ANGEWANDTE GERONTOLOGIE- Neu an der KSFH: Wissenschaftliche Weiterbildung Ausgabe 2 | 2017 - Katholische Stiftungshochschule ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Ausgabe 2 | 2017 Neu an der KSFH: Wissenschaftliche Weiterbildung „ANGEWANDTE GERONTOLOGIE – Schwerpunkt Gesundheit, Case Management und Planung (CAS)“ Seite 7 www.ksfh.de
EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, Editorial 2 am 18. April 2013 hat der Senat eine Kommission mit dem Auftrag eingesetzt, einen Entwurf einer modifizierten News 3 Verfassung unserer Hochschule vorzulegen und einen entsprechenden Prozess in der Hochschule zu initiieren. International ausgezeichnet: KSFH-Promovend Damals hatte noch niemand genau absehen können, wie erhält Preis für seine wissenschaftliche Publikation 5 diese anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen ist. Ob sich am Ende ein von der Hochschule gemeinsam getragener Neu: Wissenschaftliche Weiterbildung Entwurf abzeichnen würde, stand völlig offen. Insgesamt „Angewandte Gerontologie“ 7 22 Vertreterinnen und Vertreter der Dozierendenschaft, der Verwaltung und der Studierendenschaft haben unter Vortrag von Prof. Dr. Ursula Münch der Leitung von Professorin Dr. Tilly Miller in der „Verfas- zur Bedeutung von politischer Bildung 8 sungskommission“ engagiert und konstruktiv mitgewirkt. Am 27. April 2017, nach vierjähriger Tätigkeit, hat der Senat Hochschulpolitischer Pflegefachtag 10 den Verfassungsentwurf nun einstimmig verabschiedet. Die Hochschule bedankt sich bei allen Mitgliedern der Der Fachbereich Pflege Kommission. Sie dankt auch allen Beteiligten in den themen- auf dem Deutschen Pflegefachtag in Berlin 12 spezifischen Arbeitsgruppen, in denen auch weitere Mitglieder der Hochschule tätig waren, und den hoch- 3. Fachtagung „Soziale Arbeit – schulinternen und hochschulexternen Expertinnen und (k)ein Ort der Menschenrechte“ 13 Experten, die einzelne Themen bearbeitet oder den Ent- wurf juristisch eingeschätzt haben. Ein ganz besonderer Die Ausstellungen „Gedenkort T4“ und und herzlicher Dank geht allerdings an Kollegin Tilly Miller. „Was bedeutet Erziehung nach Auschwitz heute?“ 15 Sie hat in hervorragender Art und Weise die Verfassungs- kommission geleitet! Ihre Fachlichkeit und Expertise in der Erfolgreicher Abschluss des Projekts Leitung komplexer Projekte waren bekannt. Sie war z. B. „Befähigung zu menschenrechtsbasierter Pflege“ 17 maßgeblich an der Moderation der Bologna-Studienreform in unserem Haus beteiligt. Erneut war dieses Potenzial für Begleitforschung der „Lebensräume“ 18 die Hochschule eine wertvolle Ressource. Ihr Taktgefühl im Umgang mit den Beteiligten und ihre stets freundliche, Dozierendenmobilität: Prof. Dr. Sabine Pankofer zugewandte und zugleich unermüdlich-zielstrebige Art, das an der Universität Barcelona 19 gemeinsame Projekt „Verfassungsentwurf“ voranzubringen, waren ganz wichtig für den Erfolg der Kommissionsarbeit. 8. Tagung des AKKH in Benediktbeuern 20 So wurde aus der Vielzahl der Themen, Arbeitsaufträge, Ergebnissicherungen, Diskussionen und Beratungen am Weitere Veranstaltungen der KSFH 21 Ende ein sehr guter und tragfähiger Entwurf der Verfassung. Dafür und für die geleistete Arbeit noch einmal ein herz- IF-Fort- und Weiterbildung 23 liches Dankeschön! Vorträge & Veröffentlichungen der Dozierenden 24 Lesen Sie nun in der neuen Ausgabe der KSFH-News, was sich in den vergangenen Wochen an unserer Hochschule Personalia 27 ereignet hat. Impressum 28 Ihr Prof. Dr. Hermann Sollfrank 2 www.ksfh.de
K S F H - KO M PA K T CHE-Hochschulranking 2017: in hohem Maße auch tatsächlich gerecht werden,“ sagt Der Bachelor-Studiengang „Soziale Prof. Dr. Hermann Sollfrank, der Präsident der KSFH. Arbeit“ an der KSFH schafft es erneut in die Spitzenposition Die Detailergebnisse des CHE-Hochschulrankings können für den Campus Benediktbeuern unter Wo ist die Praxisanbindung https://ranking.zeit.de/che/de/fachbereich/100420 besonders hoch? Welche und für den Campus München unter https://ranking. Studienorte betreuen ihre zeit.de/che/de/fachbereich/100419 im Internet Studierenden besser als an- ab sofort abgerufen werden. dere? Das Studienangebot Eine Auswahl der gerankten Kriterien ist im neuen in Deutschland ist sehr diffe- ZEIT-Studienführer 2017/2018 veröffentlicht. renziert, viele Hochschulen bieten vergleichbare Studien- gänge an. Das macht eine Bewertung der Studiengangs- Forschung an der KSFH: Qualität für Studieninteressierte unentbehrlich: Das „CHE Ausbildung im Fokus Hochschulranking“, das vom Centrum für Hochschulent- wicklung durchgeführt wird, dient hier bereits seit Ende Ein Patient wird neu aufgenommen – aktuelle Informa- der 90er Jahre als eine Entscheidungs- und Orientierungs- tionen werden eingeholt, Probleme und Ressourcen des hilfe. Die vielbeachteten Ergebnisse des Rankings werden Patienten identifiziert und Maßnahmen geplant. Alltag seit 2005 in der Wochenzeitung DIE ZEIT veröffentlicht – in der professionellen Pflege, der den unmittelbaren sie liefern wertvolle Informationen für die Wahl des Zusammenhang zwischen Informationsverarbeitung und richtigen Studienfachs und der passenden Hochschule. sicherem und effektivem Handeln verdeutlicht. Während pflegerisches Handeln heute bereits in modernen Skills- Um die Aktualität zu gewährleisten, werden jeweils im labs, über das auch die KSFH seit einigen Jahren verfügt, 3-Jahres Rhythmus die Studierenden von insgesamt 37 simuliert und reflektiert wird, spielt trotz zunehmender Studienfächern befragt. In diesem Jahr wurde – neben Digitalisierung der Gesellschaft die Unterstützung durch Studiengängen wie BWL, VWL und Jura – auch der Bache- elektronische Patientenakten immer noch eine untergeord- lorstudiengang Soziale Arbeit bewertet. Durch Online- nete Rolle auf dem Weg zu informierten Entscheidungen befragungen von Studierenden und ProfessorInnen und zum Wohle des Patienten. Das Forschungsprojekt von Prof. eingängiger Recherche öffentlicher Datenbanken, er- Dr. Daniel Flemming in Kooperation mit der TU München mittelte das Centrum für Hochschulentwicklung hierbei (Prof. Dr. Wittmann) nimmt unter dem Titel „Domänenspe- Durchschnittswerte für relevante Studienkriterien und zifische IT-Grundausbildung für angehende Lehrkräfte in ordnet die über 300 teilnehmenden Hochschulen – daraus der Pflege“ anhand praxisnaher Simulation im Skillslab ableitend – entweder der Spitzen-, Mittel- oder Schluss- der Hochschule das Thema der Ausbildung von Pflegenden gruppe zu. Erneut schaffte es die KSFH mit ihrem Bache- unter informationstechnologischen Gesichtspunkten in lorstudium an den beiden Hochschulstandorten München den Fokus. Im Rahmen des erfolgreich eingeworbenen und Benediktbeuern in den zentralen Kategorien in die Projektes der Förderlinie „Digitaler Campus – IT for All“ Bestbewertung. Sowohl in München als auch in Benedikt- (Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, beuern sind die Studierenden mit den Studienbedingungen Wissenschaft und Kunst) wird an der KSFH ein maßge- insgesamt äußerst zufrieden und bewerten das Lehr- schneidertes Seminarmodul zum Thema der elektronischen angebot, die Unterstützung im Studium, die Betreuung, Patientenakte für die Studierenden der Pflegepädagogik sowie den Berufs- und Praxisbezug mit Bestnoten. an der KSFH, die eine Lehrtätigkeit in der Pflege anstreben, entwickelt. Für Prof. Dr. Flemming, der die bayernweit ein- „Wir legen sehr viel Wert auf die Aktualität und die zige Professur für Informatik und Informationstechnologie Praxisanbindung unserer Lehrangebote und erheben in Pflege und Sozialer Arbeit innehat, ist die Einführung traditionell den Anspruch, eine Hochschule zu sein, die von Tablet-Computern und IT-gestützten Ressourcen in den sich intensiv und persönlich um die Studienfortschritte pflegerischen Alltag ein Schlüsselthema in der Weiterent- ihrer Studierenden kümmert – die Bestnoten im CHE-Ran- wicklung der Pflege. Das Forschungsprojekt läuft bis zum king bestätigen nun erneut, dass wir diesem Anspruch Jahr 2021. 3
K S F H - KO M PA K T Premiere: BachelorabsolventInnen Innovative Versorgungskonzepte (M.Sc.)“ an die Hochschule im Studiengang Religionspädagogik ein, um die Ausgestaltung der Praxiswochen zu reflektieren. und kirchliche Bildungsarbeit So kamen auch in diesem Jahr, Mitte Mai, Vertreterinnen verabschiedet und Vertreter der Praxiseinrichtungen in die Preysingstraße, um mit den Studiengangsverantwortlichen im Dialog Erfah- rungen über die Praktika der Studierenden auszutauschen, Verbesserungspotenziale zu eruieren und darüber nach- zudenken, wie die Praxispartnerschaft weiter ausgebaut werden kann. Mit deutlichem Ausstellerzuwachs: der Career Day am 5. Mai in München In einer Feierstunde im März erhielten die ersten Absol- ventInnen des Studiengangs „Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit“ in Benediktbeuern ihre Bache- lorzeugnisse. Studiengangsleiter Prof. Dr. Ralf Gaus und Dekanin Prof. Dr. Annette Eberle gratulierten den Absol- ventinnen und dem Absolventen zu ihren guten Abschlüssen. Die Berufsaussichten für Religionspädagogen sind derzeit hervorragend: Alle der insgesamt sechs frisch gebackenen Am 5. Mai veranstalteten die beiden Fachbereiche Soziale Religionspädagogen haben ihren Arbeitsvertrag zum Tag Arbeit München und Pflege ihren gemeinsamen Career Day der Zeugnisübergabe bereits in der Tasche. Aktuell sind im auf dem Campusgelände in München. Anders als noch im Studiengang der KSFH in Benediktbeuern 87 junge Men- letzten Jahr waren dieses Mal auch die Räume im F-Bau be- schen eingeschrieben; 33 von ihnen absolvieren das Dop- legt: „Insgesamt waren 84 Einrichtungen vor Ort, das sind pelstudium Soziale Arbeit und Religionspädagogik und 24 Einrichtungen mehr als im letzten Jahr“, bilanziert Carmen kirchliche Bildungsarbeit, das mit zwei eigenständigen Maye, Referentin Career & Alumni an der Hochschule. Die Bachelor-Abschlüssen beendet wird. Veranstaltung, deren Organisatoren und Aussteller sich den ganzen Tag über reges Interesse und hohe Besucher- Die Qualität auf dem Prüfstand zahlen erfreuen durften, begann um 10 Uhr in der Campus- kirche. Dort stand ein Thema im Mittelpunkt, das längst Die KSFH bzw. der Fachbereich Pflege lädt jährlich seine nicht mehr nur die MINT-Berufe anbelangt: der Fachkräfte- Praxispartner im Masterstudiengang „Pflegewissenschaft – mangel in der Sozialen Arbeit und in der Pflege. Im Dialog unter der Moderation von Prof. Dr. Cornelia Behnke (Mitte) waren Katrin Bahr, Bereichsgeschäftsführerin Sozialtherapie und Frauenarbeit bei Condrobs e.V. (links) und Doris Schneider (rechts), Geschäftsführerin Caritas-Altenheime, Caritasverband der Erzdiözese München und Freising. Kurz nach 11 Uhr startete dann der Messebereich mit seinen Workshops zu den beiden Themen „Promotions- möglichkeiten an der KSFH“ (mit Dr. Christoph Ellßel, Kompetenzzentrum Zukunft Alter) und „Gründung eines Start-ups“ mit Sinan Denemec, Alumnus Pflege dual und Gründer des Start-ups „iuvas“ (http://www.iuvas.de/). 4
DIE HOCHSCHULE © knallgrün/photocase Erster Promovend der KSFH erhält den ‚Annual Award for Outstanding Publications in European Social Work Research‘ Die ESWRA (European Social Work Research Association) Christian Ghanem hatte sich bereits im vergangenen vergibt auf ihrer jährlichen Konferenz ECSWR (European Jahr durch die Veröffentlichung seiner wissenschaftlichen Conference for Social Work Research) einen Preis für Publikation im „European Journal of Social Work“ quali- qualitativ herausragende Wissenschaftspublikationen fiziert. Der Artikel, für den er am 21. April in Alborg (Däne- in der Sozialen Arbeit, die im Rahmen einer Promotion mark) den „Annual Award for Outstanding Publications veröffentlicht wurden. Preisträger in 2016 ist Christian in European Social Work Research“ erhalten hat, wurde Ghanem, Absolvent des Masterstudiengangs ‚Angewandte zunächst im Rahmen eines Peer Review Verfahrens von Sozial- und Bildungswissenschaften‘ und erster Promo- unabhängigen Gutachtern und Wissenschaftlern bewertet, vend der KSFH. Christian Ghanem nahm an dem ersten um dann in dem europäischen Fachmagazin veröffentlicht kooperativen Doktorandenprogramm teil, das die KSFH zu werden. „Die Auswahl der Beiträge in diesem hochran- ihren Absolventen in 2014 in Kooperation mit der Ludwig- gigen Journal findet unter strengsten Kriterien statt. Umso Maximilians-Universität (LMU) und der Technischen mehr hat es uns gefreut, dass der Artikel von Christian Universität (TUM) in München anbieten konnte. Ghanem publiziert wurde. Die Auszeichnung der European © http://www.mortenhh.dk/ 5
DIE HOCHSCHULE © knallgrün/photocase Social Work Research Association unterstreicht nun er- an dem sich die Hochschulen LMU, TUM und KSFH be- neut, welchem hohen wissenschaftlichen Anspruch dieser teiligten. Studienort war der Munich Center of Learning Artikel, der auf Basis einer Qualifikationsarbeit entstanden Sciences (MCLS) an der LMU unter der Leitung von ist, gerecht wird“, sagt Prof. Dr. Sabine Pankofer, Professorin Prof. Dr. Frank Fischer. In dem Graduiertenkolleg arbeiteten an der KSFH und Erstbetreuerin der Doktorarbeit von 20 Doktoranden verschiedener Fachrichtungen (Biologie, Christian Ghanem. Hochschulpräsident Prof. Dr. Hermann Mathematik, Medieninformatik, Medizin, Pädagogik, Sollfrank sieht in der Auszeichnung eine Bestätigung darin, Psychologie und Soziale Arbeit) an Fragestellungen zu den wie praxisnah und zugleich wissenschaftlich fundiert die Kompetenzen wissenschaftlichen Denkens und Argumen- KSFH ihre Studierenden ausbildet: „Diese international tierens. Leitendes Ziel war, Forschungsergebnisse für das anerkannte Auszeichnung, zu der ich Christian Ghanem Verständnis wissenschaftlicher Denk- und Argumentations- ganz herzlich beglückwünsche, zeigt, wie qualifiziert wir prozesse vorzulegen, um in einem weiteren Schritt Inter- als Hochschule für angewandte Wissenschaften im wissen- ventionsmaßnahmen zu entwickeln, die dazu beitragen, schaftlichen Bereich ausbilden und wie gut wir uns hier die Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten an Schulen an internationalen Standards messen können. “ und Hochschulen und die Anwendung von Wissenschafts- wissen im praktischen Kontext zu optimieren. Die 17-seitige Publikation* zu „How do social work novices and experts solve professional problems? A micro- * Zitation: Ghanem, C., Kollar, I., Fischer, F., analysis of epistemic activities and the use of evidence“, Lawson, T. R., & Pankofer, S. (2016). die Christian Ghanem in Betreuung von Prof. Dr. Frank How do social work novices and experts Fischer (LMU), Prof. Dr. Ingo Kollar (LMU), Prof. Dr. Tho- solve professional problems? mas Lawson (Louisville, USA) und Prof. Dr. Sabine Pankofer A micro-analysis of epistemic activities and the (KSFH) veröffentlicht hat, basiert auf einer Studie, die use of evidence. European Journal of Social Work, Praktiker mit Studierenden der Sozialen Arbeit vergleicht. 1-17, to link to this article: Die Analyse von praktischen Problemlöseprozessen und http://dx.doi.org/10.1080/13691457.2016.1255931 die Nutzung verschiedener Wissensarten gibt Hinweise darauf, wie sich professionelles Handeln im Laufe einer Sozialarbeitskarriere verändert. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Jahreskonferenz „European Conference for Social Work Research” statt. Christian Ghanem nutzte die Konferenz während seiner Promotion als Plattform für internationale Kontakte und internationalen Austausch: „Die ECSWR war für mich eine der wichtigsten Veranstaltungen, um mich mit der Sozialen Arbeit anderer Länder in Europa auseinanderzusetzen. Hier konnte ich bleibende Kontakte zu Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Ländern knüpfen; der internationale Diskurs, den wir miteinander führen, war und ist sehr inspirierend für mich. Da ich die Arbeit der European Social Work Research Association und deren Mitglieder sehr schätze, freut es mich besonders, diese Auszeichnung erhalten zu haben.“ Der Promovend nahm in den letzten drei Jahren an dem internationalen Doktorandenprogramm “Reason – Scientific Reasoning and Argumentation“ teil, 6
DIE HOCHSCHULE Neues Weiterbildungsangebot an der KSFH: Wissenschaftliche Weiterbildung „Angewandte Gerontologie – Schwerpunkt Gesundheit, Case Management und Planung (CAS)” Verantwortliche auf unterschiedlichen kommunalen logischen Arbeitsfeldern – mit unseren (inter-)nationalen, Ebenen und in sozialen Einrichtungen stehen vor der wissenschaftlich und praktisch erfahrenen Dozenten Aufgabe, mit veränderten gesellschaftlichen, gesetzlichen diskutiert. Gleichzeitig bieten wir durch pädagogische und institutionellen Bedingungen in der Gesundheits- Begleitseminare Raum für persönliche Reflexion, Austausch förderung, der Versorgung und Teilhabe umzugehen und und Entwicklung einer professionellen Haltung“, erklärt hier in die Zukunft hinein gestaltend zu wirken. Mit Ein- die Professorin. Im Rahmen der Weiterbildung erfolgt führung der wissenschaftlichen Weiterbildung „Ange- darüber hinaus die begleitete Entwicklung, Erprobung und wandte Gerontologie – Schwerpunkt Gesundheit, Case Evaluation eines konkreten, für die eigene Praxis relevanten Management und Planung“ am IF leistet die KSFH einen Forschungs- bzw. Entwicklungsprojektes. wichtigen Beitrag in der qualifizierten Aus- und Weiter- bildung von Fachkräften, die aufgrund ihrer Expertise in die Bewerbung läuft bis 15. September 2017; der Lage sind, sich diesen Herausforderungen zu stellen. detaillierte Informationen finden sich unter http://www.ksfh.de/weiterbildung/wissenschaftliche- Die spezifischen gerontologischen Fachkenntnisse, die im weiterbildung-angewandte-gerontologie Rahmen der wissenschaftlichen Weiterbildung erworben Ihre Ansprechperson an der KSFH: werden, befähigen die Teilnehmer, theorie- und methoden- Prof. Dr. Martina Wolfinger, martina.wolfinger@ksfh.de geleitet auf die verschiedensten Anforderungen an den Schnittstellen der Sozial- und Teilhabeplanung, der fach- spezifischen und partizipativen Versorgung und Hilfe Wissenschaftliche Weiterbildung als Teil einzugehen und Angebote für ein gesundes und selbst- eines Masterabschlusses im Verbund bestimmtes Älterwerden innovativ (weiter-)zu entwickeln. Die Wissenschaftliche Weiterbildung umfasst vier Die Weiterbildung unter der Leitung von Prof. Dr. Martina Module (Allgemeine und spezielle Gerontologie; Metho- Wolfinger, Gerontologin und Professorin für Theorien den der Gerontologie; Innovative Versorgung, Teilhabe-, und Methoden der Sozialen Arbeit am Hochschulstandort Gesundheitsförderung und Partizipation; Forschungs- Benediktbeuern, vermittelt theoretische und praktische und Entwicklungsprojekt). Es werden Themen und Kompetenzen für das Zukunftsthema Älterwerden von Inhalte zu Gesundheit, Case Management und Planung Menschen mit speziellem Unterstützungsbedarf im städ- vermittelt. Jedes Modul wird entsprechend abgeprüft. tischen und ländlichen Raum, indem sie die Ressourcen, Die wissenschaftliche Weiterbildung „Angewandte Unterstützungsbedarfe und Partizipationsmöglichkeiten Gerontologie – Schwerpunkt Gesundheit, Case Manage- im Sozialraum von älteren Menschen mit psychischen, ment und Planung“ an der KSFH schließt ab mit dem chronischen Erkrankungen, Behinderungen etc. besonders Zertifikat „CAS Gerontologe/CAS Gerontologin“. Das in den Blick nimmt. Die fachlichen Inhalte und Schwer- Kürzel CAS steht für Certificate of Advanced Studies und punkte greifen dabei stets aktuelle Problemstellungen und ist mit 30 Credit Points hinterlegt. Im Anschluss an das Herausforderungen auf, die Herangehensweise ist wis- Weiterbildungszertifikat, so die derzeitige Planung, kann senschaftlich fundiert: „Wir legen sehr viel Wert auf die der „Masterabschluss im Verbund“ angestrebt werden. wissenschaftliche Ausrichtung unseres neuen Weiter- Weitere Infos zum Verbundsmaster unter: bildungsformats. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse www.zukunft-gerontologie.de und Forschungsprojekte im Bereich der Gerontologie stehen im Fokus und werden – vor dem Hintergrund einer innovativen und partizipativen Umsetzung in den geronto- 7
D I E FAC H B E R E I C H E Zwischen Integrationsgesetz und Fremden- hass: Ein Vortrag von Prof. Dr. Ursula Münch zur Bedeutung von politischer Bildung Am 08. März 2017 fand im Audimax der KSFH in Bene- Ihren Vortrag gliederte die KSFH-Kuratoriumsvorsitzende diktbeuern die zweite Veranstaltung der Ringvorlesung in drei Bereiche: Zunächst beschrieb sie die Rolle von „Zufluchtsort Deutschland – Interreligiöse Perspektiven“ Migration als Thema von politischer Bildung. In diesem statt. Referentin des Abends war die Direktorin der Politi- Kontext betonte die Rednerin die Aktualität dieses Themas schen Akademie Tutzing, die Vorsitzende des Kuratoriums und definierte „religiöse, politische, gesellschaftliche und der KSFH und die Professorin für Politikwissenschaften an wirtschaftliche Konflikte verständlich zu machen“ als Auf- der Universität der Bundeswehr München, Prof. Dr. Ursula gabe der Politischen Bildung. Im Zweiten beschäftigte sich Münch. Sie sprach vor Studierenden und Lehrenden sowie der Vortrag mit der Frage, inwiefern Politische Bildung zur zahlreichen Gästen aus der Region zum Thema „Zwischen Integration von Flüchtlingen beitragen kann. Prof. Münch Integrationsgesetz und Fremdenhass – die Bedeutung wies darauf hin, dass Integrationskurse immer wieder ledig- politischer Bildung für die Einwanderungsgesellschaft“. Die lich dazu dienten, sprachliche Kenntnisse zu vermitteln. Moderation des Abends übernahm Prof. Dr. Annette Eberle Politische Bildung richte sich dagegen an Multiplikatoren mit Unterstützung der Studierenden Hannah Krüll-Ruop, wie Ehrenamtliche, SozialarbeiterInnen etc. und hat dabei die eine Foto-Ausstellung zur Fluchtthematik durchführte das politische System im jeweiligen Land im Fokus. Die Basis und Johannes Faller, der gemeinsam mit Asylberwerbe- einer funktionierenden Integration sieht die Professorin rInnen ein Theaterprojekt initiierte. in der Orientierung am Pluralismus – also an unterschied- Prof. Dr. Ursula Münch verdeutlichte an dem Abend die Bedeutung politischer Bildung. 8
D I E FAC H B E R E I C H E lichen Positionen innerhalb der Gesellschaft. „Es ist wich- des Vertrauen in Institutionen, in Parteien und allgemein tig, dass sich die Menschen, die in unserem Land Zuflucht in Politik.“ Das münde in der Tendenz oftmals in eine suchen, an die Spielregeln eines demokratischen Systems geringe Wahlbeteiligung. Die Flüchtlingsströme der letz- halten und die Rechtsstaatlichkeit akzeptieren“, sagt Prof. ten Monate hingegen, hätten wiederum eine Tendenz Dr. Ursula Münch. In diesem Kontext befürworte sie auch nach rechts bewirkt: Den Aufschwung von nationalkon- zeitlich befristete Arbeitsverbote für neu ankommende servativen Gruppierungen und das gesteigerte Verlangen AsylbewerberInnen mit der Begründung, dass sonst even- nach Nationalbewusstsein und Identität erkläre sie sich tuell politisch falsche Anreize geschaffen würden. Darüber durch die zunehmende Unzufriedenheit und die Befürch- hinaus sprach sie sich für die angemessene Sicherung der tung der Einheimischen, es komme innerhalb der Gesell- Landesgrenzen und faire Handelsbeziehungen aus. Gleich- schaft zu Ungleichbehandlung. Die Aufgabe von Politischer zeitig stellte sie deutlich heraus, wie wichtig es ist, Kriegs- Bildung und Parteien sei es hier, Wertmaßstäbe und Hal- flüchtlingen in Deutschland Asyl zu gewähren – und Trans- tungen zu vermitteln und so dem Extremismus entgegen- portwege zu installieren, die nicht lebensgefährlich sind. zusteuern. Auf die Frage, welche Bedeutung und welche So sollten Menschen aus Kriegsländern ausgeflogen wer- Möglichkeiten Politische Bildung in der Schule habe, regt den, damit sie nicht mit Flüchtlingsbooten das Mittelmeer sie an, im Sozialkundeunterricht auf die vielen Detailfragen durchqueren müssen. nach Fakten zugunsten der Vermittlung einer werteorien- tierten politische Haltung zu verzichten. Im Weiteren thematisierte sie Politische Bildung als Gegen- mittel zu Extremismus und Populismus. In diesem Bezug Beitrag: Nico Wunderle (gekürzte Fassung) erwähnte die Direktorin der Politischen Akademie Tutzing, dass heutzutage Vereine und politische Parteien immer Die nächsten Termine im Rahmen der Ringvorlesung mehr an Popularität einbüßen. Stattdessen bevorzugen „Zufluchtsort Deutschland – Interreligiöse Perspektiven“ die Menschen heutzutage das kurzzeitige Engagement in in Benediktbeuern: Bürgerinitiativen und Helferkreisen, auch, um sich nicht • 19. Juni 2017, 19 Uhr, Audimax, längerfristig zu binden. Prof. Dr. Ursula Münch schreibt Prof. Dr. Daniel Krochmalnik: Adam – Displaced person der politischen Bildung die Aufgabe zu, zu vermitteln, dass • 25. Oktober 2017, 19 Uhr, Audimax, ein Einzelner in der Politik nichts ausrichten kann, sondern Dr. Benjamin Idriz: Die Integration der Migranten aus nur gemeinsam etwas verändert werden kann: „Die Gesell- islamischer Perspektive schaft, in der wir leben, kennzeichnet ein geringer werden- • 6. Dezember 2017, 19 Uhr, Barocksaal, Michael Martin: Der Krieg in Syrien, die Christen und die Flüchtlinge in Europa 9
D I E FAC H B E R E I C H E Die Akademisierung der Pflege: ein existenzielles Thema für die Gesundheitsversorgung Ende März organisierten mehrere Studierendenvertre- tungen bayerischer Hochschulen einen „Hochschulpoli- tischen Pflegefachtag“ an der KSFH. An dem Fachtag, zu dem die Amtschefin des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, Ruth Nowak, eingeladen war, nahmen weit über 250 Personen aus Hochschule, Praxis und Politik teil. Der erste Studiengang in der Pflege im Bundesland Bayern wurde 1995 an der KSFH eingeführt, seither stellt sich für beide Seiten – Hochschule und Pra- xis – immer wieder die Frage, welche Bedeutung die Aka- demisierung in der Pflege hat und welche beruflichen Positionen die Pflegefachkräfte einnehmen sollten, die einen Pflegestudiengang studiert haben. Der Fachtag rollte die Diskussion um die „Akademisierung der Pfle- ge“ erneut auf und thematisierte ein weiteres zentrales Thema: die politische Beteiligung der Pflege in Bayern. Im Mittelpunkt, so der Konsens, steht die alltägliche Ver- sorgung der Menschen, die pflegebedürftig sind. Doch, wo genau liegt hier die Verantwortung von den Pflegefach- kräften, die einen Hochschulabschluss – und somit auch Ruth Nowak während der Dialogrunde. wissenschaftliches Wissen – in ihren Pflegeberuf einbrin- gen? Welche Aufgaben können oder sollen Hochschul- schen“, so der ehemalige Dekan, der die Einführung des er- absolventen in der Pflegepraxis übernehmen, welchen sten Pflegestudiengangs in Bayern mitinitiiert und beglei- Beitrag zu einer menschlich angemessenen Versorgung tet hat, „rechtfertigt die Akademisierung der Pflegeberufe. leisten die Akademiker – und wo sieht die bayerische Poli- Die akademische Ausbildung ist für eine qualifizierte Pflege tik Pflegeakademiker im Zusammenspiel mit den verschie- existenziell. Hierbei geht es den Hochschulen auch nicht denen Akteuren in der Pflege bzw. in der Gesundheitsver- darum, das Berufsprofil Pflegender auszuweiten, sondern sorgung? Fragen, die an dem vergangenen Dienstag in der ihre Handlungsfähigkeiten zu schärfen und ihr Profil als Aula der KSFH eine Antwort finden sollten, denn an diesem Pflegefachkraft – im Sinne einer menschenrechtsbasierten Nachmittag luden die Studierendenvertretungen der Ost- und angemessenen Pflege – zu intensivieren.“ Je tiefer die bayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH), Berufsgruppe der Pflegenden inhaltlich und wissenschaft- Evangelischen Hochschule Nürnberg, Hochschule Rosen- lich eingebunden sei, desto intensiver seien auch die Aus- heim, Technischen Hochschule Deggendorf (THD) und der einandersetzung mit den eigenen Themen und die Selbst- Katholischen Stiftungsfachhochschule München zu einem verantwortung, die hieraus in der Pflege erwächst. Doch Fachtag mit Dialogrunde und verschiedenen Workshops leider zeichneten sich nach wie vor Akzeptanzprobleme ab: ein. Nach der Begrüßung durch Matthias Witti, Student im „Das Thema“, so Prof. Dr. em. Kemser, „hat nicht an Brisanz Masterstudiengang Angewandte Sozial- und Bildungswis- verloren.“ Er erinnere sich nur zu gut an die Widerstände senschaften und Studierendenvertretung München, leite- in den 90ern, in einer Zeit, in der die ersten Pflegestudien- te Christoph Ohneberg (Student im Bachelorstudiengang gänge eingeführt wurden. „Zu der Zeit war es der eigene Pflegepädagogik, KSFH) das Interview „Von ‚Barmherzig- Berufsstand, die Pflegenden und auch die Träger, die eine keit‘ zu ‚Bachelor‘“ ein, das er mit Prof. Dr. em. Johannes akademische Ausbildung in Frage stellten. Heute sind es Kemser, dem Gründungsdekan des Fachbereichs Pflege an die vorherrschenden strukturellen und personellen Rah- der KSFH führte. „Allein die Pflegebedürftigkeit von Men- menbedingungen, durch die das Thema aktuell bleibt.“ 10
D I E FAC H B E R E I C H E Wie wichtig es allerdings ist, die Rahmenbedingungen für erleichtern, das Bewerberprofil eines Pflegeakademikers Hochschulabsolventen in der Berufseinmündung zu ver- zu umreißen. Beim Thema „Interdisziplinarität“ war sich bessern, ihr Profil in ihrem späteren Berufsalltag zu schär- die Dialogrunde einig: „Die Behandlung von Patienten ist fen und die Akademisierung der Pflege weiterhin voran- immer interdisziplinär angelegt“, so die Masterstudentin zutreiben, zeigte die Dekanin des Fachbereichs Pflege an Jenny Kubitza. „Doch wichtig ist, dass die Pflege in diesem der KSFH, Prof. Dr. Constanze Giese auf: „Eine akademische Umfeld als eigenständige Disziplin anerkannt wird.“ Noch Ausbildung in der Pflege dient nicht dem Selbstzweck. immer, so der Einwand von Student Thomas Auerbach, Vielmehr sorgt eine Ausbildung, die über die Praxiserfah- fehle die Bereitschaft der Ärzte, verantwortungsvolle Auf- rungen hinausgeht, nachweislich für die Verbesserung der gaben zu delegieren. Hier müssten noch viele Verantwor- Situation von pflegebedürftigen Menschen. Wenn sich kei- tungspositionen geklärt werden, denn „Blutabnehmen ner qualifiziert in der Pflege einsetzt, dann entsteht eine reicht in der Verantwortungsübertragung ganz sicher nicht schmerzliche Lücke in der Versorgung.“ Die Dekanin folgte aus.“ Ruth Nowak pflichtete hier bei: „Die Bereitschaft ist in ihrer Begrüßung auf den Präsidenten der KSFH, Prof. Dr. bei vielen Ärzten nach wie vor nicht vorhanden, allerdings Hermann Sollfrank, der den Pflegefachtag als eine „wich- gehe ich fest davon aus, dass die Substitution bereits in der tige Plattform“ wertete, um mit Vertretern aus Praxis und nächsten Legislaturperiode ein zentrales Thema sein wird.“ Politik gleichermaßen in Verbindung zu stehen. Denn gerade im ländlichen Raum wird die ärztliche Versor- gung aufgrund fehlender Arztpraxen immer schwieriger – Nach einem kurzen Grußwort von Ruth Nowak, der Amts- und dadurch, so die Prognosen, wird es immer wichtiger, chefin des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit neue Versorgungsformen unter verantwortlicher Mitarbeit und Pflege, folgte eine Dialogrunde mit Ruth Nowak, Jo- der Pflegenden zu entwickeln. hanna Koopmans (Pflege dual, KSFH), Christina Koutrafou- ris (Pflegemanagement, KSFH), Thomas Auerbach (Pflege- Im Schlusswort zum Dialog und auch in den folgenden pädagogik, Technische Hochschule Deggendorf) und Jenny Workshops ging es um die „eigene Stimme der Pflege“, Kubitza (Pflegewissenschaft, KSFH). In der folgenden Dis- d. h. um eine institutionalisierte Interessensvertretung der kussion ging es dann nicht alleine um das Kernthema und Berufsgruppe der Pflegenden. Wie kann es sonst gelin- somit um die Verantwortung von Absolventen im Pflegebe- gen, sich als eine feste Instanz neben Nachbardisziplinen ruf, sondern auch darum, wo die Politik eingreifen und ei- wie der Medizin zu etablieren? Eine Pflegekammer wie in nen geeigneten Rahmen – auch im Miteinander und in der Rheinland-Pfalz wird es in Bayern vorerst nicht geben, (notwendigen) Abgrenzung der verschiedenen Berufsgrup- dafür nun eine „Vereinigung der Pflegenden in Bayern“ als pen – schaffen kann. Ruth Nowak stellte der Dialogrun- eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Differenzen in de voran, wie wichtig es in der Pflege sei, Ausbildungs- der Interessensvertretung zu einer Pflegekammer müssen standards einzuhalten: „Der Notstand an Pflegepersonal weiterhin durch das ausgeglichen werden, was sich an dem darf nicht dazu führen, dass in der Ausbildung an Qualität Fachnachmittag und an der hohen Beteiligung abzeichne- gespart wird.“ Gleichermaßen appellierte sie hier an die te: durch das Engagement und das stetige Miteinander der Selbstverwaltung der Pflege und wies daraufhin, „dass die Personen, die in der Pflege arbeiten – und durch eine kon- Leistungserbringer mit den Pflegekassen selbst in Verhand- sequente Informationspolitik, die verdeutlicht, wie wichtig lung treten müssen, wenn es um eine angemessene Ent- die Mitgliedschaft im Berufsverbänden für den Status der lohnung geht.“ Hier könne das Ministerium sich allenfalls Pflege ist. „Organisieren Sie sich, bleiben Sie im Dialog“, so als Mediator einbringen, nicht aber als Entscheider. Zu- fasste es die Amtschefin Ruth Nowak in ihrem Schlusswort gleich zeigte sie Modellprojekte des Gesundheitsministeri- für ihre Zuhörer zusammen und so gilt es auch für alle ums auf, die auf ein Umdenken in der Pflegepraxis, in den Pflege(fach)kräfte in Bayern. herkömmlichen Abläufen, zielen. Sie sprach sich dafür aus, die Studienangebote bayernweit zu vereinheitlichen, auch Die OrganisatorInnen des Hochschulpolitischen um es den Personalentscheidern in Praxiseinrichtungen zu Pflegefachtags 11
D I E FAC H B E R E I C H E Perfekt präsentiert: die Pflege auf dem Deutschen Pflegefachtag in Berlin Der Deutsche Pflegetag in Berlin hat sich mittlerweile Manche nutzten auch die Gelegenheit, um mit einer zum größten Branchentreff der Pflege entwickelt. Hochschulvertreterin über die Akademisierung der Pflege Vom 23. – 25.3.2017 trafen sich über 8.000 AkteurInnen, zu reden. Die von berufspolitischen und fachinhaltlichen EntscheiderInnen und Experten aus Pflege, Gesellschaft, Themen dominierte Veranstaltung zeigte die Branchen- Wirtschaft und Politik in der „Station Berlin“ zum angehörigen in ungewohnter Einigkeit: ob durch Standing Erfahrungsaustausch. Ovations nach der Grundsatzrede von Pflegerats-Präsiden- ten Andreas Westerfellhaus oder beim gemeinsamen Feiern im Rahmen des Events „Die Pflege kocht“, über dem gesamten Kongress lag eine positive Stimmung in der Luft. Der KSFH-Stand wurde von Lena Heyelmann (Referentin im Fachbereich Pflege) und Thomas Beck (Pflegepädagogik), Andrea Komlew (Pflegepädagogik), Simone Leierer (Pfege dual), Christoph Ohneberg (Pflegepädagogik), Eva Schlecht (Pflegepädagogik) und Silke Weber (Pflege dual) betreut. Das Messeteam äußerte sich im Nachgang durchweg positiv, eine erneute Teilnahme im nächsten Jahr ist geplant. Lena Heyelmann: „Es war die richtige Entscheidung, die KSFH beim Pflegetag zu präsentieren.“ Thomas Beck: „Der deutsche Pflegetag trug durch sein vielsei- tiges Programm zur Stärkung des beruflichen Selbstverständ- nis bei (…) motiviert nach gemeinsam nach vorne zu blicken.“ Andrea Komlew: „Insgesamt war der Deutsche Pflegetag Über drei Tage informierten sich Besucherinnen und und der Beitrag der KSFH im Rahmen der Fachausstellung ein Besucher des Pflegetages, zwischen oder nach den teils voller Erfolg – Kontakte wurden geknüpft, neue politische sehr hochkarätig besetzten Panels, Workshops und Vorträ- Wege aufgezeigt und die Profession Pflege in ihrer Zusammen- gen, im Ausstellerbereich über die neuesten Produkte und arbeit gestärkt.“ Entwicklungen der Branche. Viele von ihnen kamen dabei Simone Leierer: „Der Dialog mit den anderen Kongressteilneh- auch an den Stand des Fachbereichs Pflege, der erstmals mern war lehrreich und spannend, auch die Vorträge waren beim Pflegetag vertreten war. Zum Publikumsmagnet ent- aufschlussreich und gaben neue Denkanstöße.“ wickelte sich ein Gewinnspiel mit berufspolitischen Fragen, das der Fachbereich eigens für seinen Messeauftritt in Berlin Christoph Ohneberg: „Der Stand der KSFH hat die Hochschule sehr gut repräsentiert, es hat Spaß gemacht die KSFH dort zu entwickelt hatte. Wer die richtige Antwort auf die gezo- vertreten.“ gene Frage wusste, konnte an der Verlosung teilnehmen. Die GewinnerInnen durften sich einen Preis (von Fachbe- Eva Schlecht: „Die Arbeit am Stand, die Gespräche in den reichsmitgliedern gespendete Publikationen und ein Pausen zwischen den Fachvorträgen und am Abend trugen IF-Gutschein) aussuchen. In den Messetagen haben über doch auf eine mir neue Art zu einem gewissen Stolz auf die 130 Personen eine Fragekugel gezogen, was sich dann Einrichtung und die Professoren bei.“ in vielen Fällen als Anknüpfungspunkt für weitreichende Silke Weber: „Verschiedene Aussteller waren auch für die (Fach-)Gespräche – am häufigsten über „die Generalistik“ – ‚Zukunftsplanung‘ in Bezug auf das Berufsleben interessant.“ erwies. Andere Besucher kamen gezielt, um sich über die Studienangebote zu informieren, wobei insbesondere die Masterangebote der KSFH auf reges Interesse stießen. Beitrag: Lena Heyelmann 12
D I E FAC H B E R E I C H E 3. Fachtagung „Soziale Arbeit – (K)ein Ort der Menschenrechte“ In diesem Jahr lud die KSFH in Benediktbeuern in Koope- andererseits Lagerformen zur Rettung und zum Schutz ration mit der Akademie für Politische Bildung Tutzing und von Verfolgten und Geflüchteten, wie Anna Andlauer dem Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit e. V. zur am Beispiel des Wirkens der Pädagogin Greta Fischers Fachtagung „Soziale Arbeit – (K)ein Ort der Menschenrechte“ mit Kindern und Überlebenden der Shoa im DP Heim In- mit dem thematischen Schwerpunkt „Im Spiegel von Migra- dersdorf aufzeigte. Anna Mashi verwies in ihrem Beitrag tion und Flucht – Historische Erfahrung, transnationale „Die UNHCR im Dilemma von Anspruch und Wirklichkeit“ Perspektiven“ ein. Welches Selbstverständnis, so eine der auf die aktuellen Grenzen. Ein weiterer Diskurs gegenüber zentralen Fragestellungen, hat die Soziale Arbeit im Um- „Fremden“, der an die Erfahrungen vor 1945 anknüpft, gang mit Flucht und Migration – und wie wurde dieses entwickelte sich analog zur staatlich gesteuerten Migrati- Selbstverständnis in der Vergangenheit geprägt? In diesem on aufgrund des Bedarfs an Arbeitskräften seit den 1950er Kontext wurde auch deutlich, in welcher Weise sich ge- Jahren: die so genannten Gastarbeiter. Dieses Thema griff sellschaftspolitische Strategien und Stereotype gegenüber Nausikaa Schirilla in ihrem Vortrag „Die Konstruktion des Fremden und dem Leid „der Anderen“ seit Ende des Zwei- Fremden durch die ‚Gastarbeiterfürsorge‘“ auf. Uwe Kaminski ten Weltkriegs verändert haben. Zu den beiden Fachtagen führte dies mit seinem Beitrag „Von der DP-Betreuung zur in Benediktbeuern und in Tutzing fanden sich rund 140 Teil- Sozialberatung für Ausländer am Beispiel des Diakonischen nehmerinnen und Teilnehmer ein. Im Laufe der Fachveran- Werkes“ konkret aus. Die Erweiterung der Sicht auf die staltung ging es unter anderem auch um GastarbeiterInnen „Anderen“ um einen menschenrechtsorientierten Diskurs und Fürsorge, um Lebenswege von Migranten und auch leistete Luzia Jurt mit ihrem Beitrag „Das Subjekt im Migra- darum, wie sich Grenzkontrollen auf Flucht und Migrati- tionsdiskurs“, als Abschluss des Vormittagspanels initiierten on auswirken können. Die erfolgreiche Tagung endete mit dann die beiden KSFH-Professorinnen – und Initiatorinnen einer Podiumsdiskussion zum Integrationsgesetz, zu der der Fachtagung – Prof. Dr. Annette Eberle und Prof. Dr. auch Landtagsabgeordnete der CSU und den Grünen ein- Susanne Nothhafft ein Gespräch mit Geflüchteten und geladen waren. MigrantInnen dazu, wie man in Deutschland zur „Auslän- derin“ bzw. zum „Ausländer“ wird. Die Fachtagung startete mit dem Dokumentarfilm „Töchter des Aufbruchs“ der Münchner Regisseurin Uli Bez. Prota- Der Abschlusstag begann mit einer grundlegenden gonistinnen sind Frauen, die als Gastarbeiterinnen in den Einführung von Prof. Dr. Susanne Nothhafft über die Ent- 60er Jahren nach Deutschland kamen, sich hier ihr Leben wicklung der Rechtsfiguren „Flucht und Migration“ in der aufgebaut und eine Familie gegründet haben – und auch Nachkriegsgeschichte bis heute, mit einem Blick auch auf Frauen, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind. Die Frauen Europäisches und Internationales Recht. Diese Menschen- sprechen in dem Dokumentarfilm über ihren langen Weg rechtsdiskurse wurden in den Workshops durch Einblicke der Integration, die Hürden, die sie zum Teil noch heute in Projekte und Forschung aufgegriffen. Dass Schlepper- nehmen müssen, sprachliche Barrieren und ihren Umgang banden und Passfälscher kein aktuelles Phänomen sind mit der erlebten Heimatlosigkeit. Ulrike Bez stand im beschrieb etwa der Historiker Michael Mayer in seinem Anschluss selbst Rede und Antwort, gemeinsam mit Roula Workshop. Aus dem zeithistorischen Kontext zeigte er auf, Balhas, eine der Akteurinnen im Film. wie und warum in Europa Grenzen nach dem Weltkrieg zunächst durchlässiger wurden und wie Menschen und Als wichtiger historischer Bezugspunkt wurde das „Lager“ Regierungen seit den 1950er Jahren auf das Phänomen der analysiert. Prof. Dr. Annette Eberle zeigte in ihrem Vortrag Flucht reagierten. Ziel des Workshops war, die derzeitigen auf, wie das französische Lager Rivesalt seit dem Jahr 1939 fast 70 Jahre als Ort der Verfolgung und Internierung für v. l. n. r.: Prof. Dr. Susanne Nothhafft (links) und Prof. Dr. Annette „Unerwünschte Fremde“ immer wieder neu belebt wurde, Eberle (rechts) im Gespräch mit Nuschin Rawanmehr, Sükran Aslan und Gönül Yerli (v. l.), Bildquelle: Akademie für Politische auch als Betätigungsfeld von Hilfsorganisationen. Ausgehend Bildung Tutzing von den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs entstanden 13
FO D I ER SF C AHCU HNB EGR E I C H E Debatten um Einwanderung, offene oder geschlossene terländer verteidigte den Gesetzesentwurf und betonte, Grenzen in eine historische Perspektive einzuordnen. die Regierung sei „aus der Bevölkerung bestärkt worden, Gönül Yerli vom Islamischen Forum in Penzberg skizzierte ein Integrationsgesetz zu machen“. Integration brauche ei- den Entwicklungsprozess der Muslime in der Stadt Penz- nen Rahmen und der müsse von der Mehrheitsgesellschaft berg in den vergangenen 25 Jahren. Heute, so Yerli, gebe abgesteckt werden. Vor dem Praxishintergrund kritisierte es eine „Natürlichkeit im Zusammenleben“. Viele Barrieren Stark-Angermeier, dass das Gesetz vor allem ein Reglement von damals seien aufgebrochen - vor allem, da Sprache an den falschen Stellen in Gang bringe, Bürokratisierung kein Thema mehr sei. Was noch vor einer Generation un- fördere und die Überprüfung von Integration in den Fokus denkbar war, beispielsweise eine interreligiöse Eheschlie- rücke. Ein gelungenes Integrationsgesetz müsse die Rechte ßung oder eine Beerdigung in Deutschland, sei heute mög- der Menschen mit Migrationshintergrund in den Vorder- lich. Wir sind einigen Moscheengemeinden 10-15 Jahre grund stellen, zeigte sich Stark-Angermeier überzeugt. „In- voraus“, erkärte Gönül Yerli. Um Soziale Arbeit mit und für tegration muss von Menschen gemacht werden“, äußerte Sinti und Roma ging es im Workshop von Nadja Wehrle. Christine Kamm unter dem Beifall der Zuhörenden, „das Sie beschrieb, wie weit Antiziganismus auch heute in der kann man nicht verordnen.“ Es fehle auch die Beteiligung Gesellschaft noch verbreitet ist und schilderte, dass es bis von Migrantinnen und Migranten am Gesetz. „Wir haben in die 1980er Jahre in München reine „Zigeunerklassen“ es hier mit Menschen zu tun, die Potenzial und Ressourcen mit eigenen Pausenzeiten gab, so dass der Kontakt von mitbringen, wir müssen ihnen auf Augenhöhe begegnen“ – Kindern mit und ohne Migrationshintergrund systematisch so das Schlusswort zur Diskussion. unterbunden wurde. Eine Studie von 2011 zeigte auch für die aktuelle Zeit noch massive Benachteiligungen von Sinti und Roma in Deutschland. Parallel zum Fachtag: 2 Ausstellungen im ersten Stock des Campus Benediktbeuern Podiumsdiskussion zum bayerischen Life in Transit: Die Studierenden Hannah Mühlfeldner, Integrationsgesetz Salome Fritz und Hannah Krüll-Roupp haben im Sep- Den Abschluss der Tagung bildete eine von Michael Spie- tember 2015 Menschen porträtiert, die sich - zumeist ker von der Akademie für Politische Bildung moderierte aus arabischen Ländern – auf den Weg nach Europa Podiumsdiskussion zum bayerischen Integrationsgesetz. machten. Die daraus resultierende Ausstellung „Life in Gabriele Stark-Angermeier (2. Vorsitzende des DBSH, 2. Ge- Transit“ ist in Istanbul entstanden. schäftsführerin der Caritas München Stadt und Landkreis), Wanderbank: Mit dem Ziel, zwang-, zeit- und ab- Christine Kamm (MdL und Asylpolitische Sprecherin der sichtslos eine Aufenthaltsort für alle Menschen zu Landtags-Grünen) und Joachim Unterländer (MdL, Vorsit- schaffen, die sich an Bahnhöfen aufhalten, initiierten zender des Sozialausschusses des Landtags) diskutierten die beiden Künstlerinnen Christiane Huber und Sanne die Gestaltung des Gesetzes, seine Folgen für die Praxis Kurz für IN VIA Bayern e.V. die Wanderbank. Auf ihr und Notwendigkeiten zur Verbesserung. Hintergrund der nehmen Reisende, Passanten, Beschäftigte der Bahn- Diskussion war, dass Integrationsrat und Wohlfahrtsver- höfe neben der „Geschichtensammlerin“ Platz und bände eine Nacharbeit am bayerischen Integrationsgesetz erzählen aus ihrem Leben. fordern und dazu bereits Klage eingereicht haben. Gabriele Stark-Angermeier und Christine Kamm betonten Die beiden Ausstellungen waren bis Ende Mai zu die Bedeutung eines gelungenen Integrationsgesetzes für besichtigen. das solidarische Miteinander der Mehrheitsgesellschaft Weitere Infos unter www.life-in-transit.de und mit Migrantinnen und Migranten sowie Geflüchteten. http://www.bahnhofsmission-bayern.de/index. Dies sei, so ihre einhellige Kritik, beim aktuellen Entwurf php?id=89 nicht gegeben. Inhaltlich kranke das Gesetz vor allem am schwammigen Begriff der Leitkultur, auf die Zugewanderte verpflichtet würden. Die Diskussion um Leitkultur käme je- v. l. n. r.: Prof. Dr. Annette Eberle, Michael Spieker (Akademie nen in der Gesellschaft entgegen, die gegen Zuwanderung für Politische Bildung Tutzing), Prof. Dr. Susanne Nothhafft, Ulrike Faust (Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V.), seien. Auch gebe es keinen gesellschaftlichen Konsens, Bildquelle: Akademie für Politische Bildung Tutzing wie eine Leitkultur konkret aussehen könnte. Joachim Un- 14
D I E FAC H B E R E I C H E Was bedeutet Erziehung nach Auschwitz heute: Studierende reflektieren in Form einer Ausstellung Am Campus Benediktbeuern werden bis Ende Juni zwei Am Eröffnungsabend der beiden Ausstellungen am Ausstellungen gezeigt, die sich mit den Verbrechen der 30. Mai fanden drei hochkarätig besetzte Dialogrunden NS-Zeit beschäftigen. Neben der Ausstellung „Gedenkort statt. Prof. Dr. Helga Grebing aus Berlin erzählte über ihre T4“, die sich mit den Krankenmorden im Nationalsozialis- eigenen Erfahrungen als sie 1940 mit zehn Jahren zum mus befasst, ist auch eine Ausstellung von Studierenden Bund Deutscher Mädel gekommen war und Hitler als eine zu sehen. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen der Art Ersatzgott fungierte. Mit dem Fortschreiten der Jahre StudentInnen mit Begegnungen in Israel im November stiegen die Zweifel am System und Prof. Grebing verfasste 2016. Bereits seit zwei Jahren beschäftigt sich die KSFH in in den 50ern ein erstes aufklärendes Buch über den National- Benediktbeuern unter dem Motto „Was bedeutet Erziehung sozialismus. Über die Zeit danach in der Bundesrepublik nach Auschwitz heute?“ mit der Vergangenheit und seine merkte sie an „Wir wussten, dass die Nazis auch nach 1945 Folgen für die Realität der Sozialen Arbeit heute. Zu diesem unter uns lebten“ und kritisierte im gleichen Atemzug die Projekt, das von Prof. Dr. Annette Eberle geleitet wird, sehr schleppende Aufarbeitung der NS-Zeit in der BRD. gehört auch eine jährliche Studienfahrt nach Israel. Selbstkritisch fügte sie hinzu, dass sich alle Aktiven in der politischen Bildung fragen müssen, was sie falsch gemacht haben, um rechte Kräfte heute in Europa wieder so stark werden zu lassen. Es brauche eine noch bessere und stärkere politische Bildung, so ihre Überzeugung. Prof. Dr. Gerrit Hohendorf aus München erzählte in der zweiten Dialogrunde über die Entstehung und das Konzept der Ausstellung „Gedenkort T4“, die er selbst mitgestal- tet hat. Lange Jahre wurden die Opfer der Krankenmorde verschwiegen, was auch daran lag, dass Ärzte, die in der NS-Zeit an den Verbrechen beteiligt waren, lange in der Bundesrepublik ungestört weiterpraktizieren konnten. An der Aufklärung waren dann oft erst junge Studierende der Medizin, die an präparierten Leichenteilen von NS-Opfern forschen sollten, beteiligt. Durch bürgerschaftliches Enga- gement und Initiativen von Angehörigen der Opfer sei es dann auch gelungen, einen zentralen Gedenk- und Infor- mationsort in der Tiergartenstraße 4 in Berlin zu errichten. Dort wurde die Ermordung von zehntausenden kranken Menschen durch die Nazis organisiert. Die Ausstellung „Gedenkort T4“ beinhaltet viele Informationen über die Verbrechen und deren Opfer. Die Rolle der Sozialen Arbeit bei diesen Verbrechen ist auch Teil der Ausstellung, was wiederum für die KSFH und ihre Studierende eine große Rolle spielt. Die Ausstellung ist barrierefrei, so ist sie unter anderem auch in Gebärdensprache und leichter Sprache gestaltet. Yad Vashem, Deutsche Reichsbahn Waggon Bild oben: Yad Vashem, Tal der Gemeinden 15
D I E FAC H B E R E I C H E Im dritten Dialogforum sprach Ph. D. Dr. Biri Rottenberg von der Universität Haifa über Narrative der Verständigung. Als israelische Staatsbürgerin der zweiten Generation betonte sie die Wichtigkeit des Austausches und des Brückenbauens zwischen Menschen mit unterschiedlichen Narrativen. Ebenfalls berichtete die Psychologin und Biblio- therapeutin von ihren beruflichen Erfahrungen in der Betreuung und Integration von Flüchtlingen und zeigte die aktuelle Flüchtlingssituation in Israel auf. Hierbei wurde deutlich, dass SozialarbeiterInnen im Flüchtlingsbereich in beiden Ländern mit ähnlichen Fragenstellungen konfrontiert sind. Professorin Rottenberg leitete im weiteren Wochen- verlauf dann auch zwei Workshops in Benediktbeuern und in München, um diese Erfahrungen mit Studierenden zu diskutieren. Beide Ausstellungen sind bis Ende Juni von Montag bis Samstag, 9 bis 18 Uhr, im ersten Stock des Westbaus des Klosters Benediktbeuern zu sehen, der Eintritt ist frei. Beitrag: Josef Parzinger (Student, Benediktbeuern) © Die Fotos wurden von den Studierenden auf ihrer Studienreise gemacht. Altstadt Jerusalem Bild oben: Grenzzaun 16
FORSCHUNG v. l. n. r.: Dr. Harald Mosler, Dekanin Prof. Dr. Constanze Giese, Caroline Emmer de Alberquerque Green, Vizepräsidentin Prof. Dr. Birgit Schaufler Erfolgreicher Abschluss des Projektes Befähigung zu menschenrechtsbasierter Pflege Das von der Josef und Luise Kraft-Stiftung über zwei Jahre bedürftiger Menschen oder dem ICN-Ethikkodex beziehen geförderte Drittmittelprojekt „Befähigung zu menschen- und ihren Arbeitsalltag danach ausrichten, ist dagegen in rechtsbasierter Pflege“ (Projektleitung: Prof. Dr. Constanze der Praxis noch kaum präsent. Dennoch lässt sich zeigen, Giese) wurde erfolgreich abgeschlossen. Die Ergebnisse der dass Pflegende im menschenrechtlichen Diskurs und den empirischen Studie, zugleich der Schwerpunkt des Projektes, Konsequenzen für ihr eigenes Handlungsfeld gerne einen wurden in der Publikation „Die Bedeutung der Menschen- aktiveren Beitrag übernehmen würden. Aus Sicht der Autor- rechte in der stationären Altenpflege: Was wissen berufliche Innen der Studie sind sie, als Expertinnen in ihrem Hand- Pflegende darüber?“ veröffentlicht. Die Studie konnte am lungsfeld, im Diskurs noch nicht ausreichend präsentiert. 11.04.2017 dem Vorstand der Stiftung, Dr. Harald Mosler, Die Befragung zeigt weitere konkrete Themenfelder, in in Anwesenheit der Vizepräsidentin Prof. Dr. Birgit Schaufler denen Pflegende einen wertvollen Beitrag leisten können: und der Projektmitarbeiterin Caroline Emmer de Alberquer- • Entwicklung einer konsensfähigen Definition guter Pflege que Green vorgestellt und übergeben werden. Die Autor- auf der Basis eines menschenrechtsbasierten Ansatzes Innen (Projektmitarbeiterinnen Caroline Emmer de Alber- • Benennung und Bearbeitung von Dilemmata querque Green M.A., Agnieszka Costina M.A., Alexandra im Pflegealltag, beispielsweise im Spannungsfeld von Fertig B.A., unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Fürsorgepflicht und Freiheitsrechten auf explizit menschen- Susanne Nothafft und Prof. Dr. Bernd Reuschenbach) waren rechtlicher Grundlage der Frage nachgegangen, welche Kenntnisse und welches • Benennung und Bearbeitung positiver pflegerischer Verständnis die in der stationären Altenhilfe tätigen Pflegen- Handlungsmöglichkeiten, welche die positiv-reaktive den von Menschenrechten haben. Konkret wurde mittels Wirkung der Menschenrechte auf Beispiele guter Leitfragengestützter Interviews der Fragestellung nachge- Pflegepraxis aufzeigen gangen, über welches praktische Wissen beruflich Pflegende • Beteiligung am Diskurs zu nötigen Veränderungen zu Menschenrechten verfügen. Ziel war die Entwicklung der Entscheidungsstrukturen und Rahmenbedingungen von Hypothesen auf Basis qualitativer Daten, die leitend für für eine dezidiert menschenrechtsorientierte Pflege weitere Forschung zur Entwicklung menschenrechtsbasierter Pflege sein können. Das Thema soll weiter verfolgt werden Das Thema menschenrechtsbasierter Pflege nimmt in Pflegende müssen stärker in den Diskurs Praxis und Lehre an Bedeutung zu, wie auch die Empfeh- eingebunden werden lungen der Akademie für Ethik in der Medizin AEM „Zen- Die Ergebnisse zeigten, dass ein grundlegendes Verständ- trale Aspekte der Ethikkompetenz in der Pflege“ aus dem nis und die Anerkenntnis der Universalität der Menschen- Jahr 2016 zeigen. Die KSFH und die Josef und Luise Kraft- rechte bei den Pflegenden vorhanden sind, woran sehr Stiftung haben vereinbart, das Thema weiter in gemein- gut angeknüpft werden kann. Auch ist präsent, dass pfle- samen Projekten zu verfolgen. Nur ein Begriff von guter gebedürftige ältere Menschen eine von Diskriminierung Pflegequalität, in dem Menschenrechten auch als Teilhabe- bedrohte Gruppe darstellen. Primär werden die Menschen- rechten eine zentrale Bedeutung rechte im Pflegekontext in ihrer normierenden Wirkung zukommt, kann die Basis einer wahrgenommen. Für die befragten Pflegenden stellen zukunftsfähigen Entwicklung in die Menschenrechte jedoch fast ausschließlich eine He- der stationären Altenpflege – rausforderung zur Rechtfertigung des eigenen Tuns unter und darüber hinaus – bilden. schwierigen Arbeitsbedingungen dar. Sie sehen sich selbst in einer passiven, wenn überhaupt dann in einer reaktiven Beitrag: Prof. Dr. Constanze Rolle gegenüber Menschenrechten. Das Potenzial, das Giese, Projektleitung menschenrechtsbasierte Pflege konkret birgt, wenn Pfle- Die Studie kann als PDF gende sich aktiv auf ihre Konkretion in pflegerelevanten bezogen werden, Ihr Kontakt: Dokumenten wie der Charta der Rechte hilfe- und pflege- pflege@ksfh.de 17
Sie können auch lesen