DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden

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DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden
GLANZ KLANG
    DAS MAGAZIN DER SÄCHSISCHEN STAATSKAPELLE DRESDEN SAISON 2017/2018 #03

      Antonio Pappano steht mit Werken
                von Schumann und Rachmaninow
       zum ersten Mal am Pult der Staatskapelle

LANG ERWARTETES

               DEBÜT
DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden
Inhalt
                                                                                                                                   GRUSSWORT

                                                                                                                                   N
                                                                                                                                                   ach umjubelten Oster-        wird mit einem Dresdner Programm im                Seiten 4–5 Ohne Frack auf Tour
                                                                                                                                                   festspielen in Salzburg,     12. Symphoniekonzert unsere Saison                            Zwölf Ensembles aus Musikerinnen
                                                                                                                                                   bei denen sich Ihre          beschließen.                                                  und Musikern der Staatskapelle
                                                                                                                                                   Sächsische Staatskapelle         Musikalische Erlebnisse der anderen                       beleben die Lokale der Dresdner
                                                                                                                                                   Dresden vielseitig und       Art erwarten Sie bei Klassik Picknickt                        Neustadt
                                                                                                                                   unter großem internationalem Zuspruch        und Ohne Frack auf Tour. Unser mitt-
                                                                                                                                                                                                                                   Seiten 6–7 Ein Bekenntnis zu herben Kirschen
                                                                                                                                   als würdiger Botschafter Sachsens und        lerweile traditionsreiches Freiluftkon-
                                                                                                                                                                                                                                              Die Staatskapelle präsentiert im
                                                                                                                                   Dresdens präsentiert hat, freuen wir uns     zert vor der Gläsernen Manufaktur von
                                                                                                                                                                                                                                              10. Symphoniekonzert unter Chef-
                                                                                                                                   auf den letzten Saisonabschnitt in unse-     Volkswagen findet in diesem Jahr unter
                                                                                                                                   rer Heimstätte!                              der Leitung von Omer Meir Wellber statt.                      dirigent Christian Thielemann Werke
                                                                                                                                       Vor uns liegen symphonische Hö-          Gemeinsam mit dem gefeierten Tenor                            von Weber, Brahms und Liszt mit dem
                                                                                                                                   hepunkte mit unserem Chefdirigenten          Piotr Beczala wird er voller Klangopu-                        Capell-Virtuosen Denis Matsuev
                                                                                                                                   Christian Thielemann, der die vierte         lenz und Leidenschaft einen französisch-           Seiten 8–9 Ach du lieber Schwan!
                                                                                                                                   Symphonie von Johannes Brahms zu-            italienischen Abend gestalten. Es ist                         Paavo Järvi dirigiert ein Werk seines
                                                                                                                                   sammen mit Werken von Weber und Liszt        ein Konzert für alle Dresdnerinnen und                        Landsmanns Arvo Pärt. Solist des
                                                                                                                                   zur Aufführung bringen wird. Mit dabei       Dresdner in lockerer Atmosphäre, jedoch
                                                                                                                                                                                                                                              Abends ist der Geigenvirtuose Gidon
                                                                                                                                   ist unser Capell-Virtuos Denis Matsu-        auf gewohnt höchstem künstlerischem
                                                                                                                                                                                                                                              Kremer
                                                                                                                                   ev, dessen Rezital zu Saisonbeginn ein       Niveau. Ebenso wie unsere Kneipen-
                                                                                                                                   fulminanter Erfolg war! Mit diesem Pro-      konzerte in der Dresdner Neustadt!                   Seite 10 Seelenruhe und Picknickkorb
                                                                                                                                   gramm, ergänzt um Brahms’ »Deutsches         Wenn die Musikerinnen und Musiker                             Omer Meir Wellber und Piotr Beczala
                                                                                                                                   Requiem«, werden wir nach vielen Jah-        für eine Nacht die Elbseite wechseln                          beim Klassik-Event unter freiem
                                                                                                                                   ren wieder nach Russland auf Tournee         und sich kammermusikalisch mit Musik                          Himmel
                                                                                                                                   gehen und mit der Kraft der Musik eine       unterschiedlichster Genres ohne Frack
                                                                                                                                                                                                                                     Seite 11 Außenseiter ... die ganz großen!
                                                                                                                                   Brücke in politisch äußerst bewegten         auf Tour begeben, so ist ein lebendiger
                                                                                                                                                                                                                                              John Storgårds leitet den 4. Auf-
                                                                                                                                   Zeiten bauen.                                Abend ohne Berührungsängste zwischen
                                                                                                                                                                                                                                              führungsabend mit einem Werk des
                                                                                                                                                                                                                                              Capell-Compositeurs und bringt ein
                                                                                                                                                                                                                                              kleines Instrument groß heraus
                                                                                                                                                         Musikalische Erlebnisse                                                 Seiten 12–13 Weltoffen wie je

                                                                                   Foto: Jürgen Lösel
                                                                                                                                                         der anderen Art                                                                      Die 9. Internationalen Schosta-

            Mit der Förderung von Kunst und Kultur
                                                                                                                                                                                                                                              kowitsch Tage Gohrisch stehen im
                                                                                                                                                                                                                                              Zeichen polnischer Musik und bieten
                                                                                                                                                                                                                                              Erst- und Uraufführungen.

                übernimmt die Volkswagen AG                                                                                        Doch Russland kommt auch zu uns: Das
                                                                                                                                   Sonderkonzert am Vorabend der Interna-
                                                                                                                                                                                Künstlern und Publikum garantiert. Und
                                                                                                                                                                                vielleicht findet die Eine oder der Andere       Seiten 14–15 Saisonabschluss mit
                                                                                                                                                                                                                                              Dresdner Werken
          Verantwortung für die Zukunft. Denn genau
                                                                                                                                   tionalen Schostakowitsch Tage Gohrisch       nach diesen besonderen Eindrücken den
                                                                                                                                   wird in diesem Jahr der große russische      Weg in unsere Symphoniekonzerte, um                           Antonio Pappano debütiert am Pult
                                                                                                                                   Dirigent Yuri Temirkanov leiten. Zuvor       den vollen Glanz des Orchesters auf sich                      der Staatskapelle. Im Klavierkonzert

            dort, wo sich Kreativität entfalten kann,                                                                              kommt Paavo Järvi wieder nach Dres-
                                                                                                                                   den, um mit dem Doyen der Violine,
                                                                                                                                                                                wirken zu lassen.
                                                                                                                                                                                    Ich wünsche Ihnen, verehrtes Pu-
                                                                                                                                                                                                                                              ist ein junger Pianist zu erleben, des-
                                                                                                                                                                                                                                              sen Namen man sich merken muss

                     beginnt der Fortschritt!
                                                                                                                                   Gidon Kremer, das Violinkonzert von          blikum, anregende Konzerterlebnisse
                                                                                                                                                                                                                                 Seiten 16–17 Unterwegs auf neuen Pfaden
                                                                                                                                   Mieczysław Weinberg aufzuführen. Es er-      vielfältigster Art mit Ihrer Sächsischen
                                                                                                                                                                                                                                              Im Gespräch mit dem
                                                                                                                                   klingt neben Sibelius’ »Lemminkäinen«-       Staatskapelle Dresden und freue mich
                                                                                                                                   Suite mit »Swansong« ein weiteres Werk       bereits jetzt, Sie nach der Sommerpause                       Vorsitzenden der Gesellschaft
                                                                                                                                   unseres Capell-Compositeurs Arvo Pärt.       wieder zur Saison 2018/19 in unseren                          der Freunde der Staatskapelle,
                                                                                                                                                                                                                                              Dr. Christoph Hollenders
                              Wir wünschen Ihnen einzigartige
                                                                                                                                   Auch den 4. Aufführungsabend und die         Konzerten begrüßen zu dürfen.
                                                                                                                                   derzeitige Ausstellung im elbseitigen Ves-                                                    Seiten 18–19 »La Forza del destino«
                                                                                                                                   tibül möchte ich Ihnen ans Herz legen,                                                                     Keith Warner inszeniert Verdis
                                 Konzerterlebnisse mit der                                                                         um das Schaffen des estnischen Kompo-
                                                                                                                                   nisten auf sich wirken zu lassen.
                                                                                                                                                                                Herzlich Ihr                                                  Oper an der Semperoper

                             Sächsischen Staatskapelle Dresden!
                                                                                                                                       Ein weiterer Höhepunkt wird das                                                           Seiten 20–21 Die Hoffnung stirbt zuletzt
                                                                                                                                   langersehnte Debüt von Antonio Pappa-                                                                      Zwei große Partituren des
                                                                                                                                                                                                                                              20. Jahrhunderts über den freien Fall
                                                                                                Titlebild: Musacchio & Ianniello

                                                                                                                                   no am Pult des Orchesters sein. Dieser
                                                                                                                                   besondere Künstler, der als Chefdirigent                                                                   der menschlichen Hoffnung
                                                                                                                                   der Accademia Nazionale di Santa Ce-         Jan Nast
                                                                                                                                                                                                                                     Seite 22 Tanz am Siedepunkt
                                                                                                                                   cilia und des Royal Opera House beide        Orchesterdirektor der Sächsischen
                                                                                                                                                                                                                                              Der Ballettabend »100°C« vereint drei
                                                                                                                                   Institutionen zu einer neuen Blüte führte,   Staatskapelle Dresden
                                                                                                                                                                                                                                              Choreografien des 21. Jahrhunderts
                                                                                                                                                                                                                                     Seite 23 Konzertübersicht

                                                                                                                                                                                                        3   SAISON 2017 / 2018

VW_Anzeige tanzundklang 226x327 rz.indd 2                         21.12.17 13:42
DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden
1   SPROUT                                       5   BLUMENAU                                      9    BAR PARADOX
                                                                                                                                                       QUERBEET! –                                       NEUSTÄDTER HORNQUARTETT                           TRIO PARADOX
                                                                                                                                                       EINE FLEXITARISCH-                                Jochen Ubbelohde, Miklós Takács, Zoltán Mácsai    Mitglieder der Giuseppe-Sinopoli-Akademie
                                                                                                                                                       MUSIKALISCHE REISE                                und Julius Rönnebeck HORN                         der Sächsischen Staatskapelle Dresden
                                                                                                                                                                                                         Werke von Kerry Turner, Heinz Liebert,            in wechselnder Besetzung
                                                                                                                                                       ensemble épique
                                                                                                                                                       Isabel Goller HARFE , Christina Bock STIMME und   Opernarrangements u. a.                           Martin Broede OBOE , Christina Voigt VIOL A ,
                                                                                                                                                       Anke Heyn VIOLONCELLO                                                                               Aurelius Benedikt Voigt FAGOTT
                                                                                                                                                                                                         6   MAX NEUSTADT                                  Yoosin Park VIOLONCELLO
                                                                                                                                                       2    BOTTOMS UP                                   FAGOTTESDIENST                                    Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und
                                                                                                                                                                                                                                                           Joseph Haydn
                                                                                                                                                       AUS DER WOLFSSCHLUCHT                             Felix Amrhein, Thomas Eberhardt,
                                                                                                                                                       NACH BUENOS AIRES                                 Erik Reike und Philipp Zeller FAGOTT
                                                                                                                                                                                                                                                           10   ECKSTEIN
                                                                                                                                                       [Cello]4: Aleisha Verner, Titus Maack,            Hannes Schirlitz KONTR AFAGOTT
                                                                                                                                                       Matthias Wilde und Friedwart Christian            Modest Petrowitsch Mussorgsky                     BELCANTO À DEUX
                                                                                                                                                       Dittmann VIOLONCELLO                              »Bilder einer Ausstellung«                        Matthias Wollong und Jörg Faßmann VIOLINE
                                                                                                                                                       Werke von Carl Maria von Weber, Richard Wagner,                                                     Werke von Bach, Mozart, Wagner und Donizetti
                                                                                                                                                       Edward Elgar, Enrique Francini u. a.              7   BLUE NOTE (AB 20.30 UHR)
                                                                                                                                                                                                         KLAVIERSALON IN GARMISCH –                        11   SCHEUNE
                                                                                                                                                       3    COMBO BAR                                    ZU BESUCH BEI                                     VON POLKA BIS SWING
                                                                                                                                                       BRATSCHENHIMMEL                                   RICHARD STRAUSS                                   Radeberger Musikanten
                                                                                                                                                       Musik für vier Violen                             Petr Popelka PIANO , Anett Baumann VIOLINE        Wolfram Große und Jan Seifert KL ARINETTE ,
                                                                                                                                                       Florian Richter, Anya Dambeck,                    Martin Fraustadt VIOL A                           Andreas Jainz, Siegfried Schneider,
                                                                                                                                                       Michael Horwath und Luke Turrell                  Johann-Christoph Schulze VIOLONCELLO              Alexander Schuhwerk TROMPETE ,
                                                                                                                                                       Werke von Johann Sebastian Bach, Max Weinzierl,                                                     Uwe Voigt TENORHORN, POSAUNE , Uwe Palm BARITON ,
                                                                                                                                                                                                         Werke von Richard Strauss
                                                                                                                                                       Giacomo Puccini, Ángel Villoldo u. a.                                                               Frank van Nooy POSAUNE , Jörg Wachsmuth TUBA ,
                                                                                                                                                                                                                                                           Achim Gang SCHL AGZEUG, GESANG , Corina Voigt,
                                                                                                                                                                                                         8   CAFÉ CONTINENTAL
                                                                                                                                                                                                                                                           Jan Schmaglowski GESANG
                                                                                                                                                       4    BON VOYAGE                                   SCHNELLER, HÖHER, SCHÖNER!                        Bugler’s Holiday, Mackie Messer, Dob’s Boogie,
                                                                                                                                                       KIRCHENKLANG                                      Mitglieder der Flötengruppe                       Posaunenpolka, Filmmelodien u. v. a. m.
                                                                                                                                                       Trompete/Orgel                                    der Staatskapelle Dresden
                                                                                                                                                       Mathias Schmutzler TROMPETE                       Rozália Szabó, Andreas Kißling,                   12   GROOVESTATION
                                                                                                                                                       Holger Gehring ORGEL                              Bernhard Kury, Dóra Varga-Andert
                                                                                                                                                                                                                                                           »?KLASSIK?« – KLASSIK!
                                                                                                                                                       Werke von Johann Sebastian Bach, Pavel Josef      Werke von Claude Debussy, Jean Françaix,
                                                                                                                                                                                                                                                           Christian Langer und Simon Etzold SCHL AGWERK
                                                                                                                                                       Vejvanovský, Henry Purcell, Wolfgang Amadeus      Felix Mendelssohn Bartholdy,
                                                                                                                                                       Mozart, Duke Ellington u. a.                      Friedrich Kuhlau und Anton Bernhard Fürstenau

                                                                                                                               Foto: Toni Kretschmer
                             14. MAI 2018
                                                                                                                                                                                                                  Die Staatskapelle
Ohne Frack auf Tour                                                                                                                                    Sonderkonzerte 2018 | 2019                                  im Kulturpalast
                                 A
        DIE STAATSKAPELLE                m 14. Mai ist es wieder so weit: Die Staatskapelle überquert zum
                                         dritten Mal die Elbe, um die Semper­oper gegen diverse Lokale der
           IN DER NEUSTADT
                                         Neustadt – Restaurants, Kneipen und Imbisse – einzutauschen. Ne-
         Eckstein, Bottoms up,   ben klassischen Werken haben die Musiker, die die Programme selbst ent-
             Café Continental,   wickeln, Jazz, Tango und Filmmusik im Repertoire. Vom Schlagzeug-Duo bis
   Max Neustadt, Combo Bar,      zur Big-Band, vom Cello- oder Flötenquartett bis zum Fagott-Quintett: Unge-
                                 wöhnliche Konstellationen bieten Gelegenheit, Instrumente einmal völlig neu
 Sprout, Blumenau, Blue Note,
                                 zu erleben.
  Bon Voyage, Groove Station,       Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Mitglieder der Sächsischen
        Scheune, Bar Paradox     Staatskapelle in lockerer Atmosphäre aus nächster Nähe zu erleben und einen                                           Samstag, 22. September 2018, 20 Uhr               Dienstag, 27. November 2018, 20 Uhr               Mittwoch, 19. Juni 2019, 20 Uhr
  ab 19.30, 20.30 & 21.30 Uhr    musikalischen Abend der Sonderklasse zu genießen. Der Eintritt ist frei.                                              SONDERKONZERT ZUM                                 SONDERKONZERT MIT                                 SONDERKONZERT ANLÄSSLICH
                                                                                                                                                       470. GEBURTSTAG DER                               DEM CAPELL-COMPOSITEUR                            DER 10. INTERNATIONALEN
                                                                                                                                                       STAATSKAPELLE DRESDEN                             PETER EÖTVÖS                                      SCHOSTAKOWITSCH TAGE
                                                                                                                                                       Manfred Honeck DIRIGENT                           Peter Eötvös DIRIGENT                             GOHRISCH
                                                                                           Partner der Staatskapelle Dresden
                                                                                                                                                       Bernarda Fink MEZ ZOSOPR AN                       Akiko Suwanai VIOLINE                             Sakari Oramo DIRIGENT
                                                                                                                                                       Werke von Antonín Dvořák und                      Werke von Peter Eötvös und Béla Bartók            Kirill Gerstein KL AVIER
                                                                                                                                                       Johannes Brahms                                                                                     Werke von Wolfgang Amadeus Mozart
                                                                                                                                                                                                                                                           und Dmitri Schostakowitsch

                                          4   SAISON 2017 / 2018                                                                                                                                                                  5   SAISON 2017 / 2018
DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden
10. SYMPHONIEKONZERT

                                                                                                                                         »Sie hat sich mir und dem
                                                                                                                                         Orches­ter immer tiefer

Ein Bekenntnis zu

                                                                                                                                                                                      Foto: Oliver Killing
                                                                                                                                         in die Seele gesenkt. Der
                                                                                                                                         geradezu packende Zug
                                                                                                                                         des Ganzen, die Dichtigkeit

                  HERBEN
                                                                                                                                         der Erfindung, das

                                                                                        I
                                                                                             n symphonischer Sache war Johannes
                                                                                                                                         wunderbar verschlungene
                                                                                             Brahms tatsächlich eher ein Spätzün-
                                                                                             der – zu übermächtig war das Erbe           Wachstum der Motive noch
                                                                                             Beethovens, das ihm wie ein dunkler         mehr als der Reichtum und

               KIRSCHEN
                                                                                             Schatten anhaftete und ihn sein Leben
                                                                                        lang verfolgen sollte. Anders als Schumann       die Schönheit einzelner
                                                                                        oder Mendelssohn suchte er sich keinen           Stellen, haben mir’s
                                                                                        Schleichweg entlang der symphonischen
                                                                                        Gattungen, sondern wählte den Weg der            geradezu angetan, sodass
                                                                                        direkten Konfrontation. Dabei ging er den        ich fast glaube, die e-Moll
                                                                                        für ihn typischen Weg: Jahre ließ er den                                                                      Christian Thielemann
                                                                                                                                         ist mein Liebling unter den
                       Die Staatskapelle präsentiert im                                 Gedanken an seine jeweiligen Symphonien
                                                                                        in sich keimen, suchte einerseits das Ge-        vier Sinfonien.«                             volle Oper im »Freischütz«-Stil. Allerlei
                       10. Symphoniekonzert Werke von                                   spräch mit Freunden und Vertrauten und
                                                                                                                                         Der Violinist Joseph Joachim über
                                                                                                                                                                                      Irrungen und Wirrungen zeichnen diese
                                                                                        gleichzeitig die Ruhe und Introvertiertheit                                                   zwischen mittelalterlichem Orient und
                       Weber, Brahms und Liszt mit                                      in der Natur. Über die Herausforderungen
                                                                                                                                         Johannes Brahms’ 4. Symphonie
                                                                                                                                                                                      Okzident angesiedelte »Feenoper« aus,

                       dem Capell-Virtuosen Denis Matsuev                               seiner vierten und gleichzeitig letzten Sym-
                                                                                        phonie war er sich durchaus bewusst: »Im       jahrelange Ringen um die »vollkommene«
                                                                                                                                                                                      die seit ihrer missglückten Uraufführung
                                                                                                                                                                                      weitestgehend in Vergessenheit geraten ist.
                                                                                        Allgemeinen sind ja leider die Stücke von      Melodie. Ganze drei Jahrzehnte sollte Liszt    Und dennoch war es die Kraft von Webers
                                                                                        mir angenehmer als ich, und findet man         an seinem zweiten Klavierkonzert arbeiten.     Musik, die aus dem »Rampentheater« eine
                                                                                        weniger daran zu korrigieren!? Aber in         In mühsamer »Destillationsarbeit « verdich-    Welt der Phantasmen und Märchen zu kre-
                                                                                        hiesiger Gegend werden die Kirschen nicht      tete er Motive, Harmonien und Rhythmik         ieren vermochte.             Frederike Krüger
                                                                                        süß und essbar – wenn Ihnen das Ding also      zu einer spannungsgeladenen Konzentriert-
                                                                                        nicht schmeckt, so genieren Sie sich nicht.    heit der Symphonie. Als »Concert sympho-
                                                                                        Ich bin gar nicht begierig, eine schlechte     nique« bezeichnete er sein zweites Klavier-
                                                                                        Nr. 4 zu schreiben.« Adressatin dieses Brie-   konzert und versuchte dort, wie bereits im                            Freitag, 18. Mai 2018, 20 Uhr
                                                                                        fes war Elisabeth von Herzogenberg, die        ersten, seine Gedanken von symphonischer                              Samstag, 19. Mai 2018, 11 Uhr
                                                                                        als erste in den Genuss dieses besonderen      Dichtung auf die Konzertform zu übertra-                              Sonntag, 20. Mai 2018, 20 Uhr
                                                                                                                                                                                                             Semperoper Dresden
                                                                                        Werks kommen sollte. Sie bezeichnete es        gen. Denis Matsuev entführt das Publikum
                                                                                        als »eine kleine Welt für die Klugen und       im 10. Symphoniekonzert in die Zauberwelt                             10. SYMPHONIEKONZERT
                                                                                        Wissenden, an der das Volk, das im Dun-        dieser Musik. Als herausragender Vertreter                            Christian Thielemann DIRIGENT
                                                                                        keln wandelt, nur einen schwachen Anteil       der großen russischen Pianistentradition                              Denis Matsuev KL AVIER

                                                                                        haben könnte.« Unter dem Dirigat von           vermag er gleichermaßen schwelgerisch-                                Carl Maria von Weber
                                                                                        Christian Thielemann lädt die Staatskapelle    leise Töne über das Klavier zu hauchen und                            Ouvertüre zu »Oberon«
                                                                                                                                                                                                             Franz Liszt
                                                                                        Dresden in diese gleichermaßen eigensin-       die kraftvollen, energiegeladenen Momente
                                                                                                                                                                                                             Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur
                                                                                        nige wie betörende Welt der Brahms’schen       des Konzerts auszuloten. Ein großes, vir-                             Johannes Brahms
                                                                                        Vierten ein. Zu entdecken gibt es in diesem    tuoses Werk der Klavierliteratur, mit dem                             Symphonie Nr. 4 e-Moll op. 98
                                                                                        Konzert einen neuen, ganz anderstönenden       Liszt ganz neue klangästhetische Maßstäbe                             Kostenlose Einführung jeweils 45 Minuten
                                                                                        Brahms, der mit seiner Symphonie ein mu-       setzte. Großes und Zauberhaftes erwartet                              vor Beginn im Opernkeller.
                                                                                        sikalisches Selbstbekenntnis hinterließ. Ein   das Publikum auch mit Webers »Oberon«-
                                                                                        Bekenntnis nicht nur zu herben Kirschen,       Ouvertüre. Was für eine Ehre war es für
                                                                                        sondern zu einer ureigenen, höchst intimen     den großen Romantiker, als sein guter Ruf                             Das Programm geht im Anschluss an die Kon-
                                                                                                                                                                                                             zertserie in Dresden auf Tournee nach Russ-
                                                                                        Originalität und Ausdruckskraft. Nicht         ihm bis ins Vereinigte Königreich voraus-
                                                                                                                                                                                                             land (Moskau, Sankt Petersburg), nach Paris,
                                                                                        nur ein Höchstmaß an Originalität und          eilte. Für die Oper am Covent Garden sollte                           Luzern und Baden-Baden. Im Königsberger
                                                                                        Ausdruckskraft teilten sich Brahms und         er komponieren, eine Oper nach Motiven                                Dom wird im Rahmen der Tournee Brahms‘
                                                                                        Franz Liszt, sondern ebenso das jeweilige      aus Shakespeares »Sommernachtstraum«.                                 »Deutsches Requiem« aufgeführt.
                                                                                                                                       Doch der englischen Sprache mehr schlecht
                                                                                                                                       als recht mächtig, bemerkte Weber erst spät
                                                                                                                                       die lasterhaften Schwächen des Librettos,
                                                                                                                                       die das Werk vielmehr in ein Steh- und
                                                                                                                                       Singspiel verwandelten denn in eine lust-
                                                            Foto: Matthias Creutziger

                         6   SAISON 2017 / 2018                                                                                                              7   SAISON 2017 / 2018
DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden
Foto: Kaupo Kikkas
11. SYMPHONIEKONZERT
                                                                                                                                                    wärts« – verleiht Sibelius dem Draufgänger,     Motette zieht sich natürlich auch durch              nicht einen Helden stilisieren will, sondern
                                                                                                                                                    der ganz nebenbei ein wahrer nordisch-          diese orchestrale Adaption; das Thema                trotz der temporär drängenden Bewegun-
                                                                                                                                                    attraktiver Don Juan zu sein scheint, eine      »Weisheit und Unschuld« und die gepredig-            gen einen Blick auf das Leben, aber vor
                                                                                                                                                    kompositorische Gestalt, mit welcher er in      ten Worte – »Möge Er uns den Tag hindurch            allem auf und in sich selbst vermitteln will.
                                                                                                                                                    der Suite wesentlich besser abschneidet als     Stütze sein, bis die Schatten wachsen und            Schicksal in all seinen Facetten – das ist die
                                                                                                                                                    in der Historie. Lemminkäinen, der um eine      der Abend herannaht und die geschäftige              Programmatik des Werkes, die final in einer
                                                                                                                                                    begehrenswerte Frau buhlt, soll ein sagen-      Welt zur Ruhe kommt und das Fieber des               gefühlten Auflösung des Ist-Zustandes en-
                                                                                                                                                    umwobenes Pferd zähmen und den Schwan           Lebens vorbei und unser Werk getan ist!              det. Vielleicht gehört Weinbergs Violinkon-
                                                                                                                                                    des Totenreiches erlegen, wird jedoch selbst    Dann mag Er uns in Seiner Güte eine siche-           zert zu jenen seltenen symphonischen Wer-
                                                                                                                                                    nebenbei von einem Viehtreiber getötet.         re Wohnstatt verleihen, eine heilige Ruhe            ken, die Assoziationen provozieren, die Fas-
                                                                                                                                                    Seine Mutter rettet ihn – und damit die         und endlich den Frieden.« – finden sich in           zination vermitteln und gleichzeitig innere
                                                                                                                                                    Geschichte –, indem sie seinen zerstückel-      diesem Gesang des Schwanes musikalisch               Einkehr ermöglichen – eine Reise durch
                                                                                                                                                    ten Leichnam aus dem Fluss zieht und ihn        wieder. Der sinfonische Klang meint in               die musikalischen, aber auch biografischen
                                                                                                                                                    neu zusammensetzt. Der regenerierte Held        der Tat einen Ruf nach Frieden, zelebriert           Lebenswelten eines Menschen, die vielleicht
                                                                                                                                                    tötet daraufhin prompt einen nordischen         förmlich die Sehnsucht in jene Utopie der            dem einen oder anderen Hörer eine kleine
                                                                                                                                                    Herrscher, flieht auf eine Insel, verführt      Harmonie, die in unseren Tagen durchaus              Selbstentdeckung offenbart. Weinberg war
                                                                                                                                                    sämtliche Frauen, zieht daraufhin natürlich     ihre Berechtigung hat.                               und ist auch für Gidon Kremer eine wahre
                                                                                                                                                    den Groll der Männer auf sich, flieht erneut       Sehnsucht ist ebenfalls ein passen-               Entdeckung: Anfang des Jahres veröffent-
                                                                                                                                                    und scheitert in einem letzten Rachefeldzug     der Begriff für Weinbergs spät zu Ruhm               lichte der Virtuose ein Doppelalbum mit den

ACH DU LIEBER
                                                                                                                                                    gegen das sogenannte Nordland. In der           gekommenes Violinkonzert. Scheinbar                  Kammersinfonien des zuweilen noch unter-
                                                                                                                                                    viersätzigen Version von Sibelius schläft       autobiografisch »erzählt« die Violine ihre           schätzten Komponisten und konstatierte kri-
                                                                                                                                                    unser Held eingangs mit allen Mädchen           Geschichte – mal zupackend, energisch,               tisch für sich selbst: »Dieser Mann war viele
                                                                                                                                                    der Insel – wild und ungestüm, dennoch                                                               Jahre komplett unterschätzt, fast vergessen;

                                                                                                                                                                                                    Foto: Kasskara
                                                                                                                                                    klingt der einleitende Part beinahe sanft,                                                           ich selber lebte mit dem Vorurteil, dass er
                                                                                                                                                    ja verständnisvoll und versöhnlich aus. Der                                                          nur ein zweitrangiger Schostakowitsch ge-

  SCHWAN!
                                                                                                                                                    zweite Satz – anachronistisch gesetzt – spie-                                                        wesen sei. Was für ein Fehler! Er hatte, ganz
                                                                                                                                                    gelt das düstere Totenreich wider, erfreut                                                           im Gegenteil, eine absolut eigenständige
                                                                                                                                                    Wagnerianer mit Anleihen ans »Wehe«-                                                                 Stimme.« Bereits 2014 erschien das für den
                                                                                                                                                    Motiv und endet wiederum friedvoll. Be-                                                              Grammy nominierte »Weinberg-Album« von
                                                                                                                                                    sonders intensiv und innig erklingt hier das                                                         Gidon Kremer. Kein Solist scheint besser
                                                                                                                                                    Finale, das der Komponist mit den Worten                                                             geeignet für dieses Konzert als Kremer, den
                                                                                                                                                    umschrieb: »Das Wiegenlied am Ende des                                                               Karajan einst als »den besten Geiger der
                                                                                                                                                    Stückes ist die Liebe der Mutter, die Lem-                                                           Welt« titulierte und der selbst maßgeblich
                                                                                                                     Paavo Järvi
                                                                                                                                                    minkäinens Körperteile aus dem Fluss zu-                                                             zur Wiederentdeckung dieses besonderen,
                                                                                                                                                                                                                 Gidon Kremer
                                                                                                                                                    sammenfischt.« Der Folgesatz ist ganz dem                                                            zu Unrecht in der Rezeption vernachlässig-
                                                                                                                                                    Schwan gewidmet, der zu elegischen Klän-        oft seltsam zerbrechlich, immer wieder in            ten Komponisten beitrug – und nun endlich
Nein, trotz aller Wagnereuphorie und auf Schwänen                         aus dem Jahre 1893 an, der »Karelia«-Suite.                               gen, jedoch tot, auf dem Fluss der Unterwelt    tiefe Empfindungen gleitend, balladenhafte           seit 2014 wieder in Dresden zu erleben ist.
                                                                          Im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebun-                                     vor sich hintreibt. Final zeichnet Sibelius     Momente offerierend –, die hier und da an            Und mit Paavo Järvi, der seit 2015 als Chef-
 einfliegenden Rettern und Rittern kommt der Vogel                        gen von der nicht nur gefühlten russischen                                ein positiveres Bild vom Helden, der munter     sein Idol Schostakowitsch erinnert, der das          dirigent des NHK Symphony Orchestra in

   diesmal aus dem hohen Norden – und zwar in der                         Übermacht – ein jahrhundertelanger Kampf
                                                                          um die Vormachtstellung in der Provinz
                                                                                                                                                    und optimistisch – vielleicht etwas tollpat-
                                                                                                                                                    schig – der Zukunft entgegenwandert. Das
                                                                                                                                                                                                    Weinberg’sche Opus als »fabelhaftes Werk«
                                                                                                                                                                                                    bezeichnete und noch 1960 schwärmte: »Ich
                                                                                                                                                                                                                                                         Tokyo agiert, kehrt ein großer Bekannter
                                                                                                                                                                                                                                                         an das Pult der Staatskapelle zurück, das er
musikalischen Form der Lemminkäinen-Suite op. 22                          Karelien, der jegliches identitätsstiftendes                              mag durchaus mit der identitätsstiftenden       bin nach wie vor vom Violinkonzert von M.            ebenfalls letztmalig 2014 betrat.
                                                                          Werden verhinderte – wurde jenes Auf-                                     Idee in Einklang stehen. Sibelius rechtfer-     S. Weinberg beeindruckt, vom kommunis-                                                   Daniel Westen
  des finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius.                       tragswerk zum musikalischen Symbol eines                                  tigte sein freudvolleres Ende ganz patrio-      tischen Violinisten L. B. Kogan großartig

                       »D
                                                                          neuen Selbstverständnisses, so auf der the-                               tisch mit den Worten: »Ich möchte, dass wir     interpretiert. Es ist ein herrliches Werk. Und
                                               er Schwan von Tuonela«     matischen Grundlage des großen finnischen                                 Finnen etwas mehr Stolz hätten […] Nicht        ich wäge meine Worte.« Und tatsächlich,
                                               dürfte als dritter Satz    Nationalepos. Dieses »Kalevala«, sich spei-                               den Kopf hängen lassen! Wofür sollten wir       das Violinkonzert sticht hervor, verarbeitet
                                               dieser Komposition zu      send aus uralten Mythen und historischen,                                 uns schämen? Dieser Gedanke zieht sich          Weinberg doch seine eigene Geschichte,
                                               den Schlagern des Œu-      teils echten, teils frei erfundenen Begeben-                              durch die Heimkehr von Lemminkäinen.            die von den Schikanen der Nazi-Ära, dem                     Samstag, 9.6.2018, 20 Uhr
                                               vres dieses Tonmeisters    heiten, wurde zum ideologischen Grund-                                    Lemminkäinen kann sich mit jedem Grafen         fortwährenden Antisemitismus und den Re-                    Sonntag, 10.6.2018, 11 Uhr
                                               gehören; unzählige         stein vieler künstlerischer Werke – und auch                              vergleichen. Er ist ein Aristokrat, durchaus    pressalien der Sowjetzeit geprägt war. Kein                 Montag, 11.6.2018, 20 Uhr
                                               Aufnahmen sprechen für     Sibelius griff zeitlebens immer wieder auf                                ein Aristokrat.«                                Wunder also, dass die Klänge oft nach einer                 Semperoper Dresden
                          sich. Und doch mögen Wagnerianer an die-        jene von Lönnrot zu Anfang des 19. Jahrhun-                                   Der Schwan fliegt auch in Arvo Pärts        Utopie streben, einen ähnlichen Frieden be-                 11. SYMPHONIEKONZERT
                          ser Stelle und vorweg getröstet sein, denn      derts erstmalig veröffentlichte Sammlung                                  »Swansong« durch die Ohren der Hö-              gehren wie die Stimmung in Pärts »Swan-                     Paavo Järvi DIRIGENT
                          Sibelius spielt trotz aller heimatverbun-       zurück. Der Held Lemminkäinen kämpft                                      rer – eine Reduktion seiner bereits 2001        song«. Weinberg überträgt diese Belastung                   Gidon Kremer VIOLINE
                          denen Klänge dieser Musik auch auf »Lo-         sich als einer von vielen durch die Legenden                              erschienenen Motette »Littlemore Tractus«       des Lebens auch auf den Solisten, generiert                 Arvo Pärt
                          hengrin« an, lässt kurz die Streicher in die    des »Kalevalas« und inspirierte Sibelius zur                              auf 55 Takte, allerdings mit umso größerer      neben dem Kaleidoskop an Stimmungen                         »Swansong« für Orchester
                                                                                                                                                                                                                                                                Mieczysław Weinberg
                          Sphäre des sagenumwobenen Schwanenrit-          Komposition mit Heroentitel, die im Übrigen                               Wucht versehen. Trotz des Pomps geht es         einen technischen Anspruch, der nur von
                                                                                                                                                                                                                                                                Violinkonzert g-Moll op. 67
                          ters gleiten, eingebettet in das düstere, ty-   ursprünglich als Opernvorhaben durch die                                  hier lyrischer zu, ja wahrlich »schwanen-       wenigen Virtuosen zu meistern ist, zumal
                                                                                                                                                                                                                                                                Jean Sibelius
                          pisch nordisch-melancholische, traurige Ko-     ästhetischen Hirnwindungen des Finnen                                     hafter« als in der Suite des Finnen. Süffig,    der Violine kaum eine Pause vergönnt ist –                  »Lemminkäinen«-Suite op. 22
                          lorit des Satzes, das für empfindsame und       geisterte. In vier Sätzen – »Lemminkäinen                                 schwelgerisch, fast eine Sentimentalität        ein Fluss, der dem permanenten Treiben                      Kostenlose Einführung jeweils 45 Minuten
                          traurige Psychen wenig geeignet scheint.        und die Mädchen auf der Insel«, »Lem-                                     zelebrierend – diese Attribute kommen           und ständigen Getriebenwerden des Lebens                    vor Beginn im Opernkeller.
                          Sibelius’ frühes Opus knüpft mehr oder          minkäinen in Tuonela«, »Der Schwan von                                    einem vielleicht zuerst in den Sinn. Der        entspricht. So kommt das Violinkonzert wie                  Karten ab 13 Euro
                          weniger an den Erfolg seiner Nummer 11          Tuonela« und »Lemminkäinen zieht heim-                                    Ursprungsgedanke der zugrundeliegenden          eine Symphonie daher, die nicht kämpft, die

                                               8   SAISON 2017 / 2018                                                                                                                                                           9   SAISON 2017 / 2018
DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden
KLASSIK PICKNICKT                                                                                                                                                   4. AUFFÜHRUNGSABEND

          Seelenruhe                                                                                                                                                AUSSENSEITER …
            und Picknickkorb                                                                                                                                        DIE GANZ GROSSEN!
                                                                                                                                                                    K
»Und es leuchteten die Sterne,                wollen auch die Hebräer in Verdis Früh-                             Temperament hinter sich lässt und sehr auf                       ennen Sie »Trisagion«? Nein?     Bei seinem Erfolg und jenem Reichtum an        lung des Komponisten und für die sinfo-
und Duft entquoll der Erde,                   werk »Nabucco«, die in Babylon ausharren                            die französischen Wurzeln des Urhebers                           Dann ist der 4. Aufführungs-     Kompositionen kann man auch ein Experi-        nische Musiklandschaft überhaupt. Der
da knarrte die Pforte des Gartens             müssen und ihrer Sehnsucht nach der                                 verweist. Ganz und gar französisch und                           abend der Saison genau das       ment wagen: ein Werk für Piccoloflöte und      Musikwissenschaftler Erkki Salmenhaara
und Schritte huschten über den Sand.          Heimat musikalisch Ausdruck verleihen –                             damit sentimental im besten Sinne wird es                        Richtige für Sie. Man könnte     Orchester. Das Instrument, das eher im         brachte es bereits 1984 auf den Punkt: »Mit
Und sie kam herein voll Wohlgeruch            ein populärer wie gewaltiger Schlager                               mit »Pourquoi me réveiller« aus Jules Mas-                       sagen, ein Konzertabend          Schatten der größeren Nachbarn im Graben       der Symphonie Nr. 3 fing Sibelius an, die
und sank mir in die Arme.«                    der Opernszene, welcher in der Ouvertüre                            senets Drame lyrique »Werther«. Mit Ab-           der Außenseiter, die endlich und völlig zu      vergleichsweise selten zum Einsatz kommt       große Tradition der Symphonie entschei-

W
                                              mitschwingt und der im 19. Jahrhundert                              stand dürfte jenes Lied, das auf ein Poem         Recht ihren großen Auftritt bekommen –          und gemeinhin mit militärischen Umzügen        dend weiter zu entwickeln.« Und der große
                  er kennt sie nicht, diese   nicht weniger war, als die stille Hymne                             der »Gesänge des Ossians« zurückgeht,             und dies beginnt mit eben jenem »Trisa-         oder karnevalistischen Kapellen in Verbin-     Dirigent Osmo Vänskä konstatierte 1998:
                  berührenden Worte des       des Risorgimentos, der Bewegung nach                                zu den populärsten und empfindsamsten             gion«! Arvo Pärt, Capell-Compositeur der        dung gebracht wird, bietet bei genauerer       »Mit der Symphonie Nr. 3 stand Sibelius an
                  Künstlers Cavaradossi,      Unabhängigkeit und der Suche nach natio-                            Arien der Tenorliteratur gehören. Natür-          aktuellen Spielzeit, erschuf dieses Werk        Betrachtung viel Spielraum für Virtuosität     einem Scheideweg. Nach der wilden Sym-
                  denen alsbald sein un-      naler Identität. Dramatische Klangopulenz                           lich wird Werther mit seiner angebeteten          zum 500-jährigen Jubiläum der »Gemeinde         und Klangvielfalt. Liebermann kreiert mit      phonie Nr. 1 und der leidenschaftlichen
                  schöner Tod folgen wird.    verspricht ebenso Verdis Ouvertüre zu »La                           Charlotte nicht vereint werden, dafür aber        des Propheten Elias von Ilomantsi«. Pärts       seinem Opus 50 ein Kabinettstück für die-      Symphonie Nr. 2 entdeckte er etwas Neues:
Doch besinnt man sich auf das Moment der      forza del destino«. Die Oper ist übrigens                           in ihren Armen sterben. Ein selten gehörtes       Schaffen ist geprägt von seinen ästheti-        ses Instrument.                                eine Art Klarheit wie in der Wiener Klassik.
Wiedergabe der Töne, generieren sich wun-     noch bis September an der Semperoper                                Werk des italienischen Meisters Giacomo           schen wie intellektuellen Querverbindun-            Einen großen Publikumserfolg feierte       Die Dritte wird nicht immer geschätzt, aber
derschöne Assoziationen nach duftenden        in der Inszenierung von Keith Warner zu                             Puccini ist dessen »Preludio sinfonico« von       gen in den religiösen Raum; und so lässt        der Finne Sibelius mit seiner 2. Sinfonie,     ich mag sie besonders gern.«
Nächten, romantischen Empfindungen und        erleben.                                                            1882, das als rein sinfonisches Frühwerk          sich auch das kurze Stück diesem Hinter-        was ihn in eine kleine Krise stürzte, da der       Den musikalischen Außenseitern ste-
liebevollen Begegnungen im Mondlicht.             Italienisch kommen auch jene erwähn-                            oft hinter den populären Opern in Verges-         grund eindeutig zuordnen. Jene Trisagion        überwältigende und für ihn unerwartete         hen an diesem Abend zwei erfolgreiche
Und genau jene Flucht in die Schönheit        ten Sterne daher, besungen vom Tenor in                             senheit gerät. Doch hier zeigt sich bereits       sind ihrem Ursprung nach Gebetsgruppen,         Ruhm Druck aufbaute. Zugleich suchte           Menschen und natürlich die Staatskapelle
der Natur, in das Wunderbare des Augen-       Puccinis »Tosca«, die Mitte Juni am römi-                           die Fülle an Melodien und leidenschaftli-         die in gewisser Weise eine Expositions-         der Komponist nach seinen ersten sehr          zur Seite. John Storgårds, der als Finne
blickes und den Duft einer lauen Sommer-      schen Nachthimmel erstrahlen und damit                              chen Tonkreationen, die später die Opern          funktion für sakrale Abläufe, Liturgien u. ä.   traditionell und national geprägten Werken     wahrlich den besten Zugang zum Schaffen
nacht ermöglicht das diesjährige Klassik      mehr oder weniger verantwortlich sind für                           prägen wird. Die Leidenschaft, die Puccini        besitzen, abgeleitet vom griechischen Be-       nun neue Wege, Herausforderungen und           des Landsmannes hat, dirigierte unzählige
                                                                                                                  bereits in diesem Frühwerk verpackt, wird         griff »trishagion«, also einer Dreiheiligkeit   vielleicht zeitgemäßere Tonsprachen. Seine     namhafte Orchester weltweit, kombiniert
                                                                                                                  beim Picknick durch Omer Meir Wellber             (Vater, Sohn, Heiliger Geist). Es verweist      3. Sinfonie, die zu den insgesamt weniger      seit vielen Jahren das gängige Repertoire
                                                                                                                  und die Sächsische Staatskapelle Dresden          auf den Ruf »Heiliger Gott, heiliger Starker,   gespielten seines symphonischen Kanons         mit Wiederentdeckungen und Raritä-
                                                                                                                  mit Klang erfüllt.                                heiliger Unsterblicher«, der sinngebend mit     gehört, offeriert diese Suche nach neuer       ten, hob etliche Uraufführungen auf das
                                                                                                                      Geben Sie Ihrer Seele eine Auszeit und        Pärts Komposition verbunden ist. Die litur-     Form, ja neuem Ausdruck, und gehört doch       Konzertpodium und ist ein zu Recht mit
                                                                                                                  genießen Sie mit der Staatskapelle diesen         gischen Verse, die seinem Werk zugrunde         zu den wichtigsten Werken des Tonschöp-        Preisen überhäufter Dirigent der heutigen
                                                                                                                  wunderbaren Abend unter dem Dresdner              liegen, verwandelt der Komponist in Musik,      fers. Insgesamt wirkt die Anlage klassi-       Zeit. Für den großen Auftritt des kleinsten
                                                                                                                  Sternenhimmel – mit betörender Musik und          gemäß seinem ästhetischen Credo »Worte          scher als bei den vorangegangenen Kompo-       Orchesterteilnehmers steht folgerichtig die
                                                                                                                  nicht weniger bezaubernden Menschen.              schreiben die Musik«. Die Worte, die je-        sitionen, doch die Elemente von finnischer     Solopiccolistin der Staatskapelle Dóra Var-
                                                                                                                                                                    nem musikalischen Fluss zugeordnet sind,        Volksmusik, Wurzeln programmatischer           ga-Andert im Zentrum des Abends, um das
                                                                                                                                                                    bleiben dem Hörer verborgen, obwohl sie         Art und neoklassizistischer Idee verschmel-    selten gesehene Instrument wenigstens für
                                                                                                                        Freitag, 15.6.2018, 20 Uhr
                                                                                                                                                                    in der Partitur gezielt gesetzt sind – ein      zen zu einem großen Ganzen: Sibelius wird      dieses Konzert in ein wunderbares sowie
                                                                                                                        Die Gläserne Manufaktur
                                                                                                                                                                    nonverbales Kommunizieren zwischen              sachlicher in der Tonsprache, reduziert den    virtuoses Licht zu rücken.
                                                                                           Foto: Oliver Killing

                                                                                                                        von Volkswagen                                                                                                                                                              Daniel Westen
                                                                                                                                                                    Komposition, Musikern und Publikum.             Klangapparat auf das Notwendigste und
                                                                                                                        STAATSKAPELLE OPEN AIR
                                                                                                                                                                    »Trisagion« identifiziert sich als spannen-     arbeitet mit rhythmischen und metrischen
                                                                                                                        Omer Meir Wellber DIRIGENT
                                                                                                                                                                    der Versuch für den Hörer, sich die Inhalte     Figuren, die man eher Strawinsky in dieser
                                                                                                                        Piotr Beczala TENOR
Picknickt. Zeit, dem Arbeitsjahr kurz vor     diese beliebte wie großartige Arie. Den                                                                               oder den Sinn des Textes allein über die        Zeit zuschreiben würde. Der Erfolg der
                                                                                                                        Richard Wagner
dem Sommer eine erste Auszeit zu gönnen,      Cavaradossi verkörpert an diesem Abend                                    Ouvertüre zu »Tannhäuser«                   Erfahrung des Klanges anzueignen. Was           Nummer 3 war im Vergleich zu früheren
sich dem musikalischen wie kulinarischen      kein Geringerer als Piotr Beczala, der an                                 Giuseppe Verdi                              dieses besondere Werk für Streichorchester      Uraufführungen bescheiden, doch Sibelius
Genuss hinzugeben und einen Abend mit         allen großen Opernhäusern der Welt Er-                                    Ouvertüre zu »Nabucco«                      bei jedem Einzelnen auslöst, ist dabei stets    schöpfte – und dies zu Recht – Kraft und
Freunden und Familie und im Kreise des        folge feiert und 2017 an der Semperoper                                   Giacomo Puccini                             individuell und richtig, denn es gibt kein      künstlerisches Selbstverständnis aus dieser          Mittwoch, 4.7.2018, 20 Uhr
                                                                                                                        »E lucevan le stelle« aus »Tosca«                                                                                                                Semperoper Dresden
Picknicks zu genießen. Es steht ein klei-     für seine Interpretation der Titelrolle im                                                                            falsches Hören und kein falsches Imaginie-      Symphonie. Besonders die Kritik des bald
                                                                                                                        Georges Bizet
ner musikalischer Urlaub in italienische,     Wagner’schen »Lohengrin« an der Seite von                                                                             ren oder Empfinden.                             sterbenden Rimsky-Korsakovs ermunterte               4. AUFFÜHRUNGSABEND
                                                                                                                        Vorspiel zum 3. Akt »Carmen«,
französische und auch spanische Gefilde       Anna Netrebko bejubelt wurde. Er ist es                                   »Blumenarie« aus »Carmen«                       Einen ganz anderen Außenseiter – bes-       ihn: »Als Rimsky Korsakov meine Sympho-              John Storgårds DIRIGENT
an, eine Einstimmung auf das, was Ihnen       auch, der mit der sogenannten Blumenarie                                  Giacomo Puccini                             ser: Außenseiterin – holt der amerikanische     nie Nr. 3 hörte, schüttelte er den Kopf und          Dóra Varga-Andert PICCOLOFLÖTE
der Sommer vielleicht noch bringt. Doch       »La fleur que tu m’avais jetée« aus dem                                   »Preludio sinfonico« A-Dur                  Komponist Lowell Liebermann auf die Büh-        sagte: ›Warum komponieren Sie es nicht so,           Arvo Pärt
einleitend – den Sommer festlich begrü-       2. Akt der Oper »Carmen« des Franzosen                                    Jules Massenet                              ne. Der New Yorker, dessen Werke zu den         wie es Art ist? Sie werden sehen, dass das           »Trisagion« für Streichorchester
                                                                                                                        »Pourquoi me réveiller« aus »Werther«                                                                                                            Lowell Liebermann
ßend – erklingt Richard Wagners Ouvertü-      Georges Bizet den Duft spansicher Näch-                                                                               meistgespielten seiner Generation gehören,      Publikum hier nicht mitkommt und nichts
                                                                                                                        Giuseppe Verdi                                                                                                                                   Konzert für Piccoloflöte und Orchester op. 50
re zu »Tannhäuser«, jenem Meisterwerk der     te in Töne fassen wird. Das Vorspiel zum                                  Ouvertüre zu »La forza del destino«         kann bis heute auf ein breites Schaffen         versteht‹. Und jetzt bin ich sicher, dass            Jean Sibelius
Musikgeschichte, das 1845 in der hiesigen     3. Akt jener Oper entführt über den elegi-                                                                            zurücksehen, das sich von Opern über            meine Symphonien mehr gespielt werden                Symphonie Nr. 3 C-Dur op. 52
                                                                                                                        Das Konzert ist bereits ausverkauft, kann
Semperoper das Licht der Bühne erblick-       schen, verträumten Part der Soloflöte dann                                aber per Livestream miterlebt werden.       symphonische und chorische Werke bis hin        als seine.« So selten diese Sinfonie gegeben         Karten ab 11 Euro
te. Hinaus an die Luft und in die Freiheit    in eine andere Welt, die das spanische                                                                                zur Kammer- und Klaviermusik erstreckt.         wird, so wichtiger war sie für die Entwick-

                                                                 10   SAISON 2017 / 2018                                                                                                                                                11   SAISON 2017 / 2018
DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden
Foto: Matthias Creutziger
9. INTERNATIONALE
       SCHOSTAKOWITSCH TAGE GOHRISCH
     22. – 24. JUNI 2018

WELTOFFEN WIE JE
Die 9. Internationalen Schostakowitsch Tage                                                    und Künstler gewinnen. So wurden das
                                                                                               Lutosławski Quartet ebenso wie Pianist
Gohrisch stehen im Zeichen polnischer Musik.                                                   Denis Matsuev, der diesjährige Capell-Vir-
                                                                                               tuos der Sächsischen Staatskapelle, nach
Das Festival bietet auch 2018 mehrere Ur- und                                                  Gohrisch verpflichtet. Gemeinsam mit dem

Erstaufführungen – und wagt erstmals einen                                                     Trompeter Helmut Fuchs wird Matsuev be-
                                                                                               reits den Auftakt am Vorabend der Schos-
improvisierten Ausflug in den Jazz.                                                            takowitsch Tage mit einem Sonderkonzert
                                                                                               in der Semperoper gestalten und unter der

W
                                                                                               musikalischen Leitung von Yuri Temirka-
                     ie sollte es anders sein:   Komposition des achten Streichquartetts,      nov Schostakowitschs Konzert für Klavier,
                     Den Kernpunkt der dies-     wurde Meyers 13. Streichquartett in der       Trompete und Streichorchester aufführen.
                     jährigen Internationalen    Gohrischer Konzertscheune uraufgeführt.       Außerdem widmet sich die Staatskapelle
                     Schostakowitsch Tage        Drei Jahre später folgte mit dem Chorwerk     der Festlichen Ouvertüre op. 96 sowie
                                                                                                                                                                                                                     Musikerinnen und Musiker der Staatskapelle bei einer kapelle-21-Probe
                     Gohrisch bildet selbst-     »Nehmt hin die Welt« eine weitere Urauf-      der fünften Symphonie Schostakowitschs
verständlich das Leben und Schaffen von          führung Meyers, der in Gohrisch wieder-       (21. Juni).
Dmitri Schostakowitsch. Dieser Ansatz hat        holt über persönliche Bezüge zu Schostako-        In der einzigartigen Atmosphäre der
das nun schon zum neunten Mal stattfin-          witsch berichten konnte.                      Konzertscheune von Gohrisch wird Matsu-                                                                             EINE URAUFFÜHRUNG                                   einem Kammerabend des Festivals un-             dem Namen »kapelle 21«, die in Gohrisch
dende Musikfest von Anfang an geprägt                                                          ev dann auch im Eröffnungskonzert zu                                                                                                                                    ter anderem die Uraufführung des erst           unter der musikalischen Leitung des
                                                                                                                                                                                                                   VON SCHOSTAKOWITSCH
und so auch die immensen Verflechtungen                                                        erleben sein und mit Musikern der Staats-                                                                                                                               kürzlich in einem Nachlass gefundenen           Kontrabassisten Petr Popelka steht. Der
der keine Grenzen kennenden Musikland-
                                                 IMPULSGEBER DER                               kapelle Kammermusik aufführen sowie so-                                                                             Mit dem Bratschisten Nils Mönkemeyer                Impromptus für Viola und Klavier vorstel-       aus Prag stammende Musiker ist auch als
schaft offenbart. Vor allem aber wurde so        POLNISCHEN MODERNE                            listisch über Themen aus Schostakowitschs                                                                           ist ein weiterer Solist von Weltrang in             len. Damit knüpft Gohrisch erneut an ganz       Komponist aktiv und engagiert sich somit
der wechselseitige Einfluss von Schostako-       Ebenso wie der seit langem in Deutsch-        Werken improvisieren. Mit diesem wohl bis                                                                           Gohrisch präsent, er wird – neben Schos-            erstaunliche Ur- und Erstaufführungstra-        von Haus aus für Neue Musik. Gemeinsam
witschs Musik deutlich – sei es im Zeichen       land lebende Meyer waren auch die Alt-        in den Jazz reichenden Ausflug erhält das                                                                           takowitschs Bratschensonate von 1975,               ditionen an.                                    mit Kollegen der Kapelle gründete er diese
von Zeitgenossen wie Benjamin Britten, sei       meister Penderecki – er wird in diesem        Festival dort bisher unerhörte Klangfarben.                                                                         bekanntlich seinem letztem Werk – in                    Denn neben erstmals in Deutschland          Kammerformation, die erst kürzlich im
es im Werk von Nachgeborenen wie Sofia           Jahr erstmals in Gohrisch erwartet – und                                                                                                                                                                              zu hörenden Transkriptionen – etwa der          fünfstündigen Porträtkonzert des Capell-
Gubaidulina.                                     Lutosławski eng mit Schostakowitsch ver-                                                                                                                                                                              dritten Symphonie von Arthur Honegger in        Compositeurs Arvo Pärt für Aufhorchen

                                                                                                                                             Foto: Irène Zandel

                                                                                                                                                                  Foto: Columbia Artists Management Inc.
    Im aktuellen Jahrgang (22. bis               bunden, der 1959 einer der prominentesten      Nils Mönkemeyer                                                                                                                                                        Schostakowitschs Fassung für zwei Klavie-       sorgte. Dass sich diese Neugründung nun
24. Juni 2018) richtet sich der Fokus auf        Besucher beim Festival Warschauer Herbst                                                                                                                                                                              re sowie von Strawinskys »Psalmensym-           in besonderer Weise auch in die Schosta-
die musikalische Moderne von Polen.              gewesen ist. An diesem bedeutsamen Ort                                                                                                                                                                                phonie« und Mahlers Scherzo der zehnten         kowitsch Tage einbringt, scheint für alle
Neben dem Werk des namensgebenden                des künstlerischen Austausches von Neuer                                                                                                                                                                              Symphonie jeweils für Klavier zu vier Hän-      Mitglieder eine Herzenssache zu sein.
Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) sollen        Musik aus Ost und West sind sie einander                                                                                                                                                                              den – steht auch eine weitere Urauffüh-                                       Michael Ernst
Klanglandschaften von Witold Lutosławski         begegnet, haben Eigenes vorgestellt und                                                                                                                                                                               rung an: Krzysztof Meyer hat sein von den
(1913–1994), Krzysztof Penderecki (Jahr-         mit Interesse auf Tendenzen der anderen                                                                                                                                                                               Schostakowitsch Tagen in Auftrag gegebe-        www.schostakowitsch-tage.de
gang 1933) sowie Krzysztof Meyer (Jahr-          geachtet. Man darf gespannt sein, was                                                                                                                                                                                 nes 15. Streichquartett als Opus 131 voll-
gang 1943) die kompositorischen Schwer-          Penderecki und Meyer, wenn sie in diesem                                                                                                                                                                              endet und lässt es vom Lutosławski Quartet
punkte des Festivals bilden. Alle drei aus       Sommer in Gohrisch zu Gast sind, über                                                                                                                                                                                 herausbringen.
Polen stammenden Komponisten sind                solche Treffen und andere Begegnungen                                                                                                                                                                                     Ein neues Werk gibt es auch von                   Donnerstag, 21.6.2018, 20 Uhr
beziehungsweise waren Schostakowitsch            mit Schostakowitsch sowie über die Aus-                                                                                                                                                                               Krzysztof Penderecki, dessen »Ciaccona«               Semperoper
in besonderer Weise verbunden und ha-            einandersetzung mit dessen Musik zu be-                                                                                                                                                                               erstmals in Claus-D. Ludwigs Version für              SONDERKONZERT
ben 2018 markante Jubiläen aufzuweisen:          richten haben. Schließlich hat das Schaffen                                                                                                                                                                           Streichsextett erklingen wird. Zusam-                 AM VORABEND DER
Lutosławski ist vor 105 Jahren geboren,          des Meisters enorme Einflüsse auf die sich                                                                                                                                                                            men mit Kompositionen von Lutosławski                 INTERNATIONALEN
Penderecki und Meyer werden 85 bezie-            nichtsdestotrotz eigenständig entwickelnde                                                                                                                                                                            (»Chain I« für 14 Instrumente), Meyer                 SCHOSTAKOWITSCH TAGE
hungsweise 75 Jahre alt.                         polnische Moderne ausgeübt.                                                                                                                                                                                           (»Musique scintillante« für 14 Musiker                GOHRISCH
    Letzterer ist zeitweise ein enger Wegge-        Musikalisch werden also im bevorste-                                                                                                                                                                               op. 108) und Schostakowitsch (dessen auf              Yuri Temirkanov DIRIGENT
fährte von Schostakowitsch gewesen und           henden neunten Jahrgang der Internatio­                                                                                                                                                                               dem dritten Streichquartett fußender Kam-             Denis Matsuev KL AVIER
daher als dessen Biograf geradezu prädes-        nalen Schostakowitsch Tage Gohrisch                                                                                                                                                                                   mersymphonie op. 73a in der Barschai-                 Helmut Fuchs TROMPETE
tiniert. Zudem ist Krzysztof Meyer ohnehin       selbstredend die vier genannten Kompo-                                                                                                                                                                                Instrumentierung) bildet dieses Aufeinan-             Dmitri Schostakowitsch
Gohrischer Stammgast – von Anfang an.            nisten tonangebend sein. Als Interpreten                                                                                                                                                                              dertreffen das diesjährige Abschlusskon-              Festliche Ouvertüre A-Dur op. 96
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Konzert für Klavier, Trompete und
Bereits im Gründungsjahrgang 2010, ge-           ihrer Werke konnte Tobias Niederschlag,                                                                                                                                                                               zert. Es ist zugleich das Debüt eines neuen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Streichorchester Nr. 1 c-Moll op. 35
nau fünfzig Jahre nach Schostakowitschs          Gründer und Künstlerischer Leiter dieses                                                                                                                                                                              Labels der Sächsischen Staatskapelle,                 Symphonie Nr. 5 d-Moll op. 47
                                                                                                                                                                                                           Denis Matsuev
erstem Besuch und der hier erfolgten             Festivals, wieder namhafte Künstlerinnen                                                                                                                                                                              einer Initiative der Kammermusik unter

                                                                     12   SAISON 2017 / 2018                                                                                                                                                                                                 13   SAISON 2017 / 2018
DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden
DEBÜT
 12. SYMPHONIEKONZERT

SAISONABSCHLUSS
  MIT DRESDNER WERKEN                                                                                                                                               MIT DER STAATSKAPELLE
              Das mit der Romantik ist schon ein seltsames Spiel!                               bereits 1841 die Phantasie a-Moll, die »das
                                                                                                Klavier […] auf das feinste mit dem Orches-     »Das Publikum ist das beste der
    Und dies kann sowohl im privaten als auch im musikalischen                                  ter verwebt«, so Clara Schumann. Die Neue-      Welt: konzentriert, mit großem
  Bereich so gesehen werden. Grund genug, das 12. Symphonie-                                    rungen hatten es in sich: Der sensible Fein-    Enthusiasmus und Liebe zur Musik
     konzert mit zwei Kernstücken des romantischen Gedankens                                    geist arbeitete mit einem einzigen Motiv,       und den Künstlern.«

                                                                                                                                                M
                                                                                                variierte dieses konsequent und destillierte
auszustatten, einen der renommiertesten Dirigenten der Welt ans
                                                                                                alles aus dem musikalischen Einfall her-                        it diesem Lob sind tat-
  Pult und einen aufstrebenden Pianisten an den Flügel zu holen.                                aus, was dieser hergab. In der Folge wurde                      sächlich wir Deutschen
                                                                                                das musikalische Material auf Solist und                        gemeint – und es kommt
     Jan Lisiecki                                                                               Orchester verteilt und ein revolutionärer                       von keinem Geringeren
                                                                                                Grundstein der Romantik war geschaffen.                         als dem großen Maestro
                                                                                                Da das Werk einsätzig war und es sich des-      Antonio Pappano, der nun erstmals die
                                                                                                halb schlecht verkaufen ließ, komponierte       Dresdner Staatskapelle dirigieren wird.
                                                                                                Schumann flugs zwei Sätze hinzu – und           Pappano kann auf eine große Karriere
                                                                                                schon war das Klavierkonzert a-Moll gebo-       zurückblicken, die längst noch nicht ihren
                                                                                                ren. Tatsächlich wurde dann das Opus bei        Höhepunkt gefunden hat. Der Künstler

                                                                                                                                                                                                                                                                                             Foto: Musacchio & Ianniello
                                                                                                der Uraufführung 1845 in Dresden mehr als       nimmt sich seine Auszeiten – »Nicht nur,
                                                                                                positiv aufgenommen. Schumann war auf           um mich auszuruhen, sondern auch, um
                                                                                                der Höhe der Zeit, aber auch voll von Taten-    nachzudenken« –, reflektiert genau die
                                                                                                drang und Selbstbewusstsein – Attribute,        Entwicklung der Musik als auch des Musik-
                                                                                                die bereits wenige Jahre später einem geis-     marktes und gehört vielleicht gerade wegen
                                                                                                tigen Wahnsinn und schlussendlich einem         seiner besonnenen Art zu den gefragtesten
Foto: Holger Hage

                                                                                                viel zu frühen Tode weichen mussten.            Dirigenten der Welt. Das heißt jedoch nicht,   Maestro gehört zu einer leider (fast) aus-     Musikdirektor an das Royal Opera House,
                                                                                                    So jung wie ungestüm und gleichzeitig       dass Antonio Pappano sich allzu sehr zu-       sterbenden Spezies an Dirigenten – große       im Jahr 2002 zog es ihn an die Accademia
                                                                                                empfindsam als auch bedacht ist der Pia-        rückziehen würde, ganz im Gegenteil: Die       Könner mit einem breiten Repertoire, über      Nazionale di Santa Cecilia, deren Orchester

Z
                                                                                                nist des Konzertes, der jenes wegweisende       Londoner haben ihm sogar den Kosenamen         Oper und Konzerte hinweg, vom Barock bis       er im wahrsten Sinne regenerierte, Potenzi-
             wei Komponisten, die man auf       te: »Wir leben hier still und bescheiden, wir   Schumann’sche Werk interpretieren wird:         »unstoppable Maestro« gegeben. Dahinter        zur Förderung von Uraufführungen, von          ale erkannte und für diese kämpfte. Die Na-
             den ersten Blick nicht unbedingt   sehen keinen und kennen niemanden. Und          Jan Lisiecki. Mit gerade einmal 23 Jahren       steckt mehr als nur der einfache Erfolg: Der   den Gassenhauern bis hin zur Entdeckung        men der renommierten Klangapparate auf-
             miteinander in Verbindung          auch selbst lassen wir uns nirgends sehen       gehört der Künstler zu den großen Pianis-                                                      unbekannterer oder neu zu befragender          zuzählen, die Pappano bis heute dirigiert,
             setzen würde, stehen auf dem       und wollen auch niemanden kennenlernen          ten der Gegenwart und prägt das Klang-                                                         Werke. Es mag sein, dass die musikalische      wäre mühselig, denn kaum ein großes
             Programm: der große Russe          ... die Stadt selbst gefällt mir sehr: sehr     und Spielverständnis seiner Generation          Sonntag, 8.7.2018, 11 Uhr                      Genese des Dirigenten jenes Interesse ge-      Orchester kam noch nicht in den Genuss,
                                                                                                                                                Montag, 9.7.2018, 20 Uhr
Rachmaninow, dessen Klavierwerke Legen-         sauber, sympathisch und viel Grün in den        vielleicht wie kein anderer. Die »New York                                                     fördert hat und diese Wahrnehmung der          unter der Leidenschaft des Musikers große
                                                                                                                                                Dienstag, 10.7.2018, 20 Uhr
de sind, der diesmal aber mit einer Sym-        Gärten.« Dieses positive Sentiment spiegelt     Times» schreibt, dass Lisiecki ein Künstler     Semperoper Dresden                             Musikwelt in ihrer ganzen Vielfalt ermög-      Klänge zu erzeugen. Die Diversität seines
phonie daherkommt, und der empfindsame          sich in der Zweiten wider: weiche, lange        ist, »der jeder Note Bedeutung verleiht« –                                                     lichte, denn Pappanos Weg war durchaus         Lebens und seiner musikalischen Ansich-
                                                                                                                                                12. SYMPHONIEKONZERT
Schumann, dessen a-Moll-Konzert sich zum        Linien in den Melodien, ein bequemes            und dies nicht erst seit gestern. Bereits mit                                                  etwas konventionell: Nach der Highschool       ten haben Pappano zu einem wahren Welt-
                                                                                                                                                Antonio Pappano DIRIGENT
Inbegriff der Verträumtheit verklärt.           Streicherbett und leicht geführte Bläser –      15 Jahren erhielt der Pianist einen Exklu-      Jan Lisiecki KL AVIER
                                                                                                                                                                                               folgte kein Dirigierstudium, sondern eine      bürger gemacht, der sich selbst mindestens
    Rachmaninow hatte es nicht leicht:          eine Symphonie der Ruhe (für russische          sivvertrag bei der Deutschen Grammophon,                                                       Reise als studierter Pianist durch die         als Amerikaner, Engländer und Italiener
                                                                                                                                                Robert Schumann
Ständig wurde er von den Kritikern gegän-       Verhältnisse). Die Uraufführung, die dann       sprang mal eben für die erkrankte Martha        Klavierkonzert a-Moll op. 54                   Opernhäuser der Welt. Auch als Barpianist      versteht, den Begriff Identität in heutigen
gelt – ein Schicksal, das er mit dem älteren    doch wieder in der Heimat stattfand, war        Argerich in Beethovens 4. Klavierkonzert        Sergej Rachmaninow                             verdiente er sich in jungen Jahren sein Brot   Zeiten kritisch befragt und dabei immer
Vorbild Tschaikowsky leidvoll teilte –, seine   ein voller Erfolg und das Opus hielt einen      unter dem Dirigat von Claudio Abbado ein,       Symphonie Nr. 2 e-Moll op. 27                  und denkt noch heute mit einer gewissen        an Musik denkt. Und doch bleibt der große
1. Symphonie erhielt Prädikate wie »Eine        bis heute andauernden Siegeszug durch die       debütierte auf den bedeutendsten Konzert-       Kostenlose Einführung jeweils 45 Minuten       Freude daran zurück – eine Station seines      Dirigent auf dem Boden der Realität. Auf
Sinfonie über die Plagen Ägyptens, krank-       Konzerthäuser der Welt. Vielleicht gehört       podien der Welt und ist zudem noch für vie-     vor Beginn im Opernkeller.                     Lebens und eine Art von Musik, die er          die Frage, ob denn ausschließlich die Mu-
haft pervers in der Harmonik« oder »armse-      jene zweite Symphonie zu den letzten ro-        le karitative Projekte in der Welt unterwegs.   Karten ab 13 Euro                              auch als großer Meister der Klassik offen      sik sein Leben bestimmen würde, antworte
lig« und zudem marterten ihn Zweifel, ob er     mantischen Werken überhaupt, ein wunder-        Geführt wird das Konzert von einem der                                                         behauptet und damit seinem künstlerischen      Pappano einst gewitzt wie bodenständig:
nun eigentlich ein Komponist sei – oder viel-   voller Spätzünder jenes epochenprägenden        anerkanntesten Dirigenten – dem Musikdi-                                                       Weitblick Ausdruck verleiht. Er repetierte     »Dirigenten denken doch immer an Musik,
                                                                                                                                                 Termine der Festival-Tournee mit
leicht doch eher Pianist oder Dirigent? Zum     Denkens und Komponierens.                       rektor der Royal Opera Covent Garden und                                                       und assistierte den Großen der Zeit (u. a.     oder? Aber heute habe ich außerdem noch
                                                                                                                                                 Antonio Pappano, Jan Lisiecki
Glück für die Nachwelt hat er sich (auch) auf        Knapp 60 Jahre zuvor setzte sich ein       der Accademia Nazionale di Santa Cecilia,                                                      Michael Gielen und Daniel Barenboim)           gekocht, weil meine Frau abends kommt.
                                                                                                                                                 und Janine Jansen (Violine):
das Komponieren konzentriert und in den         gewisser Robert Schumann mit einem (und         Antonio Pappano.                                                                               und leitete erstmal eine Aufführung an der     Ich habe Fisch gekocht. Sehr schön. Aber
                                                                                                                                                 12. Juli 2018: Wiesbaden, Rhein-
Jahren 1906/07 seine zweite Symphonie auf       seinem einzigen) Klavierkonzert in Szene.           Romantik pur, gebettet in die besten                                                       Norwegischen Oper: »La Bohème« … das           weil es nach Fisch stinkt, habe ich heute
                                                                                                                                                 gau Musik Festival
das Notenpapier gezaubert – im Übrigen an       Der Komponist, dessen Idee des Verschmel-       Hände, die man sich wünschen kann, und                                                         war 1987. Was folgte, kann man als unauf-      auch noch den Müll runterbringen müs-
                                                                                                                                                 13. Juli 2018: Lübeck, Schleswig-
einem, für die Russen geheimen, also unbe-      zens vom Solopart mit dem Orchesterklang        getragen von einem der erfahrensten Or-                                                        haltsamen Aufstieg des Antonio Pappano         sen.« Viele Gründe und höchste Zeit, diesen
                                                                                                                                                 Holstein Musik Festival
kannten Ort: Dresden. Der Komponist fühlte      durchaus noch unter den sich selbst gern        chester der Welt. Da kommt das Publikum                                                        in die Bücher schreiben: Der junge Dirigent    Dirigenten endlich im Elbflorenz erleben zu
                                                                                                                                                 14. Juli 2018: Redefin, Festspiele
sich wohl in der Stadt, was dem Werden der      exponierenden Solisten und dem teils re-        bestimmt schnell ins Schwärmen.                                                                leitete bereits 1992 die Oper Brüssel, 1999    dürfen.
                                                                                                                                                 Mecklenburg-Vorpommern
Symphonie entgegenkam und er konstatier-        aktionären Publikum umstritten war, schuf                                       Daniel Westen                                                  folgten Bayreuth und die Berufung zum                                         Daniel Westen

                                                                     14   SAISON 2017 / 2018                                                                                                                       15   SAISON 2017 / 2018
DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden
UNTERWEGS AUF
  NEUEN PFADEN
                                                                                                                                     »Ein Beispiel ist ›Capella generalis‹«,
                                                                                                                                 sagt Christoph Hollenders, »eine Vorle-
                                                                                                                                 sungsreihe in den Räumen der TU Dres-
                                                                                                                                 den, in der sehr unterschiedliche Aspekte
                                                                                                                                 des Hörens oder Entstehens von Musik
                                                                                                                                 wissenschaftlich beleuchtet werden und
                                                                                                                                 ein Mitglied der Staatskapelle sich selber
                                                                                                                                 und sein Instrument vorstellt. Ein anderes
          Im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde                                                          Beispiel sind die inzwischen sehr beliebten
                                                                                                                                 Gesprächskonzerte, bei denen neben wun-
          der Staatskapelle Dresden, Dr. Christoph Hollenders                                                                    derbarer Kammermusik auch Spannendes
                                                                                                                                 aus dem Leben der Komponisten und der

                                 G
                                                                                                                                 Musiker der Kapelle geboten wird.
                                               emeinsam sind wir stark – und           Dr. Christoph Hollenders, Gründungs-          Derzeit entwickeln wir weitere Cross-
                                               bringen Außergewöhnliches           mitglied und Vorsitzender des Freundeskrei-   over-Projekte, die mit Ritualen der heutigen
                                               zustande. Diese alte Weisheit       ses, nennt Beispiele für solche Vorhaben:     Zeit, neuartigen Aufführungspraxen und
                                               gilt nicht nur für Musiker, die         »Richtig stolz sind wir auf das Projekt   einem Rahmenprogramm, das an moder-
                                               im gelungenen Zusammen-             ›Ohne Frack auf Tour‹, das wir gemein-        nes Freizeitverhalten anknüpft, Brücken
                                 spiel großartige Klänge entstehen lassen.         sam mit den Musikern der Staatskapelle        schlagen sollen in eine Generation, der die
                                 Sie gilt auch für jene, die sich für exzellente   ins Leben gerufen haben und das schon         klassische Musik nicht mehr so zugäng-
                                 Musik begeistern und gern ihren Teil dazu         jetzt Kultstatus besitzt. In diesem Jahr      lich ist. Dabei denken wir beispielsweise
                                 beitragen möchten, dass ein Ausnahme-             wird es zum dritten Mal stattfinden –         an eine ›Gläserne Lounge‹, in der einmal
                                 Orchester mit großer Vergangenheit wie            bitte merken Sie sich unbedingt den 14.       im Jahr Klassik ebenso geboten wird wie
                                 die Sächsische Staatskapelle Dresden auch         Mai! Dann werden Musiker der Staatska-        Latin und Electronic, in der Kapellmusiker
                                 eine sichere Zukunft hat.                         pelle wieder in kleineren Formationen in      und DJs gleichberechtigt auftreten. Oder
                                     Das war der Ausgangspunkt. Vor gut            verschiedenen Kneipen der Neustadt ihr        an eine Veranstaltung mit dem Arbeitsti-
                                 vier Jahren. Damals gründeten einige en-          Können zum Besten geben, und es wer-          tel ›Kraftwerk Style‹, die sich mit einem
                                 gagierte Musikliebhaber und Bewunderer            den von Jahr zu Jahr mehr – mehr Mu-          frischen Mix aus Klassik-Konzert, Klassik-
                                 der traditionsreichen Kapelle einen ge-           siker, mehr Kneipen und vor allem noch        Battle und DJ-Party an ein modernes jun-
                                 meinnützigen Verein, an dem vielleicht das        mehr begeisterte Fans. Die Gesellschaft       ges Publikum wendet.
                                 Erstaunlichste war, dass es ihn nicht längst      der Freunde fördert dieses Engagement,            Bitte verstehen Sie mich nicht falsch:                                                    All das wird von den Freunden der
                                 schon gab: die Gesellschaft der Freunde           seine Vorbereitung und die Programme          Solche neuartigen Formen sollen nicht das                                                 Staatskapelle ehrenamtlich entwickelt und
                                 der Staatskapelle Dresden e. V.                   mit einem namhaften Betrag und tatkräf-       klassische Konzert ersetzen, aber sie sollen
                                                                                                                                                                                »Es lohnt sich also auf jeden              organisiert. Weitere kreative Köpfe und
                                     Beachtliches hat der junge Verein mit         tiger Unterstützung.                          helfen, ein neues kulturaffines Publikum       Fall. Auch für Sie. Wenn                   helfende Hände sind jederzeit willkommen.
                                 noch begrenztem Budget und großem                     Gerade haben wir ein weiteres Projekt     für die Kapelle zu gewinnen.«                                                             Auch aus der Ferne kann man auf diese
                                                                                                                                                                                Sie sich der Sächsischen
                                 Engagement seither angestoßen und ge-             auf den Weg geschickt. Von der kommen-            Um auch Menschen zu erreichen, deren                                                  Weise die Verbundenheit mit der Kapelle
                                 fördert. Inzwischen ist er auf fast 300           den Spielzeit an wird sich die ›kapelle 21‹   Hemmschwelle in Richtung klassischer           Staatskapelle Dresden                      zum Ausdruck bringen und weiter pflegen.
                                 Mitglieder angewachsen – und kann mit             innerhalb der kammermusikalischen Akti-       Musik schlicht finanzielle Gründe hat, plant   verbunden fühlen und sie                   Gleichsam zur Belohnung gibt es für die
                                 einem ersten kleinen Finanzpolster nun            vitäten der Staatskapelle vorwiegend zeit-    der Freundeskreis zudem Charity-Aktionen                                                  Mitglieder der Gesellschaft auch einige
                                 noch mehr Wünsche der Mitglieder der              genössischen Kompositionen widmen. Um         für Ereignisse wie »Klassik Picknickt« oder
                                                                                                                                                                                gern mit uns gemeinsam                     Benefits, etwa den kostenlosen Besuch von
                                 Staatskapelle erfüllen. Sehr unterschiedli-       auch die Uraufführungstradition der Kapel-    »Ohne Frack auf Tour«. Und auch einen          unterstützen wollen, zögern                Generalproben, exklusive Einführungen in
                                 che Anliegen sind auf deren Wunschliste           le wieder aufleben zu lassen, wird die Ge-    weiteren Kreis junger Menschen haben die       Sie nicht. Werden Sie                      das Programm der nächsten Spielzeit, die
                                 zu finden, und doch haben sie eines ge-           sellschaft der Freunde nun Kompositionen      Freunde im Blick:                                                                         Gelegenheit zu unmittelbaren Kontakten
                                 meinsam: Hilfe und Förderung durch den            in Auftrag geben, die speziell der Dresdner       »Fast schon zu den Klassikern gehört       möglichst bald Mitglied                    mit Musikern oder zur Teilnahme an gut
                                 Freundeskreis erhoffen sich die Musiker           Staatskapelle gewidmet werden.«               ein Service für junge Familien, die in         unserer Gesellschaft und                   organisierten Reisen im Gefolge der Kapel-
                                 vor allem dort, wo sie unbekannte Wege                Doch nicht nur die Musiker sollen neue    einer wichtigen Phase ihres Lebens na-                                                    le und nicht zuletzt zu Begegnungen mit
                                                                                                                                                                                ein aktiver Freund der
                                 gehen und neue Räume betreten, um jen-            Wege beschreiten. Die Freunde der Staats-     turgemäß nur wenige Chancen haben, in                                                     anderen Musikfreunden, sei es am Rande
                                 seits der vertrauten Formen aktiv zu wer-         kapelle wollen auch neue Zuhörerkreise        Konzerte zu gehen. Ihnen bieten wir wäh-       Staatskapelle!«                            der Konzerte oder auf den erfrischend
Gesellschaft der Freunde         den und auch Menschen zu erreichen, die           erschließen und Menschen den Zugang           rend vieler Symphoniekonzerte sonntags                                                    kurzweiligen Mitgliederversammlungen
                                                                                                                                                                                DR. CHRISTOPH HOLLENDERS
der Staatskapelle Dresden e.V.   der klassischen Musik und dem bewährten           zur Musik erleichtern, welche die Schwelle    vormittags eine kostenlose Kinderbetreu-                                                  auf Dinglingers Weinberg, auf denen im-
Königstraße 1 · 01097 Dresden    Repertoire der Kapelle zunächst skeptisch         zur Semperoper von sich aus niemals über-     ung an. Einzelheiten dazu sind auf unse-                                                  mer auch ein bekannter Musiker als Über-
info@gfskdd.de · www.gfskdd.de   gegenüber stehen.                                 schreiten würden.                             rer Website zu finden.«                                                                   raschungsgast zu erleben ist.

                                                       16   SAISON 2017 / 2018                                                                                                                   17   SAISON 2017 / 2018
DEBÜT - GLANZ KLANG - LANG ERWARTETES - Staatskapelle Dresden
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