Akzeptanz und Einstellungen der Bevölkerung gegenüber dem Sportgroßereignis "FIFA WM 2006"
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Hohenheimer Arbeits- und Projektberichte zum Marketing Nr. 8 Akzeptanz und Einstellungen der Bevölkerung gegenüber dem Sportgroßereignis „FIFA WM 2006“ Die Situation 2003 Markus Voeth / Marcus Liehr Herausgeber: Förderverein für Marketing an der Universität Hohenheim e.V.
Bisher erschienene Schriften in der Reihe „Hohenheimer Arbeits- und Projektberichte zum Marketing“: Nr. 1: Voeth, M. (2000), Was ist neu in der New Economy? Anmerkungen aus der Mar- keting-Perspektive, Dezember 2000 (erschienen als Duisburger Arbeitspapiere zum Marketing Nr. 1). Nr. 2: Voeth, M./Klein, A./Liehr, M. (2001), Akzeptanz und Einstellungen gegenüber dem Sportgroßereignis WM 2006 – Ergebnisse einer empirischen Basisstudie, Au- gust 2001 (erschienen als Duisburger Arbeitspapiere zum Marketing Nr. 2). Nr. 3: Voeth, M. (2001), Gruppengütermarketing: Einordnung und Konzeption, Novem- ber 2001 (erschienen als Duisburger Arbeitspapiere zum Marketing Nr. 3). Nr. 4: Voeth, M./Klein, A./Liehr, M. (2002), Online-Wahl „Marketingflops 2001 – Pro- jektbericht, April 2002 (erschienen als Duisburger Arbeitspapiere zum Marketing Nr. 4). Nr. 5: Voeth, M./Liehr, M. (2002), Akzeptanz und Einstellungen der Bevölkerung gegen- über dem Sportgroßereignis „WM 2006“: Die Situation 2002, November 2002. Nr. 6: Voeth, M./Klein, A./Bosch, B. (2003), Zur Marktorientierung von Architekten - Ergebnisse einer empirischen Studie, Januar 2003. Nr. 7: Voeth, M. (2003), Was kommt nach der Marktorientierung? Ein Standpunkt zur Entwicklung der deutschsprachigen Marketing-Forschung, April 2003. Nr. 8: Voeth, M./Liehr, M. (2003), Akzeptanz und Einstellungen der Bevölkerung gegen- über dem Sportgroßereignis „FIFA WM 2006“: Die Situation 2003, August 2003. Nr. 9: Voeth, M./Schumacher, A. (2003), Ticket-Pricing für die WM 2006 – Empfehlun- gen auf Basis von Informationen zur Zahlungsbereitschaft der deutschen Bevölke- rung, August 2003. Kontaktadresse: Universität Hohenheim Lehrstuhl für Marketing Prof. Dr. Markus Voeth Schloss/Osthof (510 D) 70593 Stuttgart Tel.: 0711/459-2925 Fax: 0711/459-3718 e-mail: marketing@uni-hohenheim.de Homepage: www.marketing.uni-hohenheim.de
Inhaltsverzeichnis 3 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................3 1. Hintergrund und Durchführung der Studie ...............................................................5 2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland.....................................................9 2.1 Das Ausmaß der Zustimmung in der Bevölkerung........................................9 2.2 Akzeptanzwerte in verschiedenen Bevölkerungsgruppen ...........................13 3. Beurteilung der Organisation..................................................................................20 3.1 Beurteilung der Organisatoren (Subjekt der Organisation) .........................20 3.1.1 Personelle Besetzung des Organisationskomitees ..........................20 3.1.2 Arbeit des Organisationskomitees ..................................................22 3.2 Einschätzungen zu Stand und Entwicklung organisatorischer Rahmenbedingungen (Objekt der Organisation) .........................................27 3.3 Beurteilung von finanziellen Rahmenbedingungen.....................................29 3.3.1 Staatliche Förderung der WM.........................................................29 3.3.2 Sponsoring ......................................................................................30 4. Einstellungen zum eigentlichen Ereignis „FIFA WM 2006“ .................................33 4.1 Bereitschaft zur individuellen Teilnahme....................................................33 4.1.1 Aktives Miterleben der FIFA WM 2006 ........................................33 4.1.1.1 Teilnahme als Zuschauer im Stadion ..............................33 4.1.1.2 Zahlungsbereitschaft für WM-Tickets ............................39 4.1.1.3 Kauf von Merchandising-Produkten ...............................44 4.1.2 Passives Miterleben der FIFA WM 2006 .......................................46
Inhaltsverzeichnis 4 4.2 Vorstellungen über das Ergebnis der FIFA WM 2006 ................................54 4.2.1 Sportliche Erwartungen ..................................................................54 4.2.2 Darüber hinausgehende Erwartungen.............................................57 5. Zusammenfassende Thesen ....................................................................................59 Anhang : Der Fragebogen..........................................................................................61 Literaturverzeichnis .......................................................................................................71
1. Hintergrund und Durchführung der Studie 5 1. Hintergrund und Durchführung der Studie Mit der Vorstellung des offiziellen Logos der FIFA WM 2006 1 am 19. November 2002 in der Arena AufSchalke begann die Öffentlichkeitsarbeit des FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006 Organisationskommitees Deutschland (OK). Ein Ziel im Rahmen der Öffentlichkeitsar- beit ist es, die Bevölkerung auf die WM einzustimmen und sie über den Stand der Vorberei- tungen zu informieren. Eine Maßnahme zur Erreichung dieses Ziels stellt dabei beispielsweise die Durchführung der Veranstaltungsreihe „Countdown“ dar, in deren Rahmen das OK jeden Monat eine Informationsveranstaltung in einer der zwölf FIFA WM-Städte durchführt. 2 Akzeptanz und Einstellungen in der Bevölkerung Deutschlands bezüglich der FIFA WM 2006 stehen auch im Mittelpunkt der vom Lehrstuhl für Marketing der Universität Hohen- heim initiierten Langzeitstudie zu diesem Thema. Mit Hilfe von im jährlichen Turnus durch- geführten empirischen Untersuchungen sollen zum einen Veränderungen von Akzeptanz und Einstellungen der Bevölkerung im Zeitablauf abgebildet werden. Zum anderen sollen aber auch Ansatzpunkte für die Organisatoren identifiziert werden, wie die Interessen und Vorstel- lungen der Bevölkerung innerhalb der Vorbereitung der FIFA WM 2006 berücksichtigt wer- den können. Der im Anhang dieses Ergebnisberichtes abgedruckte Fragebogen wurde im Mai 2003 – wie in den vorangegangenen beiden Studien 3 – in Form persönlicher Interviews erhoben. Im Ver- gleich zu den vorangegangenen Studien wurde der Stichprobenumfang allerdings noch einmal deutlich ausgeweitet. Während 2001 (2002) 1.550 (1.600) Probanden befragt wurden, betrug der Stichprobenumfang in diesem Jahr 2.130 Probanden. Anders als in den vorangegangenen Studien lag der regionale Schwerpunkt der Untersuchung in diesem Jahr allerdings in Baden- Württemberg. Diese regionale Konzentration bewirkt allerdings keine Einschränkung der Aussagekraft des überwiegenden Teils der Ergebnisse, da eine zu Vergleichszwecken in ande- 1 Die offiziellen Titel der WM lauten „FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006“, „FIFA Fussball- Weltmeisterschaft 2006“ und „FIFA Fussball-Weltmeisterschaft“. In Deutschland, Österreich und der Schweiz dürfen zudem die Titel „FIFA WM Deutschland 2006“ und „FIFA WM 2006“ verwendet werden. Vgl. die Richtlinien zur Verwendung der FIFA WM 2006 Marken unter http://us.ent4.yimg.com/ fifaworldcup.yahoo.com/releases/media_guidelines_de5.pdf (Abruf: 23. Juli 2003). 2 Vgl. Pressemitteilung des OK vom 22. Januar 2003 unter http://fifaworldcup.yahoo.com/02/de/030122/1/ 4d.html (Abruf: 23. Juli 2003). 3 Vgl. hierzu Voeth/Klein/Liehr (2001) und Voeth/Liehr (2002).
1. Hintergrund und Durchführung der Studie 6 ren Bundesländern gezogenen Stichprobe keine signifikanten Unterschiede zwischen Bundes- ländern erkennen lässt. 4 Um mögliche Veränderungen der Einstellungen der Bevölkerung in Deutschland abbilden zu können, ist es erforderlich, dass die Stichprobe weiterhin hinsichtlich der gleichen soziode- mografischen Merkmale wie in den Studien 2001 und 2002 gebildet wird. Dies sind im Rah- men der Langzeitstudie die Merkmale „Alter“ und „Geschlecht“. Wie der in Abb. 1 dargestell- te Vergleich zwischen der Stichprobenstruktur und der Struktur der Grundgesamtheit Deutschlands hinsichtlich dieser beiden Kriterien zeigt, kann auch die Studie 2003 in diesem Sinne als weitgehend repräsentativ eingestuft werden. [Anteil der Befragten] 60% 50% 40% 30% 20% 10% [Anteil der Befragten] 0% 40% männlich weiblich [Geschlecht] 30% 20% 10% 0% 24 Jahre 25-44 Jahre 45-64 Jahre älter als 64 und jünger Jahre [Altersklassen] Gesamtbevölkerung Stichprobe (14 Jahre und älter) Abb. 1: Alter und Geschlecht der Befragten (im Vergleich zur Gesamtbevölkerung Deutschlands) 4 Sofern Ergebnisunterschiede auf regionale Besonderheiten der Stichprobe zurück zu führen sind, wird hier- auf entsprechend hingewiesen.
1. Hintergrund und Durchführung der Studie 7 Die hier dokumentierte dritte Erhebung der Langzeitstudie wurde im Sommersemester 2003 mit den Teilnehmern des Marketing-Seminars des Lehrstuhls für Marketing der Universität Hohenheim durchgeführt. Für ihre (arbeitsintensive) Mitarbeit im Projekt danken wir 1) Frau Sylvia Allmendinger, 25) Frau Danijela Ivancic, 49) Frau Sarah Preibusch, 2) Frau Marija Andrijanic, 26) Herrn Daniel Just, 50) Frau Claudia Ptok, 3) Frau Silvia Bardetti, 27) Herrn Thomas Kaiser, 51) Frau Ulrike Raue, 4) Herrn Dominic Baur, 28) Frau Nadja Keller, 52) Frau Alice Reczkowski, 5) Herrn Stephan Bechtel, 29) Herrn Christian Klöpper, 53) Frau Sandra Reichert, 6) Frau Natalie Biedermann, 30) Frau Linn Kohler, 54) Herrn Michael Marc Reißner, 7) Frau Susanne Braun, 31) Frau Silke Kollofrath, 55) Frau Anna Sarnicka, 8) Frau Stefanie Bubeck, 32) Herrn Philipp Krambeer, 56) Herrn Steffen Sator, 9) Herrn Markus Burrer, 33) Frau Sabine Kranich, 57) Herrn Michael Schardt, 10) Herrn Michael Busch, 34) Frau Juliane Krauß, 58) Frau Tanja Rachel Schlapa, 11) Herrn Michael Digel, 35) Herrn Alexander Kunert, 59) Frau Carolin Schmitt, 12) Herrn Dennis Drenjovski, 36) Herrn Felix Kurz, 60) Frau Martina Schnaitmann, 13) Frau Maria Engst, 37) Herrn Wolfgang Kurz, 61) Herrn Torben Schuster, 14) Herrn Mustafa Erdal, 38) Herrn André Lorenz, 62) Herrn Oliver Seitz, 15) Frau Melanie Essig, 39) Herrn Franz Maye, 63) Frau Julia Skopp, 16) Frau Sabrina Ettischer, 40) Herrn Tobias Mayr, 64) Herrn Karim Sleiman, 17) Herrn Gerd Fleischmann, 41) Frau Inga Mönch, 65) Herrn Dustin Soumar, 18) Herrn Torsten Frech, 42) Herrn Daniel Mücke, 66) Frau Claudia Stütz, 19) Frau Katja Friedel, 43) Frau Regina Müller, 67) Frau Ricarda Tenholte, 20) Herrn Frank Gärtner, 44) Herrn Stephan Müller, 68) Frau Katrin Tennert, 21) Herrn Andreas Glaser, 45) Herrn Pascal Nguyen, 69) Frau Patricia Ternes, 22) Herrn Dirk Häring, 46) Frau Christina Nickel, 70) Frau Tanja Wustlich, 23) Herrn Christoph Helms, 47) Frau Jane Oestringer, 71) Herrn Isack Yeman. 24) Frau Swetlana Isaak, 48) Herrn Sergiy Poznyak, Die genannten Studierenden haben im Rahmen dieser Studie nicht nur die Durchführung der Interviews übernommen. Vielmehr haben sie durch ihre kritischen Anmerkungen die in den Jahren 2001 und 2002 entwickelte Konzeption für die Langzeitstudie weiterentwickelt. Dar- über hinaus haben Sie auch einen wichtigen Beitrag für diesen Ergebnisbericht geleistet, in- dem sie Teilbereiche vorausgewertet haben. Wie in den vorangegangenen zwei Studien umfasst der aktuelle Fragebogen eine Vielzahl an Fragestellungen, die wiederum an den inzwischen fortgeschrittenen Organisationsstand ange- passt wurden. Zudem wurden auch in diesem Jahr aktuelle Themen berücksichtigt. Dies be- trifft insbesondere die Frage des Ticketing, da bis 2004 die Ticketpreise und das Verkaufssys- tem für die FIFA WM 2006 festgelegt werden müssen. 5 Darüber hinaus wurde der Themen- bereich des Sponsorings noch einmal erweitert, da diese Frage zurzeit ebenfalls eine hohe Aktualität im Zusammenhang mit der FIFA WM 2006 aufweist. 6 5 Vgl. ausführlich zum Ticketing Voeth/Schumacher (2003). 6 Vgl. zum Sponsoring Kapitel 3.3.2.
1. Hintergrund und Durchführung der Studie 8 Bewer- Durchfüh- Vorbereitungsphase bungsphase rungsphase Vergabe 2003 WM-Eröffnung 6. Juli 2000 9. Juni 2006 Akzeptanz der WM- Wie beurteilt die Bevölkerung Stand und Einstellung zum Aus- Entwicklung der Organisation der WM? eigentlichen Ereignis richtung in (Kap. 3) (Kap. 4) Deutsch- land (Kap. 2) Organisatoren Infrastruktur Finanzierung Teilnahme Ergebnis (Kap. 3.1) (Kap. 3.2) (Kap. 3.3) (Kap. 4.1) (Kap. 4.2) Abb. 2: Aufbau des Ergebnisberichtes Zur Strukturierung der Vielzahl von Einzelfragen, die im Rahmen der diesjährigen Studie erhoben wurde, wurde wiederum die Zeitdimension gewählt. Dies geschieht, um sowohl den Langzeitcharakter der Studie zu unterstreichen, als auch die Vergleichbarkeit mit den beiden vorangegangenen Studien zu gewährleisten. Daher werden im Folgenden drei aufeinander aufbauende Analysebereiche unterschieden (vgl. Abb. 2): • Im ersten Themenbereich wird untersucht, wie die Bevölkerung in Deutschland heute dar- über denkt, dass die FIFA am 6. Juli 2000 entschieden hat, die FIFA WM 2006 in Deutschland auszurichten. • Die Einstellungen und Vorstellungen zu Themen, die den augenblicklichen Organisations- stand der FIFA WM 2006 betreffen, sind Gegenstand des zweiten Themenkomplexes. • Die Vorstellungen der Bevölkerung zum eigentlichen Ereignis FIFA WM 2006 stehen im Mittelpunkt des dritten Themenbereiches. Hier werden Informationen präsentiert, die sich unmittelbar auf die Organisation dieses Sportgroßereignisses beziehen. Da die vorliegende Langzeitstudie auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden soll, sind wir an Verbesserungen und Weiterentwicklungen der Konzeption unserer Studie sehr interessiert. Anmerkungen, Verbesserungsvorschläge aber auch Kritik sind jederzeit will- kommen und können an voeth@uni-hohenheim gerichtet werden.
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 9 2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 2.1 Das Ausmaß der Zustimmung in der Bevölkerung In der Bevölkerung Deutschlands ist weiterhin eine große Befürwortung der Ausrichtung der FIFA WM 2006 in Deutschland feststellbar. Abb. 3 zeigt, dass sich die Akzeptanz im Ver- gleich zu den vorangegangenen zwei Studien um ca. 8 Prozentpunkte auf 83,1 % erhöht hat. Dies ist allerdings weniger auf eine Reduzierung des Anteils derjenigen zurückzuführen, die die WM-Ausrichtung in Deutschland ablehnen. Die Gruppe der WM-Gegner macht weiterhin nur ca. 7 % der Befragten aus. Vielmehr hat sich der Anteil der Befragten vermindert, die sich noch keine Meinung zu diesem Thema gebildet haben. Deren Anteil hat um 6,4 Prozentpunk- te auf 10,0 % abgenommen. „Befürworten Sie, dass die WM 2006 in Deutschland ausgetragen wird?“ [Anteil der Befragten] 100% Befürwortung Ablehnung Keine Meinung 83% 76% 75% 75% 50% 25% 17% 16% 10% 7% 8% 7% 0% 2001 2002 2003 Abb. 3: Zustimmung zur Austragung in Deutschland 7 7 Abweichungen von 100 Prozent ergeben sich hier (wie auch bei späteren Ausführungen) aufgrund von Run- dungsfehlern.
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 10 Neben der insgesamt sehr hohen Akzeptanz der deutschen WM-Ausrichtung ist zudem auch ein hohes Interesse an der WM zu beobachten. So antworteten die Befragten auf die Frage nach ihrem Interesse an der FIFA WM 2006 (auf einer Skala von „1 = sehr gering“ bis „6 = sehr hoch“) im Durchschnitt mit 4,2. Bei einer genaueren Betrachtung zeigt sich zudem, dass lediglich bei ca. 1/3 der Befragten ein geringes Interesse vorhanden ist (vgl. Abb. 4). In- teressanterweise unterscheidet sich das Interesse an der FIFA WM 2006 dabei nur geringfügig von dem Interesse am FIFA Weltpokal Korea/Japan 2002. Dies lässt den Schluss zu, dass das Interesse an einer Fußball-WM streng genommen unabhängig von dem Austragungsland der WM ist. Da das Interesse an der WM 2002 allerdings a-posteriori erfragt worden ist, können hier Verzerrungen nicht ausgeschlossen werden, die möglicherweise aus der für die deutsche Nationalmannschaft sportlich überraschend positiv verlaufenen WM 2002 resultieren. 8 [Anteil der Befragten] 40% WM 2006 WM 2002 31% 30% 29% 22% 21% 20% 14% 15% 14% 13% 11% 12% 10% 10% 10% 0% sehr groß sehr gering [Interesse an WM] Abb. 4: Interesse an der WM 2006 im Vergleich zur WM 2002 (Erhebung 2003) Die Analyse der Gründe, die aus Sicht der Befragten für die Ausrichtung der FIFA WM 2006 in Deutschland sprechen, zeigt, dass in dem Ereignis insbesondere eine gute Werbung für Deutschland gesehen wird. Als weitere Argumente werden insbesondere die Förderung des Tourismus und der Beitrag zur Völkerverständigung genannt. Abb. 5 zeigt darüber hinaus, 8 Vgl. zu den sportlichen Erwartungen an die deutsche Nationalmannschaft vor Beginn der WM 2002 Voeth/Liehr (2002), S. 59.
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 11 dass im Vergleich zur Studie 2002 die Bedeutung der meisten Argumente um zumindest 5 Prozentpunkte zugenommen hat. Besonders bei der Förderung des Tourismus lässt sich ein deutlicher Bedeutungszuwachs um 15,4 Prozentpunkte auf 64,2 % feststellen. Die nächst hö- heren Bedeutungszuwächse finden sich bei den Argumenten des Stadienausbaus (+9,5 Pro- zentpunkte auf 54,8 %), der guten Werbung für Deutschland (+8,8 Prozentpunkte auf 88,3 %) sowie der Völkerverständigung (+7,9 Prozentpunkte auf 63,2 %). Lediglich bei dem Argu- ment, dass sich die Ausrichtung der FIFA WM 2006 positiv auf die Straßen-Infrastruktur in Deutschland auswirken wird, ergibt sich eine geringfügige Abnahme der Bedeutung um 1,8 Prozentpunkte auf 30,0 %. Hier kann gemutmaßt werden, dass für die Befragten zunehmend deutlich wird, dass nicht alle im Zusammenhang mit der WM ursprünglich angekündigten Infrastruktur-Objekte tatsächlich auch realisiert werden. gute Werbung für Deutschland 100% sonstiges 75% Stadion 50% 25% Völkerverständigung 0% Jugend Ausbau der Stadien Studie 2003 Tourismus Studie 2002 Studie 2001 Infrastruktur* * modifizierte Fragestellung im Vergleich zur Studie 2001 Abb. 5: Argumente der WM-Befürworter Als vorrangige Argumente gegen die Ausrichtung der WM in Deutschland werden hingegen vor allem Kosten- und Sicherheitsaspekte genannt (vgl. Abb. 6). So begründen 82,9 % der WM-Gegner ihre Ablehnung damit, dass die WM-Ausrichtung aus ihrer Sicht zu teuer sei. Im
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 12 Vergleich zum Vorjahr stellt dies eine Steigerung um 10,0 Prozentpunkte dar. Beim Sicher- heitsargument wird zwischen der Angst vor einer steigenden Kriminalität im Zusammenhang mit der FIFA WM 2006 im Allgemeinen und der Gefahr durch Hooligans im Besonderen unterschieden. Letztere wird von 53,4 % der WM-Gegner als Argument angeführt. Im Ver- gleich zum Vorjahr stellt dies allerdings einen Rückgang um 9,0 Prozentpunkte dar. Dennoch liegt dieser Wert noch deutlich über dem der Basisstudie 2001, als dieses Argument von nur 42,0 % der WM-Gegner genannt wurde. Ähnliches ist bei der allgemeinen Angst vor Krimi- nalität zu beobachten, die von nur noch 30,1 % der WM-Gegner als Argument angeführt wird. Dieser Wert liegt zwar geringfügig über dem der Basisstudie (28,1 %), weist jedoch im Ver- gleich zum Vorjahr einen Rückgang um 9,7 Prozentpunkte auf. Bei den übrigen Argumenten sind dagegen nur relativ geringe Veränderungen im Zeitablauf zu beobachten. Überfüllung 100% 75% sonstiges 50% Hooligans 25% 0% zu teuer Kriminalität Studie 2003 Studie 2002 Studie 2001 Umweltbelastung Abb. 6: Argumente der WM-Gegner
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 13 Zusammenfassend zeigt sich, dass die Ausrichtung der FIFA WM 2006 in der Bevölkerung Deutschlands auf breite Akzeptanz stößt: Über 80 % befürworten die Ausrichtung der WM in Deutschland. Während die zahlenmäßig weit überwiegenden Befürworter in der WM vor al- lem eine gute Werbung für Deutschland sehen, sind die vermuteten Kosten der WM- Organisation das Hauptargument der „WM-Gegner“. 2.2 Akzeptanzwerte in verschiedenen Bevölkerungsgruppen Die hohe Zustimmung zur FIFA WM 2006, die im vorangegangenen Kapitel dokumentiert wurde, stellt streng genommen lediglich einen Durchschnittswert dar. Daher soll im Folgen- den analysiert werden, ob sich Unterschiede in Abhängigkeit von den Merkmalen • Alter, • Geschlecht, • Beruf, • Interesse an Fußball, • Interesse an der FIFA WM 2006 oder • Wissen über die WM-Vorbereitung feststellen lassen. Differenzierungsmerkmal „Alter“ Die Ausrichtung der FIFA WM 2006 in Deutschland findet über alle Altersstufen gesehen eine hohe Akzeptanz. Diese weist zwar – insbesondere bei den älteren Probanden – einige Schwankungen auf; dennoch beträgt die Zustimmung i. d. R. mindestens 50 % in der jeweili- gen Altersstufe. Darüber hinaus ist ein über alle Altersstufen relativ gleich bleibendes Akzep- tanzniveau zu konstatieren. Dies zeigt sich an dem linearen Trend (gestrichelte, schwarze Li- nie in Abb. 7), der mit steigendem Alter nur geringfügig abfällt. Im Vergleich zur Studie 2002 ergeben sich hier allerdings leichte Veränderungen (vgl. Abb. 7), da nun ein leicht negativer Zusammenhang zwischen Alter und Zustimmungsrate beobachtet werden kann.
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 14 [Zustimmungsrate in %] 100 80 60 40 Studie 2003 20 Studie 2002 Linearer Trend2003) Linear (Studie (Studie 2003) Linearer Trend2002) Linear (Studie (Studie 2002) 0 15 19 23 27 31 35 39 43 47 51 55 59 63 67 71 75 79 83 87 91 [Alter] Abb. 7: Zusammenhang „Zustimmungsgrad“ und „Alter“ Differenzierungsmerkmal „Geschlecht“ Der geschlechtsbezogene Vergleich der Akzeptanzwerte zeigt zunächst einmal, dass die Ak- zeptanz der WM 2006 bei Männern mit 89,0 % weiterhin deutlich höher ist als bei Frauen mit 77,5 % (vgl. Abb. 8). Während sich allerdings der Anteil der WM-Befürworter bei den Män- nern um nur 5,8 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr erhöht hat (Akzeptanzniveau 2001: 83,8 %), ist bei den Frauen eine deutlich höhere Akzeptanzsteigerung um 9,5 Prozentpunkte zu beobachten (Akzeptanzniveau 2001: 68,7 %). Diese Veränderung in der Gruppe der Frau- en begründet sich aber nicht mit einer Verminderung derjenigen, die die FIFA WM 2006 ab- lehnen. Deren Anteil liegt weiterhin bei 7-9 %. Vielmehr hat sich der Anteil der Frauen, die bislang keine Meinung zu diesem Thema hatten, um 10,5 Prozentpunkte auf 13,7 % verrin- gert. Bei den Männern dagegen hat sich der Anteil der WM-Gegner und derjenigen, die noch keine Meinung haben, nur geringfügig im Vergleich zu den Vorjahren reduziert.
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 15 [Anteil der Befragten] 100% 6% 8% 10% 5% 14% 9% 6% 24% 24% 9% 75% 8% 7% 50% 89% 83% 84% 78% 68% 69% 25% Befürwortung Ablehnung Keine Meinung 0% Männer Männer Männer Frauen Frauen Frauen (2003) (2002) (2001) (2003) (2002) (2001) Abb. 8: Geschlechtsspezifische Akzeptanzunterschiede Differenzierungsmerkmal „Beruf“ Bei einer Differenzierung der Akzeptanz der FIFA WM 2006 nach Berufsgruppen ist zu- nächst festzustellen, dass sich die Akzeptanzwerte in allen Gruppen vergrößert haben (vgl. Tab. 1). Die höchste Akzeptanz findet sich mit 88,0 % Zustimmung bei den Probanden, die momentan in der Ausbildung, Lehre bzw. im Wehr- oder Zivildienst sind. Weitere Be- rufsgruppen, die ein Akzeptanzniveau von über 85 % aufweisen, sind die Schüler und Studen- ten (86,7 %) sowie die zurzeit Beschäftigungslosen (85,7 %). Die geringste Akzeptanz ist dagegen bei den Teilzeitbeschäftigen mit 76,9 % zu beobachten. Während sich der Anteil der Probanden, die noch keine Meinung zur Akzeptanz der FIFA WM 2006 haben, in allen Berufsgruppen verringert hat und nur noch maximal 13,0 % beträgt, ergibt sich bei den WM-Gegnern ein geteiltes Bild. Auf der einen Seite ist eine Verringerung des Anteils der WM-Gegner bei den Beschäftigungslosen (-6,3 Prozentpunkte), den Rentnern und Pensionären (-5,8 Prozentpunkte) sowie den Schülern und Studenten (-1,9 Prozentpunkte) festzustellen. Auf der anderen Seite hat sich dieser Anteil dagegen bei den Hausfrauen und -männern (+4,3 Prozentpunkte), den Teilzeitbeschäftigten (+2,1 Prozentpunkte) und den Pro- banden, in der Ausbildung, Lehre und im Wehr- oder Zivildienst (+0,5 Prozentpunkte) erhöht. Bei den ganztätig Berufstätigen ist dagegen keine Veränderung festzustellen.
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 16 Befürwortung Ablehnung Keine Meinung Studie 2003: 82,6 % Studie 2003: 7,9 % Studie 2003: 9,5 % Ganztätig berufstätig Studie 2002: 76,9 % Studie 2002: 7,9 % Studie 2002: 15,2 % Studie 2001: 76,5 % Studie 2001: 6,7 % Studie 2001: 16,9 % Studie 2003: 88,0 % Studie 2003: 6,0 % Studie 2003: 6,0 % Ausbildung, Lehre, Wehr- Studie 2002: 72,7 % Studie 2002: 5,5 % Studie 2002: 21,8 % dienst, Zivildienst Studie 2001: 66,7 % Studie 2001: 6,3 % Studie 2001: 27,1 % Studie 2003: 86,7 % Studie 2003: 4,8 % Studie 2003: 8,4 % Schüler/Student Studie 2002: 78,6 % Studie 2002: 6,7 % Studie 2002: 14,7 % Studie 2001: 79,4 % Studie 2001: 6,5 % Studie 2001: 14,1 % Studie 2003: 85,7 % Studie 2003: 3,6 % Studie 2003: 10,7 % Zurzeit keine Beschäfti- Studie 2002: 72,4 % Studie 2002: 10,3 % Studie 2002: 17,2 % gung Studie 2001: 71,9 % Studie 2001: 6,3 % Studie 2001: 21,9 % Studie 2003: 76,9 % Studie 2003: 10,1 % Studie 2003: 13,0 % Teilzeitbeschäftigt Studie 2002: 68,9 % Studie 2002: 9,0 % Studie 2002: 22,1 % Studie 2001: 75,4 % Studie 2001: 4,5 % Studie 2001: 20,1 % Studie 2003: 83,2 % Studie 2003: 4,6 % Studie 2003: 12,3 % Rentner/Pensionär Studie 2002: 75,4 % Studie 2002: 10,4 % Studie 2002: 14,2 % Studie 2001: 76,0 % Studie 2001: 5,8 % Studie 2001: 18,2 % Studie 2003: 78,5 % Studie 2003: 13,1 % Studie 2003: 8,5 % Hausfrau/Hausmann Studie 2002: 67,2 % Studie 2002: 8,8 % Studie 2002: 24,1 % Studie 2001: 71,6 % Studie 2001: 8,8 % Studie 2001: 19,6 % Tab. 1: Zustimmungsgrad in verschiedenen Berufsgruppen Differenzierungsmerkmal „Fußballinteresse“ und „Sportliche Aktivitäten“ Die 2.130 Probanden teilen sich (nach eigener Einschätzung) ungefähr hälftig in Fußballinte- ressierte und Nicht-Fußballinteressierte auf. Im Vergleich zu den zwei vorherigen Studien ist das durchschnittliche Fußballinteresse mit einem Wert von 3,4 (auf einer Skala von „1 = sehr gering“ bis „6 = sehr groß“) weiterhin leicht abnehmend (2001: ∅ = 3,8; 2002: ∅ = 3,5). Hierin findet sich die inzwischen auch an Indikatoren wie Einschaltquoten u. ä. ablesbare These bestätigt, dass auch das Produkt „Fußball“ Sättigungserscheinungen unterworfen ist. Wie in Abb. 9 dargestellt, vergrößert sich die Akzeptanz der WM-Ausrichtung allerdings wei- terhin mit zunehmendem Fußballinteresse. Während dieser Zusammenhang zunächst einmal nicht sonderlich überraschend ist, ist dennoch erstaunlich, dass selbst bei denjenigen Proban- den, die lediglich über ein sehr geringes Fußballinteresse verfügen, das Akzeptanzniveau der FIFA WM 2006 noch bei über 50 % liegt. Im Vergleich zur Vorjahresstudie hat sich hier eine Akzeptanzveränderung von 17,7 Prozentpunkten auf 56,0 % ergeben. Ähnliche Akzeptanz- steigerungen lassen sich auch bei den weiteren, eher weniger Fußball-interessierten Proban- den erkennen.
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 17 [Zustimmungsquote] 100% 97% 96% 93% 94% 92% 90% 92% 90% 86% Studie 2003 83% 81% 78% Studie 2002 75% Studie 2001 75% 68% 55% 56% 50% 41% 38% 25% 0% sehr groß sehr gering [Interesse an Fußball] Abb. 9: Zusammenhang „Zustimmungsgrad“ und „Fußballinteresse“ Differenzierungsmerkmal „Interesse an der FIFA WM 2006“ Da ein hohes Interesse an der FIFA WM 2006 nicht zwingend mit einer hohen Akzeptanz der Ausrichtung in Deutschland einhergehen muss, soll auch dieser Zusammenhang im Folgen- den untersucht werden. Wie Abb. 10 zeigt, erhöht sich die Akzeptanz der WM-Ausrichtung mit zunehmendem Interesse an der FIFA WM 2006. Während bei Probanden mit einem sehr großen Interesse an der WM die Akzeptanz mit 97,2 % am höchsten ist, ist die Zustimmung bei denjenigen mit einem sehr geringen Interesse mit 37,0 % deutlich geringer. Dennoch ist auch dieses Niveau als relativ hoch anzusehen, da noch immer mehr als ein Drittel die Aus- richtung der FIFA WM 2006 in Deutschland befürwortet.
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 18 [Zustimmungsquote] 100% 97% 95% 88% 79% 75% 67% 50% 37% 25% 0% sehr groß sehr gering [Interesse an WM 2006] Abb. 10: Zusammenhang „Zustimmungsgrad“ und „Interesse an WM 2006“ Differenzierungsmerkmal „Wissen über die WM-Vorbereitung“ Schließlich soll der Zusammenhang zwischen dem Wissen über die WM-Vorbereitung und der Zustimmung zur WM-Ausrichtung untersucht werden (vgl. Abb. 11). 9 Es ist festzustellen, dass die Akzeptanz der WM bei den Probanden, die bereits etwas von der Vorbereitung mit- bekommen haben, mit 90,7 % deutlich größer ist als bei denjenigen, die noch nichts von der Vorbereitung mitbekommen haben (73,9 %). Auch bei dieser Differenzierung der Akzeptanz der FIFA WM 2006 sind deutliche Unter- schiede im Vergleich zur Vorjahresstudie festzustellen. So betrug die Zustimmung bei den Probanden, die bereits etwas von der WM-Vorbereitung mitbekommen haben, im Jahr 2002 84,8 % und die Ablehnung 7,0 %. Noch deutlichere Veränderungen sind bei denjenigen fest- zustellen, die noch nichts von der Vorbereitung mitbekommen haben. Hier betrug die Akzep- tanz im Jahr 2002 61,5 %. 9 Vgl. zum Kenntnisstand der WM-Vorbereitung Kapitel 3.1.2.
2. Akzeptanz der WM-Ausrichtung in Deutschland 19 [Anteil der Befragten] 100% 4% 5% 17% 80% 9% 60% keine Meinung Ablehnung 91% 40% Befürwortung 74% 20% 0% Probanden, die schon Probanden, die noch etwas von der WM- nichts von der WM- Vorbereitung Vorbereitung mitbekommen haben mitbekommen haben Abb. 11: Zustimmungsgrad in Abhängigkeit vom Informationsstand zur WM-Vorbereitung Zusammenfassend zeigt die diesjährige Studie im Hinblick auf die Akzeptanz einzelner Be- völkerungsgruppen ein relativ stabiles Bild: So gilt weiterhin, dass die Akzeptanz praktisch altersunabhängig ist, bei Männern größer als bei Frauen (allerdings mit abnehmender Diffe- renz) ist, vom Interesse am Fußball abhängt und mit zunehmendem Informationsstand über das Ereignis zunimmt. Mit anderen Worten ist der zentrale Hebel, um die Bevölkerungsgrup- pen, die bislang noch kein größeres Interesse an der WM haben, für die WM zu begeistern, darin zu sehen, diese mit spezifischen WM-Informationen zu „füttern“. Denn Informationen erzeugen Interesse und Interesse generiert Akzeptanz!
3. Beurteilung der Organisation 20 3. Beurteilung der Organisation Die Einschätzungen der Bevölkerung im Hinblick auf die Organisation der FIFA WM 2006 können im Hinblick auf • das Subjekt der Organisation (Beurteilung der Organisatoren), • das Objekt der Organisation (Beurteilung von Stand und Entwicklung der organisatori- schen Entscheidungen) und • die Rahmenbedingungen der Organisation (insbesondere finanzielle Rahmenbedingungen) beschrieben werden. 3.1 Beurteilung der Organisatoren (Subjekt der Organisation) 3.1.1 Personelle Besetzung des Organisationskomitees Bei der personellen Besetzung des OK fällt wie in den zwei bisherigen Studien auf, dass die meisten Mitglieder des OK der Bevölkerung weitgehend unbekannt sind. Mit Ausnahme des OK-Präsidenten Franz Beckenbauer, der 52,0 % der Befragten als Organisator bekannt ist, weisen die weiteren Mitglieder des OK-Teams einen Bekanntheitsgrad von weniger als 5 % auf. Den zweithöchsten Bekanntheitsgrad der OK-Mitglieder hat mit 3,0 % der Vize-Präsident Wolfgang Niersbach, der für Marketing, PR, Medien und Kommunikation, IT und Telekom- munikation, Veranstaltungen, Presse- und Medieneinrichtungen sowie Akkreditierungen zu- ständig ist. Der bisherige Vize-Präsident des OK Fedor H. Radmann 10 folgt mit 1,6 % der Nennungen vor dem ersten Vize-Präsidenten und stellvertretenden Präsidenten Horst R. Schmidt (0,8 %). Dieser zeichnet sich verantwortlich für Unterbringung und Tourismus, Turnierorganisation, Städte und Stadien, Eröffnungs- und Schlussfeier, FIFA-Kongress, Transport und Verkehr, Ticketing, Protokoll, Sicherheit sowie Hospitality. Darüber hinaus ist Horst R. Schmidt zent- 10 Fedor H. Radmann ist mit Beschluss des Aufsichtsrats des Organisationskomitees der FIFA Fußballwelt- meisterschaft 2006 vom 18. Juni 2003 nicht mehr als Vizepräsident des OK tätig. Er übernimmt die Position eines Beraters des Präsidiums sowie eines Sonderbeauftragten der neu gegründeten Kunst und Kultur GmbH, die die Umsetzung des nationalen Kunst- und Kulturprogramms der FIFA WM 2006 übernimmt. Neuer Vi- zepräsident des OK ist der Schatzmeister des DFB, Dr. Theo Zwanziger. Dieser ist zuständig für allgemeine Organisation, Recht, Finanzen und Personal.
3. Beurteilung der Organisation 21 raler Ansprechpartner der FIFA. Wie Tab. 2 verdeutlicht, haben sich die Bekanntheitsgrade der OK-Mitglieder im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Studien kaum verändert. Rang Name Studie 2003 Studie 2002 Studie 2001 1 Franz Beckenbauer 52,0% 52,9% 53,7% 2 Gerhard Mayer-Vorfelder 16,1% 17,4% 20,7% 3 Joseph S. Blatter 10,5% < 0,5% < 0,5% 4 Günter Netzer 3,1% 3,0% 2,3% 5 Wolfgang Niersbach 3,0% 2,2% 4,7% 6 Karl-Heinz Rummenigge 2,1% 3,0% 2,6% 7 Fedor H. Radmann 1,6% 0,8% 0,2% 8 Boris Becker 1,2% 2,8% 2,6% 9 Rudi Völler 0,9% 3,4% 2,3% 10 Egidius Braun 0,8% 2,6% 3,1% 11 Horst R. Schmidt 0,8% 0,5% 0,4% 12 Uli Hoeneß 0,8% 0,8% 0,6% 13 Lennart Johansson 0,8% < 0,5% < 0,5% 14 Claudia Schiffer 0,8% 1,3% 2,0% 15 Jürgen Klinsmann 0,6% < 0,5% < 0,5% Tab. 2: Bekanntheit tatsächlicher und von der Bevölkerung genannter Mitglieder des WM-Organisationskomitees Am zweit häufigsten wird hingegen (fälschlicherweise) der Präsident des DFB und Mitglied des Aufsichtsrates des OK Gerhard Mayer-Vorfelder als Organisator der FIFA WM 2006 mit 16,1 % der Nennungen genannt. Überraschend auf dem dritten Platz der Nennungen liegt in diesem Jahr der FIFA-Präsident Joseph S. Blatter (10,5 %), der in den beiden vorangegange- nen Studien kaum genannt wurde. Dies ist vermutlich auf die Rolle Blatters bei der Diskussi- on über die Teilnehmerzahl der FIFA WM 2006 im unmittelbaren Vorfeld der diesjährigen
3. Beurteilung der Organisation 22 Erhebung zurückzuführen. Darüber hinaus ist auffällig, dass einige Polit-, Sport- und Show- größen, die sich während der Bewerbung Deutschlands um die FIFA WM 2006 engagiert haben und die auch in den aktuellen Werbespots „Wir freuen uns auf die WM“ aktiv sind (z. B. Boris Becker), häufiger mit der Organisation der WM in Verbindung gebracht werden als die eigentlichen Organisatoren. Dies gilt ebenfalls für einige Sportler, die als internationa- le Botschafter der FIFA WM 2006 tätig sind (z. B. Karl-Heinz Rummenigge). 3.1.2 Arbeit des Organisationskomitees Bei der Beurteilung der Arbeit des OK ist zunächst die Frage von Interesse, inwiefern sich die Befragten ausreichend über die FIFA WM 2006 bzw. die Vorbereitung informiert fühlen. Hierbei ist festzustellen, dass sich weiterhin nicht einmal die Hälfte der Befragten ausreichend über die WM informiert fühlt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist deren Anteil aber weiter von 19,7 % im Jahr 2001 über 29,4 % im Jahr 2002 auf 34,7 % gestiegen. Während der Anteil derjenigen, die zu dieser Frage (noch) keine Meinung haben, relativ konstant bei ca. 37 % geblieben ist, hat sich der Anteil der Probanden, die sich nicht ausreichend informiert fühlen, weiter von 41,7 % über 34,7 % auf 28,2 % verringert (vgl. Abb. 12). „Fühlen Sie sich ausreichend über die WM 2006 bzw. deren Vorbereitungen informiert?“ [Anteil der Befragten] 100% Ja Nein Keine Meinung 37% 36% 39% 75% 50% 28% 35% 42% 25% 35% 29% 20% 0% Studie 2003 Studie 2002 Studie 2001 Abb. 12: Individueller Informationsstand zur FIFA WM 2006
3. Beurteilung der Organisation 23 „Haben Sie bislang etwas von den Vorbereitungen zur WM 2006 mitbekommen?“ [Anteil der Befragten] 100% Ja Nein 45% 41% 75% 59% 50% 55% 60% 25% 41% 0% Studie 2003 Studie 2002 Studie 2001 Abb. 13: Genereller Kenntnisstand zu den Vorbereitungen der WM 2006 Dieser gesteigerte Informationsstand spiegelt sich allerdings nur teilweise in den Antworten auf die Frage wider, ob die Befragten bereits etwas von den Vorbereitungen zur FIFA WM 2006 mitbekommen haben. Hier gibt zwar weiterhin die Mehrheit der Befragten an, bereits etwas mitbekommen zu haben. Der Anteil dieser Gruppe hat sich allerdings im Vergleich zum Vorjahr nicht weiter erhöht, sondern ist sogar leicht von 59,5 % auf 55,1 % zurückgegangen (vgl. Abb. 13). Wenige Veränderungen sind zudem auch bei der Fragestellung zu beobachten, in welchen Bereichen die Befragten bislang etwas von den Vorbereitungen der FIFA WM 2006 mitbe- kommen haben (vgl. Abb. 14). Lediglich in zwei Bereichen lassen sich deutliche Veränderun- gen feststellen. Überraschenderweise hat sich der Anteil an Probanden deutlich verringert, die etwas vom Standort der Stadien mitbekommen haben. Gerade bei diesem Aspekt hätte die Vermutung nahe gelegen, dass hier aufgrund der Konzentration der Erhebung auf Baden- Württemberg eine deutliche Veränderung zu beobachten wäre. 11 Neben dem bereits konsta- tierten Rückgang bei den Probanden, die etwas vom Standort der Stadien mitbekommen ha- 11 Diese Vermutung liegt nahe, da im unmittelbaren Vorfeld sowie während des Befragungszeitraums (in Ba- den-Württemberg) über den Umbau des Gottlieb-Daimler-Stadions in Stuttgart zu einer reinen Fußball-Arena diskutiert wurde.
3. Beurteilung der Organisation 24 ben, lässt eine Differenzierung der Nennungen bei beiden Stadionaspekten nach dem Bundes- land der Befragten kaum Unterschiede erkennen. So haben von den Befragten, die überhaupt etwas von der WM-Vorbereitung mitbekommen haben, 82,6 % (83,6 %) der Befragten aus Baden-Württemberg (andere Bundesländern) etwas vom Standort der WM-Stadien bzw. 80,8 % (79,4 %) vom Umbau der Stadien mitbekommen. Eine zweite deutliche Veränderung, die aber weniger überraschend ist, ist der relativ hohe Anteil der Probanden, die das am 19. November 2002 vorgestellte Logo der FIFA WM 2006 „The Celebrating Faces of Football“ wahrgenommen haben. Dies gaben 15,6 % der Befragten an. Insgesamt kann somit festge- stellt werden, dass sich die Anzahl an Probanden, die etwas von den WM-Vorbereitungen mitbekommen haben, nicht erhöht hat. Darüber hinaus sind einzelne Vorbereitungsmaßnah- men sehr viel intensiver bzw. viel weniger intensiv wahrgenommen worden. „Was haben Sie bislang von den Vorbereitungen zur WM 2006 in Deutschland mitbekommen?“ 46% Standort Stadien 54% 25% 44% Umbau Stadien 44% 32% 17% Infrastruktur 20% 8% 16% Logo/Maskottchen* 2% 0% 6% Sicherheitsvorkehrungen 4% 5% Tickets 1% Studie 2003 2% 2% Studie 2002 Fanartikel 2% Studie 2001 1% 0% 25% 50% 75% 100% [Anteil der Befragten] * In der Studie 2001 noch nicht berücksichtigt Abb. 14: Der Bevölkerung bekannte Organisationsbereiche Angesichts des somit in Teilen erhöhten Informationsstandes der Probanden ist es allerdings überraschend, dass sich weiterhin ungefähr die Hälfte der Befragten keine Antwort auf die Frage zutraut, ob der DFB bzw. das OK mit den Vorbereitungen der WM im Zeitplan liegt
3. Beurteilung der Organisation 25 (vgl. Abb. 15). Auch der Anteil derjenigen, die diese Frage bejahten bzw. verneinten, hat sich mit 48,0 % bzw. 3,8 % kaum verändert. „Liegt der DFB Ihrer Meinung nach mit der Vorbereitung der WM im Zeitplan?“ [Anteil der Befragten] 100% Ja Nein Keine Meinung 80% 48% 51% 49% 60% 4% 5% 6% 40% 48% 44% 46% 20% 0% Studie 2003 Studie 2002 Studie 2001 Abb. 15: Beurteilung des zeitlichen Vorbereitungsstandes des DFB Obwohl somit weiterhin relativ große Unklarheit über das Zeitmanagement der WM- Organisatoren zu bestehen scheint, ist das Vertrauen in das Organisationspotenzial der Ver- antwortlichen weiter gestiegen. Trauten in den letzten beiden Studien ca. 74 % der Befragten dem DFB eine erfolgreiche Organisation zu, so liegt der Anteil in diesem Jahr bei 80,9 % (vgl. Abb. 16). Differenziert man dieses Ergebnis nach dem Fußballinteresse, so sind hier deutliche Unterschiede im Vergleich zum Vorjahr festzustellen. Während sich das Vertrauen der Fußballinteressierten von 89,2 % auf 92,7 % erhöht hat, ist bei den Nicht- Fußballinteressierten sogar eine Steigerung von 58,6 % auf 70,6 % zu beobachten. Diese Ver- änderung resultiert dabei insbesondere aus einer Verringerung des Anteils der Probanden „ohne Meinung“ von 33,3 % auf 24,8 % (vgl. Abb. 17).
3. Beurteilung der Organisation 26 „Trauen Sie dem DFB zu, die WM erfolgreich zu organisieren?“ [Anteil der Befragten] 100% 16% 20% 20% 3% 80% 6% 6% 60% 40% 81% 74% 74% 20% Ja Nein Keine Meinung 0% Studie 2003 Studie 2002 Studie 2001 Abb. 16: Vertrauen in die erfolgreiche WM-Organisation „Trauen Sie dem DFB zu, die WM erfolgreich zu organisieren?“ [Anteil der Befragten] 100% 93% Ja Nein 80% Keine Meinung 71% 60% 40% 25% 20% 5% 5% 2% 0% Fußballinteressierte Nicht-Fußballinteressierte Abb. 17: Vertrauen in die WM-Organisation in Abhängigkeit vom Fußballinteresse
3. Beurteilung der Organisation 27 Im Hinblick auf das „Organisationssubjekt“ zeigt sich insgesamt folgendes Bild: Auch 2003 ist der Organisator der Bevölkerung noch relativ unbekannt. Weder sind die Mitglieder des OK (außer dem OK-Präsidenten) für die Bevölkerung bislang deutlich in Erscheinung getre- ten, noch sind von Ausnahmen abgesehen Organisationsmaßnahmen flächendeckend wahrge- nommen worden. Trotz dieser Tatsache trauen die Meisten dem DFB bzw. dem OK eine er- folgreiche Organisation zu. Dies deutet weiterhin auf einen „Vertrauensvorschuss“ hin. 3.2 Einschätzungen zu Stand und Entwicklung organisatorischer Rahmenbedin- gungen (Objekt der Organisation) Die Infrastruktur in Deutschland wird insgesamt für eine Fußball-WM als recht geeignet an- gesehen. So antworteten die Befragten auf die Frage nach der Eignung der Infrastruktur für die WM in Deutschland im Durchschnitt mit 4,0 (auf einer Skala von „1 = sehr schlecht“ bis „6 = sehr gut“). Im Vergleich zur Studie 2002 (∅ = 3,9) hat sich die Beurteilung damit kaum verändert. Ein im Rahmen der Organisation der FIFA WM 2006 besonders kritischer Faktor ist in der Angst vor Ausschreitungen während der WM und der Frage zu sehen, mit welchen Maßnah- men diese unterbunden werden können. In diesem Zusammenhang soll zunächst differenzier- ter untersucht werden, ob und wie sich die Angst vor Ausschreitungen im Zeitablauf verän- dert hat. Wie Abb. 18 zeigt, halten die Befragten Ausschreitungen inzwischen für deutlich weniger wahrscheinlich als noch in den Vorjahren. So hat sich der Mittelwert von 4,1 im Jahr 2002 (auf einer Skala von „1 = sehr unwahrscheinlich“ bis „6 = sehr wahrscheinlich) auf in- zwischen 3,7 verringert. Skalenbezogen ist dieser Mittelwert allerdings weiterhin als über- durchschnittlich einzustufen. Neben dieser insgesamt rückläufigen, aber immer noch wahrge- nommenen Wahrscheinlichkeit von Ausschreitungen lassen sich auch signifikante Unter- schiede bei einer Differenzierung nach dem „Alter“ und dem „Geschlecht“ identifizieren. Demnach halten ältere bzw. männliche Probanden Ausschreitungen für deutlich weniger wahrscheinlich als jüngere bzw. weibliche Probanden. Ein Grund für die insgesamt zurückgehende Wahrscheinlichkeit von Ausschreitungen ist vermutlich darin zu sehen, dass davon ausgegangen wird, dass bei der FIFA WM 2006 von den Befragten als sinnvoll eingestufte Maßnahmen zur Verhinderung von Ausschreitungen eingesetzt werden. Nur ein Alkoholverbot in den WM-Städten wird von den Befragten dabei
3. Beurteilung der Organisation 28 als nicht sinnvoll angesehen, da es anscheinend in den Augen der Probanden eine zu weit rei- chende Maßnahme darstellt. Abb. 19 zeigt, dass sich auch hier nur geringe Beurteilungsverän- derungen im Zeitablauf ergeben haben. [Anteil der Befragten] 40% Studie 2003 Studie 2002 30% 25% 24% 24% 22% 20% 20% 19% 20% 18% 11% 11% 10% 4% 3% 0% sehr wahr- sehr unwahr- scheinlich scheinlich Abb. 18: Wahrscheinlichkeit von Ausschreitungen während der WM Alkoholverbot im Stadion 6 5 Sicherheitsverwahrung für 4 Alkoholverbot in WM-Stadt Hooligans 3 2 1 Studie 2003 Studie 2002 Studie 2001 Stadionverbot für Hooligans Erhöhte Polizeipräsenz 1 = nicht sinnvoll Einreiseverbote für Hooligans 6 = sehr sinnvoll Abb. 19: Beurteilung von Maßnahmen gegen Hooligans
3. Beurteilung der Organisation 29 Die Infrastruktur in Deutschland wird von den Befragten für die Ausrichtung einer Fußball- WM als recht geeignet angesehen. Ein kritischer Faktor bei der WM-Ausrichtung ist aller- dings die Gefahr von gewalttätigen Zwischenfällen in den Augen der Probanden. Diese wer- den im Vergleich zum Vorjahr allerdings als weniger wahrscheinlich angesehen, da sich diese nach Auffassung der Probanden durch entsprechende Maßnahmen verhindern lassen. 3.3 Beurteilung von finanziellen Rahmenbedingungen Der Gesamtetat, der dem deutschen Ausrichter für die FIFA WM 2006 zur Verfügung steht, beträgt für den deutschen Ausrichter rund 400 Mio. €. Dieser Betrag ergibt sich aus dem Ti- cketverkauf, den Sponsorengeldern der geplanten sechs nationalen Sponsoren sowie dem Zu- schuss von der FIFA. 12 Aus diesem Etat sind natürlich nicht die Kosten für den Um- oder Neubau der WM-Stadien zu begleichen, die insgesamt fast 1,4 Mrd. € betragen werden und zumindest in Teilen durch den Staat finanziert werden. Der Zuschuss durch die FIFA wird u. a. aus den Fernsehgeldern sowie dem Merchandising gespeist. Da der Ticketverkauf, das Merchandising sowie das Thema TV im Kapitel 5 erörtert werden, beschränken sich die fol- genden Ausführungen auf die staatliche Förderung und das Sponsoring. 3.3.1 Staatliche Förderung der WM Die Tatsache, dass die Ausrichtung der FIFA WM 2006 insgesamt nicht ohne staatliche För- derung auskommt, wird von 87,1 % der Befragten erkannt. Im Vergleich zu den beiden bishe- rigen Studien ist dieser Wert relativ konstant geblieben (2002: 87,5 %; 2001: 86,3 %). Einer staatlichen Förderung der WM stehen allerdings 60,5 % der Befragten ablehnend gegenüber (vgl. Abb. 20). Im Vergleich zu den Studien 2001 (61,8 %) und 2002 (68,1 %) ist dies die bislang geringste Ablehnungsquote. Im Vergleich zur Studie 2002 ist hierbei eine signifikante Veränderung des Mittelwertes von 2,8 auf 3,1 (auf einer Skala von „1 = lehne ich ab“ bis „6 = finde ich gut“) zu beobachten. Trotzdem darf nicht übersehen werden, dass noch immer der überwiegende Teil der Probanden eine staatliche Finanzierung von Teilen der WM für wahrscheinlich hält, zugleich jedoch ablehnt. 12 Vgl. o. V. (2003a).
3. Beurteilung der Organisation 30 [Anteil der Befragten] 40% Studie 2003 Studie 2002 Studie 2001 30% 29% 28% 25% 25% 23% 21% 20% 20% 19% 20% 17% 16% 14% 12% 10% 8% 9% 9% 4% 4% 0% finde ich gut lehne ich ab Abb. 20: Einstellung zur staatlichen Förderung der WM 2006 3.3.2 Sponsoring Im Rahmen des Sponsoring kann zwischen dem Sponsoring der Sportgroßveranstaltung „FIFA WM 2006“ und dem Sponsoring der deutschen Fußball-Nationalmannschaft unter- schieden werden. Bei der Frage des Sponsorings der FIFA WM 2006 zeigt sich, dass Merce- des-Benz (bzw. Daimler-Chrysler) 13 und adidas, die bereits in den letzten beiden Studien am häufigsten genannt wurden, weiterhin mit deutlichem Abstand vor anderen Unternehmen bei dieser Fragestellung als „Wunschsponsoren“ genannt werden (vgl. Abb. 21). 14 Auffällig ist dabei insbesondere, dass von den tatsächlichen offiziellen Partnern bzw. den nationalen För- derern der FIFA WM 2006 15 außer adidas lediglich die Deutsche Telekom und Coca-Cola zu den zehn am häufigsten genannten Wunschsponsoren zählen. Der meist genannte Wunsch- 13 Bei den Nennungen von Mercedes-Benz bzw. DaimlerChrysler gaben 40,8 % der Befragten Mercedes-Benz und 59,2 % DaimlerChrysler an. 14 Die Ergebnisse der Studie 2001 sind in Abb. 21 nicht aufgeführt, da diese aufgrund einer im Jahr 2002 modi- fizierten Fragestellung nicht direkt vergleichbar sind. Vgl. hierzu Voeth/Klein/Liehr (2001). 15 Offizielle Partner der FIFA WM 2006 sind adidas, Anheuser Busch Bud, Avaya, Coca-Cola, Continental, Deutsche Telekom, Fujifilm, Fly Emirates, Gillette, Hyundai, MasterCard, McDonald´s, Philips und Toshiba. Nationale Förderer sind EnBW, Hamburg Mannheimer, Obi und die Postbank (Stand 7. August 2003).
3. Beurteilung der Organisation 31 sponsor Mercedes-Benz/DaimlerChrysler dagegen kann aufgrund der Sponsoringbestimmun- gen der FIFA nicht als Sponsor der FIFA WM 2006 tätig werden. Nachdem in den vorangegangenen Studien adidas häufiger als Mercedes Benz genannt wurde, zeigt sich in diesem Jahr ein deutlicher Rückgang bei dem Anteil der Nennungen von adidas, wohingegen bei Mercedes-Benz kaum Veränderungen zu beobachten sind. Dies resultiert vermutlich auch daraus, dass der Erhebungsschwerpunkt der diesjährigen Studie in Baden- Württemberg lag. So nannten 45,1 % (27,4 %) der Befragten aus Baden-Württemberg (andere Bundesländern) Mercedes-Benz/DaimerChrysler als Wunschsponsor. Adidas dagegen nann- ten 28,9 % der Befragten in Baden-Württemberg und 34,0 % in anderen Bundesländern. Mercedes- 17% Benz/DaimerChrysler 16% Adidas* 12% 18% BMW 5% 5% Deutsche Telekom* 5% 8% Coca-Cola* 5% 9% Siemens 4% 4% Puma 3% * Offizielle Partner 1% und nationale Nike 3% Förderer der FIFA 5% WM 2006 Volkswagen 3% 4% Studie 2003 Porsche 3% Studie 2002 1% 0% 5% 10% 15% 20% 25% [Anteil der Nennungen] Abb. 21: Wunschsponsoren für die WM 2006 Ein ähnliches Ergebnis wie bei der Frage nach dem Wunschsponsor der FIFA WM 2006 zeigt sich auch bei der Frage, welche Unternehmen mit der deutschen Nationalmannschaft assozi- iert werden (vgl. Abb. 22). Auch hier werden die DFB-Partner Mercedes-Benz/Daimler- Chrysler und adidas am häufigsten genannt. Der deutliche Anstieg der Nennungen bei Merce- des-Benz/Daimler-Chrysler lässt sich wiederum auf den Erhebungsschwerpunkt Baden- Württemberg zurückführen. Während Mercedes-Benz/Daimler-Chrysler von 48,2 % der Be-
3. Beurteilung der Organisation 32 fragten in Baden-Württemberg bzw. 36,7 % der Befragten in anderen Bundesländern mit der deutschen Nationalmannschaft in Verbindung gebracht wird, sind dies bei adidas 45,6 % bzw. 52,9 %. Von den weiteren Partnern des DFB zählen zudem Bitburger, Coca-Cola und E-Plus zu den zehn meist genannten Unternehmen. Dagegen werden Fujitsu-Siemens sowie die Unterneh- men des DFB-Ernährungspools Reinert, Powerade, Hanuta/Nutella, Langnese und Müller 16 kaum genannt. Mercedes-Benz/DaimlerChrysler* 23% 17% adidas* 23% 23% Bitburger* 5% 8% Deutsche Telekom 5% 5% Krombacher 3% 4% Coca-Cola* 3% 5% Puma 3% 1% Obi 3% 3% E-Plus* 2% 0% * Partner des DFB Nike 2% 3% Studie 2003 Warsteiner 2% Studie 2002 2% 0% 10% 20% 30% [Anteil der Nennungen] Abb. 22: Mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft assoziierte Unternehmen 16 Zum DFB-Ernährungspool, in dem sich Nahrungsmittel-, Getränke- und Genussmittelunternehmen zusam- mengefunden haben, um den DFB sowie seine Nationalmannschaften bei Länderspielen zu unterstützen, zählt zudem auch Bitburger Drive.
3. Beurteilung der Organisation 33 In Bezug auf die finanziellen Rahmenbedingungen der FIFA WM 2006 zeigt die diesjährige Untersuchung, dass weiterhin ein Großteil der Befragten davon ausgeht, dass die WM nicht ohne staatliche Förderung auskommen wird. Dies wird zwar weiterhin abgelehnt, allerdings ist die Ablehnungsquote geringer als in den beiden voran gegangenen Studien. Als Wunsch- sponsoren für die FIFA WM 2006 werden vor allem Mercedes-Benz/Daimler-Chrysler und adidas genannt. Diese beiden Unternehmen werden auch am häufigsten mit der deutschen Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. 4. Einstellungen zum eigentlichen Ereignis „FIFA WM 2006“ Die konkreten Einstellungen gegenüber der FIFA WM 2006 können nach der Bereitschaft zur individuellen Teilnahme an der WM und den Vorstellungen über das Ergebnis der WM diffe- renziert untersucht werden. Im Rahmen der individuellen Teilnahme ist dabei zwischen dem aktiven Miterleben der WM-Spiele im Stadion (Stadion-Zuschauer) und dem passiven Miter- leben der Spiele im TV als Medien-Zuschauer zu unterscheiden. Die Analyse der Ergebnisse der FIFA WM 2006 wird schließlich sowohl aus sportlicher als auch aus einer „Over all“- Perspektive vorgenommen. 4.1 Bereitschaft zur individuellen Teilnahme 4.1.1 Aktives Miterleben der FIFA WM 2006 4.1.1.1 Teilnahme als Zuschauer im Stadion Im Rahmen des aktiven Miterlebens der FIFA WM 2006 steht das Interesse im Mittelpunkt, Spiele der WM im Stadion zu verfolgen. Um dieses Interesse richtig einordnen zu können, ist zunächst zu untersuchen, wie häufig die Befragten normalerweise Fußballspiele im Stadion verfolgen. Abb. 23 zeigt, dass ein Großteil der Befragten (2003: 73,6 %) eigentlich nie ins Fußballstadion geht. Lediglich 2,1 % der Befragten gaben an, (fast) jede Woche ein Fußball- spiel im Stadion zu verfolgen. Die im Vergleich zu den vorangegangenen Studien leicht rück- läufigen Angaben sind dabei nicht überraschend, da ein zentraler Faktor für das Interesse am Stadionbesuch das Interesse an der jeweiligen Sportart ist. Wie aber bereits in Kapitel 2.2
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