AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer
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AQUILA Die Fachpublikation der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule 19. AUSGABE 2019 September 2019 Longrange Navigation Training „NORTH“ WIR SCHÜTZEN ÖSTERREICH. BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
IMPRESSUM: Amtliche Publikation der Republik Österreich/ Bundesminister für Landesverteidigung Medieninhaber, Herausgeber und Hersteller: Republik Österreich, Bundesminister für Landesverteidigung, BMLV, INHALT: Roßauer Lände 1, 1090 Wien Redaktion: Obst Klaus Strutzmann, MA MBA, Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule Fliegerhorst Brumowski, 3425 Langenlebarn AUS DER REDAKTION 3 Tel. 050201 32-29002 flflats.gl@bmlv.gv.at WORTE DES KOMMANDANTEN 4 Gestaltung und Layout: FOI Rudolf Köckeis rudolf.koeckeis@bmlv.gv.at Coverfoto: BMLV/BRG NOTWENDIGE FÄHIGKEITSENTWICKLUNG DER FLA 6 Herstellungsort: Wien Druck: Heeresdruckzentrum, 1030 Wien 19-03050 GASTKOMENTAR KDT FLAB2 11 Grundlegende Richtung: AQUILA ist eine unabhängige Fachpublikation für die MILITÄRISCHER FLUGBETRIEB 12 Waffengattungen und Fachrichtungen der Luftstreit- kräfte. SIMULATIONSBASIERTES TRAINING 14 Die Redaktion nimmt sich das Recht heraus, Beiträge zu kürzen und den Inhalt dem Layout anzupassen. Die mit Namen versehenen Beiträge müssen nicht die BEDIENSTETENSCHUTZ IM ÖBH 16 Meinung der Redaktion wiedergeben. Nachdruck, auch auszugsweise, fotomechanische AUSBILDUNG ZUM LUFTAUFKLÄRUNGSOFFIZIER 20 oder elektronische Wiedergabe und Übersetzung sind nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. LONGRANGE NAVIGATION TRAINING „NORTH“ 25 Sprachliche Gleichbehandlung: Die in dieser Ausgabe verwendeten personenbezo- genen Ausdrücke betreffen, soweit dies inhaltlich in Betracht kommt, Frauen und Männer gleichermaßen. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, UW-Nr. 943 BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 2
AUS DER REDAKTION Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser! Oberst Klaus Strutzmann, MA MBA Leiter Grundlagenabteilung an der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule Die Flieger- und Fliegerabwehrtruppen- Die Beiträge zur Fähigkeitenentwicklung schule führt unter anderem jedes Jahr ei- der Bodengebundenen Luftabwehrtruppe nen Führungs- und Stabslehrgang (Ebene und über die Ausbildung zum Luftaufklä- Einheit) durch. Im Rahmen dieses Lehrgan- rungsoffizier stellen Bearbeitungen im Rah- ges werden durch die Teilnehmer entspre- men des Masterstudienganges dar. chende Ausarbeitungen im Fachbereich Abgerundet wird diese Ausgabe durch die abverlangt. Im Rahmen des Masterstudi- Themenbereiche Flugsicherheit, einem enganges Militärische Führung an der Lan- Gastkommentar des neuen Kommandan- desverteidigungsakademie ist eine Master- ten des FlAB2 und durch einen Bericht arbeit zu verfassen. über das Longrange Navigation Training Durch die Veröffentlichung ausgewählter „NORTH“. Bearbeitungen – teilweise entsprechend gekürzt – werden die qualitativ hochwer- Ihr tigen Beiträge einer interessierten Leser- schaft nähergebracht. Im Rahmen des diesjährigen Führungs- und Stabslehrganges wurden die Beiträge Oberst über simulationsbasiertes Training im Ra- Klaus Strutzmann, MA MBA darleitdienst und Bedienstetenschutz im ÖBH verfasst. BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 3
WORTE DES KOMMANDANTEN Effizienz vs. Effektivität ObstdG Ing. Mag.(FH) Reinhard Kraft Kommandant der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule Geschätzte Leserinnen und Leser! In der laufenden öffentlichen Diskussion ben. Im Resultat wird der Luftraum aktiv um Aufgaben und Budget des Österreichi- überwacht, der Unterschied in der Qualität schen Bundesheeres werden auffallend oft zu einem überschallfähigen Abfangjäger die Begriffe Effizienz und Effektivität ver- liegt jedoch offensichtlich auf der Hand. wendet, ohne diese jedoch klar voneinan- Betrachtet man die geforderte Wirkung, der zu trennen. Der Unterschied mag zwar nämlich, dass Flugzeuge mit hoher Ge- auf den ersten Blick ein ganz feiner sein schwindigkeit abgefangen und gegebenen- und manche werden hier vielleicht sogar falls auch Folgemaßnahmen (Landezwang von Haarspalterei sprechen. bis zum Waffeneinsatz) eingeleitet werden An dieser Stelle möchte ich anmerken, Aber bei genauerer Betrachtung erkennt müssen, sieht man die Schere auseinan- dass der Betrieb der Eurofighter (Kampf- man den fundamentalen Unterschied, des- dergehen. jet der 4. Generation!) in Österreich auf sen Beachtung essentiell ist. Von Luftfahrzeugen mit einer feindlichen höchstem technischem und betrieblichem Absicht wird hier noch gar nicht gespro- Niveau durchgeführt wird, bei vergleichs- Effizienz chen, dies würde noch weitere Fähigkeiten weise geringen Kosten gegenüber anderen Effizienz beschreibt das Verhältnis zwi- zum Reagieren (z.B. Selbstschutzausrüs- Betreibernationen – ein effizienterer Be- schen den aufgewendeten Ressourcen tung, Radarlenkwaffen) brauchen. trieb des Eurofighters ist, aus meiner Sicht, und den damit erreichten Resultat, es be- Ein modernes Passagierflugzeug ist durch unter den derzeitigen Rahmenbedingun- schreibt eine Kosten-Nutzen-Relation. einen veralteten Jettrainer aufgrund der gen, nicht möglich. Möglichkeiten zur Wei- Dabei wird jedoch kein Bezug zu einem Reisehöhe, aber auch der Reisegeschwin- terentwicklung wurden mittlerweile bereits geforderten Ergebnis hergestellt. Es fokus- digkeit kaum mehr abzufangen – das ist durch zwei Kommissionen beurteilt. siert auf: „die Dinge richtig tun.“ Realität. Die Effektivität ist in dieser Rolle Es wurde dabei nicht nur die Effizienz, daher fast gleich Null. Betrachtet man nun sondern auch die Effektivität in die Beur- Effektivität die Hauptaufgabe eines Jettrainers, näm- teilungen mit aufgenommen. Die (politi- Im Gegensatz dazu bezieht sich Effektivität lich als Ausbildungsmittel für die Jetpilo- sche) Entscheidungen über die weitere auf den Zielerreichungsgrad, ohne auf die tenausbildung, steigt die Effektivität wieder Vorgehensweise wurden jedoch noch nicht benötigten Ressourcen einzugehen. ungemein. getroffen. Es wird das erreichte Ergebnis mit dem vor- Diese könnte zwar auch auf dem Abfang- gegebenen Ziel in Relation gebracht. Wur- jäger selbst erfolgen, wäre aber nicht ef- Bedeutung für Streitkräfte de der gewünschte Effekt erreicht? Zentral fizient, da es ein Vielfaches mehr kosten Eine Armee muss in erster Linie immer auf ist: „die richtigen Dinge tun.“ würde. Auch braucht ein Abfangjägersys- Effektivität ausgerichtet werden! Denn ist tem einen „Trainingspartner“, welcher kos- sie es nicht und kann sie nicht die geforder- Ein Beispiel zur Erklärung tengünstig durch einen Jettrainer darge- ten Effekte erzeugen, wie z.B. die perma- Die Luftraumüberwachung mit einem Jet- stellt werden kann. Daher braucht es beide nente Aufrechterhaltung der Souveränität trainer durchzuführen, welcher nicht über- Systeme, um effektiv und gleichzeitig auch Österreichs in der Luft oder den Kampf der schallfähig ist, ist auf jeden Fall billiger und effizient die gestellten Aufgaben (Luftrau- verbundenen Waffen (dies bedeutet das daher auch effizienter, als einen teureren müberwachung, Ausbildung und Training) Zusammenspiel der unterschiedlichsten Abfangjäger zu beschaffen und zu betrei- bewältigen zu können. Waffengattungen und Waffensysteme wie BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 4 AQUILA19/9-2019
Panzer, Artillerie, Fliegerabwehr, Infante- Struktur de facto nicht ändern. Dies gilt für zeigen uns aber Anderes vor. Dort wur- rie, Hubschrauber usw. taktisch richtig zu den Berufsanteil gleichermaßen wie für die de 2014, nach einer Flugzeugentführung bewerkstelligen), so ist jeder ausgegebene Miliz des Bundesheeres. außerhalb der Bürozeiten der eidgenössi- Cent ineffektiv investiert. Auf dieser Ebene wird militärische Leistung schen Luftwaffe, konsequent der Weg in Die Frage, welche Dinge die richtigen sind, erzeugt! Die Führungsebenen darüber ha- Richtung einer 24/7 (24 Stunden am Tag / wird in unserer Bundesverfassung ein- ben in weiterer Folge den effektiven und 7 Tage die Woche) Luftraumüberwachung deutig beantwortet und vorgegeben. Erst effizienten Einsatz dieser Mittel sicherzu- eingeschlagen. Dieser ambitionierte Plan danach darf sich die Frage stellen, wie wir stellen. Aber das Gerät bleibt der Einheits- wird Anfang 2021 umgesetzt sein – ja, so diese Dinge richtig tun. Dies umfasst aber ebene zugeordnet. Und dort wird der Lei- lange dauert es, eine (aufgegebene) Fähig- nicht nur die budgetären Ressourcen, son- densdruck mittlerweile immer signifikanter, keit aufzubauen (die militärischen Leser dern auch die Fragen nach einer effizienten da man tagtäglich mit immer größer wer- werden darüber nicht überrascht sein). Führungsaufbau- und –ablauforganisation, denden Einschränkungen konfrontiert ist. Dislokation von Kräften, Bereitstellung von Dringend notwendige Investitionen in den Fazit Personal, Beschaffungsvorgänge usw. Ersatz von veraltetem Gerät daher von so- Das militärische Denken und Handeln wird Als Folge der Reformen und Anpassun- genannten Strukturreformen abhängig zu zunehmend durch wirtschaftliche Betrach- gen der letzten Jahrzehnte ist das Budget machen ist kontraproduktiv und wird folg- tungsweisen aus der Privatwirtschaft zer- nunmehr das zentrale und real alles be- lich oftmals als Verzögerungstaktik emp- setzt. Ein Militär muss in erster Linie funk- stimmende Thema. Der erhoffte Effekt der funden – zur weiteren Demotivation der tionieren, nämlich auch dann, wenn sonst vorangegangenen Reformen war, dass die Truppe. nichts mehr funktioniert. vorhandenen Mittel in schlankeren Struk- turen effizienter und effektiver verwendet Effizienz bei der Truppe Um aus dieser Abwärtsspirale, welche wie werden können. Leider manifestiert sich dieser angespro- ein Strudel alles um sich in die Tiefe zieht, Dieser Effekt konnte jedoch nie erreicht chene Effizienzgedanke, nach meinen Be- zu entkommen, braucht es dringend eine werden, weil gleichsam mit der real ein- obachtungen, wie ein roter Faden immer Anhebung des Budgets. Erst damit können geleiteten Strukturreduktion auch eine mehr auf allen militärischen Führungs- wieder autarke personelle, materielle und Reduktion der Mittel einherging, mit dem ebenen, auch bei der Truppe. Durch die infrastrukturelle Strukturen (auch für die Argument, dass man durch eine kleinere jahrelange budgetäre Unterdotierung war Miliz!) aufgebaut werden und eine Rückbe- Struktur auch nur geringere Mittel benöti- mittlerweile bereits jeder Kommandant mit sinnung auf militärische Denkdimensionen ge. den Auswirkungen konfrontiert, gegenwär- auf allen Ebenen eingeleitet werden. Ein absolutes Paradoxon, nämlich die tig fast tagtäglich. Unsere große Stärke, aus wenig viel zu Strukturen wegen Geldmangels zu verklei- Gibt es noch genügend Flugstunden/Flot- machen, wird immer mehr zu unserem nern und im gleichen Atemzug das damit tenkilometer, haben wir dafür noch ein Pyrrhussieg. Wir müssen uns mittlerweile Eingesparte wieder wegzunehmen – damit ausreichendes Überstundenbudget, loh- eingestehen, dass der Kulminationspunkt bleibt zwangsläufig der Geldmangel beste- nen sich angesichts der budgetären Situa- bereits überschritten wurde und nicht nur hen. Der Faktor Investition war, mit wenigen tion noch Anträge für dringend benötigtes der Bestand des Österreichischen Bundes- Ausnahmen und einzelnen Sonderlösun- Gerät, haben wir noch genügend funkti- heeres, sondern bereits die Sicherheit der gen, nicht abbildbar. Dokumentiert ist dies onsfähige Fahrzeuge für Verlegungen, was Republik und ihrer Bürger gefährdet ist. bereits in mehreren Positionspapieren: müssen wir streichen um überhaupt noch 2017 „Sicherheit verbessern – Bundesheer etwas üben zu können etc. Es gibt keinen „Des Volkes Schutz und Sicherheit sind stärken“, 2019 „Effektive Landesvertei- Bereich mehr im Österreichischen Bundes- uns stets Pflicht und Auftrag.“ – dafür digung! – ein Appell“ (hier wurde bewusst heer, welcher nicht über Budgetnöte zu kla- brauchen wir aber auch die notwendigen Effektiv verwendet) und 2019 im aktuellen gen hätte. Rahmenbedingungen und wieder verstärkt Zustandsbericht des derzeitigen Verteidi- das notwendige militärische Selbstbe- gungsministers Thomas Starlinger „Unser Die Folge daraus ist, es wird nicht mehr da- wusstsein. Heer 2030“, in welchem schonungslos die rüber nachgedacht, wie eine Herausforde- durch das geringe Budget eingegangen Ri- rung bestmöglich gelöst werden kann, son- Ihr siken dargestellt werden. dern man versucht mit den vorhandenen Mitteln das Bestmögliche zu machen. Oft Die auch öffentlich diskutierte Frage, in sehr effizient, meist leider nicht besonders welche zukünftigen Strukturen daher das effektiv, wenn überhaupt. Ing. Mag.(FH) Reinhard Kraft, ObstdG Geld investiert werden sollte, ist relativ ein- Das beste Beispiel dafür ist die flexible und fach zu beantworten. Dort, wo das veralte- lageangepasste Luftraumüberwachung, im te Gerät ersetzt werden muss, nämlich in Kern eine Reduktion der Überwachungszei- WIR. den Kompanien, Batterien und Staffeln (= ten, welche aus Kostengründen eingeführt BILDEN. Einheitsebene), hat sich und wird sich die werden musste. Länder wie die Schweiz LUFTSTREITKRÄFTE. BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 5
INSTITUT FLIEGERABWEHR Notwendige Fähigkeitsentwicklung der Waffengattung Fliegerabwehr im Öster- reichischen Bundesheer auf Basis der neuen Bedrohungen, für den Einsatz im Inland. Bericht und Grafiken: Oberst Thomas Golda, MBA MSD MA, (InstLtr FlA & HLO/FlFlATS) 1 Grundlagen für den Einsatz der Boden- Die Luftraumsicherungsoperation kann Die Bedrohung umfasst Waffen (Raketen, gebundenen Luftabwehr im Inland alleine, im Rahmen einer Schutzoperation Geschosse, Sprengkörper …) im gleichen In der Teilstrategie Verteidigungspolitik oder im Rahmen der operativen Handlung Maße wie Trägerplattformen (Luftfahrzeu- wird unter Gewährleistung der staatlichen „Sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz“ ge wie UAS, Flugzeuge oder Hubschrauber). Souveränität und Integrität angeführt, dass angeordnet werden. das neutrale Österreich die Erhaltung der Zur Abwehr überwiegend subkonventio- Bedrohungsfeststellung: Fähigkeiten für eine eigenständige militä- neller souveränitätsgefährdender Angriffe, Aus der Herangehensweise im ÖBH und rische Landesverteidigung sowie der dafür welchen nur mit militärischen Mitteln be- der Betrachtungen der Herangehensweise erforderlichen Potentiale sicherzustellen gegnet werden kann, dient die Schutzope- der Deutschen Bundeswehr, der Schweizer hat. Aufgrund der absehbaren Sicherheits- ration. Diese wird im Rahmen der militäri- Armee und der NATO lässt sich folgende und Risikolage müssen für alle Waffengat- schen Landesverteidigung durchgeführt. Bedrohung feststellen: tungen entwicklungsfähige Strukturen und Die Schutzoperation „überlagert“ somit die ► militärische Flugzeuge und Hubschrau Fähigkeiten erhalten werden, welche Wei- Luftraumsicherungsoperation im Rahmen ber (bewaffnet und unbewaffnet) terentwicklungen ermöglichen. der militärischen Landesverteidigung. Eine ► missbräuchlich verwendete Flugzeuge Grundsätzlich hat das Österreichische Bun- Luftraumsicherungsoperation im Rahmen und Hubschrauber desheer in der Streitkräfteentwicklung auf des Sicherheitspolizeilichen Assistenzein- ► UAS (Unmanned Aerial System) die grundlegende Aufgabe militärische Lan- satzes stellt einen anderen rechtlichen ► Marschflugkörper desverteidigung gemäß Art. 79 (1) B-VG, Rahmen dar. ► Steilfeuergranaten auch unter Berücksichtigung der aktuell In der Teilstrategie Verteidigungspolitik ► Raketen und Bomben erwartbaren Bedrohungen, ausgerichtet zu wird davon ausgegangen, dass der Einsatz ► sonstige Nutzer des Luftraumes sein. Es wird von einer konsequenten Aus- des ÖBH aus einem Sicherheitspolizeili- ► Hänge- und Paragleiter richtung des ÖBH auf die Abwehr nicht-kon- chen Assistenzeinsatz zu einer räumlich/ ► Fallschirmspringer ventioneller bzw. hybrider Angriffe gespro- zeitlich begrenzten, eigenständigen, mili- ► Heißluft- und Gasballone chen, worin die Luftraumsouveränität und tärischen Schutzoperation sichergestellt ► Ultraleichtflugzeuge Luftraumüberwachung in jedem Fall ge- werden muss. ► usw. währleistet sein müssen. Als operative Einsatzverfahren des ÖBH 2 Bedrohungen aus der Luft Die Beschaffenheit der Ziele reicht von werden vier Verfahren festgeschrieben: Bedrohungen aus der Luft sind mannigfal- Metall über Kunst/Verbundstoff bis hin zu ► die Schutzoperation tig und in ihrer Gesamtheit nur sehr schwer organischem Material. Die Geschwindigkei- ► die Abwehroperation zu erfassen. Hierbei ist besonders die Un- ten der potentiellen Bedrohungsmittel rei- ► die Luftraumsicherungsoperation terscheidung und somit Kategorisierung chen von sehr langsam bis schnell (Über- ► die Evakuierungsoperation das größte Problem. schallbereich). BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 6 AQUILA19/9-2019
Die Bedrohungen aus der Luft können von genden Mitteln der Luftabwehr, einen und das Bereitstellen eines umfassenden einer unachtsamen Nutzung eines gesperr- durchgehenden Betrieb bei nahezu allen Lagebildes. Der Interoperabilität kommt ten Luftraumes bei einer Luftraumsiche- Wetterbedingungen sicherstellen. besondere Bedeutung zu. rungsoperation bis hin zur Durchführung von Angriffen und Anschlägen reichen Im Bereich Aufklärung können folgende Im Bereich Wirkung können folgende Ab- (Abbildung 1). Ableitungen getroffen werden: leitungen getroffen werden: Ziele sind in allen Höhenbereichen zu be- kämpfen. Auf große Ziele, wie zum Beispiel Passagierflugzeuge, ist ein großer Ge- fechtskopf für eine entsprechende Wirkung am Ziel erforderlich. Im Bereich der Wirkung sollte die Träger- plattform der eingesetzten Munition be- kämpfbar sein. Ist dies nicht möglich, muss die Munition (Bombe, Rakete …) bekämpft werden können. Das erfordert Wirkmittel von größerer Reichweite bis hin zu Wirkmit- tel kürzerer Reichweite. Sehr häufig stellt immer noch „der Schuss“ das gebräuch- lichste und wirkungsvollste Mittel zur Be- kämpfung von Bedrohungen aus der Luft dar. Dieser „hard kill“ erscheint aber beim Abbildung 1: Bedrohung aus der Luft Einsatz gegen kleine UAS im urbanen Ge- In Abbildung 2 werden die Eintrittswahr- Aus dem Bereich der Aufklärung ist der lände und im zivilen Umfeld problematisch. scheinlichkeit und das Risikopotential Vielfalt der Bedrohungen aus der Luft Der Einsatz von alternativen Wirksystemen dargestellt. Auch hierbei ist ersichtlich, durch geeignete Aufklärungsmittel in al- stellt eine zu berücksichtigende Variante dass die „Fliegerabwehr“ nur den Bereich len Höhenbereichen entgegenzutreten. dar. Auf Grund dessen werden die Möglich- mit niedriger Eintrittswahrscheinlichkeit Radar alleine ist nicht ausreichend. Eine keiten des „soft kills“ an Bedeutung zuneh- (Flugzeuge und Hubschrauber) bekämp- Mischung aus optischen und technischen men. fen kann. Gegen jene Bedrohungen welche Daten (IR- Daten …) ist anzustreben. Die Bekämpfung von RAM (Rocket, Artillery, mit höherem Risiko und höherer Eintritts- Im Bereich Führung können folgende Ab- Mortar) ist eine technisch große Heraus- wahrscheinlichkeit behaftet sind, kann die leitungen getroffen werden: forderung. Meist geht sie, vor allem beim „Fliegerabwehr“ nicht wirksam werden, Der Einsatz der Bodengebundenen Luftab- Einsatz im urbanen Umfeld, mit Kollateral- sondern muss sich zur „Bodengebundenen wehr hat grundsätzlich im Rahmen des schäden einher. Alternative Möglichkeiten Luftabwehr“ entwickeln. Luftabwehrverbundes zu erfolgen. Dies wie „sense and warn“, unter Inkaufnah- 3 Geforderte Fähigkeiten entspricht dem Grundsatz der zentralen me des Risikos keiner Bekämpfungsmög- Der Einsatz der Bodengebundenen Luftab- Führung. Ein wesentlicher Teil ist der Aus- lichkeit, bzw. der Einsatz von Kräften am wehr soll, zum Unterschied zu den flie- tausch der Zieldaten, Überlagerung dieser Boden (im Rahmen des Sicherheitspoli- zeilichen Assistenzeinsatzes) zum präven- tiven Verhindern des Abschusses sind zu berücksichtigen. Beim Einsatz im Rahmen der Schutzoperation sind Schutzobjekte zu priorisieren, welche gegen RAM geschützt werden müssen. Das in der Schweiz eingeführte System M Flab stellt eingeschränkt ein Mittel zur Abwehr von RAM dar. Eine Erfassung und Bekämpfung von tief fliegenden Marsch- flugkörpern, Raketen und UAS ist möglich. Eine Kampfwertsteigerung der Feuerein- heit 35mm des ÖBH auf das Niveau M Flab ist durchführbar. 4 Vorhandene Fähigkeiten Die Mittel der Bodengebundenen Luftab- Abbildung 2: Risikopotential der Bedrohungen aus der Luft wehr im ÖBH stellen nur gegen einen Teil BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 7
der Bedrohungen aus der Luft ein geeig- schrauber, sowie große Flugzeuge (Passa- ten und Bomben ist jedenfalls Aufgabe der netes Mittel dar. Vor allem die aufkom- giermaschinen) ist im Endanflug auf das Bodengebundenen Luftabwehr. Da nicht al- menden subkonventionellen Bedrohungen Schutzobjekt vorhanden und zielführend. les und jeder gegen RAM geschützt werden stellen eine zu berücksichtigende Heraus- Besonders dann, wenn das Ziel mit einer kann, sind Schutzobjekte mit entsprechen- forderung dar. Die in einem subkonventio- hohen Munitionsdichte beschossen wird der Priorität festzulegen. nellen Konflikt eingesetzten konventionel- und einige spezielle Parameter, wie zum len Mittel (bewaffnete und unbewaffnete Beispiel Stellungswahl, berücksichtigt wer- Aufgaben für die Fliegerabwehr aller Militärluftfahrzeuge) stellen das am ehes- den. Truppen ten bekämpfbare Spektrum dar. Je größer das Ziel umso leistungsfähiger Die Fliegerabwehr aller Truppen stellt eine Die Fliegerabwehr aller Truppen stellt ein- muss der Gefechtskopf eines Lenkwaffen- Maßnahme zum Eigenschutz der Truppe geschränkt eine Fähigkeit zur Abwehr von abwehrsystems sein, um entsprechende dar und ist durch aktive und passive Maß- Bedrohungen aus der Luft dar, ist eine Wirkung zu erzielen. Eine Bekämpfung au- nahmen zu betreiben. Querschnittsmaterie und soll durch alle ßerhalb des Wirkbereiches von Systemen Sie soll, sofern technisch möglich, gegen eingesetzten Truppen angewendet werden. mit sehr kurzer Reichweite (bis 4000 m) ist Bedrohungen außerhalb des Luftabwehr- nicht möglich. verbundes wirken. Sonstige Nutzer des Vorhandene Fähigkeiten im Bereich Auf- UAS der Klasse 3 lassen sich mit Mistral, Luftraumes stellen für die Bekämpfung klärung ein lock- on vorausgesetzt, gut bekämpfen. eine Querschnittsmaterie dar. Je nachdem Je kleiner das Ziel ist, umso problemati- UAS der Klassen 1 und 2 sind sowohl mit um welches Ziel es sich handelt und wie scher stellt sich die Erfassung mittels Ra- der Feuereinheit 35mm als auch mit dem es sich verhält, kann es der Bodengebun- dar dar. System Mistral nur sehr eingeschränkt zu denen Luftabwehr oder den Systemen und Einerseits ist die Radarrückstrahlfläche bekämpfen. Waffen der Fliegerabwehr aller Truppen zu- des Zieles zu klein und andererseits fliegt Marschflugkörper in Bodennähe sind sehr geordnet werden. das Ziel zu langsam und wird von den eingeschränkt mit Mistral zu bekämpfen. Im Anlassfall (z.B. bei als entsprechend Radarsystemen der Bodengebundenen Ein Treffen mit der Feuereinheit 35mm ist hoch beurteilter Bedrohung im Sicherheits- Luftabwehr als Festzeichen unterdrückt. unwahrscheinlich. polizeilichen Assistenzeinsatz) können Sys- Hinzu kommt, dass die Radarsysteme über Steilfeuergranaten, Raketen und Bomben teme der Fliegerabwehr aller Truppen der einen Blindbereich verfügen, in welchem können nicht bekämpft werden. qualifizierten Fliegerabwehr aller Truppen keine Ziele erfasst werden können. Sonstige Nutzer des Luftraumes wie Hän- zugeordnet werden. In der Höhenerfassung sind die Aufklä- ge- und Paragleiter, Fallschirmspringer, rungssysteme bis 10 000 m über Grund Heißluft- und Gasballone und Ultraleicht- Aufgaben für die qualifizierte Fliegerab- limitiert. flugzeuge können von den Wirksystemen wehr aller Truppen Raketen, Granaten oder Bomben welche der Bodengebundenen Luftabwehr einge- Die Abwehr von UAS der Klasse 1 ist inter- abgefeuert werden, können nicht erfasst schränkt bekämpft werden. Hierbei stellen national zum Eigenschutz von Truppen und werden. Waffen der Fliegerabwehr aller Truppen (z. Einrichtungen ebenfalls der Bodengebun- Als Konstante stellt sich im Bereich der Auf- B. der Einsatz von Scharfschützen gegen denen Luftabwehr zugeordnet. klärung im Nahbereich die optische Aufklä- Paragleiter) eine berücksichtigungswürdige Für das ÖBH wird Folgendes angeführt: rung (zumindest bei guten Sichtbedingun- Alternative dar. Als Hauptaufgabenträger ist der Luftab- gen) dar. wehrverbund festgelegt, wenngleich als 5 Notwendige Weiterentwicklungen Aufgabenträger zur Abwehr von bis ein- Vorhandene Fähigkeiten im Bereich Füh- Aufgaben für die Bodengebundene schließlich Minidrohnen (Drohnen bis 20 rung Luftabwehr kg) alle Waffengattungen in Frage kom- Der Einsatz der Bodengebundenen Luftab- Aus historischer Entwicklung lassen sich men. Da dies mit den vorhandenen Syste- wehr hat im Rahmen des Luftabwehrver- Flugzeuge und Hubschrauber mit Waffen- men/Waffen des ÖBH im Rahmen der Flie- bundes zu erfolgen. Die taktische Führung systemen der Waffengattung bekämpfen. gerabwehr aller Truppen nicht möglich ist, ist zentral und erfolgt im Normfall aus dem Abhängig von der Größe und den Einsatz- wird dies der qualifizierten Fliegerabwehr Air Operation Center (AOC) über die Takti- parametern des Zieles ist ein entspre- aller Truppen zugeordnet werden. Die qua- sche Einsatzzentrale (TEZ). Eine Führung chendes Wirkmittel der Bodengebundenen lifizierte Fliegerabwehr aller Truppen muss des Feuerkampfes ist nur über das Aufklä- Luftabwehr (Reichweite, Lenkwaffen- oder in den Luftabwehrverbund eingebunden rungs- und Zielzuweisungsradar (AZR; „Re- Kanonensystem …) zur Abwehr vorzuse- werden und ist somit im weitesten Sinne laistelle“) möglich. hen. Teil der Bodengebundenen Luftabwehr. Die Bekämpfung von UAS der Klassen 2 Diese Aussagen bedürfen einer Detaillie- Vorhandene Fähigkeiten im Bereich Wir- und 3 sowie die Bekämpfung von Marsch- rung und einer kritischen Würdigung. kung flugkörpern stellen international als auch Der Begriff qualifizierte Fliegerabwehr aller Die Fähigkeit zur Wirkung mit Mitteln der national eine Aufgabe für die Bodengebun- Truppen impliziert, dass die Abwehr von Mi- Bodengebundenen Luftabwehr auf zivi- dene Luftabwehr dar. nidrohnen künftig von allen eingesetzten le und militärische Flugzeuge und Hub- Die Abwehr von Steilfeuergranaten, Rake- Truppen wahrgenommen werden soll. BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 8
Daraus darf nicht abgeleitet werden, dass satzes der qualifizierten Fliegerabwehr al- Dieses stellt sich wie in Abbildung 4 be- alle Elemente der Fliegerabwehr aller Trup- ler Truppen zugeordnet werden und sind im schrieben dar. pen, auch wenn sie über Mittel der quali- Luftabwehrverbund zu integrieren. Die Begriffe „Defensive Tiers“ werden in fizierten Fliegerabwehr aller Truppen ver- 6 Fähigkeitslücken der „GBAD Gemeinschaft“ verwendet, sind fügen sollten, in den Luftabwehrverbund Zur besseren Veranschaulichung der Fä- auch im deutschen Sprachgebrauch vertre- einzubinden sind. Bei einem Einsatz im higkeitslücken wird der Luftraum für die ten und stellen im Wesentlichen die weite- Rahmen einer Schutzoperation (militäri- Bodengebundene Luftabwehr strukturiert. re Unterteilung des Nahbereiches (VSHO- sche Landesverteidigung) gegen subkon- In Abbildung 3 werden jene Bereiche, in RAD) dar. ventionell agierende Gegner erscheint ein denen Bodengebundene Luftabwehr wirkt, Der Abwehr der aufkommenden hybriden Einsatz ohne Integration im Luftabwehrver- dargestellt. Der Bereich Very Short Range Bedrohungen wird durch die Verwendung bund, durch entsprechende Maßnahmen Air Defence – VSHORAD (Schutz im Nahbe- des Begriffes Nächstbereich Rechnung ge- der Luftraumordnung, im Sinne der Flieger- reich) reicht bis zu vier Kilometern, Short tragen, welcher bis zu drei Kilometer vom abwehr aller Truppen möglich. Range Air Defense- SHORAD (Schutz im Schutzobjekt reicht. Diese wird ohne „qualifizierte Mittel“ be- kurzen Bereich) reicht bis zehn Kilometer reits angewendet. Die Bereitstellung eines und Medium Range Air Defense- MRAD Luftlagebildes im Battlemanagementsys- (Schutz im mittleren Bereich) reicht bis 30 tem ist sicherzustellen. Kilometer. Ein Einsatz bei einer Luftraumsicherungs- Die Systeme der Bodengebundenen operation im Rahmen eines Sicherheits- Luftabwehr im ÖBH fallen ausschließlich polizeilichen Assistenzeinsatzes erfordert unter den Bereich VSHORAD. Das AZR lässt Abbildung 4: Defensive Tiers zwingend die Einbindung der qualifizierten eine Erfassung von Zielen bis zu einer Ent- Grafik: NATO Industrial Advisory Group Fliegerabwehr aller Truppen in den Luftab- fernung von 80 Kilometern zu. Dies ließe Die derzeit vorhandenen Mittel der Boden- wehrverbund. Der rechtliche Rahmen zum eine Verwendung für Wirksysteme zum gebundenen Luftabwehr („Fliegerabwehr“) Einsatz und die umfassende Nutzung des Schutz im kurzen Bereich (SHORAD) zu. beschränken sich im Wesentlichen auf den Luftraumes (vorallem die weitergehende Die bei der Bodengebundenen Luftabwehr Outer Tier. zivile Nutzung) erfordern die geschlossene im ÖBH eingeführten Systeme decken den Auch hierbei sind im aufkommenden und Führung im Einsatzraum und das Festlegen Bedarf zur Abwehr von Bedrohungen aus zu erwartenden Spektrum der Bedrohun- der Engagement Authority auf (zumindest) der Luft nur zu einem kleinen Teil ab. gen die Mittel zur Aufklärung, Führung und Ebene der TEZ. Die geforderte Wirkung in allen Höhen- Wirkung nur eingeschränkt nutzbar. In der ersten Phase der Weiterentwicklung bereichen und der Raumschutz von min- Zum Schutz im kurzen und mittleren Be- erscheint es zweckmäßig, nicht alle Trup- destens 20 mal 20 Kilometer erfordern reich (SHORAD/MRAD) sind keine Mittel im pen mit Mitteln auszustatten, welche eine Systeme zum Schutz im mittleren Bereich ÖBH vorhanden. Die Fähigkeit zum Schutz „qualifizierte Fliegerabwehr aller Truppen“ (MRAD). Diese sind im ÖBH nicht vorhan- im Inner- und Middle Tier (Nächstbereich) ermöglichen, sondern Truppen zu designie- den. Ebenso sind Systeme in Ergänzung kann dem Begriff der qualifizierten Flieger- ren, welche mit geeigneten Mitteln diese und Überlagerung zum Schutz im kurzen abwehr aller Truppen zugeordnet werden Aufgabe wahrnehmen und in den Luftab- Bereich nicht vorhanden. und bedarf eines Aufbaues. wehrverbund integriert werden. Sie stellen Da sich die vorhandenen Fähigkeiten der In der unten angeführten Abbildung 5 wer- somit einen Teil der Bodengebundenen Bodengebundenen Luftabwehr im ÖBH den die in der Arbeit abgeleiteten erfor- Luftabwehr dar. In einer weiteren Phase auf den Schutz im Nahbereich (VSHORAD) derlichen Fähigkeiten in ihrer Gesamtheit der Fähigkeitsentwicklung muss eine Aus- beschränken und im Rahmen einer Schutz- dargestellt und hinsichtlich ihres Vorhan- stattung der Truppe mit Mitteln zur qualifi- operation mit vor allem subkonventioneller denseins und ihres notwendigen Aufbaues zierten Fliegerabwehr aller Truppen sicher- Bedrohung zu rechnen ist, wird für die wei- markiert. Grün bedeutet vorhanden und rot gestellt werden. Hierbei handelt es sich tere Bearbeitung das Abwehrdispositiv der bedeutet nicht vorhanden. folglich um einen Teil der Fliegerabwehr NATO gegen aufkommende Bedrohungen Die eingeführten Systeme der Bodenge- aller Truppen. aus der Luft verwendet. bundenen Luftabwehr im ÖBH stellen eine Basis für eine Fähigkeitsentwicklung zur Ableitungen Abdeckung des gesamten Bedrohungs- Bei einem Einsatz im Rahmen einer spektrums dar. Schutzoperation ist die Fliegerabwehr aller In diesem Bereich ist auch mit einem Auf- Truppen Teil des Eigenschutzes aller ein- treten von Zielen entsprechender Größe gesetzten Truppen und stellt somit keinen und Detektierbarkeit, sowie mit einer mög- Teil der Bodengebundenen Luftabwehr dar. lichen Bekämpfbarkeit, zu rechnen. Größe- Mittel der Fliegerabwehr aller Truppen (z.B.: re, höher fliegende und schneller fliegende Scharfschützengewehre und Aufklärungs- Ziele außerhalb des Outer Tiers, sowie klei- mittel) können bei Einsätzen im Rahmen Abbildung 3: Wirkungsbereiche der ne schwer zu detektierende, in niedriger des Sicherheitspolizeilichen Assistenzein- Bodengebundene Luftabwehr Flughöhe fliegende und langsame Ziele im BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 9
Inner Tier, liegen meist nicht in der Abwehr- ständige Wahrnehmung der Abwehr von wehr von der Fliegerabwehr aller Truppen, barkeit der Systeme der Bodengebunde- Bedrohungen aus der Luft bzw. eine Über- vorgeschlagen. nen Luftabwehr im ÖBH. lagerung und Verdichtung dieser Aufgabe. Zur Abwehr von Bedrohungen aus der Luft In allen drei Fähigkeitsbereichen Aufklä- Die Waffengattung ist die „ultima ratio“ am im Rahmen eines Sicherheitspolizeilichen rung, Führung und Wirkung ist sicherzu- Schutzobjekt. Assistenzeinsatzes sind alle Mittel der Bo- stellen, dass die Wirksamkeit 24/7, bei Im Bereich des Schutzes kurzer und mittle- dengebundenen Luftabwehr zuzuweisen schlechter Sicht und schlechter Witterung rer Reichweite (SHORAD und MRAD) bedarf und im Luftabwehrverbund zu integrieren. und unter Bedrohungen im elektromagne- es eines kompletten Fähigkeitsaufbaus. Der Ausbau der Fähigkeiten zur Fliegerab- tischen Spektrum erfolgen kann. Zur Abdeckung ist die Beschaffung von Auf wehr aller Truppen ist konzeptionell und vorschriftenmäßig voranzutreiben und umzusetzen. Auch die Fliegerabwehr aller Truppen ist gegen aufkommende subkon- ventionelle Bedrohungen aus der Luft wei- ter zu entwickeln. Dieses Projekt ist der Bo- dengebundenen Luftabwehr verantwortlich zuzuweisen. 8 Ausblick Aus Sicht des Verfassers ergibt sich eine dringende Überarbeitung der Konzepte Abbildung 5: Fähigkeitsdarstellung und Vorschriften in Bezug auf die Aufgaben 7 Zusammenfassung klärungs- und Wirkmitteln, welche in alle und Fähigkeiten der Waffengattung, weg Die Möglichkeiten der derzeit eingeführten Höhenbereiche wirken, einzuleiten. von der „Fliegerabwehr“ und hin zur „Bo- Systeme der Waffengattung zur Abwehr Im Nahbereich (VSHORAD) ist der Ausbau dengebundenen Luftabwehr“ unter klarer von Bedrohungen aus der Luft stellen sich der Fähigkeiten der Systeme sicherzustel- Abgrenzung der Verantwortlichkeiten der sehr eingeschränkt auf den Bereich VSHO- len. Durch Kampfwertsteigerungen im Be- Bodengebundenen Luftabwehr und der RAD (und darin den Bereich des Outer reich der Feuereinheit 35mm kann eine Fliegerabwehr aller Truppen. Tiers) dar. Eine Fähigkeitsentwicklung von Teilfähigkeit zur Abwehr von Marschflug- Ob eine Investition zur Verlängerung der der „Fliegerabwehr“ hin zur „Bodengebun- körpern, Raketen und UAS innerhalb kurzer Lebensdauer des Systems lFAL Mistral denen Luftabwehr“ ist unverzüglich für den Zeit erreicht werden. (Anmerkung: Einsatz im Bereich VSHORAD Nächstbereich und den Bereich SHORAD/ Die Abwehr von Bedrohungen im Middle analog dem System Feuereinheit 35mm) MRAD einzuleiten. und Inner Tier (Nächstbereich) ist nicht sinnvoll ist, oder ob besser in ein Lenkwaf- Mit dem Begriff Bodengebundene Luftab- vorhanden und ein Aufbau zwingend erfor- fensystem aus dem kurzen/mittleren Be- wehr im MSK 2017 wurde konzeptionell derlich. Der hierbei verwendete Begriff der reich (SHORAD/MRAD) investiert wird, ist versucht das Aufgabenspektrum der Waf- qualifizierten Fliegerabwehr aller Truppen zu beurteilen. fengattung weiter zu fassen. bedarf einer Neubeurteilung und ist aus Für den Verfasser sind folgende wesentli- Es ist jedoch ehestbaldigst damit zu begin- Sicht des Verfassers unpassend. che Maßnahmen zur Fähigkeitsentwick- nen, andere Konzepte nachzuziehen bzw. Die qualifizierte Abwehr von Bedrohungen lung in der Waffengattung notwendig: zu überarbeiten, um ein Umdenken hin zur aus der Luft im Middle und Inner Tier ist ► Verbesserungen der Ausstattung und Abwehr aller Bedrohungen aus der Luft zu als Aufgabe der Bodengebundenen Luftab- Einbindung in ein Luftlagebild der Flug- erreichen. wehr im Nächstbereich zuzuordnen. meldeelemente Der Einsatz im Rahmen der Schutzoperati- Die Fliegerabwehr aller Truppen kommt im ► Verbesserung der Funktionalität der TEZ on, bei vorwiegend subkonventioneller Be- Inland ausschließlich bei Einsätzen in ei- ► Kampfwertsteigerung der Feuereinheit drohung, erfordert die Abwehr des gesam- ner Schutzoperation oder Abwehroperation 35mm zur Erreichung einer Teilfähigkeit im ten vorhandenen Bedrohungsspektrums, (Anmerkung: beide Operationen finden im Nahbereich (VSHORAD) welches vom Kampfflugzeug über Raketen Rahmen der militärischen Landesverteidi- ► Aufbau der Fähigkeiten zum Einsatz im und Granaten bis hin zu kleinen UAS reicht. gung statt) zur Anwendung. Nächstbereich Diese Fähigkeit soll bis 2030 qualitativ in Diese ist als Redundanz und Ergänzung ► Aufbau der Fähigkeit zum Einsatz im allen Bereichen (Nächstbereich, Nahbe- zur Bodengebundenen Luftabwehr im Nah- kurzen/mittleren Bereich (SHORAD/MRAD) reich, kurzer/mittlerer Bereich) vorhanden und Nächstbereich, zum Eigenschutz der Ohne Sicherstellung dieser Weiterentwick- sein. Truppe, vorgesehen. Als vorläufiger Arbeits- lung ist die Waffengattung bis 2025 sehr Die Bodengebundene Luftabwehr verfügt, begriff wird durch den Verfasser anstatt eingeschränkt im Bereich VSHORAD ein- im Gegensatz zu den verfügbaren Einsatz- des Begriffes „qualifizierte Fliegerabwehr satzbereit und ab 2025 nicht mehr einsatz- mitteln in der Luft, über die Möglichkeit aller Truppen“ der Begriff „Bodengebun- bereit. einen durchgehenden Betrieb sicherstel- dene Luftabwehr im Nächstbereich“, zur len zu können. Dies bedeutet eine selbst- Abgrenzung der Bodengebundenen Luftab- BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 10
GASTKOMMENTAR Geschätzte Leserin, geschätzte Leser! Als, mit 1. Oktober 2019, neu bestellter Es wird in allen Belangen, die Waffengat- Kommandant des Fliegerabwehrbatail- tung FlA betreffend, eine gute Vernetzung lons 2, wurde mir hiermit die Möglichkeit der FlA Community erforderlich sein, um gegeben einige Worte an die geschätzte so gemeinsam für die österreichische Be- Leserschaft des AQUILA zu richten. völkerung den bestmöglichen Schutz in „Quo Vadis“ FlA oder in weiterer Folge, so die 3.Dimension sicherzustellen und zu ge- es denn nach unseren (FlA-Experten) Vor- währleisten. stellungen geht, bodengebundene Luftab- So wird es mitunter an uns selbst liegen, wehr? erforderliche Maßnahmen zur Erhöhung Die Antworten auf diese Frage wird es so der Fähigkeiten der bodengebundenen einfach nicht geben, denn die gesamten Luftabwehr zu veranlassen, bzw. vorzube- Ausarbeitungen zur Weiterentwicklung der reiten. Waffengattung, welche ständig durch Ar- beitsgruppen auf Ebene Zentralstelle un- Als Bataillonskommandant des letzten FlA ter Einbindung der noch (wenn auch sehr Verbandes des Landes versichere ich ih- spärlich) vorhandenen Truppe generiert nen, alles mit meinem Personal zu unter- wurden, führten bislang noch zu keinen nehmen um diesem Auftrag nachzukom- konkreten, greifbaren Ergebnissen. men. Für den Verband FlAB 2, welcher als letzter seiner Zunft im „Fachbereich“ bodenge- In diesem Sinne, mit steirischen Grüßen bundene Luftabwehr tätig sein darf, be- aus dem MURTAL. deutet dies ein zurzeit doch fragwürdiges Dasein zu fristen, denn die Bedeutung des Ihr Schutzes in der 3.Dimension wird zwar in Obstlt Ewald PAPST, MA der Theorie hochgehalten, mündet bisher aber noch in keine monetäre Erkenntnis für die Erhöhung des Fähigkeiten Portfolios der FlA. Ungeachtet dieser Problematik wird sei- tens des Verbandes FlAB2 jedoch alles unternommen den vielfältigen Aufgaben/ Aufträgen nachzukommen. Ob im Bereich der Ausbildungsaufgaben, Assistenzeinsätzen, der Kadergewin- nung, der ÖA oder Unterstützungen von Luftraumsicherungsoperationen etc… , das Fliegerabwehrbataillon 2 widmet sich mit voller Einsatzbereitschaft und Elan den he- ranstehenden Aufgaben. Dem überaus hohen Engagement des Per- sonals meines Verbandes ist es letztend- lich zu verdanken, dass oftmals schwierige Phasen überwunden werden. In Anknüp- fung zur FlFlATS, insbesondere dem Insti- tut FlA darf meinerseits weiterhin auf eine erfolgreiche Fortführung der Zusammenar- Kommandoübergabe beit gesetzt werden. BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG AQUILA19/9-2019 11
FLUGSICHERHEIT Militärischer Flugbetrieb Mission First – Safety Always! Bericht: Oberst Josef Willegger, FSO/FlFlATS Grafik: FOI Rudolf Köckeis In der Diskussion über die Flugsicherheit Die Vereinigung AFFSCE wurde im März 2018 waren 27 Mitgliedsnationen anwe- im Flugbetrieb stoßt man sehr schnell an 1950 gegründet. send. SINGAPUR war als Beobachter ver- die Grenzen. Eine Antwort auf die Frage, Die erste Arbeitssitzung wurde 1951 in treten. „Wie sicher ist unser Flugbetrieb?“, lässt LONDON durchgeführt. sich bei genauem Hinsehen nicht so leicht Ziel ist die Hebung der Flugsicherheit und Bemerkenswert erscheint, dass ein Mit- finden. somit der Einsatzbereitschaft durch struk- glied der Königsfamilie, His Royal Highness turierten Austausch von Informationen Prinz FISAL IBN AL HUSSIN, der Bruder des Wie wird Flugsicherheit „produziert“? über Flugvorfälle und Unfälle des vergan- Königs, zur Eröffnung der Veranstaltung Wie kann flugbetriebliches Qualitätsma- genen Kalenderjahres zwischen den Mit- erschien. nagement sichergestellt werden? gliedsnationen. Ein fliegerischer Background ist existent. Ist eine objektive Bewertung im eigenen Zurzeit zählen 32 Staaten, mehrheitlich Der Prinz verweist auf eine militärisch - Bereich überhaupt möglich? aus Europa inklusive der USA, dazu. fliegerische Ausbildung in ENGLAND und Als Vertreter der Nationen werden die je- PAKISTAN. Er stand auch bei der RJAF im Die Abwesenheit von katastrophalen Flu- weiligen Fachdienstleiter (grundsätzlich Flugdienst und war als Staffelkommandant gunfällen reicht jedenfalls nicht aus, um MilPil in höherer Verwendung) entsandt. eingeteilt. einen positiven Befund auszustellen. Die Flugerfahrung dieser beträgt zwischen Der tägliche Flugbetrieb zeigt regelmäßig 3.000 und 7.000 Flugstunden auf verschie- Die Begrüßungsworte hielt Generalma- eine Anzahl von Vorfälle und Ereignisse, die denen Luftfahrzeugtypen (Jet-Fläche-Hub- jor YUOSEF AL HUNETI, Kommandant der Anlass zur Aufmerksamkeit geben. schrauber). RJAF. Im Flugsicherheitslagebild wird die Analyse Es wird jährlich eine Konferenz in der Dau- der Faktenlage systematisch zusammen- er von 5 Arbeitstagen durchgeführt. Zum Beginn wurde von der Veranstalterna- gefasst und dargestellt. Der Fachdienstleiter Flugsicherheitsdienst tion die historische Entwicklung der RJAF Ein internationaler Vergleich mit sogenann- (FSD) des BMLV ist Ansprechpartner und dargestellt. ten Referenzluftwaffen ist jedoch notwen- Kontakt zu diesem internationalen Flug- Zu unterstreichen ist die Tatsache, dass dig, um diesen Bericht entsprechende Vali- sicherheitsgremium. Luftfahrzeugtypen und Technologie am dität zuzuschreiben. Puls der Zeit im Betrieb stehen. Die Aus- Eine Möglichkeit hierzu bietet das Air Im Jahr 2018 organisierte die Royal Jor- bildung und der Flugdienst werden auf Forces Flight Safety Committee Europe danien Air Force (RJAF) die Veranstaltung. den Typen GROB, PC-21 und F-16 (Fläche) (AFFSCE). Im Rahmen dieser Plattform wurde das im sowie Robinson 44, EC-145 und Ecureuil Als Flugsicherheitsoffizier (FSO) der Flieger Vorjahr festgelegte Schwergewicht-Thema (Hubschrauber) durchgeführt. und Fliegerabwehrtruppenschule (FlFlATS) „Assurance within the safety domain - how hatte ich voriges Jahr die Gelegenheit, an to improve efficiency and effectiveness „ Jede Nation präsentierte einen Kurzvortrag dieser Hochwertveranstaltung behandelt. (max. 15 min.). -146th Conference des Air Forces Flight Dazu wurden von den Nationen BEL, DEU, Inhalt der Vorträge waren Flugunfälle/Flug- Safety Committee Europe- in AMMAN/JOR- DNK, GBR und NLD die jeweilige eigene vorfälle (maximal 2-3) des vergangenen DANIEN (JOR) teilzunehmen. Umsetzung oder Idee präsentiert. Kalenderjahres mit den Erkenntnissen/ Jeweils ein bis zwei Vertreter je Mitglieds- Lehren (LI/LL). Dem Konferenzthema ent- nation nahmen an der Veranstaltung teil. sprechend folgten in weiteren Vorträgen die Darstellung von Maßnahmen zur Auf- BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 12 AQUILA19/9-2019
► Die Bedeutung von Cyber-Safety und erhalten oder wiederherzustellen (Persona- Cyber-Warefare wird in Fehlbeurteilung der lerhalt). Lage allgemein noch unterschätzt. ► Das Schwergewicht ist auf einen quali- tätsorientierten Flugbetrieb zu legen (redu- ► Die Einteilung von aktiven Militärpiloten zierte Flugstunden). auf Arbeitsplätzen in höherer Verwendung, ► Der FSD muss als Gradmesser und Be- das heißt in den Stäben der Brigaden, im wertungsmaßstab im Sinne des Flugsicher- Kommando der Luftstreitkräfte (Air-Force) heitslagebildes organisatorisch auf allen inklusive der jeweiligen Zentralstellen ist Führungsebenen abgebildet und personell international unbestrittene und gängige besetzt sein (durchgehender Fachdienst- Praxis. weg und Fachpersonal). Diese Vorgangsweise bleibt somit auch ► Die Ausbildung und das Training auf eine aufrechte Forderung des Flugsicher- Simulationsgerät ist fortzuführen und heitsdienstes (FSD) für das ÖBH. weiterzuentwickeln (Emergency-Training, Folgende Problemfelder werden im tägli- Crew-Resource-Management). chen Flugbetrieb bestätigt: ► Eine realistische Definition der zu errei- chenden militär-fliegerischen Fähigkeits- rechterhaltung der Flugsicherheit. Weiter ► Das Tagesgeschäft erdrückt die Staffeln profile ist unausweichlich (mittel- und lang- wurde die Frage behandelt, wie in Zukunft und Geschwader oder fliegende Organisa- fristig). die Effizienz und Effektivität von Program- tionselemente (operational tempo ist to men dazu gesteigert werden kann. high). Das Gremium des AFFSCE ermöglicht ei- ► Zu geringe Personalstände im Verhältnis nen exklusiven Einblick in die Flight-Safety Im Mittelpunkt der Betrachtungen der Ver- zu Aufgaben und Erfordernisse Architektur einer repräsentativen Anzahl treternationen standen folgende Aussagen: (manning is not enough to meet increasing namhafter Luftwaffen. Eine Einreihung der ► Es herrscht in allen Luftwaffen hohes requests). Situation beim ÖBH wird dadurch erleich- operationelles Tempo. In manchen besteht ► Unerfahrene Führungskräfte tert und bestätigt. Es ist notwendig die Kon- durch die Führung die Tendenz zu glauben, (unexperianced superiors). sequenzen mit Augenmaß zu erkennen und dieses Tempo noch erhöhen zu können, da ► Zu wenig Übungen mit gebotener Beständigkeit umzusetzen. ohnehin ein gutes bestehendes Flugsicher- (exercise-rate is to low). heitssystem/Flight-Safety-System (FSS) ► Der Bedarf an fliegerischen Einsatzmit- etabliert ist. Die Erwartungshaltung, dass teln bedingt, dass Quantität vor Qualität ein FSS vor einem Flugunfall eingreifen steht (requirements drive quantity over wird ist jedoch unrealistisch. Diese Tatsa- quality). che muss durch die Flugsicherheitsorgani- sation unmissverständlich zum Ausdruck Zusammenfassung: gebracht werden. Alle Luftwaffen teilen große Schnittmengen ► Wichtig bei der Risikobeurteilung ist in folgenden Kernthemen: nach der Methode vom Einfachen zum ► Personalgewinnung, Personalerhaltung, Komplexen vorzugehen. Ein Unterschied Personalaltersstrukturen; in der Risikoakzeptanz ist notwendig. Eine ► Einsatzflugbetrieb mit alternden Flotten klare Grenze zwischen Einsatz, Übung und bei gleichzeitiger Implementierung neuer Ausbildung ist erforderlich. Systeme; ► Zu geringe Personalstände, reduzierte ► Fähigkeitserhalt und Aufbau bei Res- Erfahrungsstände und hohe Auftragslagen sourceneinschnitten; erweichen die Resilienz der fliegerischen ► Reduzierte Trainingsmöglichkeiten; Einsatzsysteme, vor allem bei heraus- ► Hoher Auftragsdruck mit einhergehen- fordernden Situationen wie Flugnotfälle der „we-can-do-it-mentality“; (Emergencies). ► Eine sogenannte -we can do it-Mentali- Aus der Sicht des Verfassers ergeben sich tät hat sich etabliert. Kommandanten wol- folgende Konsequenzen für das ÖBH: len keine Absagen hören und die jeweilige ► Die Qualität bei der Personalauswahl Durchführungsebene reagiert mit selbst muss Priorität haben (Selektion, Flugleh- konstruierten Abkürzungen (cutting corn- rer, Flugauftragserteilende). ers), um Auftragserfüllung gerade noch zu ► Eine Steigerung der Attraktivität des ermöglichen. Zurzeit gibt es noch keine zu- Berufsbildes ist notwendig, um die Kon- verlässigen Lösungen. kurrenzfähigkeit mit dem Arbeitsmarkt zu BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 13
SIMULATION Simulationsbasiertes Training im Radarleitdienst Bericht und Grafiken: Hauptmann Mag.(FH) Alexander Krendl, EO Abf & Ltr FD Sonntagnachmittag in der Luftraumüber- Um die Steuerung der simulierten Flugziele SimGenerator wachungszentrale: nicht nur durch Personal der Luftraumüber- Der SimGenerator findet im Radarleitdienst Die Sirene schrillt, die Radarleitoffiziere ei- wachungszentrale, sondern auch durch Pi- beginnend mit der Schulung von Radar- len zu ihren Positionen, zwei Abfangjäger loten der Luftraumüberwachung zu ermög- leitanwärtern über das unangekündigte erscheinen im Steigflug nahe Zeltweg am lichen wurde diese Dislokation gewählt. Training von Priority-„A“ Flügen bis hin zur Schirm. Die Simulationsumgebung ermöglicht die selbstständigen Vorbereitung auf bestimm- Der Auftrag des Einsatzoffizier Abfang: Darstellung von Flugzielen auf allen rele- te Missionen häufig Verwendung. Annäherung und visuelle Kontaktaufnah- vanten Arbeitsplätzen der Luftraumüberwa- Eine übersichtliche Eingabemaske ermög- me mit einem zivilen Verkehrsflugzeug, chung sowie allen Kreidfeuer-Endgeräten. licht die Erstellung und Steuerung der Flug- welches nicht mehr auf Anweisungen der Dies ist für das Training von besonderer Be- ziele. Flugsicherung reagiert. deutung, da das beübte Radarleitpersonal Kurz darauf ertönt eine Stimme im Head- – nach dem Grundsatz „Train as you fight“ Charakteristik set: „Caveman, radar trail Eagle 01 forma- - an jenen Arbeitsplätzen kontrolliert, von ► Der SimGenerator ist in weniger als ei- tion, heading 3-2-0, climbing level 2-4-0, welchen auch reale Flüge geführt werden. ner Minute einsatzbereit. Jedi 300-10, as fragged.“ Erstellt und gesteuert werden die simulier- ► Windeinflüsse werden berücksichtigt. ten Flugziele mittels des SimGenerators ► Durch die einfach zu bedienende Benut- Die Simulatorübung ist in vollem Gange. oder des Microsoft Flight Simulator X. zeroberfläche fällt für die Nutzer nur eine kurze Einarbeitungszeit an. Das Radarleitpersonal der Luftraumüber- wachungszentrale muss im Stande sein eine breite Palette an Missionsarten zu kontrollieren. Das Aufgabenspektrum reicht von Luftraumsicherungsoperationen mit Ab- fangmitteln aller Geschwindigkeitsberei- che, über Einsätze in tiefen Alpentälern mit eingeschränkter Radar- und Funkbe- deckung, sowie Abfänge in großen Flughö- hen im Überschallbereich, bis hin zu Luft- kampfübungen über weite Entfernungen (Beyond-Visual-Range). Um diese vielfältigen Aufgabenbereiche, angesichts sinkender Flugstunden, in gleichbleibend hoher Qualität meistern zu können, nutzt der Radarleitdienst eine Si- mulationsumgebung. Diese ist auf die 3 Standorte ST. JOHANN/ PG (Luftraumüberwachungszentrale), ZELTWEG (Eurofighterbezirk) und HÖR- SCHING (Düsentrainerstaffel) verteilt. BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG Bedienungsfenster des SimGenerator 14 AQUILA19/9-2019
► Ein Bediener kann mehrere Flugziele Charakteristik ► Eine Darstellung von Luftkampfsituation steuern. Die maximale Anzahl ist abhängig ► Eine Darstellung von Formationen/Pic- sowie von Luft-Boden Verfahren ist mög- von den Fähigkeiten des Bedieners und tures ist möglich, aber durch die Anzahl der lich. von der Intensität der Mission. Arbeitsplätze und Fähigkeiten der Bediener ► Boden-Luft-Lenkwaffen und entspre- beschränkt. chende Indikationen am Radar Warning Dieser Aspekt ist in Zeiten sinkender Perso- ► Die installierten Luftfahrzeuge können Receiver sind im Simulator eingebunden. nalstände einer der bedeutendsten Vortei- ohne Vorbereitung gut dargestellt werden. ► Radarwork (zB Gimbal, Notch, Radar- le des SimGenerators. lock, azimuth and elevation limits) kann ► Die Darstellung bestimmter Formationen Für die Simulation andere Luftfahrzeug-Ty- simuliert werden. (alle 2-ship, Wedge/Stinger und Container/ pen ist eine entsprechende Vorbereitung ► Eine Schnellbeurteilung der Machbar- Box) ist problemlos möglich (beispielsweise nötig und unterliegt Einschränkungen keit eines Radar-Cap wäre denkbar. zum Üben von Picture-Labeling). (Beispielsweise ist die Darstellung einer ► Für jedes Flugziel kann das Callsign so- SR-71 Blackbird nicht möglich, weil die Per- Zusammenfassung wie verschiede Transpondermodes formance der verfügbaren Luftfahrzeuge Mit der Simulationsumgebung kann aktuell und -codes gesetzt werden. dazu nicht ausreicht). das Training für eine breite Palette an Mis- ► Über die Eingabe der gewünschten Ko- ► Wind, Sichtweite, Wolken, Temperatur sionen für das Radarleitpersonal verwirk- ordinaten können die Flugziele schnell ver- und Luftdruck sind in mehreren Höhen- licht werden. setzt werden. schichten einstellbar. Diese umfasst sämtliche Standard In- ► Nach entsprechender Recherche der ► Per Drag-and-drop auf der Karte oder tercept Übungen, Priority „A“ bzw. Einsatz- Leistungsdaten kann praktisch jeder belie- mittels Koordinaten kann eine Schnellver- flüge und Emergency-Trainings. bige Luftfahrzeug-Typ dargestellt werden. setzung der Flugziele vorgenommen wer- Air Combat Tactics Übungen können mit den. Einschränkungen dargestellt werden und Flight Simulator X (FSX) ► Die Luftfahrzeug-Performance verändert setzen besonders erfahrenes Bedienper- Der FSX ist ein 2006 veröffentlichter und sich dynamisch unter Berücksichtigung von sonal voraus. im freien Handel erhältlicher Flugsimulator. Gewicht, Flughöhe und Atmosphäre. Da alle simulierten Flugziele am Kreidfeuer Dieser ist in der Lage vom Verlassen bis ► Im Simulator ist ein sehr detailliertes dargestellt werden können, ist auch Trai- zum Erreichen der Parkposition alle Pha- Geländemodell von Österreich und ein ning für höhere Führungsebenen möglich. sen eines Fluges zu simulieren. brauchbares bis gutes Modell weltweit hin- Zum Beispiel durch die Darstellung von Dabei kann der gesamte Globus mit mehr terlegt. Lageentwicklungen für Führungsverfahren als 24.000 Flugplätzen beflogen werden. ► Geländebedingte Einschränkungen von des Air Operations Centers (AOC). Alle am FSX simulierten Luftfahrzeuge wer- Radarerfassungen werden simulatorintern den von allen anderen aktiven FSX-Instan- berücksichtigt. Ausblick zen optisch und sensorisch dargestellt. ► Durch die detaillierte Simulation können Eine Herausforderung stellt jedoch auch Ein durch die ADV/LRÜ entwickeltes Pro- unter anderem Sichtbedingungen, Sonnen- für den Simulatorbetrieb der gegenwärti- gramm erstellt aus den Simulatordaten stand, High-Level Performance und Treib- ge Personalmangel im Radarleitdienst dar. Flugziele, welche auf den relevanten Schir- stoffverbrauch authentisch in die Übungen Dieser manifestiert sich auch in der Nicht- men dargestellt werden können. einbezogen werden. durchführbarkeit geplanter Ausbildungs- schritte. Nichtsdestotrotz wird weiter an der weite- ren Verbesserung des Simulators vor allem in Bereichen der Bedienung und der Dar- stellung von Primärtracks gearbeitet. Zusätzliche Synergieeffekte könnten noch erzielt werden, falls die geplante Vernet- zung mit dem Eurofighter Full Mission Si- mulator in Zeltweg umgesetzt wird. Eurofighter Cockpit im Flight Simulator X BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG 15
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