Analog 01.23 An der Grenze
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analog Zeitschrift für analoge Musikwiedergabe € 12,50 01.23 An der Grenze des Machbaren Die Neukonstruktion der Legende STELLAVOX »PRO TD9« Ansteckend: In familiärer Vinyl-Mission Verlockend: Masse-Laufwerk von SIKORA aus Polen Begeisternd: Metamorphosen des DENON »DL 103« Inspirierend: 24 Schallplatten und 10 Masterbänder
Inhalt AAA Grenzgang und Gratwanderung: Wiederauferstehung einer Legende: Die STELLAVOX »PRO TD9« kehrt zurück 4 Regionale Analog-Treffpunkte 7 Klangpioniere: 40 Jahre High End-Society 10 Vinyl-Generationen: Zwei Perspektiven – eine Leidenschaft 20 Augenzeuge: Die Norddeutschen HiFI-Tage 22 Neues und Wissenswertes: Pressemitteilungen aus der Szene 31 Soundtracks, die dritte: Hörenswerte Filmmusiken 32 Musikalische Sozialisation: Folge 3 der neuen Serie über Musikbiografien von AAA-Mitgliedern 37 Mission: Wie man Leidenschaft vererben kann 44 Aus der Geschäftsstelle 99 Mitgliedsfirmen 100 Technik Mehr Kult als Klang: SONYs »Walkman DD III« auf der Intensivstation 26 Im Namen des Masterbandes: Eine Bandmaschine nur zum Abspielen 39 Im Osten was Neues: Basis High End-Laufwerk von SIKORA 46 Messen statt Tüfteln: »Wissenschaftliche« Lautsprecher-Entwicklung bei FINKTEAM. 50 Frischzellen-Kur: Das legendäre »DL-103« im Tuning-Modus 54 Musik Das Erbe des MERCURY-Labels: Interview mit Tom Fine 58 Audiophile Viererbande: Unser »Berliner Quartett« stellt neue Schallplatten vor 65 Neue und einzigartige Analog-Produktionen auf Vinyl & Tonband Schallplatten Henrik Freischlader: »Recorded By Martin Meinschäfer II« 71 GoGo Penguin: »Everything Is Going To Be OK« 72 Soen: »Atlantis« 74 Andrea Motis & WDR Big Band: »Colors & Shadows« 78 Anne Clark & Ulla van Daelen & Justin Ciuche: »Borderland« (STOCKFISCH DMM) 79 Magdalena Ganter & Die Herren von Montreux: » Studio Konzert« 80 Grimson Oak: »Grimson Oak« 81 Carly Simon: »No Secrets« (SPEAKERS CORNER Reissue) 82 Masterbänder »Jazz On Vinyl« 1-7 (Quinton/Edition Phönix der AAA) 84 John McLaughlin, Al Di Meola, Paco De Lucía: »Saturday Night In San Francisco« (HORCH HOUSE) 91 Richard Koch Quartett: »Fluss« (HORCH HOUSE) 94 »Sommernachtsträume « (RN AUDIO) 98 103 Impressum Strictly analogue!! 15.04. – 16.04.2023 M O E R S Van der Valk Hotel Moers Infos: www.aaanalog.de
ANALOG 1/2023 A A A 3 Editorial Grenzgänger Unsere Herangehensweise an passioniertes Musikhören, die Es ist fraglos ein relevanter Unterschied, ob ich mir für 65 € man eher Leidenschaft als einfach nur „Hobby“ nennen muss, eine audiophile LP oder für 480 € das entsprechende Master- besitzt die vielleicht typisch männliche Komponente, bei der band kaufe. Und es setzt ein noch größeres Fragezeichen in Auslotung des Möglichen bis zum Äußersten zu gehen und erst die Welt, wenn man sich mit der Neukonstruktion einer Band- an unüberwindlichen Grenzen Halt zu machen. Den Beweis für maschine befasst, für die ein mittlerer fünfstelliger Betrag auf diesen Sachverhalt erbringen wir eigentlich mit jeder Ausgabe den Tisch zu legen ist. Ich höre die Fragen: „Wer hört überhaupt dieses Magazins. Seien es nun sündhaft teure Geräte, riesige Bänder?“, „Rechtfertigt das geringe erhältliche Repertoire über- Tonträgersammlungen oder ungeheuer aufwendige Mastering- haupt diesen Aufwand?“ und „Ist es nicht irre, dafür derart viel Verfahren, deren magische Anziehungskräfte wir zelebrieren. Geld auszugeben?“ Man kann dieses Streben, ohne Rücksicht auf technischen und All diese Einwände sind legitim. Aber wer, wenn nicht wir von auch finanziellen Aufwand den bestmöglichen Klang erreichen der AAA, sollte sich auch solchen Entwicklungen zuwenden? zu wollen, „verrückt“ oder „besessen“ nennen, wie das viele Wer, wenn nicht wir, sollte aufzeigen, welche klanglichen Zeitgenossen auch tun. Potentiale analoge Musikproduktion hat, weil genau das ja Aber es verfolgt letzten Endes nur das eine Ziel: Die Reproduk- die Existenzberechtigung unserer Bewegung und des ana- tion von Musik zu einem Erlebnis zu machen, das atemberau- logen Hörens selbst unter Beweis stellt? bend ist und uns in den Niederungen des Alltags emotionale Lichtblicke verschaff t, die mit nichts anderem zu vergleichen sind. Das macht diesen Aufwand subjektiv vertretbar. Herzlich Aber selbst in unseren Kreisen, in denen über solche Eskapaden Einvernehmen besteht, gibt es Stimmen, die gewisse „Exzesse“ Ihr ablehnen und darüber den Kopf schütteln; jugendliche Vinyl- Fans sowieso. Hat sich Ihre Bankverbindung geändert oder sind Sie umgezogen? Sie können uns die Verwaltungsarbeit sehr erleich- tern, indem Sie uns diese Änderungen mitteilen. email: pthoeler@aaanalog.de oder Fax: +49 181-7051 6010
10 A A A ANALOG 1/2023 Zu Höchstem berufen 40 Jahre HIGH END SOCIETY – Geschichte und Gegenwart Von Uwe Mehlhaff Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir – Aussteller und Medienvertreter – nach einem Feierabend auf der HIGH END einer Einladung der HIGH END SOCIETY folgten. Sofern ich mich richtig erinnere, war es das 30-jährige Jubiläum, und wir schrieben Mai 2012. Ich saß in einer Halle im MOC, dem Münchener Veranstaltungs- und Ordercenter, an einem für unser flächenmäßig größtem Bundesland typischen Biergartentisch in langer Reihe umringt von zahlreichen Ausstellern. Viel zu laute Livemusik übertönte mögliche Konversationen. Und für Bayern untypisch gab es Weißbier aus 0,3 l-Gläsern. Für mich persönlich ein No-Go.
ANALOG 1/2023 A A A 11 und interessanten Gesprächen zu später Abendstunde endete. Den amüsanten Teil des Nachmittags bis in den Abend moderierte gekonnt und professionell der populäre Wuppertaler Entertainer und Moderator Jörg Knör, dessen Parodien für reichlich Lacher und Beifall sorgten. Aber was hatte die HIGH END SOCIETY an diesem Ehrentag 40 Jahre HIGH END SOCIETY: Feier in der zu berichten? Jürgen Timm, Vorstands- historischen Stadthalle Wuppertal vorsitzender der HIGH END SOCIETY, am 08.11.2022 schilderte den Ursprung des Verbands, der auf das Gründungsjahr 1982 zurück geht und auf den ich später näher einge- Noch taufrisch: Ankündigung der HIGH hen werde. Ich zitiere Jürgen Timm: „40 END im Hotel Interconti in der 10. Etage in Jahre ist es her, dass diese Menschen Düsseldorf (erste HIGH END 1982) sich zusammenfanden und diesen Ver- band gegründet haben… … Aber Musik ist damals genauso wie heute ganz wich- Als ich am 08.11.2022 Richtung Wupper- tig gewesen. Ich glaube, für mich war die tal fahre, denke ich, dass dieses Event Musik damals sehr sehr wichtig. Und es auch schon wieder 10 Jahre her und wie war wichtig, dass sie auch gut klingt. die Zeit seitdem verflogen ist. 2022 ist Damals gab es noch kein Internet. Was Ehre, wem Ehre gebührt: Die bundes- die HIGH END SOCIETY e.V., der Inte- hat man gemacht? Man hat sich mit weiten Top 40 Hifi -Händler wurden aus- ressenverband für hochwertige Ton- Freunden unterhalten, man hat Musik gezeichnet und Bildwiedergabe, nunmehr 40 Jahre gehört. Man ist in den Handel gegangen alt geworden. Anlass, Mitgliedsfi rmen, und hat sich dort umgeschaut, was es für Fachpresse sowie die bundesweiten Top spannende und interessante Produkte 40 Hifi-Händler für diesen Tag nach Wup- gab. Dann hat man auf das Preisschild pertal, wo der Verband seinen Sitz hat, in geschaut und hat gesagt, ganz schön die dortige historische Stadthalle einzu- teuer… …Ein anderes Medium, Internet laden. Insgesamt wurden 160 Teilnehmer gab es ja noch nicht, war die Presse. Man zur Feier gebeten. Bis auf einige wenige hat in die Zeitschriften geschaut und hat Absagen fanden diese auch den Weg in verglichen. Man hat sich bei Freunden die bergische Metropole. umgehört, und man hat letzten Endes auch festgestellt, dass in diesen Fach- Die Stimmung im historischen Ambiente zeitschriften ungebändigte Kompetenz war gut und die Branche bester Laune. gebündelt ist.“ Ich erinnere mich, wie ich Richtig gezählt! 38 Mal seit 1982 gab es Wie von vielen Herstellern, Vertrieben mir in den 1970er- und 1980-er Jahren eine HIGH END (HIGH END 2022) und Händlern zu vernehmen war, war am Wochenende am Schaufenster eines das Jahr 2021 ein sehr umsatzträchtiges damaligen Bonner Radio- und Fernseh- und zu dem gemacht, was er heute mit Jahr, dem 2022 wohl nicht nachstehen händlers die Nase plattgedrückt hatte: Fug und Recht reklamieren darf, nämlich wird. Die Veranstaltung war durchwegs Da standen Tonbandgeräte für 1000 und der größte und wichtigste Interessensver- gelungen; es gab keinen Anlass zu Kri- mehr DM, für die mir damals das nötige band für die hochwertige Ton- und Musik- tik. An dieser Stelle nochmals Dank an Kleingeld fehlte. Was ist mir leisten konn- wiedergabe zu sein mit einer sehr sehr die HIGH END SOCIETY, deren Tochter- te, war das Hifi -Jahrbuch Nr. 7 (1975), starken Gemeinschaft.“ Stefan Dreischärf, gesellschaft HIGH END SOCIETY SER- welches ich heute noch immer besitze. Geschäftsführer der HIGH END SOCIE- VICE GmbH sowie allen Mitarbeitern, Das ist lange her, und meine Fettnasen TY SERVICE GmbH, bestätigte wie sein in deren Verantwortung die gelungene an den Schaufensterscheiben? Die musste Vorredner Jürgen Timm, sich schon seit Organisation lag. Insgesamt war es ein der Händler montagsmorgens natürlich einigen Jahrzehnten mit dem Thema Hifi dem Anlass gebührender Abend, der wieder wegwischen. und Highend im Privaten zu beschäfti- mit einem abwechslungsreichen Büffet gen. Geehrt wurden im Laufe des Abends Der Verband ist (Stand November 2022) zwei der 12 Gründungsmitglieder, die nunmehr auf satte 68 Mitglieder (Her- aktuell noch in der Branche aktiv sind: Bietet Platz für größere Veranstaltungen: Die historische Stadthalle in Wuppertal steller und Vertriebe) angewachsen. Kurt Hecker, Ehrenvorsitzender der HIGH
12 A A A ANALOG 1/2023 Begleiterscheinung bis 2019: Messekata- Ein Muss für Freunde von physischen Tonträgern: Das Tonträgerdorf (HIGH END 2012) loge in Buchform (hier HIGH END 2005, die zweite Messe im Münchner MOC) END SOCIETY, und Rolf Gemein, Inhaber Renner, ein Diplom-Ingenieur der Elek- seitens der kleinen High-End-Firmen und Mastermind von Symphonic Line. trotechnik aus München, der die Ver- als vordringliche Aufgabe, dem Rum- öffentlichung der Zeitschrift „Das Ohr“ mel auf der „HifiVideo“ Paroli zu bieten. Im weiteren Verlauf des Abends wur- plante. Alle Teilnehmer waren sich nach Damit war die Idee der ersten HIGH END den die Top 40 Hifi-Händler, soweit diese diesem Treffen einig, dass die bis dato geboren. Ich zitiere die Zeitschrift „Das anwesend waren, geehrt und mit ger- große Düsseldorfer Messe „Hifi Video“ Ohr“: „Warum sollte es in Deutschland ahmten Urkunden ausgezeichnet. Jürgen mit den damals namhaften deutschen nicht möglich sein, eine gemeinsame Timm: „Ganz wichtig für uns ist hier die sowie internationalen Herstellern von Hotelausstellung aller ‚High-End-Leute‘ Basis, ohne die nichts draußen geht. Diese Produkten der Unterhaltungselektronik durchzuführen? Zumal die Düsseldorfer Basis sind unsere Fachhändler... …Wir dem Thema „Hören“ keine rechte Auf- Messe 1982 durch das ungeliebte Objekt haben darüber beraten, wer denn diese merksamkeit schenkt. Zu sehr konzen- Video erweitert werden würde.“ Ein Zet- Besten der Besten unserer Fachhändler trierte sich diese Veranstaltung auf das tel wanderte von Tisch zu Tisch, auf dem sind.“ Also Ehre, wem Ehre gebührt. Thema Video, sprich Bild. Der gute Ton jeder Teilnehmer seinen Raumbedarf spielte folglich eine Nebenrolle. anmeldete. Kommen wir auf die Historie der HIGH END SOCIETY zu sprechen und auf Klaus Renner erläuterte den anwesenden Am 15.01.1982 traf man sich zwecks den 18.12.1981. An diesem Tag und bei Teilnehmern in Alzenau sein Konzept der Hotelinspektion in Düsseldorf. Es kamen Schneetreiben, so die Chronik, trafen Zeitschrift „Das Ohr“. Gleichzeitig unter- mehr High-End-Firmenvertreter in die sich in einem kleinen Hotel im unterfrän- breitete er den Vorschlag, dass die deut- rheinische Landeshauptstadt als zum kischen Alzenau 13 kleine High-End-Fir- schen High-End-Hersteller im Jahr 1982 Auftakt in Alzenau. Mit dem Intercon- men mit 12 stimmberechtigten Mitglie- ihre Produkte erstmals auf einer eigenen ti fand man letztendlich trotz parallel dern. Initiiert hatte dieses Treffen Klaus Messe präsentieren sollen. Man sah es stattfindender „HifiVideo“ ein Hotel, 08Ʋ 'LHXOWLPDWLYHGLJLWDOH0XVLNTXHOOHs /6Ʋ LQ{.RPELQDWLRQPLWGHP/6Ʋ Der Referenzlautsprecher HLQXQYHUJOHLFKOLFKHOHJDQWHV PLW6%Ʋ7LHIWRQHUZHLWHUXQJs +LJK(QG$XGLRV\VWHP KÑFKVWH.ODQJSU¿]LVLRQ XQGXQJHEUHPVWH0XVLNDOLW¿W www.hoerzone.de
ANALOG 1/2023 A A A 13 Typisch bayerisch: „Livemusi“ (HIGH END 2012) Walking Act: Livemusik auf acht Beinen (HIGH END 2013) das den benötigten Raumbedarf zur Verfügung stellen konn- te. Das während diverser Messetage unerwünschter Baulärm die Hörvorführungen störte, war ärgerlich. Die Veranstaltung ging vom 19.08. bis zum 26.08.1982, der Besucherstrom war enorm. Die 1. HIGH END war trotz aller Beeinträchtigungen durch Baumaßnahmen sehr erfolgreich. Man beschloss seitens der Aussteller, 1983 eine weitere Messe durchzuführen, aber an einem anderen Standort. Am 10.12.1982 fand in Frankfurt am Main die Gründungsver- sammlung der „High End-Interessengemeinschaft für hoch- wertige Musikwiedergabe e.V.“ statt. Es war der Vorläufer der heutigen HIGH END SOCIETY. Die Satzung wurde einstimmig abgesegnet und beschlossen. Damit war der Verein gegründet. Haste Töne? Nichts für die Einzimmerwohnung (HIGH END Der etwas sperrig klingende Vereinsname ließ sich internatio- 2013) nal nicht vermarkten. 1990 geschah folgerichtig die Umbenen- nung in HIGH END SOCIETY. Es nahte das Jahr 1983 und die geplante 2. HIGH END. Das Interconti hatte sich nach dem Desaster im Vorjahr als nicht ideal erwiesen. Mit dem 5 Sterne-Hotel Kempinski Hotel Gra- venbruch in Neu-Isenburg nahe Frankfurt am Main war ein neues, luxuriöses Domizil gefunden. Es vereinte mehrere Vor- teile: Mitten in Deutschland gelegen, Anbindung an den größ- ten internationalen deutschen Flughafen, die Mainmetropo- le in unmittelbarer Nähe und der Charme eines Grandhotels mit allen damit verbundenen Annehmlichkeiten. Parkplätze für Aussteller und Besucher waren reichlich vorhanden, und nach beendetem Messetag konnte man diesen an der reich- Small Faces oder Familienbande: Designlautsprecher aus lich bestückten Hausbar in stilvollem Ambiente ausklingen las- Italien (HIGH END 2013) sen. Wie lautet aktuell die Eigenwerbung dieses Hotels: „Ein Zufluchtsort im Grünen“. Befragt man Zeitzeugen, die die HIGH END im Kempinski seinerzeit besucht hatten, fallen wohlwol- lende Begriffe wie „vornehm“, „edel“, „stillvoll“. Die HIGH END zog durch das Kempinski in den Folgejahren ständig wei- tere internationale HiFi- und High End-Hersteller, -Vertriebe sowie Besucher an. Man war als Gemeinschaft unter sich, weit weg von den Branchengrößen der Unterhaltungselektronik. Das Ende der HIGH END in Neu-Isenburg war im Jahr 2003 besiegelt. Die HIGH END hatte sich prächtig entwickelt. Die HIGH END on Wheels: Highend-Anlagen auf vier Rädern (HIGH END 2014)
14 A A A ANALOG 1/2023 Der Meister schließt die Augen und Kein Bohrturm: Plattenspieler aus deut- genießt Musik: „Tonabnehmerpapst“ schen Landen für „Geldliebhaber“ Aalt Jouk van den Hul (HIGH END 2013) (HIGH END 2014) tisch. Unabhängig vom MOC hat Mün- chen natürlich auch seine nicht zu ver- leugnenden Vorteile: Da wäre der interna- tionale Flughafen zu nennen. Hinzu kom- men das großzügige Einzugsgebiet und natürlich das attraktive Umland gepaart mit bayerischer Gastfreundlichkeit. Und wer kehrt nicht gerne nach Messetag in einem Biergarten ein? Wer nach der Messe noch Zeit hatte, hängte ein paar Tage Urlaub im Münchener Umland dran. Mitbegründer der heutigen HIGH END Die HIGH END als Messe wuchs bezogen Japanische Tuner-Legende: Ken Ishiwata († SOCIETY: Dieter Burmester († 2015 / auf Aussteller und Besucher beständig. 2019 / HIGH END 2014) HIGH END 2014) Die HIGH END SOCIETY war durch die zunehmende Internationalität mit über- Zahl der vorhandenen Vorführräume im schaubarer Mannschaft nicht mehr zu 2014 wurde die HIGH END SOCIETY Kempinski war begrenzt und die Nachfra- managen. Folglich kam der Gedanke, MARKETING GmbH in HIGH END SOCIE- ge nach entsprechenden Zimmern größer eine Tochtergesellschaft zu gründen, die TY SERVICE GmbH umbenannt. Die Auf- als das Angebot. Zunehmend kam Bedarf die HIGH END SOCIETY in „organisato- gaben blieben weitgehend die gleichen. auch nach Bildvorführungen, also gutes rischen und operativen Belangen“ unter- War anfangs Branco Glisovic Geschäfts- Bild zum guten Ton, auf. Dafür waren die stützt. 2003 (Neueintragung im Handels- führer, so lag 2017 die Organisation und Hotelräume im Kempinski nicht vorgese- register) wurde die HIGH END SOCIETY Durchführung der HIGH END erstmals in hen. Marketing GmbH als Tochtergesellschaft den Händen von Stefan Dreischärf. Auch der HIGH END SOCIETY gegründet. In gab es Änderungen im Vorstandsvorsitz 2004 geschah der Umzug nach München den Folgejahren wurde nicht nur die bzw. Vorstand des Verbands. Kurt Hecker, in das dortige MOC; kein Vergleich zum HIGH END jährlich durchgeführt. Audio- Gründungsmitglied und einer der 12 Teil- luxuriösen 5 Sterne-Hotel! Wer beide Loca- philen Interessenten, die weder Zeit noch nehmer in Alzenau, bis Mitte 2018 Vor- tions kennen gelernt hat, mag 2004 ange- Muße hatten, nach München zu kommen, standsvorsitzender der HIGH END SOCI- sichts des schnöden Messegeländes im wurde oder wird die Gelegenheit gebo- ETY, übergab ab diesem Zeitpunkt den Münchener Stadtteil Freimann enttäuscht ten, über regionale Messen an verschie- Stab an Jürgen Timm. Ihm zur Seite ste- gewesen sein. Das MOC wurde Anfang denen Orten wie die „World of Hifi“, die hen Dieter Amann (in-akustik) und Man- der 1990er Jahre im Auftrag der Messe „Highend on Tour“ bzw. die „Finest Audio sour Mamaghani (Audio Reference). Kurt München nach den Plänen des Stararchi- Show“ klanglich auf ihre Kosten zu kom- Hecker ist nunmehr Ehrenvorsitzender. tekten Helmut Jahn erbaut. Das MOC ist men: Wenn man so will, eine regionale ein Zweckbau, nicht schön, aber prak- HIGH END.
ANALOG 1/2023 A A A 15 Alles Geschmackssache? Das ist bei diesen Kopfhörerverstärkerverstärkern die Frage Horchposten: Lauschen an der Kopfhörer- (HIGH END 2014) bar (HIGH END 2014) Schauen wir auf 40 Jahre HIGH END und chen mit ihren rund 600.000 Besuchern, deren Veranstaltungsorte zurück: Da mag die HIGH END eine Petitesse sein. sind Düsseldorf (1 Messe/Hotel Intercon- Wir sprechen aber von der HIGH END als ti), Neu-Isenburg (21 Messen/5 Sterne- eine weltweit anerkannte Branchenleit- Hotel Kempinski Hotel Gravenbruch) und messe, von deren Ausmaßen anno 1982 München (16 Messen/MOC) zu nennen. im Düsseldorfer Interconti noch niemand Insgesamt gab es 38 HIGH END-Veran- zu träumen wagte. staltungen in 40 Jahren. 2020 und 2021 fanden diese Pandemie-bedingt nicht Die HIGH END SOCIETY SERVICE GmbH statt. ist in den letzten Jahren bezogen auf die HIGH END nicht untätig gewesen. Zur Wird schlüsselfertig geliefert: Legendäre Kommen wir auf das MOC am Beispiel HIGH END gehörte natürlich auch ein Kopfhörer-/Röhrenverstärker-Kombination aus Norddeutschland (HIGH END 2015) der HIGH END 2022 zu sprechen: Da sind musikalisches Rahmenprogramm, seien die 29.000 qm Fläche Ausstellungsfläche es Alphornbläser zur Begrüßung der zu nennen. Mehr ist nicht und mehr geht Messbesucher am Eröff nungstag oder nicht! Da sich die HIGH END im Laufe „Wandermusiker“ (Walking Act), die an ihrer 38 Messen zur weltgrößten Spezi- den drei Folgetagen durch die Hallen mit almesse für Hifi und Highend entwickelt Livemusik schlenderten. hat, reicht dieser Platz 2022 schon nicht mehr aus. Das MOC ist mit seiner Aus- Im „Newcomer-Bereich“ (ab 2013) bot stellungsfläche an seine Grenzen gekom- sich Hifi-/Highend-Debütanten erst- und men. Zur Ausstellungsfläche zählen die einmalig die Gelegenheit, sich mit ihren vier Hallen im Erdgeschoss sowie die drei Produkten zu präsentieren. 2022 wurde Atrien mit ihren Hörräumen im 1. und 2. aus dem „Newcomer-Bereich“ die „Start- Obergeschoss des MOC. Musik wird in Up Area“. Wie sagte es Jürgen Timm 140 Vorführräumen sowie 54 Soundka- anlässlich der Pressekonferenz auf der binen präsentiert. 2022 wurden knapp HIGH END 2022: „Die HIGH END SOCI- Zwei, die etwas von Highend verstehen: Mansour Mamaghani und Branco Glisovic 20.000 Besucher registriert, davon nahe- ETY möchte ‚aufstrebenden Newcomern‘ (HIGH END 2015) zu 9.500 Fachbesucher aus 80 und über eine gemeinsame Bühne verschaffen um 400 Medienvertreter aus 36 Ländern. ihre Produkte einer breiten Öffentlichkeit Im Vergleich zur weltgrößten Messe, der zu präsentieren und diese Unternehmen Baumaschinenmesse „Bauma“ in Mün- fördern und fordern“. Auf der „HIGHEND on Wheels” (ab 2014) konnte man ohrenfällig einen Konzert- saal im Auto anhand maßgeschneiderter Audiosysteme in unterschiedlichen Nobelkarossen livehaftig erleben. Leider kostete dieses Erlebnis zu viel Ausstel- lungsfläche und wurde 2022 auf ein paar wenige Fahrzeuge im Eingangsbereich des MOC reduziert.
16 A A A ANALOG 1/2023 Schwarzhörer gesucht! Schallplatten erfreuen sich hoher Beliebt- Full House: Die HIGH END war stets gut besucht heit (HIGH END 2015) (HIGH END 2015) Die Initiative „SoundsClever“ wurde zu unterschiedlichen Themen vertiefen. 2019 eingeführt. Bezahlbares Hifi sollte Hier referierten namhafte nationale und in Form komplett spielfähiger Anlagen internationale Referenten zu ausgewähl- präsentiert werden. Diese Initiative kam ten Themen, um diese dem interessierten derart gut an, dass sie in 2022 fortge- Besucher leicht und verständlich nahe zu führt wurde und aktuell auch bei einigen bringen. Hifi-Fachhändlern umgesetzt wird. 2022 wurde die IPS ins Leben geru- Auf der „Technology Stage“ (u. a. im Jahr fen, die International Parts + Supply, 2011) oder dem „HIGH END KOLLEG“ die Internationale Original Equipment (letzteres in 2019 unter dem Motto „Wer Manufacturer (OEM) Messe für die hören will, muss wissen.“) konnten inte- Audio-Industrie. Auf dieser Messe in der ressierte Besucher ihr Wissen rund um Messe findet man die Zulieferfirmen, die Hifi und Highend auf diversen Workshops Hersteller mit Bauteilen beliefern oder Großartig? Die Betonung liegt auf groß. Übermannshoher Hornlautsprecher (HIGH diesen Dienstleistungen anbieten. Die END 2015) World of Headphones zeigte in diesem Jahr deutlich, welchen Stand die Kopfhö- rer- und In-Ear-Entwicklung bei draht- gebundenen und drahtlosen Systemen erreicht hat. Noise-Cancelling-Systeme, also Rauschunterdrückungssysteme zur Reduzierung von Außengeräuschen, sind mittlerweile hoff ähig geworden. Natürlich dürfen wir auch die Markenbot- schafter nicht unerwähnt lassen, Stars aus der Musikbranche, die als Aushän- geschild ihr Gesicht der HIGH END zur Verfügung stellen und sich in München vor Ort präsentieren. Für 2018 konnte die norwegische Sängerin und Lieder- macherin Kari Bremnes als Markenbot- schafterin gewonnen werden. 2019 folgte der britische Musiker, Tontechniker und Produzent Steven Wilson. 2022 war der britische (und heute in den USA leben- de) Musiker, Tontechniker und Produzent Alan Parsons „Face of the Fair“. Koryphäe in Sachen Röhren: Tim de Paravi- Heute Waschtag: Schallplattenwaschen will cini († 2020, HIGH END 2015) gelernt sein (HIGH END 2017) Und last not least darf ein für mich per- sönliches Highlight nicht unerwähnt
18 A A A ANALOG 1/2023 Bad or good connection? Surroundverstärker bieten viel und manchmal auch zu viel Ausstattung (HIGH END 2018) bleiben: Das etablierte Tonträgerdorf größe lässt sich den Besuch in München auf der High End, wo man nach Ton- nicht entgehen. Als Fazit und langjäh- Kein Fake! Tonbandmaschinen werden trägern aller Art, sei es das „schwarze riger Betrachter der Szene kann ich fest- zunehmend als Wiedergabequelle genutzt (HIGH END 2017) Gold“ (Vinyl), Silberlinge (CDs & Co.) halten, dass sich die HIGH END in 40 Jah- oder unter Umständen auch bespielten ren zu der Leitmesse im Hifi-/Highend- Tonbändern Ausschau halten kann. Hier Sektor entwickelt hat. Sie ist zweifelsfrei darf man tatsächlich einmal nach Her- die Spezialmesse, auf der die Branche zenslust „shoppen“ gehen und die Seele in einer Leistungsshow ihre besten und baumeln lassen, auch wenn es nur Ton- edelsten Produkte zeigt. Zugegebener- träger sind. Ein Ort, bei dem man trotz maßen ist die Idee, die in Alzenau im aller Messehektik abschalten und die Jahre 1981 entstand, der Zeit geschuldet Zeit vergessen kann. Das Tonträgerdorf in den Hintergrund gerückt: Gute Musik hat sich etabliert; Sammler von „Hard- einem interessierten Hörerkreis in hoch- ware“ kommen hier auf ihre Kosten, wertiger Qualität nahezubringen. Bei manchmal auch unter dem Motto „Koste 20.000 Besuchern in vier Tagen mag dies es, was es wolle…“. heute eher ein frommer Wunsch sein. Aber es gibt trotz des ganzen Rummels Dass die HIGH END sich in 40 Jahren zur im MOC immer noch Vorführungen die Weltmesse einer Branche entwickelt hat, (mich) begeistern können. Und jedem Norwegische Liedermacherin und Sän- zeigt sich auch im Erscheinen illustrer kann man es nicht recht machen oder gerin: Markenbotschafterin Kari Bremnes Prominenz. Die eine oder andere Szene- wie der Engländer sagt: „You can‘t please (HIGH END 2018) everyone…“. Kein Fall für Schlangenbeschwörer: Kabel Vorstandssache (v. l. n. r.): Stefan Dreischärf (HIGH END SOCIETY Service GmbH), haben als Zubehör einen festen Platz in Kurt Hecker, Jürgen Timm (HIGH END SOCIETY), Steven Wilson (Markenbotschafter), der High End-Szene (HIGH END 2018) Dieter Amann, Mansour Mamaghani (HIGH END SOCIETY) auf der HIGH END 2019
ANALOG 1/2023 A A A 19 Mach mir schöne Augen, Kleines: Sooo schön kann Röhre sein (HIGH END 2019) Newcomer? Findet man ab 2022 teilweise im START-UP-Bereich (HIGH END 2022) Wo geht’s lang: Der Messekatalog weiß, wo es lang geht (HIGH END 2019) Schlitzsauber: Plattenreiniger mit Ultra- schallreiniger (HIGH END 2019) My home is my castle: Hier ist die HIGH END SOCIETY zu Hause HiFi muss nicht teuer sein: SOUNDS CLE- VER zeigt, was gut und günstig ist (HIGH END 2019) Markenbotschafter für 2022: Alan Parsons Kontaktdaten: Alle Teilnehmer der Gründungsver- auf der Pressekonferenz 2022 sammlung in Frankfurt am Main vom HIGH END SOCIETY e.V. 10.12.1982: 7. Jochen Rebmann, Taurus/Clear Interessenverband für hochwertige 1. Klaus Renner, Zeitschrift “Das Ohr“ Audio (Nürtingen) Ton- und Bildwiedergabe (München), später 1. Vorsitzender 8. Hermann Hoff mann, Audio Int’l Vorm Eichholz 2g 2. Christina Puschmann (heute Ishi- GmbH (Frankfurt am Main) D-42119 Wuppertal zuka ), P.I.A. HiFi-Vertriebs GmbH 9. Werner Schmitt, AVP GmbH Telefon: +49 202 - 408 649 52 (Mörfelden-Walldorf), später 2. Vor- (Hanau) HIGH END SOCIETY SERVICE GmbH sitzende 10. Helmut Püllmanns, Püllmanns Vorm Eichholz 2g 3. Dieter Burmester, Burmester Audi- GmbH (Köln) D-42119 Wuppertal osysteme (Berlin), später 3. Vorsit- 11. Dusan Klimo, D. Klimo GmbH Telefon: +49 202 - 702022 zender (Reutlingen) 4. Kurt Wolfram Hecker, Kurt Hecker 12. Thomas Deyerling, Audio Arts Quellenangaben: GmbH (Frankfurt am Main) (Frankfurt am Main) • Die Tonmitschnitte auf der Jubiläumsveranstaltung erfolgten mit freundlicher Genehmigung von Stefan 5. Rolf Gemein, Vernissage Laboratori- Dreischärf, HIGH END SOCIETY SERVICE GmbH. um (Duisburg) Fotos: Uwe Mehlhaff • Zeitschrift „Das Ohr“ 6. Branco Glisovic, Pirol Audio Syste- me (Böblingen)
20 A A A ANALOG 1/2023 Two Generations Von Jürgen und Mike Ehrlich sich in etwa gleichaltrige und damit der gleichen Generation Zwei Generationen – In Anbetracht dessen, dass sich in den letz- entstammende Vinyl-Liebhaber zusammen und bilden somit ten Jahren Schallplatten auch bei der jungen Generation stei- keinen generationenübergreifenden Eindruck. Mike, der vor gender Beliebtheit erfreuen, wollen wir unseren Lesern einen zwei „analog“-Ausgaben (02/22) ein Gastbeitrag zum „Quar- Eindruck davon geben, warum trotz diverser Streaming-Dienste tett“ beisteuerte, brachte mich ebenfalls dazu, einen neuen mittlerweile auch junge Leute ein reges Interesse an Vinyl zei- »Block« generationenübergreifend in diesem Magazin aufzubau- gen. en. Mit einem neuen, oder besser - anderen Bewertungssystem. Der Sohn meines Cousins - Mike (Alter: 31 Jahre) und ich (Alter: In dieser Ausgabe werden wir beide zunächst unseren Wer- 58 Jahre), möchten Euch aufzeigen, Wie, Was und Warum wir degang, geprägt durch den im jeweiligen Zeitalter erfassten Vinyls hören und lieben. Und vielleicht auch, warum unsere bei- Musikgeschmack sowie die damit verbundenen Erfahrungen den Generationen so verschieden sind, und dabei soll bei uns und Umstände aufzeigen. Im Anschluss möchten wir für die fol- immer der berühmte „Blick über den Tellerrand“ hinaus gelten. genden Ausgaben jeweils zwei Schallplatten austauschen, so dass Die Idee dazu entstammt aus der Tatsache, dass meine bishe- es zu diesen die jeweiligen Bewertungen mit Begründungen, aus rige Autorentätigkeiten in der »analog« sich auf meine Beiträge den »Two Generations« geben wird. im „Vinyl-Quartett“ beschränk(t)en. Dort, im „Quartett“, finden Jürgen Ehrlich selbst gekaufte Scheibe war dann auch der Soundtrack dieses Als Kind der 1970er Jahre verbrachte ich meine Kindheit in Films, und die Scheibe lief bei mir in Dauerschleife. Mein erster Berlin-Kreuzberg. Meine Familie, Verwandtschaft und Freunde Discotheken-Besuch kam dann ebenfalls im Jahre 1978; eine – kurzum alle Erwachsenen um mich herum waren begeisterte Freundin nahm mich mit in die „modernste Diskothek Euro- Fans des damaligen deutschen Schlagers. Auf dem Plattenteller pas“ - das SOUND (siehe „Christiane F.“- Buch: „Wir Kinder vom meiner Eltern lagen Dieter Thomas Hecks und Wim Thoelkes Bahnhof Zoo“). Aber zu meiner Verwunderung spielte sich dort „Schlager Parade“, „Schlager Festival“, „Der große Preis“ und nicht »Saturday Night Fever« ab, sondern ProgRock. Keiner dort wie auch immer die damaligen Schlager-Zusammenstellungen bewegte sich wie John Travolta, und ich kehrte zunächst dem hießen. Ich hörte mit dem vom Vater ausrangierten 50er Jahre SOUND (und auch dem ProgRock) wieder den Rücken. Röhren-Radio und mit einem 60er-Jahre PHILIPS-Mono-Plat- Meine Leidenschaft für Disco-Musik und in Folge auch für tenspieler meine Hörspielplatten. Im Radio bekam man eben- RnB, Funk und Soul wuchs. Anfang 1980 - ich war 15 - gabs falls meist die Schlager um die Ohren. Ausnahme waren Sender für mich einen »Urknall«: Sugarhill Gang mit „Rappers Delight“. wie der AFN, RIAS und BBC – die liefen allerdings nicht im Schon Chics „Good Times“ war ja ein Knaller, aber die »Gang« Elternhaus. setzte dem Beat die Krone auf! Es war die Geburtsstunde des Im Alter von 13 Jahren (das war 1978) zogen wir nach Ber- Hip-Hops. Ja, später erfuhr ich, dass der „Hip-Hop“ schon viel lin-Neukölln in die Nähe der Gropiusstadt (bekannt als sozi- früher geboren wurde (siehe Kool Herc), aber vor Rappers aler Brennpunkt und auch durch „Christiane F.“). Inzwischen Delight gabs Hip-Hop eben nicht auf einer Scheibe. hatte ich eine Supadupa-Plastik-Stereo-Anlage mit allem Im Laufe der folgenden Jahre schleppte ich so einige Hunder- Schnickschnack. Im gleichen Jahr lief neben dem Blockbuster ter zu meinen Plattendealer. Meine Einkünfte wuchsen durch »Star Wars« auch ein meinen musikalischen Geschmack prä- meine Ausbildung und meinen Nebenjob als DJ in einem Ami- gender Film in den Kinos: »Saturday Night Fever«. Die erste Club nahe der Air Base Berlin-Tempelhof. Viele Maxis in mei-
ANALOG 1/2023 A A A 21 ner Sammlung stammen aus dieser Zeit, mit diesen damals als DJ auflegte. Mein tät entwickelt, und so schlich sich immer bezahlt vom Club-Besitzer. Mit 18 durfte Dad verließ die Familie und dann lief auf wieder und mehr Musik aus einem ande- ich dann auch endlich die NCO-Clubs der einmal ein ganz anderer Sound. Denn ren Genre in meinen Gehörgang. Amis besuchen und war begeistert von der damalige Freund meiner Mutter kam der Atmosphäre, den dort herrschenden aus der Szene um „Headbangers Ball“, 2017 dann zündete mein Onkel mit der Tanzstilen (viel cooler als die in den nor- also schallten Bands wir Ryker´s, Sick O Idee, Tickets für Rise Against, die ein malen Discos) und von der Musik sowie- Fit All oder Terror meist im Auto durch exklusives Release-Konzert im »SO36- so. Einmal war ich zufällig da, als so ein- die Boxen, und ich kann sagen mir gefiel Club« in Kreuzberg spielen sollten, zu fach mal die Sister Sledge auf die Bühne diese Musik. besorgen, das Feuer vollständig an. traten und „We Are Family“ zum Besten Deutsch-Rap war uninteressant, monoton, gaben! Aber so richtig bewusst hörte ich wohl einfallslos und ist es in meinen Augen Ach ja, ganz (West-)Berlin war damals erst 2001 Musik, und es war der Song bis auf wenige Ausnahmen leider auch eine Party… „Stan“ von Eminem. Ungeachtet der Tat- geblieben. Und so kam ich doch wieder Ich könnte noch viele Seiten über meine sache, dass mein Englisch mit 10 Jahren zurück zu der Musik, die mir als Kind Erlebnisse in Zusammenhang mit Musik, noch nicht auf dem Level war, diesen schon gefallen hatte: Punk, Heavy Metal, Tanz und auch über die Entwicklung mei- Song zu verstehen, hatte er mich gepackt Metal Core, Nu Metal und Hardcore faszi- ner Stereo-Anlage schreiben. Hier soll es und ich habe ihn im TV immer aufge- nieren mich bis heute und sie werden es aber nur um eins gehen: Musik auf Vinyl. dreht, wenn ich ihn erwischt habe. Meine wohl auch immer tun, denn Tempo, Ener- Heute stehen in trauter Eintracht Miles erste CD war dann - wie sollte es auch gie und Raum sowie Variation sind für Davis, Drake, Dvorak und Deep Purple anders sein: »The EMINEM Show«. mich das perfekte Setup in dieser Musik. in meinem Plattenregal – kein Problem. So lief es mit US-HipHop bis circa zur 7. Meine Liebe zu Disco, RnB, Funk, Soul Klasse. Ab dem Alter von 13 Jahren hörte So.… aber wie kam ich zur Schallplat- und insbesondere Hip-Hop besteht aller- ich einen wilden Mix aus Nu-Metal wie te? dings bis heute. Ich bin froh, dass der z.B. Korn (mein erstes Live-Konzert mit Grundlegend fand ich es einfach immer Hip-Hop seit nun bald 50 Jahren immer 14), aber auch den asozialsten Under- wunderschön, Geräte aus »vergangenen noch junge Menschen begeistert und ground Deutschrap wie BASSBOXXX Zeiten« anzuschauen. Ich liebe auch mei- werde auch in Zukunft nicht nachlassen oder MOK mit so blumigen Albumtiteln nen Oldtimer. Die Optik eines 70er Jahre meine Vinyl-Sammlung damit zu füllen. wie „Fick MOR“. Battle-Rap beeinflusste Setups, wie ich es auch dank meines mich ungemein und ich fi ng selbst an, Cousins Jürgen jetzt besitze, zaubert mir Mike Ehrlich, geboren im Herbst 1991 Musik in Form von Beats und Texten jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht. Aber in Berlin Neukölln, das ist der Anfang. zu produzieren. Mein Zimmer und mein ich brauchte es auch, denn in der Szene, Im Leben eines 31-Jährigen, der 1991 Kleiderschrank wurden zum Tonstudio in der ich mich musikalisch bewege, wird geboren ist, würde ich behaupten, spielt für mich und die Crew, um Tracks aufzu- so hoch anspruchsvolle Musik produziert die Schallplatte für die ersten 25 Jahre nehmen und zu produzieren. Vier Under- und in limitierter Stückzahl auf 1A-Plat- keine Rolle. Geprägt durch die Musik, ground-Alben und Dutzende Songs ent- ten gepresst, dass ich mir diesen Klang die die Eltern hörten und die man als standen einfach aus Spaß mit den Jungs. nicht entgehen lassen konnte. Kind auf deren Partys hörte, würde ich So zog sich Deutsch-Rap durch mein sagen, meine erste Erinnerung ist Micha- Leben. Es wurde inflationäres Hören über Mit der Schallplatte in meinem Leben ent- el Jackson mit dem Song „Beat It“. Natür- Streaming-Plattformen - nicht mehr so wickelte sich auch mein Musikgeschmack lich nicht auf Vinyl gepresst, sondern als wie am Anfang, als ich noch mit Freun- weiter, und eigentlich liegt bei mir alles Musikvideo auf MTV. Mein Vater besaß den mp3 getauscht habe, die wir auf dubi- auf dem Teller. Außer Schlager, den ver- oder besser besitzt viele Schallplatten, osen Internetseiten runtergeladen hatten. stehe ich einfach nicht, HAHA… doch verbinde ich ihn nur mit CDs, da er Aber ich hatte schon ein Gehör für Quali-
ANALOG 1/2023 A A A 37 Ein Stück von mir Die Geschichte meiner Musikleidenschaft: Pop, Rock, Klassik - und wieder Rock Von Rainer Neuwirth Das wesentliche Jahr meiner musikalischen Sozialisation war das Jahr 1974. Ich war 16 und hatte so langsam die gesamte musikalische Welt zu Hause. Da waren zum einen die angesagten bekam ich mit 16 von einem Onkel das Rockplatten, die man auch kaufte, um im erste Klassik-Doppelalbum geschenkt Freundeskreis zu bestehen. Deep Purple (ein „Sampler“!), mit Highlights der hier ganz vorn mit »Machine Head«, Naza- DEUTSCHEN GRAMMO- reth mit »Razamanaz«, Queen, T. Rex, PHON, und fand Slade, ELO und andere. Vieles auch auf das Klasse! Single, weil das Geld durchaus knapp war. Und dann Damals ergab dies auch eine (immer noch kam kurz währende) Vorliebe für Sampler aller Art, darauf ein zig Pop-Sampler fristen nunmehr im Par- etwas älterer tykeller ein eher tristes Dasein. Einige Nachbar zu der heißgeliebten Rock-Scheiben habe ich mir und spielte in mein Dachstudio übertragen und gewa- von P r o c ol schen. Jetzt sind sie mit neuer Innenhülle Harum die Live- unverändert ein immerwährender Quell aufnahme mit der Freude. Gehört wurde das damals dem Edmonton auch in einem „Dachstudio“, mit Pop- Symphony Orche- Postern an den Wänden und Matratzen stra. Das musste ich auf dem Boden, mit Simpel-Plattenspie- mir auch kaufen und ler, einem Röhrenreceiver, einem kleinen ging damit meinen Tonbandgerät und Selbstbau-Boxen. Das Eltern gehörig auf die ging sogar laut! Nerven (“Ja, das muss so laut!“). Ich liebe es Angefangen hatte das vier Jahre zuvor noch heute. ganz anders. Ich war 12, als ich einen TELEFUNKEN-Plattenspieler bekam, der Die Plattenkäufe wur- Chorleiter hat mich dann an einem alten Röhrenradio ganz passa- den spezifischer und sukzessive mit den Highlights der ble Töne abgab. Durch einen fünf Jahre breiter gefächert. Von eini- Klassik versorgt. Ein, zwei Alben pro älteren Cousin lernte ich um 1971 Cat Ste- gen wenigen wurde auch »in der Tiefe« Monat, und der Horizont wurde immer vens (»Teaser And The Firecat«) , Donovan gesammelt. Über einen englischen breiter. Zunächst die »Highlights« der und Simon & Garfunkel kennen und lie- Sampler lernte ich Lindisfarne kennen Klassik: Holst, Saint-Saëns, Dvořák, ben. Diese Liebe hat auch kaum nachge- und über diese auch andere Gruppen und Tschaikowsky und dergleichen mehr. lassen, von Cat Stevens habe ich mittler- Künstler der englischen Folkrock-Szene. weile praktisch alles. Steeleye Span wurden bald darauf auch Über jenen Chorleiter lernte ich Ende der zu meinen Lieblingen. 70er-Jahre die King´s Singers kennen, Durch ein kirchenmusikalisches Eltern- die ich und meine Freundin (ebenfalls haus hatte ich nie irgendwelche Berüh- Ab dem 17. Lebensjahr machte ich auch chor-verrückt) leidenschaftlich liebten. rungsängste in Richtung Klassik. Und so aktiv bei der Chormusik mit. Einer der Eine Unzahl von Platten und CDs zeu-
38 A A A ANALOG 1/2023 gen davon. Es gibt interessanterweise möglichen Ländern. Solo-Sängerproduk- ty oder The Strawbs komplettierten die nur zwei Orgelplatten in meiner Samm- tionen von Fritz Wunderlich (ich liebe Folkrock-Abteilung. Und Reggae, ver- lung, obwohl ich die Orgelmusik liebte ihn!), Bryn Terfel oder Thomas Quasthoff flixt, ich vergaß: Seit Paul Simons Single und auch ab etwa 1980 regelmäßig selbst erweiterten den Horizont noch weiter. „Mother And Child Reunion“ (1972) und Orgelkonzerte aufnahm. Das war mir einigen wohlfeilen Bekanntschaften auf dann wohl genug aus dem Genre. Ande- Erst mit 50 erwachte die Leiden- diversen Samplern hat mich diese Lei- re Chormusik-Platten, vor allem aus Eng- schaft zur LP, zum Tonband und zur denschaft auch nie losgelassen. Ich habe land und USA, machten große Freude. Rockmusik wieder. Und mächtiger als heute so einiges von Bob Marley, Des- je zuvor. Zumeist »Second hand« kaufte mond Dekker, Johnny Nash, Peter Tosh Eine Sonderstellung nimmt das Doppel- ich seitdem einige Hundert »neue« alte und anderen. Album »Jesus Christ Superstar« ein, das Scheiben, wobei vor allem der Rock-, ich mit 14 im Musikunterricht kennen Blues- und Folkrock ganz entschieden an Der Wunsch, bisher unbekanntes Altes lernte, liebgewann und seit 1973 jedes Volumen gewann. Erst jetzt kamen The wie auch Neues kennen zu lernen, ist Jahr am Karfreitag auflege (!). Sweet (ging gar nicht, unter Jungs!) dazu, weiter ungebrochen und verleitet doch oder die Dire Straits (die ich in der Jugend immer wieder zu Spontankäufen und Irgendwann Mitte der 80er-Jahre erfasste übersah), Fleetwood Mac und Super- regelmäßigen Stöber-Aktionen im heiß- dann auch mich das CD-Fieber. Ich war tramp. Jethro Tull, Van Morrison und, ja, geliebten Plattenladen. mittlerweile über 20 und begann, fast alle Scheiben des Electric Light Orchestra nur noch Klassik-CDs zu kaufen: Sinfo- und seines Nachfolgers, Jeff Lynne´s ELO. nien, Oratorien, Klavierkonzerte, Chor- Dazu Eric Clapton und die Eagles. Fair- musik in allen Variationen und aus allen port Convention, Pentangle, Gerry Raffer- Foto des Covers: Rainer Neuwirth
46 T E C H N I K ANALOG 1/2023 Masse mit Klasse Mit dem Modell »Initial« will das polnische Unternehmen SIKORA den Weg zum Masselaufwerk leicht machen. Von Michael Vorbau Ich hatte das Glück, einen näheren Blick auf das polnische Lauf- Wie auf dem Foto zu sehen, handelt es sich um ein mittelschwe- werk SIKORA »Initial« werfen zu dürfen. Hierbei handelt es sich res Masselaufwerk. Es geht hier ausschließlich um das Lauf- um das »Einstiegslaufwerk« von SIKORA. »Einstiegslaufwerk« werk, also ohne Tonarm und Tonabnehmer. Damit wir uns auf heißt aber keinesfalls, dass es sich hierbei um ein Schnäppchen die Eigenschaften des Laufwerks konzentrieren können, haben für den analogbegeisterten Newcomer handeln würde. Vielmehr wir das direkte Umfeld des SIKORA »Initial« ein wenig over- ist es das kleinste Laufwerk der Firma SIKORA, dem noch zwei sized. Als Tonarm kommt ein AUDIO CREATIV »Groovemaster größere Laufwerke folgen. III« zum Einsatz, an dem der Tonabnehmer »Red Heart« von AIDAS BLACK SOUND die Musik aus der Rille holt.
ANALOG 1/2023 T E C H N I K 47 Die erste Verstärkung erhält das Signal dann über den exzel- lenten Phono-Pre »Johann Sebastian Bach« von LINNENBERG, der wiederum sein Signal weiter auf den Röhren-Vollverstärker »A75« von AUDIO HUNGARY mit KT 120 Endröhren leitet. Frontalansicht des Laufwerks, die das Tellerlager auf der Basis Als letztes Glied der Kette finden wir die schönen Standboxen und den Teller selbst gut zeigt. »Bellatrix« von DEVINE ACOUSTICS. Bevor wir zur klanglichen Beschreibung kommen, noch ein paar Sätze zum Laufwerk selbst und seiner Ausbaufähig- keit. Der »Initial« bringt 28 kg auf die Waage, von denen der Plattenteller lediglich vier Kilo beisteuert, somit wird der größte Teil der Masse durch die Aluminium-Basis gestellt. Diese ruht auf drei polierten Aluminiumkegeln, die mittels Keramikkugeln an die jeweiligen drei Unterlegteller gekoppelt werden. Das Laufwerk steht also gut entkoppelt und vor allem auch sicher auf seinen Füßen. Ein Gleichstrommotor treibt den Plattenteller über zwei parallele Gummiriemen an. Ungewohnt ist dabei, dass der Motor vorne auf der rechten Seite der Basis steht, aber genau das macht dieses Masselaufwerk so herrlich kompakt. Man könnte sich fragen, ob das nicht elektromagne- tische Einstreuungen in Richtung des sich in der Nähe befind- lichen Tonabnehmers mit sich bringt. Man kann aber davon Der Tonarm Groovemaster III ausgehen, dass der Entwickler wusste, was er tut, und der Motor ausreichend abgeschirmt ist. Bei der Hörsession konnte ich keiner- lei Einstreuungen wahrnehmen. Der Motor wird von einer externen Motorsteuerung, dem sogenannten Controller, versorgt und gesteuert. Hier kann man auch die Geschwin- digkeiten 33 und 45 RPM umschal- ten und feinjustieren. Das in das formschöne Stahlgehäuse des Con- Links der Röhrenvollverstärker, rechts der Phono-Pre trollers eingebaute Display zeigt die jeweilige Geschwindigkeit an und ermöglicht auch Feinjustagen stahl. Durch zusätzliche Ausfräsungen in der Basis erzielt man im Handumdrehen. Kommen wir eine weitere Entkopplung von der Lagerbasis. noch einmal auf den Plattenteller zu sprechen. Er besteht aus POM (Poly- Die im Teller befindliche Edelstahl-Lagerbuchse trägt in sich oxymethylen). Der Teller rotiert auf einen entsprechenden Gegenpart in Form eines Lagerspiegels einem invertierten Tellerlager mit aus Teflon. Diese Kombination sorgt für einen geräuschfreien einem auf der Lagerbasis befi nd- Betrieb. lichen Edelstahldorn, der auf seiner Spitze eine Keramikkugel beher- Optional bietet SIKORA noch ein Tellergewicht aus eloxierter bergt. Glockenbronze mit einem Gewicht von 2 kg an. Durch seine Einfräsungen dient es zusätzlich auch als Antiresonator. Das Tellerlager wiederum ruht auf Das Gewicht ist eigentlich ein integraler Bestandteil der klang- einer eigenen Lagerbasis aus Edel- lichen Abstimmung, jedoch erst in der SIKORA »Initial Max«- Standbox Bellatrix von Devine Acoustics
48 T E C H N I K ANALOG 1/2023 Eine optionale Tellerauflage von SIKORA aus 10 mm Spezialglas mit einer Alumi- nium-Zentrierhilfe sorgt für zusätzliche Externer Controller für den Motor, der Absorption von unliebsamen Schwin- auch einen zweiten Motor synchron steu- gungen. ern kann. Wenn ich jetzt zu den Höreindrücken komme, möchte ich erst noch den Hör- raum als solchen beschreiben. Es handelt Tellergewicht mit Antiresonatorfunktion. sich um den Vorführraum von LEN HiFi von Herrn Björn Kraayvanger in Duis- burg aus Sicht der Hörposition zur Anla- ge. werk bewahrte klanglich immer eine angenehme Neutralität. Wenn ich mir Die Beschallung fi ndet eigentlich dia- jetzt den SIKORA »Initial« im Vollausbau, gonal im Raum statt, was wirklich gute also in der »Initial Max«-Version vorstel- raumakustische Einflüsse hat, weil der le, wüsste ich nicht, was mir die beiden Schall kaum auf parallele Flächen auf- größeren Modelle – »Standard« und »Refe- triff t. renz« – noch mehr bieten sollten. Natür- Unsere Vinyl Auswahl sah folgenderma- lich wäre es jetzt noch interessant, durch ßen aus: welche Tonarm- und Tonabnehmerbestü- • Miles Davis – Live ckung man dem »Initial« gerecht wird. • Friend ‘n Fellow – Covered Sicherlich geht es auch ein wenig preis- Edelstahlbasis auf der ausgefrästen Basis • Harbour Jazzband werter als in der hier gehörten Varian- mit Edelstahldorn. • Jeff Goldblum the Mildred Snitzer te. So ein Masselaufwerk muss natürlich Orchestra auch in ein Wohn- oder Hörzimmer pas- • Sarah K. – Water Falls sen und da gefällt mir, dass der SIKORA • Prince – Welcome 2 America »Initial« so angenehm kompakt und gar nicht protzig daherkommt. Besonders in Der SIKORA »Initial« spielte alle Vor- Weiß mit einer roten Tellermatte würde teile eines Masselaufwerks für sich aus. er mir gut gefallen. Er spielt sehr ruhig und entspannt. Das Klangbild zeigte sich zu keinem Moment nervös, Bässe wurden kraftvoll und tief wiedergegeben. Das gesamte Klangbild blieb immer stabil, egal welche der sechs Plat- ten wir auflegten. Die Stim- me von Sarah K. kam sehr natürlich und unverfärbt Edelstahldorn mit Keramikkugel. rüber, dem Flügel von Jeff Goldblum hörte man sei- Version im Lieferumfang enthalten und nen voluminösen Klang- muss optional erworben werden. In un- körper an, egal in wel- serer Hörsession hatten wir eine gelbe chem Oktavbereich er Tellermatte von LEVIN DESIGN, deren spielte. Die Harbour klangliche Qualifi kation außer Frage Jazz-band stand fest steht (vgl. »analog« 02.19, S. 60) und die und livehaftig auf der dem schwarzen Masselaufwerk einen Bühne. Dieses Lauf- schö-nen Farbtupfer verlieh.
ANALOG 1/2023 T E C H N I K 49 Das Laufwerk „raan audio projekt w 303“ im Steckbrief Gewicht Laufwerk: 28 kg Plattentellergesicht 4 kg Material Plattenteller Derlin (POM) Material Zarge Aluminium, Inox, Guss Material Tellerbasis Edelstahl Tellerlager invertiertes Keramiklager Motor 1, DC Riemen 2, Gummi Tonarmbasen 1 Armboard 1 Geschwindigkeiten 33, 45 (UPM) Maße [BxTxH/mm] 440 x 330 x 160 Preis SIKORA »Initial« € 6.499,- Preis SIKORA »Initial Max« € 10.300,- Optionale Anbauteile, um auf Initial MAX aufzurüsten Tellerauflage aus Spezialglas € 339,- Premium-Netzteil: € 650,- Plattengewicht € 650,- Zweiter Motor € 1.375,- Zusätzliche Armbasis € 875,- ElArʦ OTL-Röнvрstärkр Nur ein OTL bietet den Klang ,Röhre pur', denn jeder Übertrager im Signalweg stellt ein Bandpass-Filter dar, weil induktive und kapazitive Anteile der Wicklungen den Frequenzgang beeinträchtigen. Deshalb klingt ein EtemalArts OTL hörbar anders, entfacht ein Feuerwerk an Dynamik, ist präzise, dennoch weich, sezierend analytisch, aber nie nervig. In puncto Schnelligkeit und Rasanz findet ein EternalArts OTL keinen Gegner, in welcher Technik auch immer. Mit seinem größten Dämpfungsfaktor unter allen Verstärkern mit Röhren bietet er eine schier unglaubliche Basspräzision mit weit hinabreichendem, schlanken und knurrigen Bass. Nach dem einstimmigen Urteil der Fachpresse sind unsere OTL edle, betriebssichere Musikmaschinen mit sensationell feinsinnig-dynamischem Klang. EternalArts Audio Laboratorium www.eternalarts.de 0511 / 56 37 5007
70 N E U E S & E I N Z I G A R T I G E S V I N Y L ANALOG 1/2023 Taylor Swift: Gesang Jack Antonoff: Verschiedene Instrumente, Hintergrund- gesang Label: REPUBLIC, LP, 33 rpm, Gatefold-Cover, Special Edition Mahogany Marbled, Booklet Besonderheiten: Farbiges Vinyl, Beiheft Preis: 35,- € Bewertung Sven Andreas Rolf Claus Gesamt Musik 2,5 2,5 2 2,5 2,4 Klang 2 1,5 1,5 2 1,8 Vinyl 1 1 1 1 1 Taylor Swift: »Midnights« (2022) Von Rolf Reppert nische Bass liefert ein kräftiges Fundament und ist tief, aber nicht übertrieben. Taylor Swift hat im Herbst 2022 mit »Midnights« ihr zehntes Album veröffentlicht. Laut dem Musikanbieter SPOTIFY ist die- Die LP gibt es als Sonderveröffentlichung in vier verschiedenen ses Album innerhalb eines Tages öfter gestreamt worden als Farben. Ein Aufkleber weist darauf hin und fordert dazu auf, jedes andere Album zuvor. Das ist für uns uninteressant, aber alle zu sammeln. Das Cover ist für die vier verschiedenen Aus- es zeigt, wie erfolgreich die Musik von Taylor Swift ist. In der gaben auch individuell gestaltet und nutzt dafür unterschied- Woche nach der Veröffentlichung von »Midnights« gelang es liche Fotos der Künstlerin. Naja, ein Marketing-Gag, der die Swift auch noch, mit zehn ihrer Songs die kompletten Top Ten Verkaufszahlen hochtreiben soll. Das haben vorher schon ande- der „Billboard Hot 100“-Charts zu belegen. Das hatte noch nie- re gemacht. Das farbige Vinyl macht sich zumindest nicht mand vor ihr geschaff t. Aha, ein Rekord, der auf etwas Beson- durch erhöhten Nebengeräuschpegel nachteilig bemerkbar. Die deres hinweisen könnte. Dann sollten wir in die LP mal rein- Aufmachung der Klapphülle, mit den Fotos in der Anmutung hören. von Amateurschnappschüssen, die aber tatsächlich vom Profi geschossen sind, ist modern und passt zum musikalischen Die Lieder sollen in schlaflosen Nächten komponiert worden Inhalt. sein. Taylor Swift kommt aus der Country-Musik, aber hier klingt es elektronisch, das hört sich nach R&B und Synth-Pop Für sein Geld bekommt man ein sehr gut ausgestattetes Album. an. Es ist nicht schlecht gemacht. Die Musik passt zu der Stim- Es befindet sich ein Beiheft mit Liedtexten in der reich bebil- mung, dass die Lieder nachts entstanden sind. Vielleicht schlaf- derten Doppelhülle. Das farbige Vinyl ist schwarz marmoriert, los im Hotelzimmer? Die vielen Bilder suggerieren das. Keines störgeräuschfrei und hat ein individuell gestaltetes Label. Die der Stücke sticht hervor, aber ebensowenig ist eines schwächer Musik ist eingängig und auch etwas für den Einstieg in die als die anderen. Das triff t auch auf das Lied „Snow On The Welt von Taylor Swift. Mit dem guten Klang ist das ein solides Beach“ mit Lana Del Rey zu. Taylor Swift hat keine kräftige Paket. Stimme, aber die professionelle Produktion lässt sie gut zur Geltung kommen. Unsere fünf Noten: 1 Hervorragend Die Aufnahme ist mit Sicherheit digital erfolgt, aber der Klang 2 Ordentlich kann als analog gelesen werden. Auch wenn es in der Wirk- 3 Mittelmäßig lichkeit bestimmt nicht so ist, könnte man den Eindruck gewin- 4 Akzeptabel nen. Nichts klingt unangenehm, sondern alles eher warm, und 5 Unterirdisch die S-Laute sind absolut unkritisch. Trotzdem ist die Dynamik unbeschnitten und das Klangbild gut durchhörbar. Der elektro- Idee, Konzept: Claus Müller Quartettkarten: Sven Fandrich
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