ENSEMBLE ASCOLTA - MÄRZ 2020 ELBPHILHARMONIE KLEINER SA AL
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Mittwoch, 4. März 2020 | 19:30 Uhr | Elbphilharmonie Kleiner Saal State of the Art | 3. Konzert 18:30 Uhr | Einführung mit Verena Mogl im Kleinen Saal ENSEMBLE ASCOLTA MARKUS SCHWIND TROMPE TE ANDREW DIGBY POSAUNE HUBERT STEINER PERFORMANCE ERIK BORGIR VIOLONCELLO FLORIAN HOELSCHER KL AVIER BORIS MÜLLER SCHL AGZEUG JULIAN BELLI SCHL AGZEUG HEIKKO DEUTSCHMANN SPRECHER Elena Mendoza (*1973) Fremdkörper / Variationen (2015) für Violoncello, Schlagzeug, Klavier und Performer ca. 20 Min. Jennifer Walshe (*1974) Violetta Mahon’s Dream Diaries (1998–2008) für Ensemble und Video-Projektion ca. 25 Min. Pause Francesco Filidei (*1973) L’Opera (forse) / Acht Skizzen in einem Akt nach einem Text von Pierre Senges (2009) Für sechs Spieler und Sprecher ca. 25 Min. Ende gegen 21:15 Uhr
ELBPHILHARMONIE HAMBURG PRE SEN T S OSTERFESTIVAL SEIDENSTRASSE EINE MUSIKALISCHE ENTDECKUNGSREISE VON VENEDIG BIS CHINA 9.–14.4.2020 © Nadeem A. Khan ELBPHILHARMONIE TICKETS 040 357 666 66 WWW.ELBPHILHARMONIE.DE Projektpartner
WILLKOMMEN »Schlicht überragend«, nennt die Frankfurter Allgemeine Zeitung das experimentierfreudige Ensemble Ascolta. Mit mehr als 250 Urauffüh- rungen und grenzüberschreitenden Projekten zwischen Musik, Performance und Multimedia, bei denen gerne auch mal gelacht werden darf, gehören die sieben Instrumentalisten zu den wichtigen Impulsgebern zeitgenössischer Musik. Ihr Debüt in der Elbphilharmonie feiern sie mit drei so großartigen wie kuriosen Werken aus der Feder elektrisierender zeitgenössischer Komponisten: Francesco Filidei, Elena Mendoza und Jennifer Walshe. Alle Stücke stammen aus den vergangenen zwölf Jahren; alle laden dazu ein, sich für einen Abend von Gewohntem zu lösen – um etwas ganz Neues zu entdecken.
DIE MUSIK VERTRAUT UND DOCH ANDERS Elena Mendoza: Fremdkörper/Variationen 2019 war für die spanische, mittlerweile in Berlin lebende und lehrende Kom- ponistin Elena Mendoza ein besonderes Jahr. In Schwetzingen wurde ihre Oper Babel mit großem Erfolg uraufgeführt; wenige Monate zuvor erhielt die ehe- malige Kompositionsschülerin von Manfred Trojahn und Hanspeter Kyburz den Heidelberger Künstlerinnenpreis. In seiner Laudatio bezeichnete der Musik- wissenschaftler Egbert Hiller Mendozas Werke als »pulsierende Organismen« und »glühende Fantasiegebilde«, die der Macht der Gewohnheit entfliehen und Grenzbereiche ausloten. Beispielhaft steht dafür das Quartett Fremdkörper / Variationen, das Mendoza 2015 dem Ensemble Ascolta widmete. Von einem dumpfen Klavierton ange- spornt, erkunden die vier Musiker ihre Instrumente nach Klängen, die in keiner Lehrfibel stehen: Die mit Schrauben präparierten und mit einer Weinfl asche bearbeiteten Klaviersaiten werden von den Hän- Elena Mendoza den eines zweiten Pianisten unter ein Trommel- feuer gesetzt, das Cello vollführt Haarspangen- Pizzicati, durch den Klang des Schlagwerks schwingt das Echo eines angeschlagenen Glases. So erforscht das Stück die Grenze zwischen musikalischem Geschehen und theatralischer Handlung, zwischen vertrautem Musikinstru- ment und fremdem Alltagsobjekt. »Aus einem Kern mit heterogenen Klangmaterialien ent- wickeln sich vier Variationen, die prozesshaft ineinander übergehen«, so Mendoza. »Gemein- sam ist ihnen, dass sie Alltagsgegenstände in die Komposition integrieren. Während der vier- ten Variation sammelt sie der zweite Klavier spieler allmählich ein. In Nr. 5 ändert sich dann die Situation: Der zweite Pianist rückt in den Vor- dergrund und wird zum Performer, der mit den Objekten Aktionen an einem Tisch durchführt.« Ein Stück, das geschickt mit der Kluft zwischen Erwartung und Realität spielt.
Jennifer Walshe – oder Violetta Mahon? TAGEBÜCHER EINER PAKETZUSTELLERIN Jennifer Walshe: Violetta Mahon’s Dream Diaries Die Kreativität der Komponistin Jennifer Walshe beschränkt sich nicht auf Töne. Oh nein, was in ihrem Kopf vor sich geht, braucht umfassendere Kanäle. So dachte sie sich insgesamt zwölf unterschiedliche Künstleridentitäten mit detail- lierten, teils bizarren Biografien aus, die gemeinsam das Grúpat-Kollektiv bil- den. Zum Beispiel Violetta Mahon: Angeblich ist sie etwa so alt wie Walshe selbst und ebenfalls in Dublin geboren. Als Bildende Künstlerin erschafft sie unter anderem surreale, bisweilen albtraumhafte Puppen-Objekte (siehe Foto nächste Seite), die in Top-Museen von New York und London ausgestellt wer- den. Weil sie davon allein trotzdem nicht leben kann, arbeitet sie parallel als Paketzustellerin und Telefonistin. Ihre beste Freundin ist die fingerlose Kon- zertpianistin Flor Hartigan, ebenfalls Teil von Grúpat. Alles klar? Jennifer Walshe jedenfalls scheint Spaß zu haben an ihren Fantasie-Kol- leginnen. Regelmäßig schlüpft sie in die Rolle eines der fiktiven Grúpat- Mitglieder, um sich künstlerisch ganz offen bewegen und betätigen zu können.
»Als ich Ende der 90er Jahre in Chicago studierte, zeichnete meine Mutter zu Hause Ge- räusche auf einem Diktier- Installationen, Filme, Bücher, Fotografien, Mode und Skulptu-gerät auf und schickte mir die ren haben die zwölf Alter Egos von Walshe mittlerweile pro- Kassetten per Post. Beim Aufnehmen erklärte sie die duziert. Und bisweilen lässt Walshe sie sogar in ihren Kom- Geräusche parallel: ›Das ist positionen auftreten, die oft die Grenzen zur multimedialen der Pinsel, der gegen den Performance überschreiten. Damit gastiert Walshe regelmä- Gasbehälter schlägt … und das ßig auf den weltweit wichtigsten Neue-Musik-Festivals; 2000 ist der Hund von nebenan‹. wurde sie mit dem renommierten Kranichsteiner Musikpreis Dies sind wahrscheinlich die Klänge, die mir am meisten der Darmstädter Ferienkurse ausgezeichnet. am Herzen liegen.« In ihrem riesigen musikalischen Schaffen, das von einer – Jennifer Walshe Oper für Barbie-Puppen bis hin zum Duo für Harfe und Waffen reicht, finden sich auch die Traumtagebücher von Violetta Mahon. Inspirationsquelle für diese Dream Diaries für Ensemble, Szene, Zuspielband und Video waren die von André Breton in seinem berühmten Manifest des Surrealismus angestellten Traum-Reflexionen. In die Traumwelten ihres Alter Egos ist Walshe nun hineingetaucht und macht sie hör- und sichtbar. In nahezu vollständiges Dunkel gehüllt, pulsieren vom Kunst von Violetta Mahon Podium aus immer wieder geheimnisvolle Klanggesten in die Stille hinein. Lautlose Videoprojektionen von rituell anmuten- den Aktionen werden von einem merkwürdigen Geklicker und Geklacker kommentiert. Ein Pianist kämpft mit sich und sei- nem Instrument; aus einem Soundgebräu flackert die Melodie Amazing Grace hervor. Und während zwischendurch geheimnis volle Pflanzengebilde zu sehen sind, die Violetta Mahon laut ihres von Walshe kuratierten Werkkatalogs fotografiert haben soll, erwacht zum Schluss, nach einer dreistimmigen Litanei, das verspielte Kind im Manne. Mit Logik geht hier nichts zu. Wie soll es auch – schließlich hat Violetta Mahon ihre Traum- tagebücher ja zudem noch in zwei unterschiedlichen Alphabe- ten notiert: in dem von den Mormonen entwickelten »Desert- Alphabet« sowie im musikalischen Alphabet »Solresol«. Wer da nicht mitkommt, ist absolut auf der richtigen Fährte.
DIE MUSIK Francesco Filidei NACHTIGALL LIEBT KARPFEN Francesco Filidei: L’Opera (forse) Zunächst eine Vor warnung: Diese etwas andere, aber herzzerreißende Kammeroper ist nichts für Vegetarier. Gegen Ende passiert es nämlich, das große Dinieren und Verspeisen der beiden Protagonisten. Bis dahin aber dürfte sich niemand dem Charme, Witz und Humor entziehen können, mit dem Fran- cesco Filideis Ein-Akter L‘Opera (forse) auf das kulinarische Finale zusteuert. Dass ein zeitgenössischer Komponist vom Rang dieses Italieners sich auch auf das burlesk-unterhaltsame Fach versteht, ist nicht unbedingt selbstver- ständlich. Schließlich gelten solche führenden Neue-Musik-Köpfe oftmals als allzu verkopft. Doch der aus Pisa stammende Filidei ist anders, zumal in sei- ner Musikerbrust schon seit jeher verschiedene Herzen aktiv sind. Als Organist etwa, der vom legendären Franzosen Jean Guillou ausgebildet wurde, schlägt Filidei ganz selbstverständlich den Bogen von der Renaissance bis zu komplexesten Partituren, die namhafte Kollegen für ihn schreiben. Und
als Komponist, der bei Salvatore Sciarrino studierte, sind für Filidei Epochen- und Gattungsgrenzen ebenfalls irrelevant. Am besten zeigt dies ein Blick auf sein breites und originelles Œuvre. So schrieb Filidei etwa eine Oper über den Astronomen und Ketzer Giordano Bruno; im Orchesterwerk Killing Bach dage- gen kommen Klangerzeuger wie Elektroschocker, Spraydosen und Vogelpfeifen zum Einsatz. Und mit einer ganzen Batterie solcher Vogelpfeifen legte sich Fili- dei in seiner Humoreske über den leidenschaftlichen Jäger Giacomo Puccini musikalisch auf die Lauer. Francesco Filidei probt mit dem Ensemble Ascolta
DIE MUSIK All die Lerchen und Enten, Eulen und Haselhühner, Turteltäubchen und sogar Teichrallen lassen jetzt ebenfalls wieder von sich hören – in Filideis L’Opera (forse). Dass der Komponist auch hier keine Oper von der Stange geschrieben hat, unterstreicht allein schon der in Klammern gesetzte Titelzusatz »forse« (vielleicht). In der Besetzung zum Beispiel gehorcht dieses Musiktheaterstück überhaupt nicht den Konventionen: Das Ensemble besteht aus einem Sprecher und sechs Spielern. In der kommenden halben Stunde wird also nicht gesun- gen; zumindest nicht in der üblichen Form. In insgesamt acht Skizzen beziehungsweise Kapitelchen erzählt L’Opera von der schicksalhaften Liebe zwischen einer Nachtigall und einem Karpfen, die auf einer Textvorlage des zeitgenössischen französischen Schriftstellers Pierre Senges basiert. Und kaum hat der Sprecher seine Überlegungen, ob er nicht besser mit tiefschürfenden Gedanken aus der Feder Machiavellis oder Novalis’ beginnen solle, wieder verworfen, erklingt auch schon – wie es sich für eine Oper gehört – eine Ouvertüre. Wild krächzt es da durcheinander aus sechs sogenannten Krähen-Pfeifen, mit denen die Instrumentalisten in die freie Natur ausbrechen. Daraufhin wird die männliche Haubennachtigall namens Battibecco vorgestellt, die sich über beide Flügelspitzen in das Karpfenweib- chen Abboccata verliebt. Wie aber macht nun ein Vogel einem Fisch eine Liebeserklärung? Und wie mag sich wohl im schalldichten Element Wasser die Liebesarie eines Karpfens anhören? Um das zu illustrieren, ziehen die sechs Spieler pantomimisch alle Register. Ein poetischer Moment ist etwa, wenn zu den wundersam sphärischen Klängen einer Glasharfe ein Ensemblemitglied nur lautlos den Mund auf- und zureißt, statt vernehmbare Liebesschwüre zu artikulieren. Irgendwie klappt es aber letztendlich doch mit dem Werben: Battibecco und Abboccata finden in einem sich furios steigernden Liebestaumeltanz zueinander. Wie viele der schönsten Lovestorys hängt aber auch diese an einem gefähr- lich seidenden Faden. Tatsächlich erleiden die beiden Liebenden ein tragi- sches Schicksal durch die Angelschnur des Fischers und die Flinte des Jägers. Immerhin erweist Filidei ihnen einen würdigen Abschied mit einem innigen Requiem. Das wahrhaft Versöhnliche am Schicksal der Protagonisten aber ist, dass Battibecco und Abboccata nun in alle Ewigkeit vereint sind. In der Brat- pfanne. GUIDO FISCHER
GESANGSTEXT FRANCESCO FILIDEI L’Opera (forse) nach einem Text von Pierre Senges (*1968) / Übersetzung: Markus Merz Abdruck mit freundlicher Genehmigung von RAI Com, vertreten durch Alkor-Edition Kassel 1. 2. Wie Machiavelli sagte … Diese Liebesgeschichte wird traurig sein, Letzten Endes, nein, nicht Machiavelli: sie wird herzzerreißend sein, aber ich ver- nicht jetzt, nicht heute, ein anderes Mal. spreche Ihnen, es wird Gezwitscher geben – ich könnte Ihnen sogar sagen, wie viel. Wie sagte Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg, sagt Novalis. Haben Sie die Krähe gehört? Gut – und Sie Nein, mit Novalis geht es auch nicht. werden, wenn Sie sie hören, den Gesang des Kuckucks, der pfeifenden Amsel und Ich würde es gern mit William Shakespeare den Ges ang des Ochsenfroschs erkennen. versuchen, aber habe den Eindruck, das Aber darüber sprechen wir später. Problem liegt woanders: Lassen wir das »wie sagte schon Karl Maier« beiseite. Sie werden Später, weil dann erscheint der Vogel. eine Liebesgeschichte hören, alles in allem: Ein Vogel, das ist poetisch, es ist musikalisch, eine Geschichte über Liebe, Vögel und Fische, man kann nicht das Gegenteil behaupten: in einer Landschaft voll kleiner Zweige und alle Vögel, außer vielleicht das Huhn und frischer Algen. Was würde Machiavelli tun vielleicht der Strauß und vielleicht der Emu zwischen einem Vogel und einem Fisch? – wenn der Emu überhaupt ein Vogel ist. Stellen sie sich vielmehr einen kleinen Der Vogel heißt Battibecco, er ist eine Fluss vor, den Himmel, den tiefen Wald, Nachtigall, eine Haubennachtigall, aber es alles, was man in einem dieser Wälder ist ein Männchen, behalten Sie das gut findet, verstehen Sie, was ich meine? im Hinterkopf: die Haubennachtigall in ihrer Pilze, Nacktschnecken, Eichhörnchen, männlichen Version. Jedes Mal, wenn ich Wanderungen, was noch? Blätter, das heißt sage »die Nachtigall«, dann müssen Sie mehrere Blätter, in mehreren Schichten. denken »der junge Mann«. Pilze – das sagte ich bereits. Battibecco ist verliebt, schauen Sie, wie er Und nun, spitzen Sie die Ohren, hören Sie bebt, wie er zittert, auf ein Zeichen lauernd. unsere Liebesgeschichte. Sie beginnt – was Die Liebe macht ihn entzückend idiotisch, wäre natürlicher? – mit einer Ouvertüre: nur ein kleiner Tropfen – und er erklärt seine Die Ouvertüre der Krähe. Liebe einem Fisch.
3. 4. Diejenigen unter Ihnen, die schon einmal, nur Der Regenbogen, das Blattwerk, die einmal in einen Fisch verliebt waren, werden Wassertröpfchen: Hier sind wir im Herzen für den Inhalt dieser Geschichte empfänglich des Themas, hier ist die Liebe präsent, sein. Ich weiß, wovon ich spreche. zwischen dem von Vögeln bevölkerten Wald und dem mit dickköpfigen Karpfen gefüllten Der Vogel kam gerade angeflattert. Nun Fluss. Und die Liebe wird harmonisch sein, kommt der Fisch angeschwommen: Er glänzt sie wird die Hochzeit der Federn und Flossen auf beiden Seiten, der Rand seiner Kiemen sein, sie wird den Gesang der Sirenen in ist von einem schönen Rosa, welches sich den Rang des Quietschens einer Feder von der Blässe seines Gesichtes abhebt. abschieben. Fragen Sie mich nicht, wie oder Im Allgemeinen vernachlässigt man zu sehr durch welches Wunder, aber Abboccata, der die verführerische Kraft eines Kiemens, Karpfen, welcher eine junge Frau ist, wie wenn dieser rosa ist. wir wissen, bietet seine Lippen Battibecco Zu ganz nützlichen Zwecken öffnen und an, der Nachtigall, welche ein junger Mann schließen sich die Kiemen mit Hilfe eines ist, wir haben es gesagt, und sie hat einen so Kiemendeckels. feinen Schnabel, dass sie den Mund Abboc- catas kosten kann, ohne ihn zu zerbrechen. Unser Fisch ist ein Karpfen, um genauer zu sein, ein Karpfen mit einem dicken Kopf. Er Im Augenblick danach ist es an Battibecco, trägt den Namen Abboccata, da es sich um ein seinen Schnabel der verliebten Abboccata Weibchen handelt: Jedes Mal, wenn ich »der anzubieten, welche so weiche Lippen und Karpfen mit dem dicken Kopf« sagen werde, ein so weiches Gewissen hat und wenn nötig, müssen Sie verstehen »die junge Dame«. den Schnabel eines Vogels mit einem weichen Wattwurm zu vertauschen weiß. Abboccata ist verliebt, jede ihrer Schuppen trägt das Zeichen der Leidenschaft, als wären Sie werden entdecken, wie ein Fisch spritzt, es die mit einem glühenden Eisen eingebrann- wenn er sich in einen Vogel verliebt – und ten Buchstaben des Namens ihres Geliebten. umgekehrt. Sie werden die Zahl der Ehe- Ich übertreibe ein wenig, damit Sie verstehen. schließungen hören. In einer Tierdokumenta- Und ihre Leidenschaft adressiert sie Blase für tion würde man Ihnen nicht so viele zeigen. Blase an ihren Vogel Battimbecco.
5. 6. Die Hochzeitstänze sind sehr schön – aber Der Jäger besitzt zwei Federn: Wir wissen Mutter Natur birgt ebenso viele Gefahren. zumindest, dass eine der beiden dazu dient, seinen Hut zu schmücken. Ansonsten Karl Marx hat uns erhabene Seiten über erkennt man ihn schon von Weitem, nicht die Fischerei hinterlassen. Uns fehlt die Zeit, nur wegen der beiden Federn, die ihn darüber zu sprechen, wir würden Stunden schmücken, sondern dank seiner Tarn- brauchen und der Fischer ist bereits unter- kleidung. Durch seine Tarnkleidung auf sich wegs: Der Fischer ist ein Frühaufsteher, aufmerksam zu machen, wenn man bedenkt, das macht ihn manchmal enervierend. ist ein schönes Paradoxon. Aber der Jäger Der Fischer ist stolz darauf, Stiefel an den hat nicht die Zeit, an solche Albernheiten Füßen zu haben, die ihm bis zum Kinn zu denken; er liegt schon auf der Lauer. reichen, sie verleihen ihm eine gummihafte Ah, es ist so bukolisch, die Nachtigall jagen Eleganz. In seinem Taschentuch hat er ein zu gehen – wie soll ich sagen? Es ist ländlich Bündel Regenwürmer, unter denen er den und forstlich zugleich, und ein wenig herbst- besten auswählt, als wäre es ein kleiner lich, wenn Sie mir den Ausdruck gestatten. Ofen auf dem Cocktailtablett. Vor Tagesanbruch aufstehen, auf herabge- Hier ist er schon am Flussufer, er trotzt fallenen Blättern laufen, Humus bis zu dem Brombeergestrüpp, er betrachtet den den Knien, ein Stück Kautabak zum Essen, Tagesanbruch über irgendwelchen Bergen, die Meute in der Ferne hören, das Parfüm er schüttelt mit ausgestreckten Armen der Patronen einatmen, heben, senken, einen Halm, der dreimal höher ist als er. die Sicherheitsraste entfernen, zuletzt nach dem Leder seiner Schultertasche tasten. Er verliert dann Stunden in der Betrachtung einer Schnur, die in zwanzig Zentimeter Um zum Ende zu kommen, füge ich an: Ein tiefem Wasser eingetaucht ist. Jäger, der dieses Namens würdig ist, geht auch nicht ohne Fußwärmer und ohne Horn hinaus – Sie werden es selbst feststellen.
GESANGSTE X T 7. Lacrimosa In Gegenwart des Todes kann man mit Lacrimosa dies illa, offenem Mund dastehen. Genau dies tut Lacrimosa crocodilis Abboccata, der Fisch. Der Karpfen mit dem Qua resurget ex laguna dicken Kopf hatte auch einen dicken Mund: Voluptatus ucello reus Sie reißt den Mund weit auf, einen Haken Voluptatus pesco reus an der Seite und lässt das Nichts hindurch, Huic ergo parce, Venator, nichts weniger, in beide Richtungen. Huic ergo parce, Piscator Acephalum bovem filii Angesichts ihres bevorstehenden Todes Dona eis semper pacem. ziehen es manche vor, faltig zu werden: eine Amen, amen, amen, amen, ehrenhafte Wahl, nicht wirklich mutig, aber Amen, amen, et cætera. ehrenhaft und, wenn bedenkt man’s, schreck- lich menschlich. Wir anderen, Lebendigen, die teils aus geringerem Grunde faltig werden, 9. Nachtigall an Karpfen sollten die Wahl der Toten respektieren. – Eine ausgewachsene Nachtigall Verkümmern ist genau das, was Battibecco – Ein Karpfen mit dickem Kopf ohne Kopf, tut, die Nachtigall, auf einem Haufen alter vorzugsweise tot, aber das erklärt sich Blätter, ein Blei in der Brust. Vor weniger von selbst. als einer Minute war er ein Vogel, war er die – Ein Pfund Butter; manche verwenden zwei Flüchtigkeit selbst; und jetzt schrumpft – Drei rasierte Suppenlöffel Mehl er zusammen, er sieht aus wie ein kleines Verstehen Sie es so, dass die Löffel rasiert Häufchen. Schade für ihn. sein sollen, nicht das Mehl. – Salz, Pfeffer – unnötig, das zu erwähnen. Würzen je nach Geschmack oder nach 8. Verfügbarkeit. Requiem Entfernen Sie das Blei aus der Nachtigall. Lombricum æternam dona eis, Piscator, Entfernen Sie auch den Haken. Rollen und Et aqua perpetua abluat eis. braten Sie den Vogel und den Fisch jeweils im Te decet ludibrium pisces, et tu quoque avis, Mehl, anschließend in Butter. Salzen, mit Et reddetur vaguletta sub ventus dem Spatel vermischen; pfeffern, vermischen Exaudi friturem nostram, – immer mit demselben Spatel, immer. Ad nos omnis condimenti conveniet Wenn man die Nachtigall und den Karpfen Lombricum æternam dona eis, geschmacklich nicht mehr unterscheiden Venator, Et aqua perpetua abluat eis. kann, servieren. Dieses Gericht schmeckt aufgewärmt am folgenden Tag noch besser. Mit einem Vernaccia di San Gimignano vielleicht sogar am übernächsten Tag.
DIE KÜNSTLER ENSEMBLE ASCOLTA »Wer bisher nicht verstanden hat, was zeitgenössische Musik leisten kann, erlebte ein eindrucksvolles Beispiel«, schreibt die Westdeutsche Allgemeinen Zeitung über das Ensemble Ascolta. Seit seiner Gründung im Jahr 2003 hat es sich schnell einen Namen in der europäischen Neue-Musik-Landschaft gemacht – sowohl mit außergewöhnlichen Projekten als auch mit seiner spezi- ellen Besetzung und dem Schwerpunkt auf Blech- und Rhythmusinstrumenten. Über 250 Werke hat Ascolta bereits angeregt und uraufgeführt, darunter von Pierluigi Billone, Beat Furrer, Gordon Kampe, Isabel Mundry, Olga Neuwirth und Jennifer Walshe. Regelmäßig gastiert es bei großen internationalen Festi- vals für Neue Musik, unter anderem bei den Donaueschinger Musiktagen, den Wittener Tagen für neue Kammermusik, beim Lucerne Festival, Ultima Oslo, Ultraschall Berlin und Wien Modern, und folgte Konzerteinladungen etwa in die USA, nach Singapur und Israel. Szenische Konzertformate interessieren die sieben Musiker ebenso wie die Grenzgebiete zwischen neuer, alter und populärer Musik. In Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Video, Performance und Multimedia entstanden Projekte wie Der absolute Film und Schatten (in Koope- ration mit ZDF/arte), Simon Steen-Andersens Inszenierte Nacht und die musik theatralische Produktion Vor dem Gesetz von Martin Smolka und Jiří Adámek.
Dieses Jahr soll ein neues Werk der Siemens-Preisträgerin Rebecca Saunders für Ascolta und die Sopranistin Juliet Fraser in Zusammenarbeit mit den Festivals in Witten, ’s Hertogen- bosch, Huddersfield, Genf und Warschau entstehen. Und für 2022 steht ein Projekt mit den Literatinnen Felicitas Hoppe und Anja Kampmann sowie Musik von Milica Djordjević und Iris ter Schiphorst in den Startlöchern, das bei den Schwetzinger SWR Festspielen, in der Philharmonie Luxemburg, in Innsbruck und Stuttgart zur Aufführung kommen wird, gefördert von der Kul- turstiftung des Bundes. Neben seinen überregionalen und internationalen Engage- ments pflegt das Ensemble Ascolta die Zusammenarbeit mit den Stuttgarter Institutionen Musik der Jahrhunderte, Akade- mie Schloss Solitude, der Internationalen Bachakademie, der Staatsoper und den Stuttgarten Neuen Vocalsolisten. Ascolta wird gefördert von der Landeshauptstadt Stuttgart und vom Land Baden-Württemberg.
ELBPHILHARMONIE HAMBURG PRE SEN T S JAZZ IM KLEINEN SAAL 22.03.2020 SYLVIE COURVOISIER TRIO 09.05.2020 STEFANO BOLLANI 10.05.2020 LIEBMAN / BRECKER / COPLAND QUINTET 13.05.2020 MYRA MELFORD’S SNOWY EGRET 23.05.2020 FLAT EARTH SOCIETY 19.06.2020 ANTHONY BRAXTON ZIM MUSIC ELBPHILHARMONIE © Daniel Dittus TICKETS 040 357 666 66 WWW.ELBPHILHARMONIE.DE Projektförderer
DIE KÜNSTLER HEIKKO DEUTSCHMANN SPRECHER Nach der Schauspielausbildung an der Berliner Hochschule der Künste erhielt Heikko Deutschmann sein erstes Theater- engagement unter Peter Stein an der Berliner Schaubühne und spielte in der Folge unter Regiegrößen wie Robert Wilson, Jür- gen Flimm, Ruth Berghaus und Alexander Lang. Parallel dazu startete der vielseitige Schauspieler seine Film- und Fern- sehkarriere. Den Auftakt dazu machte 1985 der Film Walkman Blues in der Regie von Alfred Behrens. Es folgten zahlreiche Fernseh- und Kinoproduktionen wie die Literaturverfilmung Der Laden, die 1999 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus übernahm Heikko Deutschmann Gast- rollen in diversen deutschen Krimireihen, darunter Der letzte Zeuge, Rosa Roth, Ein starkes Team und Tatort. Zu den jüngsten Produktionen zählen etwa die Märchenverfilmung Schlaraffen- land und Inga Lindströms Zurück ins Morgen. Seit einigen Jahren steht Heikko Deutschmann wieder häu- figer auf der Theaterbühne, unter anderem im Renaissance Theater Berlin und im Théâtre National du Luxembourg. Da rüber hinaus war er in Das Blau in der Wand von Tankred Dorst bei den Ruhrfestspielen und am Düsseldorfer Schauspielhaus zu erleben. Erfolgreich ist er auch als Regisseur und als Spre- cher von Hörbüchern, etwa für die Hörbuch-Edition der Zeit- schrift Brigitte. 2015 verwirklichte er den vielfach ausgezeich- neten Kurzfilm Noch ein Seufzer und es wird Nacht.
GL AUBEN 24.4.— 25.5.2020 Gefördert durch W W W. M U S I K FE S T- H A M B U R G . D E
TIPP DECODER ENSEMBLE UNTERDECK Wenn Ihnen der heutige Abend gefallen hat, dann kommen Sie nächsten Dienstag am besten gleich wieder. Im Souterrain der Elbphilharmonie findet dann nämlich die nächste Aus- gabe der berühmt-berüchtigten Reihe »Unterdeck« statt. Gast- geber ist das Ensemble Decoder (Foto), eines der innovativsten und unberechenbarsten Kollektive der internationalen Neue- Musik-Szene, dessen ganz eigene, energetische Klänge in Konzerthäusern ebenso begeistern wie in angesagten Clubs. Ihr Programm entführt diesmal in eine post-apokalyptische Zukunft voll absurder Schönheit und Gefahr. Als Gast reist eigens das Experimentalduo Popebama aus New York an. 10. März 2020 | Decoder Ensemble Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren. IMPRESSUM Herausgeber: HamburgMusik gGmbH Geschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant), Jochen Margedant Redaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, François Kremer, Laura Etspüler Lektorat: Reinhard Helling Gestaltung: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyer Druck: Flyer-Druck.de Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier Anzeigen: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, antje.sievert@kultur-anzeigen.com BILDNACHWEIS Elena Mendoza (Guillermo Mendo); Jennifer Walshe (unbezeichnet); Kunst von Violetta Mahon (Jennifer Walshe); Francesco Filidei (Instituto Italiano di Cultura Stoccarda); Probe Francesco Filidei / Ensemble Ascolta (Ensemble Ascolta); Ensemble Ascolta (Klaus Steffes-Holländer); Heikko Deutschmann (Stefan Klüter); Decoder Ensemble (Richard Stöehr / Lorin Strohm)
WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN PRINCIPAL SPONSORS PRODUCT SPONSORS FÖRDERSTIFTUNGEN BMW Coca-Cola Kühne-Stiftung Montblanc Hawesko Körber-Stiftung SAP Lavazza Hans-Otto und Julius Bär Meßmer Engelke Schümann Stiftung Deutsche Telekom Ricola Haspa Musik Stiftung Ruinart Hubertus Wald Stiftung Störtebeker G. u. L. Powalla Bunny’s Stiftung Commerzbank-Stiftung Cyril & Jutta A. Palmer Stiftung CLASSIC SPONSORS Mara & Holger Cassens Stiftung Aurubis Programm Kreatives Europa Bankhaus Berenberg der Europäischen Union Commerzbank AG Stiftung Elbphilharmonie DZ HYP Edekabank Freundeskreis Elbphilharmonie GALENpharma + Laeiszhalle e.V. Gossler, Gobert & Wolters Gruppe Hamburg Commercial Bank Hamburger Feuerkasse Hamburger Sparkasse Hamburger Volksbank HanseMerkur Jyske Bank A /S KRAVAG-Versicherungen Wall GmbH M.M.Warburg & CO ELBPHILHARMONIE CIRCLE
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