AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer

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AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer
AQUILA
Die Fachpublikation der
Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule                      19. AUSGABE 2019
                                                              September 2019

                      Longrange Navigation Training
                               „NORTH“

WIR SCHÜTZEN ÖSTERREICH.

                  BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer
IMPRESSUM:
                                                  Amtliche Publikation der Republik Österreich/
                                                  Bundesminister für Landesverteidigung
                                                  Medieninhaber, Herausgeber und Hersteller:
                                                  Republik Österreich,
                                                  Bundesminister für Landesverteidigung, BMLV,
INHALT:                                           Roßauer Lände 1,
                                                  1090 Wien
                                                  Redaktion: Obst Klaus Strutzmann, MA MBA,
                                                  Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule
                                                  Fliegerhorst Brumowski, 3425 Langenlebarn
AUS DER REDAKTION					3                           Tel. 050201 32-29002
                                                  flflats.gl@bmlv.gv.at
WORTE DES KOMMANDANTEN				4                       Gestaltung und Layout: FOI Rudolf Köckeis
                                                  rudolf.koeckeis@bmlv.gv.at
                                                  Coverfoto: BMLV/BRG
NOTWENDIGE FÄHIGKEITSENTWICKLUNG DER FLA   6      Herstellungsort: Wien
                                                  Druck: Heeresdruckzentrum, 1030 Wien 19-03050
GASTKOMENTAR KDT FLAB2				11
                                                  Grundlegende Richtung:
                                                  AQUILA ist eine unabhängige Fachpublikation für die
MILITÄRISCHER FLUGBETRIEB				12                   Waffengattungen und Fachrichtungen der Luftstreit-
                                                  kräfte.
SIMULATIONSBASIERTES TRAINING			14                Die Redaktion nimmt sich das Recht heraus, Beiträge
                                                  zu kürzen und den Inhalt dem Layout anzupassen.
                                                  Die mit Namen versehenen Beiträge müssen nicht die
BEDIENSTETENSCHUTZ IM ÖBH				16                   Meinung der Redaktion wiedergeben.
                                                  Nachdruck, auch auszugsweise, fotomechanische
AUSBILDUNG ZUM LUFTAUFKLÄRUNGSOFFIZIER     20     oder elektronische Wiedergabe und Übersetzung
                                                  sind nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.
LONGRANGE NAVIGATION TRAINING „NORTH“      25     Sprachliche Gleichbehandlung:
                                                  Die in dieser Ausgabe verwendeten personenbezo-
                                                  genen Ausdrücke betreffen, soweit dies inhaltlich in
                                                  Betracht kommt, Frauen und Männer gleichermaßen.

                                                        Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“
                                                        des Österreichischen Umweltzeichens,
                                                        UW-Nr. 943

                 BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
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AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer
AUS DER REDAKTION

Sehr geehrte Leserinnen,
sehr geehrte Leser!
                                                                                                    Oberst Klaus Strutzmann, MA MBA
                                                                                                            Leiter Grundlagenabteilung
                                                                                       an der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule

Die Flieger- und Fliegerabwehrtruppen-       Die Beiträge zur Fähigkeitenentwicklung
schule führt unter anderem jedes Jahr ei-    der Bodengebundenen Luftabwehrtruppe
nen Führungs- und Stabslehrgang (Ebene       und über die Ausbildung zum Luftaufklä-
Einheit) durch. Im Rahmen dieses Lehrgan-    rungsoffizier stellen Bearbeitungen im Rah-
ges werden durch die Teilnehmer entspre-     men des Masterstudienganges dar.
chende Ausarbeitungen im Fachbereich         Abgerundet wird diese Ausgabe durch die
abverlangt. Im Rahmen des Masterstudi-       Themenbereiche Flugsicherheit, einem
enganges Militärische Führung an der Lan-    Gastkommentar des neuen Kommandan-
desverteidigungsakademie ist eine Master-    ten des FlAB2 und durch einen Bericht
arbeit zu verfassen.                         über das Longrange Navigation Training
Durch die Veröffentlichung ausgewählter      „NORTH“.
Bearbeitungen – teilweise entsprechend
gekürzt – werden die qualitativ hochwer-     Ihr
tigen Beiträge einer interessierten Leser-
schaft nähergebracht.
Im Rahmen des diesjährigen Führungs-
und Stabslehrganges wurden die Beiträge      Oberst
über simulationsbasiertes Training im Ra-    Klaus Strutzmann, MA MBA
darleitdienst und Bedienstetenschutz im
ÖBH verfasst.

                             BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
                                                                                                                                    3
AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer
WORTE DES KOMMANDANTEN

Effizienz vs. Effektivität
                                                              ObstdG Ing. Mag.(FH) Reinhard Kraft
                                          Kommandant der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule

Geschätzte Leserinnen und Leser!
In der laufenden öffentlichen Diskussion           ben. Im Resultat wird der Luftraum aktiv
um Aufgaben und Budget des Österreichi-            überwacht, der Unterschied in der Qualität
schen Bundesheeres werden auffallend oft           zu einem überschallfähigen Abfangjäger
die Begriffe Effizienz und Effektivität ver-       liegt jedoch offensichtlich auf der Hand.
wendet, ohne diese jedoch klar voneinan-           Betrachtet man die geforderte Wirkung,
der zu trennen. Der Unterschied mag zwar           nämlich, dass Flugzeuge mit hoher Ge-
auf den ersten Blick ein ganz feiner sein          schwindigkeit abgefangen und gegebenen-
und manche werden hier vielleicht sogar            falls auch Folgemaßnahmen (Landezwang
von Haarspalterei sprechen.                        bis zum Waffeneinsatz) eingeleitet werden        An dieser Stelle möchte ich anmerken,
Aber bei genauerer Betrachtung erkennt             müssen, sieht man die Schere auseinan-           dass der Betrieb der Eurofighter (Kampf-
man den fundamentalen Unterschied, des-            dergehen.                                        jet der 4. Generation!) in Österreich auf
sen Beachtung essentiell ist.                      Von Luftfahrzeugen mit einer feindlichen         höchstem technischem und betrieblichem
                                                   Absicht wird hier noch gar nicht gespro-         Niveau durchgeführt wird, bei vergleichs-
Effizienz                                          chen, dies würde noch weitere Fähigkeiten        weise geringen Kosten gegenüber anderen
Effizienz beschreibt das Verhältnis zwi-           zum Reagieren (z.B. Selbstschutzausrüs-          Betreibernationen – ein effizienterer Be-
schen den aufgewendeten Ressourcen                 tung, Radarlenkwaffen) brauchen.                 trieb des Eurofighters ist, aus meiner Sicht,
und den damit erreichten Resultat, es be-          Ein modernes Passagierflugzeug ist durch         unter den derzeitigen Rahmenbedingun-
schreibt eine Kosten-Nutzen-Relation.              einen veralteten Jettrainer aufgrund der         gen, nicht möglich. Möglichkeiten zur Wei-
Dabei wird jedoch kein Bezug zu einem              Reisehöhe, aber auch der Reisegeschwin-          terentwicklung wurden mittlerweile bereits
geforderten Ergebnis hergestellt. Es fokus-        digkeit kaum mehr abzufangen – das ist           durch zwei Kommissionen beurteilt.
siert auf: „die Dinge richtig tun.“                Realität. Die Effektivität ist in dieser Rolle   Es wurde dabei nicht nur die Effizienz,
                                                   daher fast gleich Null. Betrachtet man nun       sondern auch die Effektivität in die Beur-
Effektivität                                       die Hauptaufgabe eines Jettrainers, näm-         teilungen mit aufgenommen. Die (politi-
Im Gegensatz dazu bezieht sich Effektivität        lich als Ausbildungsmittel für die Jetpilo-      sche) Entscheidungen über die weitere
auf den Zielerreichungsgrad, ohne auf die          tenausbildung, steigt die Effektivität wieder    Vorgehensweise wurden jedoch noch nicht
benötigten Ressourcen einzugehen.                  ungemein.                                        getroffen.
Es wird das erreichte Ergebnis mit dem vor-        Diese könnte zwar auch auf dem Abfang-
gegebenen Ziel in Relation gebracht. Wur-          jäger selbst erfolgen, wäre aber nicht ef-       Bedeutung für Streitkräfte
de der gewünschte Effekt erreicht? Zentral         fizient, da es ein Vielfaches mehr kosten        Eine Armee muss in erster Linie immer auf
ist: „die richtigen Dinge tun.“                    würde. Auch braucht ein Abfangjägersys-          Effektivität ausgerichtet werden! Denn ist
                                                   tem einen „Trainingspartner“, welcher kos-       sie es nicht und kann sie nicht die geforder-
Ein Beispiel zur Erklärung                         tengünstig durch einen Jettrainer darge-         ten Effekte erzeugen, wie z.B. die perma-
Die Luftraumüberwachung mit einem Jet-             stellt werden kann. Daher braucht es beide       nente Aufrechterhaltung der Souveränität
trainer durchzuführen, welcher nicht über-         Systeme, um effektiv und gleichzeitig auch       Österreichs in der Luft oder den Kampf der
schallfähig ist, ist auf jeden Fall billiger und   effizient die gestellten Aufgaben (Luftrau-      verbundenen Waffen (dies bedeutet das
daher auch effizienter, als einen teureren         müberwachung, Ausbildung und Training)           Zusammenspiel der unterschiedlichsten
Abfangjäger zu beschaffen und zu betrei-           bewältigen zu können.                            Waffengattungen und Waffensysteme wie

                                 BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
4                                                                                                                            AQUILA19/9-2019
AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer
Panzer, Artillerie, Fliegerabwehr, Infante-       Struktur de facto nicht ändern. Dies gilt für   zeigen uns aber Anderes vor. Dort wur-
rie, Hubschrauber usw. taktisch richtig zu        den Berufsanteil gleichermaßen wie für die      de 2014, nach einer Flugzeugentführung
bewerkstelligen), so ist jeder ausgegebene        Miliz des Bundesheeres.                         außerhalb der Bürozeiten der eidgenössi-
Cent ineffektiv investiert.                       Auf dieser Ebene wird militärische Leistung     schen Luftwaffe, konsequent der Weg in
Die Frage, welche Dinge die richtigen sind,       erzeugt! Die Führungsebenen darüber ha-         Richtung einer 24/7 (24 Stunden am Tag /
wird in unserer Bundesverfassung ein-             ben in weiterer Folge den effektiven und        7 Tage die Woche) Luftraumüberwachung
deutig beantwortet und vorgegeben. Erst           effizienten Einsatz dieser Mittel sicherzu-     eingeschlagen. Dieser ambitionierte Plan
danach darf sich die Frage stellen, wie wir       stellen. Aber das Gerät bleibt der Einheits-    wird Anfang 2021 umgesetzt sein – ja, so
diese Dinge richtig tun. Dies umfasst aber        ebene zugeordnet. Und dort wird der Lei-        lange dauert es, eine (aufgegebene) Fähig-
nicht nur die budgetären Ressourcen, son-         densdruck mittlerweile immer signifikanter,     keit aufzubauen (die militärischen Leser
dern auch die Fragen nach einer effizienten       da man tagtäglich mit immer größer wer-         werden darüber nicht überrascht sein).
Führungsaufbau- und –ablauforganisation,          denden Einschränkungen konfrontiert ist.
Dislokation von Kräften, Bereitstellung von       Dringend notwendige Investitionen in den        Fazit
Personal, Beschaffungsvorgänge usw.               Ersatz von veraltetem Gerät daher von so-       Das militärische Denken und Handeln wird
Als Folge der Reformen und Anpassun-              genannten Strukturreformen abhängig zu          zunehmend durch wirtschaftliche Betrach-
gen der letzten Jahrzehnte ist das Budget         machen ist kontraproduktiv und wird folg-       tungsweisen aus der Privatwirtschaft zer-
nunmehr das zentrale und real alles be-           lich oftmals als Verzögerungstaktik emp-        setzt. Ein Militär muss in erster Linie funk-
stimmende Thema. Der erhoffte Effekt der          funden – zur weiteren Demotivation der          tionieren, nämlich auch dann, wenn sonst
vorangegangenen Reformen war, dass die            Truppe.                                         nichts mehr funktioniert.
vorhandenen Mittel in schlankeren Struk-
turen effizienter und effektiver verwendet        Effizienz bei der Truppe                        Um aus dieser Abwärtsspirale, welche wie
werden können.                                    Leider manifestiert sich dieser angespro-       ein Strudel alles um sich in die Tiefe zieht,
Dieser Effekt konnte jedoch nie erreicht          chene Effizienzgedanke, nach meinen Be-         zu entkommen, braucht es dringend eine
werden, weil gleichsam mit der real ein-          obachtungen, wie ein roter Faden immer          Anhebung des Budgets. Erst damit können
geleiteten Strukturreduktion auch eine            mehr auf allen militärischen Führungs-          wieder autarke personelle, materielle und
Reduktion der Mittel einherging, mit dem          ebenen, auch bei der Truppe. Durch die          infrastrukturelle Strukturen (auch für die
Argument, dass man durch eine kleinere            jahrelange budgetäre Unterdotierung war         Miliz!) aufgebaut werden und eine Rückbe-
Struktur auch nur geringere Mittel benöti-        mittlerweile bereits jeder Kommandant mit       sinnung auf militärische Denkdimensionen
ge.                                               den Auswirkungen konfrontiert, gegenwär-        auf allen Ebenen eingeleitet werden.
Ein absolutes Paradoxon, nämlich die              tig fast tagtäglich.                            Unsere große Stärke, aus wenig viel zu
Strukturen wegen Geldmangels zu verklei-          Gibt es noch genügend Flugstunden/Flot-         machen, wird immer mehr zu unserem
nern und im gleichen Atemzug das damit            tenkilometer, haben wir dafür noch ein          Pyrrhussieg. Wir müssen uns mittlerweile
Eingesparte wieder wegzunehmen – damit            ausreichendes Überstundenbudget, loh-           eingestehen, dass der Kulminationspunkt
bleibt zwangsläufig der Geldmangel beste-         nen sich angesichts der budgetären Situa-       bereits überschritten wurde und nicht nur
hen. Der Faktor Investition war, mit wenigen      tion noch Anträge für dringend benötigtes       der Bestand des Österreichischen Bundes-
Ausnahmen und einzelnen Sonderlösun-              Gerät, haben wir noch genügend funkti-          heeres, sondern bereits die Sicherheit der
gen, nicht abbildbar. Dokumentiert ist dies       onsfähige Fahrzeuge für Verlegungen, was        Republik und ihrer Bürger gefährdet ist.
bereits in mehreren Positionspapieren:            müssen wir streichen um überhaupt noch
2017 „Sicherheit verbessern – Bundesheer          etwas üben zu können etc. Es gibt keinen        „Des Volkes Schutz und Sicherheit sind
stärken“, 2019 „Effektive Landesvertei-           Bereich mehr im Österreichischen Bundes-        uns stets Pflicht und Auftrag.“ – dafür
digung! – ein Appell“ (hier wurde bewusst         heer, welcher nicht über Budgetnöte zu kla-     brauchen wir aber auch die notwendigen
Effektiv verwendet) und 2019 im aktuellen         gen hätte.                                      Rahmenbedingungen und wieder verstärkt
Zustandsbericht des derzeitigen Verteidi-                                                         das notwendige militärische Selbstbe-
gungsministers Thomas Starlinger „Unser           Die Folge daraus ist, es wird nicht mehr da-    wusstsein.
Heer 2030“, in welchem schonungslos die           rüber nachgedacht, wie eine Herausforde-
durch das geringe Budget eingegangen Ri-          rung bestmöglich gelöst werden kann, son-       Ihr
siken dargestellt werden.                         dern man versucht mit den vorhandenen
                                                  Mitteln das Bestmögliche zu machen. Oft
Die auch öffentlich diskutierte Frage, in         sehr effizient, meist leider nicht besonders
welche zukünftigen Strukturen daher das           effektiv, wenn überhaupt.                       Ing. Mag.(FH) Reinhard Kraft, ObstdG
Geld investiert werden sollte, ist relativ ein-   Das beste Beispiel dafür ist die flexible und
fach zu beantworten. Dort, wo das veralte-        lageangepasste Luftraumüberwachung, im
te Gerät ersetzt werden muss, nämlich in          Kern eine Reduktion der Überwachungszei-        WIR.
den Kompanien, Batterien und Staffeln (=          ten, welche aus Kostengründen eingeführt        BILDEN.
Einheitsebene), hat sich und wird sich die        werden musste. Länder wie die Schweiz           LUFTSTREITKRÄFTE.

                                BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
                                                                                                                                             5
AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer
INSTITUT FLIEGERABWEHR

Notwendige Fähigkeitsentwicklung der
Waffengattung Fliegerabwehr im Öster-
reichischen Bundesheer auf Basis der
neuen Bedrohungen, für den Einsatz im
Inland.
Bericht und Grafiken: Oberst Thomas Golda, MBA MSD MA, (InstLtr FlA & HLO/FlFlATS)

1 Grundlagen für den Einsatz der Boden-       Die Luftraumsicherungsoperation kann          Die Bedrohung umfasst Waffen (Raketen,
gebundenen Luftabwehr im Inland               alleine, im Rahmen einer Schutzoperation      Geschosse, Sprengkörper …) im gleichen
In der Teilstrategie Verteidigungspolitik     oder im Rahmen der operativen Handlung        Maße wie Trägerplattformen (Luftfahrzeu-
wird unter Gewährleistung der staatlichen     „Sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz“   ge wie UAS, Flugzeuge oder Hubschrauber).
Souveränität und Integrität angeführt, dass   angeordnet werden.
das neutrale Österreich die Erhaltung der     Zur Abwehr überwiegend subkonventio-          Bedrohungsfeststellung:
Fähigkeiten für eine eigenständige militä-    neller souveränitätsgefährdender Angriffe,    Aus der Herangehensweise im ÖBH und
rische Landesverteidigung sowie der dafür     welchen nur mit militärischen Mitteln be-     der Betrachtungen der Herangehensweise
erforderlichen Potentiale sicherzustellen     gegnet werden kann, dient die Schutzope-      der Deutschen Bundeswehr, der Schweizer
hat. Aufgrund der absehbaren Sicherheits-     ration. Diese wird im Rahmen der militäri-    Armee und der NATO lässt sich folgende
und Risikolage müssen für alle Waffengat-     schen Landesverteidigung durchgeführt.        Bedrohung feststellen:
tungen entwicklungsfähige Strukturen und      Die Schutzoperation „überlagert“ somit die    ► militärische Flugzeuge und Hubschrau
Fähigkeiten erhalten werden, welche Wei-      Luftraumsicherungsoperation im Rahmen             ber (bewaffnet und unbewaffnet)
terentwicklungen ermöglichen.                 der militärischen Landesverteidigung. Eine    ► missbräuchlich verwendete Flugzeuge
Grundsätzlich hat das Österreichische Bun-    Luftraumsicherungsoperation im Rahmen             und Hubschrauber
desheer in der Streitkräfteentwicklung auf    des Sicherheitspolizeilichen Assistenzein-    ► UAS (Unmanned Aerial System)
die grundlegende Aufgabe militärische Lan-    satzes stellt einen anderen rechtlichen       ► Marschflugkörper
desverteidigung gemäß Art. 79 (1) B-VG,       Rahmen dar.                                   ► Steilfeuergranaten
auch unter Berücksichtigung der aktuell       In der Teilstrategie Verteidigungspolitik     ► Raketen und Bomben
erwartbaren Bedrohungen, ausgerichtet zu      wird davon ausgegangen, dass der Einsatz      ► sonstige Nutzer des Luftraumes
sein. Es wird von einer konsequenten Aus-     des ÖBH aus einem Sicherheitspolizeili-          ► Hänge- und Paragleiter
richtung des ÖBH auf die Abwehr nicht-kon-    chen Assistenzeinsatz zu einer räumlich/         ► Fallschirmspringer
ventioneller bzw. hybrider Angriffe gespro-   zeitlich begrenzten, eigenständigen, mili-       ► Heißluft- und Gasballone
chen, worin die Luftraumsouveränität und      tärischen Schutzoperation sichergestellt         ► Ultraleichtflugzeuge
Luftraumüberwachung in jedem Fall ge-         werden muss.                                     ► usw.
währleistet sein müssen.
Als operative Einsatzverfahren des ÖBH        2 Bedrohungen aus der Luft                    Die Beschaffenheit der Ziele reicht von
werden vier Verfahren festgeschrieben:        Bedrohungen aus der Luft sind mannigfal-      Metall über Kunst/Verbundstoff bis hin zu
► die Schutzoperation                         tig und in ihrer Gesamtheit nur sehr schwer   organischem Material. Die Geschwindigkei-
► die Abwehroperation                         zu erfassen. Hierbei ist besonders die Un-    ten der potentiellen Bedrohungsmittel rei-
► die Luftraumsicherungsoperation             terscheidung und somit Kategorisierung        chen von sehr langsam bis schnell (Über-
► die Evakuierungsoperation                   das größte Problem.                           schallbereich).
                             BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
6                                                                                                                  AQUILA19/9-2019
AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer
Die Bedrohungen aus der Luft können von       genden Mitteln der Luftabwehr, einen         und das Bereitstellen eines umfassenden
einer unachtsamen Nutzung eines gesperr-      durchgehenden Betrieb bei nahezu allen       Lagebildes. Der Interoperabilität kommt
ten Luftraumes bei einer Luftraumsiche-       Wetterbedingungen sicherstellen.             besondere Bedeutung zu.
rungsoperation bis hin zur Durchführung
von Angriffen und Anschlägen reichen          Im Bereich Aufklärung können folgende        Im Bereich Wirkung können folgende Ab-
(Abbildung 1).                                Ableitungen getroffen werden:                leitungen getroffen werden:
                                                                                           Ziele sind in allen Höhenbereichen zu be-
                                                                                           kämpfen. Auf große Ziele, wie zum Beispiel
                                                                                           Passagierflugzeuge, ist ein großer Ge-
                                                                                           fechtskopf für eine entsprechende Wirkung
                                                                                           am Ziel erforderlich.
                                                                                           Im Bereich der Wirkung sollte die Träger-
                                                                                           plattform der eingesetzten Munition be-
                                                                                           kämpfbar sein. Ist dies nicht möglich, muss
                                                                                           die Munition (Bombe, Rakete …) bekämpft
                                                                                           werden können. Das erfordert Wirkmittel
                                                                                           von größerer Reichweite bis hin zu Wirkmit-
                                                                                           tel kürzerer Reichweite. Sehr häufig stellt
                                                                                           immer noch „der Schuss“ das gebräuch-
                                                                                           lichste und wirkungsvollste Mittel zur Be-
                                                                                           kämpfung von Bedrohungen aus der Luft
                                                                                           dar. Dieser „hard kill“ erscheint aber beim
                    Abbildung 1: Bedrohung aus der Luft                                    Einsatz gegen kleine UAS im urbanen Ge-
In Abbildung 2 werden die Eintrittswahr-     Aus dem Bereich der Aufklärung ist der        lände und im zivilen Umfeld problematisch.
scheinlichkeit und das Risikopotential       Vielfalt der Bedrohungen aus der Luft         Der Einsatz von alternativen Wirksystemen
dargestellt. Auch hierbei ist ersichtlich,   durch geeignete Aufklärungsmittel in al-      stellt eine zu berücksichtigende Variante
dass die „Fliegerabwehr“ nur den Bereich     len Höhenbereichen entgegenzutreten.          dar. Auf Grund dessen werden die Möglich-
mit niedriger Eintrittswahrscheinlichkeit    Radar alleine ist nicht ausreichend. Eine     keiten des „soft kills“ an Bedeutung zuneh-
(Flugzeuge und Hubschrauber) bekämp-         Mischung aus optischen und technischen        men.
fen kann. Gegen jene Bedrohungen welche      Daten (IR- Daten …) ist anzustreben.          Die Bekämpfung von RAM (Rocket, Artillery,
mit höherem Risiko und höherer Eintritts-    Im Bereich Führung können folgende Ab-        Mortar) ist eine technisch große Heraus-
wahrscheinlichkeit behaftet sind, kann die   leitungen getroffen werden:                   forderung. Meist geht sie, vor allem beim
„Fliegerabwehr“ nicht wirksam werden,        Der Einsatz der Bodengebundenen Luftab-       Einsatz im urbanen Umfeld, mit Kollateral-
sondern muss sich zur „Bodengebundenen       wehr hat grundsätzlich im Rahmen des          schäden einher. Alternative Möglichkeiten
Luftabwehr“ entwickeln.                      Luftabwehrverbundes zu erfolgen. Dies         wie „sense and warn“, unter Inkaufnah-
3 Geforderte Fähigkeiten                     entspricht dem Grundsatz der zentralen        me des Risikos keiner Bekämpfungsmög-
Der Einsatz der Bodengebundenen Luftab-      Führung. Ein wesentlicher Teil ist der Aus-   lichkeit, bzw. der Einsatz von Kräften am
wehr soll, zum Unterschied zu den flie-      tausch der Zieldaten, Überlagerung dieser     Boden (im Rahmen des Sicherheitspoli-
                                                                                           zeilichen Assistenzeinsatzes) zum präven-
                                                                                           tiven Verhindern des Abschusses sind zu
                                                                                           berücksichtigen. Beim Einsatz im Rahmen
                                                                                           der Schutzoperation sind Schutzobjekte zu
                                                                                           priorisieren, welche gegen RAM geschützt
                                                                                           werden müssen.
                                                                                           Das in der Schweiz eingeführte System
                                                                                           M Flab stellt eingeschränkt ein Mittel zur
                                                                                           Abwehr von RAM dar. Eine Erfassung und
                                                                                           Bekämpfung von tief fliegenden Marsch-
                                                                                           flugkörpern, Raketen und UAS ist möglich.
                                                                                           Eine Kampfwertsteigerung der Feuerein-
                                                                                           heit 35mm des ÖBH auf das Niveau M Flab
                                                                                           ist durchführbar.

                                                                                           4 Vorhandene Fähigkeiten
                                                                                           Die Mittel der Bodengebundenen Luftab-
               Abbildung 2: Risikopotential der Bedrohungen aus der Luft                   wehr im ÖBH stellen nur gegen einen Teil
                            BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
                                                                                                                                    7
AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer
der Bedrohungen aus der Luft ein geeig-         schrauber, sowie große Flugzeuge (Passa-      ten und Bomben ist jedenfalls Aufgabe der
netes Mittel dar. Vor allem die aufkom-         giermaschinen) ist im Endanflug auf das       Bodengebundenen Luftabwehr. Da nicht al-
menden subkonventionellen Bedrohungen           Schutzobjekt vorhanden und zielführend.       les und jeder gegen RAM geschützt werden
stellen eine zu berücksichtigende Heraus-       Besonders dann, wenn das Ziel mit einer       kann, sind Schutzobjekte mit entsprechen-
forderung dar. Die in einem subkonventio-       hohen Munitionsdichte beschossen wird         der Priorität festzulegen.
nellen Konflikt eingesetzten konventionel-      und einige spezielle Parameter, wie zum
len Mittel (bewaffnete und unbewaffnete         Beispiel Stellungswahl, berücksichtigt wer-   Aufgaben für die Fliegerabwehr aller
Militärluftfahrzeuge) stellen das am ehes-      den.                                          Truppen
ten bekämpfbare Spektrum dar.                   Je größer das Ziel umso leistungsfähiger      Die Fliegerabwehr aller Truppen stellt eine
Die Fliegerabwehr aller Truppen stellt ein-     muss der Gefechtskopf eines Lenkwaffen-       Maßnahme zum Eigenschutz der Truppe
geschränkt eine Fähigkeit zur Abwehr von        abwehrsystems sein, um entsprechende          dar und ist durch aktive und passive Maß-
Bedrohungen aus der Luft dar, ist eine          Wirkung zu erzielen. Eine Bekämpfung au-      nahmen zu betreiben.
Querschnittsmaterie und soll durch alle         ßerhalb des Wirkbereiches von Systemen        Sie soll, sofern technisch möglich, gegen
eingesetzten Truppen angewendet werden.         mit sehr kurzer Reichweite (bis 4000 m) ist   Bedrohungen außerhalb des Luftabwehr-
                                                nicht möglich.                                verbundes wirken. Sonstige Nutzer des
Vorhandene Fähigkeiten im Bereich Auf-          UAS der Klasse 3 lassen sich mit Mistral,     Luftraumes stellen für die Bekämpfung
klärung                                         ein lock- on vorausgesetzt, gut bekämpfen.    eine Querschnittsmaterie dar. Je nachdem
Je kleiner das Ziel ist, umso problemati-       UAS der Klassen 1 und 2 sind sowohl mit       um welches Ziel es sich handelt und wie
scher stellt sich die Erfassung mittels Ra-     der Feuereinheit 35mm als auch mit dem        es sich verhält, kann es der Bodengebun-
dar dar.                                        System Mistral nur sehr eingeschränkt zu      denen Luftabwehr oder den Systemen und
Einerseits ist die Radarrückstrahlfläche        bekämpfen.                                    Waffen der Fliegerabwehr aller Truppen zu-
des Zieles zu klein und andererseits fliegt     Marschflugkörper in Bodennähe sind sehr       geordnet werden.
das Ziel zu langsam und wird von den            eingeschränkt mit Mistral zu bekämpfen.       Im Anlassfall (z.B. bei als entsprechend
Radarsystemen der Bodengebundenen               Ein Treffen mit der Feuereinheit 35mm ist     hoch beurteilter Bedrohung im Sicherheits-
Luftabwehr als Festzeichen unterdrückt.         unwahrscheinlich.                             polizeilichen Assistenzeinsatz) können Sys-
Hinzu kommt, dass die Radarsysteme über         Steilfeuergranaten, Raketen und Bomben        teme der Fliegerabwehr aller Truppen der
einen Blindbereich verfügen, in welchem         können nicht bekämpft werden.                 qualifizierten Fliegerabwehr aller Truppen
keine Ziele erfasst werden können.              Sonstige Nutzer des Luftraumes wie Hän-       zugeordnet werden.
In der Höhenerfassung sind die Aufklä-          ge- und Paragleiter, Fallschirmspringer,
rungssysteme bis 10 000 m über Grund            Heißluft- und Gasballone und Ultraleicht-     Aufgaben für die qualifizierte Fliegerab-
limitiert.                                      flugzeuge können von den Wirksystemen         wehr aller Truppen
Raketen, Granaten oder Bomben welche            der Bodengebundenen Luftabwehr einge-         Die Abwehr von UAS der Klasse 1 ist inter-
abgefeuert werden, können nicht erfasst         schränkt bekämpft werden. Hierbei stellen     national zum Eigenschutz von Truppen und
werden.                                         Waffen der Fliegerabwehr aller Truppen (z.    Einrichtungen ebenfalls der Bodengebun-
Als Konstante stellt sich im Bereich der Auf-   B. der Einsatz von Scharfschützen gegen       denen Luftabwehr zugeordnet.
klärung im Nahbereich die optische Aufklä-      Paragleiter) eine berücksichtigungswürdige    Für das ÖBH wird Folgendes angeführt:
rung (zumindest bei guten Sichtbedingun-        Alternative dar.                              Als Hauptaufgabenträger ist der Luftab-
gen) dar.                                                                                     wehrverbund festgelegt, wenngleich als
                                                5 Notwendige Weiterentwicklungen              Aufgabenträger zur Abwehr von bis ein-
Vorhandene Fähigkeiten im Bereich Füh-          Aufgaben für die Bodengebundene               schließlich Minidrohnen (Drohnen bis 20
rung                                            Luftabwehr                                    kg) alle Waffengattungen in Frage kom-
Der Einsatz der Bodengebundenen Luftab-         Aus historischer Entwicklung lassen sich      men. Da dies mit den vorhandenen Syste-
wehr hat im Rahmen des Luftabwehrver-           Flugzeuge und Hubschrauber mit Waffen-        men/Waffen des ÖBH im Rahmen der Flie-
bundes zu erfolgen. Die taktische Führung       systemen der Waffengattung bekämpfen.         gerabwehr aller Truppen nicht möglich ist,
ist zentral und erfolgt im Normfall aus dem     Abhängig von der Größe und den Einsatz-       wird dies der qualifizierten Fliegerabwehr
Air Operation Center (AOC) über die Takti-      parametern des Zieles ist ein entspre-        aller Truppen zugeordnet werden. Die qua-
sche Einsatzzentrale (TEZ). Eine Führung        chendes Wirkmittel der Bodengebundenen        lifizierte Fliegerabwehr aller Truppen muss
des Feuerkampfes ist nur über das Aufklä-       Luftabwehr (Reichweite, Lenkwaffen- oder      in den Luftabwehrverbund eingebunden
rungs- und Zielzuweisungsradar (AZR; „Re-       Kanonensystem …) zur Abwehr vorzuse-          werden und ist somit im weitesten Sinne
laistelle“) möglich.                            hen.                                          Teil der Bodengebundenen Luftabwehr.
                                                Die Bekämpfung von UAS der Klassen 2          Diese Aussagen bedürfen einer Detaillie-
Vorhandene Fähigkeiten im Bereich Wir-          und 3 sowie die Bekämpfung von Marsch-        rung und einer kritischen Würdigung.
kung                                            flugkörpern stellen international als auch    Der Begriff qualifizierte Fliegerabwehr aller
Die Fähigkeit zur Wirkung mit Mitteln der       national eine Aufgabe für die Bodengebun-     Truppen impliziert, dass die Abwehr von Mi-
Bodengebundenen Luftabwehr auf zivi-            dene Luftabwehr dar.                          nidrohnen künftig von allen eingesetzten
le und militärische Flugzeuge und Hub-          Die Abwehr von Steilfeuergranaten, Rake-      Truppen wahrgenommen werden soll.
                               BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
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Daraus darf nicht abgeleitet werden, dass       satzes der qualifizierten Fliegerabwehr al-   Dieses stellt sich wie in Abbildung 4 be-
alle Elemente der Fliegerabwehr aller Trup-     ler Truppen zugeordnet werden und sind im     schrieben dar.
pen, auch wenn sie über Mittel der quali-       Luftabwehrverbund zu integrieren.             Die Begriffe „Defensive Tiers“ werden in
fizierten Fliegerabwehr aller Truppen ver-      6 Fähigkeitslücken                            der „GBAD Gemeinschaft“ verwendet, sind
fügen sollten, in den Luftabwehrverbund         Zur besseren Veranschaulichung der Fä-        auch im deutschen Sprachgebrauch vertre-
einzubinden sind. Bei einem Einsatz im          higkeitslücken wird der Luftraum für die      ten und stellen im Wesentlichen die weite-
Rahmen einer Schutzoperation (militäri-         Bodengebundene Luftabwehr strukturiert.       re Unterteilung des Nahbereiches (VSHO-
sche Landesverteidigung) gegen subkon-          In Abbildung 3 werden jene Bereiche, in       RAD) dar.
ventionell agierende Gegner erscheint ein       denen Bodengebundene Luftabwehr wirkt,        Der Abwehr der aufkommenden hybriden
Einsatz ohne Integration im Luftabwehrver-      dargestellt. Der Bereich Very Short Range     Bedrohungen wird durch die Verwendung
bund, durch entsprechende Maßnahmen             Air Defence – VSHORAD (Schutz im Nahbe-       des Begriffes Nächstbereich Rechnung ge-
der Luftraumordnung, im Sinne der Flieger-      reich) reicht bis zu vier Kilometern, Short   tragen, welcher bis zu drei Kilometer vom
abwehr aller Truppen möglich.                   Range Air Defense- SHORAD (Schutz im          Schutzobjekt reicht.
Diese wird ohne „qualifizierte Mittel“ be-      kurzen Bereich) reicht bis zehn Kilometer
reits angewendet. Die Bereitstellung eines      und Medium Range Air Defense- MRAD
Luftlagebildes im Battlemanagementsys-          (Schutz im mittleren Bereich) reicht bis 30
tem ist sicherzustellen.                        Kilometer.
Ein Einsatz bei einer Luftraumsicherungs-       Die Systeme der Bodengebundenen
operation im Rahmen eines Sicherheits-          Luftabwehr im ÖBH fallen ausschließlich
polizeilichen Assistenzeinsatzes erfordert      unter den Bereich VSHORAD. Das AZR lässt             Abbildung 4: Defensive Tiers
zwingend die Einbindung der qualifizierten      eine Erfassung von Zielen bis zu einer Ent-     Grafik: NATO Industrial Advisory Group
Fliegerabwehr aller Truppen in den Luftab-      fernung von 80 Kilometern zu. Dies ließe      Die derzeit vorhandenen Mittel der Boden-
wehrverbund. Der rechtliche Rahmen zum          eine Verwendung für Wirksysteme zum           gebundenen Luftabwehr („Fliegerabwehr“)
Einsatz und die umfassende Nutzung des          Schutz im kurzen Bereich (SHORAD) zu.         beschränken sich im Wesentlichen auf den
Luftraumes (vorallem die weitergehende          Die bei der Bodengebundenen Luftabwehr        Outer Tier.
zivile Nutzung) erfordern die geschlossene      im ÖBH eingeführten Systeme decken den        Auch hierbei sind im aufkommenden und
Führung im Einsatzraum und das Festlegen        Bedarf zur Abwehr von Bedrohungen aus         zu erwartenden Spektrum der Bedrohun-
der Engagement Authority auf (zumindest)        der Luft nur zu einem kleinen Teil ab.        gen die Mittel zur Aufklärung, Führung und
Ebene der TEZ.                                  Die geforderte Wirkung in allen Höhen-        Wirkung nur eingeschränkt nutzbar.
In der ersten Phase der Weiterentwicklung       bereichen und der Raumschutz von min-         Zum Schutz im kurzen und mittleren Be-
erscheint es zweckmäßig, nicht alle Trup-       destens 20 mal 20 Kilometer erfordern         reich (SHORAD/MRAD) sind keine Mittel im
pen mit Mitteln auszustatten, welche eine       Systeme zum Schutz im mittleren Bereich       ÖBH vorhanden. Die Fähigkeit zum Schutz
„qualifizierte Fliegerabwehr aller Truppen“     (MRAD). Diese sind im ÖBH nicht vorhan-       im Inner- und Middle Tier (Nächstbereich)
ermöglichen, sondern Truppen zu designie-       den. Ebenso sind Systeme in Ergänzung         kann dem Begriff der qualifizierten Flieger-
ren, welche mit geeigneten Mitteln diese        und Überlagerung zum Schutz im kurzen         abwehr aller Truppen zugeordnet werden
Aufgabe wahrnehmen und in den Luftab-           Bereich nicht vorhanden.                      und bedarf eines Aufbaues.
wehrverbund integriert werden. Sie stellen      Da sich die vorhandenen Fähigkeiten der       In der unten angeführten Abbildung 5 wer-
somit einen Teil der Bodengebundenen            Bodengebundenen Luftabwehr im ÖBH             den die in der Arbeit abgeleiteten erfor-
Luftabwehr dar. In einer weiteren Phase         auf den Schutz im Nahbereich (VSHORAD)        derlichen Fähigkeiten in ihrer Gesamtheit
der Fähigkeitsentwicklung muss eine Aus-        beschränken und im Rahmen einer Schutz-       dargestellt und hinsichtlich ihres Vorhan-
stattung der Truppe mit Mitteln zur qualifi-    operation mit vor allem subkonventioneller    denseins und ihres notwendigen Aufbaues
zierten Fliegerabwehr aller Truppen sicher-     Bedrohung zu rechnen ist, wird für die wei-   markiert. Grün bedeutet vorhanden und rot
gestellt werden. Hierbei handelt es sich        tere Bearbeitung das Abwehrdispositiv der     bedeutet nicht vorhanden.
folglich um einen Teil der Fliegerabwehr        NATO gegen aufkommende Bedrohungen            Die eingeführten Systeme der Bodenge-
aller Truppen.                                  aus der Luft verwendet.                       bundenen Luftabwehr im ÖBH stellen eine
                                                                                              Basis für eine Fähigkeitsentwicklung zur
Ableitungen                                                                                   Abdeckung des gesamten Bedrohungs-
Bei einem Einsatz im Rahmen einer                                                             spektrums dar.
Schutzoperation ist die Fliegerabwehr aller                                                   In diesem Bereich ist auch mit einem Auf-
Truppen Teil des Eigenschutzes aller ein-                                                     treten von Zielen entsprechender Größe
gesetzten Truppen und stellt somit keinen                                                     und Detektierbarkeit, sowie mit einer mög-
Teil der Bodengebundenen Luftabwehr dar.                                                      lichen Bekämpfbarkeit, zu rechnen. Größe-
Mittel der Fliegerabwehr aller Truppen (z.B.:                                                 re, höher fliegende und schneller fliegende
Scharfschützengewehre und Aufklärungs-                                                        Ziele außerhalb des Outer Tiers, sowie klei-
mittel) können bei Einsätzen im Rahmen             Abbildung 3: Wirkungsbereiche der          ne schwer zu detektierende, in niedriger
des Sicherheitspolizeilichen Assistenzein-           Bodengebundene Luftabwehr                Flughöhe fliegende und langsame Ziele im
                               BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
                                                                                                                                         9
AQUILA - "NORTH" Longrange Navigation Training - Bundesheer
Inner Tier, liegen meist nicht in der Abwehr-   ständige Wahrnehmung der Abwehr von           wehr von der Fliegerabwehr aller Truppen,
barkeit der Systeme der Bodengebunde-           Bedrohungen aus der Luft bzw. eine Über-      vorgeschlagen.
nen Luftabwehr im ÖBH.                          lagerung und Verdichtung dieser Aufgabe.      Zur Abwehr von Bedrohungen aus der Luft
In allen drei Fähigkeitsbereichen Aufklä-       Die Waffengattung ist die „ultima ratio“ am   im Rahmen eines Sicherheitspolizeilichen
rung, Führung und Wirkung ist sicherzu-         Schutzobjekt.                                 Assistenzeinsatzes sind alle Mittel der Bo-
stellen, dass die Wirksamkeit 24/7, bei         Im Bereich des Schutzes kurzer und mittle-    dengebundenen Luftabwehr zuzuweisen
schlechter Sicht und schlechter Witterung       rer Reichweite (SHORAD und MRAD) bedarf       und im Luftabwehrverbund zu integrieren.
und unter Bedrohungen im elektromagne-            es eines kompletten Fähigkeitsaufbaus.      Der Ausbau der Fähigkeiten zur Fliegerab-
tischen Spektrum erfolgen kann.                 Zur Abdeckung ist die Beschaffung von Auf     wehr aller Truppen ist konzeptionell und
                                                                                              vorschriftenmäßig voranzutreiben und
                                                                                              umzusetzen. Auch die Fliegerabwehr aller
                                                                                              Truppen ist gegen aufkommende subkon-
                                                                                              ventionelle Bedrohungen aus der Luft wei-
                                                                                              ter zu entwickeln. Dieses Projekt ist der Bo-
                                                                                              dengebundenen Luftabwehr verantwortlich
                                                                                              zuzuweisen.

                                                                                              8 Ausblick
                                                                                              Aus Sicht des Verfassers ergibt sich eine
                                                                                              dringende Überarbeitung der Konzepte
                            Abbildung 5: Fähigkeitsdarstellung                                und Vorschriften in Bezug auf die Aufgaben
7 Zusammenfassung                              klärungs- und Wirkmitteln, welche in alle      und Fähigkeiten der Waffengattung, weg
Die Möglichkeiten der derzeit eingeführten     Höhenbereiche wirken, einzuleiten.             von der „Fliegerabwehr“ und hin zur „Bo-
Systeme der Waffengattung zur Abwehr           Im Nahbereich (VSHORAD) ist der Ausbau         dengebundenen Luftabwehr“ unter klarer
von Bedrohungen aus der Luft stellen sich      der Fähigkeiten der Systeme sicherzustel-      Abgrenzung der Verantwortlichkeiten der
sehr eingeschränkt auf den Bereich VSHO-       len. Durch Kampfwertsteigerungen im Be-        Bodengebundenen Luftabwehr und der
RAD (und darin den Bereich des Outer           reich der Feuereinheit 35mm kann eine          Fliegerabwehr aller Truppen.
Tiers) dar. Eine Fähigkeitsentwicklung von     Teilfähigkeit zur Abwehr von Marschflug-       Ob eine Investition zur Verlängerung der
der „Fliegerabwehr“ hin zur „Bodengebun-       körpern, Raketen und UAS innerhalb kurzer      Lebensdauer des Systems lFAL Mistral
denen Luftabwehr“ ist unverzüglich für den     Zeit erreicht werden.                          (Anmerkung: Einsatz im Bereich VSHORAD
Nächstbereich und den Bereich SHORAD/          Die Abwehr von Bedrohungen im Middle           analog dem System Feuereinheit 35mm)
MRAD einzuleiten.                              und Inner Tier (Nächstbereich) ist nicht       sinnvoll ist, oder ob besser in ein Lenkwaf-
Mit dem Begriff Bodengebundene Luftab-         vorhanden und ein Aufbau zwingend erfor-       fensystem aus dem kurzen/mittleren Be-
wehr im MSK 2017 wurde konzeptionell           derlich. Der hierbei verwendete Begriff der    reich (SHORAD/MRAD) investiert wird, ist
versucht das Aufgabenspektrum der Waf-         qualifizierten Fliegerabwehr aller Truppen     zu beurteilen.
fengattung weiter zu fassen.                   bedarf einer Neubeurteilung und ist aus        Für den Verfasser sind folgende wesentli-
Es ist jedoch ehestbaldigst damit zu begin-    Sicht des Verfassers unpassend.                che Maßnahmen zur Fähigkeitsentwick-
nen, andere Konzepte nachzuziehen bzw.         Die qualifizierte Abwehr von Bedrohungen       lung in der Waffengattung notwendig:
zu überarbeiten, um ein Umdenken hin zur       aus der Luft im Middle und Inner Tier ist      ► Verbesserungen der Ausstattung und
Abwehr aller Bedrohungen aus der Luft zu       als Aufgabe der Bodengebundenen Luftab-        Einbindung in ein Luftlagebild der Flug-
erreichen.                                     wehr im Nächstbereich zuzuordnen.              meldeelemente
Der Einsatz im Rahmen der Schutzoperati-       Die Fliegerabwehr aller Truppen kommt im       ► Verbesserung der Funktionalität der TEZ
on, bei vorwiegend subkonventioneller Be-      Inland ausschließlich bei Einsätzen in ei-     ► Kampfwertsteigerung der Feuereinheit
drohung, erfordert die Abwehr des gesam-       ner Schutzoperation oder Abwehroperation       35mm zur Erreichung einer Teilfähigkeit im
ten vorhandenen Bedrohungsspektrums,           (Anmerkung: beide Operationen finden im        Nahbereich (VSHORAD)
welches vom Kampfflugzeug über Raketen         Rahmen der militärischen Landesverteidi-       ► Aufbau der Fähigkeiten zum Einsatz im
und Granaten bis hin zu kleinen UAS reicht.    gung statt) zur Anwendung.                     Nächstbereich
Diese Fähigkeit soll bis 2030 qualitativ in    Diese ist als Redundanz und Ergänzung          ► Aufbau der Fähigkeit zum Einsatz im
allen Bereichen (Nächstbereich, Nahbe-         zur Bodengebundenen Luftabwehr im Nah-         kurzen/mittleren Bereich (SHORAD/MRAD)
reich, kurzer/mittlerer Bereich) vorhanden     und Nächstbereich, zum Eigenschutz der         Ohne Sicherstellung dieser Weiterentwick-
sein.                                          Truppe, vorgesehen. Als vorläufiger Arbeits-   lung ist die Waffengattung bis 2025 sehr
Die Bodengebundene Luftabwehr verfügt,         begriff wird durch den Verfasser anstatt       eingeschränkt im Bereich VSHORAD ein-
im Gegensatz zu den verfügbaren Einsatz-       des Begriffes „qualifizierte Fliegerabwehr     satzbereit und ab 2025 nicht mehr einsatz-
mitteln in der Luft, über die Möglichkeit      aller Truppen“ der Begriff „Bodengebun-        bereit.
einen durchgehenden Betrieb sicherstel-        dene Luftabwehr im Nächstbereich“, zur
len zu können. Dies bedeutet eine selbst-      Abgrenzung der Bodengebundenen Luftab-
                               BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
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GASTKOMMENTAR

Geschätzte Leserin,
geschätzte Leser!

Als, mit 1. Oktober 2019, neu bestellter      Es wird in allen Belangen, die Waffengat-
Kommandant des Fliegerabwehrbatail-           tung FlA betreffend, eine gute Vernetzung
lons 2, wurde mir hiermit die Möglichkeit     der FlA Community erforderlich sein, um
gegeben einige Worte an die geschätzte        so gemeinsam für die österreichische Be-
Leserschaft des AQUILA zu richten.            völkerung den bestmöglichen Schutz in
„Quo Vadis“ FlA oder in weiterer Folge, so    die 3.Dimension sicherzustellen und zu ge-
es denn nach unseren (FlA-Experten) Vor-      währleisten.
stellungen geht, bodengebundene Luftab-       So wird es mitunter an uns selbst liegen,
wehr?                                         erforderliche Maßnahmen zur Erhöhung
Die Antworten auf diese Frage wird es so      der Fähigkeiten der bodengebundenen
einfach nicht geben, denn die gesamten        Luftabwehr zu veranlassen, bzw. vorzube-
Ausarbeitungen zur Weiterentwicklung der      reiten.
Waffengattung, welche ständig durch Ar-
beitsgruppen auf Ebene Zentralstelle un-      Als Bataillonskommandant des letzten FlA
ter Einbindung der noch (wenn auch sehr       Verbandes des Landes versichere ich ih-
spärlich) vorhandenen Truppe generiert        nen, alles mit meinem Personal zu unter-
wurden, führten bislang noch zu keinen        nehmen um diesem Auftrag nachzukom-
konkreten, greifbaren Ergebnissen.            men.
Für den Verband FlAB 2, welcher als letzter
seiner Zunft im „Fachbereich“ bodenge-        In diesem Sinne, mit steirischen Grüßen
bundene Luftabwehr tätig sein darf, be-       aus dem MURTAL.
deutet dies ein zurzeit doch fragwürdiges
Dasein zu fristen, denn die Bedeutung des     Ihr
Schutzes in der 3.Dimension wird zwar in      Obstlt Ewald PAPST, MA
der Theorie hochgehalten, mündet bisher
aber noch in keine monetäre Erkenntnis
für die Erhöhung des Fähigkeiten Portfolios
der FlA.
Ungeachtet dieser Problematik wird sei-
tens des Verbandes FlAB2 jedoch alles
unternommen den vielfältigen Aufgaben/
Aufträgen nachzukommen.
Ob im Bereich der Ausbildungsaufgaben,
Assistenzeinsätzen,     der    Kadergewin-
nung, der ÖA oder Unterstützungen von
Luftraumsicherungsoperationen etc… , das
Fliegerabwehrbataillon 2 widmet sich mit
voller Einsatzbereitschaft und Elan den he-
ranstehenden Aufgaben.
Dem überaus hohen Engagement des Per-
sonals meines Verbandes ist es letztend-
lich zu verdanken, dass oftmals schwierige
Phasen überwunden werden. In Anknüp-
fung zur FlFlATS, insbesondere dem Insti-
tut FlA darf meinerseits weiterhin auf eine
erfolgreiche Fortführung der Zusammenar-                                        Kommandoübergabe
beit gesetzt werden.

                             BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
AQUILA19/9-2019                                                                                               11
FLUGSICHERHEIT

Militärischer Flugbetrieb
Mission First – Safety Always!
Bericht: Oberst Josef Willegger, FSO/FlFlATS
Grafik: FOI Rudolf Köckeis

In der Diskussion über die Flugsicherheit       Die Vereinigung AFFSCE wurde im März           2018 waren 27 Mitgliedsnationen anwe-
im Flugbetrieb stoßt man sehr schnell an        1950 gegründet.                                send. SINGAPUR war als Beobachter ver-
die Grenzen. Eine Antwort auf die Frage,        Die erste Arbeitssitzung wurde 1951 in         treten.
„Wie sicher ist unser Flugbetrieb?“, lässt      LONDON durchgeführt.
sich bei genauem Hinsehen nicht so leicht       Ziel ist die Hebung der Flugsicherheit und     Bemerkenswert erscheint, dass ein Mit-
finden.                                         somit der Einsatzbereitschaft durch struk-     glied der Königsfamilie, His Royal Highness
                                                turierten Austausch von Informationen          Prinz FISAL IBN AL HUSSIN, der Bruder des
Wie wird Flugsicherheit „produziert“?           über Flugvorfälle und Unfälle des vergan-      Königs, zur Eröffnung der Veranstaltung
Wie kann flugbetriebliches Qualitätsma-         genen Kalenderjahres zwischen den Mit-         erschien.
nagement sichergestellt werden?                 gliedsnationen.                                Ein fliegerischer Background ist existent.
Ist eine objektive Bewertung im eigenen         Zurzeit zählen 32 Staaten, mehrheitlich        Der Prinz verweist auf eine militärisch -
Bereich überhaupt möglich?                      aus Europa inklusive der USA, dazu.            fliegerische Ausbildung in ENGLAND und
                                                Als Vertreter der Nationen werden die je-      PAKISTAN. Er stand auch bei der RJAF im
Die Abwesenheit von katastrophalen Flu-         weiligen Fachdienstleiter (grundsätzlich       Flugdienst und war als Staffelkommandant
gunfällen reicht jedenfalls nicht aus, um       MilPil in höherer Verwendung) entsandt.        eingeteilt.
einen positiven Befund auszustellen.            Die Flugerfahrung dieser beträgt zwischen
Der tägliche Flugbetrieb zeigt regelmäßig       3.000 und 7.000 Flugstunden auf verschie-      Die Begrüßungsworte hielt Generalma-
eine Anzahl von Vorfälle und Ereignisse, die    denen Luftfahrzeugtypen (Jet-Fläche-Hub-       jor YUOSEF AL HUNETI, Kommandant der
Anlass zur Aufmerksamkeit geben.                schrauber).                                    RJAF.
Im Flugsicherheitslagebild wird die Analyse     Es wird jährlich eine Konferenz in der Dau-
der Faktenlage systematisch zusammen-           er von 5 Arbeitstagen durchgeführt.            Zum Beginn wurde von der Veranstalterna-
gefasst und dargestellt.                        Der Fachdienstleiter Flugsicherheitsdienst     tion die historische Entwicklung der RJAF
Ein internationaler Vergleich mit sogenann-     (FSD) des BMLV ist Ansprechpartner und         dargestellt.
ten Referenzluftwaffen ist jedoch notwen-       Kontakt zu diesem internationalen Flug-        Zu unterstreichen ist die Tatsache, dass
dig, um diesen Bericht entsprechende Vali-      sicherheitsgremium.                            Luftfahrzeugtypen und Technologie am
dität zuzuschreiben.                                                                           Puls der Zeit im Betrieb stehen. Die Aus-
Eine Möglichkeit hierzu bietet das Air          Im Jahr 2018 organisierte die Royal Jor-       bildung und der Flugdienst werden auf
Forces Flight Safety Committee Europe           danien Air Force (RJAF) die Veranstaltung.     den Typen GROB, PC-21 und F-16 (Fläche)
(AFFSCE).                                       Im Rahmen dieser Plattform wurde das im        sowie Robinson 44, EC-145 und Ecureuil
Als Flugsicherheitsoffizier (FSO) der Flieger   Vorjahr festgelegte Schwergewicht-Thema        (Hubschrauber) durchgeführt.
und Fliegerabwehrtruppenschule (FlFlATS)        „Assurance within the safety domain - how
hatte ich voriges Jahr die Gelegenheit, an      to improve efficiency and effectiveness „      Jede Nation präsentierte einen Kurzvortrag
dieser Hochwertveranstaltung                    behandelt.                                     (max. 15 min.).
-146th Conference des Air Forces Flight         Dazu wurden von den Nationen BEL, DEU,         Inhalt der Vorträge waren Flugunfälle/Flug-
Safety Committee Europe- in AMMAN/JOR-          DNK, GBR und NLD die jeweilige eigene          vorfälle (maximal 2-3) des vergangenen
DANIEN (JOR) teilzunehmen.                      Umsetzung oder Idee präsentiert.               Kalenderjahres mit den Erkenntnissen/
                                                Jeweils ein bis zwei Vertreter je Mitglieds-   Lehren (LI/LL). Dem Konferenzthema ent-
                                                nation nahmen an der Veranstaltung teil.       sprechend folgten in weiteren Vorträgen
                                                                                               die Darstellung von Maßnahmen zur Auf-
                               BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
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► Die Bedeutung von Cyber-Safety und          erhalten oder wiederherzustellen (Persona-
                                              Cyber-Warefare wird in Fehlbeurteilung der    lerhalt).
                                              Lage allgemein noch unterschätzt.             ► Das Schwergewicht ist auf einen quali-
                                                                                            tätsorientierten Flugbetrieb zu legen (redu-
                                              ► Die Einteilung von aktiven Militärpiloten   zierte Flugstunden).
                                              auf Arbeitsplätzen in höherer Verwendung,     ► Der FSD muss als Gradmesser und Be-
                                              das heißt in den Stäben der Brigaden, im      wertungsmaßstab im Sinne des Flugsicher-
                                              Kommando der Luftstreitkräfte (Air-Force)     heitslagebildes organisatorisch auf allen
                                              inklusive der jeweiligen Zentralstellen ist   Führungsebenen abgebildet und personell
                                              international unbestrittene und gängige       besetzt sein (durchgehender Fachdienst-
                                              Praxis.                                       weg und Fachpersonal).
                                              Diese Vorgangsweise bleibt somit auch         ► Die Ausbildung und das Training auf
                                              eine aufrechte Forderung des Flugsicher-      Simulationsgerät ist fortzuführen und
                                              heitsdienstes (FSD) für das ÖBH.              weiterzuentwickeln (Emergency-Training,
                                              Folgende Problemfelder werden im tägli-       Crew-Resource-Management).
                                              chen Flugbetrieb bestätigt:                   ► Eine realistische Definition der zu errei-
                                                                                            chenden militär-fliegerischen Fähigkeits-
rechterhaltung der Flugsicherheit. Weiter     ► Das Tagesgeschäft erdrückt die Staffeln     profile ist unausweichlich (mittel- und lang-
wurde die Frage behandelt, wie in Zukunft     und Geschwader oder fliegende Organisa-       fristig).
die Effizienz und Effektivität von Program-   tionselemente (operational tempo ist to
men dazu gesteigert werden kann.              high).                                        Das Gremium des AFFSCE ermöglicht ei-
                                              ► Zu geringe Personalstände im Verhältnis     nen exklusiven Einblick in die Flight-Safety
Im Mittelpunkt der Betrachtungen der Ver-     zu Aufgaben und Erfordernisse                 Architektur einer repräsentativen Anzahl
treternationen standen folgende Aussagen:     (manning is not enough to meet increasing     namhafter Luftwaffen. Eine Einreihung der
► Es herrscht in allen Luftwaffen hohes       requests).                                    Situation beim ÖBH wird dadurch erleich-
operationelles Tempo. In manchen besteht      ► Unerfahrene Führungskräfte                  tert und bestätigt. Es ist notwendig die Kon-
durch die Führung die Tendenz zu glauben,     (unexperianced superiors).                    sequenzen mit Augenmaß zu erkennen und
dieses Tempo noch erhöhen zu können, da       ► Zu wenig Übungen                            mit gebotener Beständigkeit umzusetzen.
ohnehin ein gutes bestehendes Flugsicher-     (exercise-rate is to low).
heitssystem/Flight-Safety-System      (FSS)   ► Der Bedarf an fliegerischen Einsatzmit-
etabliert ist. Die Erwartungshaltung, dass    teln bedingt, dass Quantität vor Qualität
ein FSS vor einem Flugunfall eingreifen       steht (requirements drive quantity over
wird ist jedoch unrealistisch. Diese Tatsa-   quality).
che muss durch die Flugsicherheitsorgani-
sation unmissverständlich zum Ausdruck        Zusammenfassung:
gebracht werden.                              Alle Luftwaffen teilen große Schnittmengen
► Wichtig bei der Risikobeurteilung ist       in folgenden Kernthemen:
nach der Methode vom Einfachen zum            ► Personalgewinnung, Personalerhaltung,
Komplexen vorzugehen. Ein Unterschied         Personalaltersstrukturen;
in der Risikoakzeptanz ist notwendig. Eine    ► Einsatzflugbetrieb mit alternden Flotten
klare Grenze zwischen Einsatz, Übung und      bei gleichzeitiger Implementierung neuer
Ausbildung ist erforderlich.                  Systeme;
► Zu geringe Personalstände, reduzierte       ► Fähigkeitserhalt und Aufbau bei Res-
Erfahrungsstände und hohe Auftragslagen       sourceneinschnitten;
erweichen die Resilienz der fliegerischen     ► Reduzierte Trainingsmöglichkeiten;
Einsatzsysteme, vor allem bei heraus-         ► Hoher Auftragsdruck mit einhergehen-
fordernden Situationen wie Flugnotfälle       der „we-can-do-it-mentality“;
(Emergencies).
► Eine sogenannte -we can do it-Mentali-      Aus der Sicht des Verfassers ergeben sich
tät hat sich etabliert. Kommandanten wol-     folgende Konsequenzen für das ÖBH:
len keine Absagen hören und die jeweilige     ► Die Qualität bei der Personalauswahl
Durchführungsebene reagiert mit selbst        muss Priorität haben (Selektion, Flugleh-
konstruierten Abkürzungen (cutting corn-      rer, Flugauftragserteilende).
ers), um Auftragserfüllung gerade noch zu     ► Eine Steigerung der Attraktivität des
ermöglichen. Zurzeit gibt es noch keine zu-   Berufsbildes ist notwendig, um die Kon-
verlässigen Lösungen.                         kurrenzfähigkeit mit dem Arbeitsmarkt zu
                             BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
                                                                                                                                      13
SIMULATION

Simulationsbasiertes Training
im Radarleitdienst
Bericht und Grafiken: Hauptmann Mag.(FH) Alexander Krendl, EO Abf & Ltr FD

Sonntagnachmittag in der Luftraumüber-            Um die Steuerung der simulierten Flugziele     SimGenerator
wachungszentrale:                                 nicht nur durch Personal der Luftraumüber-     Der SimGenerator findet im Radarleitdienst
Die Sirene schrillt, die Radarleitoffiziere ei-   wachungszentrale, sondern auch durch Pi-       beginnend mit der Schulung von Radar-
len zu ihren Positionen, zwei Abfangjäger         loten der Luftraumüberwachung zu ermög-        leitanwärtern über das unangekündigte
erscheinen im Steigflug nahe Zeltweg am           lichen wurde diese Dislokation gewählt.        Training von Priority-„A“ Flügen bis hin zur
Schirm.                                           Die Simulationsumgebung ermöglicht die         selbstständigen Vorbereitung auf bestimm-
Der Auftrag des Einsatzoffizier Abfang:           Darstellung von Flugzielen auf allen rele-     te Missionen häufig Verwendung.
Annäherung und visuelle Kontaktaufnah-            vanten Arbeitsplätzen der Luftraumüberwa-      Eine übersichtliche Eingabemaske ermög-
me mit einem zivilen Verkehrsflugzeug,            chung sowie allen Kreidfeuer-Endgeräten.       licht die Erstellung und Steuerung der Flug-
welches nicht mehr auf Anweisungen der            Dies ist für das Training von besonderer Be-   ziele.
Flugsicherung reagiert.                           deutung, da das beübte Radarleitpersonal
Kurz darauf ertönt eine Stimme im Head-           – nach dem Grundsatz „Train as you fight“      Charakteristik
set: „Caveman, radar trail Eagle 01 forma-        - an jenen Arbeitsplätzen kontrolliert, von    ► Der SimGenerator ist in weniger als ei-
tion, heading 3-2-0, climbing level 2-4-0,        welchen auch reale Flüge geführt werden.       ner Minute einsatzbereit.
Jedi 300-10, as fragged.“                         Erstellt und gesteuert werden die simulier-    ► Windeinflüsse werden berücksichtigt.
                                                  ten Flugziele mittels des SimGenerators        ► Durch die einfach zu bedienende Benut-
Die Simulatorübung ist in vollem Gange.           oder des Microsoft Flight Simulator X.         zeroberfläche fällt für die Nutzer nur eine
                                                                                                 kurze Einarbeitungszeit an.
Das Radarleitpersonal der Luftraumüber-
wachungszentrale muss im Stande sein
eine breite Palette an Missionsarten zu
kontrollieren.
Das     Aufgabenspektrum      reicht   von
Luftraumsicherungsoperationen mit Ab-
fangmitteln aller Geschwindigkeitsberei-
che, über Einsätze in tiefen Alpentälern
mit eingeschränkter Radar- und Funkbe-
deckung, sowie Abfänge in großen Flughö-
hen im Überschallbereich, bis hin zu Luft-
kampfübungen über weite Entfernungen
(Beyond-Visual-Range).
Um diese vielfältigen Aufgabenbereiche,
angesichts sinkender Flugstunden, in
gleichbleibend hoher Qualität meistern zu
können, nutzt der Radarleitdienst eine Si-
mulationsumgebung.
Diese ist auf die 3 Standorte ST. JOHANN/
PG        (Luftraumüberwachungszentrale),
ZELTWEG (Eurofighterbezirk) und HÖR-
SCHING (Düsentrainerstaffel) verteilt.

                                BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
                                                        Bedienungsfenster des SimGenerator
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► Ein Bediener kann mehrere Flugziele           Charakteristik                                 ► Eine Darstellung von Luftkampfsituation
steuern. Die maximale Anzahl ist abhängig       ► Eine Darstellung von Formationen/Pic-        sowie von Luft-Boden Verfahren ist mög-
von den Fähigkeiten des Bedieners und           tures ist möglich, aber durch die Anzahl der   lich.
von der Intensität der Mission.                 Arbeitsplätze und Fähigkeiten der Bediener     ► Boden-Luft-Lenkwaffen und entspre-
                                                beschränkt.                                    chende Indikationen am Radar Warning
Dieser Aspekt ist in Zeiten sinkender Perso-    ► Die installierten Luftfahrzeuge können       Receiver sind im Simulator eingebunden.
nalstände einer der bedeutendsten Vortei-       ohne Vorbereitung gut dargestellt werden.      ► Radarwork (zB Gimbal, Notch, Radar-
le des SimGenerators.                                                                          lock, azimuth and elevation limits) kann
► Die Darstellung bestimmter Formationen        Für die Simulation andere Luftfahrzeug-Ty-     simuliert werden.
(alle 2-ship, Wedge/Stinger und Container/      pen ist eine entsprechende Vorbereitung        ► Eine Schnellbeurteilung der Machbar-
Box) ist problemlos möglich (beispielsweise     nötig und unterliegt Einschränkungen           keit eines Radar-Cap wäre denkbar.
zum Üben von Picture-Labeling).                 (Beispielsweise ist die Darstellung einer
► Für jedes Flugziel kann das Callsign so-      SR-71 Blackbird nicht möglich, weil die Per-   Zusammenfassung
wie verschiede Transpondermodes                 formance der verfügbaren Luftfahrzeuge         Mit der Simulationsumgebung kann aktuell
und -codes gesetzt werden.                      dazu nicht ausreicht).                         das Training für eine breite Palette an Mis-
► Über die Eingabe der gewünschten Ko-          ► Wind, Sichtweite, Wolken, Temperatur         sionen für das Radarleitpersonal verwirk-
ordinaten können die Flugziele schnell ver-     und Luftdruck sind in mehreren Höhen-          licht werden.
setzt werden.                                   schichten einstellbar.                         Diese umfasst sämtliche Standard In-
► Nach entsprechender Recherche der             ► Per Drag-and-drop auf der Karte oder         tercept Übungen, Priority „A“ bzw. Einsatz-
Leistungsdaten kann praktisch jeder belie-      mittels Koordinaten kann eine Schnellver-      flüge und Emergency-Trainings.
bige Luftfahrzeug-Typ dargestellt werden.       setzung der Flugziele vorgenommen wer-         Air Combat Tactics Übungen können mit
                                                den.                                           Einschränkungen dargestellt werden und
Flight Simulator X (FSX)                        ► Die Luftfahrzeug-Performance verändert       setzen besonders erfahrenes Bedienper-
Der FSX ist ein 2006 veröffentlichter und       sich dynamisch unter Berücksichtigung von      sonal voraus.
im freien Handel erhältlicher Flugsimulator.    Gewicht, Flughöhe und Atmosphäre.              Da alle simulierten Flugziele am Kreidfeuer
Dieser ist in der Lage vom Verlassen bis        ► Im Simulator ist ein sehr detailliertes      dargestellt werden können, ist auch Trai-
zum Erreichen der Parkposition alle Pha-        Geländemodell von Österreich und ein           ning für höhere Führungsebenen möglich.
sen eines Fluges zu simulieren.                 brauchbares bis gutes Modell weltweit hin-     Zum Beispiel durch die Darstellung von
Dabei kann der gesamte Globus mit mehr          terlegt.                                       Lageentwicklungen für Führungsverfahren
als 24.000 Flugplätzen beflogen werden.         ► Geländebedingte Einschränkungen von          des Air Operations Centers (AOC).
Alle am FSX simulierten Luftfahrzeuge wer-      Radarerfassungen werden simulatorintern
den von allen anderen aktiven FSX-Instan-       berücksichtigt.                                Ausblick
zen optisch und sensorisch dargestellt.         ► Durch die detaillierte Simulation können     Eine Herausforderung stellt jedoch auch
Ein durch die ADV/LRÜ entwickeltes Pro-         unter anderem Sichtbedingungen, Sonnen-        für den Simulatorbetrieb der gegenwärti-
gramm erstellt aus den Simulatordaten           stand, High-Level Performance und Treib-       ge Personalmangel im Radarleitdienst dar.
Flugziele, welche auf den relevanten Schir-     stoffverbrauch authentisch in die Übungen      Dieser manifestiert sich auch in der Nicht-
men dargestellt werden können.                  einbezogen werden.                             durchführbarkeit geplanter Ausbildungs-
                                                                                               schritte.
                                                                                               Nichtsdestotrotz wird weiter an der weite-
                                                                                               ren Verbesserung des Simulators vor allem
                                                                                               in Bereichen der Bedienung und der Dar-
                                                                                               stellung von Primärtracks gearbeitet.
                                                                                               Zusätzliche Synergieeffekte könnten noch
                                                                                               erzielt werden, falls die geplante Vernet-
                                                                                               zung mit dem Eurofighter Full Mission Si-
                                                                                               mulator in Zeltweg umgesetzt wird.

                         Eurofighter Cockpit im Flight Simulator X

                              BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG
                                                                                                                                        15
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