnte. Im Ergeb- Eigentümer von Mehrfamilienhäusern, also private Vermieter, zu diskutieren oder sich für bestimmte Aktionen zusammenzu- nis waren jedoch 92% der Eigentümer zu investiven Maßnahmen bleiben kommunikativ meist im Hintergrund des Stadtteils. schließen. Aus diesem Grund sind die Eigentümertreffen Kern an ihren Gebäuden und 90% zu einem Engagement für Verbesse- Kontakte haben sie zu ihren Mietern, mit Behörden oder Hand- der WohnWert Aktivitäten. rungen im Stadtteil bereit. werkern. Die Anlässe sind dabei klar umschrieben und haben im- mer mit dem Mietobjekt selber zu tun. Zu Themen des Stadtteils Zu den Ideen von WohnWERT gehört, eine engagierte Eigentü- (ausführlich in der WohnWERT Dokumentation Teil 1) äußert man sich kaum. Wenn Vermieter angesprochen werden, merschaft sichtbarer zu machen und zum gemeinsamen Handeln dann oft, wenn es sich um Konflikte dreht, um Miethöhen, um zu bewegen. In beiden Bereichen ist einiges geschehen, nicht fehlenden Wohnraum etc. Eine öffentliche Kommunikation mit genug, doch sichtbar ist der Zusammenschluss geworden. anderen Vermietern, mit Stadtteilbewohnern, mit Politikern, mit Vertretern von Verwaltung oder Entsorgungsbetrieben gibt es Mit WohnWERT Gaarden wurde eine Einrichtung geschaffen, die kaum. Private Vermieter treffen sich bei Informationsveranstal- zwar von Haus & Grund betreut wird, aber auch die Vermieter an- tungen von Haus & Grund, tauschen sich dort aber selten mit spricht, die nicht Mitglied dieses Vereins sind. Intern ist die Mit- anderen Vermietern aus demselben Stadtteil über das konkrete gliedschaft kein Thema. Die Initiative repräsentiert Eigentümer Vermieten, die Chancen und Probleme aus. Es gibt nur wenige mit über 40 Mietobjekten und mehreren hundert Wohnungen. Gelegenheiten, sich auch ohne konkreten Anlass zu treffen, an- Das macht sie auch in den Kreisen der Quartiersbetreuer als Ge- dere kennenzulernen und sich für weitere Anlässe zu verabreden. sprächspartner attraktiv. WohnWERT sollte hier ein wenig mehr Offenheit in die Kommu- nikation auf Stadtteilebene bringen. Genau das ist es, was Wohn- Über den Haus & Grundeigentümerverein haben private Ver- WERT Gaarden anstrebt und in den letzten Jahren realisiert hat. mieter die Möglichkeit sich zu organisieren. Das geschieht als private Angelegenheit und dient der Vertretung von Interessen. Die Befragung von Hauseigentümern aus dem Kirchenweg und Nicht üblich ist der direkte Dialog mit Bürgern, Politikern, Ver- der Elisabethstraße hatte bei diesen ein Interesse ausgelöst, waltungsvertretern. Die Vermieter sind sich meist nicht im Klaren andere Vermieter aus dem Quartier kennenzulernen. Etliche darüber, dass bei anderen Gruppen der Bevölkerung ein großes Interviewpartner kamen im Juni 2013 zur Ergebnispräsentation, Bedürfnis besteht, auf Quartiersebene miteinander in den Dialog die im Hochhaus der AWO am Sandkrug stattfand, mit Blick über zu treten. Unter Mietern und Vermietern wird viel übereinander die Förde und über den Stadtteil. Dort verabredete man sich für geredet, aber wenig miteinander gesprochen. Der Dialog kann die weitere Zusammenarbeit. Seitdem trifft sich eine wechselnde z.B. sehr hilfreich sein, wenn Konzepte zur Stadtteilentwicklung, Gruppe von Vermietern bis zu fünf Mal pro Jahr. Die Kerngruppe zur Vermietungspraxis von Läden oder zum Aufbau von Nachbar- ist immer noch aktiv und hat sich durch einige neue Vermieter schaftsnetzen entwickelt werden. Die Position der Vermieter ist auch aus angrenzenden Straßen erweitert. in diesen Gremien meist unbesetzt. WohnWERT Gaarden wurde in den vergangenen Jahren oft angefragt, an Veranstaltungen Einige Eigentümer, die sich bei WohnWert Gaarden engagieren, teilzunehmen. Manchmal haben Eigentümer aus dem Projekt sind im Stadtteil aufgewachsen und wohnen heute in anderen WohnWert Gaarden diese Rolle selber angenommen und sind Stadtteilen Kiels oder in Vororten. Andere wohnen seit ihrer Kind- z.B. zur Sitzung des Ortsbeirats gegangen. In den meisten Fällen heit im eigenen Mietshaus in Gaarden. Wieder andere haben hat der Projektleiter von WohnWERT versucht zu erklären, wie die einen direkten Bezug zum Stadtteil bekommen und deshalb ein Sichtweise oder die Einstellung der Eigentümer als Vermieter in Haus erworben. Alle kennen sich im Quartier aus und beobachten Gaarden ist und wurde damit so etwas wie deren Repräsentant. Sinnvoller wäre es, wenn Vermieter sich wie Gewerbetreibende in die lokale Entwicklung einbringen und die Diskussion mit
6.1 Eigentümertreffen an vielen Orten 18 anderen Interessengruppen suchen würden. Das verhindert Vor- Seit 2013 treffen sich die Eigentümer 26 Mal an verschiedenen 19 urteile und erhöht den Informationsfluss in alle Richtungen. Hier Orten im Stadtteil: In deutschen und türkischen Gaststätten, im kann der Haus & Grundeigentümerverein vielleicht eine motivie- Sportheim, dem Mehrgenerationenhaus, der Jugendherberge, rende und bündelnde Rolle spielen. der Türkischen Gemeinde, dem Kulturzentrum Räucherei, dem Stadtteilbüro oder privaten Hinterhöfen und Gärten. Für die Die engagierte Begleitung der WohnWERT Arbeit durch den meisten war dies mit der Entdeckung eines neuen Ortes ver- Lokalredakteur der Kieler Nachrichten bot die Möglichkeit, die bunden. Durch diese Versammlungsorte wurde die Vielseitigkeit Situation und die Chancen der Stadtteilentwicklung aus Vermie- des Stadtteils unterstrichen, manchmal hielten die Protagonisten tersicht über die Presse zu vermitteln. Dazu gehörte z.B. auch der der Einrichtung einen kleinen Einführungsvortrag. So entstand kritische Diskurs zu überbelegten Häusern. für die Gruppe ein Bild von Gaarden mit vielen neuen positiven Blickwinkeln. Die Teilnehmerzahl schwankte zwischen 15 und 35 Personen. Wanderung von Haus zu Haus In den ersten drei Jahren traf sich die Gruppe in der Gaststätte Emailleschilder zeigen Haltung und verpflichten mit dem symbolischen Namen »Zur Einigkeit“. Das Haus in der Elisabethstraße mit dem Namen im Fassadenputz stammt Private Vermieter sind im Stadtteil meist unsichtbar, nur aus der Aufbruchszeit des Stadtteils und wurde 1900 gebaut. ihre Mieter mögen sie kennen. Viele Vermieter beauftragen Inzwischen wurde der Schankraum zu einer Wohnung um- andere mit der Verwaltung ihrer Häuser und ziehen sich gebaut, nach 32 Jahren fand der letzte Pächter keinen Nach- persönlich zurück. Manchmal hängen dann Schilder der folger. Traditionsgaststätten haben es in Gaarden schwer. Die Verwaltungsgesellschaften am Eingang des Hauses oder am negative Entwicklung der Gaststätte wurde von manchen als Schwarzen Brett im Treppenhaus. Symbol für die Entwicklung von Gaarden gesehen und war Anlass für viele Diskussionen in der Gruppe. Trotzdem gab Eigentümer der WohnWERT Initiative treffen sich, tauschen es neben Phasen des Abwartens immer wieder Aufbruchs- sich aus, packen Aufgaben an, haben ein gemeinsames An- stimmung. Nach der Schließung der Einigkeit wurde das ge- liegen oder präsentieren sich in der Lokalpresse. Doch auch meinsame jährliche Grünkohlessen in das Sportheim von TUS sie werden im Stadtbild nicht wahrgenommen. Als Vermieter Gaarden und die Jugendherberge verlegt. sind viele von ihnen regelmäßig in ihren Häusern und im Hinterhof Elisabethstraße Quartier. Im ersten Schritt wurde die Aktion initiiert: »Ich zeige mein Haus - Sie zeigen Ihr Haus“. Die Eigentümergruppe wanderte Einige Häuser bekommen manchmal sogar ein eigentümer- mehrere Stunden von Haus zu Haus, von Hof zu Hof. Diese typisches Aussehen, z.B. einen bestimmten Anstrich. Andere Form des Austausches ist nicht üblich. Jeder Vermieter regelt bleiben eher unscheinbar. Doch manche Eigentümer wollen normalerweise alles allein. Hilfe holt man sich vom Steuerbera- mehr. ter, vom Rechtsanwalt und – wenn man Mitglied ist – auch vom Haus- und Grundeigentümerverein. Mit anderen Hauseigen- Um sichtbar zu werden und eine gemeinsame Verbunden- tümern spricht man selten über die problematischen Seiten heit auszudrücken, wurden Schilder mit dem Logo Gaardener des Vermietens. Auch teilen Vermieter selten Wissen über das WohnWERT gefertigt und an die Fassaden geschraubt. Diese Lokalmilieu, sie kommunizieren eher über gesetzliche Rah- Emailleschilder zeigen auf eine feine Art das Engagement menbedingungen, Festsetzung des Mietspiegels o.ä. der Eigentümer für ihr Haus und ihr Quartier. Vielleicht regen sie damit auch andere Eigentümer dazu an, Stellung zu be- Die beteiligten Eigentümer bilden natürlich keine homoge- ziehen. ne Gruppe. Manche betreiben die Vermietung ihrer Häuser sehr organisiert, andere eher informell. Was die Gruppe eint, Eigentümer beraten sich gegenseitig scheint der gemeinsame Wille zu sein, dass sich aus dem Potenzial von Gaarden mehr umsetzten lässt als bisher.
20 21 Eigentümertreffen in der Jugendherberge Gaarden... ... der Türkischen Gemeinde zu Gast Baudezernentin Frau Grondke ...im privaten Garten ...im Coworking Space DeinRaum Die Eigentümer lernten sich im Laufe der Jahre kennen und Verständnis für die Interessen der jeweilig anderen Seite ge- tauschten sich über Probleme und Ideen aus. Folgende Fragen fördert. Die Vermieter haben erkannt, dass sie, wenn sie etwas wurden formuliert: Wie ist die Lage? Was wollen wir gemein- erreichen wollen, eng mit den Behörden zusammenarbeiten sam? Was können wir anpacken? Wen brauchen wir dafür? Wie müssen. Diese wiederum können gezielter agieren, wenn sie setzen wir das um? Wer muss sonst noch handeln? informiert werden, wo vor Ort im Stadtteil »der Schuh drückt“. Zu den Eigentümerrunden wurden regelmäßig die Vertreter Die Kontakte nach außen spielten eine große Rolle bei Wohn- der Sozialen Stadt, vom Wirtschaftsbüro Gaarden, vom Amt WERT Gaarden. Dezernenten oder Amtsleiter wurden zu für Wohnen und Grundsicherung der Landeshauptstadt Kiel Diskussionsabenden oder Stadtteilbegehungen eingeladen. und nach Thema auch der Investitionsbank SH, des Innen- Vertreter der Entsorgungsbetriebe oder der Polizei standen als ministeriums / Referat Wohnraumförderung und der ARGE / Gesprächspartner zur Verfügung. Das ist keine einseitige Kom- Arbeitsgemeinschaft für Zeitgemäßes Bauen SH eingeladen. munikation, sondern im Interesse derjenigen, die kommen, da Auf diese Weise erhielten die Hauseigentümer Gesprächs- auch sie Ansprechpartner benötigen, um ihre Ziele und Metho- partner in der Stadt- und der Landesverwaltung und in ver- den für den Stadtteil diskutieren zu können. schiedenen Organisationen. Diese Gäste der Eigentümerrunde hatten manchmal eigene Programmpunkte und informierten Zu dem Kreis der Besucher der Eigentümertreffen gehörten die Gruppe über Gesetzeslage, Verfahrensänderungen oder Fi- auch Innenminister Stefan Studt, Baudezernentin Doris Grond- nanzierungen. Sie konnten in diesem Rahmen auch ihre Sicht ke und Sozialdezernent Gerwin Stöcken. Sie kamen im Lauf der auf die Situation in Gaarden darstellen oder sie standen als Ge- Jahre teilweise mehrfach. Es war ein sinnvoller Austausch um sprächspartner für Fragen zur Verfügung. Dadurch wurde das sich zu motivieren und Lage und Chancen einzuschätzen zu können. Die Einigkeit gibt es nicht mehr
6.2. Vernetzung von WohnWERT im Stadtteil Gaarden 22 Einige Eigentümer teilten ihre Erfahrungen über Mietverträge Eigentümertreffen an vielen Orten 23 und Finanzierungen auch untereinander mit und berieten, wie man sich verhalten könne. Die Kenntnisse übereinander 1 10.06.13 Hochhaus Sandkrug AWO nahmen zu, gemeinsame Interessen wurden festgestellt und Ideen für das Quartier entwickelt. In der Folge wechselten 2 06.08.13 Gaststätte Einigkeit mehrere Häuser innerhalb der Gruppe den Besitzer. 30 Per- 3 21.08.13 Gaststätte Einigkeit sonen unternahmen gemeinsam eine Fachexkursion nach Kopenhagen, um in vergleichbaren Stadtteilen Ideen für Kiel 4 04.11.13 Gaststätte Einigkeit Gaarden zu sammeln. 5 10.12.13 Gaststätte Einigkeit 6 04.02.14 Gaststätte Einigkeit Die Themen der Eigentümertreffen stammten fast immer aus der Gesprächsrunde selbst. Auf der einen Seite gab es 7 12.05.14 Gaststätte Einigkeit negative Themen: Müll, Verantwortungslosigkeit bei Mietern, 8 19.06.14 Gaststätte Einigkeit Verantwortungslosigkeit bei benachbarten Eigentümern, fehlende Kommunikation mit nicht deutschen Gruppen, 9 10.09.14 Gaststätte Einigkeit Zwar repräsentiert die Vermieterinitiative WohnWert Gaarden zu einer Projektionsfläche für diejenigen, die Kontakt in diese Versammlungen vor Hauseingängen, geringe positive Er- 10 10.11.14 Gaststätte Einigkeit nur einen kleinen Teil der Eigentümer im zentralen Gaarden, Kreise wünschen. Es gibt viele Stadtteilakteure, die eine solche wartungen, schlechte Presse, Wohnungsprostitution, Graffiti, doch wird sie zunehmend im Stadtteil sichtbar. Die Initiative ist Vermieterinitiative vermisst haben. Dazu gehören Politik, Stadt- Vandalismus… 11 17.02.15 Gaststätte Einigkeit ein ungewöhnlicher Akteur auf dem örtlichen Wohnungsmarkt. verwaltung, Soziale Organisationen, Studierendengruppen, Ver- 12 27.04.15 Türkisches Restaurant Wohnungseigentümer traten bisher nur in Form von Wohnungs- einigungen der Immobilienwirtschaft und Forschungsgruppen. Auf der anderen Seite wurden viele positive Ideen diskutiert unternehmen und Verwaltungsgesellschaften in Erscheinung. Sie haben mit WohnWERT Gaarden Ansprechpartner auf Vermie- 13 09.06.15 Bambule Kneipe und einige auch umgesetzt: Belebung von Hinterhöfen, Hauseigentümer machen sich im Stadtteil weder als Einzelperson terseite gefunden. Auch einige Arbeitskreise schätzen die Teilnah- Neubaumöglichkeiten in Dachgeschossen, Aufwertung vom 14 07.07.15 Garten von Familie Osenger noch als Gruppe in der Rolle von Vermietern bemerkbar. Deshalb me von Vertretern von WohnWERT Gaarden bei ihren Sitzungen. Straßenraum, Street Art-Projekte an Hausfassaden, Vermie- 15 01.09.15 Garten in der Iltisstraße waren sie bisher für andere gesellschaftliche Gruppen im Stadt- Insbesondere bei politischen Terminen ist es wichtig, dass Eigen- tungssituation gemeinsam besprechen, Aktivierung von La- teil als Gesprächspartner nur schwer zu erreichen. tümer auch persönlich an Gesprächsrunden teilnehmen und dengeschäften, Müllmanagement, Vermieten an Studierende, 16 06.10.15 Veranstaltungszentrum Räucherei sichtbar werden. Das geschieht z.B. im Ortsbeirat. Kooperation mit freien Trägern … 17 08.12.15 Jugendherberge Gaarden Die Eigentümer in der Initiative WohnWERT Gaarden haben nicht in erster Linie den Anspruch, nach außen orientiert zu sein. Trotz- Die vielschichtige Stadtteilarbeit in Gaarden, die zu einem großen Vermieter sind keine homogene Gruppe, sie nehmen auch sehr 18 22.03.16 MGH Vinetazentrum dem sind sie in dieser Organisationsstruktur für Außenstehende Teil über das Stadtteilbüro der Sozialen Stadt koordiniert wird, unterschiedliche Rollen im Verhältnis zu ihren Mietern ein. Von 19 12.07.16 Stadtteilbüro Soziale Stadt interessant. WohnWERT wirkt schon dadurch nach außen, weil braucht Verbindungen in die Vermieterszene von Gaarden. Oft distanziert bis nachbarschaftlich eng. Das hat als Konsequenz zu den Treffen auch der Lokalreporter der Zeitung, die Politiker vertritt der Koordinator von WohnWERT Gaarden die Initiative bei 20 20.09.16 Stadtteilbüro Soziale Stadt auch eine unterschiedliche Art, mit Problemen und Aufgaben des Ortsbeirats sowie Vertreter des Sozialen Stadt Büros, der Treffen des Stadtteilnetzwerkes, mit dem Anspruch, authentisch umzugehen. Manche erkennen ihre Chancen und packen sofort 21 08.11.16 Stadtteilbüro Soziale Stadt städtischen Verwaltung, der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemä- die Ideen und Meinungen der Initiative zu transportieren. Er an, andere warten etwas länger ab und beraten sich erst in der 22 24.01.17 TUS Gaarden ßes Bauen und der Förderbank eingeladen sind. Diese Gäste von berichtet über neueste Entwicklungen, nimmt auf befördernde Gesprächsrunde. In der Hoffnung, Positives bewirken zu können, außen vermitteln wichtige Informationen an die Eigentümer. Sie Faktoren Einfluss und entwickelt Kooperationen mit Partnern ist es allen wichtig, sich gemeinsam zu formulieren und nach 23 03.04.17 Jugendherberge Gaarden sind aber auch in die kommunikativen Netze eingebunden, zu im Quartier. Im Laufe der Jahre ist der Koordinator so etwas wie außen aufzutreten 24 15.08.17 Garten von Familie Osenger denen die Vermieter sonst eher selten Zugang haben. Durch sie ein Sprecher der Initiative geworden. Er vermittelt, was in der wird eine Öffentlichkeit erreicht, die die Vermieter kaum kennen. Branche vorgeht, auf welchen Gebieten Entwicklungen herbeige- 25 28.01.18 Türkische Gemeinde Dadurch, dass man »sich aus den Treffen von WohnWERT Gaar- führt werden und wo gemeinsame Initiativen Wirkung entfalten 26 02.04.19 DeinRaum Coworking Space den kennt“, nehmen die Eigentümer schneller Kontakt zu den könnten. Da WohnWERT keine eigene Verfasstheit, z.B. keine Organisationen und Verwaltungsstellen auf, die für sie und die Vereinsstruktur aufweist, gibt es auch keine förmlichen Gremien Entwicklung ihres Hauses wichtig sind. und deren Vertreter. Neu ist, dass Eigentümer auf diese Weise in der Stadtteilöffent- WohnWERT Gaarden war in den letzten Jahren als Gesprächs- lichkeit zusammenstehen und über Zeitungsberichte und Auf- partner gesucht. Dabei waren Vertreter von Organisationen und tritte sichtbar werden. Vermieter, die sich ein zukunftsfähiges Verwaltung (Abfallwirtschaft, Feuerwehr,) Politik und Verwaltung Gaarden wünschen, sind sichtbar geworden. Somit werden sie (Innenminister, Städtebauförderung, Stadtbaurätin) Gäste auf
7. Problemimmobilien – herausgeforderte Nachbarschaft 24 den Eigentümerversammlungen. Doch darüber hinaus sind es von großer Wichtigkeit, mit dieser Berufsgruppe ins Gespräch Diejenigen Eigentümer, die sich in der WohnWERT Initiative Mangelndes Müllmanagement gehört auch zu den typischen 25 auch temporäre oder längerfristige Kooperationen entstanden. zu kommen. Die Chancen dieses Stadtteils sollten zusammen mit engagieren, wünschen eine positive Entwicklung des Quartiers, Problemen. Wo die Tonnen stehen und wie es an den Standplät- Beispielhaft folgen sechs sehr unterschiedliche Kooperationspro- der Immobilienwirtschaft ausgelotet und entwickelt werden. in dem ihr Mietshaus steht. Ihnen ist klar, dass einige andere zen aussieht, kann eine direkte Einwirkung auf die Nachbarschaft jekte, die deutlich machen, wie sinnvoll eine solche Interessen- Eigentümer wenig bis gar keine Verantwortung für das Quartier haben. Viele Mieter kommen nicht mit der Abfallsortierung zu- vertretung sein kann. Europäische Zuwanderer aufweisen. Verantwortungslosigkeit kann aufkommen, wenn recht oder verhalten sich gleichgültig gegenüber Müll außerhalb Häuser häufig ihre Eigentümer wechseln. Käufer sind zunehmend von Tonnen und Säcken im Straßenraum. Doch durch ein gutes RBZ Technik Wohnheim Im Netzwerk »Neue EU-Bürger in Kiel Gaarden« haben sich Personen, die am Aufschwung auf dem Immobilienmarkt schnell Zusammenspiel von Mietern und Eigentümer kann auch die Müll- private und öffentliche Einrichtungen und Träger zusammenge- mitverdienen wollen, ohne einen Bezug zum Ort zu haben, an thematik positiv behandelt werden. Das Berufsschulzentrum RBZ Technik, am Rand vom Stadtteil funden, die mit Zuwanderern, überwiegend aus Südosteuropa, dem sie investieren. Daraus resultiert häufig eine Verantwor- Gaarden gelegen, schult Auszubildende aus ganz Deutschland: In beruflich zu tun haben. Der größte Teil dieser Menschen wohnt tungslosigkeit gegenüber der Immobilie, der Nachbarschaft und Steht ein Objekt über Jahre leer, wird es ab und zu illegal be- Kiel wohnten diese in einem Wohnheim, das geschlossen werden bei privaten Vermietern. Manchmal sind die Wohnbedingungen dem Quartier. wohnt oder brennt sogar, wie das Gebäude Preetzer Straße Ecke sollte. Die Leitung des Hauses hatte ein großes Interesse daran, der Zuwanderer so schlecht, dass die Belastung für sie und für Reeperbahn, dann leidet die direkte Nachbarschaft besonders. für diese Zielgruppe ein attraktives Wohnangebot in der Nähe die Nachbarn sehr groß wird. WohnWERT Gaarden hat mehrfach Auf der anderen Seite haben viele Mehrfamilienhäuser in Gaar- Wie die Familie, die für ihren besonders gut gestalteten Gemein- anbieten zu können, und kam mit diesem Anliegen auf Wohn- öffentlich zu dieser Lage Stellung genommen. Der Koordinator den eine sehr stabile Eigner- und Mieterschaft, die genau das schaftsgarten ausgezeichnet worden ist. Diese WohnWERT Ver- WERT Gaarden zu. Der Wunsch war, private Investoren dafür zu von WohnWERT ist ein fester Teilnehmer dieses Netzwerkes und Gegenteil will. Diese Eigentümer registrieren die negativen Ent- mieter berichten davon, wie schwer es sei, neben einer solchen gewinnen, eine solche Unterkunft zu bauen. Das entspricht dem hat enge Verbindungen zum Landesverband der Sinti und Roma wicklungen im Umfeld ihres Hauses und können nichts dagegen Immobilie Mieter binden zu können. Passanten und Vorbeifah- Stadtteilziel, das Wohnungsangebot aufzufächern und damit in Schleswig-Holstein. Die Kontakte zu WohnWERT befördern die unternehmen. Das Verhältnis zwischen diesen sehr unterschied- rende, die das kaputte Haus über Jahrzehnte gesehen haben, neue Zielgruppen für Gaarden ansprechen zu können. Zu dem Diskussionen im Netzwerk. Es ist deutlich geworden, dass zusätz- lichen Vermietungsmodellen ist belastet und kommt allgemein verbinden es mit dem gesamten Stadtteil Gaarden. Ein solches Zeitpunkt waren jedoch auf Seiten von WohnWERT mögliche lich zur Sicht von Sozialarbeitern auch die von Vermietern einen kaum zur Sprache. Auch kennen sich die benachbarten Vermieter Signal darf nicht gesendet werden und überfordert die Nachbar- Partner für eine Umsetzung nicht zu erkennen. Inzwischen hat die wichtigen Beitrag liefern kann. in Großstädten, wie auch in Kiel Gaarden, kaum. Anonymität ver- schaft. Landeshauptstadt Kiel ein Wohnheim in Eigenregie errichtet. Das hindert ein gemeinsames Handeln. Beispiel zeigt bisher ungenutzte Möglichkeiten auf, die durch ein Studierende Wohnungsprostitution noch nicht vorhandenes Portal für die lokale private Wohnungs- Vielleicht beginnt die Problematik von Verfall schon mit der wirtschaft befördert werden könnten. Gaarden spielt in der Selbstwahrnehmung Kiels eine große Rolle. Akzeptanz von Fassadenschmierereien. Wenn Verantwortungs- Eine Überforderung ist auch, wenn ein Objekt als Bordell im Früher als Werftenstandort, heute als der »Multikulti-Stadtteil« losigkeit spürbar wird, ist ganz deutlich ein »Broken-Window-Ef- Wohnhaus wird, dann ziehen, wenn sie können, Familien aus der Gaardener Runde mit sozialer Schieflage. Zwar wirbt das Stadtteilbüro der Sozialen fekt« wahrzunehmen. Dann wird weiter zerstört, verschmiert, Nachbarschaft fort. Stadt auf Studierendenspaziergängen für diesen Wohnort. Immer vermüllt. Die Verursacher sind nicht die Eigentümer nicht selber, Über 100 Vereine, Institutionen, städtische Einrichtungen, noch zieht nur ein kleiner Teil der Studierenden nach Gaarden, es sind auch nicht die Mieter, belastet diese aber. Das machen Schon im ersten Jahr des Bestehens von WohnWERT Gaarden hat Politiker, Geschäftsleute und Einzelpersonen sind seit 2001 an doch im Studienzusammenhang ist das Interesse an Gaarden diejenigen, die irgendwo anders selbst wieder Mieter sind. Wenn man sich mit dem Thema »Wohnungsbordelle« befasst. Sowie der Gaardener Runde beteiligt. Die Gaardener Runde will einen dauerhaft groß. Wiederholt suchen Studierende der Sozialen Vandalismus bekämpft werden soll, müssen in erster Linie die man in Google Maps Gaarden suchte, fiel die im Kirchenweg Beitrag zur Entwicklung des Stadtteils und zur Vertretung »Gaar- Arbeit, Geschichte, Geographie oder Soziologie den Kontakt zu Eigentümer handeln. Wenn die Fassaden auch nach Jahren nicht verortete Werbung eines Wohnungsbordells auf. Recherchen im dener Interessen« leisten. Ein ganz zentrales Thema ist immer WohnWERT. Meist sind es Führungen mit Gesprächen oder Inter- von Schmierereien und Tags befreit werden, leiden viele Mieter Internet ergaben, dass 11 weitere Angebote dieser Art im Quar- wieder die Wohnsituation in Gaarden. Durch WohnWERT hat die views, die in Haus-, Bachelor- oder Masterarbeiten ihren Nieder- unter dem Erscheinungsbild ihres Eingangsbereiches. tier vorhanden waren, alle in gewöhnlichen Wohnhäusern. Keiner Gaardener Runde einen Gesprächspartner auf Seiten der privaten schlag finden. der WohnWERT Eigentümer wusste von Bordellen im eigenen Vermieter bekommen. Gezielt wird WohnWERT zu Themenaben- Um einem Straßenbereich einen negativen Ausdruck zu geben, Haus. Sie befanden sich jedoch oft in direkter Nachbarschaft. den auf das Podium geladen. Problemimmobilien braucht es nur wenige »verantwortungslose Häuser« zwischen Es bestand die Ansicht, dass diese Form von Gewerbe in einem den engagierten Eigentümern. Dies wirkt sich oft auf die ganze Wohnhaus nichts zu suchen habe und die Stimmung im Haus Arbeitskreis Immobilienwirtschaft der IHK Kiel Für das Bundesinnenministerium erarbeitet das Bundesins- Straße aus und sogar die Engagierten versprechen sich nichts und in der Nachbarschaft negativ beeinflusst. Deshalb beschloss titut für Bau- Stadt- und Raumforschung (BBSR) die Studie: mehr davon zu investieren. Stillstand droht. Einige Eigentümer, man eine Petition an die Landeshauptstadt Kiel zu schicken. Immobilienwirtschaftler aus dem Bereich der IHK Kiel äußerten Problemimmobilien – Herausforderungen und Lösungen im die auch in anderen Stadtteilen Kiels Mietshäuser besitzen, inves- den Wunsch, die Quartiersentwicklung von Gaarden aus der Quartierskontext. Das BBSR hat Kontakt zu WohnWERT Gaarden tieren dort, in Gaarden aber nicht. Auf Anfrage von WohnWERT Sicht von WohnWERT kennenzulernen. Zusammen mit dem aufgenommen und zu den Arbeitsgruppensitzungen nach Berlin wurde geäußert, dass sie auf der Gaardener Seite der Kieler Förde Wirtschaftsbüro Gaarden wurde in den Versammlungsraum der eingeladen. WohnWERT wird als gutes Beispiel angesehen, wie nicht investieren würden, dort würde die Vermietung auch ohne türkischen Gemeinde eingeladen. Für die Akteure in Gaarden ist sich engagierte Vermieter mit der Nachbarschaft ihrer Häuser Investitionen funktionieren. beschäftigen, wie sie Stellung nehmen und beispielhaft nach Lösungen suchen.
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